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Full text of "Volkssprache und Volkssitte in Herzogthum Nassau .."

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6b. e.2 








Bin, Google 


Bin, Google 


Bin, Google 


onen, Google 
8 





Volksiprache und Vofksfitte 


SHerzogthum Naſſau. 


Ein Beitrag zu deren Kenntniß 


von 


Joſeph Kehrein, 


Direltor des herzogl. nafjauifchen Schullehrerſemlnars zu Montabaur, des 
Vereins zur Erforfhung der rheiniihen Geſchichte und Alterthümer zu 
Bainz forrefpondiereudem, der Gefellicaft für deutſche Sprache zu Berlin 
auömwärtigem, ber Yoniglicen deutfchen Gefelfchaft zu A..rigöberg In 
Breußen ordentlichen und des. hifterifchen Deren für den Adern 
inöbefondere die alte Erzdidceſe Köln Ehren Mitgliede. 


Weilburg. 
Drud und Verlag von 2. E. Lanz. 
1860. 








. Seiner Hoheit 


dem 


regierenden Herzog 


Adolph 


au 


Naſſau, 


dem großfinnigen Foͤrderer dieſes Verſuches über Sprache 
und Sitte Seines Volkes 


in tiefſter Ehrfurcht und Dankbarkeit 
gewidmet. 





Dita, Google 
8 


Vorwort. 


Jede fprache unterliegt geiftigen wie leiblichen einflüfe 
fen. geiftig wird fie durch poefle ‚und rede ausgebildet und 
in ihrer reinbeit von den dichtern erhalten und erhöht. tres 
tem ſchrift grammatif und endlich vervielfältigung im druck hiu⸗ 
zu, jo gewinnen dieſe handhaben entſchiednere gewalt über 
die ſprachregel und geftatten von ihr nur ſchwer und lange 
fam ausnahmen. Immerhin thut das vorgewicht des geiftes 
der natur der ſprache einigen zwang, weil bie Dichterijche 
tunft im einzelnen irren kann und das mündliche angefeffelte 
wort, obwol ungefchietter, fich freier bewegt. zu haus, un⸗ 
ter den feinen, redet ber menjch nachläffiger, aber behagli- 
cher und vertrauter als gegenüber andern und fremden oder 
ſelbſt beim nieberfchreiben feiner gebanfen. das verhäftnis 
der mundarten und bialecte erjcheint ſtufenweiſe ebenfo. jede 
mundart ift volfsmundart, heimlih und ficher, aber auch 
unbeholfen und unebel, dem bequemen hauskleid, in welchem 
wicht ausgegangen wird, ähnli. im grunbe firäubt ſich Die 
ſchaͤmige mundart wider das raufchende papier, wird aber 
etwas in ihr aufgejchrieben, fo kann es durch treuherzige 
uuſchuld gefallen: große und ganze wirkung vermag fie nie 
hervorzubringen... alle mundarten und bialecte entfalten 
fi vorſchreilend und je weiter man in ber fprache zurüid- 
ſchaut, defto geringer ift ihre zahl, defto ſchwaͤcher ausge 
prägt find fie... unfere heutigen volfsmundarten enthalten 
jewilfermaßen mehr als die fchriftiprahen, d. h. in ihnen 
Heden aud) noch genug überrefte alter dialecte die fich nicht 
dur fehriftiprache aufſchwangen. aus diefen volksmundarten 
wäre für die geſchichte unfrer ſprache erfledliches zu gemin- 
nen, wenn fie planmäßig fo unterſucht und bearbeitet wür- 
den, daß fi in ihnen jene fpuren einzelner bedeutender 
voͤlkerſchaften ergäben und man ermittelte, welcher großen. 
reihe jede angehört habe. für ſolchen zwed aber müfte we- 
niger nad} feltuen, ber fchriftjprache fremden wörtern, viel: 
mehr nach dem verhältnis aller eniſcheidenden laute, formen 


und ausbrüde geforfcht werben, fein dieſe gleich Heutzutage 
die gangbarften. Dem gang und fleigenden fortſchritt aller 
mundarten überhaupt an, we ift es aber auch, daß eine 
roße zahl berjelben fr erſt in fpäterer zeit hervorgethan 
Banken und ihre eigenheiten in früherer noch gar nicht zu 
erwarten find. (J. Grimm: Gefchichte. der deuiſchen 
Sprache. Leipzig 1848. ©. 827 f.) 
er Sprahfhag einer Laudſchaft laͤßt fich in zwei 
Haupttheile bringen: in Worte nämlich, welche die Schrift⸗ 
ſprache zwar kent, denen fie aber anbre Bedeutung 
gibt, und in ſolche die nur munbartlich find. Dieſe find 
entweber einer einzigen Landſchaft eigenthümlich oder finden 
fich in mereren. Die Samlung bat alle dieſe Fälle zu bes 
achten, und muß außerbem ſich über bie hochdeutſchen Worte 
ins Flare bringen, welche der Mundart felen und die von den 
Landb. wonern gar nicht verfianden werben. In jevem Dias 
lecte gibt e8 außerdem fremde Worte, welche durch Die ges 
bildeten oder durch die Kirchen: und Stat sterminologie, durch 
Juriſterei und Medizineret in das Volk gekommen find. Dies 
felben find meift ftark entftelt, verdienen jedoch die Aufmerk⸗ 
jamfeit, da das Beſtreben des Voikes fich unverftandeneRaute Deuts 
lich zu machen und die felbftftändige Behandlung fremderStämme 
anziehend ift... Dieſen Worten reihen fi) Die Eigennamen an, 
welche nicht jelten eine bedeutende Entftellung erfaren. Nicht 
mindre Aufmerkffamfeit verdienen die Ortsnamen, die vom 
Volke felten rein außgefprochen werben. Mit befonderer Theil> 
name aber möge auf Die deutſchen Namen fremder Grenz: oder 
Nachbarorte fo wie ber verweljchten beutjhen Stäte und 
Dörfer im MWeften geachtet werden. Wichtiger aber als 
diefe Worte find die fremden Glemente in der Sprache der 
Grenzlänber.... Was ben eingeborenen Wortihag einer 
Landſchaft betrift, fo werben folgende Seiten bei ber Kor- 
ſchung zu berüdfichtigen fein. Bas Leben des Menjchen 
von Wiege biß Grab hat feine mundartlihen Benennungen. 
Welche Worte gelten für Geburt, für. die Kindheit in ihren 
Stufen, jo wie überhaupt für die verſchiedenen Lebensalter 7 
für das Reifen der Gejchlechter, für den Liebesverker, für 
Brautftand, Heirat, Schwangerfhaft, für die mancherlei La- 
en und Geſchicke der Ehe, für altern und fterben? Cine 
hilderung der Gebräuhe, die in den Worten angebeutet 
werben, ift nötig, ebenfo eine Aufzeichnung der Lieder und 
Reime weiche daran bangen. Die volfsthümlihen Namen 
der Krankheiten, ber Heilmittel, ber Aerzte und Eugen Frauen 
reihen fi an; die Formeln, durch welche Krankheiten und 





Wunden beſprochen (gebüßt) werden, ſind aufzuzeichnen, 
ebenſo die abergläubifchen Meinungen weiche ſich an bie Vor» 
fälle des Leibl Lebens Fnüpfen, und die Reime welche 
etwa barüber im Volke Ieben. 

Wie heißen in ber Mundart bie Glieder des Körpers 7 
wer die Mundart durchforſcht, darf nicht vornem und alte 
füngferli thun. 

Die Kinder bilden fich eine eigene Sprache, deren Worte 
und Bilbung anziehend find. Auch die Kinderfpielegmüffen 
befchrieben, die Kinderreime und Nätjel gefammelt werben; 
es hat fi darin ein wertvoller Reſt ded Glaubens, ber 
Nechtögewonheiten und der Poeſie unſres Alterthums ges 
rettet. Hier iſt auch der Ort, auf Die Märchen und Sagen 
aufmerfjam zu machen... Das ganze Gebiet des Aberglaus 
bens hat der Samler in fein Bereich zu ziehen; an die Na- 
men der Gejpenfter und geifterhaften Weſen nüpft ſich von 
ſelbſt was von ihnen berichtet wird. Vermünfchungen Flüche 
und Schelten reihen fih an; in dem groben Geftein laͤßt 
ſich oft eine alte Erzader auffinden. 

Welche Namen füren bie kirchlichen Gebäude, Geräte, 
Gebräuche und Feftlichkeiten? welche Benennungen, Reimeund 
Lieber fnüpfen ſich an Heilige? die Verftümmelungen latei⸗ 
nifcher gottesdienftlicher Worte, die vollsthümlichen Benen⸗ 
nungen ber verjjiedenen religiöfen Bekentniſſe find nicht 
zu Überjehen. Der Forſcher wende fein Auge auch zu der 
außerkirchlichen geiftlichen Poeſie des Volkes, die in den ka⸗ 
— Ländern namentlich bei Aufzügen und dramatiſchen 

arftellungen fich erhalten hat. 

Der Kreißlauf des Jared und feine weltlichen Feſte 
werben dem Samler mandye Beute an Worten geben. Die 
Luftbarkeiten bed Volkes, mögen fie algemein oder auf ber 
ſtimte Tage und Zeiten befchränft fein, verdienen alle Aufs 
merffamfeit. Die Lieder, die dabei gefungen werben, bie 
Volkslieder überhaupt, laße man nicht umberhdfihtit, auch 
die Sprichwoͤrter nicht und bie Scherze und Wie, welche 
fich an beftimte Orte und manche Perfonennamen nüpfen. 
Wie heißen die Tänze? 

Sn allen Ländern gibt es einen Speijefalender, der mit 
allen Meinungen, welche baran haften, zujammengeftelt wer- 
den muß. ie landſchaftlichen Namen ber Speifen und 
Getränke, die Geftalt des Badwerkes mögen beachtet wer« 
den, ebenfo die Benennungen bed SKüchengeräts und bes 
Hausrats überhaupt, Selbſt auß biefem anſcheineud gleiche 


IV 


giltigen und bedeutungsloſen laͤßt fich für die Kentniſs uns 
ſerer Vorzeit nicht unbedeutendes entnemen. 

Gleich) den Geräten und Zierraten im Haufe muß das 
Haus felbft famt dem ganzen Hofe durchmuftert werben. 
Eine Beſchreibung ber baͤuerlichen Bauart ift nötig; darin 
und felbft im Ban fleiner Dorflicchen ſpricht fih Stammes« 


eigenthümlichfeit auf. Auch die Vertheilung der Felder und. 


die Anlage der Dörfer ift in dieſer Hinfiht von großer Ber 
deutung. Auß kulturgeſchichtlicher und ethnographiſcher Rück⸗ 
fiht Hat man auch fein Auge auf bie Tracht des Landvol⸗ 
tes zu werfen. Die Stoffe der Gewänber, Schnitt und 
Farbe derjelben, Hartracht und Kopfbededung, fo wie der 
Schmud werde beichrieben. 
Eine gan bejondere Xheilname hat der Samler dem 
Leben des Landbauers zu ſchenken. Die Benennungen aller 
Arbeiten im Hofe und Felde, auf Wiefe Wald und Wein 
garten, die Namen des Geräted und ber Werkzeuge, der 
Oetraibearten, Zutterfräuter und Gemüfe find zu erforſchen. 
Jeder Gau hat vom Baume biß zum Schwamme feine lands 
ſchaftlichen Pflanzennamen. Hier und da finden fih Neime 
und Lieder dafür. Welches find Die Iandfhaftlichen Namen 
der Thiere? wie heißt das nd des Haufes und Hofes, 
welches find die Lodrufe zum Futter? Die Schrete und 
Lieder der Hirten, die Hirtenfprache, ihre Wetterregeln find 
zu fammeln. 

Wie heißen Die Abftufungen des Geſindes? die ver 
fchiebenen — der Landleute und ihre Befigungen? bie 
Abgaben und Dienfte, welche fie zu eiften hatten und noch 
leiften? Hierbei richte der Samler den Augenmerk auf bie 
alten Hof- unt Dienftrechte, auf Die Weisthümer und Schöp- 
penbüder, Die alten Namen von Gerichte: und Kirchen⸗ 
Iprengeln, von Bauen, Feldmarken, Thaͤlern, Hügeln, Vers 
gen, Weiden und Wiefen fuche man zu erforfchen. Die 
möünbliche Ueberlieferung muß hier mit ber fchriftlichen in 
Kronifen Urkunden Salbüchern und Urbarien in Verbindung 
gebracht werben. 

Jäger und Förfter haben ihre befonderen Außbrüde, 
unter denen gewijs landjchaftliche find, dasſelbe gilt von der 
Berg. und Huͤttenmannsſprache. Wer noch möchte des 
mundartlichen in den Kunftaußbrüden der Fiſcher und Schif- 
fer zu finden fein und in den Bezeichnungen für Waßer- 
und Deichbauten. 

Eine reiche Fundgrube öffnet fih dem Samler in dem 
Sprachſchatze der Handwerker. Die Arbeiten ber einzelnen 


v 


Gewerke und ihr Handwerkszeug laße man ſich nennen. Bei 
neuen Maſchienen gibt der Arbeiter den Theilen gewönlich 
eigene deuiſche Namen; man achte darauf. Die desräude 
in dem Zunft: und Zufammenleben der Gewerke, die Hand- 
werkögrüße Sprüche und Scherze, die Geſelſchaftslieder und 
Spottgefänge eined Haudwerks auf das andere ſuche man 
zu erlangen. Wenn auch vieles davon deutſches Gemein: 
aut ift, jo find gewiſs auch Abweichungen und Gigenthüm- 
lichkeiten der einzelnen Länder, vielleicht fogar ber bebeuten- 
deren Orte, vorhanden. Auch die Warzeichen der Stäte 
find bei den Handwerfen zu fammeln. 

In dem Hanbelsverkere haben ſich landſchaftliche Bes 
nennungen ber Waren Fengeieht, weniger freilich bei dem 
Großhändler als bei dem Krämer. Ju den Fabrikſtrichen 
hat ber Forfcher ebenfalls feine Ernte ftehen. Iſt er ein 
mal unter Merkurs Stabe, fo ſuche er auch nach ber Diebd- 
und Gaunerſprache, wohei Gerichts⸗ und Polizeibeamte, auch 
Landwirte und Forſter behilflich fein Können. 

Bei diefen Samlungen hat man das Iebendige Wort 
als erfte Duelle zu betrachten; notwendig muß aber auf bie 
ſchriftlichen Denkmale der Mundart in älterer und neuerer 
Zeit Rüdfiht genommen werben. Urkunden, Rechtsaufzeich- 
nungen, geſchichtliche Darftellungen, Gedichte oder ſonſt welche 
Schriften, worin die Mundart irgend hervortritt, find ſorg ⸗ 
fam zu durchforſchen. Jedes Jahrhundert wird feinen Ans 
theil zu der Samlung liefern. 

Bei jedem Funde verzeichne man ben Fundort genau; 
die verſchiedene Außfprache eines und besfelben Wortes, die 
abweichende Bedeutung, welche in den verſchiedenen Gegen 
den ſich findet, find einzutragen. (Karl Weinhold: Ueber 
deutſche Dialectforfchung. Wien, 1853. ©. 7 d 

Diefe Säge von zwei bewährten Männern, deren eigen- 

jimliche Schreibweife (nur mit Ausnahme der lateiniſchen 
rift) ich abfichtlich beibehalten Habe, geben klaren Auf- 
ſchluß über die Wichtigkeit und Die Art und Weiſe der deut: 
hen Dialektforfhung. Ich Bin zu meiner Arbeit durch fie 
nicht zunächft angeregt, wol aber geftärft und belehrt wor- 
den. Bereits im Jahr 1843 Hatte ih von Mainz aus, mo 
ich damals Gymnaflallehrer war, einen Öffentlichen Aufruf 
erlaffen, mich bei der Ausarbeitung eines Wörterbuches ber 
heſſiſchen und naffauifchen Mundarten zu unterftüßen. Ich 
erhielt von verſchiedenen Seiten freundliche Zufage, auch 
bald einzelne ſchäͤtzenswerthe Beiträge, beſonders and ber 
Wetterau und dem Odenwalde. Dur meinen Uebertritt 





vi 


an das naffauifhe Gymnafium zu Habamar im Frühjahr 
1845 wurde ich dieſem Bmeige des dentſchen Eprahftubiums 
auf längere Zeit entzogen, wenn ich basjelbe auch nie ganz 
aufgab. Im Jahr 1854 erließ ich im „naſſauiſchen Schul: 
Blatt“ Nr. 45 einen neuen Aufruf zur Unterftüßung, der 
dann allenthalben in Naflau, beſonders bei den Herten Beift- 
lichen und Elementarlehrern eine gute Aufnahme fand. Die 
von vielen Seiten her mir gewordene Unterftüßung feßte 
mid) nad und nach in Stand, an die Ausarbeitung des 
Gejammelten zu gehen. Was ich fo felbft gefammelt, was 
Andere mir Belgefeuert, das biete ich hiermit den Freunden 
der deutſchen Volksmundarten als beſcheidene Babe. 

Die Punkte, welche Profeſſor Weinhold in den oben 
mitgetheilten Saͤtzen als beſonders zu beachten bezeichnet, 
babe ich alle berüdfichtigt, ohne daß es mir jeboc möglich 
geweſen, Bei allen eine gleich reiche Ausbeute zu gewinnen. 
Nur die Ortsnamen habe ich ganz ausgeſchloſſen, weil 
ic) eben damit bejchäftigt bin, biefelben in einem beſondern 

erfe zu bearbeiten, worin auch Die Namen der Gemarfunge- 
theile (Wälder, Felder, Wiefen, Weinberge ꝛc.), von denen 
in dem vorliegenden Buche nur einige angeführt find, Auf 
nahme finden werben. 

Ich Bin übrigens nicht bei der heutigen Volksſprache 
ftehen geblieben ; ich habe vielmehr auc nun laͤngſt veraltete 
und ausgeflorbene, meift für Kultur» und Rechtsgeſchichte 
bedeutende Wörter aufgenommen, die fih in der Limburger 
Chronik (Ausgabe von 1720), in den nafjauifchen Weis— 
thümern von I. Grimm und in andern alten nafjauifchen 
Urkunden (beſonders in den Annalen des Vereins für naſſ. 
Alterthumskunde, ın der heſſiſchen Landesgeſchichte v. ©. B. 
Wend, in den Rheingau. ülterthümern von F. I. Bods 
mann, im Cod. diplom. francof. von Böhmer x., inder 
Beichwerdefchrift der Gemeinde Griesheim aus bem legten 
Viertel ded 13. Jahrhunderts, aus den Mittheilungen bes 
Vereins für Geſch. und Alterthum in Frankfurt a. M. ber 
fonder8 abgebrudt, von Dr. F. Roth und Dr. 2. 9. Gu- 
ler, $ranffurt 1858) finden, obwol idy weiß, daß fie nicht 
alle als eigentlich nafjauifch gelten können. 

Was den geographijchen Raum betrifft, fo ſah ich mich 
leider genöthigt, vor der Hand das aus Hefien Gefammelte 
bei Seite zu legen (da es im Ganzen zu menig war) und 
mic, auf Naffau zu befchränfen, nur wo die Vergleihung 
belehrend war, habe ich audy die heſſiſchen Munbarten, bes 
ſonders die wetterauiſche beachtet. Die rheinheffiiche Gegend 


vH 


von Mainz bis —5 (meine Heimat) habe ich durch⸗ 
gehends mit berhdfichtigt, weil ihre Sprache mit der Sprache 
im nafjauifchen Rheingau meift übereinjtimmt. Darum find 
andy manche Belegftellen aus ben Gedichten von F. Len« 
nig mb Ph. Thielmann beigefügt; and Schriften in 
der Darmflädter Mundart (Streff, Datteri), wie in 
der Franffurten (Bürgerfapitän, Hampelmann x.) 
nur dann, wenn die Wörter auch in Naſſau gebräuchlich find. 
Die einzelnen Wörter find in den verſchiedenen Aus» 
ſprachen ſowie mit den verſchiedenen Bedeutungen und mit Ans 
gabe der Fundorte (zunächft der Aemter, oft au) der nen 
Dörfer) verzeichnet. Die Angabe dieſes und ds rteß, 
woher ich den Beitrag erhalten, fchließt den Gebrauch bed 
Wortes an andern Orten nicht aus. Bugleich ift verſucht, 
die Wörter durch Beifügung ber ältern Formen, wie ber 
Formen in andern deutjchen Dialekten und durch Heran⸗ 
giehung und Bergleihung verwandter Erſcheinungen in ans 
ern Sprachen zu erklären. Die älterneuhochdeutſchen 
Wörter find zum größern Theil aus meiner „Brammatif der 
deutfchen Sprache des 15— 17. Jahrhunderts” (Leipzig 
1854—56. 3 Bde.), wo bie Quellen immer angegeben find, 
bann aus dem Glossarium Latino-germanicum medise et 
infimae aetatis e codicibus manuscriptis et libris impres- 
sis coneinnavit Laurentius Diefenbach. Francofurti 
ad Moenum 1857. 4 und aus „Der Teutſchen Sprache 
Stammbaum und Wortwachs“ ꝛc. vondem Spaten (Stie- 
ler), Nürnberg 1691. 4 genommen. Daß ich weiter für 
die ältefte und ältere Beit bie Werke von %. Grimm 
Deu je Grammatik, Geſchichte ber deutſchen Sprache), K. 
Boutermwek (Angeljähl. Gloſſar), 2. Diefenbad 
(Goth. Wörterbud), Gabeleng-Löbe (Goth. Wörter 
buch), G. ©. Graff (Althohb. Sprahihaß), Müllers 
Barnde und 4. Ziemann (Mittelhochdeutiche "Wörter 
bücher), W. Wadernagel (Wörterbuch zu feinem altb. 
Leſebuch) u. A. und für die neuere und neuefte Beit die 
Werke von Brimm Weutſches Wörterbuh), F. L. K. Weis 
gand Synon. und Deutſches Worterbuch), W. Hoffmann 
Deutihes Wörterbud), &. F. 8. Wurm (Deutſches Wörs 
terbuch u. A. und Das allg. terminolog. dkonom. Lericon 
von F. B. Weber benupt habe, ohne überall ihren Namen 
anzuführen, befenne id mit Dank gegen dieſe verbienten 
Männer. 
Als Schulinfpektor habe ich in verſchiedenen Glementar- 
ſchulen auf dem Lande eine Erfahrung gemacht, die mid) 


vi 


zur Beigabe ded zweiten Anhanges beftimmt hat. Kam 
im ae dieſes ober jenes Thier, dieſe oder jene Pflanze 
vor; fo verftanden fehr oft die Kinder Die fonft klare und 
gute Setläung bes Lehrers nicht, weil fie Die ihnen unter 
einem andern Namen recht gut bekannten Thiere und Pflan- 
zen unter dem vom Lehrer gebrauchten naturgefchichtlichen 
Namen nicht kannten. Der Lehrer hatte 3. B. eine Kröte, 
einen Schmetterling naturgefchichtlich befchrieben, bie 
Kinder Fannten aber nur eine Huth, Kree, Lurch und 
ein Summervielde, eine $limmermaud: augenblid- 
lich war den Kindern die naturgefchichtliche Beſchreibung des 
Lehrers Elar, als ih die Volisnamen der Thiere nannte. 
Mancher Lehrer wird darum in einer Gegend, wo er nicht 
heimiſch, die Volksſprache ihm darum minder befannt ift, 
dieſen Anhang gebrauchen fönnen. 

Was die zweite Abtheilung meines Buches betrifft; 
fo wünfche ich, Daß das Gegebene freundlich aufgenommen wer: 
den möge, jo ſehr ich bedaure, daß ich nicht mehr. geben 
konnte. Manchts von dem Mitgetheilten iſt auch ſonſt 
in Deutſchland bekannt. Ich habe die mir von verjchiede⸗ 
nen Seiten zugefommenen Stüde in Bezug auf die Fafjung 
faft ganz unverändert gelaffen, nur bie Orthographie ber 
Gleihförmigfeit wegen bier und da verändert. 

Unter den Spielen und Braͤuchen dürfte der Freund 
dieſer kulturgeſchichtlichen Dinge manches nicht ganz Unwich⸗ 
tige finden. Es iſt nur zu bedauern, daß die Bräude 
und Trachten der Erwachſenen immer mehr ihr Volks⸗ 
thümliches, ihr Nationales ablegen und ſich in bie flade 
Sügemeinheit verlieren. Die Lieder und Spiele ber 
Kinder, jo fehr fie an ben verſchiedenen Orten Deutſchlands 
einander ähnlich find, bewahren mehr ihre volfsthümlichegriche. 

Die Abtheilungen Aberglaube und Mythologie 
enthalten zwar nur weniges, aber immerhin einiges Neue. 

Mit Dank füge ich Hier Die Namen der Männer bei, 
welche mir größere ober fleinere Beiträge uberſchickt haben, 
mit Angabe ihrer bamaligen Wohnorte und ber Aemter, 
welche in ihren Beiträgen befonders berüdfichtigt find: Leh⸗ 
ver Ax in Dreisbach A. Marienberg, 2. Beder in Gronberg 
A. Dillenburg, 8. Brög in Meudt A. Wallmerod und Hada- 
mar, 8. Dedu in Maroth A. Selters, Pfr. Dern in Flacht A. 
Wiesbaden, L. Dillmann in Eſchelbach A. Hadamar, L. Dön- 
ges in Becheln A. Naſſau u. Schwalbach, L. Cufin ger in ſtö— 
nigſtein A. Idſtein, L. Fiſch bach in Prath A. Braubach, Schwal: 
bach u. St. Goarshauſen, Apotheker Fuckel in Oeſtrich A. Elt⸗ 


IX 


ville und Reichelsheim, 2. Gauſchem ann in Altenhain A. 
Königftein, 2. Gläßner in Dernbad) A. Montabaur, Berg- 
geſchworner Gög in Caub A. St. Goarshauſen, 8. Heins 
rich in Bierſtadt A. Hachenburg, Steuermann Herbrich 
in Gaub 9. Et. Gvarshaufen, 2. Hofmann in Freilingen 
A. Selters, Herborn und Rennerod, 8. Höhn in Bel. 
neudorf A. Montabaur, & Hölper in Dahlen A. Wall- 
merob, 2. Holz in Kelkheim U. Selters, Königftein und 
Eltville, 2. Horn in Bad A. Marienberg, 2. Horn in 
Wellmich A. St. Goarshauſen, 2. Hörle in Obertiefen 
bach A. Runkel, 2. Härte in Dombady A. Ufingen, 8. Hur- 
1er in Horrefien A. Montabaur und Wallmerod, 2. Junker 
in Sransberg U. Ufingen, 8. Klein in Wiesbaden W. Wies- 
baden und Hochheim, 2. Kröd in Caub A. St. Goarshau⸗ 
fen, 2. Kuh in Burg 9. Herborn, Rektor Lade in Dillens 
burg 9. Dillenburg, Pfr. Lez in Caub A. St. Goarshaus 
fen, Dillenburg und Wiedbaden, 2. Löhr in Oberjosbach 
a. Selterd und Idſtein, L. Mackel in Stangenroth U. 
Marienberg, 2. Meurer in Dahlen X. Hadamar, 2. Moo8 
in Meudt A. Wallmerod und Hadamar, 8. Müller in 
Graͤvenwiesbach A. Runkel, 2. Müller in Straßebersbach 
9. Limburg und Raffau, 2. Müller in Miellen A. Braus 
bach und Eltville, & Münz in Gudheim A. Wallmerod, 
£ Hehl-in Hainichen A. Ufingen, L. Pfaff in Fuffingen A. 
Habamar, 2, Priefter in Holzappel A. Diez, 8. Puld 
in Pateröberg A. St. Goarshauſen, Buchdrucker Stein in 
Wiesbaden, I. Sauerwein in Niederwallmenach A. Naftät- 
ten, Pfr. Altenb erg in Nauheim. Limburg, L. Schepp 
in Flacht A. Diez, 2. Schirg in Caub U. St. Goarshauſen, 
2. Schönleber in Mojhheim A. Eltville, Montabaur und 
Marienberg, 2. Schloß in Meudt A. Walmerod und Has 
damar, L. Schupp in Oberbrechen U. Limburg, L.Schuͤtz 
in Friedrichsthal A. Koͤnigſtein und Ufingen, X. Seibert 
in Haufen U. St. Ooaröhaufen, Limburg, Wehen und Wied- 
baden, 2. Seiler in Rebe A. Herborn, Rennerod und 
Marienberg, Pfarrer Snell in Langenbach U. Weilburg, 
2. Spieß in Langenbad U. Weilburg, % Steven in 
Oberreifenberg A. Ufingen, Recepturacceffift A. Raidt in 
Naſſau, 8. Stimbert in Set A. Rennerod, Pfarrer Stirn 
in Harheim A. Höhft, L. Streun in Höhr U. Selters 
und Montabaur, Pfr. Weyer in Haſſelbach A. Ufingen, 
2. Wigand in Dreifelden A. Selters, Amtsacceſſiſt Wiß— 
mann in Selters A. Selters, Pfr. Wolf in gene a 
Montabaur, L. Wolff in Mengeröficchen A. Weilburg, 


X 


Kaufmam 3. Würz in Lord U. Rüdesheim, Pfr. Zeiger 
in Gemmerich, A. St. Goarshaufen und Hachenburg, 8. Zir⸗ 
vas in Niedergladbach A. Montabaur, Schwalbach, Rüdes- 
heim, Idſtein, Ufingen, — die Seminariften Acht in Ren 
tershaufen A. Wallmerod, Ehmann in Limburg A. Lim- 
burg, Hellerbad in Buch A. Naftätten, Hergenhahn 
i udmar A. Runkel, Höhn in Hundfangen A. Wallme 
rod, Horne in Königähofen A. Idſtein, Kinkel in Soffen- 
beim 4. Höhft, Lehnhänfer in Rennerod, Lin in Lord 
A. Rüdesheim, Marz in Thalheim U. Hadamar, Müller 
in Probbah U. Weilburg, Schepping in Montabaur, 
Schneid er in Münfter A. Höchſt, Sed in EiſenbachA. Idſtein. 

Zuletzt erwaͤhne ich noch, daß ich ber münblichen Uns 
terredung mit den 9. Lehrern am Hadamarer Gymnafium 
und biefigen Seminar mandjed Wort und manchen Aufihluß 
verbanfe, und daß ich ben Haupttheil des Manufkriptes der 
erften Abtheilung in freien Stunden den Seminariften vor 

velefen habe, um mir von ihnen bie Ausſprache und Bes 
Seutum ber Wörter und die Angabe der Orte, wo dieſel⸗ 
ben gebraucht werben, vervollftändigen zu Taffen. 

Die allgemeinen Hilfsmittel, weldhe zur Erklärung ber 
einzelnen Wörter mir zu Gebote fanden, find oben bereits 
erwähnt. Im befondern nenne ich noch: 

1) Karl Gottlieb Anton: Alphabetiſches Verzeichniß 
mehrerer in ber Cherlaufig üblichen, ihr zum ku eigen: 
thumlichen, Wörter und Redensarten. In den Görliker 
Oymnctiatprogrammen 1825—48. 19 Stüd, angeführt mit A. 

2) Friedr. Carl Fulda: Verſuch einer allgemeinen 
kenn Idiotikenſammlung. Berlin und Stetin 1788., mit 
F 

8. 6. Honcamp: Die Volale der weftfälifchnie 
Beben Mundart, im Archiv für das Studium der neues 
ren Sprachen und Literaturen von Herrig und Viehoff. 
1848. IV, 156 f. 401 f. 

4) Ant von Klein: Deutſches Provinzialmörterbud. 
Frankfurt und Leipgia 1792. 2 Bde. 

5) J. G. L. Kofegarten: Wörterbuch ber nieder 
Beutjchen © Sprache. Greifswald, 1856. 

W. F. ©. Reinwald: Hennebergiſches Idiotikon. 
FIR, und Stetin 1793, mit R angeführt. 

7) Joh. Andr. Sämeller: Die Mundarten Bayerns. 
Münden 1821. 

8) Joh. Andr. Schmeller: Bayeriſches Woͤrterbuch 
Stuttgart und Tübingen 1827—37, A Bde. Dieſes Höchft 





xl 


wichtige Buch ift mit Sm. nad) Band und Seitenzahl an« 
geführt, da es nicht alphabettfch georbnet ift. 

9) M. Joh. Ehriftoph Schmid: Verfuche eines ſchwã⸗ 
bifchen Idiotikon. Berlin und Stetin o. 3. (nad 1793) 
mit Sd. angeführt. 

10) Karl Chriſtian Ludwig Schmidt: Weftermälbi- 
ſches Idiotikon ꝛc. Hadamar und Weilburg 1800. Es ent- 
halt nad) des Verfaſſers Angabe nur die Idiotismen des 
mittlen Weſterwaides oder eigentlich die der Herrſchaft 
Wefterburg und der angränzenden Ortſchaften (9. Rennes 
rod). Da dieſes Buch mehrfach in andern Werfen ange 
führt ift, fo habe ich es bei jedem Worte, das in bemfelben 
enthalten ift, mit S angeführt. 

11) Herm. Schüß: Das Siegerländer Sprachidiom. 
Sn den Programmen der höhern Bürger: und Realſchule zu 
Siegen 1845. 1848, angeführt mit Sch. 

12) Franz Joſ. Stalder: Verſuch eines jhweizeriichen 
Spiotifon. Aaran 1812. 2 Bde. mit St. nad) Band und 
Seitenzahl angeführt. 

13) Heint. Viehoff: Landſchaftliche Ausprüde aus 
der Nachbarſchaft von Neuß. In dem von ihm herausges 
gebenen Archiv für dem Unterricht im Deutſchen. Düffel« 
dorf 1844. 2. Jahrg. ©. 149 f. 

14) Karl Weinhold: Ueber deutſche Dialectforſchung. 
Die Laut» und Wortbildung und bie Formen ber fl 
ſchen Mundart, Wien 1853, mit Wd. angeführt. 

15) Karl Weinhold: Beiträge u einem fchlefiichen 
Wörterbuhe. Wien 1857, bloß mit angeführt, da es 
genau alphabetifch geordnet ift. 

16) Joſ. Anfelm Pangkofer und H. Karl From⸗ 
mann: Deutſchlands Mundarten. Nürnberg 1854 f. 

17) Joh. Matth. Firmenich: Germaniens Völker 
ſtimmen. Berlin 1845 f. 

Ich ſchließe dieſes Vorwort mit dem Wunfche, mit wel- 

em Schmeller die Vorrede zu feinem weit vollfonmneren 

arke geichloffen: „Es glaubt der Verfafier feine eigene 
Ueberzeugung von ber Mangelhaftigkeit diefer Sammlung 
nicht beſſer darthun zu Fönnen, als indem er die künftigen 
Beliger des Buches erfucht, demfelben eine Anzahl leerer 
Blätter beizufügen, auf welchen, was fie beim Nachſchlagen 
vermiffen, ober mangelhaft oder gar unrichtig finden, Ahr 
eine dereinftige vollfommene Sammlung ober Doch für einen 
Nachtrag zu diefem Verfuche vorgemerkt werben könne.“ 

Montabaur, 24. Januar 1860. 3. Kehrein. 


x 


Mbfürzungen. 


A.=Auton: Oberlauf. Idlotikon. 
Bodmann: Rhy. Alterth. 
ulda: Afg teutſch. Jpiotf, 
Grimm: Redtsalterthümer. 
Grimm: Weisthümer. 
fein: Deuſch. Provinzial. 
Limburger: Chronik, 
einwald: 9 ennehen Idt. 
nit: Wefterw. Jpietit 
Rn Spradild. 
d: Edwäb. iotit. 
:Bı örtb. 
talder: Schweizer. diorif. 
Veinhold: Echlef. Werk. 
Beinhold: Dialekiforih. 
—8* 













iſach 16. de 
aan ned 


altnicderländiich 
auſachfſch (0. Jahrh.) 


nid. 
Diminutio (Berfleineruug). 
eigentlich. 
—— — 
figärlic. 
Er 


eig, 
en. 





a 
En An $ Jahrh. 








berlaufig. (meift a. Anton). 
ittelße Beutit2 143.1 
mitteldeutich (d. Tage n), 
mittellateinifch. 
ittelniederdeutſch. 
mittelndl. ittelniederläudtic. 
mittelchein. —mittelrheinifd (d.8.n.) 












nd. a Der Lage nad). 

ndf. iederfächfiich (m. ebumı, 

hd euhochdeutich (18-19. 3. 

nord norddeutſch (dev Lüge ıı. a 

obd. —oberdeutich (der 3 e nach). 

re —5 —8 Th a. Karten). 
art 

pfal⸗ are — a. Klein), 

3 ural 

FE} Präpofition, 

Bräf. =Präfens 

Bräi Präteritum (Imperfelt). 

Rda jedensart. — arten, 

vefl.; eflexiv. 

rheln. —rheinifh ( rechte und linke 


ite von Mainz bis Bingen). 
FR im Reuhochdtſch 

5 . 
lefisch (mi. a. Weinhold). 


füddeutich der Lage uach) 
” nonym (innverwandt). 
tranf. — tranfitiv. 
übh. — überhaupt. 
unperf. ee 
urfpr. — urfprin, 
unterrhein. — u, Rheinfeite von 
Rüdesheim abwärts bis an Preußen. 
vgl. — vergleiche. 

vlt, — veraltet. 
— weſterwaͤldiſch (fo. Schmidt 

nicht reicht). 
wetterau. — wetterauiſch 
wt. — weitverbreitet (inNafjau und 
über Raſſau hinaus.) 

in ahd. u. mhd. W. mit latein. 

vertritt das alte Fi. 
. — zuſammengezogen. 

H . — ufanımen; ed 
31. Zu— Tammenfehung, gen. 


Andere Abkürzungen find leicht verſtaͤndlich. 





Erle Abtheilung. 


Vollksſprache. 


LZaut⸗, Wort⸗, Satzlehre. 


Dita, Google 
8 





1. Zofale und Ronfonanten. 


1. Ausſyracht nach Fänge und Kürze. 


In der hochdeutſchen Sprache find die früheren Kürzen 
vie — verlängert. Die Volksſprache hat in 
ganz Deutſchland Die alte Bine oft gewahrt, felten die alte 
unb neue Kürze verlängert. Bon den naſſauiſchen Munb- 
arten behnen einige auf dem Weſterwald (befonders im Amt 
Hadyenburg und Rennerod) und am Unterrhein (befonbers 
im Amt St. Ooarshaufen) —T kurzen Vokal der Schrift⸗ 
ſprache. Man vgl. Haag (Hacke), Schaade (Schatte), 
dahn (dam), Saalz (Sal), ahlen (Halten), ahl, 
kahl (alt, Falt), Heeg (Hede), Heerchen (Herrchen), 

—X re Drebt, Geht, Spehk, Stehke 

ed, peck, Steden), Teehf Erf), zehien 
— rg Beh), Gool d (Gold), Doochter (Tochter), 
uh 


2. Vokalt. 


In den nachfolgenden Nummern ſtehen vor dem Zeichen 
— bie Bofale der Vollsmundarten. 
2. 

1. a — mhd. a, nhd. & (weft. und Ufingen zuweilen): 
fich anen, walgern. 
2. a — mhd. e (offen, Umlaut von a), uhd. e: 

Ragen ea) Trapp (weit. rhein. unterrhein.). 
a ẽ (gefchloffen), uhd. e, befonders vor r: 
—8 Barg, — Garſt, Farſt (Garſcht, Farſcht), 
—B art (alle rhein. unterrhein. weft.), jahnen, 
zahnen, > ifeonen, regnen (Ufingen), halfen (weil). 


4 a = mhd. o, nbd. 0: Bla (Blod), Faden, 
nad, dad, Darf, Tall Sites, Jennerod, Hachen · 
burg, Selters, Montabaur). Bgl. Nr. 


4 


5. &= mhd. e, uhd. ä: zahlen (zählen) Hört man 
bier und da auf dem MWefterwald. 

6. & — mhd. 8, uhd. e, befonders vorr: Ard, Bar, 
ar (rbein.). Vgl. Nr. 3. 

7. &= mhd. ei, nbd. ei (faft in ganz Nafjau, vor 
jüglih am Rhein): and, kans, Elan, Amer, famdhen, 
amden, brat, Klad, Gas, Gafel, Hafen, Was, 
Mafter, Flaſch, gal. Beſonders zu beachten ift Gſond⸗ 
bat (Nennerod), Monderfat d. i. Munterfeit (Steind- 
berg U. Diez). Vgl. Nr. 22, 

8 &= mbd. ou, nhd. au (vom Rhein bis an den 
Wefterwald): Stab, Rab, Lab, glawen, rawen 
(glauben, rauben), lafen, Age, Bam, Tram u. a. 

9. & = mhd. u, nhd. au (jelten): Mal (Weilburg). 

10. & = mhb. iu, du, nhd. eu: getra, Ha (König: 
fein, Ufingen, Naſſau, Limburg, Runfel). 

11. & für en und er f. Nr. 156. 166. 

Anm. Die File 1 — 10 kommen aub in den Exhriften des 
15 — 16. Jahrhunderts und in andern heutigen Dialeften vor. Dal. & 
Ar. 1 — 5 meine Grammatit des 15 — 17. Jahrhunderts I, $. 39. 40, 
Scähmeller: die Muudarten Bayerns $. 183. Weinhold: Dialett⸗ 
forfchungen S. 22 26. 27; zu Rr. 7 — 10 m. Gram. I, $ 41. 42 43. 
Sämeller $. 157 f 

12. ao = mhd. a, uhd. a (eigentlich a mit darüber 
fiehendem o, einfacher Mittellaut zwiſchen a und o, mit 
Vorherrſchen des a; das Eure a wirb Bier meift 
lang, befonders in den Aemtern Meitburg, Nennerod, Ma: 
rienberg, Herborn, nimmt dann allmählih ab bis an ben 
nördlichen Taunus, wird am füdlichen Taunus nit mehr 
gehört): waor, gaor, ftaorb, ſchwaorz, daos, faot, 
Taocht, gemaodt, Raowe, aower (Nabe, aber). 

13. ao — mbd. &, nbd. a (jelten, |. Nr. 12): Jaohr, 
Salaot (Marienberg), Macht (Rennerod). 

14. a0 = mhb. o, ö, nhd. o (jelten): daoch, naoch, 
Laoch, kaochen (Meilburg); waol (wol), | hraoh (ſchroh) 
in Rennerod. Dgl. Nr. 4. 

15. oa — mhd. a, nbd. a (eigenlih o mit darü⸗— 
ber fehenbem a, einfacher WMittellaut zwiſchen o und 
a, mit Vorherrfchen des o, etwas verjhieden von Nr. 12 f., 
aber meift in denfelben Wörtern vorfommend, bier und da 
auf dem MWefterwald, mehr in Reichelsheim und am Taunus, 
nicht am Oberrhein, wenig am Unterrhein gebräuchlich): 
Säloat, Toat (Schlag, Tag), waor (Dillenburg), Moar, 
woar, Foarmen_(Rennerod), Loar (Raben), vartlich, 


5 


Eoarmfen, Wonfen (Ufingen), Groas, Poad, Schloagk, 
Doarf, Goarte (Neihelöheim), Poar, Loare, vart 
sa Königftein), Koarſt, [hwoarz, foahren, Doak, 
Doadl, Hoabd (St. Goarshaufen). 
16. oa — inhd. &, uhd. a (felten): Joahr, Hear 
ey Dawet (Abend), sah (Hachenburg, Herborn). 


17. oa = mhd. o, ö, ou, nhd. o, a, au (felten): doa, 
Dawe (Ofen, Hachenburg), — (auch, Nenucrod) 

18. oa — mbd. u, nhd. u fjelten): Woarzel (St. 
Goarshauſen), vannern (Ufingen). 

Anm. Die Säle 12 — 18 kommen meilt auch in Weſtfalen und 
im Giegerfand vor. ©. F. C. Horcamp in Viehoffs Archiv w für 
das Erubium der neueren Sprasen und Kiteraturen. 1848. 4. 
und $. Shüg. 1845. ©. 

A. E. 

Die Volksmundarten haben mehr e als aͤ, da fie ben 
er & 81 ü) meift nit ſcharf hören Iaffen. 

9. d. e, a, nhd. e, &, a (hier und ba auf 
dem —E Flännen (Hadpenburg), ärtig (Wall 
merob), Ark, ftärk, (Weilburg, Runfel, Limburg, Idſtein, 
hier und da "auch in R einen, z. B. Sngelfeim), baͤrſch 
(Rennerod). Vergl. Nr. 23. 

20. mi. €. (jelten): te d. i. gegeffen, äßen, 
fräßen, (auf dem hohen Wefterwald, auch hier und da im 
Amte Montabaur). 

21. 5=mbb.i,nhd. i (ſelten): gäf, d. i. gib (Marien« 
Herg), Gaft (Mennerod), närfend, Wänter (Hadhen- 
burg), Shämb, ſchämbelich je: i. 'Shimpf, ſchimpflich, 

Sa, Amt Bailmerob). 

.& für ei haben in Mainz und Bier und da am 
Unterrbein und in SeiferSfirden (A. Selter8), die in Nr. 
7 angeführten Wörter. Vergl. Nr. 28. 

23. e = mhd. a, nhd. a (jelten): ennen d. i. ahn⸗ 
den (Ufingen), derfür, bermit, der von (mit halbhör- 
barem e, ziemlid verbreitet) weichen (ehein.), hert und 
heert b. i. hart (Marienberg). Vergl. 19. 54. 

24. e=mhb. i, nhd. i (am Oberrhein nur vor ru. etwa 
noch in den Jmperativen geb, nemm, dann in brengen 
für. Bringen, nit fengen für fingen; am Taunus, am 
Unterrhein, befonder8 aber auf dem Weterwald ſehr jahl 
reich): err, verwerren, Wert, Kerch, Berke, werk: 
Li, Gefcherr, Kerſche (Oberrhein, Unterrpein , Tau⸗ 


6 


nu8), eh, Deng, Greud, Kend (Königftein), Meſcht, 
Keſcht (Mift, Kite), Wenter (St. Goarshauſen), Nenn, 
drenn, Klengel (Schwalbah), Dente, Greffel, 
Meft (Kunfel)e begreffen, geweß, Senn (Kinder), 
fell (Weilburg), fengen, brengen, geweß, Selb 
(Herborn) fennen (finden), ſpennen, fech (Hadenburg), 
Wenter, fhlemm (Dillenburg), Stedel, Bedel, 
lenk, Enefpern (Rennerob). Vergl. Nr. 26, 

5. e — mh. i, ie, nhd. i, ie (felten): geblew we 
d. i. geblieben, (mei ) begerig (nörbl. Taunus bis Lim: 
burg), fern, ver ar verzig, les (rhein. weft). 

26. — mhd. ü, nhd. meift ü (vor r oft wie in 
Nr. 24, 0x andern Ronfonanten jelten): derr, ferchten, 
Scherz, Therm, naterli, berft, Dehr (Xhüre), 
Terk (Oberrhein, Unterchein. Königftein), gledlich (Kö⸗ 
nigfein), Kempel (Braubad)). 

7. e — mhd. u, nhr. u (felten, und ba mit einer 
nahe an d grängenden Ausſprache): Herenner d. i. heruns 
ter (Rennerod). 

28. e mhd. ei, nhd. ei (hört man hier und ba für 
& Nr. 22): klener (rhein.), Gejel (Selters). 

9.e = mdb. 1, uhd. ei (felten): mennen d. i. 
meinen (Weilburg). Auch das ſchwankende Heint, Heunt 
(mb. hint, aus hinaht) fann hierher gerechnet werben, das 
in Marienberg Kent lautet. 

0. e = mhd. iu, nhd. eu (felten): nelich d. i. neu: 
lich (eitbung). 

1.8 = mhd. du, nhd. Au (zuweilen, beſonders in 
Blucalitdungen). er left (läuft), Bem d. i. Bäume (rhein. 
weft). 

R: nm. Die meiften Fälle von 19-31 kommen auch in den Echrife 
ten des 13-16 Jahrh. uud in audern bentigen Dialekten vor. Vergi. 
au Nr. 20 m. ram, I, —*— 45. Weinhold Seite 37; zu Nr. 21. 

1. 24. m. 2 18.46. Beinhold ©. 31. Sameler $. 262 
h seit ©. 13; zu Rr. 19. u. 23. m. Gram. I, $. 50. Weins 
hold ©. 38. Shmeller $. 348 f.; zu Re. 22 u. 28, m. Gram. 
18.52. Beinhold 5.34 u. 38. Schmeller $. 148 f. 


Ea. 

Nicht Doppellaut, ſondern Brechung; das e wird 
ſchwach angeſchlagen. Sie findet ſich zahlreich in der ſchwä- 
Silben, öfterreichifchen und weſtfaͤliſchen Mundart. Vergl. 
r. 3. 


32. ca — mhd. &, i, nbd. e, i (in den Aemtern Hachen- 
burg, Marienberg, Rennerod, Ufingen, zuweilen Hadamar): 


7 


Bas, Sea, Bleach, ſteachen, breachen, Speat, 
reak, leaken (Uſingen), Seach, Schleaks, Beak, 
Beappe, Reaff, Earbeere (Erdbeere), beatt (mit), 
eatt (e8), eaß (if), beas (Rennerod), er healft, ich 
weall, ich eafe, ex peaff (pfiff) Deank (Ding), Feans 
ger (Marienberg). 
. ei hört man in Marienberg zuweilen für oa (Rr. 
33): das Beätt, bie Peäft. 
m Zu Rr. 322— 33 vergl. Honcamp ©. 166, Schü 


34. i — mbb. t, nhd. i, nur in dem weit verbreiteten 
aufammengezogenen gitt (gibt). 

3.1= mbd. 8, nhb. e (auf dem Weſterwald nicht 
felten, zuweilen am Taunus, nicht am Rhein, etwa Finfter 
ausgenommen): wimm, is db. i. wem, es (Weilburg), 
lirnen (Walmerob), Iiern d. i. Iernen (faft auf dem 
ganzen Wefterwalb), Schirbel (Montabaur, Selters, Lim- 

9), Fiſter d. i. Kenfter (Rennerod, Hadamar, Wallme⸗ 
tod, Montabaur). Vergl. Nr. 160. 

36.i= mhd. e, &, nbb. e (felten): frimm d. 1. 
fremb (Königftein), Virre d. i. Better (Softein), bingeln 
(Hearbom), hirben d. i. berbergen (Ufingen), wink d. i. 

(weft. rhein. Taunus). 

7. i= inhd. a, uhd. a (weit. vielfach in den Wochen⸗ 
tagen): Sonnig, Monig, Dienstig, Donnerstig, 
greizig, Samstig; beögleihen für o in Mettwid, 
Mittwid (Mittwoch). — Für du machſt, er macht hört 
man vielfach mich ſt, micht. 

38. i = mhd. ö, nhd. 5 (jelten): Kipp d. i. Köpfe, 
die Hih d. i. Höhe, Bigel d.i. Vögel (Rönigflein, Höchft, 
Hadamar, Limburg, Ri ie en A ker ub a) r 

-39.i=mb.u . u (we er und da): erim 
(gerum), die Jirre (Juden), imbringen (Weilburg), und 
vielfach in den von Werben abgeleiteten Subftantiven auf 


— ung. 
40. i — mhd. ü, nhd. 5 (felten): Gehilz. — Statt 
des ſchriftdeutſchen Fömmt u. Fommt (mbd. kumet, kumt, 
kümet, kümt, komet) ift fimmt weit verbreitet. 
4.i=mhp. ü,nhb. ü (ſehr oft, wie Nr. 44, da der Volks⸗ 
dialekt den Umlaut wenig hören läßt): dinn, Stid, u. a. 
. 42.1 = mhd. e, &, nhd.e (rhein. nur etwa in gihn, 
ſihn, ihn und in den Auslauten Kli, Schni, wi für 


8 


Klee, Schnee, weh, welt. häufige): a (fa auf dem 
ganzen Wefterwald), Auszihring, irfcht d. i. erſt (Men: 
nerod, Limburg, Runkel, Königften, Girn (Marienberg, 
Rennerod , Wallmerod), fihr (Montabaur „Wallmerod), 
Squih 2 achenl ug), ſchwir (Höchft, Königftein). 

mb. oe, nbd. d (am Rhein und Taunus 
nicht Teen, ‚ feltener auf dem Wefterwalb), bis (Weilburg), 
fin, Hih, birt (Höchft, Köniyftein, Limburg, Hachen- 
burg, Rennerod ). 

44. — mhd. üe, nhd. ü (fehr oft wie Nr. 44): grin, 
ſiß, Fiß u. a. 

Anm. Die Fälle 35. 36. 40. 44 kommen auch fm den Schriften 
des 15—16 Jabrh. und in andern heutigen Dialeften vor. Bergl. zu 
3. 36. m. Gram. 1, 5.58. Weinhold ©. 39. 40; zu 39. Schü 
©. 20; Fu 44. m. Gram. I, $. 59. Weinhold ©. 41. Shwe 


ler $. & 
D. 


45. 0 — mhd. a, nhd. a (hier und da auf dem Weſter⸗ 
wald und am Taunus, befonders in Königftein und Idfiein, 
vergl. Nr. 50): am, Sottel, Jommer, Hommer, 
Stodt, Jogd, Spoß, Mort, enob (Sinob), Korre 
(Kater), beformt, Gowel, Nowel, zoweln, Eroweln 
(Gabel, Nabel u. ſ. w.), Drweld. i. Armvol önigftein), 
Korte, Gorte, zefomme, ocht (Limburg, Dillenburg). 
Die nmorgancen Dehnungen gar, war, waß, Fa 
Tauten ge enfelben Orten au gor, wor, woß, 2 

.o— mhd. u, nd. u (am Rhein und Ta 
mei rn dor r und etwa in Botter, Bolwer, auf dem 
Wefterwald zahlreicher): Dorf, Worft, korz, bortig 
(Rhein, Taunus, weit.), geborne (gebunden), Hond, 
Honger, donkel, monfeln (Schwalbach), Rommel, 
Onnern (Marienberg), Broft, Schoß, Stob, Dong 
(Rennerod), rond, jong (Dillenburg). 

47. 0 * —* hy nöd. au, weft, nur in off für auf, 
rhein. — Nr. 6 

48. 0 = mhd. 3 nhd. ü, nur etwa in Schottel für 
Schüſſel Dachenbuc Leiter) Schoſſel (Habamar), 

49. o = mhd. i, uhd. i, nur etwa in Morakel für 
Miratel Ref, Montabaur). 

50.6 — mh. &, nhd. a (Häufig am Rhein und 
Taunus, weniger auf bem Wefterwald, vergl. Nr. 16): 
Obend, Stroß, blofen, ſchlofen, Johr, Stroßl, 
fpot, Sprod, gedocht, Wog, wohr, zwor, Brot: 


9 


wurft, Ioffe u. a. In Kahlbach Amts Königftein Tautet 
Biefee o fat wie us: Struoß, Stuohl, Huohn. Bol. 


51.5 — mhd. &, Aw, nhd. au, nur in ben faft in 
In Feſn verbreiteten Wörtern: blo, gro, Klo, Po 

au). 

52.6 — mhd. uo, nhd. u (weft. und ba felten): 
Rode, verflochen, ih mo ß und in dem auch am Rhein 
und Taunus vorkommenden, aber mit kurzem Vokal ges 
ſprochenen Motter. In Weilburg hört man gorre für 
gute, fonft gout. 

53. 6 aus Zufammenzichung für a und etwa in dem 
bier umb da vorkommenden geſchlohe (geſchlagen), fonft 

eſch lan. 
8 —8 Die meiſten Faͤlle von 45— 53 kommen auch in den 
ESriften des 15— 16. Zahrhe und in andern heutigen Dialekten vor. 

il. zu Nr 45 m. Gram. I, $. 63; zu 50 51 m. Gram. I, $. 64. 
Beinhold ©. 52; zu 46 m. Gram. I, 6 65. Weinhold ©. 50. 
56: Sämelier $. 319.323, Syüg 1845. 5. 11; zu 47, 52. m. 
Stam. I, $. 66. Beinhold ©. 50; zu 48 m. Gram. I, 67; zu 52 
Säüp 1885. ©. 11. ö 


54.5 — mhd. e, nhd. aͤ, e (jelten): Geſchöfte 
eating), flömmfen, flönnen (Rennerot). Vergl. 


55.5 — mhd. &, nhd. e (felten): dö (der), Körn 
(Reunerod, Marienberg). 

56. 5 —= mhd. i, nhd. i (in Reichelsheim und auf dem 
Dohen Wefterwald nicht felten): böffig, er bröngt, böt 
mit), nöt, Stöd, er woll, die Bröll, bad Könd, 
die Körmes, fügen (Mennerod, Marienberg), ömmer 
(Hadhenburg). 

57. 5 — mhd. u, uhd. u (felten): önne d. i. unten 
(Rennerod). 

58.5 = mhd. ü, nhd. ü (in Reichelsheim und auf 
dem hohen Wefterwalb nicht felten): Henneröds (hinter 
ruds), dröden, röden, Stöd, höppen (hüpfen), 
Höppel, Köppel, füllen, bröllen, Stömmel, 
Kömpel, Stögel. 

59. ð —= mhd. tie, nhb. ü (felten): die Köh (Kühe), 
möd, bemöht (Dillenburg). 

Anm, Die meiften Fälle von Rr. 54—59 finden ſich aud in den 
Echriften des 15- 17. vn. nd in andern heutigen Diuletten. Dal. 
zu Rr. 54m. Gram. J. J. 773 zu5öm. Gram. 1, $. 78, Schüp 1845. 
©. 13; zu 57 m. Gram. I, $. 73; zu 58 m. Gram. I, $. 75, Weins 
beid &. 54; zu 59 m. Gram. 1, $. 76. 


10 


\ u. 

60. u — mb. u, nhb. o (am Rhein beſonders zahle 
reich in den Barticipien. genummen, gerunnen u. a): 
tumm, Summer u. a. In Kahlbach A. Königftein lau⸗ 
tet Grund, Hund per Druond, Huond. Vol. Nr. 50. 

61. u = mhd. ü, nhd. G, in dem ahd. und in ben 
heutigen Munbdarten fpwantenden dufter (Königftein), 
deufter für büfter. 

62. u= mihd. A, nbd. au, am Rhein in uff, f. 
Nr. AT, 

63. u = mhd. d, nhd. au, am Rhein und Taunus in 
®umme für Saume. 

64. u — mhd. o, nhb. o (felten): Burem d. i. Dos 
den (Nafjau), Hund d. i. Honig, Uwe d. i. Ofen (St. 
Goarshauſen), Wuch, Dukter, Inutteln ellburg, 
Ufingen)._ Auch in einzelnen Dörfern der Yemter Königftein, 
Idſtein, Hoͤchſt und Eltville Hört man dieſes u zuweilen. 

65. u = mhd. i, uhd. i (felten): wuffen (Schwals 
bad, Limburg), —— (am verſchiedenen Orten, beſonders 
am Rhein ud Main). 

66. u = mh. ie, nhd. ie, hier und ba auf bem 
Wefterwald in den Präter, fung, gung, bung. 

67 a — mhd. d, nhd. o zahlreicher als Nr. 64, in 
einigen Wörtern auch am Rhein): Brut, Strub, Uben 
(Wallmerod, Marienberg, Schwalbach, Königftein), gruß, 
huch (Rhein, Taunus, Wefterwald), dut (tobt), ruth 
Montabaur, Rennerod, Königftein), gezuge, Truft, 

uth (Königftein), Uftern, verfhunt (Weilburg), fu 
miſch, korjufh, Batrun (Montabaur). 

8. mb. a, nbd. au (felten): Inere (Rhein u. 
Taunus), deußen (Marien erg). 

= mhb. uo, üe, nhd. ü, bier und da fruh 
für 


Anm. Die meiſten Fälle von Nr. 60-69 finden fich and in den 
Schriften des 15—16. ZJahrh. und in andern heutigen Dialetten. Mol. 
u Rr. 60. 67 m. Gran. I, $.80; zu 64 m. Bram. L, $. 81. Bein 
old ©. 56. Sähmeller $. 342; zu 62. 68 m. Gram. I, $ 82; 
65 m. Gram. L, $. 883. Belnbold.S 56. 57. Sgwelter 5. 
gu 61 m. Sram. I, $. 84. Weinhold ©. 54. 555 zu 63. 68. 2 
m. Gram. I, 85. Schuß S. 14. _ 


70. & — mhd. ü, nhd. 8 (felten): mülich d. i. möge 
lich (m Rhein, auch hier und da auf dem Wefterwalb). 
71. ü — imhd. oe, 5, uhd. 5 (felten): hüren (Ren 





11 


nerod), Flüh pl von Floh, Düllchen von Doll 
(Limburg). 
72. u = mhd. ie, nhb. ie (felten): dämere (Ufingen) 
d. i. Diebern. 
Anm. Die Fälle 71 - 72 fommen auch in Schriften des 16— 
16. Jahrh. vor, f. m. Gram. L, $. 80. 92. 
Au. 


73. au — mhd. q, nhb. u, nur in den Hier und da 
auf dem Weftermalb, jelten am Taunus vorfommenden na u 
und dau (nun, du) und in Raul Feeichelsheim) für Kul 
verfürzt aus Kugel. Vgl. Nr. 132. 

74. au — mhb. 6, o, nhd. o, nur in ben beſonders 
bei Juden gehörten grauß, Hauch, geftaulen. 

75. au = mhd. 6, d, nhb. u, in dem fremden Uhr 
(Auer), mhd. ör, ur, lat. hora. 

76. au — mhd. uo, uhd. u km): gaut, Rau: 
hen (Höhft, Königftein, Ufingen, Wallmerod), Faure d. 
i. Sutter (Ufingen, Ioftein, Limburg, Qabamar), Fauß, 
Staul (Die). 

77. su = mbb. iu, ie, nhd en, ei, ie (in Reichels⸗ 
heim, auf dem Wefterwalb, hier und da am Taunus): nau, 
hau und haut, hauern, drauzehn, naunzehn, 
Sauer, Schauer, auer, vaur, aud. 

Aum. Die Fälle 73,74, 75, 77 kommen aud in Schriften des 15 
— 16 Jahrb., zum Theil auch in andern heutigen Diaiekten vor. vᷣg 
au Rr. 73. 75. 77 m. Gtam. I, $. 107. Weinhold, ©. 60; zu 74 
m. Gram. 1, $, 112. Beinbold €. 81. Schmeller $. 317. 330. 
335. Honcamp ©. 4045 zu 70 Honcamp ©. 405. 

Qu. 

Iſt in manchen Gegenden ſchwer von au zu unter 
ſcheiden. 

78. ou = mhd. ou, nhd. au (ſelten): hſouwen d. i. 
hauen (Rennerod). 

79. ou = mbb. u, nhd. u (felten): Brouftlappe, 
Bouze (Wallmerod), Koumer, Soumer (Hahenburg), 
Tro use (Rennerob). 

. ou — mhd. ö, nhd. o (ſelten. ſou, Moure d. 
i. Mode (Wallmerod). 

81. ou — mhd. A, nhd. au (felten): Oufſtands, 
Strout (Wallmerod), lo u ern (Montabaur), hou d. i. 
heute (Marienberg. Rennerod), Brouch (Rennerod). 

82. ou = mbb. uo, uhd. u (fehr häufig auf dem 
Weſterwald und im Amte Reichelsheim, auch in einigen 


12 


Dörfern der Aemter Königftein und Höchft, wenig am Une 
terrhein, gar nicht am Cherrhein): Boub, Stoul, gout 
fg), Hou (Huhn), Mouß, die tlou en, gout, 
Blout, thoun, B ou (Buße), Boat Br), — 
doufeh (Rennerod , Dillenburg, Herborn, Hachenbur 
Reichelöheim), gont, zou, mouß, Bou, roufen (Weil: 
burg), tboun, gout, Blout, Hout, Stoul, Rouh, 
ou (eimburg, gout, BZouftand, roubig, doun 
thun), $ou Soul, Stoul, Spoul, Touch, 
oude, Houften, Shout (Schub), Roup (Könige 
ftein), Zougkih, Gugkuhe), rouhig (Höhf),. Fo u⸗ 
ver d. i. Futter (St. Goarshauſen). 
Anm. Belfpiele zu Nr. 78 aus dem 15—17. Jahrh. f. in m. 
Gram. I, $. 132, aus andern FA Fra bei Shmeller 8. 
322. 378. Beinhold ©. 63. S 4. 


Ai. 
Sf ſelten und fällt meift mit ei zuſammen, doch hört 
man bier und da das a bortönen. 
8. aĩ — mhd. t, nhd. ei: Straich, waih (Schwal- 


bad, Rhein) waig, glaich (Herbom). 
‚am nige Beiliee ans dem 15. Jahth. f. in m. Gram 1. 


Ei. 


84. ei — mhd. iu, nhd. eu (Häufig, beſonders am 
Rhein und Taunus): Kreizer, die Sei, eich, nei, 
heilen, Feier, Freind, Kreiz, Leit u. a. 

85. ei = mhd. &, e, uhd. e, & (hier und ba auf dem 
Wefterwald und im Amt Reichelsheim): ich Teife (Her 
born), die’ Keir d. i. Kehr (Marienberg), geleibt (Kr 
nigftcin), bie Geins (Gänfe, Reichelsheim) 

86. ei = mhd. i, nh. 1, te (felten): geirig, das 
Beih (Rennerod),, er 1 Hr (Limburg, Rennerod), eich, 
Deich, meich (weit verbreitet), Steih, Steiwel(Stie 
fen, Wei (Wiege), Heil, geweiß (Königftein, Reidyels: 


eim). 

87. & — mhd. ie, uhd. ie (nicht zahlreich): freiſen 
d. i. frieren, ſche ix (Marienberg), das Their (fenne- 
rod), wei d. i. wie (Dillenburg), bei, veier, zeiben, 
fleihen, verbeinen (Limburg, BWallmerod), bei, fei, 
leib, jeihen, fleihen, [heißen (Königftein, Hchh), 
dei, jei, wei, Breif, Beir, NReifter, jemeleire, 
Lofteirn, (luſtieren), ſcheißen (Mennerod, Dillenburg, 


13. 


Herborn), dei, [heißen (Goarshauſen), dad Leid (Rei- 
helöheim). 

88. ei — mhd. o, nhd. o (jelten): Treippe d. i. 
Tropfen (Wallmerod). 

89. ei = mbb. 5, uhd. 5 (jelten) gezeigert d. i. 
gezoͤgert (Rönigftein). 

9, ei = mbd. &, nhb. e (felten): mei (mehr) das 
Beift (Hadamar, Limburg, Montabaur, Wallmerod). 

9. ei = mhd. ü, nhd. A (ſelten): Kreimmel (Dil 
fenburg). 

92. ei = mhd. Uo, nhd. A: grei (grün) Breih,, 
Keih, Meih, freih, Beibche, Beier, Teiher, 
Steil (Stühle), |peilen, feihlen, Bei (Königftein). 
Bol. Rr. 9. 

Aum. Die File 84— 87 kommen auch hier und da in Echriften 
des 15—16. Jahrh. und in andern heutigen Dialekten vor. Val. m. 


@ram. I, $. . Beinhold ©. 43 45.46 Schmeller $. 184. 
Shüg 1845. 6.13. 15. Honcamp ©. 170. 
gi, Ei. 


93. In verſchiedenen Gegenden des Wefterwalbs, befon- 
ders in den Aemtern Montabaur, Wallmerod, Nennerod, 
Herborn und Dillenburg, und in einzelnen Dörfern der 
Aemter Königftein und St. Goarshaufen werben bie in Ar. 
83—92 angeführten Wörter fo ausgeſprochen, daß das j 
flärfer tönt, ei alfo faft zweiſylbig lautet. Der erfte Vokal 
Hingt bald etwas höher, wie eigentlich &, bald etwas tiefer, 
mehr wie e (ei, Ei), doch können die Wörter darnach nicht 
gejonbert werben. 

Anm. Die Schreibung At für ai, ei findet fih and im 15— 
17. Zabrh. in einzelnen Echriften. Vol m. Bram. I, $. 100. Beine 
Bold ©. 14 Honcamp ©. 169. 

Di, Oi. 

94. So Iautet in verſchiedenen Gegenden bes Weſter⸗ 
walbs, beſonders in den Wemtern Rennerod, Herborn, Ma« 
rienberg und Dillenburg, unb in einzelnen Dörfern ber 
Ämter Weilburg, Softein, Höchſt und Königftein der Vofal 
der in Nr. 83, 84, 86, 92 angeführten Wörter; diefer 
Laut ſteht jedoch auch für einige andere Laute. Das voran 
ftehende o hat meift einen Mittelton zwifchen o und d. 

R 9%. oi = mhd. a, nhb. a (jelten): die Noicht 
weft. 

6 oi — mhd. o, nhd. o (felten): gefloihe (Ren: 
nerod). 


14 


97. oi — mh. uo, nhd. u (felten): Moire, Moi: 
ter d. i. Mutter (Königftein, Weilburg, Rennerob), ſoi⸗ 
Ken (Weilburg). 

Anm. Die Schreibung oi für mhd.ei,dl für Su findet fh bier und 
FR in ‚Sineinen Schriften des 15. — 17. Jahrh. Vergl. m. Grm. I, $. 


Du, Eu. 

98. Der Laut ſchwebt zwiſchen du, di, cu und findet 
ſich in Reichelsheim und auf dem Weſterwald hier und da 
für mhd. uo, üe: die Möure, Möuter, das Geſpönl, 
Geſtdul (Rennerod), treub, deufter (Ufingen.) In 
mehreren Dörfern in der Richtung von Idſtein fiber Lim⸗ 
burg nad) Diez und Habamar, weniger in öftlicher Richtung 
er Ufingen wird das fchriftdeufche iu, eu ſchwankend fa 
wie öu, di, oi ausgeſprochen. Weil das Lehrerfeminar frü- 
ber in Idſtein war, auch viele Sehe aus der genannten Ge⸗ 
genb flammen, fo wurbe durch die Lehrer dieſes falſche Su, 
dt, oi auch in andere Gegenden verpfllanzt:man hört nun hier 
und da Löite, Sich (Leute, euch), woman früher derglei⸗ 
chen nicht vernahm. 

Anm. Kür mhd. Su, uhd. Au, eu findet fich du dfters noch im 
15.—16., weniger im 17. Jahrh., nicht für mb. uo, tie, Vergi m, 


Gram. 1, $. 133. 
ui, Di, 


99. Diefer Laut findet fih in dem norböftlichen Theil 
des Wefterwalbes bis Limburg, Diez und Weilbur; 12 
mhd. üe, uhd. di: grui (erün) Bruih, Muih, fuih: 
len, Gemuis, Gemulth imburg Zu in Gurg⸗ 
ſchwalbach), die Schuich d. i. Schuhe (Dillenburg), Sui 
d. i. Sütt (Marienberg). Vergl. Nr. 92. 


Anm. Für mhd. A kommt ui im 15. umd noch mehr im 16 
ahıh. in Fhwätifhen Schriften vor. Val m. Gram. 1, $. 129. Achns 
ches findet fih im ſüdlichen Theil von Beftfalen. Honcamp 
©. 407. . 


Se. 

100. Diphthongiſch, mit dem Haupttone auf i, in 
Oberdeutſchland sah, ift in Naſſau felten und faft nur 
hie und da auf bem Wefterwald (Selters) in Miere für 
Mutter zu hören. 

3. Sonfonanten. 
B. 
101. B ift im Anlaut von p und w in der Ausſprache 


15 


verſchieden und Hält zwiſchen beiden fo ziemlich die Mitte 

102. B lautet im Auslaut im füdlichen Theil bed Lan 
des-faft wie p, 3. B. groß, ab. 

103. Steht b rollen zwei Vokalen, oder zwifchen I 
und r und einem Vokal, fo wird e8 im fühlichen Theil des 
Landes und am Unterrhein faft wie w ausgeſprochen, z. B. 
bleiwen, Schwalme, Farwe. Bergl. 125. 185. 

104. Im Ins und Auslaut wird B im norbweftlichen 
Theil des Landes faft durchaus wie f ausgeſprochen, 3. B. 
af, gif, Korf, Ralf, Stüfhen, bleifen, er bleift. 
Bergl. Rr. 126. 


105. B tritt in» und auslautend zumeilen für f ein: 
fharb (Schwalbah), vertebendiern d. i. verbefendieren 
(Königftein), Hub, Hob (mt.). 

106. B if Heute in der Schriftiprache nach m vielfach 
abgefallen, wo es früher fand. ie Volksſprache hat ed 
häufig beibehalten, fegt es aber natürlich auch da, wo es 
früher nicht ftand, 3. 8. Hemb für Hemd (weit verbreis 
tet), brumbeln für brummeln (Rönigftein). Vor mer 
für mir geht gib in gim, gem über: gemmer, 
gimmer d. i. gib mir (ieit verbreitet). 

107. Auf dem hohen Wefterwald (Rennerod, Marien- 
berg, Herborn) fagt man böt, bit, beat für mit. ©. 
das Wort im Wörterbuch. 

108. B fteht für Das ſchriftdeutſche h in genäbt, ges 
mäbt, gebräbt (mhd. genaet etc. von naejen etc.) in 
Hahrheim Amts Königftein. In jäen haben wir heute das 
5 nicht (mbb. saejen, 1%); es Tautet in Harheim auch 
aeläbt. Bol. Ar. 128. 141. 187. 

109. B ift herausgefallen in: die Narcb)en, der 
Herſcht d. i. Herbft (Nennerod, Marienberg), in Bou, 
era d. i. Bube, herab ıfaft auf dem ganzen Wefterwalb), 
in bu gift, er git (mweitverbreitet), in er blei(b yt (Lim⸗ 
Burg, Weilburg, Idſtein, Schwalbach, hier und ba in Wall 
merod) und in mehreren Formen von haben Chan, bon, 
hun, ben). 

Anm. Die meiften Käle Nr 193-109 fommen aud in der 
früheren Sprache und in andern heutigen Mundarten vor. Brol 
Ar. 103 m. Sram. I, 8.156. Weinhold ©. 72. Schmeller $ 407; 
zu 104 Sähmelter $. 398. Schü S. 16; zu 106 m Gram. I, $. 
153. Beiuhold © 72; zu 107 Shüß ©. 16; zu 109 m. Gram, 
1, $. 157. Beinpold ©, 72. Shmeller $ All 1 


Ch. 
110. &h Tautet im ſüdlichen Theil des Landes vor & 


16 


- wie k, d, im nörblichen und norbweftlichen wie h, 3. B. 

Sad, Dachs, Wachs lauten dort geſchaͤrft Flacks, 

ads, Wadß, hier gebehnt Flahs, Dahs, Wahs; 

De ichſel lautet dort Beikſel und hier und da Deih— 

ſel, bier nur Deihſel; Ochs, Ochſen lautet dort 

DES, Ockſen, hier Ohs, Ohſe und in einigen Gegen- 
ben Dffe 

114. Für brauch en, ſuchen hört man in Hoͤchſt fait 
brauen, fuben. 

112. In Nachbar, durch, hoch fält auf dem 
hoben Weferwalb Rennerod, Marienberg) das ch aus: 
Nober, dur, hu. 

113. $ür welder, folder find weller, feller 
weit verbreitet. 

114. Für nit ift nit, net (mitt, nett) weit ver 
breitet. 

115. Für unfer d ſteht ch in ſtechen, Bloc ıim 
norbweftlichen Theil ded Landes). 

116. Für f fteht ch in gichtig CHerborn). Vergl. 
hierzu das ſchriftdeutſche Nichte neben Neffe, Schludt 
neben Shluft. 

Anm. Mehrere Fälle von Nr. 110—116 kommen aud in der 
früheren Sprache und in andern heutigen Mundarten vor. Bol. zu Ar. 
110 Weinhold S. 88. Schmeller $. 431; SYüg S. 18; zu 113 
m. Gram. L $. 251. Schmeller $. 429; zu Rr. 114 m. Gram. 
1, 8. 293. Schmelfer $. 432; zu 115 m Gram. I, 8.209. 213. 215. 


D. 

117. D wird an, in= und auslautend im fühlichen 
Theil des Landes meift wie das ſchriſtdeutſche d auöge: 
ſprochen. 

118. Häufig wird ber Vokal vor d geſchärft und daun 
dd flatt d geſprochen, jedoch meift nur im üblichen Theil 
des Landes, 3. B. Judd, Boddem, Ledder, Taddel, 
Eddelmann. 

119. Für d, db (Mr. 118) ſteht im ſüdlichen Theil 
des Landes bis nach Limburg und Hadamar hinauf, auch in 
Reichelsheim r, wenn hinter dem noch ein Vokal folgt, beſonders 
wenn bie Sylbe er folgt, wobei der früher Furze, Heute ge- 
dehnte Vokal meift geihärft ckurz) ausgeſprochen wird, z. 
DB. Jurre, Borrem, wirre ıwiber, wieder), meire, 
ſchneire, leire (meiden, ſchneiden, leiden), uff bare 
Seire (auf b. Seiten), der Farem (Haben), die miere 
Glirre ımüben Glieder), loß mich mit Frirre (Frieden). 





17 


BI. Nr. 176. Bor der Sylbe el tritt dieſer Wechfel felten 
ein, alfo niht Tarrel, Errelmann. ©. Nr. 120. 164. 

120. Zu Nadel fällt de fat im ganzen Land (Rol), 
in edel Cel) nur hier und ba auf dem Weiterwald (Mons 
tabaur, Wallmerod) aus Für bald heißt e8 im Süden 
des Landes meift ball, im Norden Bal; für wild heißt 
es bort will, bier meift wöll; für melben, dulden, 
Qulden, Selber heißt es fait überall melle, dulle, 
Gille, Seller; für Wälder Hört man meift Well, 
für das Bildchen das Billchen; für ſudeln jühlich meift 
furle, nördlich ſulle. Bol. Nr. 179. 

124. Für md, nd vor einem Vokal und im Auslaut 
bört man faft im ganzen ande mm, nn, 4.8. e frems 
mer Mann, unn, onn tund), bie Sinn, Kinn, 
Schann, — — gebunne. 

122. Das Hinter einem Vokal ſtehende auslautende 
d fällt auf dem Weſterwald oͤfters ab, 3. B. möi (müb) 
La leid), Scha (Scheid), hier und da hört man auch Er 
für Erde, faft überall wern, geworn für werden, 
geworben. Bol. Ar. 179. 

123. Angehängt findet fih d in: Morjend (Mhetn, 
Taunus) und geherigd (MBeilburg). 

Anm. Mehrere Fälle von Nr. 118—123 kommen auch im der 

Sprache umd in andern heutigen Mundarten vor. Bol. zu Rr. 
118 m. @ram I, $. 236, Sameller $. 439; zu 119 Schmeller 
$. 442. Beinbold S. 66. za ©. 14; zu 120. 121 m Gram. 
L $. 235. Schmeller $. 447. 8 ©. 17; zu 122 m. Gram. I 
$. 3515 gu 123 m. Gram. I, $. . Beinhold ©. 76. 
5 


124. Die Ausſprache iſt im ganzen Land fo ziemlich 
Die weiche des Bedeeutie en f. 

125. In einigen Wörtern wird w ftatt f gehört, fo in 
Scäwewel, Deuwel (Teufel), Owe (Ofen), Iiwern 
(liefern) und in dem zufammengezogenen barwes Cbarfuß). 
Vergl. Rr. 103. 185. 

126. 5 ſteht für 5 in Fußmai für Buzbaum (Sel- 
ters). Beil . 104. 

Anm. ige Wörter and Rr. 125 kommen aud in der frähern 
Era und in andern heutigen Mundarten vor. Bol. m. Bram. I. 
$. 155. Beinhold ©. 74. Schmeller $. 455. 


G. 
127. G wechſelt in Deutſchland feine Ausſprache, wie 
faſt fein anderer Konſonant; auch in Naſſau iſt dieſes 
Kehreln: Worterbuch. 2 


18 





Schwanken bemerkbar, namentlich Iautet e8 im noͤrdlichen 
Theil, hier und da auch im Amte Königftein, beſonders in 
Zerbindung mit r und n, faft wie, Ed, z. 8. Fedig 
(gedig), Keleng (Gelüng), Sud (Zug), Kroik (Krieg), 
Tof, Dok, Schlok (Tag, Schlag), Week (Weg), ärk, 
art (arg), Beerk, Bart (Berg), Deank (Ding), 
Spronf (Sprung), Tank (lang). In Reichelsheim gleicht 
das auslautende g faft einem ge: Schlögk, Wegk. Folgt 
auf g eine unbetonte Sylbe, jo wird .g faft wie j ausge 
ſprochen, 3. B. Drjel, Morje, Sorje, erjer (ärger), 
mätern (Rhein, Taunus, weft.); Aufuft hört man hier 
und da auf dem Weftermalb. 

128. Für das hochdeutſche Hede jagt man in Ma: 
vienberg und Hachenburg, aud Hier und da in Königftein 
und am Unterrhein Heege, Heeg. — ©. d. Wörterbud. 

129. Für bauen hört man bier und da auf dem 
Wefterwald und am Rhein hage; für es fchneit heißt 
es auf dem Wefterwald hier und da es ſchneegt, mit lan⸗ 
gem e. In drehen, mähen, nähen wird für auslaus 
tenbde8_ wie für inlautend vor t ftehenbes h hier und da auf 
dem Weſterwald g geſprochen: dreg, erdregt. Vgl. Nr. 108. 

130. In Magd falt faft allgemein das g heraus, 
wobei dann der Vokal gedehnt wird (Mad, Mod); dies 
ift baieriſch auch bei Jagd ber Fall, in Naſſau meines 


Wiſſens nicht. 

‚131. In —age, —ege, —oge, —uge fällt im 
fühlichen Theil des Landes meift das g, felten das ge, im 
nördlichen jaft überall das ge ab, 4. B. Mage, fhlage, 
lege, Boge, Zuge lauten dort Mae, jchlae, lee, 
Boe, Tue, bier Ma, ſchla, le, Bo, Fu. 

132. In —gel fält meift ge heraus, 5. ©. Nagel, 
Legel, Slegel, Biegel, Zügel, Bogel, Kugel 
lauten mit langem Vokal faft im ganzen Land Nal, Lel, 
Slel, Biel, Zül, Vol, (ul), Kut. 

133. Zn den Berbalformen— geft, — gfl,— get, —gt 
fällt das g meift heraus, z. B. mit langem Bofal bu Left, 
jet, Taf, er Let, fet, lüt für bu legft, ſagſt, lügſt 
er legt, jagt, lügt. . 

134. In —gen (in Flexions⸗ und Ableilun— formen) 
faͤllt im ſüdlichen er des Landes meift das g, Fe ten das 
85 im noͤrdlichen faſt überall das ge heraus; das n fällt 

ort meift ganz weg, tritt aber Hier als ſchwacher Najelaut 
zu dem vorangehenden Bofal 3. B. mit langem Boat 





19 


ſchlan, tran, fan, Ren für ſchlagen, tragen, 
fagen, Regen Segnen und regnen lauten bort 
wie bier mit langem Vokal jene, rene (jane, rane). 

135. Statt neugierig heißt es Sein neidfches 
rig, auf dem Weſterwald neiſcherig. — ©. d Wörterb. 

136. Zu beachten ift die hier und da auf dem Mefter- 
wald, befonderd in Montabaur und Selterd vorkommende 
Ableitung — ig an fonft einfach gebräuchlichen Adjektiven, 
3. ®. glattig, Tähmig, leerig, ftumpfig. AÄuch am 
Rhein hört man zuweilen feuchtig, Hier aber mit dem 
Begriff der Verkleinerung, etwas feucht, auch anfangend feucht 
zu werben. 

137. Zu beachten ift der faft im ganzen Lande, beſon⸗ 
ders im fühlichen Theil vorfommenbe Uebergang des — en 
und er in —ig in ben zweifilbigen Präpofitionen: nebig, 
zwiſchig, obig, übig, binnig, unnig für neben, 
zwiſchen, ober, über, Hinter, unter. 

Anm. Mehrere der Fälle.in Rr. 127—137 fommen auch in der 
früheren Sprache uud in anderen heutigen Mundarten vor. Bol. zu Rr. 
127 m. Gram. I, $. 188. 202. Weinhold ©. 82. Schweller $. 
463 f.; zu 129 m. Gram. I, $. 359; zu 130. 131. 133 m. Gram. I, 

. 108. Schmeller $. 470. Weinhold ©. 84; zu 132 Schmels 
er $. 482; qu 134 Shmeller $. 483; zu 135 Beinhofd ©. 8. 
9. 

138. Biemlic verbreitet find Schuck und Fluck für 
Schuh und Floh, in der Mehrzahl dagegen die Schub, 
die Flih, Floh. Für Schlehe hört man zwiſchen Tau 
nnd und Wefterwald Schliek. 

139. In Höher, auch Hier und ba die Höch Hat fih 
die frühere Form erhalten. J 

140. Statt hier aus, bier oben, hier unten 
Hört man bier und ba am Taunus, in Limburg, Montabaur 
und Selterd jaus, jowwe, junne. 

141. In drehen, mähen, nähen, fäen tritt häu« 
fig 5, g, oder w ein, f. Nr. 108. 129. 187. 

Anm. Üpnlihe Eriheinungen bieten fich in der früheren Sprache 
und in andern heutigen Mundarten. Bl. zu Ar. 138 Schmeller $. 
491; zu 139 Beinhold ©. 86. Schmeller $. 495; zu Ilm. 
Grem. 1, $. 184. Schmeller $. 496. 


3 


142. Bon j ift wenig zu bemerken. Hauptpunkte find 
bereits in Nr. 127. 140 angeführt. Sonſt find noch zu 
beachten bie weit verbreiteten Sormen Geh annes (Johan⸗ 


20 


us) unb tja (ja), bie auch baieriſch und ratenich find, ſ. 

Sämeller $. 504. 505 und Weinhold 

8. 

143. Der Eintritt des k für g in der Ausfprache mancher 
Wörter iſt bereits in Nr. 127, des E für 5 in Nr. 138 er 
waͤhnt. „Das fremde Abvofat lautet in Limburg Affe: 
gat. 
& am. Moos und Eis Tauten in Ufingen Moosk, 

ist, 

145. Der Ausfall des in Markt (Mart, Mort, 

Mert) ift weit verbreitet, |. Nr. 167. 


Pi aflgeet und Mort hat auch die ſchleſiſche Mundart, ſ. 
8. 


146. Der Eintritt von IT für Id und DI ift bereitö in 
Nr. 120 erwähnt. Diefes II tritt auf dem nörblichen 
Weſterwald (Rennerod, Marienberg) au ein in Bellel- 
ma (Bettelmann) und Mellezin (Medizin). 

147. Ein Wechſel zwijchen I und n zeigt fi in dem 
vorzüglid am Ahein gehörten Schnaußforb u. Schlauß⸗ 
korb. Für Lilie ift Nilje weit verbreitet, für Linie 
nicht auf dem hohen Wefterwalb, wo dafür meift Sträme 
gebraucht wird. In Reichelsheim wird auslautendes l oft 
in a manek: Minn (Mühl), Höhn, (Hoͤhl), Dahn 
as 148. Ein Wechſel zwifchen I und r ‚eist in fi den frem- 
den Braume und Plaume (Pflaume), Klyftier unb 
Kryftier, Aplikofe und Aprikoſe, balbieren und 
barbieren. 

149. Das T ift ausgefallen in dem hochwefterwälbifchen 
a8 (al8), dad man bier und da auch in Zoftein und Mon- 
tabaur hört. 

Aum. Ähnliche Eriheinungen gewahrt man in der früheren Sprache 
und in andern —ãAãA unbarten. Bergl. zu Rr, 147 Schmeller 
. 5445 Bi 148 Fi 1. Sram, 1,$8.140. Scmeller $. 543; zu 149 


einhotd 
M. 


150. an gemmer für gib mir ift bereits in Nr. 
106 gejprod): 

151. Bei verbreitet find Hammer, hommer unb 
bummer, wammer und fammer für haben wir, 
wann man, wann wir und fann man; bier und ba 


21 


auf dem Weſterwald (Rennerod, ‚Habamar,, Yimburg) 2),gört 
man au wommer für wollen wir. Fe 

152. Für donnern fagt man in —S und 
Hachenburg dom meln, für Grundbirne Ri am 
Rhein Gzumbesn für Marmor in Wiesbaden Mer- 
wel. — ©. d. Wörterbud. 

153. In Befem, Bufem, Bodem, Fadem be 
hält die Volksſprache faft allgemein das alte m Bet. 

154. Das ziemlich verbreitete Bangert, Bongert 
iſt ſtark verkürzt aus Baumgarten, wie Wingert aus 
— 

Anm. Apntihe Erſcheinungen gewahrt man in der früheren 
swache und in andern heutigen Mundarten. Bol. zu Rr u u 
rn De 70; 152 Schmelfer $. 557; zu153 m. Sram. IL, $. 20. 
einhold ©. 67. Shäg ©. 17; zu 154 Schmeller $. 857. 
N. 


155. Der Wechfel zwiſchen m und n in gewiſſen Woͤr⸗ 
tern ift bereit in Nr. 151 f. angeführt. 

156. * ber Flexion des Verbüms en (n) fällt das 
n meift ab, 3. B. wir wolle(n) freibe(n). ge den 
Harfen —R faͤllt am Unterrhein und im nord weh 

en Theil des Landes meift bad le anbermärts sur ba 
n ab, z. ®. uerziblen) geftorb(en ; berriffe 
Rorbein). Wenn A en Verben auf ten nad ala 
fung des e das r in den Auslaut kommen — ſo wird 
im Süden des Landes meiſt ein m angehängt, z. B. id 

örn, ih verlern (verliere). Nur im Ymmperatio bleibt 
iefes m weg. Im norbmweftlichen Theil des Landes 
erhält die erfte Perſon meiſt ein n, wenn ich nachſteht, z. 
BD. das Hafen id. In der ftarfen Deklination fehlt 
meift das n im Dativ a, 3. B. de(n) € nel). In 
der ſchwachen Deklination "der Subftantive fällt im Sing. 
en, im Pi. n ab, 3.8. dem, den Aff; die, der, den Affe. 
In der föwagyen” eflination der Adjektive fällt dad n re 
gelmäßig ab, j. B. die (große(n) Buben). — Das en 
der Ableitung und $legion geht bier und da 3. B. in Kahl. 
bach A. Königftein in a über: Galga, Wieja, Garta, 
Daubazehna (Taubenzehnten). 

157. Einfaches n im Auslaut einer langen Stamm- 
ſylbe wirb gewöhnlich abgeworfen und dann der Vokal etwas 
durdy die Nafe geſprochen, fo daß man ein halbes n Hört, 
3. B. Wein, ſchön, grün, Ban, Stan n (dei, Stein), 
Hahn und Hohn (Hain). 


22 


158. Werden mein, bein, fein, ein, Bein beflis 
niert, fo werben meinem, meinen u. ſ. w. "einfylbig mit 
halbhörbarem n durch die Nafe geſprochen ; in ein, fein 
geht ei in a über (Nr. 7). 

159. Die Verdoppelung nn im Auslaut wird im Sůü⸗ 
den des Landes ſcharf ausgejprochen, auf dem Weftermalb 
dagegen hört man langes Ma, da (Mann, dann) mit faum 
vernehmbarem n (Nr. 157). 

160. Bor 3, zuweilen auch vor z in Stammfylben fällt 
auf dem Wefterwald und Hier und da am Taunus zuweilen 
das n heraus, woburd dann der Vokal gebehnt wird, 3. B. 
us (und), Sas — Gas (Gans), Fiſter, Feſt er 
(8 ee (Schwanz), Life (Linfe), aud) vor f 

aft (janft 

161. In Montabaur und Selters hört man vielfach 
Kneid für Kreide 
° 162. Weit verbreitet iſt Naſt für Aſt. Vergl. auch 
Arde und Narbe im Wörterbuch. 

Anm. Die meiften Fälle in Rr. 156-1 rn auch in ber 

früferen ori nei aber Beten en a Ar. 
156 m. Gram_1, $. 376. Weinhold ©. 68. Schmeller $. 581— 
502. Sähüp ©. 19; zu 157 Schmeller $. 564; zu 158 m. Gram. I, 
$. 331. S meiter $, 564. Weinhold 68; zu 159 Sämelter 6. 
568; zu 160 Schmeller $. 567; zu 162 m. Gram. I, $. 1 


Fi. 
... 163. Bf Eommt in der Ausſprache nicht vor, man hört 
dlur nur d, »p, z. B. Barre, Blaume, Plud (Pflug), 
Damp, Kopp, Appel. Nur in Sgoͤpfer wird aus 
religiöſer Scheu pf beibehalten, nicht in dem gleichlautenden 
Schöpfer zum Waſſerſchöpfen (Schepper). 
Anm. ühnliches bieten audere_heurige — ſ. Schmel⸗ 
ter $.518. Weiinhold S. 78. Schüß S. 16. 
N. 


164, ge Übergang von d in r f. Nr. 119, von tin 
r Nr. 

105. On mehr fällt ziemlich, allgemein das r ab (meh, 
mib), y Jahr, Mohr nur bier und da (Salz A. Walls 
merod). 5 

166. Das er der, Ableitung wie der Pluralflegion geht 
Bier und da in den Amtern Wallmerod, Montabaur und 
Königftein in ein ſchwach tönended, nach der Kehle hin ge: 
ſprochenes a über, (4. B. Eim acha (Eimercher), Banker 


23 


zottmaha, Guckelcha, Männucha, Dingelha, Hep- 

pa, (Hüpfer), hauan (hauern), vafpielt, ea (irr), brova, 

Kenna (Kinder), ima (Salz, Sumbjangen), blärra (Blät- 

ter), Schnirra (Schnitte), Broira (Brüder), Yärra 

(Feder), Korra (Kater), Moira (Mutter), u. a. Koͤnig⸗ 

Rein). — Die Diminutiven auf — hen haben faft — 

eängig, im Plural — der. 

167. Hier und da (Weilburg ‚ Mfingen, Montabaur, 
Limburg, Joftein) hört man Mad für Markt f. Nr. 14% 

168. Inlautendes x ift auögefallen in Dam (Arm) u. 
Schoanftein (Schornftein) in Königftein und in Aſch, 
Setoajk (Diskurs), ko aſchtig (garftig), provoaſchi 
(provorih) in Montabaur, Kah laſch, Herrubaͤk (berg), 
ware Feldtheile in Oberbredjen). 

Für unfer ſſ, ß fleht r in Iöir, Tore (loß, 
gaſer aa murren (möüffen), die man bier und da inden 
Amtern Herborn, Weilburg und Habamar hört. 

\ — auch In bergen Mundarten fan 2 öfters aus, Jgams 
er 2. u—den er Ar, v u jun 
167. 168 |. rt RN b ee 

©, 8,1%, f, Ip 

470. Das alte | für r hat ſich erhalten in verleifen 
und freifen d. i. verlieren und frieren (Rennerod, 
ED Rebe für Sc im Flaß und friß 8.1. gleiſch 

71. 8 ſteht für fh in Flaß und friß d. t. Slei 
und frifd (Dillenburg, zuweilen aud in Gabamar und 

Limburg); für tz in —* eſchwaßt, ſaße d. i. ge⸗ 

ſebt, Seiamäpt, fegen ( illenburg), 

fteht für iM s in oe d. i. Herb 

Bein) und Dafch d. 1. Deis (Afingen). — Über 

a8 — in bei weiblichen örten ſ. Nr. 20 

173. ft und fp werben anlautend wie ſcht, und ſchp 
ausgeſprochen, doch nicht in allen Gegenden gleich ſtark. 

Auslautend dringt ein ſchwaches it für ft immer mehr ein, 

beſonders nad r: warft, erfi, Wurft. — In Königftein 

hört man Buft für Buſch, in Neiheispeim Gaa ſt für 

Gaaß (Geiß). 

174. Für du hoͤrt man faſt in ganz Naſſau u. Heſſen 
te, fte: willte, ſchrei bſte (nach alter Form). Diejes 
Re wird namentlid) auch an Konjunktionen gehängt: o b ⸗ 
ſte, wennſte, weilſte, wiefte ſiatt ob bu x. 


Anm. Ähnliche Erſcheinungen gewahrt man in der früheren 
ESprache und in andern heutigen Mundarten. Vergl. zu Rr. 170 m. 


24 


Gram. I. $. 250. Weinhold ©. 81; zu 172. 173 m. Gram. I, $. 
259. Weinhold 6,80. Schmeller $. 6495. Cdüp ©. 17. 19. 
T. 

175. Im Anlaut wird t faſt im ganzen Laub weicher 
geiprochen ald tm Auslaut. In ältern naſſauiſchen Weid- 
thümern bei Grimm fteht fehr oft nieberd. d, wo wir heute 
t fchreiben: Dag, Deil, dbreiben, drinken u. a. 

176. Im füblichen Theil des Landes geht, etwa Mut 
ter (Motter) ausgenommen, t, tt ynifden zwei Vokalen 
regelmäßig in r über, im nördlichen faft nur dann, wenn 
noch ein r im Worte nachfolgt, das dann aber wegbleibt, z. 
2. dort Kirrl, Beurl, Her Kill, Beul, dort und 
bier Werre, Rare, Reire (Wetter, Kater, Reiter), dort 
immer, bier meift Leite, geſchnir re (leiden, gefchnitten). 
Bl. Nr. 119. 164. 

177. Die Form {8 für ift ift weit verbreitet. 

178. In der Verbalflegion fällt von det, tet nad 
mittelhochdeutſcher Weiſe das et gewöhnlich aus, z.B. er, 
ihr ſchneid (et), reit(et). 

179. Auslautendes i fällt wie d (Mr. 120. 122) auf 
dem Wefterwald und in einzelnen Dörfern des Amted Ko— 
nigftein öfter8 ab, das dann auch inlautenb fehlt, aber den 
vorhergehenden Vokal verlängert, 3. B. al, die Ale, kal 
(alt, Alten, kalt), das Gebloi, die Loi (Geblüte, geute), 
der Scha (Schatte). Am Rhein Heißt 8 die ALL, bie 
gan für Älte, Kälte, aber alt, Kalt, nicht all, 

alt. 

180. Für das, was, es hört man im nordweftlichen 
Theil des Landes, auch bier und da am Taunus gewoͤhn⸗ 
lid) das nieberbeutfche dat, wat, et. 

181. Für guter, gutes fagt man im fühlichen Theil 
des Landes gure, guts, im nörblichen Theile goure, 
gous. 

182. Für morgens, abends hoͤrt man im noͤrdli— 
hen Theile des Landes (beſonders in Hachenbutg) morjets, 
owetö; für geftern, Leicht, ſchon im nörblichen wie 
füblichen meift geftert, Leicht, ſchunt, bier und ba 
ſchunſt; für anders meiſt anderft Cannerft, an- 
nerſcht, annerfehter), für Ferſe meift Kerft (Farſt), 
für 0gg* dort Ihe, Hier Eh, Jh. 

183. Schottel für Schüffel ift beſonders in ben 
Amtern Hachenburg und Selters verbreitet. 

Anm. Die frühere Sprache und andere heutige undarten gewähren 


25 





17; 3u178 m. Gram.I, 8.241. Beinhold ©. 78; m180 Shük ©. 
FAN 182 Weinhold S. 77. Schmeller $. 680. 681; zu 183 
Shüg ©. 17. 

V. 


184. Für Frau, neu, treu heißt es in Marienber; 
in mehr alterthümlicher Weiſe Frav, nen, tren, fi 
Sram, new, trew imhd. vrowe, niuwe, triuwe). 


W. 


185. Der Übergang des 5 in m ift bereits in Nr. 103, 
bes £ in w Nr. 125 ermähnt. 

186. In ebbes für etwas hat bad w das t in 
ben entſprechenden 2ippenlaut b verwandelt und ift dann 
felbft in b übergetreten. 

187. Für bauen, drehen, nähen, mähben, fäen 
heißt es in Rennerod houwen, in Ufingen und Reichels⸗ 
heim bremen, newen, mewen, ſe wen, in Hödft Drä« 
wen, näwen, mäwen, ſäwen. Dergl, Nr. 108. 141. 

188. Für Bafe und Bäschen ift das mehrnieberd. 
WAS, Wäsche fehr verbreitet, 

189. Steht dad Pronomen wir ımmittelbar hinter bem 
BZeitwort, fo wird es regelmäßig angelehnt und heißt unbe 
tont mer, wobei dad auslautende n des Beitworts abfällt, 
3 B. [ollemer, lefemer. Dieſes mer für wir findet 
fich ſchon mhd. in heſſiſchen Schriften. Vgl. Nr. 151. 


Sprade und in andern heutigen udarten vor. au u Rr. 185 m. 
@ram. I, 5 134 Schmeller $. 68. Weingold. 


8, 8. 


190. In Weize fteht z für ß (mhd. weize), welches 
Tegtere man noch meift auf dem Weftermald Bis an den 
Zamus hin hört (Waß, Weß). — Über & fürpf. 


26 


1. Wortbiegung, Wortbildung, Saglehre. 


Aus diefen drei michtigen Kapiteln der Grammatik 
führe ich Hier nur einige ftark herbortretende Bejonberheiten 
an, bie — oder minder im ganzen Lande vorkommen, ſich 
Fe} zum Theil noch über Die Graͤnze desſelben hinaus er⸗ 

‚eden. 


1. Dehlination der Subfantivr. 


191. Das e im Plural der ſtarken Deklination wird 
faft durchgehends weggelaffen, 3. B.die Schläg, die Bank, 
bie Säiff. 

Anm. Über das fehlende n. f. Nr. 156. . 

192. Der Umlaut nimmt bei den männlihen Wörtern 
im Plural fehr zu, weniger bei den weiblichen, 3.8. Born, 
Froſt, Hab (Habicht), Halm, Hund, Knall, Krad, 
Tag, Laſt Haben faft überall den Umlaut. 

193. Der Plural der ſaͤchlichen Wörter auf er und 
ber dadurch bedingte Umlaut nehmen zu, 3.8. Bett, Ding, 
Gebet, Gemälde, Gemüſe, Gejpräd, Gewölb, 
Hemd, Scheit, Seh, Seil, Sieb, Teftament, 
Gefang, Io, Lineal. 

194. Zu der Pluralbilbung — er gehören wahrſchein⸗ 
lich auch die der Volksſprache angehörigen und hier und da 
and) in bie Schriftfprache eingeführten Genitive BI. Stüder, 
Maler, Tager und Tagner, Wagner, Woder und 
Wochener, Stunder und Stundener u. a., bie mit 
dem vorangehenden Zahlwort ein und. einem nachfolgenden 
Achliont verbunden und davon abhängig find, 3. B. Gin 

tüder fieben Kerls (Deblenfhläger); in Tagner brei 
(9. v. Rleift). Die ſächlichen Subftantive giengen voran, bie 
andern folgten nach. Die nafjau. Boltefprade Bietet viele 
eiſpiele. 

195. Die Eigennamen von Perſonen bleiben regelmäßig 
unbefliniert. Statt de8 Genitivs fteht eine Umfchreibung 
mit von oder dem bejigangeigenden Sürwort, |. Nr. 212.214. 


2. Konjugation. 
166. Der Umlaut in der 2. und 3. Perſon des Singu- 
lars im Praͤſens ſchwacher Werben nimmt zu, 3. B. du 
mächſt, packſt, jägft, er mächt, pädt, fägt. 


27 


197. Der Rüdumlaut, d. i. die Zurädführung bes aus 
a umgelauteten e in das uriprüngliche a iſt im Norben bes 
Landes zahlreicher als im Süden, 3.8. gejagt, geftallt, 
gewaunt, gezarrt. 

Anm. Über das n der Flerion ſ. Rr. 156. 


3. Ableitung. 


198. Das ableitende e fehlt durchweg, 4.8. ber Aff, 
Bub, Ochs; die Gi, Trepp, Säul; das Aug; die 
Groß, HöH, Lang; blöd, müd, zäh. 

199. Statt e tritt bei einigen von meſſenden Adjeltiven 
gebildeten weibliche n Subftantiven ing (ung Rr.39) an, 

2. Braring (Breitung), Dicking, Diefing (Tie 


g. 
200. Säriftbeutiß werben von männlichen Amts und 
Familiennamen Durch Anhängung von in weibliche gebildet, 
. B. Luife Millerin (eiter, Kabale und Liebe 2, 3), 
au Pfarrin (@nethe 25, 353). Myd. fand mitunter 
beſonders nad} x bloßes —se, aͤhnd. —sen ftatt —in, her⸗ 
Dorg Kgangen aus dem lat. —issa, Fang Tese, fpan. —esa, 
. mbd. suldierse Solbatenweib, beckerse, dann Hol« 
enweſcherſen (Böhmer, cod. diplom. francof. 513 vom 
J. 1332). Hieraus Hat fi fen und ſchen, abgekürzt je 
und ſche in unfern Dialekten gebilbet. Im Süden des 
Landes lautet bie Sylbe fen und nad r meift ſchen, im 
norböftlichen Thell meift ſche, im norweftlichen fe, 3. B. 
von Beder u. (dem Amtönamen) Amtmann: bie Bek— 
kerſchen, Bederjhe, Bederje, Amtmannfen (m 
Amtmännfen), Amtmannjhe, Amtmannfe 
201. Die Ableitungen auf rei nehmen zu, 3.0. Bet- 
telerei, Kraͤnkelerei, Schmeidelerei. 


Anm. Andere Ableitungen |. R. 106. 123. 136. 137. 144. 153. 
182. Zu Re. 200 f. Grimms d. Gram. IL, 388 f. 


4. Bufemmenfchung. 


202. Unechte Zufammenfe nen, deren erſtes Wort ein 
fleftierte® Apjektio ift, find jchriftbeutih Feinsliebhen, 
Mitternacht und das im Ädjektiv ftark und ſchwach bie- 
ende (en) Hoherpriefter, (der) Hohepriefter. — 
Eigm find dem rhein. Dialekt Die Formen: Alterheit, 


28 


Brüberbeit, GOrsßerheit, Jüngerbeit, Kleiner 
Reuerheit, Schonerheit, die aber meift mit 
Ketpaftionen (bei, in, von) verbunden find. rüber fagte 
man ohne Bufammenfegung: von junger Heit auf — 
von Jugend auf. 
Anm. Bol. Schmellers bayer. Wörterbudh. 2, 254. 


5. Geſchlecht. 

203. Viele Subftantive find im Laufe der Beit aus ei⸗ 
nem Geſchlecht in das andere übergetreten, manche ſchwan⸗ 
ten noch heute in ber Säriftiprae, viele im Ber, leich der 
Volksſprache zur Schriftiprace. Die in ben na] jauifchen 
Mundarten zu beadhtenden find im Wörterbuch angeführt. 
Eharakteriftifch ift im mörbl. Theil des Landed das vor 
weiblichen Vornamen: das Marie. 


6. Berhleinerung. 
204. Die naffau. Volfsmundarten haben nur die Ver- 
Bleinerungöformen — hen, — elchen, erden (nur 


im Plural, und da eigentlih ercher f. Nr. 166), night 
Zen ober das ſchweiz. — li, das öfterreihiihe — le, 
— e 
205. In der Kinderſprache heißt es auch: das iſt 
—“3 gutche; geh ſachtche; ſchweig ſtillche; 9 
ganz ſauberche. — Eu Rinderfprade ehlt der ſonſt 
— Umlaut, z. B. Gottche, Mutterdhe, Bas 
erche. 


7. derueinuug. 


206. Die doppelte Verneinung (kein, nicht) iſt ziem⸗ 
lid) verbreitet, 3, es war kein Menfeh nich u 


8. Satlehre. 

207. Die Umfchreibung des Praͤſens im Indikativ 
mit thun unb bes Gmperfehis im Konjunktiv mit thät ift 
I Fa Ai thun lefen, ich thät gern lefen, wenn 
ich ein hätt. 

208. Das Imperfekt im Indilativ fommt im Säben 
faft gar nidht, im Norden nur wenig vor, z. ®. id) gung, 
trag, hieg, ſ. d. im Wörterbuch. Das in die Rede einge 
Thoßene fagte ih, er (fat) ift Häufig. 


29 


209. Für das Zuturum iſt das Praͤſens ſehr im Ge 
brauch, beſonders wenn bie Zukunft durch ein Zeitabverbium 
ansgedrüdt ift: morgen, nachh er ſchreibe ic. 

210. Das Plusquamperfekt wird hoͤchſt felten, das Fu⸗ 
turum exaktum gar nicht gebraucht. 

211. Daß reflegive ſich für ums iſt fehr verbreitet, z. 
B. Wir wollen ſich fegen. 

212. Das Pofleffiopronomen neben dem Dativ eines 
Subftantivs ift jehr gebräuchlih: dem Water jein Rod, 
ber Mutter ihre Schuhe. 

Anm. Die Schriftfprace zieht den Genitiv vor. S. meine Schul-⸗ 
grammatit $. 369, 4 u. meine Grammatik des 15—17. Jahrh. 3. $. 110. 

213. Der von Subftantiven, Abjeftiven und Verben 

chriftdeutſch abhängige Genitiv iſt in den nafj. Mundarten 
jelten, man wählt daflır bei Adjektiven Lieber den Afkufativ, 
bei Subftantiven und Verben die Umſchreibung mit einer 
BVräpofition, z. B.: Er ift ben Weg kundig; das End 
vom Lieb; ih freue mid über das Buch. 

Anm. Die fhriftdeutfhe Sprache gebraucht Ähnliches. 

214. Das Kürwort welcher, welche, weldes i 
(wie auch Baier. Sm. 4, 6.) nur Fragewort, und zwar mei! 
in ber abgefürgten Form weler, wele, weles (weller, 
well, well). Für ben Betntiubege fteht der, Die, daß, 
für Ießteres (db a8) im ſũdlichen Theil bes Landes aud oft 
was, bas ſich nah dem nördlichen Theil hin allmählich ver» 
liert. Das unbeflinierbare wo, in ber älteren Sprache nicht 
nachweisbar, in der ſüddeutſchen Volksſprache ſehr gebräud- 
lich, und zwar für alle drei Geſchlechter und beide Zahlen, 
jedoch nur für den Nominativ und Afkufativ, tft am Rhein 
und Main bäufg nörblih vom Taunus nur hier und ba, 
auf bem eigentli Wefterwalb gar nicht im Gebrauch. 
Am Rhein und Main und hier und da in ben benachbarten 
Amtern Königftein und Ufingen gebraucht bie Vollsſprache 

jern ber wo, bie wo, ſelten das wo, befliniert dann ber, 
die, das im Dativ und Akkufativ Sing. und Plur. und 
läßt wo unverändert daneben ſtehen. Das Relativpronomen 
fo kommt nicht vor. 

215. Bon ben Relativfonjunktionen find die mit wo—, 
wor-— fehr, die mit da —, dar — faft gar nicht im Ges 
brauch. Gine am Rhein ſehr häufig, noͤrdlich vom Tau 
nus bis an ben Wefterwalb nur in einzelnen Dörfern, auf 
dem eigentlichen Weſterwald meines Wiſſens nicht vorkom⸗ 


30 


menbe Gigentbümlicjfeit befteht barin, daß zwiſchen wo — 
und bie Präpofition ein der ober, wenn bie Praͤpoſition mit 

einem Bofal anfängt, ein da eingeſchoben wirb: Das Mei: 
fer, wo der mit id geſchnitten habe; das Neft, wo drin 
bie jungen Vögel waren. . 


Worterbuch. 





33 


A. 


Aa (tt.), zweiſylbig und zweimal betont, ein uraltes 
Bort, jet nur gebraucht, wenn mit Kindern ober vertrau⸗ 
lich geſprochen wird: „das tft Aal Ya machen“, feine Noth⸗ 
durft verrichten; ſchweiz. aa, agge machen, nd. a bon. 
Srüher wol mit —X geſchwundenein Kehllaut haha 
ober chacha, griech. kake (xaxx7), ital. ſpan. franz. caca, 
dem dat. cacare zu Grunde liegend. 

4 Hört man bier und da für Aa. 

Aar £., ein nicht ſtarker Bach, der bei Diez in die Lahn 
mündet. Das von der A. durchſchnittene fruchtbare Thal 
heißt auf Der Aar. 

Abbe, Abbo, Aua m. (Hadamar, Wallmerod), ſieg. 
Abe Großvater. Vergl. hebr. abh, abba Pater, goth. aba 
Monn, die_ahd. Eigennamen Abo, Abbo, lat. avus Groß- 
vater. 


Abben, ebben, äbbchen (vom nörbl. Taunus bis Weſt.), 
um ſich frefien, eitern, die Heilung einer Wunde verzögern, 
bſ. von mwollenen Tüchern und Lappen gebraucht; Abbig, 
ebbig geneigt um fih zu frefien. Vergl. baier. öfterr, 
Afel wunde Stelle, Entzündung; äfelig mund; Afeln 
wund reiben; ahd. afalön bereiten; baher vielleicht gerben, 
reiben, wund reiben. 

Abblotſchen, abblogen ſich, abarbeiten, ſ. bloßen. 

Abdrüden und ſich abdr., fortgehen, fich entfernen, 
fg Reiben, aud) f&b., Bf. früher. 

Aber, ober hört man hier und da am Rhein und Taunus 
für oder; mhb. bis ins 17. IH. zuweilen oder aber, 
aber, lauf. aber. ©. m. Gram. d. 15—17. 36. III. $. 
361. 371. 

Abern, Abro, Abroe, Abror, Aberhoor f. pl 
Augenbrauen, bei Sch. Auber. Sm. 1, 11.242 hat Über, 
Augenäber und nimmt ber mit Necht als Verkürzung 
aus Bra, Braue an (goth. brahv, ahd. präwa, prä, mhd. 
bräwe, br&). Abror und Aber boor (Montabaur) find 
Aber-Haare, 

Abern (8.), 1) fich von neuem zeigen; 2) Tängft vers 
gangene Sachen wiederholen; 3) fich öffentlich auflehnen Au 
gen etwas, widerbellen, antworten (j. empern). Dieles 

Keprein: Wörterbuch. s 


34 


Wort ift ift in feinen verfchiebenen, aber doch fehr vewand⸗ 
ten Bd. das ne avarön, whd. avern, aͤnhd. äfern wies 
derholen, von dem alten Adv. aber, goth. afar, ahb. avar, 
avur, aver, abur, abir, mhd. aver, aber abermald, wies 
berum. 

Abert m., Theil einer Gemarkung (im Dilgebtet). 
Das Wort gehört wahrſcheinlich zu ahd. Aper, mhd. Aber, 
obd. aber ſonnig, offen, frei von Schnee. 

Abfangen, ſchlagen, |. Fang. 

Abficken, mit der Fick (Dehtange) die Schiffe ans- 
mefien. 

Abg, ſ. äͤbich. 

Abgefaͤllen. (S.), 1) das was von einer Sache ab» 
fällt, 3. B. beim Bereiten der Speiſen, bei verſchiedenen 
Handwerkern (ſchd. Abfally; 2) fg. Schläge. 

Abgelagerter Wein iſt folder, der ſchon Iänger auf 
dem Lager liegt und fo die Natur ded neuen Weines etwas 
verloren hat. 

Abheppeln ſich (Gaub), ſich mübe lachen, ſ. Heppel, 

Ab ich, ein uralte Abj., goth. ibuks, ahd. apuh, apah, 
abuh, mhb. ebech, ebich, ſchwed. afvig, hol. aafsch, öfterr. 
abi, Baier. abech, abechig, Abicht, ſchweiz. abäch, 
jchwab. abich, äbich, fehle). äbich, äbicht, heſſ. Abih 
epſch, naffau. abig, abg, awig, äbſch, abjch, eebſch, 
eepjh, eebſcht. Das Wort ift mit der Präp. ab vers 
wandt und bd. das Ab⸗ und Qurtifiehenbe; dann das Ver · 
kehrte, Linke; in Bezug auf die Sonne das von ihr Abge⸗ 
wendete, Nörbliche, daher Rauhe, Kalte; in Bezug auf 
Wenſchen das linkiſche, albernhochmüthige, mürrifche, rohe, 
falſche Weſen. 

Abjackern ſich, ſich durch jackern (ſ. d.) ermüden. 

Abjaxen fi, ſich durch ja zen (ſ. d.) ermuden. 

Abklavieren, abnehmen, erflären, gleichſam auf dem 
Klavier abjpielen. „Deß kannſt-de der doch leicht ab⸗ 
klaviern.“ Datterid 66. Man hört auch „am kleinen 
Finger abnehmen, abfingern.“ 

Abflöppeln (S.), ſich entfernen, fortgehen; fg. ſter⸗ 
ben, Nebenform zu abfnüppeln. 

Abknüpfen, abEnippen, abbinden, fg. „No, fei 
nor net fo korz obgefnippt“. Streff 30, d. t. fo kurz 
angebunden, wie ed ſchd. heißt. 

Abfnüppeln (zhein.), fortgehen, meift fg. fterben; 


35 


eine Rebenform von abEnüipfen, ben Knopf Iöfen, nicht zu 
Knüppel (obd. Knüpfel) gehörig. 

Abkrachen d. i. zerreißen, von Fäden, Striden ꝛtc. 
hört man bier und da. 

Ablegen bei Schiffern oa. abfahren, wie anles 
gen fva. anfahren, landen. 

Ablugfen, ablugen, bier und da ablungfen (mt.), 
9) einem etwas herausbetteln; 2) in verſchiedenen Kinberjpie- 
len abgetwinnen, eine übertragene Bd. von ablugen ab» 
fehen, ablauern, f. Iugjen. Grimm d. W. fhreibt ab» 
Iugfen, Weigand d. W. abluchſen von dem ſcharf⸗ 
ſehenden Luchs. Die Form ablungfen könnte eine Neben⸗ 
form bes hochd. ablungern ibehend abnchmen) fein, vom 
ahd. altf. lungar (fchnell, behend). 

Abluppern, ſyn. mit ablugen, f. luppern. 

nömehren (wt.), Stieftindern das ihnen gebührende 
elterliche Erbtheil geben und fie jo gleichſam ablöjen. „Der« 
nocht hun ich mein Stieftinn abgemehrt“. Lennig 62. 
©. mehren. 

Abnehmen n. Crhein.), eine Krankheit, wobei alle 
Glieder geihwächt find. 

Abradern fi (wt.), ſich abarbeiten, Bj. Sur niedrige 
Arbeit, kommt auch zuweilen ſchd. vor, z. B. bei Tied. 
©. Rader, radern 

Abramſchen (wt.), für einen nievern Preis (Spott 
preis) kaufen. St. 2, 257 hat ranzen Handel treiben; ab- 
Dingen, durch Ranzen einen Nachlaß von ber Forderung er+ 
halten. Abramſchen fcheint dasſelbe Wort zu fein; vgl. 
ramſchen. 


ſ 
Ablc, ab . abich. 
(San BR —8 ſich abarbeiten, ſ. ſchanz eun. 


Sch. hat das Schewwei, Schümwmwel ein rundes Eiſen, 
es ker pſchalen der Lohe gebraucht wird, wol das ſchd. 
aufe 
f PN mieren fg. abprügeln, auch ſchd. (bei Tiedh, 
. ſchmieren. 
Abſchnauzen, abſchneuzen (chein.), fg. berbe 
Antwort geben. " 
Abjhreden, ſ. ſchrecken. 


36 





Abſegeln (8.), fid entfernen, fortgehen, fg. fterben, 
wie abbräüden, abElöppeln, abfnüppeln. 

Abfenat, obfenat, abfernat, obfernat, 
abfonat eigenfinnig, empfindlich, wunderlic, hier und da 
(3. 2. Buch, A. Daftätten) auch brav, artig; davon A(O)b- 
fecdJnatigfeit; lat. obstinatus (beharrlich dim Guten wie 
im Böfen), obstinatio, franz. obstind, obstination, engl. ob- 
stinate, obstinacy. 

Abſpliß m. (vlt), was abgeſpliſſen Jiſt, ein Theil, 
Stüd, 3. ®. von einem Gute. „Hier, (in Eppenrud) war 
ein eigenes Vogtgericht, vermuthlich ein Abſpließ (L. Abſpliß) 
des in Iſſelbach“ Vogel, Beſchreibung des Herz. Naſſau 
1843. S 776. 

Abftehen den Wein, ihn aus einem Faß in ein ane 
deres umfüllen, um ihn von feinem trüben Nieberfchlag 
¶ Trub) zu befreien. Daher Abftic. 

Abtäg, Abteich m. (8.) Stellerfanal. Sm. 1, 426 
bat: „Der (dad?) Teuch, die Teuchen, die Teuchten, 
Vertiefung, Niederung im Gelände (terrain)” und glaubt, 
daß das Wort eins fein könne mit Teich, indefjen einem, 
dem ältern tiuhen (untertauden) entjprechenden Verbum 
teuchen näher zu liegen fcheine. Auch W. hat die Teuche 
feuchte Stelle im Ader. Vgl. Deuchel. 

Abtalken, abprügeln, f. talfen. 

Abwadeln Crbein), abprügeln, |. wackeln. 

Abweichen.n. (rhein.), Durchfall, obd. wt. 

Abwilligen (olt.y, erlangen. „Der fal dem lehnhern 
dat afmilligen, als gebürlich tft.“ Gw. 1, 640. 

Ad und G(e)]rach (wt.), eig. Krach: 1) auf 4, 
aufs Gerathewohl; 2) mit A., mit genauer Roth. Das erfte 
Wort ift die Interjektion ach, die häufig mit weh und 
ſchon im 16. Ih.) krach verbunden wird. ©. Krach, 
kraͤch zen. 

Adel t. m. (wt.), das Eſſen; acheln, achlerig, 
undeutſch, au? der ZJuden- und Gaunerſprache eninommen 
(hebr. achäl efjen), kommt ſchon im 16. Ih. bei Fiſchart 


vor. 

Acht baffen, A. paſſen (Meilburg, Dillenburg) 
fva. Acht geben. 

Ahshofel, Azbofel f. m. (vlt.), wol Azthelm. 
„Brünholz, was man mit eyner achshoſeln abeflagin. mag; 
zum ß mit eim axhoſel mogen „abegeflagen.“ Gw. 1, 

525. 


37 


Ach zern Hört man bier und ba (unterrhein.) für 
— abgeleitet von der Ach zer (in den Schriften dee 


7. 3.) 

Adel, Hadel f. (vhein.), Tannenzapfen, bſ. wenn fie 
Düne find. Gb. abil ift joa. Ahre; mht. achel ift mehr 
Die Spige der Ahre; in einigen Gegenden Deutichlants heißt 
die Achel auch Age, Agel, Hachel, Grachel. Adel, 
Hadel ſcheint dasjelbe Wort zu fein, nur mit Härterer 
Ausſprache des Kehllauted. Das ahd. hacha, eine Waldbes 
uennung bei Graff IV, 772, ift doch wol nicht zu vers 
gleihen? ©. Gohkel. 

Ackeln (8) ickel n (rhein.), neden, durch Vorwürfe 
ober auf verdedie beißende Art Urſache zu Streitigkeiten 
ſuchen, ober geben, davon ber Adler, Idler, bie Ude 
lerei, adlerig. St. 1, 93 hat äfen in dieſem Sinne 
und ftellt es mit dem Bastifchen ega, ſchwed. ägga (zum 
Zorne reizen), holl. haakeln (Urſache oder Gelegenheit zum 
Zank Ey goth. hnaigan (veripotten), hochd. neden zu 
fammen. 1, 24 bat äcken ſchmähen und 1, 25 edeln 
mit einem, im beleidigende, Herausforbernde Worte ges 
ben, ſchwed. äggas med nagon. Sch. hat ſich äden, fü 

jegenfeitig neden, ärgern; Stieler und Grimm (b W. 
en in bemjelben Sinne auseden (fo au 9. Sah8), 
wae nah Grimm an das altn. eggja (ſchaͤrfen semahnen) 
7 kamen. 3 ‚ga gemahnt, wobei zugleich an Ede zu benfen 
iſt. Vol Air: egern. 

Ader f. pl. & Buchweizen. Goth. akran, agſ. 
äcern, engl. acorn, holl. aker, nd. Eder, aͤnhd. Aderan, 
Adeten Aderam, Ahrent, Edern, in obd. Volks— 
mundarten Aderam, Akram, Agram, Aderum, Ach e⸗ 
rand, Achern, Agerig, iſt zunächſt Erirag der Eiche 
und Buche, dann gefäete und geerntete Frucht überh. 

Adern mit jemanden (S.), mit ihm auf eine mehr 
ober weniger gute Art fertig werben, verfahren, ihm ent 
weber ftarfe Berweife geben, oder ihn bin und ber ftoßen, 
prügeln. Aventinus hat im 16. W „Dieweil alſo am 
Rhein vnd an der Donaw Keyfer agimianıs mit vun 
Teutſchen zu ader gieng (ihnen zu ſchaffen machte).“ 

m. Gram. d. 15—17. 3. UI, $. 245. 

Aders (8. weit), nur, sloß, fieg. eckerſch, ſchleſ. 
ad, od, ahd. ekorodo, eckrodo, echrodo, echert, okker, 
okkert, mhd. echert, ockert, ockers. 

Ade f. Narte. 


38 


Uber, abder findet fi im vielen alten, Bf. rheingau. 
Urkunden für oder, mh. oder, ader, uder, ode, od, ah. 
odo, edo, goth. aiththau. j 

Aberih m. 6 weft.), Rellerfanal, fieg. Arig, abge 
leitet von der, deſſen Vegriff nicht auf Blut beichränft 
werben darf, wie bie Abern im Holz, Marmor, Erz, bie 
Brunnabern (Duellen) zeigen. Oder ift das Wort eine 
Bildung aus dem fpäter mhd. adich Pfüße, Grube, worin 
Waſſer zurücbleibt? Vgl. Ahle. 

Adjs, Adjss (rhein.), franz. & dieu, mhd. ad6 (Bott 
befohlen). ’ 

Affegunfes (Lorch) foa. Gunkes, f. b. 

Affenihande f. (wt.), wird bſ. gebraudt, wenn je 
mand etwas wider Erwarten gewonnen ober verloren hat, 
gleichſam durch äffiges, unernftes Weſen. 

Afferon, m. (Nentershaufen A. Wallmerob), Groß · 
vater, ift dad alte Aberahne, mhd. aberune Urgroß⸗ 
vater. 

Affrontierlich (mt.), ſchaͤmlich, ſchimpflich; franz. 
affront, ital. affronto Beſchimpfung, Schande. 

After m. (mt.), der Hintere, Ausgang des Maſtdarms 
(auch ſchd.); die Rüdlehne des Sattels u. |. w., non goth. 
aftra, ahd. aftar, mhd. after nach, hinter. 

Afterbien ſ. Afterfhmwarm. 

Afterſchwanz m. (S.). Wenn jemand eine Lang» 
bär (f. d.) nöthig hat, fo geht er mit dem Schügen in ben 
Wald und fällt einen Reitel. Den Afterfhwanz (j. Af- 
ter) d. 5. die Spige davon, Die er zu dieſem Behufe nicht 
brauchen kann, befommt der Schüße fiir feine Mühe. Die 
19 \ ipfel heißt in der aͤnhd. Sprache gewöhnlih After» 

28. 


Afterſchwarm m. (8. wt.), zuweilen auch After- 
bien, (f. After) ift ein Nachſchwarm, ber 9, 11, 15 Tage 
nad dem Hauptichwarm Fommt. 

Agsrn (rhein.), Die Leute auskreiſchen, vermachen, vers 
leumben, ift das lat. agere handeln, Hier im böfen Sinne, 

Ahle, Ohle m. (8. wt.), fig Ahl, 1) der enge, 
fchmale Gang zwifchen zwei Häufern oder Häuferreihen, in 
den oft das Spülwaffer, der Abtritt 2c. geleitet wird; 2) 
VBezeichnung von Gemarfungstheilen, bie meift eine eiwas 
laͤnglichtiefe, ſchluchtartige Lage haben. In der Wetterau 
fagt man die Ahl; in einem Daufenauer Weistbum von 
1694 (Gw. 1, 602) der Ahle; in ber Limburger Chronik 


39 


$ 6. ſteht: „Ale Selen und Ahlen maren voll Leut.” 
Rad) Grimm if das Wort vieleicht Überbleibfel des goth. 
alhs, ah. altj. alah Tempel, agf. ealh Tempel und Palaft, 
mittellat, alcha Vorrarhöfammer, von ealgian fchügen, wie 
Bwinger von zwingen. Aus bem Begriff einer Burg 
und Zefte wandelte ſich alh allmählich um in ben eines engen 
gemauerten Ganges ober Winkels. Vgl. Alch. Nach Weis 
gank und Wurm ift das Wort sg aus dem aͤnhd. Adel 
unreine Zlüffigkeit aus ben Ställen, dem Mift, der Küche etc. 
(Sm. 1, 26); nd. Aal Pfublpfüpe. Bu diefer Form vgl. 
Rol aus Nadel, Nal aus Nagel. Mirfagt Grimms 
Geflärung mehr zu. 

Ah Teriiſch £. (weſt), fchlechte Weibsperſon, die in 
den Ahlen ſich herumtreibt, gleichſam herumräticht. 

Abm, Ahme f. (weſt.), Großmutter, ſcheint für Uhne 
su fliehen, ahd. an&, mhd. ane, baler. An, Anen. 

Ahme, Ehme f. (rhein. main.), Furcht, Abſcheun. „Do 
hott die Aktionaͤr gewiß Ehme krickt“ (Furcht gekriegt). 
Datterich 76. Sollte das Wort aus dem alten ämaht 
Ohnmacht gekürzt fein? 

hmaen, ehmen, öhmen Crhein. main.), 1) eitern; 
da Ohm Eiter (Caub), Hautentzündung mit Gefchwulft 
(im mährifchen Kuhländchen), daher ähmig, ehmig von 
ſchwer heilenden Gejchwüren, bei Sch. ähmig, öhmig; 
2) (au) Hefj.) die Zungen füttern (bj. von Vögeln ac) 
a der 1. Bd. gehört das Wort wol zu Ammer, ah 
eimuria, aemuria, mhd. eimer, agj. ämyrie, altn eimyrja, 
dän. ämmer, emmer, em Dampf glüende Afche, von om 
Feuer; im der 2. Bd. gehört e8 zu Umme, ſchon mh. 
ammen, in einem Weisthum von 1509 geöhmen, Baier. 
ämmeln. „Sie hot rechts und links die Kinner ald ge» 
ehmt.“ Lennig 44. 

Ahmig, Binlettform für athemig d. i. voll Athen, 
kurzathmig; vgl. amch en. 

Ahnenfeuer, Ohnefauer, zünden die Knaben in 
einigen Gegenden bed Weſterwaldes von den Ahnen (Sten- 
gelfplittern) des gebrechten Flachſes oder Hanfes an und 
treiben dabei manden Unfug, indem fie mit Reiſern in das 
Feuer fchlagen, einander bie Kleider verbrennen, Heden an⸗ 
züänden ıc. 

Ahnig, ehnig, ihnig, ohnig, öhnig, uhnig 
(8. wft.), fig. onig, vor, fommt nur in einigen Bf. vor, 
f. gefern, hauern, Heint, nächſt. Die Dehnung des 


40 


Vokals ftimmt für eine Bildung aus Ahne ober ehe, 
ehnder; das hennebergifche onzignächte fcheint zum 
goth. unt&, ahd. unz&, unzi, unz, mhd. unz bis, vor, das 
wetteran. innergeaftert zu unter zu gehören. 

Ahbning f. (rhein.), Vorladung vor Gericht wegen eis 
ned Frevels, bj. Waldfreveld; dann die Strafe für Diefen 
Frevel, hd. eynnung, ginung (Gm. 1, 538. 539. 554), 
hd. einunge Beſchluß, Gefeh, Gericht, Strafe. 

( gont— ähnt, ahnte, aß (weſt.), verdorben aus eins 
and). 

Adnzern(Hoftein), ächzen, ftöhnen; bie Ahn z, Perſon, 
die viel aͤchzt, ang bj. ohne Grund dazu zu haben. Bt. 
1, 108 hat in biefer Bd. andgen und aus einem Wörterb. 
v. 1482 anchz en. 

Ahd, Ruf des Steuermanns, die das Schiff ziehenden 
Pferde augenbilicklich ſtaͤrker anzutreiben, damit das Schiff 
in Schuß kommt. 

Ahr m. Den U. geben, ein kleines Feſt, das ein 
Bauer feiert, wenn er mit dreſchen fertig geworben ift, in 
Haufen A. Wehen; den Ahrhahn rupfen heißt es in 
Bornic, A. Goarshauſen; den Ährenwein geben in Raw 
heim A Limburg; Staubwein in Bierftadt A. Wiesbar 
den. Es ift wol in übertragener Bd. das folgende Wort. 

Ahren, Ahre, Ahrn, Sören Ehren, Ohren, 
Ihrn m. (wt. in Mittel- und Sübd.), ber Hausgang, bie 
Hausflur, die Küche mit der Hausflur, ahd. öro, Erin, agſ. 
äre, mhd. eren, franz. aire, aus lat. area Tenne, ara Feuer: 


Aiai, Ainiche n. (wt.), ein Laut, mit welchem Fleine 
Kinder das liebkoſende Anfchmiegen ihres Gefichtes an das 
einer anbern Berfon zu begleiten pflegen; Schmeichelgebärbe, 
Streicheln der Wangen, Ruß; nd. Ai, eiken, let Aize, 
aigen, ſchweiz. A, Ali, baier. Ailein, Yiailein. 

Aich ert m. (unterrhein.) iſt die geaichte Stäge (ſ. d.). 

Afrät (chein.) d. i. atkurat, lat. accuratus, ſorgfäl⸗ 
tig, genau. 

ALS, akes (wt.), Iuterjeftion, pfui; dann auch Subft. 
a ag t.), Dieletform für att, [6 

I, aal, a (meftw.), Dialektform für alt, ſ. d. 

Ach, Allich, EI, Sig, Ellig m., ift unterrhein. 
(St. Goarshauſen, Vornich, Caub, Nochern, Paterberg) ein 
ſchmaler durch die Weinberge führender Fußweg, in- Kehe 
Abh. ein näher führender Fußweg, beſonders über einen Berg" 


41 





im Gegenfag zu dem um ben Berg herumlaufenben Fahr⸗ 
weg. Das Wort ift wol eine Bilbung von Ahle, 

Alsıt, alart (bein), „ernten, aufgewe: auch nd, 
franz. alerte, ital. all’ erta, alerta. 

Afingig (hein. fetten), befonber, eigen IA ſich (wet 

teran.). Sm. 1, 40 hat aus einem Vok. v. 1618 alfen« 
—XW was zu Alfanz (Alfanzerei) gehört; Grimm 
at die Ad. alfanzig, alfänziſch. 

u allall (mt.), Beendigt, erfchänft, hd. all und 
alle in den Ada, all, alle fein, werden, früher aud all, 
alle maden. Grimm d. ®. vermuthet, daß ein Altes 
red es ift all = vollftändig, ganz, wie es tft fertig 
voraudgegangen fei und daraus der Sinn von beenbigt, 
erſchoͤpft hi entwidelt habe. ©. fertig. 

Allegar ($.), ganz und gar, inögefammt, ſämmtlich; 
mhd. algar ift ganz gar, ganz bereit. 

Allegebot (S. wt.), ſchwaͤb. allebot allemal, alle 
Augenblide, wahrjheinlich zu allen geriättißien@ehoten, Unbb, 
tommt das Subft. das Bot (oe ot) öfters wor, ahd. mhd. 
nur gebot. Sm. 1, 223 hat das Bot (v. bieten) eine 
Bartie im Spiel, Bf. im Kartenfpiel umb Teitet daher mit 
minderer Wahrjcheinlichfeit die Ada. alle Bot jedes Mal, 
ei ‚» oft man will, jo oft man fich auf;etwas einlaffen 


Allehand (8.), allmaͤhlich, nach und nach, bereits 
endlich. be wird allehand Naagt.” Vgl. mbb. alzehant 
d. i. al zur Hand, fogleich. . 

Allemal (Ccwalbas), das betheuernde allerdings. 
Bei nordd. Schriftftelen (© ellert, Rabener, Shle 
gel) fommt das Wort auch im Sinne von doch, Ig leich⸗ 
wol vor. © Grimmbd. W. 

Alleritt(S. wt.), jeden Ritt; dann ſpa. Allegebot. 

Aileſchlag (8. wi.), jeden Sälag; danngfon. Alles 
gebot. 

Alleweil(8. wt.), jede Weile; eben, jegt, augenblid- 
uch, — ud {&b. (mhb. alle wile). 

Ilmein m. (rhein.), Mimmerfatt der nie genug ber 

tommen Tann, der immer fagt: „Das ift all mein.” 

almelipninzigenanner, allesm. (thein.), ganz 
und gar, Ales mit dem Einzigen einander d. i. bad Ge 
fammte mit dem Ginzigen, Einzelnen. 

Allo, (8. wt.), friſch, munter! ein mahnenber Ausuf, 
von dem franz. allons (laßt und gehn). 


—_._ 


Aus ſ. als. 

Allstag m. (Braubach, Goarshauſen), der letzte Tag 
tm Jahr, Sylveftertag, wo das Jahr all (}. d.) ift. 

Alman f. (vlt), eig. Allmenbe, Gemeindegut, Bf. 
Gemeindeweide, Semeinbetrifi. Gw. 1, 524 u. ö. 

Almoſen des Landes f. ausfahren. 

Alp m. (Herborn), Einfaltspinfel; bei Sch. iſt Abch, 
Apc mehr ein naͤrriſcher, Albch ein einfältiger, alberner 
Menſch. St. 1, 94 Hat die Adj. alb, albſch „von einem, 
der, ob er gleich im männlichen Alter ift, doc jo handelt und 
redet, wie ein Kind, das noch nicht zum Gebrauche feines 
Rerftandes gekommen iſt“, und leitet ed von Alp CE), 
ndenen man ehemals zuſchrieb, daß die mißgeftalteten und 
dummen Linder von ihnen ausgetaufcht feien“. Vgl. obd. 
alpern (Sm. 1, 48), einfältig ſich benehmen, eig. fo fein, 
wie wenn Einem ber Alp etwas angethan hat. 

ALS, (richtiger all3), Kürzung von alles (mhd. 
allez), fteht oft adverbialiſch in der Bd. von immer, fogleic, 
ſchon, eben, gewöhnlich, zuweilen; in biefem Sinne faft in 
Mitteldeutſchland, früher auch in der Schrift gebräuce 


Alf chitt heißt in Schwalbach der Wermut, anderwärtd 
Alfe, EIS, änhd. Alfe, Alfem, EIS, Elje. 

Aldemal, alftemal (rhein.), als einmal; in alfte 
mal {ft t angehängt wie in anderft, nurt (anders, nur). 

Als fort (rhein.), immerfort, auch in aͤhnd. Schriften. 

Alt (Montabaur, Selters, Rennerod), Dialektform für 
als, durch Vertaufchung bed 8 mit t. 

Alt m. f. heißen bier und da rhein. der Vater, bie 
Mutter. Der Ale (Alte), Alvatter, Albatte ift weft. 
Großvater, Die Ale (Alte), Almamme die Großmutter. 

Alt, ALLE. Crhein. unterrhein.), bad Alter, änhd. die 
Alte, mijd. elte, ahb. elti, altt. 

Amber, Ember, Hember (Selters, Montab..ur), 
‚Himbeere, ahd. hindber, hintper, mhb. hintber, änhd. Hinb- 
ber, Himbeer, von ahd. hında, hinta, mhd. hinde, hinte 
Hinbin, Sri 

Ambern (8. Montabaur), antworten; fi) verambern; 
adj. antern, Died wol aus antworten, goth. andavaurd- 
jan, ahd. antwurtian, mhb. antwürten; vgl. empern. 

Ambrä, Ambraſch m. (thein.), Getöſe, Laͤrm, Um- 
ſchweif. St. 1, 101 Hat das Amper Getöfe und benft an 


43 


das franz. embarras ( Hinderniß, Schwierigkeit, verwirrende 
Bene) dem das rhein. Wort noch näher fleht. 

men (8. wt.), 1) außerß ſchwach fein, nicht leben 
und nicht fterben können, Adj. amd (Höhft); 2) einem 
Kranken fhfige Sachen eingeben (f..ähmen). Man fann 
bei 1. an dad alte Amacht, amaͤchtig, au an Athem, 
athmig, athmen denken, ſ. ähmig. %ür Adem fteht 
holl. verfürzt auch Aam. 

Ame, amer, eimer (8. weft.), genau paſſend, bſ. Bei 
Schreinern und Zimmerleuten, verfürzt aus mhb. einbaere; 
dgl. ſchd. vereinbar, vereinbaren. Sch. hat eimer 
gleich, immer auf dieſeibe Weiſe. 

Ameife — in verſchiedenen Gegenden Amap, Ames 
leg, Imeß, Omep, Omig, Omug, Omepel, An» 
meß, Onmep, Dmepe; ahb. ameija, mbd. ameize, 
anbeije, agſ. ämette, engl. emmet, änhd. Em eiß, Gmes, 
gmmeis, Dmeis, Aumeife, wetterau. Im es, ſchwaͤb. 

umeid, 

Amen (wt.), gewiß! wahrhaftig! die bibliſche Betheue⸗ 


Amer, Ame f.(mweft.), fieg. Ame, Awe, Großmutter, 
wol verfürzt aus Altmutter, Altmamme. 

Ammeihesblum (Wirges, Montabaur), heißt das 
Vergißmeinnicht, eher aus Ammt (Anna Maria) ald aus 
der Pflanze Ammet; vgl, Kathrindhen, Kathrein» 
de une Diethardt, A. Raft ißfal 

mmen jarbt, A. Naftätten), etwas mi ii 
Bahnmomimende Ka nennen. Bol. > ern. u 

Ammewäsdhen (mt), Hebamme, bei Sm. 1, 54 
Ammefrau. 

An (8. wt.), voran, 3. B. „Wie viel Garben Haft du 
an? Wer ift an? Wer hats An? Das An if ein Laib 
Brot werth.“ Die Un tft bei gewiſſen Sinberfpielen die 
Stelle, wornad vor dem Spiel geworfen wird, um zu 
finden, in welcher Reihenfolge bie Spielenden werfen, was 
durch die nähere oder entferntere Lage ihrer Steine, Nüffe 
u. |. w. an jener Stelle beftimmt wird. 

Anboßen (thein.), an den noch nicht aufgebundenen 
Garben dreſchen, —* je rein auszudreſchen; vgl. Boße, 
Hüppeln, knüppeln. 

— And, ann (rhein. wt.), in den unperfönl. Rda. „mir 
if, wird, thut e8 a.“ d. h. ſchmerzlich, laͤſtig, leid; ſchon 
ahd. mir ist anado, mh. mir ist ande, bon ahd. anado, 


vg, 


44 


anto, mhd. ande, agſ. anda altn. andi, ſchwed. ande, bän. 
aande, eig. Geift, dann Eifer, Unwille. 

Andau f. (rhein. unterrhein.), unterirbijcher Abzugs> 
Sanal, Kloale, bj. in Städten; in einer Frankfurter Urkunde 
von 1304 (Böhmer cod. diplom. 360) aeduche. Bergl. 
franz. en tuyau und Deuchel, Andeich. 

Andeih, Andeuch f. (weft), Abzugskanal in naſſen 
Feldern. Vgl. Andan, Deucdel, Abtäg. 

Ande inche n. (8. wt.), eine langfame und einfältige 
Weiböperjon, welche die Worte zieht, |. Dimmeldeiuche, 
Hammeldeinde. Sm. 1, 375 hat Dein! als gering- 
Thägigen Ausdrud für eine junge Weiböperfon, die für das 
äußere Auſehen, das fie haben oder fich geben will, zu we— 
nig Brauchbarkeit Befigt, und vgl. agſ. thinen, das weibl. 
Wort zu Degen (Held). Darf aud an das in den Volks- 
Dial. wt. Deinfen, hol. deinzen hin und her gehen, daher 
fchleichen, gedacht werben? 

An dem (wt.) beinahe. 

Underwerb, anderwerp (vlt.), mbb. anderwerbe 
wiederum. Lehr. $. 134 und oft in alten Urfunden. 

Andienen (chein. unterrhein.), zum Gebrauch, Genuß 
anbieten. In der ſchd. Geſchäftsſprache tft das Wort fonft 
gebräuchlich, 3. B. „Wer mit nichts ald einem folhen For⸗ 
mularurtheil andienen kann.” Bürger. 

Aneweg, anneweg, ennweg, önnweg (S. rhein.), 
bei Sm. 1, 66 ainerweg, ainerwegß, ainerwegen 
und 4, 45 annewegs, aneweg, bei St. 1, 340 cine» 
weg, alfo eig. nad) einem Wege bin, nicht durchaus( Diefe 
Bd. hat es bier und da), gewöhnlicher ben einen wie ben 
andern Weg, in einem wie im andern Kalle, jedenfalls, doch, 
gleihwol. 

Anfängen f. anpengen. 

Anführen Crhein.), ein Mädchen, e8 mit dem Ehege⸗ 
lubde täufchen, ſchwaͤngern und dann nicht heirathen. 

Ange m. (Hadamar, Idſtein), Angel, Kloben, ahd. 
ango, mhd. ange. j . 

Angel, angeln, vom Stadyel der Bienen ift wt. 

Angelbiß i Engelbiß. 

Angeln (rhein.), wiederholt weinerlich Bitten, das ſchd. 
angeln in fg. Bd. 

Angewahfen, auch bewachſen (rhein.ı, wird von 
der Spannung der Meinen Rippen bei Kindern gefagt. 

Anglewann f. Anwann. 


45 


Ungft f. (rhein.), fa. Kraͤnk in nicht böfem Stun; 
es ift wol der Pl. bed ahd. angust, mhd. angest, nhd. 
Angft in der alten Bd. wo dad Wort ben Zuftand bb., 
in dem man fi von Noth und Gefahr umringt fieht, ſelbſi 
aud dann, wenn man mit ber größten Herzhaftigkeit gegen 
fie angeht, ober fie gefaßt erträgt. 

Angpihößlwei.), Angftihiffer, Angftid. (cin), 
ſehr ängftlihe Perjon, bie vor Angft heißt. Fiſchari 
(16. Sp.) hat: „ob mich auch ſchon ein augſtſcheißige 
not beftund“. l. Datterarſch. 

Anhad, Ahack m. (unterrhein.), Ort, wo der Leien« 
brecher arbeitet. 

Anhelfen (vlt.). In den alten Weisthümern bes 
gegnet oft die Formel, daß, wenn ber frei und ungehindert 
ausziehende arme Mann (ſſ. Fahrn mann) unterwegs fleden 
Bleibt, der ihm begegnende Herr abtreten (aus dem Steg. 
reif treten) und jenem anhelfen, furder helfen folle. 
„So fol der Herr abfteigen und foll ihme anhelfen. Gw. 
1, 637. Gr. 345 f. 

Ant, Anfe f. G. wt.), Genid, Naden, goth. agga, 
abb. ancha, mid. anke, bj. in Mitteldeutfchl. gebräuchlich, 
rhein. auch Hal sank, goth. halsagga. „Die A. auskäan“ 
(ausfänmen, Wallmerod, fva.) die Leber ſchleimen, den Küms 
mel reiben, berb tabeln. 

Ankerich, Angerich, (S.), Schaden, Unglüd, Vers 
Luft, Verbruß, Unordnung, wahrſcheinlich Angericht, das 
Angerihtete. S. feßt m. an, aber nad) den Ada. „Dau 
machſt alles zum Ankerich; Mer hot bal 'n Ankerich“ ift es 
eher n. 

u Anlängen (wt.), eig. durch Anſetzen Tänger machen, 
im Beſondern anſtricken, durch Stricken länger machen. 

Anlegen ſ. ablegen. 

Anleit (vlt.), mhd. aneleite, ahd. analeita, feindlicher 
Zug. „Sie zeiheten ihn, daß er dieſe Anleit und Bug über 
fie gemacht Hätte.“ Lehr. $. 196. 

Anmachen (8. wt.), hervorbringen, bewirken: euer, 
Zeig, Salat, jemanden Schläge. In aͤnhd. Schriften fin- 
det fi oft einem eines anmachen, wie wir auch fagen 
einem eiwas anrühren, einrühren. 

Anmehren (rhein.), 1) Teig (auch einmehren); 
2) einen Nachen etwas auf bad Ufer ziehen und feſt machen, 
f. mehren. 


46 





Anne, ann (rhein.), weg, bin, dort: „geh anne“ ; 
Ar wuhnt am Deermark (Thiermarkt) anne.“ Lennig 19. 
Bm. 1 hat anti, St. 1, 103 ane, Hebel ane; es if 
wol aus anbin, an hin gekürzt. 

Annefäz (Herborm), Stachelbeere. S. Nonnefär 

Unnerft, annerfter Crhein. weft), lauf. anderfter, 
anders, daraus verlängert anderft (annerft), im 15—17. 
3, baufig, anderfter (annerfter), wie igunder aus if- 
und, ißt. 

Annemweg f. aneweg. 

Anpengen (rbein.), anfängen (unterrhein. weft.), 
anzünben, mhd. enpfengen, enpfenken, von dem einfachen 
venken entzünben, vanke &unte, bater. Fanken. 

Arrannt (Cehein.), Anlauf: Nimm einen tüchtigen An« 
rannt. 

Anranzen (vt) anhalten, um zu ſprechen; anfahren, 
ſchelten, auch ſchd. (3. B. Bei Fr. Müller). ©. ranzen. 

Anrateln, anratteln (xhein.), 1) ſich ſchnell an⸗ 
kleiden; 2) (S.) das Getreide (Bett) in der Tenne zum 
Dreſchen anlegen. Es ift wahrſcheinlich eher an Reitel 
reiteln, im 17. Ih. oft räbeln, ratteln (f. Rate), 
als mit 8. an mbb. reiten bereiten zu denken. 

Anfadeln (mt. auch ſchd.), anloden, an fich ziehen, 
von Menſchen wie von Vieh gebraucht, von dem anderswo 
im gemeinen Leben gebräuchlichen anfaden angreifen und 
feſthalten. 8. und Hoffmann vergleichen das wenbifche 
ssaham fangen; Weigand paſſender goth. sakan, gasakan, 
ahd. sahhan, inhd. sachen, agj. sacan, altn. saka ſchweiz. 
jagen anfahren, ſchelten, zurechtweifen, (ſchleſ. nur anfak- 

en) mit Der Urbebeutung folgen, verfolgen, woher auch 
Sahe Rechtsſtreit. Vgl. anzadeln. 

Anſaichen, minder ſtark als anſcheißen. 

Anfatteln (chein.), ſoa. anfadeln, woraus es ver⸗ 
dorben fcheint. 

Anfcheißen, betrügen, ſtaͤrker als das auch fh. an 
führen. —J— bejdeißen. 

Anfchel £. zumeilen m. (weft. rhein.), EinfaltSpinfel, 
das n wird bei ber Ausſprache kaum gehört. Das Wort 
ſcheint aus An felm verborben, |. beauſchele. 

Anſchmie ren Crhein.), 1) übh. ſchlecht behandeln, be- 
kügen, auch lauſ.; 2) im Beſondern fva. anführen ein 
Mädchen. 





47 





Anſchnabeln «8.), hart mit iropigen und brohenben 
Worten anreben, anfahren, von anfhauben, anfhnauen 
gebildet. Vgl. beſchnabeln. 

Anſchnorren (8. wt.), Nebenform von ſchd. ans 
ſchnurren, ſva. an Snabeln. 

Anfpäneln (8. wt.), mit Stednabeln befeftigen, an 
heiten. Sm. 3, 569 hat bafür das einfache fpeneln, von 
Spenel, Spennel Stednabel, ahd. spenala, speni 
spenula, spenela, mh. spenel jpindelfärmiges He 

Aufpieln. ımwt), ber Anfang, der erfte Wurf im 
Rartenfpiel. 

Anfpraden, anfprehig (vlt) d. i. verflagen. 
Gw. 1, 562. vom 3. 1482. 

Anftellen (8. wt.), 1) etwas Boͤſes verüben; 2) ein 
Kind anftellen d. i. eine Perſon ſchwaͤngern (hier und da 
auch vom Begatten der Hunde gebraudt). Auch die zu 1. 
gehörige, von Fiſchart im 16. Ih. oft gebrauchte Rda. 
„den Teufel anftellen“ d. i. einen ZTeufelöftreich verrichten, 
wobei der Teufel gleichjam als Helfer erjcheint, iſt am Rhein 
noch in lebendigem Gebrauch. 

Anſtoßen (vlt.) anzünden. Lehr. $. 72.232. „Wer 
au die marg en Wald der Mark) freuelich anftiehe, 
ben fal man drü male am bideften in das fure werfen, 
tomet er baruß, jo hat er damit gebußet.“ Gw. 3, 489. 

An Thun (thein.) d. i. ein Thun einerlei, gleich 
pie: es iſt mir alles an Thun, jhmwäb. ei thue, ud. een 

ve 

Antrac (no bier und da), Antrader (vlt, Gw. 
— — ahd. antrecho, antrache, iihd. antreche, 

. Antrad. 

Ant vogel (vlt.) Enterih. Gw. 1, 557. 

Anwann, Anglowann f. Crhein.), eig. Anwand, 
Angewende, ahb. anawanta, iihd. anewande, anewant, 
aͤnhd. Anwendt (Gw. 1, 602), eigentlich die Stelle, wo 
der Pflug wendet, der Ader ein Ende hat, wird bei Adern 
und Wieſen angewendet, auf deren lange Seite mehrere 
Ader ober Wiefen mit dem Kopfe floßen. 

Anwenner, Angle)wenner, änhd. Anwender 
(Gw. 1, 603), 1) 8. weft.) joa. Anwann; 2) (rhein.) 
Beſitzer einer Anwann. 

Anwerben, anwehren (chein.), los werben unb zus 

lei) an den Mann Bringen, ahd. mh. Ane werden, in 
I, Schriften fehr gebräuhlih. - 


48 





Anweß, Onweß m. (Moutabaur), Amboß, ah. ana- 
pö3, mhd. anebös, |. Boße. 

Anwett, Anwitt, Onwed, Onwed, Onmeb, 
Unmett (mweft.) foa. Anwann, Anwenner. 

Anzadeln wird (in Habamar) bei Kinderfpielen um 
Nüffe u. ſ. w. gebraudt, wenn der Spielende mit wenigen 
Nüfen (eigenen wie geliehenen) anfängt und mehrere 

et hat ſich angezadelt. Es tft offenbar anſak⸗ 
eln, ſ. d. 

Anzeppen (chein. unterrhein.), gerichtlich anzeigen, das 
ſchd. anzäpfen, anzapfen. 

Anziehen Ciwt.), feucht werben, von Heu, Stroh und 
Waͤſche gejagt. Die auch ſchd. gebräuchliche volle Rda. ift: 
das Heu ıc. zieht das Feuchte an. 

Appertinenztage „find folde, die einigen Hütten 
gewerkſchaften durch gewiffe Anläffe für beſtaͤndig zugeſtan ⸗ 
den find.” Schellenberg. 

Arbeitsleute, arbeitfame Leute heißen Hier und 
ba bie Taglöhner. 

Arb’r, Dialektform für Erdbeere, |. Erber. 

Arde t. Narte. 

Are m. (weft), Eidam, Schwiegerjohn, obd. A'm, Wn, 
ahd. eidam, eidum, mhd. eidem, eiden. 

Arig (thein. wt.), wird gebraucht von Kindern, welche 
freien, Tragen und beißen; von biffigen Hunden; von ge 
fährlihen Wunden; von großem Schaden, bſ. auf den Fel⸗ 
dern, durch Wafler und Wind veranlaßt. Es ift das üdj. 
arg, abd. arac, arc, mhb. arc; vgl. karig. 

Arme m. Pl. (S.). ein Mieder, das nur Faum bis an 
die Hüften reicht, indem es rundherum zirkelförmig abge 
ſchuitten if. „Sept fieht man dergleichen Halbmieder nur 
noch felten,“ jagt S. im 5. 1800. Es ift ber Plural von 
Arm. Sm. 1, 107 bat Armel „füreine kurze Bekleidung 
des Oberleib8 bei ben Weibern, von der bie Urmel den 
größten Theil ausmachen.“ 

Armetei f. (chein.), foa. Armut, änhd. Armutei, 
Armatei, Armetei 

rre, aͤrrn ſ. ern. 

Arſchbells (S.). verkehrt: „Wei (wie) leiſte do fu 
arſchbells ?“ oͤſterr. arſchlings (bei Goͤthe aͤrſchlings) 
ructlings. Es iſt ein geuitiviſches Adverbium von ahd. ars- 
pelli, inhd. arsbelle, anhd. Ars bell Arſchbacken. 


40 





Arſchen (B.), zum Narren haben, hinten (um den A.) 


herum führen. 

Arſchgebeller, Arſchgeboͤller n. Crhein.), 
Schläge den Arſch; 2) der Arſch, ſ. Arjchbells. 

ürſchkitzel, Arfäfipelsborn, Arſchkratzer m. 
(Montabaur, Thein. .), Hagedorn. Schon 1482 hat ein Vokab. 
Arskutz el ober Hagenpup. 

mark — flügte Land, ahd. mh. 

rt, Yar ,_ das gepflügte Lani mi 
zunächkt bebautes Sand (von ahb aran, mhb. arn, Hr an 
—5— dann übh. Land. In älteren Urkunden ſteht auch 

ttader. 

Artebiffer f. Eiterbif 

 Urtig (Wallmerob), Urenre ektform für artig (mdb. 

ertic, änhb. —5— gut geſtaltet, manierlich, zierlich It 

* rt Iich (wt.), ſonderbar, ſeltſam, tur, im 16.— 

für unjer artig (mb. ertlich). Sm. 1, 111 Fr ab 
Venus, artig feltfam, fonberbar; 3, 1llartig, 
artlich ziemlich fat) - 

Arwel m. (wt.), Dialeftform für arm voll, bei 
Sch, die Arfel, Arvel, bei Hebel Arfel, bei St. 1 m 
arel, arfel arslig; zunächft verüngt Armvel, wie 
NRumpfel, Muffel ans Mundvoll. 

Arwes, Erwes (mt.), Dialettform für Exbfe, ahd. 
araweij, areweiz, haruiz, erbiz, mbb. areweiz, erweiz, 
arwiz, erbiz, änhd. Erbeiß, Erb eis. 

Arwet, arweten(tHein.), Arbeit, arbeiten, goth. 
arbaiths, arbaidjan, ah. arapelt, arapeitan, mbb. arebei 
arbeit, arebeiten, arbeiten, änhd. arbeit, erpait, er« 
beit, "erbeiten. 

Arzihillernd, PR „Der axzſchillernde 
Re owerjchter Harr.“ Firmenich 

ch erich m. —2 unterrhein.), N) die ſchon 5 
ng Ye 2) das Tuch, auf welches beim Bauchen (f. 
die auszulaugende "ii je gelegt wird, auch ſchweizer. (&. 
114) und aͤhud., et vom aͤhnd. ajder, Eier Cal. 
Higermitind), was ein mb. ascher, escher, ahb. as- 

, aschaere vorausſetzt. 

"Aferli (Schwa a) wird mit fein und werben ges 
braucht, um den hohen Grad einer jhmerzhaften Furcht ober 
Veſorgniß zu bezeichnen: „es iſt, wird mir ganz aſerlich.“ 
Aſer iſt im 15. — 16. Ih. ein Sad zum Anhängen, Weid ⸗ 
taſche, Taſche in ben Kleibern, Bater. Aſer, Aufer, ‚ ‚ei, 
Afer, Ofer (Sm. 1, 116. St. 1, 113). m. bat a 

Kchrein: Wörterbud. 4 


50 


einem Bofab. v. 1445 die fg. Rda.: „einem den Afer ans 
tuen“ d. i ihm beläftigen, ihm ſchwer fallen. Das Wort if 
wol auf as (Speiſe) zurückzuführen. Wurm denkt, weil der 
Afer immer angehängt wird, an eine Verkürzung aus 
abb. anse, mh. ense, Baier. Anz (Sm. 1, 87), die Spange 
am Fußeiſen und Holzſchuh, welche oberhalb’ der Ferſe den 
Fuß oder Schuh umgibt. . b 

AB, (weit) eins (f. ähnt); 2) aber (fübljchebeutich, 
ans Iſtein von 1794 angeführt). 

Big (hier und ba weft.) gerne eſſend, ahb. azig, mht. 
aezee; vgl. unäßig, fürttg. 

Aftermteren, äftemieren (rhein.), achten, lat. aes- 
timare, franz. estimer. 

Üfig. „Ich deht mid Aftig lade.“ Datterich 68. 
Hier und da hört man: „ſich einen Aft, einen Budel, 
ſich Erumm laden.“ 

Hter, |. Eder. 

Ati, Wermut (absynthium vulgare) in Caub. 

Atſch, eelſch (wi.), ironifdhe Imerjektion, die fehl: 

eſchlagene Erwartung eines Andern anszutrüden, gemöhne 
ic) begleitet von der Gebaͤrde des Rübeſchabens, d. i. des 
Hinftreichens des einen Beigefingerd über den andern. 

Atte, Ette m., Vater, Juden und Kinderſprache, und 
da jegt felten, goth. atta, ahd. atto, mhd. atte, ette. 

Atter oder Otter, grüne, f. heißt in Gaub eine 
große grüne Eidechſe, (mahrjcheinlich lacerta muralis ober 
agilis), die für fehr giftig gehalten wird. Mhd. ift oter ber 
Name einer Schlange. 

Atteftiern (Salz U. Wallmerod), egiftieren, be 
ſtehen; vgl. Praxis. 

As, atze! (rhein.) ruft die Mutter ihrem nieſenden 
Kinde zu und ſpricht dann wol auch: „Gott fegne dich, daß 
du fromm und groß wirft.” Es iſt ein Naturlaut, 

Apel f., 1) Eifter, auch ein munteres Kind ; 2 Perücke, 
in beiden Bd. wt., auch ſcho. Schon mh. findet ſich atzel, 
nah Weigand wol mittelft eines ableitenden J aus einer 
Kürzung bes mittellat. agaza, agazia, altfranz.agace. Die volle 
Form für umfere Elfter ift ahd. ägalasträ, ägelesträ, mhd. 
ägelster, ügleister, ähnd. Agelafter, Agelefter, Ag- 
elfter, Aglafter, jhwäb. Agerft, Ügerfte, fehmeiz. 
Ageft,Agefta, nd.Agefter, Egefter, Ekfter, Exter, 
Hegter, Hefter, Heifter, Hol. aakster, ekster. 
„Man gebraucht auch Agel für Perücke, deren Haar bunt 
ausfieht, wie bad Gefieder der Elfter.“ Grimm d. W. 


51 


Apelau % n. (Wehen, Schwalbach, jelten Montabaur), 
Hühnerange, Leichdorn, hol. aaksteroog, eksteroog; vgl. 
Glferauge. 

Apeln,apen (chein.), zanken, ftreiten; raufen, ſchlagen, 
daß die Haare Davon fliegen. Nd. ift adder boshaſt, ad⸗ 
dernzanfen, abderigazänfifch. Aeln fcheint daraus, ober 
aus ezern (f. d.), fehwerlih aus Atzel gebilbet; doch bie 
Apeln find eben auch nit fehr friedfertig. 

Aploch n. (Montabaur), eine in der Innern Keller 
mauer angebrachte Vertiefung, die oft mit einer Thüre ver- 
ſehen ift Ciledann einen den Wandſchrank bildet) und 
zur Aufbewahrung von Eßwaaren dient, Aus Atz Speije 
gebildet. 

Aua f. Abbe. 

Aueln (Braubah, Marienberg), ein wenig ſchlafen, 
bi während ber Arbeit, eher äugeln von Auge, ald von 
Eule, 3. B. Schlafeule. 

Auer (weft.), Dialektform für Uhr. 

Auf (gotb.iup., ah. möb. Of, Ankb. off, uff, auff, 
auf), in den Dialeften uff, off, und fo auch in ben nach⸗ 
folgenben 3. gefprodjen. j 

Anf_iR zu beachten in ben Zeitbeftimmungen bei An- 

abe der Stunde: es geht auf 3 Uhr, D.i. es wird halb 
$ Uhr fein; 4, auf 3, d. i. 27, Uhr, 4 auf 3, d. i. 
2°/, ühr 

Aufbarn, aufbern. „Wenn die Haferernte reiche 
lich ausgefallen ift, und die Scheunen nicht Alles aufnehmen 
Eönnen, wird noch eın Theil der Hafer bis zum Ausdreſchen 
aufgebarnt, d. 5. neben die Scheune ober jeßt bei der 
ſtrengeren Feuerpolizei auf bie Wiefe in einem in Form 
eines Hauſes Eonftruierten Haufen aufgefegt unb mit einem 
Strohdach verjehen.” Heinrich in Bierftabt für Hachenburg. 
Schd. fteht dafür aufbanfen, von Banfe Scheune, 
welde Bd. auch Barn hat, (. d.). 

Pi en en (S.), weis machen, Lüge aufbinben, 
auch ſchd. 
Aufbunden, felten aufgebunden (rhein). Der 
ift kurz aufbunben. d. t. leicht reizbar, trogig. Im 15. — 16, 
Ih. ſteht das ganze Verbum aufbinden im Sinne von 
reizen, jähzornig fein und machen. 

Aufdonnern (chein.) eig. durch Donnern, Zwang, 
dann übh. durch Aufjucyen, Aufftören aus dem Schlummer, 
aus der Muhe verfhaffen. „Seiner Tochter Hoi er awer 
jeßt wider An annern Breitigam uffgebunnert,“ Bans 
Trat. 6. 


52 


593 Auferfterben (olt.), durch den Tod zufallen. Gw..1, 


Auffließen (Goarshauſen), aufwaſchen ein Zimmer, 
f. aufzichen. 

Aufgabeln(rhein.), durch Nachſuchen finden, beforgen. 
„Waaß ar mer dann kahn Annern uffzegawmwle?* Len> 
nig 65. Das Wort (eig. auf die Gabel nehmen) ift auch 
ſchd., aber nur von Sachen, 3. B. „Sie haben eine Vogel: 
ſcheuche aufgegabelt." Tied. ö 

Auflenzen (unterrhein.), aufreizen. Im mhd. Wör- 
terbudh von Müller-Barnde. ſteht das Verbum lenzen 
mit] einem Fragezeichen und danu folgende Stelle: diu minne 
het nu gewunnen sehs nam, day ist lenzen liegen wanken 
spotten triegen. Es ift möglid), daß lenzen bier die Bd. 
von neden hat. Ahnd bb. lenzen 4 d.) fäumen, zaubern. 

Aufmupen, offmogen(S.) 1) aufpugen; m Laſt 
legen, vorwerfen, in beiden Bd. auch in obd. und nd. Mund⸗ 
arten und in hochd. Schriften gebraͤuchlich, in der 1) jedoch 
heute weit feltener als im 16. — 17. 35. Weigand ftellt 
das Wort neben maußen (ahd. müzön, mi. mügen) 
mit der Grundbd. ändern; Grimm faßt e8 (wol richtiger) ald 
Verfürzung aus murzen (fehneiben) und erflärt es aus 
Schnitt, Zuftug der Kleidertracht; Wurm erklärt (ſehr gewagt) 
mußenftattmudfen, und mud affibiliert fmud, ſchmud. 

Aufrapſchen (8), 1) aufftoßen: Die Arznei rapſchte 
mir auf; 2) übel befommen (in moralifhem Sinne), ndf. in 
beiden Bd. ufreppen. Sm. 3, 119 bat ropfezen 
rülpſen, ahd. rofazjan, rofazön, mb. roffezen, ropfezen ; 
dazu ſcheint dieſes rapſchen zu gehören. 

Anfreihe £., heißt in Schwalbad ber jhb. Auf⸗ 
ſchlag in einem Kleide. 

Aufrodeln (rhein.), eine vergeflene Sache wieder ins 
Andenken der Leute bringen und zwar zu ihrem Ärger; Leute 
gegen einander aufbringen, reizen. Das Wort ift eine Wei 
terbildbung von aufrüden. 

Aufrumpeln ein Boot, d. i. auffahren, wirb von 
Dampfſchiffen gefagt, die beim Auffahren rumpeln, ein 
Geraͤuſch machen. 

Aufſackeln (S.), überhaupt fi ober Andern etwas 
aufladen: Neuigkeiten, Anekdoten, Schwangerſchaft. Eine 
Weiterbildung des gleihbb. ſchd aufjaden. 

Auffhlagen 1) (vlt) erbauen. „In degelbigen Beit 
warb die Burg Falkenſtein aufgejchlagen.“ hr. $. 42; 
2) bei Schiffen joa. wenden. 





53 


Aufſchnappen, 1) (B.) flerben; 2) Crhein.) Banfes 
rott ui in beiden EN PA Baier. NS 1) ſ. 
Schnappe, Schneppe. 

Aufſchnatzen |. ſchnatzen. 

Aufſchürzen Lult.), den Termin aufſchieben. Gw.1, 


Auff eger m. (8.) PN eine Art Pfoften, ber nicht 
durch das Stodwerk hindurch geht, fondern auf einem Riegel, 
ober dem . g. Schiffbug (ei ot) auffißt; 2) ein a 
recht ober ſchief ftehender Riegel in einer Want. 

Aufſichter m., (wt.) Auffeher, der die Aufficht Hat. 

Auffigen (8), gtüden, zu Glüde ſchlagen, auf einen 
grünen Zweig zu figen fommen. 

Auffprußen fi) (unterrhein.), ftolz fein, ſich in die 
Bruft werfen, das fchd. auffpreigen, f. Tprauzen. 

Aufftand, Aufftandsm. (mt.), das Übriggebliebene, 
5f. Reſt von der Mahlzeit; |. ftandern. 

Auffterben (olt.), foa. auf erfierh en. „Der Gräfin 
Farb ein gut Land auf. Lehr. $. 1 

Auffteigen aus dem Bette, vom ?Sah iſt ſehr ver⸗ 
breitet ſtatt des richtigen aufſtehen. — Im Sinne von 
höher. ſteigen verbindet die Lehr. $. 76 mit aufſteigen 
das Hilfsverbum haben ftattfein. „Auch hatte es ſich alfo 
verwandelt mit dem Pfeiffenfpiel, und hatten auffgeftiegen 
mit der Musica, daß Die nicht alfo gut war Bißhero, als 
nun angangen iſt.“ 

Aufſtößig (vt.) uneins, zwiſtig. Sm. bat 3, 662 f. 
Stoß, Stuß, Aufftoß Zwiſt, Bank, Streit, auf 
ſtößig zwiſtig. Auch Haltaus bat: aufftof ober 
zweiung.” Seb. Frank im 16. Ih. hat: „Iſt der mark 
graf und die von Nürnberg uneins und a Yes Big worden.“ 

Auftroffen (rhein., unterrhein.), mit Mühe ausfin- 
dig machen, ähnd. aufpäden, aufladen, von ſchd. der Troß. 

Aufwaſchen (wt.), das gebrauchte Süchen- und Tafel- 
geſchirr reinigen, iſt aud ſchd. Zuweilen fehlt der Akkufativ. 

Aufzichen (rhein.) fon. auffließen. 

Angen Ba) eben , ift das goth. augjan, 


and. Er jan, mhd. ou; — aſſen. 

R., Shen Mm jegirt eines Dorfes oder ber Gemar- 
fung, wahrfeinfieh von dem nun vlt. Aul (f. Euler); 
vgl. u Gemarkungsnamen Aulbach, Aulenfaut u. a. 

Aulch f., „eine Perſon, die uͤrch eine ſchlechte Be⸗ 
handlung der ESliefeltern ober Vormunder ıc. nicht nur 


54 





blode und menſchenſcheu geworben ift, ſondern auch dadurch 
eine ſolche furchtſame Natur angenommen Hat, daß fie ſich, 
ohne zu murren, Alles gefallen, aus einer Ede in die andere 
ſtoßen Läffet.“ (8.) Davon aulchen, veraulden fo be 
handeln. Iſt an Aul gleichſam alte Echerbe zu denken? 

Aulner Pen m geind } s R 

Auspaufchen (unterrhein.) joa. anboßen (ſ. d.) 
vgl. Bau 0. 

Auſchern ſ. oſchern. 

Ausdörfer m. (rhein.), zuweilen u wie ähnd. und 
noch in Weftfalen Ausmärker. Wer im Dorfe A wohnt, 
aber in der Gemarkung des Dorfes B Grundflüde hat, ift 
von B ein Ausdoͤrfer. 

Ausdogen |. dogen. 

Ausenthalt f. Aushalt. 

Aufel f. (Hadamar, Rennerob), Hofenträger, vieleicht 
aus Aſel für Achjel. 

Ausfafeln ausarten, |. faſeln. 

Ausgeedt, zuweilen ausg ehe dt cpein.), fe hunde 
trieben: das ift ein außgenäter Spieler, Spigbube. Partic. 
vom fd. auseden alle Eden wovon ermeflen, unter 
ſuchen; forgfam unterfuchen oder überdenken; nad allen 
Seiten (Een) bearbeiten. 

Ausgefährn. (S.), Hautausfchlag, von ausfahren, 
welches Verbum in derfelben Bd. von Blattern, Anschlag, 
Ausjag ſchd. vorkommt 

Ausfahren, fahren zu Hof; Fahrt, Aus», 
Überfahrt, Zug, Schub. Diefe Ausbrüde wurben früher 
gebraucht, wenn bie Gerichtsſchoͤffen des Rechtes nicht kunbig 
waren und fich in einer vorliegenden Rechtsſache an ein be 
nachbartes Gericht wandten, um fi) da Rathes zu erholen. 
Die erhaltene Weifung, die unverweigert und unentgeltlich 
erfolgte, hieß des Landes Amoten. Br. 663. 667. 
678. Gr. 834. 

Aushalt, Ausenthaltm. (S. wt.), was Eltern 
bei der Übergabe (f. übergeben) ihres Vermögens am 
ihre Kinder zu eigenem Unterhalt für ſich behalten, vorbe 
halten, ausbebingen. 

Ausklugen (S. wt.), durch Forſchen ober Nachdenken 
ermitteln. bſ. die Geſinnung eines Menſchen ausklügeln. 

Ausfnicheln (chein. weft.) beinahe joa. ausflugen, 
doch mehr von Sachen gebraucht, vieleicht eine übertragene 
Bd. von knoͤcheln (f. d.) „Un die zwaq Bilder unne (am 





55 


Gutenbergsdenkmal) — Saferlot, Rejchbedtl war bie jo 
ausgeknichelt hot.” Lennig &. 

Auskreiſchen (hein. obb.), in böfen Ruf bringen. 
ki anelugfen (rhein.), liſtig ein Geheimniß entloden, 
lugſen. 

Ausmagern (thein.), mager machen, von Feldern 
gebraucht, die oft bejät, aber ſelten gebüngt werben. 

Ausmann (vlt), mhb. ügmann, ein Mann don außer 
Halb. „Wurde eyn vßmann in der marg (Mark) begriffen, 
Fb jnne gehauwen hette, der hette lip vnd auf verloren.” 

3, 489, 

Ausmärker, der Mark ımtheilhaftig, kommt oft in 
den alten Weisthümern vor. Gw. 1, 560. 575 u. d. Vgl. 
Ausdörfer. 

Auspunden, d.i. auspfunden (Sprache ver Mep- 
‚er bier und da auf dem Wefterw.), ein Schwein auf das 

fund (aufs Gewicht) kaufen, nicht überhaupt nach ber 
Werthabſchaͤtzung. 

Ausjädeln (rhein., obd.), den Sädel leeren, je 
manben um fein Gelb bringen. 

Ausſcheller m. (rhein. bier und da, gebräuchlicher in 
Nauheim, A. Limburg), der das, was befannt gemacht werben 
ſoll, ausſchellt, durch Die Schelle befannt macht. 

Ausſchierig (main.), ungehalten, zornig. „Do drims 
wer i8 der Babda aach ganz ausſchierig worn. Streff 
48. ©. [heren. 

Ausſchlag m. 28 ein Fleiner Graben, der auf den 
Wieſen zum Wäflern aus dem Haupt- oder Nebengraben 
jeleitet wird, und aus dem fich feine andere ergießen; 2) jeder 
Geutausfitag (in diefer Bd. auch ſchd.) 

Ausfimelieren (thein. main.), ausſiunen |. fimer 
Be „Ich bob mer das fo recht ausjimeliert.“ 
Streff 47. 

Ausſtich, Aus ſtöch m.(S. wi.), das Befte, Schänfte 
von etwas, was alles Andere ausfticht; oft auch fpottweife 
vom Gegentheil gejagt; auch ſchd. 

Ausftrompen, eine Arbeit thun, die ein Pnberer 
nicht thun will, |. firompen. 

Austripfhen, austräpfhen (Höchſt), ausforſchen, 
ausfindig machen, ſ. tripjhen. - ‚ 

. ußt, eift (rhein., Taunus) nur, einigermaßen: 
Komme doch, wenn es dit aäußt möglich iſt,“ wahrſchein⸗ 
lic abgekürzt aus ãuherſt; doch vgl, äwes. 


56 





Außmwendig (vlt), außerhalb, ift Ahnd. Häufig in 
den Formen aufwendig, ußwendig Gw. 1, 525 u.8. 

Auszug m. (meft., unterrhein.), Schublabe, bie ſich aus 
dem Tiſche ziehen laͤßt. 

Aut etwas, naut nichts (mt.), das ah. iowiht, nio- 
wiht, mhd. iht, niht, altmittelb. At, nüt, aus iat; niut, 
agſ. &viht, avht, n&viht, navht, engl. — — —F 

Auter m. (Hadamar), Spipbube, ſchlechter Kerl, das 
Int. auctor in böfem Sinne. 

Autſch, utſch (mt.), Ausruf des Echmerzed; aut: 
ſchen, autſch rufen. 

Awähns (8.), unvermuthet, wol unwaͤhns, ohn- 
wähns, genitiviſches Adverbium. W. Hat aus Schlefien 
unmwand. 

Awanka mahen (Salz. A. Wallmerod), Aufwand 
machen, einher ftolgieren. Da auf dem Wefterwald_ viele 
verborbene franzoͤſ. Wörter ſich finden, fo ift vielleicht an 
avant (vor), avantage (Bortheil) zu denken. 

Awas (Idſtein), munter, ſchnell. Am Rhein hört man 
das aus ei was! gefürzte amas, aber in ber Bb. von 
ei waß. 

Awes, eiwes, bubes, übes (weft), nur etwa, 
etwa noch, einigermaßen, wahrſcheinlich aus eben, ebenft 
gebildet, welche Partikel auch in andern Gegenden wie halt 
und gleich ſehr gebräuchlich iſt; vgl. aͤußt. 

Awig |. äbid. 

Agern, ägtern f. egern, egtern. 

Azthelm n, (wt.), ift der hölzerne Stiel ancder Axt, 
mhd., ſchweiz. der Halm (St. 2, 34), lauf. der Agthalm, 
Azthälmel, baier. der und die Halb, Helb, Helben, 
Helbm (Sm. 2, 175), ähnd. Helbm, von ahd. halbe, 
helbe, halp, Stiel, Handhabe. 

Aztwurf gilt in alten Weisthümern als Abgränzung 
auf dem Wefterwald, wie Hufhammermurf fi d.) im 
Rheingau. ©. Gr. 58. 


B. 


Gegen der Unficherheit in der Aueſprache iſt auch P nachzuſehen.) 
Ba, bä, bah, baak, baakes, baaks, baäks (wt.), 
eine Interjektion, die meiſt einen getragen Grad von Ber 
achtung und Abwentung ausbrädt, als pfui. Man hört 
auch pfui baaks, pfui bals! Davon bad Subftantiv der 





57 


Baakes dicker, unbeholfener, meift uuflätiger Menſch; das 
Verbum baaken etwas garftig und efelaft finden und 
nennen; das Adj. bäferlich Übel zum Erbrechen. „Die 
bot den Wiſchte (Wüſten) grab nor wehem (wegen bem) 
Gelb gemumme, den Baakes.“ Lennig 71. 

Baas m. S.), Meifter: „im Ringen Baas fein.” Es 
tft die gebehnte Korm von baß befler, ah. paz, mhb. baz. 

Babbe (weſt.), Babe urhein.) m., Vater, hd. Papa, 
Baba. 

Babbeln, bappein (S.wt.), plaudern, bſ. viel und 
zur Ungeit, nd. babbeln, hol. babellen, engl. bable, franz. 
babiller, ital. babollare. „Baba ift der erfte Laut, den bie 
Kinder ftammeln, von Baba beginnt alles Schwägen und 
Plaudern.” Grimm d. W. Daber Babbel, Babbler, 
Babbelden, babbelig, Babbelmaul u. a. 

Bet Dakbein (8.), beben, zittern, Nebenform von bob» 
ein, f.d. 

Bäbes (weft), 1) verhärteter Nafenfchleim; im Jülich 
bergifhen Böpel, im Haragebirg Pöperl (f. Bupe- 
bäbel); 2) — ein reicher, dabei begieriger Mann. In 
ber 1. Bd. hat W. ſchleſ. Pöpel, Popel und ftellt es 
zu baier. Pepl sengelhen, Bläschen, nd. Bobel, hol. 
bobbel, bän. boble Blaͤsſchen; in der 2. Bd. ift es wol 
basjelhe Wort; man denke nur an den ſchmutzigen Geiz. 

Bad Iautet auf dem Wefterwalb in Zſſ. bich, Bud, 
wid, woch, wuch, mad, mid, mod, much; Ieptere 

en ſtehen meiſt für — nbach, —mbadh, —Ibad, 
B. Derwich Dernbach), Selmud (Selenbach) Bide- 
mud (Bickenbach), Braremud) (Breitenbach), Drerrel: 
m uch (Drittelbah), Zohl woch (Zahlbachſ, Kal moch 
(Kallenbadh). 

Bad) if in der rhein. und naffau. Volksſprache und 
in ben ältern naffau. WBeisthümern nur f.; ahd. und obd. 
m., bb. zuweilen und in ben Schriften des 15 — 17. Ih. 
ſehr Häufig f. Aus Lothringen, dem Mittelrhein, der Wet 
terau, Naflau, Hefjen, Thüringen zieht fih die Bach jept 
bis nad Schlefien. Die Ka Bad iſt nun auch ſchd. In _der 
Beſchreibung des Herz. Naſſau im Lefebud für die naſſau. 
Elementarſchulen find die Bäche faft alle weiblich. Vergl. 
Grimm d. Gramm. 3, 386., d. Wört. und meine Gramm. 
d. 15. — 17. 3. 2, $. 280. 

Bahbul, Bahbuhe heißt in Gaub ter Gimſel 
(ajuaga, franz. bugle). 


58 





Bien (Montabaur), wäfjern, 3. B. bie Wiefen, äpnd. 


panel 

Badtap 8 f. (Taunus), glatter Stein, (wie beren in 
waen ſich finden), nicht gut zum Mauern. 

Bachſterz f., Bachſtelze, ahd. —B waʒ 
zorstellia, bb. —E ahd pachstelz. Sterz it 
Bi sterz, agj. estärt, steort, altn. stertr Schwanz von 

eren. 

Badbordfeite Heißt bie linke Seite bes Schiffes. 

Badhen. Beſteht die ganze Kaffeetaffe aus zwei 
Theifen, fo heißt die Untertaffe Shälden, die Obertaſſe 
Köpphen, Koppchen (Möpfchen); befteht fie nur aus 
einem Theil lehne Untertaffe), fo heißt ſie meift Köpp chen, 
Koppchen, zhein. Schälch en, unterrhein. Baden, 
vielleicht Packchen, von paden, ba dasſelbe meift einen 
Henkel hat. 

Baden (8.), I) bofieren — will dir watt backen;“ 
2) Heben, haften, frieren (auch ſchd.); 3) jehr mitnehmen 
dur Prägeln, Streiten, Auszanfen 2c. In diefer Bd. viel 
leicht das ahd. päkan, mhb. bägen zanfen, ſchelten. — 
Gebadene Blumen find Fünftliche Blumen, die meift reich⸗ 
lich mit Silber und Rauſchgold verfehen find. 

Bades, Badesderr, abgekürzt aus Badhaus; 
Badesberr f. Derr. 

Baderem, Badım, Barem, Badram, Bare- 
well, Barwell, Barwill, Baberwill, Bader» 
wöll, Beiderwill, Barig) m., ein aus einen (ale 
Zettel) und Wolle (als Einſchiag) oder aus Baumwolle 
(als Zettel) und Wolle (ald Einſchlag) gewebtes Zeug zu 
Frauenröden, auch der daraus gemachte Rod (f. Dirdich), 
bei Alberus (16. Ih) Bederwen, wetterau. Beiders 
well, bei$rifh Beiderwand, aus beiden (Wolle und 

Sinne) gewebted Gewand, 

Bahn f. (8. wt.), das breite Ende am Zeug, ein 
Streif des Zeuges, bj. zu Weiberröden. — Die Bahn ſchla— 
gan auch bie Bahn hgleifen (nordweftl. Theil bed 

bed), Fr dem Eis ſchleifen. 

Bahr f. (Wallmerod, Montabaur, Schwalbach), Nacht⸗ 
topf, auch in Coblenz und Siegen (Sch.); ahd. pära, mhd. 
bare, in weiterem Sinn als — ſchd. Bahre. 

Bain ſ. Beun. 

Bajen (thein. wetteran.), Dialeftform für beugen, 
Abub. beigen, beygen, mhb. böigen,, d. i. böugen, ahd. 

ou gen. 





59 


Bajes n. (wt.), Haus, bf. altes; auch Givilgefäng- 
niß (fonft Bolles); mhb. boije, beie Ketten und une, 
in welche Gefangene geſchmiebet oder gebunden werben; 
roman. boia, ſchon Bei dem röm. Dichter Plautus bois 
eine Art Bande 

Baͤkerlich f. Ba. 

Balatſcchen, balatſchen (rhein.), viel und ſchnell, 
daher meift unverftänblich ſprechen; in Heibesheim (meift 
balatſchen) heute noch von den fremden Solbaten, bj. 
den Franzoſen gebraucht, beren Sprache bie Ginwohne: nicht 
verftanden. Es fcheint von dem kant. parlage Geſchwaͤtz, 
Geiwaͤſch gebilbet zu fein. Bol. noch Latich, Tralatich. 

Balgen (8. ıwt.), ſich mit femanben ringend ſchlagen; 
auch mit Worten fireiten. Unſere Schriftſprache Hat io 
balgen, ahd. ſchwach balgian, mhd. belgen, vom ftarfen, 
ahd. bölgen, mhb. belgen, eig. aufſchwellen (wie ein Balg), 
dann fg. zgümen. 

Bällig, Pl. (Salz A. Wallmerod), große plumpe 
Stiefel, offenbar Balg, welches Wort (nad) Sm. 1, 172 
in der ältern Sprache auch für Schwertſcheide fteht; vgl 
Brandeimada. 

Balfam iftwt. Name für Minze (mentha). 

Balteskrug m. Guch A. Naftätten), Krug mit einem 
diden Vauch, wahrſcheinlich nach dem Verfertiger jo benannt. 

Balwieren, halbieren (rhein) barbieren (wie 
aud in Büchern des 16.— 18. Ih.); dann im Sinne von 
betrügen. „Schwernoths Bolt, ald de Olde iwwern Leffel 
balwirt.“ Streff 122. „Als hätt eich je Balweert, be 
drohe (betrogen) un geſchunne.“ Lennig 35. 

Bam m. (unterrhein.), Map für Mehl, gewöhnlich 
/, Sad, , Malter. 

Bambeln, bombeln, bumbeln, bammeln (8. 
wit). 1) baumeln, herabhangend hin und her ſchwauken; 
2) zögern, fi) langſam Hin und her bewegen (vom fpan. 
bambolear, portug. bambalear hin und ber ſchwanken) 
Br. Müller bat bambeln, Göthe öjterd bammeln 
m ber 1. Bd. Die Zeit verbambeln, ohne nüplihe Ber 
ſchaͤftigung umher ſchlendern. Die Bambel, ber Bambier, 
das Gebambel, bambelig, bamblerig, Bambels 
bannes. In allen biejen . Wörtern lit der Begriff des 
Laugſamen. ©. weiter bembeln, bimbeln, bombeln, 
bumbeln. - 

Bambelher BI. (chein. wi.), Ohrgehaͤnge, Ohrringe 
mit Bambelchern. DESE 


60 





Bambes, Bumbes m. (Lord, Montabaur), Krug 
mit einem bien Bauch. 

Bamfilius f. Bumfilius, 

Bammert f. Bangert. 

Bamſchen, bamfen (8. weft.) 2 anfloßen, daß es 
einen dumpfen Schal, Bumbs gibt; 2) gierig eſſen und 
trinken. Grimm d. W. hat für bie 2. Bb. bammen, 
bampen, bamſchen, bautſchen, die alle in einzelnen 
Dialekten und früheren Schriften vorkommen. Das Subft. 
Banſch, Bantſch (ſ. d.) Bau, von dem dieſe Wörter 
gebildet find, Iantet bier Ban, |. d. 

Bangert, Bongert, Bammert, Bonnert, Bau= 
mert m. (S.wt.), entftellt aus Baumgartn (ahd. poum- 
garto, bömgarto, böngarto, mhb. boumgarte), wie Win- 
gert aus Weingart, gewöhnlich ein großer, ſchlecht um⸗ 
Jaͤunter Grasplag, der voller Bäume fteht, Obftbaumgarten. 

Bänteln (Caub), das Erbreih im Garten 1— 1%, 
Schub tief graben; nad) ber En einer Bank? 

Banterottbrühe, «wafler, »maher, (mäha) 
heißt hier und da der Kaffee 

annmeife f. Meife. 

Bannzäun m. (Nauheim), OrtSbering, der ben Be 
zirk begrängende Baun, kommt oft ald Name von Gemar- 

ötheilen vor. In einem Weisthum aus dem 14. IH. 
(Gw. 1, 541, 543): in den Bantzünen deß rynkawß; 
in den Bantzunen des lantß. 

Bantfdh m. (Nauheim), dider Leib eines Menſchen, 
bei St. 1, 133. Banſch, Bantſch, fo auch in ähnd. 
Schriften, wol Nebenform von Wanft und angelehnt an 
das franz. panse, ital. paneia, jpan. panza, lat. pantex, 
der erſte Magen der wieberfäuenden Thiere. &. Bamſchen. 

Baratzel f. (unterrhein., hier und ba auch rhein.) 
Frauenhaube, meift veraͤchtiich; vgl. Atzel. 

Barbarifch, unbarbarifch (bein. wt.), ſehr groß, 
abſcheulich. „Vorn uf thät der unbarbarifch Kerl, der garftig 
Schiorches (f. d.) von Balwirer, ziehe. Dobruf ware 
barwahriſch Gickelsferre. Dau kiminſt da gleich barwarifch 
in d' Hetz.“ Firmenich 2, 89. 92. 

Barem |. Baberen. 

Bären (Marienberg, Montabaur), fehreien, Heulen, 
bruͤllen, zunächft vom Vieh, dann auch von Menfchen-gefagt. 
Schmid hat in Schwaben aus einer Urkunde von 1532 
baren jchreien, Heniſch hat barren brummen. wie ein 
Bär, St. 1, 136 hat Barren und erflärt es für ein bloßes 


6 


KHangwort. S. jagt: „es iſt das alte baren fehreien, Brummen,” 
aber welches alte? Vielleicht darf man mit Grimm d. ®. 
an den Meiftergefang Bar und anden Baren (ein fanftes 
Regifter in der Orgel) denken. 

Bärenzuder m. (Rauheim), Lafrige. 

Bäres, Böres, Bieren PL. (S.), Schläge,mhb. die 
ber der Schlag, vom ahb. perian, inhd. bern ſchlagen; 
böreffen. 

Bäres, Beres m. (rhein.), gewöhnlich ein kleiner 
Bube, hier und da auch Arſchbäres, ber noch edtäge 
{Päred) auf den Arſch befommt? bei Sch. Börres 
dider Junge, f. Volles, 

Barewellf. Baderen. 

Barfroft m. (8.), Sroft, ehe noch Schnee das Erb» 
reich bedeckt hat, wobei Diefes aljo bar (bloß, nadt) ift, 
allmählich auch füp. geworben. 

Barg, Borg, Bark, Bahrg m. S wt.), dag 
männliche verfejnittene Schwein, richtiger Barch, ahd. paruc, 
[5x2 arb, parch, parc, barug, barch, mhb. barch, ag. 

th, böarg, engl. barrow, lat. porcus. 

Barich |. Baderem. 

Barich (Naftätten), Barrerih, Barer ich (Hadar 
mar, Rennerod), Berrerih, Bererih (Montabaur), 
Berrerih, Betterich (rhein.), Per (Königftein) m. 
der umſchloffene Raum, in welchem das Waſſerrad einer 
Mühle ſich befindet, in andern heilen bes Landes Eis— 
bett, Gishaus, Waſſerhaus genannt. Das mittellat. 
molacrum wird ähnd. verbeutjcht: myelbaum, quirnes 
beth (d. i. Mühlbett) und Buchgeſchwulſt (f. Diefen— 
bad Gloss. 365). Der Ahnd. Bitterich bb. Wanft, 
Schmeerbauch (f. Diefenbadh Gloss. 410). Sollte nun 
Sie Bitterich in übertragener Bd. gedacht werden 
ürfen 

Bärn m. ein meift burd eine niebere Wand getrennter 
Theil der Scheune neben der Tenne, ahd. parno, mhb. barn. 
Norddeutſch Heißt diefer Raum Banje, obb. und in Naſſau 
am Rhein Barn, vom Taunus bi an den MWefterwald 
Viertel, am Anfang des Weſterwaldes Seit, auf dem 
Weſterwaid Ules (j. d. W.). 

Barnes, Bärnes (weft), ein wichtiger angejehener 
Mann, vielleicht eine Weiterbildung des goth. mbd. altf 
alte. ſchwed. dän. barn, ahd. parn, agſ. böarn, friej. bern, 
engl. bairn, litt. bernas, lett. behros Kind. 


62 


—R— partub. 
Bärfh (8), d. i. barfch, ungefhliffen, umgeſchidt. 

Bart m. (wi.), allgemein das Kinm bei Männern, 
rauen und Kindern. 

Barthel m., einfältiger Menſch (aus Bartholo⸗ 
mäus gekürzt). Die in ihrem Urfprung dunkele, fchon im 
16. Ih. vielfady vorkommende und heute in vielen Gegenden 
Deutichlands gebräuchliche Ada. „wo Barthel den Moft 
holt“ (b. i. alle Schliche weiß) findet fi aud in Raſſau 
und Heſſen. Bgl. EIS, Orſchel, Stoffel. Eifelin 
(Sprichw. und Sinnreben, Kreiburg 1840, ©. 55) erklärt: 
nBartholomäi Tag ift den 24. Auguft, da man mit einiger 
Wahrfcheinlichkeit jehen mag, ob und wieviel Traubenmoft 
besfelben Jahres in den Reben zu holen fein werde. Dieſes 
wendet man fobann auf andere Dinge an und auf Men 
ſchen, welche wohl voraußfehen, was gefchehen wird.” Diefe 
Erklärung kann durchaus nicht für befriedigend gelten. 

Barwell, Barwill |. Baderem. 

Barwes, barbes(S.mt.ı, d. i. barfuß, mit bloßen 
(baren) Füßen, mhd. barfuos, barvuoz, barvüeze; agſ. bär- 
föt, altn. barfoetr, ſchwed. barfotad, Dän. barfodet. 

Baſchten (rhein.), fertig bringen eine Arbeit; im Raufen 
Jemandes Meifter werden; eine beträchtlihe Mafje Speife 
zu ſich nehmen. In obd. und ſchweiz. Munbarten älterer 
und neuerer Zeit heißt dad Verbum bafchgen, bas gen, 
baftgen, baften, baſchen, basfen, paſchgen, paft» 
gen. Nach Grimm darf zunächſt an ital. bastare genügen, 
hinreichen, gedacht werben. 

Bajef. Pl (iwt.) des Vaters, der Mutter Schweſter; 
(abb. bas&, mhd. base, nur Vaters-, ähnd. baso Vaters: 
und Mutterſchweſter); 2) (Caub) ehrende Benennung für jede 
Frau der Stabt (nur von den Stabtbewohnern untereinander 
gebraucht) „das Wort wird dem Eigennamen nachgefeßt: 

hipperd Bas, Voͤlkers Bas. 

Bafta, (rhein.), eine Art imperativifche Interjektion: 
Du gehft Hin, und damit Bafta! Es ift der Imperativ des 
ital. bastare, ſ. bajhten. 

Baßgei(ge), bier nur wegen ber ziemlich weit ver 
Breiteten Rba. angeführt: „Daß je de Himmel for e Baßr 
gei oh fieht!" Streff 4. „Dem Bängt der Himmel voll 
Baßgeigen“, d. i. er ift ſehr froh, fieht überall lauter Glüd. 

Baßriemchen (Caub), Baßerumb, Baprumb 
(Gamp), kurzer Kittel, bſ. der Schiffer, mit einer Struppe, 
wahrſcheinlich Paß⸗herum. 





63 


Batfch f. (8. wt.), Echlag mit der Hand, baf es 
patſcht, einen Schali hervorbringt. Davon batſchen, 
batſchig, batſcherig, zu lat. Gatuere, ital. battere, 
frang. battre, engl. to bast, dän. baske ſchlagen, gehörig; 
dgl. Patſch. 

Batfcheln (thein., viel reben ohne Sinn, ſ. watſcheln. 

Batt- watt: was (Montabaur). 

Batten (S. wt.), helfen, nüßen, in Mittel- und Shbd. 
verbreitet. Bisher Hat man dieſes Wort für eine nd., aus 
baß gebildete Form erflärt, wogegen Grimm d. W. da 
felbe als rein hochdeutſch rechtfertigt (mon ahd. Die pata 
Hilfer und die Herkunft aus baß abweift. 

Batters (Naftätten, Hadamar), batt iſch (Idſtein) 
ſchwanger, bſ. von ſchlechten Weibsperſonen gebraucht. Iſt 
an dad franz. batard (Baftartı zu denfen? 

Bape, Bapen (rhein., obd.), übh. Geld, Vermögen, 
Rape fommt erft gegen 1492 als Fleine zu Bern gefchlagene 
Münze vor mit defjen Wappen, dem Bären (Bäß, Beh). 

Bäpelf. Bepel. 

Bapenfraut heißt in Eifenbad A. Yoftein bie gelbe 
Ruderblume (chrysanthemum segetam) weil nad) einer 
Verfügung bed Örtövorftandes, Diefes Unkraut auf ben 
dem zu vertilgen, der Säumige einen Batzen bezahlen 
mu 


Bapig (8. wt.), keck, vorwigig, ſtolz, in andern Ge 
genden baget, bapig. „Ar fieht gar net ftolz un Babig 
and.” Lennig 8. Das Wort ift nah Grimm gebildet 
aus Batz, Bage, Klumpe, Mafje, was aus dem Weichen 
erhartet ift und zufammenflebt (wie majfiv und Maffe), 
nah Weigand minder wahrſcheinlich ftatt barzig, von 
mbd. barzen flarren, ftrogen, dann wüthen. 

Baud m. (S. weft.), 1) Luft, Verlangen, Liebe: er 
hat feinen üblen Bauch, ihn zu ſchlagen; wir haben keine 
gie Baͤuch zufammen (find geipannt); 2) ein böfer Bauch, 

urchfall, Diarrhöe. 

Bauch, Baͤuche f. (thein., auch ſchd.), das Waſchen 
und Bähen in Lauge; ital, bucata, pan. bugada, franz. 
bude.; davon das Verbum bauen, nd. büten, engl. 
to buck, jhweb. byka, dän. byge, franz. buer. Das Wort 
findet ſich in Büchern des 15.16. Ih. öfters und ift viel 
leicht romaniſcher Abfunft. 

Bauhafherin f., „eine Frau, die in Geſellſchaft 
einer andern zu einem aufauführenden Gebäude eine Bei- 
feuer heiſch et.“ 


64 - 


Baumen, bamen (thein. wt.), Adj. an andern 
Baumnamen; birnb-, firfhb-; ſchd. bäumen, ahd. poumfn, 
mb. boumfn, 

Baumertf. Bangert. 

Banmtlemmer, Baumsklemmer, Baumklamm 
m. (weſt.), Hirſchkaͤfer, auch Wein» und Feuerſchroͤter ger 
nannt (Jucanus cervus). Grimm bat Baumflimmer von 
vierfüßigen Thieren, welche auf einen Baum klimmen (Klettern) 
Fönnen, 3. B. Kape, Bär. Der Baumklemmer hat jedenfalls 
von Elimmen, klemmen feinen Namen. 

Baumslfeiden vor Schmerz ober Ärger, iſt eine 
wit. Rda.; in früherer Zeit fteht in ähnlichem Sinne, aber 
Fr mit der Bb. ſchlagen, abſchmieren das Verbum ba um⸗ 


Baumfginner m. (Dahlen 4. Wallmerod), d. i. 
Baumſchinder, Hirichfäfer (lucanus cervus). 

Bäunf. 8 jede Rinde oder Kruſte, vorzüglich Baum⸗ 
rinde. 

Baäunſch, Beunſch, Boinfd f. (3), Katze, wol 
aus dem Lodruf gebildet, |. Boiz, Maͤunſch. 

Baunſcheln, bounfheln, Gebounſchel halle 
(Halten, Montabaur), mit vielen Worten feinen Unmillen 
über etwas auöbrüden. Klein bat aus Juͤlich und Berg 
baunzen von Kindenu, die ohne Urſache anhaltend weinen. 

Bauſch, Pauſch, Peiſch m. (8. wt.), ein Gebund 
Stroh; mhbd. büsch ſchwellen machender Schiag, dann au: 
gebehner, ausgeftopfter Wulft; daher die Bd. Gebund — 

n eine Umkehrung von Schaub (ſ. Schah) iſt mit 

nicht zu denken. Von Bau ſch fommt das Verbum bauſchen 
aufſchwellen, fi von innen ausdehnen, auch ſchlagen. 

Baufche, ohne Artifel (hein.), Bufch(nd.), Furcht, 
wol von Baulh (Schlag), aljo I und Furcht vor aan 
(Schlägen), dann in weiterer Bi 

Bauffent, buſſent, buiffent, Buyfien, bouf 
fen_(olt.), außerhalb, oßne, „30 dynſe vnd buyſſen 
Lynſs; Bauſſent tem firfpell; in und bouffen ber 
firchen, die Binnen landes fint und die buiffent Landes; 
die binnen landes feint und die buffent landes; bie 
jener feind uf ein jet ganzen bufjen bem Haus; bufe 

ent wiflen vnd willen des — im Rein der mad, 

810 fen ſalmenfangh, mag ieder fiſchen“ Gw. 1, 623. 639, 

. 642. 644. 597. 599. 3, En a. iſt bain ohne, 
Dr biüten, Fi bütan, altfrief. büts , mittelndl. büten, 
hol. buiten, engl. but ohne und außerhalb; mhd. findet ſich 








65 


bügen nur in Quellen, die fich dem niederd. Dialekt nähern, 
fo auch meiſt in Gw. Das Wort ift zſgſ. aus bi-üyän 
wie Binnen aus bi-innen; vgl. böber. 


Beiz (mhd. beize, beiz, ähnd. Beife), Die Hepe, Jagd ger 
ern Sm. 1, 206 hat: in der Baiz fein, in 


Beanjheln (weft), jemanden für eine Anſchel 
(f. d.) halten und damad behandeln. 

Beat ſ. bit. 

Beberlich ſ. biberlich. 

Bebufemen (vlt.), einen Beweis mit Verwandten ober 
Standesgenoſſen ren (von buosem Buſen, buoseme, 
gebuoseme leibliche Verwanbtichaft). Gw. 1, 535. 

. Bed f. (S), eine Abgabe in Geld an bie Obrigkeit, 
nah Grimm eine nd. Form ftatt der ahd. pöta, mhb. 
bete, eig. Bitte, dann erbetene Abgabe ber Freien. In 
Lech. &. 133 Bede. 

Bedappeln f. betappeln. 

Bedäuerlih fva. indäuerlih, natäuerlich 
(f. d.), aber feltener. 

Bebäumeln (S. rhein.), 1) mit den Fingern befühlen 

. däumeln); 2) (8.) Betäußen, bj. duch den Genuß 
igiger Getränke, in dieſem Sinne richtiger betäumeln, 
ei Leffing betaumeln, von Taumel. 

Bedenkelchen Heißt in Diethardt A. Naftätten das 
ſ. 9. Sttefmätterden. 

Bedompe ſ. bebumpe. 

Bedonnern, bedunnern ſich (Rurd.) ſich betrinken. 

Bedudeln ſich (mt.), fih betrinken, ſ. Budeln. 

Bebuften, 1) (Sähwalbah, Gaub), bezahlen, vgl. 
beduppchen; *9 «8.) betrinken, in ber zweiten ðb. zu 
Duft gehörig. 

Bedugt f. betudt. 

Bebumpe, bedompe (S.), 1) hohl, bumpfig; 2) von 
Häufern gebraudt, die tief und dunkel liegen und Daher 
eucht find. Grimm d. W. hat aus dem 17, 35. ber 

umpft, bedumpfet, vom Verbum Bed umpfen, machen, 
daß etwas dumpf ſchalle. 

ni —R (Herborn), engbruͤſtig, gehört zu daͤm⸗ 
pflg d.d. 

Beduppchen, beduppgen, 1) (Herborn), überliften, 
betrügen, bei Sch. beduppen, 1. Buppes; 2) (Ufingen) 

Kehrein: Wöorterbuch. & 


66 


hen (it der Hand, das Geld zählen, auf den Tiſch 
tupfen®). _ 

Beeft, Beift, Boiſt, ha Beiſcht n. (mt.), 
Schimpfwort auf einen viehiſchen, Iafterhaften, zankfüchtigen 
Menfchen, ſeit dem 17. Ih. in deutſchen Schriften verſucht, 
in gebilbet.m Hochdeutſch heute Beftie, lat. bestia, altfranz 
beste, fpäter böte, engl. beast, holl. beest. 

Befauteln betrügen, f. fauteln. 

Befehl.m. (wt.), gerichtliche Vorladung: ſich einen 
Befehl Holen, jemanden gerichtlich vorlaben laſſen. 

Befrieden (vlt.), einfriedigen. „Daß Hoͤchſt iſt be 
friebet worden.“ Lech. $. 227. 

Begabeln, betappeln (S. rhein.), begreifen, ver⸗ 
ftehen, ſcheint eherfappeln ald gabeln (f. aufgabelm 
zu fein, |. betappen, kappen. 

Begakeln (thein.), beihwäßen, bethoͤren, etwas auf 
binden, ſchd. begaufeln, mbb. begoukeln, holl. be 
goochelen. 

Begedfen (S.), zum Geden haben ober machen, 
ähd. begeden, nd. begesten, begöößfen, Hol. be 
gekken. ©. jparrgidfen. . 

BeEgern (judendeutjch), fterben. 

Begierlid (Braubadh), fehr ſparſam. 

Begliffen «8 wt.) wird nur gebraucht in dem Sprich⸗ 
wort: „De eß vorn (aud) oben) begliſſe un Henne (aud 
unten) beſchiſſe.“ Das ſchd. Verbum heißt begleißen be 
glänzen. 

Begludfen, anbrüten, von Eiern, bj. Vogeleiern ge 
fagt, von der Gluckh enne genommen. 

Begriffen fein in etwas (Meilburg), es verſtehen. 

DBegroten f. befroten. 

Behambeln (Schwalbach), betrügen, ald Hambel 
Be in, b j 

ehammeln, behammbeln (S. wt.), beſchmutzen, 
bf. die Kleider mit PR f. Hammel. 3, Se 
.:,debang m. (S.), 1) ein befreiter Ort, namentlich ein 
Baib, der mit einem Steohwilh behängt ift, um anzu 
zeigen, daß fein we: Dineingetziegen werben darf; 2) Name 
— albtpeilen, b). in vielen Gemarkungen des Weſter⸗ 
aldes. 

Beheb, behebt (S. wi.), feſt ſchließend, genau an 
paſſend, bon Thüren und Senftern); ein in Seht behebt 
d. i. fehwerfällig, Tangfam, wenn die Achſe zu bie it und 
fich in ber Büchje (Nabe) reibt, dieſe alfo zu. feft fchliekend 





67 


iſt. Das Wort kommt in ter angegebenen Bo. ſchon im 
15.— 16 3b. vor und gehört zu heben, haben. Am 
Kiberfein fagt man auch: „er kommt ganz. behebt”. d. i. 


langſam 

Beheben (8.), große Umftände machen, fich gleichſam 
von einer Seite auf die andere drehen und wenden: „ 
behebt fidh, wenn er etwas thun fol.” Mäb. und änhb. bb. 
beheben fva. wegheben, erhalten, erwerben, Behalten, bes 
haupten, miſcht aljo Heben und Haben. 

Beherren (vli.), einem Herm unterwerfen. „Diefe 
Burg Grafened ift wohl beherret“ Lhr. $. 218. 

Beheunes m. (Bierfladt A. Wiesbaden), ein undeih⸗ 
It Bat, Erüppelhafter Anbinber, judiſchdeutſch Behei- 
me . 

Behler f. Böller. 

Behöcdeln, anbrüten, Bf. von den Vogeleiern gefagt, 
von Hoden (figen). 

Beholzen, beholzigen, holzen ſich (vlt.), ſich mit 
Holz verſehen. Gw. 1, 525. 537. 538 u. 8. 

ö Deborbeln, behurbeln fi, fi betrinken, ſ. 
orbel. 

Bei wird bei Verben der Bewegung meift für zu ge 
braucht, und zwar mit dem Afufativ,. zuweilen auch noch 
wie früher fchd., 3. B. bei Göthe: „Filangierid kommen 
dieſe Tage bei mich zu Tifche“ «ital. Reife, Neapel 9. März 
1787), lauf. mit dem Dativ. ©. meine Gram. des 15.— 
1.9.3, 5.244 f. 

Beide zeigt im Goth. unvolftänbige eichlechtige Form, 
vom Abd. an bi8 heute gar feinen iehteuntenihieh 
mehr, Baier. heit es beb bod beid, ſchwaͤb. beand buod 
boid, wetterau. beb Bud bad, rheinheſſ. bad (m. n.) 
bob hub €), weſterwaͤld. Bier und da beiz (und biez) 
ouz baz. 

Beibſammen, miteinander, meiſt (nicht immer)-von 
wei Perſonen gebraucht, änhd. beidejam, beidſam, 
beibfammen, beidefand, beideſander, beidſan« 
er. 


Beiherfahren (chein.), mit dem Schiffe laͤngs dem 
Ufer fahren. 
Bein f. Beun. 
Beinern, banern Crhein.), eilen, die Beine raſch 
Senegen, auch ſchleſ. 
eingewand (volt.). „Auch führten ſie cbie Kun) 
Beingewand, das war vornen von Leber gemacht.“ Lichr. $. 3 


68 


Beifäßer m., „eine Perſon, die fich noch nicht lange 
verheirathet Hat ımb bei ben Cäwie jereltern ober Eltern 
wohnt und halb fo viele Laſten wie ein ordentliches Glied 
der Gemeinde trägt, dagegen aber nur halb fo viel Laub 
tragen darf, als ein ſolches.“ 8. Das ſchd. Beiſaß, mit. 
bisäze, bisacze. 

Beiſcht, Beift ſ. Beeſt. 

Beiten (vlt.), warten, mhd. alten. „Beitet eyner biß 
vff den letzten dindiag.“ Gw. 1, 

Beithun (chein.,, unterrhein. pr Feuer ſetzen, von 
Speiſen A mbaft du bie — er 


Beiz (Baht) } Beide, 

Betze, Bepel. 
Bestie n es .) bejahen, ahd. gi Be gijlezan, mhd. 
jüzen, bejäzen, aͤnhd. bejahen und bejadzen. 

Bekappen (MWallmerod), verftehen, |. fapieren. 

Befarmen, bekarnmchen, beka(e)rmſen, |. 
karmſen. 

Bekennen (wt.) im Kartenſpiel, Blaͤtter derſelben 
Farbe hinwerfen. „Sie howwe vohrt kahn Drumb mehr 
betennt.” Datteri 8 

Beklewe (Rennerob), getabelt, ſtatt bekiffen, von 
befeifen beichelten, 

Bellemm (8.) 1) übel, ſchlecht, arm, bebrängt; 
2) beängftigt, eng um bie Bruft; Anhb. beflemm fva 
Elemm (f. d.), ſelten, ſchwer zu haben. 

Beklinen (8. Braubach), beſchmieren, ſtarkes Verbum 
— ſtarkes und ſchwaches Partic. petilne beklint), 
. Elenen. 

Belnippeln ſich, ſich Betrinfen, in der Studenten 
ſprache ſich befneipen. 

Beknorbelt betrunken, ſ. Knorpel. 

Bekotzen, bekozen ſich Katie erbrechen, ſ. kotz en. 

Bekritt, bekrütt (Selters, Montabaur), bekümmert, 
beſorge Hhnd. bekrütten, befruden, betzoten, Boll. 
bekroeten fi um etwas Befümmern, ſ. Rrot. 

Bekroten fih f. Krot. 





69 





Belummer m., Kummer, Belkimmemiß. „Do hatt 
ih immer mein Bekummer.“ Streff 97. 

Beladen ſich (S.), fi betrinken, |. Taben. 

Belag m. kommt nur im noͤrdl. und norbweftl. Theile 
des Landesvor, wo der preuß. alas im gewöhnlichen ek 
zu 1 fl. 48 Er. angenommen wird, während er fonftnur 1 
45 Er. gilt. Der Gulden gut Gelb dj. d.) wird da zur 
Ausgleihung zu 61%, Kr. angenommen, und dieſe 1Y, Fr. 
neant man Belag. 

Belammeln, belammern (8.), joa. behammeln 
NV d.), ähnd. belampern, belemmern, belemmeln, 

elammeln (Grimm d. W.) ſ. Lammel. 

Belauftern (rhein.), belauern, im Befonberen: 
1) auf einer unerlaubten That ertappen; 2) überbortheilen, 
d. i. feinen Vortheil erlauern. 

Belauten, beläuten(olt.), durch Läuten ver Glocke 
bekannt machen. „Ob ſolch galıs auch belaut ſei mit ber 
gloden.“ Gw. 1, 597. Dgl. Gr. 840. 

Belegen (olt.), einem etwas ald Hypotheke anweiſen. 
„ie 63 marc geldes dy alſo wal belacht ſei.“ Urkunde 
dom 3 


Bellerden, Delterher DI (chen), Zahnfeih 
ellerden, Beilercher Pl. ), i 
an der Kinnlade, wenn feine Zähne darin find; Berfleines 
tungeform vom änhb. Bilern, Bilren, Biler, Biller, 
Beiler, Bilder, Bildern, Bilberen, Bieldern, 
Billen; bater. Bilern, Bilerlein, Banbilern(Im. 1, 
168); Mhwei Biter, Ziller, Bilbner, Blgern (&. 
1, 171); ab. pilarn, ptlaro, piläre, bilaere, bildera, mhd. 
bilern, bilrin, beire, von ah. pilan, pillön, pöllan, mhb. billen 
hauen, fehlagen mit einem fpipen Werkzeuge Gegg die 
Ville zum Schärfen der Muͤhlſteine). Won ben Zähnen 
gleng bie Vorftellung über auf daS Zahnfleiſch. 

Bellin, belin, billin, Blin, Bli,ble, willin 
(8. wet.) warn, „Bellin fall eich tomme? Bli gehft du?“ 
Bei willin denkt 8. an eine Verkürzung aus wie bald 
din. Daß billin und willin auf Eins hinausgehen, das 
für ſcheint Geiler belan (fpäter blan) neben wolan 
(welan) zu ſprechen. Vergl, wanneh, anne, 

Belugfen, beinzgen(wt.), belungfen (Braubach) 
9) Belaufchen, beiauern; 2) Hinterliftig Beträgen, ſ. lugfen. 

Bembeln (rhein.) bb. das einfeitige Anfchlagen ber 
Eled Heim Anfang des Läutens, lauf. bemmeln; bBimmeln 
iſt fonft in feinem hellem Tone (bim! bim!) läuten, 


70 


Bemokelen (Caub), lauf. bemogeln, heimlich hin 
tergehen, betrügen, wol dialektiſch und in ber Bd. ermas 
verändert je. Bemafeln, (vgl. anſchmieren); 
darf mit A. an eine Ableltung aus Mauk (f. d.), mi 
chen, An gedacht werden? Mhd. ü geht übrigend — 

o über. 

Benache, — 1) felten, ſchwer zu befommen 
und zu erwerben (beflemm); 2) beengt, bebrängt, 3. B. 
sen. Das Wort gehört waͤhrſcheinlich zum aͤnhd. benas 
wen, benauen, benaupen, holl. benaauwen beengen, 
Beflemmen, eines Stammes mit genau, mhd. genouwe, |. 
benaut, nählid. 

Benadten übernachten, über Nacht bleiben, 
mb. benahten. 586. 

Benäfeln (1 ein.), kleinlich tabeln, |. näfeln. 

Benant (weft), im Athem gehemmt, auch nd., Koll. 
benaauwd, iſt das Participium von benanen, |. benade. 

Bender, Benner m. (rheın. heſſ.), Faßbinder, Küfer. 
. Bendleif f. (Höhr A. Montabaur), Wefte. Leif it 
Leib, Bend ſcheint Binde, Beudel zu fein. 

Bendriemen, am B. — — Ende einer Sache, 
Handlung einer Sache, Handlung; Bindriemen, womit 
eine ©: jebunden, geſchloſſen wird. 

r erden ſich, fü inte, auch ſchd. (bei Lich⸗ 
enberg) 

Beneppen (S. wi.), betrügen, übervortheilen, ſ. 
neppen. 

Benoche f. benache. 

Benzeln (Rennerod), einwideln, einhuͤllen. „He ben» 
zelt ſich enn“, hüllt 15) ein gegen bie Bitte wahrſcheinlich 
bindſeln, von Bindſel (eig. Seil zum Binden). 

Bequem, bequemt (Salz 9. Wallmerob), beengt, 
t B. figen, nicht das ſchd. bequem, fondern bequengt, 

quengen. 

Beraffen ſich (Gaub), ſich Beirinfen, zuviel auf- 
raffen, aufladen. 

Berat (MWallmerob), beihmugt, beſchmiert; berät 
(Saub), betrogen. Berat iſt fonft Dialektform für bereit. 
Kann daraus dieſes berat in übertragener Bd. erklärt 
werben? Ähnlid) Heißt e8: er iſt zugerichtet. 

Berathen (vlt.), mit etwa begaben, verichen. „Die 
(Gräfin) beriete Bott eines Sohnes.” Lehr. 

Beräumen(Ufingen), bezahlen, tft wol eraumen, 
anberaumen einen Tag zur Zahlung feftfepen. 





21 


Berepfen (Caub), Dielektform für bereuen, ahd. 
ihriawön, biriawen, mbb. beriuwen, aduhd. berewen, 
Fa. berouwen. “ 

Berg m. (weft, unterrhein.), Kohlengrube, Bergwerk, 
auf den Berg gehen, fahren» in die Kohlengrube, in das 
Bergwerk; bergen in ber Grube (ald Bergmann) arbeiten. 

Berichten (vlt.), mit den hl. Sterbjaframentenvers 
fehen. „Ein Priefter trug das HI. Sacrament, und folte 
einen Chriftenmenfchen Berichten.“ Lichr. $. 173. In einem 
gorparber Mbeiätpum von 1412 berechten, bereiten. 


, 776. 
Berkel, Berkel (chein.), Traubenbeere. Weber hat 
Bergelhorn für Traubenbolunder (Sambucus racemosa), 
das lat. acinus (Xraubenweinbeere) hat Diefenbach 
loss. 9 unter andern Formen winberforn, »Fern und 
Berkorn. Aus lehterer Form ſtammt Berkel. 

Berliner m. Galoppade (Tanz) auf dem Lande bei 
Vontabaur. 

Bernkraut, Birnkraut (weft), Latwerg, nicht 
immer aus Birnen bereitet, and) einfach Kraut. 

Beropen, berogeln (S.), bejpötteln, |. vogen. 

Berrẽerich f. Bari. 

Berufen, beroufen (thein. 8) beſchreien, bezau⸗ 
bem. „Das Kind ift berufen,“ durch Beſchreien, Berufen 
kant, Vergl. das oft gebrauchte unberufen. 

Berzelf. Börzel. 

Befäbeln, befebeln (8. wt.), 1) beſchmutzen, be 
ſudeln (von Kindern mit ihren Exkrementen, dann mit Gaffen: 
teth); 2) beteinfen.“ Waun de mahnft, ich währ befäwelt 

men), jo Bift uf em Holzmähl.” Streff 32. Aud 

ihtenberg führt an: „er ke fi beſabelt“ betrunken, 
und Sm. 3, 184 hat Säbel u, was nah Grimm 
d. W. doch fein Säbelhieb, fondern befubelt zu fein 
ſcheint. Im 16. Ih. kommen befebeln und befefeln oft 
für betrügen, ganz wie bejheißen (j. d.) vor, und zwar 
mit deutlihem Bezug auf die Gauner und Lanbfahrer, 
Bei diefen Wörtern in der rothwelſchen Gaunerſprache laͤßt 
Grimm an befabbern, befebbern (ber Volks⸗ 
Iprache), holl. bezabbern, bezeveren, nd. befeevern, ſchd. 
befeifern benfen. 

Befäbern (8.), begeifern, |. befäbelnund fäbern. 

Belag mi. (unterrbein.), die Maſſe erdiger Beſtand⸗ 
theile, womit das vom Bergmann gebohrte u ausgefüllt 
wird; befegen jo ausfüllen. - 

Beihaptert (Montabaur) betrunken, 


72 





Befhanern |. [dauern 
Bafheiseln, Dialektform von Befäßeln. 
Beſcheid, Beſchad m. (S. wt.), 1) Antwort, Aus-⸗ 
kunft, Kenntnih, ee, 2) Butrun? (mit thun ver 
Bunben), in beiden Bd. auch ſchd. feit dem 16. Ih. bis 


jeuti 
’ Beigeientig, beſchedenlich, mhb. bescheiden- 
lichen, genau, weije, fommt oft in alten Urkunden vor. 
Auch in Lehr. |. 186 Pet: „Er regierte fein Stift be 


ee —J 

Beſchemeln, beihämeln (S), beſudeln, behammeln, 
—2 Beſcheerſel n. (thein.), Beſcherung, 

erte Sad) 
ur Hlidern wi), fi) beim. Gehen auf kothigem 
Wege De ben, 1. ihlidern 

hließen die geute, die Herrfaft, finde 
fich oft u) alten Weisthümern, um die Macht des Adels 
über feine Unterthanen auszubräden. Br. 38. Gr. 277. 

Beſchlurcht, Halb betrunken, |. ſchlurchen. 

Beihmeizen einen (Gaub), einem ſchmeicheln, gehört 
zu _baier. ldmungeln, ſchmutzeln, ſchd. [hmunzeln 
lächeln. Sm. 3, 478. 479. 

Beihnabeln en yi ig. beriechen; 2) mit Worten 
Im anfahren (ſ. anfepnabeln). Klopfiod bat ber 
&nauben beriechen (von einem Pferd), Lejfing in gleichem 
Einne befhnaubern (von Hunden). 

Beihnallen jid (S.), fih Beizinten, 

Beſchnauken (8), 1) beleden, beriechen, ſchweiz. 
befääneufen, Beiünätfeln; Yda8 Schnaufen einem 
vertreiben, ſ. ſchnauken. 

Beihnudeln, Deignulten G. wt.), bejubeln, |. 
Schnudel, ſchnullen. 

Beſchores m. 8 wt.), 1) unerlaubter Gewinu; 
2) Betrüger. „Beſchodes machen fü fi etwas, es auf nicht 
anz ehrlihe Weiſe für ſich behalten, wie 3. B. ber 

chneider ein Stüd Tuch, das er zu verarbeiten bekommen. 
Gtwas Beſchores Haben, es für fi, in geheim, als 
Geheimniß Haben. In der rotweljhen Grammatik, Krank: 
furt 1755 wird Bſchora machen (einen Vergleich ſtiften) 
als jũdiſch aufgeführt. In Oberſachſen heißt Buſchkur 


73 


naien einen heimlichen und unerlaubten Gewinnft machen.“ 


hr . 
Beihummeln (S. rhein,, unterrhein., lauſ.), in Heinen 
Dingen, in niebriger Weife betrügen, Hintergehen, |. 
Shummel ’ 
Beſchuppen (S.), betrügen, ei. die Shuppen abs 
sehen: „Der Jude beſchuppt ihn bei jeber Zahlung um 
HH e Groͤſchen; ex wurde bei dieſem Handel arg beſchuppt.“ 
rimm d. 
Beſehen (S), 1) bejubeln (befäbeln); 2) betrinken; 
ſchlagen. Grimm d. W. hat die 3. Bb. eig. zufehen, 
wo eiwas ausgetheilt wird, und dann felbft kriegen, 3. B. 
„Du kaunſt nichts befehen, d. i. befommen; willft Du was 
keiehen, d. t. willft bu Prügel haben 2“ 

Befollerieren f. follerieren. 

Beffern (rhein.), büngen; Beſſerung (rhein.), 
Dünger, auch jchb. (bei I. Möfer). In einem Weisthum 
von 1534 bei Gw. 1, 642: Beljerung oder Miftung. 

Beftandener Mann heißt in Gaub ein etwas bider 
PA ift beſt anden erwachfen, geſetzt (ſchon Tange 

end). 

Beftaten, beftaren, befioren (S. weſt., Goblenz), 
!erheirathen; Beftorerig heirathäluftig. Beſtaten, be- 
ftäten, mhd. bestaeten, ift eig. infer bepätigen (falſch 
geſchrieben er) d. 1. feft und beftänbig (ftät) 
mahen: dann einen Sohn ober eine Tochter in geiftlichen 
ober ehelichen Stand beflätigen; daher bie obige Bb. 

Beftremmt (mittelrhein.), kurzen Athem habend, |. 
fremmen. 

Befthaupt, bene Haupt, das Stud Vieh, welches 
der Herr eines verftorbenen Eigenmannd auszuwählen und 
weggunehmen hat; es wird auch fonft als Zins 2c. gegeben. 
Gw. 1, 560. 566. u. 3. Vergl. Grimm: Rechtöalterth. 


f. 
ı at (wt.), verloren, geſchlagen (beim Kartenfpiel), ſ. 
ambet. 

Betappeln, bebappeln (8. wt.), eig. anrühren, 
faflen, Davon fig. begreifen.“ „Ich kanns awwer als noch 
net recht bedappeln.“ Streff 37. Das Wort gehört 
wu Tappe, tappen, wie au betappen, fva.betaps 
yeln beweifet, das ſchon Stieler hat ald contrectare im- 
pudenter, manibus rustice scrutari (unverj—hämt berühren, 
mit ben Händen bauriſch unterſuchen). 

Betilg f. Tilg. 


74 


Betrogen (vlt), „Alſo gieng der Graff um mit 
füßen und betrogenen (trügeriichen) Worten; ade nahm & 
ein betrogen (übel) Ent.“ Lehr. $. 108. 122. 

Beifammen (Herborn), mit einander: nad) dem Die: 
et beidfammen (f. d.), fondern mitfammen, 

t. 

Betſche, Baͤtſche, Bitſch, Sietſch Butſch (8 
wet.) f. Barg. Klein hat aus Württemberg Botſchel 
Schwein; in fehweiz. Landftrichen iſt die Bee das junge 
männlidhe Schwein, bis es zum Eher wird; in Schwaben 
Depe, Bepele, Bupel, Butſchele. ’Srimm ſtellt 
das Wort zu Bade. 

Bett n. (8. wt.), das in der Tenne zum Drefchen 
angele; age Getreide. 

ettelvogt m: hieß (Heißt felten noch) in vielen Ge 
genden der Stadt oder &emeindediener, da er zugleich auf 
te Bettler zu achten hatte. 

Bettlab f. (rhein.), gebräuchlicher als Betiftelle. 

Bettpiſſer m. eig. ber ind Bett pißt; dann Name 
des Löwenzahns (leontodon taraxacum) bei Wiesbaden. 

Bettſaicher m. eig. der ind Bett feicht; dann Name 
des Taufendfuß (oniseus asellus) wegen feiner harntreibenden 
br bet St. 1, 158 Bettfeiten, Bettfeyer, Bett 
ach er e. 

Bettſchere f. (B. wt.), zwei um einen Nagel beweg ⸗ 
liche, auch drei oben gufamme jängende dünne Hölzer, bie 
ind Bett geftelt werben, um das Geraußfallen ber Dede 
zu verhindern. 

Betacht, betugt, Bebngt (thein.), bebächtig, Tange 
ſam, gelafien. Grimm hält das Wort für das Parti 
eipium bom mbb. betüchen, betauqch en, untertaudyen; bei 
RP „er gieng ganz ftil und betuches wieder 

jein Bett“ ; in der Gaunerſprache heißt ſcheft beducht! 
CA fin, Bebuh ter maffematten Diebftahl ohne Lärm; 
wei. iſt ae duch en fich jhmiegen, fich Duden, tus, 
dus, duchig niegefhtagen, ſcheu; ndf. und holl. be- 
ducht furchiſam, ängftli 

Bepel, Bäpel (8. . wi. ), ev) ash. Srauataue würze 
Burg, Throäß. Depel, öfter. —R bezel, in 
einigen Gegenden he Teinene mit MASK beſetzte Unter: 
haube der Kinder; 2) ein Eleines Bündel Gras, Laub, Wolle 
a. |. w. (Brierijötbal A Ufingen); .3) ein träger, fchläfe 
tiger Deaig, ein guter Tropf, der fih alles gefallen läßt, 
dent au dlafpaub genannt). 


75 


Beun, Beunde, in der Volksſprache und in älteren 
Urkunden Boin, Bain, Bein, Bäun, Bebein fi eig. 
Frivatgrundftüd im Gegenfaß zur Bemeinweide; Name von 
Gemarktheilen, bj. am Rhein ımb Main bis in Die Wetter⸗ 
au, felten nörblih vom Taunus bis an den Wefterwalb, 
ganz felten auf dem Weftermald. Die Beune Tigt meift in 
der Nähe des Dorfes und hat guten Boden, nicht immer, 
wie man hier und ba behaupten Sit; ah. die biunda, 
peut, peunt, mbb. biunt, bünt, bünde, ähnd. Bune, 

eune, Bunde, Bünde, Beund, Beunde, Beunt, 
Beunte, Buhinde, Byundt. Bergl. weiter Grimm 
db. W., der dad Wort aus dem verſchollenen Partic. binnti 
von biun, agf. böon, eng. vo bee == fein (ug ich bin) erflärt 
inber abefieintic 


auen. 


Gießen Badtrog und Badtifh; mihd. biute Badtrog; ahd. 

i 4 hohler Kloß, In ben die Walbbienen Bauen, 
jo auch im änbd. Schriften; mittellat..hochd. biota, weites, 
tiefes Gefäß, Ständer. Das Wort gehört zu Biet (f. d.), 
und wird mit biefem von Weigand, Diefenbad u. U. 
finnreih zu bieten barlegen geftellt. 

Beutel m. (8. wt.) 1) Hodenſack, aud bei Sm. 1, 
219; 2) (8.), Beule in metallenen Gefchirren, welche von 
einem Stoß oder Schlag herrührt, in diefer Bb. wol in 
übertragenem Sinn das ins Hochd. aufgenommene nd. Bötel 
rundes Holz zum Möürbeichlagen des Flachſes vor dem 
Brechen ahd. pözil, vgl. r% beätan, engl. beat, ahd. pözan 
foßen, plagen, Hopfen. ©. Boße. 

Beütelſchnitter m. 1) der die Schweine fehneibet; 
2) Name ver (Pflanze) Hirtentafche (thlapsi bursa pastoris). 

Bewachſen f. angewadjen. 

Bewähren (8. Schwalbach), verfichern, ald Wahr 
heit fagen. „Gr hat mich bewährt, fein Water wäre ver⸗ 


Bewer f. böber. 

Bezahlen (8. wi.) 1) fich übel zurichten, e8 ſei womit 
und woburd es will, fva. ais bejäbeln, behammeln; 
im Bel. 2) fi durch Schneiden, Fallen u. |. w. ſehr bes 
ſchadigen; 3) einen tüchtig burchprügeln. 

Dezäunet und bezimmert Eommt in alten Rechts- 
beftimmungen vor. Wer nicht bez. u. bez, d. i. nicht mit Thür 


76 


und Angel beſchloſſen war, der feinen rauchenden Herb und 
keine ftätige Wohnung im Rheingau hatte, gehörte nicht zur 
Genoſſenſchaft der Eingeborenen. Br. 437. 

Beziehen (mei ‘ tüchtig durchprügeln, Io über 
siehen, Srüher heißt beziehen auch fva. bejubeln; vgl. 
dazu abfhhmieren durchprügeln. 

Bibi, Biden, Bibihen f. Pipi. 

Biberlich, zuweilen beberlich (S. wt.) 1) weichlid, 
zärtlich, empfindlich bei den Heinften Schmerzen ; 2) (von 
Speijen) nicht ſtark, Eräftig von Geſchmack. Geiler hat 
beberlich zitternd; Bürger batbebern, Wiederholungs. 
form von beben; St. 1, 150 bebbern vor Froft, bie 
Bähne aufeinander jchlagen; Stieler. 117.phippern quasi 
bebberen ängfilich jein wie furchtſame Weiber; in ber 
Gaunerſprache hat ſich bibern — bebern noch erhalten. 
Zu diefem bebern, bibern, beberlich gehört biber lich 
in etwas abgeänberter Bedeuiung. 

Bibjen (Hadamar, Herborn), verftohlener Weile gucken. 

Bibs-, Bimbswörtdhen (mi.), nur verneinend; 

Gr ſpricht, man hört kein B.” Vgl. bim! bimmeln in 
feinen hellen Tönen laͤuten. St. 1, 174 hat bis men, bis⸗ 
wmelen flüftern und betrachtet e8 als verkleinerndes Inten- 
ſitiv von a ſtark wehen, |. biefen. 
. Bad. 


Bidelfeft (B. wt.), jehr feft: Die Erde ift b. gefroren; 
er hält die Augen b. zu; Per von Bidel (Spighade), 
fo feft, daß es mit dem B. muß aufgehauen werben, ober 
von Biel (Knöchel, Würfel und Kugel aus Stein), fo 
feft wie Stein und Bein. 

Bickemannkommches fpielen (Goarshauſen), 
Verſteckens ſpielen. 

Biges, Beckes f. (unterrhein.), Ziege, zu Bod ge 
börig? Agf. biece, altn. bickja iſt Hündin. 

Bidung ift das am Hintern Theile des Schiffes quer 
über dasſelbe laufende Holz, in dem ſich die drei Bibungs⸗ 
Tpäne ober brei Knaben Befinden, an Denen fo wie an 
den Stangen (an ber Seite befindlichen ſchwaͤchern) Bol⸗ 
lern bie Schiffsſeile Sefeftigt find. Das Wort ift verborben 
aus Bell bie puttings f. pl. die Ketten zur Vefeftigung ber 


Maftwände. 

Bieltäfch f. (Marienberg), Sedel der Weiber unter 
der Schürze. 

Bien, Bie m. (S. rhein.), Bienfhwarm; ahb. bie 
pf&, das pini, pine, mhd. bie bie, bine, bin, bie Biene; 





77 


mbb. das bie Bienenſchwarm, bin St. 1, 153 in diefer Bd. 
der Beyen. 

% Bienenfaß, Bienfaß n.(rhein.), Bienenkorb, mbb. 
ievaz. 

Bienenkar (unterrhein.), joa. Bienenfaß, mhd. 
binekar, |. Kar. Fi, faß, ms 

, Ber f. (wt.), Birne, ahd. pira, mhd. bir aus lat. 
pirum. 

Bier, Bir, Bür, Bär, Bird m. (Montabaur, 
Selters, Braubach), Eher, aͤnhd. Beer, Bähr, aid. per, 
mbb. ber, agſ. bär, engl. boar; in andern Gegenden Deutfche 
lands Bär, Baier, Beier, Beer, baherbieren, bie 
tig fein d. i. nach dem Eher verlangen. 

Bierlampes m. (mt.), ſtarker Biertrinfer, den das 
®. aufgefehmemme bat. 

Bierrimmelf. (S.), kaltes Bier, worin Bier zer- 
frümmelt oder gebrödtelt worben ift, & rimmeln. 

Bierzel, Brand der Bäume. Im. 1, 204 hat aͤnhd. 
Berzel im Sinn von allgemeiner Echmäche. 

Bies f. (Caub), Dee, Vertiefung, z. B. in Bleh- 


piost, mbb. biest, agſ. böost, et Kr biest, 
’ m. 1, 


Biefen . weft.), wild werden, toll umherſpringen, zu 
mal vom Nindvieh, wenn es bei großer Hiße von — 
Schwanze din und 


wind (j. Bieſt) und altn. bisa angeftrengt thätig fein. 
' AR due er mit ſtarkem 


Biel] Betz 6 Got nnd D.* (gef): Mh. pi, 
tet f. Beit: „8 Hot noch 2. en). . pi 
mb, bite, Anhd. Bit, Bitt (Bm. 1, % I), das Warten, 


78 


der Verzug, von bem feit dem 17. Ih. veralteten beiten, 
goth. beidan, ahd. pitan, mhb. biten warten. 

Biet n. (thein.), Kelterboben, ohne Zweifel das goth. 
biuds, ahd. piot, piet, mhd. biet, eig. Tiſch, urſpruͤnglich 
Opfertiſch, auf welchem den Göttern dargebracht (barges 
Boten) wurde. Vgl. Beut. 

Bietenftein heit ein in ber Pfalz bei Caub aus 
dem Rhein emporragender Feld. Nach der Volksſage hat 
derfelbe daher den Namen, weil dad Waſſer das Strombett 
(ber Rhein in ie ſehr tief) lc einer Biete (fo heißt 
in Gaub eine Bütte) ausgehölt habe. Richtiger denkt man 
an Biet. Ober follte eine Längft vergefiene Sage auf eine 
Entftellung aus Mythenftein beuten, welch lepterer in 
Schillers Tel 1, 4 vorkommt? 

Bietfhe f. Betihe. 

Bifang m., ahb. bifane, mhb. bivanc, eig. ein durch 
Furchen eingefangened oder auch mit einer Ginfriedigung 
umgebene8 Stüd Land; dann übh. Umfang, findet ſich oft 
in alten Urkunden. 

Biffelsbern (rhein.), Poͤffelsbirn bei Sch. ſteht 
als Ausdrud der Verneinung, als abjhlägige Antwort auf 
eine Bitte. 

Bilern f. Bellerden. 

Billden vun Dotzum, d. i. Bildchen von Doß ⸗ 
Heim foa. ald Mazzebillden (j.d.; bei beiden ſteht oft der 

erbe Zufap: „das die Müden beſchiſſen haben.“ Es if 
dabei jo wenig an ein wirkliches Bildchen in Dogheim 
8 denken, wie an die Stadt Dresden in: Mapfop von 
resden. Solche Ortsnamen finden fich viele in deutſchen 
Spric Meörteen. ¶ (Ooar8faufen) 
illerels f. (Goarshauſen), empfindlicher Men] 
©. Bellerhen und E18. enwfindich is 
2 eek 
ef. ehenpflaume, wetterau. Belfe, wı 
ſcheinlich von der eigentlichen Bilſe, ahd. pilisa, Th. —* 
genommen. 

Bimböwärthen ſ. Bibswörtchen. 

Bingerfeil m. (thein.), Bingelkraut (herba mer- 


euralıs). 
ER Am 
anes m. (Nauheim A. Limburg), einfälti; 
vi Blinden u —— he 
an unfhnäl f, A. Monte: 
Baus), Blindfhleige . Shnägel, Doreen on 





79 


Binwendig (vlt.) fva. inwenbig. „Welch fraw fi 
binwendig der zingel nieder ſchlegt (n. laͤßt).“ Gw. 1, 637. 
Bgl. binnen aus bi-innen, ſ. baufent. 

, Bir, Ber, bialeftifd find Birne, ahd. pira, inhd. 


bir. 

Bit, böt, beät (Rennerod, Marienberg, Herborn), 
sit, ſammt, bſ. in Zfj.: er hats bitbroicht (mitgebracht). 
In einem Gitviller Weisthum von 1383 bei Gw. 1, 547 
ſteht oft bit ftatt mit; ebenjo in verſchiedenen Rheinganer 
Urkunden in Br., ferner in zwei Urkunden von 1336 in ben 
Annalen des Vereins für nafjau. Alterthumskunde 4, 107. 
119. und in mehreren Tagenellenbogen. Urkunden in Wend 8 
heſſ. Landesgeſchichte. Schon ahb. und mhd. findet ſich zus 
weilen bit, bet, bſ. aber mittelnd. Grimm (Gramm. 3, 
258) will das Wort eher dE eine Entftellung des mit, ald 
für eine Spur ‚des agf. vi engl. with, ſchwed. vid, daͤn. 
ved (mit) halten. 

Biiſch ſ. Betſch. 

Bitter wird veiſtaͤrkt gallebitter, ruſegalle⸗ 
bitter; ſteht vor andern Wörtern zur Verſtaͤrkung: bitter⸗ 
bös, wie mbb. bittergrimme. 

Big, Büg, Böp f.(S.wt.), 1) Orasgarten, Wiefen- 
ort beim Haufe, gewöhnlich mit einem Zaun umgeben; 2) üb. 
Krautfelb, und da man hierzu gewöhnt 8; befte Feld 
nimmt, jo ift Bögefeld gutes Land. Gin Feld bößen 
49 Kraut — pflanzen; 2) als Bög liegen laſſen. 

ſehr vielen Gemarfungen kommt eine Bitz als Grass 
oder Wieſenplatz, sen. ala Gemarkungstheil por. Schon in 
einer Urfunde von 1290 (bei Böhmer cod. dipl. 253) die 
bitze; auch in der Wetterau und in Kurheffen Bitze, Bip, 
Bep, Big, Böpegarten, Bigelland Grimm 
glaubt, dad Wort ſel von ahb. pizüni, bizünia übrig, das 
einen eingefriebigten Ort_bezeihnet (f. oben Bannzaun). 
An beſſer baz ift mit 8. gu nieht zu denken. „Bitz bes 
zeichnet in der Sprache des effermalbes einen Brunnen“, 
fagt irrthumlich Bogel in der Veſchreib des Hez. Naffau, 
© indem er Bip mit Püß verwechſelt. 

Blaa ſ. Blahe 

Blabge (Herborn), Milchreſt. Sm. 2, 408 hat aus 
Schwaben das einfache Leiben wi laffen, bj. vom Gfjen. 
Vieleicht iſt dieſes Blabge ſva. Bleiben. . 

Bu — hen (chein.), ſich ſtill fort mach 

e, e gehen (xhein.), fo en, 
pleibe gehen, gebt. pilıo Flucht; fd. Flöten gehen 
verloren gehen. 


80 


Blaffen (S. wt.), 1) anhaltend, klar und hell Bellen, 
(auf ſchb.); 2) unüberlegt in den Tag hinein reden; 3) kart 
Tabak rauchen, jo daß die Lippen fich fehnell (blaffend) 
‚bewegen. Davon der Blaffer, Blaffert in allen drei Bd. 

Bläffen ſ. bleffen. | 

Blaffert m., 1) eine geringe Münze, mittellat. blaf- 
fardus, hoil. blafferd, blaffaard, bei hochd. Schriftſtellern 
auch Blaph art, Plaphart, Plappert,j.nocdblaffen. 
2) bei Kinderſpielen mit Bohnen und bei dem fg. Hidel- 
des ein platter Stein a Schieferftein), womit 
geworfen wirb, fcheint von der Münze genommen, bie man 
ihres geringen Werthes wegen wol auch dazu gebrauchte. 

Slagföft m. (St.), einer, der fehr blaß ausfieht; da- 
von das Adjektiv blagföftig; hamburg. Bleedfift,blee® | 
fiftig, nbj. Bletfüft, Bieetfäßig: Die erfte Silbeit | 
entftelt aus bei, blaich, ah. bleih, mhb. bleich, 
agſ. bl&c, dän. bleg, holl. bleek ; bie zweite Silbe ift mir 
unflar; ſollte gelfüftig (ſ. d.) aus dem lat. gilvus und 
darnach dann blagfäft gebildet worben fein ? 

Blahe, Blab, Blaa (thein. S.wt.), dad zum Sch 
gegen Sonne und Regen fiber einen Wagen oder ein &..il 
geipannte Tuch, mbb. blähe, wahrſcheinlich von bIähen. 
Man kann nix fiehn vor bere Blaa.“ Lennig 43. 

Blammblag f. Flammplatz. 

Bläntf.( Ah das auf der } 9. Schhffelbant aufs 
geftellte glänzeube, blanke Zinn: u. Küchengeſchirr; in anderen 
Gegenden der Ort in ber Küche, mo diefes Geſchirr fleht. 

Blarraſch m. (Horrefien A. Montabaur), grüner 
Stinftäfer. J 

Blarren, blaͤrren (8. wt.), ſchreien, von Biegen, 
Lämmern, Kälbern, Kühen, auch von Menſchen gebraudtt, 
änhd. Blarren, blären, bleren, blerren. plarren, 
plerren, plären, boll. blaren, lat. balare, mhb. bleren 
von Schafen, blörren von Kälbern. 

Blärzen (weft. unterrhein.), weinen, eine Weiterbil- 
dung von blärren. 

Blaͤs, Bles f.n. (S. wt.), 1) weißer Flecken auf ber 
Stime von Pferden, Rindern, Hunden; 2) das Bles ber 
Borberfopf; 3) der Bles das aufdem Vorderkopf ſo u mete 
Stüd Vieh, auch ein dummer Menſch; ahd. plas, mhb. blas, 
holl. bles, engl. blaze, altn. bles, ſchwed. bläsa, nd. Bliſſe, 
baier. Blas, Blaſſen (Bm. 1, 238), hängt nah Grimm 
d.W mit dem flav. Iysy kahl, nit aber mit blaß 
zuſammen. 





81 


Blatſch ſ. Platſch. 

Blatt, Blatte f. Schüſſel, nur in ber (chein.) 
Ra: die Blatt pußen, weggehen, gebräuchlich, wahr 
ſcheinlich Blatt. 

Blatten, blaten 1) (8. rhein.), bie überfüffigen 
Blätter an Kraut, Kohl u. dgl. abbrechen; 2) (8. in ber 
alten Bauart) die Riegel mit den Pfoften durch Einfchnitie 
verbinden. 

Blatter, Bletter, Blattert m. (8. wt.), ver- 
dichtete Siffgfeit dünner Koth, Mift, bj. Dünner Kubflaben, 
bei St. 1,194 Blätter, Blüber, Bflüber, Klüber, 
Gflätter, Gflüder, Gfluder; davon blattern, 
eine bünne Leibesöffnung haben, blatterig. Dieje- Wörter 
hören zum mhd. blödern, aͤnhd. blodern, plobern, 

ladern, bludern, raufchen, gurgeln, einen gurgelnben 
Ton von ſich geben. lat. blaterare. 

Blaue Huften m. (thein. wt.), der Keichhuſten. 
ren (weft. rhein.), etwas von der ſchwarzen 

eben. 

Blau, Blou, Blaue, Blaue, f. G. weft), bie 
Ghmeehahn, Schlittenbahn. Unhd ift die Blame Lager, 
Bf. dide Badleinwand wie Blade. Daran ift nicht zu denken, 
wol aber an bl euen, da man auch fagt die Bahn lagen. 

Blänel, Blaul, bläuen ſ. Bleuel, bleuen. 

Blauftroh | Plaureftroh. . 

. Blaut £. 1) (Heivesheim), was Bleuel, aber nur bei 
einem gewiflen Kinberfpiel Schwarzkarnches); 2) (Sel- 
ter8) ein ſtarkes Meſſer mit didem, rundem, hölgernem Stiel 
and breiter dünner, Klinge. „Ein noch im 16. Ih. fehr ger 
bräucjliches Wort für den Begriff zwiſchen Schwert und 
Meer, Plöhe, plattd. Plaute, hängt mit dem alten 
Huogan, blötan opfern, ſchlachten) zufammen.* Grimm, 

ram. 3, 465. 

Bleaken (weft)., mitden Augen winken, blinzeln, ift 
nad dem Dialekt bleden, vgl. Bled. 

Blech n. (mt.), 1) aus Blech gemachtes Schöpfgefäß; 
2) Geld; daher blecdyen bezahlen, (auch ſchd). „Do Eennte 
mer for Annern noch mehr bleche.“ Lenuig 46. 

Blechſcheer f. (Königftein, Höchſt), eine volfsmäßige 
Bezeichnung für rad, von der Beftalt der Hintertheile. 

Bled,Bläd(S., auch bei Sch.), blaß, nadt, fahl, von 
Biefen, Wegen, Kopf, Füßen u. ſ. w. gebraucht, nebört zu 
bleden (Zähne bleden), d.i. bien. machen, bloß machen, 

Achrein: Wörterkud. 6“ 


82 


daß es gefehen (erblidt) werben kann, fihtbar fein, bloß 
liegen, mh. blechen, blecken, ah. plecchen, plechen, blechen. 

Bleckarſch m, (rhein.), Vogel, fonft Meißarſchel 
(hirundo urbica); vgl. Bled. 

Bleffen, bläffen (weft.), Durch etwas Empfindliches 
von einem Thum abjchreden, daß ber Antrieb zu diefem ver: 
guom ift, bf. gebräuchlich im Participium geblefft, bei 

ch. bloß bleff, eined Stammes mit dem jchd. verblüfft. 

Bleide (vlt.), mhb. blide, Steinſchleuder, um kleinere 
Steine zu werfen. „Sie herrſcheten da mit groſſen Büchſen, 
mit Bleyden.“ Lehr. $. 218. 

Bleiftift (bei Göthem., bei Grimm n.), ift überall 
n.; aufbem Wefterwalb fagt man übrigens meift Bleifeder. 

‚Beben (Afingen), oft in die Stube und aus ber 
Stube ge en; dann an Platz (ben PL. wechſeln) gedacht 
werden 

Bleuel, Blaͤuel, Blauel, Blaul m. (S. wt.), 
ein kurzes, breites, flaches Holz mit Stiel, änhd. Blawel, 
mhd. bliuwel, ahd. pliuwil, pluel ; davon bleueln,blaulen, 
mbb. bliuweln, blülen; zu bleuen gehörig, Blaul, 
Bläuel kommen auch ald Namen von Bemarkungstheilen vor. 

Bleuen, bläuen (S. wt., auch ſchd.), ſchlagen, prügeln, 
mb. bliuwen, bliwen, ahd. pliuwan, goth. bliggvan, in ber 
Wurzel mit blau (mhd. bI&, Gen. bläwes, ahd. bläo aus 
bl&w) verwandt, nicht aber zunächft davon abgeleitet. 

81 Bleulchen n. (Wallmerod), Mefferhen, |. Bleuel, 
aut, 

Bleuftroh ſ. Blaureftroh. 

Blegen ſ. Bligen. 

Bli, Blin f. Bellin. 

Blimmerant, blümerant (rhein. wt.), flimmernb, 
Blaßblau. „Do werds ahm blimmerant vor be Aage.“ 
Streff 23. Es ift das franzöf. bleu mourant: „blau blimer 
rant vigeletblau Band.” Ein blömourant ein fterbend blau. 
Brodes 2, 175. Ganz blümerant aufgetafelt. Immer⸗ 
mann M. 3, 244. 

Blindvoll, blindhagelvoll (8.), ganz betrunken, 
erftered Wort ſchon beiYyrer im 17. Ih, Teßteres beiH ebel. 

Blinf(z)elmans, Blönnermausd (8. wt.), ein 
Spiel, wobei einer mit verbunbenen Augen einen anbern im 
Kreife greifen muß, welcher dann an feine Stelle tritt. In 
voller Korm Heißt es jchb. blinde Maus, blinder Maus, 
(mehr in AH blinde Kuh, blinder Kuh, (mehr in 
Norbbeutfchland) fpielen. 





—— 


Bliſchpern (Höhft), piſpern. „Zeglaich Hot ex mer 
hamlich ius Ohr —V Fir menich 2, 78. 

Bligtritt vor blau, Bub, Kerl, ſchnell, wenig 
und andere Wörter, um den Sinn der einfaghen Wörter 
meift in übelem Sinne zu verftärken, auch vielfach ſchd., z. B. 
Bligding Bei Fr. Müller, Blipgöttin bei I. Paul, 
blighagelbumm bei Fr. Müller, Bliptröte bei y: 
Blipmädchen bei Arnim, Blipmädel bei Lefling u. 

Bligen und wettern (S. wt.), ſehr ſtark 
auch donnern und wettern. 

Blitzkuchen, eine Kuchenart in Gaub. 

Bligen, blegen m. (9. weft.), Teufel, eig. Blip, 
aͤnhd. Blicks, Bliks, Bliz; mhb. blicze, bliese, bligze; 
holl. bliksem, altſächſ. blicemo Blitzſtrahl, allg. ſchnell aus» 
ſchießendes Licht. 

Bloch, Blach m. —F— Di), das ſchd. Blod im eig. 
und fig. Sinne, abb. mhd. bloch, feit dem 16. Ih. allm 
id Blod. — Bloden aufammenbräden, 3. B. der Schnee 
iſt geblocht (Schwalbad). 

Blod.n. Pl. Bid, heißt Die Rolle an den Schiffs⸗ 
tauen. 

Blödef. bläibe. 

en f. Plaureſtroh. 
g1 en (tt.), einem lauten Böen ähnlich fingen; 

st 

Bloßlich, Adv. Bloß, nur, mhd. bloezliche, im 15. 
— 17. 35. ſehr gebräugylich, gerät nur landſchaftlich. 

„Des is aach bleeslich der Ems Datterig td. 

Blotſchen f. blotz en. 

Blott, blutt (8. — ), Bloß, nadt, kahl; Die Wieſe 
it Blott d. i. graslos; der Vogel ii blott d. i. federlos; 
einen blott machen d. i. ihm alles abgewinnen; er hat nichi 
einen blotten Kreuzer d. 1. feinen. Schweb. blott, dän. blot, 
aͤnhd. Blott, Blutt, Blut wagt Grimm d. W. wegen 
der Kürze bed Votals nieht zu bloß zu flellen; beide Wick 
kommen goth. und ahd. (plöz ftolz nur einmal) nicht vor. 

Blottert m. (thein.), ein blotter Vogel, der noch 
feine Federn hat. 

Blog (Montabaur), Apfel, Blottch (Goarshauſen, 
Rniafein) ft, Bf. infofern er in Geſellſchaft getrunfen 
wird, und ganz bſ. Apfelmoſt, zu Blopen gehörig; vgl. 

tt 


Blopen, blotſchen, plogen, xlotſchen (wt.), 
1) fer mit Gerauſch fallen, bſ. von Apfeln und Birnen, 


. 84 


die beim Fallen vom Baume fi auf einer Seite zerftoßen; 
2) weich ftoßen, ſchlagen, Bauen, in beiden Bd. oft in Anh. 
Sähriften; 3) mit vielem Qualm Tabak rauchen. 
Dlümerant f. bfimmerant. 
Q Tut f. (rhein. wt.), das ſchd. Blüte, mh. die bluot, 
ahd. die bluot, pluot. . 
Blutfunt, Blutfint, Gimpel, Dompfaff (loxia 
pyrrhula), der Name kommt inhd. noch nicht vor. 
Blutrüftig, bloutrö(h)ftig (8. Kheln.), blut» 
rünftig, von Blutrunſt, 'ahd. pluotruns, pluotrunst, 
inhd. bluotruns, bluotrunst, zurinnen gehörte; anhd. blut⸗ 
rünſtig, blutrüſig, blutrüftig, Blutrieftig, blut» 
ruftig, blutrifig. Vgl. Gw. 1, 559. 561. 569. 
Blütfeln. (rhein.), die abgefallenen Blütenblätter. 
Blutsfnopf Blutskopp m. (thein. weft.), Wieſen⸗ 
knopf (sanguisorba). 
Blutsthier (Montabaur), Blutegel. 
Blutswenig, bloutswenk (S .rhein.), ſchd. blut⸗ 
menig, fehr wenig, wie blutarm fehr arm, arm bis aufs 
Blut, daß man fon faft nichts Bat, mhd. bluotarm. 
Blutterig ( } 1) von Getreide, das fi) beim Auf: 
[hießen fo fett zeigt, Daß es umfält und Durcheinander Tiegt, 
jonft muhl; 2) von matſchlich fetten Perſonen, bf. Kindern. 
St. 1, 193 hat Blutter von Dageln (— blottert ) von 
nicht völlig entfalteten Blumen (Rojen, Nelken) und von 
ſchwachen —8* ‚bie nichts ertragen können, und das 
Adj. blütterig weich, weichlich im phyſiſchen wie moraliſchen 
Sinne: blütteriger (weicher) Schnee, blütteriger (verzaͤrtelter) 
Menſch. Diefe Wörter gehören alle zu Blott. 
Bobbeln, bubbeln(mt.), 1) beben, zittern; 2) fallen, 
bſ. von mehreren Körpern, bie ſchnell nach einander nieder: 
fallen: das Obſt bobbelt, wenn es gefchüttelt wird, die Thränen 
boppeln ihm über Die Baden (Limburg); 3) zur Unzeit aus 
ſchwaͤtzen, herausplagen mit etwas. „des Herz boppelt 
mer vor Frahd.“ Streff 120. St. 1, 204 bat bobbeln, 
bobbern, poppeln, poppern, engl. bubble, dän. boble, 
holl. bobelen, ſchd. Bubbeln, (bei Voß), poppeln offen 
bar ein Naturlaut. “ 
Böber, bewer (hier und ba in dem A. Dillenburg 
und Herborn) für ober, über; vgl. bauſſent. 
Bobian m. (Diez), Haube, Beiz; urfpr. aus engl. 
bobbinet (TAN)? 
Bobö m. (thein. wt.), der Hintere, in ber Sprade 
der Ammen, Mädchen, Mütter allgemein üblich. 


85 


Böht.n. f. (S.rhein.), 1) das Schweindbette, oder die 
Etele, wo dad Schwein gerade fein Lager hat; 2) ein 
ſchlechtes Lager ober Bette, bj. wenn bad Bette am Morgen 
nit gemacht worben ift, und man am Abend in das 
alte &ager legt. Mhb. bäht (wie Docht mhb. täht) ift 
Dred, Koth, ſchlechtes Lager, anhd. Baht, Bocht, Poͤcht 
(Dred und ſchlechtes Lager, Bett), auch hefl., Jemen, und 
chleſ. Davon boten im Dred wühlen (Wallmerod); 

ohtmann Wühler, Schweinferl (Wallmerod); Bocht⸗ 
franz „ein aus bem Bochtftroh gewundener Kranz oder Ring, 
davon man mehrere auf Reifer zu hängen pflegt, um dadurch 
die Ferkel, Die zumeilen in den erſten 2 — A Wochen Frank 
werden und nicht aus dem Bochtſtroh wollen, gefund zu 
machen.“ S. Die Wurzel des Wortes ift noch nicht aufgehellt; 
an bauen iſt mit 8. nicht zu denken, eher an bähen, 
mbd. baehen, ahd. pähan: dann wäre das wärmenbe 
Lager die Grundbeb. 

Bod m. (S. wt.), 1) Fehler (auch fhd.); 2) (S.), der 
etſte Armvoll Getreide, den man nach dem Schnitt auffept; 
Pu halber Haufte, auch eine halbe Garbe, eine halbe 

le; A) ein Kornhauſte, deſſen Hut oben an ben Ähren 
und nicht am Sturze zufammengebunden worden ift, damit 
die Hühner den Hut nicht ausfreffen koönnen; 5) Schimpfwort 
auf Söneiber. Dee _ a liegt 33 —* —* 
oden, (thein. wt.), einen Fehler machen; thein. 
Mainz), die Schule ſchwaͤngen. 

Bodig (Marienberg), eigenfinnig, wie ein Bod. 
 Bödletn (olt.), das fh. Budel. „Die Ritter hatten 
eifen Voͤcklein vor den Knien.“ Lehr. $. 35. 

Bockſchut, Bockſchot f. (wi.), eine Zernlofe, ver 
frühte Zwelſche, in andern Gegenden Schote, Mud, Narr. 

Böcfen (S.1t.), 1) nad dem Bod verlangen; 2) nah 
dem Bog ſtinken, bj. vom Fleiſche gefagt, flatt bödzen, 
von bökzen, aͤnhd. bodenzen. Schd. ftcht in beiden Bed. 
ocken. 

‚ Bodfern, böckſern, bedfern (xhein.), vom Wein, 
einen widrigen, ſchimmeligen Geruch und Geſchmack haben, 
eine Weiterbildung von bödjen. 

Boczs kiel heißt in Schwalbach die Bortenblume (me- 
nyanthes trifol.); ſchd. heißt ber gewöhnliche Stendel (Sa- 
tyrium) auch Bodögeile. 

—Boͤcteröck f. heißt Hier und ta die Wachtel, nach 
ihrem Rufe. . 
Bob f. beide, 


86 


Bobbemd. i. Boden, heißt in Caub der untere, flach 
liegende Theil eines Weinberges. 
— (en) Bebsg, (mterhee) 
m., eine Art Heiner Schnafen mit langem Rüffel, bie bi. 
jegen Abend fliegen und empfindlich ftechen. Grimm db. W. 
at die pl. Bobenhämmer, Bobenheimer und aus 
temnich ein rhein. Bodenhämel, welches letztere Boden» 
eimel fein und die am Grund und Boden fliegenden 
den meinen könnte. Vgl. Bohreule. 

Bogrebe f. (thein. unterrhein.), an dem Weinftod eine 
einjährige Rebe, die. meift in einem Halbfreiß herunterge- 
Bogen unb oben und unten an benfelben, oder unten an 
ihren und oben an den Pfahl des naͤchſten Stodes gebunden 
wird, Die Bogrebe ift nicht immer, wie Grimm d. WB. 
angibt, „die längfte aus dem Kopf des Weinſtods wachſende 
Rebe, die ſich umbiegen läßt“, wie jeber Winzer weiß. 

Bogtf. (unterrhein.), das Tau (Kette) an einer fliegenden 
Brücke; bogten das am Schiff befeftigte Tau auf: und 
nieberfhlagen, um bafjelbe leichter anziehen zu tönnen. Vgl. 
pl — Vordertheil des Schiffes, woher Bogfpriet, 

ugfpriet, 

Böhler, Behler m. (wt.), bei Kinberfpielen mit 
Glüdern, Rifen der didere Glüder x., womit geworfen 
wird, Fi Hebels Böhlen, griech. ballein (BuAReıw), mbd. 
boln, ahb. bolön, polön werfen, Böller, anhd. Boler. 

Bohnemche, eine befondere Gebaͤrde. „Awwer was 
made Se vor e Bohnemche, wiee Kap, wannd Dunnert.” 
Datterich 45. Darf an franz. bonne mine gedacht werben ? 

Bohreule f. (Horeſſen 4. Montabaur), eine Art 
Schnaken, welche an jhwülen Sommerabenben ſcherenweiſ 
umherfliegen und empfindlich ſtechen. Ob Bohreule und 
Bodhammel dieſeibe Schnake bezeichnen, weiß ich nicht. 

Bohrnamwel m. (Selter8), ein Menſch, welcher mit 
nichts zufrieben ift, und an allem etwas zu tadeln (zu bohren) 
findet; ift e8 Bohrnagel? ©. Naber. 

Bohlwerkn. eine Schußwehr gegen das Eis und bie 
Gewalt des Waſſers, aus Bohlen Berttern) beftehend. 

Bohnen (main., rhein., unterrhein.), Geld, bf. viel 
Geld; f. Linſen. 

Boinſch ſ. Baͤunſch. 

Boifetäs ſ. Bieſekäs. 

Boiſen, boißen |. büßen. 

Boift f. Beeft. 


87 





Bdiz f. (Weilburg), Katze, aus dem Lodruf gebildet, 
elſaß. Bife, Bize, Ichweiz. Buft, Büfi, Bußeli, 
Baͤßeli, (St. 1,248), ſchwäb. Bufe, nd. Bufe, boll. 
ves, engl. puss, daͤn. puus. 
Bolanz f. (Buch U. Naftätten), in der Rp. in die 
Bolanz geftellt, d. i. gepupt; franz. balance (Gleichge- 
wicht) 


). 

Bolét n. (rhein.), Einquartirungszettel ber Soldaten, 
worauf nur ber Name befien fteht, der den (die) Soldaten 
befommt; öfterr. und baier. die Boletten, Volitten, in 
weiterer Bd. kurzes ſchriftliches Zeugniß, franz. billet, ital. 
bilieto, mittellat. billeta. 

Boll (unterrh.ı, fpa. muhlz; plattdeutſch ift Boll ans 
geſchwollen, Elappernd hohl, Leer, faft- und Fraftlos. 

Boll, Bolle f.(wt.), 1) blechernes mit einem Stiele 
Per Gefäß zum Waſſerſchöpfen; (mhd. bolle, agſ. 
bella); 2 in der Wetterau eine hohlrunde, muldenartige, 
holzerne Schüffel zum Küchengebraud. 

Bolleder |. Bolleder. 

Boller 1) (au Rangen), dicke Holaftämme am 
Ufer, woran Das Schiff befeftigt wird; 2) Eleiner und ſchwaͤcher 
ald die Rangen, |. Bidung. Sm. 1, 169 hat Auf⸗ 
boller der vorberfte Grundpfeiler eines Zauns. 

Bollern (rein. auch ſchd.), für das mehr gebraͤuch⸗ 
fie ſchd. boldern, poltern im eig. und fig. Sinn (eig. 
übereinander werfen): einen dumpfen Laut verurfadhen; uns 
geſtüm handeln, reden; (unperfönl.) dem bollerts, er ift nicht 
tcht Hug. Bollerer, Bollerfanes. 

Bolles m. (S. weft), 1) eine bide, unterfegte 
Mannsperfon (auch Bille8), Bf. ein folder Junge; 2) Civil: 
glingni; 3) Bräter, Bratpfanne, in biefer Bd. zu Boll, 
Volle gehörig. Überall liegt dad Adj. Bol! rund, aufge 
ſchwollen/ zu Grunde. 

Bollijes fptelen, im Kinderſpiel mit Bollen 
(Rugein), font Huifau, Saufpiel, Klößebengel ge 
na 


Bollmehl (xhein. wt.), fva. das ſchd. Aftermepl, 
weldjeß zufept aus den Mühlfteinen läuft. 

Bolzen (Miellen A. Braubach), wartend fehen: ich 

nad) dir gebolzt, d. i. gejehen, ob bu Bald kommen 
würbeft. Vgl. |päter ib. bolzouge, Baier. Bolzauge (Im. 
1, 173), fchweiz. Bollauge (St. 1,199) Glohauge; aͤnhd. 
Bolzen, glogen, flieren, wenn bie Blide wie ein Bolz 
hervorſchiehen. 


88 





Bolzeftrad (rhein.), fehr gerade, aufrecht kerzengrad, 
bei Grimm d. W. bolzgerad, firad, aufgefträubt wie 
ein Bolz, ahd. polz, mhb. bolz, holl. bout, agj. engl. bolt 
Pfeil, bei Zimmerleuten ein auf einem Duerbalfen ſenkrecht 
fiehender Walken. „Dar hot bolzeftrads mich andie Prie 
fing hingefehrt.“ Lennig 28. 

Bomben, Bumbchen (S. rhein.), 1) ſtark knallen; 
2) ftark furzen; 3) ftark ſchlagen, baße8 Bombt, bummt. 
Bomben lat. bombitare, bombum facere, wonon Bomb« 
5 en h s eine Nachahmung des Naturlauted ; griech. bombos 
«Boußog). 

Bombedid, bumbebid (rhein.), eig. fehr Did, ges 
woͤhnlich joa. bombefatt. Dabei wird gewöhnlich auf den 
biden, vollen Bauch geflopft; das Wort gehört zu bomben 
ſ. bombchen. 

Bombelf. Bumbel. 

Bombeln f. bambeln. 

Bombes, Bumbes pl. (8. rhein.), eine Tradt 
Schläge. Bumbs ein Echlag, dann Juterſeltion: ſchweiz. 
(St. 1,242), Bumpis, Bump Tracht Schläge, im Sim 
pic. aus dem 17.35. Pu mpes kriegen. Der Bumpes iſt in 
der Kinderſprache ein Furz. ©. bomchen, bummen. 

Bombeſatt, bumbeſatt, bombſatt, bumbſatt 
«8. wt.) ganz ſatt, zu bomben gehörig, ſ. bombedid. 

Bömen (Montabaur), etwas in der Erde Stehendes 
(Baum, Pfahl, Stange) Hin und ber bewegen, ift wol 
bäumen. 

Bomes, Bomees Bomis (S. Höchft, Iſſtein): ih 
wollt, du wärft in ®., am Galgen oder fonft wo, nad) Klein 
auch in Württemberg gebräuchlich. Vielleicht liegt die Be 
zeichnung eined Ortes zu Grunde, wo ein Galgen ſtand. 

Bongert ſ. Bangeit. 

Bonifacius, in Bierftabt, Haujen ꝛc. U. Wiesbaden, 
Wehen, der Tag des Vohnenfegend, gewöhnlid 14. Mai, 
der Gedaͤchtnißtag des Märtyrerd Bonifacius, nicht des 
Apofteld der Deutfchen. 

Bonneshe, Bunneshe, Bunsche maden 
«Wallmerod), eine Kleine Zußreife, Vergnügungsreife machen. 
Iſt an bondies, nad dem fpan. buenos dias, lat. bonus 
dies (guter Tag) zu denken ? 

f at m, (Montabaur, Selter8), Kuß, bonfen Füllen, 
I. up. 
Bonz ſ. Bunz. 


89 


Boot wirb Aehein., unterrhein.) meift weiblich gebraucht, 
hol. gie unb per t. Faſchc ainſäſchch 

oppelchen n., Flaͤſchchen, bj. Branntwi ein. 
Anhp. ift Bobbel, Bußbel, gl bubble, bän. boble, 
eine Waſſerblaſe, |. Bobbeln. 

Boͤr f. Bahr, Bier. 

Bor, Bora. Barg. 

Bort 1) (m. S.), Rand: „bem föpt aner (b. i. ein 
Sinn) off dem Bord, Börde, von lm die fich naͤr · 
‚rich ſiellen, oder es bald werben; Börbig von einem Bach, 
deſſen Ufer noch eben das Waſſer faſſen, 2) (n. S. ſchd.), 
Brett, bj. Tannenbrett. 

Börde, eig. Bürdchen (Heine Bürbe) heißt in Caub 
ine Heine Laft, 3. B. Viehfutter, die man auf dem Kopfe 
trägt. 
Bördchen heißt bj. rhein. die obere Ginfafjung des 
Strumpfes, die meift etwas anders geftridt ift, als ber 
Strumpf, in andern Gegenden Rippen. 

Börde (unterrhein.), Schiffergeſellſchaft; Börde 
ſhiffer Mitglied berjelben, die den Transport von Waaren 
beiorgen und der Reihe nach fahren; es ift das Subſt. Bord 
Rand des Schiffes, dann das Schiff felbft. 

Bordkirche (rhein.), eig. Borfirche, fo aud in änhb. 
Sgriften, ein She Map-in der Kirche, don mihd. rg 
aͤhd. der Höhe (woher empor). 

sreffen f. Bäres. 

Born, Bu m. (S. wt ), 1) Laufbrunnen, Gegen 
fa zu Bög; 2) Trinkwaſſer; nd., ſchon feit dem 12. Ih. 
auch nach Bittelbeutihland vorgebrungene Form (burne, 
barn) flatt ber a Brunnen. 

Bornen (8.), brennen, aͤnhd. Börnen, bornen, 
burnen, bernen, nd. für brennen; vgl, Born. 

Borröh m. (Marienberg), Winterlaug (9). If es 
Boratſ h (borago)? 

Borſch ſ. Buͤrſch. 

Borfche m. (thein.), Eingeweide, bei Fiſchart im 
16. 3. Börjel. . 

Bort f. Bord. 

Börzel, Berzel m. (thein.), Steiß, hauptſaͤchlich von 
Kr aud von Menſchen, in älteren Schriften ganz 
ehr. . : 

Borjeln, felten bur zeln (rhein. wt.), fich überfchlagen, 
fallen, anhd, meiſt burzeln, in nhd. Schriften meiſt purz 


90 


zeln. Grimm db. M. leitet das Wort aus burzen, 
borzen, vortragen, hervorftehen, |. Börzel. 
Borzlang wird vom Durdfall, Diarchöe gefagt; entweder 
das mh. boralang allzulang, ober zu Börzel gehörig. 
Boffeln (S. wt.), aus großer Geichäftigfeit hudeln, 
Pfufchen; zuweilen auch allgemein arbeiten, bj. Kleinigkeiten | 
anfertigen, ſchd. boſſeln und pofjeln, bei Sm. 1, 298 | 
poffeln, pofteln, pöfeln, pöjheln, vom franz. bosse- | 
ler feig. ganz oder halb erhabene Arbeit macyen) 
Boße, Buße m. (thein.), Gebund Langitroh (Roggen, 
Weizen, Spelt, nicht Gerfte, Hanf, Flachs), mhd. böze, 

d. pözo (nur von Flachs, wie andy baier.); boßen Sarben | 

e fie noch aufgelöft find, fiberdrefchen, baier. Schaub boßen | 
(Sm. 1, 211), mhd. schoup bögen; mh. bögen, ahd. pözon, | 
ſchlagen, Hopfen (f. Anweß). Vgl. Bür. 

Boterames f. Verboterames. 

—Botſch, Böz f. Schimpfname für das weibliche Ge 
ſchlecht, Bf. um ein ſteifes, ungeſchictes Weſen auszubrüden. 
Bol. Betſche. 

Botſchnerrches (thein.), du Haft dich gefehnerrt 
(ij. ſchnerren), es ift dir an ber Nafe vorbeigegangen, 
wird gejagt, um jemanden leicht zu necken, daß er jeine Ab⸗ 
ficht nicht erreicht hat. Das erſte Wort ift vielleicht das änhd. 
bott, hol. bot, goth. bauths, dumm, plump. | 

Botjhores d.i.verbotener Scores, verbotener | 
Gewinnſt, Betrug (f. Beſchores, Scores). „Der Anner 
mit Botſchores.“ Leunig. 87. Grimm hat aus Dafy 
podius die Botfhore und fagt: „das Wort fcheint ben | 
Bündel eines Boten —— begegnet aber ſonſt nir⸗ 
gende.“ Vielleicht gehört Died Boifchore zu Botſchores. 

Botter, bottern ſ. Butter, buttern. 


Botz f. Bitz. | 
Bo, Doz f. Buz. | 
Bou f. Buͤbe. | 


Bouffen I Bauffent. 
Bowern fi (8.), prahlen; darf an bobern d. i 
bobbeln gedacht werben? 


9 


Boy £. (S.), 1) Bug am Rindvieh; 2) am Webſtuhl 
bie frummen Hölzer, worin der Tuchbaum gezapft ift, eher 
aus Biege, Büge, Beugeverborben, ale bus uralte ſchd. 
Boie (Band, mit einem Seil an einen Anker befeftigtes 
Stud Holz oder Toͤnnchen). 

Brabbed, Prappes,Brabbreim. (thein.), dünner 
Shlamm, Brei. 

Braͤn f. Brems. 

Brand m. 1) (S. wt.) jeder Holzſtamm, bſ. zum Vers 
brennen beftimmt: 2) (8. fa) ein dicker, ftarker, fefter Menſch, 
aud ein Thier der Art. „Dat eß ’n Kerl, wien Brand“; 
ſouſt: das ift ein Kerl, wie ein Baum“; 3) Raufch, Be 
trunfenheit (fo in Heffen, auch in Baiern, Sm. 1, 361). 

Brandeimaha d. i. Brandeimerder (Sa U. 
Rallmerod), große, plumpe Stiefeln; vgl. Eimacha, 
Shabdha, Bällıg und oben ©. 22 Nr. 166. 

Brandlattic Heißt im Rheingau der Huffattich (tus- 
silago farfara); in Joftein Brandlappe; er wird gern auf 
Brandwunden gelegt. Schon ähnb. unter dem Namen Örant« 
lattih, Brantletfhen, Brantlatoumwe bekannt. 
Diefenbach Gloss. 603. 

Brantratel m. (S), Brandreitel, Fenerbot, um 
das Holz auf dem Herb ober im Kamin barauf zu Iegen, 
von ahb. prantreita, mhb. brantreite, änhd. Brandreibt, 
Branbrait, Prantreyt Dreifuß, eiſerner Roft, von 
Brand (prant) und reita Bereitichaft, Borriihtung. \ 

‚ Branntewein (rhein., auch bei @öthe), aͤnhd. brant- 
— der geprant wein, ber prant wein, prantwein, holl. 
jn. 


tri ‚pranntweineufe f., ſtaͤrker ald Branntwein⸗ 
rinker. 

Branntweinſuppe, aus Honigkuchen, Branntwein, 
Buder und Waſſer bereitet, bei Kindtaufen und Hochzeiten 
auf dem Wefterwalb gebräuchlich. 

Bräafem, Brefem, Braffen m., Fiſch in Flüſſen und 
Xeihen (abramis brama Cuv.), mittellat. brasmus, brasma, 
Brefen, mil Daten: Way pre ft brabson, 

tafen, mbb. bral , brasme, ee, ahd. ‚ema, 
altnd. Dress, holl. braassem, 

Brafen, braften (8. Hadenburg), ringen, raufen, 
baden, wahrſcheinlich zu Braft gehörig; mhd. brasten, 
ahd. brastön, praſſeln. 

Braſt, Vraſt m. (8. mt.), 1) Menge, Plunder; 2) 

Kummer und Sorge (on im Aldfelder Paſſions⸗ 


92 





ſpiel aus dem 15. Ih.). Nah Grimm d. W. gehört das 
Wort entweder zum alten bresten berften (dies nimmt 
auch Weigand an), oder (jedoch minder wahrjcheinlid), 
mit angefehobenem t zu Brad Schmaus. 

Braſten f. brafen. 

Brat (S.),d.i. breit (fig.) ſtolz; Brat arſch, Prahler. 

Bratſch f. 1) Chein.), Hand, ſchd. Bratze, bei Böthe 
auch Pratſche, eig. Tatze von Thieren, auf die Men⸗ 
ſchenhand übertragen; 2) Brätfh, Brietſch, Brutſch, 
(& wt.), widrig gezogene? Maul, Gefiht; bratſchig, brut- 
eig bie Brätſch, Bretſch, eine Perfon, die gerne weint; 

er Brätfcher, Bratſcher (Herborn), einer, der viel Ge- 
ſchwaͤtz um nichts macht; brätfchen, brätſchig. St. 1,219 
bat bratſchig, bratſchelig, Sm. 1, 272 bratjdig, 
bratſchet, brotſchet breit, aufgedunfen und 265 in gleichem 
Sinne brafdet, brofdet. 

Bratich m. (Schwalbach), Schlamm, Moraft; vgl. 
Bratteln. 

Brattelu (S. rhein.), von Menfchen und Thieren ge 
Braucht, die einen dünnen Stuhlgang haben; Brattel 
Brattler, brattelig, ſcheint zunächft Nachahmung bed 
Naturlautes zu & “ 

Brattig (Selters), unwillig, ärgerlich, übh. bösartig, 
verkehrt, wunderlich. St. bat 1, 236 brütfch ſtolz, fpröde, 
jähzornig, und vgl. agſ. prut, engl. proud, proudish ftolz; 
— d. W. vgl. zu Stalders Brütch das mhd. broede 

e). 

Brauchen (S. wt.), 1) Arzuei nehmen; 2) (mit dem 
Dativ der Perſon, aber ohne Atluſativ der Sache) Sym 
patbie anwenden; 3) unehelichen Beiſchlaf mit einer Weibs⸗ 
perfon haben, in biefer Bd. auch bei Schiller. In der 
Bd. nöthig haben wirb bBrauden mie bie Verba ber 
zweiten Anomalie (dürfen, fönnen, mögen, müfjen, follen, 
wollen) angewendet, hat aber den Infinitiv mit zu bei fi: 
er brauch (ftatt braucht) ed nicht zu thun; er hat es nicht 
zu thun brauchen (flatt gebraudt). 

Bränlahre m., d. i. Brautleiter, Brautführer 
(Friedrichsthal A. Ufingen). 

Bräum, Uräuem m. (8. Königftein), abgekürzt aus 
Bräutigam, mhd. bimtegome, brüdegame, ahd. prüti- 
gomo, holl. brui sgom, bruigom, von ahd. gomo, mhd 
gome, lat. nomo (Mann, Menfd). 

Btautrodem. (Z.), eine Reifte, Kaute (Knauze) Flach, 
tie fi die Bräute in Begleitung einer andern Frau in ihrem 


93 





Wohnorte und in den nädhften Dörfern von Hans zu Hans 
als Beifteuer aufheben. . 
‚Brebeln f. prebeln. 

Brechen, Breechen (8. wt.), reflex. und unrefleg., 
fich erbrechen, auch ſchd., aber nicht, wie 8. meint, zu Nad 
Schall gehörig. 

Brechk aute f. (rhein.), ei. eine Kante zum Flachs⸗ 
brechen; dann (Salz U. Wallmerod), weite, pumpe Schuhe, 
gleichſain eine Saute zum Flachsbrechen. 

Bredal (rhein. main.), d. i. brutal, grob, ſchnell, 
aufgebracht. „Drum wor bed Bienche ſobred ah.“ Streffsß. 

Bredullje f. (rhein. weft.), in ber Bredullje fein, in 
die Br. kommen, in Verlegenheit, franz. bredouille. 

Breimche, Bräumde, Brehmchen. (weft. rhein.), 
Mundvoll Tabak zum Kauen; breh men Tabat kauen; 
Brehmer Tabakfauer; fig, Prümmche, prümmen. 
I hol. die pram Bruſt- Saugwarze zu vergleichen? 

Breimehl, Breimel m. n., Safermell. Auf dem 

hohen Wefterwald wird faft nur Hafer gebaut, woraus dann 
Mehl gemacht und ald Brei verzehrt wird. Schon mhd. 
tommt brimel. vor. 
Breimeſſer, Hirfenbreimeffer heißt hier une da 
ein Taſchenmeſſer, deſſen Klinge vorn breit ift und das früher 
mehr, heute weniger beim Breieſſen ftatt bes Löffeld oder 
der Gabel gebraucht wird. " 

Breiren (weft), quälen. Darf an das aͤnhd. Breidel, 
mbd, bridel, ahb. pridil Bügel, breideln zügeln gedacht 
werben? Der Übergang des db in r tft ganz gewöhnlich. 
(©. oben ©. 16 Nr. 119.) Sch. Hat breireln, bräreln 
einen Strid, oder eine Kette mit einem Breirel, Brärel 
dufammendrehen und vgl. Reitel f. Ratel. 

Brember f. (mt), Brombeere, ahb. prämperi, 
brämbere, mb. brämber, änhd. Brambeere, Branbeere, 
Branbire, Bramber, Braunbeere, Brobeere, 
Braubeere, Brommer. 

Breme f. (rhein.), bezeichnet mehrere rankende und 
ſtachelichte Sträuche, 5}. Vrombeerhede und Binfter, änhd. 
preme, Brame, mhd. der br&äme, ahd. der brämo, die 

mi. 


Breme, Brime (rhein. wt.), m. das fhd.-Bremfe 
(tabanus), mhd. bräme, brem, ahb. prömo. 

Bremd, Brenn, Brän f. (S. weft. rhein.), ftarke 
Berlegenbeit; „um die Brems gehen (em be Brenn gieh) obs 
dachlos umher gehen, von Perſonen geſagt, Die ohne „guten 


9 


Konfens“ von Ihren Eltern oder Herrſchaften weggehen und 
fid) nachher planlos umbertreiben.“ (Salz A. Walmerob); al 
gemein auswärts, ober auch in einer gewiſſen Entfernung 
um feine Wohnung berumgehen, weil man ſich nicht getraut, 
näher zu Tommen. Bu Grunde liegt in fig. Anwenbung das 
ahd. die primisa, mhd. Die bremse, änhb. das Brems, 
die Bremfe Maulkorb, Klammer, Knebel, heute no in 
Mühlen, Bergwerken, Brunnendrehwerfen, Dampfwagen x. 
gebräuchlich. An „Rand mit vorgefeptem be“, oberan „bad 
alte (welches ) Brinn Rand, das Außerfte eines Dinges“, 
tft bei Braͤn mit 8. nicht zu denken. 
Bremen (8.), 1) die Bremſe (ſ. Brems) gebrauchen; 
2) ſehr ſchlagen, quälen, jhlej.brenften, jhmwäb. prenfen | 
Brenke, Brenkelche (wt.), Spülbüttchen. Grimm 
d. W. 2, 304 hat Branfe, ſchwäb. Brenke, den Küfern 
ein hölzerned Gefäß zum Unterftelen und Auffangen beim 
apfen. Im andern Gegenden ift Brente ein hölzernes | 
efäß zu mancherlet Gebrauch, namentlich für Milch, Wein— 
trauben, gefalzenes Fleiſch. Anht. Brente, Brent, ital. 
brenta Weinfaß. Brenfe fcheint nad) Weigand aus 
Brenteburd) Hebergang des tin k entftanden. Nah Grimm 
iſt bei Brenke und Brente vielleicht an mittellat. branca, 
franz. branche Zweig zu denken: „Die Hirten flochten viel⸗ 
leicht fo enge Gefäße, daß fie auch Waſſer hielten.“ 
Brenn f. Brems. 
Brenne f. Färbeginfter (genista tinctoria), 
Brennen (8.), 1) brüten Soon Hennen und Bögeln); 
2) (8. rhein.), von eiternden Wunden; 3) (bei gewiſſen 
Spielen) der Perfon oder Sache, die man fucht, fehr nahe | 
kommen, fi) an ihr gleichfam brennen. 
Brenner m. heißt ber Branntweintrinker in Burg 
a. Herborn. 
Brenzeln,brennfen,brennfern(S. wt.), nad) dem 
Brande riecyen ober ſchmecken; anderswo bringen, brin« | 
eln, breuninzen, brinfeln, aͤnhd brentzelen, bren« 
jeten; lauf. brandinſen, was A auffallend genug aus 
rand und dünften zufammengefept fein Iäßt. Davon 
brenzelig, brenjerig. 
yab Breften ſich ırhein.), Braſt (f. d.), tiefen Kummer 
aben. 
Breſtgarn n. (vlt.) eine Art Ne. „Wurfgarn ober 
Seeger" Om. 1, 529. 6 „YBurigarn ol 
rotſch, Brstſcher f. Bratſch. 





95 





Bretzel m.,, felten f., verſchlungenen Armen ähnliches 
Weizengebäck, änhd. Bretftel, Bretichel, Bretzel; a 
braezte, brözile, brözel; ahd. br&cita, pr&zita, prezitel 
brizella, pricella, vom ital. braceiatello, vom mittellat. bra- 
eellus Arm, lat. brachium, auf Inſchriften oft bracium. 
An fat. pretiolum von pretium, weil Breßel.oft Kindern als 
Velohnung, Preis gegeben wurden, ift mit einen Grölärer 
im allgem. naſſ. Schulblatt nicht zu denken. 

DBregeln ($.), knarren, krachen: der Stuhl, der Tiſch 
bregelt, neue Schuhe Kregeln (fonft garren,, |. brigeln; 
Brepeler wer oder was ſolche Töne herborbringt, 3. B. 
bein Wiegen auf einem Stuhle. Vgl. aͤnhd. braßeln, 
brafteln, broftern 9. Sachs fagt: „Das das Haus 
mit braftelm und knallen zu grund gar iſt gefallen; Hört 
au, wie fie prafteln vnd krachen.“ 

Breuten, breuen (S.), 1) Hubeln, vegieren ; 2) ftürzen, 
treiben, fagen: „Den wirb ber Teufel nicht breute (dieſes ober 
jenes zu thun); den breut die Kränk, der Teufel“; 3) in 
engerer Bb. durch Bewegen, Treiben ıc. etwas hudeln und 
dadurch verberben, von lebenden Weſen wie von Ieblofen 
Dingen gebraucht. Grimm b. W. hat das tranfitive brühen 
in Sinne von plagen, feheren, narren, neden aus änhd., bſ. 
aber aus nd. Schriften (aus letztern auch bBrüden) und 
glaubt, es hätten brühen, brüten und brauten (zur 
Braut machen) ſich gemifcht, da auch Beiſpiele mit unzuͤch ⸗ 
tiger Bedeutung vorkommen. Diefenbady Gloss. 130 hat 
aͤnhd brawten für das lat. coire Geiſchlaf halten). 8. 
verfennt Form und Bd., wenn er breuten für breiten, 
bereiten (ein Pferd) faßt und in der Rda.: „Breut bein 
Möuter, Mouter“ niht Mutter, fondern eine Verderbung 
aus dem franz autre, engl. other (ander) findet. Aus dem 
Simplic. führt Grimm an: ja, ja, gehei dich nur und 
brühe Deine Mutter“; nd.: „jo lat ben zwelgen, battet 
fine moer bruel“ 

Bribeln, brieweln ſ. prebeln. 

Brief, Bröifm. 1) (8) jede Handſchrift, Obli 
jatton, fo auch in Lehr. f. Bube; 2) (8. wi.) etwas Ges 
farehenes, wovon bie Kinber das f. g. Briefleſen erlernen; 
3) jedes Stüd Papier, bunt oder weiß, das in Briefform 
gefaltet ift: Brief Nadeln, Tabak; 4) Kartenblatt beim Spiel; 
5) das bunte Papier, das um ben Flachs auf dem Rocken 
geſtedt wird, Rodebrief, am Rhein Rodepapter. 

Brieholz n. (Dahlen U. Wallmerod), Brennholz, vom 
alten brinnen, jept brennen. 


96 


Brietſch f. Bratſch. 

Brill, Bröll m. in der (wt.) Rda. „Das verſteht 
fi) ohne Brill“ d. i. von felbft; „Einem einen Brill auf die 
Nafe fogen“, d. i. bie bisher freie und ungehinderte Ausficht, 
das Licht Benehmen ; etwas thun, wodurch ein Anderer leidet. 

Bringen (Seſſeubach U. Selters), ringen, paden: es 
iſt nicht be-ringen, fondern bringen, da es im Parti⸗ 
cipium gebrörht hat; es feheint für nieberbringen, zu 
Boden bringen zu ſtehen. 

Brinzelich d.ubrenzelih, brenzelig, bei Stieler 
brinzelicht, von brennen, brinnen. In der Wetteran 
und an mehreren Orten in Raſſau fagt man „braun und 
brinzelich"; in Heidesheim heißt es fchergweife von einer 
buntfarbigen Sache, fie fei brien braun brinzelich, oft 
mit dem derben Zuſatz: „wie ein Ochſenfurz.“ 

Brislach, Brislof m. —* weſt.), Schnittlauch (al- 
Kum schoenoprasum), niederſaͤchſ. Bree Sloot, mhd. bies- 
louch (b. i. Binfenlaud) von biese) und priselouch, wel 
aus dem lat. prasinus. \ 

Pritteln, Tau, womit man dad über das ganze 
Schiff Hinlaufende Seil, welches dad Schiff an den Schlepper 
befeftigt, niebergieht, Damit bei Wendungen des Stroms das 
befeftigte Schiff nicht Die Richtung verliert. Es ift Das mhd. 
bridel [. Breiren. 

Brigeln (Wallmerod), 1) ſich bei der Arbeit fehr ab- 
mühen, meift in Verbindung mit wigeln; 2) fva. brogeln; 
3) vom Krachen neuer Schuhe, |. bregeln; davon ber 
Britzel der dies Krachen bewirkende Gegenftand, Schub, 
Stiefel. Aus Schlefien hat W. prudeln brogeln und Langs 
ſam arbeiten (f. brudeln); Brigeler if in Caub Einer, 
der nicht bei der Arbeit bleibt, ſondern umberläuft. 

Broch ſ Bruch. 

Broch wurm m. (Montabaur), Brachwurm, Enger 
ling, Larve des Brachkafers. 

Brocken (8. rhein.)1) unterlaſſen, nicht thun: „eich 
will dir ebbes br.“; 2) bezahlen, bſ. eine nicht unbeträdht- 
ide Summe, fig. vom fd. broden, mhb. brocken, ahd. 


Ion. 

Bröden, brüden (9. wef.), betrügen, chilanieren, 
Poſſen ſpielen, fol nad 3. aus dem jchb. berüden zig. 
fein. Das Bartic. gebrödt, gebrüdt ſpricht nicht alle 
Ab. pruoko, bruogo, brögo, agf. bröga iſt chreden; ahd. 
bruogan, brögjan, agj. brögan, Er brögen ſchrecken; 
fohwei. Brög, Brögi (St. 1, 230) Popanz, Bugenann, 





97 


ber in feiner Verkleidung Bf. die Kinder fchredt. Diefes 
Brögen ift mit verfürgtem Vokal bröden. 

Brodjeln. (weit.), füßer Branntwein mit einger 
brodtem Weißbrot oder Kuchen. 

Brombel f. Brombeere ſ. Brember. 

Bronzen f. brungen. 

Broftern (Herborn), krachen, eine Nebenform zu bras 
ſteln praffeln (j. Brageln). 

Broſt f. Bru 

Brotmeffer heißt vielfach jedes fg. Taſchenmeſſer, 
im Gegenfag zu Federmeſſer, Rafiermefler sc. 

Brotreff (rhein.), Brotgreme (unterrhein.), Brots 
rüd, Brnbröd (I. weſt.), bei Sch. Brodraize, eine aus 
Holz gemachte Vorrichtung zum Aufheben des Brotes, aus 
‚wei parallellaufenden wagerechten, an ben Enden mit Seilern 
aufgehängten Latten, oder auch aus einer ſenkrecht hängenden 
Latte, mit rund herum eingezapften, etwa emen Schub langen 
Etäben beftehend. Grimm d. W. hat aus einem Vokab. 
vom 3.1482 Brotrefe, f. Reff. Brotrüd if eig. Brot- 
tid von Ric Latte mit Zapfen, etwas daran zu Hängen. 
In Mudenbadh A. Hachenburg heißt ein Gemarkungstheil 
Bıotrüd: 

Bropeln, brigeln, Ba eln (S. wt.), den Ton 
von fich geben, den bratendes Fleiſch macht, ſchleſ. pruzeln, 
baier. brageln, bruzeln, wahrfcheinlich eine Nebenform 
wu brafteln f. broftern, bregeln. 

Brogen (8. wt.), ſchmollen, auch hd. bei Wieland; 
ähnb. progen; davon Brotzer, broßerig, broßig. 
Sm. 1, 274 hat brogeln leiſe wiberbellen, murren, zanfen; 
Bropelfuppe, Verweis; brozen bie Augen, dad Maul, 
d.i. fieaufreißen, Brozmaul, brogmaulen jchmollen. 

Broud, Bruch m. (S. wt.), Sumpf; davon brous 
Gen vom Rindvieh, welches dünn miftet. 

Bruch, Brod, MR. brüchig, (olt.), wird von der 
wegen irgend eine Vergehens (Bruch des Geſetzes) zu zahs 
Ienben Strafe gebraucht Gw. 1, 541. 578, 

Brud.n. (vlt.) Windbrud, das vom Wind (Wetter) 
gebrochene Holz. Gw. 1, 521 u. ö. 

Brüde f. 1) Cunterchein.) das female Eiſen, auf 
dem die Schieferfleine zum Gebrauche zugehauen werben; 
2) ein aus Brettern gebilbeter Theil des Floßes, auch des 
Rachens, auf dem die Taue Fiegen. 

Brüden f. bröden. 

Kehrein: Wörterbuch. 7 


98 


Brubeln, bruddeln (S. wt.), 1) mit einem &e 
räufche aufwallen; 2) im flüffige Sachen blafen oder darin 
plätfchern, daß dadurch ein folches Geraͤuſch hervorgebracht 
wird; 3) mit dem Munde dieſes Geräufch maden; 4) eine 
Sad leicht und obenhin thun, hudeln. Anhd, findet man 
brodeln, brudeln, prodeln, prudeln, heute hochd. 
prubeln. 

Brudrödf. Brotreff. 

Bruhl, Brül m. (olt.), bufchige Wieſe, naffer Walb- 
grund, mh. brüel, ahd. pruil, proil, progil, mittellat. bro- 

ilus, broilus, brolius umzäuntes® Gebliſch ober Baumſtück, 
ital. bruolo Küchengarten, broglio, franz. breuil Gebüfd. 
„Die jundern ſollen das grad im brühel zu Bachheim (Nie 
der-, Oberbachheim) Tafjen mähen.“ Gw. 1, 593.594. Biele 
Gemarfungstheile heißen heute noh Brühl, Broil. 

Brühfel n. (unterrhein.), das Gebrühte, wie es Kühe, 
Schweine ıc. erhalten. 

Brällen, bröllen (8. wt.), ſchd. brüllen, (mhd. 
brüellen); dann (von Menfchen) mit lautem Gefchrei weinen, 
laut heulen. Brüllochs Zuchtochs, auch ein brüllender 
Menſch. 

Brummeln, brumbeln (wt) ein wenigbrummen, 
von Thieren und Menſchen gebraucht. Brummler, ein 
brummelnder Menſch, Name der Hummel, des Zuchtſtiers; 
Brummelochs, Brummelhans, Zuchtſtier; Brum— 
meldippe, ein brummelnder Menſch. 

Brummen (wt.), eine Gefängnißſtrafe abhalten, ge 
fangen figen und im Gefaͤngniß Brummen, einen bumpfen 
Ton von fi geben; Brummer, Brummes Gefänguiß, 
fonft ud Brummſtall. 

Brunfel f. n., nafjes Gelände mit Graswuchs, kommt 
in dieſer Bd. in der Wetterau, in Oberheſſen vor, weft. oft 
als Benennung folder Gemarkungstheile; eljäß.ift Brunkel 
Sumpf, brunfli fumpfig. „Dies®runfel trifft ganz mit der 
Zorftelung von Bruch zufammen und fönnte durch Ein- 
ſchaltung eines n daraus entjprungen fein?“ Grimm d. W. 
An eine Entftellung aus Brunngquell ift nicht zu denken. 

Brunne heißt ed rhein., nicht Brunn ober Brunnen, 
änhd. Brunn, Brun, mhd. brunne, ahd. branno, goth. 
brunna. 

Brunnemilc f. cHöhr A. Montabaur); geronnene 
Mid, d. i. Waſſermilch. 

Brunzen, bronzen (8. wt.), den Harn gehen laffen; 
davon Brunz, Brunger, brungerig, brungeln. Das 





99 


Vort, ahd. fehlen, mhd. brunzen (aus brunnezen), ift von 
Brunnen abgeleitet, alfo den Brunnen gehen laffen. 

Bruſem f. (rhein.), das inwendige Weiche vom Brot, 
lauf. die Bruffe, Brojfe, Baier. der Brojem (Sm. 1, 
265), ſchd. die Brofam, Brofame, mhd. die brosme, 
abd. die brosmä, prosm&, prosam&; vgl. Krume. 

Bruft, Broft, Brouft tritt mit Lappe und Latz 
in Verbindung zur Bezeichnung der Weite bei Männern 
(iden ahd. prustfläch, prustlappa, mhd. brustvlöc), und 
mit Städ (Stöd) zur Bezeichnung einet Art Wefte bei 
Frauen. Sm. 1, 267 hat für jene Bruftfled, für diefe 
Bruftlap, beide auch änhb. 

Bruthweicdh (Straßebersbach A. Nafjau), bruchweich, 
fumpfweich. 

Brutſch ſ. Bratſch. 

Bube, Bou m, 1) Bube; 2) Sohn, zur Unterſchei⸗ 
tung, er fei alt ober jung. KleineBuben, Schulbuben 
beißen fie in manchen Gegenden bis zur Entlafjung aus der 
Edule; Buben, große Buben von da au bis zur Verhei— 
tathung; 3) (olt.), Bettler. „Die Juden gaben ihre Brieffe 
Echuldſcheine) gar ſehr wieder, alfo, daß fie mehr dann 
halber Buben worden.“ Lehr. $. 193. 

Bubenſchenkel w. (S. Rhein, Main, Wetterau), 
ein and zwei fchenfelartigen Theilen beftehenved Gebaͤck von 
Weizenmehl. Das Wort iftan Bube angelehnt, aber wahre 
ſcheinlich das in Stdd. bis nad, Schlefien verbreitete, aus 
dem Slavifchen ftammende Babe Gebäd, Kuchen. 

Bucht. Bid. 

Buchel £. (mt.), Frucht der Buche, fonft Bucheder. 
Buchel ift von Buche gebildet, wie Eichel von Eiche. 
In Buchecker, genauer Bucedern, ift dad goth. akran 
nod enthalten, |. Ader. 

Budel m. (S. wt.), 1) übh. Rüden von Menden, 
Thieren, Sachen; 2) Ruckenauswuchs, Höder. Das Wort, 
erft im 15. IH. vorfommend, ift gebildet von buden. 

Buden, umbuden Crhein.), bien, biegen, mhd. 
bücken, holl. bukken. 

Budeilen ſ. Buteilen. 

Buesche ſ. Bonnesche. 

Buff m. 1) (S. wt.), Nachmoſt, ſchlechter Apfelwein: 
über ausgekelterte Apfel ober Birnen oder fiber beides zu⸗ 
gleich wird etwas Waſſer gegoffen; ift diefe Brühe ſäuerlich 
—X fo wird fie unter dem Namen Buff getrunken; 

daher ber Rauſch; 3, Schlag, Stoß, jhd. Buff und 





100 


Buff, daher die Rda.: „ber Rod hält den Buff“, d. i. er iſt 
ſtark. Fann Schläge und Stöße vertragen; 4) Geſchwulſt, Auf 
gefdtwalenen, (als Folge und Wirkung von Schlag und Stoß), 
ann auch Fünftliche Erhöhung, Auspolfterung (an Kleidern). 

Buffink, wi. Dialeftform für Büchfink, mit. 
buochvinke; vgl. Hoffart und Hochfart. 

Bugern, bufern (rhein.), ſchimpfen, zanken, vom franz. 
bougre Ehuf, ehrlofer Kerl, angelehnt an bougonner brum⸗ 
men, zanfen. 

Bühl (Volksſpr. Boil, Beul) kommt oft als Name 
von ‚Bemarkumgstpeilen vor, eig. Bühel, mhd. bühel, ahd. 
puhil, buhil Erhöhung über einer ebenen Fläche, Hügel. 

Buhr f. Born. 

Bubzen, pubzen (Montabaur, Braubach), 1) je 
manden in ber ferne zurufen, er möge warten; 2) vom 
Schreien der Eule gebraucht Das Wort ift of Jar don 
der Interjeftion bu, bau, beu gebilbet. 

Buißen f. büßen. 

Butffent ſ. bauffent. 

Bull (vhein.), Lockruf für Gänfe; aud die Gang ſelbſt 
öfters jedoch Bulle; vgl. Hill. 

Bullochs m. 1) Bulle ‚(dad ahd. mhd. noch fehlt, 
aber bei Se im $. 1691 vorkommt, nd. Bulle, hol. 
bul, engl. bull, altn. boli, bauli); 2) ungefcjlachter Menſch. 

Bumbchen ſ. bombchen. 

Bumbedick bumbeſatt ſ. bombedick, bombeſatt. 

Bumbel, Vombel f. (chein. weft.) Dide, fette, meift 
liederliche Welbsperſon in der Pfalz Bummerle. Das 
Wort gehört zu bummeln, bambeln. 

Bumbes f. Bombes, Bambes. 

Bummen (Wallmerod), fehlagen |. Bombes. 

Bumfilius, Bamfiliuß m. (Hadamar), Einfalts- 
pinfel, franz. bon fils, lat. bonus filius eig. guier Sohn 

Bund m. (thein.), Badwerf, fonft Ratonkuchen 
(franz. raton), nad) dem ſ. g. türfifchen Bund (um das Haupt 
gebundenes Tuch) fo genannt. 

Bund, Bunt (vlt.), feines Belzwerf. ©. Kleinfpalt, 
Sorkett. 

Bündelches tag (rhein.) der Tag, an dem bad Ge 
finde feinen Bündel fhnärt und wandert. 

Lehr Berggaube (vlt.) wurde unter dem Helm getragen. 

Bundfparren heißen bie Tannenbäume, welche quer 
über dem Floß Liegen und durch Wittzöpfe (gebrehte Wei⸗ 





101 


denftränge) fo wie dur Klammern und Nägel mit den ein» 
zelnen Bäumen, welche das Floß bilden, verbunden find. 

Dün, Bünn Büne £. (wef.), 1) Bühne, gewöhnlich 
Speicher, Kammer im obern Stodwerk; 2) Zimmerdecke 
gewöbnliher Gebünn. Das Wort, ahd. fehleub, Heißt 
mbb. büne, bün (mit kurzem Vokal), aͤnhd. oft Bin, Bien 
geihrieben. 

Bunnesche |. Bonnesche. 

Bunni f. (Weilburg), Katze, |. Baͤunſch. 

Buntig (rhein. weft.), Bunt. 

Bunz, Bonz f. 1) (Wallmerob) ein von Ratur dicker 
ober auch bloß geichwollener Mund; 2) (rheın.) Mädchen, 
ſchleſ. Bunzel; Baier. iſt der Punz en eine dicke kurze Perſon 
ser Sache; aänhd. Bunze Dode, Puppe. 

Bär, Bier f. (S. weft.), bei Sch. Bier, Ber, Ge 
bund von irgend einer Sache, das nicht lang und dünn, wie 
4.8. ein Bauſch Stroh, jondern Did wie eine Graslaſt iſt. 

I. mhb. büren, ahb. purjan erheben, Bahre, Boͤre, 
Bor und Boße. 

Burgemeifter, Bürgem. hieß bis 1848 in vielen 
naſſau. Dörfern der Gemeindeeinnehmer, wobei an Bede⸗ 
meifter (j. Bed), das fonft nicht nachgewiefen ift, nicht ger 
dacht zu werben braucht. Der Burgermeifter (feit dem 
8. = gorhanben) war erſt der Vorſteher einer Stadtge ⸗ 
meinde, der Buͤrgerſchaft (daher Bürgerm.), dann auch obd. 
ber Vorſteher einer Dorfgemeinbe.- 

Bürgergehorfam m., an manden Orten Ausbrud 
für Befängniß, worin der Gehorfam gelernt wird. 

Burj, Borſch m. (thein.), der Geliebte (Schatz) 
eined Mädchens. 

Burfmann (olt.). „Er bieffe darum Burßmann, daß 
@ gern trank.“ Lehr. $. 44. Vgl änhd. die Burs Stu 
dentenfneipe. 

Büren (8. wt.), 1) wie ſchd. mit ber Bürfte veinie 

gen; 2) (fig.) ausſchelten; 3) trinken, gleichſam Die Kehle 
ober das Gias bünften (dazu Bürftenbinder, dem her 
tömmlich große Trinkluſt zugeſchrieben wird). 
Bu ſchieren (unterrhein.), nennt man am Rhein das 
im Herbſt ftattfindende Beſchneiden der nicht am Spalier 
gezogenen Obſtbaͤume. Das Wort kommt von Buſch, ift 
Aber im obern Nyeingau nicht gebräuchlich. 

Buffen f. bauffen. 

,  Buftert m. (Herborn), Halbftier, dem eine Hode fehlt, 
fine Nebenform zn Baftart? 

Buße ſ. Boße. 


102 


Büßen, buißen, boißen, bießen fliden, nähen, 
ausbeſſern, ahd. puozan, mb. büegen, änhb. hießen, büßen 
bügen (jo auch ſchweiz. St. 1, 252), holl. bocten, altn. 
boeta, hauptjädlid, von Kleidern und Nepen, aber aud) von 
Scymiedegeräth und Bauwerk gebraudst. Daher unfer büßen 
d. i. Buße thun. Pies heißt (in Buch A. Naftätten, and 
anterthein.) ein Arzt, ber nur Arm» unb Beinbrüche heilt; 
piefen, in die Behandlung eines ſolchen Arztes geben, dann 
Schmerzen leiden, peinigen. Pieskirſchen find bafelbt 
ſolche, bie auswärtd am Baume hängen, bei deren Holen 
Gefahr des Beinbruchs vorhanden tft. Sm. 1, 212 hat aus 
einem alten Lieb: „Ein Arzt, der das Bipper in Haͤnd und 
Füßen mit rechter bewerter Kunſt fund büßen.“ Am Unten 
bein (Coblenz und Umgegenb) tft eine Familie Pies, vom 
raus feit einigen Menfchenaltern verjchiebene Ärzte hervorge⸗ 
gangen find: vielleicht iſt Pies, pieſen daran angelehnt, 
wol K daraus hervorgegangen. j 

ußwendig (vlt), außerhalb. „Die bußwendig und 
inwendig waren.” Gw. 1, 644. ©. 

Buffen, Bufient 5 bauſſent. 

Buſt (Königftein), Dialektform für Buſch. 

Büßt |. Biefl . 

Buteilen, bubeilen (vlt.), mhb. bäteilen einen b. i. 
einen belaften mit dem büteil d, i. mit einem Stüd aus 
einer Hinterlaffenichaft in dem Bauerngute, welches fich ber 
Herr nehmen darf; ſ. Befthaupt. „Den jal man nit bu 
teyln.“ Gw. 3, 498. „Nec eciam potest nos, quod vulge- 
riter dicitur budeilen.“ (&r fann und auch nicht, was 
man in ber Volksſprache Bubeilen net). Böhmer, cod. 
dipl. 304 vom 3. 1297. ©. Gr. 365. 

Bulſch |. Betſche. 

6 atigel, Butſchel, Bügel, Dialektform von Bis 
e 


Butſcheln, bütſcheln (rhein.), einwideln, von Bü⸗ 
ſchel, büſcheln; butſchelig nicht glatt anliegend. 

Butter, Botter £ wie hochd. hier und da männlich, 
wie aud) in Baiern (Sm. 1, 225). Davon buttern,.bots 
tern in fig. Sinne: es will fi nicht buttern, d. i. will 
nicht recht voran; ferner die Zfj.: Butterbrot, — flade 
(beide rhein.), — dung, — ftäd, — ſchmier (weit), 
— führ (f. Kern), us einem Bofab. von 1547 hat 
Diefenbad) Gloss. 85 eyn botterflade, 


Butterblume (mt.), Name der Dotterblume (cal- 
tha pal.) 


103 


Buttern (Wirges A. Montabaur), ein Kind auf dem 
Rüden tragen, hodeln, gehört wahrſcheinlich zu Butte, bie 
auf dem Rüden getragen wird. 

Butterfämchen heißt hier und da ber Leinbotter 
(camelina sativa). 

Bü f. Dip. 

Buß m. (wefl.), Kuß, ſchweiz. Butſch (St. 1, 250), 
öfterr., Baier. Buffer! (Sm. 1, 212), ſchwäb. Bufferle, 
bei Luhher Bus; davon butzen, buffen füffen, lat. basiare, 
ital. baciare, fpan. besar, franz. baiser, engl; buss, ſchwed. 
ussa. 


p 

Buße m. (thein.), 1) Kerngehäufe des Obftes, Anh, 
oft; 2) 635 Sache. „Amer warn ber Sportel de Bug 
merkt.” Bankratiusbr. 7. 

Bupebäbelm. (rhein.), fon. Bäbes. Man hört hier 
und da auch das einfache Buß, Butze für Nafenfchleim und 
Augenſchleim. 

Buͤtzel m. (mt.), 1) Haufe, Kinder und Dinge, Dias 
letform bon Büfchel; 2) Perjon oder Thier von Heiner 
Seftalt, nd. Butt, ital. putto Kind; nah Grimm if 
Bügel (Bupel?) eine Verkleinerungsform von Butze Larve 
(a Bußemann). 

Bugemann m. (mt.), 1) fva. Bußebäbel; 2) eine 
verlarvte Perſon, um Kinder zu ſchrecken; vgl. Wuwelades. 

Bugholz.n. Crhein.), zunächſt ein Geräth zum Glätten 
Bupen), dann fig. Strafe. Vgl. Auspuger. „Sunft wär 
ber Kerl wahrhaftig ans Butzholz komme" Hampes 8. 

Buwaß, Bowatz m. (Idſtein, Ufingen), Bugemann, 

Bug, Buze, Box, Boze, Botz k. (weſi. ſelten rhein.), 
Hofe, nd. boxen, büxe, holl. boksen, altn. buxur, fhwed. 
böxor, dän. buxer, ift nah Grimm d. W. wahrſcheinlich 
don Bock und Bodleder abzuleiten. 

Buuo)gengehänge n, (weft.) Hofenträger. 


€. 


— ches ift 1) die Ausgangsſyſbe bei den Namen ber 
Rinderfpiele, bj. im füdlichen SCheile Des Landes, wo die Kinder 
Berftedeldes, Nachlaufches, Glückerches ıc, fpielen, 
fo auch bei Sch., offenbar aus dem verfleinernden he, hen 
der Kinderfprache; 2) in Zſſ., Bj. von Orts- und Marftheile 
namen für — hend, 3. B. Floͤßcheswies, Börndes:» 
garten, bf. auf dem Mefterwald. 


104 


Chor n. (Gaub), eine Terraffe in Weinbergen, wahr- 
ſcheinlich von dem erhöheten Platz tn ber Kirche herüberge- 
nommen. 

Chorengel, rheingauer, nennen bie Rheingauer fi 
felöft in heiterem Scherze, hören aber biefelbe Benennung 
im Munde Anderer nicht gern. Auf dem linken (heſſ. Rheine 
ufer heißt es oft, wenn am Abend die Fröfche fi hören 
— in fpottendem Scherz: „bie rheingauer Chorengel 

ingen. 
Shrifttindchen (wt.), Weihnachtsgeſchenk 
Chriſtwurz' Heißt hier und da bie Nießwurz Chelle- 
a? für Chriſtwi iefe, pl 
roͤswois riſtwies, — wieſe, pl. — 6 
gutes Rockenbrod, has nicht viel gefäuert ift, und von Ehrift- 
tag bis den heil. Dreykönigstag von ben Bauersleuten ftatt 
der Kuchen von Weigenmehl genoffen wird. Die Chriſt⸗ 
wieſen find ängtich, faft wie ein halber Bubenfchenkel (f. d.) 
geformt, Wen — eine Chriſtwieſe wird auf das Drey- 
önigöfeft als Lederbiffen aufgehoben. Wied gehört zu 
Futter, Vater, niederſächſ. föben, füttern, ernähren; 
ſchwed. föda Speife; Otfried wist, Notfer wysung, Ulfilas 
biwesan epulari; NRichey (idiotioon hamburgense) Uth⸗ 
wyfer, Schönroden, eine Art weißen Brodes, |. Vits. 
So S., der bier Alles bunt durdeinander wirft. Goth. ift 
visan, bivisan, visan vaila ſichs wohl wefen (fein) Lafien, 
woher goth. vizon Ieben, die vizns, ahd. (bei Otfried und 
Notker) die wist Unterhalt, Nahrung; mhd. kommt Die wist, 
änhb. in einer Litanei von 1452 nad Ziem ann wahrfchein 
lid) der wist vor in ber allgemeinen Bb. von Nahrung. 
In Riebertiefenbadh A. Habamar heißt ein ähnlicher aus 
Grieß und Weißmeh! (das aus Weizen gemacht wirb) 
an Fefttagen, wie Weihnachten, Oftern, Pfingften, Kirch⸗ 
weihe geiadener Wed der Woiß; er EJ jeringer ald Wed 
ober Kuchen aus purem Weißmehl. idee Wort gibt die 
Deutung des Chröswöis für Grießweiß. Au andern 
Orten des Wefterwaldes kommen Grießwed, Grieß⸗ 
tuden, Grießplaͤtzch en x. von verſchiedener Geftalt vor. 
©. Grießweizen. 

Ehryfam m., das am Grünbonnerdtag geweihte DI. 
„Da dieſes vom Biſchof geweihte OT in bie einzelnen Pfar- 
teien des Bisthums gejhidt wirb, fo heißt in übertragener 
Bd. ber Trieriſche, Mainziſche Chryfam fva. die Berichte: 
barkeit der Erzbiſchöfe von Mainz und Trier in einer Ur 
kunde von 1526." (Schellenberg.) 


105 


D. 


GSegen der Unfiherheit der Ausſprache iſt auch T nachzuſehen.) 
Zabberis m. (Moutabaur), Teufel, ſonſt Deib⸗ 

enker. 

Dad n. (8. wt.), fig. Kopf: aufs Dad fehlagen; im 
Dach haben. 

Dad 5 Heißt das gewölbte Verde des Schiffes. 

Dädfelm. 1) Gasshund; 2) Perſon mit einwärts 
gebogenen Beinen, nach Art eines ſolchen Hundes. „Er fol 
mt dem ſcheppe Desfel hannele.“ Firmenic 2, 79. 

Dachkel (rhein., obd. wt.), Ohrfeige; —* Ohr⸗ 
feigen geben; nd. Tadtel, baier. Dachtel, dahteln 
(m, 935H, föneh, Date (Sei, 259, von Grimm 

d. W. zu Dad gerechnet, nah Weigand d. W. ſpottende 
Amoenbung des mhb. tahtel Dattel, mie Feige (hol. 
vig) in Ar und hol. muilper Maulbirne. 

ode. 

Baden f. Dud, 

Dabe, Date, Datte m. (weft.) Vater, in der Kins 
bee, griech ſchon tetta (sörre), lat. tata. Die Formen 

Ey übrigen deutjchen Mundarten f. bei Grimm d. W. 

ff m. (Dahlen A. Wallmerod) Branntwein, 
oflnder as auf da leider Mancher den Tag mit Brannt- 
weintrinken anfän; 

Dabijes (em, Sorgen, Gebanken, deutſchjüdiſch 

orgen. 

—A (Remerob), Dasſchlitten (Weil- 
burg), kleiner Schlitten, der von Kindern gezogen wird. Aus 
Goblenz bat Klein Daͤßkarren fleiner Karren mit zwei 
Rödern, den ein ri sieht. S. Teitet Dies von dem 
däßen (. d.) ziehen ab. ©. De sujatıtte, 

Dalles, Talles, FA in), Ungttd, du 
fand der Berftörung, wol das hebr. 
jũdiſchdeutſch dallis Armut. 

Bi orte m. (Höhft), Tummelplag für Kinder, 
iehmei 

Dal, Dan Dell. ei ver Menſch, (ii 

alme m. (wt.), un; ter, grober r (bei 
Stieler Dallmann Ya Tepnifhes ang ihwägt). Das 
Wort kommt von dalen, dahlen, dallen, bei Stieler 
dalen und dalmen, ſchweiz. dalmen, talmen (St 1, 
260) tindiſche, laͤppiſche Dinge reben und thun; fchtef. 


106 





tallen, änhb. dalen, thalen, tallen, bei Wieland, 
Bürger, Göthe Dahlen; engl. dally, i8länd. thylia ſchwaͤtzen 
Da das Wort auf Poſſenreißer Hinausläuft, fo kann es nad, 
Grimm d. W. mit dem ahd. dala Larve zufammenhängen: 
man nahm die Larve vor, um darunter Scherz zu treiben 
und zu neden. 

Dalpes m. (8.), Tolpatſch. Nad dem Abj. dalpig 
fhwerfälig gehend (unterrhein. foa. tölpifch), darf an das 
änhd. dalpen fehwerfälig gehen, mit den Füßen in den 
Sand ober Koth treten, eig. eingraben (telben) gedacht 
werden. St.1, 260 hat noch talpen 1) langſam, ungeſchickt 
arbeiten; 2) mit den Füßen ſchwer auftreten, einen plumpen, 
fchwerfälligen Gang haben; talpig plump, ungefchidt, mit 
den Züßen ſchwer auftretend. 

Daltera m. (Dahlen A. Wallmerod), Tölpel, bf. von 
Weiböperjonen gebraucht; vgl. Dalme. Die Wörter Dal« 
deri, Daldera, Dalderaldei gebraudt Voß ald Ins 
terjeftionen des freudigen Ausrufes. 

Dammern, dämmern, dbemmern 1) (S. mt.), 
lärmend auftreten, den Boden niebertreten, 2) (unterrhein.), 
ohne Zwed umbergehen, in der 1. Bd. Baier. vammern, 
dampern (Sm. 1, 370), ſchweiz. bammern, Dämmern 
(St. 1, 262), änhd. temern, dammern, eig. ſchlagen, 
Hopfen, daß es ſchailt, gehört nah Grimm d.W. zu Däm 
Waffenlärm im Kampf und 1 eig. durch Schlagen be 
wältigen, nieberbrüden, fo daß es ſich an das aktive Däm» 
mern ‚anfitiept Das wuhd. temeren ift foa. das ſchd. 

engeln. 

Dämpfig, dampig (mt.), engbrüftig, kurzath mit 
von Menſchen und Thleren gebraucht, Gen belıpfen. » 

Dann fteht durchgängig für dann und denn, änhd. 
ſchwankend dann und denn, mhd. und ahd. ſchwankend 
danne, denne, in beiben Bd. ©. wann. 

Dann, danne (S. wt.), bannen, von bannen, weg: 
sch dann; dann elo. Mär. ernfach dannen, von dannen, 
ahd. thanana, thanän, daenän, nhb. von danıen. 

Datafter (vlt.), darnach, darauf. Gw. 1, 535 u. ö. 

Darbinnen (vlt), inzwiſchen. Gw. 1, 598. 

Darneben, derneben jein (rhein., unterrhein.), 
den Verſtand verloren haben, neben dem eigentlichen Punkt 
fein; ind ewig derneben fommen d. h. nicht in ben 
Himmel. 

Dar (8.), dahin, mhd. dar, ahd. thara, dara: Geh 
dar; gehſte ep dar? Vol. war. 


107 





Darm erich (Hadamar), ein ſchwacher, magerer Menfch, 
ber gleichfam nur einen Darm hat. 

Därr (Dialektform 8.) für Dürr in eig. und fig. Bd. 
gebörrt, geräuchert, mager. 

Das, Daſch ſ. Deis. 

Dafem m eibesheim), Sauerteig, ahd. deismo, 
theismo, mhd. PR Fr ne le desnıe, änhb. 
deifem, deiffam, deſem, deißem, deißman, teys 
fem, teſem, teifm. ©. Diefenbac Gloss. 230. 

Däßen ziehen, fol nad S. auf dem untern Wefterwald 
(Weilburg) vorkommen. Bol. nd. deifen, denfen ſich 
davon machen; fehle). deuffen rennen und rennen machen; 
ſchwab. Deinen, beinfeln davon ſchleichen; Holl. deinzen, 
deizen zurüidweihen; bän. deise, norweg. deisa taumelnd 
einhergehen, alle vom mhd. diesen, diusen ziehen, zerren. 

Daftern, deftern, taftern, teftern (S. mt.) 1) 
wieberholt und hart mit Geräufch auftreten; 2) ungebulbig, 
jähzornig fein, von Menfchen (Bj. Kindern), die, wenn ihnen 
nicht Alles gleich nach ihrem Kopfe geht, daftern und dam- 
mern; 3) mit kurzen Schritten gehen, vom Gang alter Leute 
und feiner Kinder gebraucht. Davon Doufterde, eine 
Berfon, welche Furze, trippelnde Schritte geht; Defterer, 
gewöhnlicher Daſter arſch zu Nr. 2gehörig. Man darf wol 
eher an ahd. dost, mhd. test, äfterr. Deft, Teft, Baier. 
Def, ſchleſ. Toft, Dide, zähe Maffe, Schmug, Geifer, 
bößig zaͤh, ſchwer, vom Boden gebraudt, als an taften 
enten, 


Date f. Dabe. “ 

Datſch, Datſch f.(rhein.), große, grobknochige Hand, 
aus Tape; vgl. Totfſch. 

Datſch f (Montabaur, Hadamar), Grasmüde, nach 
dem Laut ihres Geſanges. 

Datſch, Dutſch m. (8. wt.), Sm. 1, 405 und St. 
1,269 der Datſch, Detih, Doiſch, Daiſchen, Dot» 
hen ein Brei von Apfeln, Kartoffeln ıc., auch Backwerk 
don Mehl mit folhen Zuthaten, bj. wenn ed etwa teigig 
und zufammengebrüdt, wie mit der flachen Hand (Datſch) 
geſchlagen und mißrathen ausfällt. Datfehig, Daticherig. 

Datjheln(mt.in Südd.), 1) etwas Weiches (Datich) 
brüden; 2) übh. etwas befühlen; 3) Daͤtſcheln fanft 
ſchlagen, ftreicheln, liebkoſen, öfterr. daſchln, engl. dash, 
ſchd. tätſcheln. 

Datte ſ. Dade. 


108 


Dattel f. (Raffau), Schwägerin. Baier. (Sm. 1, 462) 
if tätteln, ſchwäb. bätteln fi wie ein Fini cher Alter 
benehmen; bremifch ift tateln, täteln ſchnattern wie eine 
Gang, gelhwind und Unbedeutendes reden. Grimm d. W. 
ſtellt dieſe Wörter, Rn u Dattel gehört, zu Tatt, 
Tattl Vater, Greis, |. D 

Däumeln (xhein.), Y mit ben Fingern befühlen, 
leiſe drüden, 3. B. nicht ganz reife Bwetichen, um fie fo 
weich zu machen; 2) Geld darzählen, beftehen: „man muß 
en fonft gewinnt man den Prozeß nicht * 

auße 6 ), da außen, draußen (mhd. düzen), kommt 
aͤnhd. oft vor. 

Dauzen ſ. duzen. 

3341 Dachſel. 
de, Bid — a Dir, Did, — 

es weſt.) oft, m licke, 0, 
dicko, ff. thioco, eig. bil, dicht, Dann oft; rhein. meift 
— (8. rhein.), 1) 2% Dad: 

edel m. thein.), 1) Kopf; 2) Hut; vgl. Daı 
Dedeln, deden (8. rhein.) prügeln, bei Sm. 1, 355 
deden, ab—, zubeden; vgl, Dedel. 

Debein, degein, bein, dhenn irgend ein, Tommt 
in alten Urkunden oft vor, ahd. dehein, ihehein, dechein, 
mbb. dechein, dehein, dekein, (woraus "unfer fein) irgend 
ein, auch negativ fein. 

Dehnen, 1) wie fhb.; 2) (8.), nach einem Schlafe, 
Fa aus Schläfeigteit, Faulpeit den Rüden einziehen, fi) 

reden. 

Dehnſchlitte m, ein Schlitten, der gewöhnlich von 
einem Menſchen gezogen "wich, ſeßt S. für Dah sſchlitten. 
Das Wort iſt aus deinſen, 'oberbefl. denfen, wie Dahs⸗ 
me a beijen gebildet; ſ. däßen. 

ehr i 

Deibben * (Chein.), d. i. Diebhenker, Name des 
Henkers une dann des Teufels, ald des Schergen ber Hölle. 
No. heißt der zeupet Diefkater. ©. Deizel. 

Deichel deuchel. 

Deihen, deien, deuen, richtiger deuh en (8. thein.), 
drücken, fortſchieben, nad) einer beftimmten Seite bindrüden: 
den Wagen, den Rachen; der Ochs deiht gut. Ahd. A 
mhb. diuben, änhd. und baier. dauhen (Sm. 1, 360), 
ſchwaͤb. beuen, m duwen, douwen. 

Deibfam hein.), Gebeihen bringend: Der Gärtner 
hat eine deihfame Hand, der von ihm gejäete Samen ift gut 
aufgegangen. 


— — — — 


109 


Deis, Das, Daſch f. (weſt.), ber untere Theil des 
Schornſteins, wo Kr und Würfte geräuchert werben, 
änhb. und wetterau. Deife, im Vogelöberg Däfe, in 
Gießen Dafe. 

Deigel, Deugel m. (rhein.), Teufel, Baier. Deich« 
fel, Deigl, Deiz! (Sm. 1, en abfichtliche Entftellun, 
aus Teufel. „Das_heilige und böfe Wort (Gott, Teufel 
follte durch ſolche Entftellung gefchont, verkleidet und uns 
ſchãdlich gemacht werben.“ Grimm d. W. unter Bop: 
dgl. Deizel, Kotz. 

Dell, DEI, Dall, Tell, TAI L(xhein.), 1) eine 
Heine Tiefe in einer Flaͤche, 3. B. in Teller, Wand, Bett, 

boden: A Naans (Nafe) ot er, wie meint, bis uff die 

ell.“ Lennig 23; 2) ein kleines Thal, auch ein beſonderer, 
thalartiger, tiefliegender Theil der Gemarkung, in einem 
VWeisthum von 1556 die Dell. Gw. 1, 569. Viele Gemaw 
tungötheile heißen in der Volksſprache Dell, in den Stod- 
bühern Thal. Das Wort iſt nad Norden wt., daͤn. däl 
(durch Eindrücdung), norweg. däle, (fleine Rinne, bj. im 
an), Wländ. daeld (feines Thal), e8 ift nad) Orimm 
d.W. vielleit eine Verkleinerung von Thal, ah. talili, 
tell, anhd. Tälelein, wo dann freilich das Geſchiecht 
verändert wäre. Sm. 1, 366 hat die Duelen Vertiefung 
in einem Körper, bſ. eine durch Beihäbigung entftanbene (ahd. 
tuolla, toalle, mhd. tuolle); St. 1, 324 hat Tuele Ber: 
tiefung, vorzüglich im Weichen, 3. ®. im Bett, Feld, Alle 
diefe Mörter lammen ficher aus einer gemeinfamen Wurzel. 

Demmern f. Dammern. 

Denar f. Pfund. 

Dennröhr f. (weft.), die beim Ablaben in ber Scheuer 
tenne ausgefallenen Fruchtkörner, |. röhren. 

Deppe ſ. Dippe 

Depperfaß n., das Gefäß, das am Ankertau befeſtigt 
— Funden m wa u der Ver in das Waſſer 
elafſen wurde. Kann an das holl. doppen (aichen, ausmeſſen), 
ene (Aicher, Ausmeſſer) gedacht werden? fe) 

Derf, Därf £. (rhein, unterrhein), Erlaubniß, Frei 
beit wozu, von Dürfen, mh. dürfen, ahd. durfan, gott, 
thadrban, früher Noth haben, Noth leiden, mhd. ſchon nöthig, 
Urſache, Freiheit Haben. 

Derbauern f. hauern. 

Dernocht, dernochter, dernochtert, dernocher, 
dernochert, dern oche end (rhein.), darnach; holftein. ber⸗ 


10 





naher. „Dernocht hun eich mein Stiefkinn abgemehrt; ber» 
nodert hots gruß Waſſer viel geſchadt.“ Lennig 62. 

Derr (S.), I) ein fehr dünner Kuchen ohne Sauerteig 
(BVBadesderr); 2) ee Wögelfrankheit, wenn fie über dem 
Schwanz ein Eiterblaͤschen bekommen, vom ſchd. bürz. 

Derfell (weft. main), berfelbe ſ. fell. „Derfelt iſt 
noch Eſchborn gezohe.“ Firmenich 2, 80. 

Dermeils (Selterd, Wallmerob), umlängft, vor einiger 
Seit, genitivifches Adverbium vom Altern Derweil (der 
Weile), unterbefjen. 

eftern |. Daftern. 

Detih f. (Rönigfein Wallmerod, Montabaur), eine 
langfame, fchläfrige Weibsperſon. Sm. 1, 406 hat ber 
Do iſch fette —— Gehören beide Wörter zuſammen d 

Dep f. Dip. 

Deuchel, Deichel (rhein.), Waflerröhre, meift um 
Waſſer unterirdifch fortzuleiten, änhd. häufig, Bj. in Sübb. 
Deichel, Deuchel, Duchel, Düchel, Teihel, Teu— 
chel, Tuͤchel (Sm. 1, 426. St. 1, 323). Vgl. Andau, 
franz. tuyau, mittellat. dos, doga, doha. 

Deunid f. (Ufingen), Kaße; vgl. Baͤunſch. 


S. Gall. Gloss. 193), altf. thiustri, agf. thystre, th&östre, 
Sr. 337) aus 


Die, 1) fe), fatt, ſchwanger; 2) oft (f. dee). Bi. 
Didmaher, Didmäder, Didthuer Prahler: „Ohne 
did ze thun“ (prahlen). Hampes 41. „Des leer Stroh 
draͤſche dufchur bin ih die (fatt).“ Datterich 3. 

Diedonn f. (S), Laubthaler (2 fl. 45 Er), franz. 
‚ducaton, fonft dicker und harter Thaler. 

Didtoppm. (wt.), 1) wie hochd. Diekopf; 2) Kaul 
quappe; 3) Zuchtftier. 

Didwurz ift hier und da der allgemeine Name für 
Nunfelrübe (beta vulgaris), wegen ihrer biden Wurzel fo 
genannt; vgl. Klumpen. 


111 





Dideling m. (Caub), Heiner Stockfiſch. 

Diebern, Diwern, bümern, duw ern (Herborn, 
Ufingen, Königftein, thein.), 1) heimlich ſprechen; 2) e8 hat 
mir geb. (geahnt); er bat ihn geb. (heimlich Beohrfeigt), von 
Dieb gebildet. 

Deil, Dielen, Dillchen (S. weft.), Bratpfaͤnn⸗ 
hen, aus Tiegel gebildet, wie Nal aus Nagel. 


Dimmeldeinde.n. (S. Idſtein, Königfein, zumellen 
Thein.), eine langfame und einfältige Perfon, welche im Reben 
bie Worte zieht (f. Andeinche). Dimmel ſcheint eine Neben⸗ 
form zu fein von Tauf. der Dämel ein alberner einfältiger 
Wenſch; Taf. und änhd. Dämeln, bämelen, dammelen 
eig. in einem halbbewußten, bethörten, ſchlaftrunkenen Zus 
Rand ſich befinden, herumfchlendern, albern, unflug fich bes 
nehmen; fchd. daͤmiſch, nah Grimm und Weigand 
(Rat daumiſch, täumifch) von mhd. der toum, ahd. 
tum, doum Dunft, Dualm, Duft. 

Ding für Gericht, Gerichtsbarkeit, Gerichtsbezirk ift 
in den alten Weisthümern ganz gebräuchlich; davon das 
Verbum Dingen und die Zi. Merkerding, Dingtag, 
Dingwart u.a. ©. Gr. 600. 

Ding in der Ada. „zu Ding und zu Ring” (Grieds 
heimer Urkunde); dinglich und ringlich in alten Ur— 
funden, um auszubrüden, Daß bei einem Ding (gerichtl. 
Verfammlung) die Leute in einem Ring (Kreis) jtanben. 
Br. 660, Gr. 747. 

Dingeln (Herborn), Dialektform von ſchd. dengeln, 
mhd. tengeln, ahd. tangol Hammer, von tengen, agſ. denc- 
gen, altn. dengja, ſchwed. dänga hämmern, Flopfen. 

Dinghafte, dinghaftige Güter find ſolche, welche 
unter ber betreffenden Gerichtöbarfeit ſtehen. Gw. 1, 561. 

Dings m. f. (chein.), wird gefagt, wenn man ben 
Namen einer Perſon, einer Sache, eines Ortes nicht nennen 
fann, ober nicht nennen will, ſchon mhd. der dine, auch bet 
®öthe (MBahlverw. 2, 4). Sm. 1. 381 hat ber Ding, 
die Dingin; W. hatder Dingrich, A.der Dingert 


112 


Dingskerje, Dingskirche, ein Menſch, aud ein 
Ort, den: man nicht weiß ober nicht nennen will, ſ. Dinge. 

Dinte ift meift männlih, früher und heute ſchd. nur 
weiblich). 

Dippe, Düppe, Döppen. (S. wt.), 1) übh. em 
Topf von Eifen oder Erbe, bj. aud der Nachttopf; 2) fig. 
Kopf. Dippchen, einem fein D. aufdecken, d.i. bisher Un- 
befanntes, meift Ehrenrühriges von ihm ausſagen; Dippes, 
Schoppedippe (fig), ein fehr jähzorniger Menfch, bei 
dem es gleich überloht; Dippeguder, Dippdhesguder, 
ſchleſ. Foppelguder, der fih um alle Kleinigkeiten be 
kümmert; Dippehaufe, Dippekuche, ein im Dippen 
gebadener Kartoffelfuhen; Deppchesfpielerı Marienberg), 
der im Spiel Andere betrügt, übervortheilt. „Do bot aa 
mein Fichſin eingelare, un dut des Flaaſch in e eng Dippe; 
bo ded euch dort der ganz Stabt Meenz ehr Dippche uff; 
Dipphesguder.“ Lennig 30, 82, 83. Das Wort, änhd. 
dippe (Gw. 1,538), doppen, dop, Duppen,top. (Die: 
fenbady Gloss. 395), ift entftelt aus Topf, ſchleſ. der 
Topp, Tupp, das Töppel, Tippel. 

Dippelche, Dialektform für Tüpfelden. 

Dippelig (rhein., unterrhein.), pedantiſch auf bas 
Kleine, Unbebeutende Werth legend; Dippeler, ber bie 
thut; eine Uebertragung des jchd. Tüpfel, tüpfelig. 

‚ Dirbig, Dierdich, Diertich, Diertrich m. (weft), 
fva. Baberem cf. d.), äuhd. Dirdenday, Dirdendai, 
Dirdendei, Dirdundei, Dirdentei, Diradei. (Sm. 
1, 394 hat Dirdendey, Diradey, Dirledey, Dir: 
madey, Dermentay, Virdumdeh, Dirtmedey, Dil: 
medeh, 1) grober Zeug, halb aus Fiachs, halb aus Wolle 
bereitet; 2) Gemiſch aus Sommerkorn und Gerfte; 3) jebes 
Gemiſch, Zwitterweſen jeber Art. Das Wort ift entftelt 
aus ſchott. tartan, franz. tiretaine, holl. tieretein, 

Diſchen, düſchen, döſchen (S. wt.), ſchd. tuſchen, 
übh. Einhalt thun, unterdrüden, das Feuer, einen Streit. 
Tufchen, wetterau. tüfchen, mhb. tuschen, nb. tüssen, 
ſchweiz. Düfchen bei St. 1, 329, der das Wort mit franz 
taiser (ſchweigen) zufammenftellt. Klein hat pfälz. diſtern 
ſchweigen maden. „Met gure Wort do hott je's diſche 
Tenne.“ Lennig 77. 

Disbern (Mallmerod), trippeln, daftern. 

Diſchkexiern (rhein.), einen Diskurs führen, franz. 
discourir, „Wie ma (wir) do fige in ba Hitt un diſchge⸗ 
rire. Streff 19. 


113 
Difielfet Glt.), vielleicht eine Art Dirdig. (ſ. d.). 


. Hille. 

Ditſcheln f. dutſcheln. 

Dig, Dep, f. Crhein.), die weibliche Bruſt; Ditzcheu 
ein ganz kleines, dann verwöhntes Kind. Sm. 1, 407 hat 
Dugel, Dügel Mutterbruft, Schluger, Sauglaͤppchen Heiner 
Kinder; St. 1, 285 Ditti Meines Kind (auch bier und da 
in ber rhein. und naſſ. Kinderſprache). ußel ſtellt Sm. 
paffend zu Dutte, Ditte bie weibliche Bruft von Menfchen 
und Tieren, ahd. tutto, tuttilt, mhd. tutte, tüttel, tüttelin. 

Digen ſ. dotzen. 

Diwern ſ. diebern. 

Dos fein (rhein.), „Eich ſeyn der net ſo do, eich ſeyn 
der net fo dumm“. Lennig 32. 

Dobel m., ſchd. Döbel (mhd. tübel, ahd. tubil, tu- 
gb, d. 5. Pflo@ oder Bapfen, ber irgendwo eingefügt wird, 

1. ber hölzerne Nagel, der in jedes von zwei neben einander 
zu befeftigenden Brettern greift (Diebelnagel bei Küfern); 
2 (fig), Klop von einem Menfchen, Dummkopf. Sm. 1, 
37 hat in beiden Bd. Düpel. - 

ode, Dade m. (S.), einer von den zwei Pfoten 
oder Säulen am Webſtuhl der Leinweber. Oben ift in die 
felben daß f. g. Galgenholz, ein Querbalfen, eingezapft. 
Echd. ift das ort weiblich, hat eine weitere Bb. und kowmt 
in der Bd. Säule, walzenförmiges Stüd erft gegen die Mitte 
des 14. IH. vor. 

Dodes, Dötes, Daufes m. (8. thein.), der Hin 
tern, in Franken und in der Pfalz Dogges (Sm. 1,360). 


Dohl, Dupl(Horrefjen A. Montabaur), foa. Dunfel, 
Dobn f. (Ufingen, Herborn), Tragbalten, Zimmers 
dede; ahb. dono, mihd. 


lon Ausgefpanntes , Dede; mit 
Dohne beim Vogelfang (ahd. mhd. done Spannader, dere) 
sum Wurzelverbum thinan (deinen) gehörig. 

Dokter m. 1) übh. Arzt; 2) Cironiih) eine Perſon 
beiberfei Geſchlechts, die fich einbilbet, viel Berftand zu haben. 
Doktern ben Arzt Brauchen, Medicin nehmen, ben Doktor 
ſpielen. Zu 2 gehören bei S. Dokterarfch, dokter⸗ 
arſchig, Dokterförnfel, dotterförnfelig. 

Dole £. ırhein.), unterirdifcher Abzugsgraben bſ. in 
aufen Adern, abo. dols, m$b. dol, oßb. wi. (Bm. 1, 366. 

t. 1, . 

Doll, Dolle m.f.(8. rhein.), Hauptaſt eines Baumes, 
ein an dem Stamm ſitzender Aft mit allen Nebenzweigen; 
dann auch jeber Aft, H wenn er bürr ift, ſchweiz. Dolden, 

Rehrein: Wörterbuch. 8 


114 


Dolder (St. 1, 287); ah. der toldo, doldo, mhb. ber, 
bie tolde, bie freilich zunaͤchſt das nhd. Dolbe find. Dipl. 
griech. thalos, thallos (9aAog, SaAAog), lat. talea. 

Dollcham Goarshauſen), Dialektform für Tuli⸗ 
pan, Tulpe. 

Dölpel Heißt in Reichelsheim ber Winterkohl Cbras- 
sica fimbriata). 

Domm wei Stroh (8.), fehr dumm. _ 

Dommeln (8.), 1) eilen (tummeln); 2) (Marien 
berg), donnern. Qgl. Ho. dommelen im Halbſchlummer 
murmeln, dann fummen, rauſchen. 

Dömpen (8. wt.), beim Tabakrauchen einen ſtarken 
Damp maden. 

Dong f., 1) Dünger (meift m.); 2) (S. weft.), But: 
terbrot, Butterdbong. Nimmt man mit Weigand bie 
Grundbed. von tungen bebeden, dann bedeckend benußen an, jo 
Braucht man fi nicht mit S. zu feheuen, in ber 2. Bd. an 
Dung, Dünger zu denfen. Die Verſchiedenheit des Ge 
Schlechtes ift Hier nicht entſcheidend; denn obd. engl. heißt 
der Dünger der, in Mitteldeurfchland die Dung, ahb. bie 
tunga, agj. düng. 

Dönne (8.), da unten, |. dauße. 

Donner, der! elliptijche Verwuͤnſchung: der Donner 
fol dich erfchlagen! 

Donnerblume heißt in Reichelsheim das Wieſen 
ſchaumkraut (cardamine prat.). 

Donnerfil, Donnerkittel m, (S. weft), ein Kite, 
der vorn herunter nicht offen ift, gegen ben Donner, Wind 
und Regen; anderwärt? Donnerhemd, Zukittel, Fuhr⸗ 
mannsfittel genannt. 

Donnerfräuthen n, (Idſtein), gemeiner Augen 
troft Euphrasia). 

Donfel f. Dunfel. 

Dopp, Dong m. Cthein, wt.), Kreifel, mb. topf, 
engl. top; boppen 1) mit bem Kreifel fpielen; 2) mit fünf 
Heinen Steinen fpielen (Doppſt einches), die in die Höhe 
geworfen und dann gefangen werben, oft vorher noch auf 
die harte Erde (Steinplatte) auffallen müſſen. 

Dorkeln (8. wt.), einen unfihern Gang haben wie 
ein Betrunkener. 8. hat torgeln, Sm. 1, 456 torfeln, 
tarfeln, targeln, änhd. dorkeln, fd. torkeln. 

Dormeln, burmeln G.rhein. wt.), änhd. dormeln, 
bürmeln, ſchd. turmeln, taumeln, ſchwindeln, toll fein, 


115 


anterrhein. bürmeln gedankenlos dahin gehen; Dormel, 
Tormeler, dormelig, Durmelig. 

Dornneffel f. Motabanm, Sanfnefet 

Dorſche m., felten £. urhein.), Kohlſtrunk, ſchwäb. 
Dorf, Dorſich, Durſich, ER bei Sm. 1, 399 
Dorjen, Dorfen, Dorften; mhb. torse, turse, ahd. 

turso,. aͤnhd. Dors, Dorß, ital.torso, wol aus lat. 
griech thyreus Strunk, Stengel. 

Dort, Durt m. (8. wt.), Trefpe, Taumellolch in der 
$rudt (bromus secalinus, lolium temulentum), ahd. das turd, 
turth, altf. durth, mhd. turt, fpäter griech. fhyaron ($iapog). 

Dorthifte, borthiften (Herborn), dortbrüben, jens 
feits, |. Hifter. 

orzeln (rbein.), torfeln, wirbeln, im Wirbeln Hinz 

fallen „Ich bin erunner geborzelt wie e Schatte.“ Streff 98. 

In Thüringen jagt man dorlen, nah Grimm d. W. ums» 

getent aus drollen (von brillen); vgl. engl. curl, mhd. 
nhd. Krolle; burne, Born, Brunne 

Doͤſchen f. difchen. 

Dolſch f. Daiſch. 

Dott, datt (Sweſt.): Da habt ihrs, nehmts Hin! 
oberpfaͤlziſch Datz (Klein 79. 

Doitern, dotern (9. Idſtein, Montabaur, Braubach), 
unperſ. gebraucht, in Angft fein, weil man etwas Unange⸗ 
uehmes befürchtet; Dootterig, Dotterarfh (AngftihöB); 
ſchweiz Dottern duttern Kr. 1, 293) eig. pochen, Flopfen: 
das dottert mir, klopft mir vor Angft; fo ſchon bei 
Geiler von Kaiſersberg; aͤnhd. auch battern, Hol. tateren. 
St. Hält das Wort für eine Wieberholungsform von dem 
alten doten, butten, verwandt mit franz. douter (zweifeln). 
Sm. 1, 405 Hat buttern fehlerhaft fprechen, indem man 
den Mund zu wenig öffnet und babei die Worte zu leiſe 
mb zu ſchnell Heruorflößt, und 1, 462 in demſelben Sinne 
tobern. 

Dottern (8.), von Hühnern, welche berumlaufen und 
ein Gi legen wollen, —E— vorhergehende Wort. 

Dog, Dutz, Dotzel, Ditzel, Dügel m. (8. wt.), 
1) Beule von einem Stoß, Schlag, auch bei Sch.; 2) alles, 
was einer Beule gleicht; 3) Glüder, Schnellkügelchen beim 
Spielen, auch bei Sm. 1, 407; 4) ber jüngfte Vogel im 
Reſt (auch Kahldohz), auch das jüngfte Kind einer Familie: 
5) Uunterchein.), Traube, meiſt Doetraube. 

Dotzen, dotſen, dutzen, dütſen, ditzen (8. wt.), 
1) ſtoßen mit den Köpfen, mit Eiern aneinander; 2) was 


116 


in ber Höhe (auf einem Baum) hängt, 3. B. Stod, Kappe 
mit einem Stock oder Stein fo treffen, daß es herum 
terfällt; 3) ein Bogelneft ausheben, meift ausbogen, hei 
Sch. dogen. Sm, bat 1, 407 andötſcheln mit Schuffern, 
Glüdern fpielen. Vielleicht iſt das mhd. diezen fchalen, 
zaufchen, tofen zu vergleichen. In der 3. Bd. heißt es im 
15. 35. dolzen, und Grimm d. W. fagt hierzu: Heißt 
es aufftören durch Stoßen und Klopfen an bie Nefter? 
gl. nd. dolsken Elopfen, ftoßen. 

Doufter f Doufterhen (Dahlen A. Wallmerod), 
eine Perſon, welche ſich zu einer Arbeit eilen fol und ſich 
nicht ordentlich zurecht finden kann, dabei kurze, trippelnde 
Schritte geht; vgl. Daftern. 

Dralatich f. Tralatſch. 

Drarl, zuweilen Drall m. (rhein.), 1) der Reſt eines 
vom Webſtuhl gefchnittenen Stückes Leinwand, der dann 
häufig dem Zugvich zum Schutz gegen bie Fliegen vor bie 
Augen gebunden wird; 2) ein ähnlicher Haarſchnitt. Das 
Wort £ aus Troddel, änhd. Dradel gekürzt. 

Drauf gehen (unterrhein., rhein.), flerben, vom Dich 
gebraucht. 

Drauf haben d. i. Vermögen haben. Man fagt dies 
Fer bie Gebaͤrde des Gelbzählens. „Hott je aach ebbes 

uff?“ 

Drauze, drauzehn (meft.), Dialektform für drei- 
sehn, [. ©. 11, Nr. 77. 

Dres, Dre m. (S, wt.), 1) wie hochd.; 2) Sade 
ohne Werth; 3) Unkraut; 4) Eiter. 

Dredwibel m. (thein.), Ropfäfer, ſonſt Laäus wibel. 

Drehwaddel f. (Caub), Schimpfnamen einer Tang 
famen Berfon, die ſich überall dreht und nicht voranfommt; 
inhd. wadelen, ahd. wadalön wandern. 

Dreibro(a)bt m. (mt.), ein Tangfamer, unbeholfener, 
geiftig ungewandter Menſch; ein Tölpel, Ginfaltspinfel; fg. 
Anwendung von Dreibraht, ein aus drei Fäden gewebtes 


eug. 

Dreibeiniger Stuhl, Stuhl mit drei Stem— 
peln, drei Spigen, erjheint oft in alten Weisthümern 
als Sigraum: Raum, auf welchen ein folder Stuhl geſetzt 
werben kann. Gr. 80. 

Dreimal brei ift Bubenrecht fagt man rhein., 
um fi zu bem, was man bereit zweimal verſucht, aber 
nicht durchgeführt Hat, zum dritten Male zu ermuntern. 





117 


IBBBBBB heißt in Caub die Traminer⸗ 
traube 

Dreimännerwein ift fehlechter Wein, fo genannt, 
„weil ein Mann trinkt, ein Mann den Trinkenden Hält und 
ein Mann ihm einfepüttet®, oder wie Gaftelli jagt: „Wo 
zwei den Dritten bübich halten müffen, damit er ihn Bringt 
in bie Gurgel hinein.” Der Bolköfcherz tft dur‘) Dreis 
männer für Traminer entftanben. 

Dreimafter m., wird etwas fpöttiich ber dreleckige 
Hut genannt, mit Erinnerung an dad ebenfo genannte Ch 
"reif n. (8, met), [60 Drief&, m. D 

reif n. (8. weſt.), rief, a reef 

Dreiſchlag (Nafjau), joa. Dreidro 6 

Dreſchen (wt.), 1) wie hodb.; 2) —E prügeln. 
ge Stuhlban hun fe do ze meint” uff mer gedroſche.“ 


refterfad, wirb (rhein.) ein Kind genannt, das viel 
ſchreit; ift aber auf bloßes Liebfofungswort, 

Driefhling m. ub), Schwamm, altkleviſch 
(1475), ee, zu — gehörig. 

Drill (weft), fehr fleißig, ſchnell im Arbeiten; zu ſchnell 
und darum etwas durcheinander, gehört zu deitten, trliten 
in Beeren Umſchwun⸗ umtreißen, mhd. dri 

Drillſch (Wiesbaden, marriſch finſter, — wol 
zu Drill. 

Drisddrofff. Drüddrauf. 

Dröder, enter Drüder, Drüdjer. 

Droddein (chein.), langſam, aud) mit Heinen Schritten 
om, wie kleine Kinder; Droddel, Droddelchen Kleines 

ind; gehört zu tröbeln, nd. dröteln, trudeln lange 
ſam thun; vgl. engl. trudge Mühe und Befchwerde haben 
in einem <pun, mübfam fortichlendern. 

Drollern (ofein, Montabaur), hochd. trollen mit 
huge, — Schritien gehen; Drollerer, drollerig 

hin und her droßernb.4 „Es fieht drollerig 
ae Es) d. i. fo, ald wolle es bald regnen. 

Drönner und drüber, Dialeftform für drunter 
und drüber, durcheinander. 

Droſchel ſ. Druſchel. 

Droſſen, troſſen, troſteln, troftern (mt.), 
ſchlecht reiien, bſ. gebrancht in dem Kinderliedchen droß, 
droß drill. St. 1, 308 hat droſeln, troſeln von ber 
Erſchutterung ober dem arten Schall, der 3. B. durch das 


118 


Herabfallen ſchwerer Baumfrüchte erregt wirb und ftellt es 
mit ahd. drusian erfhüttern zufammen. 

Droffen, troffen, broftern, troftern, trofter- 
Ien (8. thein.), bj. mit au f und herum zigi., berumlaufen, 
um etwas herbeizuholen, aus zuſpüren. Sm. 1, 500 Hat Troß, 
1) wie hochd.; dann 2) jeder zum Troß (Bagage) gehörige 
Knecht; 3) träger, ungefitteter Menſchz bie Troͤſch Treo 
ſch ei (verädtlih) Weibsperſon; troffieren herumziehen. 

Drüden, drüdjen, drucſen, bröden, bröd« 

en (8. wt.), langfam voranfommen, umjetäfig sögern, auf 
hd. Drüder, Dröder, Drüdjer, Drödjer; drüd⸗ 
jerig; Drüddrauf, Drückdroff, Drüdbruff m. 
(8. dem), Ausſchlag, Bekräftigung (In Ernft und Shen) 

rudfadel, Trohfadel K (B.xhein.), Irrliäht aus 
nd. Drudd. i. Trug, 

Drullgaft, Drollgaft umgebetener Gaft, ber als 
Schmaroper einem andern ka anhängt, ben man nicht will, 
der I fort drollen jol; einen ſolchen zu Gaft zu laden, 
hat * Fe Macht in einem Johanniöberger Weisthum. 

. 1, 552. 


Drunne, brunner, (thein.), drunten, drunter, ba 
zunten, darunter, |. brönner. 

Drunfdel, Druſchel, Droſchel, Dröufdel 
Droufgel f. (wt.), Drofiel, Singvogel (turdus turdela), 
abb. drosca, droscha, throsga, throscela, Arosgila, dros- 
sela, mb. droschel, trostel, agj. dhrosle, dhrostle; 2) Sta 
Selbeene (ribes grossularia) in den Formen Droſchel, 

ruſchel, Druſchule, Driefähule, f. Gruſchelß 
3) verächtliche Weibsperſon, ſ. Druiſchei. 

Drufe, Drufen BI (mt.), Hefe im Wein, Treſtern, 
mbb. truosen, druosen, ahb. truosana, trüsana, drüsins, 
drösina, agj. drösen. 

Drufſchel, Trutſchel f. (S. xhein.), zärtlihe Be 
yenzung einer lieben Perſon, bſ. eines Diebadigen Kindes, 
änhd. Druferlein, Trufel; mäD. iſt trutschel kokette 
Vebärbe; 2) (jelten) fo. Drufpel 3. — Sm (1, 503) hat 
in ber 1. Bb. Trutſchel, Rrutielein; in der 2. ®b. 

1,500) Troſch, Troͤſchel; St. (1, 310) hat in ber 2. Bd. 

rotſchel Trutſchel d. i. Dieleibige, plumpe, dann herum 
siehende Weibsperjon, welchen Nebenbegriff die Verkleine- 
rungsform Trotſcheli, Trutſcheli nicht hat, Ruffiſch 
heißt das dickbackige Maͤbchen drotgehel, Dies ift wol eher 
dad Stammwort, ald das von Andern angeführte Trant. 

Dübe (S.), drüben; vgl. dauße 





119 





Dud m. 1) (S.), von epidemiſchen Krankheiten, wobei 
man herumgeht, nicht ganz frank, aber auch nicht ganz ges 
fund it; 2) Dud uud Duds (thein.), heimtückiſcher Streich, 
Voſſen, Schaden: einem einen Dud thun. Mhd. der tuc 
it haftige Bewegung, heftiger Stoß, Schlag, Streich; fehnelle 
Bewegung übh.; dann liſtiges Benehmen, Tüde. 

uden, felten duckeln (mt.), niederduden, fich kleiu 
machen durch Niederducken, gebeugt einhergehen. Duden ift 
auch ſchd., mh. tücken. 

Dudes, Dudmäufer, Dodmäufer m. (mt.), 
heimtuckiſcher, Hinterliftig heimlicher Menſch, ſchon mh. 
tockelmüsen Heimlichkeit treiben, von ahd. fartuchalan ver» 
er überfchütten und verbergen, dann aber an Tüde an 
gelehnt. 

Du deln (8. wt.), 1) auf einem Blasinſtrument ftüms 
pern, auch Baier. und ſchweiz. (Sm. 1, 358, St. 1, 324); 
dgl. ruf. dujo, dudyo id) blaje, duda Pfeife, poln. dudy 
Sadpfeife, dudlie dubeln; 2) (rhein.), trinken, bj. Kaffee. 
Sm. 1, 357 hat debeln, deideln, dechteln, feucht 
machen, fo ſchon Aventinus in feiner Gram. v. 1517. 

Dulchert m. (Braubach,, eines der Bekannten f. g. 
Gꝛoſchenmeſſer mit hoͤlzernem Stiel und fehr duͤnner Klinge. 
Man Dolch zu benfen? . 

Dummerei (unterrhein.), Dummerjan, Dummes 
(weh), Dummheit, Dummtopf; auch lauf. Dummrian 
eig. dummer Sohann. 

‚ Dünneln (Herborn), [hd.dünnen, änhb.dünnern, 
ünn machen, dünn ſchlagen, joa. Dengeln. 

Dunnerſchlichtig (thein.), bei Sm. 1, 377 bun« 
berif, Dunderfhlädtig werth, baf euch der Donner 
gt „Ihr dunnerſchli Ein ge Weibsleut! Hampes 37. 

ünnſchiß m. (rhein. wetterau.), fommt ſchon änhb. 
dor: dunnſcheiß, dunnſchyß (Diefenbach Gloss. 179). 

Dunjel, Donfel, Dunzel f. (8. wt.), Benennung 
einer etwas einfältigen, ug leichtfertigen, boffärtigen Weibs- 
yerjon. Es iſt nicht mit 8. an Duns (von Gelehrſamkeit 
Aufgeblafener, eiteler Dummkopf) zu denken; das fpan. don- 
alla, mittellat. domicella (Kammermäbchen) ift und aus 
den fpan. Niederlanden zugekommen. 

Dupfeng (vlt.), „Die Guͤrtel (der Frauen und Zunge 
frauen) hieffe man Dupfeng.” Lech. $. 175. 

uppes m. (rhein.), Dummfopf, nd. Döppe, ſchweiz. 
Düppel, Tüppel (St. 1, 328); jhwäb. büppel dumm, 
blöd. (Sm. 1, 388), wol verwandt mit franz. und engl. 
dupe (Dummeopf). 


120 





Dürängeln f. düringeln. 

Durchputzen (rhein.), was hochd. verpugen, durch⸗ 
bringen, verthun. „Un bie hot ber Musjeh jun dorchge⸗ 
bugt.“ Streff 11. 

Durhwadeln (rhein.), durchprügeln ſ. wadeln. 

Düringeln, bürängeln, berengeln (hier und da 
im nörbl. Theil bes Bandes) ehr plagen, quälen, bſ. mit 
Worten, auch durhprügeln. „Dürengle, wammjde follt eich 
enn.“ Firmenid 2, 91. — An den Kampf Adolphs von 
Naffau um Thüringen ift mit dem Verf. bei Firmenich gewiß 
nicht zu denken. Klein hat ängeln, grängeln, Dier- 
und thäürängeln, Schü (Holftein Idiot) nd. börr- 
angeln, in anbern Gegenden VDeutſchiands Drängen, 
deringeln, bier und da aud) Bloß ringeln. Schon 9. 
Sachs Yat: „Du Dölp, eh das id) dich duͤrengel.“ Stieler 
hat Türangel cardines et plagula (b. i. Thürangel und 
feine lagen). Thürangel ift ahd. ango (f. Ange) und an- 
ah mbd. ange und angel. Unfer Eyrihwort: Zwiſchen 

ür und Angel ſein“, 5 . in großer Verlegenheit, in ber 
Klemme fein. In der Mark iſt rängeln, Erangeln pri 
geln, Rängel Prügel, nd. vangeln ringen, rangen wilb 
und wüft zu Werke gehen, ſchweiz. rangga etwas burd) 
unabläffige® Hinz und Herreden erzwingen wollen, engl. 
wrangle zanfen, flreiten. Grimm db. ®W. hat Dürangeln 
und findet in Dür die Praͤp. durch; man darf eher an bad 
änhd. der, bir denken (j. meine Gram. des 15.— 17. 3b. 
2, $. 212. und Sm. 1, 389) und eine im Laufe der Zeit 
eingetretene Vermiſchung von Thürangel, drängen, 
Drängeln, ringen, ringeln annehmen. 
urmeln, durmelig |. bormeln. 

Durt f. Dort, Tort, 

Das (8. wt.), ſtill, zart, fanft, Baier. bus, duſam, 
dufig, dusmig, dusnig mild, fl, matt von Farbe, 
nicht glänzend (Sm. 1, 402), ſchweiz. duus, tus, duſem 
(St. 1, 329. 330. 332), bei Geiler duſ am (er redt etwas 
dufam daher), lauf. duſe, altn.thus, dän. taus, tys, ſchwed. 
tyst ſchweigend, ſtill. Das frühe Beiſpiel aus Geiler ver- 
bietet, (mit S.) an das fpätere franz. doux, douce (Jüß) zu 
benfen, abgejehen von ber Bd. Das Wort gehört zu Dufel. 

Düſchen f. diſchen. 

Dufel, Duffelm. 1) Schwindel, Betäubung, leichter 
Rauſch; 2) Leiter Schlaf, Schlummer. Duffeln, boffeln, 
dufelig, duffelig (dies au bei Göthe). Ba 
(Hebel) Düfeln, ſchlummern. Weigand fyn. W. 284. 
d..W. 1, 267, Sm. 1, 401, St. 1, 330, W. 16 beſprechen 


121 


betäußt; ſchott. to dozen, to daze Imoinbelig machen; engl. 
to doze ſchlummern, dizzy unb hol. diuzelig ſchwindelig; 


fri 
machen, hoil. dutten ſchlummern, nhd. Düffeln fi) ſtille 
verhaltend worauf finnen: „Magiſirat und Bürgerfchaft düſ⸗ 
felten Rache.“ Schiller, Räuber 1, 2. 

Düſpig, büfperig, difpig, bifperig (9. weft, 
thein. nur bifperig), daͤmmernd. Das Wort fehlt obb.; 
if er wu ut. ), Distetf 

ufter, duſtern (Sönigftein), ialeftformen von 
düfter, büftern, ſ. den oh 
zete m. Caefan, Übereiler, zu daftern gehörig? 

Duftholz, wehtfäl. Duftware, ift in alten wefters 
wald. Urkunden der Name für weiches Waldholz (außer 
Eichen und Buchen). Duft Bedeutet fonft Staub, was Bier 
auf das Heine Unterholz, Strauchwerk, Späne und Kehricht 
bejogen wird. Gr. 506. 

Dutſch f. Datſch. 

Dutſcheln, dütſcheln (8. wt.), heimlith ſprechen 
ober thun, b}. heimlich allerlei Sachen verhandeln, verkaufen. 
Dütfheler, hütfcheltg, Gebätfhel, Bebutidel. 
&t Hat 1, 331 düfelen, büßelen, tüßeln leiſe reden, 
lachte thun, auf ben Behen gehen, ſchleichen; buufjen, 
tußen heimlich nachftellen. 

Dutt, Dott f. 1) Bruftwarze, ahd. der tutto, bie 
tutta, mbb. der und bie tutte, änhd. die dutte; 2) Papiers 
bite, nd. tute, tüte, eig. Blaſehorn; 3) einem eine auf bie 
Dutt geben, d. i. auf den Mund fchlagen. 

Duttd.m. (Idfiein, Ufingen), kleine Berfon, Neft» 
duttch, zu Dutt gehörig? 

‚Dutteier m. (Montabaur), unbeholfener Kerl, wahr« 
ſcheinlich zu Dottern gehörig. 

Duttel m. (Rheingau), langſamer Menſch, Tränbler. 

Düwern f. Diebern. 

Dwifjen, Dwiffemen BI. (Höhft), ausgezupfte 
deſern aus Wolle u. dgl., eine Art Charpie, am Rhein 
Siffeme, in Idſtein Triffeme. 


E. 
Eb, öb, ob (rhein.), ebbe (unterrhein), ehe, ſteht 
öfters Bei Geilen ©. m. Gram d. 15— 17, 36. 3. $.466. 


122 


Eb und bu wird zſgz. in ebfte. ©. obfte, weilte, 
wenafe wiefte; f. oben bie Lautverhältmifle S. 23. 


Ebbe ſ. ibde. 
— RR 
er, ebbes, epper, eppes, Öpper, dppe: 
5. wt.), aus etwer, etwas verdorben, baier und ſchweiz. 
ehr gebraͤuchlich (Sm. 1, 128. St. 1, 344), naſſ. und heil. 
ebber jelten, ebbes häufig. Qgl. Grimm d. Gram. 3, 
58. ©. oben die Lautverh. ©. 35. Nr. 185. 

Eben (olt.), veht, gelegen, bequem. „Sie mögen bie 
rüege nehmen, ober grade thun, wie in (ihnen) das fügt 
vnd eben iſt; wie dem fchultheifien das geliebt oder eben 
tem # Gw. 1, 584, 597. Das Wort kommt in biefer Bb. 
mbd. zuweilen, aͤnhd. fehr oft vor. 

Eben Gottss (Montabaur, Wallmerod), gerabe eben, 
eben gerabe, ſ. Gotts. Ich meine in Rheinheſſen einmal 
Gotts eben gehört zu haben. 

Eber £. (thein.), Erdbeere, mhd. erdeber, ertber, ahd. 
erdperi, ertbere, baier. Erper, Erpe, Ewe (Sm. 1, 104). 

Gbejemär (rhein.), eben jo lieb, leihht, gut, mb, als 
maere, eben sö maere (maere befannt, werth, lieb), bei 
Luther und Fiſchart eben jo mehr: „So laß man eben 
fo mehr Säue und Wölffe zu Herrn machen.“ (Lutber); 
„es lis ſich einer fonft eben jo mehr henden“ (Fiſchart). 
© ee Pins 607. St. 2, 192 und vgl. Mär. 

e + . 

Edelebaſch f. (chein.), franz. oquipage Reifegeräth, 
Gepäd, ift gleihbeb. mit Hadelpadel, Hubitde. 

&des m. (Limburg, Idſtein, Runfel), ediger, nicht um- 
gänglicher Menſch. 

Eder, Eter, Gtter, Ater m. (8. weſt.), Haufe von 
irgend einer Sache, die nad) gewiſſen Regeln aufgefebt if, 
I» B. Holz, Frucht; edern, ätern fo auffegen, zaͤunen, 

‚echten; ahb. ötar, mhd. öter, etter, agſ. dor geflochtener 
Baun, Umzäunung, dad umzäunte Land; mhb. öteren flechten, 
Be umzäunen. Sm. 1, 128 und St. 1, 115 geben reiche 

ſpiele. 

Edes m. (chein.), Eidechſe, ahd. egidshet, mhd. ege- 
döhse, eidähse, — — — Seldegẽ 
Brit Eydeß, ſchweiz. Eggäsli, Egochs, Eu— 
tachs, Eltachs, Heibdochs (St. 1, 337), baier. Eger 
dechs, Egize (Sm. 1,38). Bel, Diefenbad Gloss. Ei 
ber eine große Reihe aͤnhd. Namen bat. . 





123 


£., Diale Baier. Abe, 
att, Gr N, —— a er eg 


ſ. äat 


PER genau, 3. B. Aus dem Efef eimas verftehen; ei 
pre, &8 if wol das —*2 ie 6 2 (hat, fee Ran dan. 
Ehaft, ehehaft, ka 
Ba ne eiier 
ei a id Blichten einer Gemeinde: bie in 
vr Er — — — Vierfaltig Heilige 
€ a sit.) e. ai e 
ft gefäjae. Lehr. 8.162. 


eig et Wallinerod), Dialektfora für ebel, bf. vom Obſt 
Pi sync Wallmerod), 1) jemand, |. time; 2) Furcht, 


tCEimburg), jemand, ſ 
BER (Röntgen) Turgeifnig, Diletfern für ath- 


8% 
Ehnd ein.), eher, Iaı der, Ort 
1.0, 304 Dom Bor end, du ale id Ja, (Bi 
1, Eu wa. 76). 
en nioh ahnig 


Gbring: I bie Kette (Seil), woran ber Anker, bie 
Arme nach oben gerichtet, am Vorbertbeil des Schiffes Hängt. 
Ebritd, Ihrlich (weſt.), Name von Gemarkungs⸗ 
ineiſt etwas tief gelegener Wald, ober angero⸗ 
detes N von Ihr au ie find. 68 ſcheint bloß gebehnte 
dorm des mhb. erlach, obd. Erle, Irle d.i. Grlengebüijdy 
in fein. (Sm. di 106.) 
Ehen f. ern. 
Ei (wt.), ein Fuͤllwort, meift ohne beſondere 8. ein⸗ 
g » bi. gern in den Anfang einer Antwort auf eine 
age gefe t: Ei wo, ei wohl, ei ja wohl = nicht doch, 
dv nein! Diefes ei ift in Naſſau fo verbreitet, daß man aus⸗ 
wärts die Rafjauer an bemfelben erfennen will. Vgl. übri⸗ 
u Beh häufige ung in der Schriftſprache im 
mm 
Sıhelsanı, aichelganz (im nordweſt. Theil des Lan⸗ 


), Steigerung von ganz, lauf. eehelganz, d.i.gang, feſt 
wie eine Ele. gl. Fahr. —8 aiß Heil, ſtark wie eine 


124 


Eiche. Fr. Müller 3, 81 bat „Mein Bruder und Graf 
Stegfried mit al feinen Leuten friſch und eichelganz.“ W. 
hat eihelganz, echelganz — ungefhidt, grob, Flopig 
von Geftalt und Welen. 

Eichelgeſund (unterrhein.), ſehr gefund, ſ. eichel ⸗ 


ganz. ii 

Eichklamm m. (Selters), Hirfchkäfer |. Baum 
Hemmer. 

Eiden (vlt.), beeidigen, mh. eiden, ahd. eidön. In 
einem Rheingauer Weisthum (Br. 615) vom 3. 1300 
eiden foa. Glockenſchall, weil durch ihn zum @erl 
jerufen wurde. In einem andern (baf. 616) vom 3. 1329 
hebt eiden bit (mit) einre gloden. 841. 

Gieihen (mit Halbhörbarem n nad) Ei-ei, rhein.), 
eine Berfon, die immer weinerlich tut; baier. Heiey, Heig- 
eigen eine blöhfinnige Perſon (Sm. 2, 133). 

Eierblume f. 1) Montabaur), gehörnter Schotenklee; 
2) (eh) u. ſchd. Name des Loͤwenzahns (leontodon tar 
xacum). 

Gierbufc m. (Iſtein) fon. Eierpitſchel. 

Gierhaber, — kas, — wed, Speifen, zuberen Be 
zeitung bſ. Eier gebraucht werben. 

Eierpitſchel m. (wt.), Löwenzahn (leontodon taraxa- 
cum), ſ. Eierbuſch. 

Eil (S. MP fumpf, nur von Zähnen gebraucht, Die 
durch den Genuß unreifen Obſtes ftumpf geworden find, fo 
daß das Kauen empfindlich iſt. Davon das Verbum eilen, 
das aber weniger gebräuchlich ift. Graff 1, 245 hat ahd. 
ilki, ilgi Hunger und Zähnelirſchen; dazu gehört Anh. il« 
gern, ilgen, ſchweig. umgeftellt iglen (St. 2, 68) unb 
unfer eil, eilen, joe. ila. Un .eine Verkürzung aus 
eitel ift mit 8. nicht zu benfen. Bon ber dem Zähne 
flumpfen ähnlichen Empfindung des Prickelns vor Kälte jagt 
man baier. (Sm. 1, 38) tgeln, aingeln, urigeln, hur⸗ 
nigeln, hurnetlen. Grimmd. W. ftellt eil, ilki, iglen 
mit eilen zufammen, ba dem ahd. fllan (eilen) die 
Bb. brennen glühen zufieht: die Zähne glühen, brennen 
it S. m.) Über bie 

illings, eillengs (S. wt.), eilig, hurtig. Über 
ab. auf lings f. meine Gram. bes — 17. Ih. 2. 


Eim (ti ein.) ſtatt einen bei tranfitiven Verben, wenn 
der Sprechende die Handlung auf ſich bezieht: Der fragt, 
Ichlägt, fieht ıc. eim, d. i. mich, den Sprechenden. 


125 


Eima (Salz A. Wallmerob), paffend, genau ſchließend; 
nach ber Eigenheit bed Dialelts if ed eimer, f. ame. 

Gimaha m. (Salz A. Wallmerod), Kopf. „De bot 
Spring 1 fen Eimade“; nad der Gigenheit bed Dialefts 
HN imerchen unb fo auf ben Kopf übertragen, wie 

tippe; vgl. Brandeimacha. 
Eindenklichen tlt.), eingebent, „Und war doch nies 
mand einbendlichen.“ Lehr. $. 215. 

— 1) Eprache der Poſtknechte), eine gewiſſe 
Zeit zum Fahren weniger brauchen, als man gewoͤhnlich 
tehnet, |. gut mach en; 2) (G.), durch Fahren mit dem 
neuen Löffel in den Mund benjelben glatt machen, bj. im 
Bartic, eingefahren gebräuchlich. 

Ginfältig, zyfauig (S. xhein.), 1) unbehaglich, 
nicht recht wohl; 2) zum. Erbrechen geneigt. „Mia (mir) 
iſt es gan ahnfellig ge Muth." Liebe mit Hindernifien, Darm⸗ 
fiabt 1859, ©. 20. Vgl. hunbsfüttifc. 

Einladen Crhein.), gleichſam in den Lad legen, fig. 
anſchwaͤrzen, verdaͤchtigen. 

Einl appen (chein.), ſchd. einlacken, gleichſam in Lappen 
ſhneiden, zerſetzen; fo ſchon bei Stieler (contumeliis aliquem 
Insectari, 


Ginlänfig, einläuftig, einluftig (vIk), mhb. ein- 
löufec, ift 1) der Unfreie gegenüber. bem Sreien; 2) jener, 
ber ais Unfreier in Feiner Genoſſenſchaft fteht, namentlich 
keinen zur Mark berechtigten Hof hat, gegenüber anbern 
Hörigen ober Knechten, bie verheirathet angefeffen find, 
ah) bie epnleufftigen ae Mint das faubtbin e 

ogtbing) und ge xy male im jare zu beftel w. 
EEE A ee 

Ginlepig, anlegig (S. rhein.), einzeln, einmal vor 
handen, Anh. ainlig, ainlüß, ainligig, eintäple, 

. anligig, Baier. anlep, anlegt, (Bm. 1, 67), ahb. 
einluzi, einluzzi, einluzie; mhd. einlütze, einlitze, ein- 
litzie von lüz, lütze Elein, gering. 

Ginliegen, enlete, inleie (8. rhein.), im Kindbett, 
Wochenbett liegen. 

Einmachen Crhein.), 1) wie hochd. Obft, Kraut ꝛc.; 
2) fva. einmehren ben Zeig. 

Ginmehren, anmehren (rhein.),. ben Brotteig ein 
rühren, |. mehren. 

Einpäffig, ennpäffig (8.), eigenfinnig. Sm. 1, 206 
hat baißig erpicht, verbittert; Baißel reizbares Kind, zum 
alten beißen, unferm beizen gehörig. 


126 


iö infäarben Crhein.), wird vom Krant gefagt, |. 
Sa en 
ln, Ginfpänniger Heißt aͤnhd. ein eis 
ner Rı der zum Geleit mitge —— wurde und Be 
kum, en außrichtete, ©. Grimms 

Einfrummen Cxhein.), nicht 9 
Stroh, alte Kleivungsftüde ıc. hüllen, — Fi —X ar 
wird. ©. verfirummen. 

Eishein ırhein. Schwalbach), Schienbein, entftellt aus 
Iſchbein, fhb. Hüftbein, bie eine Hälfte bes Schluß⸗ 
beins, lat. os ischium, hol. ischbein, ſchwed. isben. 

Gisbettf. Bari. 

Eiödotter m. (aus), Maus dhrchen Fvaleriune]. 

Eiſen in verſchiedenen mehr ober minder verbreiteten 
Rda. „Aus den Eiſen Me, ſehr umeillig fein; „einem 
die Gijen abaiehenn fterben; ſ. Hufeifem. 

Eishaus f. Bari. 

Eismols Ballen, manchmal, einesmals; be 
St. 1, 342 ſogleich, alsb 

Gifentrant n. Wdecbach, Vſop hyssoppus, nicht 
verbens. 

Eifert, e8 e. mich (Caub), d.t. es ſchredt mich, mh. 
mie eiset, von mbb. eisen, en sgindn Schreden empfinden, 

von mhd. F ahd. egi, gi, ge egis Furcht, — 


Id ; 2) fig. Boßhafter, 
—* EN — FL möb. eiter, 


deinen t ibs. 

Eid j. Ad. 

— —— (B.), 1) (Subft), die fallende Sucht, 
Gichter; 2) (bj), een, elennig ſchlecht, feiner Beftims 


mung nicht entſprechend; einer Ohnmacht nahe. 
na ade m. ’ah ein.), ve —8* armſeliger 
Wenſch, bſ. körperlich Pen oder arm. „Susme (jo einem) 
Br «Schulmeifter), dar met ber Febber fecht.“ Lens 
In das Elem, Elendthier (Hirihart) knüpfl 
fich die abergläubifi Borftellung , das Thier leide an ber 
Gpilepfie, ober fei fie zu heilen vermögen, 


127 


E14 ſ. Alch. 
Eile (Caub), 1) Heimweh. Ellend, Elend iſt eig. 
Aufentfalt in einem fremden Lande; bavon iſt Elle abger 


&llenere n. (Caub), Heimweh |. Elfe, 

Eller, Ellern, Ramen von Gemarkungstheilen. Sm. 
1, 44 bat Eller unfruchtbarer Wiefenanger; Weinberge, 
Ader x. in ober zu Ellern liegen Iaffen, d. 1. öde; ver⸗ 
ellern veröben. Auf ſolchen Ellen wachſen gerne Erlen, 
Ellern (ahb. erila, elira, mh. erle, elere); baher ift der 
Rame gefommen. 

Eilig rate, Al. 

Gllme, DIme m. (S.), Ellenbogen; Elle ahb. aleina, 
elina, mh. elne, elle; Ellenbogen ahp. elltnbogo, elin- 
bogo, mh. ellenboge, elenboge. 

Elmedritſchel tft hier und ba in Heflen ein rechter 
Gel, Schimpfwort, eig. ein von ben Elben (Alpen) ges 
ſchlagener und dadurch — gewordener Menſch, ſonſt 
ah Elbentrotſch, Albberbrütſch, Hilpertritſch, 
Drelpetrutſch, Trilpentriſch, Tölpentrötfh ge 
nannt. S. Grimm d. Myth. 2. A. ©. 412. 887 und 
meine d. Myth. ©. 34. 

Elo d. i. Io, da. „Do fehn fe an bem Rhein elo.“ 
Eirmenich 2, 87. Vol. efo. 

Els m heißt in Gaub der Wermut f. Alſchitt. 

&18, EL; f. (xhein.), einfältige Perſon, bf. Slennels, 
Oreinels. Klein hat aus ber Unterpfalz EIz ein altes 
Weib, ein ſchwaͤchliches, grämliched Ding. Gs ift aus Eli» 
fabeth verkürzt; nal. Orſchei, Stoffen, Barthel 

&lfer f. Eltes. 

GElifteraugen. (Montabaur), Hühnerauge, Leichborn 
aud) in Cobleng und weiter vheinaßwärts, aud fd. bei 
Arnim; vgl. Apelauge. 

Gifterfpeht m. Watere), Specht, Buutſpecht, auch 
ſchd. Bei Schmidt von Werneuchen (+ 1829). 

Glter fleht oft in alten Urkunden Alter. 

Eltes (rhein.), Ilſer, Elfer (Hadamar) m., Iltis; 
ahd. illitiso, elledis, mbb. illetise, Baier. Elledeis, Alles 
deis (Sm. 1, 44), ſchleſ. Ilſter (W. 38), dan. Ilder, 
ſchwed. Iller; vgl. Schtepeltes. 

Gizt, es elzt mid (Caub), wibert mich an, f. E18. 

Ember f. Amber. 

Emet, Emetd, Emez, Ems, Imet, Jmets, 
Imez, Ims n. (chein), der Ring am Joch, weicher bie 


126 


Einſcharben Crhein.), wird vom NKrant gefagt, |. 
ſcharben 

Einſpännig, Ginfpänniger Heißt aänhd. ein eim 
jelner Reiter, ber zum @eleit mitgegeben wurbe ımb Be 
Kelım en außrichtete. ©. Grimms d. W. 

inftrummen (rhein.), nicht ganz reifes Obſt in 
Stroh, alte Kleivungsftäde ıc. hüllen, damit es mill 1]. d.) 
wird. ©. verfirummen. 

Eisb ein ırhein. Schwalbach), Schienbein, entftellt aus 
Iſchbein, fhb. Hüftbein, die eine Hälfte bes Schluß 
bein, lat. os ischium, hol. ischbein, ſchwed. isben. 

Gisbett f. Bari. 

Eisdotter m. (Caub), Mausöhrchen Hvaleriune). 

Gifen in verjchledenen mehr oder minder verbreiteten 
Rda. „Aus den Eiſen ſchlagen“, jehr wmwillig fein; „einem 
die Gijen abziehen“, fterben; |. Hufeifen. 

Eishaus f. Barich. 

Eis in ols (Walmersd), manchmal, einesmals; bei 
St. 1, 342 ſogleich, alsbald. 

&ifenkraut n. (Wraubad), Bfop hyssoppus, nicht 
verbens. 

Eifert, e8 e. mid (Caub), d. i. es ſchredtt mich, iihd. 
mir berg von — eisen, ahd. egisön er empfinben, 
von . . egi, agi, . agis Yurı ecken. 

N.xFi er, El böjfer ann 
4) eine Art e, deren Biſſe jehr giftig fein ſollen, weswegen 
fih andere Hunde vor ihnen fürdten; 2) fig. boßhafter, 
giftiger Menſch, nd. Ateb., von ahd. eitar, inhd. eiter, 
agf. &ter Gift, bi. thieriſches; vgl. Giternefjel. 

Gitjverin, Eitsveren, bie einen Eid geſchworen 
haben, die Eidgefhwornen, kommt in alten Urkunden 
dor. ® B. Böhmer 211 vom I. 1283). ‚ 
ser iwels (Ufingen), einigermaßen, aus ei wol? Del 

els. 


Eiwes f, ib8s. 

E16 |. Kia. 

Glend, Elen (8.), 1) (Subft), die fallende Sudt, 
Gichter; 2) (Adj.), elen, elennig ſchlecht, feiner Beftim- 
mung nicht entfpreigenb; einer Ohnmacht nahe. 

Elendstioe m. crhein.), Elenbsklaue, armfeliger 
Wenſch, bſ. körperlich ſchwach oder arm. „Susme (fo einem) 
Gienbetoh (Säulmeite), dar met ber derder fecht“ Lens 
nig 54. das Glen, Glendthier (Hirſchart) knupfi 
fid) die abergläubifhe Vorftellung, das Thier leide an ber 
Gpilepfie, ober fei fie zu heilen vermögen, 








177 


FA u, 1) Heimweh. Ellend, Elend ift eig. 
— in einein freinden Lande; davon iſt Elle abge 


Gllenere n. (Gaub), Heimweh |. Elfe. 

Eller, Ellern, Namen von Gemarkungstheilen. Sm. 

, 4 bat Eller unfruchtbarer Wieſenanger; Weinberge, 

(der x. in ober zu Ellern liegen laſſen, d. 1. öde; ver» 
ellern veröben. Auf ſolchen Ellern wachſen gerne Erlen, 
Ellern (abb. erila, elira, mhb. erle, elere); daher ift ber 
Rame gefommen. 

Eltig f. gig, dus Ka. 

&lime, Olmem. (8), Ellenbogen; Elle ahd. aleina, 
ale, mbb. eine, elle; Ellenbogen ab. elltnbogo, elin- 
bogo, mhd. ellenboge, elenboge. 

Elmedritſchel ift hier unb da in Heffen ein rechter 
Gel, Schimpfwort, eig. ein von ben Elben (Alpen) ger 
ſchlagener und dadurch non geworbener Menich, ſonſt 
auch aibenagtſg Alberdrutfh, Hilpertritſch, 
Drelpetrutich, Eilpenteiih, Tölpentrötich ge 
nt. ©. Grimm d. Myth. 2. A. ©. 412. 887 und 
meine d. Myth. ©. 34. 

End. 10, da. „Do fehn fe an dem Rhein elo.“ 
Firmenicy 2, 87. Dal. efo. 

618 m heißt in Gaub der Wermut |. Alſchitt. 

618, &13 f. (thein.), einfältige Berfon, bf. Flennels, 
Oreinels. Rein bat au8 ber Unterpfalz Ely ein altes 
Weib, ein jchwaͤchliches, grämliches Ding. Es ift aus Eli+ 
bett ———— Orſchei, Stoffen, Barthel. 

er 

Elfterauge n. (Montabaur), Hühnerauge, Leichdorn, 
auch in Coblenz und weiter rheinabwärts, auch fchb. bei 
Arnim; vgl. Atzel auge. 

Eifterfpeht m. Seitens), Spedt, —A auch 
ſchd. bei Schmidt von Wernen ne 

Elter fteht oft in alten Urkunden Alten 

Eltes (thein.), Zlfer, Elfer (Hadamar) m., Iltis; 
ahd. illitiso, elledis, mhb. illetise, bater. @lledeis, "Alle 
deis (Sm. 1, 44), ſchleſ. Ilſter (W. 38), dan. Sider, 
ſchwed. Iller; vgl. Schieß eltes. 

Eilzt, es elzt mich (Caub), widert mid an, ſ. EIS. 

Ember f. Amber. 

Emet, Emets, Emez, Ems, Jmet, Imets, 
Imez, Imsn. (han. ), der Ring am Joch, wẽcher die 


128 | 


Deichfel ober Zither daran fefthält; baier. Em et (Sm. 1,54), 
in der Wetterau, auf dem Vogelöberg, am Nedar Em ez (Weir 
and ©. 547 unter Johemeß), nah Schmeller und 
eigand vielleicht flav. Herkunft; vgl. ſſav. imati, jimati, 
imae faffen, ergreifen. Grimm db. W. benft (gewagter) 
an eine Bildung aus dem dunkeln ahd. Abj. emaz, &maz 
(Graff I, 254), das vieleicht urfprünglid Joh, Riemen 
bedeutete, dann Zeit (vgl. lat. jugum, jugis), woraus 
&majt, &mazic, dauernd, emfig ftatt emßig floß. 

Emmes, Embed, Immes m (thein.), 1) Urfade; 
2 Verſtand, Einſicht, Wit (in beiden Bo. ziemlich weit ver- 

reitet). 

mpern, impern, embern, imbern, fid) (wt.), 
fi) verlauten laffen, fi) rühren, bj. wenn etwas mehr ober 
minder Ehrenrührige8 gejagt wird, offenbar verfürzt aus em» 
pören (mhb enboeren) eig. ſich erheben wiber, fidy wider⸗ 
fegen. Sch. hat in derſelben Bd. eipern, äubern, ippern, 
und denkt an obd. äbern, aͤpern, f. abern. 

n— ,in— ſteht oft in alten Urkunden als Vernei⸗ 
nung vor bem zu verneinenden Worte; es iſt die alte Ne 
gation_ ne, ni, en, n. 

Enddigel m. en die didfte, in das Ende bes 
Maſtdarms gefühte Wurft, f. Dog. 

Engelbiß, Angelbiß m. (Montabaur, Gelters, 
Softein, Weilburg), Geſchwuͤr auf dem Rinbvieh, woraus 
Kleine Thiere (Geizen) hervorkriechen. 

Engelches — Teufelcheskraut n. (Iſtein, Sel⸗ 
ters), Orchis, von denen zwei Wurzeln bie eine glatt (Engel⸗ 
Gen), bie andere rauh (Teufeldhen) ift. 

Engelenner m. (Idftein, main, rhein.), Engerling, 
se rs, engerinc, mb. engerlinc, ſchlef. En» 

erle (W. 17). 

Gngeraß ſ. Gerab. 

Ente (Dillenburg), 1) ſchnell, genau, ordentlich; bei 
hen ve genau, forgjam, jparfam; 2) Ab. etwa, viel 
eicht (f. ern). 

Ente ? (Saubı, eine laͤngliche Bütte, Traubenbütte. 

Enkel m. (Herbom), Knöcyel, ahd. ber enchilo, enchil, 
bie anchala, enchila, mhd. der, das enkel. Lehr. $. 21.: 
„Sie hatten von ihren Gndeln biß auff ihre Lenden Kleider 
von Leinentuch.“ 

Enkelt (Gaub, bier und da im A. Selters), einzeln, 
auch ohne Unterftügung, 3. B. enkelt gehen; hoil., ſchwed. 
enkel, dän. enkelt, goth.ainakls, änhd. (bei Stieler) eintel. 





129 


Enkenachen, Enkernachen m., Nadhen, der zunächft 
zum Ausfahren ded Ankers beflimmt iR, wenn ber Fahr⸗ 
anfer an das Land gefahren und dort ausgeworfen wird. 
Anter ih mb. und & d. anker und enker. 

Enne, oͤnne ee) Dialektform für unten, rhein. 
unne 

Gunweg, dnnweg (S.) |. anemweg. 

Enthöppen (8.), Dialektform fir enthünfen in 

er Rda: „Dem eß er (ber —E enthoͤppi“, d. i. er 
R ein Narr, wirklich ober aus ung. 

Entlaffen — eingang haben nad 
der Geburt, bon 

Sntihupfen Ve ' mis machen. „Da wurben 
fie entſchupffet.“ Lehr. $. 108, 

Entſchutten (kt.), frei geben. „So ver (fern) des 
virkeuffer8 erbin die guter nit entſchutten mochten.” Gw. 1, 
52. 

Enz, ehr engen (Braubach, Selters), egen, 
tgener (Runkel, Hadamar, Naſſau, Dontabauc, egern 
(Üfingen), Dialektformen für jegt, ipt, anhd. igund, iß⸗ 
under, mittelb. itzent, itzunt, itzit, mhd. iezet, itzunt, 
iezent, Tezunt, iezont, ieze, ie ze, ahb. ie zuo, in Goblenz 
änz, Baier. ietze, eiße, ei ‚iehunde (Sm. 1, 133). 

Enzwärjh (Rennerod), umgefiict, verkehrt, berborben 
aus enzwerd, inzwerd, mhd. entwörch, entwörhes; 
vgl. überzwerd, zwerſch. 

Er, ar, b.i. er, ber Mann im Haufe, fo genannt 
von ber Drau, [. e8- (fein), ar die ſih di 

tbegrind m. (thein.), e, bie uch Ber 
rührung leicht forterbt. ’ “ f u 

Erbeißen (vlt.), erfagen, erlegen. „Wo feine churf. 
gand bafelbft u einen ih (Hafen), einen fogel oder 
ein wilbart.” Gw: 'hd. erbigen, ahd. irpizan, 
eig. tobtbeißen. 

Grbelf. IFA f. &ber. 

Grbnähme m. (vlt.), mhd. erbenseme, Erbe durch 
Geburt, nicht durch Teftament. Gw. 1, 543. 

Gröfenzähler (8.), fva. Dippenguder. Schon 
Ani ı von Sittenwalb jest: „Hiegegen fol der Mann fein 

in Hafen zählen.” 

Größere Erdeppel, Eabirn, Ebirn (mi). Kar- 
toffeln; ahd. .eraphul, mho erdapfel {ft Melone, Burke. 

Erdbod dem (Boden), Erd sb. (mt.), verftärkter Aus⸗ 
drud für Erbe. 

Kechrein: Wörterbud. 9 


130 


Erbe (mwt.), Fußboden der Stube, berjelbe mag ger 
dielt fein oder nicht; zuerft gewiß ber ungebielte. 
Erde f. Urten. . 
Gre, dem Zeitwort nachgeſetzt, fva. deren, ihrer. 
„Eich waaß exe im Ort, die's Samlich det eetreht Lennig 34. 
Erfährt (S. weh.), in ber Lehr. $. 216 erfehrt, 
ganz außer fih, ſehr erichroden, feg. erfohrt. Mäb. er- 
vaeren, plattd. vorbeeren, bän. forfaerde, Hol. vervaren 
erihreden, außer Faſſung Bringen; das tranf. Verbum von 
fahren, mb. ervären vor Schreden zufammenfahren, ahb. 
vära, mhd. väre Fahr, Gefahr, eig. (aktiv) böfe Abfidt, 
hinterliftiger Vortheil, (paffiv) zuerft beſorgliche Angft, dann 
Daran die jeßige Bd. von Gefahr. Bol. nod Sm. 1,549. 
Grtobern, erfowern, erfumwwern fi. (8. iwt.), 
1) fid) von einer Krankheit erholen, 2) ſich aus ſchlechten 
Vermögensumftänden erholen, baier. fihfofern, erfobern 
(Sm. 2, 276. 286); ahb. koborön, irkoborön, mhb. koberen, 
koveren, erkoberen, aͤnhd. derfobern, engl. to recoven, 
fpan. portug. cobrar, aus lat. recuperare, mittellat. cuperare, 
alle mit denfelben Bd. erlangen, wieder erlangen. 
Erfrimmen (Montabaur), aufbringen, mühfelig er 
werben; verftärkt erkr. und erfragen (wetterau.); mb. 
erkrimmen feftbrüdenb ergreifen, das jchb. Erimmen Eragenb, 
neipend faflen. 
Grluftöiren (S.), erluftieren, feine Luft an etwas 
finden; auch einfach Iuftieren. 
Ern, eben, erre, erın, ärre, arrn, irre (S 
BWallmerod, Schwalbad, Limburg, Höäft), etwa, vieleicht, 
wofern, fieg.ern, ärn, ſchleſ. erne, ernt, arne, arnt, 
ant, entftellt aus mbb. iergen, ierne, ieren irgend, eima. 
Ernummidt (weit.), in Ohnmacht, ahd. &maht. 
Erpinken, erpenten ſich, fi) befiern, |. pinfeln, 
rin eis Burf 
rſt, Erſcht, Ihrſcht (chein), Hölzerne Wurf 
ſchaufel; bei den Rheinigiffern eine folhe von bejonberer 
Form zum Ausjchöpfen des Waſſers aus dem Nachen, rhein. 
Erſt, unterrhein. ER, mit dem im Nb. vorkommenden Aus 
Me 7; vgl. Bari nd. Baſch. ©. oben ©. 2, 
tr. 168. Sm. 1, 111 hat aus ber Gegend von Paſſau 
PAR Holzfanbalen der Bauersleute mit daran genageltem 
erſchuhleder. 
Erſtexben EGlt) ſpa. auferfterben. „Daß bie Hert 
föat g an erftorben und kommen ift von feinem Vater.” 
r. 8. . 








131 





Erſtricken, erfiröden (S.), erftiden, vielleicht zus 
Ha vom Erftiden am Galgen durch den Strid. S. ver« 
friden. 

Erwet, erwern f. Arwet. 

Erzinken (Ufingen), allmählich ſich erholen. Sm. 1, 
276 hat zinzeln, zinfeln zärtlich, empfindfam thun; vgl. 
simberli, erpinken, pinteln. 

Es ihns d. f. fie, die Frau im Haufe, fo genannt 
dom Mann f. er, fie. „Eid hun mein Dahl geflucht, ees 
bot fein Dahl gebe .* Lennig 23. 

Eſel m. 1) wie hochd.; 2) (8.), ein Holz, das man 
auf die Schlittenbäume legt, um dieſen Bei ſehr fchweren 
Laſten tragen zu helfen; 3) der Hafen an dem Webſtuhl, 
welcher neben in das Rab greift; 4) das Geftel an dem 
Webſtuhl, welches an den Garnbaum gemacht wird, wenn 
alle Garn von dieſem abgewebt iſt, um basfelbe anzubalten; 
5) (unterchein.), Maſſe Badenfteine, bie man oft in bedeu · 
tender Größe mitten tim Schiefer findet. 

Gfeln (rhein.), wie ein Eſel Laften tragen. 

Eſelslattig heißt in Reichelsheim der Huflattig (tus- 


Eſo, efu, d. 1. fo. „No hott efu e Bauer ’n Stouhl 
g btogt.“ Firmenich 2, 85. Vgl. elo. 
&r 1. &r 


Eſtrich if in Naſſau und Heſſen männlich, ſchd. meift 
ſachlich, ahd. astrich, inhd. esterich, estrich männlid. 

&ter f. Eder. 

&g, eßen, epener, egern, f. enz. 

@uler m. (S.), der Töpfer, bj. der Krugbäder, in meh⸗ 
teren Orten der 8. Montabaur und Selters, anhd. Eulner, 
Aulner, Ulner (Gw. 1, 538 und Gr. 5%4, Diefenbad 
@. 234), von ahb. Ola, öla, Iat. olla. Topf 

Epwies, Ezwies (vlt.), Wiefe, die ald Weide bient, 
fommt in alten Urfunden vor, von äßen. 

Eulsloch n. (weft.), das bei Scheuern in der Spitze 
ber Giebelwand befindliche Loch, welches zur Erhellung der 
obern Gerüfte, aber auch ganz befonders zum Einflug und 
Aufentgalt der Eulen dient, bie in ben Scheueru die Mäufe 
fangen. 

&zern, ägern, extern, Ägtern (8. wt.), auf fchel- 
miſche Art (aus Scherz ober Ernft), ſehr plagen, quälen, 
fölel. ästern, Baier. hechſen, hechſenen von Hexe (Sm. 
2, 148). Wd. ©. 70 denkt an Ausfall des n, aljo ägftern 
Rat ängftern, ober an eine Bildung aus ahd. egi, mhb. 


132 


Furcht, Schreden, woher ahd. egisdn, mÄb. eisen, 
Ehreden empfinden. Dies ägtern, extern geht von 
Silefien 5i8 in daS Elfah und am Kehem Hinab 518 nad 
Beten nieberrheinifch tritt neben egtern bie Form 
egern auf. 3 


Faath Colt), fon. Faut. Davon Faathherr, 
— mann, —leutb, — ſchöffe, — gericht, — zingel 

Faats, Faaz |. Fap- 

Fadeln (S.), 1) fi Hin und her bewegen, 3. B. „et 
fadelt (fonft faufelt) mir vor be Age”; 2) nicht auf einer 
Rebe bleiben, umguberläffig fein. Sadeler, fadelig, Fackel⸗ 
kopf, Fackelhanns. AU dieſen Wörtern liegt die Bb. bes 
unftäten lodernden Facke llichts zu Grunde. 

Fahl, mhd. val, ahd. falo, gelblichgrau, kommt in 
alten Weisthümern oft als Bezeichung der Farbe des Viehes 
vor, das ald Strafe zu liefern ift, 3. B. ein fahler Ochſe, 
eine fahle Geiß, eine fahle Henne. ©. Gr. 587. Br. 285. 

Fahr n. (Rhein u. Main), Ort am Waſſer, wo ab 
unb angefahren wird, Landungdftelle, mhd. das var, änhb. 
fahr Gw. 1, 573. 

Fahren zu Hof f. ausfahren. 

Sahrenfhüler (olt.), fahrender Schüler, müßig um- 
herziehender Student, Poſſenreißer, Künftler, ſ. Sprecher. 

Fahrnmann, d. i. fahrender, armer, zinspflichtiger 
Mann, Bogtmann (f. Faathleuth). in folder durfte 
leichter, als andere Hörige, ſemen Aufenthalt ändern. Gw. 1, 
637. ©. Gr. 336 f. 

Fahrt f. ausfahren. 

$ai f. fei. 


Faid joa. Faut I d.). Gw. 1, 572. 573. 

Falſen (thein.), d. i. feilfen, nad) dem Preife ber 
Waare fragen; mhb. veilsen ift feil bieten; ſchd. feilſchen 
um etwas kleinlich Handeln. 

Balter £. (S), ein vieredige® Holz, die Lehmtennen 
in den Scheunen bamit feft und eben zu ſchiagen; Verbum 
faltern. Es iſt eher an falten als (mit S.) an fallen 
zu benfen. - 

Samen, famchen (rhein. matn.), 1) den Rahm von 
der Milch, das Fett von einer Speiſe abjehöpfen (ſchäumen); 
2) ins Dunkle, Ungewiſſe, greifen, von ahb. feim, mid. veim, 
agf. fm, engl. foam Schaum; ahd. feiman, feimön, feim- 
jan, feimigön, mhd. veimen, bei Pater Abraham faimen. 


133 


Noch heute heißt ed: & Tram is e Fam (ein Traum ift ein 
Schaum 


Fämern (Limburg, Runfel, Idſtein), in einem unruhigen 
Schlafe laut träumen, auch Bewegungen mit der Hand babei 
maden, von famen 2 gebildet. 

PR. m. (8. wt.), der Schlag, bj. im (Faͤng) ge 
Ir it 

Faremſchwanz m. (chein.), Dialektform für Farren⸗ 
ſchwanz, gedoͤrrter Ocſenziemer zum Schlagen. 

Farz, Förz f. Eine grüne Weidrinde Sir auf einer 
Goie aufammengebrüdt und gibt beim Durchblajen einen 

Gem Furz ähnlichen) Ton. Verdirbt dem Knaben feine 
Pfeife, fo ſchneidet er fie vorn ab und macht aus dem Reſt 
eine Farz. Dieſe Pfeifen und Farzen werben auch aus 
gu Kornhalmen gemacht. Daher die Sprichwörter: 

im Rohr Mn (nee Pfeifen; verbirbt die Pfeife, 

8 eine Farz. Kann nicht mehr pfeifen, er farzt nd 
don Einem, der Pi Verf hwenbung zurüdgefommen iſt). 

a8 Wort ift in dieſer Bd. auch in Schleſien gebräuchlich. 
Dos Verbum ift ah. ferzan, mhd. verzen, änhb. vartzen, 
fartzen; vom alten Präter. farz, Pl. furzen iſt Furz, ei 
fun, mit. vurz, änhd. furtz, badon furzen, ſpaͤter mhd. 
vortzen gebilbet. 

Barzglod f. (Wiesbaden), der Roßkaͤfer (scarabacus 
stercorarius), in feinem erſten Theil wol aus Pfards, 
Pferds verdorben. Diefenbach Gloss. hat: ruysch sca- 
rabaei sonat in fine diei (er läßt fi) hören am Ende des 
Tages); ift daraus Glod Far? 

Faſeln, Faſſeln (rhein.), zunehmen, ſich verme been, 
bſ. von Knollengewächien, Kartoffeln gebraucht; aht. fa 
fasil dad unge, faselig fruchtbar, trächtig, mh) — 
vaselen, aͤnhd. faſlen. ——— — zaſa. 
föwein (weibl. Schwein). 

Faſtnachthühner erſcheinen oft in alten Urkunden 

als eine Abgabe: ed waren Hühner, welde Seibeigene und 
Dig au aſtnachtszeit zu Ka hatten. ©. Gr. 374, 

$, Faaz, Faats (S.), Narr, wirklich ober aus Ren 

—* in 1,579 hat 53 ſcherzhaft, poſſenhaft reden 
In Handeln, das in Schriften des 15 — 17. Ib. oft vorkommt 
und junaͤchſt von bem ital. fazio Poſſenmacher, wahrſchein⸗ 
li) aus dem lat. facetus, facetiae, facetiari (wihßig reden) 
gebildet iſt. Vgl. Fautes, Fohnes. 

— wt.), 1) friſch Unsreiten, nicht. viel Feder⸗ 
leſens machen, immer mit nicht verbunden: faufel nicht 


134 _ 





Tange; 2) betrügen, beim Reben und Spielen; 3) Gegen 
ftände heimlich zu Gel machen, um foldes zu vernafden. 
Der Faukeler, Faukler, bie Faukel, Fuckel, Faub— 
lerei, Sudlerei. „Obwohl eichs Faukele (Lügen) nit 
treibe.” Firmenich 2, 89. In der 1. Bd. iſt es Das nd. 
fadeln Umftände machen, zaubern, oSnabrüd. faggeln 
Ausflüchte ſuchen; den andern Bd. Tiegt vieleitt das von 
Stieler angeführte Zu, fucken (Handel) zu Grund. 
St. hat 1, 357 fäuden und 1, 402 fuggern heimlich 
entwenben. 

Faul if (chein) im Ballſpiel und auch in einigen 
andern Spielen, bei denen geworfen wird, der Spielende, 
wenn er fehl wirft, er darf in biefem Spiele nicht mehr 
mitfpielen ; trifft er, fo tft der Getroffene faul. 

Faulig, Faulg f. d. t. fauler Boden, ift weft. häufig 
Rome von emarkungstheilen. 

Fauſe £_ Pl. (8), Poſſen, laufen, Faxen, nichtige 
Einbiſdungen (Sm. 1, 570), kommt oft bei Pater Abra— 
Bam vori —8 ber Zan fit m 

auften ($.), mit ber Kauf lagen, auch baier. u 
fomei. (Sm. 1, 574. St. 1, 360). ® 

Faut f. (S.), Fehler an Menfchen, Thieren und leb⸗ 
Iofen Dingen; fauteln, futteln, futſcheln beim Spiel 
betrügen (faufeln), fig. futtelm, von franz. faute, engl. 
Sault Fehler. 

Faut, Fauth, Fand, Faudt, Fauthey, Fauthei, 
Fauthie Colt.), Vogt, Vogtei, kommen in ben alten Weis⸗ 
Binen Mi 8 ©. 5 758. 

age Pl. (8. rhein.), Poffen, unwahre und laͤcherliche 
Sryäblungen, verftärft Fixefaxe; Wagemächer Voſſen⸗ 
zeißer. 


Fechtſchule, in ber (wty) Rda.: Es ſtinkt in ber 
Fechtſchule, d. h. die Sache geht nicht gut (Sm. 1, 509). 
Feder büchs Lauf der ar), Federrohr wunterrhein.ı, 
Köcher der Schulkinder zum Aufbewahren der Schreibfedern 
eberröshen heißt in Braubach bie Federnelle 
(dianthus plumarum). 
Federweiß heißt der im Gähren befindliche Moſt, 
bon feiner den Farbe, 
Segfel, Sefel n. (rhein.), die Nachgeburt bei Kühen, 
Boler has re ‚gu bie Säubern, 
ei, fai (8. Limbur. tunfel, Idſtein), falſch, (Ren: 
nerod) nicht recht vernäntlig, eig. —9 nt u, mhd. 
veige, agſ. facgi bb vom Verhäugnif zum Tode beftimmt; 
dann nichtöwärdig, bösartig. 


135 


Geier ſ. euer. 

Feierta ge nennt man. in Caub ſcherzweiſe ie Grie⸗ 
ben (ſ. d.) in der Leberwurſt, wol weil fie darin ſeltner 
find ald in der Blutwurſt. 

Feiſt m., leiſer Bauchwind; feiften, feiftern ihn 

chen laſſen. Sm. 1,577 hat Feiſt, Fiſt, fetten, fiften, 
fehfen und vgl. engl. the fizz, to fizele, franz. la vesse, 
vesser; fchon mh. vist, vist, visten, visten. 

at Seite BL (S.), Thaten, Handlungen, bf. böfe, franz. 


Feiwel m. (S.), Benennung des Teufels, wahrſchein⸗ 
lich für Teiwel; oder folte e8 aus Falanb, Voland, 
mbb. vAlant, in Senneberg Fahl, Fähl, in Frankfuri 
Fold, Fulb entftellt fein? 

Geld in der (rhein.) Rda.: über Feld gehen d. 1. eine 
Meine Reife machen. 

Feldhuhn iſt der wi. Name für Rebhuhn. 

Felgen (rhein.), Brachland zum 2. oder 3. mal pflügen, 
mbd. velgen brachen, wol von ahd. felga, agſ. fealg Enge. 

gellraffelierer m., Trommler, der auf dem Trom⸗ 
melfell raffelt. „Die Spig die made Fellrafjelirer.” 
Firmenid 2, 83. 

Fels (ahd. der feliso, die felisk) {ft in Nafjan und 
Heffen regelmäßig weiblich. 

Fennen (Selters), ſchlagen. 

Fergeln, ferkein (Montabaur, Selters), ſinnen, 
bſ. nohferkein nadhfinnen. Geiler hat: „Du folt nit 
firdelen vnd fragen, wie das müg fin; er war nicht fire 
deleht fe), er gloubt im furg.” Sm. 1, 592 hat fer⸗ 
kein öfterr. ferfeln an etwas, daran bin und her fahren, 

en, reiben, wetzen; dann übertragen an einen f. nicht aba 
laſſen, ihn mit Fragen, Bitten, Anreizungen, Verdrießlich- 
feiten zu beläftigen, und Bi paſſend ahb. fergön (Bitten, 
fordern), mhb. vergen. W. Bat firgeln quälen, vegiern 
und denft an eine Ableitung von fahren. Bol. verfergeln. 

‚ Serger, Serjer, m. Serge, Schiffmann, ahd. ferjo, 
ferigo, mhd. ferge. 
2 Gerkelftieher m. Winkeladvokat, ein weit verbreitetes 

ort, 


Term, firm (chein.), gut, vorzüglich, volllommen, 
frang. ferme, lat. firmus (eig. feit). 

Fernſen (Gaub), in die Ferne wirken: „Das Geficht 
ſernſt· d. h. nimmt fid in ber Kerne ſchön aus; bei Ade⸗ 
lung fernen, Baier. ferlen (Sm. 1, 552). 


136 


Fertig (wt.), zu Ende gebracht, in verſchiedenen je 
wenbungen, daher ganz verarmt, todkrank u. bgl., eig. 
Fahrt Bereit. Die Speife if fertig bd. fchb. He Y 
fertig gekocht, in Ofterreich fie ift Fila ausge 
geilen, nit mehr vorräthig. 

$eft.n. (thein.), wie Bob. in er Befonden Ra.: 
fein Feſt Halten d. i. zum hl. —— sehen. 

Bett, n. (weft.), 1) Bett, (OT, Schmalz xc.) zum 
Schmelzen, % {A er fettfen; 2) Strafe, bſ. Schläge, 
f. Schmier. Das Adj. hat auch die Bd. thener, koſtſpielig 

Fetze m. 1) ab= oder zugefchnittenes, auch zerriſſenes 
Stüd; 2) jedes Stüd, jedes große unförmliche Ding übh., 
aud auf Menſchen übertragen: Bepen, Sebenterl, (un 
terrhein. Ile (senyn mbp. vezze, vetze, ital. fetta. 

eudhtig (thein.), ein wenig feucht. ©. ©. 19, Ar. 136. 
eugtik ppchen n. Trinfer. 

Feuer ohne Rauch d. i. Kohlenfeuer kommt in 
alten Urkunden oft vor. 

euer, Feier m. n. (Montabaur, Selters), Iltis 
bei Sch. ift da8 Führn Iltis, Frettchen, Wiefel; ber Iltis 
heißt fonf, auch Sltiswiefel. Das franz. furet, mittellat. 
us {ft auch Iltis, Frettchen, Wieſel. 

euer, das wilde, heißt in Schwalbach eine Art 
Rofe (Krankheit). 

Feutes m. (Hadamar), foa. Haß, Sohnes, Flau— 
te8 (. d.). 

gie, Hide f. (8. Wallmerod), Taſche a einem Klei⸗ 
bungäftüde, nd. Side, baier. Ficken (I 550); nad 
Weigand d. W. wol urſprünglich ins Fr "ane ober eine 

iehefteter Beutel, mittellat. ficacium XTragbeutel, vom alts 
Fan. und portug. ficar, ital. fiecare, mittellat. ficare ans 
einheften, woher fpäter mho. vicken heften. 

Fickderill, Fickrill (Montabaur, Naffau), Vitriol. 

Tide f., ein Winkel mit einem beweglichen Knie, zum 
Auömefjen ber Stämme ber Flöße gebraudt. ©. Fickſt ange. 

ickeln (S. Wehen), forgfältig warten und pflegen, 
von Menfchen und Thieren, die durch Krankheit, ſchlechte 
Nahrung, Vernachlaͤſſigung zurüdgelommen find; fonft flicken, 
flideln, pinteln. Das Wort gehört wahrfceinlich zum 
folgenden fiden. 

Ficken (8. wt.), 1) kurze, raſche Bewegungen hin unt 
FM machen; 2) mit einem fpigen Ding (Ruthe, Gerte ıc.) 

auen. 





137 


et (8. Montabaur), Ferkel, ah. farheli, mhd. 
ferkel 

Fidmüphle f. (8. wt.), 1) eine Doppelmühle im |. 
Müpleufpiele; 2) Alles, wodurch man ſich nebenher gie 
Bortheile verfchafft. Sm. 1, 510 und Weigand 
leiten das Wort don fiden. 

in ätange £. —— um den kubiſchen Inhalt 

eines Floßes zu erorfäen, . Hide, 

“et —* Fr 18, mhd. vill 

ille (olt.), Art langen Frauenmantels, mhd. ville, 
don mhp. vi 8 Ri fel, goih. fill Kell; daher 'mbb. eville 
Belyfutter. „Auch trugen die Frauen die urgerjen in dem 
Etädten gar zierliche — (f. d.), die nennte man Fyllen, 
und war dad kleine Geſpenſe von Diſſelſet (ſJ. d.), krauß 
und eng beyſammen gefalten mit einem Same beynahe einer 
Spannen Breit, beven koſtet einer neun ober zehn Gülden,“ 
Lehr. $. 38. 


Simmer (8.), Fimmerhorn (Montabaur), Augen 
winper, zu fimmern pesr: 
Simmern (S.), 1) leiht vor, über ober neben etwas 
in und her fahren; 2) die Augen auf und zu machen, bei 
1, 532 femmern, fimmern, femmezen, fime« 
mezen flimmern, funkeln. 
Fineſſe, Sineffen BI. Schliffe, Kniffe, fonderbare 
Gedanken, franz. finesse. 
Fint iſt faſt durchgängig weiblich: Blut⸗, Buch⸗, Diftel-, 
; ahd. finko, mhd. vinke, wie nhd. ſchd. maͤnnlich. 
inte (alausa ſinta Cuv.), ein kleiner Maifiſch. 
Finkeln, funteln (thein. wt.), 1) prideln der Hände 
dor pr Kälte; wa Kalmmern der Sterne; gebilbet vom mhd. 
funkel, fünk. iminutiv von Funke, alfo richtiger füns 
fein, wie aud) baier. (Sm. 1, 544). 
inte Pl., Schliffe und Kniffe, jhon bei Stieler (im 
Ra H Finte, ital. finte Liſt, franz. feinte Lift, zunäcdft 
Trugftoß beim dechten. 
Finzchen n. (Selters, Marienberg), kleiner Finger, 
Fingerchen. 
Eippen, fippäen (weſt), fiehlen. 
Firm f. ferm. 
Fiſb (ppelig (Selters, Montabaur), unruhig, unftät; 
Kt —* I Sifden, b. 
in der (rhein. obd.) Rda.: „Faule Fiſche“, d. i. 
— * —E ungen 


138 


Fiffel, Ftizel (rhein.), Fies (Wallmerod) f., N 

Beben; 2) (fg) ſchlechte Weiböperfon, bf. Fiſſelch e. Schr 

die Si: Binde zum Zufammenbinden einer Anzahl Garn 
fäben beim Aufbafpeln; ein foldes Gebinde Garn; ahb. 
fizza, mhd. vitze, vite Fadenabſchnitt, Fadenende des alten 
Aufzugs zum Anknüpfen des neuen; |. Fiſſeme. 

Fiffeln, füffeln weft. rhein.), 1) fein regnen, fo 
auch fieg., baier. feifeln, feifteln (Sm. 1, 57115 2) von 
feinen Polen, Rötheln oder fonftigem Ausgefähr (f. d.), 

as man Faum fieht. 

Fifſeme BL. Crhein.), ausgezupfte Fafern aus Gar, 
Wolle xc. cf. Fiffel)y; Filfemen, ausfiffemen; Bei Lejfing 
figen fabenweije ab» ober auflöfen ‚ bei Sch. fiffeln zer⸗ 
zupfen. Vgl. Dwiſſen, Twiſſeme. 

Fite, Fitte (weft.), Gebärden, Flauſen, |. Grafitte 

Fitth_m. eig. Fittich (ungut Fittig, mhd. vitech, 
vöätech), befieberter Flügel, in dieſer Bd. nicht gebräudplic, 
jonbern in der fig., lieberliher Menſch, Winbbeutel, | aud 

litch. „Dat fein jo bomme Fittche.“ Firmenid) 2, 88 

Fittel, Futtel f. (weft. rhein.), liederliche Weib 

fein oft Buttelmamfell; vgl. Hundsfutt, Hunde 


Fitzen (Selters), flehten, 3. ®. eine Baine; davon 
fitzen 1) mit ber Ruthe hauen (Sm. 1, 580); 2) mit 
Worten neden. 

Fig (8. wt.), 1) fertig, bereit; 2) geſchwind; 3) gefund. 
ig, au Figfenerzeug "dad neue Streichfeuergeng; ahd. 
es geiſtesgewandt. 

Slader (S. wt.), 1) munter und a — 2) gut, 

Ks don Anfehen, von Menſchen, Thieren, Pflanzen, ein. 
Das Ab}. gehört zum Verbum fladern, bad zunäcft vom 
euer gejagt wird. 

Flähm f. (8. wt.), die weiche Haut, weldye den Bauch 
des Rindviehes mit den Hinterſchenkeln verbindet, auch bie 
Weiche bei Thieren und Menſchen, mhd. fleme, jchwey- 
Zlamme Sete Schweinefchmalz (St. 1, 376). 

Flahſen, flähfen |. flanfeln. 

Flahſtrich (8.), ſehr ſcheu, fchüchtern, vom Rindvieh, 
von Pferden, zuweilen auch von Menſchen gebraucht. 

Flai, Floi f. (8. Montabaur, Selters), falſches Ge: 
rücht, Züge; eine Flai mahen (Goaröhaufen), etwas, das 
Fr offenbar werden ſoll, unterfagen, wol zu flaiken ge 

rig. 





139 


Flaiken (Iſtein, Ufingen), dehnen, eine Sache hinaus⸗ 
ziehen, leere Vertröftungen geben; vgl. holl. vleijen, flik- 
flooijen ſchmeicheln. 

Släißen ſ. fließen. 

Flaämiſch (8.), falſch. „Im deutſchen Mittelalter hieß 
vlaͤmiſch (won Flame, Flamländer) fein gebilbet; ſchweiz. 
bezeichnet flaͤmiſch das Feine, Harte; in Schlefien grob, 
ungeſchickt, groß, plump; dieſer Bedeutung fehliept fih an 
bie Bebeutung gornig, bie da& Wor im Baier. Walde: mür- 
riſch, verdrießlich, hi es in Sie, tanken und Niedere 
ſachſen führt. In Norbböhmen findet fie ſich ebenfals und 
fe ft auch in Schlefien geläufig, mit dem Uebergang in: 
tuciſch.“ W. Im Amt Wallmerod tft fl Emſchen eRkmfigen), 
bier und da flinfchen fehielen, Jeinanden von ber Seite 
anfehen, wol von Hämifch, Flämfch abgeleitet. 

Flammeblum f. Maſſau, Braubach), Klatſchroſe, 
deldmohn (papaver rhocas.). 

Blammerz, Slammep f. SIennes. 

Slämmfen, flömmfen (it.), von ber Flamme ein 
eg ergreifen laſſen oder ergriffen werden: Haare, Kleider, 

ie Suppe. 

Slänfen, flanfeln, flahfen, flaͤhſen (Caub, Her 
born, Zoftein, Königftein), 1) zu viel, bj. dumm und höhniſch 
lagen; 2) weinen; Slanjeler, flanfelig, bon mhd. vlans 
aufgefperrted Maul, widerlich verzogenes Geſicht (noch wet 
terau. die Flans, widerlich verzogener Mund), vienzen dad 
Geſicht verzerren, fei e8 zum Weinen ober zum höhnifchen 
Lachen. ©. flennen. 

Flapp, Flappch, Flapjch f. (S. wt.), Schlag und 
Birkung desjelben; flappig, flappchig; flappen, flapps 
den. $lappes, ber Slappd 1) Poflenteißer, blödfinniger 
wa; 2) eine Art Pfannenkuchen (weiterm.). Stieler hat 
Flabbe, — Ohrfeige, W. hat ſchleſ. Fl appe Mund, 
Pe bän. ſchwed. fab, holl. engl. Hup Maul und Mauls 


Flappines (Salz U. Wallmerod), fva. Flappes. 

Blärig f. flätig. 

$larr £. (S.), Sache ober Figur, von welcher man das 
Breite, Platte verächtlich bezeichnen will, z. B. Wunde, 
Narbe; mhd. die vlarre breites Stüd, breite, unförmliche 
Wunde, baier. die Fläre, Slärren, ſchweiz. der Flaͤrren 
(Sm. 1, 590. St. 1, 377). Gin Prompt. von 1618 hat 
Slarr freier Plap, breite Wunde. 


140 


Flaſche, Fleſche f. (Selters, Montabaur), übh. Kür 
biß, Hodb. Flafenkürbiß. . 

Flaſt m (8. unterrhein.), ſtinkender Dunft von Hige 
und Denfchengebräng, Nebenform von ahb. bläst, pläst, 
agf. blaest, altn. blästr, mhb. bläst, von blafen. 

Slaf.n. 63 1) ein Heined Baͤchlein; 2) der Ablauf 
des Waſſers aus dem Brunnen, Dialeftform für Floß, dad 
in ber 2. Bd fonft, auch ſchd. vorkommt. 

Sat Slatfhen ſich (Laub), ſich unanftändig hiuſetzen; vgl. 
a 


Slatthern (8. rhein.), beſchwerlich fliegen, fliegen 
wollen, von flattern. ©. Flittch. 

Slätig, flärig, flerig, fistie, floͤrig (S. weit.), 
tein, jchön, wader, munter; gefäubert, geleert, Tabl; mhb. 
vlaetig faußer, reinlich, zierlich, chön, erhalten in unferm 
Unflat, unflätig. Ein goth. Subft. fleihs, ahb. vlät läßt 
fih aus den Meibönamen Altofleda, Audeflöda, Gundiflät 
u et 1)C Ohrfeige, Bater. bie Flaͤtſch 

at . 1) Cihein.), Ohrfeige, bater. Die en, 
die Fiaſchen (Sm. 1, 55%, ſchweig ber Flatz (St 1, 380), 
daher fLatihen, flaßen; 2) (Montabaur), Fleden, ſchweiz. 
flätſchen, pflaͤtſchen naß machen, fprüßen, wachen. 

Flattern, flattiern, flatteiern (rhein. weft.), 
ſchmeicheln, miitelholl. Nlatteren, franz. flatter eig. glatt, 
flach, eben machen, von altn. fatre eben, agj. fat, ah. flas, 
flach ſ. Sliezen. 

Flauaus, Flaugaus m. (Ufingen), unachtſamer, 
leichtſinniger Menſch, der ſtaͤts mit ſeinen Gedanken in der 
Welt herumfliegt; Gech, der es aber doch Hinter den Ohren 
bat Sm. 1, 586 hat flaugezen fladern, lodern, was viel 
—— st. Die), wenn fe 

au t eine Uhr (In Flacht A. Diez), wenn 
recht geht, nach dem Dialekt wol Fluß. 

Taufe PL. (8. xhein.), Scherze, faljche Boripiegelungen, 
Teere Ausflüchte, böfe Kniffe, Mißtrauen erregende Eigenheiten. 
laufemä er, Slaufefafper. Ahd. flösari Lügner, ki- 

lösida Blendwert, kiflös Geflüfter, mhd. vlösen lügen, baier. 

2 late (her und ba fü Reinhefen) BL, Fauf 

aute (hier a in Rheinhefien) Pl., Flauſen, 
böfe Kniffe, nd. Fleute, L; Slauaus, Flitte. 

Slautes (bier und da in Rheinhefjen) m., fva. Fau⸗ 
auß, Kap, Fohnes, Feutes. 

‚ Sledermans, Slerremaus £ (rhein.), jever Schmet- 
terling, nicht bie eigentliche Flebermans, die hier Sped- 
maus heißt. ©, Elimmermaus. 





141 


Heltablums $ (firhen, Gedamar), Atefenforde 
e ume £ (Wehen, Hadamar), Biefenftor: 
fänabel (geranium pratense); in andern ee die 
Guduksblume (Aos euculi). 

Fleiſchkräutchen n. (Montabaur), Bohnenkraut (sa- 
tureja hortensis); vgl. Suppenfräutden. 

Flel, Dialektform für Klegel | ©. 18. Nr. 132. 

Slemmermaus |. Slimmermaus. 

Slemfhen f. Mänii, 

Flennen, flönnen (. wt. auch ſchd.) 1) mit wider 
lich verzerrtem Munde weinen, |. flanjen; 2) überhaupt 
weinen, ah. flannen, mhd. viennen. Davon Flennels, 
Slennhegel, Slennfog, bier und da auch Fleunſch. 

Flennes, Flannes, Flammerts, Flammes, 
Flammetz, $lammerz.n. (weſt.), d. i. Flenneſſen, 
de im Sterbehaus nach Beerdigung der Leiche, Leichen 

mans. 

Slennfhen,flennfen Idſtein), fletfchen, |. flanfen. 

Slerig |. flätig. 

Flerremaus f. Fledermaus. 
nimdhi Fla Floßche n. (Idſtein), Löwenmaul (antir- 


um). 

glid, flück (8. wi.) fc. flüde, flügge, aͤnhd. 
find, flüd, flid, ahb.flukki, mihd. vlücke, Junachſt von 
Vögeln, auch von ber auf Glecken gelegten Frucht, dann 
von leichtem und dünnem Anzug gebraucht. 

gliden (8 ı sin), 1) lagen, auch Baier. und ſchweiz. 
Sm. 1,585, St. 1,383; 2) von ränklichen Perfonen, an denen 
immer zu beffern, zu flicken ift; in Rheinheſſen ift heraus: 
fliden, in Limburg flideln fva. fideln. 

Sliderig, geflidert (rhein.), wird von Hühnern 
eſagt beren — cas In6 Bunte fält, In Bled 
1 vlöcho, mhb. vleck, altn. flöch) gehörig. 

Slieher m., ein Heiner Nachen, der zum Ausfegen 
um Hilfeleiften Hinten an einem größern Schiffe nachgefahren 


Fliegen (Montabaur, Selter8), wandern, die Wohnung 
verändern, ausziehen (Sm. 1, 595); das Fletz, Boden, 
Stubenboden, Hausflur, Haus, Wohnung, fo Non mhd. 
vletze, ahd. flazzi, von ahd. flaz flach, eben J. Flattörn. 

Slimmer hört man hier und da (Montabaur, Schwal« 
bad) für Fimmer (f. b.). - 5 

Slimmermaus, Slemmermans f. (Boarshaufen, 
Montabaur, Schwalbach), jeder Schmetterling, (dom flims 
mernden) Glanz jo genannt. ©. Fledermaus. 


142 


Flinſchen f. Flamiſch. 
glirre f. Flitte. 
Ließ f Slitte. 
littch m. (tein.), 1) befteberter Flügel, ber Arm 
des Wenſchen Zipfel an einew Kleidungsftüd, aud) (S. rein.) 
Flittchei, Flüttchel; 2) Lieberlicher, flatterhafter Menjd, 
Windbeutel, (j. Fittch). Sm. 1,594 hatflitſchen, flitſch⸗ 
nen, flitfheln flattern, mit den Flügeln (Flitſchen) 
ſchlagen. Die Wörter gehören alle zu flattern, flittern. 
Flitte, Flirre BI. (Herborn), Fliß (rbein.), Eiger 
heiten, böfe Kniffe, |. Flaute. Sollte an eine fg. Anwen 
dung bon mhb. vlieg, nd. viet, hol. vliet, Heiner Fluß ge 
dacht werben dürfen? 
Sligen, flitſchen, ſchnippen, mit dem Daumen und 
Mittelfinger wegfchnellen. 
$ligern (olt.), mhd. vlitzern, in Falten ſchlagen 
mDiefelben Röde (ber alten Leute) waren um bie Biuſt 
aben gemüßert und geflügert; Hinten gefligert. Lebr. $. 36. 
T 


Flizen, gewöhnlicher Flixelen (rhein.), Feine Zleden 
auf Kleidern, in Getränken, gehört wol zu Flode, ahd. 
PR Boceo, floccho, mhd. vlocke, Diminutiv vlöckelin, 
agf. flace. . 

Slöhfraut, Fliehkraut n. (Idſtein, Naftätten), 
Aderfnöterich (spergula arvensis). 

Slöhpeter, Slöhpitter (rhein., weit), 1) feiger 
Mann; 2) ganz gewöhnlicher Wein. 

oi ſ. Flai. 

Lörig aflaätig. 

Lo n. Ehein, wetterau), die Straßenrinne, worin 
das ſſer abfließt. 

Flotz f. (rhein.), Floß, davon ber Floötzer Eigen 
thümer einer Floh, gewöhnlider ein Ruderknecht auf einer 


op. 

Floͤtz, Flöz f., Kanal zum Ablauf bes Waſſers, unter 
rhein. aud) Name von Gemarktheilen, inhd. vliez, mitteln. 
—F hamburg. Fleet Kanal, Fluß. ahd. das wloz, mhd, 

er fo. 

Fluaͤſch (S,), Flugaſche, die in Geſtalt weißer Kloden 
an berhuannten Körpern haͤngt, fonft auch Flugaſche 
genann! 
Bluhtf. Cxhein), gerabe Reihe, Richtung, übertragene 
Bebentung. 

Sluggras Heißt hier und ba ber Blutfennich (panr- 


cum sang). 





143 


Flummen, flumpen (Braubach, Selters, Wallme 
tob), ſchleudern, ſchlagen. 
Flunjes (Habamarı, lauger ſteifer Menſch. 
$lur, Feld, it meift m. 
$lurer, Slurter iſt cin Flacht A. Diez), ein Regen 
ſchaner, Schnee und Regen zufammen. 
Fluß, Floß m. (rhein.), ift jeder Rheumatismus. 
ſiſchen, ſchlagen, Nebenform zu flatſchen, ſ. 
at 


Flütthel ſ. Flittch. 

Flütz en (weſt.), auf dem Waſſer ſchwimmen, tranſitiv 
ob. flögen, ſchd. floͤßen. 

och, Focht f. 1) (weſt.) Windfegmüßle, auch Wanne, 
zum — des Getreides; 2) Schieber in der Ofenröhre, 
Bugbämpfer; 3) Crhein.), Sonne, Sunnefoht, Sonnene 
fäher; 4) (Limburg), auf bie Koch gehen, betteln gen 
gogen in ber Grhigung heftig Athem Holen, Hüfteln, 
Setreide reinigen, (fig.) durchbleuen; fochig Kuren. 
Sm. 4, 509 Hat fuchtig unmwillig, zornig. Im ber 4. Bd, 
gehört Foch zu Fechten; in ben andern Bd. wol zu mhd. 
vocken wehen. 

Fod erſchnaus, fortaus, weiterhin, fürberhin. 

ohnes, Fones (Selters, Wallmerod), Spaßmacher, 
ad Echimpfnamen; vgl. Faß, Feutes. 

Fohr f. (8.), die Furche, nd. die Fore; führen mit 
dem Pfluge Waſſerfurchen in ein Aderftücd machen. 

Fohs n. (Selter), Wildwachs (|. ®) 

bier, Böiger f. (8.), Schaufel, jedes Ding, womit 
man fich ſchwebend hin und ber, ober auf und nieber bewegt. 

Fortſchuſtern (rhein.), fortfchaffen, entfernen. Bon 
dem Epiel hergenommen: Schufter, ud; Schneider werben 
d. & verlieren; |. zufhuftern. 

Folge beim Urtheil ift, wenn dem Urtheilenden bie 
übrigen Schöffen ober audy die umftehenden freien Männer 
Beipflhteten, Ein unerfolgtes Urtheil ift fein Urtheil, 
& tommt nicht fiber den dritten Mann. Br. 669. 676. 
Gr. 864, 

Borz f. Farz. . ‚ 

agetichen, hin und her wedeln, zu Fittch, Fittich 


ig. 

Fraache, Fräche, Frai, eig. Frauen, dann Groß 
matter, in biefer Bd. wi. 

rahfonntag f. Frohnſonntag 


Tr 
144 


Frankreich nennen bie Steuerleute auf den Floͤßen 
das Tinfe, Heffenland das rechte Rheinufer. Kleinfrant: 
reich heißt fpottweife in manchen Dörfern ein, meiſt der 
ärmfte, unanſehnlichſte Theil des Dorfes. 

Franzörötchen n., eine Wedart, fonft Milchbröt · 
Gen genannt, wol nicht erft feit bem Tepten franzöf. Krieg 
in Deutſchland befannt. Sm. 1, 616 bat Sranzisfaneln 
Art zarter in Milk gefochten" und in Qutter geröfteten 
Mepiipeife. 

Fräs f. Breß. 

Fraſem m. (rhein.), Milchſchorf, fonft auch ſchd. Frai⸗ 
ſam, Freißam. 

Sraferlic, fräferlih, fräslich, freiſerlich, 
fraſterlich, (hein wt.), Nr, fürdterli, abſcheulich 
Goth. fraisan, altn. freista, ahd. froisön verſuchen; Daraus 

. entwidelte ſich ber Begriff Gefahr, Schreden: ahb. freisön, 

u Gefahr fein, freisig, freislih, freissam gefahrboll, freise 

uchung, Gefahr; mhb. vreisen verſuchen, Schauber em: 

un en, ußft. vreise, vreisite, wi vreise, vreisec, vreis- 

ni änhd. Frais, Fraiß, Freife, fraislich, 
reiſam. 

Fraublume f. (Braubach), Name der Orchis; vgl. 
Kathrinchen. 

Irzenttd. (vlt), mhd. vrouwenbilde, Frau. Lehr. 
$ 128. Vgl. Weibsbild, Maunsbild. 

rech (Selters, Limburg, Runfel), ühn, verwegen; 
abb. fr&h, mbb. ——— Begierig, habfüchtig, ühn, 
tapfer, frifgen Mu 

Frechte (lt.), in Aderftüct von befonberer Lage ‚ut 
Größe, dem Gehrn gsleichbat, wird oft in alten U 
erwähnt, z. B. Br. 733. 

Fed, freet, fret, friet (weſt.), herzhaft, ausdauernd, 
(von Berfonen und Sachen —æ— rauh, kalt, ſchroff, boͤſe, 
fpröbe, in Coblenz fraͤd, Herb (vom Wein), im Juͤlichbergiſchen 
nicht genug gekocht (von Speiien); mbd. vreide, vreidie 
Ba ante, tet, wild, änhb. fredig, freidig, Fraidig 

Tee. 

Sree, freh (Selters, Montabaur), 1) hart, zaͤhe, un 

ei, wiberlich ſchmecend, bſ. von unreifem ober fleinichtem 
Obſt; 2) rauh, wild, abftoßend von Handlungen der Mer 
ſchen. Das Wort feheint aus freb gekürzt, 

Breefen fröifen, Feilen. her), feiseen 
ahd. Kim an —— gl. fr&osan, em 
wetterau. baier. freufen wei en; das urfprängli a 
in Stiefel, Froſt. ©. ©. | 3, Kr. 170, 170, —* ® Tal 








145 





Brei, ganz, recht, tritt als Verſtaͤrkung vor andere 
Adj. und Abn., fich frei jatt efien, ähnlich bater. Im. 1, 606. 

Freiſamkraut heißt in Reichelsheim und auch fonft 
das dreifarbige Veilchen (viola tricolor). 

Freiſen (vlt.) verſuchen, erfahren. „Eine Sache, deren 
man nicht geſehen hatte, noch gefreyſſet.“ Lehr. $. 162. 
©. fraferlich 

greiferlich ſ. fraſerlich 

Frenſch (olt.), fränkifh, bj. frenſcher Wein. Gw. 1, 
527. In einem Weisthum von 1556 Gw. 1, 569 heißt e8: 
guten frenkifchen wein.” gl. huneſch. 

‚Freß, Srädn. (8. wi), Mund, nicht immer ver- 


aͤchtlich. 

Freßitt f. (Wehen, Idſtein), Viſitte, bezeichnend ges 
ung umgebildet. 

Freund, Freundſchaft werden an vielen Orten für 
Berwandte, Verwandiſchaft gefägt, auch baier. (Sm. 
1, 614) und ſchon mh. 

Fricko n. (Marienberg), ein munterer Hoft (|. d.); 
feg. Freude, Vergnügen, Spaß; franz. fricot Kleifchgericht. 

Srohnbote (vlt.), mhd. vrönebote, eine Hohe unvers 
Iplie Gerichtsperſon, von ahd. frön, mhd. vrön, bem Herm 
gehörig, den Herrn betreffend, woher Frohnleichnam. 

Frohnfaſten (olt.), Heilige Faſten, welche alle drei 
Monate gehalten werben, finbet fih in alten Urkunden für 
at mehr gebräudhlihe Ouatember, Ouatember- 
aſt en. 

Frohnſonntage (vlt.), heißen die A Sonntage un 
mittelbar nach den Frohnfaſten. 

Fröſchchen n. Crhein. wt.), Liebkoſungswort von Eltern 
gegen Heine Kinder; bj. wenn biefelben etwas Kälte zu leiden 

z vgl. Hämmelde, Mäuse, Schäfdhe. 

Frölüe pl., nach der Form der Hebarme behauene 
Hölyer in Hammerfchmieben. 

Bröfheblume f Graubach), Hahnenfuß, bſ. ranun- 

us acrıs. 

Froſchkeil n. Fieberklee (menyanthes trifol.). 

Sröjhkran. G.), Froſchlaich, nach S. für Fröſch⸗ 
aeräthe, woran zu zweifeln iſt. Stieler hat Froſch— 
gedärm für Froſchlaich. Für Eingeweibe fteht ſonſt Gerab 
6. d.), und fo ſcheint Froͤſchkra gekürzt zu fein aus 
te ), Ucherlicher Menſch d 

rühthen.n. (wt.), lieberlicher Menſch, an andern 
Orten in gleichem Sinne Srüchtel. 
Rehrein: Wörterbuch, 10 


146 


Fruchten (vlt), einernten; ſchd. fruchten, m. 
vruhten iſt Frucht tragen. 

Früh birchen Cunterrhein.), Frühbirnchen, nennt man 
bier und da ein frühreifes Mädchen. 

Srätig (Hadamar), munter, ſpaßhaft, Baier. und ſchwei, 
frutig, fruetig frifch, grün Coon Pflanzen), munter, ge 
fund, emjig, ausndtiam (Sm. 1, 621. St. 1, 401), goth 
fröth, fröd, ahd. fröt, fruot, ml . vruot, vruotec, vrüetee 
in denſelben Bd.; vgl. gi frathjan verftändig fein, 
mhd. vraden wohlauf an Leib und Seele, verftändig fein. 

uchſen (thein.), einen (ſich) fehr ärgern, Hart mit 
neh AA machen; Falle forma „Des hot mid 
anz ſchwernoths gefuchft.” Liebe mit Hinderniffen, Darm 
— 1859. ©. 9. 


Fuchsſchwanz m. Baumfäge ohne Bügel, aud bei 
Mepgern —E 

Fre m. (S. weft.), Vortheil, Handgriff, Geſchick, wol 
nur geihärft aus Fug, mhd. vuoe Fuge, Fuͤglichkeit, Ge 
ſchicklichkeit. 

Fuckel, Fuckler, ſ. faukeln. 

Fuddelſtaat m. (chein.), Kleidung, die Werth zu 
haben ſcheint, aber Feinen hat, franz. futil, Tat. futilis. „Aa 
feiner Fraa ehr Fuddel ſtaat.“ Lennig 44, 

Zudbern |. futtern. 

Fuder n. Wagenladung von Garben, nach den Orten 
verſchleden. 

J Fühlen (chein.), Die Hühner und Enten, durch Fühlen 
unterjuchen, ob fie Eier legen werben, lauf. befühlen. 

Fuhrbütte £., worin bie Hlein getretenen ober geftoßenen 
Trauben nad) Haufe gefahren werben, 

Buihafen, ſchlagen; vgl. virgas geben. 

Bummel £ (thein.), dicke, bſ. leichtfinnige Weiböperfon. 

Summeln (mt.), tüchtig reiben, auch ſchlagen, nd. 


fummeln, holl. fommelen, engl. fumble, mit ben Händen | 


an ober in etwas umberfahren. 


Fünf austhun (weft.), mit den fünf Fingern, mit | 


der Hand fchlagen. 

Sunfelefaufe, BL. (Iſtein, hier und da rhein.), nennt 
man das, womit man betrügt, feien es Worte, Handlungen, 
Gebaͤrden; ſ. Saufen. 

Funkelneu, funkelnagel neu (rhein.), gar —A 
es noch funkelt, neu, wie ein funkeinder, Blanter Kagel, 
fpelzernen, jplitternen. 





147 


Fünklich, finklich (S,), kopfſcheu und empfindlich, 
von Thieren, bisweilen auch von Menſchen. St. 1, 404 bat 
(en mit einer flumpfen Spige fioßen, 3. ©. vom Rinde 
mit ben Sömem, gen Menſchen mit den Füßen u. ſ. w. 
— fünklich dazı 
— f. — liederliche Weibsperſon; die ſich 
foppen laͤßt 
Fargein (antnßein), ſot heln (ein), mit d 
urcheln (unterrhein.), för ein Ishein.), ft dem 
Karft (nicht mit dem Pflug) Fur 
ger £ AH fr furia, ud baier. (Sm. 


" —5* £. Gelters, Marienberg), ber rauheſte Baſt 


vn enen (Herborn), raſch brennen, mL feurnzen, 
Baier, feurizen, feurzen, Feuer fprühen. Sm- 1, 
‚Bünkenbregel, Fürſtenb rötch en fin in Habora 


—— Borwigche.n. (thein.), Federnelle (di- 


iger fuigern, (8. wt.), 1) heimlich entwenden, 
khlen; 2) Bi. im Spiel Beträgen (futjheln). Bufder, 
3 Befufä, Befuißel, Kad Weigand d W. 
beim Ke artenmehden; vgl. engl. fuzz digen, 


ee Karten mı 
Bulet, Zuffel n(B. wt.), der geringfte Brauntwein, 


Sufper, fubber, vufper (rhein.), gehener; Baier. 
usper, wujchper munter, lebhaft, bewes 


eln. 
guß in Rda.: ſich aufbie ae hi Reiten, 
ale 


— —I 

utchen E Vwach 1) von Hühnern, welche die 
jel wegen Kälte, Kränklichleit u. dgl. hängen laffen; 2) 
® don Menfhen, kraͤnkeln, fröfteln; Adj. futſchig. Vol 


dus ch (thein.), verloren, verborben, auch ſchweiz. Gt 
1, 408), immer in Verbindung mit fein und werben. 

Futſcheln (wt.), 4) ſpa. fauteln; (. d.); 2) mit 
ben Händen fchnell hin unb her fahren, bſ. auch vom ans 


148 


haltenden Hin» und Herbewegen und fomit vom Knallen mit 
der Fuhrmannspeitſche gejagt; 3) Hubeln, pfuſchen, leicht 
darüber hinaus arbeiten. 


utteln f. fauteln. 

uttern, fubdern (mt.), zanken, ſchimpfen, fluchen 
auch ſchweiz. (St. I. 408), von franz. Jean foutrel „Der 
bot geſchennt un gefubdert.“ Firmenich 2, 75, 


©. 


(Begen der Unficherheit der Ausfpradie iſt auch N nadjanfehen.) 
Gaaft (Meichelsheim), Dialeftform für Gaaß, Geiß. 
Gabchen |. gappchen. 

Gabeikette f., Die Kette, die den Anker, wenn er uud 
geworfen ift, fefthält. 

Gabeln jich (rhein.), ſich ſchicken, paflen, 3. B. von 
einem Stüd Holz, das zu etwas gebraucht werben ſoll 
Sm. 2, 31 hat fih gaulen ſich fügen, zutragen und denlt 
an holl. gauw geſchickt, ausrichtig. 

Gadeln, gideln (thein.), heil lachen, gleichſam ſchreien 
wie Hühner und Gärfe, bj; von jungen Maͤdchen gebraucht, 
nd. Tafeln, boll. gagelen, gaggelen ; davon Gegadel, 
Segidel, |. Gidel. 

Gadern fva. gadjen; davon die Gackert Henne. 

Gadjen, gadzen (wt.), wird vom Schreien dev Hühner, 
von ‚einem ähnlichen Tone der Mäder ıc., wol aud von 
einem Singen und Epreden der Menfchen gebraucht, baier. 
gagfern, gagkezen (Sm. 2,23), ud. gaden, gagen, 
mb. gagen, gagzen, ahd. gacazen, irgiccazan, irgaceizon, 
irgiechazan; vgl. gidfen. 

Gaffel £. (rhein. unterrhein. Schwalbach), ein Mäd- 


hen, welches Vergnügen daran findet, am Fenfter oder auf. 


ber Straße ftehend alles Vorübergehende zu begaffen, 
feinen Witz zu machen und dann aus vollem Halfe zu Laden. 
a8 Wort gehört zu ſchd. gaffen. 

©affen (wt.), auseinander ftehen, von Kleivungsftüden, 
Schuhen, Wunden 2c. gebraucht, auch ſchd. 

Gaͤhhitze Jähhitze f. (thein.), eine ſchnell entftehende 

zu ftarfe Ofenwärme; baher das Verbum es gähhigt. 

GäHHo!z (Gaub), Beftell, an bem der Mift, der in 
die Weinberge fommt, aufgeladen und auf den Rüden ge 
nommen wird. 

Gaͤhh unger Crhein.), Heißhunger, bei Sch.2. Gaͤh ⸗ 
honger. 


149 





Gahlengs f. gatting. 

Gaͤhren f. Gehren. 

Gähfügig, jähftüpig, — ftipig (chein.), jäh- 
oe 2, 8 hat gähen in Eifer ober Zorn gerathen und 
gigfdnsi ce Re, asfanfig, dam (ig) aöniemg; 

ihd. gäch ſt otz ig ſenkrecht abſchüſſig, von gäh und jchweiz. 
ftogig von der Stotz faſt Tenfrehte Anfleigimg oder Ab⸗ 
haͤngigkeit der Erde oder eines Felſen. In der J Ausgabe 
von Schillers Tell 4, 1 ſteht: „So wird das Schiff zer⸗ 
ſchmettert an der Fluh (Felswand), die ſich gähftogig abſenkt 
in die Tiefe. In den fpäteren Ausg. fieht gähftrogig.. 

Sat, Gakel, Got, Baker £. (thein.), 1) eine kör⸗ 
yerlich große Ianghalfige Weiböperfon, die fi etwas unges 
ſchidt benimmt; 2) übh. eine eitle, umbeft.nd ge, alberne 
Weibsperſon, meift Schimpfnamen. Sm. 2, 15. 55 hat in 
temjelben Sinn Gadsund Gauken, Öaunfen, Oauns 
tel. Die Gak gehört zu gaken (j. db). . 

Gakeleie f., Afelei (aquilegia), 

Gakeln (rhein.), Dialektform für gaukeln, Bf. in 
Satelfpiel, Gakelwerk, wenn Schränke, Tiihe u. dgl. 
bed) anf einen Wagen geladen werben, jo daß fie ſich bes 
wegen, weil fie das Gleichgewicht nicht haben, oder nicht 
au haben fcheinen (bei Sm. 2, 24 Ganggelwerf, Gog— 
gelmerk); gafelig. 

Gaken, gigafen, mhb.gägen, gagen, gigen gagen, 
freien, wie Ins Gans; dumm ſchwatzen; Er Gans, 
chwatzhafte, dumme Weiböperfon. 

Gakſen (unterrhein.), einen dem Ton einer Beige 
ähnlichen Ton hervorbringen. Gaksbube 1) ein Erifchiger 
Junge; 2) ein Käfer, der einen foldyen Ton hören laͤßt (mas 
für ein Käfer e8 ift, weiß id) nicht). 

Gal (S. Marienberg), Dialektform für geil, wirb 
von fetten, fruchtbaren Adern und Wieſen gejagt. Die Bas 
leng, was bem Boben Fettigkeit gibt, 3. B. Schlamm bei 
Überichwemmungen. Sm. 2, 30 hat gail, die Baile in 
benfelben Bb. Die Grunbbb. von geil, ahd. mhd. geil 
if froh, luſtig Davon Gale m. Hobe, ahb. bie geilt, 
ubd. geile. 


Galbchen, gilbchen (rhein.), 1) laut rufen; 2) Huften 
und babei ſtark auswerfen, baier. een Sm. 2, 89; 
davon Galbcher, Gegalbch, Gilbcher, zu gelfen, 
mbd. galf Getön gehörig. 


150 


Galbfen (Joftein, rhein.), bellen, bſ. von 
ab. gain, mid. — — gölzen, em 
gl. Fallen. 

Oalern (eben, ), fptelen, muthwillig ringen, wie ein 
©eiler (mhd. geilaere) d. i. Muthwiliger, demes EA wohl 
iſt, wird von Thieren und Cachenden) Menfchen gebr: 

Galgenhoͤlz ſ. Dode 

Galgennägel heißen bier und da bie gelben Rüben 
(daucus carato). 

®algenrab heißt (rhein.) der Kolkrabe. 

Ball £. (d ein) wellige Stelle in Adern, in Caub 
ee it —8 30 die Gallen, Raßgallen, 

hervorquellende Fluͤſſigkeit an einer Stelle in Geld und Ader, 
wo man fie — oder eot findet. Nach W. ber 
die Galle hat, bezeichnet das Wort übh. einen Einſchluß 
von anderm Stoffe (vgl. Grießgalle, Sandgalle u.a), 
ehört alfo ir zum hochd. Galle. Alt. if galli 
geht. m Mangel, Gebrechen. 

@allera f. (S. weft.), Gallerte, mb. galreide, galrei, 
änhd. Gallrey, Gallerey. 

Galm m, (8. Limburg), Laut, lauter Schall, ſchon 
ahd. mhd. aͤnhd. Galm. 

Galoppner Heißt (in Flacht A. Diez) ber Hand⸗ 
fröhner, wol ironiſch, weil er meiit laugſam arbeitet. 

Galwern (S. Selter8), 1) vom fürchterlichen Geſchrei 
eines Hundes, der gefchlagen worden ift, zu galbfen ge 
hörig; 2) fih "erbredien, eig. kalbern. 

Samaice, Kamafche if rhein. nur männlicen Ger 
ſchlechts, franz. die gamache. Auf dem Weſterwald fennt 
man bad on nit. ©. Strafffirumpf, — 

Gammel, Gumpel, Gompel f. Chein.), alberne 
Weibsperſon, in Herborn Gompelweib, Baier. Sammel, 
Gummel (Sm. 2, 9, ſtarke ſchwab. faule und geile 
Weibsperſon, fi 9 Gummel. Davon gammeln, gam⸗ 
beln, gumpeln umherſchlendern. 

& „Samen (im T Sum, Baier, ber Ps 
paß, wille (Sm. ), Ihweiz. Gemme ed, 
lärmende Freude a 4, FOW: ri gamen, inhd. en 
rg agf. e, ie Spaß, Ergögung; 
"ii 8 igen, ſcherzen. 
anf. 


Banerbe ei) mb. ganerbe (b. i. ge-an-crbe), 
ahd. ganarbio, kanarpo, geanervo, Miterbe einer Gemein 


151 





gen mit dem Rechte zum Eintritt in die Hinterlaffen- 
ſchaft ausfterbender Mitgliever. Gr. 481. 

Ganfen (rhein.), heimlich ober auf verſchmitzte Weife 
entwenden , hebr. ganab ftehlen, jüdiſchdeutſch gavoy Dieb. 
„Un warſch (wäre es) geganft geweſt.“ Lennig 38. 

Gang (Hier und da rhein.), der alte Imperativ, geh weg! 

Gans f. 1) wie hochd.; 7 Schimpfnamen für Dumme 
Free —8 Gilt. Gw. 1, Ki Ganfert m. 

nferih, inhd. ganzo, zzo, mb. ganze, er, 
gauger; Gans hut! Shut bei Gänfen. Bo 

Ganſchen (Gaub), 1) einen fostjagen; 2) ihm einen 
Verweiß geben. Nach bem mh. gengen, d. t. gehen machen, 
darf man ein gangfen, gangzen annehmen. 

Gaͤns zun ge er, der Löwenzahn (leont. tarax.). 

Ganverſch (S. mit kaum börbarem n), Gewerſch 
(Montabaur), Gowaſch (Salz) f., eine boppelte hohle Hand 
voll, ſchleſ. Gab ſche, nd. Göpfe, Bei Sch, die Geifel⸗ 
ide, Gaubertſche, hol. — — von ahd. coufan, altn. 
geupn, mihd. gouf, , göufse, baier. öfterr. Gäufel, 
Saufen, Gafe, Fhnel,. Gauf; dgl. Tat. cavus, (hobl.) 

Gappchen, gappfen, gippden, giewden (S. 
ut), I) nad Athem ſchnappen; 2) gähnen, bei Stieler 
gapen, gappen, gapfen; nd. gaapen, agſ. göapan, altn. 
gapa gähnen, den Mund aufreißen. Abd. gowön, mhb. gi- 
wen, göuwen bb. dasſelbe und muß bei gipchen, giew« 
hen verglichen werben. 

Gappen, 1) einen fallenden Körper mit der Hand 
auffangen; 2) gähnen (beide Bed. in Braubadh). 

Garen (B. Hadamar), zerren, neden. Sm. 2, 321 
hat türen quälen, plagen, bj. aus Nederei; ärgern, ber- 
drießen; vgl. goth. kara, ahd. chara, kara, mhb. kar Trauer, 
Aloge, avon Karwoch ej und mhd. quiren feufzen. Vgl. 

armen. 

Gargel, zuweilen Gergel f. (xhein.), bie Rinne ber 
Faßdauben für den Boden, auch das Werkzeug zum Ein⸗ 
ſchneiden derjelben (auch Gergeliamm), fd. ber Gergel. 

Garings l gatting. 

Garr f. ein garrendes Spielzeug der Kinder (in ber 
Larwoche neben ber Kläpper gebraudt), vom Präteritum 
des ftarfbiegenden ahd. körran, chörran, mhb. körren, kirren 
durchdringend ſchreien, tönen; rauſchen, vom Waſſer, von 
Tieren und Menſchen gebraucht; davon garren, von her 
Sarı und von neuen Schuhen gebrauht (f. Bregeln, 
brigeln), baier. garregen, garrzen (Sm. 2, 61. 324). 

Geier Hat: „dag mülrab gig oder gar.“ 


152 





Baffaten, gaffieren, gaffatim, gaffatum 
gehen, auf den Gaſſen umhergeben, ift (mie Sm. 2, 73 ride 
tig bemerkt) durch alle Provinzen Deutſchlands bekannt, 
ſchon bei Stieler gaßiren, goßaten gehen. 

Gafjentroll f. (Caub), fih auf den Straßen ums 
hertreibende Weibsperfon; ſ. trollen. 

Baft, aber Gajchi geſprochen, iſt faſt im ganzen Lande 
ein ſchlechter, zudringlicher Kerl, waͤhrend Gaſt (wie hochd. 
geſprochen) en ehrbaren Gaſt bezeichnet. 

t, th f. Got. 


Gätt f. Reit. 

Gatterzins kommt früher auch im Rheingau vor. 
Er wurde von folhen gefreiten Gütern entrichtet, beren 
Beſitzer nicht litt, daß der Erheber über die Schwelle feines 
Hauſes träte, Diefer mußte den Zins über den Gatter 
heifchen, und durch den Gatter, ohne die Thüre zu öffnen, 
wurde er ihm hinaus gereicht. Gr. 388. Br. 385. 

Oatting, gattings, gahrings, gahlengs (Id 
ftein, Wehen), pafjend, jehiclic, bſ. Crhein.) mittelgattings 
von mittlerer Dice, vorzüglid in Bufammenfegungen: Gat⸗ 
tingsäpfel, Gatiingsfartoffeln. Sm. 2, 80 
gättlih paſſend, ſchidiich und vgl. ahd. getilös, mhd. 
getelös, getlös ungebunden, muthwillig und gataling, goth. 
gadiligg, mhd. geteling verbunden, verwandt, woher unfer 
Gatte (ahd. gegate verbunden, dann wozu pafjenb, mh. 
gegate Genofje, Gatte) und Gattung das durch Ber 
wandtſchaft Zufammengehörige). St. 1, 427 hat gattigen 
ichön ordnen; Gattig, Gattung Geftalt, Form, Art und 
Weiſe und führt dieſe Wörter auch auf Gatt in Gattung 
zurüd. Hebel hat gattig wohlgebilbe, gefällig. 

Gauch m. (vlt.), Guduf, mhd. gouch, ahd. gouh, 
kouh. „Der gauch guchzet; da ber gauch guckte.“ Gw. 1, 
524. 525. 

Gaukel m. (Hadamar, Limburg, Runfel), aus Erde 
gebadener Glüder. 

Gautel f. (Schwalbah), Schaufel. 

Gaufeln felten, |. gakeln. 

Gaulheil'n. (Hoftein), Gauchheil (anagallis). 

Gaͤuls diebe (thein. wi.) n. heißen bei ben Katholiten 
jene, welche ihre öfterliche Beicht bis auf den legten Tag 
verfchieben. 

©äulsthier n. (Seltere, Montabaur), Ropfäfer. 
Baup f. (thein.), 1) Dahöffnung, oft mit einem Laden, 
immer aber mit einem fleinen Dach, auch Gauploch, 





153 


Gauphaus, pfälz. Baube, Bande; 2) Haube mancher 

Vögel, 3. B. des Wiebehopfs, auh Gaupel, ſchd. Kaupe. 

Sm. 2, 59 hat der Gupf ber emporſtehende olbte Theil, 

3. B. eines Hutes. Ahd. iſt die Kuppha, mhd. gupfe, alt⸗ 

franz. coife Kopfbedeckung, bſ. der emporſtehende gewoͤlbte 

Fra eines Hutes, Helmes; mhd. der gupfe Spige, 
ipfel. 


Ganzen (rhein. unterrhein.), 1) bellen von Hunden; 
2) andy auf Menſchen übertragen, mbb. gouwezen (?), altı. 
KT» änhd. gaugen; bie Gauze Krankheit junger Hundes 

auzer, Gegauz. 

Gamwern (rhein. unterrhein.), den Speichel fließen 
laffen, von Kleinen Kindern gelost; ®awer, Gawerlaͤpp⸗ 
den; änhd. Gaiffer, gaiffern, jhd. Geifer, geifern. 

Gbaͤhi (Marienberg), zart, weich, 3. B. das Tuch ift 
gbahi, gehört wahrfcheinlih zu bähen. 

©ebältn. heißt am Rhein der mit Balken belegte 
Raum über der Scheuertenne, am Main und Taunus bis 
an ben Wefterwald Gerüft, im nörbl. und nordweſtl. Theil 
bed Landes Gebühn, im Gamberger Grund Tennges 
bühn, lauf. der Balfen. 

Geben. Für werden ſteht oft das perjönlicde geben: 
Ich geb’n Soldat, bu gibft’n Kaufmann, cr gibt ’n Schneider, 
wir geben Soldaten ıc. „E, guta Sohn gibt aag en gute 
Ehmann.” Liebe mit Hindernifien, Darmitadt 1859. ©. 41. 
Aus dieſer perfönl. Konftruftion, die ſich ſchon bei J. Ag⸗ 
rilola im J. 1529 findet, iſt das unperjönl. es gibt em 
wachſen. & meine Gramm. des 15 — 17. X. 3. $. 74. 

Geben (elliptiſch), Schläge geben, ohne Beifügung der 
betr. Gebärbe. 

Gebet (Nauheim), in der Ada.: ind Gebet gehen, 
in ben Konfirmandenunterricht; einen ins Gebet nehmen, 
berb zur Rebe ftellen. 

Gebidn. mbb. gebicke zur Schupwehr gegen ben 
Feind angelegte dit verwachſene hohe Hede, oft von 
beiben Seiten mit Gräben geihügt, von bicken, böcken, 
ahb. pichan ftehen, hauen mit einem ſpitzen Werkzeug, dgl. 
Biel. In Raffau waren mehrere ſoichet Gebicke, naments 
lid) das rheingau. Landgebick von Nieberwalluf über Schlangen- 
bad nad) Lorch (est, är, Diplimat. Nachr. vom Rheingau 
185 f. und_Br. 817 f.) und verſchiedene nörblid) vom Taunus 
bis auf den Befenu im Amt Hachenburg. Vgl. Sünther, 
eod. diplom. 5, 252 und Gw. 1, 595. 647. In meinem 
® über die naſſau. Ort8s und Gemarkungsnamen werben 
die Orte genannt, wo fid) Gebicke befanden. 


154 


Gebietig, folgfam, bereitwillig; aͤnhd. bietig, urs 
bietig, verbietig. 
Geblefft f. Bretten. 
Gebröds, Gebrocks n. (thein.), Heine Abfälle von 
Holz, Gemüfe ıc., zu broden gehörig, h. Gefpröds. 
Bebiänipig, gefiänepig (chein we), freigebig, 
von geben und Schnig. „Ebr ſeid doch funfi net fo geb 
ſchnuͤtzig mit dem e un Morkgehn.“ Firmenich 2, 76. 
Gebühn, Gebünn, Gebönn, Gebinn n. (8. weit), 
1) Bimmerbede f. Bün; 2) fva. Gebälk 
Gebufeme (olt.), mhb. gebuoseme, gebüseme, Bluts⸗ 
verwandter, Standeögenoffe. 
Geiig, Hr, ei, Lei (von Gech IR af 
,närriſch, eitel, von Be, em 
Wefterwald ſehr verbreitet, wird am Rhein felten gehört. 
Gebäh, Gedähts |. Gethäts. 
le, Gedelte Git.) Gedolde, Aſte, Bweige 
Gi. Dolh. „Daß fie das gedelten deſſelben Baums heym 
furen ſollen; das beſt geballe bes baums.“ Gw. 1, 537. 
edanke geben (8. weft.,, bie Gebanfen auf etwas 
richten, achtgeben, aufmerfen. 
Gedauht (rhein.), vorwärtd geneigt, jo fein, flehen, 
gehen; Nebenform von Duden. 
Gedehn, gegenfeitig viel mit einander verkehren auf 
angenehme oder unangenehme Weile, |. Gethäts. 
Gedeihen (S.), kommen, gelangen: „hönner ena (Hinter 
einander) geb. — flteitig werden; gebeih (mad dich) an 
dönn’ Vahler.“ Schon nihd. hat gedihen, änhd gedeihen 
die Bd. in einer gewiflen, nhd. in einen vollfomımneren Bw 
ftand kommen. 
Gedingbud n., worin die Arbeiten des Bergmannd 
verzeichnet, werden, von das Gedinge, ahb. gedingı, mh. 
inge Übereinkunft, Vertrag. 
ebingträger m., ber Arbeiter im Bergbau, infor 
fern ein Vertrag mit ihm abgeſchloſſen iſt. 
Gedorſtig, gebürftig (vlt), anhd. borftig, mhd. 
getürstic Fühn, unternehmenb. „Er war raiſch und geborftig 
ein gain Bi ihun; ein kühner, gebürftiger Fürſt.“ Lehr. 


Gedotzt (Gaub), dicht gedrängt, dicht zuſammenſtehend, 
von ben Beeren bed "zraubenhänget, De he, 


ſ. Doß. 
Gedrucks n. (chein. wt.), eig. Gedrucktes d. i. Drud 
Zattun. 





155 


Gebrufen (rein. main), gebrofen Auen ge 
Kömoen, aufgebunfen, wa Heintih zu —* e, ahd. druoe, 
Irös, druost, dröst, inhd. druos, druose gehörig, das aber 
* in Verlornes driusan vorausfeßt. 
an du tſchen. 


Gefach, Sefäg.n., 1) der leere Platz in einer höl⸗ 
genen Wand; 2) (hein.) jee Btheilung in ei wem Schranke, 
inhd. vach, to aud) noch baier. (Sm. 1 

Gefähr, & BE —* Sad ® =, Ir ehe 


trachten; 
ne 8 u PR, scheu She — Gefahr Her ers 
fährt). Geiler hat: ndie hum den zatt ; fo ſeind 


die seiten hund gefär einem folli haͤßlin.“ 
Gefanzeln., Dialektform für — „Un’s 
Singen hr mehr Gefranzel un @efanzel dron (am Kragen.)* 


Sefitetig erg Wiesbaden), fig und fertig, 
fti— 578 hat Fitſchel ſcherzhafte Beneimung 
eined fungen Teöhaften Mädiyend, und fatſchen eilig hin 


und 
nette cht (Dillenburg), fleiſchig, viel Fleiſch an ſich 


Seflidert |. fliderig. 

Geflut (rhein. hier und da): ber ift ni k geflut — 
er iſt leicht aufgebracht, mit ihm ift nicht zu fpaffen. 

Fi BEE erren. 

ebanal e Eu, it me), in 
— Kleidern ftedend, wie in einem Haruiſch. 

Geh, gehnje echein. 1, d. i. geb, gehen Sie, wird in 
vertraulichen —R oft als Giuleitungeform au einer Bitte 
‘ —E 9% u das! Be efjefe mit uns! Gehnſe, 

leiweſe noch dol Dal. hingehen. 

Gehanns — 
Geheien (Idſtein, Montabaur), kraͤnken, ürgen, zus 
Kummengetogen feien. (St. 2, 31. Sm.2, 132). H. Sachs 
as gheyſt mich; die Armut mich geheyt.“ P. 
RR bam bat: „Was keyen wir und N Biefen Kahl⸗ 
kopf.“ ei Wort hat zunächft den Begriff einer übertrier 
* Srigfalt; vgl, ungeheit, verheit unb das fols 
Geheiglich Crhein.), jeden, behaglich: ich fühle 
Fu Al FAN rs in biefer Pan ee Pa 


156 


Geheligniß, Geheugniß f. (rhein. Selten), Theil 
nahme, Troft, von ahd. haien, gehaien, mhb. heien, ge- 
heien, "heigen egen, pflegen, ſchuͤtzen (woher aunfer hegen). 

Geherigd, Dialektform für gehörig, wie fih gehört. 
n& geherigber Mad tftarker Markt); je hun fi vor e > 
FH Au geherigd gebroffe (getrunteny. “ Firmenich 2, 


Gehirzt, von Ochſen, Die gut eingefahren find und 
alle körperlichen Vollfommenheiten guter — haben. 
Clara Häßlerin (15. 35.) Hat: „Deine Augen ſind gen 
im gehirt“ (gegen ihn gerichtet). Iſt Died dasjelbe Wort? 

Sehningt emo), nachher, nachgehends. 

Gehn in g f. (weit.), Gegend. 

Gehören nimmt (thein. hier und da) mein, Dein 
flatt. mir, dir zufih. Auh Goͤthe (1, 147), jagt: „Und 
mein gehört die ganze Welt.“ 

Gehren, Öähren, Gehrn, Gern, Giern, Sie⸗ 
ren, Göbrn m, we), Schoß, mhd. gere, ahd. kEro, 
keilförmiged Stüd; Aderbeet, das feilförmig zwijchen andern 
legt; Zwickel an einem Kleid; dann Shop (Saum bes 
Kleides); — die —— Schuͤrze, zuleßt Schoß, 
fo auch baier. ( 62) und nd. (Sch. ). Nach dem frähern 
Recht wird Een he Frevler, Verurtheilte am Gehren 
ergriffen; ber Käufer wird am Gehren ergriffen, an das 
getaufte tz geführt und fo in Befiß gefekt. BRh. 657, 666. 


fast n. (Rennerod), Gemüfe and geftoßenen 
Kartoffeln und Kpfeln ‚ „ber aus Kraut und Bohnen, ober 
gelber Rüben ER fat tehr, ii B2, 
eier (8.), unerfättlich, wolfig; geier, kehr, kie hr, 
Eierich, för (8. weft. ıhein.), Mae wäbleriich, bj. im 
fen. „Unni 8, — ehr mod), nn glob Fa un —X et 
Lennig 55. ft unfer 
gierig nad — ſe In im vie. — vi — geier, 
geyer waͤhleriſch begierig in Speifen. 
Geierig, Dialeftform für gierig, geigig. 
& Sein ® en), ber Sonnen, Ka —E 
onne einen Eid abzulegen, war eine alte tögewohnheit. 
Bir. 642. Gr. 805. a uenoh 
Geiftern (thein.), quälen, ängftigen. Sm. 2,79 Hat 
in bemfelben Sinne gaiften, geiften, geiftern und vgl. 
goth. ge aufregen, erfchreden. 
Good m. (mt.), verächtlihe Benennung ber 
Schneider, |. Bod, . 





157 


Geiz m. (thein.), eigenthümliches Ge in den Finger⸗ 

ſpißen Bei ſtarker Pr wenn man —E dir 

Geiz £. (chein. unterrhein.), 1) gewiſſe Schößlinge an 

Weinreben, auch an Pflanzen und ——cc—— — (fd. der 

Geiz), daher geizen diefelben abbrechen, vgl. Keit; 

2) Engerling des Maifäfers, auch gewiſſe andere ähnliche 
en. 


Geiz (Schwalbach), eine Haut in den Därmen, bie 
der Mepger beim Schleimen entfernt. [ 

Gefehrt, in der Crhein.) Rda.: „Wan barfd nicht fagen, 
bie Stube tft nicht gekehrt,” d. {. e8 find ‘Merfonen (bj. 
Rinder) da, Die es nicht zu Hören brauchen. 

Gekinen (vom Taunus bis Weſi., gekeimt, Part. 
Praͤt. von mhd. kfnen, ahd. ehdnan, goth. keinan auffpringen, 
leimen, noch bei Geiler kynen. 

Geknoen lautet in der Umgegend von Mainz bas 
ſtarke Part. Praͤt. von dem fonft Thwatsbiegenben knien. 

Gekraäut n., hier und ba weft. fon. das rhein. Gruͤnes, 


Sefrüg.n. — die Abfälle vom Gemüfe, womit 
man das Vieh füttert, |. Grotzen. 
Gél (mt), Dialeftform Mr gelb (ahd. gelo, Gen. 
tzelawes, + gel, Gen. gölwes) in verjchiebenen Ableitungen 
md. 3fj.: Gelert, Geling, Geleng, Gelinger (Gold- 
ammer, hier und ba auch Goldamſel), Geljchneiber (sala- 
mandra maeulosa, Laur.); gelföft, gelfüftig en auds 
ſehend, dann auch neidiſch) von Perfonen gejagt, päter laf. 
ilvas; vgl. blagföft. 
Gelätſch n. (thein.), Näffe, bie durch verſchüttetes 
Bafler entftanden iſt, ſ. lätſchen. 
Gelenk n., Schlupf im Seil bei Rheinſchiffern, daß 
ſchd. Gelenk in engerer Bd. 
Gelitten, ftarke8 Part. Praͤter. ſtatt des ſchwachen 
geläutet, hört man hier und da, auch baier. (Sm.2, 523). 
Auch Pater Abraham jagt: „Die Gloden haben gelitten.” 
Geliwwert (xhein.), d. t. geliefert, geronnen, vom 
Blut gebaut; nd. lewern gerinnen machen, mhd. liberen, 
ahd. liborön, giliberön gerinnen. 
Gell (chein. wt.), feine ober wenig Milch gebend, von 
einer Kuh gebraucht, die im Laufenden Jahre nicht kalbt, 
Baier. galt, fehle. gelbe, bei- Stieler gell, gelt, gölt, 
goͤrd, fpäter add. gialt d. I. gi-alt, mhb. galt, galte, 
gleihfam nicht friſch melkend. . 


158 


Gelſter CHerborn, Runkel, Limburg), flart, bj. von 
ber Wärme gebraudt: „Die Hike ift ak mbb. gelster if 
laut, hell, von Ton und lang der Stimine gebraucht. 

elt, gelte, geltefe, gell, gelle, gellefe, (gelte 
Sie), nicht wahr? if in Ralen fehr verbreitet. ©. meine 
Grammatik des 15 — 17. 35.2. 6. 276. 

Gelten (Montabaur, Selters), kaufen. : 

Gelung, Glüng &. wt.), Lunge und bie fämmtlichen 
ebleren Eingeweibe, fo auch Baier. (Sm. 2, 484) und ſchon 
Bei Alberus (1540). 

Seränzig (Schwalbach), Gelüfte Habenb, lüftern, mhd. 
gelustec begehrlic. J 

Gelze, Geiz, Gilze, Gilz f. (weſt.), verſchnittenes 
Mutterfhwein, Baier. Balz (Sm. 2, 46), jbweiz. Galz, 
@o1; (St. 1, 418); ahb. galza, gelza, gelze, mhb. gelze, 
Ih gilte junges weibliches, nicht immer verſchnittenes Schwein; 

tfleb. (1475) Ite verſchnittenes Mutterfchwein, PDän. 
galt verfchnittener Eher. 

Gemach (thein.), Ieife, nicht laut, vom Begriff der 
Bewegung auf den Laut Übertragen, wie auch Iangiam. 

Gemäd, Gemädtn. een) Beugungsglied, Dann 
auch Unterleib, ſchon ahd. gimaht, gimshti, mhb. gemaht, 
zunãchſt Beu; unguermögen des Mannes. 

Gemahd f.PI. Gemahre (cbein,) Reihe gemäß ten 
Graſes, wetterau. Gemahde, mhd. mäde, |. Mahd. 

Gemarf f. (thein.), Bemerkung (thein. wt.), das 
Granbeigentgum einer Gemeinde, änhd. die gemargt, ge» 
mard. Gw. 1, 557. 571, mb. die marke, marc, bie ge- 
marc, gemarkunge, ahd. die marcna, das erke, goth. 
marka. Gemark ift aud die Graͤnze der Gemarkung. 

Gemaunz.n. f. maunzen. „Do hot mer dad Ge— 
brumm von ber so un das Gemaunz von bem Hahne 
Gezaͤwwel de ganze Daak um ſich erum.“ Datterih 6. 

ſadtpein bat noch vielfach die edle Bb. leutſelig, 
ge % 

Gemorre m. (Wallmerod, Rennerod), Kamerad, Bei- 
ſpanner. Burggraf Albrecht von Kirchberg nennt in einer 
Urkunde von 1417 im allen Scherz feine Gemahlin feine 
ehelihe Gemore, aͤhnd. und —5 (St. 2, 24) iſt bie 
Moor, Moore Zuchtſau. Sollten alle diefe Wörter zus 
fammenhängen? 

ae and | mummeln, 

emuͤtſcht, gemitfcht (xhein.), gelaunt, eig. gemügt 
(bei Luther bonam mutzam FR — von Kelpe, s 


159 


Genenbel, Geſchneubel QUfingen), tabelfüchtige Ge⸗ 


Geneußig, genaͤißig, gnaßig (8.), 1) begierig beim 
Eſſen und Trinken, gerne — Ehein.) ungeneußig 
in derſelben Bd.; Dt fparfam. 

Genung, "genunf eben, wt.), genug, ſchon aͤnhd. 
genung, genungk, ahd. inhd. Ben the hat oft 
genung nnd zwar im Reim und außer bem Reim. 

Gepifpel n. (wi), heimliches Geſpraͤch, f. pifpeln. 

Geplänz n. (rhein. unterchein.), das Gepflanzte. 

®erab Se Taunus), Engerab (Schwalbach) n. 
fig. Geräh, die oben Gingeipeibe des gefchlachteten efbaren 
Wieres, baler. Gereb (Sm. 3, 5), wol Kollektiv von mhb. 
ref, ahd. röf, hröf Leib, Bärmutter, agf. hrif, Bärmutter; 
gl. lat. corpus Leib. 

Geracktevoll, gebrängt voll, — ſchweit 

rageltvoll von grageln wimmeln Drau 
[en die gang Ga| N geracktevoll — “Et 

Geräbevoll, gerärevoll, gererenoli “ Then.) 
gebrängt voll, zu täten (j. Reiter) ehörig. 

Geräffel, Bereffel n: (thein.), Gerumpel, Bf. Lum⸗ 
Femad don Menfhen; alt ©. alte mag jere Weibsperfon; 

bei Sm. 3, 59 Geräffel, Beräffelwert: von raffen. 

Beräth, Gräth n. (Diez, Limburg, Frankfurt), 

ige in — Bd. als das hd. Gerah; Gräthfel 
gr — üftig, mit lebhaften Lraͤ 

eraft (thein. unterr! ), tüftig, mit lebhaften t 
mit Lebensfriſche augeftattet. s fen, 

Geraupert (Montabaur, Wallmerod), geartet, Bf. 
von Heinen Kindern gebraudt; ift an Raupe, Räupling 
6. d.) zu denken? 

Gerberhund, in der rhein. Ada. „er Fopt, wie ein 
Ge, vom Berbum gerben fpeien, kotzen, eig. Beim Eſſen 
wärgen, fo auch in andern Gegenden Deutiehlande. S. W. 26. 

—— heißt (mehr im ſüdl. Theil des Landes) 
bie ganze Hofreite, Haus mit Garten 2c., dann aud (mehr 

nal. ei we Gemarkung, alfo der Bezirk bed Ge- 
richtes. 

Gerei 2 das gefammte Schiffergeräthe; holl. gereide, 
gerei iſt übh. Geräthe. 

— FH „Und felten noeh werben, fo 
muften fie geben zu Schagung an gereidem Gold bey drei 
Raufend Gülben von Kloreng.“ Lehr. $. 188. wis 


142 


Flinſchen ſ. Flämiſch. 
Slirre f. Flitte. 
ließ f. Flitte. 5 
Littch m. (rBein.), 1) befieberter Flügel, ber Arm 
des Menſchen, Bipfel an einem Kleivungsftüd, auch (S. rhein.) 
Flittchei, Flütthel; 2) Lieberlicher, flatterhafter Menſch, 
Windbeutel, (j. Fit). Im. 1,594 hatflitjchen, Flitich« 
nen, flitſcheln flattern, mit den Flügeln (Flitſchen) 
ſchlagen. Die Wörter gehören alle zu flattern, flittern. 

Zlitte, Zlirre BI. (Herborn), Fliß (rhein.), Giger 
heiten, böfe Kniffe, |. Flaute. Sollte an eine fg. Anwen 
dung bon inhd. vliez, nd. viöt, hol. vliet, kleiner Fluß ge: 
dacht werben Dürfen? 

Flitzen, flitfhen, fepnippen, mit dem Daumen und 
Mittelfinger wegfchnellen. 

Fligern (vlt.), mhd. vlitzern, in alten fchlagen 
„Dieſelben Röde (ber alten Leute) waren um die Bruft 
som gemügert und geflügert; Hinten gefligert. Lebr. $ 36. 

25. 


Flixen, gewöhnlicher Sligelen (rhein.), Feine Flecken 
auf Kleidern, in Getränken, gehört wol zu Flocke, ahd. 
focho, Hooco, Roccho, mhð. vlocke, Diminutiv vlöckelto, 


agſ. flace. 

Flöhkraut, Fliehkraut n, Edſtein, Naftätten), 
Aderfnöterih (sperguls arvensis). 

Slöhpeter, Zlöhpitter (rhein., weit), 1) feige 
Mann; 2) ganz gewöhnlicher Wein. 

Fiotf. Slai. 

Flörig 1. flätig. 

Toß n. (rhein, wetterau ), bie Straßenrinne, worin 

das Wafler abfliept. 

Blog f. (thein.), Floß, davon ber Kläger Eigen 
thümer einer Floß, gewöhnlicer ein Ruderknecht auf einer 


op. 
Flötz, Flöz f., Kanal zum Ablauf des Waſſers, unter: 
thein. aud) Name von Gemarktheilen, inhd. vliez, mittelnd. 
viet, hamburg. Sleet Kanal, Fluß. ahd. das vloz, mhd, 


er Loʒ. 
Bluafe (8,3, Flugaſche, die in Geſtalt weißer Flocken 
an verbrannten Körpern hängt, fonft auch Flugaſche 


int. 

Sluchtf. Crhein), gerade Reihe, Richtung, übertragene 
Bebentung. 

Fluggras heißt hier und da ber Blutfennid, (pani- 


cum sang). 





143 


Flummen, flumpen (Braubach, Selters, Wallmes 
tod), ſchleudern, ſchlagen. 

Flunjes (Hadamar, Langer ſteifer Menſch. 

Flur, Feld, iſt meiſt m. 

Slurer, Slurrer iſt Cin Flacht U. Diez), ein Regen 
ſchauer, Schnee und Regen zufammen. 

Fluß, Floß_m. irhein.), ift jeder Rheumatismus, 

a tsen, ſchlagen, Nebenform zu flatfhen, f. 


fd. 
glätten ſ. Flittch. BR M 

Tügen — — auf dem Waſſer immen, tranfitiv 
obd. Flözen, hd. flößen. 

Foch, Focht f. me, , Windfegmühle, auch Wanne, 
zum Reinigen bes Getreides; 2) Schieber in der Dfenröhre, 
Bugbämpfer; 3) Crhein.), Sonne: „Sunnefocht, Sonnen 
fäder; 4) (Limburg), auf die Foch gehen, Betteln gen 
Soden in ber GCrhigung heftig Athem holen, hüfteln, 
Getreide reinigen, (fig.) Burdjbfegen; Mo — 
Sm. 1, 509 Hat fuctig unmwillig, zornig. In ber 4. © 

het es au fechten; im ben andern Bd. wol zu mhd. 
en wehen. 

Fod erſchnaus, fortaus, weiterhin, fürberhin. 

Sohnes, Fones (Selters, Walmerod), Spaßmacher, 
ad © impfnamen ; vgl. Fatz, Feutes. 

Fohr f. (8.), Die Furche, nd. die Fore; föhren mit 
dem Pfluge- Waflerfurchen in ein Aderftüd machen. 

8058 n. (Selters), Wildwachs (ſ. 2) 

Söier, Foiger f. (8.), Schaufel, jedes Ding, womit 
man fich ſchwebend Hin uub ber, ober auf und nieber bewegt. 

Fortſchuſtern (rhein.), fortfchaffen, entfernen. Won 
dem Epiel hergenommen: Schufter, auch Schneider werben 
d. 6 verlieren; |. aufhuftern. 

wrighe Beim — iſt, wenn dem Urtheilenden die 

en Schöffen ober auch die umſtehenden freien Männer 
teten. Ein unerfolgtes Urtheil ift Fein Ih Ki, 
Si fommt nicht über den britten Mann. Br. 669. 


gr Sarz. 
en hin unb her webeln, zu Fittch, Fittich 
s Brando, Bar Frai, eig. Frauchen, dann Große 
mutter, in dieſet Bb. 

Graffonntagt. Frohnſonntag 


Slat 


144 


Frankreich nennen die Steuerleute auf den Flößen 


Freß. 
Fraſem m. (hein.), Milchſchorf, ſonſt auch ſchd. Frai⸗ 
ſam, Freißam. 

Fraſerlich, fräſerlich, fräslich, freiſerlich, 
fraſterlich, (chein wt.), ſchreclich, fürchterlich abſcheulich 
Goth. fraisan, altn. freista, ahd. freisön verſuchen; barans 

. entwidelte ſich der Begriff Gefahr, Schreden: ahd. freisön, 
in Gefahr fein, freisig, freislih, freissam gefahrvoll, freise 
Verſuchuug, Gefahr; mhb. vreisen verfuhen, Schauder em: 
pfinden, Subft. vreise, vreisite, wol. vreise, vreisec, vreis- 
A änhd. Frais, Fraiß, Kreife, fraistid, 

reiſam. 

Fraublume f. (Braubach), Name der Orchis; vgl 
Kathrinchen. 

Frauenbild et) mb. vrouwenbilde, Frau. Lehr. 
$ 128. Bol. Weissbild, Mannsbild. 

Frech (Selters, &imburg, Runtel), kühn, —— 
ahd. fröh, mhD. vröch ungezaͤhmt, begierig, habfüchtig, Kühn, 
tapfer, friſchen Muthes. 

Frechte ult.), ein Ackerſtück von befonderer Lage und 
Größe, dem Gehrn vergleichbar, wird oft in alten Urkunden 

nt, 3. B. Br. 733. 

Fred, freed, fret, frietcweft.), herzhaft, ausdauernd, 
(von Perfonen und Sachen m gelog), rauh, kalt, ſchroff, böfe, 
fpröbe, in Coblenz fraͤd, Herb (vom Wein), im Juͤlichbergiſchen 
nicht genug getoit (von Speilen); mhd. vreide, vreidic 
—I ed, wild, änhd. frebig, freidig, fraidig 

. free. 

Free, freh (Selterd, Montabaur), 1) hart, zähe, un 
reif, widerlich jhmedend, bſ. von unreifem ober feinichtem 
Obſt; 2) rauh, wild, abftoßend von Handlungen Den 
ſchen. Das Wort feheint aus Fred gefürzt. 

Freeſen, fröifen, freifen(S. Marienberg), frieren, 
abb. friosan, mhb. vriesen, agj. fröosan, frysan, engl. freeze, 
wetterau. Baier. freufen, froifen; das urjprünglice | ned 
in Stiefel, Froſt. S. ©. 23, Nr. 170, 


145 





13, techt, tritt als Verſtaͤrkung vor andere 
Adj. % — frei ſatt effen, ai bater. Sm. 1, 606. 
Freifamtraut heißt in Keichelsheim und and) fonft 

das breifarbige allen (viols tricolor). 

Ben (oft.), verfuchen, erfahren. „Eine Sache, deren 
man nicht —* "Hatte, noch) geftepffet.= Lehr. & 162. 
©. fraferlig. 

reif erlich ſ. fraſerlich 

— a, fraͤnkiſch, pi frenfcher Wein. Gw. 1 

827. In einem Weiöthum von 1556 im 1, 569 Heißt e8: 
„guten frentifchen wein.“ Vgl. huneſch. 

ge Fräs o. (S. wt.), Mund, nicht immer ver- 


Bregie f. (Wehen, Idſtein), Wıfitte, bezeichnend ges 
ung umgebild 

ande Freundſchaft werden an vielen Orten für 
Berwandte, Dermanbtidaft gejägt, auch baier. (Sm. 
1, 614) uud ſchen mhd. 

ricko n. (Marienberg), ein munterer Hoſt (f. d.); 
fieg. Freude, Bergnügen, Spaß; franz. fricot Fleiſchgericht. 

Frohnbote (vlt.), mhd. vrönebote, eine hohe unvers 
legliche Oerichtsperfon, von ahd. frön, mhb. vrön, dem Herm 
gehörig, den Herrn betreffend, woher Frohnleichnam. 

Srohnfaßen vlt.), heilige Zaften, welche alle brei 

‚ehalten werben, findet ſich in alten Urkunden für 
ji et mehr gebräuchliche Duatember, Ouatember:- 
aften. 

Srohnfonntage (vlt), heißen die 4 Sonntage uns 
mittelbar nach den Srohnfaften. 

Froͤſchchen n. Crhein. wt.), Liebkoſungswort von Eltern 
gegen Fleine Kinder; bſ. wenn diefelben etwas Kälte zu leiden 
hatten; vgl. Hämmeldhe, Maͤusche, Schäfhe. 

—28 pl., nad der Form ber Hebarme behauene 
Hölger in_Hammerfchmieben. 

Geöfgestunt f. Graubach), Hahnenfuß, bſ. ranun- 


lus aeris. 
Froſchkeil n. Fieberklee (menyanthes trifol.). 
Sröjhfra.n. (S.), Bi, na 8. für srsig- 
neräthe, woran zu zweifeln ift. Stieler hat Froſch— 
ge arm für Froſchlaich. Kür Eingeweibe fteht ſonſt Gerab 
d.), und fo ſcheint Froͤſchkra gekürzt zu fein aus 
Besläyrer M liederlicher Menſch 1 
rühtchen n. (wt.), liederlicher Menſch, an andern 
Drten in gleihem Sinne Frücht el 
Kehrein: Wörterbud. w 


146 


Fruchten (vlt), einernten; ſchd. fruchten, mäb. 
‚vrahten ift Frucht tragen. 

Frühbirchen Cunterrhein.), Frühbirnchen, nennt man 
bier und da ein frühreifes Mädchen. 

Frhtig (Hadamar), munter, ſpaßhaft, baier. unb ſchweiz 
frutig, fruetig friſch, grun (von Pflanzen), munter, ge 
fund, emfig, ausndtiam (Sm. 1, 621. St. 1, 401), goth 
fröth, fröd, ahb. fröt, fruot, mbd. vruot, vruotec, vrüetee 
in denſelben Bd.; vgl. gi frathjan verftändig fein, 
mbb. vraden wohlauf an Leib und Seele, verftändig fein. 

Fuchſen (xhein.), einen (ſich fehr ärgern, Hart mit: 
nehmen, fuhswild machen; fuchfig zornig. „Des hot mid 
Rs weeneche gefuchft.* Liebe mit Dinderniſſen, Darm 

t . ©. 9. 


abi 

Fuchsſchwanz m. Baumfäge ohne Bügel, auch bei 
Mebgern gebräuchlich. 

- Fud m. (S. weft.), Vortheil, Handgriff, Geſchick, wol 
han EFT aus Fug, mhd. vuoc Fuge, Fuͤglichkeit, Ge 
iclichkett. 

Fuckel, Sudler, ſ. faufeln. 

Sudbelftaat m. (thein.), Meldung, die Werth zu 
haben ſcheint, aber feinen hat, franz. futil, Tat. futilis. „Aach 
feiner Fraa ehr Fuddel ſtaal.“ Lennig 44. 

Fuddern |. futtern. 

Fuder n. Wagenladung von Garben, nach den Orten 
verſchleden. 
. Fühlen (chein.), die Hühner und Enten, durch Fühlen 
unterſuchen, ob fie Eier legen werben, Iauf. befühlen. 

Suprbütte £., worin Die Hein getretenen oder geftoßenen 
Trauben nad) Haufe gefahren werben. 

Fuihafen, ſchlagen; vgl. virgas geben. 

Fummel f. (thein.), dicke, bj. Teichtfinnige Weiböperfon. 

Fummeln (wt.), tüchtig reiben, auch ſchlagen, nd. 
fummeln, hol. fommelen, engl. fumble, mit den Hänben 
an ober in etwas umberfahren. 


Fünf austhun (weit.), mit ben fünf Fingern, mit | 


der Hand ſchlagen. 


Funtelefaufe, BL. (Ihftein, hier und ba zhein.), net | 
man das, womit man betrügt, feien es Worte, Handlung, | 


Gebärden; ſ. Haufen. 

Funkelneu, funfelnagelneu (thein.), ganz men def 
es noch funkelt, neu, wie ein funkelnder, blanfer Nagel, |. 
fpelzerneu, ſplitterneu. 





u DEE 


147 


Fünklich, finklich (3.), Eopfichen und empfindlich, 
von Thieren, bisweilen auch von Menſchen. St. 1, 404 hat 
— mit einer ſtumpfen Spitze ſtoßen, z. B. vom Rinde 
Shen ng von Beulen mit den Füßen u. ſ. w. 

rt fünkli 

uppel £& (rhein.), Tieberliche Weibsperſon; die ſich 
foppen Läßt? 


ü 
angeln unterthein.), fördeln (thein.), mit dem 
Een) Bone lat. —e baier. (Sm. 


, 553). 
Fürkraßz f. (Selters, Marienberg), der rauheſte Baſt 
dom 


Surnfen (Herborn), raſch brennen, mel feurnzen, 
Beier, feurizen, feurzen, euer ſprühen. Bm 1, 553). 
a rehel, Fürſtenbrötch en ſim Herborn 
ebre 
arms, Borwigden. u Gebernelle (di- 


J eln, (S. wt),1 d 
EBERLE 7353 
u er eru efu e ” eigan 
N. Beier Rartenmijchen; vgl. engl. fusz a 


a Karten nehmen, joe, 
Sufel, Zuffel m. (8. wt.), ber geringfte Branntwein, 


pen, fußber, vufper (rhein.), gehener; baier. 
fhwäb. fhweiz. Busper, —XRX — lebhaft, bewege 
üch; vgl. wiſpeln. 
Fuß in den Rda.: ſich auf die Hinterfüße ſtellen, 
d. i. ſich wehren, vertheidigen, wie fe, Wildſchweine 
u. a Thiere thun; einem die Füße abtreten, di oft 
au ihm kommen. 
ne Subesi m. (Selter$), Buzbaum, Buxmai. 
ujfeln 
len (8. Schwalbadh), 1) von Hühnern, welche die 
wegen Kälte, Fr fit u. dal. hängen laſſen; 2) 
ge or Menfchen, kränkeln, fröfteln; Adj. futſchig. Vgl 


Futſch (thein.), verloren, verborben, auch ſchweiz. (St. 
1, 408), immer in Verbindung mit fein und werben. 

Futſcheln (wt.), 1) fon. fauteln; (f. d.); 2) mit 
ben Hänben fehnell hin und Her fahren, bſ. au vom. an 


148 


haltenden Hins und Herbewegen und fomit vom Knallen mit 
ber Fuhrmannspeitihe gejagt; 3) hudeln, pfufchen, leicht 
darüber hinaus arbeiten. 
Sun nen ), zanſen, ſch P 
uttern, fuddern (wt.), zanken, ſchimpfen, achen, 
auch fchweiz. (Bt. I. 408), von franz. Jean foutre! „Der 
bot geſchennt un gefuddert.” Firmenich 2, 75. 


©. 


(Begen der Unficherheit der Ausſprache ift auch N nadhgnfehen.) 

Gaaſt (Reicheldgeim), Dialektform für Gaaß, Beiß. 

Gabchen f. gappchen. 

Gabeikette f., die Kette, die den Anker, wenn er aus 
geworfen 9 feftbäilt. 

Gabeln ſich (chein.) fich fchiden, paffen, 3. B. von 
einem Stüd Hola, das zu etwas gebraucht neben fol. 
Sm. 2, 31 bat ſich gaulen ſich fügen, zutragen und denkt 
an Boll. gauw geſchickt, ausrichtig 

Gadeln, gideln (rhein.), ru lachen, gleichfam fchreien, 
wie Hühner und Gaͤnſe, bſ. von jungen Mädchen gebraucht, 
nb. Tafeln, holl. gagelen, gaggelen; davon Gegadel, 
Segidel, |. Gidel. 

Sadern va. gadfen; davon bie Gackert Henne. 

Gadfen, gadzen (wt.), wirb vom Schreien dev Hühner, 
von ‚einem ähnlichen Tone der Näder ıc., wol aud von 
einem Singen und Sprechen der Menfchen gebraucht, baier. 
gagfern, gagkezen (Sm.2,23), änhd. gaden, gagen, 


mbD. gagen, ‚en, ahd. gacazen, irgiccazan, irgaccizon, 
jechazan; dgl. gickſen. 
Gaffel £. (ebein, unterthein. Schwalbach), ein Mäd: 


Gen, welches Vergnügen daran findet, am Fenfter oder auf, 
ber Strape ſtehend alles Vorübergehende zu begaffen, 
feinen Wit zu machen und dann ans vollem Halfe zu laden. 
Das Wort gehört zu fd. gaffen. 

Gaffen (mt.), auseinander Reben, von Kleidungsftüden, | 
Schuhen, Wunden 2c. gebraucht, auch ſchd. 

Gaͤhhitze dabtige £. (chein.), eine ſchnell eutſtehende 

zu ſtarke Ofenwärme; daher das Verbum es gaͤhhitz i 

Gaͤhholz (Caub), Geſtell, an dem der Mift, ber in 
bie einberge Gomımt, aufgeladen und auf den den ge 
nommen wir 

Gaͤhh unger Crhein.), Heißhunger, bei Sch.2. Gaͤh⸗ 
honger. 


149 





Gahlengs f. gatting. 

Göhren |. Gehren. 

menmtnig, Jakübip,  Ribte Chem), IB 
Hu ; Sm. 2, 28 bat gähen in Eifer oder Zorn gerathen und 
In — eig. fteil, abſchuüſfig, dann (fig.) gaͤhzornig; 

sähftogig —— von gah und jchweiz. 
ſtoßig von der Stoß faft ſenkr— te ufelgung ober Abs 
bängigfeit der Erde R44 — Felſen. In der J. Ausgabe 
von Schillers Tell A, 1 ſteht: „So wird das Schiff zer⸗ 
ſchmettert an der Fiuß Felswand), die ſich gähſtotzig abſenkt 
in die Tiefe. In den fpäteren Ausg. ſteht gähftrogig. 

Bat, Gakel, Got, Gaker k. (thein.), 1) eine für 

ich große Ianghalfige Weibsperſon, bie fh etwas unge 
chickt benimmt; 2) übh. eine eitle, "unbeft ‚nd ge, alberne 
Weibsperſon, meift Schimpfnamen. Sm. 2, 15. 55 bat in 
temfelben Sinn Gadsund Banken, ©aunfen, Gaun⸗ 
tel. Die Gak gehört zu gaken (j. v. 

Gakeleie f., Afelei (aquilegia). 

Gakeln erhen.), Dialektform für gaufeln, bf. in 
Gatelfpiel, Gakelwerk, wenn Schränke, Tiſche u. dgl. 
hoch anf einen Wagen geladen werben, jo daß fie fi bes 
—— weil ſie das iechgewight nicht haben, oder nicht 

au haben ſcheinen (ei Sm. 2, 24 Gauggelwerf, Gog— 
—B gafelig. 

Gaken, gigaken, mbd.gägen, gagen, igen gagen, 
freien, wie eine Gans; dumm ſchwatzen; "8a Gang, 
hwahhafte, Dumme Beiböperjon. 

Gakſen (unterrhein.), einen dem Ton einer Beige 
ahnlichen Ton hervorbringen. Gaksbube 1) ein kriſchiger 
Junge; 2) ein Käfer, der einen ſolchen Ton Hören laͤßt (mas 
für ein Käfer es if, weiß ich nicht). 

Gal (S. Marienberg), Dialektform für geil, wird 
von fetten, fruchtbaren Adern und Wieſen gefagt. Die Gar 
leng, was dem Boden Fettigkeit gibt, z. B. Schlamm bei 
ũberſchwemmungen. Sm. 2, 30 Int gail, ae Gaile in 
denfelben Bd. Die Srundib. von geil, ahd. mhd. geil 
iR obs, „(ufig Davon Gale m. Sr 9 ahd die geilt, 
mhd. geile. 

Galbchen, gilbchen (rhein.), 4) Laut zufen; 2) buften 
und dabei ſtark auswerfen, Baier. a gezen. Sm. 2, 89; 
davon Galbcher, Gegalbd, ilbher, zu gelfen, 
hd. galf Getön gehörig. 


150 


Galbjen Heften rhein.), bellen, Bf. von großen Hunden 
ahd. gelzön, mbb. gölfen, gälsen, gölzen, anhd. gelfen; 
vgl. Fallen. 

Galern (thein.), fptelen, muthwillig ringen, wie a 
Geiler (mh. geilaere) d. t. Mutbwilliger, dem ed ums 
if, wird von Thieren und ftadjenben) Menfchen gr aan 

Salgenholz f. Dod 

Galgennägel heißen Gier und da bie gelben Rüben 
(daucus carato). 

Galgentab Heißt (xhein.) der Kolfrabe. 

Ball £. abend. quellige Stele in Adern, in Caub 
Waffergalle, bei Sm.2,30 die Gallen, Nabgallen, 
hervorquellende diaſſigteit an einer Stelle in Selb und Ader, 
wo man ſie hinderlich ober fehler! chaft findet. Nah W. ber 
die Galle Bat, bezeichnet das Wort übh. einen Einſchluß 
von anberm Stoffe (ol. rich alle, Sandgalle u.a, 

jehört alfo niet I hochd. le Altn. iR galli 
Geht m Mangel, Gebrechen. 

Ballera £. 6 weſt.), Gallerte, mhd. galreide, galrei, 
anhd. —R allerey. 

®alm m. (8. Eimsurg), Laut, lauter Schall, ſchon 
ahd. mhd. änhd. Galm. 

Galoppner heißt (in Flacht A. Diez) der Hand 
fröhner, wol ironiſch, weil er meiſt langſam arbeitet. 

Galwern (S. Selter), 1) vom fürchterlichen Geſchrei 
eined Hundes, der gefchlagen worden ift, zu galbjen ge 
börig; 2) fi erbrechen, eig. Falbern. 

Gamaſche, Kamalde iſt rhein. nur männlichen Ge 
ſchlechts, franz. die gamache. Auf dem Wefterwald kennt 
man das Wort nicht. ©. Straffkrumpf, — 

Gammel, Gumpel, Gompel f. ırhein.), 
Weibsperſon, in Herbom Gompelobib, baier. A 
®ummel (Sm. 2, 46), farte, jhmäb. faule und geil 
Weiböperfon, Note Gummel. Davon gammeln, gam- 
bein, gumpeln umberfchlendern. 

Gammel m. (Ufi er Laͤrm, baier. der Gaͤmel 
Spaß, Muthwille (Sm. ), Si Tchmeiz. nt — 
laͤrmende Bra —8 1, 418), abd. — 

Erg » agl. gamene, e, Muthiil e, Spaß, —E 

u Fr die Beluftigen, fcherzen. 


sach em, mb. ganerbe (b. i. ge-an-erbe), 
ahd. ganarbio, kanarpo, geanervo, Miterbe einer Gemein 





151 





a mit dem Rechte zum Eintritt in bie Hinterlaffen- 
Pr ausſterbender Mitglieder. Gr. 481. f 

Ganfen (thein.), heimlich ober auf verſchmißte Weile 
entwenben ; bebr. ganab ſtehlen, jüdiſchdeutſch ganov Dieb. 
„Un wärjc (wäre es) geganft geweſt.“ Lennig 38. 

®ang (hier und ba rhein.), ber alte Imperativ, geh weg! 

Gans f. 1) wie hochd.; 2) Schimpfnamen für Dumme 
Weihöperfonen; Bänfer (vlt. . 1, 559), Ganſert m, 
Gänſerich, mh. ganzo, :o, mbb. ganze, ganzer, 
ganzer; Gans hutl Scheuchruf bei Gänfen. 

Ganſchen (Eaub), 1) einen fortfagen; 2) ihm einen 
Verweis geben. Nach dem mihd. gengen, d. i. gehen machen, 
Darf man ein gangjen, gangzen annehmen. 

Gaͤnszunge N 'hein.), der Löwenzahn (leont. tarax.), 

Sanverie (8. mit kaum hörbarem n), Gewerſch 
(Montabaur), Gowaſch (Salz) f., eine Doppelte hohle Hand 
vol, ſchleſ. Gab ſche, nd. Göpſe, bei Sch. die Geifel⸗ 
ſche, Gäubertſche, Hol. gaps, von ahd. coufan, altn. 
gaupn, uihd. gouf, goufl, göufse, Baier. öfter. Gäufel, 
Bauten, Safe, ſchweiz. Gauf; vgl. lat. cavus, (hobl.) 

appchen, gappfen, gippden, giewden (S. 
wit), 1) nach Athem ſchnappen; 2) gähnen, bei Stieler 
gapen, gappen, gaplen; nd. gaapen, agf. göapan, altn. 
gapa gähnen, den Mund aufreißen. Ahd. gowön, mhb. gi- 
wen, göuwen bb. dasſelbe und muß bei gipchen, giew« 
chen verglichen werben. 

Gappen, 1) einen fallenden Körper mit der Hand 
auffangen; 2) & men (beide Bed. in Braubadh). 

Garen (9. Hadamar), zerren, neden. Sm. 2, 321 
hat kaͤren quälen, plagen, bj. aus Nederei; ärgern, ver- 
drießen; vgl.goth. kara, ahd.chara, kara, mhd. kar Trauer, 
lage, (davon Karwodje) und mhd. quiren feufzen. Vgl. 
karmen. 

Gargel, zuweilen Gergel f. (rhein.), die Rinne der 
Faßdauben für den Boden, auch dad Werkzeug zum Gin- 
ſchneiden berfelben (auch Gergelfamm), ſchd. der Gergel. 

Garings f. gatting. 

Garr f. ein garrendes Spielzeug ber Kinder (in ber 
Karwore neben ber Kläpper gebraucht), vom Präteritum 
des flarfbiegenden ahd. körran, chörran, mhd. körren, kirren 
durchdringend fehreien, tönen; rauſchen, vom Waller, von 
Thieren unb Menſchen gebrauht, davon garren, von her 
Garr und von neuen Schuhen gebraucht (ſ. bretzeln, 
Beipeln), baier. garrezen, garrzen (Sm. 2, 61.324). 
Geiler hat: „daz mülrad gig oder gar.” 


152 


Baffaten, gaffieren, gaffatim, gaffatum 
gehen, auf den Gaſſen umbergeben, ift (mie Sm. 2, 73 ri 
tig bemerkt) durch alle Provinzen Deutſchlands bekannt, 
ſchon bei Stieler gebizen, oBaten geben. 

Gaffentroll f. (Gaub), fih auf den Straßen ums 
bertreibende Weiböperfon; |. trollen. 

Gaſt, aber Saft gefprochen, ift faft im ganzen Lande 
ein ſchlechter, zudringlicher Kerl, während Gaft (mie hochd. 
geſprochen) den ehrbaren Gaſt bezeichnet. 

ät, Gäth f. Got. 


’ 

Gätt f. Reit. 

Gatterzind kommt früher auch im Rheingau vor. 
Er wurde von folden gefreiten Gütern entrichtet, deren 
Fa nicht litt, daß der Erheber über die Schwelle feines 
Haufe träte, dieſer mußte ben Zins über den Gatter 
heifchen, und durch den Gatter, ohne die Thüre zu öffnen, 
murbe er ihm hinaus gereicht. Gr. 388. Br. 385. 

Gatting, gattings, gahrings, gahlengs (Ihr 
ftein, Wehen), paſſend, ſchilich, bf. (rhein.) mittelgattings 
von mittlerer Dice, vorzüiglic) in Aufammenfepungen: Gat- 
tingsäpfel, Oatiingsfartoffeln. Sm. 2, 80 hat 
gättlih paſſend, frei und dgl. ah. getilös, mihd. 
getelös, getlös ungebunden, muthwillig und gataling, goth. 

adiligg, mhd. geteling verbunden, verwandt, woher uͤnſer 

atte (ahd. gegate verbunden, dan wozu paſſend, mhd. 
gegate Genoſſe, Gatte) und Gattung (das durch Ber 
wandtſchaft Zufammengehörige). St. 1, 427 hat gattigen 
ſchoͤn ordnen, Gattig, Gattung Geftalt, Form, Art und 
Weife und führt diefe Wörter auch auf Gatt in Gattung 
zurüd. Hebel hat gattig wohlgebilbet, gefällig. 

Gauch m. (vlt), Guduf, mhb. gouch, ahb. gouh, 
kouh. „Der gauch gudyzet; ba ber gauch gudte“ Gw. 1, 
54. 525. 

Gaukel m. (Hadamar, Limburg, Runkel), aus Erde 
gebadener @lüder. 

Sautel f. (Schwalbach), Schaufel. 

ee s Canagalie) 

aulheiln. (Softein), Gauchheil (an is). 

Gaͤuls diebe (rein. wt.) n. Yolen bei den Katholiken 
jene, welche ihre öfterlihe Beicht bis auf den legten Tag 
verſchieben. 

Gäulsthier n, (Selters, Montabaur), Roßkäfer. 

Gaup f. (rhein.), 1) Da fung, oft mit einem Laden, 
immer aber mit einem feinen Dach, auch Gauploch, 








153 





Gauphaus, pfälz. Gaube, Baude; 2) Haube mancher 

Vögel, 3.8. des Wiedehopfs, auh Gaupel, ſchd. Raupe, 

Sm. 2, 59 hat der Gupf ber emporftehende gemölbte Theil, 

4. B. eined Hutes. Abd. ift die kuppha, mbd. gupfe, alt 

franz. coife Kopfbebedung, bſ. ber emporftehende gewoͤlbte 

re) eine Hutes, Helmes; mhd. der gupfe Spitze, 
ipfel 


Gauzen (chein. unterrhein.), 1) bellen von Hunden; 

2) andy auf Menfchen übertragen, inhd. gouwezon (?), altn. 
ya, änhd. gaugen; die Gauze Krankheit junger Hunde, 
auzer, Gegauz. 

Gawern (rhein. unterrhein.), ben Speichel fließen 
laffen, von Kleinen Kindern gejagt; Gawer, Gamwerläpp- 
hen; änhd. Baiffer, gaiffern, ſchd. Geifer, geifern. 

Gbahi (Marienberg), zart, weich, 3. B. das Tuch iſt 
gbahi, gehört wahrſcheinlich zu baͤh en. 

Gebältn. heißt am Rhein der mit Balken belegte 
Raum über der Scheuertenne, am Main und Tauuus bis 
anben Wefterwald Gerüft, im nörbl. und nordweſtl. Theil 
des Landes Gebähn, im Gamberger Grund Tennge⸗ 
bühn, Lauf. der Balken. 

Geben. Für werden fleht oft das perfönliche geben: 
Ih geb ’n Soldat, du gift ’n Kaufmann, er gibt u Schneider, 
wir geben Soldaten ıc. „E guta Sohn gibt aag en gute 
Shmann.“ Liebe mit Hinberniften, Darmjtadt 1859. ©. 4. 
Aus dieſer perjönl. Konftruftion, die fi) ſchon bei J. Ag⸗ 
tilola im 9. 1529 findet, ift das umperfönl. es gibt er⸗ 
warfen. & meine Gramm. des 15 — 17. Ah. 3. $. 74. 

Geben (elliptiſch), Schläge geben, ohne Beifügung ber 
betr. Bebärbe. 

‚. Gebet (Nauheim), in der Rda.: ind Gebet gehen, 
in den Konfirmandenunterricht; einen ind Gebet nehmen, 
derb zur Rebe ftellen. B 

Gebidn. mhd. gebicke zur Schutzwehr gegen ben 
Feind angelegte dicht verwachſene hohe Hede, ‚nod oft von 
beiden Seiten mit Gräben geichligt, von bicken, b&eken, 
ahb. piehan ftehen, hauen mit einem fpigen Werkzeug, vgl. 
Biel. In Raſſau waren mehrere folder Gebide, nament ⸗ 
lid) das rheingau. Landgebick von Nieberwalluf über Schlangen» 
bad nad) Lorch est, Sir, Diplimat. Nacht. vom Rheingau 
185 f. und Br. 817 f.) und selten nörblich vom Taunus 
bis auf den Weſterwald im Amt Hadjenburg. Vgl. Günther, 
eod. Iplom. , 252 und Gw. 1, 595. 647. In meinem 
Bud, über die naffau. Orts» und Gemarkungsnamen werben 
die Orte genannt, wo fih Gebicke befanden. 


154 





Gebietlg, folgfam, bereitwillig; aͤnhd. bietig, ur 
bietig, verb erg, 

Geblefft f. bleffen. 

Gebröds, Gebrocks n, (thein.), Heine Abfälle von 
Holz, Gemüfe zc., zu broden gehörig, |. Gefpröds. 

Gebſchnitzig, gefihnegi (dein wt.), frei 
von geben und Schnig. „Ebr N och ſunſt net jo gel 
ſchn big mit dem Kerwe un Morkgehn.“ Firmenich 2, 76. 

ebühn, Gebünn, Gebönn, Gebinn n. (8. wei), 
1) Bimmerbede |. Bün; 2 fva. Gebält. 

Gebufeme (vlt.), inhd. gebuoseme, gebüseme, Blatt 
verwandter, Standesgenoſſe. 

Gedel ſ. Öidel. 

Sei, naͤrriſch, eitel, laͤcherlich (von Bed) if auf dem 
Wefterwalb fehr verbreitet, wird am Rhein felten gehört. 
Bebäh, Gedähts f. Gethäts. 
Geballe, Gedelte Git.) / Gedolde, Afte, Zweige 
9. Doll). Daß fie das gedelten deſſelben Baums 
furen ſollen; das beſt gedalle des baumd.“ Gw. 1, 537. 
edanke geben (8. weft.,, bie Gedanken auf etwas 
richten, achtgeben, aufmerfen. 

Gedaut (rhein.), vorwaͤrts geneigt, fo fein, ftehen, 
gehen; Nebenform von buden. 

Gedehn, gegenfeitig viel mit einauder verkehren auf 
angenehme ober unangenehme Weife, |. Gethäts. 

Gedeihen (S.), kommen, gelangen: „hönner ena (hinter 
einander) geb. — flreitig werben; gebeih (mad did) an 
dönn’ Vahler.“ Schon mhd. hat gedihen, änhd gedeihen 
bie Bd. in einer gewiflen, nhd. in einen vollfommneren Bw 
ftand fommen. 

Gebingbud n., worin bie Arbeiten bed Bergmannd 
verzeichnet, werben, von das Gedinge, ahd. gedingı, mhd. 

inge Übereinkunft, Vertrag. 
ebingträger m., ber Arbeiter im Bergbau, info 
fern ein Vertrag mit ihm abgejchloffen tft. 

Gedorſtig, gebürftig (vlt), anhd. borftig, mb. 
getürstic Mihn, unternehmenb. „Er war raiſch und geborfig 
Fu gain A thun; ein kühner, gebürftiger Fürſt.“ Lehr. 

Gedotzt (Gaub), dicht gedrängt, dicht Heap 
von ben Beeren bed Traubenhängels, fonft auch geftuft, 


ſ. Dog. 
Gedrucks n. (rhein. wt.), eig. Gebrudtes d. i. Drad- 
Sattan. 





155 


Gebrufen (rhein. main), gebrofen (Ui e⸗ 
—3 — Kr rich zu Brite, a Fe IR, 

Irös, druost, dröst, druose gehörig, das aber 
* I betont driusan —— t. 

in Bun n. 


Gefach ‚Sera n., 1) der leere Platz in einer hoͤl⸗ 
jernen at, 2) — ee —— tem Schraunke, 
BT Kr jet ich ). ſeht 
efaͤhr, ge ein einer sache (8. wt.), ihr ſehr 
—— PN — gevaere, PA 
— nacftelend ZB "unfer Gefahr f. Ion 
(ini Geiler hat: mdie hund ſeind jm gefärb; fo ſeind 
belifchen hund gefär einem follihen haͤßlin.“ 
®efanzeln., Dialektform für 8: ranzel. „Un’s 
Kingtn her] N Gefranzel un Gef an zel dron (am Kragen.)* 


7 
© ittelig (D im, Wiesbad und ferti 
MR RL I. 1, Sr dat Kurtipet (heahıfie Benennung 
Ei ten Tespaften Maͤdchens, und faͤtſchen eilig hin 

efleiſ ft (Dillenburg), fleiſchig, viel Fleiſch an ſich 


ertidert f fliderig. 
Geflut (rhein. bier und da): ber ift nicht geflut = 
er iſt dat — mit ihm if nicht zu ſpaſſen. 
8: orren |. erren. 
sbanai t (Salz), ER a in 
Beim denb, wie in einem Haruiſch. 
‚ De bete wrhein. 1, d. i. geb, gehen Sie, wird in 
rt em Geſpraͤch oft ald Giufeitungsform zu einer Bitte 
» gebraucht: Geh, vu —— Gehnſe, eſſeſe mit uns! Gehnſe, 


bie hingehen. 
N Johannes. 
Geheien (often, Montabaur), kraͤnken, ae, zus 


Ionen 3 keien. (St. 2, 31. Sm 2, 132). 9. Sachs 

— gheyſt mich; bie Armut mid) geheyt.“ P. 
" rahen hat: „Was keyen wir und umb dieſen Kahl⸗ 
kopf.“ Das Wort hat zunächft den Begriff einer übertries 
* Seralt; . ungeheit, verheit und das fole 


Geheigl ieden, behaglich: ich fühl 
33 1 ai bi en in, pr BR 


156 





Geheigniß, Geheugniß f. (thein. Selter), Theil: 
nahme, Troft, von ahd. haien, gehaien, mhb. heien, 
heien, .heigen hegen, pflegen, ſchuͤtzen (woher unfer hegen). 

Öeberigd, —— wie ſich gehört. 
„E geherigber Mad (ftarfer Markt); je hun fi vor e ganz 
8 Au) geherigb gebroffe (getrunfen).“ Firmenih 2, 


Gehtrzt, von Ochfen, die gut eingefahren find und 
alle körperlichen Volltommenheiten guter Zugochjen_ haben, 
Glara Häplerin (15. 35.) hat: „Deine Augen find gen 
im gehirt“ (gegen ihn gerichtet). Iſt dies dasſelbe Wort? 

Gehndernoh (Wallmerob), nachher, nachgehends. 

Gehning £. (weft.), Gegend. 

Gehören nimmt (rhein. hier und da) mein, dein 
ſtatt. mir, dir zufih. Auch Göthe(1, 147), jagt: „Und 
mein gie bie gm Welt.” 

ehren, Öäbren, Gehrn, Gern, Giern, Gie⸗ 
ren, Göhrn m. (weſt.), Schoß, mhd. gere, ahd. kero, 
keilfoͤrmiges Stüd; Aderbeet, das Feilförmig zwiſchen andern 
legt; Bmwidel an einem Kleid; dann Schoß (Saum dei 
Kleides); fpäter die zufammengefaßte Schürze, zuletzt Schoß, 
fo auch bater. (Sm. 2, 62) und nd. (Sch ). Nach dem frühern 
Recht wird der Schuldner, Frevler, Verurtheilte am Gehren 
ergriffen; der Käufer wird am Gehren ergriffen, an bad 
gekaufte geführt und fo in Befiß geſetzt. BRh. 657. 666. 

. 159. 


Gehütſchel n. (Nennerod), Gemüfe aus geftoßenen 
Kartoffeln und Apfeln, oder aus Kraut und Bohnen, ober 
gelben Rüben u. dgl. 

Geier (8.), unerfättlich, wolfig; geier, kehr, kiehr, 
kierſch, Eör (8. weft. rhein.), niedlich, wählerijch, Bf. im 
Een. „Unnützig wollt ehr noch, glab eich, un geyer feyn"? 
Lennig 55. as ahd. giri, mhd. gir, gir, ge iſt unfer 
giertg nach Speife, ſchon im 16. %h. bei Alberus geier, 
geyer wählerij begierig in Speifen. . 

*  ©eierig, Dialeftform für gierig, geisig. 

& Bein (augen), her Sonnen, & —* Angeficht der 
onne einen Eid abzulegen, war eine alte tsgewohnheit. 

Br..682. Gr. 995. 0. I 

Geiſtern (rhein.), quälen, ängftigen. Sm. 2, 79 hat 
in demfelben Sinne gaiften, geiften, geiftern und vgl 
goth. de aufregen, erjchreden. 

eißbod m. (mt.), verächtlihe Benennung ber 
Schneiber, |. Bock. \ 





157 


Geiz m. (rhein.), eigenthumliches Gefühl in den Fingers 
ihen pro ftarfer Kälte, Bj. 4. He man In bie Wärme mm 

Geiz f. (rhein. unterrhein.), 1) gewiſſe Schößlinge an 
Beinreben, Fi an Pl — In kun Me der 
sn, daher ae diefelben abbrechen, vgl. Keit; 
2) Eigeling bes Maitäferd, auch gewiſſe andere ähnliche 


Geiz (Schwalbach), eine Haut in ben Daͤrmen, bie 

ber sn beim Schleimen entfernt. 

rt, in ber (rhein.) Rda.: „Man darfs nicht fagen, 
die Stube nicht gefehrt,“ d. i. e8 find Perſonen Eſ. 
Kinder) da, die es nicht zu Bören Bezuggen, 

Gekinen (vom Taunus Bid Weft.», gefeimt, "Part. 
Brät. von mhd. kinen, ah. chinan, goth. keinan auffpringen, 
teimen, noch bei Geiler kynen. 

Geknoen Iautet in der Umgegend von Mainz das 
Rarke Part. Prär. von dem fonft Tomadibiegenben Enten. 

Gekräut n., hier und da weft. fva. das rhein. Grünes, 


Gekrütz w. Chin) die Abfälle vom Gemüfe, womit 
man das Vieh füttert, |. Grogen. 

Gol (mt), Dialektform für gelb (ahd. gelo, Gen. 
gäawes, mhb. gel, Gen. gelwes) in berſchiedenen Ableitungen 
und. 3f.: @elert, Geling, Geleng, Gelinger (Golb- 
Amer, bier und da auch Golbanfel), Gelfhneiber (sala- 

mandra maeulosa, Laur.); gelföft, gelfüftig (gelb au& 
Klub, Pr neidiſch) don Perfonen gejagt, ſpäter lat. 
Ivus; vgl. blagföſt. 

Gelatſch n. (Hein), Räfle, bie durch verjchütteteß 

Vaſſer entflanden iſt, |. 

Gelent n. KAG A Sei bei Rheinſchiffern, das 
ihd. Velent in engerer Up. 

Gelitten, ſtarkes Part. Präter. ftatt des ſchwachen 
geläutet, hört man hier und da, auch baier. Gm. 2 523). 
Au) Pater Abraham fagt: „Die Glocken haben geitten. “ 

Geliwwert (chein.), d. i. geliefert, geronnen, vom 
Fr gebraudht ; nd. lewern gerinnen machen, mhb..liberen, 

. iborön, güiberdn gerinnen. 

ur: (ehein. wt.), eine oder wenig Milch gebend, von 
einer Kuh gebraucht, die im Laufenden Jahre nicht kalbt, 
baier. galt, fehle. gelbe, bei: Stieler gell, gelt, gölt, 
goͤld, —— ahd. gialt d. i. gi-alt, inhd. galt, aalte, 
gleichfam nicht Frifgmelten. 


158 


v gelßer m Anke CH AR Sy AN 3 
er Wärme gebraucht: „ iſt g.*3 . gelster 
laut, hell, von Ton und Klang ver Stimme gebraucht, 

elt, gelte, geltefe, gell, gelle, gellefe, (gelte 
Sie), nicht wahr? if in —* ſehr verbreitet. S. meine 
Grammatik des 15 — 17. 35.2. $. 276. 

Gelten (Montabaur, Selters), Faufen. 5 

Gelung, &lüng (B. wt.), Sunge und bie fämmtlichen 
ebleren Eingeweibe, fo auch) Baier. (Bm. 2, 484) und ſchon 
bei Aberus (1540). 

Gelüftrig (Schwalbach), Gelüfte Habenb, Lüftern, mhd. 
gelustee begehrlich. 

Gelze, Geiz, Gilze, Gilz f. (weft.), verſchnittenes 
Mutterſchweln, baier. Balz (Sm. 2, 46), ſcbweij. Balz, 
Golz (St. 1, 418); ahd. gelza, gelze, ib. ‚gelze, 

f. gilte junges weibliches, nicht immer verſchnittenes Schwein; 
alttiev. (1475) gylte verſchnittenes Mutterſchwein, daͤn 
galt verfchnittener Gber. 

Gemad Ehein), Ieife, nicht laut, vom Begriff der 
Bewegung auf ben Laut übertragen, wie auch langiam 

Gemäd, Gemächt n. (epei) Zeugungäglied, dann 
auch Unterleib, ſchon ahd. gimaht, gimshti, inhd. gemaht, 
zunãchſt Beu; unguermögen des Mannes. 

Gematt PL Gemahre (rhein.), Reihe gemähten 
Graſes, weiteren. Gemahde, mh. mäde, f. —8 

Gemark f. (chein.), @emartung (thein. wi.), das 
Grundeigentum einer Gemeinde, änhd. Die gemargk, ger 
mard. 557. ee usb. bie marke, mare, bie & 
marc, gemarkunge, ahb. die marena, das e, got 
warka. Bemart iſt auch die Graͤnze der — 

Gemaunz .n. |. maunzen. „Do hot mer bad Ge 
brumm von ber ss un das Gemaunz von bem klahne 
Gezaͤwwel de ganze Daak um ſich erum.“ Datteri 6. 

Ira hat noch vielfach die edle Bd. Teutfelig, 
ge 9% 

Gemorre m. (Wallmerod, Rennerob), Kamerad, Ber 
fpanner. Burapref Albrecht von Kirchberg nennt in einer 
ürkunde von 1417 m allen Scherz feine Gemahlin feine 
ehelihe Gemore, Ahnd. unb ſchweiz. (St. 2, 24) ift bie 
Moor, Moore Zuchtſau. Sollten alle dieſe Wörter zw 
Tammenhängen? 

ae tar u ara i 

emütſcht, gemitfcht (xhein.), gelaunt, eig. gemüßt 
(bei Zuther bonam mutzam non habe), von Slpe. 





1359 


a rende, Geſchneubel (Ufingen), tabelfüchtige Ger 


Geueußig, gendißig, gnaßig(S.), 1) begierig beim 
Gfien und Trinken, gene gentegend; (xhein.) ungeneußig 
in berjelben Bd.; 2) fparfam. 

enung, genunf Crhein., wt.), genug, ſchon aͤnhd. 
genung, genungk, ahd. inhd. genuoc. öthe hat oft 
genung nud zwar im Reim und außer dem Reim. 

Gepiſpel n. (wt.), heimliches Geſpraͤch, ſ. pifpeln. 

Geplänz n. Cthein. unterrhein.), das Gepflanzte. 

Gerab (thein. Taunus), Engerab (Samalt R 
fieg. Geraͤh, die obern Eingeweide bed geſchlachteten eßbaren 
Dieres, baier. Gereb (Sm. 3, 5), wol Kollektiv von mhd. 
ref, ahd. röf, hröf Leib, Baͤrmutter, agſ. hrif, Baͤrmutter; 
dgl, Tat. corpus Leib. 

Geracktevoll, gedrängt voll, wahrſcheinlich zum ſchweiz. 
gtageltvoll von grageln wimmeln (St.1, ach). nDrauf 
Keht die ganz Gaß geradtevoll Menfche.“ — 57. 

Gerädevoll, gerärevoll, gerexevoll (S. rhein.,) 
gedrängt voll, zu räten (f. Reiter) gehörig. 

®eräffel, Gereffel n: (thein.), Gerümpel, bſ. Lum⸗ 
penpad von Menſchen; alt ©. alte magere Weibsperfon; 
bei Sm. 3, 59 Geräffel, Geräffelwerk: von raffen. 

Geraͤth, Gräth n. (Diez, Limburg, Frankfurt), 
Waͤſche in engerer Bd. ald das ſchd. Geräh; Oräthfel 
di Geräthfeil, Waſchſeil. 

Geraft (xhein. unterrhein.), rüftig, mit Iebhaften Kraͤften, 
mit Lebensfriſche auxgeftattet. 

Geraupert (Montabaur, Wallmerod), gene, Bi. 
don Heinen Kindern gebraucht; ift an Raupe, Räupling 
d. d.) zu benfen? 

Gerberhund, in ber rhein. Rda. „er kotzt, wie ein 
G.⸗, vom Verbum gerben fpeien, Eoßen, eig. beim Eſſen 
würgen, jo auch in andern Gegenden Deutichlands. S. W. 26. 

Gerechtigkeit Heißt (mehr im ſüdl. Theil des Landes) 
bie ganze Hofreite, Haus mit Garten zc., dann auch (mehr 
ange Theil) die Gemarkung, alfo ber Bezirk des Ge— 
richtes. 

Gerei.n., das geſammte Schiffergeräthe; holl. gereide, 
gerei iſt übh. Geraͤthe. 

ae bey em „Und folten —— — 9 
uf ie geben zu Schagung an gereidem Gold bey brey 
Taufend — von Florenh.“ Lehr. $. 188. 


160 


gr Dezenafe (vlt.), Gerenne, wie $. 105 fteht. „Der 
9 hatte gewähret manche Beit und Jahr, aljo daß fie 
—S d. d.), Gerennſe und Scharnitre hatten.“ 


@ergel f. Bargel. 

Gerlch Dis m. (8), Gerüd, Grid n. (thein.), 
Gerüd, Geſchicuich 

Gerier, —5 n. (8. weft. Taunus), Staͤubchen, 
Sand» und Fruchttörner. Sm. 3, 121 hat Rexach, Bere 
ri, Gereriht was herab ober herausfällt oder rinnt, 
bf. in der Scheuer die aus allzu dürrem Getreide von ſelbſi 
ausgefallenen Kömer; f. röhren. 

erifpeln. (ehein.), Gerauſch f. rifpeln. 

Geritt (vlt.). „Au fo hatten fie vor ber Stadt rend 
Gerenne, und Scharntige, und Geritt.“ Lehr. $. 1' 

Germden, Germlamm, Öermelamm, Sörm- 
lamm (8. weft), Mutterlamu, dän. gimmerlam. 

Gern f. Gehren. 

Geröhr |. Gerier. 

Gerbll Gentershauſen A. Wallmerod), fva. das ſchd. 
Geruͤmpel. 

GBGetrotz, Gerotzel n. (S.) Befpött, |. vopen. 

Gerren (Ufingen), 1) laut weinen, im Partic. ge: 
gorren, wie mhb. kirren, gekurren; 2) garten |. Garr. 

Berten heißt das Anbinden der Bogreben (f. d.), 
in andern Gegenden binden, machen. 

Gexuhſame Naht wänfcht man in Weinheffen, bei 
‚Bm. 3, 3 gerübsam (aus d. 9. 1429), d. i. geruowesau 
vom mbb, geruowen. 

@erufeln. (S.), eine Lanbwirtihaft, die mit vieler 
Unruhe zc. verbunden iſt, |. rujeln. 

Geräüft f. Gebält. 

Gefahl (meft.), Dinlektform für Gefeil, Kette (Seil) 
am Vieh zum Anbinden. 

Gefäß n. Cunterrhein.), ein ei hingen angepflanzter (ge 
febter) Beinberg, Jen et Sunat eld. 

— eze, Ge fähe, go. gesaege, Wohn 
fi, Wohnung, kommt oft in alten Urkunden vor. Bol. 
Hausgefäß. 

Geſcheh en hat im Partic. faft durchgängig gefhieht. 

Gefcheibigkeits krämer heißt hier und da ein Mk 
ber Alles befjer wifjen will, der, wie man fagt, „bie Gefeper 
bigfeit mit Löffeln gefreffen hat.“ 

Geſchein, meift PL Schein der Trauben. 


161 


312 d. ey fer KA The 
ejherr.n. .), Zeug, 3.8. erz err; dann 
auch in weiterer Bd. ſva. Sache, meiſt —* veraͤchtlich, 
übertragen von Geſchirr. 

Gejchlepp (rhein), beinahe foa. Geſitt ıf. b.), nur 
daß das Geſchlepp faft nur aus Blättern (Srautzc.) befteht. 
Bl. das Geſchlepy (Lodipeife) der Jäger. 

Geſchligs n. Lederbifien, Naſchwert, ſchd. Geſchleck. 
„Dat amner Zeig eß all Geſchlicks.“ Firmenich 2, 88. 

Geſchoſſen feind. i. einen Schuß haben (f. Schuß); 
verftärkt Heißt es: g. f. mit der Peizkappe; in Rhein 
befien hörte ich aı * g. ſ. mit der Spüllump, alſo übh. 
mit Dingen, mit denen man nicht ſchießt. 

Gefſchnauen (weft.) Tautet das Part. Prät. von dem 
heute ſchwach, mhb. ſtark und ſchwach Biegenben Verbum 
fäneien, mhb.antwen, snfgen, ahd. snüwan, agj. anivan, 
hol, sneeuwen. 

Geſchuf (unterrhein.), Geſchoͤpf in verächtlihen Sinn. 

Geſchwabbeltevoll, geſchwawwertevoll (chein.), 
voll zum uͤberlaufen, |. ſchwabein, ſchwabern. 

Geſchwei (chein.), 1) Schwägerin; 2) (Pl. weft.), 
Schwiegereltern. Abd. der gesuto, mhd. e, gemigs 
in Sehmuager un Schwiegervater; bei Anentinus ift Ger 
ſchweig die Schwägerin. 

Geſchwind in den rhein. Ada. „Der Geſchwinde, ber 
geſchwinde Mach auf“ d. i. Diarrhoe, Durchfall. 

Geſehnen (rhein.), gefahn (weſt.), Dialektform für 
gefegnen, mit Worten oder Spruͤchen heilen, in älterer 
Zeit beiprechen, f. fehnen. . 

Gefenk n., Vertiefung in ber Grube (bed Bergbaus), 
deren Mündung nicht zu Tage geht, wie beim Schacht. 

Gefitt, Gefätt, See, ©fien. (8. wt.), Spreu, 
Häderling, Kraut 2c., worüber des Abends ftebendes (auf 
biöweilen kaltes) Waſſer gegoffen worden ift, und das am 
folgenden Morgen dem Rindvieh zur Nahrung gegeben wird, 
baier. Befott, Gefött und die Verba gefikten, ger 
fütten (&m. 3, 293). 

Geföff, Sefüff.n. (S.wt.), 1) andaltendes Saufen; 
2) Getränte (in beiden Bd. ſchd. Geſaäufe, Gejäufte); 
3 für das Rindvieh und die Schweine kaltes ober lauwarmes 
— ver mit Kartoffeln, Kleien und dem Abgefäll 

6.) im Haufe. 

Gefogen (mt), Bart. Praͤt, von ſitzen, fo auch am 

Untermaf Km. 3, 298). Then, 


Kehrein: Wörkerbud, u 


162 


©efpleß.n. heißt auf dem Weiterwalb die Hälfte einer 
Handvoll geherhelten Flachöfernes, wol von fpleißen (au& 
einander fafern). 

Geſprauz, Gefprauß, Geſpreiz n. (thein.), Lärm, 
großer Umftand x. |. fprauzen, fpreißen. 

Geſprecks n. (Mallmerob), kleine Abfälle von Hol 
und Kohlen, Jont Gebröds, zu dem es fid) verhält, wie 
fpreiten zu breiten. 

Geſprickelt, gefprideltig |. fprideliät. 

Gejpüil n. (mt.), Spilict. . 

Seite PL. L)(wt.), Gebärden (lat. gestus); 2) (Rönig« 
fein), Luft nah Speife und Trank |. Sue 

Gefted n. (Ufingen, chein.), haͤßliche, ſchmutzige Weib 
perſon, Schimpfname. 

Gefteng n., ber Maft oberhalb des Hummels. 

Geftern, hier nur anzuführen wegen ahniggefern, 
Ihntgeekern, ohniggeftern vorgeftern. 

eftuft, geftufft (Ipftein), don. gehott, 

Sejülgte Apfel find (unterrhein.) ſolche, bie in Stroh 
ober Treftern eingehüflt und in einem Faſſe aufbewahrt 
werben, |. Sül;. , 

Geleſcht, in der Rda.: ich fei geteſcht d. i. ver 
loren, das |chb. getufcht von tuſchen, f. diſchen. 

Gethäts, Gebähts, Gebeez n. (thein.), fieg. Ge 
Pr „ das Thun, Lärm, Unruhe, unnfiges Thun, unnöthiger 
Aufwand, von thun. „Bor was dep lang Gedeez un 
lang Georjel?“ Lennig 65. 

Gethün n. (Wehen), fva. Gebühn. 

Getraätſch f. trätſchen. 

Getüch Getuͤchs n. (chein.)) Sammelwort von Tuch. 

Geuſen, geuften (S. weſt.), verſchwenden, indem man 
etwas verſchenkt ober liederlich verpraßt, nad 8. das ſcho 
vergeuden; iſt vieleicht an das fränk. und pfälz. Gauſe 
ei josena, mhd. gouse neben goufe, |. Ganverjd) 

ohle Sand zu denken, wie man auch fonft hört: durch die 
er de 

ewahrſchein m., Kaufbrief, eig. Schein für bie ge 
leiſtete Gewähr. 2 Set 

Gemwann f. (S. wt.), 1) Aderbeet, (Sm. 4, 102); 
2) alles Geld, welches zwifchen zwei Anwannen (j. d.) liegt. 

Geweb, Gewebt n. (Marienberg), was durch Weben 
gefertigt ift: Geweb Tuch, d. i. Stud Tuch. 

83 in Thätigfeit |. webern. ih 

ewebr n. heißen bie hervorſtehenden obern me 
der Wildſchweine. hewoͤrſth ei 





163 


Geweiht, geweit ſ. queit. 
Gewellig (Selters), Dialektjorm von gewaltig, groß, 


ar, 

Gewerfch |. Ganverſch. 
Pi Geweſt flatt geweſen, ift wt., ſchon aͤnhd. Gw. 1, 
25 u. ö. 

Gewicht n., Wellenfchlag auf dem Rhein; von Wog 
ebildet. 


Gewihdert, gewittert (S.), foa. gehirzt mit dem 
NRebenbegriff, daß der Ochſe eine gute, breite Bruft hat,'ob 
u weit gehörig? . 

Gewimmeltevoll Cxhein.), gebrängt voll, von wim⸗ 
meln, dies von mhb. wimmen, ahd. wimjan, ſich regen, eig. 
bervorquellen; daher mh. gewimmel, 

Gewirk, Gewoͤrk n.(S.), 1) Flachs, Hanf und Werch 
infammengenommen; 2) jeber Theil allein; 3) Tuch daraus. 

Gewunken (wt.), Part. Prät. von winfen, fo auch 
bei Vater Abraham, auch Baier. (Sm. 4, 117), inhd. und 
ahd. mit ſchwacher Flexion. 

—VB (wt.), Part. Prät. von wünſchen, auch 
baier. (Sm. 4, 118), jo auch bet Pater Abraham, mbb. und 
ab. mit ſchwacher Flexion. J 

Gewo(u)tſchel Gewo(u)rſtel n. (thein.), Ges 
wirr, von Haaren und Garn geſagt. Vgl. ahd. wörrisal, 
mbd. wörsal Uneinigteit. 

Gezäppel, Gezeppel, Bezäwmweln. (rhein. main.), 
Gedraͤnge zabelnder Menſchen, Thiere, bj. Kinder, Bette 
ler x. Buwe un Gezeppel.“ Lennig 78. „Do hot mer 
dad Gebrumm von der Frah un das Gemaunz von dem 
llahne Gez äwwel de ganze Daak um fi erum.” Dattes 
ih 6. „Weil mer daham noch en ganze Stall voll von dem 
Hane Geze ppel hawe.“ Firmenih 2, 77. 

Gezau, Gezahn (Selters, Lorch), Webſtuhl, ſchleſ. 
Gezee, and. Gezau, Getzaw. Gw. 1, 529, mhd. ge- 
zouwe, ahd. gizawa, agſ. getave übh. Werkzeug, im Berg: 
bau noch Gezaͤh, von goth. taujan, agj. serien, ahd. za- 
wen, mbb. zouwen bereiten; vgl. Sm. 4, 209 f. 

BP ud Gezeugs n. (Naftätten), Streit, bj. Wort» 
Li . 

Gezech (rhein. main. unterpfälz.), geläufig, gewöhnlich; 

mhd. ge ne von zöchen, gezöchen. Bi; 

ibelgebig (rhein.), fehr freigebig. Für unfer gän 
und gäbe ſteht mbd. und änhd. gib und gaebe. In gibe 
liegt offenbar das alte gib. 


164 


Gibch ſ. Gipp. 

Gicht Crhein. weft.) nur ſaͤchlich, ahd. die, mhd. das 
und bie giht, bezeichnet früher verſchiebene Arten von Rew 
venleiben, bie mit Budungen, Lähmung, Krämpfen verbunden 
find. Die Kinderkranfgeit, die im noͤrdlichen Deutſchland 
das Schäuerhen genannt wird, Heißt im füdlichen Deutſch 
Iand die Gichter, Pl. von das Gicht. 

Gich tig (Herborn), nd. Form für hochd. giftig; dgl. 
Schlucht Schluft, Neffe Niftel, jept Ricte. 

Giähtplatte f. auf dem Hammerſchmiedherde. 

Gickel, Güdel, Geckel, Gockel, Guckel, Gickert 
m. (8. wt.), 1) Hahn; 2) Stolz, Zorn: es ſteigt ihm ber 
Gickel, wie: e8 ſchwillt ihm der Kamm. Das Wort (franz. 
coq.), ſchweiz. Güggel, baier. Gogkel, Gogker, Güler, 
anhb. Güdel, Guggel, Güggeldhen, Göder, ift nah 
dem Schreien des Hahnes gebildet. 

Gickeln J. gadeln. 

Gickert ſ. Gickel. 

Gicks, in der (rhein.) Rda.: er weiß nicht Gicks ober 
Gags, d. i. gar nichts. Sm. 2, 25 Hat: gie und Code) 
ga« (fo aud änhb.); giden und (oder) gaden. Das 

ort gehört zum folgenden Gickſen. 

Gidfen, gickzen (rhein.), abgeftoßen und ſchwach, 
mit einem eigenthümlichen Laut Huften, Baier. gidezen, 
tadezen, gigfen, gigfezen (Sm. 2, 25. 280. 281); 
mh. gigzen, gichzen, gökzen, ahd. giecazan wird übh. 
vom Hervorbringen unartifulierter Töne gebraucht; vgl. 
gadfen, und Geiler gigen unter garren. 

Gieken, gietfen (8. wt.), 1) ftehen; 2) ftichelnde 
Neben führen. Davon Gieker, Giekſer, Krojchgiekfer 
ers Mefler). „Wie e Froſch, wammern gieft, fo 

orrer do gezudt.# Lennig 57. Sm, 2,25.281 hat gigfen, 
giden, kicken. 

Giere, Gieren f. Geren. 

Gieren, am Seile, das zwiſchen zwei feften Punkten 
befeftigt ift, bin unb ber fahren; daher Gierponte eine 
fliegende Brüde; Hol. gierbrug von gieren Iavieren, Hin 
und ber gehen. 

R Sic, Gießblech (xhein. weft.), Goß (Hoͤchſt), Gleß⸗ 
anne. 

Giewchen ſ. gappchen. 

 Giewid (thein.), Kıebig, nd. mittelnd. kyvit, plattd. 
kiwitt, Boll, kievit, ähnd. Eibip, Eifiß, gyftß, —2 
gebyß, gybytz, gynitt, gambicz. (Diefenbach gloss. 606), 





165 


baler. Beibig (Sm. 2, 13). Diefe Namen, mit Iat. gavia 
zuſammengehoͤrig, ſtimmen mit dem Rufe des Vogels. ©. 
tewig, Ziewid. 

Gift m. (xhein. wetterau.), hoher Grad de? Zornes; 
Schwalbach) ſcherzweiſe die Duafte an der Kappe; giftig, 
Giftmichel, alle diefe Wörter auch Baier. (Sm. 2, 18). 

Gimbert (Herborn), Gomber (Marienbera), Huhn 
ohne Schwanz, Kluthuhn; vgl. Gumpel. 

Ginggang m. (chein.), ſchd. Gingfam geſtreift ge⸗ 
webtes Baumwollenzeug, aus dem Japaniſchen, wo ging- 
gang — verbleichend. 

Gipp, Bippe f. (wi.), ſchd. Gipfel (Winfel) eines 
Baumes. Hans Sad Hat Gipffe, Sm.2, 59 Gipfling 
ber oberfte noch ganze Xheil eines gefällten Baumes, ber 
übrig bleibt, wenn der zu Bauholz u. dgl. dienende Stamm 
weggehauen ift. 

Bippchen |. gappchen. 

Bippel f, Spige der einjährigen Weinranken; gip« 
peln dieſe abichneiden, von Gipp gebildet. 

Giſpel Gifchpel m. (rhein. Ufingen), unbedachtſamer, 
jebankenlofer Menſch, auch baier. uni Pine, (Sm. 2, 77, 
Einer 449), bei Pater Abraham „unbefonnener, alberner 

iſpel 
Gift, güſt, göft, geſt (weſt.), fva- das rhein. geil, 
cweg guft (St. 1, 502), bei Sch. 2. göſte, nefte. 
itfchen (Montabaur), 1) mit Waller begießen, 3. B. 
uf) auf der Bleiche; 2) ſtark regnen. Daher Gitſchſtein, 
Gußftein der Küche, Gitſchblech, Gießblech q. Gieß). 
Sm. 2, 87 hat die Geutſchen Lache. Die Wörter gehören 
im gießen. Bgl Heiß Hige, ſchießen Schüge. 

Glaich f. (wi.), Glied einer Kette, Baier. das Gelaich 
(Sm. 2, 421), abb. das kileih, mhb. daß geleich Gelent, 
Fuge, Sieb, gehört mit Hilich (f. d.) zuſammen. 

Glasber f. (Gaub), große Gartenerbbeere (ananas 


tragaria). 
[Je Bub), Glanz, . bei Göthe: 
se sin des ers Yaoner Bis glast, au Fr 


gchoͤri⸗ 
Gar, @let n., d. i. Geleit, Heißt bier und da im 
A Montabaur die Bienenkönigin, ald Leiterin ber Bienen, 
Glatt ſteht (wie lauter, rein, fauber), vor andern 
Wörtern zur Verftärkung, auch baier. (Sm. 2, 95): Du bit 
© glatter Narr; das ift glatt gar nicks; „Die meenzer Lehrer 
al ſeyn Halter glatt verridt.” Lennig 31. Vgl. platt. 


166 


Glattig, glattg (Ufingen), Dialektform für glatt, 
f. S. 19, Rr. 36. 

Glau, Hau (S. weft.), glatt, angenehm, gut, lauwarm 
pfälz. Elau wohl, 3. B. das thut Eau. Das Wort if 
ivahrſcheinlich aus ge und Ian gebildet, welches Iegtere ben 
Ber des warmen Waſchens enthält. Das nd. glau, 
möb. elon, ahd. glou, glau, klau, goth. glaggv, altn. glögg, 
agſ. gleav, bed. geiftvoll, jcharffichtig. 

lede, Klede £. (rhein. main. hier und ba weft.), bad 

Gebreite der mittelft Sichel oder Senje niebergelegten, noch 

unaufgebundenen Garbe auf dem Acer, fonft au lede ge 

nannt; nad) Weigand d. W.eig. Gelege von änhd. lecken, 

ahd. lecken, leggan legen. Glede ließe ſich ald Gelegde 
n. 


faſſen. 

Gleffe (vlt.) Lippe, Lefze., ahd. bie läfza, ber lefs, 
löps, mbb. der löfs. „Der Ritter hatte einen beſcheidene n 

fund mit @leffe, etlicher maßen did.“ Lehr. $. 81. Die 

fenbad Gloss. 314 hat änhb. gleff, gleffe, aleft, gliff. 

Glehm, glähm, glühm, Elehm (rhein. unterrhein.), 
weich, zart, geſchmeidig, glatt. Sm. 2, 92 hat unglamber 
fteif, nicht elämeibig. an darf vielleicht an ah. limphan, 
gilimphan, mb. limpfen, gelimpfen , altn. lempa safe, 
angemefjen fein denfen, woher unfer Glimpf, mbb. gelimp. 

Glehmſeln, Elehmfeln (thein. main.), 1) äußerft 
langfam und dabei mit Ausſuchen des Beften die Speiſen 
Im; 2) langfam und mit halbleiſer Stimme ſprechen. Davon 

——8 — glehmſelig, glehmſerlich, glehmſch; 

Glehmſchwaͤhz er Schmeichier. Im. 2, 92 hat gleim nahe, 
genau, knapp, enge, gedraͤngt, dicht; gleimezen aͤngſtlich 
und mit Mühe Athem holen, ftöhnen, — E weinen und 
möchte gleim auflöjen in ge-leim und es auf ein ver 
lornes Ablautverbum beziehen. Gleimezen und glehm- 
feln ee gewiß zufammen. 
. leiche gleichen Adj, dad Gleich ene Subſt. fteht 
rhein. durchgaͤngig für eben, das Ebene, von einer Flache 
ohne merkliche — und Vertiefung: der Weg iſt gleiche, 
ein gleichener Weg; der Tiſch fteht gleiche; wir find jept 
Coon dem Berg oder aus dem Thal) auf dem Gieichenen. 
Gleichen ift au) Name von Gemarfungstheilen. 

Gleitſchen, glitſchen (Walmerod, Selter8), klettern, 
zu gleiten gehörig. 

Glene (vlt), mb. glavin, glävin, glevin, gleven, glen 
Lanze, Reiter, der eine Lange trägt; Ritter mit feinen Ranzen 
knechten, oft in ber Lehr. 


167 


Glennern (Diez), gleiten auf dem Gife, fo ſchon Bei 
Stieler. 

let ſ. alat. 

Gleunig f. glühnig. 

Glichter, Glichters Chein.), meiſt mit mein, dein, 
ſein verbunden im Sinne von meines, d., ſ. Gleichen, bei 
V. Abraham in hochd. Form Glifter (Sm. 2, 446). 

Glicker, |. Olüder. 

Glickschen j. Glüdschen. 

Stiftchen f. Mlift.  - 

Gliiſch f. (Braubach), Schmid an einer Peitſche. 

len — Ay] Ge 
von glitſchig, glitfcherich, ſchleſ. glitſchkich, glitfchs 
irig —8 Giliſchuß fonft Sqhünſchuh (Laub). 

Glocken (vlt). „Huch trugen Die Männer Hoiden (ſ. d.), 
Ka aen glum und und gang, Das hieße man Glocken.“ 

Glockenblume heißt an manchen Orten die Alelei. 

Glockenſchall Colt), Umfang der Gerichtsbarkeit, oft 
in einem Kirburger Weistbum von 1534 und in einem ſpätern 
Grenzhaͤuſer. „Zom erften wiſen fi minem heren bem apte 

ot und verbot in und bouſſen der firchen, in dem Eloden- 
ſhall Kirbergk. Daß fie alles feld, gehölg vnd andere lies 
genbe güther unter dem glodenihall Gränghaufen gelsaen 
zu lehen haben.“ Gw. 1, 641 f. 3, 745. Bol. Gr. 840. 

Glog, Klog, Glo, Gloftn., foa. Flenneffen 
(1. d.), früher allgemein das Gelage, änhd. Geloh, Ges 
Pd ch, Giag f. meine Gramm. d. 15— 17. 36. 2, 


Glowe f. Kloben. 

Gluͤckt. hei), Bruthenne, von ihrem Tone fo ges 
nannt, bei Wicel im 16. Ih. Glodhenne, bei Stieler 
Olud, Gluckhenne; gludfen, gludzen, (lat. glocire), 
1) das Glud der Bruthenne hören laſſen; 2) von einem 
heil des Körperd, wenn er Elopft, 3. B. Finger, Bf. von 
eiternden, in ber Heilung begriffenen Wunben. — Glud 
heißt beim Volk auch dad Sternbild Plejaden. 

Glüder, Slider, Klüder, Kliderm. 1) Schnell» 
Kyriden, Schuſſer, Baier. (Sm. 2, 352), jchweiz. (St. 1, 

) Kinder, Slugger, hol. klikker, knikker, in einem 
Volab. v. 1429 klucker Kugel, gluckern mit Kugeln fpielen; 
dgl. ah. clucli, glucli Kügelden; 2) andere runde Körper, 
8. bie Samentapfeln an Kartoffeln, Hode. 


168 





Glüdshen, Glidschen (weit.), Heine Bohne, deren 
Geftalt fi) der Kugelgeftalt (Glüder) nähert. 

Gluͤhheiß hört man ziemlich oft für das jchb. glüs 
hendheiß. Bol. freglieb. 

Olühnig (thein.), gleunig Cweft.), glühend, fait 

lühendig, wie jtebig, rafig, verthunig. ©. meine 
Sram. d. 15— 17. & 2, $. 68. 
Suäget —XE ſparſam, Häuslih. Sm. 2 
nährli ontabaur), fparfam, Häu: . 2, 
97 bat gnären, Eneren Noth leiden und vgl. ſchwäb. 
närig Carg), engl. narrow (eng, eingeſchraͤnkt). Biemann 
bat md. nerlich fidy rechtlich nährend; Enapp, wie ſchwäb. 
närig Daraus läßt fi gnären, gnährlich erflären. 
nappen f. fnappen. 

Sneisbeutel m. (Weilburg), ſchmußiger Geizhals, 
für Gneiftbeutel, ſ. Oneifter, Knauftbeutel. 

Gneiſt m. ( Idſtein), flberfarbiges Fingerkrqut (poten- 
tilla argentea). 

Gneift, Gnauſt, Gnaſt, Gnoſt, minder richtig 
Kn—, m. (thein.), ſieg. die Gniſte feft auf der Kopfhaut 
ee ‚Bin ober) Sautfgmug: Schmup auf Kleidern, 
bi. von Rotz und Bett, 1482 gnist, bei Stieler Gneis. 

Gneiſter m, (weft), 1) joa. Gneiſt; 2) fg. fchmugiger 
In (S 

ocheln (Schwalbach), mit dem Stode reizen. 

Godel f. Gidel. 

Gohker £. a in Wiesbaden der dürre Tannızapfen, 
der fonft Adel (}. d.) heißt. In Baiern ift der Bogfel 
bie Knoſpe, das Auge an Pflanzen (Sm. 2, 26), |. Gudel 

Gohl (Nafjau), bitterfjmedend, bei gol, zu 
Galle gehörig. 

Sohn ſ. Jahn. 

Gole, Schawwes goie £. (theln.), ſchmutzige Weibs⸗ 
perfon, jüdiſch deutſch. 

Goͤkes, Geld, jüdiſchdeutſch. „Daß ganz Eirobia (Eu⸗ 
rxopa) zu dar Geſchicht (Gutenbergsdentmal) heit Gokes 
beigedraa.“ Lennig 9. 

‚Goldtrant Heißt in Caub das Schellkraut (cheli- 
Bee it, Gold (auftäfer 

[} mit, Goldſchmitt m. (wi.), Bolbl h 

Gold wibel m., Golofäfer 253 auratus). 

., Goldwurz (Gaub), Heißt das große Schellkraut (che- 
lidonium majus). 


Gnltf. Bot. " 





169 


Golles, Bülles m. (8.), 1) Pfeifentopf mit einem 
gebogenen Halfe; 2) jeder Pfeifenkopf. 

Gollmer, Gollemer, Golemmer m. (rhein.), 
Goldammer, ſchon bei Stieler Gollmer. 

Golo, Gollo m., ——— eines falſchen 
Salz), ſteifen und dummen (Idſtein, Limburg) Menſchen. 
Sollte für die 1. Bed. der falſche Golo aus der ſehr ver⸗ 
breiteten Geſchichte ber Genoveba in die Volksſprache einge 
drumgen fein? Biele Eigennamen find allmählih Schimpfs 
namen geworden. 

©ömber f. Gimbert, Gumpel. 

©ompelweib Zwildenträgerin, |. Oumpel. 

Sommer f. Gurke, |. Kummer. . 

Gonkel f. (Schwalbad), Schaufel, wol nur Dialekte 
form & Gaukel. ” 

onn f. Ounn. 

Ben ſ. ee Ce mi 

orkſen, gorgfen (rhein. mt.), gurren, gurgeln in 
dm Gingeweiben, aud bier und da vom Girren ber Tauben 
gefagt, bei Sch. 2. görzen, ſchleſ. gurgfen, baler.gurren, 
gurregen (Sm. 2,63), ſchweiz. gorgeln, gorgfen (St. 1, 
45), änhb. agzgegen, gaeergigen, garzen, görzen 
(Viefenbady Gloss. 257), mittellat. gargarizare, franz. gar- 
Een Schon mhd. heißt ed: cz gurgelt in dem büche, 
haben ir} mhd. gurren den Laut Gurr heroorbringen 
und ande r a gurgel gemiſcht. 
V 

Goß }. Gieß. 

Goi, Goͤt, Götdhe, Gaͤt, Gaͤtche, Bet, Getche, 
(au Goih xc.), Goll £., aus der Taufe Hebende und Ge 
hobene, Bei Katholiken auch der weibliche Firmling und bie 
dabei betheiligte Got, in verfchiebenen Formen durch gang 
Deutiplanp gebräuchlich. Add. der —— die gotä, mir. 
er und die gote, göte, gotte, götte, änhd. gotte, gotti, 
gott, göt eh Gloss. 417), nad Wergand 
d. S. wol von Gott, alfo geiftliche Mutter, da fie den 
Uufling, ben Firmling Gott darbringt. . 

Göttern (8.), vom Obfte, wenn es beim Schütteln 
— faͤllt, ald vegnete es gleichſam herab; vgl. tratteln, 

stteln, 

Gott, Gotts ſteht Häufig verſtaͤrkend, gleichſam bes 

d vor andern Wörtern: gottsaingig gottseben, 
(1. eben Gottes), gottsjämmerli, nottserbärm- 
lid, gottsöberkt, gottfträflich; vgi. noch Kobekeit, 


170 


Bupeteit, muttergottöfeligallein. „Ich bob mer 

bobei an fo eme ſchwernothſe Lattnogel mei gottSöwwerfte 

‚Hofe verriffe.” Streff 47. „Do draus hot der Schuhmacher 

Bengler mein Dai q un ſchmeißt en ganz gottfträflid. 

Datterich 73. Rhein. jagt man auch: Er thut fein Gotts⸗ 

beftes (b. 1. was er nur kann), um das zu erlangen 

Öotterfpred wird (rhein) im Sinne von gleidh- 
kn nämlich oft eingefchoben „Un enausgude, als gotter⸗ 
prech: Seht ihr, was ich do zur Verfcheenerung der Stadt 
beigetrage habe.“ Hampes 54. St. 1,467 hat gottmerkith 
«(von quithan fagen), gottmerſprich, gottverfprid. Ju 
einem alten Kirdhenlied fteht: Jejus fah über ſich (empor), 
Pre Gott ih ſprich, Als hett er wöllen fagen.” 

"08 ber, ſprach ber. 
otteslaͤmmchen (Gaub), Gottesthierch en (Mon 
tabaur, Selters), Sonnenkäfet (coccinella punctata), ſonſt 

Herr sıtstpiergen cd. d.). 

. Gottes ted (Gaub, weit.), geiſtliches Lieb. 
Gottfried, alter, heißt hier und da ein alter Rod. 
Gotzen (Hoftein, Hochſt), auf eine feinere, etwas heim- 

liche Art beiteln, vieleicht zu gu gen (guden), gehörig; ober 

follte es gottgen, gottjen Fin weil die Bettler um 

Gottes willen betteln und dann oft Bott ſehns (Gott 

fegne e8) jagen? 

Gowaſch ſ. Ganverſch. 

Grabchen, grappchen, grabſchen, grappſchen 
(mt.), 1) geſchwind auffangen, bſ. Gegenftänbe im Nieberfallen 
gl. das FKinderjpiel Grabchſteinchens); 2) Haftig zu 
gen auch wucherifch zufammenfcharren. In die Grabch, 

rabſch, fieg. Grappel werfen b. i. Andern zum Auf 

fangen. Das nd. Wortiftmitnd. grapfen, —S 

grabben (zugreifend faſſen), holl grabbeln (zujammenraffen), 

engl. (baten), ſchwed. grabba (mit der ganzen Hand 
zugreifen), eined Stammes und gehört zum nd. rappen, 
hochd. raffen (alſo gerappen). 

Grabeln ſ. krabeln. 

Graben nennt man das erſte Umgraben des Wein⸗ 
bergs; vgl. lauter und rühren. 

Gradel £. (then. Sofein), 1) fperriges Holz, bſ. ah⸗ 
gabel; baher 2) der Hintere, Davon gradelig, geadi, 

ein. W. hal . Oragel, Gräge 
tadeln. bat ſchleſ. Oragel, Grägel 1) düre 
weig, namentlich ein gabelförmiger; 2) die geſpreizten Beine; 

Age, grägeln breitbeinig, übh. ungefhidt und ſchwer⸗ 

fällig gehen; ſchweiz. grageln bie Beine fpreigen, Bragle 

alter, Frummer, großer Rebenſchoß (St. 1, 469. 





171 


Gradkopf m., eine Mafje anderes Geftein, das ben 
Schiefer ſenkrechi, Zwerchkopf, das ihn horizontal, Schid, 
das ihn fchief durchzieht. 

Graf fleht rhein. in ber Rda.: „Geh zum, beſchwer 
dich, verflag mich beim Graf Teufel.” 


geilen iebildet. Höhr A. Montabaur fol die Form 


Orammanze f. Rrammanze. 

Grammel ſ. Krammel. 

Grammeln (thein.), wird zunaͤchſt von kleinen Kindern 
in der Wiege gast, wenn fie unruhig werben, aber noch 
nicht ſchreien; 2) von größeren Perfonen, wenn fie eine Un 
riebenbeit noch nicht recht hörbar wollen werben laſſen; 

) übh. Beftändig Magen, grämlich fein. Grammler, 
srammelig, Gegrammel. Im. 2, 109 Hat in lepterem, 
aber etwas flärkeren Sinne gramen, grameln, grames 
kn Diefe Wörter gehören mit Gram und Grimm zus 

immen, 
Granchen (Herborn), ftöhnen, kraͤchzen, bei St. 1,471 
grannen, gränneln verbrießlid Hagen und ächzen. Klein 
hat aus dem Elſaß grahmen feufzen, leife weinen, ftöhnen. 
Abb. granjan, mhD. grinnen, grannen weinen, änhd. grannen 
(ehr —S gehört zu greinen (f. d.). 

©rangeln f. frangeln. 

Grapp, ®rappe |. Krapp, Krappe. 

Grasblume f. (rhein. wit), Gartennelfe (dianthus 
caryophylius). 

trafen heißt das Hinziehen der Anker eines Floßes 
auf dem Grunde. 

Grashitſchel f. (Braubach), Grasmüde. 

PR re ſ. (Selters), Orasmüde; vgl. Miſch, 

uſch. 


172 





Grasräff, Grasreff m. (S.), der hölzerne Stiel 
mr un Senfe, fonft Graſſer und Senfenwurf genannt, 


e 

Graß, gräffern f. Eraß. 

Gratel, Oraal f. (8.), 1) joa. Gradel 1 und 2; 
3 (fig.) Stolz. gl. Baier. (Sm. 2, 124. 125) Gritt 

rittel die Gabel, welche die beiden Schenkel am Rumpfe 
bilden. S. noch das folgende Wort. 

Grateln, graiteln (8.), die Beine beim Gehen weit 
außeinander fan, baier. graten weite Schritte machen, 
gratteln bie Beine auseinander fperren, ſchwerfällig gehen; 
dgl. goth. grids, ahb. critmäli, gritmäli Schritt, Pi be- 
gritan, pigrötan bazu jhreiten, anfangen, mhd. griten ſchreiten, 
woher griteliche ‚mit außgeipreigten Beinen. 

Gräth, Grathfal |. Geräth. 

Grätfchen, 1) joa. grateln, auch Baier. (Sm. 2, 
125), jälef. gratfchen; 2) reien G.kraiſchen); 3) ein 
Rede oder Sache vorwerfend und zum Ärger oft wiederholen. 
W. hat grätig verbrieglih, unwillig, ſchwaͤb. grätig, 
grätifch, ei: grätjch und vgl. goth. gredags hunge 
tig, ahb. grätac, agj. graedig, altn. grädugr gierig. Aus 
biejen Wörtern Täßt ſich Die 3. Bd. von grätichen erklären; 
in der 1. Bd. gehört das Wort zu grateln. Auch @öthe 
(Egmont 4) fagt: „Sie-ftanben mit ausgegrätjchten Beinen da." 

Gratulieren wird in Montabaur meiſt mit dem 
Alkufativ verbunden: Ich gratuliere dich; dann au: Gr 
hat mir ein Bud) gratuliert Ch ef. 

raueln, graulen, gräulen (rbein. weft. , grauen, 
Baier. gräueln,gräumels, (Sm. 2, 97), 5 je, 
mbb. grüwen, griulen, grüweln; im 16 — 17. iR 
graueln, grauelen fehr gebraͤuchlich. „Daht {beh) merd 
doch e biſſel vor em graule that.” Firmenich 2, 89. Grau—⸗ 
len wird unperjönlid gebraucht, gräulen perſönlich, aber 
mehr im Sinne von meinenb befürchten, z. B. ich graͤule, 
daß es Regen gibt (Wallmerod). 

Graufam fteht oft vor andern Wörtern zur Verftärkung. 
„Ar Hot en graufam gure Kopp. Lennig 27. Mehrere 
Sn sat Füßen Zeit ſ. in meiner Gramm. d. 15— 17. 

Gravamen machen, auffallende, bj. hochmüthige Ge⸗ 
Me machen, den Bornehmen }pielen, lat. gravamen (Mid 

f geasitten ae Ati, Zehen, Rönigei) 
wad Gravamen maden, fran. gravite, lat. gravitas, 
Wichtigkeit). u er 





173 





Oräwer (GSelter8), in ber Bd. ſva. Bohrnamwel 
(. d), bei Stieler @raner nauseator (ber Übelkeit em⸗ 
pfinbet, ſich erbrechen will), zugrauen (ſ. graueln) gehörig. 

Oräzen, grägen (Lord, Caub, Kiedrich), moderig 
tiehen und ſchmecken a: B. der Wein, das Sauerkraut gr. 
Man Kräge zu denken und fomit Kräzen zu fchreiben? 

Grebel, Grebelden ift in Caub ein Hädeldhen 
mit zwei Zinfen zum Bearbeiten des Gartens; baier. der 
Grebel, Grübel ein Werkzeug, Rüben auszugraben 
(Sm. 2, 98), ah. erepil, crebil, mhb. grebel übh. Werk 
zeug zum Aufgraben. Davon grebeln fig. ein kleines, klein⸗ 
liches Gefchäft vornehmen. 

Greh, Grehſal f. Geräth. 

Greif, Greift f. Graf. 

Greinen, 1) weinen, bj. von Kindern gefayt, ah. 
krinan, mbD. grinen, in heutigen Schriften felten, in der 
Volksſprache durch ganz Deutſchland verbreitet; 2) zanfen 
(ift Beute felten) ; Steiner, ber gegen Alles feine Unzus 
friedenheit durch Zanken an ben aa legt (Goarshaufen); 
Greinbeiß (Herborn), weinerlich zänkifcher Menſch; Orein« 
arſch, Greinfad Menſch, der gerne weint und gerne 
akt; Greinche und Greinels, eine weibliche Perſon, 
bie gerne weint, bann auch von Stindern weiblichen und 
männlichen Geſchlechts gebraucht (rhein.). Bon Eberhard 
dem Greiner (Raufdebart), Be von Württemberg 
(+ 1393) fagt Aventinus ( 1534): „Er zanckt vnd habert, 
darumb nennen fie ihn den Greiner... daß er mit jn zandet, 
greint, kriegt, habert.“ 

Grell ırhein.), 1) Heftig, aufbraufend; 2) von leb⸗ 
bafter Farbe gebraucht, in beiben Bb. aud) fchd.; mÄb. gräl, 
taub, zornig; grällen rauf fein, einen rauhen Ton von ſich 
geben, vor Zorn fehreien; agſ. grällan zum Streit heraus 
fordem. Biehoff bat der Grell, grellig, grellen. 

Grelle Colt), wahrſcheinlich Augenbraue. „Der Ritter 
hatte ein groß Haupt mit einer Strauben, eine weite braune 
Grelle, ein weit breit Antlig mit Baufenben Baden.“ 
Lehr. $& 81. 

Griebe, Greibe, Kriewe, Kreiwe f., 1) das feſte 
Burhdgebliebene des ausgebrannten ober auögelaffenen Fett 
Rüdhens; 2) Schorf auf einem Hautausſchlag, in ſaͤmmt⸗ 
lien dentfchen Mundarten vorhanden, ahd. der griebo, 
griabo, eriupo, mhd. der griebe, von ahd. roupan, gironpan, 
giraupjan röften. ö 


174 


Grießweizen m. 1) Weizen, welcher bei dem Wur- 
fein noch in ben abgedroſchenen Ahrenftüden' fteden bleibt, 
abgefehrt, nochmals gedroſchen und gepupt wind; 2) abge 
Ken Stüde Kr gerefäenen Weizenäi F Bi. Bob 
inhd. griez, agſ. gröot, altj. griot, gr&ot ift eigentli 
grobe Kiefel und Üferfand; das Wort gieng dann fpäter in 
unfer Grieß und Grüße über. 

Griewes n. (weft.), eig. Geriebenes, bj. ein aus 
geriebenen Kartoffeln bereiteter Brei. 

Griffel m. (Braubach), eifernes Geräthe mit mehreren 
Haken, um damit Gegenftände, die in einen Brunnen ge 
fallen find, herauf zu holen (ſonſt auch Wolf genannt), von 
greifen. 

Grind m. 1) wie a: 2) (felten) Kopf: einem eins 
auf den Grind geben, fo auch baier. (Sm. 2, 114), und 
ſchon fpäter mh. und änhd. Der ſpitze Orind, ber Erb⸗ 
grind ift weit verbreitete Bezeichnung der Kräße. 

Grindel, Orinnel n. (rhein.), Hauptbalten am Hin 
terpflug, deſſen Ende auf dem Vorberpfluge ruht, in andern 
Gegenden Grendel, Grengel, Gringel genannt, mhd. 
grendel, grindel, grenden, «hd. grintil in weiterer Bb., 
ein langes Stüd Holz zu verſchiedenen Zwecken dienend. 

Grindmagen m. (thein.), wilder Mohn, Feldmohn 
Spapaver rhocas), weil fein Saft auf der Haut einen ſchwachen 

rind erzeugt. 

Grinfhel, Grinfel f. (GBraubach, Königftein), 
Stachelbeere (ribes grossularia), fonft auch Srulgel, 
Druſchel genannt. 

Grinfeln, grinzeln (Iſtein, Wehen, rhein.), groin: 
zeln Königftein), — bf. mit halb weinerlichen Tönen, 
zu greinen, grinjen gehörig. 

Grippen grippden, grippfchen (rhein.), flehlen, 
franz. gripper, ſchwed. Er ab. eripphan, cripfen, 
gripfen, kripfen rajch greifen, rauben, alle von greifen. 

Grips, Griebs, Grobs, minder gut Ar —, m., zw 
weilen f. 1) Keingehäufe des Kernobftes; 2) Kehlkopf: einen 
am ®r. nehmen. „AS Adam den Apfel af, blieb ihm ber 
Gr. (au Brope) im Hals ftedden“, jagt der Bolkswip; 
3) alles zurücgebliebene Geringe vom Obft; 4) daher auh 
fva. Knippes. Das Wort ift in vielen deutfchen Mund: 
arten gebräuchlich, im mittelchein. Vokab. von 1469 grubß 
und gribß, im Vokab. von 1482 grubß und grobiß, bei 
Alberus (1540) griebes, alle in ber 1. Bb., die 2. ift 
eine übertragıne, ©. Weigand d. W. 





175 


Grifſel, Griefel, Gräuſel m. (rhein. wt.), fieg. 
Briffel, Schauder, Ekel, Abſcheu; griffeln, griefeln, 
grufeln, grünfeln ſchaudern, baier. Gruſel, grufeln 
(8m. 2, 122). Die Wörter mit langem Vokal gehören zu⸗ 
un —X die ut kurzem zum en — audit 

lid; vgl. agf. grislic, engl. grisiy ſchauderhaft. Im 
iu der 3 und Borat (einen ſich beide Wörter 
gemifcht zu haben. 

Grigegrau (thein., unterrhein.), fehr grau, baler. 
tiggrau (Sm. 2, 98); beiSt.1, 482ift Grieß, Grießel 
ein Braufchimmel; grißlet graulih, mit Grau untermiſcht. 
Bel. fagegrau. 

Grd len (umnterrhein.), vor Vergnügen ſchreien. 

Grolle }. Krolle 

Sromig, Grommig f. Orummet. 

Groppe, ungut Rroppe m. (rhein. wt.), eiferner 
Kochtopf, aͤnhd. gropp, groppen, nd. Grapen; ah. 
griupo Röftpfanne von giroupan, |. Griebe. 

Groß werden cHoftein, Montabaur, bier und da 
thein.), Got ober Pate werben. 

Großhans m., 1) Prahlhans; 2) Freſſer, Bei dem 
die Augen größer find, ald ber Magen. 

Grat f. Krat. 

Grotz, Grotze, Krotz, Krotze m. (8. wt.), 1) ſva. 
Grips in allen feinen Bd.; 2) der Blätterbüfchel bei rüben- 
artigen Gewaͤchſen, auch bas Hergchen im Salat. Sm. 2, 
126 hat Großen, Großen, Grözling, Größling, 
Groͤßing Sproße, bſ. Wipfelfproffe vom Nadelholz (jo 
auch ſchweiz.); Herzchen im Salat, Kohl u. dgl.; jeder Shoe 
von immergrünen Gewaͤchſen, und vgl. groß und rich 
(fe oben Grießweizen); Weigand d. W. denkt auch an 
Wurzelverwandtſchaft mit Grieß. St. 1, 483 hat Groß 
und Großen und rechnet Gemegt) das Wort zu Grat 
(Ber; ie Es geht mir Frogig d. i. ſchlecht, kümmer⸗ 
lich (Ufingen, rhein.). 

©rumbeer, Orumbir £f., entftellt aus Grund» 
Birne, Name der Kartoffel an vielen Orten, bf. am Rhein. 

Grummeln (Wallmerod), für fi ſprechen, in den 
au fprechen, bei Sch. grommeln, gehört zum folgenben 


Grummen (Iſtein, Ufingen, rhein.), grummfen, 

1) dumpfen Laut von fid) geben, bi. von Rinbvieh und Hunden 
ebraudht; 21 feinen Unwillen durch folhe Laute ausbrüden, 
weiz. in biefer Bb. grumfen, gramanfen. Anhd. 


176 


grumen wird vom Murmeln, zärnenden Knurren, and 
vom Donnern der Kanonen gebraucht. Nd. Grummel, 
Grommel das dumpfe Rollen des Gewitterd in ber Ferne; 
geummeln, grümmeln donnern aus der Ferne Bel, 
azu ruff. und poln. grom, Böhm. krom Donner, Getöle: 
franz. grommeler bumpftönig murmeln, fehelten, engl. grumble, 
holl. grommen murren. 

Grummet n. (then), Grummig, Grommig, 
Gromig m. (norbweft.), Grummigt m. (Marienberg), 
zweites Heu, entftellt aus Gruͤnmad, bei Stieler Gro⸗ 
mat, Gruinmet, aͤnhd. au grünemat, grummath, 
grumait m., mhb. gruonmät, gruomät n. 

Grün Crhein.), 1) unzeif, noch im Wachſen begriffen; 
a 9) vorlaut. 

rund ſteht öfters, Bf. unterrhein. übH. für Wieſenthal. 

Grundels in ber (weft. rhein.) Rba.: „Dem geht 
der Arſch mit Grundeis,“ d. i. ber ift in großer Angft und 
der ® L (xhein.), 4) Ort 

runbel, Örunnel (thein.), ründling (Fiſch); 
2) junger, kleiner Soldat ı Rekrut). si) 

Grunderbboddem, Grundardsborrem (mt.), 
verflärkter Ausbrud dj. Erbboddem), bf. in ber Rba.: 
„Das Donnerwetter ſoll dich in Gr. verfchlagen.“ 

Grünes, Grüns n. ırhein.), was von grünen Küchen 
Be, gu Büre in bie Suppe gethan wird, auch Baier. 

.2, 113). 


f Brünotter, Name der grünen Eidechſe; vgl. Schieß ⸗ 
eltes. 

Grunzig Crhein.), eig. nach dem Grunde ſchmeckend, 
bſ. vom Meerrettig PR t, alfo eig. grunbfig. 

Gruppert, ruppicheil, Gruüppatz, Grupp⸗ 
ae er ſchel, Orufpel f., Stach ier 

ruſche ruſche ruſpel f., Stachelbeere, 

und da ruhig, auß dem Iat. ribes "grossularia, 2 
uva crispa; dgl. Druſchel. 

Gruſeln f. grifjeln. 

@udel, mei dl Gukele, Gucelchen (rhein. weſt) 
Auge, vorzüglich in ber Kinderſprache, von guden. 

Guckel £. Guckes m. (Königftein), Perſon, welde zu 
kleine, unverhältnigmäßige oder ſchieleude Augen hat; welde 
von unten herauf, Diebifg ficht; vgl. Schmagudes. 

©udfen, guckzen (weſt), das ſchd. guden; dubd. 
kucken, guggen, baier. gugken, gügkezen, gukßen 





177 


(Sm. 2, 27), nd. kieken, mhd. ahd. nicht vorhanden, zuerft 
bei Geiler von Kaiſersberg 1510). 

Gu euk ift die rhein. Ausſprache, tn andern Gegenden 
Auduk, Kukul. In ber Rda, „@eh zum Gudufl“ fteht 
ber Guduf als altheibnifcher Bauberungel ober hat wenige 
fend teuflihen Anſtrich. In ber befonders in Niederſachſen 
Keriuhticen Rda.: „der Guckuk und fein Küfter“ ift unter 

der Wiebehopf verftanden, weil er im $rühling mit 
dem Guduk Tommt und wieber weggeht. Das Rufen des 
Kuduts heißt anhd. guden, gudzen, |. Gauch. 

Guduf (Marienderg), Gndufsblume Guduk (ou- 
— Gudufößlume (cardamine pratensis und anemone); 
in Joheln iſt Guckuks blume bie Zärbeginfter (genista 


). 

@ülles |. Gölles. 

Gum me (chein.), Dialektform für Gaumen, Gaume, 
usb. Gum, Due Som, Guome, Buomen, mhd. 
guorme, goume, . guomo, goumo. 

Summols, Summeld weft), Dialektform für gud 
einmal da; vgl. hamollode. 

®umpel, Bompel, 1) oa. Gammel; 2) Huhn ohne 

3, ſ. 9. Schottert, Gomber. 
— Schwalbach), langſam auf der Straße 
. Sammel. 

Sung, ein weft. ziemlich verbveitetes Prät. von gehen, 
aͤnhd. öfter er gung, fie gungen. 

Gunkes m., ein Menfeh, der pfiffig fein will, aber 
dumm iR. In Philander von Sittewald (Straßburg 1677. 
S. 469) nt: „Ihr müßt wahrlich auff Erden ein nötlier 
% und laͤcherlicher Fiſigunckus geweft ſeyn, weil ihr 
die Rönaden und grillen auch biß hieher behalten.” Bol. 
Sparregides. 

Gunn, Goun, in der (rhein. unterrhein.) Rda.: einem 
bie &. anthun, d. i. ihm zuerft freundlich (mit Gunft, mhd. 
gans, gunst, günde) begegnen, ihn anreden, von gönnen, 
ahd. mnhd. gunnen, günnen. 

unſchen (Caub), ſich auf und mit dem Stuhle hin 
und her bewegen. 
Güntert, Goͤntert m. (8), 1) ein ungewöhnlich 
breiter und babei bisweilen kurzer Sad; 2) (auch Limburg, 
Wehen, Ufingen, Königftein), Saumagen, gefüllt und unges 
fült, dicke runde Wurft; 3) der dide |. g. Freßbauch eines 
Kindes, bei Alberus (1540) Ohünter, gunter, nad) einer 
briefligen Mitthelung Schmellers an Weiyand vielleicht 

Kehrein: Vorterbuch. 12 


178 


vom Stoffe des Füllſels benannt, polabiſch guntre, law. 
jatra, altſiaw. jetra Leber. 

Gurten (Singeis A. Montabaur), ſchlagen, wol zu 
naͤchſt auf den Guri felagen? 

Gufd, felten Both f. (xhein.:, Maul, zunaͤchſt von 
Hunden, dann veraͤchtlich auch von Wenſchen nd. goske, 
wahrſcheinlich von franz. gosier, altfranz. gusier (Gurgel, 
Schlund), mittellat. gossum (Kropf), ital. (Kropf, 
Schlund); gu ſchen ſchweigen. — —E iſt Ouf 4 
aaa, ſchd. Giſcht, mhd. die gis, gist, ges von gaͤſchen, 
giſchen 


e 

@üß f. gift. 

Sa &ufo, Kufto m. Crhein.), Geſchmack, Bf. 

Luft an etwas Gutem. Sm. 2, 79 möchte bad Wort für 

das dem lat. gustus zulieb entftellte alte Kuft (von often) 

— wofür bie harte am Rhein gehörte Ausſprache Kufto 
t. 


Gut Geld Heißt im nordweſtl. Theil des Landes das 
nach Gulden berechnete Geld im Gegenſatz zu dem preuß. 
Thalergeld. Vgl. Sehaß 

Gutlich t (thein.), Unſchlittlicht, wetterau. Gulicht, 

Gut machen, in verſchiedenen Rda.: Ein Poſtillon 
macht /, Stunde ic. gut, wenn er Stunde vor ber be 
fimmten Zeit ankommt oder die verfäumte einbringt (j. eins 
fahren); ein Soldat madjt ben Tag 1 Kreuzer gut, wenn 
er von feiner Loͤhnung täglich 1 Kreuzer zurüdläßt zur Bes 
zahlung ber erhaltenen Kleidung. 

Gutche, Verkleinerungsform von gut, bei Kindern ge 
braͤuchlich. S. ©. 28, Nr. 205. „Ad der Vadda is gar 
gutche.“ Datterich 61. 

Guts n, Buderbäderwaare, bei Kindern gebräuchlich. 


8. 


9 f. Cxhein.), Dialektform für Haue, ahd. houva, 
mhd. houve, 
Ha (thein.), mit halbhoͤrbarem n, in andern Gegenden 
hain, han, hä, unterrhein. faſt Hang, ift ein Fragewort 
iwelches auf ein Wort folgt, das man nicht recht verftanden hat. 

Halegang ſ. Halgans. 

Haar, Hör in der ZN. Haarank aufgefämmte, 
aufgeſtektes Haar von ber Anke (j. d.) ber; Haarbentel 
kleiner Rauſch; Haareul verworrenes Haar bei Weibsper 
fonen; Haarun kleines Waſſerinſekt. 








179 


Haaren, haarfen f. herfen. 

Haarer Pl., Krautköpfe (Herborn), in Heibesheim 
Haapter, Haaper d. i. Häupter. 

Haafpel f. (Selterd, Montabaur), Amſel; aͤnhd. 
Amfjele, Amſſel, Ampfel, Hamſel, mhd. amsel, ahd. 
amisala; dgl. Dlpel 
| ab m (8. — 1) gen 2,0) sine teriger 

I, der alles ſchnell an reißt, . ul i⸗ 
mb — habicht, bep 


Habel f. (Caub), Schwägerin, die vom Hundertſten 
ins Zaufendfte kommt, vielleicht urfpr. ein Eigenname. 

Habemus m. (rhein., pfälz.), Rauſch, eig. (lat. habe- 
mus) wir Haben; ähnlich heißt ed: der Hot, Hat, ber 
if betrunfen. 


Haben biegt folgendermaßen: Inf., 1. Sg. und 1. 
und 3. BL Präf. Han, bon, hun (mit kurzem Vokal und 
deutlich gefprochenem n: bann, bonn, hunn, oder mit 
langem Bofal und halbhörbarem durch die Naſe gefprochenem 
n), tu hoſt, er hot, ihr het, bot und hat (meijt mit 
kurzem Bolal), Partic. Prät. gehat (mit Furzem Vokal). 

Haben (Koftein, Ufingen) Halten, 3.8. hab e mol de 
Gaul, vgl. heben. 

Haber (ahd. habaro, mhb. habere m.), ift im fühl. 
Theil m., im nördl. f. 

Habitche (Montabaur, Selter8), Hobitche (Ufingen), 
Hubitche ( Idſtein) n., Hab und Gut, aber nicht viel; vgl. 
Edelebaſch, Hadelpadel. Sm. 2, 221 Hat in gleicher 
Dr. Hoppe, Hoppehe, Hoppetihe, fanı aber die 
Worte nicht erflären. Aus ber Oberlaufip Hat A. Habchen 
und Babchen. In Heimborn U. Hachenburg kommt die 
Hubitche als Gemarkungstheil (Wiefe) vor. 

Hach m. (8.), ein ſehr begieriges und gefräßiges Geſchoͤpf 
Bene) ober Thier); davon Hadig. Sm. 2, 143 hat das 

ort aud) als ein verachtendes Appellativ, wie fonft Kerl 
fteht, und denkt an Zufammenziehung aus Habi ‘ ober an 
Gntftelung des ehemaligen Nannsnamens Hache. Auch 
9. Sachs hat: „du junger Hach gib her bein Gut.“ In 
den Hofmannswalbauifhen Gedichten (Lpzg. 1697 f. 4, 
a Bein die Schimpfnamen: „rothbarth und hach e.“ 


. ge 
Hachel f. (unterrhein.), Spige am Getreide, ſchd. AcheL 
Had, Hade in den va. : (weft) auf Giner Hack 
fein, auf eine Hack herauskommen d. i. übereinftimmen; (thein, 
we), der Had einen Stiel finden, geben, d. i. Gewißheit 


180 


in etwas erlangen. „Awa (aber) N) eb dere Haden Stiel.” 
Liebe Fe Kran jen. Darmftabt 1659, ©. 9. 
ade! 

Hadeln, Bedkin wt.), auf der Schulter, auf bem 
Fr tragen, von Hode, Hude, einer Rebenform von 

er. 

Hadelpadel m. Na .), 1) die ganze Habe, bie aber 
nicht fehr bedeutend ift, die auf uigepadt und gehateit werben 
kann; vgl. Edelebafh, Hubitde; 2) 

Menſchen. 

Sadescher (rhein), Hackerle hohenlohiſch (württem⸗ 

Bug) 3 Pl., heißen in der Kinderſprache bie Bähne) eines 


Hädfel, bei Stieler u. U. Häzel n. IS. wt.), in 
kleine, kurze Stüde geſchnittenes (gehadtes) Stroh, fonft 
Häderling, auch ſchd. Im ber jhb. Rda.: „einer Braut 

äderlin Ge fagt man in ganz Rafjau au nur 
aͤckſel.“ Dis iſt nämlich von einer, unter ben gemeinen 
Leuten an vielen Orten üblichen, alten Sohn fi herges 
nommen, daß fie einer vor der Verehlichung Ei) mängerten 
Braut am Auge dor ber Hochzeit anftatt ber Blumen zum 
Säimpfe u: ling vor die Hausthür zu fireuen pflegen.“ 


weinen 
Rn Sta n. (thein.), Haide Cerica vulgaris), 
und Ort, wo fie in Men; H w di 3 heida,efheidahi, 
—— mi heide, heidehe, heidacl b. 
Adch, Harich m. Hederich, simum), ml he 

derich, heidrich, änhd. — ergeim 1 

Hade, habil, heibe, Heibiich, Suif. und Adj. 
ber Heide ſtehen (weit. rhein.) zur Bezeihung von Größe 
und —X „Es koſcht aam owwedrei ä Haade Geld.“ 
Lennig 26. „Do ficht mer jetzt, wo des Hahdegeld hih—⸗ 
kummt.“ Streff 28. 8. vgl. Kanes. heid —RX oth. 
huzel (eig. huzd unfer Hort) Schatz; Sm. Hei 
das Wort richtiger mit Heide (im Begenfaß au Sri) ie 
jammen. 


Zadejer, Hadeier, Dialektform für Heuthier, 
Blattlaus. 

Hadorn (Hadamar), Hedorn, Hiedorn (Brau⸗ 
bad, ——— — ufdorn (ofen), Heuhechel 
(ononis Ken MH. lorn, hagendorn ift unfer Weiß- 
dorn (crataegus). 

ägel, gegeim m. 1 in Nenteröhaufen fva. Dumm⸗ 
topf, dummer Re ‚ 134 hat der Hach, Hache s, 


umpenpad von 





181 


Hachel, gewöhnlich mit dem Beifaß grob, ein verachtendes 
Appellativ (ſ. Hach). Die Ausſprache von Hägel, Hegel 
feint auf ein anderes Wort zu deuten. Vgl. ſchweiz. Die 
Häggele verſchmitzes Weib, Hexe; Name eines weiblichen 
Ungethümd, von dem daS gemeine Volk mandyes Märchen 
zu erzählen weiß, und welchem eine eigene Spuknacht Haͤg⸗ 
elenacht genannt, geweiht ift. (St. 2, 10); inhd. die 
, offenbar von hag (Hag), woher auch Hexe (I. Abergl. 
in der 2. Abthl.). Die von ſolchen Wefen, (Elfen, Hexen ıc.) 
heimgefuchten ober vertaufchten Kinder find dumm. ©. Alpch 
und Elmedritſch. Es könnte ein zum Schimpfnamen ges 
worbener Gigenname fein, wie Barthel u. a, doch if yls 
vorzugsweiſe bei Vornamen der Fall. 
ag ahenper m., Dialektform für Heuhüpfer, Hew 


Hähtel m,, der reine (befte) Bienenhonig |. Hoink. 

Hahl, hohl (weft. rhein.), troden, austrodnend, ein 
5. Wind, Huften. Ahd. h&li, mhb. haele bh. zunächft glatt, 
ſchlüpfrig; vielleicht hat die Bd. von hahl is daraus ent« 
widelt. 

Hahl, Hohl, Höhl, Hehlf. (8. wt.), Bei Sch. 
Häpl, Kette und Hafen, um daran einen Keſſel ac. über 
das Feuer zu hängen, ahd. hähala, hähela, hähla, häla, 

id. hähel, häel, zu Hängen, goth. hahan, ahd. hähan, 
mbb. hähen, hangen gebörig. 

Hahn, aus Hain, if im Naſſauiſchen ein von Holz 
gereinigter Hauberg cf. d.), der nun zum Feldfruchtbau 
auf ein ober zwei Jahre benupt wird.“ Weber. Das Wort 
hat übrigens auch noch bie allg. Bb. wie Hain. 

Hahnapfel m. (Herborn), Stachelbeere, vgl. Hüh⸗ 


erapfel 
6 Da pnengebätt, bier und da fon. Rapengebält 

. d.). 

Kaste f. (Xhein. Ba der Bug an den Beinen ber 

rößeren Thiere, bj. ber Hinterbeine, vom Knie bis an die 

ie, bei Sm. 2, 147 Hach ſen, mbb. hahse, hasse, agf. 
hoh. Davon Hähfeholz, woran gejhlachtete Thiere aufs 
gehängt werden, fonft Krummholz. 
dei ai f (Montabaur, Wallmerod), Blattlaus |. Has 

eier. 

Haimanns ſ. Hamans. 
Hain |. 


Sainjh, Sänfs, Benfd, Hienfs n. (u), 
Haidekorn, Buchweizen, wahrſcheinlich gekürzt aus Haide⸗ 
niſch, Haidenſch. 


182 


Hakemann, Hofemann m. (Naſſau, Gaub), fon. 


upemann. 

Hal, Dialektform für Heil, ganz, unverfehrt: von 
üchten, wovon noch nichts nach Haufe gefahren worden 
it; von ungemähetem Grad. Das weiterwälb. „de hale, 
ganze hale Tag“, Iautet am Rhein „be ganze Heilige Tag.” 

Hal um und um heißt im Rheingau Hier und ba ber 
Waldknoblauch, Knoblauchhederich (erysimum alliaria), melde 
Pflanze ſchon bei — heidniſchen Vorfahren für heilkräftig 
unb gegen Zauber jhügend galt. S. Grimms d. Moth. 
2.9. ©. 1163. . 

Halber Wahnfinn, Hat der derbe Volkswit bier 
und da eine neuere Haarfriſur & la vendde verdeutſcht, 
au & la Wahnfinn. Vgl. Scheel Agnes. 

Halbmitt £, bier und ba für Mitte, Mittelpunkt 
zwiſchen zwei Hälften, die aber nur nach einer Richtung 
(Länge ober Breite) gemeſſen find. 

Halbſcheid, hier und da Halbſchitt f. Hälfte eines 
getheilten Ganzen, auch ſchd., ahd. halpgisceit. 

Halbweg, halb, bei Stundenangabe: es iſt halbweg 
4 Uhr, Baier. halben weg, aber in weiterer Anwendung. 

Halfer, "Halfter m., 1) das fh. Die Halfter; 
2) Fuhrmann, der mit Pferden die Schiffe auf dem Rhein 
firomanfwärt8 fährt; davon halftern. 

Halgand, Halegans, Holgand, Hongans f. 
(S.wt.), 1) Schneegang, wilde Gans ; 2) Schimpfname für eine 
dumme Weibsperfon, ftärfer als das bloße Gans. Abb. hagil- 
gans, mhd. hagelgans, auch Birk und Waſſerhuhn, bei Stieler 

agelgang, in einem mittelrhein. Vofab. von 1469 häle- 

s, mittelnieberl. haelgans, hol. hagelgans, zigj. mit 
Sa el (vgl. Ral aus Nagel) und fo benannt wegen bed 
Ergeinene zur Schnee und Hagelzeit (Frähjahr und f)- 
Das Wort Hagel ift in der Vollsſprache allerdings wenig 
gebräuchlich, wol aber ſchneehalweiß d. i. ſchneehagel⸗ 
weiß. An Heilig tft mit einem Erklaͤrer in der. „mittel: 
rhein. Zeitung” nicht zu denken. Die Form Hongans (Heb 
feröficchen) erinnert an Hain aus Hagen, wofür auch 
Stielerd Überfeßung anser sylvestris zu ſprechen ſcheint. 

Halm erſcheint in alten Urkunden fehr Häufig als Rechte: 
ſymbol, wie er noch heute beim Loßen gebraucht wird. Ge 
woͤhnlich lautet die Formel (bei Geſchenk, Verkauf, Ber 
pfändung eines Grundftüdee): „Mit Halm und Mund“ 
d. i. mit ausgeſprochenen Eniſagungsworien und hingewer 


Bi 





183 


fenem Halm; oder: „Mit Hand Basta, unb A 
ober: a gan und Ehen, a ©. B. 5. Ci r r 124 
älfen (Marienber; , umbalfe en a auch bei Opitz, ſchon 
mhb. helsen, neben hal— 1) ahd. h. u ⸗ 
Halskoͤller m., wattierter rer mit einem 
niedrigen fleifen Kragen, bier und da von Bauernmäbchen 
getragen. ©. Koller. 
Halsrofe f, (rhein. weft.), eine große Malve. 
Halten fein Feſt (Abendmahl), die Kerb. „Bei uns 
warn do kahn Briel (‘ je) falle, do maane iR die Kerb, 
die weer nig nutz gehalle; wann mer nix halle daͤht.“ 


Lennig 10. 26. 
dam — f. Heim —. 


Hamann, Hamanns, Haimanns (Hadamar, Sel- 
ters, rhein.) m., gebrudtes Baummwollen Beug. 
rt f. HSannebambel. 
ambel ſ. Hampel. 

Hambuttel f. (xhein.), Hobuttel (Idſtein), Hage 
Sutte, Hainbutte, aͤnhd. Hanbutte, Hanbotte, Hayn- 
Butte |. Votte. 

Hamme m. (thein.), der hintere Theil der Senſe, wo 
* gm Stiele befeftigt iſt, von St.2, 16 zu haben gerechnet; 

die hamma, mhd. hamme ift Hinterjchentel eines Thiered. 

"Hammel m. (thein. vrl 1) beſchmußter Kothrand 
hinten am leide, den man ſich beim Gehen macht, daher 
behammeln „ehampein; 2) Schimpfnamen einer un. 
reinlichen Nah) Grimm d. W. 1, 1325 iaßt fih 
das Wort kaum von Hammel (Schöps) und hemmen 
ableiten. Sm. 2, 191 vgl. paſſend engl. hem Saum. 

Hämmelde, Hammelche, Liebkofungswort ber 
Eltern gegen thre kleinen Kinder, vgl. Froͤſchche, Mäuse, 
Schaͤfche; 2) für Rindvieh, vgl. Muhhammel. 

Hammeldeinden.n. (Königftein), laͤppiſches, linkiſches 
Mädchen, vgl. Andeinchen, Dimmeldeinden. 

Hammellamm .n., verſchnittenes männliche Lamm 
unter 1 Jahr. 

Hammelmans f. — 1) Hausgrille, Heimchen, 

wei. Hammemauch (St. 2, 16), wahrſcheinlich von Ham 
v. 8 heim (eig. im Haus); 2) Schmeichelwort für Kinder, 
Hammelmäushen. Das Heimchen heißt änhd. Heimel, 
Heimelin, Heimelden, Heimamud, AH 
Ruhapeim Biefenbad, don. 270), möp. heime, ah 
heimo, muhheimo, agf. hi 


184 





Hammelfhmwanz, großer ober gelber (JoReln), 
Königäferze (verbascum); Heiner H. Obermennig far 
monum). 

Hamollodé (Rennerod), ſieh mal da den; vgl 
gummolo. 

Hampel, Hambel, m. (mt.), guter Tropf, ber keinen 
eigenen Willen Hat, bater. Hamballe, Haimpel (8m.2, 
197), heſſ. au Hamballi; davon Hampelmann, „Sie 
wehrn Ahner vun bene gute Hambel.” Gtreff 115. 

Hampes m., Sauerampfer, mhd. sürampfer. 

Hamfheln, hamſtern CHerborn), 1) fi abmähen, 
meift ohne den gewünſchten Erfolg; 2) gierig efien, mit 
vollen Baden kauen, wie ein Hamfter. Sm. 2, 197 hat 
ber 1. Bd. nahelommend hamßen, hampfen ein Ding, 
es handhaben, befien Meifter fein. Vielleicht gehört bad 
Wort zu Hand. 


gu ſ. heben. 

andbab.n. heißt rhein. jener Theil am Ende bed 
Ackers, der, weil hier der Pflug gewendet wird, nicht mit 
denſelben Langfurchen geadert werben fann, fontern mit 
Querfurchen geadert ober gegraben werben muß; fonft An: 
wand, bier und da weft. Vorrath, baier. Kür: Bor 
haupt (Sm. 2, 224). Diefe bater. Kormen, wie bie nafjau. 
Gemarkungsnamen Anthaupt und Vorhäupter zeigen, 
daß Handhab aus Anthap, Anthaupt entftellt if. 

Handhaben fol nah Weigand d. W. ſchon gegen 
4500 vorkommen. Das Wort fteht ſchon in der Lehr. 5 186 
(ven Half Herkog Ruprecht handhaben), im Schwanheimer 
Weisthum von 1421, Gw. 1, 523 (er fal alle gebode und 
virbobe helffen hanthabin) und ſchon in einer Frankfurter 
Urkunde von 1357, Böhmer 1, 653 (baz fie die gewant⸗ 
fneiber by ſolchen gewohnheiten genglich hanthaben, ſchirmen 
und behalben). 

Handiering, Handering f. (thein.), Handwerk, 
Handiersleut, Handwerköleute. Schd. findet man hand» 
tieren, handthieren, hanthieren, hantieren, änbb. 
mittelnieberl hantieren ausüben, Handel treiben; wie Handel 
von Hand (ahd. mhd. hant), alfo nad neuer Schreibung 
beffer Handieren; und fo fpridht man auch am Rhein, mit 
weichem d. 

Handreichen (vlt.), „Die (Summe) vuß bie Firden 
meifter bezailt, geliebert vnd gehandtreicht haint.“ Ungedr. 
Weinährer Urkunde von 1541. 








185 


Handftreich ift in Heidesheim die eheliche Verlobung, 
wobei (früher gewöhnlich, fpäter felten), über die von ben 
Verlobten einander gereichten Hände ein Glas Wein gegoffen 
wurde. Entweder war früher auch noch irgend ein Streich 
babe, oder Handftreich fteht für Handreich. 

Hänlump, Händlump f. (Montabaur), Hänbelump, 
Hanbtudy (nicht. verädtlich), |. Lump. 

Handwell n. (Gaub), Handswell, Handspel 
(Herborn), Handtuch, Anhd. Handzwehle, Handzwell, 
mbb. hanttwehele, hanttwelle, ahd. hantwehel, handdualla, 
von ahd. dwahilla, duahila, mhd. twehele Tuch zum Ab» 
ttodnen. 

Hanf in ben (thein.) Rda.: am Hanf ſterben, im 
Hanf verfiriden b. i. am Galgen fterben. 

Hang in der Rda.: De hot e winf im Hafd)nge 
bi ein ra angetrunfen. (Salz). 

ng ſ. ba. 

FH Pl., gemeinſchaftliche Gärten am Dorf 
Daſſeibach A. Ufingen), wahrſcheinlich Haingärte von 
Hain, das zunächft den Begriff des Gehegtjeind hat (mh. 
agen Domkraud). 

Hangend (Bergbau): ind Hangende oder ind Lie- 
gende arbeiten, je nachdem das ger nach dem Lauf oder 
gegen ben Lauf des Schiefers ausgebeutet wird. 

Hang, Ruf des Steuermann, die das Schiff ziehenden 
Pferde ſtaͤrker anzutreiben. 

Hannebambel, Hambambel (thein.), ber alles 
bangen läßt, auch Bambe lhannes, f. bambeln. In einer 
alten Beſchreibung der Stadt Mainz wird ein Haus ange 

tt „ad Johannem pendentem vulgo Hannebambel.“ 
« denkt (ſchwerlich richtig) bei Hanne an Hannen für 
Handen = auf der Sanb tragen. 

Hannesmieschen n. (Hachenburg), Johannesmiescheu, 
Heine Kohlmeiſe. 

Hano machen, fi bei allem einen Vortheil in den 
Sad fpielen. 

Hans wird in ber wt. Bd. für Menſch, den man 
nicht nennen kann ober will, auch in Naffau gebraucht. Zu 
beachten iſt auch die Verbindung Hans und (oder) Kunz, 
Are Es ift mir gleichgiltig, was der Hans oder Kunz 
I und ähnliche Ada. In früherer Zeit fagte man im 

ſeingau: 7 ein oder Kung." ©. Br. 617. 
ans, Hein (Montabaur, Diez, rhein.), 1) Ochſe, 
1. Bulle; 2) Lodruf für alles Rindvieh, 


186 


Hans, Hanfen m. (Montabaur, Selters), Pfeifen 
kopf; Händchen, Meiner Pfeifenkopf. 

Haͤnſche, Hänfhing ırhein, wt.), Dialektform für 
Handſchuh, ahd. hantscuoh, inhd. hantschuoch. 

Hanshoſpes Crbein.), etwas ſtaͤrker ald Hofpes f.d. 

Hanfel m. närrifher Menfch, von Hans, Hannes, 
Johannes gebildet. Vgl. Hanswurft und: „der Hanfel 
und die Grethel, die tanzen auf dem Mift.“ 
ei „aganTetmänngen n., beſonderes Würftchen, bj. für 

inber. 

Hanfeln, hänfeln, hinſeln, hahnſeln, Hähn- 
feln, hohnfeln, 1) (rhein. unterrhein.), einen mit gewiſſen 
Geremonien in eine Geſellſchaft aufnehmen, 3. B. wenn eine 
junge Frau zum erften Male auf einem Kindtaufſchmauſe 
iR, fo wird fie gehänfelt, mit einem Strauß geihmüdt x. 
und muß dann meift für diefe Ehre etwas zahlen; 2) (Braw 
bach, Idſtein, felten rhein.), wiehern, wiehernd lachen, ſchaden 
froh in ſich hineinlachen, durch beſondere Geſichtszüge ſpoͤt⸗ 
teln, was alles fi) an das Heitere der 1. Bd. anfchließt. Sm. 
2, 220 leitet das Wort in ber 1. Bd. vom engl. hansel 
ber erfte Handkauf, Weigand wol sichtiger von Hanje 
(Handelsinnung), alſo in eine Hanfe, dann übh. in eine Ge 
Telfchaft aufnehmen, wobei auf des Aufgenommenen Koften 
wacker gezecht wurde, 

Hanpel, Hampel, d.i. hand voll, ſchon mhd. hamp- 
fel neben hantvol. 

Hapern, habern (rhein.), floden, nicht fortkönnen; 
nd. hapen, baperen, hol. haperen, dän. happe, ſchwed. 
happla ftottern. 

Har, har bei (rhein. wt.), Fuhrmannsruf an das 
Bugvich zum Linksgehen, ahd. hara, höra, mhd. har, her, 
nhd. her, — (wie man auch hier und da, namentlich 
in Rheinhefien, für har verftärft harbei jagt), weil ber 
Zuhrmann in der Regel auf der linken Seite des Zugviehes 
geht und 4 an A Pr Kr will. } 

ara ein), Heberic) simum). 

ärb, Herb, Hierb, Herm 8. Weilburg, Wall 
nerob, Selters), bei Sch. Herb, Herw, ber untere Theil 
des Schornſteins, wo das Fieiſch hängt, font Deis (f. d.). 
Sm. 2, bat Hur und bringt dad Wort paſſend mit 
ham ahd. huriwa, hurus, hura ABsıkung, Gaumen) in.Ber 

inbung. 

arbftan, d. i. Herdftein, heißt in Schwalbad ber 

Zeuerherd, Baier. Herbftatt (Sm. 2, 236). 


187 


Hare, Hareleut, d.i. Heiden, Heibenleute 
werben in ganz Naſſau die Herumgiehenben Bigeuner genannt. 

Harfen (Bud A. Naftätten), röcheln, von Sterbenden 
gefagt, ſchwaͤb. hoͤrch eln, hürcheln (Sm. 2, 236). 

Harrche f. Herrche. 

Hart, hert, heert (chein. weft.), übh. ſtark: hart 
(laut) rufen, hart (ſchnell) laufen, Hart fleißig) arbeiten. 

Hartfopp b.i. Hartfopf m. (Naffau), Wieſenknopf 
(sanguisorba), ſonſt Blutstnopf, Blutsfopf. 

Hartmann m. (fein), Eichorienwurz (cichorium). 

Hartmann, Hartmond heißt noch Hier unb ba auf 
dem Wefterwalb der Januar, mhb. hartmänet. 

Harmw(b)en, herw(b)en, herfen, Haren (8. Her 
bern), dengeln, die Senſe ſchaͤrfen, nieberfächl. Haren; 
Harb, worauf dies gesteht, font Dengelftod. Davon 
fommt nad) Sm. 2, 235 wahrſcheinlich unfer herb, ahd. 

, harewe, mhb. harewe, harwe, herwe, herbe, und 
das Berbum nA — mhd. herwen eig. herb machen. 
Daraus laͤßt fich die Bd. die Senfe dengeln erflären. 

Härweih, Härrweih m. (8. weft), Habicht, eher 
Aarweih, bei Geller Arenwey, ald Hühnerweih. 

Hafenbrot n. 1) mit Zuder beſtreutes Brot; 2) Brot 
übt, um e8 den Kindern mit diefem Namen annehmbar zu 
maden, oft mit dem Zuſatz: „Da hats Vögelchen brüber 
gepfiffen.” 

Hafenpappel, Heißt an einigen Orten die Walbmalve 
(malva silv.), an andern bie — (esaram europ.), 
am ezep die gupae a ek 2 B MN 

pe, Hejpe, Heefpe f., eine Art Haken in 12 
md $enfterpfoften zum Aufbängen der Klügel, Einſchieben 
der Riegel ac., auch ſchd. Anhd. Hafpe, mbd. haspe, ahb. 
haspa, agj. haesp.; I fagt man Raft (ſ. d.). 

9a felteren (mt.), feinen Unwillen laut fund geben, 
föelten, ſchimpfen, ſchweiz. hafeliren prahfen, toben und 
Ihmelgen (St..2, 23); auch Schiller hat Räuber 2, 3): 
„Meine Kerle draußen fangen an zu ftürmen und zu haffer 
liten# Bol vom franz. harceler zwaden, anpaden, alſo 
ſtatt Jerfelieren. 

affetieren (rhein.), wa, mit Gefahr, bſ. beim 
Rartenfpiel gebräuchlich, aus bem fflhz. hasarder verdorben. 

Häfter, Hähfter, Hafter ſ. Heiſter. 

Hatfchm., Buchweizen, Heidekorn |. Hadch, Hainſch. 

Hatſchel f., Ofenplaß; Hatſchelchen das. auf dem 

terwalb fo beliebte Kartoffelküchelhen. 


188 


Hap (thein.), Eile; Hagen eilfertig thun; fi ab» 
hatzen, für Heße, heben. 

Hau (weft), heute. „Do wor ih bau z' Herborn.“ 
Sirmenih 2, 92. 

Hananf. bauern. 

Häubel, inder (thein.) Rba.: die Häubel hängen 
d. i. den Kol je laffen und ein meinerliches 
machen; davon häubeln an ber H. (bei den Ohren) nehmen, 
Dann auch in weiterem Sinne. St. hat 2,67 Hüwel, Höüel 
Uhu und fügt bei: „Beil aber dieſer Vogel ſtraubig aud 
fe fo heißt auch Hümel eine Berfon mit ungefämmten, 
Ind rg Yerßhängeben Haaren, wie felbft die — en 
Haare.“ Whb. das hiubel Häubchen bildet den beften 
Battöpumtt für Yies — Schon Geiler ſagt: „er wird 

irurig vß dem iofrteßipu us ſcheyden vnd den hümel henden; 
man —X nit allwe en hugel hencken.“ 
auberge (ober Hadwälder, Röder» ober Roll: 
beden) find auf dem Wefterwalb, bſ. im Amt Dillenburg 
ſolche Niederwälber, in denen unmittelbar nad) dem jedes 
maligen Beftanböabtriebe der Boden gehaint ober gerd+ 
dert, d. 5. unter Beihilfe von verdelfenen Reifig 
Sram (Gi. Heiefhmieden) und bearbeitet wird, um [M 
dann 1 — 2 Jahre lang Getreide geiicen den Ausfhlag: 
Bien ng" — 8. Seven: Der Waldbau, Leipzig 1854, 

Hausen Ü „ don den Hühnern gejagt, wenn fie auf 
ihren Jungen füen Fr fie mit den ichat bedecken, ſonſt 
ah Ur dgl. kauchen. 

cht, es, d. i. es fäufelt ein Sübweftwinb (warmer 
Ka man bf. zur Winterözeit auf gelinbe Mitte 
rung ſchließt. 
audern (rhein.,, auch ſchd.), Reiſende für Lohn mit 
Pferd und Wagen fahren und dies ald Gewerbe treiben, 
Hauberer, nah Weigand d. W. mit eingetretenem b aus 
mhd. hären durch Kauf erwerben, miethen; mittelnieberL, holl. 
huren miethen. Vielleicht kann auch an ba8 Baier. Häuter 
es — son dem rg Fr bie —8 
gefallen iſt, gedacht werben. IL wenigf ie 
meiften Pferde biefer dederer. 

Hauern, bauer bauernd (S. weſt.), im vorigen 
Jahre, in Reunerob (bauern) in diefem Jahre; ahnig- 
bauern, ehnighaueen, ohnighanern, unighanern, 
fürbauern, vürhanern vor zwei Jahren, in merod 
ohnigh auern im vorigen Jahr; derhauern, d'rhauern, 


189 


bier und ba auch ehnighauern vor mehreren Jahren; 
nachhauern im folgenden Jahre, auch im Jahr vor dem 
verfloffenen. Hauern ift da8 hochd. Heuer, was aber in 
biefem (dem laufenden) Jahre bedeutet, ahb. hiura (aus 
hit, jürü), mhd. hiure; vgl. heint, 
Haufe, in der (bein) Rda.: Er ift Fein Haufe, es 
if fein Haufe anihm, erift ein kleiner, ſchwacher Menſch; 
tommt in dieſem Sinne aud) in älteren Schriften vor. 
Haus, hin (Hinn), hoben, hunten find mt. bias 
leftifche Verkürzungen aus bier aus ac., wie bad bei Gothe 
2. 9. vorkommende hüben aus hier üben. Anhb. findet 
fh hauffen, Hinnen, hynn, bunden. ©. m. Gramm, 
bes 15 — 17. 35. 2, $. 267. In andern Gegenden, bf. 
im A. Langenſchwalbach fagt man jaus, finn, jowwe, 
junne, hjaus, hiejaus u. f. w. ©. ©. 19, Nr. 140. 
Hansgejäß, Hausgefeg n. (rhein. wt.), die in einem 
Haufe wohnende Familie, von mhd. je, ahd. kishzi 
Bopnfig. Im. hat (3, 286) vom I. 1491 das Adj. haus» 
Ki nRıin lediger Knecht, der nicht hausſeß und beweibt 
* Stieler (1691) hat das Wort nody nicht, aber ſchon 
in einer alten Urkunde (Annalen des Vereins für naflau. 
Alterth. 3. a. 73) fteht: „Ein berft von ongevehr 24 
Hauögefeß.” In Lehr. $. 173 fleht: „daß der Juden tobt 
aa beynahe Hundert Hauß⸗ Gefaͤß“, in der 1.%. „hauß⸗ 
gejäs,e 


Haushegel m. f. (bein, eine Perfon, die immer 
du Haufe Bleibt, |. Hehel. 

Haufte, Hufte m. (8. weft), bei Sch. die gafle, 
die im Feld zufammengeftellten Haufen von Getreide, Heu sc; 
haufen, Häuften, huften folde Hauſten machen, rhein. 
Rafte, Faften. In Grimma MWeisth. 2, 46. 119. 254 
Rebt Haufte, huiften, nah Weigand b. W. vielleicht (9) 
mit Vertauſchung des f und f ftatt Haufte von Haufe 
Bel, unten Kafte, kaften und bän. host Ernte, hostak 
deuſchober, engl. host Haufe. 

auswehr f. Windflügel. 

Haut, in den Rba.: hautjatt fein (daß bie gene 
Haut, der deib vol iR); Hautgenug; in der Haut nichts 
werih; eine gute ehrlihe Haut; etwas bis in bie 
gunt bezahlen. „Den Fiſch hun fe bezahlt bis in bie 

aut enein.” Lennig 82; in ber Hauttourzel nichts nup, 
gang verborben. 

Haweih heißt Hier und da auf dem Wefterwalb der 
dabicht; fe Hab, Härweih. 





188 
aß (thein.), Eile; Hapen eil! P7 kn , 
a ke, And ie = SH 
Hau (we), heute. „Do wr.f RT In 
Firmenich 2, 92. BA 39, 
auan |. hauern. 4 
Häubel, in ber (thein 2 gum Abe 
d. i. den Kopf hängen lafle,, 7 208 fein 
machen; davon Häubeln ‘ I, bb. ken 
dann aud) in weiterem Sir I? Di CISM 
e h 


Uhu und fügt bei: „4° 

jeht, fo heißt auch 67 , = Debehauer, I, 

ns Geficht berabh6° / ‚yaser 

Haare.“ Mb. F _geibeld, beiwels, hinels, 

Halt8punft für d* „Selten, Wallmerod), feiten, m 
Weile, aus dem veralteten Pronomen ir 


trurig dj * 
Erunia u5 hen ‚a awerbialen Genitiv von Weile, worte 
geden‘ zZ Agangfet, Bades für Backhaus u. a. 






gebebager. 
gechten (unterthein.), hechzen Crhein. wt.), bei Sche- 
2 pägen, ſchnell athmen, keichen, baier. heche gen, hiche 
Sr 2, 143), holl. hijgen, nach dem Naturlaut gebilbet. 
ed, Hede f. (weit), jeder Wald, fo ſchon & altern 

Beiöthimern Gw. 1, 605. Daher Hedefhäg Sörfter. 
Auch die Ortsnamen Dörfthed, Langheck und viele Ge 
markungsnamen find mit dem Worte gebildet, 

Hede, Heenflagge f., Flagge auf dem Schiff, die 
den Wind anzeigt. 

Hedebod (thein. wt.), Heckethier (unterrhein.), Zede 
(cacarus reduvius). 

Hedenreiterfehe f. (Ufingen), Hedenreiterin, herum 
aibenne, hinter den Heden, Zäunen ſich aufhaltende ſchlechte 

eibäp 


on. 

Hedenfhießer m. (fingen), Eidechſe, die gem in | | 
Heden fih aufhält. fs a 8 ! 

Hedenwirt m. (thein,), auf) Straußwirt, Heißt 
der Wirt, der feinen felbftgegogenen Wein verzapft und zum 
Zeichen gewöhnlich rinen Fichten: ober Tannenzweig and ' 
Haus ftedt. Gin folder Wirt darf nicht das ganze Jahr 
hindurch Wirtſchaft treiben. 








191 


ich — piaſach ber Aderfenf (sinap arv.). 


> 

X N Diefom für Hede; in Marien 
as ſchd. Hede, Zaun, Hede das ſchd. 

& gs abb. hegi ift Baun, Hede. 


j Föheep £., ber Hintere, 
* , Hinter de er —F —— 
er 

* * ef (wei), Flachsſtengel; vgl. 
oa ot; heer für heert, |. hart. 


zen, Taunus, weft.), der befannte 
„aulichrothe nebelufige Dunft bei trodener 
‚em Wetter, Baier. Heiraud (Sm. 2, 127), 
‚„yenraud, Höhrauch (ſeit 1784), Heerraud 
echt "bei Adelung 11796), if eigentlich Rauch (Dunſt) 
mit Hige ober Brand. ©. Heieſchmieden. 
Heertf. Be 
Seite .9 
Hefel, Een Henten (Marienberg), Sauer 
teig, jo auch bater. (Sm. 2, 155), ahd.hefo, hevo, hevil, 
berilo, mhd. hefe, hebel, hefel, aͤnhd. sefet, heffel, 
heftel, hevel, Hevefel (Diefenbad G 

Heftn (Hein), ſtarke Naſe (meift ki ober 

ah pöttetne), auch ſchleß nach W. als Handhabe des Ge⸗ 
, wie ſonſt als Handhabe des Schwertes. 

— Chein.), die Rebſchoͤßlinge mit Stroh, Binſen 
ober Baft Binden: den Weinberg heften, ober auch bloß heften 
(ohne Afkujativ). 

Hegen das Gericht er Vorbereitungen zum 
Bm! des Fri treffen. u. b. 

€ 
de ve f. (Rönigähofen), Mude, 3 u eich wein, 

Hehl — verhehlen; hehl ings, mb. 
lingen), bei behliges geimtih, NA — 
bildungen meine Gramm. b. „5 — 11. 5 2, — 


"at, mie. heidenschaft, Land ber 
eiden, Türken. 22 

Seibi, dert — dein) Re: heibi fein, heidi 
gehen d. i. fort fein, gehen; heidipritſch |. pritſch. 


190 


92,94, Der Gut got, He, at, ag ME 
frief. mittelndf. hi, altn. hann, Hol. hy, engl. he. "Sin 
bäht dä fort ſech Jhmnggeln.“ —* 2% 87. Ju älten 
eisthümen, Reit oft be, bee. Gw. 1 , 564. 639 f., auch 
in Lehr. $. 7 

Heb, Pr B (thein. krummes Handbeil zum Ab- und 
Eleinhauen dünner Afte; 2) (unterrhein.), etwas Heiner zum 
Beſchneiden bes Beinftodes Gl. Schnittes), mhd. hey 
ahd. hep&, hepp&, habbä, happ&, Boll. heep, ein, 
a Sichelbeil woher das ip. Hippe. 

Hebehager m. Runter), d.i. Hebehauer, Top 
löhner, holl. daghuurden, |. Fan er. 

Hebel, hewels, beibel®e heiwels, hiwels, 
hümels (Montabaur, Selters, Wallmerod), ſeitdem, ir 
pie, in biefer Weile, aus dem veralteten Pronomen be 

(f. d.) und bem abverbialen Genitiv von Weile, wobei dem 
jrelten Worte allmählich der Ton entzogen wurde, wie in 
rthel, Inngfer, Bades für Baataus u. a. 
Heben, 1) Halten, } B. heb amol de Gaul, in Naſſau 
felten, J haben; 2) trinken, mit ver Ellipſe dad Glas 

Hebendig Git.), mhd. hebendig ‚ hebig, feftgaltend, 
beſitzend, — in alten Weisthümern vor. S. Schreijaht. 
k PER iſt (in Flacht A. Diez) der Handfröhner, 

ebehager. 

Hechten (unterrhein.), behaen (thein. wt.), bei Sch. 
2. haͤchen, ſchnell athmen, Feichen, baier. heche jen, hide: 
ven 3 2, 143), hol. — nad) dem Naturlaut gebildet. 

ed, Hedef. (weft. Fr jeder Wald, fo ſchon in alten 
Weisthümern Gw. 1, aber Hedefhüg Förfter. 
Auch die Ortsnamen De anghbed und viele Ge 
marfungdnamen find mit dem Worte gebildet. 

Herde, Hedenflagge f, Flagge auf dem Schiff, die 
den Wind anzeigt. 


Hedebod Ehein. wt.), Hedethier (unterrhein.), Bede | 


——— 
eckenreiterſche ſingen), ckenreit 
An Hinter Den on fee ſie tat — 


——— Ufingen), Eidechſe, Die gem in 
a ehe fingen), chſe, 8 

Hedenwirt m. (thein.), auch Straußwirt, heißt 
der Wirt, der feinen felbitgezogenen Wein verzapft unb zum 
Zeichen gewöhnlich) einen Fichten ober Tannenzweig and 
Haus ftedt. Ein ſolcher Wirt darf nicht das ganze Jahr 
hindurch Wirtſchaft treiben. 








. 191 


Heberich Heißt vielfach der Ackerſenf (sinap arv.). 
a Hadorn. 
Heege, Hege, Dialektform für Hede; in Mariens 
berg ift eege das ſchd. Hede, er —* das ſchd. 


Wald. Fe ie hege, ahd. h aun, Hede. 

Heep, die hintere, len der hintere, 
höhere keit bes Schiffes, Hinter dem Ruf (f. d.), wo fi 
der Schiffer aufhält. 


FA Hier, Heerde f. (weft.), Flachsſtengel; vgl. 


Gen n., Hartriegel; Heer für heert, f. hart. 
Heerraud) m. (rhein., Taunus, weft.), der befannte 
bläulijweiße oder Bläulichrothe nebelartige Dunft bei trodener 
Luft und heißem Wetter, Baier. Seirand ( m. 2, 127), 
ſchd. Höhenraud, 955 rauch (jeit 1784), Heerraud 
weft bei Adelung 11796), HY eigentlih Rauch (Dunſt) 
mit Hitze oder Brand. ©. Heieſchmie den. 
Heert ſ. hart. 
Biel Senellnn, Sewieng (Marinten), & 
efe eweling, Hewlen tarienberg), Sauer» 
te, fo auch Baler. (Sm. 2, 155), al.hefo, hevo, har, 
henilo, mh. hefe, hebel, aͤnhd. be el haftet, 
heftei, hevel, hebeſel ee 
Hef tn (thein), ftarfe Naſe (meift ei er 
doch Dale), auch fchlef., nah W. als Hanbpabe bes de 
fihts, wie fonft als Handhabe des Schwert 
Heften (thein.), die Rebfhößlinge mit WSiroh, Binſen 
ober Baft binden: den Weinberg heften, ober auch bloß heften 
(ohne Afkujativ). 
Hegen das Szist —RX die Vorbereitungen zum 
alten des Gerichtes tr. w. 1, 560 u. 8. 


Ben (Rönigshofen), Mude, Zuchtſchwein. 
lingen N ai ae en —E 
—S meine 1 Sram. 7.3. 2, $. 275. 


eiden, 
vu ind Rd idi idi 
FRA i Eee, 


192 


nHeibt, Snterjektionspartifel, welche fort, weg, vorwärts zu 
ehen befiehlt. Sollte dieß noch eine ben englijchen Sofbaten 
Wartboroughs abgelernte Reliquie fein? Engliſch hie 
iiee „Gerih heithih) beeile di, vom agj. higan eilen.“ 


Heieln (Selters, Wallmered, Hadomar, Limburg, 
Runtel), wiegen, die Heino, bei Sch 2. Heije, Heiobett« 
Ken (auch rhein.), bie Wiege; Heiopopeio Wiegengn 


5 hein. h Verl⸗ 
eimern, hamern (rhein. unterrhein.), langen 
nach der Heimat haben. 

Heimgerebe, Heimgereide, Heimgereite, Hein 
gereibe, Heingereite (olt.), die gemeine Waldmark; bie 
au einer ſolchen gehörige Genofjenfchaft. 

Heimri |. Heimberger. 

Heimlich (rhein.), zahm, zutraulich, zum Haus (Heim) 
gehörig, von Thieren gebraucht. 

Heimſuchen, mid. heimsuochunge, iftin alten Rechts⸗ 
Büchern foa. gewaltfamer Einbruch. 

Heinrich, ſtolzer, heißt an vielen Orten bie Nacht 
terze (oenothera bien. 

eins ſ. Hang. 
einſch (CTaub), trauliche Benennung der Kape, nb- 
Hinze Name des Katers in der Thierfabel; Hünze, Heinze, 








193 


gi ift Verkleinerungs · unb Kofeform des Mannsnamens 
einrich. 

Heint, heunt, hint, hent, hingt, in dieſer cber 
et unb ber heutigen, naͤch rl Rad, 


— nb. hester, holl. heester, wovon franz. hötre, "alt 
frang. hestre, 

Heißen (rhein wt.), wird vom Vornamen, ſich ſchrei⸗ 
ben vom Familiennamen gejagt, 3. B. tch heiße Joſeph und 
fhreibe mich Kehrein. 

Heiwels |. hebels. 

Heel In ber Raftätten) Rda. die Hejel bohrn, einem 

tte Vorwürfe en. 


Helbeling m. (vlt.), älteres Wünät, im halben 

a Ara — Pfennigs. Gw. 1, 529 u. 3. 
e te. 

Heller m. (Königftein), Helterling (Rheingau), 
dürer Aſt. Höllenre 9 Holuͤr eich iſt in der Sprache 
der Forftleute ein Baum, ber viel Aftholz hat. 

Hellgern, —83 ag um ſich dabei Bald 
ba Bald dorthin „ angegriffen, bf. 
durch Hige, anhd. —S— delt ee er Behelligen). 

gell, Helljen f. heilig. 

ellung (unterehein.) Od, wo die Schiffe gebaut 
werden, Schi werte, — hellig 

elm f. Azthel 

elmftod heißt der Griff des Stenerruberd, 

elfen f. hülſen. 

Hengel m. % thein.), 1) zwei ober mehrere Trauben, 
bie mit bem Rebhol; sgelchnitten und fo Kar werben, 
fon mhd. hengelt ein Bund Bwiebeln, bie an ben 

Blättern —— und aufgehaͤngt werben. 

Henkel f. Hüntel. 

Rehrein: Wörterbuch. 13 


194 


Hennerich, gebrannter, iſt (Wehen, Bierftabt) eine 
Suppe von braungeröftetem Mehl. 

Henſch, Hens n. (weft. unterrhein.), 1) Krankheit der 
Kühe am Guter, wobei fie ſich nicht melfen Iaflen; 2) Haibe 
ton, |. Hain 

Heppel ſ. Hüppel. 

Heppel, Hewwel, Höwwel f. (weft. wt.), 1) Ziege, 
2) Menſch, defien Lachen dem Mädern der Ziege ähnelt; 
daher hewweln, abheppeln (ſ. Pr Sm. 2, 221 hat bie 
Heppel, bad Heppelein Ziege, bj. eine junge und wenn 
man fie lodt. 

Her unbe Hail, d.i.Heerund Hagel, Verwüſtung 
durch Feinde und Hagel, kommt in alten Urkunden vor, 3.8. 
Böhmer, cod. dipl. 375 vom 3. 1307: „si aliquod damp- 
num predictos dominos sustinere contigerit racione exer- 
eitus regis vel alterius cuiuscungue, aut grandinis quod 
vulgariter dieitur her unde hail* (wenn die vorgenannten 
Heren ein Echaben trifft durch ein Heer des Königs, ober 
irgend eines andern, auch durch Hagel, was in ber Bolfd« 
ſprache 9. und 9. geil) 

erb f. Härb. 

Herberig f. (weft), lauf. Herbrige, Hirbrige, 
ftatt des ſchd. Herberge, ahb. heribörga, mhb. herbärge, 
änhb. Herbrig. 

Herloch, Haͤrloch (Nenteröhaufen), Loch in der Wand, 
der Hausflur zum Ein: und Ausgehen ber Kagen unb Hunde. 

Hermes m. (thein.), Horniſſe, Weipe, ahd. der hor- 
nuz, horz, horniz, hurniz, horneiz, hornit, hornut, mhd. 
hornuz, aͤnhd. Hurnauß, Hürneiß, Hurnuß, Hurnis, 
Hornuß, Hornus, Hornäffel, Horneßel (Diefenbach 
Gloss. 154), nad) feinem Tone genannt, den das Thier fliegend 
macht, und ber dem Tone aus einem Horn gleicht. 

Herngäfe, berentgegen. „Bei de Brandbrief hern⸗ 
gäje herrſcht der Gebraudy, daß mer fe verbudelt.” Datte 
rich 79. Vgl. meine Gramm. d. 15 — 17. Ih. 3, 8.376. 

Hernochent, hernach. „Un es werd hernoch eut nids 
aus der Erbidjaft.“ Firmenich 2, 80. 

Hern, Dialektform für Hirn, Berfland. 

Herodes, in ber (thein.) Rda. „das bank bir der 
Herodes“, fonft: „das dank dir der Teufel.‘ 

FR £. (bier und da rhein.), Hornifie, ſ. Hermes. 

ernfelig (thein.), was baier. Hirnrißig leicht auf 
zubringen, zu beleibigen (Sm. 2, 238), wol verborben aus 
birnjgellig. 


#195 


Herrche, Sarıas, Hierche n. (Softeln, hier und da 
thein.), Herrchen, win der Großvater genannt, Baier. 
Hemlein (Sm. 2, 23 

Herrgottöblut n. Ngohtei, gemeiues Johanniskraut 

ıypericum foratum). 

Herrgottsſchückelchen n. (rhein.), gehörnter, ges 
meiner Schotenklee (lotus corniculatus). 

Herrgottöthierhen n. (rhein.), ae (@o- 
einella punctata), jonft Ootteslämmdhen (f. b. 

Herrurofe heißt in Dietharbt A. Naffau A Narciſſe. 

Herrſchaf ten (olt.), „Sie zuhieben (jerh.) ihnen ihre 
grugimten Ch Bangert), und herrſchafften fie ſehr.“ 


Hexſche m (hein.), Dialektform für der Hirfe, ahd. 
der hirsi, mihd. hirse, 

Berist, Hierſcht Marienberg), Dinlektform für 
Herbft. ©. oben ©. 23, Nr. 172. 

Herfit, herſyt en Hiefeit, auf dieſer Seite. „Uff 
herfpt der Mitte des Meynes.“ Gw. 1 ‚ 557. 

Herw f. Härb. 

Herwiſch m. (thein.), munteres, meift mageres Kind, 
bſ. — er ſchnell Hin und Her wilcht; dgl. FrrwiſqQ. 

er 

ersbennel m. (ehein. wt.), Bruft, wie Baier. Herz⸗ 
pünfel (Sm, 1, 287): auf den 9. ſchlagen; der H. kracht, 
f Bungen. 

Herzgeboppelt (wt.), herzlieb, fo daß einem Beim 
Anblid ve lieben Perſon BA vu Boppelt, ſ. bobbeln. 
Ro, was fang ich ab, Lil erde, Deibche, Engelche, Herz» 
geboppeltes.” Datteri 

— 9, Ruf des an die das Schiff ziehen» 
den Pferde Iangfam gehen zu laſſen. 

Heſſel, * ſel iſt ziemlich allgemein für das ſchd. 
Hafel, mhp. hı ab. hasala, agſ. häsl. 

Hefjenland }. Frankreich. 

Heß, Hepe f. Elfter. Sm. 2, 260 Hat aus einem 
Prompt. von 1618 die Haͤtz, Häpel; Diefensas Gloss, 
432 die Hetz. Davon Hepeauge, Hühnerauge. 

Hegel m. f. (Scwalban, Braubach), 1) verfümmertes 
Schaf oder Stüd Rindvieh; 2) (wt.), zahmes Schäfchen, 
Lamm, junger Widder; bei Sch. Die Heß, ſchweiz. die Hatle 
(& 2, 2, Ro „ Pitermbe. hatele Ziege; vgl. lat. hoedus, 


196 


Heubipper b. i. Heuhüpfer m. (Limburg, Ufingen, 
Hoͤchſt, Königftein), Heuſchrede, änhd. Heuhupper. 

Heuochs m. (thein.), —— für einen dummen 
Menſchen, ſtärker als das einfache Och 

Heufpringer m. (Selters, Sehen, Runfel), He 
ee anhd. hoeifprint, Hoeyipring, böwjprint, 

d. howespranca, 
Heumwurm m., ba für alle Weinbauer fo gefürchtete 


Thierhen. 

Hewels ſ Hebel. 

Hemeling |. Hefel. 

Hewwel |. Heppel. 

Hegen in ber Rda.: was fi hezt, deiwelt (te 
fett) ſich (Rnigkeim, f. mummeln, 

Hezenleiterhen Heißt (in Diethardt U. Naffau) das 
Sarrenfraut, (ahd. faram, mhd. varm, varn), das im 
heidniſchen Alterthum mit Hexen und Teufel mebrfeh in 
eesiehung fiht. ©. J. Grimm d. Mythologie 2. 4. 


Hegentraube heißt (in Limburg, Naffau) bie wilde 
Johannisbeere. 

Högen [. juhheze 

Hicheln, — 8. wt.), 1) wiehern, von Pferden; 
2) hell, gleichjam wiehernd lachen. Davon Hichler, Ge 
a chleſ. — a ehren Biegen 

hweiz. heija, huja flarfrufen; Baier. hiche zen, heche⸗ 

den keichen (f. Beagen) und wiehern (Sm. 2, 143). Lat. 
innire (wiehern) ift ahb. hweion, weion, mdb. weien, 
weigen, änhb. wihelen, wieheln (Diefenbad), Gloss. ch 

Hideln (8. wt.), auf einem Fuße herumhüpfen, Bj. 
bei gewiſſen Sinberfpielen, bei Sch. heden, hedein, 
bideln, wehrte zu hinten gehörig. 

gie? Hadorn. 


ven‘ Satnfe 

en ain 

Bes wen ® J 

Sr er god für Gänfe; Hille Bändchen 


Nafjau); dgl 
Far f. ertig. 

Se Bllde (Ufingen), eine bei ben ältern Frauen 
gebräuchliche Haube, deren oberer Theil hoch iſt und eine 
balbmondförmige Geftalt hat. 

Hillich, Hilch, Hielich £. (weft.), 1) Shevertäbuib; 
2) Mitgift, bon. huwelijk, abd. hileih, hileich, mhb. hi- 





197 


leich eig. der Leich (Lieb), der bei der Vermählung ger 
fungen wurbe, dann die Vermählung felbft; von ahd. hiw- 
jan, hijan, mhb. hiwen, hijen, hien fi vermäßlen, hei— 
tathen; ahd. hiwi Ehe, hiwo Batte, hiwa Gattin, mbb hiwe, 
hije, hie Gatte. 

Himmel fteht (xhein.) zuweilen vor andern Wörtern 
zur Verftärfung; hHimmelangft, Himmelweit, Himmels 
enger Kerl; auch hHimmelheiliglang, Himmelheilig- 
die! 

Himmeln (mt.), flerben, in den Himmel fahren. 

Himmelsgaß (Montabaur, Wehen, Idſtein), d. i. 
Himmelsgeif Himmelszieg (Selters), Bekaffine, Nacht» 
ſhwalbe, Heerjchnepfe, von ihrem mädernden Geſchrei bſ. bei 
Beränberung ded Wetters und zur Brütezeit fo genannt, 

Himmelsſchlüſſelchen n., Schlüffelblume (primula 
veris), auch Baier. (Sm. 2, 196). 

Himmelftern m., After. 

Himpel, Himpelſchellich ſ. Schellich. 

r pin, Hink (Caub, Lorch), Dialektform für Hent, 
entel. 

Hingehen wird (thein., bf. in der Kinderſpr.) oft ein- 
geſchoben ohne eig. Bd. oft nur zur Verbindung: Gott hat 
— den Adam erſchaffen, nachher iſt er hingegangen und 

ie Eva erſchaffen. Heute haben wir in der Schule zus 
af gelefen, dann find wir bingegangen und haben gerechnet“ 
wobei wir und aber nicht von unferm. Plaß entfernten). 


. geh. 
ingt f. Beint. 

Hinkel ſ. Hünkel. 

Hinkeln (S.), Kirſchen h., ſie ohne Die Stiele mit ben 
Fingern abbrechen, um Latwerg (Kraut) daraus zu kochen, 
wahrſcheinlich von Hinkel, Huͤnkel, die ähnlich verfahren 
beim Abfreſſen. 

Hinnig, hinter, vgl. nebig, obig, übig, unnig, 
zwiſchig. ©. ©. 19, Nr. 137. 

Si a Kane 1t.), hinſeit, jenſeits. Gw. 1 

Hinjtt, nefite colt. infeit, jenfeits. 1, 
534.579. " ' 


Hint f. Heint. 

Hinter, in einigen (thein. wt.), Rda.: » einen gehen 
b. i. ihn Beftrafen; 5. einem fein b. f. ihn tabeln; h. einander 
Iormmen d. 1. in Streit gerathen; h. herum Holen d. i. berb 

in. 

Hinterfür, hinnerfhdener(d)erfcht (rhein.), ver⸗ 
fehrt, das Hinderfle zu vörberf, @öthe jagt 33, 208: 


198 


m Was der Profa ein unverzeihliches Hinterftzubärberft wäre, 
iſt dem wahren poetijchen Sinne Nothwendigkeit.“ 

Hinterloß (Nentershaufen), Hintertheil eines Ge 
bäudes, offenbar Hinterlaß; vgl. Gelaß, mhb. gelaeje, 
mitteld. geläge Nieberlafjungsort. 

Hinterſprecher, und Nachſprecher (vlt.), Verleum 

Der nadfpredher ober Bunberfprecher, der den Iuben 
(ernten) ir ere benymmet.“ . 1, 547. 

Hippel f..Hübel. 

Hippelcheskräutchen, Quendel (thymus serpy- 
lum), der gern auf Hippeln waͤchſt. 

Htppert m. Hüpfer, Name der Heufchrede, vgl. Heus 
bipnen Heufpringer. 

Hirben, Birwen ufngen), 1) Herbergen, ab. heri- 

in, mh. herbörgen, herbirgen, |. Herberig; 2) ſchaͤr⸗ 
en, er barwen. 

Hirfenbreimeffer ſ. Breimeffer. 

Hirz, Herz m. (Dillenburg), Hirfchfäfer, Wein 
fürster, d die alte Form von Hiria, ab. hiruz, hirz, mbb. 


Hiffel ſ. Heffel. 
> Hifter, biftet, hiſtig Montaban, Herborn), jens 
ſeits, hinter, dan. Bif, biffet dort. Sm. 2, 254 Hat aus 
Rorhfranfen heſt e geft biesjeits und jenfeits ; 2,79 ee 
vn (7 Vgl. weiter meine Gramm. 15 — 
&3 5. 3, $. 348 f. 266 f., wo eine Reihe von Formen fr 
unfer dies ſeits und jenfeits fi findet; ſ. oben dert: 


iſte. 

Hitſchel ſ. Hütſchel. 

Hitzeblitz m. (rhein. wt.), hitiger, jaͤhzorniger Menſch. 

gi f. (Naffau, Runfel, Limburg, Höchft), Holz, um 
ben Badofen zu heizen. 

Himmel f. Hübel, 

Hobel, Hubel, Howel, Huwel, in Bi (chein., 
Rda.: blas mir die 8. aus d. 1. led mich { im A. s$ „2 
hat die Hub, Hueb Lange Öffnung oder —R unter 

der Erde, in welcher den Winter durch ſich Murmelthiere 
aufhalten. Gehört Hobel, Hubel dazu? 

Hobitche f. Habitche. 

Hobutiel ſ. Hambuttel. 

Hoͤcheln ſ. hicheln. 

Hochgeb uͤhn n. (Naſſau, Limburg), der oberſte Speicher, 
ſ. Gebühn. 





199 


Hochſaicher, Huchſaiger m. 8: Großſprecher, 
Vrahler; nicht Sager von ſagen, wie 8. erflärt, ſondern 
Saicher (f. d.). Au Sm. 3, 189 Hat das Bort. 

Hochzeit (vlt.ı, Feſt eines Heiligen. Gw.1, 538 u. ö. 

Hochzeiter, Hochzeiterin (rhein. obb.), Bräutigam, 
Braut, wenn fie zur Trauung in bie Kirche gehen oder Daher 
fommen, 

Hodeln f. hadeln. 

Hoden (rhein.), 1) gekrümmt figen, wie ſchd., dann 
übh. figen, z. ©. in ber Schule Hoden Bleißen J nit voran 
kommen; 2) (ähnlich ſitzend ?) rohe Eßwaaren auf öffentlichem 
Plage verfaufen; davon ber Die Hod, Hode Perjonen, bie 
fo verkaufen, dann auch bie auf dem Kopf ober Rüden etwas 
gm Verkaufen tragen; ſchon mhb. hocke, Sleinverfäufer von 

bensmitteln; ar de Höder, die Höderin, Anhd. der 
Hoder, mbb. 

Hsdch, —8 Bode m. (S.), Abfall beim Flachs⸗ 
und Hanfhecheln, rauhes und grobes Werg, vom nd. Hede, 
pommerifi Heide , altfriej. hede, mit derſelben Bd., gehört 
iufammen mit dem obd. die Heid, Abfall, Unreinigfeit. 

obbabeia |. Hottern. 

$ eläpeten ), anben ef fahren. „Bern, di 

offahrten (vlt.), an den Hof fahren. „Herren, Ritter 

wo h ri mann fe Jeflrten.“ Lehr Para k. 

öfferig, opperi pper m. (weſt.), 
EL a. ‚yitchors, — neh 0, witehopho, 
. witehopfe, withopf, wahrjcheinlih aus witu 

nn und bene I pfe), alſo Holzhüpfer, Waldhupfer. 


gar! or Sm ift ziemlich weit verbreitet. 
— Höhlt. Hapl. 

Hohn oin—, |. Hühn—. 

gohnieln 1 banjeln. 


Hoike (vlt.), Art langen Mantels, Hol, huik, Regen: 
mantel, „Sie trugen lange Hoiden, die waren gen ufft 
vornen nieber biß auff die Füß.“ Lehr. $. 36 u. 8 

Hoink m. (weil.), Honig, auch Latwerg, ahb. bas 
bonag, honig, honec, honic, honang, mhb. honec, honic, 

I0nc. 
Hit f. Hott. 
Si Hahl. 
olchen (rhein.), weggehen, bſ. wenn Died langſam 
geſchieht. Ahd. der holcho, nihd. holche, nd. holk, holl. 


200 


bulk, griech. holkas (dAxas) tft ein Laftjchiff, bſ. Bagl 
jan ar, helkein, —S WHEN; FACH 
an gedacht werden? 

Holgans f. Hahlgans. 

Hol.über, ein gewöhnlicher Ruf am Rhein, um bie 
Schiffer am jen — Ufer zu rufen, herüber zu Tommen, 
und die Wartenden überzufahren. 

Holle, inder Rda.: met de Holle fahrn d. i. nacht 
one eine Hegenfahrt machen. Vgl. Mythologie in ber 


Hölle, Holl, Hell (wt.), 1) derenge Raum, ben an 
einem Winkel der Stube der Dfen mit ber Wand Bilbet; 
2) Raum unter der Schmiebeefje, unter dem Tiſche bed 
Schneiders, wohin Teßterer gerne die Reſte des Tuches thut 
(fallen Läßt), und fo bie Gigenthümer barum beträgt; 3) Name 
don etwas site enden Gemarkungstheilen. Das goth. halja, 
abd. hellia, hella, mhd. helle, nhb. HölTe ift zunächft St 
des Verhehlens, wo bie alte heidniſche Göttin Hel gleich 
fam als die Verborgene in dem verborgenen Orte wohnt. 

Holler, Huller m. (thein. wt.), Hollunber, ab. ho- 
lunter, holder, holr, mhd. holunter, holenter, holre, änhb. 
Holer, Holder. 

Hollezopp, d. i. 1) Zopf von Haaren, die fo in Ber: 
wirrung gerathen finb, daß fie orbentlid Knöpfe Bilden; 
2) von einer ähnlichen Verwirrung auf den Bäumen, wo 
die Afte ſehr kraus in und burdeinander Taufen, f. Holle. 

Holper, Holpert, Hulper, Hulpert m. (rhein.), 
Stoß. Sm. 2, 183 hat der Holpel grober, ungejchidter 
Menſch; Einen Holpeln ihn berumftoßen, Hubeln. Zu 
Holper gehört Holpern, humpeln. 

olzbod (Caub), ein Menſch von fefter Gefundheit. 
olzen f. beholzen. 

Holzweg m. (mt.), falſcher Weg. Schon Stieler 
bat: den Holzweg gehen für irren. „ann de mahnft, ih 
wehr befäwelt, fo bift de uf em Holzwähl." Streff 32. 

Hon ſ. haben. 

vor, ein Ruf des Steuermanns, die das Schiff 
ziehenden Pferde anzutreiben; vgl. hott. 


Höppel f. Hübel 
.  Hoppeldep Pl. hörteich zu Ingelheim Rbeinbefen) 
eine ſiarke weiblihe Bruft nennen; ſ. Hoppeln und Dih- 


20, 


Hoppeln (wt.), fi) auf und nieber bewegen, wie ein 
ſchlechier Reiter auf einem trottenden Pferde. Altn. hopp 
Sprung, Springetanz, hoppa, agj. hoppan hüpfen. 

FAIR Halten, Dialektform fr haben, ſ. d. 

opfa wird zur Bezeichnung des Springens und zur 
Aufmunterung zum Hüpfen und Tanzen gebraucht; daher 
bopfen, —A (vom m) get bopzen, boppezen, 
agf. hopetan tanzen. Stolpert Jemand, fo jagen Biele beis 
nahe unwillfürlih „Hopfal® und feßen wol noch ſcherzend 
hinzu: „Da legt ein Spielmann, ein Muſikant begraben.“ 

Hör f. (S.), das Haartuch, eine Dede, welche aus den 
Schweifen bes Rindviehes bereitet und beim Olpreſſen ge: 
und wird. s Sälag, Stoß an b 

orbel, Hormel m., 1) eig. lag, Stoß an den 
Kopf; 2 (wie Hieb) Kleiner Kaufe 2 ein Diefem ähnlicher 
Buftand des Verſtandes, uͤble Laune, Brille, 

Hören Einen, d. 5. thun, was er fagt, iſt ziemlich 

berbreitet. Rube In d. i. Ruhe halten, ift in Höchft 
——ã— . 0 jetzt wern fe doch a Mol Ruh hörm.“ 
Emmen 


Horlig, Hörrleg, Hürlep, Hoaletz, Hormep 
fm. (weft.), bei Sch. die Hirlige, in Goblenz bie Ho⸗ 
tapel, lauf. Hürlige, Homiffe, große Welpe, Sm. hat 
2, 237 aus einem Prompt. v. 1618 Horlig, W. ſchieſ. 
Hirlige Bol. Ohrlig. 

Hormelf. Horbe 

Hormes m. (Kiedrich, Rheingau), Stod, womit die 
Rnaben bei dem Spiel ein Klögchen ober einen Stein zu 
einem geftedten Ziele ſchlagen, gehört vieleicht zu Horbel, 
Hormel. Schweiz. Heißt das Spiel horniggeln (I ak 

gerne m. (Herborn), ein durchaus grober Menſch. 

orubecher m. (wefl.), dürrer Aft ohne Rinde und 
Rebenzweige, ber einem Ochfenhorn ähnlich fieht. \ 

& oͤrũchen (wt.), ein mürhes Badwerk, nach der Geftalt 
genannt. 

Hörnen (weft), auf dem Horn blafen, ſchweiz. hornen 
Gt. 2, 55). „Wann ber Wächter zehn hörnte.“ 

Hörnerflamm m. (Montabaur), Hirfehfäfer, der mit 
den Hörnern Elemmt. 

Horneffel, Horniffel £. (rhein.), Horuiß, f. 

ermes. 

Horſch m. (Rennerod), naͤrriſcher Menſch, Hoſpes, 
—V⏑⏑— 

er, ig, köſcher, köſchig (weft), zwi: 
Iden, woraus biefe Formen wahrſcheinlich verborben find, 


202 


Hofe, 908, Hofe, Hoß f. 1) (meft.) Strump 

am Rhein und Main Hoſen (f. Buz); 2) (rhein.), Frucht⸗ 
jülfe, Samenflappe, fo auch Baier. und ſchleſ. (Sm. 2,250. 
. 37). Ahd. die hosä, agſ. hose ift zundchft die untere 
Beinkleidung aufwaͤrts bis zum Knie; mhd. hose fteht ſchon 
von der ganzen Bedecung des Beines von ben Hüften bis 


auf den Fuß. 

Hoſenthürchen Crhein.), Hoſethürle (obb.), der 
Hofenlap. 

Hofpes m. (Wallmerod, rhein.), alberner Menid, 
bater. Hifpel, Hefpel (Sm. 2, 254); vgl. Bifpel. Das 
lat. hospes ( Fremdling, Gaftfreund) kommt auch fg. vor in 
der Bb. an einem Orte, in einer Sache unerfahren. 

Höft m. (Hachenburg), Verfammlung verwandter, be 
kannter und befreunbeter Leute im Dorfe, um gewiſſe dringende 
Arbeiten gemeinſchaftlich zu verrichten: Brechhoſt, Birn- 
Ba ohnendon. Vgl. engl. host Schar und oben 

aufte 
56 öftern, Höfteri; öfterer (rhein.) find 
Bildung Beer bahn ne PA 
kommt auch das Ad}. Hoft — ſchnell vor. 


Hötg f. Hodch. 

Srfgein (weft.), Brot und Kuchen in Eile und ohne 
bie gehörige Vorbereitung baden; gl hütſcheln. 

Hott. hoit, ein in faſt ganz Deutſchiand gebrauchter 
Fuhrmannsruf zum Rechtsgehen des Zugbiehes, nach Wei: 

and urfpr, antreibender Ruf zum —— (l. 
Door): nd. hotten (fchon bei Stieler im 3..1691) bd. vor: 
waͤrts gehen; altn. hott Ruf an Pferde zum Geſchwindegehen, 
hotta bie Pferde dazu anrufen. 

Hott, Hutt f. (8), 1) die oberfte grune Schale ber 
Nüffe, (unterrhein.) die Haut von den Weintrauben; 2) die 
Schale von den ausgegangenen Nifjen in den Haaren, daher 
der Schimpfname Laͤus hott; 3) (fig) ein Menſch, der 
prahlt, aber nichts in der Taſche hat. Das Wort ift das 
in ber Bd. etwas geänderte Hütte. 

Hotte f. (Caub), eine Art Bütte, die an Riemen auf 
bem Rüden getragen wird. 

Hottern (8. Wallmerod), wenn Maulmürfe und ok 
Mäufe im Kortkriechen faft auf ber Oberflaͤche das Land 
durchwũhlen (gadevu); botterig. St. 2, 57 Hat hottern 
ſchuͤtteln, rütteln auf und ab, auch ne zeiten, bon 
—8 gehen, vorankommen, bj. Fahren (ſ. Hott). Damit 
cheint Hottern zufammenzuhängen. Hobbabeia in Sal; 
für Maulwurf ift nach dem Dialeft Hotterthier. 





203 


Hotzel, Hutzel £. (8. wt.), 1) gehörte, getrocknete 
Birne; 2) alte eingeſchrumpfte Perſon; 3) guter Tropf, gut⸗ 
müthiger Menſch. Davon hoßzelig, ein» verhoheln. 
Schon mhd. iſt hützel eine getrodnete Birne. 

Hube, Hufe, ahd. huops, huoba, mh. huobe, betrug 
im Rhein» und Lahngau 30 ongen (Gugera), anberwärtd . 
aberd. ©. Br. 726. 728. Gr. 535. Vol. Juchart. 

Hubel f. Hobel. 

Hübel, Hüwel, Hüwwel, Himmel, Hüppel, 
Hippel, Heppel, Hoppel, Höppel, Huppel m. (chein. 
we), 1) Eleiner Hügel, übh. Unebenheit, davon Hübel- 
tütfer Caub) Faulenzer; hoppelig; 2) joa. Doß 1. 2, 
bb. hübel, hüebel, hübel, hüvel, huovel, änhb. Hewffel, 
vier, übel, hubbel, Koppel, hücbel, huovel, 

onel (Diefenbad Gloss. 132), baier. Hübel (Sm: 2, 
14) zu aͤnhd. Huber, Hofer (Höder, Rüdenauswucs), 
ahd. hovar, hofar, mhd. hover gehörig. 

Hubner m. (vit.), Befiger eines halben Hofes (ein 
Hof entpielt gewoͤhnlich 2 Huben). „Day wir by hubnere 
dub 3 Jantfibele myt nübte fuldin drangin.“ Gw. 1, 526. 
u 


. e. 
—— ſ. Subithe 
ubeln, 1) wie ſchd. übereilt thun, quälen; 2) (Has 
damar), beim Gierkippen (f. kippen) bie Eier auf der Seite 
te:ffen, wo fie gewöhnlich nicht getroffen werben ſollen. 
Huf, Hüf (S.mt.), zurück! Rufan das Zugbieh, wenn 
8 rüdwärtd gehen ober dad Fuhrwerk zurüchalten fol. 
Hufen 1) zurüdgehen, zurüdgehen machen (fehlt ahd. und 
mbb., altn. aber hopa zurüdweihen); 2) «weft.), brauchen, 
nöthig haben. In ber 2. Bb. hat Bm. 2, 160 behufen 
einem in etwas, ihm barin behilflich fein; agſ. behofjan, 
engl. to behove, altn. haefa paſſend fein, dann ee 
In woher unfer Behuf, mhb. behuof, nd. behof, Hol. 
f, bän. behor Bebürfniß. Ahd. piheffan, mhb. beheben, 
alt. biheffian iſt zunädft wegnehmen, welcher Begriff durch 
den des Mangels in Behuf (auS bem Präteritum) zu dem 
des Nöthigfeins ſich umbildete. 
Se ſ. Haborn. 


h 
d. i. ſierben; — 8.) „bie bat ein H. verloren“, d. i. 


204 


ex kann, und wirft dann einen Hufhammer ober ſchießt mit 
einem Speer weiter vorwärts; wo Hammer und Speer ins 
Waſſer fallen, da ift Die Gränze. Br. 52 f. 605. 697. Gr.55. 

Hühbnerdorn heißt in Reichelsheim die Sternmiere, 
ber gemeine Vogelmeierig (stellaria med.). 

Hühnerapfel, Hoins, Huin«, Hohn» Ureſt.), 
Stachelbeere; vgl. hinkeln. 

Hühnerfrefjer, Hoin- (weft), Hühnerhabicht. 

Hühnerfleber, Hoinerklewer (weit), Maifäfer. 

Hühnerftößer, Hoins (weit), Hühnerhabicht. 

Hut, mhd. hoi, hei, if eig. ein Gmpfinbungswort, 
ſteht dann auch als Subſt. um eine große Schnelligkeit aus⸗ 

udrüden; auch als Abo. elliptiſch: „ich bin Hui wieber da.” 
avon huien 1) eilen; 2) taufchen, wobei aus Gile nicht 
alled genau erwogen wird; überhuten übereilen; ber Hui 
Tauſch in Bauſch und Bogen. 
uinen werben im Weinährer Weisthum von 1658 
als Theile des Daches erwähnt. „Die förfter follen ſich 
eig umfehen, wo fie einige lucken auf ben dächern finben, 
ꝛadurch es auf bie poften, balden, riegel, Eepper, huinen 
regne.“ Gw. 1, 605. 

Hullen fi (Idſtein, Limburg), 1) fih behelfen, Dia 
lektform für hüllen; 2) (zuweilen) fih quälen d. i. fih 
nothbürftig behelfen. 

Huller |. Holler. 

Hullegen (Weilburg), fehlagen; vgl. Tadefen. 

Hullgern |. Helkgern. 

Säfen, Blfen (Glen), Re von i 

en, helfen (Selters), je von ihrer grünen 
Schale (Hülfe) befreien. s 

Humann (Montabaur), aus Hofmann (ber auf bem 
Hofe wohnt) verborben. 

Hummel m, ein zur Bierde nahe am Ende bed Maſtes 
befinblicher Kuopf. 

Hummer, Dialektform für haben wir. 

Hun f. haben. 

Hund heißt ein ftarfer Tannenbaum, ber bei St, Goars⸗ 
haufen ins Wafjer gelaffen wird, um das Floß vor Gefahr 
auf der „Bank (Feljen) zu bewahren. 

Hunds fteht (rhein.) oft vor andern Wörter zur Ber 
ftärkung: Hundsfalt, hundsmüd, hundsſchlecht; vgl. 
Gott, Mord, Mutter, Neids, Sinn. 

Hundsfott m., 1) wie ſchd.; 2) Werner am Auge 

(fd). Hundsfüttiſch (rhem.), fon. einfältig d. d) 
nur etwas ftärker; vgl. Fühbaniic. 


205 


wage anstelle heißt vielfach die Gartengleife 
(aei usa 

8 Au ir tn einer Frankfurter Urkunde von 1297 
he de fva. Banfert. „Quicunque vocat ali- 
quem filium meretrieis vel hundisson.“ ©. Gr. 643. 

Huneſch (vlt.), eig. hunnifs, gewöhnlich ungarifch, 
bſ. huneſcher Wein. Gw. 1, 527 und anberwärtd. „Der 
Hunenwein war unftreitig die Altefte, aber wegen ber Raus 
higkeit des Klima frühzeitig in eine ſchlechte Sorte ausge 
artete Tranbenart, welche um jene Zeit (Mitte des 12. S. 
wo zuerſt vinum francum et hunicum vorkommt) bu: 
befiere, hauptſaͤchlich aus Brankreich und den Nieberlanden 
beraufgebradhte Art erfegt warb.“ Br. 205. 

Hungerblume heißt Hier und ba ber Hahnenfuß 
(ranunculus). 

Hünkel Hinkel, Henfeln. me Omey, Qu ihn, ahd. huo- 
nichlin, hänichlin, huonicli, hönchli, mhd. huoniclin, hüe- 
neclin, aͤnhd. hündel Gw. 1, 535, Berkleinerungsform 
don Huhn, abd. mhd. huon, 

Hupp, hopp fein Cxhein. wt.), verloren fein, bf. wenn 
I alles verjpielt fein. Das Wort ſcheint zu haben zu 
gehören. 

Huppaß, Hoppaß m. (thein.), Sprung, Sap, zu 
hopfen, Haplen gepors. 

Hüppel ij. 

Kr Söfferig. 


ürle 
uf ve f. N wt.), Obrfeige, Säle, davon 
suf Du 9,8 eine Weiböperjon, welche ſich bſ. abends auf 
teahe herumtreibt u. |. w. auch Huſchel; davon 
hen Zu Grunde Tiegt wahrfeheindich ab. horsc hurtig, 
uf, hursejan, hurscan, hurschen eilen; Stieler leitet 
Hufe r% von hui. 
Hufpe ed Sperling. 
Hufte ſ. Haufte. 
Dee ug 3, Bleiben laffen, 3.8. ich will dir was 


Den ba 
—5 bi. junges; Hußchen Fohlen, 
oft FH vn Kr, hlechtes Pferd. Solte das Wort an 
das anf. hors, engl. horse, dän. hest Roß ſich anlehnen? 
Schwaͤb. und pfätz. it Hutſcheler ein junges Pferd, Kohlen, 
Hußje Chein. hier und da weſt.), Gerichtsvollzieher, 
das franz. huissier. 


206 


dungen ieh fegen un fie mit e Flügeln ne 3) (1 ein 
Tran! 


Hutic f., 1 De, Suts unter Pe 2) Sb 


ee tt 1 ek ), Ziachberhe; Hät 
tſche elters ar * 
Pe le Flachs brechen. ö ’ 

Hutſcheln fva. hutſchen, hebt aber mehr das Lieb 
Ir als das Verzaͤrtelnde Hervor, Hutſchel, Hut 

elche. 

Hütſcheln (G. weſt.), Kleinhandel treiben mit Ge 
nee, wobei bie Säde mit Mehl oder Getreite quer aufs 
Pferd ne 95 Sätihler diugt Sm. 2, 153 hat 
in Derfeiben 2b 2. hödeln, HSöbel, Hödelbauer, Hud · 
km Schmelz. Yebeln, Vans TH Hodler (St. 2, 

49. 67). Die Wörter Heinen zum ſchd. Hubdeln, dagegen 
hütſcheln zu hutſchen zu gehören. 

Hutſchen, 1) ſich auf der Erde kriechend fortbewegen, 
auf dem Hintern fortrutfchen, wie Fleine Kinder, ift felten; 
2) jva. hutſcheln. Sm. 2, 259 bat außer ber 1. &. 
noch ra: Nauen, bafır auch hetſchen. 


Huwert, Huwerat f., Dialektform für Hofreite, 
d. hovereite. 


Hümwesche n. (Montabaur), Hundchen, zunaͤchſt Lockruf. 
J. 


I Chein.), Anruf an Pferde ſtehen zu Bleiben; vgl. O. 

Ib de (Heidesheim), Ibde Kaͤsbirn (Eifenbady, Io 
ftein), ebbe (Ufingen.) nichts, ironiſch gebraucht für eiwas 
ſ. ebber. „Haft du viel befommen? Ja ibde.“ Vgl. heſſ. 
u. nd. ibeft, iweſt irgend, 

Ibs, ibſt, ibes, iwes, eiwes, ibeſt (Wallmerod, 

Be Spflein, Schwalbad), einigermaßen, aus ebbes 
6. d.) gebildet. 


207 


Ichen (Idſtein, Ufingen), mit 5 Steinen (f.g. Stein- 
ches) ſpielen, Rinderfpiel. 

Ihtes (vlt), etwas, mhd. iht, ihtes, ahd. iowiht, 
@owiht, „wiſete jne ber lantman icht es, er wulte es gerne 
fagen; wifeten fie jne aber nichtes, fo fagete er yne auch 
nichts“ Gw. 3, Vgl. aut. 

Ickeln f. adeln. 

Id (8.), Dialektform für e8, bei. von ber Frau im 
Haufe, |. e8, ihns. 

Shders, diders(S.), jedes, Dativ iverem, diderem. 
Bl. m. Oramm. des 15 — 17. Ih. I. $. 332. 

Jelich, telich Coft.), jeglich, mhb. iegelich, ahd. iogilih. 

Igger (Dablen U. Wallmerob), eher, Bloß verichärfte 
Ausfirade von eher. 

Ihne, Ihnen wird in der höheren Umgangsſprache 
zu Mainz und in ber Umgegend (auch in Wien) regelmäßig 
fatt 29 hab Ihne gejehen. 

nig f. ahnig 

Iprlid f. is. 

Ihns, Dialeftform für e8 cf. d.), das n iſt einge 
(hoben, und ihs fteht für es. 

Ihr wird auf dem Lande noch häufig in der Anrede 
(fatt bu) gebraucht, aber meift in abgefürzter Korm. Steht 
& dem Zeitwort nach, fo wird meift ein tonloje8 er anges 
hängt, 3 ®. Was faht-er, d. 1. Was fagt ihr? Steht 
es vor bem Verbum, fo heißt es eh r und dehr, zuweilen auch 
gefürgt er Bar 3. B. ehr, dehr follt; er, der ſollt 

t 


$ . Ee. 
aN, tja, &8 (Caub), ja, ja, es d. 5. es if — 
nen die Kinder beim Verſteckensſpiel, wenn fie verſteckt 


haben. 
Illig, Ellig, Ollig, Ullig f. (Braubad, 
ters), Bintebel, 3 Sitk (Sm. 1, 49), niederrhein. FIR 
tet, nach Viehoff entftanben aus Onloof, franz. oignon, 
engl. onion, agj. yneleac, &8 läßt fich vielleicht eher an 
eine Bildung aus dem lat. allium denken, Auhb. hat Dies 
fenbach Gloss. 113 olich, oytlich, ul, ulch. 

Illuminiert, eig. erleuchtet, ſteht dann für betrunken. 

Ilme f. (hein.), ſchd. Ulme, ahd. elm, mhd. ilme, 
eime, elm, aus lat. ulmus. 

Ilſer f. Eltes. 

me, imes, dime, dimes, imez, ehme (weſt.), 
jemand, ahb. ioman, mhd. ieman, im 15. 35. häufig iemans, 
daraus zuleßt iemes, imes. 


208 


Imeg, Imetze ſ. Ameiſe. 

Immes ſ. Emmes. 

Impern, imbern f. empern. 

Imß n., jebe Heine Mahlzeit, ſchd. in engerer Bd. 
Imbiß, ahd. imbiz, mhd. imbiz, immez, imbz, änhd. jmbs, 
imb8, ymb3, ymmes. 


In in en —. 
Indäuerlich Ehein.), bedaͤuerlich (Montabanr, 
Wehen, Lori), treuberzig, —W Mitleid erregend, 
3. B. weinen, fragen, an] chen; vgl. natäuerlid. 

— inna, ija, ina (Chein. wt.), verftärktes ja, 
nein, als Antwort auf eine Trage. „Habt er dann geheert, 
zus jeftert in der Kerchgaß is baffert? In nan.“ Lennig 69, 

—, in— ift bloße Verftärkung, vgl. das mhd. &ja, 
FF j6, nein. 

Iufgel, 2 zu F n. (wt), Unſchlitt, ahd. unslit, 

mhd. AH et P. Abre am Inslett er 
algenie 2 Gen:üthsart, Naturanlage 05, alſo 
als das frangöftfäpeutiche Genie fpr. Schent, (franz. 


Be ‚Infgenieren fich, ſich genieren (franz. gener) Zwang 


Kr e (Wallmerod), vgl. enz. 

Inſpektieren hört man or bei Soldaten für inſpi⸗ 
tieren, Inſpektion halten. 

Interefjant hört man oft für intereffiert. 

Intrumen, intrummen (olt.) d. i. enträumen, 
räumen. 

Inventur f. (unterhein.), das Ausftellen des Inven⸗ 
tars, Inventariſation. 

Inpendig (olt.), innerhalb, iſt änhb. haͤufig. Gw. 1, 


Spenning, Sping, a (Selters, 
Wallmerod, Hadamar, Limburg), das Geld, welches das 
Geſinde Beim — Verdiugen belemnt, wol In⸗, 
Einpenning, ſonſt jhd. Miethpfennig, in Habamar 

Neuping d. i. Neupenning. 

Irre ſ. ern. 

Irrebel f. (Selters), Erdbeere. 

Irrerichen, irichen ſ. itrüchen. 

Irten f. ürten. 

Iſch (Montabaur), Dialektform für ich. 

IL) Iſchi f. (rhein.), unreine Weibsperfon, jübiid 


‘209 


Yerta"tSy; ſchredlich, fürchterlich, ahb. egelth, egis- 
Ih, ker lich; ne eislfch von ahb Een, 
mhd. ege t ——— *8 = ö 

Miele Bl., heißen in Heldesheim (Mheinhefien) bie 
Radeln’ der Fichte. "Mitt mhd. usele, üsele Funkenaſche weiß 
id) die Bb. nicht zufammenzubringen. " Zu 

tem.n. (rl ein Das Wort bezeichnete im der.ältern 
GAdäftsfprache den den eines neuen Satzes; ſo pflegte 
in manchem · Urbarbuch (Stockbuch) jedes Urbarſtuͤck Gruud⸗ 
Rüd)" mit ‚vorhergehenden: Item aufgeführt zu werden. 
Daher findet man oft ein ſolches einzelnes Urbarſtück ſelbſt 
em Item genammt.“: Sm. 1, 129. “ 

Itrüchen, itrichen, inrichen, iterichen, irerihen 
(weh. rhein. wi.), wieberfäuen,.. pam. Rinbvieh gebraucht, 
baier. itruden, ibruden (Sm. 1, 129; 475. 3, 45. 46), 
ähnd. iddzuhen, ebrihen, yderichen, itterich en, 
vitrichen (Diefenbach Gloss. 609), mid. itrücken, ite- 
rücken, ahd, itaruchan, itprucchan,, itruchen,, agj. ödrö- 
can,. mittelnteberl. idriken, aus ahb. it-, ita-, goth. Yd-, 
agl. &d- zur; wieder und, bem alleinftchend' Biß Jegt man 
gelnden ruchan; vgl: agf. ‚roetetlan, 'lith, 'atsirügti, Tat, 
‚Müctare, ernctärd, welche Wörter basjelbe Bebenten. ” 

Ipunner, jegujner, (St. Goarshaufen), vor’ einigen 
Tagen, Dintetform' für DaB ‚veraltete Ipunder { ) 
mit ——e—— Ye * BR — j 

weckelche, Jwickelche, Jwelingche 
gest 1 7 Sl 7m al) 














wespenring f! Spenning. | 


BE: 77) Ve 
Jaden, fadetn (rhein. —S mit den Pferden 


ſchnel fahren, Baier. jaugken, ſchweiz. Jjäuchen, fänden 
u — — ve von jagen. 

Jagden, jachden, jachten bein.) laͤrmen, Hin und 
wieder laufen, wie Kinder bei ihren Spielen thun, Baier. 
jägeln, fümel. jäußen, jer en (Sm. 2, 865. St, 2, 
71), von Jagd (mittelnieberb. jacht Eile), jagen; 

Jahn, Gahn, Bohn mit Halbhörbarem n, m. (8. wt), 
eine in bie Länge fich erftredende Fläche bei der Arbeit im 
Feld, auf Wiefen oder in Weinbergen, auf ber eben gear« 
beitet wirb: Streife (Reihe) Getreide, Grad, Kartoffeln ıc., 
obb. und mittelb. allgemein gebräuchlich. Die meiſten Er 
Härer ſtimmen für mhd. jan, janen, (Gewinn, gewinnen), 
vom franz. gain, 'gagner, Adelung für eine aus Gang 

Kehrein: Börterbud. 14 


210 


verborbene Form W. Hoffmann d. 38. 3,-299 jagt: „bad 
Wort ift alt und findet ſich Thon in einer, Iongobarbifchen 
Urkunde von 770, wo e8 Gebiet, Bezirk eine Grundbe⸗ 
fipes Gegeichnet,« In biefe Angabe richtig (woran ih noch 
zweifle),, fo ſcheint das Wort allerdings eher hierzu als zu 
jan gerechnet werben zu müflen. .. ... - a 

Jatſtützig f. gähflüpi: -... . - 

Saiten, jeiken, jehten, jäten, wird auf dem Weſter⸗ 
wald giast, wenn ein fcharfer Ofte oder Nordwind bei 
tasfer en in dünnen Köruchen fallenden Schnee pfeifend 
jagt: es jaikt. I 

Jämern, jämfern (thein.), von jammern, wird Bj. 
vom Jammern bei Körperleiden, Zahnjchmerzen x. gebraucht. 

Jafjer m, (Habantar, Raffau), leidenſchaftlicher Karten 
fpieler, ſ. jaunern. 5 2 

Jaubſen, fibfen (meft.), ſchrelen, jammern, wimmern, 
wird bj. von einem eigenthümlichen Bellen der Hunbelgefagt, 
fonft auch Heulen; vgl. Jupp. * 

Jaunen, — —— (8. rhein.), weinerlich 
eben, weinerlich fehreien, bj. von Heinen Kindern und Sagen 
gebraucht. Jauner, Saunerer, Jaunfer, jaunferig, 

aunerfäßchen. St. 2, 75 hat fanlen, jauern, fan- 

feln, welcde Kormen mit nd. janeln, engl yon, mit Ju, 
jaudzen (f. judjezen) verwandt find, mit Übergang der eig. 
Bob. in bie eined mißtönigen Gejdhreics. , ——*8 

Jaunern (mt), H fva. jaunen, nijr ande 









ſtaͤrkern Laut bezeichnend, : ein, xerworrenes Durceiiander 
don Geichrei und Geſang; 2) Teidenjchaftlich Karten Tpielen, 
fonft (pfaͤlziſch, bergijh) im Spiel Betrügen, in 2. Bd. zu 
Gauner (in ber Pürfhorbnung vom J. 1722 in Stiffers 
Forſt⸗ und Jagbhiftorie Jauner) gehörig. Rothwelſch jonen, 
bei ©. Brant (1494) junen fpielen, aus dem hebr. jana, 
jono übervortheilen, hetrügen. J 

Jaus f. haus. \ 

Jauſchen (weft), faufen. 

Jagen, jahfen eilen, ſ. jaden. 

Ze, it, ſu, meift mit kurzem Vokal (rhein. wt.), Fuhr- 
manndruf zum Antreiben des Bugviches. 

Jelles, Jilles m, (Montabaue), dummer grober 
Kerl, Schimpfname. . 
Jgpunner f. ißunner. 
gi Ihr f. jaubjen. . 
Jiffijilchen n. (Selters), Veildyen. 


it 


BR 105 ‚Sippe, Jänpe f._ 1) Sad ans: meißer vein⸗ 
) Irinmes. Wänunöcen: Manns». und, Weibs⸗ 
yet, fd. Joppe, Zuppe, Joppel, Juppel, mbb. 
ppe, jupps;.mittellat. jupa,: franz..Jupe, ital. gin 
nr aljuba_vom arabiſch. aldjubbah .d, i. banınmoll 
Unterfleid. Die Jipp fliden, ſich fatt efjen;. auf bie Sipp 
geben Schläge geben: (Mallmerod), .ı 
n. — hoarshauſen, Montabaur, Habaman), bie Ben 
Per wol das Ja jagen; Io verjaufen: Werlobung 
m. 
Joh, "Brädenjod, bei einer Säifföräde über den 
Fr befteht gewöhnlich aus‘ ‚pe. "zufammenverhunbenen 


\odeln, infeln (Schw er ante, bj. 
auf einem Stutn ſchleſ, jufeln dee, fiben. 
„„gehanteshiume ( — heim 
santhemum); Johanuesdiſtel —5 — ‚(echitm vul- 

); Jobannesbrunfel Johannisbeere; ‚Sohännes» 
Bi FE HR vhannestraut Harideu I 

—— daß. letzte Glas Fig ner 

Br, A orandee Haube —J anni, 








Juhartn {wit}, uni Joch, oeuart 
ein Morgen Ackerland, ſo uen Rge bon zwei 

Ochſen — erben kann eint — von’ 49000, ‚früger 
von Disadratfchuhen: - Gr. 

Jucezen (mt.), a due — Yan ja; 
bier. juezen, jühezen Ai 63), ſchweiz. juchſen, 
jugen (St. 2, 775, Hei:®. —2 jugeßen, fangegen, 
ab. jAwizan, jüwjen, möb. jüwen, jüwezen, 2 fu rüfen 
lat. — woher Jubel - 
men ga, au Er & Mntaba Eat, Ba 

od), große Angft, Flucht aus Angft; ju non 
Vieh als a 'om Meilen et d. ber. juckido, md. ber 
— jachsãs iſ de bon Inden; oßte davon 
ie Jucht gebildet ſein - 

Judeln ſ. jodeln. 

Juckemich f. (Hadamar), ie {Inge 

Judern (Heibesheim, Lorch), das Fieiſch zu MWärften 
Hein ſchneiden vermittelft eines befonhgen Wertzeugeb (I der, 


a2 


Yulerne) fer) ;:da8 aus zwei‘ krümm gebogenen; parallel 
mebtmteistänver-öefeftigten! Mehjern:befteht, fo’ Genäte einen 
Holskreis biſdet, mit den Händen an. den beiden -Gndgiiffen 
gi ßt audſo· Beinegt: wird daß abwethſelnd ein Erbe oben, 
ja. andere Anten:ift. Dad rt ochort wi in ‚jodeln 
BAU. Bin, ten, 








d 8 rufen, all 18 jußöge 
wi Be 53 hr — * det 
Alerts ne na. in Schwalbach ſcherzweiſe fon. 


ıden, eine Kuchenart, in "Laub. . 

riche k. (rhein. eimeines — hedm 
% xylosteum); udenfuppe. Aafte. ‚weil 
— gelruuker 









. Ra, „Um ung ‚Fonunen.' 
6b er FAR 1% —— gerne | ätte, y wi 
ehr Dur ii 8 Dur e ‚zu, erfeigie t; jo 
kom! Aue 6 A] Ar —E A 1113 
du es, jonft fömmft du ums Jung.“ k i ui 
Jung werden, geboren werben, B| Er und 
Be anpcaehen wird: er.ift. bonn, bort [22 jan * baier. 
u. jo * = — —88 
‚e zn; 1). der ‚Ältefte Sopn Inder "Gamite, 
oßne Tuntan auf ee Mter; 2. Vuiſche * 48. ah. big 
zur Verheirathung. 
Jungfrau £, 2 eine. noch ig‘ ange derhetrathen 
Kun; 2) Sprenname: er Hausfrau, 3. B.. im Wunde ber 
jenftbofen,,. felbft wenn. ſie 80 Jahre alt iR, alſo bie ur 
ſprům liche Bb. von Frau (Herrin): 
ungemäder.m., Süngemägeriien 1 u ichen 
Samt), Hündin, iR in. 
Jungfeld ſ. Rob. ’ Baer 
UJungfer d. L Yangfran dat in manchen: Gegenden, 
in benen Midgen der — Name Fr einen boͤſen 
dareſchmach wie in andern Gegenden das freinde | Banne 
e 
" Sungferntrauben heißen bie erften rauen einem | 
neu angelegten Weinberge. 


213 


u dunabellen, (oB.),.. gine Münze. : Gw, 4, 576, a 
40 werben auch) alte Belter angeführt 
yet haus.“ B el) ne 
herjetiion.dar Kramer; pol. Jeuhfen.ii.r: 
En Pa vlt), Ragemat, joa. JZuchant, ‚bezieht 
m aber nur anf‘ ah des nos: Sub: —* iſt, 
und auf Weinberge. Gr. 95 
Juſt (bein... hier und a wei), gehener, fo. ie 
ken, fol, meiſt mit nicht „verbunden: in’ dem Haus 
dd e& fpuft; in feinem Kopf iſts nicht juſt i. 
* neh wecht Bi —— un Iat. Justus, franz. —J 
juyst, juist ei 
„Site Fi ent ‚ehein, dr ‚en, gerade rein —S—— 


een. ſchiafen wolite “ fie. juß fein 
“ Sußlomei . enterbharhen & Ballen), am Ben 


winfhungsform 


(Begen der umfichern Auoſprache iſt auch @ nadzuieken.)‘ 
Kabesche, —— Kawes, Kowsche n. (weſt.), 
für Schweine; funges Schein; . Roben 
—ES ahd. chobo, mihd. kobe, mitteid. Kove, 
nd, Raven, Fa gooven, Fr 
adhelf., jafen, irdener ine Füße, bj. 
— [man I chachala, zu ‚mh. — 
f ben en Kopfenfäiffen der Raum, der Font 
Her 77 —— vee 
autſch ſ. Kartauſe 
Bit, Kaw, Kame, 77 805, Barbe, Karwe n. 









Frog ine Ale tot, Koffeebumbel, 
Laffeeſchweſter — gefteejglitten ein, Bo 
f ber Weſterwalder fein 


vworau en Koff ffeel feel 
Reit, vo A beffer Hanbhaben zu —8 
t . (thein. unterrhein.), fon. Säjpe (3 —9 nur 
vie Ausſprache des hochd. Haft, bad man in dem 
jelben Bd. hier und ba ftatt Raft Hört In Caub iſt Kaft 
ae; in Dillenburg heißt ein Theil der Gemarkung Kid 


214 





Kahnde (wei), tens; tape niemals; vgl. ahnt, 


eis. . 
Kahne PL. (ihein. wi), Schimmel auf gegohrner 
gu, a ng &n, chön, änhd. fon, 
- Kalb, in den Ada.‘ „ein K. Kalbchen machen, anbinben,” 
d. i nad übermäßigen Eſſen ober Trinken ſich erbrechen; 
bie Kuh mit dem S. bekommen“ d. i. eine von einem Aubern 
veihwängerte Perfon heirathen. 
 Kalbern, tälbern (wt.), fva. ein Kalb machen, fich 


Kalbig (wei.r, dumm wie ein Kalb. « 

Kakssmild |. Ridelder. — 

Kalender, in ber rhein. Rda. „er maht2.*, d. i. er 
fit. in. Gedanken, fo ſchon tm 17. Ih; vgl. Karm ina 


machen. 

Ralfakter m. (mE), urſp. Dfenwärme (calefactor) 
eines Tat. Herrn, jetzt heimlicher Augendiener, Buträger; Fal- 
fattern, einen verfalfaktern; Ealfakterig. 

Kaljes mahen (rhein.), jemanden einen Käufer, 
Freier xc. abwendig machen; jüdiſchdeutſch. 

Kalten, laut und viel ſchwaͤtzen, heilen; ſchreien, ahd. 

„mhd. kallen, engl. to squall; vgl. galbfen. 

-  KXalme m. (vom Taunus bie a), dummer grober 
Menſch; aus Kalmäujer, Kalmud eniftelt? 

Kalte, Kaldn., Kaltes, joa Zitterbrüh. 

Kameeie n., Mänteldjen, franz. camail. „Sein uns 
ne Harın un Weiböleit begeenet, unner annern ach an 
Ei y die hot jo & ſchworz Kameelche angehott.” Firme⸗ 
nid 2, 79. \ Bu ’ 

Kamin ift rhein. nur färhlichen Geſchlechts. 
: Kammeijen (Habamarı, Kemmeiſen (Selters, 
Montabaur), Kimmeifen (Marienberg) Meihel, fchd. 
Stemmeijen. Bei den Steinmepen it Kammeiſen ein 
eiferned Tammartiged Werkzeug, um bamit die Sanbfteıne 
rauh zu machen; Rimmeifen bei . Böttichern ein kleines 
Bell, womit fie den Boben der Fäfler machen: Kimmeifen 
von Kimme.(was Gargel), Hol. ſchwed kim, engl. 
chimb, chime. 

“ Kammer, mhb. kamer, kamere, ahd. camara, cha- 
mara, ift ſcho. eine wohnliche Näumlichkeit in einem Gebäude, 
infofern fie zum Nebengebrauche, wie zum Schlafen, Aufbe 

u. dgl. bient; die Stube, mhd. stobe, altı. stofa, 
dän. stue, urfpr. Babftube zum Heigen, ift ſchd. eine als 


218 





iheilung eines Gebäudes durch Wände beſchloſſene Raͤum⸗ 
lichkeit zum Aufenthalt von Menſchen. Das Zimmer, mhd. 
simber, ahd. aimbar, agſ. timber, alfn. timbr, iſt ſcho. vor⸗ 
uehmer als Stube. Der Saal, mhd. ahd. agſ. sal, sale, 
iſt ſchd. Das ausgedehnte, weite Zimmer zur Aufnahme 
vieler Perſonen in Verfammlung. Diefe Namen fommen alle 
in der Volksſprache vor, Zimmer almählich mehr als früher. 
Im norbweftl. Theil des Landes, Bj. in vielen Dörfern des 
a. Selterd hat man nur Kammer für Stube, Bimmer 
md Saal und Stüfchen für Kammer, ' 

Kammer, Dialektform für kann man. ©. 20, Rr. 151. 

Kam mol, irdenes Dintenfaß, wahrſcheinlich nach dem 
Verfertiger (in Höhr) ober einer Befondern Veranlafjung fo 
genannt. J ar 

Kämpelin'ciheln.), ausfchelten, zanken, fo ſchon bei P. 
Abraham, fg. von Kamm, wie man au fagt: einen‘ 
tämmen. „Kang ar net met mer ze femple aan." Xennig 21. 

Ranalljevul (weft), Kanarienvogel, j 

Ranarie m. (Üfingen), durchtriebener Menſch, franz., 
die canaille (Rumpengefind Fr ö 

Ranehl m. (Gaub), Zimmet, franz. cannelle. 

Rännel f. Kennel. - 

Rannid f. (Montabaur), Mechanik zum Hemmen 
der Wagen und Karren; |. Midenid. : 

„Kanuniſch (Weilburg), d. i. kan oniſch, den canones 
(kirchlichen Geſehen) entſprechend, dann geſund. „Us Gritt 
net regt k.“ unſere Grethe iſt nicht recht geſund. 

Kanzel heißt auf einem Floß das Gerüſte, auf. dem 
der Steuermann fteht und feine Befehle gibt. In Linden« 
holzhauſen A. Limburg heißt der Lehnſeſſel Kanzel. Rda.: 
„Bon der Kanzek fallen, fpringen,“ d. i. „aufgeboten, aus» 
gerufen“ werben, von Brautleuten. .: 

Kapaunz, in der (rhein. weft.) Ada.: „einen an ber 
2. Triegen“, fon. an ber-Rartaufe, bielleicht Ableitung von 
dem frühern 2 appe, Mantel, den Kopf mitbedeckendes Obere 
Mid, woher Kapuze. 

Kapieren (rhein.), verflehen, fafjen, lat. capere; bes 
tappen, befappeln in berjelben Bb. 

Kapdres Cmt.), zerbrochen, verborben, tobt, jüdiſch- 
deutjch, hebr. kapı Sühnopfer. „Unfere heutige Beben 
tung daher, weil am großen Verjöhnungstage mancher Jude 
einem Nichtjuden feine Sünden auferlegen wollte mit ben 
BVorten: Sei du meine kappöreth! d. i. mein Sühnopfer, 


216 





was dann ben Sinn hatte: Stirb bu für. mich zur Bas 
ſoͤhnung mit Gnttl! Weigand d. W. on 

Kanpeln (thein.), zanken, flreiten, fraͤnk. Eippeln 
(Sm, 2,.316), mbb. kibbelen, kibelen, mittefb. kivelen, 
kifelen, von mh. kiben Feifen. on 

Kappen Crhein.), derb abweifen, abfahren laſſen, auch 
bater. und feäweiz. (Sm. 2, 316. 8t. 2, 86), nah Grimm 
d. W. 1, 59 bei abkappen für koppen, franz. couper 
abbauen). . - 

Kapper m. 1) Dialeftform für, Rafper; 2) Schimpf⸗ 
name eines etwas naͤrriſchen, :tölpelhaften Menſchen; vgl. 
Sparrefafper. So. 

Kappes m, (wi.), weißer Kopfkohl (brassica capitats), 
abb. chapuz, mhd. kaboz, kabez, kapey, Anh. gäbis, far 
bus, kappoß, cappueß, capoß, cabuus (Diefen- 
bad) Gloss. 98), bei Stieler Kaps, ſchweiz. Kabis, baier. 
Gabeß, mittellat. gabusia, capus, caputium, franz. cabus, 
engl. cabbage, poln. kapusta, ital. capuccio. 

Kappesblättchen (St. Ovarshaufen), Name einer 
weiblichen Kopfbebekung. \ 

Kaput jva. Fapores, (}. 2, Ban capot. 

Karn. (Selters), Spinnrab. Goth. kas, ahd. char, 
mhd. Lar iſt ein Gefäß, ein Hohlmaß, erhalten in Bienens 
Far, Leichkar, Meifekar, Kürde. In der Bd. von 
Spinnrad fommt das alte Wort nicht vor. 

Karbatſch f. (xhein.), eine ftarfe und dicke aus ledernen 
Riemen geflochtene Beitihe; karbatſchen damit, auch über 

aupt ina Das Wort, aus dem arab. karbadsch, tärf. 
yrbatsch, poln. karbaez, ruſſ. korbatsch, üft fat in alle 
enrop. Sprachen eingedrungen. i . 

Karch m. Chain. hier und da), Karren, davon bad ge 
Bräuchlihere um karchen; unfer Karren ift ahd. karra, car- 
ruh, mhb. karre, karrech, karch, Iät. carruca. 

Kärhe (Montabaur) foa. Narte. 

Rarellen Pl. (xhein.), Halsſchnur mit Öranaten, fol 
fen Korallen. 

Karfunkelſtein, in ber (let ob) Rda.: „Es 
glänzt wie K. am Lim) Ofenloch.“ Dieſer K. am (im) Ofen 
loch iſt der glänzende Ruß, der ſich in den Kaminen anhängt. 

Karig Erhein.), Barftig, kaſchtig Cweft.), nicht freis 
gebig, geizig, das ſchd. karg, hol. korig; vgl. arig. 

Karmen, karmchen, kaärmſen chein.), kermſen 
(unterrhein), bei Sch. karmen, kärmelu, Klagetöne von 
ſich geben; Gekarms, befarmjen, befarmden, ahd. 





24T 


— — 


charon, echonn, mhd. karen,. kauen, ähnd, karmen, von 
got. kara |. garen. 

Barmine, ſtaxmena machen, (Rönigfein, 
&mburg), nachfinnen, nadgrübeln, Iat. carmina er 
dl Kalender. machen. DEI EEE) 

Karniffein, kaniffeln (rhein. Taunus), abpı 
andh baier. ſchleſ. farnsf eln, bei Stieler fauniffeln, bee 
& (wie auch Sm. und —ã 1, 564) von 
Rarniffet, garnaffel, mbb. karnflel, Hobenbuuch abs 

alfo zunaͤchſt einen Bruch ſtoßen ober ſhlagen. Rat 
niffelfptel’ ein beſonderes Kartenſpiel. 

Rarres, Kärs, Kärres, Kerres, Kerwes, girres, 
Lorres, Körres, Kürres, Kürten. (ieft. 3, Wamıns, 
Jade, Mantel fir Mannsperfonen, wahrfcheinlic mit etwas 
veränderter Dh. das Wort Khıraß, änd Karifh eariß 
aus franz. cuirasse. Bei ben Bergleuten in Eäub iſt der 
Leres bad Teinene, ber Koller dad wollene Kamtfol. \ 

en 3 enherg Dialeltform für eruſtchen. 

arſtig 

Lartauſe, — — Rabautfd, Schopf zum 
Palm und Halten, in ber (ihein.) Rda.: „an ber Kartaus 
kriegen“ d. 1. beim Kopf nehmen, auch wetteran., ſchleſ. Baier., 
ſchwetz, nd. Kardoes, ſchweb. kardus, din. karduus Par 
nebülfe für Schiespulver ober Tabak, aus frangi cartouche 
Patrone. 

Larwe, Karbe f. Kaf. 

Karte, in ber rhein. He: n&ine Karte oder ein Set 
Be wird bem Spieler gugerufen; ‚wenn er zu lange im 
weifel iſt, welche Karte er ſpielen foll. 

Kas, in den (Bj. rhein.) Rda.: „der (bie) kann 
einen REE geben“ db. 4. widtig made ohne eigentlichen 
Bath; — iſt der Staat vom grünen Käs“ d. i. diefe 
Sache foll wichtig, werthvoll fein, ift es aber, nicht. 

Käsblume f., Röwenzahn Ceontodon taraxacon). 

Rishestraut, Käfepappel (thein.), Malve (aalva 
eylv. u. rotundif.). , 

Laſchtig f. Farig. 

Kafſ — en beißen in Runfel und er die 
muß, Bwölfthale 

Rafte, Eaften |. daet. 

Ratharine ſ. ſchnell. 

Räthreinheöblume, Kathrinches blume L. (Mon 
tabaur, Eelters), gehörnter Schotenklee (lotus corniculatus). 





218 





. Kathrinchen n.(Rheitgan), Orchis, Nagwurzel; vgl. 
Fraublume. on 5 
& Katiſſem, Katism wt.), Dialekform für Kate 
ismus.“ >. re — 
Katze colt.), Belagerungswerkzeug, :@erüft, worauf bie 
Bleibe (f-d.) Br it, nöd. katze: Les. 72. Bol, Kapen- 
Bopf-eine Art Teiner Kanonen... j . B 
1... Kae in der Rba.: de Kae fein d. t. verloren fein. 
Met gang Klahd is be Katze.“ Sireff 32; daun in bew 
— BZff.: Bapenbing Binfe, woraus dad Kapens 


uͤhlchen gemacht wird; Kahzengebaͤlk, Kagenläufer 
a8, oberſte Gebaͤlk in einer Scheuer; Tagengrau wird es 
mir d. I. vor ben Augen, beinahe übel über biefe Sache, 
ae; Katzenkäsch en -Käsmalve; Kapenkerbel gemeiner 
Erbrauch; Katz enkopf Boͤller, kleines Geſchutz, von dem 
ältern, Kaze genannten, Wurfgefhüg; Kaßenpapier 
Fließpapier; Kapentifhchen das vom gewöhnlichen Tiſch 
entfernte, in eines Ede ftehende Tiſchchen, an dem Kinder 
ur Strafe eſſen müffen. Die Rda. „die Rap durch bie Bad 
Aeifene, d. 1. verlieren und bie Koften bezahlen, ift wol aus 
einem frühern Recht zu erklären. 

Latz aichelche, Katzeicher, Katzenaicher ſ. Kawert. 

Kapen. (Marienberg), fein regnen, vom ſ. g. Nebelregen 
gebraudt, f. koß en. . 

—W Re (8. rhein), ſich niederkt 

audeln, kaͤucheln rhein.), niederkauern, 
niedergeduckt figen, von kauchen. 

Kauch en (S.rhein.), kauern, zuſammengedrückt figen 
ober üb. fein: gekaucht gehen; fich Fauchen, um eine Laſt 
gufyunchmen u. dgl.: Stieler Hat kauch en in denſelben Bd. 
Das Wort ift nah Weigand d. W. eined Stammes mit 
dem gleihbeb. engl. cower, aber unverwandt mit Faueru. 

Kauchen (Herborn), ſtaxk hauchen, Feuchen, mhd. küchen. 

Rauert f. Kawert. “ 

Kaufen (olt.), ehelichen, m&b. koufen; früher nur von 
Männern, fpäter von Männern und Frauen. Staufen komm 
in Diefer ®b. in ber Lehr. ſehr oft vor. Bgl. Gr. 420. 

Raul, Rugelf. Kul. “ 

Kaul (Montabaur, Selters, Hachenburg), Kaut (8. 
we.) f., Vertiefung, Grube, Loch, Teich; Fantig, Shin: 
kaut (Schindanger); mhd. küle, nd. Kull, Kulez Kaut ik 
mhd. küte, Bei Alberus unb in einem MWeisthum von 1540 
kaut (Gw. 1,588). In den genannten Amtern kommt Raul 
vielfach als Name eines Gemarfungstheiles vor, und zwar 


21 


eiafach ante in Bf. mit andern Wortern ·Schon 'meinem 
weis hun von #382. Cw. 1. 636 Heift ein MWaldöezirt 
Bolfätaule ". 2 en 

Kauter mi, der Stein, der belin Gllickern das Mahl 
(meiftens eine Kauf) bezeichnet: - Mil dem Rufe: Kautr aͤ⸗ 
mus! Befeitigen-bie rtaben Die Hinderniffe (Schmup, Steine 
x), die Ihnen Beim’ @lhdern in Wege find.' Bgl. Bote 
tames. J 3 

Kauweln, kenweln, kaweln, kuweln (8: wt.), 
einen mehr ober minder runden Gegenftand forteollen, 3. © 
Kugel, Stein, Faß; ſich ſelbſt, Bf.’einen Abhang hetunter, 
was man oft bei Kindern ſehen kann. Die Wörter ſind ge⸗ 
bildet aus abgefütäten Formen ven Kugel, mh. küle, ſchleſ. 
mb ſchwed. kula, wetteran. Raul, mitteld. ſtul, bei Stieler 
Kugel und Kaul und bavon Eugeln und kaulen.“ -”') 

Zauzchen, ein Heiner Hop. 

Ramy. Zawe ſ. Kaf. Be 

Rawert, Kauert, Kawertche, Kawaidert, Ka— 
maiche rtche, Kawaicher, Kawaicherche, Kawaich e, 
Lavaich eiche, Kuaihe, Karwaiche, Karweichelche, 
Rırwähterhe, Katzeicher, Katzeicheiche, Rapenai- 
her, (weſt.), Eichhörnchen, offenbar ſo genannt von feinem 
fauernden Sipen. Kapaidheldhe und Rapenaiyer er⸗ 
ianern an das baier. Aihfäglein. Aus einem niederrhein. 
Offer hat Diefen bach Gloss. 55 eichelchen. 

Kaͤwerz, Käwarz, Kämerez, Käwerig, Kiwitz, 
Rimep, Audiß (weh.), Käwig (chein;).m., Käfet, abb. eng 
varo, chöviro, chövar, uihd. kövere, köver. : . 

ganes, uk re a 

egel m. fe: Heu egel. machen. 

Reel, in. der nuterrhein. Roa.: „Mit Kind md Kegel“ 
fon. „Mit Mann und. aus“ ift Kegel ein uncheliches Kind; 
ſchon mh. kegel; kekel: „do lief us kint und kekel.“ .-. 

Kehkel m. (Montabaur, Wallmered), verwöhnted, 
empfindliches Kind, wahrſcheinlich aus heikel entfielt: ſ. 
verkehkeln, Kekelchen oo. .. 

. „Sehlfpeidyer m,, ber zweite Speicher, von ber Kehle 
im Bauwefen. - ’ ; 

ad ſ. geier.. ö 
Kehr f., übh. die Umfehrung, Wendung, bj. beim 
Pilügen (Umkehrung), dann beim Zahren um eine de. 
Die abverbiale Mda.: deß Kehr, Kiehr, ſchweig. dieſen 
Rehr (84.2, 94) bed. in dieſer Reihe, Diesmal; vgl. Retfe- 


2 





. Kehr, Kähr, Mriz.m. (me), Keller, ſo and) ſchweiz 
Bei Bt. 2,99, der,ad mit Kehrv.ılBerbungp, um fp eher 
zufammenflellen Tann, als dort Stehr in beiden Bb. männlich 
ee — 
“al ari, mhd Bere,: keller, 
kelre,. lat. "eollarium; daraos if ‚Kehz nicht gebildet. Km. 
2, 32 hat das Kar, Kaͤrlein thalähnliche, zur Weide 
nutzbare Vertiefung auf höherem Felsgebirge und hält.die 
Bv. für eine ‚Rghrlihe. Ausdehnung „de& ‚goth: kas (f. oben 
Kar). - Died Wort läßt fich eher zu, Kehr fielen. 
- Rebraad, Rehraud m, (wefl.),. Kienrußs-jchon bei 
Stieler Rinraud. ua b . 
Kehren (vlt.),. vergüten, erjegen, zum Vortheil wenden. 
ge Snnberipeeiher Gi. d.) fal feren dem clegit myt worten.“ 


geil, Keilche d. i Kiel, Kielde fon. Peil, Beil- 


e(j. db.) . 
Keim beißt bei Weilburg ein Zweig bes Rosmarins, 
wie er bei Kindtaufen und Hochzeiten gebraucht wird. 
Keinig (olt.), Feinerlei.. „In Feinigen dienften." Gw.1, 


Keir ſ. Kehr. — 
Keis, kahs Graubach), keineswegs, luiemals; vgl. 
ahnt, kahnde. 

Keit n. weſt.), 1) Korn: Gerſte⸗, Hafer⸗, Korn⸗ 
keit; 2) Sttohhalm: Stroͤhkeit; 3) Krautſetzling; 4) übh. 
wenig, oft verbunden mit Fein ober nicht; davon Keitche, 
Kogekeithe, Gußekeitche. Baier. die Keid Kohl 
pflänzling (Im. 2, 282), ſchweigz. bie der Kid, Kyde, Kh⸗ 
del Reim (St. 2, 98), ahb. kidi, mbo.. ktde.Seim, agl. 
cidh, Gewaͤchs, Gras, von goth.:keian keimen.; vgl. Geiz 
Koge, Guge if verburhen aus-@ott8 |. d. und Rof. 

Keiwen, kiewen (8.), Teifen,. zanken; keiwig, 
tiewig; befieweln mit harten Worten befttafen,: frühe 
eingebrungene nb. Nebenform zum mhd. ſchwachen kiben 
heftig werben, grollen; vgL Eappeln. . 

Kekelche n. (Hadamar, Zoftein), Liebkoſungswort, wie 
Engelche u. a; vgl..KehkelL - . _ . 

geltexefet m. (rhein.), fd. Kellerafjel (oniscus 
us). 

- Kemmeifen f. Rammeifen. | 

Kempel ſ. Kümpel. R 

Kennel, richtiger ald Kännel m. (wt.), Riune, bſ. 
Dachrinne, auch Baier. und ſchweiz. (Sm. 2,303, St. 2,84), 





„22H 








ertj — —— Karen, don 
Renten, Die an "ieh recht ausſprechen Tormen, es auf eine 
Artausfprehen; die ſich it Werten nicht: beſchreiben laßt. 
Kerl m. (rl 1) ein flarfer, herzhafter Buben, 
2) (tKein.? “felten), "ie jaber, Schaß, singt karbary vgl. 
Wenſch, Burj, infdow 
erm, Kirm, Kerremj. Kierem Fu (Diegy ala 
— Wette, Darank nt — HE de 2, 
ketane, ; —*5 Fa hie, San 
+. Ren. nic, Being weche —— Bei it, ein &h, 
ah ne Dede, di. de —5* oe ie 
echler in ayb mim: eißt Kern; u unter 
—2 hit het ehe NE AuRN ige 
‚Rern,, Air — Some 3* te, n ner 
vi firhten, E E nd. karnen Vutter pin 
faß, Rernmit He, Kermiih, 


m. —————— ihe Fern Mildraym; 4 nie 
weldher zu Butter geſ 


Führt, de feri werben 
ar), Wär. käme; feinen — sb —— 
kernen, kartten, asf. '&ernan, ſchott. Lirn, engl. chtal. ©. 
Kerhe m. Graubach) —— den ber‘ Bere, dab 
f&b. der Kern, mhd. ber körne, %ı 
Rernfetk if das bide Sell, worait das saif, das 
gepferdet (ſ. D:) wirb, vorangezogen wird. 
Lerperich f. Rirferig. ® a 
RKerren]: Tertfen. u 
Rertes, Kerwes ſ. Karres, " 5 BE 
a fertret t. (wef.), KHrdfpiel;: 'Whbı haruGraff V, 
il; bie mh. Wörferbficher von Ziemenn, Be 
a Wort nicht; Weigand 
hat aus dem 11. Ih. kirspil aus den Gloss. jun., aftftief. 
kerspel, szerekspel, aus Eiofener Pr ans Hofers Urkunden 
kirspel und erflärt mit Rich thofen; „NVezirf, ſo wen die 
Verlundigung (Rebe, ſ. Spiel) der Kircche reicht.” In den 















222 


MWeistäimenn. bei Grimm: ans bem -45.:3H-ı finden. ſich bie 
Formen Fir&ipiel,.kirbäpel, kiripel, Krrpeil, (Gw. 
1, 572 f. 639 f.), nd. Karkſpel, Karfpel, hei. Stieler 
Firäfpiel, Keripel; Baier. iſt das Wort nicht volksüblich 
(Sm. 3. 862). Dafür hat, es — Birämenge, Pfarrmenge, 
inhd. irehmen —— 8 —** — ſcheint an 
ahd. got a pel (Grangelium) und 
an &io age 4. d.) — on. zu geininmen: doch 
Bee; uhet Get, Her janfe Dig Migde Leit mon 
Spiel (j. d.) in der Br. Menge mit bem, mh. kirch 
menige, obd. Eränmes. Alarımenge — ai 
‚dorfmenige_ Dorfgemelube);.-]o in: dem 

Theil. des Boca Gin ib — —& hie“ — 


Auden. © 
—* Rebieri.nih Sau), Thlmnfen, ‚und lagen "ie di 
ee . 
ReRe:f (mt. gahıme: Kaftanie. 
’ Kette, Kett'f. (int. ZA 
Amt ven Fe) Kae: — 
Kütt,-Rutt' (Bi. ER 
kutte" "Heba E Ber 
vg —S Rertes, 
leontodon ‚faraxacan), deren Spt ea 1 inder n 
dien ind" Ringen ineinandet len „Ei Mngefhlume. 


Kan Mipern 1 hen wa, ment it Ber, auch 













hr 





At Ak 





Mil, ‚and, — — 1 vor 
I, m en ut 
—5— — mit ge IE! v Bm 


35 Isla — A m a dal B bie, ke 
etem Anl aut. iv. ſich von .ba.. weiter en. 
und Mitteldeutjchland verbreitet hat.’ m 
. Kenl, m. (shein.), I) Anhän Kal, weun bein Grab 
ſuchen auf dem Gele das Grastuch an feinen, bier Bandela 
oben zufammengebunden und fo über Ah Shulter gehängt 
wird, um bad allmählich, gefunbene Grad, hineinzuthun; 
2) dides Stil Brot, |. näul. Sm. 2, 288 hat der Kar 
Her Anhangetaſche · der Schulkinder für ihre Schuljachen 
der Landmebger für ihre Werkzeuge und halt des ann 
ther für eine Cutſtellung aus Harn er, ital, carniere, 
‚garniel (lederne verſchließbare Tajche für Akten und Schril I) 
al für bas..ahb. ohiulla, kinlla (Tajche). Das obige Keul 
ſcheint in der 1. Bd. letzterem Worte näher zu Reben; u 
. der 2, Bd. iſt es wol dad hochd. Keule. 


229 


Raulhexm« (Mfingen) , yinge,. bar 'alieg u ” 
Anander hängt, zu Keul — —9F Rieh * 
Rewe I Ref. a 
Ren ſ. Rob: 
24 in des:Ria; diebnial (Sein, Walimerot), iR, band 
um, Diele Reha, Kiehr & >. sin ‚gen. Kon. vgl. 
[1 Eee Bea u 
‚Kiehr, nie % seier. . 
:Rielfen |. ws 
Lies n. (8), 1 Wertzeug ver Bidet, m "hie Kopien 
and dem Badofen zu —— daher: — (ganz bürr); 
2) sind. von ben. 4 m: Ihwriften, nub_inmenbig gierlich 
—2 ſchuhl⸗ elchen weiche ſich an dem Betr 
Ei van be Bf an cn Bar anal 
amt: die eſſer n ‚bleiben. A At, 
Ei ker 4 Kar) gel Kan mn . Fr at, 
- Bieyk 
Liferbei —X —* dien and an. i du duis (cher) 


t; ſe Sal. 
Rilb, Zibe bweſt. Kaum) ‚Rölke, Werisien) 
Band, —23 — Yin 120,. dan Sb Mohn 
; ring: Mflange ‚repmlas 












mailen. Bennett, Mr 
-Rimpeli, Kümpe: u 
Rinpbeit kl für —— 
Kinbbettsrinwen ‚hatten. früher man— 
— — von —F befien Frau Woͤchnerin 
er Belt jour —* nicht eingeforbert:werben. 
de Erh —8 auhhühnern G. d.) eines Kind⸗ 
betthauſes bie. Köpfe ab, mußte ste die Hüßner ſelbſt ur 
Spre fünsbie Kran zurüdigfien.. Gr. 446, Ju maı 
Dörfern des Wefterwalbes find noch heute Hühner dut 
eine beliebte Speiſe ber Woͤchneringan. 
Linden. heißt vielfach das Schwarze im Auge, weif 
man hineinſehend fein Bild. in [Er kleinem Maßſtab erblidh, 
einbezieht (weft), Chriſtenlehre in der Bicche, 
auderwaͤrts Kirchen lehre. 
Rindfran, Kinfra beißt in Ufingen - ‚Herborn bie 


Rindlige Tage (ult.), „ind habe ich das mit ber 
Hülffe Gottes gejehen und gehört von, meinen Kinblichen 


224 | 


Kagen' Böhet.t Lehr. 8.18. "Sol: mb, 66: von 
minen kinliichen“ s. — —9 a 
Rinemden. ( ontabaur, Gans), vange 
Kinnig, unfinnig, kennig, uhtennig (chein. 
anterrein.),"tunbig, altiviſch :und pajfterfeh. 
BE 17767 —— Sitters) Gngette; Ripehoen, 
wilde Rofe; bei Weber find Kippen „Hanbutten und 
andere wilde Roſen.“ Es iſt /wol bloß eine haͤrtere Form 
des mh. hiefe, ahd. hiufä, agl o pe Hagom/ Sage 
Sutte; pl. 'Sadven: i “ 
* earſc 2 (wt), — —— 
am After vor Neiteit oder · Gehenſonft Wolf, Fon: mihd. 
kipärs;: von-Eippen anf⸗ und abſchnelien. — 
Kippel; Küppel (shein:‘ unterthein ), aspyei, 
Repyel'(weit)'ni., ‚Eieinet: gel, ad HApyaL, "wol 
aus Koppe, Kuppe geitlbet.;- 
Rippen, füppen, föppen ( bi⸗ Öfreier "mit 
hen’ Spigeh alıfeindnbev-[äjlagen; eig bie-Kipyen- (Gpigen) 
berfelben einſchlagen ſchon bei Stialer: Mit Toten &yen 
en wis "paschalfbus eollidendd. centare® ! *:: iu 
Kirbe Kerb, Rirmes; Meemes, die belden evften 
im fblichen:: hie Kelden Andern wiege im nörblöchen 
Aheit des PAR tduchlich Abb. kirichwiht, ußb. kinch- 
‚wiks;, -Hirwihe,.-Kirwe, aͤnhd. Kirchweyh, —— 
Kirwe, bei Pruc —— ©. 205) auf de 
Kirbe, bei Alberus_(1540) Merb;' ud. kircmiesse, in 
den Statuten des Deutihorbend - KR fitireffe; -fpäter 
Kirhmeß, Lirmeß, "Kirmes, Kirmis, Kirnis, in 
Baiern heute Kirm. Die veligiöfe Bu AR: almählih vielfach 
in Bergeiendeit getathen.  - 4 
Sirchenblume f., Baonie Hasonin.ofieinalis). 
RER £. — F ——— te 
. Kirchgang d: t. kirchliche infegung er@ße, 
md fefiperen beutfchen @ebichten zur "ürgerlichen Gütigkeit 
der Ehe nicht unumgänglich nöthig, F im Roeingan im 1 im 14 
— 15. 39. duraus «merläßtih, und bürt tgerliche Wirtung 
der Ehe davon abhaßg 3.3 Fe das Beine kir ch⸗ 
gengen. Br. 670, 671. Gr. nf. 
Tirferich, ei eeverig, Rerfi m. 
we), irchhof, vielleicht Kirapter ? Pferd ift ahd. 
, mbd: pferrich, pferch ımb hatte früher bie Bd. 
— Pferch und Park. Die Kirhhöfe waren und 
find vielfady noch mit Mauer oder Zaun umgeben: 
Kirm ſ. Kerm. 

















225 





Sirmush, Aurmuthcolt.), fo: Beoſthaupt, eig. das 
nad) Belieben (Muth) Erkorne, „Da ein nachbar deſſelben 
is thods halben abgeht, das alsdenn bie erhen das — 


oder * and ntzichtet ‚an fur 
ee JAN} aim | 1,0 Bahn; - 
Rirn An B u 5 . 
Kirres-f, Barres, 
M af aentuäprer milch, Bil Box oon- 


Kifhen (ODachenbuyg). zwiſchen. 
Kiſſel, meiſt BL. Part {eben Sant; ef eln 
Sega, baier. Kifel, ufein A Br 2,338) ,. fo. ‚aud) bei 
Stieler; : ohisil, Iy mid. -kisel, hat fchon frühe 
mben der Bb. Sieden auch die z0n, Hagelforn, 
Des Wert Fomumt oft ald Name non Semartungstheilen vor. 
eisiäfauer irhein.), kitzeſa uer (unterrhein.), fehe 
ſauet, aus quittfauer? Das baigr. und ſchlef. Eib ſteht 
zu als Ver] ntung der Farbe: kitzblau, kizgrau, fig 

raun. 

Litt ¶hein. ni), wid gefogt, wein zwei ihre Schul⸗ 
dipkeiten Geld —3 —8 — — DH einander 
geglichen haben ‚alfo ‚sinander nichts, mehr ichuldig 
find. sus „ ID, he gikhen Ri 

i igeripracje), juuges Reh, i en, ißz⸗ 
ein, M . kitzelin,. kitze, -kiz, ee ohir, altn. 
kis ve das San ange von ber Ziege; der Venſe. dm Rs; vol 


Riwep, Riwip, [- Aämerz, ". 

Klaben, (sbein,), 1) mit sehn rien bei ‘den 
Mauren; Klabſcheib Werkzeu, ſchd. kleiben, 
— ahd. —*5 " * —E nd 

ammer t,.vom_ intsanfitiven, 
mb, ab he va uf fer Eleben. 


he Klafter ( Rah ie chew · Haie, ſchd· weil, mh 


, ahd. cläftara. 

Klaftern. (Limbur; alte, ung je Jut fer, viel 
leicht erbte at — Alaff, Dr. „chen, 
guafter ſelapperlraut Ga, ed 

tlaben? 
Rlaif. Lei 


Llamım, (weh. zhein.), sinwerig feuch. bei feinen 


unb wollenen Stoffen, braucht 
Ian. Dep Se Baen fe nn em) 
affen, Pe m 


Reprein: Wörterbud. 15 


226 





Na (Camp-%. Braubach), fo Baumklem ⸗ 
mer 

———— ehe ar — 
Klemmtopf Ghein— niger — 

lich zu klem men —ãæã kin er klam- 

Klampef. (ag — ———— Riefter 
auf den Echuhen chd. ein an beiveh' Enden feſthaltendes 
Bindehols, —X Binbemitte, tas-nd. Klamp, Baier. 
KXlampfe (Sm. 2, 356). 

Klante m. (weh, chechelter zuſauimengedrehter 
—* bater. klanken, muee b.’chlanchjan, chlen- 
chan, mhd: klenken) · in einander G gen; der Kant 
Schlinge, Schleife (Sm. 2, 859); mhd. klenc zottig, ſtirnppi 
= Klappen (8. rhein.), 1) küingen; 21 paſſen, eig. mar 
Tantend zu emanber pafien. Hochd. Tlappen, eine härtere 
Nebenform von Elaffen, 5b. zunachſt Allgemein den — 
bou eſſen ‚ober Herborbringen, ‘welchen ınan mit Tlapp 


a! —— —e— — 
FIR mohn, (papaver rhocas). In allen dieſen Namen 
Begriff des vielen und borlauten Schwaͤtzens ent 
Yen wie biefe Blume durch ihre rothe Farbe im Getreide 
ich weithin bemerkbar macht. „ Name (Klatihrofe> won 
dem Schalle, den die gegen bie Stine zerfprengten Blätter 
geben.“ Weigand d. — dem ich nicht beiſtinime. 
Rlap Bein (xhein.), 3) mit der Peitſche Auen Fu 


Rlan f. glau. 
Klone f. eine Zange um Außziepen der Nägel auf 


Säiffen. 
Rlaner m. (Säywalb: uchtſtier. Ahd. 
det neben — en u. De a „sehe 
Fon zu liegen ſcheint, ba ex einer ganzen Kuh! 


a“ gen 
— n. “ (ebein, ein mit WBetbenbäumen befehter —— 
Wi — bei Stieler Klauer salictum, qı 
din aptın , ber e8 mit Klaufe —— 9a 

Rein. Maingegend’ (anterwärts felten) koinmt das on 
auch als Name von Gemarkungstheilen wor. 

Klaus f. (chein. wntı fn.), kleinere oder größere 
Waffergrube, wo durch eine Art Damm (meift von Steinen) 


207 


dem Abflufı DeB Waſers gewehrt wirb: Beim MByaswal 

(in * Bach); bei ainem A deſſen nee 
u, am fortwährend die m zu treiben, wird das 
—— ———— 
an aift auf Die fe-gelaffen: e usa 

(Hl): aß. klünn, möy. kldsg, Kite, Daven dus Berbum 
anlen; Klans kommt and als Rame von Gemarkungdr 


jeden von 

Pinufen. u. (Momabanr, Wallmerod, Selters), vier 
Fr geformte, an an ber ‚Sonne getrocnete Lchinfteine wol von 

aus. 

Llauſter n. (Braubad, Montabaur), Vorhangſchteb, 
das lat. claustrum (Schloßy. 

Klauter, Kloter f. bein Shen), Sibblafe, Blaſe, 
Auſchwellung von Floͤhbiſſen. za Sm. ——— Klotfeuer 
Roihlauf, Für. Belehfener,- ah. I ohafiyt, mbh..loheviur, 
von Lohe, ahd. lohs, mb. lobe, gloh 
A HIER ee f. hd, Pi? 24 fümabhafte, 
‘ jon; klawatſchen, Tawat- 
Höen niet Khmägen. W. hat —— Maut, Tank 
au tabern nie viel ſchwahen. „Loß bie Kawatſch nor geh." 


Klebkraut, Name des Galiums · (Ga. apar.), aͤnhd. 
Lab⸗ Lebkrant. 

kiese f EAN 8 hd ort ahd. klı 

eden bein), au en, om, kan, 
a et er. leh lehmſel 
ehm, klehmſeln ehm, glebmjeln. 

Klet, Rlai m. (Salz, ® am, ah feuchter, leh⸗ 

et Beben; nd; die Klei, Kol. klei, klei, engl. 

hr düg, 7— kley, boͤhm — Sein. Das Wort kommt 
als m. und £. öfters als Name: von Gemarfungätheilen vor. 

Kleiberlaus, „fo munter wie eine: 8, hoͤrt man 
oft; vol Ohrwärmden .- 

Klein bringen ſ(hein.), verſtehen; ut dafür brot 
bringen. Klein machen ein größeres Gelbftäd, kleine 
Münze dafür geben. 

Rleinfpalt (vlt), Hermelin „le Herzen sten 
lange Sappen an ihren Armen — Sr, ‚Erben, 
mit Kleinſpalt oder mit Bund.“ * 

Rleiweicht (weſt.), Brei aus —ã—— Mehl⸗ 
ER der Kloien vom‘ Breimehl (. d.), aiſo Kleien- 
w 

Klemm (rhein.), fetten, ſchwer zu Befonimen; brügend, 
einengenb: das Geld it Hemm, Flemme Zeiten. ’ Hier und 


r 


228 





da Hört man auch klamm Yf. d.). Velbe Wörter gehören 
4u Memmen und bringen immer mehr in bie Scheiftfprade 
em. Das Wort: fol nah Weigand d. W. ale geläufige 
Wort etſt 1691 bei Stieler vorkommen, findet. fih aber 
fon in dee Lohr. $. 156. „Da warb es ihnen zu Mlemm.* 
Auch Frank fagt im 16. 39.:_„ein’Hemm: thewrung.“ Im 
-Simplic. fteht:",e3 war eine klemme Zeit“. : - 
Klemmer m. 1) der Memmt, hört man bier und ba 


"pe nen eingeführten Gerichtövollzieher nennen; 2) Wein 


-fähröter, Hirſchtäfer Cucanus cervus), - . 
Klemmes n. (Montahaur, Goarshanfen), Civilgefäng 
niß (Bolles), von Flemmen.:  -_ RE 
Rlemmbemmels f. (Joftein), Amelfe, wol Klemm: 
hammel, . 
Klemmkopf ſ. Klammkopf. 
Ktlempen (unterrhein.), in kurzem Tone lauten, fobah 
ber Kloͤppel (Klöpfel) nur auf einer Seite ber Glode, aber 
‚Tehnell hintereinander anfchlägt, anderswo kleppen, kleug 
en, das auch bei Stieler vorkommende Stammwort zum 
hochd. klempern, klimpern. 
", Klenen, klin en Sehwalbach, unterrhein.), ſchmieren 
Baier. klan en (Sm. 2, 357), ahb. klinan, klönan, mid. 
klienen, klönen, altn. 'klina, j : 
alengien Chein.), foa. klempen, Baier. klingſeln 
klin fen (8m.2, 359), von mhd. klenken klin g en machen 
gebilbet, alſo für klenkezen. 
Kleppen (Hadamar), foa. klempen, das holl. kleppen 
bie Glodce anfchlagen, von da ind. Nieberbeutfche vorge 
rungen. EEE) | 
.  Klepper m. ( Rennerod) Bube, Bf. Heiner Keppa- 
Die Heine Klepper ift rhein. ein Meines Madchen, dem 
das Mäulchen recht geht, und gehört zu Tlappern; mel 
‚auch ber Klepper. " - 
Kleppern (thein.), untereinander rühren, Gier zu eine 
Hefondern Speife. ö 
Klepperſchulden fen. Klitterfchulden, flein 
Geldſchulden im Gegenfab & Kapitalfegulben. „Eich zahl 
die Klepperſchulde. Lennig 63. Das Wort Fomint zunäht 
von Heppern, klappern (mht. klappern, klepfern) und 
bb. ein Darlehn in geringer (Elappernber) Bine 
Kletterer m. (GHerbom),. der von den Ha — 
das in der Haushaltung Nothwendigſte verfteht; bei Klein 
aus dem Gragebirg Klöterer, klötern. ©. Klitter 
ſchul den. Zu 


229 


Rlewwern (Zaunns),. Beitern; ſchon in einem Mokab. 
von 1482 und/ auch Schweiz. (8. 2,.107) Hebem, von⸗ ms 
kläber Elebrig, kleben bleibend. D 

Klider ſ. Olüder. 

hen Gliftgen.n. (rhein.), ein ſehr Teihtes, 

abgenup tztes ober doch uich iheueres Kleid, ‚baten: 
St. RUFFLL,-MIAFFEI (Bm. 1, 384.2, 354), öfter. 
Sliftert, Gluͤfterl, ſchleſ. die Kioft, "dos, Klaftel, 
oberlauſ. Kiaft, Kluft, in der alten Gaunerſprache Rlaffot- 

Kliftig.ift. bei, ben. Schiffern am Unterrhein gewandt, 

it. Iſt an eine Bildung aus dem gleichhebenteuben ahd. 
glaw, glau zu .deufen?. " 

Klimmen, mhd. klimmen, ahd. chlimban iR. hier au 

in..bex hei Grsihten vorfommenben Ra bis’ zu 
tlimmender Sonne“ d. 1. bis zum Aufgang der Sonne, 
Br. 618. Gr. 815. : 
Llim perklein ‚Kuhteirhen,, ſehr Hein. 
Rlinen f. flenen. 


Blingelbeen £ Gheln), Br Set, fürn 


elintei Blunt no 
€ u D 
Aitlasn kleitſchen. 
St Habe ser core mans, em 
ar porläuf ige! en, geflitter 
ae weten, So De deren et (teten), © Sal. 
eriäulben. 


iwwern (8. weſt), — he‘ Rimmer; kliw⸗ 
— eis De Bi Kar cn den Te Iminer — de 
en Hieben {yalten, n, 
lieben, ı —E —e —E 
dieven,. 5 klöven, engl. clcavs, franz. diver; 
Rliz m. Elizen.(8. wet.), Schneller (Säntpptien), 
jeller ſchlagen, wol nad dem ‚Raturlant gebildet: 
loben, Glowe m, (weit), 64 Reilt, 1 Reiſt = 
2 Gebund Salt, in Semebenz 60 Hänbe "voll gebreäten 
in. im Bofnbularten deB 18. Sh. + el vom Fladfe; 
en), Sabatepfelle, meift eftwas verdchtfich — 
‚bo, mh. klobe gefpaltener: Stod zum oget , 
Dane Beet Hafen, davon ebund. 
2log |. Glog. J 
Klon f. Aunk. ‚ 
Llöppel, Klüppel m. wer.) Helfen bie randen und 
ingefpaltenen Selyptee, bie zum Brennholz Beftumt ind, ' 
fat auch Snäppel. 











230 


Aloppen (Hopfen) gehen (Montabaur, Hadamar, 
Ufingen), betteln; davon Kloppengänger: Bellen; der ůber· 
al anklopft. 

Kloppfiſch BL_Cıhein.), Schläge, wie. bie Stod- 
Fefche geflopft werben, bie and) [th Hodb. Mioppfde 


Kloppfel n. Cihein.),. —* Batug, zum lopfen 
2 en), ein Mus von & Nr, Rai in 
FA was alles durcheinanbet —A— —XX * 
Alrche w. (8, Men, das voller ei; Lirſchen 
oder Johannisbeeren Hänge. Be -1, 450" glaren, 
gloren glänzen, [himmern, engl. glare, nieb ichſ. glaren, 

glören. Lann Kiörche damit Aufantnen Hängen? 
use 275 5 —— rhein. der —— fie URTOB, ab 
———— Sigheth arr. wi Hof 
ofter —* n. jelbeere, 
ribes grossularia N? ale, ‚Sera 
Kloster. lauter 
Kisten (chein.), Diatetiform für Hetterg “ 
- Top . (ein), Rögetugel,; auf: RhaglfLo Ai 
klotz ) genannt, X 
Be u Heißt in 
Vopheltn J 






der ven i fe 
B T i 
wenn. —D — * Bat a 
fat, fo * in, Mögen —S— 
lohtopf m. (mt), Schlaipfient. ie Ai. ‚Bali 
groben Flopartigen Menſchen. ä 
. Klubbe f. Klappe, 
Klüder |. Olfider. 
— — £ 15 wi). auch ſchd. Feuerzange ahd. ohluft, 
— 2 a ei Beben —* 
"4. 8, Riricen, Bann ır; in Gobteng au ei. 
ur Shtäpe, in det Pfalz bie Kluppert. 
luftig, Mlöftig, eiß; dal man “ 
-mit ber Huf! angrafee Buy seh; ’ rien 
Klumpen heißen in manchen Gegenden die Nantarlden 


vsl. Diamar, : 
Sgpana Duafte, Robbe, iR. Klun⸗ 








Klange 
ker (Elaud —8 ſ. Klanfe, 


231 





All (Hebemd; Rlont Marienberg, fegı Klintel 
(Dieburg) m. Krug, bſ. ein Krug mit engem Halſe, 
wol ſo geuanut pam. Ton des Waſſers beim Herausſchuͤtten. 

Kunst, Slunte:£ Chein.), 1) Teihhtfertige, liederlichs 
dabei ſchmuß se MWeibsperjon, ſo auch in ber Pfalz und ſchou 
bei Stieler Puppe, wenn man veraͤchtlich Davon. jpricht, 
um bie Küber y neden. In den Hoffmannswaldau. Ged. 
en 1692 Kr , 301), fleht: „Was ſchieret mich die ſtolze 


Dabei an.wetterau. bie Alunter Slünpden, 
an. Fr, holl. Mont Alumpe zu denken? 
Rlungen heißt es (Braubah) von der Stimme, des 


iders (Salaman 
en &, Rluhbe Pl. (wt),.H —S eig. Die audeinder 
ke en! — [R — Kluft): Eu 
kluppe Bin Bash. m 





in wii 
Rualtwaller Heibt ar * die —E— 


—— en unten. —2*8 — Fi 
Fin oder au —* Aka in Stehen ober ren an 
emmenbrerhen, indem bie feſte Haltung va. 
vo. Intden, 5 iſ. ee 
Anfahtend Bei > ger eimli— 
Wild tobt (drehen, St. 4, IE Hit grayyen wadeln, 
Köwanten; Bm. 2, 97 aus einem Bofab. von 1418 „guappen 
mit ben Füßen vacillare“. unb 2, 374 fmappen in ber 
nangegehenen Bd; Stiger hat Enappen hinken. Wet 
gaub denkt an einen Ubergang des 1,in a, slip 
nappeu Elappen, is Ei koappen, und klappen 
in a a wie ben eines Tach, nes, "Shuließ 
m 
Rnappern, Enuppeen (ehein.),: eſſen, beißen, wohel 
ii Sehänbiges. —* gehöri wird, „don fnappen foa, 
lnack den. 





232 


” —D Ehein), geninierAbverbtam, int :napper 


narbei; thatpein (ee init den gehnen kai 
ſchen, bater. Inixbeln: 18.2; up mbb. kni bei 
ine nazbein und Fnarpeln,- son Inarren, Enirren 
Samen" Im Ei 2 aht rn: BR. Inarpelte init ben 
ahnen.“ 1" 
 Ansfgeln, nöfßeler- Ruten) dba. Flanfeln, 
Flanfeler murdrüctambgögert‘ Inaiheliyper Knafcheler 
mehr beim Sprechen. St: 2,443 Yat-Pnanfeln 'weillbehag 
Gh, in tleinen Biffen efen von Imauen, Hull: kiaaıwen, 
Tauen, welches Wort mit knuſchehn zufammenhärigen mag; 

vsl. noch kn aeſchen, Knutſchen, rautem” @i- 
Rnaſzetu, ‚Anufyerer (Rönighein); Bnafcheln, nur 
ba dt reist. voran 








unehr Son -DEHRIKBeN: gebrrndt; 
wid; vgl. Inoftern, fnifpetn > 
Knaffen, Ina: en (theinl) 
richten; den Knaf a Beh Ibedotben, 
fein; ab, kousjanı chnussan, knistjen, 
Khrietäng Unisten fe anbrüden,- ar 30 
knüß ein —A — —5— 
fen,“ auf R Dei eich 
wern Streff ir 
nat il he)6tuniger Ba; jo Se 
nat ii: ir. ),ufegte er ap, fo: 
Wie — en —— "in. reicher 
"Mafle guten; wi, etwas X 
Kae m melayt Ben er 
wine on dunefſchen. ergtin ät‘ it af dem 
Kerne * ne ne 1 a 
anbe, Knan —eS tein), Vinderbaichel 
Bee N) en der Mn 6 — Fauf 



























18 hervortritt, auch Schireller damit, 

Kudaup; 2) derhärteter Auswuchs, Kuorien; 3) — 
eine Haud. voll gehechelten unb- gufammengebrefiten Flachſes 
ſonſt en az e mo ee niet In der 4. Bd. Laute 
das Wort mbb.'knubil, knübel und if als Anöbel, Kai: 
va Fr ieh —5 — nr 2, 368): 

J uanbig, knaupi H unauben an den 
habend; 2) eine ſtumpfe — eide habend, von Ein 
en ; 3) ärgerlich, böfe, aufge! racht, ainderwarts Enöppig 
nei) und Tröffig, nüffig. 
: " Rnäul, Sneulm. (eben, Dies Stac Bra; anhd. 
Fr Abb: kniuel, brotknüel, Baier. Kleuel, Kleni (dm. 
348), ahd. eliuweli, mhd. chliuvel Rüglein, ſ. Keul 


233 





Knauf (olt.); Kiopf, Roten, uihd. knoaf: „Die nkte 
deut tragen lange und weite Kleiber, und hatten. met malt, 
fondern den Arwen Hatten: fe vier ober ſanff aꝛauff⸗ 








Den. Pi nebetan! — mn 

Anang: f:(chein: uhterrhemi); ein Kleiner Sheden v 
Yard Quetſchen Sterns knaupe(ſ. Rnambe), zuweilen 
u: Stesnstndpp, Ihbi :Kintpp, Knips, : Gchucket 
wittelft -deB' don der "Damitenfpipe: wider den Sundbalieh 
en Mel ; Bomint vom ab; kn ippen- fihneflen, 
knippen :Nafehftübes geben, vom.hochd tneipen. 
Ruanreln ſ. inotteln.·.. 
Knaufſeler m, 1) Wlesbadeun), ber, langſam neſeini 

Mh f a ehe 2) eHerorm), genauer Vendelsm en 


— 
Enauſtbeul lters) drechger Men Gnc 
Et Mm. allen Ami lei. G n eñ ſt 


Ba GeizHals) oder wahrſcheiulich zum 
naufer Ka 





jüpi 
naufet, vam.ındd. ai. knüz Tihe zum 


—5* m (bein. I Aeinen Ambe; Gel, let⸗ 
koſenv ebraucht. A6D. chnäht, mhd. kndcht ift —* auch 
Ruabe, dann erft Diener, Edeitnabe, ſpaͤter Kuethti im Gegen 
fa zu dem Heim. 

Knedcſenſ. enigen, enidfen. et 

Kneid ff‘ —* Sales), Rreibe, iVieheff 
der Enht. 

Kneif, Kne⸗i er Greif, J 

'Ansfpern ſ. in iſpern. 

Rnettel m, bier, Meiner Wenſch, wahre 
Antttet R 

nibbCpp)es, Knebb(pp)es (rhein.), Kniebes, 
Rniewes, FAR a ken aRenie. 
in Mittel umd Rorbdeutichland Rnirps cbied auch jchb.), 





234 


in Oberdeutſchlaub nicht gebrauchlich Mach Weigand d.®. 
aus dem bis —— ——— Rnirps vos ſchon bei 
Stieler (im 3. 1691) sortommende Kenips mit dem im 
No. vorfommenden Ausfall des 1 gebildet fein Das wetteran. 
Knurps läßt an das Hell. knurf, knerf. (Knoten) um jo 
eher denken, als auch Ruorze ze Oi mit Buerre, ee) 
bie: Bd. von Snippes hat. Klein Hat aus dem 
9) Arie {put and iD. knpd a0; Amepl cha 
jo wi , ad, D 
#uoteh); 2) fig. Menſch von Funger,: bitter Geſtalt. Erubbe 
2) iſt ein knorriger, verwachfener ,::widht ſtarker Klap- 
t nan Bares, Bolles, Dummes, Duppes, 
Flappes, Rappes, Galanneb, Kappe u a. auf ed 
ausgehende, m. bie alle mehr ober minder pexachtliche Be 
Ken von Perſonen find; fo ueöcte man eher .em eine 
aus Anipf, Snapf «Rolieipr, Knipy Rnüpp), 
mid an —æã tehung aus Zugrp s Senken aſptz bat 
bei Stieler die ®b., Her (db. Auipp) und ‚unit 





Enipp gehört gu —— —8 iegen 
knipr 2 et Rnopf 
und. ae Pre ‚fagt: — 


Rnirps, ein I ag een. eiwad.:UhgrEuipptes, 

u Slide 4 will. Eee er mager 
it zu ze 

kleiner, dicker Kerl (Knoten), zigf. aus ıkmede Ein 

bein ſeitenen bozs. Wpß,ift din:  jehrueiz, Noß Bariche; 

Rmieboß, Kniches,. Aniedis i baſer. Gigennampe ver 

ſchiedener ſteiler Wege. oder hen (Be: A, 367) ,. wol 


won boßen (f. Aniehuch), A none das ;gmeite 

Wort den Ton, dgl. Bades FE Anweh (Am 
u), Win, —X w ebbes.mn.: So Bönnte @nie- 
bes zunähft ein i. ein knichoher Boß fein. Et 


fehlt — bis *. ide altspunki für. Rnirps und 
Knippes in ber Altern beutfchen Sprache; W., Bra;, Bt 
haben biefe Wörter nicht. . Zur —— ſtehe hier roch, 
was mir Jemand im Craft gejchriehen.: „Mutbhnd, —8 
ſtammt aus den alten Zeiten ſtaͤmmiger Leute, Üienez, bie 
alleeanbern unter 5 Schuh Größe,mis dem, Bat Kuibbes 
belegten, d. h. du biſt nicht. einmal fo groß, daß bu mir 
ans Rnie reicht über ind Auie beiß en Faunft, urſprunglich 
alſo KQniebeiß er.“ Baier. iſt uͤbrigens der Knieheiper 
jebe zu beſteigende etwas beträchtliche Anhöhe Sw. 2, 36 

Knicheln, Rnideler, Geknichel (rhein. we), 2 
ſ. Austniheln. - - 


235 


— 


Anickes enuan kleiner Nan⸗atuqht uf ben 

— or ¶Veameh Raldmtk —* 
niemeßhols.n. >, Kui 

aßbolder, Feldahocu Kacer camıpestve); funft-Kuadbaune. 

Rnidfen, ee (bein), gie fein, am Preiſe ab⸗ 

nedjer, Knicferei, 

fidig, Be) Eirizefne‘ leer von m Rnider, Aniten 








J I Bi weni 
te — —E —S 
nirfig ad pa. erh. wir 
fer, in Sehe gmerelons u“ 
"Ruifpeln Euntertgeln,),: Kieinigleiten:tereißten: 
tniſperw, tneftern (wird; A 
Ib A ufpern; 2)'ein Gerauſch mach 
Kuufpern 
Enih‘ Hi eh (MBiesbei 
jet, Ye —* 
ainnup, Bi J— fein 
—3* — Mn non — so u 
nödjeln (Khein.) 5. eier 
ah) Die de — J— AT 
ee Rnoden m.’ (Waltmetod ,; Selten), er. ist 


Burgen zn! (Königftein; Ufhigen), Garentrorter, eine 
Borm Fr das erſt jeit dem 14. Ih. —8* 
—R ſuochel und ſonvcheu. 
aus m. ‚(rhein.), Beule; ni ABermaßt N oft 
ge, ei + a: war mtr zu Moll; e £. bie 


ai 
Buell (cheini), bei Handawelten (m en, fiden, 
‚ wahlgen, ib et mb ad 1a} alieien 
— PA * I 




















236 





»: :Qndller, Rneller:m. (8: wt.); 1) fhlechten, Raud- 
tabaf, und ein Menſch der ihn raucht; 2) ſchlechter · Spaß. 
æn dillen ſoichen Tabak rauchen; ſtiuken wie folder Tabat, 
ber. in. Suollen. gerollt ift, woher er auch Rollaz ge 
lies, R 11H annes'm. (8. weſt), grober, un 
Snolles, Knollhaunes m. (S. weil), , uw 
eier Menf, fonft Knollen, baler. Rnatl (Sm.2, 

). * ., 

be, (Caub). Dialeltform für Kmubbe.. 
Aue iR BL, fen ber bot fein 2, davon 


nun} 
‚fol . R | N, 4. PORRECHPENN 
en ——8 haar — 1% —78 en Meiner 
enſch; knor zen gen) pfuſchen er Arbeit. . 
ı.; Knpipeln ne, Selters), langfam. ‚arbeiten, 
font Juottekn, I 
noft f. Gneift. ° FE 
‚Suoßsen, kuuſtern CS. weſt. guch hier und ba rhein.), 
Heine, leichte Hanbarkeiten verrichten, .foa. vift eln boffeln. 
Knoftern, Inofterig, Gefnofter, Fnofergrbeit,. 
not, Knet m., Knoten am Weinftod. Wenn im Früh⸗ 
hr die -MWeinftöde gefähnitten werben, jo werben einzelne 
eben nicht. zu Bogreben di. d.), ſondern zu Knoten da h. 
fo Kurz gejchnitten, baß fie nur 2 — 4 Nugen (Nuten, 
Gelente) haben. . 
Knotg.m,, Heiner Menſch, von Knpte; vgl. Kuottel 
Knott, Knotte f. (wei), 1); Samenfapfel be 
Flachſes; 2) Eleine Kirſchen, ik bad:niederd. Enutse, Knotte, 
hol. knot, knut, agf. enotig. ; ,, 
Ruottel, Knottelchen (chein.), kleines Mädchen, 
Berkleinerungsform von Knote. . 
Knöttel, Knüttel m. (8. wt.), harte, kleine Kügel ⸗ 
Fa bifbender Roth ber Aka, Schweine, Hunbe, Kapen, 
ferbe, au ber Menſchen. Knoͤtteler, Imöttelig, 





237 


Indtteln, Gefnstiel, Tantı- zu Rente ze ze —— der 
Geſtalty, ober andy mit Einfäsiebung as nd. Mötel, 
bel. keutel Zoth, ſchieſ. kuttel, a —E ſein 
Knotteln, knutteln, knaut eln, knnureln (rhein., 
main.) Tangfam arbeiten, nicht zu Ende kommen; ſchlecht 
arbeiten. (ſ. Tnuppeln), bei Sch. Enureln, - "äuweln; 
Knoten machen, beim Nähen and Striden. Knotteler, 
„De ganze. Morjend knottele ſe erum.“ 


Rnottern, knuttern G. wt.), feinen Untoillen ober 
Zabel durch Harte und Heftige Worte anshrädn. Knotterer, 
Rnstterfad, Enottetig. Geknotter. „Das Herrgotts 
Sen knottert“, anderswo zankt, wenn ES Donner | Tagt 
men den Heinen Kindern. des Wort tft ſchon von Stieler 
engeführt, iſt eine Nebenform von knattern, Enittern. 

Anubbejen Crfein.), tüctig yrügela, wie ber Hal 

auf einen Anubben haut, 

Rnubbe, Knobbe m. nd., nun auch ſchd. gewordene 
Rebenform vom hochd · Auopf, knortiger, „verwaihjener, 
nicht flarfer MI 

nuffen, N) (t:), mit ber But“ lagen 
od jhb.; Kuuffer, tnuffertg; 9 — ai 
nähen, üerb. feledht, übereilt," gleichfam fat age und flo 
weiſe arbeiten. ' 

gnullen —E a 16 ) 

nnppel m. (unterhein.), Snüppe thein. 
Erhdhung unter ber Haut, wie das fd. Knuppen.. ı 

Rnüppeldid, — feſt d. i ſehr dick —8 rhein.), 
ſeht feft (Montabaur). 

Knuppeln erborn), Handatbeit ſchiecht machen; 
dgl. Enotteln. 

Rnäppeln' ſva. anboßen 4. dR 

Knupperchen., Feines leer, Kobenform von Rneipe 
den, von Rneip, Kneif ber Schuſter. 

Rnuppern f. -Tnappern. 
entige ulöet, Ruufgetgen —ã—— ten 

‚un e Sperjon, bie ihre unsein! 
Meiber unvrbentlich übereinander anzieht. B 
Knuſcheln (thein.), heimlich eſſen, auch langſe ſam een, 
gl her ber Eſſende Harte Beot um ichiechte Fine bat; 
nuſcheln. 
Br ern ein), bei Sch. Inöfpern, außer ber 
ſzeit 
&nuftern ſ. knoſtern. 


338 





Ruhftig, Insftig (8, in He; — 

MB doll. — br jan, Eier grämlicher as 
er MM 

"RnAtiren. du. » D ufangmenbnüden, — aus 

der glatten. ‚Formbringen, 3.8. Kleibex, Tücher, ſchd. Enüt« 

{en; 2) liekdojenb.brüden; 3) langſam arbeiten, nicht voran 

Ionen; |.; —2 Sm. 2, Bi in der 1, „Bb. —* 


ee 'shein, eimlich oder Doch: beſſere fen 
für er J— he 2 Er 2 Scfn Erde 
te. werd ſich ſchon dm Kindbett kechele.“ Lennig 2. 
—— em (rhein. main.) klug, judiſchdeutſch. 
“ Soden es einem. (mt.), ihu hart fühlen lafſen, hart 
behandeln, fg. Bb. | 
Kodetn. (8), Kochet und Kochent cchein. unter: 
rhein.), was vdn irgend einen Speifeftoff auf.ejumal 
sid: 3 re ſeg, Baier. um ſchröetz. € 
Rodjel n. (thein.), was man tochen Tann. 
.; Xode m. (8.),. Heiner Haufe. Heu, Mift x-, wahr 
ſcheinlich Nebenform von nieberjädh]. bie Sode, ſchweiz. der 
F} fy 2 Eu, im ge aufgeftellter Garben, was fon Haufe. 
kugis auf bes Wieſe ftehenber großer Hew 
* (ganz yerrafieb) Tran. ‚ooqup, vocon (de 
8 ie e der Selbe 


nraupe). 
Kobern eben), das os are Hervorfoßen von Sprad 
danten bei. Risbern:. di Kind fängt ſchon en. zu fobern, 


es wirb bald 5 Ten nd. und bei Stieler koͤddern 
Ichwaͤtzen, —— — J un quithan, . ab. quödan, mb. 
quöden, chöden (ji IK va). übrigend Fustern. 
after iſt eh — * ingig ädjlichen, ſchd. waͤnnlichen 


Bene wlt.), Rapıze am einem Rod oder Mantel, bie 
über ben Kopf gezogen werben kann, mhd. kogel; kugel, 


289 


—— lat. onchlle „Die Kogela waren 
.* Lehr. $.'86 175. ©. Kugelhopf. 
ohl m. (rein), Oontentobt ‘(brassiog oleraoba), ahd. 
eol, ehol, coli; . kol, köfe, 'auß Tat. owdlis  - 
Kohl m. Crhein. main.), Spaß, Scherz; kohßlig. „Eile 
Se fi, wann Se's noch jahe wolle, 'fo er Kohl Hammwe 
ich noch viet erlaͤbi Datterich: 73. : Die Rda:: „viel Kehl 
Sehiwag) machen" fo nah W. Hoffmann von der 
Bereitung der Kohls zut Speije kommen, indem er wie Mus 
zerkleinert und durcheinander gerührt wird. Richtiger erklärt 
Beigend die Ron. nach bent Tat." crambe repetita. mors 
est d. i. wiederholter (mufgeiwärnter) Kohl-ifb Lob.“ 
@ohle, ahb. der kolo,.iehoks,- kol, mh. ber’ und das 
ko), # {hwantend m, uiid’ Davon Fohlen, mb: koln 
Kohlen brennen) Kohl hauf Meiler en 
Kömehl:, Koimelkalb f. Kahmelkalb. 
Rohnüßig f. Enig. - na - 
Loͤlbe ſ. — nt 
RKoller-m:, übh. Wamms, in der frühern und heutigen 


et 


Rommodähen, Kummobchen.n. (8. wt.); rauen 
baue, nad) den Orten von fehr verfchiebener Beftalt, Ber 
einerungsform von Kommode, wie fle fehlej. heißt und 


240 





fiheint, ſchwerlich wie 8. will). vom franz; commode wegen 


. Kompap-heift (Montobane, Sal), cine Ihwaphe 
Berion, die ihre eigenen Mängel und Gebrechen Jedem auf 
beit (wie ber wirklidge Rompap ——— 


Ronne, Rouneder |. Kunde 

Kopgen, Kopchen bi Köpfhenn. E —X die 
obere Kaffee: ober Theeſchale, ahd. coph,, — 
alt. kopr, lat. es b wittellat. it⸗ 

‚coupe, engf. cup dann Hiral Te Be Sa 
nen Feinden ald 5 diente; dam wie hochd. Kopf 
(wofür Früher Haupt fieht), 

Kopf, in ber Cmeift rhein.) Ra: „Auf ben Kopf“ 
d. 1. beftimmt, gerade, bj. bei Beit- und Bahta en: E 
war Biel Uhr, 8 maren-zwangig Ypfel auf den opt. 

Köppen mit Giern |. Tippen. 

... Röppen, 1) Ehein.), ben Baum feines. Wipfels be 
zauben, ſchon mhb. koppen, von Koppe, Kuppe ber N 
nd Außerfte Theil eines Dinge; 2) (unterrhein.), 
Röppelfen eine größere Mafje des —ES a 
Hleinere Theile theilen. 
„, Körpig, Koͤppiſch (ehein.), tzvperſch G bi 
töpfig, eigenfinnig, auf feinem Kopf beharrend; Föpperid 
bezieht fich mehr auf das Eſſen: er ift Löpperfch d. i. u 
Rolz, mit und zu efjen. 
. Körf. geier. 
B Rorangen turanzen. 
- Korben heißen bie Kalten, wolche das Gerippe dei 
Schiffes bilden; Hol. korbeel Sparrenkopf. 
Kordel, Roztel £. (8. wt.), Binbfaben, ‚bei Aberus 
. (1540) turbel, cordel, altfranz, eordelle, oarde von lat 
ehorda, mittelat. Diminutiv cordella, 

Korjus, korjuſch ſ. kurios. 

Kormena ſ. Karmina. 

Korn, (chein), Kohr (we.), iſt ber allgemein ver 
breitete Name für Roggen. Die Rba.: „Einen auf bem Kom 
haben“, d. i. genau beobachten, um ihn zu, beſtrafen oder 
N zu ſchaden, ift zunächft ein Jänerausbrud,, wie „auf 

em Strid haben“. Sprichw. (Diez), „Rom im Siroh 
haben“ d. i. veich fein. 


241 


Rorn 7 Kern. 

Kornmoure d. i. Kornmutter heißt bei unge der 
Raitäfer. 

Korumutter wirb (weft. Hier und da) das well: 

bed Kornes genannt, wenn ber Wind Aber dasſelbe 
himveht. Eine nicht mehr verftanbene Erinnerung an die heid- 
alfge Göttin Holda, f. in ber 2. Abthl. Mythologie, 

Korumurm iſt eine weitverbreitete Benennung bes 
Hamfters, ſchon ahd. und mhd. kornwurm. 

Rörres, Korres f. Karres. 

Korſcht, Körſtchen (Montabaur, Hachenburg), Krufte, 
aͤlternd. Krof, Korſt, Corſte, holl. korst, bei Viehoff 
Looſch, wie Booſch für Bruft. 

Rocher Cwt.), vein, echt, wie es fein fol, jadiſch ver⸗ 
derbt, Hebräifch kAscker-zecht, geziemend fein. 


en koſchig (weh), zwiſchen, vgl. Höfer, 


Witeln (hein.) eetteth Könk; Igtein, p a. göttern. 

Rdp eig. Gotts, ſ. Deipbent: er. „Rop Bligi® 
Yu 12. „Ro Krente Streff 14. Ro Kuepsl 
Rennerod). 

Rip, Küp, Kietz f., auch mit Tangem Vokal ah 
ein, Sieg £. N eye, meift mit ange em Rofalı, g 

tener Rüdentraglorb; bider Bauch. Sm. 2, Bir Bat 
Rög, Köpen,- Küpen und vgl u osz, böhm. kos 
fprid kosch); ſchon Anh. kütz, kütze, mbb. kotze, kütze; 

Stieler Köhe und Köde. 

PIE f. —— nacjläffige, liederliche Weibs⸗ 

ſchon mhd. kotze. Daher wol Togeln, kütſcheln, 
Ka uni ohne Recht etwas heimlich verkaufen ober 
Bar bj. verkotzeln, verfutfeln. 
dgen (8. wt.), 1) huſten, fpeien, ſich erbrechen, in 
—8 auch Eözen, kezen mitlangem Vokal; 2) per⸗ 
je regnen, ſ. ehe 3) etwas, was eheim hätte 
Per een, gen. St befopen, PH erbrechen, 
Den be Geiler. Er Rop, Kotze, Ruder, topig, 
per 

93 Feaf. - 

Kowe, Lume m, (Softein, Braubach, Diey), bretterner 
Laſten auf einem Karren, um Erde, Dung, Steine x. eins 
ulaben, boiib. Rufe, ahb. chuofa, mhb. kuofe mit etiwa8 

abweichender ‚Bebeutung. 

Kowsche f. Kabesche. 

Kehrein: Worterbuch. 16 


242 


Kozel f. (unterrbein.), Riden; ko zeln auf bem Rüden 
wagen; gehört zu Koͤtz. 
- Kölbe f. Kilbe. B 
Rräbbel, Xräppel, Kröppel f., 1) (bein), die 
bänuen Ranfen ber Beinreben, womit fie Ah amb en Pfählen 
fehpalten, ah. kraphil, rap, 5 Diminutivferm von ab. 
chrapho, mp. krapfs chrape, fh. Krapfen, 
£.Rrapp; 9) [6 ro " Beh ee ask ker 
ab. chrapho, mhb. krapfe, krophel, krepfeltn, änhb. krap 
fel, kreppel, | ebenfalls Diminutioform von Krapfen; 
vieleicht war bie Kudjenart urfpr. von gekrümmter @eftalt, 
wie bie f. g. Hufeifen (eine Bedart). 
Kabeln, frabbeln, fraweln, krawweln (8. wt.), 
1) mit wiederhplter, taftender Bewegung ber Finger oder 
(wie ein Infekt) der Füße berühren, (auch Tricheln, kri⸗ 
beln, friweln, kriwweln); 2) fo fortkriechen. „Lriechen 
und freivelen.“ Geiler. „U Maus diel awwelt an der. Mauer.“ 
Lennig 24. Nach BWeigand d. W. ift krabbein, 1482 
rappeln, gegen 1500 greplen auß dem gleichbeb. nd. 
tabbeln, holl. grabbelen von grabben aufgenommen. 
Vielleicht darf man au an eine Fidung aud frauen, 
ahd. krawjan, krawän. krawön, chrouwen, chrowen, mi 
krouwen, kriuwen ober Anlehnung daran denken, wozu 
Geilers Frewelen —5* 
Krach m. (8.wt.), H Schall Rad; 2) Riß, Sprung; 
re Zalte im Papier [CH Kräch); A) in der Rebensart: 
Krach Haben“ d. t. verloren fein. „Der hot de 
ohne Done D 17. 
Krade f. Kreinde. 
Kraͤchen (rhein.), etwas jo brechen, daß es nur einen 
vun tbut, aber nicht ger gi brißt: bie Rippe ift Bloß gefräht 
zen, gew. Fredfen (B. wt.), vernehmlich aus 
noller Bruft aͤchzen, entweher aus Sämer, Zraurigfeit, oder 
kein Niederbücen, Aufheben, Holzyauen sc. Sm. 2, IM. 
380 hat krach en, tregegen, kraͤchſeln gebrechlich, breſ⸗ 
baft, kranlhaft fein, wie alte Leute; Stieler hat Eredhzen 
ang mit der Br. don kraͤch zen. Ab. erooeisan, chrockesan, 
mbb. krochzen, agf, cracetan, aus lat. .crocitare, erocire, 
griech. krözein (zguLeı), kräzein (spater). Die lat. I 
Wörter werben vom Kraͤchzen der 
Lrod f. (S.wt.), etwas Kleines, ne Dani 
liches von Wenſchen, Tieren und Ieblojen Dingen. Dam 
tradig, und rad (Ufingen), Mein, verborben, 
fed (dem, nad) bem derben Voltswig, has Herz nahe beim 


243 


Arch Liegt). Das Wort geht Dusch ganz Deutſchland und 
Skandinavien. Sa yet 

Krad m. ı erſpr.) Stuͤtz e. 

Erackel ſ. Grackel. 

Krackeelen, krakeelen, krakehlen (8. mt.), Ge 
legenheit und Urſache zu Zank und Streit ſfuchen; Händel 
anfangen. Lradeel,Rradeeler, Eradeelig, Eradeeles 
riſch. Sm. 2, 381 hat krackeln und 382 Eragellen, 
wieerfächl. gregoulen, holl krakeelen, ſchwed. 
bei Stieler Tradehlen, ber ed von krach en ableitet; vgl. 
noch Kregel 

Krag f. Eriegen. . 

Kragen in ber wi. Rba. „einen —S — in 
anſchein⸗ gunächft vom Kragen an ben Röden der. Männer 
genommen, dann auch ausgedehnt auf Hals und Kopf; aber 
Fr ehrago, mhd. krage {ft zunächft Schlund, Hals, dann 

alskragen. 

Krahfaß, Krohfuß, Krowes m. (weſt. Idſtein), 
Lraͤhenfuß, kriechender Hahneufuß Canuneulus ropens). 

Lram aſchee, Kramafchie ſ. Gramaſchee. 

Lrakeelen, krakehlen ſ. krackeelen. 

Kramm m. (chein.), Krampf, mhd. kram, kramme 
von krimmen und krampf von krimpfen. - 

Krammanze, Krammanzies, Krammanzien, 
Srammantes, BI. (8, — überflüffige Kompli⸗ 
mente, Umſtaͤnde, bei Bm. 2, 108 Gramantes, Gra⸗ 
manzen, unndthige Ceremonien, Umftänbe; bei Bt. 2, 128 
das Rramenfel, Kramenzet,  Lramanzis gehäufte 
Bieraten um eine Sade, wie allerhand Bejapungen auf 
Heiden, als Krauſen, Franzen u. dgl. Geiler Hat: „Die 
bo vil Erammangen; Hüte, von foben vnd framanpen 
— G. Wicel fagt: „Gr Tan nicht viel Eramangen 
oder fuchsſchwentzen.“ Bei Phil. von Sittewalb und im 
Simpiic. fieht grammanzen, bei Stier framanzen. 

Krammbanie f. (thein.), joa. Krammenoth (f.d.. 

Rrammel m. (Herborn), bei Sch. ber und bie 
&rammel, Heiferkeit, eig. dab en im Halfe; Viehoff 
dat gram Helfer: Das Wort ift abgeleitet von At amm (j.b. 

Srammeln f. grammeln., 

Krammenoth, Krampenoth, Krammenoth f, 
(mol Krampfnoth ſ. Kramm), 1) die fallende Sucht; 
2) eine Verwunſchung, wobei man fi gar nidts_benkt: 
fagen doch ſelbſt liebenbe Eltern und Großeltern zu Kindern 
und Gnfeln im Scherz: Du ſollſt die Kr. friegen, 


244 


Erammets vogel heißt in Niederhadamar ber Tannen 
zapfen, bie Udel (ſ. d.). 

Krampe m. 1) Krapfen, Haken, ſchon ahd. ehramphe, 

mb. krampe, ſchd. die Krampe; 2) (Gaub) joa. Kräbbel 
an den Weinranken; 3) Krampf. 
Aramſen (Herborn), breitmaulig, -unbeholfen fpreden; 
kraͤmſeln ungen), ögern, mit der Arbeit nicht voran 
kompien. - Diefe Wörter find von kramen gebilvet, das (von 
Kram) and die Bd. bat in allerlei Dingen herumſuchen 
und fo nit voranfommen. : . 

Krangeln (Selters,. Montabaur, Kiedrich, Caub) 
verdrießlich alles tadeln. w. bat frengeln, kraͤnken, quälen; 
St. 2, 128 Erangelu übellaunig, verbrießlid und. eigen: 
finnig fein; mhd. krangel Arbeit, Mühe. ö 

. Kränt £., die fallende Sucht, in manchen Gegenden 
jede Krankheit (mhd. krenke); dann Verwünfhungswort 
ohne argen Sinn, wie Krammenoth; auch verwundernder 
Ausruf: „Do feet ber anner: Krentl was 18 dann dan⸗ 
Lennig 8 Vgi. Lad, Ungemach, Un glück. 

rankeleib (weſt.), for. Abweichen, Diarrhöe. 
ich Kränferlich (xhein. untershein.), kraͤnklich, mh. krene- 


Kranket f. (chein.), Kränk, eig. Kranfheit ( 
wie Arbet, Arwet aus Arbeit), ſchleſ. bie Kränkte 
Krapp, Krappe m, 1) Haken, umgebogenes' Ende, 
um etwas feitzuhalten; 2) in Rheinheſſen eine Art Kark 
m Herausziehen des Mifted aus dem Stalle, in andern 
jegenden der Krampe; 3) (fig.), umverträglicher, zaͤnliſcher 
Menfh, auch Krappert. Davon-Frappig, Erappiiß, 
Rheingau), kriphig (Wallmerod). CE ft das ſcht 
Krapfen, vgl. Kräbbel . 
Kräppen (Diez, Naftätten), zum Zorn zeigen, zu 
Rrappe gehörig. . 
Kraſen ſ. Kratſchen. 
Kraß (gebio vulgaris Cur.), ein in allen Gewaͤſſem 
des Landes häufiger Ei 
Ktraß (8. hei. , 1) ſtarr, von den Augen gebrandt, 
—A bei Sch. gratz, kratz; 2) jehr helfarki 
und jo die Augen angreifend. Göthe hat: „das Frafie. (art) 
Loß der Erde.“ Es Icheint das Iat. crassus Diet, grob, danu 
in üßertragener Bd. au fein; oder follte es das fehb. graß, 
ab. Fr} (wäüthend, ſchrecklich) in etwas geminderter Vh. fein? 
raͤſſern (Montabaur, Selter8)., quälen, wahrſchein 
lid) von kraß gebildet; |. verfräffern. 





. 245 


Kratel, Kratl |. Grate, FE Fe 

Kratfihen- 1} (3), das.lÖE- Kratfdjen; abkratjchen, am 
Rhein Trafchen, Frafen, —A— d. * durch · ein bien 
gelegtes Brotftũck oder Zeg ſharguies oſ 2 heiß 
machen, daß ed Freifcht; 2) (8.), eine Weinöpen on, Kragen 
d. b. fie nieberwerfen und ihr ſo lieb anthum, daß ie Ereiiht 
Eraͤtſch Schreierin. Kraiſchen, krafen flohen für. Fraite 
Ian Treifchen, , chweches Faktitiv vom ſtarkeu frei» 


Kra 2 1 (8. we), Bao; 2 Gor die abuſta 
welche ſich beim Kochen in dem Topfe anſeht und, nachher 
herausgekr a ht wird Cihein. Scharr) Krapbür e, eine 
unbe, dee en fa Fa , nafe: 
weile en| erjon; Kraßfu EUR; 
ſchlechte ©: FG wie von den Hlinkeln gekrant ee 

Rraen f. —— 

raßkuchen en) joa, ek... 

REN G en & us % sei fie im bel 
Rem kreiſt, alſo die Kriechende. ®; I. Tranden., , 

Krauchen (weit.), Fredjen. St. 5 br bat frau 
trauig ſchwach, Eraftlos und weiß nicht, 95 er. baß ui 
giant ober Trieben fielen fol. "Sm, 2,. 379 Hat 

taher, Krachzer alt —— Meun,, von trade 
Iagegen gebrechlich breſthaft, krankhaft fein, Wie, vi 


"Krautelde(fübesgeim), Krautel, My 
elhafte Perjon, wol’ bon Frad gebildet.’ Beh 

. Kraufe f. gt); Becelkrug, mb. Krüsı 
nd, kroos, Boll.'kroes. „Geſchirr, Frauffeit, —* hend 


Braut, n 8 1jRäen- unb Felnftäuter; ®) (weit), 


Kraut ſu oft verſtartend vor andern Wonern namenk 
lich bei Ausrufen ber Berwunberung unb des Fluchens 
— million, — ſalat, —kraͤnk, "faterment, ⸗2 
ſchwernoth. 

Rranten 1) Graubach — das Unktaut weg · 

; 2) (Selters), mit der Sichel das Getreide atgauen, 
nicht Hanbvollweife abſchneiden. 

Krautweihtag beißt (Marienberg) das geil Warid- 
himmelfahrt, weil da die Würzwifche deweiht werben, in 
Hibeäfeim Marie Rrutwichen, mhd warmdhe, ‚krüt- 








Gw. 1 


Kraweln, trawweln |. krabeln. an 


246 


Kredien |. Erächzen. . 

Kree, Krie £-(weh.), Kröte, rhein. Krott, ahd. 
cröta, chrote, mhd.cröte, crote, crotte, Anhb. Erut, Erade, 
krede, Erepbe m. a. f. Diefenbach Glom. 83. 

Kregel (unterrhein., auch fleg.), munter, geſund. Ahd 

iſt geſchwatzig. Darf — an mhd. kragelen (lär 
men — werben? S. krackeelen. 

Kreinchen, Krainchen, Kraich en, Krächen, Krein- 
—F (8. weft. Idſtein), Kaninchen, ſonſt Launeinche, 

Sch. Grinnde; mbb. küneclin, künegel, künigel, lat 
eunieulus, nd. aud) Kernienken, anderwaͤris Karnidel, 

Kreis (Nafjau), Luftröhre. - 

Kreifhen (8. wt.), 1) Iaut weinen; 2) Tant rufen, 
and ſchd.; Ereifchen machen, braten, f. kratſchen; im 

Zeu felten, mbb. krischen, nd. krisken, mittelntL, 
eryschen, Hol. krijschen. Kriſcher, Frijherig, Gekriſch. 

Kretel Ka Selters), Kritel (Montabaur) f, 
Heine ſchwarʒe (aume, Haferpflaume, Pflaumenſchlehe 

runus insititia), in andern Gegenden Kriche, Kriege, 
d. ehrieh, aD krieche, franz. ereque. . 

Krellen |. Rarellen. - J 

Kreppen (Caub), drüden: die Birne kreppt de i. Früt 
wich im Magen; fieg. krappen von Speiſen, welche wegen 
Ihrer Trodenheit bie Kehle zufchnären, vhein. fragen... 

Kreffen (Hadamar, Limburg, Idſtein), jammern, wet: 
teran. Treften, baier freien. mb. risten hen 
aͤchzende Töne ausſtoßen, in allgemeinerer Bd. ald das wol 
bamit zufammenhängenhe ſchd. Ereißen, in. Geburtswehen 
ſtoͤhnen und ſchreien. BER 

Rrenz.n. (rhein.), 1) Gegend um bie Hüfte, baber 
kreuzlahm, Kreuzſchmerzen; 2) das böje, bitterböſe 
Kreuz, Fluchwort. 

Kreuz ſteht oft als Verſtärkung vor andern Wörtem: 
kreugbrav, —bumm, —alt, —bürr, — kraͤnk, —: 
faterment, — ſchwernoth. „kreizalt Intern; meim frei 
derre Schimmel.” Firmenich 2, 79. 

-Kreugborn heißt der Wegborn (rhamnus cathar.); 
Kreuzwurz das Kreuzfraut (senecio I: 

Kridfel.n. Cunterrhein.), Grille, engl. ericket. 

Rrie ſ. Kree. 

Kriebe f. Griebe. 

Kriebeln (8. chein.), 1) fva. krabeln ſ. d.; 2)(fg) 
ärgern: es kriebelt mir, nämlich im Ropf, im Sanern; nt- 


247 


tribeln, hof: kreveien; Kriebeler, Rriehelfag, I fie 


lig 
Zrieche ſ. Rretel, . 
E 1) cellipt.), Schläge bekommen + der Hat ge 
Triegt 2) dran kriegen, erwiſchen (f.d.). Das Bin 
Welt, baute 


ah Trigen, mhb. kriegen. 
— trag, bas Bart reit, rhein — aͤn mi 
tommt thein. nicht vor). : . s 
Frhr ſ. re ® 
riminal fteht wie. granfam v. a. er! Metun 
„her e timenshige Es '; 5; 
ringe, meift Kringel m. (chein.), 1) ri 
Gebaͤck; 2) an manden Orten: een jen 
(Bügel); nd Krint, Kıeig; ban. kin — füweb. kringla 
Brepel, alin. kringla, . ’ et, ing, ahd. alti..agf. 
hring, und ‚mit Abwerfun; krag .., 
Ring eln (8. rhein), kräufeln, | vom Haar gchraucht; 
kein, eig Kringelfop 
Singe en m. Sd, ’ Liels 2 alles runi Gewindene 
von Sat Seo Badwerf, ſ. gi uge. v4 
nfeln j..grinfe A i 
Rtippef.,, u du Schutz des his in den Rhein 
Dani, ‚mb. krippe Rıippe, Hürde, Worzaun. ; 
—e— trippäen, krippſchen ſ grippen. . 
Rrippenbiffer m. (&, xhein.), Bo8bafter, ärgerlichet, 
her Menſch, zanaͤthſt vo ie le” tipp Bihe den 
7 ge‘ Braucht.‘ ö 
Krippig |, Krapp. 
Srinpffetig Canterfet), fon. Arappig ſ. b. 
Krips ſ. Grſps. or 
rijch m. (thein. wetterau.), lauter Stel, von; kreis 


eifcer m., 1) kreiſchender Denis; 3 Maſſau), 
Heher, Markolf, mei von feinem kreiſchenden Tone ſo genannt. 
Rriffeln |. Griffe 
Kritfcheln (Montabaur), zwitichern. 
Beittel, Krittelfagm. ® wi.), Heinlichet Tadler, 
Menſch, ber an allem eiwas zu ttitteln, kleinlich und ver 
drießlich zu tabela weiß; krittelig verbriehlidh, empfindlich, 
wunberiih, aͤrgerliih, nd. Kriddeler, kriddelig, kölniſch 
kraddelich, — Pen ſ. Krot. 
Zritzegrau ſ. grige 
Kroll m. f. (oft.), volte £. (8. mt.) geringelte Rode; 
tollen, Exrollig, Kroltentopf. „Die dräit- (trägt) än 











J 








248 





hohe Kamm "un Hot de.Rebb:voll Grsiie- Lennig 46. 

war braun von Untlig, und hatte einen —— * 
im einen · ſchw en Bart; mit einem- g en Kioll; 

zz greiben # Lehr. :$: 92. 99. Schen.mbb. u 
— erul kranshaarig, & krülbe. Haatlocke krüllen 
kraͤuſeln, krüllisen ro en. mittelnd. keulle,; coalle,. arolle, 
wicht aus Gerolle, fondern: mit. dem Adj. erul aus ber 
—— eines ahd. Burzelverbumd ehrelan (woher 
au ralle). 

Kropf, in ber welt. Rex: Dem want Kropf d. h. 
der wird ſtoiz, verwegen . 
Kroppeſ. Groͤppe. .* 

kerbppel ſe Kräbbel. 

Kroppfäd, Krußpfad, — Rroppe, 
Rruppd, Kruppigel, yes pag (mt. ), Meineß; bidted, 
etwas vermachjenes, -oft anch ſchelmi bes Kind; ‚ baiet. Krapf 
(Sm: 2, 398). - Kropf un "Krüppel: Gapen Ad in dieſen 
Formen” vermischt. Vgl. Schrupp. - 

"  Krot, Orot, Krut ai; (wt.), Kummer, Benni mht · 
Fr krot, alttölnif (14. Ih.) krut Hindern arg 
26 chwerde; fi Befuoten,: Baler. ſich gr Pr — 

24) ſich Befämmern m ,. Bejorgmig Haben bp. sich 

is womit‘ angelegentlic Ein „ft Kumen de dom don 
impurg in ben Krot“ Lehr. .$ 
Krot u (shein.) wirb ein Eu es, — ein 








junger, Teid£ vos werdender Hund gran 
. Kree; verftärft arihtont, 
Krottebalfem m, Cchein),, b ardteükajſam, 
Bachminze (mentha aquatica). Meer, 
‚grob de ſ. Grop. 
tomes |. u 
Krübef. Griebe. 
Krul m. (we. unterchein.), Fe ; Baier, die Krugel 
großer aflertrug, nd. die Krufe, altfäch]. eruos; ahd. bie 
erugela, mhd. krugel, lat. curaca; in Heidesheim Krug 
(eig. Krud), aber Rrülde (Krügelden). 
-  Krume f. tft nörblih vom Taunus, was füblid, von 
bemfelben Brufem Fr > —9— aus nb: bie Kröme, holl. 


agſ. crume, 
Krümmele ra ein, Montabaur), Geftentoth, 
BVerkleinerungsform von Krume. 
Krummen, krummſen f. grummen. 
RrummenotB |. ‚Rrammenoih. 





a Eu 


249 


Srumpel f. (wt.), zerfuitterieGalte;  trumpeln jo 
falten; verfrumpeln va. krumpeln, danu auch fig. einen 
Menſchen verdrießlich machen, Krumptin auf: ber Stirne 
verurſachen, nad Weigande d. W. ‚nom. mb), "krlmpel 
krumm gebogen, . jeht. . Sn ber. eig. Bd. hoͤrt man 
ad Rumpel, rumpe n ‚felkmoergumpeln, Rumvet 

Lruppch, ‚Rruppfad % Kroppfad. J 

aut ei}. Ornjdel. 

Krujhen „find sieredige. 5—1 Stoßen: ſchwere 
Vlatten, welche bie Hütten zum — am Hamsnerfeyer 
— laen en hat hi ‚Brain. 

Krufpelf. Gruſchel 

Krutt, Kruttch f. CMontabaur),. Riot, Rree. 

Rrüp.k, geſtoßene Genhfepflangen aid: Riepfuber;: k 


®ro 
nfeugen nennt man rhein.) das Girren, urn ver 
ben, Nachahmung des Naturlauted.. * 
— —— “ 
aA ale den, un, haben, 


ſo a a ger 2.4618 brk.Bm. 2, 27 
. Rügenjhmull, me Tgmupel (mi 
eine 


ſcham 

—e ſenlhop(8.), —* ‚Cehein,, Bat 
erk. aus weigen mit Hefe gegohrenem Mehlixig iu einer 
wit Butter u. bgl. beſtricheuen Beinen zunbeu, Form gehofen, 
baier. @ugelhupf,' Gogeiherf (Sm. 2, 22. 222), non 
ande. —8 ‚ fugel,. re » gugel, anhh. —— 





kugel, la ſtappe oder Kapuze am Bo 

ober Mantel * "Hopf, eier: Hepfen d. i. Hefe: 
. Rah, Kähblume f..«unterhein), Derbftzialeie (ook 
Brenn 3. tu hbeintſch (Cchein.), einfältg, bj 

an i. eintſch (rhein.), 8, 

im Reben. „Die Ihwägt immer ſo k.“ Dgl. Huudsfüttife. 
Rudblatter m. (thein.), Kuhfladen, |. Blatter. 
Bunte fuß beißt in Reiche lsheim der — (eli- 


Kühmeißen, Rühmel-, Kümmel⸗, auimei. 
Koimel⸗, Kohmel⸗ Kommeltalb ü.. weibliche LKalb 
(& weh), font Mustertaih. Kuh ift ah. chua, chuo, 

<haowi, chuawi, chuai, koi, mbd. kuo pl. küeje. Sm. 

570 Hat der Milch er von’ Milh), Stierkais, in den 
erften 14 Tagen verſchnitten. So feheint (bad weibliche Kalb) 
Rüpmelden und daraus Kühmeltalb ſich zu erklären, 


250 


Nahn, in der Rda.: „ich bin nicht fo ihn“ d. t. fe, 

ich „geniere mich” (Montabaur, Branbadh), 
al £; (thein.), Kauf (Meielsheim), Kugel, an 
andern Orten Deutſchlands Rulle, Kaul . 

Kulden 1) (8: rhein. unterchein.), immen ohne 
Flammen brennen; verkulchen; 2)(chein.), ſchwach und 
hohl huſten; 2318 kulchig. Sm. hat 2, 292 lilke⸗ 
gen en abg efte en huften mub 293 filfterm wiederholt 
und ſchwach buften, häfteln; W. Hat aus andern. Orten fil: 
Bm kel⸗ſtern, gelten, gilgezen und leitet biefe 

orter von abb. gie mit der, Grundbeb: Söleim. Dayı laßt 
fs let open ein eh aba: Drefehflegel 

pP a; um 3 

Kon De Beine, ein ne, Ende, —S— 
u Kolbe. 
‚Kulpen (Gaub) foa. kolten * Koltd: 
Rulte ſ. Rolte, 
Kümmel, in der rhein. Rba.: einen ben Rümmel reiben 


dt 

ö Fre 9 Chen) ſoa Kümmel men; 2m) 

gewoͤhnlich und zülı Xümmelbranntsein, b ann. an. B 

m N) 6 ) Saite Banfiett; 

ummer m. rhein e, 

dem —— jeröll, ieh don Selfen. abgejihlagen 
uns Berguerten . herandgebradt wird unb in bes Wein 
Bergen des untern Rheingaus die Dammerde bilott nah 

Biemann ahd. chumbro, :mhb. kumhef, cuicht Bei &raff 

amd Müller angeführt), engl. enmben, . franz. - bombre, 

wol aus Tat. cumulus. . 

Kummer, Ronmert, eutumer ‚One; weitnerhuris 
teter Rome, franz. ooombre, Iat.! careimis, wuttellat. eouen· 
mer, cocumer, cumura. 

Kump m. 1) ein Krachtmaß, "6 Walter (in Rhein 

heſſen) im 5. 1194 zu Mainz chunf Y,, Walter, jpäterahd 
chumph, duhd. kumpf, komp, pl. kemp. Gw. 1, 566 [; 
2) ti Schäfe, Scale, Napf, Supp ; DB 
bach) Krippe. Die eig Form ift Rumpf; ı ih. kunnpf if 
5 Schlotter faß. Das Wort if aus der mittellat. cim- 
gi kymbos, (xüußos) Scale, Beden, Becher. 
une m. tihein. uͤnterrhein.), Genatier, fram 


npel, Kömpel, Rempelm. (&. ıl a), Ba 


ug, , was hochtd. Tümpel, 
jört wol zu Kump. 


251 


Runde, gew. Qunne, Konne m. ( 8 Bee 
Kerl, Iofer Schalt, ber mancher Sache Fundig iſt, auch der, 
den man kennt 
Runbiwitt, Runderwitt £. (rein: Taunus) Big, 
ugbeit; kunderwittiſch; franz. eonduite Baragen). 
Runtel f. ( Diez), Säge, fonft Spiunroden. 
Kunfeln, I) Heimmlich verkaufen, vertaufchen, wird nur 
don Welbern selagt, die bies Hinter bem Rüden ihrer Männer 
Im, ift ſelten; 2) heimlich beſprechen, ſva. kuiſcheln, von 
Runkel (Spinurocken). ‘Davon Kunteimeiber. Be: 
Küppelf. Kippel. 
Auppelmweide (vit.), Weide, worm- weherre me 
haben, kommt. in. alten Urkunden vor. 
Küppen ſ. kippen. . a 
Ruranzen, foranzen (S. xhein. wi * quälen Hagen, 
mit Worten wber. ‚Schlägen, ſchleſ. Taranzen, Furanzen, 
m. karanzen, Tartauzen, weftfäl, tramgeln, bei vom 
Bittauer Chr. Weife (1708). Sürsengen Schlefiſch Ein 
dat Wort 1) plagen, mukten, in dieſer Bd. nach W. wieb 
ui Ableitung vom obd. türen, keren medien , argern 
8.2, 321); 2) herumlanfen, amherjchweifen, in biefer Bd. 
2 1. wie — don arten, er 
b.i gerumfähren. Nach Weigand iſt das: 
I. geworxbene Wort eig, fon. einem ben Budek. wahdgen, 
Arge —— ihn regnen laſſen, vom ital. die correnzia Strom; 
Nat. currentia, weiches Subſt. vom ital correre, lat. 
ame Iaufen, fließen abgeleitet iſt. Faßt man die 2. ſchleſ. 
Bd. als bie urfpe. und die J. als dis geile in tranftigem 
Sinne, d. 1. Laufen machen durch Schlaͤge, daun Abb. quiäleh, 
plagen mit Worten ober Sthlägen, jo.drtlätt ſich dad Wert 
leichter aus correnzia -(Lauf, habon. Strom); wogn auch 
Weiſes cur renzen gut pht: 
Kurfos, korjüſch (Dontabonr, thein.), 4) fonberbar; 
2) ſchneli aufgebracht; lat. curiosus neugierig. . . 
—* Rurjupn m. (Montabaur), franz. coion, Schelm, 
& 


Rurmuth ſ. Kirmuth. 
a maltie m. (weft), franz. ansille, nichtswirdiger 


Kürre, Kürres ſ. Karres. 
PR, m. (lat. cursus), ber vahrweg sind Säle, 
„Furfämies wt.), Huf Anis, der zuge. Kuren 
an ben Pferden — immt. " 


252 


Kurze iſt auch einer von ben. welen Namen des Bram: 


Kurzfrimmellein, turzhimmelh eiligklein fiud 
Verſtaͤrkungen für kurz. „Ok (Weinbuhellı aauer uff der 
Kerb Lorzhimmelheigeflann enzwaa geſchmiſſe hot.“ 
Lennig 13. „Der Hund sot mern join Imber orzkrimmel⸗ 
Elahne Slickelche variſſe.“ 

Kuſchen ſich, ſich legen, Funk cn ; dgl. guſq 
W. hat noch einkuſchen fich ins Bett —E ut 
ſcheln. „Weil ma (wir) frieh fort miefle, jo wolle ma uns 
aag — — Dann haaßts — dormeh (ooucher dor- 
mir) mit Hiuberniffen, Darmftabt 1859, 9.16.20. 

— heißt au —* Orten bie- «Biker, Au 

fangögeit, des hetanbes 


. In. ber 1: Bed Busız »a6 Kae 
Ihfeten Li fojen. “ 

Ruttern, 1) 8), joa. koder a; 2 Ey Ietfe. ur 
einander eben, bj. verliebt miteinander 3) de) 
ne ——— 

n maing at 

—— Dur. 
RÜR  Röge 
Rüpel, Ripet, aitſchel m. ‚8. abend zunbed Kopf 
ifien, fonft Kringe; u Ziemann uhr. kützel, oil. 
), nicht Dei kenn — angeführt, wol aber 
— bei Alberus Cl: 


aff.u 
ı * Kuge iſt ber Snigel eher Gnuhe; jede Grube m 
fält in 128 Kuxen, wie fie in Zubuße "Reht- d. —* — 
Gewinn abwirft, in 130 Kugen, wenn fie Aubeute hat 
‚3m 16. — 17. Ih. Kudus, dann Kudes, aus böhm 


ukus. 
Küwelden n. (Montabaur), Rinnbaden. 


Fi L. (8- ut), Dialektform für Lange, wie Aa fir 


Nas, Laf(8.-Runfel, Königftein); bie äufene ge Sup 
ſchale; davon laben, Iafen die 1 odale abneh 
koften, tulten (f. d löft, mb. 

änßd. Touffel, ——— nr ——— 


253 


ten, ‚baitr. Lauf, Tänfeln (Bun. 2, u . lo} 
(Rareos); 2) (Herborn). Speicher, in biefer —— das 
ſchd Laube, ahd. louba, loupa, Ob fire Laͤube, 
Leube, früher eine bededte Halle, Gallerie um das obere 
Sndont eines Hauſes (Sm. 2, 410 Bt. 2, 159). 

dm. Dasein bes Sahnd: einen "en thun, Laͤch 
wa 1b. * € (Rlopfiod). 

A 2 einge Bee im —E a Nase ne 
si u änge ieht, worin wicht gerabe mehr (wie 
jet Sad) fumpfies Lafer feht, über had fäher ge 
Auen Hat, ‚ab, lach, möD. lache Camp, Wfäpe, Zoe 
— — ah mh lach, tft das Ginfchneiben eines 

ad, al en ein 
in einen Gränzbaum, was bſ. in Eichen, Buchen 
Ham geſchah; Daher Aolt.) Lachbuche, gadeidhe, 
Lachtanne. 
Lack m. (8.), Be, unheilbarer Schaden an der Ge⸗ 
funbheit, Leibesſ⸗ —8 f. in jo fern man daran zu lecken 


Yan) hat, eig. und fe, der und bie Leden Schaben am _ 


Lie, Sprung, Riß in einem Geſchitr, Gebrechen, 

Br (Sm. 2, 132); holl. lak, engl. lack Gebrechen, nd. 
del. lek Riß, Sprung. 

Rades, —7 — m. fat2, großer, plumper, meift 
grober Menf; gr woßer Stein 2c., ſchleſ. Laske 
langer Kerl, nd; Fats äfs ad Schlingel, Tölpel, Bahn: 
tadel, (Bm. 2, 431), beliebter Name für größere Hunb 
funger A nicht. ber feinften Art, 

Ladefen (Selterd), ſchiagen; vgl. Hullegen. 

n 2 ei, neh — —— Un 
gema ngläd, ir von don Chriſten. 
een Ka, v hi) —e — * Sohle 

a abe ufb end 8 
in Saftenform, Kifte; 2) (wt.) Tobtenlabe; 
Bauter Beil, altn. hladha Sheuer, zufr koldda, aan. 
ang, 

gaben, often s (@ Fr 24) Bart feinen, auch baier 
Gm. 2, 434); 2) von Freu er Weizen, dad Korn 
ha at — ſchlecht gelaben Y t. bie Ahren haben viele, 


—— (8. weit), Leib zufügen, von Eltern, 
aber auch von andern Leuten; wenn 3. B. u“ Vater dad 
Kind beftraft, und bie Mutter "hebauert & deshalb öffentlich: 
„Laberz body das Kind nicht jo.“ Ab. leiden, mhb. leiden, 
leidezen iſt Leid zufügen, wehethun; ahb. leidezan, leidezen, 


254 


agf. lädbettan hat bie etwas abweichende, aber verwandte 
®0. verobjepenen, Haffen. 

gadig garftig, häßlich, Dialektſorm für Teibig. 

Laf, lafen }. ab. 

Laͤgel fi Leel. 

Lager n. tft in Schieferbergwerken der Ort, mo fih 
der Schiefer Befindet. Das Rager ſteht anf bem Kopf, 
va —3 nach ber einen noch nach der audern Seite 

ung bat. 
ed £.(8.), Schwarte, das äuferfte Bret beim Sign 
eines Baumftammes, der auf der einen Seite noch die Rinde | 
hat; lühmig nicht vierkantig. Das Wort ift wol in fg | 
Ainmenbung a8 ahd. bie lemt, mhb. leme, änhb. Lem 
Lahmung, da ein ſoiches Bret nicht ganz vierfantig if. 

Läh mig (Hadamar), müde, ermattet: „Der Weg hat | 
mid; laͤhmig gemacht;“ mbd. lam, lamec, änhd. lam, Lemig; 
vgl. teeriß, f. ©. 19, Nr. 436. | 


abn }. Lohne. - | 
Laikeln, letkeln (8.),Täugnen; Laikler, @elaitel, 
fieg. leikeln, ſchleſ. lekeln, läukeln, änhb. Teufnen, 
leuten, leyken. 

Laiſe (vlt.), Spur, Art und Weiſe. Lehr. $. 51. 
das Gleis, mhd. die geleis, das leis, die leise, at. 
ie,  eife m (Alk) geiles Seh, müß. Ih 

aife, Leiſe m. ‚$ P 
Lehr. $. 20 f 


leise, g > 

Lakritz m. (rhein.), des ſchd. die Lakritze, aͤnhd 
leckerics, ee ee aus mittellat. liqui- 
ricia, liquiritia. ’ 

Rambeet (thein.), mübe, entkraͤftet, ſchd. Tabeet, 
Tabet, vom franz. faire la bete, ital, far la bestia, mad 
zunaͤchſt vom matt werben im Kartenfpiel gejagt wird. 

Lamento n, (thein. wt.), Klagen, lat. lamentum. ! 
* 2ammelm,(B.), 1) Sammel in beiden Bb.; 2) eine 
Perſon, die nachlaͤſſfig umbergeht und die Kleider gleichjam 
nachſchieift. Unhd. fommt belammeln, beiemmeln, 
belampern = behammeln vor. W. Hat fchlef. ſich ber 
Lempern fi beſchmußen. Vgl. lampeln, Lamperloti. 

Laͤm merſchwanz Heißt in Reichelsheim das Wollgred 
—2 —S 

äammpes, Laäämmpeschen (rhein. unterrhein.), Lamm 

EEE a 
ampeln (thein.), angjam, nachläffig einhergehen; 

2) ſchlecht, nachlaͤſſig arbeiten, bi. dreſchen, auch Lämpeln. 








gampel, Lampeler, lampelig,. Lampe; „’s Kat 
Wanher wie & Worm in feiner Wieg geftrampelt, un kimmt 
ja je ferhtetic, (fol) dohar gelampelt“ jennig 26. 
rt ift das Anh. lampen ſchlaff Sembbangen. 
— Sammel unb franz. lambeau Rappen), 


—— m. (8), nachtäftiger Menſch dem die 
errifſen und unordentlich um ben Leib herumhangen, 
Fr aus lampeln und Intteln gebildet. 
Zamprich f. Langbär. 
Bu d. i. nicht am Rhein, 3. B. Hachenburg Liegt auf 


Landranm heißt in Schwalbach die gelbe Wucherblume. 
Landſiedel m. (olt.), fva. Landſaß, dem ein Gut 
auf Bau und Zins geliehen iſt, abb. lantsidilo, kantsideling, 
Er d. lantsidel. Gw. 1, 526. 3, 489. Bgl. Gr. 317, 

ner. 

Sangbär, Rangfert, Langfort, Langfurt, Lan⸗ 
fort, wert, en „Langwid, Langwitt, 
de amprich f. Heſſen, Rafan as an verſchiedenen 
Orten) heit das Tange buch den Wagen birigehende Seh 
Fer ung bes hintern Geſtells mt dem vordern, 

hen Langbaum, Langwagen, a 
ar e, Lampri, Sämpe, ampel. 
diefer Theil des Wagens lanewid (f. Witt), 

Ju fer, fort, furt frdt fahren «vgl a hi pre 


Iangfahıenb lebend) ,.. vielleidgt auch in bar, wert 
een FAR —— ſind offenbar aus Lansſert, 
Langwert entf 


ängbe ( der Länge, mhd. len; nel er 
den Berg i ra bie längbe und äber zwerg —E co 

„ange Aura unterrhein.), gerade auß, vorbei: ya 

Mpp. ift langes nur noch Abverbtum ber änge 
nad), Daraus unfere Präpof. Tängs. 

Langfam eben), dei, nich Tat, vom Begriff der 

ing auf den Laut übertragen, wie auch gemäch. 
ann |. Lohne. 

Lappaliewaar hört man rhein. oft für Lu mpen⸗ 
dad, von auzalie nichtöwerthe Kleinigkeit, von Lappe 
mit I Enbun, 8. Fr 

apparftj, 1) (8), Krinter; 2) (hel.), Shimpfe 
name fir einen Tappigen Menden. 

Läppchen (weit), 1) Ram, f. Bruftlappe; 2) 
Trinker, . läppeln. „Aus dem Chmapchen ins Lappchen® 


256 


Heißt ein —e Sprichwort, wenn unter verichieberen 
Namen aus einer und derfelben Kaffe Gelb entnommen wird. 
Läppeln (them), aus einem Wirtshaus in andere 
eben und jebesmal nur- wenig trinken; Läppeler, Sauf- 
fapse, zu Tappen gehörig. 
Lappen m. Chen), 1) Lutſcher, Sauglumpe; 2) 
Mutterbruft. 
Lappen, Feinden ı unb efjen wie die Hunde, franz. lapper, 
ad ar $ol. leppen, ital. lappare, gried). laptein 
TEBELY 
Lappern (B.), hin und her fahren: ver Stuhl Iappert 
(ſteht nicht feft), Die Hofen Tappern (find ® weit), fonft 
ſchlappern, baler. Lappen ſchaukeln (Sm. 2, 486). 
B —A HH eine Kläffigfeit mit der Sanb ober einer 
Au x. el aus einer Vertiefung berausw 
2 aber er wenig teinfen, wie läppeln, Läpperer, 
appen gehörk; 
Sappes (then), Pt Satapnsı Leelapps m 


* a —9— in mi 3 Se ade iger, —— 


aus dem nie | 


"Räppic) (B. mt), b. 1. läppifh, geſchmadlos, 
wu nit: 3 gehe “ 


MAR f Raffau Lieb dice hervorſtehende Lipye 

Lappfchen (8.), mit der —** Hand aus einem Gr 
fäße Waffet gleichſam haufenweiſe werfen, fonft Letfchen; 
läppern wird von ſtarkem Auswerfen gefagt. 

Laquarie f. m. (rhein.), Latwerg, Baier. Latwari, 
änhb. latwerig, lattwerg, Iatwerge, latware, lat 
wert, laquarie, lectuarte (Diefenbach Gloss. 197), 
mubb- latwerje, latwarje, ital. lattovaro, Iattuario, altftani 
lectuaire, mittellat. electuaris, electurium, lat. electuarium, 
griech- ekleikton, ekleigmatarion (ExAstwröv, dxlzerpuascguor) 
eig. Ledwerk. 

ga aa Inn bien, [te — at 

tig, ſchmußig: das Kind Kat fih gemacht; 
ray Bub — Iſt nach a — 
e 


Carmfen, lärmfen (hein. wt.), das ſchd. laͤrmen 








257 


ns Br ch Idſtein), hungerig, wahrſcheinlich verdorben 
ed. 
8af, I in.), laͤſig, nachläſſig, das ſchd. laß, 
zu ih Mia U ni me ei 
etwad geänderter Bd. 
Laß Colt), Unterlaß. „Die Gerechtigkeit ift ein fonber- 
Ay rg gibt jedem daß fein ſonder Laß.“ Lehr. $.53,, 


Laft £ (S.chein.), Menge, fo auch baier. (Sm. 2, 506), 

Läfterlich, läftermäßig (S., zuweilen auch rhein.), 
bei Sch. Bloß Läfterlich, fehr, flark, auferordentlih: 1. 
Summe Geldes; er ift laͤſterlich geſchlagen worden, ſchweiz. 
laͤſtli, Täftlich (von Saft). 

Lateſen (Selters), zufammenzählen; follte es aus dem 
kaufmaͤnniſchen latus Betrag deſſen, was auf einer Seite 
geſchrieben fteht, gebilbet ſein? \ 

Latfaßn. (rhein.), mhd. leitevaz, ein Faß, tn welchem 
bie geftoßenen (geiretenen) Trauben nad; Haufe gefahren 
werben; in Frankfurt und auch fonft ein Waflerfaß zum Her 

beiſahren des Waſſers bei Feuersbrünſten; —— dnittaß, 
öfterreich. Lait ein Gefäß vol Waſſer, um lebendige Fiſche 
Wu verführen, zu Teiten. 

2atfc$ m. f. (8. wt.), ein Bf. im Gehen und Sprechen 
hröger Menſch, Menſch von unfeftem Gharaker, Baier. Lade 
fi, fchlef. Lätfchel, ſchweiz. Lartſchet, Lortſchi, 
Lortſch; latſchen, ſchon bei Stieler Laiſch, Latſcher, 
latſchen. Vgl. man änkb. Letfußer (schuchabtreter), 
ſwäb. Latte, Lattel, Laͤtfeige kraftloſer, einfältiger 
Menſch, baier. letzet ſchlapp, fehlerhaft, weich, klebrig (Sm. 
2,530), jo ſcheint t in $, dieſes endlich in tſch übergegangen 
au fein, alfo Bilbung aus Laß (f. d.), vieleicht noch anges 
lehnt an lotter (f. d.). 

Latjch m., 1) dünne Flüffigkeit, weicher Straßenkoth, 
latſchig, lätſchig, lätſchera; 2) Branutweintrinker, 
kart van 916) ſchmuhige, liederliche (eig, in 

at utſch f. (8.), fmugige, Lieber 
Latfchen einhergehenbe) ee hier Lätic, <utie, 
ſchleſ. und fon bei Stieler Latſche; davon latſchig. 

Latſchen (8), 1) mit zu weiten Schuhen een 
2) wie eine Sutih oder Schlampe herumgehen; ſchleſ. Latſch e 
Schlappe, Schlappfepuh ohne Hinterleder, oder mit nieber- 
unb abgetretenem 

Latt £. (thein. wt.), Tange Weibsperfon ; vgl. Schliw« 
wer, Stang. . 

Rehrein; Wörterbud, 17 


258 


Latte, in den Rda.: an ber Latt fein d. 5. von ber 
Polizei ermifcht fein und nun geftraft werben; auf ben Latten 
geben d. h. alles durch Liederlichkeit durchgebracht haben; 
an ber Lait Haben d. H. im Gang haben. „Ed han mein 
Kättchen an der Latt,“ ich werbe es balb heirathen. Firme 
ni 2, 88. Die Beiden erften Rda. erinnern an bie Latten 
in Gefängniffen, die Lattenftrafen der Soldaten; bie dritte 
lehnt ſich an bie erfte an. 

Laub, Laube f. (vlt), Erlaubniß. Gw. 1, 579 u. ö. 
mbb. die loube. 

Zauber (S.), Dialeftform für lautbar, bekannt; 
Laubarn horchen fingen), mhd. lütbaere, lütbaeren, be 
kannt machen, j&b. verlautbaren. 

Lauer m. (weſt), ſchlauer, hinterliftiger Menſch: „Der 
Bauer {ft ein Lauer, wanns bauert bis zwölf Auer ihr)“; 
mhd. der lür, lüre. Das Sprichwort findet ſich fchon im 
16. — 17. Ih. Sm. 2, 488 vgl. paſſend das ſchott. lowrie 
Cauerchen) ais Beiname des Fuchſes 

Lauern, luern, laurig, lurig fein (8. wt.), tra 
tig, nachdenklich, ſtill in ſich Dr fein ober thun, von 
Menfchen und Thieren — — es ſei aus Unwohiſein ober 
in böfer Abſicht. Bm. 2, 406 hat lauen, laueln, Tauern 
ſchlapp, träge, ſchlaͤfrig ſein und thun und rechnet dieſe Wörter 
zn lau. Lauern if das ſchd. lauern ihorchen), mhd. 
aren, Fa man auch ftil und heimlich thut. Vgl. übrigens 
aulid. 

Lauertahn ft ein vom und hinten abgeſtumpftes 
Fahrzeug auf dem Rhein, bj. auf dem Oberrhein, 

Laulich G.), verdrießiich, ſchläͤfrig, nicht recht gefund, 
Gb. Tau, weder kalt noch warm); vgl. Tauern. 

Launiſch (rhein.), was laulich. Sm. 2, 470 Hat 
Iaunen, Iauneln, launſchen fäläfrig fein, feplummern 
und ſtelli diefe Wörter zu lauen (ſ. lauern); richtiger 
Kan man fie zu Laune eigenwillige, wechjelnde —* 

mmung. 

ans in der (rhein.) Rba.: es ift ihm eine Laus über 
bie Leber gelaufen b. h. e8 hat ihn etwas Bi 

Zaufer, Säufert m. (rhein.), 2 enſch, ber Läufe 

t oder fucht; 2) Filz, Geizhais; bei Stieler in beiden Bd. 
aufer. 

Läustaut £., ſchweiz. Lausgrube ſva. Ant, 

Lauskerl (wt.), Schimpfuame. 

Läuslater m, dem die Läufe auf dem Rücken auf 
und nieberfriechen, wie auf einer Leiter. 





250 


um dnenfad m. (thein.), Haarfcheitel bſ. auf dem Bor 


pf. 

Lauſtern (wt.), lauſchen, das Ohr ſpitzen, äͤhnd. ſehr 
gebräuchlich, A — ab. lüströn, hlüströn, mbD. I 
tern, bo. Juisteren; von altf. hlust @ehör, Ohr, altn. hlust 
Ohr, dies von ber Wurzel hlus; vgl. Iofen, ahb. klosen, 
losen, mhd. losen. 

gauswenzel m. (8), 1) Nitehter Rauchtabak, 
Lnoͤller; 2) armer, dabei ſchlecht denkender Menſch. 

Läuswibel m., Roßkaͤfer, ſonſt Dreckwibel. 

Läuten, in der Rda.: „es laͤut zu Hof“ d. h. zu Hauf, 
mit allen Glocken zum Gottesdienſt, ſonſt: „eöläutet zuſammen.“ 

Lautern, lauter graben heißt das zweite Graben 
der Weinberge, in andern Gegenden währen; ſ. graben, 
rühren. Das Wort ift das ſchd. Adj. lauter rein, mhd. 
läter, ab. lütar, hilter. 

Lawatſch, lawatſchen f. Klawatſch. 
wre s nen Be ob ai Seg 

ein! ialetform für Laube (mhd. loube; ” 
kubd) Gallerie um das obere Stodwerk eines Bauernhaufes, 
dann Bang in dieſem Stockwerk, bebedte Halle; fehwerlii 
dad mhd. der 18 (Gen. lewes), ahd. hl&o, altf. hlöv, hlda, 
gb hlaiv Hügel, boch Tiegenber freier Plag; mhb. der 
wer, ahb. hlöwäri Hügel. 

Lawerente Pl. (vt.), Berlegenheiten, Hinbernife; 
laweriern darin ſein, vom lat. labor, laborare, franz. 
labour, labourer (Arbeit, Mühe). 

Lax n. (8.), Geld, aud in andern mittel- und nieberb. 
Gegenden, vielleicht aus dem franz. Vargent. 

Lagieren — 1) ein (mediciniſches) Abfuhrungs· 
mittel nehmen; 2) Durchfall, Diarchöe haben, lat. laxarelöjen, 

Lebbes m. (Buch A. Naftätten), in einer Pfanne ge 
badener Kartoffelfuchen; vgl. Flappes, Ritſcher, Puffert. 

Lebda, Lebde, Lebedacrhein.), Kette (Weilburg), 
Lebtage, Lebenszeit, mit dem beſihanzeigenden Yürwort 
im Akkufatio ober Genitiv der Mehrheit. „Eich heit mein 
Lewed aa mid) net in Stabt abi do giehn eich meiner 
Lebda net enein.“ Lennig 19. 20. Schon Geiler fagt: 
„nod) blieben im die moßen (ihm die Narben) fein lebtag 
an feinem Leib.” Myd. heißt es läbetage, löbtage. 

Leber, in ber (thein.) Rda.: „einem bie Leber ſchleimen“ 
d. h. ihm einen derben Verweis geben. 

Lebig (wt.) für das ſchd. lebendig. 


u 
260 B 


B Lebkuche m. (rhein.), Kuchen aus Mehl, Honig und 
Gewürz, anderwärts Lebhonig, Honigkuchen, Pfeffer ⸗ 
kuchen, Lebzelten genannt, mis lebekuoche, l&bkuoche, 
alef. mit l&be aus mittellat. das libum Lebfuchen, Tat. libum 
Opferkuchen. 

Lebſucht f.(rhein.), Lebensunterhalt, Lebensmittel, eig. 
Lebzucht, ſ. Leibzucht. 

Lech 1) heim), Ieer, hungrig, ſchmachtend, (gleichſam 
tiffig) ver Durft und Hunger; 2) mager, ift das ſchd. Ted 
mit etwas veränderter Bb. Mhp. löchen iſt auseinander 
fpalten, Ritze bekommen, bj. vor Trodenheit; ahd. zerlöchen, 
altn. lekr, agf. hlece led. „Er wah awa ausennanner (war 
aber auseinander) wie e lech Rejebitt (Regenbütte).“ Liebe 
mit Hinderniffen, Darmftadt 1859, ©. 7. 

Lecken |. Lad. 

Leder m. (S. wt.), 1) ein Menſch, der gerne etwas 
Gutes ißt, eig. Tedt; 2) gleichjam aus Naſchhaftigkeit gerne 
kuͤßt; 3) ſchadenfroh ift, wie alle Tellerlecker und Schmaroper 
Au, men den, ber ihnen nichts mehr geben will, ein Um 
glüd trifft. 

Leckkuche m. (thein.), neben Lebkuche gebräuchlich, 
aͤnhd. Leckkuoch, Ledkuhe, Lechkug, „mittelft Lautam 
eleihung und zugleid im Gedanken an leden aus mhd. 
lebkuoche.* Weigand d. W. | 
heb Leder am Maul haben (8.), ein gutes Maulwerf 

en. 

Zeberbuge heißt in Yoftein ber Wegerich (plantago) 

Ledern (8.), tühtig durchprügeln, fonft & Haut, 
das Leder gerben. | 

Lederjen (olt.), Fußbekleidung. „Die lange Leberjen | 
(ſatt der Stiefeln) giengen an. Diefelben hatten Kappen 
einen bey dem andern, von ber groffen Bähen bif oben ans, 
und hinten aufgeneftelt halb Biß auff den Rüden.“ 2 
y ee Das Wort iſt verdorben aus mhd. löderhose. Zul 

erfen. 
geil Leget ID. Inn, 
eerig (Montabaur, Wallmerob), Teer . 
ahd. lari; } ©. 19, Rr. 136. — 

Tegel, Lägel, Leeln. iſt in Heidesheim eine unten 
engere; oben weitere Weinbutte mit zwei Ohren, und bit 
An ber Regel 10 Viertel, {ft darum aud) ein Weinmaß von 
10 Viertel oder 40 Maß; in andern Weingegenden ift Ge 
ftalt und Größe etwas verſchieden (5. B. in Caus 5 Biertd 
ober 20 Maß); ahd. bie lagella, Iagele, mhd. das lägel, 


261 


Igel, aus Tat. legena Flaſche, im Mitteat. auch ein bes 
kimmtes Maß. - 

Legeſchiff (vlt.), eine Art Fiſchgarn. Gw. 1, 557. 

Zehn f. heißt in manchen Kirchen bie Emporbühne, von 
dem Geländer zum Anlehnen. 

Lehs ſ. Liehs 

Lei, Lat f. (8. wt), 1) Schieferftein in Felſen und 
gebrohen, Schiefertafel; 2) Name von Gemarkungstheilen, 
wo fih Schieferbrüche oder Bafaltfeljen finden, dann auch 

ieferfels ſelbſt und übH. Feld. Davon Leiededer, von 
holi. lei, leidekker, altjächf. leia, mh. (bei Jiemaun) leigels. 

Leib, in der (wt.) Betheuerungsform bei Leib hat 
noch bie alte Bo. Leben. „Bailaib, wo Bun die Karl do 
was entdedt!“ Lennig 77, 

Leibchen n., ein ber Weſte entſprechendes Kleidungs⸗ 
fü der Mädchen und Frauen; in Rheinheſſen hier und da 
auch für die Weſte der Männer. 

Leibſchaden, Leibsſchaden m, (rhein.), Bruch. 

Leibzucht f. (8), Nutznießung zwiſchen Chegatten, 
ws ber zuruckgebliebene Theil das Vermögen bed Verftorbenen 
Ienslänglich genieht; leibzüchtig etwas Haben. Ahd. 
bpleita, mhD. lipzuht Kö in berjelben Bd., änhd. Leibe 
zücht in dieſer Bd. und aud) im Sinne von Lebſucht bi. 
Bittwengeld, Wittwenaufenthalt, vom alten Zudt d. f. 
Rahrung· Vietum bei Tobias 2, 19 überfegt Dietenberger 
(1571) Durch Leibzucht. „Und fie gaben niemand fein Leib 
zucht. Lehr. $. 108. 

Leichkar n. (thein.), Sarg, |. Kar. 

Leichklog foa. Flenneſſen; ſ. d. und Klog. 

Leichnam (olt.)) „Zu Oſtern, die Gottes Leichnam 
mpfingen, wurden geachtet (in Limburg). mehr dann 8000 
Menſchen.“ Lehr. $. 6. 

Leit f., Dialektform für Leiche, Sarg, Todtenbahre, 

Leien d. i. liegen Crhein.), übernachten, fich aufhalten, 
38. in einer Stabt, bei einem Gaftfreund. 

Leiter m. (rhein.), ein durch Aufguß von Waller auf 
Beintreftern und Gähren bereitetes Getränk, ſchd. Lauer, 
Abd. die lüra, mihd. lüre, läwer, aus lat. lora. 

Leier f. Braubach), Ihwaghafte Weibsperſon, ſ. leiern. 

Retern (S. rhein.), 1) laugſam arbeiten, geringfügige 
Dinge thun: Beſſer geleiert, als ganz gefeiert“; 2) viel 
ſchwaͤgen überteogen von dem Saiteninftrument, ah. lira, 
mbd. Iire; mhd. liren, uhd. leiern auf ber Leier fpielen, 
dann etwas unerträglich hingiehen. - 


262 





Leimfieber m. (Taunus, matn. rhein.), fig. ein ſchwaͤch. 
licher Menſch, der nichts vertragen kann, bj. was Efien und 
Trinken betrifft; vgl. Mil chſuppe. 

Lein f. Got.), der obere Theil der Hofe, übertragen 
von Seine, weil bamit vor Einführung der Hofenträger 
die Hofe um den Leib feftgemadht wurbe. 

Zeinpfab m., bei Gw. 1,534 linpfad, ift am Rhein» 
ufer der Pfad, auf dem die ein Schiff Can ber Leine) jie 
henden Pferde ober Perfonen gehen. 

Leintuch, Leituch n. (rhein.), Leirich (weſt.), Bett 
tuch, zunaͤchſt ein leinenes, mhd. linlacken, Itlachen, änhd. 
Leylach, Leinlach. 

Leiſe fe Laiſe. 

Leiten (8.), ein laͤufiges Schwein zum Eber führen 
(leiten), um e8 Beipringen zu laſſen. 

Leitsknecht, Lätsfnecht m. Führer (Leiter),- dei 
Braͤutigams. 

Leiz f Mentershauſen), |. Roßholz unter den Kin 
beripielen. 

Zellmaul.n. (8.), ein 1: Schweinsmaul bei Ochſen 
wo nämlich das untere Maul fürzer ift, ald das obere, wes⸗ 
halb foldhe Thiere nur in hohem Graſe weiden können. Die 
erfte Sylbe ift das pfälz. bie Tell, Loͤll großes dides 
Maul und gehört wol zum bater. Seller Zunge, mhd. lallen, 
lellen die Zunge bewegen, woher unfer allen. Viehoff 
hat den Scheltnamen Lelbed und vermuthet Gelbſchnabel. 

Zenbener Glt.), mbb. lendenier, lendener, lender, 
Kleidungsftüd, eig. Lendengürtel, Bruchgürtel. „In derfelbigen 
Zeit (1370) da giengen an die Weftphälifche Lendener, die 
waren aljo, daß Ritter, Knechte, und reifige Leute, führten 
Xenbener, und giengen an der Bruft an hinten auff dem 
Nüden hart zugejpannt, und waren alfo fern ais bie 
Shoppen (f. d.) lang war, hart geftept, bey nahe eine 
Fingers did.“ Lehr. $. 115. 

Kent ſ. Link. 

Lenz, langer Lenz m. (chein.), — meiſt magere 
Perſon, übertragen von der Jahreszeit Lenz, ahd. linzin, 
jpäter lenzo, auch langiz, langez, mh. lenze, lengej, agl. 
lencten, lengten, altnieberb. lenten, Hol. lente. Das Wort 
f&eint zu lang zu gehören und das allmähliche Länger 
werben ber Tage zu bezeichnen. „Unfer alter Name bed 
Frũhlings, ahd. lenzo tritt dem flav. ljeto, leto (Sommer) 
nahe, welches in den Begriff von Jahr, goth. jer — grieh. 
ear (Zug) und iar rüdt.” Grimm, Geſch. d. d. Sp. 1.4. 

x®. 73. Bgl. lenzen. 





263 


Lenzen (Marienberg, Sch.), Beftellen des Feldes im 
Frühjahr dent); Ich habe meine Lenzen gethan d. i. mein 
- Feld beftellt. Weber hat aus dem Römhildſchen Lenz die 
merſaat, Gerfte, beſonders Hafer; in einem Weischum 

Gw. 1, 577 ift Lengenfeld Sommerfeld, |. Lenz. 

Leppe m. (thein.), Dialektform für Lappe, Lappen. 

Lepper, Läpper, Löpper, Ripper m. (8. weft), 
Stierfalb unter 2 Jahren, nach S. gleichjam ein Lapper, 
ein junges Thier, das noch die Mutterbruft trinkt, ſchwerlich 
an: aus dem Zülichbergifchen hat Klein in derſelben 

pper. 

Lerch, Lerg k. (chein.), liederliche Weibsperſon; nad 
W. hat das Bot ie Grunbbedeutung ſchlecht, fehlerhaft 
md gehört zum ah. lirc, löre, mbb. lörc, lirc, luro, lärz, 
lurs link, flotternd. S. Grimms Geld. d. d. Spr. 1.4. 
6. 991. . 2, 490 hat in derjelben Bed. Lurſch und 
das Zeitwort lurſchen den Urin laſſen (nur von Weibs⸗ 
perſonen gebraucht); vgl. Lurſch. 

Lerſen (olt.), wahrjcheinlic abgekürzt aus Leberfen 
(.d.), weiter hoher Stiefel zum Überziehen, hol. leers 
vn leer Leber. ©. Streihhojen. 

Lerft (8.), Lierfhend (Marienberg), leerſchend, 
lierſcht Rennerod), eben erft, gerade erft, vorhin, fcheint 
aus allerft, allererft werborben, mhd. aller Erest, aller- 

alrerste, alröste, alröst, alreist. 

Leſen Crhein.), herbften, die Weinleſe Beforgen. 

Retfchen fa. läppſchen (f. d.). 

Letjchwetter (Caub), Regenweiter, ſ. laͤppſchen. 

‚ ette m. (Dillenburg), Yuflattid, ahd. höfleticha, 
— latecha, mhd. huofletsche, latoch, latich, aus lat. 


— * 
Lette ſ. Lebde. 
Lettner m. (lat. lectorium, lectionarium), ahd. das 
lectar, mb. lecter, letter, änhb. letner, in Gw. 1, 579 
Istter Lefepult im Chor ber Kirche, findet ſich noch hier 


a. 

Leg f. (8.), Lektion, Aufgabe der Schulfinder, Tat. 
Icctio (Lefung). 

Legt in der (mt.) Rda. zu guter Lept d. f. zum 
ESchluß, feht für Lege, die den Scheidenben zum Abfchied 
gegebene Grgöglichkeit in Eſſen, Trinken 2, mhd. leize 
Ende, Abſchied / dann die Gabe zum Abſchied. - 

Rept (Thein.), Tepthin, — neulich. Auch Göthe 
(8, 19: ©ög v. B.) jagt: „Wär ich leht dabei geivefen, 
ihr hättet die Armbruft nicht verloren.“ 





264 


Leuten, heimleuchten, überleuhten (rhein.), 
fig. abprügeln. 

-Reut Pl. (8. rhein), Eltern; (bei dem Gefinbe) die 
Herrichaft. Abd. mhd. das, zuweilen der hut Volk, BI. Tinte 
Menjchen, Leute; bater. dad Leut 1) Volk, z. B. das mannete, 
weibete Leut d. i Mannsvolt, Welbsvolk; 2) einzelne Perſon, 
3. B. e mannets, e weibetS Leut d. 1. eine Mannsperſon, 
Weibsperſon (Sm. 2, 522). 

Zeviten lefen, einem (rhein.), ihn umflänblid auf 
feine Sehler hinweiſen und nachdrücklich zum Guten ermahnen, 
abfangen, ausſchelten, auch ſchleſ. und ſchon bei Geile 
CH 1510), nad) Weigand b. W. wol urfpr. „bad Gele 
leſend worhalten“, ſcheint Darauf anzufpielen, daß bie Leviten 
alle fieben Jahre daS Geſetz vorlefen mußten. 
ge Lichten ein Kind (Wiesbaden), ed aus der Taufe 

el 


N. 

Liebfraubettſtroh n. (Taunns, ıhein.), Duenbel 
(thymus lum). Liebfrau, unfere liebe Frau ik 
in früherer Zeit Name der BI. Jungfrau Maria. 

Liebfraueneter heißen jene Eier, melde nach Mariä 
Himmelfaprt (15. Auguft) gelegt werden und nach Ausſage 
der Landleute nicht fo Leicht faulen. 

Liebfraumantel heißt in Caub ber Frauenmantel, 
Sinau (elchemilla vulgaris), änhb. vnſer frawen mantel, 
Diefenbach Gloss. 10. 

Lied, Lid n. (olt.), Dedel. „Drey weybecher (Wein 
becher), der follen zwen lyede haben, vnd der drit fein licht.” 
Gw. 1, 529. Das Wort ift erhalten in Augenlieb, mhb. 
lit, ahb. blit. 

ieher, Liebe ſ. Loͤher. 

Liehs, Lieſeſtan — Lehs f. die Stange zum 
Achsnagei, Stüße der Wagenrunge, hier und da ber A 
nagel felbft, altniederd. (10.— 11. $h.) lunisa, nd. Lunfe, 
hol. Iuns, lens, agf. Iynis, m&b. lünse, im Wofab. v. 1419 
liuhse, Das ſchb. Fin e {ft von lun (f. Lohne) abgeleitet; 
Liehs dagegen iſt von liuhse gebildet. 

Sie end ſ. lerſt. 

Lieſch, bei Viehoff Lünſch n., Lieſchgras, wir bſ. 
von Faßbindern gebraucht, mhd. liesche, holi lies, lis, lisch; 
ahd. lisca iſt carex Segge. 

Linden erſcheinen in alten Weisthümern oft als die 
Bäumes unter benen Gericht gehalten wurde. ©. Br. 546. 
655 u. 5. Gr. 796. Noch jeßt ftehen ſolche alte Linden 
in einzelnen Dörfern. Mehrere Linden auf eier Gerichts 


265 


fätte werben nicht erwähnt, wol aber mehrere Eichen, well 
biefe in Wäldern, jene in Dörfern ftchen. 

Link, Lenk f., der auf der Linken, äbfchen Seite in das 
duttertuch der Mannskleider angebrachte Sad. 

Linkstotſch f. (thein.), linkiſcher Menſch. der bie Linke 
Hand (Totſch) Für die rechte braucht, auch ſchleſ.; wetterau. 
Linkd atſch, baier. Linkewatſch, ſchweiz Linkitatz, bei 
Stielet Linktatze, Linktatſche; |. Totſch. 

Linſen, Hriftliche (rhein. und unterrhein.), Gelb, 
bſ. viel Gelb ; f Bohnen. . 

j Einfente er m., Geizhalz, ber jede einzelne Linfe aufs 
lieſt; vgl. Erbfenzähler. 

Lipeifen (vlt.,, „Mit San und gipeifen, dad zu 
der Platten gehörte.“ Lchr. $. 35. war ein Stüd, wahr 
a daS ber Lippe, den Mund dedende Stüd des Har⸗ 
nuiſches. 

Lippen, Rocklippen Pl. (Herborn), Rodſchoß, Dias 
Idtform von Lappen, Lappe. 

Lipper ſ. Lepper. 

tipps, Löpps m. (8. wt.), 1) Philipp; 2) Einfalts⸗ 
Hnfel, Bater. Lipp, Lippel Philipp, ungefchicter, dummer 
— (Sm. 1857). Davon (weft), Windlipps Wind⸗ 


Liren (weft.), Iernen, ahd. lirnen, lörnen, mhb. limen, 
en, 


Liwecker, Limederhe, Löwelerdhe, Liwecche, 
dewedelche, Leobödelde, Liehhedche, Liwerling, 
Liweling che, Liermechelche, Nirwedelde, Nicrs 
wedelche, Iweckelche, Swidelhe, Iwelingche flud 
veiſherene wefterwälb. Namen für die Lerche, ab. Kerahe 
ltrahha, lörihu, lerihha, l6rcha, mb. leriche, l6rche, 16- 
werch, agj. läverce, läverc, ſchott. laverock, engl. lark, 
platt. lerk, Hol. lewerik, lewerk, leeuwrik, lecuwerik, 
leeuwerk, nd. Liverke, Lewerke, ſieg Lämerfe, nieder: 
be. Löwenederdhe, nach Grimm (Gramm. 2,181) aus 
einem älteren leiwarahha, wobei —ahha, nhd. — he Ubleie 
tungsendung, leiwar, l&war, aber bis jept nicht erklärt ift. 
Aus diefen Formen Yafjen fih durch gertehung, Auslafjung, 
einiedung von Buchftaben und Sylben bie weiterw. Namen 
erflären. an darf dabei nicht an Lieb— äder (liebt die 
der), Lied— weder, Lieb— weder u. a. Erflärungen 
denken, wie mir deren fehriftlich zugefommen find. ®lie- 
mannd Grölärung des plattd. lerk aus dem lir-Iir- Itr einem 
Vaſſus im Gefang der Lerdje, und dem Diminutiv k ftimmt 


266 


nicht zu ben Altern Formen. (S. Archiv f. d. Stub. d. neueren 
er Mi —8 (Selters), freundlich, geſpraͤchi— 
iwerdet elters), freundlich, gefprächig, munter, 
Lo, elo da. Firmenich 2, 87, franz. 1. Die Partikel 
Io, la e fehe, Rede da Tautetmäp. agf. 18, engl. 16; |. lot. 
ergl. Grimm, Gram. 3, 288 f. 
20 der Weil (Balmerob), vor einer Weile, unlängf. 
göbes n., Dippentuchen, Sialektform für Liebes. 
Lohn. (8. wt.), Stodhaus, Gefängniß, ohne daß es 
unterireihe Omälbe Köcher) hat. 


—F 
Lodel ſunterrhein.), liederlicher, locker er Menſch 
S. verlucke 
Lode, Lore, richtiger Tote m. f. (thein. unterrhein ), 
einjähriger —— an Bäumen, bj. an Weinreben ahd. 
lota, mb. late (sumarlota, sumerlate), von ahd. Hiotan, 
oh. Zindan wad Freiligrath hat die Lobe von ber 


"Toffer nennt ber Jäger die Zunge des Hirfches, bad 
Ohr bed Hafen. 
Löher, Löhr, Lieher, Liehr, Lüher, Lühr w. 
G. weſt.j, Gerber, abgeben, mbb. löher, läwer, änhb. Löͤet, 
yon &o Se mhd. das lö, Genitiv löhes, löwes, äanhd. bie 
ve, 205 
De Che. .), Lahn, Lann (Wallmerod) m., Lün | 
& 2 eiferner nagel vor dem Rab, rhein. auch der god: 
el, ahd. Iun, löne, j. Lichs, In Nenteröhaufen 
rs ie Zann bie ER an dem mit 2 Stüd Bugvieh be 
Me Bein. Bither (ſ. Emet). 
Lofern (Ufingen), faulenzen; Lojer Vielfraß: „Gr 
a er tn), fa j | 
Longen IR liegen, legen, bi. der Länge nad, ..®. | 
long dich im Wett; dad Gras Iongt, hat ſich feiner Zettig: 
keit und Schwere wegen umgelegt. 
genen G lung $ fein), d | 
or, elor, lort (Herborn, Hadamar, fe ), dort, 
dort in bern, f. To und vgl. da und bar. 
ore 
FR es m, (meft.), großer ungeflalteter Menjch. St.2, 
jat Ion —E Menſch 8 Bol. — lurſch. 
os, losgebagen (8. ne) {ft Dad Brot, wenn 
ſich die obere Rinde durch das zu Gabe Basen abgelöf hat, 
im Juůlichbergiſchen loskor ſtig ſ. Kroſcht. 


267 


208 haben etwa (rhein.), es verfichen. 

2ott, Lotte £, 1) glatt gefromes Eid; 2) eine nicht 
oder dunn zugefrome Stelle in dem fonft ſtark zugefrornen 
Rhein, ai chlott genannt. 

Lott er (rhein.), Ioder, nicht feft gebunden, auch baier. 
Ei. 2 524), ahd. lotar, mhð. loter, lotter eig. und fig. 
wie oder. 

Lottern rollen, eine Laft mittelft eines Seiles (Lotter⸗ 
fe), das über eine Role lauft, in die Höhe ziehen, zu 
lotter gehörig; |. Turren. 

2ud, läd, lod (8. wt.), wei, Gegenfag zu feft, 
Si Iuggs lücke, woher dasjchd. Lo.der, in der Volksſpr. 

uder. \ 

Lüften (S. wt.), in bie So in Die Luft Heben; ſich 
lüften einen heimlichen Wind ftreichen laſſen, Baier. lüfteln. 

Lüfter m. (wnterrhein.), freiſtehendes Geländer, an 
dem Reben gezogen werben, Planke. 

Rugfen, I)guden, jehen; 2) lauern, von ahd. luogen, 
lögen, mb. luogen, agj. löcian, engl. lock, eig. aus einem 
Beet hervorfehen, dann überhaupt fehen, von ahd. luog, 
mp. luoe Loch, Höhle. Weigand will das Wort Iteber 
ven Luch 8 ableiten und ſchreibt Luchfen, zunächft mit Luch ſ⸗ 
augen jehen. 

Luher ſ. Löher. 

Lull £, Tabakspfeife, zu lullen aehbrig, 

Lullen, an den Fingern faugen, den Speichel Ieden, 
durch faſt ganz Deutſchland verbreitet und ſchon in ben 
Echriften des 15.— 16. 39. —— vom holi. lul (Möhre 
sm Ablaufen einer Sröftigtei , lullen; vgl. nuddeln. 

‚ fummer, lummerig (Rhein, Main, Taunus), Ioder, 
nicht feſt, ſchlaff, bf. von ſieiſchigen Theilen, fo auch Baier. 
(Sm. 2, 467), wetteran. lommer, fig. lomm, lomme= 
lig, anhd. lumm; Iumlen, Iummeln, wetterau; lams 
meln ſchlaff herabhangen. 

Lump £.(rhein.), Windel, nicht veraͤchtlich, |. Hänlump, 

2umpes m. (rhein.), Iumpiger Menſch. 

Lün f. Lohne 

geuntfen ESchwalbach), horchen, it wol Nebenform von 
ugſen. 


Lunzen, lonzen, lunzeln (8. wt.), leicht ſchlum⸗ 
mern, bſ. morgens, wenn ber eigentlige Schlaf vorbei ift, 
im Bett bleiben und ben Faulen machen, daher auch faulenzen, 
aͤnhd. ungen, Tunfcyen, mhb. lunzen. „Do lunzt ai 
dann aach ganz ohne Sorje.” Firmenich 2, 83. 


268 


Rupp f. (S. weft.), liederliche Perſon. „Mein Kritt⸗ 
hen bat eß oc Feen Lupch.“ Firmenich 2, 88. 

Luppchen, 4) (weit. Taunus, horchen), |. Iuppern; 
2) (thein.), trinken, bj. Branntwein. 

2uppel m. (Gaub), 1) Spielball; 2) Branntwein- 
trinfer, im Elfaß ein fehlechter Kerl, ausſchweifender Menſch 

Luppern (main.), lugſen. „Wil id Ahm des Gel 
erausluppern.” Datterid 20. „Halt, vielleich kann ih 
bei dem ebbes erausluppern.” Streff 89. 

Lurch f. (Dahlen), Kröte, wahrſcheinlich Lurſch, von 
ſchwaͤb. lurtſchen ſchleppend gehen; in Holftein ber Lurk 
KRöte. Der naturgeſchichtliche Name Lurche umfaßt noch 
andere Srofchreptilien. 

Lurig |. lauern. 

Lurren (Ufingen), foa. Iottern, woraus e8 verborben 
if. Bl. niederd. duree, Lurde Strid, 

Lürſch, lutſch (8.), link, die lurſch, lutſch Hand; 
Lutſchhand; die Lurſch, Lutſch; Lutſcher, der die linke 
Hand flat der rechten braucht, auch ein Schelm. Biehoff 
bat luz links, Luzkl opꝓpel Linksfäuftler, ungeſchickter, töls 
pelhafter Menſch; vgl. Lerch. 

Lutſchef. 1) (Herborn), nachlaͤſſige, träge, auch Lieder 
liche Weibsperſon; 2) (wt.), eine Perſon, bie gerne lutſcht. 
Baier. iſt Leütſch, Lutſch eine träge Perfon; Lätſch, 
Lutfch, Sutfhen, Lurfe eine Hure; Leufh, Luld, 
ſchleſ. Lutſche, Lutſche eine Hündin, Bf. eine laͤufige und | 
wird dann verächtlic auf jchlechte Weibsperjonen übertragen 
(Sm. 2, 490. 506. 527). Bgl. Latid. 

Lutſchen (8 1wt.), faugen, Bf. von Kindern gejagt, 
die an der Mutterbruft oder am Lutjcher (Sauglappen) 
fenaen; auch vom Kaffeetrinken gebraucht, vom ältern Iugeln | 
augen (Sm. 2, 532). „Er ſitzt uff feim Konebee und luiſcht 
Kaffee. Datterih 15. Bgl. ShInper. 

Zügel (olt.), Hein, gering, wenig. Lehr. $. 193; mbd. 
Intel, ab. luzil, goth. leitils, agf. Iytel, altj. luttil, altı. 


Luxius (thein. main.), für Lugus, 


M. 


Ma heißt in und bei Diez bie Mutter, verkürzt für 
Mama, Mamme. 

Mia (Salz A. Walmerod), beinahe, 3. B. maͤa zwanzig, 
{ft nach dem Dialekt mehr (f. d.). 





269 


Maße f. (B.), 1) Arbeit, auch ſchd.; 2) Tadel: Was 
haft dn in der Made? Ich will ihn fehon in die Mache 
friegen, ahd. mahha, ınhd. mache Handlung des Machens. 

Machen ſteht in verſchiedenen Vb., die ſchd nicht ger 
braͤuchlich find: einen Schoppen machen (feinfen); ſich machen 
fi befjern, tüchtig werben, voran kommen, ſich Geld machen; 
ein gemachter (vermögender) Mann; Holz machen (Elein 
hauen); an einen Ort machen (reifen); deu Wingert machen 
(bie Bogreben aubinden); Dad Kind will ebbes machen (feine 
Nothdurft verrichten); was macht die Rechnung (wie groß 
fe) ua Es maht warm, kalt (franz. il fait chaud, 
froid) Ist fi) ſchon mhb. mir maht warm, Parzival 385, 22, 

Mäder ırhein. weR.), änhd. Meer, mnhd. macher, 
machaere, ah. machäre, wird nur in Zſſ. gebraucht: Korb-, 
Banne u. a. Du weibliche Wort yet t Maßerfgen, 
Mächerſchen. ©. oben ©. 27, Nr. 

Mat, Madem. Cebein.), ehr zu Water ehobrig. 

Madetig (8. rhein. Königftein), mudelig 6 
fettreich, z. B. madelige Arme. Sm. 2, 549 hat modet, 
mieeligt und leitet dad Wort von 334 Mocken 
Broden von Teig, Fleiſch u. dgl, mhb. mocke, ital. micols. 

Mades Pl. (S. mt), läge, jüdiſchdeutſch (makkah 
eg; madejen, madjfen. 

a f. (8. zhein. .), Dialektform für Magd; dann für 
Maid, Mädchen; dann liebkoſend mie Buche gebraucht. 

Madammewetter nennt man in Wiebbaden warmes 
Better bei bebedtem Himmel, bei welchem die Mabammen 
Madamen) fpazieren gehen. 

Mabeln, 1) era), foa. mahrelen; 2) (Selters), 
mabeln, modeln quälen ein Thier. Auch in der 2, Bb. 
it es ra mahrelen, indem ein zu ſtarkes Streicheln ein 
Suälen werben Tann. Bm. 2, 553 Int die und das Mubdel 
für Kape und bie Redensart: „Das Mudel ſtreichen“, wie 
dem Fuchsſchwanz ftreichen, und mubeln ſtreicheln (den Beh). 
&ıL mutfgeln. 

Magfame heißt am Rhein durch, ri ber Same der 

Blanze eo c Mohn), dann bie Clare ſelbſt, mhd. 


Rasigaft Barı i,, mb. mäcschaft, Verwandtſchaft. 

Gm. 1, 553. ©. Nailmage, Gr. 468. 

6 Rabd, „Mahde, Mahr, Mohre f. joa. Gemahd 
WMah en (rhein.), foa. ſchein eln, aber nur von Ochſen 

und Kühen gebraucht; nach dem Halbkreis, den ber Mäher 

mit der Senſe beichreibt. 


270 


Maͤhlich, (weſt.), mil ich (rhein.), fteht aur Verftärtmg 
in der Bd. von ſehr, aͤnhd. und Baier. unmöglich, uns 
müglid (Sm. 2, 558), alfo zu mögen, vermögen ge 
hoͤrig. „uff em Hub _milige Bock mußt cich met meine 
Geil bufur in aam Stid jadern.“ Lennig 19. 

Mahltrog m., Trog, worin die Apfel und Viren 
mit einem von Menſchen an einer Stange gebrehten Mühl- 
ftein zermalmt werben. 

Mahn, Mann (weft. rhein.), Korb, bei Albers 
Mann, bei Stieler Mann, Mand, ad. Mande, hol. 
mande, mand, agf. mand, mond, engl. maund, franz. manne, 

Mahnen (vlt.), bemannen, mit Mannen verjeheh, mbb. 
mannen. „Er mahnete fie gie Burg) vol Ritter.” 6.78. 

Mannemader, annemäder iſt (wel) en 
Schimpfwort, wie rhein. Korbmächerszeug. 

Mahr, Mahn. (S. wi), Nachtalp, Alpkranfheit, bei 
Stieler der Mar und die Mare, ahd. agj. diemara, inhd. 
mar, alt. die mars, mär, engl. nightmare. Im Voc. theut. 
v. 1482 fteht: „mare ist ein trugnusse des menschen vnd 
kumpt von seynem plat, lebern vnd lungen, wen im ds 
(wenn ihm daS) auff seinem hertzen ligt.“ Nah Zarndı 
3u mhb. marren, merren hemmen, zögern gehörig. 
za f. Mahd. 

Maprelen thein.), ſtreicheln, bſ. junge Hunde und 
Rabe; ham übh. bätjcheln. Dem Dialekt nach ift ed ma 
ein (}. D. 


Maps breußad Na:gelt,gett (6) 
abs (Braubach), fva. gell,gelt (. d.) eig. mag ed. 
Maibaumf. in ber 2. Ai. Blade ® 

Maiblume heißt am Rhein bie convallaria, in Idſtein 
ber Walbmeifter (asperula), jonft Maifraut genannt. 

Maten, einen Freund beſuchen, um mit ihm zu plaw 
dern (f. fpillen gehn), wird zuweilen am Rhein gehört, 
I) mehr auf der linken Seite (bei Goblenz), auch auf 

em Hundsrück und in ber Oberpfalz. Obd. if maien ſich 
(im Mat) beluftigen im Freien, ſchon mhd. meien, meigen; 
dgl. fpansmaien. 

Maifiſch m. (unterrhein.), Alfe, Elſe (clı aloss, 
alausa vulgaris) fleigt im Mai aus der Norbfee zum Said 
in den Rhein. 

Maitleber m. fieg. Maiklewer, Maikäfer, nah 
Schmidts Vermuthung von Fleben, cher eine verborbene 
Form aus Käfer; vgl. Hühnerkleber. 





271 


Maillte, Mallje f. (8), metallene Sätinge an Klei⸗ 
bern, worin der Krappen eingreift, franz. maille. 

"Rainirung f. (vlt), Danter, Art und Weiſe (f. 
ham) fonft Pacht in Lehr. Manirung, 3. B. $. 76, 

175; mhd. maniere, franz. manidre, ital. mani6ra, 

Meifhellden Heißt vielfach ie gemeine Maiblume 
(eonvall. maj.). 

Maithier itenbung), Maikäfer. 

Makel, nicht fehr vol! —— ſchwankt zwiſchen f. — 
m., lat. die macala, mhd. der makel, nhd m., doch Bi 
Riebuhr £, fo auch in einem Kirchentieh (Tathol, — 
für das Sisthum Limburg Nr. 136): „Von jeder Matel 
tein Sollft du zum Menſchenheile des Höchſten Mutter fein.” 

Makel, hin und wieder Blick genannt wegen des 
Eilberglanzes (blieca argyroleuca, Hock.), ein in Flüſſen 
und Zeichen vorkommender Fiſch. 

Makelsmann (8. wi), Mäkler, Unterhänbler, zu 
But hört 

äfes, eades, Mekes m. (S. weſt.), ei mn 

nie etwas verkauft, inshefonbere ein Mann, welcher irbened 
Gefhire zum Verkauf umberträgt; dann Bier ein derbes 

mpfwort, nad Weigand d. W. aus dem nd. mäleln, 
Mäteler, Hol. mıakelen, makelaar und fo Beil bo von nd. 
Fra (maden); wahrfheinlicher vom hebr. makar vers 


Miles if (in Flacht A. Diez), Yuder, fonft Melis. 

Malöt £. Heißt in Heibehelm die Wprifoje (malum 
Armeniacum ). 

Mallie f. Maillie. 

Malträren, maltrieren (weft.), d. i. malträtieren 
(rang. maltraiter)), — eln. 

Mamelnd m. (weſt), Heimtüdifcher, verſchloſſener 
Menſch, übertragene ®b. Mamelud ift eig. ein von 
lichen Eltern ge, aber im muhamebanifhen Glauben 
erzogener Leibwächter (Sklave bed aͤgyptiſchen Sultans, 
atabiſch mamlük Sklave, ſchon im 16. Ih. aus bem ital. 
mamalucco berübergenommen. 

Manifeft n., Frachtbrief des Schiffers. 

Manirung |. Maintrung. 

Mantieren Cxhein. Yoftein), fehlen, mangeln, franz. 


manqu 

Warme £. Cchein. weft.), vertraulicher Ausdrud für 
Mutter, rhein. meift nur im Munde feiner, weft. auch 
großer, Abb. aller Kinder, ſchon bei Stieler, vornehm Mamd, 


—— 


franz. maman, ſpan. mama, das griech. und lat. mamma, 
ſ. Memme. 

Mammeſell f., gekürzt aus franz. mademoirelle (mein 
Fräulein) Hat rhein. oft eine unehrjame Nebenbeztehung, wie 
Srauenzimmer in manden nordd. Gegenden. 

Männer machen (S. wt.), 1) von Haſen und Kanins 
hen gefagt, wie auch ſchd.; 2) um eine Weiböperfon herums 
fpringen, ihr ben Hof machen; 3) ſich durch allerlei feine 
Wentungen aus einer. Sache herauswideln, fie ablehnen x, 

Mannhaus Heißt in manden Gegenden die Empor 
bühne, weil nur Mannsleute dorthin gehen. 

Manns fein (rhein.), mannjen (Naſſau, Wallme 
ob), ftärker fein als ein Anderer, ihn übermannen. 

anndfer! m. (rhein.), Mannsbild, Mannöperfon, 
meift mit dem Nebenbegriff groß und ftark. 

Maım)fhen (rhein. unterrhein.), eſſen, meift etwas 
gierig, unanftändig, dad franz. manger. 

Manfemorie, monfemorfe, (weſt.), mornfer 
motrje (Wallmerod), morgen frühe, wol verdorben aus mor« 
genmorgen; dgl. morn, marn. 

Manfus uoft in alten Urkunden), ift mittellat. cin 
Wohnhaus, gewöhnlich mit dem Nebenbegriff der bazu ge 
görigen liegenden Oründe, Bauernhof; dann ein beſtimmles 

nd» oder Feldmaß von 12 — 30 Jucharten nach ben ver 
fehiedenen Gegenden. 

Mantenieren (wt.), behaupten, bewält ‚ leiten 
töunen, das franz. maintenir, vom lat. manus (Hand) und 
tenere (halten. 

Mannmwerk ınlt.), mhd. manwere Tagedarbeit; daun 
ß viel Feld, ald jemand an einem Tag bearbeiten kann, 

orgen. 

Mär, Märe f, Märcjenträgerin. 

Mär, der Mär fein ımain. rhein.), alte Ada : foa 
wovon man rebet: Gerücht, Nachricht, Erzählung einer Be 
gebenheit. Märe ift der Genitiv, abhängig vom Pronomen 
„Do muß ebbes Orndliches der Mehr fein,“ Streff 101. 
A. faßt die auch lauf. Rda. auffallend genug: „was ift dem 
das da (ber) mehr?“ Bol. Ghefemär und Märden in 
der 2. Abthl. 

Maramme (Wehen, Ufingen), müde, verdorben aus 
dem franz. marode. 

Märbel, Märwelm. (Hillſcheid, Wiesbaden), Blüder 
von Marmor, thüring Märbel, baier. Morbel. De 
Marmor ift ahd. marmul, murmul, mhb. marmel, mer 





ICH 


mel, inkd. Marmel, Mermel, Mormel, Murmel, 
Warbel, Merbel, Wirbel (Diefenbad) Gloss, 349, 
thein. Mormel und Morwel, 

Marder ift bier und da n.; mhd. ber marder, mader, 
ahd. der miarder, agf. möardh, altı. mördr, mittellat. mars 
tus, Tat. martes. Rda,: „Er fereit, wie ein Vuchmarber.“ 

Märgel, Mergel, Morgel f. (8), "große 
1} Kerfon; ein große mageres Xhier, zu mergeln 
Mel en (8. weft), ungeheuer, außerorbente 

riſch, mährig (G. weſt.), ungeheuer, aufı 
ih, ganz vorirefflich, 3. B. ein m. (großes, „jaönes Rab; 
ein m. (viel) Gelb; er kann! m. (viel) trin! geleitet 
tum abb.märi, möß. meore berühmt, Berichigt, len, wichtig 

“a omehr, Mär, ebejemär. 

arkluff, Morkeluff, Merttuft,, Mattel 
(rein. Tannus), Markolf, Häher, anhd. marcolf, markolf, 
mnarckolffe ; jagt den alten Wonnönamen Marculph, Marculf, 
Marcolf, Marcholf. ua 

Mardfelie „Sie gaben zu Schahun Sr und 
Drehig Mardjelle Mare Lothiges Silberd.“ Lehr. $. 109. _ 
Behiſcheinlich von mhd. sellen, ahd. saljan, 2, seljan sellan, 
20th, ealjan, altı. selia, agf. sellan, engl. übergeben, . 
derfaufen,. alfo marftgifige Eur! fietend. 

arkfen. Rafjau), —* dgl. ſchaben, fraͤnk. murte 
fen groß fehneiden, |. murkjen. 

Marn f. Morn. N 

„narren (8, Dislektform für murren, von a Hunden 


art, Mört,, Moart m. Dialektform für Markt, 
Bartttäd; Marktf IE} (@ aid — I Verkauf auf 
den Markt gebra t wird, bf. Gemuͤſe und 

Marutel (kein. ), wurterfihe, vet gehende 

Beiböperfon. 

Märwei f.Märbel. - 

Mas, mis, £. Crhein.), weiche beim Stricen, ahd. 


Mas, maſig (mit halbhoͤrbarem n vor 8 geſprochen), 
weich Heißt (weft. thein.) dad Brot, wenn es einige Tage. 
ag en) bie: Fruchtgarbe, wenn fie ein wenig 
mo 
Gil. "Mafhtabaye, Maſchtkappahe 
Vl. (8.), heimlicher Verkehr, “en im ‚böfen Sinne, das 
Atjuriſtiſche Mastopay, astopen, Mascopey 
(Gandelögefeitiäeft). 
Reprein: Wörterbug, . 18 


274 i 


” woſchoret WMonaienr Aunte; ‚ope) a Bon, 
Schote; maſchucke, naͤrriſch, jüdiſchdeutſch. 

Maß, moß (Hadamar, Montabaur, Braubach), ange 
inchen, uaflenb; ; vgl. gemäß nad) dem Map, möb. gemaeje, 
al mãzi. 
ahlimmer, (weit), äptiegen Ring m ſo 

J auch Aänhd:) heißen Maßliebchen ſ. Mazelieb 

Datiel (Walrherod), Kraͤnk, Ungluck, ſ. Sälım; 


maffel. 
Maftig (wE.), feht fett; Bf.von Holz und Frucht gefagt. 
Materi, Matering: £ (8. mt), Eiter, ſchon Tat. 
wateria in dieſer Bd. 
Matſch m. (S. weſt.), weiche, gerge ſaftige Waſſe, 
Koth, Obft, Heifdac. Maiſchei, Matfcher, matjchig, 
matjhelig, matſchen, matfoheln. Sm. 2, 622. = 
- Bat matjhen.und märtichen-zu Brei jerquetichen, was 
wahrſcheinlich zu ıtal. marciare;. (ſprich marschare) gehört, 
- alfo matſchen für martſchen (bies änhb: im ‚Simpli 
ö ciſſimus) vgl. morſch. 
J Matrazekapp £.(8.),.eine Art. Kommode db} 
2. Matte £. (ihein.); die durch Gerinnen-verdidte Mid, 
Kälchof, mhd. malte, anhd. kasmatten, taͤß math, hol. 
mat, matte," " 
in Mettiäiifer,. MChein), eine matte gerſon / bſ. in 
einem ſolchen Al — — Fo man einige Stärke erwarten 
" Tale; nn vgl. ge . 
Matuſchka f. a erheiny, "die bejahrte "Fran, wel 
in der letzten Kriegszeit von den Aufien hier —— 
Waßzfotz f. (8. wt.), einfältiger, feiger Menfch, flärfer 
noch: EL apfog don. Dresben“, nad 8. nit 
upon ber Bilbfäule des atthias Bostius. zu Dresben?, 
‚jonbern matt von, d. i. ohne Troſt, des Troſtes beraukt. 
"Rhein. i — dch noch zumeiken Tod. Matifchiffer 
-W. weift nad, 5 Map bi Mathes, Matthias) 
ſteht für. einen armen, gemeinen Kerl, dam für: einen’ Hi 
‚ fälligen Menfcher {wie Hans; Barthei u. Al) und 
bann: „Die Rebendart: Doftehn wie Map-$0g von, D 
die mittelbeutjch und niederdeutſch borfomme’ zur Bezeichnung 
des albernen und weibiſchen Weiens, if früher auch in 
Schlefien bekannt gewejen; die beiven Worte bebeuten nichts 
. weiter als -einen weibiichen, albernen Kerl.“ Aus einer- Hands 
fchrift vom-g. 1629 Hat Abrian a x.) bie 


=. Mathesfop.- 


= 225 





. Mau) (thein. wt.), fon. das ſchd. Mante (Kranfpeit 
am Fuße des Pferdes), aber auch vom A ehren 
Maudfrautn, (Jofteln), Natterfopf (1 
Mouf, Maukel:-f (xhein. —e——— 


und Gelb, nach Weigand rheinaufwaͤrts borgedrimgen aus - - 


ittelnteberf. (16. 35.) muyk d. i. muik, mit unterbrüdtem d 
ſtatt des ältern muydick; ober. beſſer mnedeke, mudeke. Dieſe 


nieberl. Formen Ad gumde) bie Duelle für Mautjch(f:d.), .. 


Kinnen fie aud für Mauf fein. Doih barf dort ahd. mütte, 
ö & unhb; müche vergliöhen werben, welches feptere Wort 
(ion einem Stamin muk, miauk‘, mjuka) zunaͤchſt den Be " 


u bed Berftedten, Heimligen, dann exit den des Heimlihen -. 


öbtend, (Meuhelmärher) hat. 'Dgl. mhb. -mocken, 


mcken, mnfchen vetfkedt, heimlich Jein,. Nümen, mangen. 


heimlich nafchen 6 2003, baiet. FZargen Heinlid bei. 
Seite gebrachter Vorrath San. '2, 544) 
aul n. (chein. wetterau; Ruß; Bittgenmbitin. 
Cinne auch bei Lichtenberg und Böth 
Mauten iunterrhein.), mauljen, NE ulgen bin), 
a Maul tig braudien, ſchtmpfen· ꝛc, Baier, maulzen, 
monfezem (Sm: 2, 565, 
Mäulen fie (Breubah), fich ‚hören Taffen‘, nnrrten. 


. Manitkog, ves dide-Stüd 9) Sol on ‚beiben-Ethen . 


des Rachen, woran ſich die Breter fügen. 
Wauizäden. 2. {8.),: Beihwäg, » @: Es iſt ein M. 


Mautjämäher wChen) der eiem andei nät,. 
„wie er es gerne hört. 

Maulwurf. "Wolter. . 

Miunfh, Waunfd, Moinfe, Meunfä, "Hanne 
ſchel (8. we), trauliche Benennung "der, Katze, wetterau. 
Rinſch, Munſch, nah Weigand ſtatt Mintſch, 
Auntia mit eingeſchobenem n auß.baier. Mip, Muß. 

Ga 664 664), ital. mieia, mucis, inuscia, ſpan. ıniza, 
Ge au. mittellat. 'musio' — er: Grimm d. Wor⸗ 
teb. 2, 562 erklart minder wahrfcheinlich Miez Mip, 
Muß a Bm des Hin m aus Bufe, ale Make), 
welche Ichtete Formen nach ihm aus dem Lodruf bus busl 
568 büSl gebildet find und an Bftl’mahnen. 

Ma aunfen, maungen (8. wot.), 1) miauen, wie 'eine 
Rabe Ächreien; 2) Tangjam gie end” und kaum vernehimlic, 
weineriich ſprechen, auch maunſcheln; 3) weinen, Maun- 
ser, Maunzer maunzerig, von mauen, miauen, Br 
inhd. wen, nach dem — * 


276 


Maus wie Mutter (8.), einerlet, 
Mäuse, Manfelde, Lieblofungswort ber Eltern 
en ihre Heinen Kinder; vgl. Zroſch e, Haͤmmelche, 


äfde. 
Mäusgestalt wird in Caub von der Kälte geſagt, 
bie. bei nebeligem und duftigem Wetter herrſcht. 
j Mänje mach en (Z.), nicht ufeihtig fein, andere benfen 
. ald man ſpricht; eine Anfplelung auf Zafchenfpielerkäufte; 
doch vgl. auch Dudmäunfer. 
Mauſer m. (S.), eine Art Hausratten mit langen, 
faft kahlen Schwänzen; in Goblenz ift Mautſch eine Rape. 
Mäuferlamm n. (8.), Lamm mit kurzen, ſpitzen Ohren. 
Mänfert (Iſtein, Hadamar, Königftein, Lorch), 1) ſva. 
Mäuferlamm; 2) Wenſch mit kurz gejchnittenen Haaren. 
- Beide Wörter find wol an’ Maus angelehirt. 
Mausfänger heißt hierand da der Maulwurfsfänger. 
Mauſig (8. wt.), vorlaut, nafeweiß; im Stillen böfe, 
Fi gr, von maufen flatt maußen Die Federn iwechfeln, 
o Bier ſich herausputzen. 
Maustobt, tademaustobt, mans, manfe 
ill, mutlermaufeſtiti, muremaufekitt find Verſtãr⸗ 
geht vom tobt und ftill. 
WMautch, Muth, (8), Muss £, "Maut, aber nur 
fr Di um e8.da’ völlig reifen zu Ta, aud) Baier. (Sm. 
647) im Elſaß Mutti; ſchweiz. Mutäd, Mutad, 
Mutig, Mutis (St. 2, 2235) heimlicher Zorrath an Geh, 
Obſt, |. Mauf; ahd. . mütte, mbd. mäte eig. die Vorrath 
Tammern ber Mäufe. Mupd) iſt, wol verborben für Mutd. 
J Maynleut (olt.), „Und thaten Das vorgenannte Mayn⸗ 
leute und Bauern alle hernach.“ Lehr. $. 159; es iſt das 
mittelniederd. mein gemein. 
Mazeliebhen (Wehen), Mazelimchen Moplim; 
gen (Hadamar), Maßliebchen (bellis perennis), bei Stieler 
asliben, Maslieben f. Maßlimmer. J 
Masicbillden nennt man bier und da am Rhein 
und Taunus, au auf dem eine etwas einfältige 
ziert . gedige Weibsperſon. Daß Wort, auch plattbeutid, 
— aus zwei Vornamen aufammengefloffen (fo Laten« 
dorf in: „bie beutjchen Munbarten“, herausg. v. gm 
mann 1856. 3. 9. ©. 5 f.) etwa Matthias Sybilla? 
Oder ift (wahrſcheinlicher) —8 ſva. Mag in Mabfot 
und Billchen & d;) jva. Bildchen? 
Medel £ (weft.), Biege vom Laut med. 





277 





Meet f. (Selters), Eidechſe |. Mille. 

Mehn, mihn, mehner, mihner (rhein. weft), 
ae . Ber me — dot 43 I ak Kr fü s 
do en mibn ze fenne; fein Rcithe mehn.” Yirmeni 
2%, 74. 87. 90. vr " 2 

Mehr, der Mebr fein f. Mär. . 

Mehr (Schwalbadh), beinahe, z. B. „Es konne (fönnen) 
mehr brei Woche fein: S. mäa. ö 
FR }. maͤriſch. j 
Mehren (rhein.), 1) Badmehl mit Sauerteig miſchen 
ur Gährung, um Vrotteig zu bereiten, einmehren; 2) den 

en am Ufer feſtmachen; erftered ift m&b. mern ein⸗ 
tauchen, umrühren, bf. von flüffigen Speifen gefagt; Tehteres 
mbd. merren befeſtigen, anbinden urjpr. wol zurüdhalten, 

Mehrgare (vlt), Wermehrer, mhd. meraere. „Deren 
hieß einer Herman, der warb feint ein gewaltiger Landgraff 
au Heffen, und warb ein Mehrgare feiner Ehe.“ Lehr. el 

Meier (bein), Meiering m. (weſt.), Miere (alsine 
media, und stellaria media). 

Meint f. mienft. 

Metfe. Wer eine ſolche in dem bei Lahnſtein beginnenben 
Eprterburger Wald fleng, fiel dem Gerichtsbann anheim 
(weshalb die Meife auch banmeise hieß) und mußte 60 solidi 
(Eäilinge ſ. d.) bezahlen, wie für einen geſchoſſenen Hirſch. 

. 587 |. In einem Creuznacher Weistfum heißt es: „Wer 
ein ſt er zin eife fahet, der {ft vmb Leib vnd guet, vnd in v. 5. 
anſers Herrn) vngnadt.“ Wer im Rheingau eine Kohlmeife 

1, hatte eine Talde Henne mit fleben Hunkeln und zwei 
Mart gu geben. Br. 285. Gw. 2, 152. 

Meifekarn. (rhein.), Meifekorb, |. Kar. 

Meifter 18.) heißt der Scharfrichter und der Schinber. 

Weiſtlich (vlt.), meiftens, meiftentbeild Lehr. $. 19. 

Meizern, mögen (8. weft.), quälen, plagen; genau 
Yandeln bei Kauf und Verkauf, wahrfcheinlich aus dem lat. 


Netes j Mätes. . 
Melber, Molber, Mulber f (weft), Heibelbeere 
(raceiniom myrtylius), in nd: Gegenden auch Moorbeere, 
— Im. 2, 568 hat Molber für Himbeere 
rabus), 
ab melde heißt vielfach der weiße Gaͤnſefuß (chenopod. 


Memm, Memmpel £. (thein.), 1) Mutterbruft; 2) 
Enter der Säugethiere, Bf. der Kühe, Ang. ber Memm, 


28 


die Mamme, die Memme, Iat. mamma ; Diemmelapp, 
Memmelutfd ein Rind, welches gern und Länger, als 
die andern, bie Bruſt trinkt; aus Memm und Intfde 

Mene, Möne, Mine f., ein, in ber Lahn | 
ben Heinern Gewaͤſſern bes Landes häufig —e 
Fiſch (squalius leuciseus, Heck,). 

Tneneg (plt.), Fuhrweg, Tommt in alten Urkunden 
vor, mhd. menewec von mene Fuhr, Zugvieh, von mhb. 
Aid ah, menen, menjan, mittellat, minare, fgang. mener 

führen, treiben. \ 

Mengelden (Hachenburg), Minkelchen Hadamar), 
Y, Schoppenbled,, fein Inhalt; in Dönabrüdiftdas Mengel 
H Kanne; vgl. Mintel, | 
“ Mengweibe (olt ), foa. Mitweide, Luppelweide 
(1. d.), kommt in alten Urkunden wor; auch heißt fo noch 
mancher Gemarkungstheil. 

Menid.n. em. weſt.), ehrbar die Geliebte, wie 
Borſch, et ber Geliebte. 

Menſ(z)ekalb, Min (z)etkalb, Menkelkalb, 
Minkelkalb Weſt. Laumsn utterfalb, in Coblenz Min: 
gertalb, Miezekalb, nad Weber in Schlefien Mie, el 
das Kalb. St..2, 211 Hat die Mintſche (in Mei 
Moſche), Färfe, ie im dritten Jahre zum erfienmak kalbt; 
Sm. 2, 604 Mänzküh, mänzige u die dieſes Jaht 
nicht — und ſtellt dazu ital. manza Rind, das noch nicht 
zum Stier gegangen if. Auf ben Salzburger Alpen heißt 
eine nad dem Stier- verlangende Kuh menzen db. i. fe 
nicht Ali getafen, fondern noch zurüdhalten. - 

betont und unbetont, Dialektform für wit, 
man; Me *&. 20, Di. 181. | 

.Merg, Merig, Met Inutet auf bem Weſterwald 
us ud) per und da im Rheingau, z. B. in Kiedrich in Bf. 

ort Berg,.z. B. Molmerig (Mahlberg). 

.. Merk: in ber we.) Rda.: zu Metk nehmen. „Def 
Bun aid) mer zu. Merk genumme.“ Firmenidy 2, 76. 
Werwes Crhein.), mürbes Badwerk. „Gar Mittags 
Kaffee ſchnuggele un —** VLennig s. 

Delle ſ. Miſſ 

, ſchd. — Y, Malter haltendes Maß, uhd 
möste Kat mögte, iſt rhein, nicht gebräuchlich, wol wi | 

Metten, das find volle M. Crhein. .)ı 
ſagt man, wenn in Folge der Trunfenheit tolle Streiche A. 
macht werben. „Der Begrif des Lärmens iſt mit b 
der (Bumper- oder Bolter-) Metten fo fehr um 


279 


mölieben, daß dieſes Wort in ben meiten Fallen 
—2 ſtatt Betöfe, Gepolter, Geſchrei gebraucht wird.“ 
m. 2, 

Mepeler, Mepler m. (S.), Metzger, ahd. mezilari, 

mezelari, mezalari, mb. metzeler, aͤnhd. Mepler, Meper 
. Ier, wahrfeheinli vom mittellal. macellarius. 

Meplochn. (weft. Idſtein), 1) Kellerloch, das durch 
Die ganze Mauer geht; 2) Loc im Innen d der Kellermauer, 
um etwas darin aufzuheben. 

Meunfd j. Mäunfd. 

Mezter (unterrhein.), für Mepger, ſ. Megeler. 

Mözern |. meizern. 

‚Mid f. Bad. 

R Midenid f. (weh), Mech anik am Wagen zum 
Hemmen |. Kannid. 

Mienft (chein), meiſt, in der Lehr. meinft. „Der 
meinſte Theil waren Ritter und Knechte.“ $. 229. 

Mieshen n, (Selters), Meife, 

Miep in der rhein. Rda.- „ſich nicht mieß machen“ 
d. i lieber auf eine Kleinigkeit verzichten, als fein Recht 
fuhen und Be I ſelbſt und Andern Unannehmlich⸗ 
keiten machen. Iſt ed das franz. mis (mal mis = ſchlecht 
gekleidet), ober Dehnung des ſcho. miß? Das griech. Mile 
anthrop- ( Menſchenhaffer) liegt zu. weit.ab.  - 

Ra Minh (Diez), tranlihe Benennung der Rabe, ſ. 

Mil uppe £. (thein. weft.), fig., weichlicher Menſch, 
der nichts ertragen, kann. 

- Mildigen (vlt). „Doch mogen, der Balpobe (fd) 
vnd der lantman das mildigen.“ Gw. 3, 489, 

- Milih f. mählig. - 

Mill, möll, moll G. hein weich (vom Obft), 
reif lat. —8 franz. mol. Sm, 2, 569 hat die Molen, 
Mollen das Weiche im Brot, im "se jenfag der Rinde. 

Mill, Möll f. Cıhein.), fva. DWauth 1. d.).- Das 
Mill! eihen, in Caub die W fälle von den Chhieferfteinen, 
die auf) im die Weinberge gebracht werden. S. Müll, 

illen, möllen € weſt.), mollen (unterrhein.) 
die GErde Ioder machen, bj. Kartoffeln Behaden, wol von dem 
nd. das Mull = Indere Erde, Boll. zul, und Died vom 
ahd. molt, molta ſ. milmen. 

Milmen (often, Limburg, Hadamar); milimern 
(BWallmerod), miltern (Ufingen) aufrütteln, irüb machen, 
bf. den Kaffee mit dem Kaffee, rhein. mutteln. Vom 


230 


goth. malma, ahd. mhb. melm Staub; goth. mulda, ab. 
multa, molta, mbb. molte Staub, Erbe, woher unfer zer · 
malmen und Molde. . 

Miltha m. (Taunus, rhein.), Milthau, Mehlthan, 
ahd. militou, mhd. miltou, änhd. miltamw, miltouw, 
miltau, meletaumwe (Diefenbad Gloss. 502). 

Mimäder, Mumäher, Mimächerſche, Mu 
macherſche, die Käpin, beiSch. Miemche übh. Die Kahe, 
Mienz die Käpin. 

Mine f. Mene. 

Mintel m. (chein.), Biſſen (Brot, Fleiſch). Hoff: 
mann hat landſchafti. minfen verftümmeln; vgl. hol. mink 
Zerlegung und monkeln. 

Minkeltalb ſ. Menſekalb. 

Minkelchen f. Mengelden. 

Minnern ſich (S.), fi plöplid und unvermuthe 
äußern, regen, einen Laut von fich geben; Hoffmann hat 
— mimern in Gedanken jein, gehen, vor ſich hin 
prechen * 

Minnewitcha (Salz A. Wallmerod), Schwaͤnke. 

Minf(s)efald |. Menſekalb. 

Mipfen f. müffzen. 

Mir, betont, Dialektform für wir, f. mer. 

Mirmeln (Schwalbad), aufrütteln, trüb machen, ſcheint 
fatt milmern (f. d.) zu fiehen. 

Mirſchmarſch, Dialektform für Miſchmaſch, Unter 


eif. 

Mid f. Mufe,. - 

Miſchkel (Wallmerod), naͤrriſch; in deſſen Kopf alles 
durcheinander gemiſcht it? Vgl. Giſpel. 

Wiffei, pl. Miffelen, Streitigkeiten, Mißhelligkeiten, 
mb. missehölle, findet ſich in alten Urkunden. 
Wiſſeln (Braubach), zweifeln; heimlich über ein Ge 
rücht Sprechen; davon Mifjeling Zweifel, Unannehmlig keit 
dj. Difiel). Sm. 2, 633 hat mifelfüchtig mir ber Mike 
Keen behaftet, dann auch grämlich, unmuthig, ein 
ü 0: 


, itterzig (8.), moberig riechend, eig. wol mühber 
dig, vom nd. Mudder, Mudde, hol. modder, jpätermäb. 
LT ', moter. 

Milweide (vlt.), joa. Mengweide, Kuppelweibe 
(f. d.), Eommt in alten Urkunden vor, 

Modelf. Mud. 

Möffert |. Muff. 


281 


Möge £. (vlt), mh. müge, möge Macht, Kraft, formt 


oft in r bor. 
Mögeft vlt.) vermögendfl. „Den Allerreiheften und 
Migeften Lehr. A 


neuer (Selterd), Weinbirnen. 
Mohref. Mahd. 

Mohre, Morchel, Muhre heißen (hier und ba weft.) 
bie Möhren, die gelben Rüben, ahd. moraha, moreha, morha, 
morhe, morhila, mbb. morhe, morhel, 'morach, morich, 
moꝛ 


re. 

Mot (8.), Thön, Hol. mooi. 

Molbe, Mulbe f., andermärts auch Döbel (squalius 
dobuls, Heck.),. ein Fiſch in größern und Alcinern Stüfen 
mit ſtarker Strömung. 

Molber |. Melber. 

Moleis, molas (Wallmerod, Selters), d. 1. mal 
ein8, manchmal, plattd. maleis, Baier. a malns einmal. 

Motte, ſchd. f., bei Gellertn., rhein. m. und.n., mhd. 
das molchen, aͤnhd. das und der, fpäter die Wolken, 
tommt nur im Süden des Landes vor, im Norden Waſſig 
wm Beifig (j. b.). 

Moll, möll, möllen f. mill, millen. 

Molle f. (Schwalbah), 1) gebrannte Erde, Bi. ge 
brannte Heide: oder Rafenerbe, ſ. mill, milmen; 2) (Ufingen) 
Kröte, verborben aus Molchẽ ober weil ſie gernein mollem 
Boden iſt? Mb. ift ber mol, molle, aht. mol eine Kleine 

fe |. Meel. 

ollefopp m., fva. Kaulgnappe, Dickkopp (].d.. 

Molleng, Molling, ohne Artikel (Naftätten, Hadas 
mar, Limburg), Loderheit des Bodens, Ackers. Der Uder 
hat M. d. i. feine Schollen, ift Ioder und weich, von moll. 

Molles m. (Goarspaufen), tſtier; in der ſchwaͤb. 
Rinderfprache.ift ver Mol, Moll, Mollein der Stier, 
dann Stüd Rindvieh (Sm. 2, 568). 

Molter m. (8. wt.), was ber Müller vom gemablenen 
Setreibe als Kohn für ſich behält, mhd. das multer; Davon 
moltern. - : 

Molter, Molterthier, Molteruff, Moltruff, 
Molteroff, Moltroff, Molterhaufe, Molpert, 
Molwert m., in Raflan und Heffen borfommende Namen 
bes Maulwurfs, Anhd. Maulworff, Maullworiff, 
Naulwerff, Moltworff, Moltwerff, Mollwerft, 
Rolterhauff, bei Stieler Mullworp, ahb. multuurf 
(multwurf), müwörf, mäwörft, mhd. moltwörf, moltwurfe, 


.282 


mülworf, mülwälf, müwerf, eig. das die Molte (f. mil« 
men aufwerfenbde Thier. 

olterhauf (vlt.), vom Maulwurf aufgeworfener 

—— „Die Hofleut ſollen molterhauf ſcharren,, Gw. 

Mommeln f. mummeln. 

Mompar, Momper (vlt), mhd. momper, mumbar, 
muntbar, muntber, munthor, ahd. muntboro Vorfteher, 
Vormund, auch oa. unfer Ginnehmer,. Rechner, Fommt in 
alten Urfunben vor. 

Mondfchein nennt der Vollswiß bie beginnende lage: 
Der. bat Mondichein. 

önef. Mene - 

Monkeln (S.),. etwas Trockenes eſſen, 3: B. Brot, 
nach 8. verwandt mit ital. moncare (zerftüden), Tat. micala 
(Krümhen), engl. to ınunch (frefien), franz. möcher, mi- 
chonner (fauen); Mintel, mbd. munke Brei, munkd 
(iRastpeitt) und (bad St ‚ 220) münggelen wohl 

ehaglich und ſchnell Fauen. . | 

Moppel m. (Hadamar), Band, woran Weibsperſonen 
ihr Kreuzchen am Halje tragen. 

Moppel, Moppes m, — .), kleines dickes Kind, 
dann Kofes und aud) Schimpfwort; ich will bir was moppeln, 
Rönigftein, rhein.), e8 bleiben if. Dieſe Wörter ſcheinen 
vom nd. Bun enamen Mops fibertragen, ‚ber vbd. Chaier.) 
Moppel; sicht (8m. 2, 605). 

Möpfen f. mäffaen. 

Morchel f. (S. 28 fig. von dem Schwamm gleichen 

- Namens, (ahd. moı morhela, mhd. morhel, moreheli, 
in bi, ale, aufgefchwenumte bein. auch etwas ungüchtige) 
bperſon. 

Mord ſteht hä ar Verftärting vor andern Wörtern: 
Morbtert, Mordjuds wa Bol. Goͤtts, Hunde, 

eib - 

„_ Mörberli ſteht wie Mord oft bioß verfärt, 
Se eile ja. merbeslich.“ Datterl Fa 76. „Der Brief # 
“ merberlich feſt zubitſchiert.“ Streff 8: . 

Morgel (8. jelten ı,. ſva. Märg el. 

Morinzigelan, mourinzi lan Rennerod), d.1 
muttereinaigaltein, ſ. Fa elis 

Workelüffſ. Hart Tuff 

Mormel f. Märbel. 

Morn, marn (8.), morgen, am folgenden Tag, mid. 
morgen, morne, morn; dgl. manfemorie, 





29 


Mori (8. ehehi), 9 murriſch, boſe, finfter, Tat. 
morosus; 2) halb faul om Obſt), auch ih, bei Stieler 
mors und mürs, 8, bon mors, nd. murs; vgl ahd. murg, 
mbhb. mure, Tat. mareidı B . 

Borwelkein . Warbel 

—33 


are Wagelieäen. . 

Moftern 1) (chein. unterrhein.),; Weinbeeren mit de 
Mofterfolben, Moftkolben zu Roft zerſtoßen; 2) (8. 
Sauerkraut Beim Einmachen einftampfen; inhd. moestern 
zu Moft machen. 

Moftert, Mufte m. (Raftätten), Senf, ſchd. Moft- 
rich, webuͤrlch no. Muftert, Hol. mosterd, franz mou- 
fardo, mi mb. musthart, mostert. 

Mott m. (Gaub), Nebel, Hol. mist. 

Mötterf. Mütter. 

Motteregen (unterrhein.), feiner Dichter Regen, Net el⸗ 


Tagen, ze 

—ã (Herborn), ſich in warme Meiber Motz en 
Kb) ſgutten font mutfeln (f. 

Mop en, ottſch, FH Müpen, Muͤtzchemn, 
aa Pets, Frauenwamms in verſchiedener Geffalt, bei 
Sieh er Mopen, baier. Mutz, Mugen (Sm: 2, 664), 

motr. 

Mopen (8. wt), mißlauniſch, verdrießlich fein, Bf. 
—— einer Bam), neben Gi Mo, M u — 
vd: Mottekopf, mogig. „Amwmwer -alleweil fe 

“ glei ihre ‚Moktetopp * in Gras ia 

Baer, iſt mohen, mopeln, mögeln zögern at, 
träge fein Er sr ⸗ en ' 
Mourefilt'. murzefill. 
Mous |. mu m 
"Moufde f- Mufhe_- ‘ 
‚Moujoufes (B.), unflätige, ſchweiniſche Beiseyerfom; 
die mors, franz. ber und bie-sonillen; vgl. Mu 
vn Mouse müßen, mid: milezen..' dt m Gramm: 
a a ei £. (Rennerod), Wiefe, wahrſcheinlich eine be· 
ndere, alſo 
Myzig I Aa das Gegenteil von lud bei Brot, 


l. 8, 
user 18) — — ( Moßzen), wahrfein 
id) an das Mu, Muh bes wiehes angelehnt. 


284 


Wuch Bach. 

Mut G. wt.), 1) Mutterſchwein, mhd. wocke, bei 
Gw. 1,:639 moike, bei Diefenbach Gloss. 521 mud, 
mude, mode; 2) unflätige, ſchweiniſche Weibsperſon; 3) 
Schotenzwetiche Davon Muderei, Gemuck Schweinere 

Mude f., gerne im BI. Muden (8.), unfreundliche 
und binterhältige (heimlich zum Hervorbtechen gehaltene), 
tüdifche und Häufig eigenfinnige Laune; davon Mudes heim: 
tũdiſcher Menſch (Rheingau); |. muden. 

Mudel, Model f.Königftein), 1) Schwein, |. Mud; 
2) Feine mohlgenährte Weibsperjon, Kind; mudelig |. 
madelig. . 

Muden.(rhein. weft), durch Munbftellung und fonfige 
Zeichen dem Undern die Karten verrathen; baier. muden, 
mudezen, mudßen (Sm. 2, 549) leife, verftohlene Be 
wegungen machen, ‚ober Laute von ſich geben, aus Furcht, 
— Sinterli, bi. aber auß Ärger und Verdrießlichkeit; 
vgl. Mauck. 

Muden, mudjen (8. wt.. regen, einen ſchwachen 
Laut von fd geben, ah. —e—— jhd. „Weis 
Maad un Knecht die hun fih net gemudt.” Lennig 44. 
Budenarih m. ($.), Wirbelwind, auh Sauarſch; 

ud. 


Muddeln, mutteln (rhein. unterrhein. weft.), auf 
rütteln, bſ. ben Bobenfag in einer Flüffigkeit und fo bie 
Blüffigkeit trüb machen (jonft milmern); der Muddel, 
mubbdelig, engl muddle, holl. modden, ſ. Mutch. 

Muellfehe (ölt.), mb. mülvihe d.t. Mühlenvieh 
queitfebe ift eynes apts vnd eynes fauts gemeyn.“ Gw. 


Muff, Muffert, Möffert, Mufffad m. (8. mt.), 
mörrifcher, verbrießlicher Menſch, ber. immer dad Maul 
bangen läßt und Andete bei jeder Gelegenheit anfährt; 
muffig, muffen. Sm. 2, 554 bat in gleicher Bd. der 
Muff, Muffer, Muffti, bie Muffel; ähnlich) fehwei 
und str Schon fpätermhb. bei Murner, Brant der m 
mupf bie Verziehung des Mundes, durch die man einen 
Anden zu beleibigen Beabfigtigt; muffen, mupfen den Mund 
fpottenb verziehen; mhd. gemüffe Maulhängerei, muͤrriſches 

el 


n. 
Mäffchen n. (8.), Furze, 4 Finger breite Handſchuhe, 
welche nur 33 Gelenk an ben Sen bebeden und von 
ben Mannsperjonen getragen werden, dad Diminutiv vom 


285 





1 Muff, nd. bie Muffe, holl. mof und moffel, auhd. 
Buffel unh WRuffer, aus franz. moufle Fauſthandſchuͤh. 
Buffet m. (8. wt.), Mundvoll, ſchon mid. mumpfel 

aus munffol, muntvol; muffeln 1) mit vollen Baden 

lauen; 2) von der trodnen Speife (Brot x) im Sad ein 

Stüddhen Speije nach dem ande abbrechen und efjen. 
Nüffzen, mipfen, möpfen-(S. wt.), nad mel. 

dber Moder riechen ober ſchmeden, Bf. anfangen jo zu riechen, 

wie verdorbenes Fleiſch, Hol. muften, ſchleſ. und bei Stier 
mäffen, Baier. muf en, muffezen (Sm. 2, 554), weite 
verbreitet, auch in bie. roman. Sprachen übergegangen, von 

Ruff (Schinimel). 

Nubhammel, Muphammelden eben, Stie 

Rindvieh,- ih in der Kinderſprache, nad dem Naturlauf. 
Wuhtalb n. 1) (et), —S Elm, um bie 

Rinder zu ſchrecken; 2) Cxhein. uuterrhein.), auf 

tinen pumpen und dummen Menſchen; 3 San, Zucht · 

fie; 9 Braubad), Kapfel der Herbftzeitloje. 

I heißt in Heidesheim bie. Frucht, bie anderswo 

—8 ¶. d.) genannt wird. Das Bon, ‚ef gebehnteß 

mull, wolt, mill.mit etwas · abweichender Bi 
Buhl, "Moulf. 8. vhein.y, Badtrog, os. Mulde 

Dan in weiterer Bb.), ah. malhtee, muoltra, mul- 

tere, mhb. muolter, mulde, mol 

fat. mul Ar 


geben —— und —* 
Hulbe |. Molbe- ö 

Müll, —— — 
geſtein, Gemält; ahd. gamulli, mhb. gemi . 
teiben Entftanbene; müllen ahd. mulian, mullan, — J 
willlen; vgl. mill, milmen - 

Rüummeltuti Schwalbach), Mifttäfer. . 

Mummeln, mommeln (8. me) gel mich reden mit 
fi ober Andern, auf heimliche Weiſe ein Gerücht verbreiten; 
mommlich, mommerlid. „Bas mummelt, deiweli 

fi“ ein Praeiänenbes Sprigioont . Königftein) „|. hexen. 
% Wort, bet Luther mummeln, nd, mummeln, holl. 
mommelen, altu. mumla, ſchwed. mymla, dan. mumle, iſt 
allmaͤhlich auch ſchd. geworben. ö 

Munds, Monds f. (8. weſt) Sub; mundfen küſſen; 
mundferig üpluftig; . ‚and indie, mundi, von 
Rund.gebilvet, wie lat. um ‚von os. . 


i 286 





Wunkeln (8. =), gen von einer Sog — 
unhd. munten, munfels, holl. morckelen, iR allmaͤhlic 


fehd. gewi 

. —E Nebenform von Mautch, ſ. d. . 

Muͤr (Marienberg), Dialektform für märbe, ab, 
muruwi, ‘murwi, inhb. nürwe, mür, ‚grwacen aus oid 
ar, maär (Em 2 ),.nb: moör, a. Imaro (Gen. mu; 
rewes), mb. mar (Ben, marweg). 

. Wureſtill, murxeſtill, murremausßilt, mute 
wnausfill, „moureftfil (vom. Nein his auf den Weiter. 
walb), b. L mutterſtiri, fehr il; f. mutterfelig. 

Murten ‚Cunterehein; Y) das Brot in Städe (Murten) 
fönelben;: dgl. murkfen.⸗ 

Murk ſen (Wiesbaden), ort iin tb — 
ab murkſen, exmurkſen. n urten; murkfei töbten, 
abſchlachten, nad W. verwandt mit murzen, mugen, lat 
mutilare, ital. mozzare (fejneiben, verftümmeln); "|. mark 

ſen. gl: auch -mittellat.. morsellus, : mb. mursel, altfrauz 

moroel Bifjen, Stůckchen. 

Mus, Mous n. @.mE), ) Febtraut,; als Kappe, 

Kohl x; * dicker Bret, Bf. wenn er ehbar und aus Pflanzen 


2 ober Bflangenftffen bereitet Kt; af mb. muos, barın 


era mrg, m 
uſch, Müſch, Miſch, MS wei), ud. um 
nieberrhein. Mitch —— ic, 2% mittel, | 
mhd · ie, fränz. mouehe, lat, musca. 
Muſch m. en), Moos, ahd. mihd. indes, Int. muscen | 
Muſche, Moufche-f. (weſt), mmorbentliche,..bf. is 
Gchleitetuf au be — 1) —— — 
> fon mihd. muggensun, ımutzensun Hurenſohn) Muſche, 
Mutfche iſt ſchleſ., bater.; fhwäb.,.jchweiz. Sub; f 
Mutide untere Beiköperon (Se. 2,225),- baier, g 
- meine Birne (Sin. 2, 642), nd; Mupe Madchen und ge 
meine Dirne. Dis. an {ft entlehnt aus fpan. moza Mid 
hen; dies aus Tat. müstüs dung, nen, fiih; vgl Mutſq 


und Dunfel--- 


PR Riuisi.m. „ @nigien), inet 
. _ Mufcheln 1) crhein), den Hintern lecken: Du Lasst | 
mic muſchein; 2), — angiehen; 3) —S— mu 
j nee le an Di t ben’ Händen 
"fein; ——— meh ren one er 


287 


Mufetfen (vft.): ‚ „Die Unterwäriume waren Sefafft 
ait Stüden von Panper, das nannte man Mugeifen.* Lehr. 
$ 47.; wihb: müsisen, 'müsenier den Belleidung ber Arm 
uuäteln, von’ mb. inds "Muskel; 6f.. Armmuskel. : 

Muſikanten habeu (Habamar, thein.), bie te” 
haben, vom fortwährenben Kraben, fo genangt. . 

Maße f. Moftert. 


"Mutb-Haben es Crhein‘), eiwas beabfichtigen, — u 


wollen. „Was, haft du Muipr Er bat Muth, das Spiel‘ 
een tt: SI Med Si ix matchig 

u u er, Schimmel; mu . 
mutcen; ſchd. und nb: RR dde, davon mybbi 8, 
hol, .modder , engl. mud Mober,. Schlamm, |. mudbeln; - 
N ——*8 Gewachs in ſtiliſtehendem We ler; 9 an 


Bi 3); Rodrif Für Rindvieh dann. te Mutſch 
Mutſch eich e Kalbchen (Körtigfteim), Seien, 

Tor Mötie Gen, ae Em: 2,658) Kalb, 
in a Mutfchel Kub; f. M ’ 

Matfchar, ;mhd- muotschar, Ichan, Sein nad 
Wathepung, form in alten Urkunden vor. 

"Mutf eich⸗ in 1). — ve, weiten. 
—— 2) Kalbchen 

But I n,D Feel. m. nudeln ſtreicheln 





; fehlef; mupen- tänbehn, fpieten, ſ mahrelenz; - 


Nr (ihein.), heimlich thun; 3) (xhein.), eimmwideln, lieber ein. . 
An —A PIE Geheimthuerei. 

Mutſchen, —*8 Ebuigltein, die Haare in Uns. 
ertnung bringen. 

Wuttgmatiirel; Weſhuiaſch 

le (unser et cr udterrhen y de 

tter er’ heißt (rhein. in.) der non 

der Dprgtet Heftelte Srudgtmeffer. App, thutto, mutt, nöd. 
mutte, mätfe, mütt; müt, Tat. modius Scheffsl; nhb-sale- ". 
müttsere Salgmeifer; mbb. mütteln den. Gcheffel mit dem: 
Aingefäjitteten Getreide aufftoßen: * 

aarerklume, Heißt im Dietharbt A. Naftatten die 


Muttern ſich (rhein), ber” Wetter nahen, ichon 
bei Stieler muttern, mätserhz vol . patern. . 
-Mutterjelig, mutteral ein, mutterfeelallein; | 
mutterfeligaltein (wt.), muttergottöfeligalfein" 


; Häbamat); d. i. ganz ullehn: Abentinus hat mut: = =" 


fealtein, nedent und mutterdioh; mhd. viuccerdꝛ 


[RR BEE 


ang bloß. Pu kommen noch dor muotereine 
vn u allein). und muoternacket (ganz nadt); lepteres Wort 
A 16. Si Ei? ſehr gebraͤuchlich; ſ. auch —e— 
‚Rain Muttermenſch, kaine Mutter: 
re y i. naht “Ein Menſch, nicht Cine Seele; „Unter 
Schnee auf dem mutterjeligen Boden Tiegen“ b: i auf 
dem bloßen, nackten Boden. & 2, 227 hat mutterfeels 
alley; erfelih aufgenon mutterfgelignädig; 8 
hat mutterjelig aufgenommen, ich habe das Wort noch 
— gehertn in Rennerob ſagt man morinzigaflein 
(k -&n allen diefen Wörtern dient Mutter, Botts 
ie Sede bloß zur Verftärtung, wie Gotts, Mord, 
Neids, Sinn, Sande, Selig, feelig if hier aud 
Secte "gebildet, nicht das fu —E adj. ſelig, 
Das nicht zu Seele gehört. Die Erklärung, „von Ale 
verlafien, felbft von der hut der Mutterſele, bie ih 
früher. mit Grimm u. A. ‚angenommen, ſcheimt mit heute 
nicht mehr annchmbat. . . 
Müutz ſ. Munds. J 
Mugen, u Maßtzchen, ſ. Mohen. 
Wider (vlt.) ‚-abfchneiden, wol beſonders verzieren. 
„Die junge Männer trügen kurtze Kleider, die waren abge 
[2 mitten auff ben-Senben, unb gemügert und gefalten mit 
. engen Armen.“ Lehr, $: 36. Mhb. mutzen abftumpfen, abe 
. Händen. S. flügern und aufmupen. - . 


N. 


Ng, Dialektform für genau, im Rheingau’ meiſt nut 
von Sehen und Hören gebraucht, auf. dem Weſterwald auch 
für fparfam, puͤukilich mhb. genouwe, agf. ‚haar iparſam· 
it ne Armen a EN lich 

aber m. (8), wer ’ ohrer, Sf 
oberpfaͤlz. Raber, boier: Näber, ker aachen, 3 vr 
biger, Näbinger, er Nägbor, Rau. su Neir 
er, Reuger (Sm. 2, 669. 686.), ſchweig. wär, 

En äber, Räumwer, Näner (St..2, En) 

, nabigör, nal A nagewer, ag. —8 
negbor, na ber nägwer —8 neper, nepper, 
Hr eig. Bohrer. &vich ge) für die Rabe d. h. 3 " a Bohren 

jelben. J 

Nahbalgen (wt.), auf das, "was geſagt wird, „etwas 
fagen, daß legte Wort haben, ſ. balgen. 


289 





Rader, joa. nad in Bezeichnung ber Richtung auf 
einen mit Namen angegebenen Ort, ift obd., (auch hd. 3.8. 
bei Schiller), finbet ſich aber öfter8 in einem ungebrudten 
Oberlahnſteiner Grängbegängniß von 1638. 

Nahheuern, nachhauern (8.), das Jahr vor dem 
berloffenen, ſ. hauern. 

Nädler m., Kleinſchiffer, der nur einen Nach en bat. 

Rahfpreder ſ. Hinterſprecher. 

Rachſtopf, Nobflopp,.m. (thein. unterrhein.), eig, 
ein Menſch, ber gleihfam nachgeſtopft werben vol, " 
wenn er nachträglich zu einer Geſellſchaft eingelaben wirb. 
„Ich will den N. nicht machen“, ich bleibe weg. 

Näht, nächte, nachten, nmähtend,. nähent, 
neicht, neichtend -(weft,), geſtern Abend; ohnignädt, 
ahnignäcdht vorgeftern Abend, Mhd. nehten, nehtent, 
adverbieler Dativ Plur. von naht bezeichnet die vergangene 
Naht, aber aud ben dieſer Nacht vorangehenden Abend, 
jafogar Tag. I. Pape hat injeinem „Friedrich yon Spee“ 
1857) nädhten wieder eingeführt. \ 
Prada) Crhein. unterrhein.), ber zweite Theil ber 


‚ Rad m. ift (unterrhein.) der Name verfchiebener Felſen: 
Hinternad, Rabennad, Wolfönad u. a. Das ahd 
hnsc, mhd. :nac bh. Naden, aber auch Höhe, Spige. . 

Rakckarſch Crhein. wt.), Nackelarſchche, Nadärs 
[Helge (wt.), Nädesche (Montabaur), heißt bie Herbft- 
xitloſe (colchieum autumnale), weil fie ohne grüng Blätter, 
alſo nadt hervorſproßt. Zu 

Nackis, purlarfhnadig (rhein.), purinadig, 
pullnackig (thein., Wehen, Idſtein) nat, ganz nadt, nadt 
zum Bydeln; mhd. nacket, neckent, ahd. nahhut, nachot, 
nakot; goth. naqaths. 

Rabe f. Narte. Bu 8 
FR —S— marsssstume (ehein. unters 

n.), Slieder (syringa aris), 

Rah, Mähe f,, platted Fahrzeug auf dem Waſſer; 
«hd, näwa, mhd, nawe, anhd. Naue, altn., janffrit. nau, 
grieh, naus (vadg), Fat. navis, übh. Schiff. 

Hin G.), fleiſchlich beſchlafen, auch vernähen. 

Nähkeln,.nehfeln, nehikeln, übh. ſich zu etwas 
hinneigen, baher 1) allmäplid) zu Ende gehen; 2) (Habariar, 
Runtel, Idſtein), Zuneigung zu Jemanden haben, {hm fepmeis 
$eln; eine Bildung aus neigen, goth. hneivan, ahb. huf- 
kan, altf. hnigan, mhd. nigen (neigen und ſich neigend Chr» 

Reprein: Wörterbuch. 19 . 


290 


furcht Bacon), Das Wort ei zuweilen (Selters) auch 
unperfönlidh: es nähfelt nicht d. i. gefällt nicht, wedt kin 
Butrauen. 

Naͤhlich, nehlich (Caub), ſchwach: „es iſt mir nähe 
lich.“ Vgl. benache. 

Nahme f. (vlt), mhd. näme, Wegnahme, Beraubung, 
das Weggenommene, oͤfters in Lehr. 

ahr, Nahre f.(8.), Narbe, "ab. narwa, mbb. narwe, 
“nare, nar, ähnd. narwe, narbe, narb, narre, nare, 
(Diefenbad Gloss, 117). 

abrhellig, nohrhellig (Köntgftein), fparfam um 
gehend, verborben aus nahrlic. 

Nahrlich, nahlich (8.), kaum, Enapp, 3. B. ich ſetzte 
mid) fo nahrlich auf den Stuhl (faft auf den Hnberfien Rand); 
ich erinnere mich noch fo nahrlich (kaum) des Dinge; aͤnhd. 
nähxlich, nehrlich (kaum), ſchon mhd. nerlie —— 
eig. ſich kaum, Pd nährend; agf. nearo, nearva, engl. 
narrow enge, knapp. Auch Bürger. fagt (Lenarbo und | 
Blanbine): „Und Ge es vernommen, und hatt’ es gefehn, 
Was nährlic drei Schritte weit von Ihm gefchehn.“ 
FE En Cunterrhein.), Zwirn zum Reben, auch el 

und pfälz. 

ae (Salz 4. Wallmerod), „Die Kou bot ſchuns 
mag: enätbat“ d. i. bie äußern Zeichen der nahen Ge | 
burt Baben A fi) eingefelt. St. 2, 230 hat nähig dem Ge 
bären nahe. Bon nahe gibt 88 ein Subft, ahb. nähida, 
mb. naehede, Baier. Nähen, Nähd, aͤnhd. Rähend 
und ein Adj. und Adv. nahet, nähent. Vielleicht läßt | 
fi) an eine Verbalbildung nähden, näiden denken. | 

NRailmage m. (vlt.), mhb. nagelmäc, mütterlicher 
a in 7. Grabe, oft übh, Verwandter, Gw. 1, 542. 

agihaft. 

Nal * Dialektform für Nagel, ahd. nagal, »agfın | 
mb. nagel, , änho. nayl, ze, ale, gnat nail | 
Bel, ol, al —X Sa R | 
Range n (unterrhein.), kleinlich ta} * ſchweiz. nd 
len eig. fingern, dann Bei — Din; I pr “4 | 

enawigteit zu Werke gehen (St. 2, 229. 23. 

Narren heißen in Dotzheim und anderwärtß bie Bod: 
ſchuten. Bm. 2, 702 Hat Narr mißwachſenes, unbraude 
bares organiſches "Gebilde, 3.8. an Kohlpflangen, Aumetfehen, 
Schlehen, offenbar das ſchd Narr in etwas veränderter Vd. 

Narrethei f. (rhein.), Narrenpoffe, ſchd. (Böthe 
u U) Narrentheidung, änhd. Narrentheiding, 
Narrenthey, Narrethey, Narrethei, Rarrebei. 





291 


Rarrig (rhein., felten weſt), naͤrriſch, mhb. narreht; 
Sarnde führt mhb. narrec an, aber ohne Beleg, jebo: 
aus narrekeit d. i. narrec-heit zu entnehmen. „In dem Loı 
bot fo & klaner Hansworſcht wie narrig erumgetonzt.” 
Firmenih 2, 78. 

Rarte, Narbe m. (Frankfurt und in ber Nähe), Nade 
(HA, Königftein), Ar de (xhein.), Ade (Rüdesheim), lang⸗ 
rundes mulbenartiges hölzernes Gefäß der Metzger, worin 
fie Fleiſch, Wurſt 2c. forttragen; am Mittelrhein findet man 
auch kleinere für die Butter; im Elſaß Narbe, Närbel, 
ind. bei E. Alberus (1546) der nart, mhb. narte (Urs 
funde von 1358), ahb. narto. Wie hier das anlautende n 
abgefallen tft (Arde, Ader, fo if es bei Naft angetreten, 
f. oben ©. 22, Nr. 162. - 

Nafe, in den (wr.) Rda.: der Nafe nad) gehen; einem 
über die Naſe fahren (die ihm gebührende Achtung nicht ber 
vbachten); e8 hat mich in die Nafe gebiffen (geärgert); es 
fiht mir in die Raje (gefällt mir fehr). 

Näfeln (rhein.), Eleinlich, verbrießlich tabeln, wie Die 
Rıle impfen, fpäterahb. neselen. 

Rafenftüber m. (rhein.), was ſchd. Naſenſchneller, 
Shueler mit dem Mittelfinger wider bie Nafe. 

Naßarſch, Naßaſchelche (S.), Zaunkönig. Wenn 
er pfeift, gibt es gewöhnlich Regen, daher fein Name. 

Raffauer nennt man in Rheinhefjen oft den von Naſſau 

überkommenden Regen; dann in Gießen und in Nafjau 
ſelbſt übh. ſcherzweiſe jeden Regen. _ 

Raſt m. (wt.), Aſt, in Büchern des 16.— 17. Ih. 
fehr gebräuchlich, auch baterifch, vgl. Narte. 

‚Ratäuerlich (S. weft.), beweglich, rührend, 3. ®. er 
hiet Di Del gar natäuerli; dgl. inbänerli, bes 
uerlid. 

Nauf (nuff), naus, nunter (nunner), nüber 
(näwwer) find wt. für hinauf u. ſ. w. ſchon änhb. nauß 
u. ſ. w. f. m. Gramm. des 15.— 17. 35. 2. $. 267. 

Ranpe, Naupen, Noppe, Roppen, Ruppe, 
Ruppen, PL (8. wt.), eigenfnmge Gemüthewunberlichkeit, 
böfe Laune, Faiſchheit, ſyn mit Mude (f. d.), auch Baier., 
wetterau. „Des bot ſei bolitiſche Naube.“ Datterich 22. 
Ar hot noch viele Naube.“ Lennig 72. Bl. neipeln. 

Raus ). nauf. 

Naut f. aut. 

NRäwer f. Raber. 


292 


Nebeln (chein.), fein regnen (wie Nebel), fo auf 
anberwärts, au nibeln, ſchon mhb.nibeln, ahd. mibuljan. 

Nebcw)er, nebew)ig (rhein), neben; neber if 
felmer und da meift vor Vokalen; vgl, hiunig. Es hr 
mir alled neber (nebig) einander, b. b. es {ft mir ganz glei, 
franz. cela m’est egal. . 

Nedjen (thein.), neden, auch bater. (Sm. 2, 676) und 
wetterau. „Daß fe ſchun gene is worn mit em.“ Liebe mit 
Hinderniffen, Darmftabt 1859. ©. 7. 

Ned (Caub), ſva. nied. ’ 

Neeren (S.), nirgends, ſchon bei S. Münfter: „Die 
ntere. zuo (nirgenb zu etwas) nüg ſeind.“ Andere Anh. 
Formen. |. in meiner Gramm. d. 15.— 17. 35. 2, & 2. 

. Nehkeln f. nähfeln, 

Neiht, neichtend |. nächt. 

Neids fteht zur Verftärkung vor andern Wörtern, 4. ®. 
neibsfalt; vgl. Gotts, Dorb, Mutter, Sinn, 


Hunds. 

Neidſack (rhein.), ſehr neidiſcher Menſch, mhd nidhart 

Neidſcheerig, neibſchier ig (chein. weft.), ſeltner nei⸗ 
3 neiſcheerig neugierig. „Deßwehe.fein aich neid⸗ 

chierig.“ Firmenich 76. Das Wort lautet ſchleſ. new 
ſchierig, kon. neuſcherig, holſtein. neſchterig, Ditmarl. 
nieſchierig, danzig. niufchirig, weſtfäl. ny&gyrid, 
holl. nieuwsgierig, ban. nysgjerrig. Nach den legten Formen 
gu urtheilen, iſt das Wort fo viel als neues-cherig, 
neues:gterig. So erklaͤrt Andreſen. 

Ki Re me, neimes, ndime, ndimes (weft.), niemand, 
. ime8. . - 

Neipeln (S.), von Menfchen und Thieren, herumgehen 
und fie bald da bald dort berühren, um ihnen artig zu &hun, 
ober auch diefelben gelinde zwiden, kneipen, e8 jei nun aus 
wirklicher Liebe oder aus Nederei. Neipeler, neipelich 
Sm. 2, 684 hat niffer, nifflen, nifften reiben, wepen, 
St. 2, 238 niffen, niffelen ſtechen, ftoßen, 3.8: mit ben 
Hörnern des Rindviehs, fonft ſchweiz. nopfen, noppen, 
nd. noppen, nubben ftoßen, welche Wörter wahrſcheinlich 
mit neipeln zufammenhängen. 

Neift, neuft, niſcht (S. weit.), nichts, ahd. niwihtes, 
mh, niehtes, nihtes; im Oberelberter Weisthum v. 1507 
Gw. 1, 609 nuift, im Tpeutonifta v. 1475 nuyſt, hol. 
niets, 

Rengern fingen), unverſtaͤndlich durch die Nafe 
ſprechen; Nengerer, nengerig. - 


293 


Reppen Marienberg), nippen (Habamar), 1) beja⸗ 
hend zuwinfen, amniden; ) neppen, nippen, nepfen 
niden beim Schlafe im Sipen, neppen bei Sch, Sm. 2, 
699 Hat naupen, gnaupen Bewegungen madjen wie ein 
Hinfenber;, mit dem Kopf gnaupen, den Kopf finken laſſen, 
niden; fo ſchen mhd. nüben. 

Neppen (thein.), niffen „eunterepein), Kleinigkeiten 
entwenden, ftehlen, jübifchbeni 

Refjel m. (thein. Kr beinahe joa. Kluft, jedoch 
mehr von Heinen Sachen, Kleivungsftüden, z. B. ein N, 
Strümpfe, aber auch ein N. Kinder; vieleicht ſtatt Neftel 
Kienen, —V HER N ä (SSR, Mn 

efthut eftbut eftdut nig⸗ 

fein), eftgund bein IR Nekquatd «Hoftein), Nehras 
füngfte im Neft hodende DBöglein. Zur Grflärung 
weiten Wörter. Eine Reihe anderer Aushrüde au — 
ehghen Mundarten gibt Grimm Geſch. d. d. Spr. 1. A. 


lu jahr, en Yint.), heißt das Neujahrs⸗ 
gihhent, e8 mag beftehen, worin es will. 

Neuländer eipen Cunterrhein.) die Auswanderer, 
bie in ein „neu Land“ ziehen. 

Neunmaloos Hört man hier und da am Rhein im 
Scherz und Ernft ald erftärkung von Was. 

Reupenning |. Ipenning. 

Neurath m. crhein.), bie Fe Frucht, bſ. das erfte 
Gemüfe im Jahr, mhd. niurät, 

Newer, newig ſ. ıteber. 

Riätsnup m. (8. wt.), 1) Menſch, den man zu Feiner 
Sache gebrauchen kann, weil er nicht will_oder nicht Kann; 
2) ein tät Fränfelnder Menfch; fcon 1482 der Nichtze 
nuß, wetterau. der Nautnoß. 

Nidelm. (8. J 1) nmpes, fötodriges Meſſer; 

9). we), ſchlechtes MWeibshilb, in. diejer Wo. fhon bei 

Stieler, wahre Übertragung von Ridel ⸗ Kleines 

an, m bg arauf, daß teiten auch bie Stute, 
efpringen tft. 

Rider ehein. .), im Sipen ein Schlafchen machen mit 
nickendem Kopfe; mii einer nickenden Beweguͤng des Kopfes 
grüßen, auch zu etwas ermuntern. 

Ried f. niet. 

Niederheden cHerbom), nieberrüden (weft), 
i en, bei Sch, neererecken, verdorben aus itrüs 


wieberfäu 
gen (ſ d.). 


204 


Niederkleid (vlt.), Unterkleid, Unterhofe. Lehr. S 21. 

Niederlaf m., ein Theil des weft. Daches, ber auf 
ber Wetterfeite faft bis zur Erbe herabreicht. 

Niederträhtig (8.), herablafiend, nblih und 
geiprächig gegen jedermann, in biefer edlen Bd. noch hier 
und da in Deutſchland. 

Nieblich |. nöthlic. 

Niedwendig, nydwendig (vlt.), unterhalb, mhb. 
nidewendec. 

Niet ſteht in ber 1., ungern in der 2. Audg. der 
Lehr. $. 86: „Die Herren verlohren Ihn zumahl niet.” 
Die Volksſprache am Rhein und Taunus gebraucht zuweilen 
noch nied, niet, ſ. nöthlich. 

Niffen f. neppen. , 

Nilje, Niljal, R alat, Dialektform für Lilie, 
Linie, Lineal |. ©, 20, Ar. 147. 

Nilles, Noöͤlles m., 1) (Wallmerod) Nabel; 2) fteifer 
unbeholfener Menſch; baier. Nollen Eurzer dicker Menſch 
(Sm. 2, 689). 

Nimme, nimmes, nimmeft, nommes, nommetö, 
nummes (S. weſt.), nur, bater., ſchweiz. nume (Sm. 2, 
694. St. 2, 245), bei Geiler numen, bei S. Münfte 
nummen, aus ahd. niuwan, inhd. niuwen, änhb. nun 
(erſchieden von unjerm nun, f. no), das aud in der Bi. 
nu 1 h ortommt. ©. meine Gramm. d. 15. — 17. Ih. 2 


Nippen f. neppen. 
Rifetig (untere. Ciwatat 
iftelig (unterrhein. walbach, Naſſau), unrubi 

unzufrieden, empfinblich, Nihkopf ee 

Nipkopf m. (S.), empfindlicher Menſch, eig. Kopfmit 
Nifien in den Haaren. Sm. 2, A hat Fr — iſſt 
und (nürnberg.) hänbelfühtig; St. 2, 239 niferig mir 
riſch; gehört zu Niß, ahb. mhb. niz, agſ. hnitu, alt. nyt, 
nit, mittelnd. nete, holl. neet Lausei; griedh. konis, 
konidos (xövıg, xovıdog), ruſſ. poln. gnida, böhm. hnida, 
iſt mit Nu nicht verwandt, , 

Ritz lich (chein. Schwalbach), niedlich, engl. nicely. 

Nimwedeldef. Imre "Mali, engl 

Niz (wt.), für nichts. 

No, Dialektform für nun, goth. nu, ahd. nd, nüws 
mbb, nd, nuo, nuwe, nuon, änhd. nme, noe, agf. md, engl. 
now, holl. nu. 





205 


__- 


Nober (8.), Nobber (weſt.), Nochb er (thein.), Dia- 
leltform für NRahbar, aͤnhd. nachbur, nahbaur, nach⸗ 
ber, nachwer, noch were, nabere, nawere (Diefen⸗ 
bad) Gloss, 618), und. nächgebür ®. i. der nahe Mit- 
bewohnen. 

Rodeln Crhein.), niden, bater. nadeln, nodeln. 

Nohferkeln f. ferkeln. 

Ronzheitig ſ. nahrhellig. 

Röime, nölmes ſ. neime, 

Nommes, nommeéts ſ. nimme. 

Nonnenfarzen, Ronnenfärzen heißen zu Herborn 
bie wilden Stachelbeeren; am Rhein ein gewiſſes Badwerk, 
ähnlich den Kugelhopfen (j. d.), das die Nonnen gut zu 
bereiten wußten, Baier. Nunnenfürzlein (Sm. 2, 699), 

NRörr (weft. unterrhein.), Norx Cam nördl. Taunus) f., 
unfruchtbare, bſ. — Stelle in einem Acker, auch Benennung 
von Gemarkungsth, fen, bſ. foldyen, die etwas niedrig Liegen 
und barum naß waren oder noch find. Das griech. naros 
(rapos), neros (»ng05) naß, flüffig, fanjfrit. nära, nira 
Si laſſen ein gotb. ſtarkes Verbum nafran, ahd. nöran 

(Rüffg ober naß fein) vermuthen. In Erbach A. Marienberg 
nörriger Boden joa. felfiger Boden fein, der aber wol 
zugleich naß ift, wie er ſich auf dem Weſterwald oft findet. 

Rorz ſ. nurenz. 

Röfheln, vom Geräufch ſiedender fettiger Sachen 
gebraucht, wol zum folgenden Wort gehörig. 

Röffeln, nifteln (8.), 1) ein Neft bauen; 2) fig.) 
berummühlen, herumſuchen, ais wollte man ein Neft bauen, 
Beier. in biejer Bd. nueften, nuefteln, nufeln, nu⸗ 
fheln. (Sm. 2, 711. 712. 714. . 

Roffer, Roger (vlt), Stüd Vieh, eig. Nutz vieh, 
diene e8 zum Fahren oder Reiten ober zu andern Bweden, 
fpäter bj. Mleinvieh (Sm. 2, 710. St. 2, 243), mhd. ahd. 
nöy, agf neat, altn. nuut, wird Gw. 1, 524.525 erwähnt: 

‚Der (Wagen) man ye eynen mit fier nogern gefaren mag; 
der man ye einen mit'vier nofjern gefuren moge.“ 

Roſtern (Limburg, Idſteln, rhein. unterrhein.), beten, 
und zwar meift ben Rojenfranz (pater noster), weil bei jevem 
Hr ein Paternofter (Vaterunfer) gebetet wird; vgl. 
nüßern. 

Nothbete, Nodbede, mhd. nötbete, Zwangsabgabe, 
lommt in alten Urkunden vor, |. Bed. 

Nothbutter & ‚, der weiße Saft, ter fi) beim 
Bultern neben dem Schwengel aus dem Butterfaß herands 
Waͤngt. 


296 


Nothfeſt (vlt), ſtark und feit, eig. feſt in ber Noth 
Eine FAR Burg.“ Lehr. .$. 218. 

Nöthlich, nietlich, niedlich (nördl. Taunus 
thein.), empfinblich, ärgerlich, ſchwer zu befriedigen, bei Sch 
neablid, nödeblich, |. niet; mhd. noetlich nothhaſt 
knapp, Elein, nett; von altj. niud, ahd. Iniot inneres. @etrie 
benſein, Verlangen. vo. 

Nothftoppler (8) f. Rachſtopf. 

Nothwerch f. Kern. J 

Notteln (8), vor fich hin halblaut fiber etwas brum 
men und zanken, ſyn. mit dem ftärfern knottern. Philande 
v. Sittenwald hat notteln ſich hin und her bewegen, jo 
auch baier. (Sm. 2, 720); mÄD. nutten, notten, ahd. hnuttän 


fömingen. - 
Notul, Notel, mhb. das notel, Int. notula ſchriftliche 
Aufzeichnung, Geritsakt. „Der diß Urtheil im ein Notul 
Begriff.“ Lehr. $. 137. - J 

Noufeln ſ. nuſcheln. 

Nüber ſ. nauf. 

Nudel £., Tabakspfeife; nudeln H) (von Kinder) 
an der Bruft der Mutter fpielen, als ob fie faugen wollten; 
2) übh. bie Lippen fo bewegen, als ob fie die Bruft trinfen 
wollten; 3) Kaffee trinken; vgl. Nuddel. 

Nudels (Herbom), Nikolus vor Weihnachten, ver 
kleidete Berjon. . 

Nubdel, nubdeln Crhein.) for. Nudel, nudeln 
Das Wort ift mit Übergang des 1 in n das fonft gebräuk 
he Ludel, mit einem Röhrchen (Hol. Jul Röhre) verfehene 
Sauggefäß für kleine Kinder,‘ dann veraͤchtlich Tabakspfeiſe 
©. Iullen. 

Nuift f. neift. 

Rull wird in der heſſ. und-naffau. Volksſprache ſaͤchlich 
gebraucht, vom Tat. nulla, nämlich nuila res. 

- Nummer, Nummero (lai. numerus) wird in dr 
heſſ. und naſſau. Volksſprache ſachlich gebraucht. 

Nunner, nunter |. nauf. 

Nummes f. nimme. 

Nurns (Montabaur), nurenz (Wallmerob), nur 
Dilienburg), nurt (Weilburg), norz (Üftugen), nur, ah. 
niwäri, mh. newäre, newaere, fpäter newer, neuer, ni 
Perez Suho- —8 nur, nurt, wetterau. — 

uſcheln, nouſeln, langſam und fen; 
2) joa. Enufheln. Vgl. Kufeel ige 
Nuß (hein.), Lausei, fteht für Niß, ſ. Nißkopf 


297 


Nuß in einigen Rba.: Das find Harte Nuſſe b. i. große 
„Söwiergteiten; in die Nüffe reinen d. t. nicht zu feinem 
BZuwed gelangen, übel wegtommen. 

Ruß, Noß f. (8.), Meines, dabel aber ſtarkes und ger 
 funded Kind, übertragen bon der Frucht. 
© Nüßchen n, —E (valeriane olitoria)· 
Nuffeln, nuſcheln (Herborn), undeutlich durch bie 
Rafe oder bie Zähne ſprechen, wt., ahd. nisilen, neselen, 
holl. neuzelen, von Nafe abgeleitet; |. näfeln. 
Ruffen, noffen, nöjfen, niffen, 1) (8) beim 
Ringen bezwingen; 2) (8. rhein.); dillea in dieſer Bd. 
be Am 5 ai nußen,.abnußen, von ahd. niozan ſtoßen, 
bel. Kopfnuß. . J 
Nußpicker m. (8.), Baumlaͤufer (oerthias familiaris 
Kine Wachsperlen, Baier. Halsnufter 
ern Pl. (3.1, Wachsperlen, Baier. Haldnufter 
Chnur mit Perlen, Korallen 2c., die um den Hals ‚getragen 
wid, von Nufter (paternoster) der Rofenkrang ſ. noſtern. 
ne u 


D. : 


D, oha (rhein.), Zuruf an Zugochſen, „Bugkühe (in 
Bien an Ye, FR; fe IH An a; rar 
Das f. (Herborn), Kamin; Inhd. die &s, ägen, baier. 
de a, une Ale em 1, Fee a. Baltn (at, un), 
im Beſondern das hölzerne in ber Küche ober In ber Stube 
über dem Ofen angebrachte Geſtell, Hoigſcheitchen ober Licht " 
zu trodnen; ſchweiz. die Asni, Aßni Rauchfang, 
rl in ben Uuppütten (&. 1, 119. . 
b,öb,f. eb. B B 
Oba, obba (thein.), in der Kinderſprache auf: ſte— 
obal Unfer o b (über) lauiet ahd. uba, mÄd. obe; unfer auf, 
hinauf, in die Höhe ft goth. iup, iupa, f. auf. _ . 
Obenauf, im erfien (nach naſſau. und. rhein. Auss 
—8*— in wenen) Gtod, eine. Ötiege hoche er wohnt 
enauf, b 


Ober f. aber. . 

Obereelich ——— oberhellig Gelters), 
fagt wan, weuss es oben heil wird, wenn es ſich aufklärt, 
die Wolfen ſich vertheilen. - on 
 Dberlaft heißen bie Ghter, welche auf bem Verdeck 
eined Schiffes lagern; rhein. das was — Wagen (dem 
Karten) ober (auf) ven Leitern geladen iſn B 


298 


Ob erſchorx f. (rhein.), Oberſchur, Oberholz, 17} 
Gipfel: und Aftholz ber Bäume. 

Oberft, Ouberft, Siderſt, Überfi n. (8. well), 
Bruſt, wol im Begenfaß zum Unterkörper; ober ift ed ver 
borben aus hol. borst (Bruft)? 

Dbig, owig Cihein.), ober, . Hinnig. Bei Gw. 
ſteht oͤfters obig, 3. B. 1, 595. 638. Obig dem wege; 
obig Laugenbrud. 

Onenat oplnett abfenat. 

Dbfte d. 1. ob bu, ſ. e 

Obwenbig, obenbig (olt.), oberhalb, tft aͤhnd 
Bäufg, vr 1, 534 u. mhd. obewendic. 

Alien Chen), —F (8), 1) von Kühen, nah 
bem Buchtftier verlangen; 2) vom Buchtftier Sefprungen 
werben; umodjen, ums en, ochfig, och fig; bat. 
ochfenen (Sm. 1, 19). 

Dästrant n. ( Iſtein), Fetthenne, Sebum (sedum) 

der, meiſt verwunderndes aber, iſt allgemein 
mit Er: bis ins oh zuräd. ©. meine Gramm. 

Offen 1 ir im Bertrauen offenbaren; 2) 
Cihein, era Fans. offrir, lat. offerre. 


Dim, nf. ähmen. 


nig, Shnig ſ. ahni 
—* Teufel) ein Ohr ck 
(mögen 6. {. fehr gefhwäßig fein; fd auf® Ohr han 
i. prächtig putzen; Shen übers Ohr hauen d. t. betrügen 
übervortheilen. 
— Rabelöhr), mhd. (oere) und ſchd. n., iſt in Naſſan 


hren — hren cbei den Krugbäckern im 4 
wen doant und ter8) fva. ſchd. öhren d. i. mit Ohren 
verfehen, 3. B. „Uhr de Krul®, 

Si, Teife Brummeln, jabiſchoeutſch (ohren, beim) 
br Teige ift in Oberhe was weit. Flappe⸗ 
Bol. Dr wafel Waffel um rfeige. 
Brlip, Soap m. FAR Heiatiffer, Dir 
ſchlingel m. A unterchein.), Ohrwurm (i 
rieularia). gl. Horlig. 
Oürpfeben, O azgen Schher ersfäte | Br 
teren - Gegenden Deutf lands, auch in Naſſau, 
bei wichtigen Anlaͤſſen, ald Legung eines Pa 


2 _ 


Be eined Graͤnzſteins, Knaben zunziehen und fie uns 
jehens in die Obrlappen zu pfeßen ober ihnen Ohrfeigen 
du geben, damit fie ſich des Vorgangs Ihr geracs Leben lang 
erinnern follten. Dabei empfiengen fie kleine Geſchenke. ©. 
Gr. 143 f. Im einem Arzbacher Weisthum von 1694 
Gw. 1, 602 Heißt e8: „Damit aber befto gewiſſer und kun⸗ 
bebarer zeichen ſeyn, hat-man anf ſolchen plag ein loch Bi 
graben, darin zur gebächtniß bie augaapgenen ungen fnaben 
mit den köpffen ge et, auch mit einer piftole darein ges 
(Hoffen, und Vena einen flein drein geſeßt.“ 

Ohrwurm, „jo munter wie ein Ohrwinmchen“, hört 
man bier und da; vgl. Kleiderlaus. u 

Diners f. ibers. “ 

ime, öimeß f. imes. 

DL, (Dillenburg), Olig (Marienberg) m., Mohn, 
woraus Ol gemacht wird. . 

Ole (8), Olig Graubach), Dttig (Montabanı) m, 
81, goth. alew, altn. olia, agj. ele, ahb. olei, ole, mh. 
U, änhb. olet, oly, olge, olye, ole, ol, lat. eleum, 

Oles, Qules, Ules, Ulles (S. weft), Ulwes, 
Umes (Braubach, Naftätten, Schwalbach) n. m., 1) ber 
Kaum tn einer Schener, der fonft Baru (j.d.), norbbeutich 
Banfe Beibt, in blenz Dr 2) innerer Theil des Hin- 


tergebäubes; 3) Speicher; A) medriges, ſchmutziges Wohns 
immer, auch Haus, Raul; 5) jehmugige Weiböperfon. Das 

ort gehört fchwerlich zu Ahle (f. d.); an Anlaffung, 
wie ein naffau. Lehrer vermuthete, ift gar nicht zu denfen, 
ebenfo wenig (mit 8.) an lat. solus allein, und engl. hollow, 
hole Hohl. Bieleicht läpt ſich an ahd. Ala, öla, Iat, olla 
d. Euler, Auf) denken, und DIes fi zunaͤchſt als ein 
Drt faſſen, wohin alte Seren ac. geworfen wurden; vgl. 
ben Gigennamen Aulhaujen, ahd. Alinhüsen und üles. 
Dann wäre Dies gelürzt wie Bades (Badhaus) Sch. 
hat für die 3, Bd. Ollern und Ullern, Sm. 2, 174 
die Hüller, vieleicht für Hülder und vgl. norweg. hild 
Dachboden. 


Olims, vor, zu O. Zeite (rhein. unterrhein.), vor 
langer Zeit, das lat, olim, das faſt wie ein Gigenname ges 


Braut wird, 

. lIbert, Ollwert'm. (Schwalbach, Limburg, rhein.), 
in Sachfenhaufen Olwel, bei Sch. Obel, grober, feifer 
Wenſch; olbertig, einlich vom goth. ulbandus, 
ahd. olpants, olpenta, mhd. olbende, ‚olbent Kameel, wie 
denn folde Leute mitunter auch Sameel "genannt werben. 
Dog vgl. Alpch. 


—— 


Olles, Orles, Urles n. (8), jebes unbebaum Sant, 
daher auch Liehwelbe ibe, auch Name von Gemnarkungstgeiln; 
auch Adj.: „er laͤßt fine Land orles Tiegen.” Das Wort fi 
oiigt ai Beten von Eller. d. 

m lig. 
es Di ie Schi, ein 2 des Gegenteil wo y das 

ziehenden re e anzubalten, ent von hoor. 
6 —5 Ro 2 ‚womit Schiffer un 

teiterleute en ei en. 

Omehr, onmehr. Bel Sch, — ſehr viel, un 
hlbar, elgentlich unmär; mbb. unnıaere’ gleishgiltig, m 
lieb, verhaft, ei; ei fo, dab man uicht Davon ſprechen mag, 
vgl. märtjch un) en ap B. 1. Zahl, die fo groß iR, ve dal 
fie fi migt wo wohl en 
B mig, Omep ſ. Ameife, 

Ongeneufig, ogeneußig ſ. ungeneußig. 
Onner, onnern ? Unner, unnern. 
Ziures aneweg. 
Duwed, Onwed Anwett. 
Onweß m. (Habamar), Amboß ſ. Auweß. 
sh. ge an ae ar —8* Hg je 
ler, or, zahlrei iebenen ahd. uihd. 
Aue: Sormen ſ. tn meiner Graum. b. 15. — 17. 93 


Desese f, Urbede. 
Order, Order Chein.), mochricht, framz ordro in 
weiterer Bd. 
 Dreß, uteß, oxleß, oweß, oräßig 8. wt.) über 
I und baber überbräffig in Bezug auf Speiſen, auch baier. 
. urazata, urazta ‚überfeßt das lat. obesas (bit 
After, late); mb. -uretzec {ft fun: oreß. Vol 
re 

Organge, orange 8), fi) nur, a durchaus 
2) wenigſtens. 100 Hat ur als diehe V — 
urwad ganz Br —S ganz winzig. Di 
p organge wol als urgange (hochd. gäng) m 

ftelt dad Wort zum lat. urgere (drängen). 

Drgeln crbein.), ei. 0x8 orgeln, dann mit i 
Tönen klagen, auch jo bettein, von 1 Rindern gebraucht; ſchreien 
von & ‚en gejagt. 

— Diles. 
PL) End ber Sigenname — 
gebraucht für eine etwas einfaͤltige ſon; 
vgl. Uttel, E18, Stoffel, Barthel, " 


1 





Drt (Marienberg), Ader, z. B. ein Ort mit Raztoffen, 

Ort nm (it.), Dorf. 

then Graubach), Ottchen (Runtel), Y yraß. 

— einlich verwandt mit Orts guiden. Beh 

ae tüdelden. 

Ortögulden (B. wi), % Gulden (15 Kreuzer), 

Orze ſ. Urze 

Ofchern, (feltener), auſch ern (8.) —— geile 
ve Side vol os fteden, judiſchdeutſch: aschar 


Bien vit.), ahd. Osjan, mhd. oesen, Ösen, ſchwed. 
oesa herwüften. „Ste $| ten eind Nachts den ade zu 
Hadamar.* Lehr. $ 120. 

Oſpel 64 üſpel (Matienber, ,, Amfel, anhd. am⸗ 
ſel, auſchei, hamfel, mhd. „ab: aninla, agl. 
oale, bei R. anfapel; vgl. Saafpel IN 

Ottchen |. Orten. 

Biter ſ. Ütter. 

ubes ſ. äwes, . 

Qules f. Oles. 

Dwer (weit), 1) oder;L2) aber (f. d.). „Ob deß 
ae Trahm —7— en net; manchem hohn eichs o wer 
(dber) ag g’gent ( önnt), wie dem Aanrige Acſeſiſt, 
ower (0) ie wot 5 eb. u Firmenich 2, 75. 85. 

Owig ſ. obig. 

P. 


(Begen der unfichern Auelprache iſt au. ® nachzufehen.) 


Baarwed m. Athein), Wedart, font Waſſerwed, 
gashhen; & ſind / deren immer zwei aneinanber, Daher 


Bacem ſ. die „Gebraͤuche? in ber 2. Abthl. 

Packelchen m — zunachſt ohne weiteren Bufaß, 
ein B. Geſunbheitblaffee (Bigerid), dann dieſer übh., 3. Be. 
Haft du ſchon Vaͤckelche in ber Kann? B 

Padern, (8.), pabdern, patchern (rein), in. 
etwas Bin und her gehen und es fo zertreten; bei Stieler 
padden — treten; ahd. fadön, vadon, mhd. pfaden 
sehen, als Pf ad betreien 

Pahz ſ. Baz und Petz 

walne m. (rhein. unterrhein.), Bux, wahrſcheinlich 
von der kirchlichen Weihe am Palmjonntag, wo bj. But 
jenommen wird. - . BEER 


302 


Balmentieren — Habamar), verbieten; ed 
iſt palmentiert d. i. nicht erlaubt, wahrfcheintich aus "dem 
franz. parlementer (fi in Unterhanblung einlafjen) ver 
dorben; r parlamantdiren. 

Palmweide Heißt in Reichelsheim bie Sahlwelde 
Ealix capr.. 

Rampe, Pampes, Pampch m. (8.), foa. Papqh 
und —XX Bei, Sant aher fi 

and m., (tl Aut), Haut ül lüffigen örpem, 

Schimmel, auf — em, Tät. Ins Pfand. . 

Banne (9 ), Biegel, von ber Geftalt? 

—— nn —T' in der Sprache ber Kinber ein 

* (meift: männliches) FR ehe es getauft iſt; ſ. Rofen: 
blaͤttchen. 

Pans, Panſe m. (unterrhein.), 1) Wurſt, daher R 
machen d. i. Wurſt machen, ohne heſlachter zu Baba 
thein. unterrhein.), Didbauch, Wanft, bei Sm. 1, 285. 
287 Bank, Pam pß, bei Viehoff der Pens, mhd. panze, 
— pancia, ſpan. panza, franz. pance, lat. pantex, ſ. bam⸗ 


Banzer eißt Hier und da Bei den Jaͤgern bie harte 
Haut bes a ſchweines. 

Pappch m. (chein.), Mehlbrei, Kleiſter, breiartiger 
Roth, von Pappe gebilbet. 

Bappel f., Sumpfhahnenfuß (ranunculus ). 

Barabele — Bei rer erbel 


(wet), Bea 
re 2), Air ein. erlittenes kleinet 
Unrecht fehr Tärmen, f. palmentiern. 

Pärner, Berner m., Pfarrer, mhd. pfernaere, änbb. 
pferner, Bbeenet, perner, pharner Gw. 1, 507.528. 
558. 2,220. 3, 776, wetterau. Pfarner; in fat HOL Gegen 
den bed Weftermalbes Heißt fo der, enangel. Pfarrer, der 
tathol. Paftor (f. d.). „Der B. fhläht bir n aagel in de 
Kopp“ ſagt ber MWeftermälber zu, feinem unartigen Sind. 
Woher kommt biefe auf in andern Theilen bed Landes 
gehörte Rebensart? 

Partu Crhein.), Barıbn —— durchaus, ohne 
Widerrede, franz. 

Parzen, pärzen a Mi Barmen, oft 
barzjan wüthen, ahd. parzunga u Stv) 

Pazen, pazen, pofen, 1) nad dem — 
2) (Rönigftein), an fi) locken, 3. ®. Kinder, Hunde. Ju der 
erften Bd. in andern Gegenden pefen, bei Friſch peijen, 


303 


anhd. yaufen, Bein (Dietenbag Glose, 420), Fran 

, pesare, jensare; in der zweiten 
Karo an Pacem (f. 3 angelehnt. Des lat —e 
efriedigen) iſt An gegen € eferlad, Glos. 405), 

Balfann, eine8 Segel am affanmaft. 

Bajfel m. (8), Menſch. der ſich närrifch ſtelit, Poſſen⸗ 
reißet, ober wirfli arm an Berftand iſt. Obb. und änhb, 
m Botfel, FAR Boffeler ein eringer Xneäit, Hans» 
knecht, eringen Arbeiten brauchen laſſen 
muß, — an ten gegenfiber verachtet ift, 
nd Grimm d. ©. % 26 Fr einer, ber fi) allenthalben 
fioßen laͤßt. Diefes Boifel und Baffel find wol ein und 
dasjelbe Wort. Bol. boffe 

Bafjen (Dil enburg), is paſſend gefallen. „Dos hot 
mer om befte gepaßt.“ 

Baffen |. poffon. 

Raftör m., eig. der Hirte (lat. pastor), dann auf dem 
Weſterwald Titel des katholiſchen, in Rheinhefien des evan- 
gelüihen - Pfarrers. S. Parner. 

Bathern ſ. pabern. 

Batron, Patrun m. Er (thein.), Kerl, etwas ver⸗ 
EN fo aud bet Goͤthe; ) Schiffseigenthümer, au 

iffspatron. 

ICH f. m. (8. wt.), Kothlache, Dre, dann fig. 

—3— Ken gatisein un Treten 
* "ale dam ea bervorbring 85. mA -übh. darin 
en. Das Wort (ſchon mi A 
& uutſchland ei Bath une Batſch 8) a 
ein Pe zu fein. 
Vatsthier n. (Selters), Hirftäfer. 
mendatt —R& Paätter, Better m. (wt.), Pate, mhd. 
ame. > peter, vater pfetter, —8 
— loss. 417. N, daB at: pater 
patrinus; nad nen in — polit. 
che 3 —ãE — — ſchwerlich ſprachrichtigen Anſicht 
nt Beter von beton beten. 
Patterich foa. Patſch, aber nur in der eigentlichen 
deutung. 
Bauic f. Baufd. 
unehlare er m. (! 5 Scheltname der Schuhmacher, 


tee us vielfach die Lichtnelke (lychnis vic.). 
ha Beilern (8. thein.), fehr teuer machen: Der Ader 


304 


‚Beifen (8. wt.), 1) nichts orben; 2). trinfen. „Ds 
hot und Alles, an Klahn mit inbegriffe, for unfer 
Orjel was gepiffe.“ Lennig 10. Die 2 Bd iſt von der 
Meunbfelung jenommen; bie erfte erklärt ſich aus folgender 

teft du pfeifen, aber nicht fagen follen,” 
v {r ee as © en Bit du verftanden worben, durch bad 
Pfeifen wäre es eſchehen 

Peil m. raten Schreibfeber, Bhehn. Leil ſ d; 
Peil cher (B.) heißen bie Heinen Kielfedern der jungen Vig 
welche nach den ſ. g. Maußfedern Ken Vorſchein Eommen; 
u eu von fan. poil, ital. pelo Haar. 

et 

Belzen (8. rhein.), —S den Pelz (die Haut) 
treffen, Kar 3. in weiteren Sinne . 

Belzi wi.), 1) unempfindlich, ald wenn ma 
auf Pelz fü he bei einer Unempfindlichkeit der äußern Haut 
gebrauit, | vorüber ‚gehende krampfhafte Fühlloſigkeit haben; 

) (bei Rüben, Bein u. dgl.) fehlerhafte Vorofität der 
innern Subftang haben! 

Pelzkappe in ber (wt.) Rda.: „mit ber Pelzlappe 
geſchoſſen — d. i. nicht recht bei Verſtaud fein, es ſei un 
mit ober aus Verftellung, um Andere zu beluftigen x 
— Sgeb, Säup, gejöollen. 

enetenz,. Benitenz f. (rhein.), peinliche Verlegen 
heit, lat. poenitentis, franz. penitence Buße, Strafe. - 

Beng, Dialektform für Pfennig, ahd. phanting, 
pfentine, aan inhd. 'pfenninc, nic, altj. penning 

ig, mittellet, pandingus, wahr | 
fe ein ih von — hant, pfant, \ 

Berbel f. Barabele. 

Verch, Verrerih, Petterich ſ. Barid. 

Verloband, Verlekett (weft), Perleuſchnur, von 
Fraueusperſonen um den Hals getragen, . 

Berner f. Bi rner. 

Berreri in. (Wallmerod), dünner Schlamm. Dice 
Be aut auch das hd: pfärich, pförch, eig.. Berg, | 


anz. parc. Umbegu 

ee ent tert era ), „Much war er.groß und wohl po 
fonizt au einem Sürften. * Lehr. $. 124, von mhd. persöne, | 

persona, | 

Bertewieren Geilburg), quaͤlen, — Ruhe laſſen, 
wahrſcheinlich perturbieren, lat. perturbare verwüften. 

Better f Patt. | 

Bent. Büp. 


305 


Bep £. (thein.), eine eingenähete (zufammengepfegte) 
Balte, wenn das Kleivungsftüc fonft nicht genau anliegt. 

Bepen, pitfchen, pinzen, pinfen, 1) pfetzen 
2 tinfen. „Do hawwe mer e Scheppche Wei —E 
gepetzt.“ Streff 31. Ahd. phezzen, inhd. pfetzen, anhd. 
pfägen, petzen, nah Einigen aus dem ital, pizzicare 
piden, zwiden, nach Andern aus mittellat. petia, franz. pidce 
Eid, Fetzen. Die 2. Bd, if ein ſtaͤrkerer fg. Ausdruck 
für kneip en. 

Peuterich, Peuterch m. (S. weſt.), kleine, ſehr dicke 
Verſon; 2) Schimpfname für eine ſoiche Perfon, ar 
vieleicht zu Putch; vgl. Quatterich. Bei Sch. ift Pit⸗ 
terich, Pütterich eine Eleine bie, aber auch eine gefräßige 


jon. 

Begieren (rhein. wt.), etwas Boͤſes thun, Tat. peccare, 
franz. p6cher, (jündigen, „Was Hott er denn pegiext?“ 
Etreff 117. 


Pfahl, über den P. roden (unterrhein.), d. 5. un 
wittelbar Darauf, nachdem der alte Weinberg ausgehauen if, 

Bfahlbfirger (t.), mhb. pfälburgaere, pfälburger, 
Ehuger, Bürger, der außerhalb der Stabtmauer (ber bie 

tabt einjchließenden Pfähle) wohnt. 

Bfeffer (Diez), Latwerg; (xhein.), eine aus Schweinen 
Blut, Gewürz 2c. nach dein Schlachten zurecht gemachte Brühe, 

Pfeifenblume Heißt in Reichelsheim die Narciſſe 
(tare. poet.). j 

Pfennig. Von den ältern filbernen Pfennigen 
giengen 12 auf einen Eurzen, 30 auf einen langen 
Syilling, 240 auf-ein Pfund, fo daß alle, auch bie 
größten Summen Silbergeldes bei Pfennigen ober De— 
naren (dn,), Schillingen ober Solidi ($.) und 
Biunden Cunfer Pfunbzeihen) von. Pfennigen benannt 
wurden. Unter den Karolingern und auf ber Münzftätte zu 
re bie ins 14. auf der von Regensburg bis ins 11. 
Jahrh. der Pfennig Loth an feinem Siüber. Gin Lime 
burger Pf. war — 2 Franff. Heller, 12 Limb. Pf. = 1 
Sranffırter Schilling. 

Pferden ein Schiff, es von Pferden voran ziehen 

in. R 


Pfingſtblume (Gaub), Name des Arond (arum), 
Pfingſtborn fommt in Naſſau und Rheinheffen viel⸗ 
jach vor: aus ihm Holt die Amme bie neugebornen Kinder, 
die anderswo der Storch bringt. 
Kehrein: Wörterbud. x 





282 


amülworf, mülwälf, müwerf, eig. das die Molte (f. mils 
men) aufwerfenbe Thier. 

Rolterhauf (vlt.), vom Maulwurf aufgeworfener 
Gröhanfen. „Die Hofleut ſollen molterhauf ſcharren,, Gw. 
4, \ 


Mommeln f. mummeln. 

Mompar, Momper (vlt.), mhd. momper, mumbar, 
muntbar, muntber, .muntbor, ahb. muntboro Vorſteher, 
Vormund, auch ſpa. unfer Ginnehmer,. Rechner, kommt in 
alten Urkunden vor. 

Mondſchein nennt der Volkswiß bie beginnende Glatze: 
Der. hat Mondicein. 

öne f. Mene - \ 

Monkeln (8.), etwas Trockenes efien, 3: B. Brot, 
nad 8. verwanbt mit ital. moncare (zerftüten), Tat. micula 
(Krümchen), engl. to munch (freſſen), franz. mächer, m8- 
ehonner (fauen); vgl. Minfel, mbd. munke Brei, munkel 
(Madlzeit?) und ſchweiz. (St. 2, 220) münggelen wohl 
behaglich und ſchnel kauen. 

Moppel m. (Hadamar), Band, woran Weibsperſouen 
ihr Kreuzchen am Halje tragen. 

Moppel, Moppes m. (thein.), Fleined dickes Kind, 
dann Kofes und auch Schimpfwort; ich will bir was moppeln, 
KRönigftein, rhein.),- e8 bleiben laſſen. Diefe Wörter ſcheinen 
vom .nd. Hundenamen Mops übertragen, der obd. (baier.) 
Moppel.beißt (Sm, 2,.605). a 

een tagen a 

orchel f. (S.), fig. von bem wamm gleichen 
Namens, cab. morhi Den mb. Pen EN 
eine Dice, fette, aufgeſchwemmte (rhein. auch etwas unzüchtige) 
Weiböpetjon. B - 2m J 

Mord ſteht haͤufig zur Verſtaͤrkung vor andern Woͤrtern: 

Fehhtert, Morbjuds u.a Vgl. Gotts, Huuds, 
eids. ee 

_ Mörberlid ficht wie Mord oft bloß verftärkend. 

Se eile ja merbeslid.“ Daitericd 76. „Der Brief 18 

* merberlich feſt zubitſchiert.“ Streff 8: i ö 

Morgel (8. jeltenn,. oa. Märgel . 

Morinzigelan, mourinzigelan (Rennerod), b. i. 
muttereingigallein, f. mutterjelig. 

Morkeluff „Rarttuff: . 

Mormel |. Märbel. . 

Morn, marn (B.), morgen, am folgenden. Tag, mhd. 
morgen, morne, morn; bgl. moufemarfe, 


29 


Morf (8, xl ei D)_mürrifd, böfe, 
morosus; 2) Ins an Dir A Top, Men 
mors und mürs, holl. mors, nd. murs; vgl. abi ahd. 
mhd. mure, lat. mareidus. 

Morwelkein fe Märbel 

wilat Mala, 

Moß f. maß. 
Moplimcen f. Mageliebchen 

Moftern 1) (chein. unterrhein.); Weinbeeren mit d 
Mofterkolben, Moftfolben zu Roft ve 2) 8) 
Sauerkraut beim Einmachen einftampfen; inhd. 
zu Moft machen. . 

Moftert, Mufte m. (Raftätten), Senf, ſchd. Moft- 
ri, —3 nd. Muftert, hol, mosterd, franz. mou- 
tarde, mhd. musthart, mostert. 

Mottm. (Cauby, Nebel, holl. mist. 

Mötterf. Mütter. 

Fi: oteregen (unterrhein.), feiner dichter Regen, Nebel 


M} —X (Herborn), ſich tn warme Kleider Motzen 
34 A mutfchelin (f. d.). 
oßen, Möttih, Muhen, Müpen, Mägchen, 
Vstfch (wt.), Frauenwamms in verfdhiedener —88— hu 
Stieler der Mopen, Baier. Mutz, Mugen (Sm; 2, 664) 
am gen 8. we), mißlauniß ddrießlich feh 
open wt.), mißlaun ver! ein, bſ. 
vie einer mr Davon Hige Mußz, et 
ogtonf, Mottekopf, mogig. „Amwer alleweil fi vg 
er glei ihre Mottekopp uf un brotze.“ Streff 
Yan, iſt —— mopeln, mögeln zögern, laugjam, 
träge fein (Sm. 2, 664). 
Mouteftill'f. murzeßilt 
Mous |. Mus. “ 
BR ee Mätge, füneiife Westoenfon; 
sufoules unflätige, ſchweiniſche Wei om; 
holl. die mors,' franz. ber Mit, Küche Be WMuſch. 
fon Mousr ren zb: müezen:.' duch Sram, 


dm 3 Rennerob), , eine ber _ 
ſondere q Eis ee 2 wur, werten er 
ü PN ub),_ das Gegenteil von Ind bet Brot, 
ee m. (8) auf, Bla (. Mögen), wahrfchein: 
um. Ir D 
lich an das Mu, Muh bed Riubviehes angeleimt, 


284 


Much ſ. Bad. 

Mug £ (8. mt.), 2 Mutterſchwein, mhd. mocke, bei 
Gw. 1,:639 .moite, bei Diefenbach Gloss. 521 mud, 
mude, mode; 2) unflätige, ſchweiniſche Weibsperfon; 3) 
Schotenzwetſche Davon Muderei, Gemuck Schweinerei 

Mude f., gerne im PL. Muden (8.), unfreundlice 
und binterhältige Geimtich zum Hervorbrechen gehaltıne), 
tüdifche und Häufig eigenfinnige Laune; davon Mudes heim: 
tüdiſcher Menſch (Rheingau); |. muden. 

Mudel, Model f.(Köntaftein), 1) Schwein, |. Mud; 
2) Eleine wohlgenährte Weibsperfon, Kind; mudelig f. 
madelig. ” “ 

Muder.(thein. weft.), Durch MWundftelung und fonftige 
Zeichen dem Andern die Karten verrathen; baier. muden, 
mudezen, mudßen (Sm. 2, 549) leife, verftohlene Be 
wegungen madyen, ‚ober Laute von ſich geben, aus Furcht, 
arlanc, Site, Bf. aber aus Ärger und Verbrichliczkeit; 
dgl. Mauck. . 

Muden, muckſen (8. wt..), ſich regen, einen ſchwachen 
Laut von fi geben, ahd. —e— ſchd. „Mein 
Maad un Knecht die hun ſich net gemudt.” Lennig 44. 
Mudenarie m. (8.), Wirbelwind, auch Sauarſch; 

u 


vgl. . 

Muddeln, mutteln (rhein. unterrhein. wet.), aufs 
ruͤtteln, bſ. den Bodenſatz in einer Fluͤſſigkeit und fo bie 
Flüffigkeit: trüb machen (jonft milmern); ber Mudbel, 
muddelig, engl muddle, hof, modden, |. Mut. 

Wuellfehe (ölt.), mbd. mülvihe d.t. Mühlenvieh. 
gptueltfebe ift eynes apts vnd eynes fauts gemehn.“ Gw. 


Muff, Muffert, Möffert, Mufffadm. (8. wt.), 
mürriſcher, verdrießlicher Menſch, der immer das Maul 
bangen läßt und Audete bei jeber Gelegenheit anfährt; 
muffig, muffen. Sm. 2, 554 bat in gleicher Bd. ber 
Muff, Muffer, Muffti, Die Muffel; ähnlich fehweii 
und fehle. Schon fpätermhd. bei Murner, Brant ber mul 
mupf bie Verziehung des Munde, durch Die man einen 
Andern zu beleidigen Beabfiäigt; muffen, mupfen ben Mund 
fpattenb verziehen; mhd. gemüfle Maulhängeret, muͤrriſches 

n. . ” 

müffgen n. (8.), Eurze, 4 Finger breite Handſchuhe, 


welche nur das Gelenk an den Händen bebeden unb von 
den Mannsperſonen getragen werden, das Diminutio vom 


285 





fd. Muff, nd. die Muffe, Hol. mof und.moflel, anhd. 
Wuffel um Muffer, aus franz. moufe — 

Muffel m. (8. wi.), Mundvoll, ſchon mhd. mumpfel 
aus munffol, muntvol; muffeln 1) mit vollen Baden 
fan; 2) von der trodnen. Speife (Brot 2c.) im Sad ein 
Stüdchen Speife nad) dem andern. abbrechen und efien. 

Mäffzen, mipſen, möpfen (8 wt.), nach Schimmel. 
dber Moder riechen oder jhmeden, bj. anfangen fo zu riechen, 
wie verborbened dleiſch, holl. muñen, ſchleſ. und bei Stieler 
mäüffen, baier. muffen, muffezen (Sm. 2, 554), weite 
verbreitet, auch in bie roman. Sprachen: übergegangen, von 
Muff ESchinimel). Bu . 

Muhhammel, Muhhammelhen (rhein.), Stüd 
Rindvieh,- mehr in der Kinderſprache, nah dem Naturlauf. 

Muhkalb n. 1) (we), gefpenftiges Weſen, um bie 
Linder zu ſchreden; 2) Crhein. nuterrhein.), Schimpfwort auf 
einen-plumpen und dummen Menfchen; 3) (often), Buchts 
fer; 4) Braubad), Kapfel der Herbftzeitlofe: . 

Muhl heißt in Heidesheim die. Frucht, bie anderswo 

blutterig . d.) genannt wird: Das Wort iſt gedehntes 
malt, molt, mill. mit etwas abweichender Bd. 

Mupl, Moul f. (8. rhein.s, Badtrog, hd. Mulde 
(bied- jedoch in weiterer Bd.), ehe. mulhtra, muoltrs, :mul- 
tere, möb- muolter, ‚mulde, .molde, baier. Mueltern, aus 
Iat. muletra. — 

Mühlengar (vlt.), für die Mühle fertig. Nach dem 
Grenzyanfer Weistyum muſſen die Lehensleute Jährlich Frucht 
gen „mühlengar und mardjhön.“ Gw. 3, 745, j 

Wulbe f. Molbe: - “ 

Müll, Milln (unterrhein.), Heingefölagenes Schiefer⸗ 
geſtein, Gemäll; ahd. gamulli, mhd. gemülle das durch Ze · 
teiben Entſtandene; müllen ahd. mulian, mullan, mhd. 
müllen ; vgl. mill, milmen. - . 

Mummelkutſch (Schwalbach), Miftkäfer: . 
Mummeln, mommeln (S. wt.), heimlich reden mit 
fd) oder Andern, auf heimliche Weiſe ein Gerücht verbreiten; 
mommlidh, mommerlih. „Was ſich mummelt, deiweli 
Bw ein aeiömenhes Sprichwort .(Königftein) „|. hexen. 
8 Wort, bei Luther mummeln, nd. mummeln, hol, 
mommelen, altn. mumla, ſchwed. mymla, din. manale, iſt 
allmaͤhlich auch ſchd. geworben, . “ u " 
Munde, Mondsf.(S. we), Kuß; mundfen füflen; 
mundferig küßluſtig; famei, Mündihi, Mundfi, von 
Mund.gebildet, wie lat. osculum. von os, . 


„meine 


266 





Munkeln (8. wt), heimlich von einer Sache fpredien, 
imbp. munfen, munfeln, ball, monckelen, iſt allmaͤhlich 


fh. gewi 

. Zr Nebenform von Mautch, ſ. d. I 

Mür (Marienberg), Dialektform für mürbe, ab; 

muruwi, ‘murwi, ne mür, erwachſen aus. obb. 

‚mar, imär'($m. 2, 600), nd: mör,.ahb. mmaro (Ben. ma. 

rewes), bb. mer (Ben. marwes). 

. Muxeſtill, murxeſtill, murremausßilt, mure⸗ 
mansftill, ‚moursftfll (pom Rhein his auf ben Weſter · 
wald), d. h. mntterfilt, fehr il; f. mutterfelig. 

Murlen Gunterspein. > das Brot in Städe (Murten 
fönelben; vgl. murrkfen.: 

. Murkjen (Wiesbaben), ‚fort udn, ‚tobtfählagen, föle. 
ab murkſen, ermurkfen, nd. murken, murkfei töhten, 
abſchlachten, nad) W. verwandt mit murzen, mußen, lat . 
mutiläre, ital, mozzare Efehneiben, ‚verffümmeln); "|. mark 

ſen. Bel: auch mittellat.morsellus,: min. mursel, aitten 

moreoi Biffen Stchen. 
Mus, Mous — 1) Felbkrant;- ali gappes 
— — 2) dae Brei, me ar yrib aus Pflanzen 


* E03 — PR — 
„ Ü h ’ 
— BIER 
mhd. 6, mouche Ra wusoa. 
“ Du m. (Wehen), Moos, abd. mihb. inẽe, fat. mmusche‘ . 


Mouf wi amorbentliche, bſ. in 
Sister a — — rg . 
- fon mihd. muggengun, mutzensun — Muſche, 
- Mutfcherift Ichlef., baler ſawed. ſchwen Kuh; f 

Muti ig antefeptt — — Kr 2 a) Baier. , 
irne (Sim. Maͤdchen und ge’ . 

meine Dirne. Das. Ey) [(% eutlehut gi ſpan. moza M: 
’ — For Iat. müstüs jung, neu, friſch: vol. Murſch 

I unfel-- : 

; ufät, —X m. . @önigftein), moibentiicher 


J then 1)’ crhein ), ben "Hintern Ieden: Du * 
mich muſchein; 2) — rien; 3» Herborn mu 

. (einander dit im: — t den 
sen t —2 J * ——— Bereit | ” 


ahb. mio. muos,, darum , \ 


207 


Mufetjen (vft.). „Die Unterwamms waren bebafft 
alt Stüden von Banker, das nannte man Museifen.” Lehr. 
$ 47.;wihb: müsisen, 'müsenier eiſerne Bekleihung ber Arm 
uiusteln, von’ mb. müs "Muskel; bſ. Armmuskel. J 

Muſikanten haben (Habamar, rhein.), bie Brite 
haben, vom fortnäßrenten Kragen, fo genangt. 
Muſte f. Moftert: 


MuthHaben es Crhein‘), etwas Benbfläjfigen, Pr 


woden. „na Haf-bu Muth? Cr at es. Mut, das Ele 
w gewinien.“ ’ 


Muth, Muttih- (I), Mode, Schimmel, natchig, 


dice ſchd. und nb:- ubbe, bavon mybbig, :ngl, - 


hol, .mogder, .engl..mud. Mober ,. Schlanm, |. mudbeln; - un 


\ Pr — Gewãche in idſteheden Wafler; 9) fon” 


et 6.68) J; Rodauf Hr Rindvieß; dann die Muͤtſch 
Mutfchel Kuh; Mutſcheiche Kälhchen a Baler,- . 
liehlofend Motſchen, el Em; 2 658) Kalb , 
in Augeburg Mutſchel Kub; f. M Bu 
atf&har, ;mhb: muotschar, dor, eng nach 
maßung, kommi in alten Urkunden vor.- b 


- Mütfhelge Be). gen bes, weiten. 


—2 2) Kälbchen f. 


Mutieln, 1) fteiheln, baler. mudeln reicheln - " 


fin. .2, 653); ſchief mupen: tänbeln, fpielen, j. mahrelen; - = 
) hein.); heimlich tHun; 2 (Chein.) eimwideln, lieber eins . 
mutſch eᷣ 8 ſ. mozeln; Genutſchel Geheimthuerel. in 
Mutfhen, mouſchen eh bie Haare in Un. 
or bringen. 
— Wiueſch 
“Päkter Düötter. Hit hen. unteren) de 
tier ter t Crhein. in.) der en 
der Obrigeit Heftellte End meer. Ab, Shi, mut, mbß. 
imutte, mätfe,' mütt, mt, Tat. modius "Ciheffsl; mihb. salz- 
mättaere Salzmefter; a aueh den. Scheffel mit bem- 
— Getreibe au 
. 5 Mutterhlume, Ar * Wiethendt x Nofätten di 
tole. 


Muttern fich (cfein.), der “Mutter” nachſchiagen, ichon 
bei Stieler muttern, mätterh; vgl. patern. =" Bu 
‚Butterfelig, mutterallein, -mutterfeelallein; ! 
mutterfeltgaltetn (wt.),  muttergotiöfeligalfein. 
Bhftein; Hadamar}; d. i. ganz allein· Wventinns hat mut: 
terattein, ‚ nadetb und mutterhtoß,. mhd. wuoterbiez 


° für ſpa 


288. 


d. i. gan bloß. Mhd. kommen noch dor muotereine 
gen allein). und muoternacket (ganz nadt); leteres Wort 
ft im 16. — 17. Ih. ſehr gebraͤuchlich; f. and murreſtill. 
Sm. 2, 658 bat: „Kain Muttermenſch, kaine Mutter- 
feet“ "d. 1. nicht Ein Menfh, nicht Gine Seele; „Unter 
Schnee auf deni mutterjeligen Boden liegen“ db: i. auf 
- bem bloßen, .nadten Boden. St. 2, 227 hat mutterfeel» 
alley, mutterjeligalley, mutterfgelignädig; 8. 
hat mutterjelig aufgenommen, ich habe dad Wort no 
nicht gehört. in Rennerod fagt man morinzigaflein 
(fd. - In. allen diefen Wörtern dient Mutter, Gotts 
und: Seele bloß zur Verftärkung, wie Gotts, Mord, 
Neids, Sinn, Hunde. Selig, feelig if hier aus 
Seele gebildet, nicht das ſonſt gebräuchliche Abf. felig, 
das nicht zu Seele gehört. Die Grflärung, „von Allen 
verlaſſen, felbft von der "Mutter, der Mutterſele“, bie ich 
früher. mit Grimm u. A. angenommen, ſcheint mir heute 
nicht mehr annchmbar. . j on 
- Mugf. Munde. DE 
Mugen, Tuben Mügchen, ..Mopen. 
, Müßern (olt.),-abfepneiden, wol beſonders verziesen. 
‚Die junge Männer. trugen furke leider, die waren abges 
fGnitten auff den Lenden und mer und gefalten mit 
=. engen Atmen.“ Lchr, $: 36. Mhd, mytzen abftumpfen, abs . 
ſchneiden. S. flügerm und aufmugen. - . 


TE 


Ng, Dialekiform für genau, im Rheingau meift nur 
bon —e Hören gebraucht, auf dem Weſterwald auch 
am, „pünktlich, mihd. genouwe, agſ. hneav jparfam; 
mittelnpl. nauwe, hofl. naauw eng: - * 
Naber m. (8:), Näwer (weft.», Nagelbohrer, öfterr. 
oberpfaͤlz. Naber, baier: Näber, Neber, Neiber, Nä- 
biger, Näbinger, Nepper, Nägbor, Näuger, Neir 
er, Reuger (Sm. 2, 669. 686.), jhweiz. Ragwar, 
Ktgmer, Winsn Rälmer, Riner BR ge ab. 
nabagẽr, nabuger, nabiger, nabeg£r, riagewer, agſ. nafegär, 
Fr — nebegör, äuhd. neber, nd, or 
negbor, nagber, nägwer, napper, neper, nepper, 
. ohren pieß (ger) für die Nabe d. 5. zum Bohren 
jelben. .: 0.00. en - 
.. Nahbalgen (wt.) auf das, was gefagt wirb, etwas 
fagen, ‚dad Iegte Wort haben, ſ. balgen. 


\ 289 


Naher, fva. nad in Bezeichnung der Richtung. 
einen mit Namen angegebenen Drt, ift obd., (auch gl 
bei Saite), findet ſich aber öfter8 in einem ungedrudten 
Oberlahnfeiner Gre ängniß von 1638, j 

Nachheuern, nachhauern (9.), das Jahr vor bem 
verfloffenen, |. hauern. Dr 

ädler m., Kleinfebiffer; der nur einen Nach en hat 

Rachſprecher ſ. Hinterſprecher. 

Nahfopf, NRohſtopp, m. (cheiu. unterrhein.), eig. 
ein Menſch, der gleichſam nach geſt oxft werben ſeil, . 
wenn er nachträglih zu einer Ge eu aft eingeladen wird. 
„Ich will den N. nicht machen“, ich bleibe weg. 

Rächt, nähte, nächten, nähtend, nädent, 
neicht, neichtend -(wefl.), geſtern Abend; ohnignächt, 
ah nignaächt vorgeftern Abend. Mhd. nehten, nehtent, 
abverbialer Dativ Plur. von naht bezeichnet Die vergangene 
Nacht, aber auch den dieſer Nacht vorangehenden Abend, 
ja jogar Tag. I. Pape Hat in feinem —S von Speed 
(1857) nädten wieder eingeführt. 

Rachwoch (hein. unterrhein.), der zweite Theil der 


Nad m. ift (unterrhein.) der Name verfehiedener Felſen: 
Hinternad, Rabennad, Wolfsnad u. a. Das ah. 
hnac, mhd. nac bb. Naden, aber auch Höhe, Spipe. 

Nadarjc Crhein. wi), Nadelarihche, Nadärs 
ſchel he (wi), Nädesche (Montabaur), heißt bie Herbfts 
seitlofe (colchicum autumnale), weil fie ohne grüng Blätter, 
aljo nadt hervorſproßt. 

Nadig, purlarfhnadig (rhein.), purlnadig, 
pullnadig (chein, Wehen, Jpftein), nadt, ganz nadt, nadt 
sum Pudeln; mhb. nacket, nsckent, ahd. nahlhut, nachot, 
nakot; goth. nagaths. 

Nabe f. Narte. — 

Nägelchesblume, Naͤlchesblume (chein. unters 
thein.), Flieder (syringa vulgaris), 

NAEH, Nähe f,, platted Fahrzeug auf dem Waſſer; 
ahd. näwa, mhb. n&we, änhd. Naue, altn., ſanſkrit. neu, 
grieh. naus (vavg), lat. navis, übh. Schiff. 

Räpen &.), fleiſchlich beſchlafen, auch vernähen. 
Nähkelu, nehkeln, nehikeln, übh. ſich zu etwas 
hinneigen; daher 1) allmaͤhlich zu Ende gehen; 2) (Hadamar, 
Kunkel, Idſtein), Zuneigung zu Jemanden haben, ihm ſchmei⸗ 
SHeln; eine Bildung aus neigen, goth. hncivan, ahb. hüt- 
kan, altj. hnigan, mhb. nigen neigen und ſich neigend Chr» 
KRehrein: Wörterbuch. 1. 


290 


furcht bezeigen). Das Wort pet zuweilen — auch 
unperjönlih: es naͤhkelt nicht d. i. gefällt nicht, wedt kein 
Zutrauen. 

Naͤhlich, nehlich (Caub), ſchwach: „es iſt mir nähe 
ld.“ Vgi. benache. 

Rahme f. (olt.), mhb. name, Wegnahme, Beraubung, 
das Wengenommene, oͤfters in Lehr. 

Nahr, Nahre f. (8.), Narbe, ahd. narwa, mhd. narwe, 
“nare, nar, ähnd. narwe, narbe, narb, narre, nare, 
ee Gloss. 117). 

ahrhellig, Are (Köntgftein), fparfam um 
gehend, verborben aus nahrlid 

Rahriich nahlich (8.), Taum, fnapp, z. B. ich 
mid, fo naßrlich auf den Stuhl ıfaft auf den inberfen Ran — — 
ich erinnere mi fo nahrlich (kaum) des Din . 
nährlich, ne I um), ſchon mhd. nerli rn 
eig. fih Faum, knapp nährend; agf. nearo, nearva, engl. 
narrow enge, Inapp. Auch Bürger fagt (Lenardo und 
Blandine): „Und hatt’ es vernommen, und hatt’ e8 gejehn, 
Was nährlid drei Schritte weit von ihm gefchehn.“ 

Naͤhts n. Cunterrhein. 2 Zwirn zum Nähen, auch el» 
Kai und prä, 

äiden ( (Satz 2. Wall merodd, „Die Kou hot ſchuns 
ſtaͤrk genaͤidat“ d. i. bie äußern Zeichen der nahen Be 
burt haben N eingeftellt. St. 2, 230 hat nähig dem Ge 
bären nahe. Bon nahe gibt ®8 ein Subft. ahb. nähida, 
mb. naehede, Baier. Nahed, Nahd, aͤnhd. Rähend 
und ein Adj. und Adv. nahet, näßent. Vielleicht laͤßt 
fi an eine Verbalbilbung nähden, näiden denken. 

Nailmage m. (olt.), mb. nagelmäc, mütterlicher 
Verwandter im 7. Grabe, oft übh. Verwandter. Gw. 1,542. 
©. Magſchaft. 

Nal m., Dialektform für Nagel, ahd. nagal, agf. n. 
mhd. nagel, "ann nayl, ae, nale, engl. nail. L 
Flel EL, Wal und |. 

angeln —E tie tabeln; ſchweiz. näg: 

elen eig. fingern, bann Bei Fleinlihen Din, ngen mit zuvlel 
Senauigrt zu Werke gehen (St. 2, 229. 2381. 

Narren heißen in Dotzheim und anberwärts bie Bod: 

ſchuten. 8m. 2, 702 hat Narr mißwachſenes, unbraude 

bares organifches "Bebilde, 3.8. an Kohlpflanzen, Zwetſchen, 

Schlehen, offenbar das ſchd. Narr in etwas veränderter Bd, 

Narrethet f. (thein.), Narrenpofle, fchd. (Göthe 
u. 9) Narrentheidung, aänhd. Narrentheibing, 
Narrenthey, Narrethey, Narrethei, Narredei. 


291 


Narrig (rhein., felten weft.), naͤrriſch, mid. nameht; 
Barnde führt mhd. narree an, aber ohne Beleg, — 
aus narrekeit d. {. narrec-heit zu entnehmen. „In dem Loı 
bot fo & klaner Hansworſcht wie narrig erumgetonzt." 
Firmenich 2, 78, 

Narte, Narbe m. (Frankfurt und in der Nähe), Nade 
(Ooͤchſt, Köntgftein), Arbe (xhein.), Ade (Rüdesheim), lange 
rundes mulbenartiges' hölzernes Gefäß ber Mebger, worin 
fie Fleiſch, Wurft 2c. forttragen; am Mittelrhein findet man 
aud) Heinere für die Butter; im Elſaß Narbe, Närbel, 
änhd. bei E. Alberus (1540) der nart, mhd. narte (Ure 
kunde von 1358), ahb. narto. Wie hier das anlautende n 
abgefallen ift (Arde, Abe, fo ift eö bei Naft angetreten, 
f oben ©. 22, Nr. 162. . 

Nafe, in den (wt.) Rda.: ber Nafe nad) gehen; einem 
über die Naſe fahren (bie ihm qebüßrenbe Achtung nicht ber 
obachten); es hat mich in die Naſe gebiffen (geärgert); es 
kit mir in die Naſe (gefällt mir fehr). 

Näfeln (chein.), kleinlich, verdrießlich tadeln, wie Die 
Rafe rümpfen, ſpaͤterahd. neselen. 

Nafenftüber m. (rhein.), was ſchd. Naſenſchneller, 
Säneller mit dem Mittelfinger wider bie Nafe. 

Naßarſch, Naßaſchelche (S.), Baunkönig. Wenn 
er pfeift, gibt e8 gewöhnlich Regen, He fein Name. 

Ratfauer nennt man in Rheinhefjen oft den von Naſſau 
berübertommenben Regen; banıı in Gießen und in Naffau 
ſelbſt übh. fcherzweife jeben Negen. 

Naft m. (wt.), Aft, in Büchern bes 16.— 17. Ih. 
ſcht gebräuchlich, auch baieriſch, vgl. Narte. 

Natäuerlid (S. weft), beweglich, rührend, 3. B. er 
pet bie Drgel gar natäuerlih; vgl. in däu erlich, bes 

uerlich. 

— (nuff), naus, nunter (nunner), nüber 
(auwwer) find wt. für hinauf u. ſ. w. ſchon änhd. nauß 
u. ſ. w., ſ. m. Gramm. des 15.— 17. Ih. 2. 8. 267. 

Raupe, Naupen, Noppe, Noppen, Nuppe, 
Ruppen, Pi. (8. wi.), eigenfinnge Gemuthswunderlichkeit, 
böfe Laune, Fauſchheit, fyn. mit Mude (ſ. d.), auch Baier., 
wetterau. „Des bot ſei bolitiſche Naube.“ Datterid 22. 
„Ar hot noch viele Naube.“ Lennig 72, Bol. neipeln. 

Raus}. nauf. 

Nautf. aut. 

Näwer ſ. Naber. 


292 


Nebeln EM fein regnen (mie Rebel), fo auf 
anderwärts, auch nibeln, ſchon mhd.nibeln, ahd. nibuljan. 
Nebcw)er, neb(w)ig Crhein.), neben, neber ift 
feltner und da meift vor Dfalen; vgl, hinntg. Es lie 
mir alled neber (nebig) einander, D. 9 es iſt mir ganz gleich, 
franz. cela m’est 
Nedjen (rhein. ), neden, auch baier. (Sm. 2, 676) und 
wetterau. „Daß fe ſchun een En worn mit em.” Liebe mit 
Hinderniffen, Darmftabt 185° 
Ned (Gaub), fva. nied. 
Neeren ($.), nirgends, ſchon bei ©. Mänfer: „Die 
niere zuo (nirgenb zu etwas) nüß ſeind.“ Andere aͤnhd. 
- Formen f. in meiner Gramm. d. 15.— 17. 35. 2, & 271. 
Nehkeln f. nähfeln. 
Neicht, neichtend f. nächt. 
Neids fteht zur Verftärkung vor andern Wörtern, 3.8. 
neibstalt; vgl. Gotts, Mord, Mutter, Sinn, 


En ibfad (xhein.), fehr neidifcher — nidhart. 
Neidſcheerig, netbjchierig (chein. weft.), jeltmer neis 
[ats a, neugierig, „Deßwehe fein alch neid⸗ 
chierig.“ Firmenich 2, 76. Das Wort lautet ſchleſ. neus 
ſchierig, köln. —— neſchterig, ditmarſ. 
nieſcherig, danzig. niuüͤſchirig „weſtfäl. nys gyrich, 
holl. nieuwsgierig, Den. nysgjerrig. Nach den legten Formen 
zu urtheilen, ift da8 Wort fo viel als neueö-dlerig, 
neues: terig. So erklärt Andreſen. 
Neime, neimes, ndime, ndimes weht), niemand, 
f. imes. 
NReipeln (S.), von Menſchen und Xhieren, herumgehen 
und fie bald da bald dort berühren, um ihnen artig zu ihum, 
ober auch dieſelben gelinde zwiden, Fneipen, es jei nun aus 
wirklicher Lıebe oder aus Nederei. Neipeler, neipelich. 
Sm. 2, 684 hat niffer, nifflen, nifften reiben, wegen, 
St. 2, "238 niffen, niffelen ftechen, toßen, 3.8: mit ben 
Hömern des Kindviche, fonft ſchweiz. nopfen, noppen, 
nd. noppen, nubben ftoßen, welche Wörter wahrſcheinlich 
mit neipeln jufammenhängen. 
Neift, neuft, niſcht (S. weſt.), nichts, ahd. niwihtes, 
mb. niehtes, nihtes; im Öberelberter Weisthum v. 1507 
Gw. 1, 609 nuift, im Xheutonifta v. 1475 nuyft, holl. 


Diets, 
Mengern (Ufingen), unverſtaͤndlich durch bie Naſe 
ſprechen; Nengerer, nengerig. 


293 





Neppen Marienberg) nippen (Habamar), 1) beja- 
hend zuwinten, zuniden; D) neppen, nippen, nepfen 
uiden beim Schlafe im Sipen, neppen bei Sch, Sm. 2, 
699 Hat naupen, gnaupen Bewegungen machen wie ein 
Hinfenber; mit dem Kopf gnaupen, ben Kopf finken laſſen, 
niden; fo ſchon mhd. nüben. 

Neppen ei 2 niffen (unterchein.), Kleinigkeiten 
entwenden, ftehlen, juͤdiſchdeutſch? 

Neſfel m. Can. , Menge, beinahe fa. Kluft, jedoch 
mehr von Heinen © Kleidungsftüden, 3. B. ein N, 
Strümpfe, aber auch ein NS. Kinder; vieleicht fatt Neftel 
Riemen, Band, dann ein Riemen vol? 

Nefthutie, Metäuti, Nefidutch (Hoͤchſt, König: 
ſtein) Reftquad (ehein. Neſtquatch Iſtein), —* 
üngfte im Neſt hockende Vöglein. Zur Erklärung ſ. bi 
zweiten Wörter. Eine Reihe anderer Ausbrüde aus den 
gutigen Mundarten gibt Grimm Geſch. d. d. Spr. 1. A. 


Nenjahr, Neujährhen {nt} Al das Neufährss 
geſchenk, es mag beftehen, worin es will 

Neuländer heiben Cunterchein.) die Auswanderer, 
die in ein „neu Land“ ziehen. 

Neunmaloos Hört man hier und da am Rhein im 
Scherz und Ernſt als Rertärtung von Aas. 

Neüpenning f. Ipenning 

Neurath m. crhein.), bie Eee Frucht, Bf. das erfte 
Gemüfe im Jahr, mhd. niurät, 

Newer, newig f. weber. 

Rihtenup m. (8. wt.), 1) Menfch, den man zu Feiner 
Sache gebrauchen Tann, weil er nicht will ober nicht Kann; 
2) ein Kate kränkelnder Menſch; ſchon 1482 der Night: 
nuß, wetterau. der Nautnog. 

Nidel m. (8. u 2) humpfe, ſchlockriges Meſſer; 
a8. wt.), — eibsbilb, in- Diefer Wo. fhon bei 

tieler, ee Übertragung von Nidel — kleines 
Pferd im eſoten arauf, daß reiten auch die Stute, 
Kuh beſpringen iſt. 

Riten rhein.) im Sitzen ein Schlaͤfchen machen mit 
nidendem Kopfe; einer nidenben Bewegung des Kopfes 
grüßen, Fi zu etwas ermuntern. 

Kied |. niet. 

—E (Herborn), niederruͤcken (weft), 
iuen, bei Sch. neererecken, verdorben aus itrüs 


gen (. b.). 


294 


Niederkleid (vlt.), Unterfleid, Unterhofe. Lohr. $.21. 

Niederlaß m., ein Theil des weſt. Daches, der auf 
der Wetterfeite faft bis zur Erde herabreicht. 

Niederträhtig (S.), herablaſſend, indlich und 
geſpraͤchig gegen jedermann, in dieſer edlen Bd. noch hier 
und da in Deutſchland. 

Niedlich |. nöthlich. 

Niedwendig, nydwendig (olt.), unterhalb, mhd. 
nidewendee. 

Niet ſteht in der 1., ungern in ber 2. Ausg. der 
Lehr. $. 86: „Die Herren verlohren Ihn zumahl niet.” 
Die Volksſprache am Rhein und Taunus gebraucht zuweilen 
noch nied, niet, ſ. nöthlich. 

len inet, gi f, Dialettform für Lili 

ilje, al, Ninjal, Dialektform ilie, 
Linie, Lineal |. ©. 20, de 

Nilles, Nölles m., 1) (Wallmerod) Nabel; 2) fteifer 

umbeholfener Menſch; Baier. Nollen kurzer dicker Menſch 
im. 2, 689). 

Nimme, nimmes, nimmeft, nommes, nommets, 
nummes (S. weſt.), nur, bater., ſchweiz. nume (Sm, 2, 
694. St. 2, 245), bei Geiler numen, bei S. Münfter 
nummen, aus ahd. niuwan, mhd. muwen, änhd. nun 
(erſchieden von unferm nun, ſ. n0), das auch in der Bd. 
nu 1 gorfommt. ©. meine Gramm. d. 15. — 17. 35. 2, 

Nippen f. neppen. 

Rift f. neift. 

Niftelig (unterrhein. Schwalbach, Nafjau), unruhig, 
unzufrieden, empfindlich, |. Nißkopf. 

Nipkopf m. (S.), empfindlicher Menſch, eig. Kopf mit 
Rfen in den Haaren. Sm, \ 708 hat nißi voller Niffe 
und (nürnberg.) bänbeljühtig; St. 2, 239 niferi mũr⸗ 
riſch; gehört zu Niß, ahd. mhd. niz, agſ. hnitu, alt. nyt, 
nit, mittelnd. nete, holl. neet Lausei; griech. konis, Gen. 
konidos (xovıg, xovıdog), ruf. poln. gnida, böhm. hnida, 
ift mit Nuß nicht verwandt. , 

NRiglich (rhein. Schwalbach), niedlich, engl. nicely. 

— J Fe 3 ” 

Niz (wt.), für nichts. 

No, Dialektjorm für nun, goth. nu, ahd. nd, nüwa, 
mbb. nd, nuo, nuwe, nuon, Aubd, nue, noe, agſ. md, engl. 
now, hol. nu. 


295 





Rober (8.), Robbercweh.), Nohber(rhein.), Dia- 
lektform für Nachbar, änhd.nahbur, nahbaur, nad» 
ber, nachwer, nochwere, nabere, nawere (Diefen- 
bad; Gloss. 618), inhd. nächgebür d. i. ber nahe Mits 
bewohner. 

Rodeln Crhein.), niden, bater. nadeln, nodeln. 
nn f. ferfeln. 

Nohrhellig |. nahrhellig. 

Nöime, ndimes f. neime 

Nommes, nommets |. nimme, 

Ronnenfarzen, Ronnenfärzen Heißen zu Herborn 
die wilden Stachelbeeren; am Rhein ein ser Badwerk, 
aͤhnlich den Kugelbopfen (f. d.), das die Nonnen gut zu 
bereiten mußten, Baier, Nunnenfürzlein (Sm. 2, 699). 

Rörr (weft. unterrhein.), Rorx Cam nörd!. Taunus) f., 
unfruchtbare, bſ. nafje Stelle in einem Ader, auch Benennung 
von Gemarkungstheilen, bſ. ſolchen, Die etwas niebrig Liegen 
und barum naß waren oder noch find. Das griech. naros 
(vapos), neros (ngog) naß, flüffig, fanffrit. nära, nira 
ven laſſen ein goth. ſtarkes Verbum nafran, ahd. nöran 
(Hüffig oder naß fein) vermuthen. In Erbach A. Marienberg 
ſell nörxiger Boben fon. felfiger Boden fein, ber aber wol 
zugleich naß iſt, wie er ſich auf dem Weſterwald oft findet, 

Rorz |. nurenz. 

Nöfheln, vom Geraͤuſch ſiedender fettiger Sachen 
gebraucht, wol zum folgenden Wort gehörig. 

NRöffeln, nifteln (8), 1) ein Neft bauen; 2) fig.) 
berummühlen, herumſuchen, ais wollte man ein Neft bauen, 
Baier. in biejer Bd. nueften, nuefteln, nufeln, nur 
ſchein (Sm. 2, 711. 712. 714.). . 

Rofjer, Notz er lvlt.), Stüd Vieh, eig. Nutz vieh, 
diene es zum Fahren oder Reiten ober zu andern Zwecken, 
fpäter bſ. Kleinvieh (Sm. 2, 710. St. 2, 243), mhd. ah. 
nö3, agf_neat, alin. naut, wird Gw. 1, 524.525 erwähnt: 

‚Der (Wagen) man ye eynen mit fier nogern gefaren mag; 
der man ye einen mit'vier nofjern gefuren moge.“ 

Rofern (eimbuzg, often, rhein. unterrhein.), beten, 
unb zwar meift den Rojenfranz (pater noster), weil bei jedem 
* ein Paternoſter (Vaterunſer) gebetet wird; vgl. 
nüſt ern. 

Nothbete, Nodbede, mhd. nöotbeto, Zwangsabgabe, 
kommt in alten Urkunden vor, ſ. Beb. , 

Nothbutter (B.), der weiße Saft, ver fi beim 
Dultern neben dem Schwengel aus dem Butterfaß heraus⸗ 
mängt. - 


296 


Nothfeſt (vlt), ſtark und feft, eig. feſt in der Noth 
„Eine nothveſte Burg.” Lehr. $. 218. \ 
Nöthlich, nietlich, niedlich (nörl. Tau 
rhein.), empfindlich, ärgerlich, ſchwer zu befriedigen, bei Sch 
neabli, nöeblic, f. niet; mh. noetlich nothhait, 
Tnapp, Hein, nett; von altf. niud, ahß.fniot inneres @etrie 

benfein, Verlangen. \ 

Nothftoppler (8. f. Rachſtopf. 

Nothwerd |. Kern. 

Notteln (8), vor fih hin Halblaut fiber etwas brum⸗ 
men und zanken, fon. mit bem ftärfern Inottern. Philander 
v. Sittenwalb hat notteln fi Hin und her bewegen, jo 
auch Baier. (Sm. 2, 720); mb. nutten, notten, ad. hnuttda 
fhwingen. - 
otul, Notel, mhd. das notel, Iat. notula ſchriftliche 
Aufzeichnung, Gerichisakt. „Der diß Urtheil im ein Notul 

begriff.“ Lehr. $. 137. - * 

Noufeln ſ. nuſcheln. 

Nüber ſ. nauf. 

Nudel f., Tabakspfeife; nuckelln 1) (von Kindern) 
an ber Bruft der Mutter pielen, ald ob fie faugen wollten; 
2) übh. bie Lippen fo beivegen, als ob fie die Bruft trinken 
wollten; 3) Kaffee trinken; vgl. Nuddel. 

Nudel (Herborn), Nikolus vor Weihnachten, ver 
kleidete Perſon. 

Nuddel, nuddeln Crhein.) fva. Rudel, nudeln. 
Das Wort ift mit Übergang bes I in n das fonft gebräud. 
liche Ludel, mit einem Röhrchen (holl. Jul Röhre) verfehenes 
Sauggefäß für Kleine Kinder, dann veraͤchtlich Tabakspfeife. 
©. lullen. 

Nuift f. neift. 

Null wird in der heſſ. und naffau. Volksſprache ſaͤchlich 
gebraucht, vom Iat. nulla, nämlich nulla res. - 

. "Nummer, Nummero (lat. numerus) wird in ber 
hefſ. und naſſau. Volksſprache jächlich gebraucht. 

Nunner, nunter |. nauf. 

Nummes f. nimme. 

Nurns (Montabaur), nurenz (Wallmerod), nur 
(Dillenburg), nur t (Weilburg), norz (Ufiugen), nur, ah. 
niwäri, mbd. newäre, newaere, fpäter 'nower, neuer, niur, 
nuer, nur, änhd. numwer, nur, nurt, weiterau. nurts. 

Nuſcheln, nonfeln, 1) Tangjam und wählerifdh effen; 
2) foa. knuſcheln. Vgl. nuffeln. 

Nuß (hein.), Lausei, fteht für Niß, f. Nißkopf. 


297 


Mar Muß tneinigen fba.: Das finb harte Naſſe d. t große 
Schwierigkeiten; in die Nüffe reinen b. t. miht zu feinem 
gwed gelangen, Abel wegfommen. ö 
Ruß, Koß f. (8.), kleines, dabel: aber Marked und ges 
indes Kind, übertragen von der Frucht. 
x meri Nüßgen n., Mäufeöhrchen (valerians olitoria). 
Nuffeln, nufheln (Herbom), undeutlich durch bie 
Kafe ober bie Bähne fprechen, wt., ahd. misilen, neselen, 
gung, boll. neuzelen, von Nafe abgeleitet; f. näfeln. 
eu. Ruſſen, nofjen, nöffen, niffen, 1) (8) beim 
n air A ‘bezwingen; 2) (8. rhein.), abprügeln, In Diefer Bd. 
re 2 FA: 7 nußen,. abnußen, von ahb. miogan ſtoßen, 
dgl. Lopfnuß. 
nit Rußpider m. (8.),. Banmläufer (derthia familiaris 
(aa! und certhia imuraria). 
s Nüftern BI. (8.1, Wachsperlen, Baier. Hals nu ſter 
Schnur mit Perlen, Korallen 2c., die um den Hals getragen 
wid, von Nufter (paternoster) der Rafenkrang ſ. noſtern. 


ten det O. 
gan“ WB J 


Inte DO, ha frhein), Zuruf an Bugoöfen, . th (in 
Baiern an Pferde), wenn fie ſtill halten ſollen; bgL 
Das f. (Herborn), Kamin; Inhd. die &s, äsen, baier. 

bie As, ale, —A —588 ‚oth. ans), 

a Befondern Das Kuga in ber Pr iche ober in er St e 

über dem Ofen angebrachte ©: sel Hoizſcheitchen ober Licht * 
ſpäne zu trodnen; ſchweiz. b weni, Bat Raucfang, 
vergl in, in ben Yuphütten &. 1, 114. 


* Su N: (thein.), in der Kinderfpradhe auf: 
*obal Ufer ob Lüber) lautet ahd.oba, mb. obe; unfer Al 
hinauf, in bie. Höhe tft goth. ayp, je T auf. 
Dbenauf, im erfien ge aaffau, und rhein. Aus 
ammeife im weiten) Stod, eine Sfinge hod: er wohnt 


Ober f. aber. 

DObereelich (Marienberg), oberhellig_ (Seltere), 
fagt , went es oben hell wird, wenn es 1a uſturt 
die Wolken ſich vertheilen. 

B DOberlaft heißen die Guter, welche auf bem Babıd 
eines Schiffes Tagen; rhein. das was a be Fe Wagen (dem 
Rarren) ober Canf) wen Leitern geladen: ifl. 















296 


Nothfeſt Gi), fa une fe Au feft in der Noth. 
„Eine nothveſte Burg.” 

Nöthlich, Ari Ar) (nörbl. Taunus, 
Thein.), emefubtih, ärgerlich, ſchwer zu befriebigen, bei Sch. 
neablih, nöeblich, |. niet; mhb. noetlich nothhaft, 
knapp, lein, nett; von aitſ. niu ) ahd wiot inneres Getrie⸗ 
benſein, Verlangen. ! 

Nothftoppler & ſ. Rechhopf. 

Nothwerch f. Kern. 

Notteln (8), vor fid) hin halblaut über etwas brum- 
men und zanken, fyn. mit dem ftärfern Inottern. Philander 
v. Stttenwalb hat notteln ſich bin und her ad fo 
aud) Baier. (Sm. 2, 720); mb. nutten, hotten, ah. 


t . 
ton Rotul, Notel, mhd. Das notel, lat. notula fegriftfiche 
Sufzeiönung, Seien, Der —9 Urtheil in ein Notul 


Bean Ie 
re nufßeln 
> Nüber f. nauf. 

Nudel f., Tabakspfeife; nudeln HM) (von Kindern) 
an ber Bruft der Mutter ſpielen, als ob fie fangen wollten; 
2) übh. bie Lippen fo bewegen, als ob fie die Bruft trinken 
wollten; 3) Kaffee trinken; vgl. Nuddel. - 

Nudels (Herbom), ’Nikolus bor Weihnachten, ver⸗ 
kleidete Perſon. 

Nuddel, nubbein Cihein.) fra Nudel, nudeln. 
Das Wort ir mit Übergang des I in n das fonft gebräud» 
liche Ludel, mit einem Röhrchen (holl. Jul R: —— 
Sauggefäß für kleine Kinder," dann —S bakspfeife. 
©. lullen. 

— ih fl. und Volks 1) 

all wird in ber heſſ. unl Baffau ol ſprache fü 
gebraucht, vom lat. nulla, nämlich -nulla N air n a 
. Nummer, Nummern (lat. namerus) wird in ber 
heſſ. und naſſau. Volksſprache Fädhlich gebraucht. 

Nunner, nunter ſ. nauf. 

Nummes |. nimme, 

RNurns (Montabaur), nurenz Waumerod), nur 
Kr nurt (Weilburg), norz Afiugen), nar, ahd. 
niwäri, /d. newäre, newaere, fpäter 'nower, neuer, niur, 
nuer, nur, Änhb. numwer, nur, nurt, wetierau. nurts. 


Nufdeln, In, 1) I ; 
2) fva. en a Yu —RX ie 


Nuß (hein.), Lausei, fteht-für Niß, j. Rißkopf. 


297 


Nuß In einigen Rba.: Das find Harte Nuſſe d. 1. große 
Söwierigkeiten; in ‚die Nüffe reinen d. i. nicht zu feinem 
Bwed gelangen, übel wegtommen. 

Ruß, Koß f. (8), Meines, dabet aber ſtarkes und ger 
fundes Kind, übertragen von der Frucht. ü 

NRüßchen n., Mäufeöhrden (valeriene oliteria). 

- Nuffeln, nufheln (Herborn), undeuilich burd bie 
Naſe oder die Zähne ſprechen, mt., ah. misilen, neselen, 
hol. neuzelen, von Nafe abgeleitet; |. näjeln. 

Nuſſen, noffen, nöffen, niffen, 1) (8) beim 
Ringen Bermingen; 2 (8. Re abprügeln, in biejer Bb. 
bei Sm, 2, 711 nußen,- abnußen, von ahd. miozan ſtoßen, 
dgl. Kopfnuß. . " " .. 

Nußpider m. (8.), Baumläufer (erthia familiaris 
und certhia muraria). ° Im: 

Nüftern PL. (3.1, Waqhsperlen, Bater. Halsnufter 
Schnur mit Perlen, Korallen ꝛc, die um den Hals getragen 
wird, von’ Nufter (Paternoster) ber Rofenkranz ſ. noſtern. 

D, oha (then), Zuruf. an Zugochſen, ‚Bugkühe (im 
Baiern an Pferde), wenn fie ſtill halten jolen; vol 

Daß f, (Herborn), Kamin; inhd. die As, äsen, baier. 
die As, Aſen, Ajel (Sm. 1, 115) eig. Balfen ei. ans), 
im Beſondern das hölzerne in ber Küche ober in der Stube 
über. dem Ofen angebrachte Geſtell, Hoizſcheitchen oder Licht * 
fpäne zu trodnen; ſchweiz. die Adni, Aßni Rauchfang, 
Borgäglch In, den Auppütten (1, MD. 2. 
5,55, ſ. eb. Bu BEN 

Oba, obba (thein.), in ber Kinderſprache auf: 
obal Unfer ob (über) lautet ahd. oba, mhD. obe; unfer auf, 
hinauf, in die Hoͤbe iſt goth . iup, iups, |. auf. 

Obenauf, im erſten (nad naſſau. und rhein. Aus⸗ 
drudsweiſe im zweiten) Stod, eine Stiege hoch: er wohnt 
obenauf. . 

Ober f[. aber. J 

O bereelich (Marienberg), oberhellig Gelters), 
foot man, weun ed oben heil wird, wenn es ſich aufklärt, 
die Wolfen ſich vertheilen. ö . \ 

Dberlaft heißen die Ghter, welche auf bem Berbed 
eines Schiffes lagern; ıhein. das was bei dem Wagen (dem 
Karren). ober (auf) Yen Leitern geladen iſt. - 


298 


Obig, o wig N ober binnig. Bei Gw. 
ſteht öfteb oBig, z. B. 1 { 3 Obig dem wege; 


Objenat, —*2* abjenat. 
Obſte d. 1. ob du, |. e 
Döimendig, ober, ed: oberhalb, {ft aͤhnd. 
air 34 u. d., mbd. obewendic. 
äfen Cem), "söfen (8), 1) von Kühen, nad) 
dem Buchtftier verlangen; 2) vom Buchtftier Befprungen 
werden; umochſen, umdäfen, ochfig, Schfig; baier. 
oöäfenen (Sm. 1, 19).- 
Od8krant n. (Idſtein), Fetthenne, Sebum (sedum). 
Dbder, melft für verwunbernded aber, iſt allgemein 
mittel. und. —78 bis Ins g MH. zurüd. ©. meine Gramm. 
Dfferieren, 8 ¶ ), im Vertrauen offeibaren; 2) 
ein) anbieten, franz. offrir, lat. offerre, 
hie ſ. Ahle. 
Ohm, Ohmen f. ähmen. 
Obnefauer f. Ahnenfener. 
Ohnis, Shnig f. abnig. 
Ohr, in den Kda. dem Henker (Teufel) ein Ohr ab- 
ei bh. i. ſehr geſchwaͤ ſein; ſich aufs Ohr hauen 
i. ee putzen; einen über8 Ohr hauen d. i beträgen, 
iberbortheilen. 
ei Ohr Rabelöhr), mb. (oere) und fd. n., iſt in Naflau 


Ohren, eig. uhren (bei ben Krugbädern im A. 
Montabaur und &eites) ſva. ſchd. öhren d. i. mit Ohren 
verjehen, 3. ®. „Uhr de Krul⸗. 
Su leiſe brummeln, ſbiſchdeutjch (ohren, beten). 
Ohrteige ift in Oberheſſen, was weft. Flappes. 
Bol. tel Waffel un Bin ge 
—— O hrſchliß m. f., Ohrſchliſfſer, Dhr 
ſchlingel m. (thein. „enterehein. ), Si hrwurm ({ 
— Be. f ch errfigte in meh 
rpfepen tfeigen. ‚er 2 
reren —8 den Deutfchland: —9 FR die Sitte, 
bei wichtigen Anläffen, als Legung eines Grunbfteind, 


299 


ung eined Graͤnzſteins, Knaben zuzuziehen und fie uns 
Se, in bie Obrlappen zu pfetzen ober ihnen Ohrfeigen 
zu geben, damit fie fi des Vorgangs Ihr ganzes Leben lang 
erinnern follten. Dabei empfiengen fie Meine. Geſchenke. ©. 
Gr. 143 f. In einem Ärzbacher Weisthum von 1694 
Gw. 1, 602 heißt es: „Damit aber befto gewiſſer und Fun 
bebarer zeichen ſeyn, hat-man anf ſolchen plaß ein loch 
graben, darin zur gedaͤchtniß bie zugezogenen jungen knaben 
mit den koͤpffen geſtußet, auch mit einer piſtole darein ges 
ſchoſſen, und demnaͤchſt einen ſiein drein geſeßt.“ 

Ohrwurm, „ſo munter wie ein. Ohrwürmchen“, hört 
man bier und da; vgl. Kleiderlaus. . 

iders f. ibers. \ 

ime, dimes ſ. imes. . 

OL, Dillenburg), Dlig: (Marienberg) m., Mohn, 
woraus ÖL gemacht wird: 

DIe (8), Olig Graubach), Oll ig (Montabaur) m., 
Ol, goth. alew, altn. olia, agj. ele, ahd. olei, ole, mhb. 
öl, anhs. lei, oly, olge, olye, ole, ol, lat. eleum, 

Dies, Dules, Ules, Ulles (8. weh), Ulwes, 
Ulmes (Braubach, Naftätten, Schwalbach) n. m., 1) der 
Baum in einer Scheuer, der jonft Baru (j.d.), norddeutſch 
Banfe heißt, in Goblenz Uhles; 2) innerer Theil des Hin- 
tergebäubes; 3) Speicher; 4) nıedriges, Sömubiges Wohn⸗ 

immer, auch Haus, Raul; 5) hmugige Weibsperſon. Das 

ort gehört fehwerlich zu Ahle (j. d.); an Anlaffung, 
wie ein nafjau. Lehrer vermuthete, iſt gar nicht zu Denken, 
ebenfo wenig (mit 8.) an lat, solus allein, und engl, hollow, 
hole h oh l. Bielleicht läßt an ah. Als, öla, lat. olla 
4. Euler, Auf) denken, und Dies fi zunaͤchſt ald ein 
Ort faffen,. wohin alte Scherben ac. geworfen wurden; vgl. 
den Eigennamen Aulhaufen, ahd. ülinhüsen und Ules. 
Dann wäre Oles gekürzt wie Bades (Bachaus) Sch. 
bat für die 3. Bd. Ollern und Ullern, Sm. 2, 174 
die Hüller, vieleicht für Hülder und vgl. wrweg hild 
Dachboden. 

Dlims, vor, zu O. Beite (rhein. untershein.), vor 
Tanger Zeit, das lat, olim, das faft wie ein Gigenname ges 

raucht . BL . 

Albert, Ollwert'm. (Schwalbad), Limburg, rhein.), 
in Sachſenhauſen Olwel, se Sch. Obel, grober, fteifer 
Wenſch; olbertig, rſcheinlich vom ser, ulbandus, 
ahd. olpants, olpenta, mhb. olbende, olbent Kameel, wie 
denn ſolche dennt mitunter auch ſtauneel genannt werben. 
Doch vgl. Alpch. 


300 


Olles, Orles, Urles n. (8), jedes unbebaute Land, 
baher au Biehmweibe, auch Rame von Gemarkungstheilen; 
auch Adj.: „er laͤßt fine Land orles llegen.“ Das Wort ift 
Biel eine een von Eller ſ. d. 

li 

Olo — —8 ein Ruf des Steuermanns, bie das 

Sa, sehen Pferde anzuhalten, Gegentheil_von hoor. 
Dlrod m., Rod von Wachs luch, womit Schiffer und 
Steuerleute fih gegen den Regen ſchüßen. 

Omehr, ommehr, bei Sch. omehr, fehr viel, um 
zahlbar, eigentich unmär; mbb.- unniaere’ gleichgiktig, un 
lieb, —* . jo, dab man nicht davon ſprechen mag: 
vgl. märifch und Unzahl d. i. Zahl, bie » groß iR. ve fe) 
" fi, mist wohl zählen Täßt. 

mig, Omep f. Ameife, 

Dngeneufig, ogeneußig ſ. ungeneußig. 

Onner, onnern |. Unner, unnern. 

eh aneweg. 

Onwed, Onweb j Anwett. ı . 

Onweß m. (Babamarı Ambop $ Anweh. - 

" ” ) (8. in ), ober 
bb. oder, or, Die zahlreichen verſchiedenen ahb. mhD. und 
— Formen ſ. in meiner Gramm. d. 15. — SH: 3 


Orbebe f. Urbede. 

Dre — Chein.), wachricht, franz. ordre in 
weiterer Bi 
* Sr ureß, orleß, oweß, oräßig —* wt. ) über: 
fatt und daher überbrüffig in Bezug auf Speiſen, auı 
ſchwäb.; ahd. urazata, urazta überfegt- das lat. obesas (bie 
——* gefättigten); mbb.-uretzee iR fon: oreß. Vol. 


Drgange, argangen, &),1 unur, ja, — 
2) wenigſtens. 100 Hat ur al dieh⸗ Verſtaͤrku 
ur wach ganz —— —Ee gang. winzig. Daher 
1% organge wol als urgange (bob. gäng) erflären. 
ſtellf dad Wort zum lat. urgere (drängen). 

Orgeln (rhein.), eig. orgeln, dann mit meiner 
Tönen klagen, auch jo betteln, von 1 Rinbern mgebrauqht; fü 
von Hirſchen gejagt. 

Dis} Diies, 

Orſchel, Urſchel, der Eigenname Urfala, wird als 
Scheltwort gebraucht für eine etwas einfältige Weiböperion; 
vgl. Uttel, us, Stoffel, Barthel, 


201 
Drt (Martenberg), Acker, z. B. ein Ort mit Rartoffeln. 
Ort n (mi.), Dorf. 

Ortchend bach), Ottchen (Runel), % preuß · 
Thaler, abe einlich verwandt mit Ortögulben. Veh 
wlättöen, tüdelden. 

rts gulden (8. wt.), % Gulben (15 Kreuzer), 

Sat Urze 

Ofhern, (jeltener), auſchern (8. Nverſtohlener Beil 
die Side voll Ven ſteden, jͤdiſchdeutjch: aschar ſich ber 


Den (vK.),.abb. dejan, mhd. oesen, Ösen, ſchwed. 
oesa berwüften. DSF ‚een eins Rats: ben Thal zu 


Sſpel (S.), Ufpel (Marienber; )ı, Amfel, inbb inf“ am. 
fel, eh bamjel, mhb. erienbe), An amisala, as 
osle, bei R. a vᷣol. Se \ . 

Ottchen f. Orten. 

Bier f. Atter. 

ubes f. awes. B 

Dules f. Dies, . 

"Ower (weft), 1) oder;£2) aber (f. b.).. „Ob deß 
nor e Trahm wor ow er net; mandem hohn eichs ower 
(aber) ag g’gent (get önt), wie dem Buchmürige Acſeſiſt, 
ower (0 & wot e ep.“ Firmenich 2, 75. 85. 

DOmig-f. obig. 

P. 


(Begen der unfichern Ausiprace iſt auch. B nachzuſehen.) 
Paarweck m. Achein.), Wecart, ſonſt Waſſerweck, 
sashhen; es find deren immer zwei aneinander, baher 


—— ſ. die „Gebraͤuche“ in der 2. Abthl. 
ein "(weit), zuuächft ohne weiteren Bufap, 

ein ® Sen heitblaffee (gene), dann biejer übh., 4. B. 
Haft du ſchon wadıl e in der Kann? 5 

Pabern, (8), pabhern, patbern (rein), in. 
etwas Kin umb ber gehen und es fo zertreten; Bei Stieler 
pabden Naffes treten; ahd. fadön, verlön, nd. pfaden 
gehen, ald Pfad beizeten. J 

Vaͤhz |. Baz und Petz. 

Palme m. (rhein. un jein.), Bug, wahrſcheinlich 
von der kirchlichen Weihe. am alinſonntas wo » zus 
genommen wird. . . 


302 


Valmentieren (Limburg, Hadamar), verbieten; es 
iſt palmentiert d. i. nicht erlaubt, wahrfcheinlih aus bem 
franz. parlementer (fi in Unterhandlung einiaſſen) ver 
dorben; r parlamantbiren. 

Balmweide Heißt in Meicheldheim bie Sahlweibe 
(salix_capr.). . 

Bampe, Vampes, Pampch m. (8), fra. Papch 
und Ziguree Gi Haut aber fi FR 

and m., (thein. wt.), Haut fiber flüffigen ; ern, 
Schimmel, auf A Wein, ſchd das Pfand, j 
Panne (Hadenburg), Ziegel, von der Geftalt? 
Banneftielchen heißt in der Sprache ber Kinber ein 
* (meift ae) Kind, ehe es getauft iſt; f. Rofen- 
laͤttchen. J 

Rand, Panſe m. (unterrhein.), 1) Wurſt, er P 
maden d. 1. nk — ohne —E —X 
2) (thein. unterrhein.), Didbauch, Wanſt, bei Im. 1, 285. 
287 Panß, Pampß, bei Viehoff ver Pens, mhd. panze, 
ital. pancia, fpan. panzs, franz. pance, lat. pantex, |. bam⸗ 

en. 


Banzer Io hier und ba Bei den Jaͤgern bie harte 
Haut des Wildſchweines. 
Pappch m. (rhein.), Mehlbrei, Steifter, breiartiger 
Koth, von Pappe gebilbet. 
" Bappelf., Sumpfhahnenfuß (ranunculus lingua). 
f — E — Bärbel, Paͤrwel, Perbel 
weſt.), Regenſchirm, franz. uis. 
ken 5, br ein. erlittenes kleines 
Unrecht ſehr laͤrmen, |. palmentiern, 
ärner, Berner m., Pfarrer, mhd. pfernaere, aͤnhd. 
pferner, pherner, perner, pharner 1.507.528. 
558. 2,220. 3, 776, wetterau- Bfarner; tn fathoL Gegen⸗ 
den des Weſterwalbes Heißt fo der. evangel. Pfarzer, ber 
tathol. Baftor (f. d.). „Der B. fhläht bie n Nagel in de 
Kopp" jagt ber Wefterwälber zu, feinem . unartigen Kind. 
Woher kommt diefe au in andern Xheilen des Landı 
u hen in Barrbn (Dillenburg), durchaus, 
artu (rhein.), Barrbn urg), ohne 
Bari — Ss a i , Zu 
Arzen, pärzen (thein.), quälen. . barzen, ahd. 
barzjan wüthen, ahd. parzungs dns, Pr Neid. 
Vezen, pazen, pofen, 1) nad dem Gewicht fchäpen; 
2) (Königftein), an ſich Ioden, z. B. Kinder, Hunbe. Inder 
erften Bb. in andern Gegenden pefen, bei Friſch peifen, 


303 


anhd. pawfen, Beien (Diefenbad Gloss Be! fran; 
, ital. pesare, lat. pensare; in der zweiten b. ui 

rag Pacem 1 augelehnt. Das Iat. Pechtenre 

(befriedigen) ift — — (Diefenbad Gloss. 405). 
®alfan.n., kleines el am Paſſanmaſt. 
Bajfel m. (8.), Menſe bern naͤrriſch ftellt, Pofjen- 

reißer, ober wirflih arm an Berfla erftand iſt. Obd. und änhb, 

iſt Boifel, ee Boffeler — 

knecht, der fü —— eringen Ar] 
muß, darum den andern 


Ga ® 
—— ee und 86 a u gm 
ein —ARX n. Selters), Hrfätäfer. 
an (weft.), Bätter, Betier m. — Pate, mi br. . 
Phetter, phettaerc, inhd. , er, patte, 
pat Bei (Bleentah Cie. ana ry — ii nl, 
Bil pi B2 —— ſchwerlich —— ir 
der Beter von beton beten. 
Patterich ſva. Patſch, aber nur in der eigentlichen 
ng. 


Era m. iR), Sceltuame der Schuhmacher, 
u ae Die Lichtnelke (Iychnis vie.). 
Bl ern (8. vhein.), ſehr theuer machen: Der Ader 
ert. 


304. 


‚Betfen (8. wt.), A nichts orben; 2) trinken. „Do 
hot und Alles, ©: Klahn mit inbegriffe, for unfer 
Orjel was gepiffe.* — 10. Die 2 8 'r von der 
Munbfelung enormen; bie erſte erklärt fi aus folgender 
Rda.: jätteft du pfeifen, aber nicht fagen follen,” 
»t ne as a I 5 berflanben worben, durch dad 
Pfeifen wäre es wuht gı 

Beil m. (Marienber, a, Threidfeder, rhein. Keil ſ. d.; 
Peil cher (S.) heißen bie Heinen ſtielfedern ber jungen Vögel, 
welche, nach ben f. g. Maußfebern zum Vorſchein kommen; 
eher von Pfeil als von franz. poil, ital. pelo Haar. 


Lip 
Beiden &. Kein, )» burchprügeln, den Belz (bie Haut) 
teeffen, Baier. 3. in weiterem Sinne . 
Pelzig (8. wid, 1) unempfindlich, ald wenn man 
auf Pelz fühlt, Bei einer Unempfindlichkeit der äußern Haut 
raucht, vorübergehende krampfhafte Fühlloſigkeit abend; 
) (bei Rüben, Bestigem u. bl.) fehlerhafte Porofität der 
innern Subftanz hab 
Belzkappe in ber (wt.) Rba.: „mit ber Pelzkappe 
afäch fin! db. i. nicht recht bei Werftaub fen, eö fei nun 
wirklich oder aus Verftellung, um Andere zu beluftigen c. 
f. Schoß, Schuß, geihoffen. 
Benetenz,. Benitenz f. (rein), peinlihe Verlegen 
heit, lat. poenitentia, franz. p&nitence Buße, Strafe. - 
_ Beng, Dialeiifomn | für KANN —F phantinc, 


gen pfennine, in pfennine altf, penninc, 
ap, penog, i ig, mit at, pandingun, wahrs 
fein ich von Tan gi ant, pfant. . 
Perbel ſ. I el . 


ee Berl Bars t maria 
erieban erlefe erleuſchnur, vor 
Frauensperſonen um den Hals getragen. u " 
Berner |. Bärner. 
Berreri in. (Wallmerod), dünner Schlamm. Diefe 
Bd. hat — das mhb. pfärich, pförch, eig Pferd, 


mittellat. —A parc, Umhegung. 

Perſoniert (vlt.), u war er.groß und wohl per⸗ 
fontrt zu einem ärften.“ Lehr. $. 124, von mh. persöne, 
lat. persona. 

Bertewieren (Beilburg), quälen, feine Ruhe laſſen, 
wahrfcheinlich perturbieren, lat. porturb are verwüften. 

Better f. Batt. 

Bes. Bü 


305 


Bep £. (chein.), eine eingenähete (zufammengepfeßte 
Falte, wenn das Sleidungsftt fonft nicht gm antik I 

Petzen, pitſchen, pinzen, pinfen, 1) pfegen 
2 — do hen mer e Scheppche Wei —E 
gepetzt.“ Streff 31. Ahd. phezzen, inhd. pfetzen, anhd. 
pfätzen, petzen, nach Einigen aus dem ital, pizzicare 
piden, zwicken, nach Andern aus mittellat. petia, franz. pidce 
Stück, Segen. Die 2. Bd. ift ein färkerer fg. Ausdruck 
für kneip en. 

Peuterich, Peuterch m. (I. weſt.), kleine, ſehr dicke 
Perſon; 2) Schinpfname für eine ſolche Perſon, gehört 
vielleicht zu Putch; vgl. Quatterich. Bei Sch. ift Pit⸗ 
Fa Puͤtterich eine Heine Dice, aber auch eine gefräßige 

oi 


N. 
Pexieren (thein. wt.), etwas Böfed thun, Tat. peccare, 
franz. pecher, (fündigen), „Was Hott er benn pezgiert?“ 
Steeff 117. 
Pfahl, über den P. roden (unterrhein.), d. 5. un 
mittelbar Darauf, nachdem ber alte Weinberg ausgehauen iſt. 
Pfahlbürger Glt.), mhb. pfälburgaere, pfälburger, 
Kpurger, Bürger, der auf: der Stabtmauer (ber bie 
tabt einfchließenden Pfähle) wohnt. 
Pfeffer (Diez), Latwerg; (rhein.), eine aus Schweinens 
blut, Gewürz 2. nach dem Schlachten zurecht gemachte Brühe. 
Bfeifenblume heißt in Reichelsheim bie Narciſſe 
(marc. post.). . 
Pfennig. Von den Altern filbernen SPfennigen 
12 auf einen Eurzen, 30 auf einen langen 
Yilling, 240 auf ein Pfund, fo daß alle, auch bie 
größten Summen Silbergelves bei Bfennigen oder Des 
nären (dn.), Schillingen ober Solidi ($.) und 
Pfunden Cunfer Pfundzeichen) von. Pfennigen benannt 
iwurben. Unter ben Karolingern und auf der Müngftätte zu 
Köln hatte bis ins 14. auf der von Regensburg bis ins 11. 
Jahrh. der Pfennig Y, Loth an feinem Silber. Gin Lim 
burger Pf. war — 2 Frankf. Heller, 12 Limb. Pf. = 1 


illing 
Pferden ein Schiff, es von Pferden voran ziehen 


Pfingſtblume (Gaub), Name des Arons (arum), 
Pfingftborn kommt in Naflau und Rheinheffen viel⸗ 
fach vor: aus ihm holt die Amme die neugebornen Kinder, 
bie anderswo ber Storch bringt. 
Kehrein: Wörterbug. 2x 


306 


Fila en Crhein. unterrhein.) find Fr mgen, zum 
Verſetzen —— Pflanzchen don Kohl, Wirfing r., nicht 
von ala ‚Sellerie ıc. J 

Pfund und Talent waren zu Anfang bes 13. Sb. 
im Rheingau gleich, fie waren zu 40 Denaren (dn. 
Pfennige) oder 20 Solibi (B. Eäilinge angeſchlagen. 
Nach damaliger Leldberechnung war ein Denar fo viel 
% 7% Re, ein Solibuß, Y, fl. ©. Br. 589. Im 15. 

gab e8 auch el unbe zu 60 und zu 30 Pfennigen, wobei 
% Berfehlevenpeit er Pfennige erwogen werben muß. 

Pfund-ift in Gaub Bezeichnuug eined Maßes für 
Füfßee Dinge die fonft nach Schoppen gemeſſen werden, 


er Bid, f. (Herborm), Echnabel, vom picken mit bem⸗ 
e 

f Pig, Piek, in der Rda.: einen P. auf Jemanden 
haben d. i. Sr, Haß haben, Luft haben, ihm etwas Uns 
angenehmes wieder gu ver elten, auch bater. (Sm. 1, 277), 
ſchweiz · by gen ( (St. 1, 171); davon das Verbum piden, 
Pisten; Kr —V — , pik, franz. pique Spieß, fig. Groll. 


— n. Gasen), heimlicher⸗ ſchalkhafter Neder, 
aus Pick verborben? 

—8 8 Puͤwiß, Püntz Derieiberg), Sie 
big, ſ. Giew 

Piez ſ. Bin eimden. 

Sin, BSIL, Billwe (ehem. mt) Pfülbe, Bettdede, 

ahd. — phulwo, mihd. phulwe, anhd. pfulwen, 
ulwe, pfulw, pfulbe, pfulb, zulbe, pul, polmwe,. 
poel en Glos. 413) aus lat. pulvinar. 1 
che n., Hühnchen, vom ar Bil 

Bee f. (Köntgftein), Frauensperſon, welche rein 

— Ager wie ein Glödchen bimbei ſpricht und ſich geziert 


Ihgenatz ©) 8.3, 3 Pfennigfuchſer, Geizhals, 
noch fuch ſen betrügen im Spiel. 
—— m. "(Caub), ww metallene Ende · eines Schnün 
nemens Wiesbaden) eine rohe Nabel zum Nähen- der 
erg ud Se A 
infeln, 1) (8) winfeln, jammern, verbrießli graͤm⸗ 
lich, unwogL fein, wird Bf. ve fwangern — "gejagt; 
2) (thein.), fva. fideln ſ. 9 Davon (Derborm) Pinfler, 
weißlih Pinzeimchen f. d 
en 4 ( eilburg), eine aus Hein gehadter Zunge 
beſtehende Speiſe. 


307 


Pinnaͤlen, Binnägeln tB.); ftrafen, züchtigen, wahre 
ſcheinlich vom Tat. poenalis, franz. penal (fträflih). _ - 

Binfen, pinzen ſ. pehen . 

Pinzeimchen (Hadamar), Piez (Herborn), ein um 
jebe Kleinigkeit ſich beklagendes, weinerliches weibliches, 
Pinkler cf. pinteln) maͤnnliches Kind. Sm. 1,.182 bat 
benzen durch unaufhörliches Bitten und Betteln beſchwerlich 
fallen; W. bat pinjeln, nd. pinjen Wehflagen, weinerlid 
jammern. Dieſe Wörter gehören alle zujammen. - 

Pipi, Pipiche, Pipe, Pipele heißt if der Kinder 
ſprache durch fafl ganz Dettfehland das Huhn wie ber Hahn, 
vom Lodruf pi pil, 

Pipſen (8. wt.), 1) hell und daher kaum hörbar 
ſchrelen, wie eine Maus; 2) Ieife reden; 3) -Tränfeln, flöhnen. 
©öthe (41, 246) fagt: „Fledermaus gleich zu pipfen.” 

 Bifpern, piſchpern (8. mt.), pifpeln, leiſe, flüfternd 
mif einander reden, auch ſchd. CBöthe); von dem Säufel- 
laut pf! hergenommen. . , J 

——6 

Pitſchen, Pitſchzange f. pegen. 

Bitten n, (Ufingen), Manriöperfon, welche rothe 
Angen hat. Kann an baler Peteden Sleden beim Fled⸗ 
fieber, ital. petecchie gedacht werden? . . 

Pitteln, pütteln, ptlln, pirrlen, pittern (8. 
Ban), om etwas mit. ben Fingern zupfen, langſam etwas 

un, 3. B. an ber Naſe, auf dem Kopf, im Efien; engl. to 
piddle tänbeln. 


Big |. Büp. 

BIE, za £. (ehe unterrhein.), Feldſtrecke, Theil 
in ber Gemarkung, ſchleſ. in dieſer Bd. der Blau, bie 
Blane Iſt Plaͤ, Pläh das Int, plaga, änhb. plage, 
plag, „eyn ort ber. welt? (Diefenbach Gloss. 439.) 
- "Blade m. (B. rhein.), 1) ein Heines Stuͤck Selb- oder 
Wieſe, aͤnhd. Blade, plade; Gw.1, 580.603; 2). Lappen; 
3) Kleds, Flecken, in der 2. und 3. Bd. auch fchb., in ber 
1. und 2. Bd. ſchon mhd. placke, aus dem Nieberd. auf 
genommen. Pladen rotten oben) auch kauten d. i. 
einen ſchon tragenden Weinberg mit Setzlingen hier und da 
(Can einzelnen Pladen) auöbefiern. J 

Pladern, pludern, plutern (8.), mit ber Hand 
kaum merlbar im Waſſer herumfahren. St.hat1, 178 pläs 
been, plättern unreinlih im Waſſer ſchaukeln; vgl. 

atter. - 


308 


Blädern 8), zanken, fchelten, ausſchelten, gleichſam 
ſtreiten mit Jemanben; hol. pleiten, franz. plaider, engl. 
to plead vor Gericht ftreiten, ſprechen. 

ing £. (Caub), Durchfall, Diarhs. 

pᷣlaͤlte, plöte gehn (mi.), fid) Davon, aus dem Staube 
machen, jũdiſchdeutſch, plaite d. i. palat entwifchen. 

Plaͤkers, Bläters (Caub), Handſchuhe; j. Plakes. 

Plakes m. (thein: nördl. Taunus), Schlag auf die 

ache Hand der Schulkinder; Hol. gi laches Holz, womit 
er Schulmeifter ben Kindern zur Strafe die Hände fchlägt; 
dgl. Biach Nebenform von flad in Bladfeld. . 

Plammplap (rhein.), richtiger Flammplap (Dillene 
Burg), eine Art platten Kuchens, ber meift in ganz heißem 
Badofen gebaden wird, und zwar in der Regel mit dem Brot, 

Plan m. (vlt.), mbb. plan Kampfplag. „Gr tratt auf 
ben Plan.“ Lehr. $.108.: „Da behielt der Rath mit groffen 
Ehren den ta und dad Feld.“ Lehr. $. 114. An dieſer 
Stelle hat die 1. Ausg. auch Plan. , 

Blanete Iefen einem (Salz), ihm Verweiſe geben, 
fo auch baier, wo es auch noch bie Bd, einem Die Nativität 
fielen bat (Sm. 1, 335). Vgl. Leiten Iefen. .n 

Rlapperatorium (Gaub), ‚Fähigkeit zu plappern. 

Plapperblume f. (rhein.), Klatſchroſe (papaver rhoe- 
33); |. Klapperblume. “ 

Plafirung lt), Ausſchmückung, Ausmalung: „Die 
Plafirung von dem Wapen von Molipurg iſt alfo: Das 
$elb war von Gelb, darin war ein Löw von Silber.“ Lehr. 
$. 104. Spätermhb. blasenieren, blesenieren, plasnieren, 
plesenieren, franz. blasonner. 

Platfch, Platſche, Plaͤtſch, Fratſge mf.(& 
rhein.), 1) jedes Breite und platte Stüd, 3. B. Feld, Eis, 
Holz, Roth, Grind 1; 2) Schlag, der platſcht, Knall; 
3) Schwägerin. 

Platſchen, plagen (8. rhein. unterrhein.), 1) mit 
einem Schlage (Platſch, a) Binfallen; 2) fo ſchlagen; 
Ko) ſchwaͤtzen, in der 1..®b. ah. blestan, plestan, mhd. 

lesten. J 


- "Blatt G) 1) ganz und gar, anderswo glatt, z. B. 
latt abbauen, platt närrifch; 2) (rhein. unterrhein.), Gelb platt 
Isaac d. f. unterfchlagen, bſ. wenn man beim Verkaufen für 
Indere etwas für ſich unterfehlägt; 3) (unterrhein.), der Wein 
iſt platt, d. t. er hat fein Feuer verloren, ift fchlechter geworben. 
Plättchen Heißt in der Auf A. Montabaur %, preuß. 
Thaler. Bol. Orten, Städelden. 


309 


Tatte (oft, waffe, bie vor der Bruſt über dem 
Halsberg . Maren. tee Brlksend, mbb. plate, blate, 
itellat 7 ta. Lehr. $. 35. 

Blahte, in der (wi.) Rda.: 2° Die Blatt pubemz .t. ſich 
feetpuben „38 mer grob und fergt ich ſollt die Blatt buße.“ 


Platteis m. (Caub), anderwaͤrts Ziauuegtig — 
der A Gäste (pleuronectes platessa), franz. la 


— (8. rhein.), ein plattes Stuck Rinde von 
einem an abbauen, um ihn ſo zu zeichnen, Baier. plegen 


1, 340). 
"Blatterig (8. Montabaur), platt; . vgl. Rumpfig, 


leeri 

riſlattert m. (weſt.), platter, flacher, Breiter irdener 
ober fteinerner Topf. 
font & Platz m. (ehein, unterrhein.), ein bünner, platter Kuchen, 

oft Platſch. 

—8 f. ptatſchen. 

Plaurebürd, Piaureſtroh, Plauſtroh, Plo—⸗ 
der ſtroh @ weft), Wirrſtroh Wirrftrohbärbe. Abd. bIö- 
den, mhb. plöden ift weit und ſchlaff fein; inhd. plödern, blö- 
dern vau 1, taufchende Kalten werfen, ſ. Ploderhoſen; 
Baier. ploͤbern, plubern Falten werfen, von Kleidern ges 
braucht (Im. 1, 334); änhd. blobern, plodern aufge 
ek Knie fein und plaudern. Dazu gehört wol 

aureftro 

Plaurement n. (chein.), Plauderhaftigkeit, Fähigkeit 
zu Plaudern, pfälz. Plauderment. 

Blech f,, auch Die vordere Heep (f. 2,1 auf ben 
großen Rhein] chiffen das Halbved (Der etwas erhöhte Raum), 
m Hin) Schi a u at auf den Kohlenſchiffen die 

achel; 

leineh m. (8), 5 otisteßte Menſchz 2) Oro, 
bian; 3) bides Stud Holz, das goler Knöpfe if, vielleeicht 
von Tat. plenus (voll), franz. p) 

Blempeln fagt man am Beat vom Wein, wenn man 
um demfelben oft trinkt und ben Eleinen Reft in offenen 

Gefäßen aufbewahrt, wodurch er’ von feiner Guͤte verliert, 
Baier. iſt plempeln, plempern viel und oft trinken 
(8m. t, 334). 

Plemperwein tft ein Teichter Wein, wie bãier. Blam- 
pel, Blempel ſchlechies Bier. Ein neckendes Sprichwort 
fagt: Die großen Gloden im Rheingau ſchallen voll und 


310 


Peäftig: vinum bonum! Die Heinen Glöddjen in ben vom 
eigentlichen Rheingau entfernten: Orten läuten: Plemperivein, 
Plemperweinl 

BIO f. Crhein. unterthein ), Dialektform für Plage. 

Ploderhoſen (vlt). „In dieſem Jahr (1362) ver 
tengen bie groſſe weite Ploderhoſen.“ Lehr. $. 84, ſ. 
Braurebürh, 

Plonz, Plongen, (8), Blungert (rbein.) m, 
bide ee, Baier, auch verädjtlih eine Weibsperſon 
So. 1, 336). Wefterw. „Du Haft Pionzen gegeſſen“ bift 
chwang er. Schwenk d. W. leitet das Wort von einem 
Cin den inhd. Wörterb. jedoch fehlenden) mhd. blonen ftrogen. 

Bio en, zeiam, ſ. Klöpen: 

Bo ee die Boden; Pohenmann: heißt 
m Shwaltd 

— ——— Rt, wie Stoppelfalb. 

-B5 

Bolleder, notteder (S) m, "fon. Bupemann, Be 
Ban Geſpenſt, eine unklare Erinneru a er den heidniſchen 

Gott Phel. ©. „Mytholog.*. in der 

Pomadig (xhein.), langſam und beba; ti poin. pr 
malu, bringt von Often immer mehr weſtiich. 

Ponte (vlt.), Spunt, mhd, der punte. Auch war der⸗ 
ſelbige Friederich groß und ſtarck, alſo daß er eine Ohm 
Wein auffhub, und trank aus. dem Ponten.“ Lehr. 8. 86. 
In der 1. Ausg. fteht: -„auß Der ponten.“ 

Ponyg (olt.), mhb. puneiz, pungeig, altfranz. pug- 
neis, poigvais, poingneis, pougnis, altholl. pougys das 
Anrennen eines ei anche Reiters auf den Gegner, ober ganzer 
Rotten auf den Feind. ©. Öerennfe - 

Poppelhen m Heines Flaͤſchchen; Boppeleinde 
klleine ee (borago 

RR Burg m. (rhein.), Bora] 

— ee Lehn. — 
ge n Pl. (thein.), Blattern, Kinberpoden. „Die 
Porple muß mer en in Ioffe odeleere.“ Lennig 86. „Dich 
fommen bie purplen an.“ Geiler 

Porren, purren (S. rhein.), ſchnell und brummenb 

[ertremnen, mit der Bd. eines rauſchenden brummenden Lautes 
— einen großen The Deutſchlands verbreitet, mhD. 
phurren, engl. to purr, holl. purren, dan. norweg. ‚purze, 
ofen ſ. paſen. 
ofitur, Poſſetur f. (8), Stand, 3. B. bie Uhr 
hält die P., d.-i. geht eine Zeit wie die andere; lat. posi- 
turs (Sage, Stellung). 


311 


fein f boffeln, 
A wt), pafien — — ‚polen (weft.) 
Bäume pfropfen, änbd. pozzen, |. Bot: 
Potihen m. (Seiters), iolhe⸗ Ginserhut digitalis 


ured). 

parpe ie f. (ebein., 1) Ange an ben Weinreben, Blüten» 
knoſpe; 2) Heine Erhöhung der Haut, —* ur 
Blatter (fonft Pop); in der 1. Bd. hol. botte, engl; bu: 
bas ſchd. Butte in Hagebutte, Hambutte, entlehnt aus dem 
Romaniſchen, wo ſpaniſch und probenzialifäh der. boton, ital. 
bottöne, franz. bouton, mailänd. butt Snopf, Knofpe, von 
ital. buttare ausfchlagen (von Bäumen), fpan. und, provenz. 
botar, franz. bouber Then 1 welche aus as. ‚P%tan di. Boße) 
entftanden find. Die 2Bd. iſt von ber 1. übertragen. 

Poͤttern, püttern, puttern (bein. Taunus), mit 
den übrig gebliebenen Speifen, wenn mar Ar iſt, ſywehzih 

umgehen (von ben Kindern gebrandt), f- föttern; es . 
Rebenform von pubeln. J 
E42 Babe Bug f. & foa. Potte in beiven Bd. 


MAT: 
N ‚ Dialı 1, mbb. pfaol 
pfal zus I ma. Sm ce F Feten ds Na Bias Pr 

ni it es achwi 
a ae 


omg, eine bei Wefterburg gebraͤuchliche Form für 
Kiwip f. Kämwerz. 
Ba deienieen (chein) 1) -prafticiern von Arzten; 
2) fpa: pegieren, nur von minder Böſem gejagt. 
Bradee ſ. —— xis. inen u 
raffeln m weinen, ‚ohne ränen zu ver⸗ 
gie: Fahr: des —* von Hr (. $ )- 
ratten ſ. pro 
Praxis 1. (Sal, 33 Prades —S Lug und 
Trug. „Daͤn Zait die Praxis e de Menſche Kia ‚ta kai 
—— Menſch mi atteſtire“ d. i. ſeitdem Lug und Trug 
Menſchen ſteckt, kann kein rechtſchaffener Ders mehr 


eben, pribeln, prippeln, Sriemelm: 8. 

— He, anhaltend grämlidy reden, halblaut murten, Brummen, 

janfen, fo aͤuch baier., pfälz. pröbeln. Das baler. brips 

pein, ‚ bröpeln, xhein. propeln brüdt auch den Laut des 

jaffers (ber Speifen) aus, das zu kochen anfängt. Diefer 

Raturlaut if dann auf prekeln übertragen. Prebeler, 
Brebelfupp, prebelig. 


2° 


Preisge (vlt), Worte, Saum, Einfafjung an ben 
Armen, mhd. brise von brisen fepnüren, äuhd. Breis, 
ſchweiz. Brisli; ſ. Schecke. 

Preiskammer, Preiſterkammer (weft. unterrhein.), 
die Sakriſtei, worin die preis jmärbigen Sachen, bie priefter- 
lich en Kleider ꝛc. find. St. 1, bat in bemfelben Sinne 
Drifttammer, ..Tresfammer, ahd. tresokamara, 
von dr&so, franz. tresor Schatz. 

Preß druff, uff Prep Crhein. main.), anhaltend, 
fogleih. „Wo ald breßdruff immerfh Meer enniwwer 

—* is.“ Streff 47. „Do werd gelart uff preß.“ 
ennig 21. g 
Preſſaut (rhein.), drängend, dringend nothwendig, 
ang. pressent von presser. - 
tießig (Ufingen), übel gelaunt, wahrſcheinlich a 
proßen oder brätſchen gehörig; ober darf an das ſchweiz. 
briejchen gebadjt werben, bad ‚vom hohlen Brüflen der 
Kühe, und von dem Weinen bei Semadijenen mit heftigem 
hohlen Laute, bei Kindern mit unterdrüdter Stimme gejagt 
mie Ge 1, 225). Boner gebraucht brieſch en vom Schreien 


Brite, heinipeieng, geinesrtetg &), for, 
wen, auch ſchwaͤbiſch; pritſch gehört au pritſchen, 
heldi ſ. oben. 


Pritſchen (S. wi.), ſchlagen mit flacher Hand, oder 
mit einer |: 9. Pritſche; gepritſcht geſchiagen, betrogen, 
um eine Sache gebracht. 

Probeletz £., Probefchrift der Kinder, f. Leg. 

Vroforſch, proforicht, proforihig —3 1) 
auf etwa& beharrend, meift aus Troß und Eigenfinn; 2) czu⸗ 
weilen) rechtlich, genau, akrat (j. d.), aus bem franz. per 
force (mit Gewalt). 

Prolles m, (8.), wohlheleibter Mann, dickes fettes 
Rind, ſ. Bolles; St. 1, 230 hat Brolli fettes Kind, 
Brollotſch dider fetter Menſch, der ſich kaum bewegen kann; 
vgl. holl. prollig dick. S. noch Prull und Trolles. 

Propeln (unterrhein.), Waſche kochen, ſ. prebelm - 

VProſt (lat. prosit), wird beim Vortrinken, Beſcheidthun 
gejagt im guten Sinne; oft aber auch (jedoch nicht beim 
Veſcheidthun) um das Gegentheil von dem auszubrüden, 
was man fagt, wo dann auch Proſt die Mahlzeit gejagt 
wird, 3. B. Du meinft, er wäre ba, ptoſt bie Mahlzeit, er 
kommt erft morgen. 

Bröften fingen), bleiben laſſen. Ich will bir was 
proften, daß ih mir für dic) bie Finger verbrenne, Da 





313 


Hufen cf. d.) in demfelben Sinne vorkomm, fo ift pröften 
wol das ndf. und nisderrhein. proften huſten. 

Proſtern (Ufingen, Königftein), nachhaltend greinen; 
Beoferet, profterig, Nebenform zu proßen ober bräts 


en er maden (St. Goarshauſen), durch beſondere 
engelitieh Vorzüge bei Andern glänzen wollen; im Elſaß 
proßerlich Breit aufgeblafen, gravitäiic, B. a figt ganz 
vr — hen Abtritt, I bei Goͤth 
rovot n. (Thein.), locus vatos, 13 
(Bere 13, 46) Privet; vgl Sekret. m 
Brull (S), aufgemworfenss dides Maul, Nebenform von 
—— 1 Gun), Sig I, die in Folge eine Jı 
runke wul je in Folge eines In⸗ 
. durch W fi anzen! ie. Dos Wort 
Pas Bande "lan, anhd. ee Glanz werfen, 


—5 Canb) ſchwül. 

Prutteln Garb), ehlecht firiden; Gepruttel, prut⸗ 

vet —* el “ih j Biest, r * 
udel, Puddel m. (xhein.), 1, Pfüge, Lache, 

Bippaben, pubeln, pubbeln, purrlen nitben Händen 

Baffer herumfahren, baden. „Ich Bun mid) vor ahn 

Fr be Dad) vier Stunn gepurrelt.” Cennig 49, Wlteruhp. 
Bfubel, pfudelnaß, daraus pudelnaß. Andere formen 
find: pudelnadig, pubernadig, purlnadig, puls 
nadi ‚ pulftamenadig, bie in ihrem erften Wort auf 

Bade Beim Pubeln (Baden) hinweifen. 

Buffert 1 (8. En ), Xerzerol, Heine Sad piftole 
istolet e); 2) (8.) Stüd Brot, übh. etwas zum 
jen im Sad; 3) (wefterw.), in einer Pfanne gebadener 

KRortoffelfuchen, jo aud) ndf., in Ravensburg ein fo gebadener 
Kuchen aus Gerften- und Buchweizenmehl. 

Puhzen (rfein,, Schwalbach), übh. ein Zeidhen geben 
mit dem Laut puhl, fonft in der Jaͤgerſprache gebräuchlich. 

Bulsber f. (rau ach), Dotterbiume (caltha palus- 
tris), wol Pfulsbeere, Pfuhlsbeere. 

Bump (rhein. unterrhein.), eine Art Heber, die man 
ind aß taudt, um Wein Heranszugiehen, babei. aber bie 
obere Öffnung mit dem Daumen abwechſeind ſchließt und 
öffnet, um fo den Wein in bie Pump zu ziehen. 

et een kabau, Seltert äfetes 

Pung;, ungen ontabaur, Selters), gemaͤſtete 
Bertel, gem gemäfteted Schwein unter einem Jahr, |. dad jol- 
gende 


314 


ngen m: — ein.), Strohbund, Wirrſtroh, fo 

auch "Schlen En Sm, 1, 287 hat der —* a 

ahebene: Ku baufcht ge Mafje, Bund; Pl Berjon, Hi bi. 
zem ut 


—— m —8 iſt Bunges ein Heiner Snd &e ®e 


Pur (S.mt., auch ſchded, unvermiſcht, allein, lat. purus, 
fram pour. Davon purinig, purenzig ini, 
purinzigallein. I — bie purenzig Gehlertwebrieh 
drinke.“ —— Dun mad parinzigellahn zu 
euch berbemöht.“ —— , 89. 
Burg ſ. 
—— petzen. Kaffe unb Rhein heſen für das 
m., in ganz Nafſau jen 
Fb. Bufch, während fon. Das das en B bleibt, äh. 


—X und Puſch, mhd. ‚busch, pusche,”bosche, aus 
But 8. wi), Menſch, Thier, 
von —* ame h nn * Ku 


k nicht wohl uf bie ie EN ven — ee Bo 
agra — —— an dann auch von Menfchen. 


PER HR dor IH Pd maß, von 
ni inf Sie Naffe, eo; vgl. P 


BT 
But de m. a), Haufen, nur von Blumen oder 
aücht. 


la gen, „nötiden (8.), 1) mit Geräufh aus 
einander und in bie Höhe fahren; 2) nicht zu feinem Bwed 
gelangen. Kularraut Pulver. 

9, Bob, Beh Bela Din, Potſch, Vitſch m. 
£. (8. wert.), fl eg. Big Be fattd. Pütt, bei Stieler 
ber Puͤltt, a ober nen im Pegenjab au Lauf 
Brunnen {13 Born); das Ichd. Wfü Ben foa. 
nen, 8 ‚aber ſchon im 12.35. auch ſpa rufe elle, Sumpf 
fleck ift. Anhd. der Buß, Bl die Ping, inhd. gie Bee 

uze,' phütze, phuzze, ‚'pfutze, pfücz 
Beer, die —8 bütze, —S uze mit ben at. Üben 
ung pufens, lacas, palus, — xunnen, See, Sumpfs 
fled, Gifterne), ahd. der puzz, puzzi, phuei, pfuzi, Die puzzs, 
putzal, pucza, 'pl ero, Cin benfelben Bb.), agſ. der 
pyt, pytt, altn. pittr, altfrief, ph mittelndl. pit, putt, holl. 


345 


der put (Brunnen, -Pfüpe), bie puts, putse ( Schopfeimer 
dan. der bie pyt RR), nah Grimm Gramm. 3, 559 
aus dem lat. puteus. Davon püpgen, plattb. pütten, holl. 
utten, putsen. Im, naſſau. Schulblatt 1860 Nr. 8 wir 
ehauptet, das Wort (Püh) habe „gar. Feine‘ Gemeinſchaft 
mit Pfüge und fei Tonftant generis masculini“. Beide 
Behauptungen find falfh. Im Ürchiv für das. Studium der 
neneren Spracyen und Riteraturen, VII, 267 (Braunfchweig 
1850) wird als Stamm für das hochd. Pfühze, plattd. 
Püti das plattd. Pott (d. i. hodd. Topf) angenommen; 
„vom Topfe wird es auf ein größeres Gefäß übertragen.“ 
Diefer Erklärung kann ich nicht beiftimmen. 
Pümizf. Ptewig. . oo: 
Q. 


"Quad f. Graubach), hinfichtlich ſeines Alters noch 
kleines Kind oder Stüd Vieh; vgl. Neſtquack, bei Goͤthe 
(24, 196) Re uadelgen, zu quaken gehörig... ° - 

. Duad, (feltener) quid, ebenbig, fh ), munter, bſ. 
nach einer überflandenen Krankheit, goth. gius, ahd. quäk, 
mid. que, köc, |. Duede, “ 

Onadeln (8. weſt.), 17 auf Euren ſchiefen Beinen 
langſam fortwadeln; 2) Fnauferig fein bei Kauf und Verkauf, 
weit unter dem U bieten und ‚beim Bezahlen immer 
noch etwas abziehen wollen; Duadeler, quadelig - 

Quad uttqh ( Idſtein), Ouabutter m. (Nafau, hier 
und da nörbl, Taunus, Frankfurt), Zleiner, dabei eiwas uns 
axtiger Bube. „Lrelich, bis be jchwarz wert, Ouabutter.“ 
Streit 14. Bl. Quatterich. J 

uak (Warienberg), Rabe, von feinem Geſchrei fo 
genannt. B . 
Qualen, quaffen (8. wt.), dew Laut quak von 
fich geben, vom-Schreien der Fröſche und Fleinen Kinder 
geraudht; bei Pater Abraham quadfen, quadzen. „Ich 
hehr nix wie Freſch quaaffe.” -Datterih 59.-. 

Quallen, quaͤllen ſ. quellen. J 

Quaͤngen, quingen (rhein. Taunus), Bei Sch. 
guängen- zivängen, etwas gewaltſam losbrechen, ſchleſ. 
quingen (zwingen); davon quengen zwaͤngen, brüden, 
3. B. die Schuhe quengen; inhd. twengen (brüden 
ztoingen), “von twingen und quingeh. Vgi. Duetihe und 
ee quer und zwerch, anitien and zwit ⸗ 

ern, - - 


316 


Quant m. (8. weft. vhein.), ein Tieberlicher, fauler, 
ſchlauer Kerl, loſer Schelm, Hol. kwant; vgl. quanteln. 
Quanteln, verquanteln (Softein, rhein.), heimlich 
verkaufen, mhd. guanten, verquanten tauſchen, dann auch 
verbeblen, hol, kwanselen, kwantselen durch Tauſchhandei 
verſchwenden. 
felig Enten heißen die Seile, womit bie Weaften be 

t 

Duantig Crhein.), ſehr viel, ſehr groß, lat. quantus, 
wie groß. „Das ift ein bißchen quantig, zu quantig“, ſehr 

Gu) ftart, ag, 3. B. gelogen. 

Duarrid (8.), Shirie Rraubad) m. De Sol, das 
voller Ruorzen und daher Elein geblieben if. Sm. 2, 403 
Fe pl. Quarn abftänbiges Schlagholz. Bol. Duatd, 

uatterich. 

Duarrjad m. 6; .), 1) fon. Quarrich: 2) eine bide 
Perſon, bſ. ein kleines dides Kind, |. Quatch, Quatterich. 

Quaſt m, (8.), ein dicher, unterſetzter Menfch, übers 

Kragen von Duaft, Onafte, mel ort aus dem Nie 
web. qwast, bin. koest, holl. kwast) ind Hochd. 
——* iſt und zunaͤchſt Baumzweig, Zweigbüſchel be 


Quaſte heißt hier und ba am Main die Flodenblume 
(centaur. scab.). 

- Dnäftig Gallmerod), wohlhabend, aus dem Int. 
quaestus (Gewinn), 

Quäftionen BL, . bedenkliche Lage, lat. . quaestio: 
„Duäftione im Kopp hun“ fi) in übele Händel verwidelt 
fehen; „bot fein Quaͤſtione“ das Rartenfpuel ſteht nicht zu 
meinen Bunften. 

Duaftfad wird (chein.) ein Kind genannt, das viel 
ißt und immer mehr verlangt; iſt aber auch bloßes Lieb 
koſungetzort 

uatd) w., 1) Heiner dicker Menſch, bſ. ein ſolches 
Kind; 2) Idſtemn das Kleinſte und Jüngſte in feiner Art, 
von Menfegen und Thieren, Bf. von Vögeln gejagt; vgl. 
Neſthutch, Neftquad. 

uatſch m., 1) (8. rhein.) ein.weicher Körper, weldher 
u atſcht, wenn daran geihlagen, getreten wirb, ais Dred, * 

—7 x; 2) (Herborn), breitmauliger Schwaͤtzer, |. 
walſcheln. 

Ouatfheln, 1) G.), im Roth Quatii a 
Baden; bj. von Rindern geiagt, nd. quabderen; 2) tehein.), 
f&wägen, ſ. watſcheln. j 


347 





Quatſchen, (8. rhein.), 1) mit Gerduſch (dem Tone 
Quatſch) im Vrca herumgehen; 2) dieſen Ton hervor 
bringen, e8 mag fein, womit e8 win. - 

Quatſchig Heißt hier und da üBerzeifes Obſt, nament- 
—E eeren, wenn fie, halb zerquetſcht, bie Brühe 

laufen laſſen. . . 

Duattel £. Eheim), kleines bided Kind, |. Quatch. 

Ounättel, Kuhquaͤttel (S.), Kuhfladen; vgl. Blatter. 

Ouatteln, 1) ch ‚ Seht unbehilftich gehen, entweber 
wegen Fettigkeit ober wegen eines Leibeöfehlers; 2, Crhein.), 
dünne Leibesöffnung haben, offenbar Lautnachahmung. 

Quatterich m. (thein.), Pe Quarrjad. 

Quaͤtter ich CHadenburg),. Handharmontfa, die ges 
quatſcht wird; vgl. Knutſch. \ . 

ueche, Quiche, Quede f. — 1) das bekannte 
Unkraut, Ouede; 2) (8), bie ſ. g, Kartoffelfturzen, wovon 
das Kraut abgehauen ift, und bie beim Beftellen des Feldes 
aufgeiimmalt und auf die Miftftätte gebracht werben. Es 
iſt Das. Subſt. zu quad (f. d.). . > 

Dueit, mbb. quit, quit, queit, aͤnhd. quit, quyt 
queit, unfer fd. quitt, Bd. frei, Iebip, 108 und wird 
meift mit dem Gen. verbunden, he a3 wir des tödes 
werden quit. Diocet. 5515. „Biftu des Eides quit.“ 
Luther, Shelüßerf. 1.Mof. 24,8. „Biſt du des Eides qu eit.“ 
Dietenberger (1571) da „Oueit, unbefledt, fauber vnd 
rein Bon allen Sünden warb fie (Mariaı empfangen.” 
Kölner Geſangbuch von 1619 „Ich neulich früh zu Morgen 
Zur eblen Sommerzeit, Hart abgefpannt all Sorgen, Unb 
war Geſchaͤften queit.” Br. Spee. ı+ 1635), „Meiner 
Freundfaft find Sie quitt.“ Leſſing, Schatz 3. — Statt 
queit, quitt fagt man am Rhein und bier und da auf 
dem Wefterwalb zweifylbig geweit, mit bem Afkufativ von 
Sachen und Perfonen, 5 DB. das Fieber, den Kerl bin ich 
geweit. Mann und Weib find (ift) ein Leib; was der Mann 
ißt, iſt die Frau geweit. Diefes geweit tft das ältere queit, 
alſo eigentlih gweit, tweit, in Gaub ziemlich genau fweit 
(queit) geſprochen, Hol. kwijt. (S. noch kitt.) Im 17.55. 
ſchrieb man_vielfah Tw, qw ftätt qu, 4. B. Kwälle, 
Twellen, Owelle, beqwem. S. m. Gramm. bes 15. 
— 17.35. L $. 227. . 

Duettelm., eine Art Beſen, womit das Schiff ges 
reinigt wirb, hol. bie dweil. j 

Dnellen (8. wt.), 1) ‘von innen (meift durch eine im 
Innern befindliche Feuchtigkeit) ausgedehnt, did werben, 


* 


818 


ſchwellen, au ſchd; 2) (quellen und quälen) Kartoffeln 
fieden, abfteven; 3) (quallen:) weinen, indem man das 
Geſicht dabei aufbläft und mit bem Munde fprubelt. 
Querſchel (Königftein), .13_Scheitel; 2) (Softein, 
Duerftel), vermorines Querſchelkopf, quer⸗ 
ſchelig; verguerſchelt (fig) verdrehter Kopf. Das Wort 
iſt wahrfärintl gebilbet aus dem ſchb. Querl, Quirl. 
Queſt ech a, Wafferfungfer (agrion virgo), wahrfcheins 
lich Quaͤſtchen, irgendwie nach der Geſtalt. vie 
Quetſche f., 1) befannte Frucht; 2) ber Name ber 
Frucht prunus, in Junji Nomenclator von 1577 quetfche, 
bei Stieler 11691) Ovetſchke, Ovetſche, Bwetihfe, 
die von den Kreuzfahrern mitgebracht worden ſeln ſoll, wird 
jar verſchieden geſchrieben, weil er nicht deutſch iſt Snet- 
föe, Bwetide, Bweiläte, Bwetiäge,- Bweiße, 
ſchpe, bei Bater Abraham Bmefpe, aus dem böhm, 


mascenum (dauagxrv0v) d. i. Damascenerpflaume, ober aus 
der ältern Sebefte (prunus sebestena) gebilbet; jedenfalls 
nit pruna quassata (gequetſcht e), wie Z. Roſenbach 
meint: Quatuor indices physici sorporum naturalium per- 
fecte mixtorum Herbornse 1626. 8. p. 2032. 

‚Quiche |. Quech e. Bi 

Quieken, quiekſen (chein.), den Laut quiet von 
ſich geben; Baier. quidezen; vgl. quaken, quakſen. 

Quinte Pl. (8.), Pfiffe, geſcheide, liſtige Anfchläge, 
ER ui Sm. 2, N) hat —X Feten 
reihe, Finten f. b. . 

Quinzeleiern {weft ), überbenten, nachgrübeln. In 
Hefien ift- quinzeln durch ſchoͤne Worte abbetten; nd. 
quengeln, obd. quenken, quenfeln, hol. quinkeln win 
ſelnd betteln. Vielleicht gehören alle dieſe Wörter zufammen. 

Quirſch f. Ouarrid. \ 

Quiſel, Ouiffel f. (8: wtJ, „eine Weib jon bei 
den Katholiken, welche fich verlobt hat, nie zu heyrathen, 
täglich einmal in die Kirche zu gehen, und was ber guiges 
meynien Sachen mehr find. So läßt fie fi 3. E. auch in 
mehrere Brüberjchaften einfehreiben, und geht fleißig zum 


‘heil, Abendmahl. Ob Quiſel mit dem Tat. quietus (daher 


der befannte Sektenname Duietiften Sec. 14 und 17) 
eine Verwandtſchaft hat, ober das Iſi. (altn.) knisl, quisl 
d. 5. Bertheilung ift, in fo fern dieſe Berfonen Halb -geiftlich 
und halb — find, weiß ich nicht.” S, Dieſe gauge Er 


319 


ig. Die Quiſſel iſt eine Welbsperſon, 
Fe a aen .t. mit’ einer in Mleinliche gehenden 
Angftlihkeit) an bie "äußere Formen bes reli; — Lebens 
‚ält, ohne deren innern Kern zu erfaſſen, und darum Bei 
jeber ” fo Fleinen Abweichung 7 beunruhigt fühlt, traurig 
wird, als ſchuldig anklagt u. fi w. er iſt die 
Bulsl Schweſter WuisI eine Perſon die immer zu klagen 
hat, von wuifeln winfeln, jammern (Sm. 4,182). Dazu 
gehört wol Quiſel; vgl. das folgende Bart. 
Outffelig 1) Pr Sulfe eigen; 2) (hier und. da 
Then), Be behend, geſchaͤftig, fonft — f. wufeln. 
nitſ fhern Jr —5 — auch bater. guitſchen, 
qwitſchern Gm. 2, 404), ahd. zuizerön, mhb. zwitzern 
und ih, l. mängen.- 
uoft 
Duntig (Möntaban): unvertraͤglich, neidiſch; mhd. 
kat, in meht nd. Form quät, mnl. qwaet, holl. kwaad, 
nnd. quäd, plattv. quaad böfe, fi — von Grimm, 
Gramm. 3, 606 zu goth. qyithan, en) geftellt und als 
verjagt vermänfät, Eile —X abon Quotſack 
fon. Neibfatt Über quot Ma quat und das angehängte 
is ſ. ne 8. 19 Rt. 50. 136. 


N. 


Rab Rabe) Ki in ber naſſau und heſſ. Volksfprache 
nur weiblich, wie auch öfters anhd. 

Rabafchen Crhein.), geichäftig fein, herumraba⸗ 
iHen, ſchleſ. rabazen, in andern Gegenden tabauzen, 
tabaftern, rabunten; Subft. die Rasa. Vgl. mid. 
reben ſich —* Suter tebig rührig (Sm. 3, * ſchweiz. 
rabiig (St. 2, 253 
Yale w „ Dialettform für Reden. 

Rachen ( n4 "treffen, Dialektform für reihen. 

Rabepuger.m. (wt.), Name des fchlechten, faueren 
Weins, der vermöge feiner Benfenfims ben Schleim im 
Rachen” gerinnen macht und ablö 

Raͤchgierig, rachbe re rahfürhtig (hier und 
da am Rhein, Taunus, aut dem Velen ), habgierig, 
8 ennuüͤtzig. & {ft wol das al an rahha, mhd. rache Ge, 

Sa, oder Ri man an Rachen (ahb. hrahho, rahho, 
rache) denten? Vgl. Rahoff. 

Nahoff m. (Rafjau), habgieriger Menich, wol Rach⸗ 
auf, Rahenauff. Vgl. rachgierlg. 


320 


Rahtung ınlt.), Wergeltung eines Unrechts g 
ce Senugthuüng, Strafe, mbb. rächunge, rg 


Pas hen), N ef, vom flraffgefpannnten Geil, 
von reden; 2) if, mübe, bf. in Folge anhaltender Ark 
u radern gehörig; vgl. aud has ſcho. reh fteif in ten 

jelenfen, bſ. von Pferden gebraucht. 

Raderm. (G. Bir ) auögemergelte8 ober fonft um 
nüpes Stüd — 2) S imrſworn auf einen Menſchen, 
nd. ſchwed. daͤn. hol. rakker, rackaere Schindersknecht, 
auch ſchd. (Goͤthe At, 330). S. Radern. 

Radern fih (& wt.), körperlich ſich anfıen en, bi. 
durch niedrige Arbeit ſich quälen, auch Bater. ı % 39); 
verftärkt fi) abradern, nieberfähf. vaden unflätige Arbeit 
thun; ſchweiz. reden, Tagen friechen und ſchwere Arbeit 
verrichten g t 2, 254). Stieler Era rach en bie Kloafen 
teinigen; ader, Rgker, Naher „ber bie Unfauberfeit 
zeihet ober Tanget. Bol. altn. raka ſchaben, agf. racjan, 
engl. rake ſcharren. ©. Rader. 

Rackmüd, radtodt, rademaustodt (rhein. wi.) 
find Verftärkungen für mühb und tobt, beiSm. 3, 38 and 
vadendürr, zaunradenbärr Auferft mager (von Men 
ſchen und Thieren), der Hierzu das agſ. hracca Naden vers 
gleicht, weil man aud) fagt zgaunnadendürr. Es iſt rad 
du, jagt der Gauber, wenn dichter Nebel herrſcht. 

Rad, rät, räb, reed, reet, riet, rah, ra’n (8. 
weſt.), fertig, Bereit; ahb. hrad, hradi, rad, radi, mhb. rade, 
rat, ag. alin. hrad, engl. ready schnell, hurtig, munter, 
ausrichtiam, änhb. ud) gerad in dieſem Sinne. 

Nadel f. Natel. 

-Räben ſ. reden. 

Näter f. Reiter. 

Raff, Dialektform für das ſchd. "Kaufe im Stall, 
u: en geworfen wird, |. Neff. 

af 
Raffel, Räffel f. ı8. bei), 1 veraͤchtlich Maul; 
eine Perſon, weldye Zahnlüden hat; 3) eine ältere magere 
bsperſon, gerne mit dem Nebenbegriff einer böfen Zunge, 
in allen Bd. ohd. weitverbreitet. Anhb. vaffen, Baier. A wein 
raffeln um (Sm..3,.59. St. 2, 254). Bol. Reff. 

Rah —* I, für rab, herab. _ 

Rahce), (weit), Dialektform für Regen. 

Rahen (Marienberg): ne raht net“ 8 i. raumt nicht, 
geht nicht von Statten; Pie 


321 


Rahm (ah. der r&mo, mhb. der, Die räme, räm), ſchd. 
der Rahmen, if.faft durchgängig 

Rahn (8. rhein.), dünn, Elan, ſchmaͤchtig, ſchmal⸗ 
leibig, Bj. von Thieren, bier und ba auch von fölanfen, 
dünnen Bäumen gefagt, baier. ran, ranig, rain (Sm. 3, 
92. 93), mhb. ran, rän, ränec. „Dein Leib ift ran.“ Glara 
Häglerin. „Gang rahn.“ Pater Abraham. „Er war ein ran 
man.“ Lehr. 1. %. ©. 89. Die 2. N. hat magerer. 

Railicht (olt.), Auf gets. "Dad Korn warb in bem 
May railicht.“ Lehr. $. 1 

Raiſch d. i. vol |. edorf fig. 

Rajen, rajern (rhein), vom hahn und Canfert: 
das Beibgen treten, begatten, Baier. rähen, reihern 
(Sm. 3, 74, 78). Stieler hat reihern üb). nad) ber Bes 
gattung, Dertaneen Weber hat reien vom Begatten ber 
Hunde und & den, Sollte das Wort eine Weiterbildung 
von Reihen, Reigentang fein? 

Raier 1. Neiher. 

Ralich (Marienberg), Disteltform für rein lich. 

Ralle f. (Caub), Furche, Grübchen. Da man auch 
dafür Raul hören fol, jo vgl. noch diefes Wort. 

Nambas, Rambes, Rampes m. 1) (8. wt.), 
—X Bein, 2) (8. Ufn, en), Schläge; in der 1.Vb. wahre 
cheinlich Nebenform von Rappes, aus den Rappen buch 
Überguß von Waffer Bereiteter Wein, wie das Bot; v. 1618 
ſchon hat. 

Ramoren, ſ. rumoren. 

Ramſche, Ramfcel f. (weft), Runfelrübe, Rum⸗ 
mel, Rommel (im norbweftl. Theil des Landes), Rums 
meld (rhein.), Baier. Rane, pl. Ranefje (Sm. 3, 107), 
bei Pater Abraham „die Ruben und Rannen“, woetteram. 
Range Die Runfelrübe heißt Tat. beta albissima ; beta 
wird aͤnhd. bei Diefenbach Gloss, 72, weil das Wort 
verſchiedene Pflanzen bezeichnet, verſchieden verdeutſcht: erut, 
kol, koel, —E romiſche, römfhe, rymſche 
Eole. Daraus laͤßt fih wol Ramſche, Ramſchel erflären. 

Ramfchen 1) (rhein.), eine beſondere Art Sartenipiel 
fpielen; 2) (Ufingen), tauſchen ohne Aufgeld. Sm. 3, 9: 
bat ramſchen aus Habſucht zufammenraffen, I 
entftellt aus dem basjelbe bebentende franz. ramasser, 3 
abramſchen. 

Ramfchnafe f. (thein.), dicke Naſe. 

Ramur m. Ballmerod); Art und Weife, z. B. „dot. 
18 ganz fein R.“ 

Kepreiu: Wörterbuch. 21 


322 


Rand halten (Herborn), laͤrmende Bufammenkunft 
halten; franz. rendez- vous verabrebete Zufammenkunft. 

NRandefo, Randefu Halten Crhein.), Orbnung durch 
Dreinteben und Dreinſchlagen herftellen; franz. rendez-vous. 

Randefui m., Streit. Zank, Tumult }. Rand. 

Ranft m, (thein.), jhb. Rank, bf. des Brotes, ahb. 
Te anf, mh. rampf, rampft, ranft, auch von Schiller 
gebraudit. . 

: Rang m. (S.), Braßjebe (guscuta), ein Unfraut, das 
fich um den Flachs ſchlingt und ihn nieberreißt, anhd. Range 
Diefenbach Gloss. 104. Rangig, 1) viel Rang habend; 
2) (fa,), Habgierig (Herbom), BE 

Range heikt in Reichelsheim bie Runkelrübe, f. 
Ramſche. 

NRangen |. Boller, Bidung. J 

Rangſchiffer joa. Bördſchiffer, ſ. Boͤrde. 

Ranfe m, (8. wt.), übermäßig großes Stück von einer 
Sache, bſ. Brot, öfterr. Rienken, ſchwäb. Ranke, fraͤnk. 
Runke, nd. Runks, bei Stieler Runken. 

Nankſen (Caub) wird von dem widerlichen Ton einer 
nicht eingeölten Thuͤre geſagt. 

Rannt (chein. unterrbein.), Stoß: Einem einen R. 
geben; ift wol von rennen gebildet, ſ. Anrannt. 

. Ränfel (Diez), Korb. - - 

Ranze m. (S.wt.), Bauch, auch ſchd.z davon ranzen 
tüchtig durchprügeln (Zoftein, Rüdesheim, Herborn). Rans 
zen das Orundwort zu anrangen, bei Dr. Ed ranzen 
einem übel mitſpielen; ſchweiz. und auch mhb. mit jemanden 
fpielend feine Kräfte üben. 

Ranzionieren ji (Caub), ſich verköftigen, vom franz. 
ration (Ration), Bu J 

Rappaljevolk, — zeug n..(S. rhein.), Lumpenvolk, 
das franz. racaillo, angelehnt an das deutſche Rappel- 
ware . ’ 

Rappe m. -(rhein. unterrhein.), entbeerte Traube, fo 
ſchon im 15. Ih. s **— 2 
Rappel m. (8. wt.), BVerrüdtheit des Verſtandes, 
he Zaune; davon rappelig, ‚ed rappelt, rappel⸗ 
oͤpſch. J 
Rappelche machen Erhein.), piſſen, von kleinen Kin 
dern Flazt ſonſt auch Bach, Badheldhe machen. 
appeln (S.), ſchneli und dabei meift unordentlich 
thun, hudein, wie raffeln; ſich vappeln d. i. ſich eilen. 
Rappfc f. (mt.), Handlung des Rappfchens, in ber 
Rda.: etwas in die R. werfen d. i. unter mehrere Perſonen 


323 


Kine) werfen, die es dam zu erhafchen, aufguraffen 


Rappicen, rappchen (mt), 1) ſchnell aufraffen, an 
ſich reißen; 2) ftehlen, don rappen, rappſen, nd. für das 
hochd. raffen. 

Rappus f.. ) (bein), Eifer, Site, aus Zom: er 
rannte in einer R. hin, vgl. lat. rabies. Zorn, Wuth; 2) 
(unterrhein.), in ber Rba.: etwas In bie N. werfen, was 
ſonſt in die Rappſch werfen (j.d.). In der 2. Be. ſchon 
bei Stieler, der ed von rappen (f. rappfchen) leitet. 

Rar, Dialeftform für Rade (agrostemma githago), 

Rarlf. Ratel. 

Ras, in der Rda.: des Ras, am Rhein die Ras, 
baier. anfdie Nas». i. Diesmal. Es ift das ſchd. Reife. 
Son fagt man auch die Fahrt, den Gang; vgl. Kia, 

M. ift ind Reis einmal. 

* Rafen, rofen (thein.), toben, fpringen, übermäßig 
Ianfen, bj. bei Rinberfpielen; ſchweig taufen, rauſig · G 


2, 2% 

Kafig 8, rofig (Hier und da anf dem Weſterwald), 
tafend, ſchlefiſch vafindı lühnig, fiedig. 

Räfonierwaifer AI bezeichnend die "und da der 
Branntwein. 

NRäfpe, Reſpe f., ovaler Korb mit Henkel; Raͤſp⸗ 
hen, Refphen. Sm. 3, 142 hat Reifpel Reiferbüfhrh 
den, wodurch man Zlüffigfeiten feihet und vgl. ahd. hris- 
pahi Ruthe. 

Rafſel ſ. Roſſel. 

Rafjelböde fangen. Soll ein dummer Rert genedt 
werben, fo gibt. man ihm einen Sad und ftellt ihn bei 
ihlehtem, w kaltem Wetter an einen freien Ort mit dem 
Bireuten, er folle den Sad offen halten, man werde jept 
jagen und dann fprängen die Rafjelböde in.den Sad, So 
un man ihn, ſtehen, bis er ed müde ift und nad} Haufe 


mRafſela über etwas Hinaus (8.), eine Arbeit 
hubeln, wie rappeln. 

Natel, Nadel, Rarlm. (8. it.), 1) bünne, hoch 
aufgefchoffene Buche, etwa fo Did wie ein Mannsarm; 2) jedes 
Stüf Holz von der Dicke eined Ratels, Bf. zum Bufammens 
drehen eined Strideö, einer Kette zur "Befeftigung. Es iſt 
das ſchd. Reitel, Reidel, ahd. hritil, —S rtiel, reitel, 
reidel, von ahd. ridan, m6b. rtden, reiden 

Räter f. Reiter. 


324 


Raͤthlich (thein. unterrhein.), ‚zu Rath haltend, fpars 
fam, Elein: das Licht brennt räthlidh. 

Ratſch, vatichtig, ratſchdich, Ausruf beim plößs 
lichen Durübredien, Durshreißen, Falten. 

Ratſch f., Schwägerin, Kiatiemaul; Baier. ſchweiz. 
rätſchen, ſchwaͤtzen Hatichen (Sm. 3, 171.. St. 2, 261), 
übertragen von der Bd. Elappern am Karfreitag, woher 
Ratſch, Raͤtſch Klapper. 

Rathſchellerig (Naftätten), abgeneigt; ſ. ſchellig. 

Rätſcheln, rötſcheln (weſt.), heimlich verkaufen, 
um ns Lederbiffen zu Faufen. 

Ratſchen, herumratſchen (S.), leidenſchaftlich fpies 
len, z. B. Rartenfpiel. 

Katiger Teibenfepaftlicher Spieler. Bgl. ragen. 

Rattekahl (8. wt.), gem kahl: die Wiefe r. maͤhen; 
das Eſſen r. aufeſſen. 3, 153 hat nürnberg. rati 
nichts d. i. ganz und gar nichts, ratt und glatt db. i. 

nz und gar, ſchlechtweg und vgl. die ahd. Adv. rado, 
Brad ‚ado, |. oben rad. Die Ausſprache tft gegen bieBilbung 
von rad; es ift wahrjcheinlicyer, daß das Volk das franz. 
radical (von Grund aus) an ben kahlen Schwanz ber 
Ratte angelehnt hat, .wie es mehrere Srembwörter fi fo 
allmaͤhlich verbeutichte, 

Rattmaus f. (Braubach, Selter8), Ratte, ſchon bei 
Stieler.bie Rattemaus, abb. rato, radda, mbb. ratte, 
agſ. raet, aitn. rotta, altmieherd. ratta, mittellat. rattus. 

Rap £, 1) (thein. unterrhein.) "emfiges” Mädchen; 2) 
— böſes in iſches Weib; 3) weit.) Jitis. Sm. 3, 
173 Hat, Ra tte, dann im Echerz auf Menſchen 
übertragen: lafrap, Spieltag. Stieler hat der Rap 
Iltis, Daher Schlafrag; er ſtiehlt wie ein Rap. Vgl. ratzen. 

Ra Ta fi (8.), ſich zum Zeitvertreib mit Jemanden 
herumreißen, jagen, toben (im guten Sinne), ſich wechſel⸗ 
weife neden, wie 3. B. Verliebte, 3 Leute thun. Ratzer, 
Geratz, ratzige Mhd. ratzen iſt räuberiſch entreißen, ahd. 
räz, räzi rauberiſch, reißend. Dieſe Wörter wie auch ratzen 
gehören zu reizen, bad von reißen gebilbet if. 

Rakmann Glt.), nannte an den ſchlechten Wein 
yon gas. Lehr. $. 197, von mbd. racge, ahb. räzi, ſcharf 

ipen! 

Räuber, Raubert ſ. Reiber. 

Rauchen ſich (chein. unterrhein.), ſich allmählich, aber 
gut zu etwas geſchickt machen, vom Anrauchen eines Pfeifen- 
kopfs, bſ. eines Meerſchauimpfeifenkopfs hergenommen. 


325 


Rauhhühner werben in alten. Weisthümern ald Abs 
abe angeführt, d. h. Hühner mwurben gegeben bon jebem 
Dans, aus dem Rauch aufftieg, d. i. von jeder Herbftätte. 

Br. 625. Gr. 374 f. 

Raul, Reul, Rawel m. erhein.),.fva. Ahle (f.b.), 
bei Sm. 3, 77 Reihe ſchmaler Bang zwiſchen zwei nicht 
ganz aneinander denen Häufern. 

Raäul m. (Wehen), Hausthter mit fruppigem Haar, 
Pferd, Ochſe, x., (Schwalbach) Die Raul Weiböperfon mit 
en Saar; ; wahrſcheinlich abgekürzt aus Haareul 

aar 

Raumen (chein.), Wen von” ftatten geben; aͤnhd. 
Raum machen, weggehen, inhd. rümen 

Raumland, Rumland m. (Selters), gelbe Bader 
blume (ehrysanthemum segetum). 

Raunſch, Raunſchel f., Runfelrübe, f. Ramſche. 

Raup, Taupig (D. rhein ), wird von Heinen, ſchwachen 
Thieren gejagt. „Do war e Gailche, raubig Man.” Lennig 39, 
* Räupert m. Gdſtein, Limburg), joa. Raͤul, wol aus 

aupe. 

Käupting ı m. (thein.); einjäpiget Sie Rindvieh, 
baier. auch ber und die Raup ı 

Rauſch, Rouſch m. — — bang 
ler; raufchen zubringlich betteln. äubb. 
Rauſch ik Angeftüm, , Betäubun; ” raſchem Afett ent⸗ 
fanden, Hitze (Sm. 3, 139. St. 2, 264). Daraus erklärt 
fich der zubringliche Bettler. . 

Kaufen Pl. 8. Weilburg), das bichtftehenbe Buchen» 

jebüifch, das im Winter fein rauſchenbes Laub behält. 
Es Wort (Rauſch, Raufhen, Reujh, Reuſchen) 
iſt auch Name von emartunget theilen. 

Raufhebeutel, Rauſchtebeutel, Rauſchtbeil 
m. (8. wt.), Perſon, die alles mit Geräufh thut, durch Ger 
raͤuſch (Worte und Gebärden) die Aufmerfjamteit au auf I at; 
wildes Mätchen, baier. Raufhenbauf (Sm. 39). , 

Raute f. 1) (unterrhein), vieredige Setejae 
2) Cehein. ed vierediges Stud im Ol eined Hemdes 
unter den Armeln; ſchweiz. ‚ga am er (St. 2,264). 

Rautſchel, Routſchel f. (Wallmerod), ein oft har⸗ 
nendes (raufgenbes Kind.‘ B 

Rebg (Idſtein), Dialektform für Rettid. 

Rech m. (then, unterrhein. Taunus), Rain; bei St.2, 
274 der Rid jäh aufe ober anne Seite eines Berges, 
ſteiler Weg Aber ein Gebirge, mhi 


324 


Raͤthlich — unterrhein.), ‚zu Rath haltend, ſpar⸗ 
fam, klein? das Licht breunt räthlich. 

Ratſch, ratſchtig, ratſchdich, Ausruf beim plößs 
lichen Durchbrechen, Durchreißen, Fallen. 

Ratſch f., Schwägerin, Klatſchmaul; Baier. ſchweiz. 
rätſchen, ſchwätzen klatſchen (Sm. 3, 171. 8t. 2, 261), 
übertragen von ber Bd. klappern am Karfreitag, woher 
Ratſch, Raͤtſch Klapper. 

Rathfchellerig (Naftätten), abgeneigt; |. ſchellig. 

Rätſcheln, rötfcheln (weſt.), heimlich verkaufen, 
um ſich Leckerbiſſen zu kaufen. 

Ratſchen, herumratſchen (S.), leidenſchaftlich fpie⸗ 
len, z. B. Kartenſpiel. 

Katſcher leidenſchaftlicher Spieler. Vgl. ragen. 

Ratiekahl (8. wt.), ganz kahl: die Wieſe r. maͤhen; 
das Eſſen r. aufefjen. Sm. 3, 153 bat nürnberg. rati 
nichts d. i. ganz und gar nichts, ratt und glatt d. i. 
gem und gar., ſchlechtweg und vgl. die ahd. Adv. rado, 

lo, f. oben rad. Die Ausfprache tft gegen bieBilbung 

‚von rad; es ift wahrſcheinlicher, daß das Wolf das franz. 
radical (von Grund aus) an den Fahlen Schwanz ber 
Ratte angelehnt hat, wie ed mehrere Fremdwörter ſich fo 
allmaͤhlich verdeutſchte. 

Rattmans f. (Braubach, Selters), Ratte, ſchon Bei 
Stieler.die Rattemaus, ahd. rato, radda, mhb. ratte, 
agſ. raet, altn. rotta, altnieberb. ratta, mittellat. rattus. 

Rap £, 1) (chein. unterrhein.) emfiges Mädchen; 2) 
(Selters), böfes zaͤnkiſches Weib; 3) Cweit.) Jitis. Sm. 3, 
173 hat, Rap = Matte, dann im Scherz auf Menjchen 
übertragen: Schlafratz, Spielrag. Stieler hat der Rap 
Iltis, daher Schlafrap; er ftiehlt wie ein Rap. Vgl. ragen. 

Rapen ſich (8.), fih zum Zeitvertreib mit Jemanden 
herumreißen, jagen, toben (im guten Sinne), ſich wechſel⸗ 
weife neden, wie 3. B. Verliebte, junge Leute thun. Rager, 
Gera, rapig.-Mhb. ratzen ift räuberiſch entreipen, ahd. 
räz, räzi raͤuberiſch, veißend. Diefe Wörter wie auch ragen 
gehören zu reizen, das von reißen gebilbet ift. 

Ragmann (vlt.), nannte man Sen ſchlechten Wein 
von 239 Lehr. $. 197, von mhd. radge, ahd. rägi, ſcharf 

en! 


Räuber, Räubertf. Reiber. 

Rauchen ſich (chein. unterrhein.), ſich allmählich, aber 
gut zu etwas geſchickt machen, vom Anrauchen eines Pfeifen« 
opfs, bſ. eines Meerſchauinpfeifenkopfs hergenommen. 


325 


Rauhhühner werben in alten. Weisthümern als Abs 

* re N — murden Be don jebem 

us, aus dem Rauch aufftieg, d. i. von jeber Herbftätte. 
Br. 625. Gr. 374 Ries f 

Raul, eur! "Rawelm. Crhein.),. foa. Ahle (f.b.), 
bei Sm. 3, 77 Reihe ſchmaler Bang zwifchen zwei nicht 
ganz aneinander ſtehenden Häufern. 

Räul m. (Wehen), Hausthier mit firuppigem Haar, 
Pferd, Ochſe, ꝛc., (Schwalbach) die Räul Weibsperſon mit 
en Haar; wohrſcheinlich abgekürzt aus Haareul 

aar 

Raumen (chein.), fönell bon von’ ‚Raten sehen; anhd. 
Raum machen, weggehen, inhd. 

Raumland, Rumland m. —ã gelbe Buchen 
blume (chrysanthemum sogetum). 

Raunfd, Reunis Hei f., Runfelrübe, ſ. Ramide. 

Raup, raupig (B. rhein ), wirb von kleinen, ſchwachen 
Thieren geſagt. „Do war e Gailche, raubig Man. Lennig 39, 
8 Räupert m. (Idſtein, Limburg), for. Raul, wol aus 

aupe. 

Käupting m. (ihein.); einjährige Stück Rindvieh, 
baier. auch der und die Raup 1Im..3, 

Rauſch, Roufh m. Em Au ingli jer Bette 
ler; rauſchen zubringlich betteln. Mhd. ber rüsch, duhb. 
Raufc if Ungeftüm, ee, aus raſchem fer ent⸗ 
fanden, Hitze (Bm. 3, 139. St. 2, 264). Daraus erklärt 
fich der zudringliche Bettler. 

Raufden Pl. (8. Weilburg), das dichtſtehende Buchen 
9 eb, das tm Winter fein rauſchenbes Laub behält. 

a8 Wort (Rauf 1% — — Reuſch, Reuſchen) 
iſt auch Name von Gemarkungdtheilen. 

Raufhebentel, Raufchtebeutel, Rauſchtbeil 
m. (8. wt.), Perſon, die alles mit Geräufch thut, durch Ge: 
raͤuſch (Worte und Gebärden) die Aufmerkſamkeit auf 1b aut; 
wildes Minen, Baier. Raufhenbauf (Sm. 3, 139). 

Raute f. 1) (unterzhein.), vieredige Senfterfcheibe: 
2) (thein. 1, vierediges Stüd im Obertheil eines Hemdes 
unter den Ärmeln; ſchweig. Zwickel am © f (St. 2,264). 

Rautſchel, —RX f. (Wallmerod), ein oft har⸗ 
an Baier fir Rtii, 

e ), Dial rm ett 

—X (thein, unterthein. Taunus), Rain; bei St.2, 
274 ver Rid jäh aufs ober söfteigenbe Seite eines Berges, 
ſteiler Weg über ein Gebirge, mh) 


326 





Recheln (Lorch), vedyen, inhd. rechen; rechehn ift 
änhd. eine Art zu filhen (Sm. 3, 15). 

Rechen heißt beim Volk das Sternbild bed Orion. 

Rechnen (wt.), für reden, mit dem Rechen zus 
ſammenſcharren, mbb. rechen. ’ 

Rechter (mt.), beſſer, aber nur abverbialifh. „Du 
bleibſt x. zu Haus; bu Hätte r. gef wiegen. 

Kechtfertig d. i. vechtichaffen. „Er war gar ein recht⸗ 
fertiger Mann.“ Lehr. $. 83. 

Rehtfehaffen(rhein), fehr, als Verſtärkung. So 
fagt aud) Göthe (8, 23 ©öß v. B): „Glifabeth: Hungrig 
werdet ihr doch alle fein. Reiter: Rechtſchaffen.“ 

Reden, räden, reren (S. wt.), fieben, das Getreide 
reinigen, baier. raben, reden (Sm. 3, 53),-ahb. redan, 
mi. r&den nach ſtarker Konjugation, wie noch heute; vgl. 
teitern. . - 
Redlich (Naflan, Wallmerod), Hein, ſchwaͤchlich, bi. 
7 Eben ‚gejagt, wahrſcheinlich verborben für nörhe 
ih ſ. d. 

Need, reet ſ. rad. 

Reff, Räffn. (mi), 1) Futterreff im Stall, ſchwäb. 
Raͤf, fhd. Raufe; 2) ein mit flarfen eifernen Zähnen vers 
fehener Kamm, wohurd ber Flachs an andern Orten auch 
der Hanf gezogen wird, um die Samenföpfe (Knotten) 
abzuftreifen, plattd. R&p; daher reffen, plattd. röpen, 
ſonſt riffeln, ahd. riffilön, mhd. riffeln; 3) hoͤlzerner Stiel 
an'der Senfe, Grasreff, jonft Graswurf, Wurf, 
Senjenmwurf genannt; A) befondere reffartige Vorrichtung 
an der Senfe, um da8 Getreide beim Mähen auf die Seite 
in Ordnung zu legen (Refffenfe), dann Wurf und Neff 

* zufammen. Stieler hat in 1. Bd. das Räff, Neff, Krippen- 
zeff, in2.da8 Raͤff, Neff, die Kaffe, Rappe, Riffel. 
Ahd. href, mh. röf ift übb. Traggeftell. Vgi. Brotreff. 

Regenjhirm ift übh. jelten Ü Parabele) und meiſt 
ſachlichen Geſchlechts. 

Reh n. (rhein. Taunus), Pflugſterz; von der Geſtalt 
der beiden wie Rehhörner emporſtehenden Sterzarme ? 

"  Rehmelker, Rehmelder m. (Gaub), Salamander 
(ealamandra terrestris), ſchwarz und gelb gefledt; etwa 
Regenmelder, weil er ſchreit, wenn ed Regen gibt? Im 
badiſchen Oberland Heißt er Regenmutter. 

Reiber, Vorreiber m. (rein. unterchein. weft.), 
Gifen, das ſich wie eine Schraubebrehen Läpt und zum Schließen 
der Fenſter dient, Fenſterwirbel, auch baier. ſchweiz. (Sm. 3, 
7. St. 2, 267), von reiben, mhb. riben drehen. 


3277 ” 


Reiber, Reibert, Räuber, Räubert m. (9.), 
Taſche, Sat in Rod, Hofe, Wefte, in Coblenz Reipert, 
fieg. Rippert, bet Viehoff der Ritpet. Am Rhein ift es 
Reiper, Reipert, nicht Reiber, dad Reimer gefprochen 
würde, wie ber Reimer (Reiber) am Fenfter. 

Reichthum ift rhein. oft- fählichen Geſchlechts, wie 
auch aͤnhd. 

Reih, Reihe f. (xhein. unterrhein.), 1) Linie am Ober: 
theil des Vorberfußes, wo ſich dieſer an den Oberſchenkel 
ſchließt; mhb. der rihe, ahd. riho, bezeichnet Wade und 
Schienbein; 2) eine Tanztour. 

Reihen rhein.), mit weiten Stichen nähen, Heften, 
ſchleſ. reigen, nb. rien, Boll. rijgen, ahd. rigan, rihan, 
md. rihen eig. nad) der Reihe Heften. In Schwalbad Kb. 
reihen lenken, in ber Reihe halten. j 

Neiher m., ſtarker Durchfall beim Vieh, fo daß Der 
Koth gleichfam in einer langen Reihe (borzlang) von 
ihm ſchießt? In Idſtein, Selterd und Hadamar ſcheint die 
Ausſprache Raijer zu fein. : u 

Reijen, die Riemen aus dem Waſſer heben; ſ. rüjen. 

Reinflau, Rinkla f. (wt.), Königspflaume, franz. 
reineclande. \ B j 3 

Reiper, Reipert ſ. Reiber. 

Reis n. (unterrhein.), die 8 — 10 Fuß lange Reihe 
Schieferſteine, wahrfcheinliher Neihes von Reihe, als das 
ſchweiz. das Brei d. i. Gereis Ordnung, Regel von 
reifen-rüften, orbnen. . . 

Reisort, eig. Reichs ort n. (8.), der 4. Theil eines 
Thaler, 22, Kr. 

Reifter, Reifterer |. Riefter. 

Reißen fagt man von jungen Weinftöcden. (Robfeld), 
die zum erftenmale gefehnitten werben. ‚ 

Reipmichum heißt bezeichnend Hier und "ba - der 
Branntwein. ” 

Retten, fahren auf einen offenen Karren oder Wagen, 
wie in der Altern Zeit und noch baier. (Sm, 3, 161); vgl. 
ahd. reita, mhd. reite Wagen. - 

Reiter, Reuter, Räter, Räderm. (9. wt.), großes 
Sieb von ftarfem Geflecht, ahd. ritra, ritera,'mbb. riter, 
agf. hridder; davon reitern ahd. "hritarön, rftarön, agſ. 
bridrjan, mhb. riten. ran 

Reitochs heißt Hier und ba ber Buchfitier. 

Röteln ji (8. wt.), ſich unanfändig ſetzen, faul 
ausdehnen, auöftreden; bavon Rekel, Gerekel, rekelig; 


328 


eine Weiterbilbung von reden. Baier. ſteht dafür ränteln, 
von ranken fireden, dehnen (Sm. 3, 111). 

Reller |. Roller. 

Rengeln (Wallmerod), raufen, don ringen, |. 
ringeln. 

Rennthier Hört man oft ſcherzweiſe für das frang. 
rentier. 

Neppen, rebben (rhein.), wund reißen: feine nicht 
feft ſchließenden Schuhe haben ihm bie Ferſen gereppt; von 
reiben. 

Reſpe, Reſpchen ſ. Raͤſpe. 

Reul ſ. Raul. 

Rewach, Rewich, Rewes (S. rhein.), Gewinn, fü- 
diſchdeutſch (won reba). 

a a — Rhinga, NE immer 

th; goth. gavi, ahb, gawi, gowi, gouwi, mhd. güuwe, 

su, geu find alle jächlih. Auch 6: (43, 247) fagt 
ns Rheingau. 

Nicht f., heißt im Bergbau das Lager, infofern es bau 
wöürbig ift und gebaut wird. 

Ridelder BI. (au Kalbsmilch, heißen hier und ba 
bie Drüfen am Halfe des Kalbes, welche ein zartes wohl 
ſchmeckendes Eſſen geben. 

Rickemehl ſ.Rückemehl. 

Riebeln, riwweln (hein.), wiederholt reiben. Da 
von Riwwel (Brotkrume), Riwwelbrei, Riwwelſuppe; 
von reiben, ſchon im Simplic.: „Daß fie die Flöhe ver⸗ 
tieblen und vertriebelen mögen.” 

Riefe (Braubach), Rüme (weft) f., Schorf, Hautaus: 
Schlag, ſchd der Ruf, die Rufe; ahd. hruf, ruf, ag}. hreuf, 
mbb. der ruf, Die rufe. 

Rieme m., jedes Ruder mit Ausnahme des Steuer 
zubers, auch ſchweiz. (St. 2, 275), altf. rieino, mhd. rieme, 
holl. riem, lat. remus. 

Rienzen (Herborn), leiſes Schreien ber Kühe. Bie 
mann hat mbb. rienen bejammern, davon fönnte rienzen 
gebitnet I M 

ieſch, 9) wild, wild ausſehend, ftruppig; 2) fpröte, 
troden. Griteres ift mh. risch neben FAR Tebleres resche, 
Umlautsform von raſch, Baier. reſch, röfch, (Sm. 3, 140), 
ſchweiz. roͤſch, rööjc (St. 2, 282) in Beiden Bd., in der 
1. Bd. fchlef. rieſch, ſchwaͤb. raiſch; Lauf. rieſch Hart, 
fpröde, unteif. 

Riefer, Reiter m. (8. wt.), 1) (8..n.), Fled wor 
mit zeruiffenes Oberleder an den Schuhen geflidt wird; 


329 





3 (meiſt n., ſchweiz. m. St. 2, 276), Streichbrett am Pfluge; 
d bie rfostra, riester mbb. riester bb. Pflugfter; en wie 
noch heute in einigen, nordd. Gegenden, auch baier. (Im. 
145), hier aber die R. Davon rieftern; der — 
uf; en), ve Ale an- und aufeinander hängt. 

et ſ. rai 

Rieweskuchen (Marienberg), Kuchen aus Hafermehl 
und geriebenen Kartoffeln. Bol. Griewes, Dippe— 
kuchen. 

Rilles ſ. Roller. 

Rilps, Rilpes m. (chein.), unbeholfener grober 
Wenſch; Sm. 3, 81 hat in derfelben Bd. Rülp, Rülpe, 
Rülz, Rilz und vermuthet darunter einen verhunzten Gigens 
namen. Pater Abraham hat Rilpes. 

Rimmeln (S.), etwas zwifchen den Fingern auf und 
abſchieben, als wenn man «8 zerkrümmeln wollte, ſchleſ. 
rümmeln: Brot in die Suppe einrümmeln, am Rhein eins 
riwweln. Bol. fränf, Gerfte remmeln d. i. zu Grüße 
machen, bei Sm. 3, 86, der für Ießtere Bd. auch die ander 
wärts votfommenben Wörterremeln, rendeln, rollen hat. 

Rind n. (rhein.), eine junge zur Zucht "on fähige 
Kuh, die aber noch nicht gekalbt hat, A) ſchweiz. (St. 2, 
277). Abd. hrind, inhd. rint, ſchd. Rind ſteht in weiterer Bb. 

Rinbsbibbel (hier und_da weft), 1) Schimpfname 
für einen Langen ſchmalen Menfchen, übertragen vom Ochſen⸗ 
siemer; 2) eine Art Pfeifenföpfe 

Ringelblume £, Löwenzahn (leontodon taraxadum); 
f. Kettenblume. 

Ringeln, hr ofen. rengeln, Baier. -rangen, 
ranfeln m. 3, 108. 111); joa. bäringeln. 

Ringelfod, Sin € fieden nı. (S rhein.), ein mit 
anf und ab beweglichen und darum klirrenden eijernen Ringen 
verfehener Se der Kuh⸗ und Ochfenhirten, der krumm 
wesen, oft Ara: eine |. RN Gabel ift. 

in 

Rin R f. & D Senate, Seubjänale, Schuh⸗ 
rinke, bei Biehoff der Rent; fingerbreiter lederner 
Riemen mit Schnallen zum Bir! en er Strümpfe oberhalb 
der Waben, Bein: und Knierinke, auch baier., fehweiz. 
und ſchwaͤb. (Bm. 3, 142, St. 2, 278), ahd. hringa, ringe, 
zinba, mhd. rinke. 

Rinfla f. Reinklau. 

Rinnen (Herborn), auf dem Gife ſchleifen "gleiten ; 
in ber ältern deutſchen Sprache iſt rinnen übh. laufen, 
woher unfer rennen. 


330 ” 





Nipp (S.), 1) reif, zeitig; 2» geil, nd. für reif, ahd. 
ri, mbd. rife, altj. ripi, agj. ripe, holl. rijp, eugl. ripe. 

Rippen, hier und da weft. fva. Börbchen, weil 
dieſer Theil des Strumpfes meift in Rippen geſtrickt if. 

Rippeln ſich erhein.), ſich auflehnen, murren, wahr⸗ 
ſcheinlich von reiben; baier. rippeln ift wiederholt reiben 
«eiebeln) und fid) auflehnen gegen einen Stärkern (Sm 3,8). 
Riſchpeln, rifpeln, rufpeln (S. wt.), Leifes, ſchnell 
vorũbergehendes Gerauſch machen; baier. ränfpeln, nd. 
tüfpern ift das ſchd. räufpern, wozu wol auch rifpeln, 
riſchpeln gehört. 

Riß PL 18. rhein), 1) Schläge; DM) Späße; vgl. 
Wige reißen. 

Ritſchen, rätſchen, roͤtſchen (8. wt.), ſchd. rut» 
Then; Riiſch, Rutſch, 1) ein abhängiger Ort, wo man 
ritjchen ann, oft Name von Gemarfungstheilen; 2) eine 
Stelle auf dem Ader, worüber ber Pflug aeritjcht, nicht tief 
genug eingegangen iſt; 3) Jieberliche Weibsperſon, die in 
alen Eden herumritſcht. 

Ritſcher m. (hei Naftätten), foa. Lebbes. 

Ritt (8. rhein.), in der Rda.: alle-Ritt d. i. allemal, 
jeben Augenblick, auch fehweiz. (St. 2, 279). 

Ritichen, Rüttchen, Rüden (I. wt.), übh das 
Maͤnuchen des Hundegeſchlechts, aber Bloß in der Bezeich⸗ 
unng diefes feines männlichen Geſchlechts, Verkleinerungsform 
von Nette, nd. Rödde, agſ. rydda, ridda; vgl Rüde, 
ahd. rudso, rudo, ruodo, mhb. rüde der ſtarke große 
Heghund. S 

Riperoth, rigefeuerroth (8. wt.), fehr roth, bei 
Sch reßeroatb; roth wie ber Blutftreife in der gerigten 
Haut? „En riperure Rod.“ Lennig 19. 

Riweln, riwweln f. riebelu. 

Rodeln, rodeln, anreizen; die Rochel Anreizung, 
f. aufrodeln. 

Rodenpapier (chein. S.), Rodenbrief (8.), das 
meift bunte Papier, das um Flachs 2c, auf dem Spinn roken 
gebunden wird, um ihn zuſammen zu halten. 

Rodenpolle heißt hier und dg am Main ber ſtnob⸗ 
lauch (allium ophiose.). 

. Rod.n, 9 (olt.), ein Ort, worauf das Holz audge 
reutet wird ober ſchon ausgereutet iſt. „die ander gehölpe in 
anberer leuthe röder und heden hinweg genommen:” Gw.1, 
605. Über bie früheren Recdhtöverhältnifie ſolcher Felder |. 
Gr. 524; 2) (thein. unterrhein. main ), friſch angelegter 


831 


Weinberg in ben 3 erften Jahren, bier und: da auch Jungs 
fer jenannt. Das don Gampe u. A, angeführte ſchd. 
te Rode Hört man nicht. Rod, Rode, Roth ift einfach 

und afgf. ein in Naffau häufig vorfommender. Ortöname, 

Roh n. Idſtein, Schwalbach, Marienberg), eine boös- 
artige Krankheit unter dem Rindvieh, bj. im Mai und Juni. 

Rohne, Ruhne f. ırhein, unterrhein.), Strieme auf 
der Haut von Echlägen ıc, auch baier. (Bm. 3, 105). Zie⸗ 
mann hat mhd. „rän rot) 9”, was, wenn es ſich nachweiſen 
ließe, gut paßte. J 

Röhren, rehren (S), 1) nach und nach in kleinen 
Theilen irgentwo herabfallen; 2) verzettelt einfommen. Es 
ift das ahd. risan, mhd. risen (im Partic. gern, gerirn), 
bei Vichoff riifen, baier. reiten (Sm. 3, 121); j. Ger 
tier, verröhren. 

Rollag m. (Hadamar), ſchlechter (gerollter) Tabak; 
f. Snöllen 

Kollen{S. wt), von Kühen und Schweinen, einen 
Fon zum Ochfen, Eher haben; vollig, holl. krolsch von 

atern. J 


Roller, Röller, Roöͤllert, Reller, Riller, Ril⸗ 
les m. (8. wt.), kleines Bettgeftel für Kinder mit Rollen, 
welche dazu dienen, um es jeden Morgen wieder unter bag 
größere Bet zu rollen. . 

- Rollzen, rollſen (8. wt.3, 1) Iuftig fein bis zur 
Ausgelafienheit; 2) ſchaͤlern, bj. mit Perjonen des andern 
Geſchlechts, auch Baier. (Sm. 3,80); ſchweiz. sollen (St, 
2, 281). Rolls, Bubentollz, Gerollz, rollzig, fva. 
vollig von zollen (au von lieverlihen Weibsperjonen 


eſagt). 
Rommel ſ. Rummel, j 
- Roppdenul MMheingau), d. i. rupf den Vogel, joa. 
das ſchd. Backfiſch (junges Mädchen. 
Roppen (chein.), Dialektform für rupfen; davon 
roppig klein, krũppelhaft; ber Roppert kleines, meift un«. 
gezogenes Kind, färker tadelnd Roppſchwanz; Roppſel 
1) Haidelraut; 2) Wenſch wit zerlumpten Kleidern, 
„rolemrein, Rufemrein m. (thein. Taunus), Ross 
marin. FD 
Roſenblättchen, Roſenknöppchen (—knöſpchen) 
heißt in der Sprache der Kinder ein weibliches Kind vor 
der Taufe; ſ. Banneftielden 
Rofenmenat wird Lehr. $. 225 angeführt, wahr 
ſcheinlich der Mai. 


332 


Rofenwed (thein.), eine befonbere Art Wed. 

Roffel, Rafjel cweft.) f., felfiger Ader; Vertiefung 
an einem Berge, durch welche das Waſſer fließt; auch mehrere 
Felsberge führen biefen Namen. Daher Steinroffel Etein- 
brud. Sm. 3, 138 Hat Ruſel Eigenname eined Berges 
und F3 agf. hrusa abſchüſſiger Berg. 

offeln (thein.), flart und Hörkar Athem holen, 

röcheln, bj. von Sterbenden, aber auch von folchen Meufchen 
gebraucht, die auf der Bruft verſchleinit find; Baier. raffeln 
(Sm. 3, 124), im Vok. von 1482 raußen, ahb. rügzan, 
rügan, mbb. rüzen, agj. hrütan. 

Roffer (8.), prügeln, franz. resser, hol. rossen. 
Br gehört wel and) Roß holz, f. „Kinberjpiele“ in der 


RO f. (rhein.), Honigwabe, ſchd das Rooß, altſ. 
— Fa rast, mbb ber r&z, hie räze, aͤnhd. die raß, 
e roB. u 

Röpftein m. (8.) pordfe Lada, der Bienenroß ähnelnd. 

Rothbrüſtchen heißt an vielen Orten dad Roth« 
kehlch — rubecula), in Idſtein der Storchſchnabel 

'nıum ), 

Rothlauf m. heißt Crhein.) faſt jede von Erkältung 
ober Erhigung herrührenbe ante 

Rothwelfch (3.) Hört man zuweilen für fauder- 
welſch; auf rothwelſch quälen d. 1. fehr quälen. Roth: 
welſch (Sprache der Saunen und Zigeuner) iſt auch dd. 
als fon. mit kauderwelſch. 

ötſcheln f. rätjchen. ö " 

Roͤtfchen f. ritſchen 

Rotzen, rotzeln (S.), ſich über etwas aufhalten, ſpotten, 
fig. von Rop. — 

Rogbub, Rotzburſch, Ropjunge, Roplöffel find 
tabelnde Benennungen für junge Leute männlichen ——3 
die noch nicht eigentlich Burſche, Jungen ıf. d.) find, 
ns fein wollen. Rotznaſe ift das Mädchen diefes 

ters. 

Rotzkachel (8.), im Prompt. v. 1618 Roßkengel 
— tafe herabhaͤngender Rotz; dann eine Perſon, bie 
olche hat. 

Rübefupp f. Königſtein), Gemiſch von Schnee und 
Waſſer bei eingetretenem Thauwetter auf der Straße. 

Rudelig, ruckeliſch, rukelſch (Wallmerod), un« 
ordentlich in der Haushaltung. Darf an ſchleſ. ru ge beweg · 
lich, biegſam, baier. rogel beweglich, locker, mhd. rugeln, 


833 


öfterr, rigeln beivegen, rühren, norweg. rigla, rugla wadeln, 
Iofe fein gebacht werden ? 

Rüdemehl, —ſtroh (8. rhein.), Mehl, Stroh von 
Res en Roden), a roggo, 70000 ‚ mbb. rogge, rocke, 
altniederd. , agl.rige, ryge, alin.rugr, litthau. ruggei. 

Rüden (unterrhein.), vom Weinftod gejagt für knoſpen, 
fproffen, eig. voranrücken. 

Rüdftrang m. (rein. Taunus), Rüdgrat. 

Rüddchen, Rüttchen ſ. Rittchen. 

Rudergäuger m., Gehilfe und Stellvertreter bes 
Steuermanns. 

Rüetag (B.), der ſchd. Rügetag, wo die Frevler 
bei Amt angegeben und beſtraft werben. Rüͤezeel d. i. 
Nügezettel, worauf bie Frevler verzeichnet find. 

Ruf m heißt der Hintere Aufbau auf dem Schiff, der 
die Etube und Küche für Die Schiffsbewohner eniyält, 

Rühren, röhren, ohren if das zweite Cin manchen 
Gegenden das britte, |. lautern) Umgraben der Weinberge, 
Umadern des Brachfelbes. 

Ruhte PL. (8.,, unreife Kirſchen, die noch halb weiß 
find; ift e8 Tat. rudis, franz. rade, oder roh, ahd. rä, rö 
Gen. rawas, rowes), mbb. r&, rö ‚om rawes,- rouwes)? 
Das t wird kaum hörbar, als ein bloßer Hauch ausgeſprochen. 

Rüjen, rijen, rudern, mhd. rüejen, hol. roeijen, 
engl. to row. B . 

Rummel, Rommel, Rummelß £., ſ. Ramjde. 

Rummel m., in ber iwt., nun auch hd.) Nda.: „Den 
R. 108 haben, den R. verfichen“ d. i. eine Sache verfiehen, 
vom Rummel im Piquetipiel übertragen. 

Rumland ſ. Raumland. 

Rumor, Ramör m. (rhein.), Lärm, großes Geraͤuſch; 
Gerumor, rumoren; lat. rumor, engl. romour eig. 
mp und ſump drei ei Ib 

ump und flump Crhein. unterrhein.), ganz unb gar, 
d. h. bis auf den Rumpf mb Stumpf. “ 

Rumpel f. ıthein.), unregelmäßige fehlerhafte alte; 
rumpeln fo falten, dann fehledht nähen; rumpelig. Das 
Stammwort ift das ſtark biegende ahd. rimpfan, agj. rim- 

imho. rimpfen, im Partic, gerumpfen ; davon das ſchwach⸗ 
Biegenbe ahd. rumpfan, mhb. rumpfen, anhd. rumpfen, 
rumpffen; daher unfer Nafe rümpfen. S meine Bram, 
d 15. — 17.36. 1, ©. 229 und Sm. 3, 91. — Völlig 
verfebizben don diefem rumpeln iſt das fh. rumpeln 
Gerauſch, machen. 


334 


undig bört man bier und ba für runt, |. ©. 19, 
Nr. 136. 

Rundigherum bört man hier und ba, bj. in ber 
Kinderſprache am Rhein, für rundherum. 

ö Rungenieren (rhein.), d. i. ruinteren verderben, 
zu Grunde richten. 

Nüppel m. (Gaub), roher, fchlechter Menſch, ſchd. 
NRiepel, wol vom mÄb. ribalt, ribbalt, franz. ribaut, zigf. 
aus ahd. reginbalt, reinbalt fühn, verwegen, räuberifch. 

Ruppel, ruppelig werben von Unebenheiten im Ge 
ſicht (Hodennarben), auf nefrornen Wegen gejagt. Sm. 3, 

18 hat Roppen, roppet. 
uppig (Gaub), rauh: ruppig und ftruppig. - 
rn a & (S.), lang⸗ und rauhhaarig, borftenartig, vom 
eh gejagt. Da _ 

Rufeln (8), ein bäueriſches Leben führen; drüber 
hinaus rufeln d. i. viel und fehnell arbeiten, hudeln; bie 
Nufel, Rufeler, Geruſel, rufelig. Sm. 3, 149 bat 
in gleicher Ed. rueſchen, der Rueſcher, die Rueſch, 
offenbar zu raſch, rifch gehörig. 

Rufpeln f. rifhpeln. . 

NRüftpferd{{plt.), Hengſt. Gw. 1, 573. 

Nüftral (Nüftreitel) heißt bier und da der über das 
Rapengebält (f. d.) laufende Balken. 

Nußegallebitter (Caub), fehr Bitter, Bitter wie Ruß 
und Galle. . 

Rutſchen in das Gut. „Bei Felbghtereinwährungen 
war üblıh, daß der neue Gutdempfänger vom Gericht an 
das Gut begleitet, dort auf einen dDreibeinigen Stuhl 
zu fißen und aljo in einem dreimaligen Schube fih 
dem Gute zu nähern beorbert war; das hieß: in das Gut 
rutſchen“ Br. 438. Gr. 187. 

Rüwe f. Riefe 

©. 


Sal aan, oeth 
Sabch, Sappch m. (Uſingen), Koth, kothiger Weg; 
ſabchig. Im. 3, 275 hat anhd. Fappen mit einem gewiſſen 
Laut im Schmug herumgreifen, herumtreten. Dpl. befäbeln, 
Säbſchen (8.), Eränfeln, dahinwelken, flärfer ald 
fargen; follte an dad mhd. serwen, Baier jerben gedacht 
werden, das — Bd. hat? ©. ſerbeln und verſeibcht. 
Säbeln (8. wt.), mit einem flumpfen Meſſer ober 
— ſchneiden. Saͤbel ein mehr langes Stüd Brot; 
vgl. federn. 


335 


"&äbeler m. (8.), Stüd Winbvieh, das ben Durchfall 
hat, ſich babei befäbelt. 

Sad f. n. (rhein.), Vermögen, Haus und Hof, Geld 
und But; Sachen BI. Arznei (Braubadh), . 

Sat m. (unterrhein.), ein Maß für Mehl, 136 — 144 

md. 
Sadbeufter, ſacdunkel (8. wt.), ſehr deuſter, ſehr 
dunkel wie in einem Sad. - Pe ſeh 

Sadeln 1) (8.), fih aufhalten, überall unterwegs 
ke Sleißen „ſ. anſackeln; 2) Dialektform (Königftein), 
ür fatteln. 

Saden, ein Schiff los mahen und fo treiben ober 
faden laſſen, hol. zakken. 

Saden fi (8. wt.), fih Ballen, nicht glatt anliegen, 
von Sad; fadig. . 

Sader, Sadrifad (chein.), Fluchwort, gefürzt aus 
Saderment, dem man durch dieſe Kürzung alle jünbliche 
Beziehung auf das Heilige zu benehmen ſucht; vgl. Fop, 
Deidhenker, Sapperlot. 

Sadertjäbel, Sadertjö, Saderlot, Sader- 
nundedj& find verborbene ftanz. Fluchwörter, sacre diable, 
sacre dieu, sacrd' nom de dieu d. i. verfluchter Teufel, 
Gott, Name Gottes, Saderlot if wol das franz. sacrd 
lot verfluchtes Loß; St. 2, 297 denkt, minder gut, an Ver- 
kürzung aud lat. sacra lotio heilige Waſchung. 

Sadefel hört man wer) hier und da als leichtes 
fees, jedoch meift im Schere, fo auch Schepps 
edel. 


Sadel, Sodel, Soel fi n. (S. weft), Stüd Aders 
land, etwa /, Morgen; vielfach Name von Gemarkungs- 
theilen; e8 ift in. etwas abweichender Bd. das ahd. södal, 
mhd. sedel Landfig, Landgut. 
Saft (weft.), Dialektform von fanft, ſ. S. 22, Nr. 160. 
Sagen wich auf dem Wefterwald -regelmäßig mit 
wider, am Rhein und Taunus mit über verbunden, wo 
die Schriftſprache p gebraucht. Im 15. — 16. Ih. iſt 
wider in dieſer Bd. fehr gebraͤuchlich S. meine Gram. 
des 15. — 17.35.3.8.313,  - 
Sabl:, Sal:, in Zſſ. mit. Brief, Buch, frei, 
ut, Hof, and, Mann, kommt in ältern Urkunden oft vor, 
er alte Ausdrud für übergeben (Grundeigentfum aus 
einer Hand in bie andere) war goth. saljan, ahd. ag). sellan, 
altn. selja, mhb. sellen; die Übergabe heißt ahd. sala, sale, 
mh. sale, sele, ©. weiter Gr. 555. 


336 


Saichen, faigen (8. mt.), baren, Urin Taffen, ahd. 
seihjan, seichan, iahd. seichen ; der, die Saich Urin, ſchiechtes 
Getränf (ahd. mhb. ber seich), Saicher, ſaicherig.“ Do 
larnt er’8 Fieber abbuhn un be Gichtgeſchwulſt, un gude 
no der Sag.“ Lennig 28. J 
Saichmetz, — mitz f, heißt hier und da bie Ameiſe. 
Sal (S.), abgeſtanden, von Milch, welche im Sommer 
den Geichmad verloren hat und keinen Rahm. anſetzt; übers 
teagene Bd. von ahd. salo, mhd. sal, Bater. ſal von abge 
ſchoſſener Farbe, matt, Dunkel, (many ſchmutzig, unfauber. 
Hd (olt.), fol. ©. m. ram. des 15.— 17. Ih. J. 


a eReger m, (Königftein), Brad mit fehr fpigen 
en. 

Salmenwog heißt bei St. Goarshauſen eine Stelle 
am Rhein, wo‘ Salmen gefangen werben. ©. Wog. 

Salvet f. (wt.), Tellertudh, franz. serviette, ital. sal- 
vietta. 

Samhaftig (vlt.), mbb. samenthaft, sameth., sameh., 
auf einmal, :aufammen. Gw. 1, 591. 

Sämijc (unterrhein.) ,. fehleimig, nur von Suppen 
gebraͤuchlich, das fehd. fa miſch der Weißgerber b. t. mit OT 
gefchmiert, inhd. seim bidlihe Brühe (woher Honigfeim). 

Sammelfurium n. ırhein.), ſchlechte Sammlung, 
Miſchmaſch, Gemengſel, meift von Sachen, zuweilen von 
Berfonen. Vgl. Simpelforium. . 

Sandmann, San männden kommt, wird Bf. 
von Kindern gefagt, wenn fie ſich des Schlafes nicht mehr 
erwehren fönnen, der Sandmann: ihnen Sand in die Augen 
freut. In Baiern jagt man: „Das BPehmännnden 
koͤmmt.“ 

Sang, Sange f. (Helferskirchen X. Selters), Ähren⸗ 
Büfchel, bſ. wenn fie auf dem Acker gelejen find, ah. die 
sanga, mhd. sange Garbe. 

Sang m. ift in den Pflanzen (Beinreben unterrhein.), 
wenn bie jungen Pflanzen (vom Sroft) gelb geworden, glei 
fam verjengt find. . 

Sapperlot, Sappermadt, Sapperment, Sap⸗ 
ee Fluhmwörter, in denen Sapper für Sader 

. d ſteht. 
N Pen m. (chein. unterrhein.), Brunnentrog, auch 
Brunnenfarg; abd.sarch, mhd. sare ift Rifte, Trog übh., 
alfo von weiterem Umfang als das ſchd. Sarg. 


337 


Sargen 3. kraͤnkeln, ſchwaͤcher als fäbchen; ahd. 
seragdn, mb. n Schmerz machen; ahb. sörag, mhd. 
agſ. merz einpfindend, traurig, holl zeerig 

leidend. grindig; daher fer verfehren. - 

Särtli o ſörklich. 

Safferas, Zafferas m. (B.rhein.), Lohn, weichen 
ber Makelsmann erhält, Herifhpeutid), . ſchachern. 

Satel, Sotel ſ»Sadel. 

Sau (8), H Flecken, Klecks im Geſchriebenen, — 
baier. Gm. 3, 178); 2) Fehlwurf. Zu ber 2. Dh. vgl. 
Baier. Saunigel der Berlierende in einem gewiffen Kartens 


fpiel. - 

Sauarſch, Sauar ti m. G.), 1) Wisbelisind, |. 
Mudearid; a, unflätiger Menſch; 3) Botenreißer. 

Saubohne £. (thein. wt)., Futterbohne, bie Bohne, 
(vicia_faba major). 

k —— (Eaub), Shimpfnort; eig. Säubörzel 
rze 

Seubatt £. Cxhein. unterrhein. ), Bütte in ber Küche, 
in welche das „Gejpül* und „Bekrkg“. Tommt, fowie Alles, 
was beim Gfjen übrig bleibt und nicht ‚mehr für Wenſchen 
au gebrauchen iſt. 

Sauer iſt das Holz, das auf naffem Boden gewachſen 
iſt, wird in alten Meisthiimern oft ald Abgabe angeführt. 
Wagen ful (vol) Betbeb, for vnd ful (faul) vnd vbelge⸗ 
laden, das eyn atzel t dar durch gefliegen mag; — 
ubel geladen vnd ——— f. winbbläfig) ; — ußel gelaben, 
ba6 cin, Saf6 (Sale) ik werten oftem Ehe — 
Lauffen.“ 

Sauergamburg (fen), Sanetramperiä(Caub), 
Dialektform für Sauerampfer. 

Säufis, Saufts m. (unterrhein,), Wirbelwind, d. i 
Säuiämang, 6. Säuzal); vgl. fd. Stiel, O dien 
f ifer DO iemer, Farrenſchwanz, änhp. fiſel, 'mbb, visel, 


anfopf, Gelder. —ſch wanz Schimpfname für 
einen unflätigen Menjchen. 
Sänotdy, rother Geber, Zraubenholunder (sam- 


raoemosa). 

Sauſpiel, das ſonf Bollijes heißt; Sauleiz 
(Kugel), Sauſtecken, bie i gebraucht werden; ſ. „Kine 
Derjpiele“ in ber 2. Abehl. 

Saͤuwohl, tee wohl, wie. einer Sau, die fih in 
einer Pfuͤtze mälgt. 3. möchte ‚Ueber an bad Hin. .zeiwohl 

KRehrein: Wörterbug. 


338 


benfen. Bel dagegen Gsothes Lied im Fauſt: „Und if 
ganz em aliſch wohl, als wie fünfhundert Säuen!“ 
Säugal m. ( Feichelsheim, Wetterau), d. i. Saͤn⸗ 

zagel Wirbelwind, eig. Säuſchwanz, ſ. Bagel. 

Sawern, fäbern 18. weft), foa. gamwern-(f. b.); 
Sawer, Stewer, ah seivar, mbb. eiver, änfir. Saifer, 
ſchd. Seifer, nd. sever ımb sabbe, Hol. 

Sha & Diderfern für Scheide, Shaben und 
Schatten 

Schab, Sähafn. m., Stroh und zwar 1) (S. mt.) 
das Stroh, worauf ein Todter liegt; 2) das zum Dad 
decken unten bejchnittene Bänden ig 3) (unterthein. pi 
Bündchen Stroh, welches der Wi um Anbinden. D 
Neben mit in den Weinberg nimmt. m 08 Wort iſt ab. 
— sooup, mhd. schoup, agſ. sceaf, aͤnhd. Schaub, 

Schaube Bunde Bündel, H. —E 

Sähabbel f., 1) (Hadamar), aufgefprungene Ruß; 
2) (Schabbel, Shabell) liebeiliche Weiböperfon, bf. 
Schimpfwort für eine alte Weibsperfon, ſpa. Schachtel; 
3) (Nentershaufen), kleines Maͤdchen von A— 6 Jahren. 

Säabe in der (rhein.) Rda.: Die Schabe kriegen d. i. 
Hautkrankheit von ausfahrender Schärfe, aͤlternhd. Scabe, 
woher under ſchäbig (räubig), ahd. schebedig, mhd. 


ei J 
Shehlige ſchaupern. Basta 
abe nn. (chein. wt.), Schemeli en, ital. 
N, — = x ) Sch hl 
ern. (m die ganze abgeſchorene Wolle von 
einem Schaf, hd dh. aus , schepper. 
Shabernad m. (rhein. wt.), lofer, arglifiger Streid, 
mhd. schabernac, allmaͤhlich auch wieder fchb. 
Schabes dadel m. (im Scherz) der Hut, von Sm. 3, 
305 paſſend zum fübijhen Schabes (Sabbath) glei, 
nah St 2, 305, der Schabisdedel hat, vielieit 
Berhungung bes franz. chapeau, 
Schachel, Schachtel £ (Hadamar, | Rafjau), langlich · 
runder Kettenring (Glaich), Hof. sehak 
Schächer, der arme Schäch er ſva. Tropf, 
nal Kropf, urfpr. Räuber, ahd. scähari, nihd. schächaere, 
. Shahern (8. we), Banden, wuchern, jübijchbeutich, 
bebr. sachar, ſ. Saſſeras. 
Säagtel f. &.nt., 1) fü ig ein altes magered Stud 
Vieh 2) ein alte böfes Weib, Schabbel, in ir been Bb. 


339 


auch baier. (Sm. .3, 316) und ſchleſ; änhd. ii Schachtel 
eine Hirſchluh. Vgl. Scherbel. 
Shädten ‘s. zhein.), 1) ſchlachten, nur vom Schlachten 
pr Juden Ben de) )r in n groben Verluſt bringen, jüdiſchdeutſch, 
ebr. 
Sch ad ch a — d. 4. Sqheidcher, große plumpe 
—— vgl. Brandeimach a. 
Shäfen beben vieljadh im A. Yofkein die Tannen 
iapfen Adeln ([. d 
Schäfch en, Notoſungswort der Eltern gegen ihre 
Heinen Kinder; vgl. Froͤſchche, Hammelche, Häusce. 
„eaftie (chein. w£.), gern jchaffend, arbeitſam, auch 


ki —* f. (eßen. mt), Schafgarbe Eebilles mille- 


Schaft, Schaftehen (rein), Schaftele (Hftein), 
Stadteiheim (enn (eauinctum). s 5 
Scha 
Schatig, joe (ehein. intenfel), ſchief, ſchepp; 
nd. Shate Be in, al in. alter Schub. 
Sch äle Mid, ift folde, melde DIE geworben, ohne 
Rahm abzufcheiden, das jhd. ſchal. 
Schälich (Selters), gut, thener, werthvoll: die Sache 
zu ſchaͤlich Für den Gebrauch. Sn einigen Dörfern bed 
Ale Selterd hört mar das wol richtigere ſchädlich. 
Schaller m., ſchd. alter, iſt wetterau. jeder 
Laden am Gebäude, in Rhein jen nicht in jo Ay Bd. 
Syälten |, fhellern. 
—A m. va. Dollerjan 8 
Scäalotte heißt hier und da ber cheuch caim 
— Schaͤlze K 8. Hei ), Schale von Obft, 
dr, # £ (8. rhein. je von 7 
Kartoffeln, Rüben, — aͤnhd. Scheleh, $ Schel 
wi —ãR fhappieren (ıhein.), fich fortmacyen, 
entwiſchen an. echapper. 
Shamelid, Tameeig Beisurg), —Se B. 
es war mir zu ſch. das zu ſagen, mhd. schgmelich. 
Schamerieren, Ihammeriereu meh)... peruns 
alimpfen, verberben. „On den Banefieibrontondihrn dooüt 
net [hamereere.” Firmenich 2, J 
Schamper (8. weh), an Baletuh, 
Pferd, Speife 2c.; jübifchdentid) aus —X schapar jchän 
fein? St. 2, 318 hat jch imer ſcheinbar, vortheilhaft tim 
Außerlien und ftelt das Wort zu Schiem (j. d.). 








„340 
Sgatipeleſch m. &) närrifeher Kerl, Poffeureißer, 


franz. Jean Potage Hanswurſt, 
Star Syandal hat fi das Volt munbgerecht gemäät aus 

Seknsı elf. (8), Säftermanl, Schlump, von fin 
ben gebilbet, |. ſchennen. 

chanz f. (im nexdivefll. Theil des Landes), Holy 

welle NReiferbiindel, vieleicht dumachſt, wie man ie heim 
Schanzenbau Braudht. 

Schanzen bein), eig. an einer Shane arbeiten; 
dann übh. ſtark arbeiten. 

Schanzlaufer (unterrhein.) Sanzeſchluppet 
(thein) ein nun ſeltenes Kleid mit Armeln für Frauen, eine 


Art Mantel, wahrſcheinlich aus bem Hol. schanslooper 


(Söifetien) entftellt. ". 
chapel, Shappel n. (chein.), Halsband für 
Hunde; in ber, Schweiz ein Kranz von ten oder Blumen 
bei Hochzeiten und andern. firjlichfeierlichen Gelegenheiten 
(St. 2, 309); mbb. schäpel, schappel, schappil, ital. ca 
lo, franz. chapel, chapelet, u pr. fiberb. Hfbebehung 
mittellat. capellus), dann ein Band oder eine Schnur, bie 
einem Kranze Es den Kopf umſchloß; Kranz von Laub 
ober Blumen, der als fchönfter Mer einfachfter Kopfpuß das 
ganze Mittelalter, namentlich bei den Tängen beliebt blieb. 
Schappelnf. ſcheppeln. 
Schappieren |. [hambieren. 
Schar (Brtuaiur), it, rhein. faſt durchgaͤngig n., 
d. scaro, scar, mhd. dagegen m., in neuhochd. 


iche f. 

Sharben, iaarsen (chein.), ein ſchneiden, B- 
Kraut, auch jchb., ahb. —e sch al 

Sharhuben (st. ),_ Huben, auf denen genau beftimmte 
Frohnden (mhd. schar) laften. 

Scarianzi (vlt.), kommt in latein. Urkunden vor 
unb bezeichnet griegsleute zu Fuße, mhd. sarjant, scharjant, 
serjant, mittellat. sariantes, seriantes, sarganti; vgl. ahd. 
— agf. sðaro, mhd. geserwe, goth. rn gu Kriegsrüftung, 

iedh. sairein ——— sareire rüi 
Syazibagera (Wiesbaden), \ m von ben vielen 
* I —— 
armeien ), zum Hintern be en. Rieberjä 
IR Se ai. ), zum H ſcheid derſaͤch 

Scharr, harr (Chein), Kruſte, die ſich beim Kochen 

von Brei u. dgl. im Topf anfept und hernach herausge, 


341 





ie Fag bie Yodt’be-Beel, alch 


Khgrtt,- gefragt wird. „Die 
hrape, aus bie Scharr.!.Sinnig 26, 





Shärten,.Scherren (wefl.), Schollen, bie im Frühe 


"jahr mit einem, beſondern Geräthe zerſchlagen werben, PL 
von Scharr in eribeiterter ®b | je Saslıe, der Schol⸗ 
ie u fiſch (pleuronectes): Heißt holt. schar, scharre. - 

Schatwacht, Scharwädter (mBb. die scharwahte, 
ber. scharehter) wirt von Beijonn. geai, ble'dyrh Ums 
ang: in Gemalnſchaft (Schar) zur Sicherheit Nachiwache 
ilten; der Gebrauch tft Heute meift abgefommen. : 
EScharwenzel m. (8.), ſhlechter, ftinkender Rauch⸗ 
ut fig. das ältere Scha twen ei ber-Untere im Karten 
- Säafel.n. 1) (B.),.Strohfeil; I (Brauhach), Garbe 
Hafer —— u : u .: 

Shaß.f. SH. . 

Schaßchen j. Schoͤßchen. 

Schafſen (8. mt), gi ven, derb abfertigen, auch 
baler. .ufib. fajtoeiz. (Sm. 7408 &e. 2, 310), das fra, 


Schat, Schätt m., Dialektform für Schatten, goth. 
akadus, ahd. seato, mhd. schate, ad |, sceado. 

Schaͤttenſpieler m. (Schwalbach), jeder herumziehende 
Zaſchen · und Marionettenfpieler, jo genannt von dem früher 
ſehr beliebten Schattenſpiel. 

Schaͤtter ſ. Schottert. 

Schatzebeit n, (chein.), was bei der Laſt Gras, Klee 
x noch obendrauf gepackt, und worin daun gewoͤhnlich bie 
Sichel befeſtigt wird, baier. der Obenauf. 

Schauern (vlt.), 1) ſcheuen, ſchonen, ſparen: „er 
ſchauert (ältere Ausg. ſchauwert daran feinen koſten“ Lehr. 
$.61; 2) (8.), pugen, fd. ſcheunern flatt ſcheiern f. 
ſcheier; 3) (Marienberg), Ihügen; 4) (8.), fih Ihauern 
fh in Helem befehen, fptegeln. In der 3. Bd, fteht in 
Gw. oft ſcheuren, iguren ſchüren, ſchuwern, ber 
ſchauren 1, 528. 535, 566. 567. 575., mhd. schüren, 
schüwern fügen; vgl. baier. Schauer, aͤnhd. ſch a wer 
bededter Ort, Schuß und Schirm vor Wind und Metter |. 
Sgeuer. Die 1: Bd. gehört zur 3., die 4. zur 2. 

Schaufel ſ. ſchofel. 

Schaufel (hier und da auch Steh» und Grab⸗ 
fhaufel) Heißt im nördlichen Theil des Landes, was fonft 
Spat heit, nämlich ein gerades, nad) unten meiſt etwas 
abgerundeted eiſernes Gartengeräth ‚mit einem geraden höle 
dernen Stiel zum Auf- und Umgraben der Erbe. 





342 


Schaupen, Schupen (olt.) eig. Schaube, Tängerer 
Rod, Oberrod, mhd. schoube, „In diefer Zeit vergiengen 
die Platten (f. d.), und die reifigen Leute, Herren, Ritter, 
Knechte und Burger, die führten alle Schupen, Pantzer und 
Hauben. Die Mainirung (. d.) von den Schaupen hatten 
beſcheidene Laͤng.“ Lehr. &47. . 

Schaupern, ſchabben, ſchuppern ſich (8. weit.), 
ſich hin und: her bewegen, wie einer, ber an eine Sache nichi 
will, -eritweber weil er zu blöbe tft, ober fonft feine Luſt 
hat; daher ſich weigern, fich von einer Sache losmachen, ſich 
einer Sache entziehen; wahrſcheinlich von- ſchieben ober 
fhaben ſ. [hupven: . 

Schaute ſ. Schote RE 
— - Schawelenter m. (Gaub), Liebhaber eines Maͤdchens 
wahrſcheinlich zu [hauen (ahd. scawön, inhd. schouwen) 
gehörig. . “. 

Scheck f. (Weilburg), weißköpfige Kub, ſchd. Schede 
meiſt ein fo gezeichnetes "Pferd. * 

Schecke, Scheckenrock (vlt.), enganfchlichenbes, did⸗ 
gefültes und burchſteyptes Leiskleib. „Auch führten Nitter, 
Knechte und Burger Scheden und Scheden-Röde, gefligert 
(f. d.) Hinten und neben’ mit groffen weiten Armen, und bie 

eijgen . d.) an den Armen hatten eine halbe Ehten ober 
mehr. . 6.175. Es ift mhd. sehecke, altfranz. jucque, 
unſer Jade. - ö 

Scheid m. ?n.?, mhd. die scheide, ahd. Die sceida, 
sceid, sceit, findet fi oft ald Name von Gemarkungstheilen. 

Scheier, ſcheir «8. weſt.), 1) unvermifcht mit An- 
derem, rein; 2) mürb, zerbrechlich, glasartig, 3. B. das Hol, 

iſt ſcheier Die erfte Bo. -ift in goth. skeirs, altn. skir, apl. 
-schr, mhd. schfr, nd. ſchier far, heil, Lauter, woher fd. 
feuern ſtatt ſcheiern; die zweite Bd. ift vielleicht aus 
der erften übertragen. Simrod hat in ber Überfegung des 
altſaͤchfiſchen Heliand (Eiberfeld 1856) „ſchieren Wein“. 
„ſchieres Waſſer.“ J 
Scheier, ſcheir . [hier. 

Scheik, Schsik f. (S.), große Weibsperſon; zu ‘Hei 
desheim in Rheinheſſen ift Schaf eine jo dumme ald große 
Welbsperſon; holl. scheuk ift eine Tieberliche Weibsperſon. 
Wahrſcheinlich gehören biefe drei Wörter zufammen. 

. heinbärlich (Zoftein), ähnlich; mhb. schinbaerlich 

TSG eineh: Der Dfe füent d. $ iR fhr Hp, ff 
einen: Der Ofen ſcheint d. h. iſt fehr Heiß, fah 

glühend, fagt der Bewohner bed Falten Sache lnune, 





343 


und SH uhelms Meine Perfnigen ber Ding, Sgiffer 
bie Sea 2, Scheitchen, ein Meiner Nachen, holl. die 


Saar, Schéke m. (Idſtein, Ufingen, Hadamar), ein 
aus Ko Roggenmehl gebadener Eleiner ‚en, auch Krape 


Schel f. (chen), bei — und Gemife age 
Pa mit Sähälz, Baier. gebräuäliger ( sy —* * 
os, Schele, Schelle, die umgelautete Fi 
von 


(sk ER ſcheel ift in ganz Naffau ſva. einäugig. Del. 


Schhel Agnes Hört man oft als derbe Verbeutichun, 
der 3 a = balber‘ * 


She lich von 460 — 1200 Centnern Trage 

; bie ee "unter men Ve Himpelſchellich. 
Fa 359 bar vom Main Schaltich, eaellih, 
Sheih, ab. senltich mb. scheldech, von ahd. zoal 
nd. schalten I SEN, „ihren. Viehoff hat bie Shall 
“fon Sprenguaßen 

Schelllg, mhd. — uneins mit ſich und andern, 
orig, müreild, iſt veraltet, in rathſchellerig erhalten. 

Schelm bat in Rafjau nicht die ſtark Pa Bd. 

die das Wort in manchen obd. Degenden bat: ber im 
ift bier ch gelinderem Sinne mehr ber im ſcherz⸗ ober — 


und — aber auch en Walde — fonft mähen; 
2) fi verunreinigen, Fe 5}. beim Gehen; mh. ift der 
schemolaere ein Menjch, der an einer böfen Krankheit ſiecht, 
dann ein —5 Menſ 


344 


Scheneroͤs bezahlen bi. großmkthig, freie, franz. 
gendreusement. 
Schenkaſch f: (8. wt), Geſchenk; ſchenkaſchig, 
föente Serig 
enkel m. Caub) heißt die Schleifrebe (ſ. d.) 
vom — Jahre an. 
Schennen Crhein. main.), Dialektform für. ſchänden, 
nur in milderem Sinne, ſcheilen, mit Worten beſchimpfen 
„'s leicht, die Alte dumm zu ſchenne.“ Lennig 13. Fa 
Bott er mich erfcht driwwer geſchendt.“ Datterich 34 
Schepp Cxhein. weſt.), 1) ſchief, krumm; 2) verkehrt, 
aaa dat Nebenform von, ihieh, ſpaͤtermhd. schive, 
niederſaͤchſ. Ian ichlef. — 9 altn. akeifr, lat. scaevus, 
ieh. scaios (0xa0g). hott dem Aug. die Baan 
ep p angehenft,# Lennig 80. Mit dem jheppe Dediel.” 
irmenih 2, 79. Schepp Efher ift in Caub ein Schimpf- 
wort, geniß von einer wirklichen ſcheppen naher hergenommen. 
"Säeppäen (Ufingen), jaepp g 
Sieppeln, EN wadeln; 
ſchleſ. 33 "güpfend, tängelnd gehen. Vgl. ſchaupern. 
eppfedel hört man (mi bie und da als ein 
—* chimpfwort, jedoch meiſt im Scherze, jo auch Sad: 


Sqerbel, Schoͤrbel, Schirbel ſ. (hein.), 1) zer 
brochenes Stüd eines irdenen Gefäßes; 2) (fig.), Hirnſchale, 
Schädel, Kopf; 3) alte oder doch magere Kuh; 4) Lieb: —— 
— > (Domborf 4. Habamar), der Schalſtein. 

achte 
® cheren (8. wt), plagen, guäten, außerlich und inner: 
lich; 2) benugen, Nugen ziehen; 3) ſich ſcheren d. i. fih 
megbegeben, ich befümmern. & * das ſchd. fcheren in 


Scher Alles. über (Selters), ein Menſch, der nicht 
fatt werben, nicht genug haben kann, ein Allmein. 

Säerling, Scherrlin int Schier⸗ 
ling, Schirrl ng m. (8. wi J, junges Bf "von 2-3 
Jahren, dem man das Gefgier (ah. seirri, giseirri) ſchon 
zuweilen auflegt, um es allmählich anzuführen. 

Schexpfen (thein., unterrhein.), jäuerlich, etwas ſcharf 
und berbe fehmeden, wird vom jungen Wein gejagt, wenn er 
ben Moftgefchmad allmaͤhlich verliert; — Shärfzen? 
Auf dem Wefterwald lautet ba Won mehr fhirpfen 
3. Ha von Ahnlichem Geſchmad bei verſchiedenen Speifen 

gejagt 


25 B 





Scherzen (weſt.) d. t. führ en vos Weſer cdiauf⸗ 
ten, ihm eine andere Richtung Yen, 3. B. ‚die Bad 
beim Wäffern der. Wiefen 

Siheuer, Shane f. ift der in ‚Ref, voltgäßticje 

rend Scheune nur Bier und ba von Bor 
nehmen gebraucht wird. Scheuer, uihd. schiure, ahd. sci- 
ura, schra iſt urfpr.. ein bebeckter Ort, ein ar gegen ö 
Wind. ımb Weiter, |. ſchauern. 
". Spheuerviertel was fonft Dies ſ.d. 

Schippeln, „lGäüppeln (S8 wi), dur Siuinter 
Schieben ober wiederholtes Drehen fortbewegen, rollen, wie 
eine Kugel, ein Rad walzen, von ſchieben gebildet. 

Shit f., Zeit, die der Bergmann in ber Grube zu 
bringt, auch {hb.; Schicht machen in ber Grube arbeiten. 

Schich tig (Walmerob), ſchüchtern, — ſchüch⸗ 
ter, im Simpkeiffimus ſchichter, ahd, seihtig, mhd. schiech, 
baier. ſchieh (Sm. 3, 338. 3) ol schichtig, von abb. 
seiuhen, mbp. schiehen ſcheu fein. 

ie ſ. Gradkopf. 

— icken in ber Rba. ar einem Pr ki d. i. zu 

thun, & Pir rue haben (Ufin: a 
er, betrunfen, Pr chleſ., jüdiſchdeutſch, hebr. 


hieber, Schiewer f. (Herborn), 1) großes Scheit 
So; 2) toße" und bide Weiböperfon; Lnſt fteht in beiden 

Id. Schlimmer; f. d. 

Sqhiebes gehen; fein (8. rhein. wt), verloren gehen 
fein, fort gehen, flexben, offenbar von | ieben gel inet: 
anderwaͤrts jagt man treiben geben, ſchleifen gehen. 

Schtegabel f. Schägabe 

Schiem, Schieme ein), © sea weft.) m., 
Schatten, ud. Scheme; m Schatten, Schimmer, 
ahd. seimo Schimmer, goth. skoima, altn. skima Licht. 

Säier (8.), ſeiiwaͤrts, von der Seite, 3. B. cr fah 
mic, fo ſchier an; Nebenform von [delt Sind hofl. scheu- 
ring (Schisma) scheurziek (ſchismatiſch, zankfüchtig) zu vgl? 

Schier, ſcheier (8. weit), gegen Abend, heute Abend, 
geuſchier, gefcher gegen Abend; meiſt ſehl Abend 
Owend) bei raie 1 iſt unfer jä. ſchier, ahd. scior. 
altn. skiarr, mb. schier ſchneli, Bald, ſogleich. Sm. (3, 
394) hat änh. auf ſchieriſten Grätag d i. auf ben naͤchſt⸗ 
kommenden Dienstag; zu ſchier iſt en Wettertagen d. i. in 
ben nächften Tagen, wo es das Wetter zuläßt. . 

Säierling ſJ. Sherling. 


* 


346 


E dießen, in der (umterrhein.) Rda.: er ift wie aus . 
ber Büchfe gefchoffen, um den ſchlanken Wuchs eines Men: 
ſchen zu bezeichnen. . 

Scäießeltes, —iltes, —els, —elter, — bel: 
ber, —belter, — helders, —hätter, —otter, 
—orre, —eder, —ftößerfche Heißt in verſchiedenen 
Gegenden des Wehterwalbes bie Eidechſe, bei Sch. Schees« 
lader. Die erfte Sylbe ift Har und geht auf das Schießen, 
die Schnelligkeit; ber zweite Theil des Wortes ift Eltes, 
Dtter ımb floßen. - 

Schießhofferig m., Wiebehopf, ſ. Höfferich und 
das folgende Be 8 Dorf ff 

Schießhuwwerig m., (Hadamar), Specht, gehört 
wol mit ſchiwwerig (i. d.) zufammen. 

Sal f. abſchiffeln. ” 

Schiffiſchen, b. t. die Schiffer, Schifferzunft. ' 

Schilchen (8. wt.), ſchielen, ahd. scilchan, mhb. 
Den von ſchel, ahb. scälah, mhb. schälch eig. ſchräg 
jehend. ° 
„ Säillerdienfte (Naftätten), find Meine Dienfte, Ar: 
beiten, die unerzogene Kinder ihren Gltern thun, wahrjchein: 
lich Schüler, Y folgende Wort. 

° Shillertörnerholz Heißt (in Brauhach) Die Rain 
weibe (ligustrum), aus beren Körnern (j. Schulkörner) bie 
Schulkinder auf dem Lande vielfad) ihre Dinte machen, 

Schillern (8.), eig. [hildern, Schildwache halten, 

die Runde machen. 
Schil ling, Kollektivzahl 12, wonach in Hacheuburg 
die Eier —88 werden, von den alten Schillingen, deren 
es ſolche (kurze) zu 12 und (lange) zu 30 Pfennigen 
Hab. Won den Furzen giengen 20, von den langen 8 auf 
ein Pfund. Ein Limburg. Sa. == 24 Frankf. Heller, ein 
Zrankt. Schill. — 12 Limb. Pfennige. Auch ſchleſ, ift heute 
noch Schilling ıSchilg) fva. Dupend. Im Bechelner Weis 
thum von 1482 gilt der Schilling „zwen wijßpfenning pad 
3 heller.“ Gw. 1, 599. 

Schimmeln, auh den Schimmel halten fagt 
man am Rhein von einem Maͤdchen, das beim Tanz keinen 
Tänzer befommt; am Unterrhein auch von bem, das feinen 
Dann bekommt. Vgl. Schummel. 

Schimmet f. Schiem. 

Schimperlich (rhein.), d. i. ſchimpflich. „Es wär 
io ſchimperlich.“ Lennig 25. 


347 


- Säimpf (oft. ), Kurzweil; Scherz. „Bu Schimpff oder 
zu ft.„ Lehr. $. Ya 

Schinnheck, hr 106; — luder, —mähre 
ſtehen für Sqinb⸗ und find an fi Mar, dienen auch als 
Schimpfnamen. 

Soirpſen BL irhein.), auf dem Ropfe,, ſchd. 

pyen: ; 

Shnser Sqgerbel. 

Schirmſen aufge), seipt bag fg. hechtengehen der 
Handwerksburſchen; im Bokab; v..1618 Tdirmen umben 
ſchweifen, vagabundieren. Das Wort ift nad) Sm. 3, 4 
von den Fechtern hergenommen (fhirmen ift Anhb. mit 
den Schild die Hiebe des Gegners auffangen, parieren, 
fechten), wie anbererfeitß auch der Ausbrud Kae 

Schirpſen f. een 

"Spirrling f. erling. 

Schiſſer m.: haben ), uneofehnticher, Beftofer Menſch, 
Baier. Scheißer, f. Sn und Angftihöß. 

Säimwwerden.n. (bei Frankfurt), Laus. 

Schiwwerig — en), d. i. immexig, Bund ſchi⸗ 
lernd, wird gebraucht von Gen gedern er Hühner und Vogel. 

Schlag, nicht fleif, bſ. dom Teig gejagt, in Heides· 
heim ſchlaff, mh. slach für ſchl ach mmi eat 

SYirn £., in May Schar und Scharu, Ort, wo 
das sth verfauft wird, jübd. Schranne. in weiterer Bo 
mhd. schern. „Da hat der Rath daraus (aus dem Gemeinde 
haus) gemadt ein {höne Fleiſchſchirne.“ Lehr. $. 114. 

Schlade, in Rheinhefien Schlag, Vertiefung in den 
Sahrgeleifen, wo bann das uhren” bald hinüber bald 
berüber Schlägt. 

Schladerig (S. unterrhein.), kothig, ſchlammig nach 
vielem Regen ober Thauwetter, fi ß. ſchlacis; |. bad ges 
—— ſchlickerig und Schlackes. 

lackes m. (chein.), leichtſinniger, auch ſchmußiger 
"u, ſchlackerig. 

— — m. (G.), dünner Bel, nur wenig 
—E Schluder. 

Schlaf'm., 1) Schlafkamerad, Beitgenoff je, nur bet 
den Soldaten, au) ſchleſ. und Baier, (Sm. 3, 434); ahd. 
gut, y WR gesläfe in weiterer Anwendung; 2) (thein.), 

a. e. 

Shlafittch, Sählafttthe in ber. Rba: einen am 
(beim) Schi. nehmen (paden, Friegen,- erwifchen) iſt durch 
gang Deutjchland verbreitet; Ans Wort ifteig. Schlagfittich 





"Bd. Tanger Schoß aber Bipfel „von Mebern.” No. "Mint 
man aan. Bi us bBiE, altbaier. am Sigel. . 


1elf ad. ° 
Sq la laͤfu in, untert] Echlaf⸗ 
„es il. er u fin en bei enge die 


Br Fire ‚wirb: heute rioch Beim Vogelfang ge⸗ 
braucht. „Wer, eyne oenge fienge mit lymen, aber (ober) 
mit en Gw.l, 

Sählaggerte f. "Ehange, "mit der. von dem Sci 
aus bie. Ziee be& Wafeis’ amterjuät metb. 

SHlahf.(mt);, bi Schlage, jchwerer Hanne, 
ahb. slaga, inhd. slage. slaho. 

13 (B. weRt), Bufonmenfuß von. 
allerlei Dingen, bj. Unrath; 2) (8. thein.) böfer, verörieße 
licher geengit oder Bufand; 3) (8.). Heimti er Verkehr, 
nad) 8m. 3, 448 wol das ital. schiamazzo von schismare 
aus Iat. exelamare - (ausfchreien) mit Anfpielung auf 
Sälamm. nBie e folder Schlammaffel (Menge) von 
Leut do war.” Firmenid 2, 89. 

Schlammbeißer (cobitis an). in ſchlammigen 
Baͤchen und Wafjergräben te Fg 

Sälammil, Sählemmil, Sch limmil, Schlum⸗ 
mit, un. (meft.), nachlälfiger, and —S Meunſch, |. 

Schlamp, ſchlam pen. 

Sälimninteln (Uſingen), ſchmutzig, ſchmierig, 
— fein. 

Schlamp, Schlampes, Schlampch, Schlampel, 

lamm, Sählammer, Bei Stieler der Schlammer, 
€ lamper, bie Sälampe bezeichnen einen bſ. im An 
Aug unordentlichen, unreinlichen, nadläjfigen (Ihlappigen 
u (Hlemmigen) Menfchen, bſ. eine ſolche Weibsperſon. 

Schl amp m., Ochmäus bei Kindiaufen u. dgl. Feſt⸗ 
lichkeiten, jo ſchon Au d.; daher ſchlampampen. 

Schlampen, ſe Tanimern (8), unorbentidh einher· 
en, ſchlaff fein, ſ. —A 

Schlaugen ſchießen Hadamar), faulenzen, da 
Schlangen fein Jagdwild ſind: Der geht immer Schl. ſchießen. 

Schlankel m. bein), I, Mensch von entelena mg 
and FE Saufenzer, der hernmfchlankelt, 
berumtreibt, baier. ſchlanken, ſchlinkenſchlauken, Pr 
ſchlanken (Sm. 3, 453), bei P. Abraham ber Sglant, 
Schlanken Faulenzer; ſoſchienkern. Das Wort gehört 
zu ſchlingen, Suingel 





349 


Sclapp f. (B..10t.), +) Bf. im Anzug unorbentliche, 
nahen, unreinliche Weißöperfon (f. Shlamp), verftärft 
Schlaͤppch; 2) Schlag (eig. und fig. Davon fhlappig. 

schlapp (8.), nd. Fotm de —R gr 

Sälappe, Schlappfhuh (8. wt.), Bantoffel, Hinten 
niebergetretener ober abgeſchnitiener Schuß. 

chlappen (8. wt.), ſchlürfen, zunächft von Hunden, 
bann von Menſchen gejagt. 

Sälappern (8. wt.), 1) foa. ſchlappenz 2) Hin 
und her fahren, ſchlottern, ſchiapp herabhangen; 3) anhal⸗ 
tend und duinm ſprechen, Dr ſchnappern, [hwabbern. 
Davon fehlapperig naß, moraftig, auch Langfam; ſchlap⸗ 
perfett. Schon Geiler fagt: „er [hlapert bie ſpeiß 
in fi); das der Mantel eym nit omb die Bein ſchlapper.“ 

Schlappes (8. wt.), if Beim männlichen, was 
Schlapp —e—— Be. 5 f 

Schlapphut, —maul, —ſchuh, —forel 
aus — Woͤrtern klar; |. noch Sorel. fub 

a a araffengefiht (chein, unterrhein.), Gefichts- 
made. 

Schlarrant, Nebenform von Schuorrant ſ. d. 

Schlarren heim) etwas ftärker als blarren, aber 
nur von Menfchen gebraucht. Die Schlarr, bie fo fchlarst, 
baier. die Schler der Mund (Im, 3, 45; Schlarr- 
maul. 

Schlau f. tWallmerod, Montabaur), Vertiefung, das 
anhd. Schlaud, Hei Mattheſius die Tiefe, der Abgrund 
des Meeres. (&), 1) der ſchicchte 2 Fa 

Schlauch m. (8.), er te Kappes; 2) das 
Fleiſchige im Horne des Rindviehes; 3) die Hülle ber Ger- 
Renähre; 4) (rhein.), Butter, die wei, weißlich, kaͤſeartig 
iſt. Stieler hat der Schlauch für Stengel des Kappes 
(eaulis brassicae non capitatae, sed quae ex meris foliis 
eonstat). In der 3. Bd. hat Herder die Schlaube; mhd. 


iſt släwe Rußſchale. 

Schlauchen, ſchluchen (8. weſt.), naſchen, davon 
bie Schlaud, fhlaudig; ſchon mb. ber slüch Schlauch, 
Kehle und dann fg Schwelger; 2) (unterrhein.), eine Sache 
wohlfeil einhandeln; wol von ſchlau, baier. und bei P. 
Abraham ſch lauh, ſchl auch (Sm. 3, 446); altn slaegr, 
slaegritz {ft zunächft gewinnftmipig. Das Wort ſchlau 
fehlt ahb. und mhd und tft aus dem Norden ber einge 
drungen, nd. flou, ſhuw, hol. sluw, bän. sla, ſchwed. 


slug, engl. sly. 


350 


Sälauder f. (9. weft), Weg, Bahn, Gedanke, Ge 
finnung, wol fig. Anwendung bon Sclauder, Scäleuder. 
Schlaudern, auch Schlungen heißen tu Gaub bei 

einem Strumpfe die an der Ferſe aufwärts gehenden Mafchen- 
reihen. Baler. Schlauber iſt Eurzer, etwa klafter⸗ 
Ianger Strid, im Haus: und Fuhrweſen zu manderlei Ge 
brauch vorraͤthig; dann ein locker gehafpelter Faden (Sm. 3, 
4341. Schlinge, ab slinga, nihd. elinge, bb. 
auch heute noch Baier. (Sı m 452) eine — & 
Pr mol Sälaubern und Schlunge: 

laudes GIdſtein): „Dot but mer ii ſchlaudes 
bi & angenehm. 

hlaume, Schloume m. (Soflein, leſen 
glattzungiger, hinterliſtiger Menſch, wol fäbijehbeutfch. 

Schlaußkorb m. (8. rhein.), Schnaußforb (hei 
ten Scifffnechten), in Diez Schnaußränfel, ein großer 
wie Keiner Korb mit einem verſchließbaren Dedel, ſ. & 20, 
Nr. 147. 

Schlavonier (St. Goarsh.), SäHlawad fingen), 
——————— Müßiggänger. 

lawanſch (Hftein), dicker großer Mann. 

— lawwer (rhein. ınterrhein.), 1) Bruſtſerviette der 
Kinder weiche Form für Schlapper; 2) (Schwalbach), 
et Meiel, in diefer Bd. wol zu Schlimmer gehörig. 

Schlécht (nörbl. Taunus), dumm, einfältig, albern, 
unfer ſchlicht in böfem Sinne; ShIehtfhmwäger. 

L and: ederig (Selters), Dialektform von [hliderig, 
ern. 

Schlehbauch ırhein.), eig, Schlägebaud, ſchlagen- 
der audenber Bauch bei Pferden. 

Schleich f., eine umberfchleihende Perſon. 

Schleier: „Diefer Weg geht ſchleier, jener gt 
fippel (gerabe)”, fagte ein Baner in Sauerthal 4, 
Goarshauſen Es ift wol vom hol. sleuren bleiben, n 
sau, Stippel. 

Shen Sälier. 
leterweiß (unterrhein.), ganz wei, weiß wie em 
leier. 

—— Cehein.), ein Geraͤthe, das zum Schleifen 
dient, 3. 8. Untergeftell eines Schlittens auch ber Schlitten 
Ki, Geftell, worauf der Hinterpflug Tieg t. 

Säleifen gehen (ehein.), verloren hen, ſ. ſchie bes 
gehen. 


351 


Säleifrebe £., 1) der einjährige Schößling in Wein- 
bergen, der zu bem zweiten Pfahl geleitet, oder aud) in bie 
Erde gejenkt wird, um Wurzeln zu ziehen; 2) (BL fig.), 
einzelne Haare, von der Seite oder vom Hinterfo; über bie 
Glatze gezogen. 

Schiek £ Marienberg), Schliek (Idſtein, Runkel, 
Limburg, Hadamar), Dialektform für Schlehe, ah. sl6ha, 
— ſeltner fh Timm (Bx 

emm, jel tmm- (Braubadh), fehräg, ſchief, 
fchepp, lauf. ſchlimm, ſchlim b, ſchwetz. ſchlim m, ſchlem⸗ 
men in ſchräger Richtung ein: ober abwärts laufen (St. &, 
328 f.), baier. ſchlemm, ſchlimm, ſchlemmig (Sm. 3, 
448 f.), bei Stieler fhlimm; bie urfprüngliche Bb:, ahd. 
slimb, slimm, m&b. hol. slim ſchrag, woraus ſich Die Bd. 
unſeres fhlimm (nicht gerader Dehnung gemäß) entwidelte, 
Bol. Tat. limus (fdyräg), ſchief, das bei Diefenbad Gloss. 
330 durch ſchlimm überjegt wird. 

Schlemmil f. Schlammil. 

Silent f. Sälint. - 

Schlenk, Schlenke f. ift auf dem Wefterw. vielfach 
Benennung von Grmarkungstheilen, die etwas abſchüſſig 
find; in Goblenz und in Jülich bezeichnet das Wort eine 
Heine, vom Wafler ausgefpülte Rinne oder Vertiefung, dann 
aud) jede natürliche Riederung ober Vertiefung, hol. slenk 
Schlammgrube. 

Schlenkern (8 wt.),- 1) Ereisförmig jchlingen, winden, 
3. B. die Schlange fchlenferte fi mir um ben Arm; 2) fva. 
ſchlen dern langjam und gemächlich gehen, baier. ſchlenkeln 
(Sm. 3, 453), fhlej. [plenkern; 3) rhein.), fon. ſchlidern 
2 und 3. Schlenkerer ſ. Schlantel: ö ‚ 

Schleuberpreis (NBiesbaben), ein ehr niebriger Preiß, 
wobei bie Sad gleichfam weggeſchleuderi wird. „Es werben 
ale Sorten Wurft, Schinken zu wahren Schleuberpreifen 
abgegeben.“ Anzeige in ber mittelrhein. Beitung 4857 Nr. 136. 

Schleunig, fhleunings (Xamus, main. thein ), 
fanft abhängig vom Boden, Übertragung von ſchleunig 


eig. guten Fortgang habend, . 

® Sta (Dadenburg), Wurm; mi. alich daB fchle 
de D Ingleiten der Schlangen. Vgl. Blindſchleiche, 
. ber 3 . : 
ei Säli er, Schlaͤch ex m. (S.rhein.), 1) ein verſteckter 
gefährlicher enſch, mhb. slifaere, slichaere;.2) ein Wind, 
man im Stillen ſtreichen laͤßt, Dialeftform für Schleicher. 
Schlicht f. findet ſich oft ald Name von Gemartunges 

theilen, wol das mh. slihte, ahd. slihti Ebene. 


352 


Schlickern (8. Montabaur), 1) Koth um ſich werfen 
ſchmutzig fein; 2) die Hände und Kühe beim Gehen von 
fih werfen, ichtel. au und ber ſchwenken wie Schlamm; 
3) feleudern, mit sitternden Bewegung wegwerfen. 
Schligerer, ſchlideris. Die —S abgeleitet von 
änhd. Schlick, nd. Slick, holl. slik, slijk Koth, Schlamm; 
Nr Er nd. Formen das hochd. Schleich, ah. alih, 
nl 8 


Sälier m. (en) Sälöier, S fotjer n.(8.), 
1) Schwären am Selbe; 2) Näffe im Aderfelb; fplierig. 
Mhp. der slier, obb. der Schlier Schwären, Lehm, Schlamm 
(Sm. 3, 457), in der 2. Bd. bier au das Schlier, 

Säliff m. (rhein), mehr nd. Form für das Hodb. 
Saun, geheime Art feine Abſicht zu erreichen. 
Sälimm ſ. ſchlemm. 
Schlimmil ſ. Schlammil. 
Sälint, Schlent f.18. wt.), abnehmbgre und als 
Schlüfſel dienende Klinke an der Thüre, inhd. Der slinc, 
. sinke, — Form von ſchlin gen. 
chlinkenſchlanken Pl. (rhein.), gehaltloſe Aus: 
I Ss ſchlinkerſchlanken müßig herum gehen (Sm. 
); vgl. Schlantel, 
lim, Schliew, Flachsahne; vgl. ſchliwwern. 
s liwwern (8. rhein.), fplitten; bavon Schliw⸗ 
wer l) Splitter; 2) große, unbeholfene Weibeperfon, vgl. 
Latt, Stang; jhlimmwerig. Das Wort gehört wahr 
feheinich zu ſchleifen, da agſ. slipan auch die Bd. auf⸗ 
—— getrennt werben (lat. solvi) bat. Stieler hat 
chlifter Waflerriß, eine durch das Waſſer gerifiene Ber 
tiefung und rechnet e8 zu Schliff von jchleifen. Bel. 
kliwwern. 
Schloͤcher ſ. Schlicher. 
Schlocgern, ſchluckern (8. rhein.), 1) Sin amd ber 
fahren, wanken; 2 beſchwerlich gehen, ſich wanlend fortbe 


353 


es —ã —S — —E 
oder rT B 
& toderfag Gsen, wo —— 


= ve Strich: eine Reihe 


ĩ iĩ Loch ‚Sälot 
—* —5 Ar bohl ; ot zujammen. 
Schlonk ſ. S But 


upp. 
Sählorgpes, Shlurdes, Shlurjesm. (8. weſt.), 
PRIOR 2 side rlumeper 3 —S 


ir iſt wol das lauf. © u Sälemmer, nichtönupiger 


Ei ſchl 3 — Ira Br m 


Tegnen (nicht wie Ki Ki) bie CH, ein folder Regen. 
* —B n n bei Geiler: „ben ſchloswiſſen 


. „ir bein wären wizer dann ein lzf. 
Sälöt m. (Selters), Salat. 
eis — ganz friſcher Apfelwein; vsol. 


— Floume ſ. Schlau 
© Iomeiß (unterrhein.) joa. ſchloßew eiß, woraus 


se). —A halb Brei halb 

Aloß, die fich ‚glatt neli ſchluͤcken läßt. 
Sälädfen, Pr ſ. Ilidfen. 

Kehrein: Wörterbuch. 


354 


Schluder m. fumpf for, Wald, auch Name von Ge 
markungätheilen. Sim. hat 3, 434 © Siuder Scham und, 
461 Schlott, Schlött, ar Sälotter Schlamm, 
Roth, — mhd. slote Echlamm, Koth. l. Schlabber: 
watt. Der Shmupfite ißt hol. slodde, slodder. 
Sälufter, Schloufter F. (weft), 1) Schlucht, 
2) unordentliche Weiböperfon, bie ſich gleichfam in Schluften 
herumtreibt. Schluft ift bie eig. hodd., Schlucht bie aus 
dem Riederd. eingedrungene Form. 
Sählummen, [hlumpen ‚ein, ſchlagen, prügein; 
vsl. bad Sälumpen ber der Wolle. 
Schlummern 1) Cabein.), Schleichhandel treiben; 
2) (Echwalbady), ‚etwas ſehr wohlfeil taufen, wie. ed von 
Scleihhändlern geſchieht. Vgl. hol. slommeren verwirsen. 
Schlummil ſ. Shlammil. 
or Sälumpel, ſchlumpig ſ. Schlamp 
u. 
— .Scälumpenwed beißt in Herborn eine Art Wed, 
eipor, das wol zunächft beim Schlamp (f.d.) gegeffen 


Ds Glundes m. (hier und ba weft.), Gefängniß, Bol- 
les (f. d.)., abgeleitet aus Schlund. 

Schlungen ſ. Schlaudern. 

Schlunk, Sälontm. (S.), 1) Schlund nad dem 
Magen, Gur; ug, auch Baier. (Bm. 3, 454), bei Stieler der 
Shluns ) ER. enge und waflerreiche Thal. Rhein. 
nur bie 1. nd zwar f. Das Wort fommt von 
f Lingen, f&linfen (Sm. 3, 454), wie Schlund von 

inden. 

Schlupp, Schlopp m. (thein.), Knoten mit herab: 
hängenden Enden, Schleifen, Schleppen. Tas Wort gehört 
wie ie nachfolgenden zu ſchluͤpfen. 

Schlüppchen, Schlippchen (rhein. weit. Raub) 
burchteiebener, ieichtſinniger Menſch; Sm. 3, 456 hat bie 
Schlopf lieverlihde Weiböperjon. 

qhhluppchen (thein.), fagt man von Schuhen, beren 
Hintertheil beim Gehen nicht feft anliegt, ſondern auf und 
ab fi) bewegt; daher Schluppcher Pantoffel. 

Säluppen lutſchen am sauglapnen, Schlupper 
ad ſonſt Schluger. Sm. 3, 455 hat ſchluppern 

chlucken. 

Schlurchen (Ufingen), ſchlurpchen (chein.), mit 
einer gewiffen Gemeinheit trinfen;ı —X ſqhi⸗ 
ſchlurtſen ſchlürfen, trinken, Baier. ſchlurken ſchliagen. 


355 


Bat. mhd. slurc Schlund, slurken verfhlingen‘ Stamm- 
wort ift nad) W. nd. fliven fchleden, najchen. 

Schlurches ſ. Schlordes. 

Schluri, Schlori m. f. Crhein. weft., ein in Bang 
und Kleidung nachlaͤſſiger, dabei meift einfältiger Menſch; 
ſchlurig. „Daß de mich noch doht ärferfept mit beim ſchlu⸗ 
tige Weſe.“ Streff 68. Vgl. mhd. der alür langſamer 
fauler Menſch, ei. ſchlauren ſchlendern, Schlanri- 
Schlendrian, nd. ſturen träge fein, flurig faul, unluftig. 
Hol. ift die sloor ein roh aufgewachſenes Gear n. Bol. 
Schlorches. 

Schluß, ſchlußen ſ. Schloß. 

Säläffel, Schloſſet m. (S.rhein.), Acker- Wiefene, 
Baldftük, das eine gemiffe hnlichteit mit einem Schlüffel 
hat, rechtwinkeliget Susfchmit aus einem Aderfeld, auch oft 
Name von Gemarkungstheilen. 

Schlüffelfiuft m. (8), Schlüffelbund, |. Kluft. - 

Schluger m. (rhein.), Sauglappe der Kinder, fonft 
HE maaheil (ei), mit. amtcheit, Sqhmach, Seh 

madheit (vlt.), mhd. s eit, , Shmä- 
hung. Lehr. $. 176, |. Shmod. 
Schmachten (8. wt.), bei Anbern feinen Hunger 
md Durft ftillen, ohne etwas dafür zu Bezahlen, das ſchd. 
ſchmach teu (die höchfte Begierde nad) Epeife und Trank 
bis zum Dahinſchwinden empfinden) in etwas geänberter-Bb. 
Daher Schmachter, Schmachtlappe, hol. smachtlap. 
Bl. Shmades und nd. die Schmadte der Hunger. 

Schmachterlich hier und da für [hmädhtig. 

s ie m., altes verlefened Buch, das übel riecht; ' 
. ſchmecken. 

Schmackes m. 1) (St. Goardhaufen), der ſich durch 
Schmeichelei gutes Eſſen und Trinken unentgeltlich erwirbt, 
Schmachthappe; 2) läppiiäher, abgeſchmacter Menich. 

Scämädfeln (Thein.), einen Beigefhmad haben. 

Schmadjen, ſchmäckſen (rhein.), tn, den 
Geſchmack prüfen; mhb. smackezen beim Eſſen mit dem - 
Munde fhmagen. 

GSchmaguckes m. (Herborn), heimtüdifcher Menſch, 
vielleiht Schmahg, Schmähg., |. Öudes, 

Schmaäh, verſchmäh, ſchmähſam (S.), bei jeber 
einigfeit beleidigt, verbroffen; ab. smähi, mb. smache, 
aͤnhd. Ihmähe, ſchmach ift gering, veraͤchtlich, aber au 
beleibigend, verihmähenb. 

hmälen, in der Rda.: Das Herrgottchen ſchmaͤlt, 
fonft zaukt, d. i. e8 donnert. . 


356 


Sch mal zkraut ü. (Schwalbah, Taunus), Mauſe⸗ 
öhrchen (valeriana olitoria). 

Schmanken (Uſiugen), naſchen; Schmank, Schman⸗ 
ter, ſchmankig. Sm. 3, 471 hat das Schmaͤnkelein fon. 
Scharr (j.d.). Stieler hat der Schmanzer, Schmänzer 
Naͤſcher Das Wurzelmort ift wol Schmant. 

Sämant, Shmann, Ehmenn m. (8 weft. um 
terrhein.), 1) der jühe Rahm, dann ühh. Rahm auf der 
Mid; 2) (fig.), dad Beſte einer Sache, fpätermhd. smant, 
flav. smetana; 3) (f.), naſchhafte Perſon; 4) Name von 
Gemarkungstheilen. Davon ſchmanten, fhmannen, 
fhmennen den Rahm abnehmen; Schmanteburger 
weicher Käfe aus der f. g. fauern Milh, Schlippermilch. 

Schmappchen (Idſtein,, ſtark Tabak raudyen. 

Schmarren ſ. ſchmorren. 

Schmaßert m. (thein. main.), Schmeißfliege. „So 
ahner von bene dicke, blaue Schmaßert.“ Datterich 16. 

Schmatzen bein), 2 mit einem ſchmatzenden Laut 
eſſen; 2) Lit.) mit Geſchmatz, dann übh. kuſſen. Schmagert 
Kup, öfterr. Schmatzerl. 

Schmecken (J. rhein.), nad Faͤulniß ſchmecken und 
riechen. Obd. iſt ſchmecken im Sinne von riechen ſehr ger 
bbraͤuchiich (Sm. 3, 464. St. 2, 33833. 

© meim | Schmilbe. 

Schmicke k, Ranke der Bohnen, der Erdbeerpflanzen. 

Schmicken 1) (S.), feine Schläge wider etwas thun, 
3. DB. der Regen ſchmickt wider das Fenſter, mir ins Geſicht; 
2) (8. rhein.), mit dem äußerften Ende einer Ruthe, Peitiche 
ſchlagen. Schmid, Schmide, nd. Schmed die lange 
Berne in.andern Gegenden nur das bünne aus 

anf geflochtene Ende der Peitſche, die Treibſchuur. Tas 
ort ift aus dem Nd. vorgebrungen ftatt des hochd. ſchmißen, 
mbb. smitzen, 

Schmidetſeach, d. i. Schmiede dad Sech, heißt hier 
und da auf dem Wefterwalb die Kohlmeife (( a major), 
Fa dar, d. i. — die Pflugſchar, ei 
e fü . im Srübjahr bören laͤßt; ihr elt ei 
—8 biefer beiden Wörter. De viſ on 

Schmiedläufe nennen bier und da bie Schmiede bie 
Beim Schmieden des Eiſens abſpringenden Funken. 

Schmier, das, auch die Schmeer, 1) (unterrhein), 
"Alles, was man ſchmiert, bſ. Zweiſchen⸗ und Birnlatwerg; 
.2) (wt.) Schläge, |. Fett. . 


357 


Schmierakel, Schmorafel, Schmorofel m. 

a 6 

mieron (S. wt.), 1) ſchmeicheln; 2) beftechen 
(beibe fig); Schmierer, ſchmierig, Schmierlappen, 
Schmierlappes. 

Schmilb, Schmilm f. (thein. wt.), der ſpitze Metall⸗ 
befchlag am untern Ende eines Stockes, baier. Schmelme, 
Sämilme (Sm. 3, 470). 

Schmilbe, Shmilme, Shmilm, Schmelme, 
Sähmölm f. Crhein.), zunächft die Schmiele (aira), dann 
übh. dünnes und langhalmiges Gras, ahb. smalicha, sme- 
lohe, mhb. smölehe, smölhe, smeleche, Baier. Schmelche, 
Sämiele, Schmelme, Schmilme (Sm. 3, 469 f.). 

Sämilmehüpfer, Schmelmehepper, 1) Heu 
fchrede; 2) hagere Perſon. 

Schminz £., gebraͤuchlicher Schminzchen (rhein.), 
ein magereß, ſchlank gewachſenes Kind, bj. Mädchen; Davon 
ſchminzig. Bgl. fpienztg- 

Schmitzen, 1) (8.), fledig, ſchmierig machen; 2) (8. 
thein.), Striche machen mit Kreide, Roͤthel u. dgl. Schmitz, 
Schmipen Strich, Merkzeichen, dad Geſchmiß, ſchmitzig. 
Das Wort, in allen Bb. auch Baier. (Sm. 3, 478) und 
ſchleſ. und ſchd., ift von ſchmeißen gebildet. 

Shmod, Schmodet f.(S weſt.), Schmach, ahd. 
emaht, miihd. smaehe, smächeit, smöchd, ſ. Shmadheit. 

Scämollen (3.), hier und da für ſchmorren; vgl. : 
holl. smeulen unter ber Afche glimmen. 

Schmorakel, Shmorotel f. Schmierakel. 

Schmorren, fhmarren (8.), ſtark Tabak rauchen, 
it wol mit etwas veränderter Bd. das hochd. fhmorren, 
wofür obd. [hmandyen fleht, das hoc. wieber für Tabak - 
rauchen gebraudht wird. . 

Schmoujelfupp f. Shmunzelfupp. 

Schmu machen (rhein. unterrhein. Taunus, weft.), 
Gewinn machen, betrügen, jüdiſchdeutſch, hebr. schmuah Ges 
ur daher ſchmu machen Unmahres ſprechen oder tun. 
Schmulappen ein vom Schneider zurüdbehaltener Lappen. 

Schmud m. (bier und da in den Amtern Selters und 
Montabaur), ftarker Regen; | hmuden regnen; wahrſchein⸗ 
lid) das hol. smak Schlag der Wellen, Guß 

Sähmudeln (rhein.), übel riechen, von Fleiſch u. dgl., 
Igmugelig übel riechenb dann unrein feiend, auch Baier. 
(Sm. 3, 465); zu Ihmeden gehörig. ‚ 

Schmudig, ſchmurig, ſchmuderig, ſchmurerig, 
ſchmul, ſchmulig, ſchmübchig (S. wt.), ſchwül, brüdend 





358 


heiß, gewitterhaft, Baier. ſchmodig, ſchmudig, ſchmud⸗ 
tig (Sm. 3, 466). Dal. engl. to smother bampfen, smoul- 
dry, smouldering dampfend. . 

Schmug geln (thein ),fva. | Hlnmmern, hol. smok- 
kelen, engl. to smuggle, dän. smuge von dän. smug heim⸗ 
lich, verſtohlen. - 

Schmunzelfupp, Schmunfelfupp (Bierftabt, 
Wiesbaden), Schmouſelſupp (Idſtein), Sauerfrautfuppe, 
aus ben Überbleibjeln des Mittagsefiens (Sauerkraut und 
Kartoffelftampes) bereitet und am Abend gegeflen; 2) (Lau 
fenfelden A. Schwalbach) ſ. g. franzöfiiche Suppe. 

Schmufen hin), 1) ſchwaͤßen, jüdiſchdeutſch. 
Schmus, Schmuſer, Geſchmus; 2, Schnuu machen 
ſ. d. „Do ſchmuſe der ganz haamlich zwaa; dumm Ge— 
ſchmuhs.“ Leunig 8, 79.,s wor nicks as e Schmuße, 
Betrije, Krakele.“ Firmenich 2, 83. 

Schmuttel, ShmullcS. rhein.), Schmug, ſchmutzige 
Weibsperfon, Schmutteljungfva. Rogburfh, jhmut- 
telig. Stieler bat die nd. Korm fhmaren, ſchma— 
deren fchmieren, b}. ſchlecht ſchreiben, Schmaberey, Ge⸗ 
ſchmader, Schwmaderer, ſchmad er icht. Dazu gehört 
Schmuttel; vgl. holl. smodderen, smullen beſudeln, be 
ſchmutzen. 

Schmuttern (chein. Taunus, weſt.), faul riechen, bſ. 
von halbfaulem Stroh u. dgl,, ſchmutterig. 

Schnack ırhein., auch bei Viehoff), gerade, ſchlank ge— 
wachſen, von Bäumen und Menfchen geſagt. Sm. 3, 7 
bat ſchwaͤb. die Schnad lange hagere Perſon. 

Schnack f. (Wallmerod), Peitſche mit Hölgernem Stiel, 
bf. von Leuten gebraucht, die „im Land“ d. i. Ausland waren. 

Schnacker (8), 1) fett,; vgl. das fonft gebraͤuchliche 
ſchneckenfett; 2) nett, munter, friſch, ſchön, z. B. bie 
Frucht ſtehi fünader, d. 1. ſchaack 

Schüade, Schnare, Schuore f. (weſt.), Haferriſpe, 
Haferaͤhre, bei Stieier Schnade und Schnate, der es 
von ſchneiden bildet, da dieſe Riſpe in einzelne Theile ges 
ſchnitten zu fein fcheint. 

Sanaben, (pnaren «xbein.), bei Weber ſchna⸗ 
deln die untern Afte an den Fichten (Kiefern) abhaucn; 
Schnadſel das fo Abgehauene. Dad Wort geht nad 
ſtarker Konjugation (im Bartic. geſchnare), Baier. ſchnai⸗ 
ten (Sm. 3, 497), mhb. sneiten, ahb. sneitön nad) ſchwachet 
Konjug., abgeleitet von fhneiden, |. Schnat und vgl. 
He. Schnat, Schnate Baumreis, nd. Snaat für 

chued, Schneide, Schnitt. 


859 





Schnaäͤgel, Schnegel, Schnäl, Schnel (8. 
Eich ——z Se Ani 1 Em 3.41 a ? 
. anegil, . agj. snagl, sı » l, anel, engl. 
sneil. Schnegelfett fonk jhnedenfeit. Sünegel —8 
Sänel kommen auch ald Namen von Gemarkungstheilen vor, 
Schnak, Schnafe, meit Schnok (8. wt.), Luftiger 
lacherlicher Ginfall, aud) ſchd. übertragen von dem bekannten 
Inſeklt. Schnalorkenmaͤcher, —reißer. .. 

Schnäpp, ſchnäppen ſ. Schuepp, ſchneppen. 

Schnappen 1) (8. wt.), mit einem küͤrzeren Fuße 
gehen, was bei jevem Tritte Elappt, auch wetterau , . 
mb. snaben, snappen; 2) (unterhein.), em Schläfchen im, 
Sigen machen, fon niden; 3) Cist.), es ift ihm etwas da⸗ 
wider geihnappt, d. i. er ift verbrießlich, weil ihm etwas 
nicht nach Wunſch gegangen ift. Schnapper, Schnappert, 
Schnappfuß, jhnappig. 

Schnapps m. (mt.), zunaͤchſt ein Schlud Branntwein, 
„io viel, ald man mit kurzer, klappend zufahrender Mund« 
bewegung faßt“ (Friſch), dann Abb. gemeiner Branntwein, 

Schnapps in der Rd: im Sch. will ich wieber ba 
fein d.t. Jehnell, bald, im Vokab. 0.1618 in einem Schnipps. 

Schnare ſ. Schnabe — 

Schnarkſen (chein. unterrhein.), ſchnarchen, mhd. 

ven, holl. snorken. ö 
Schnas (8.), Dialektform fir Schneife, 
Schnaſel, Strohfell; vgl. Schaſel. Sm. 3, 496 
hat die Schnaifen Baumreis, Winde, Staͤbchen, Stroh⸗ 
kand, Schnur u. u, woran mehrere gleichartige Dinge 
zum Verkauf ober Gebrauch befeftigt und angereiht » 
Das Wurzelwort HI altn. sneis Baumreis. 

Säuafeln (8.), hier und da ſchnaſen, 1) die Afte 
weg- oder abjchneiden, |. Schnafel, ſchnad en; 2) zurecht» 
weijen, faft nur im Partic. gefehnafelt. . 

Sänafig (Ufingen), eilig, geſchwind. 

Schnat f. (S.), junger Zweig, kaͤrglich aufgefchoffener 
Keim; daher Pfropfihnat, Haber-, Roggenihnat. 
Auch Gewarkungstheile heißen jo. Vgl. ſchnaden. Nah 
Schmidts erheiternder Grflärung iſt „Schnat umgefeprk 
mit dem Ziſchiaut dad goth. tains Zweig. Vgl. Zahn.“ 

Schnattern mwirb- ırhein. unterrhein.) vom Klappern 
der Zähne gejagt, nad) dem dabei gehörten Laute. 

Sanehelden n. (Gaub), Schmeichelwort für ein 
Meines Maͤdchen; vgl. Schnitzelbuͤchs. 


360 


Schnapen, aufſchnatzen (8. wt.), praͤchtig pußen, 
zierlich anfleiden, bei Stieler | hnepen. W.hatgefhnabig 
ſchmuck, nett und leitet dad Wort von ahd. snezzan, mbb. 
metzen, obd. ſchnatzen, ſchnatzen, | nigen und fagt: 

eſchnatzet ober geſchnatzig — allo eg. das Bugelchnipelte, 
& jebrerhjelte, dem Klobigen und Groben gegenüber.” 

Schnaufen gehen (8), ausgehen, um einen Streich 
ahözuführen, zu ftehlen ꝛc.; Schnaufer liftiger, verfdjlagener 
Menſch; vgl. Vpnanfen, Schneffer und ſchniffen. 

Schnauken, ſchneken, ſchnoiken (8.), heimlich 
uen bf. um zu naſchen. Daher die Schnauk, der Schnau⸗ 
ter, here — burſch), ſchnaukig. 
Beiter hat ſchneicken, vöfcneid en, erfänüden, eis 
ſchuditen, ndiderey, |. mein Gramm. d. 15.17. 

. 1, $. 131. St. 2, 342 hat Täneiden. „zeiten, 
Thneungen färntiffeln nad) Art der Hunde ober 
8m. 3, 482 hat ſchwab. |hnaiden und vgl. ahd. snahan, 
agf. snican, Frieden, woher wol Schnede. An eine Bildung 
von Schnaupe iſt mit 8. nicht zu denken. 

Schnauſen (rhein.); entwenden, fteblen, bſ. Rafd- 
waren, Obſt u. bel; Schnaufer, Thnaufig. St. 2, 
340 ftent das Wort zu naufen mit dem Gerud unter 

juchen, ftänfern, dann naſchhaft fein und fo entwenben, um 
ie Naſchbegierde zu befriedigen. 

Schnaußkorb, —ränfel f. Schlaußkorb. 

Henn (8. in weich, fhlüpferig von Näfle, wol 
2" Shnesentänse pi. @), Beh, Etat, a 

ne — , Poflen, waͤnl auı 
baier. (Sm. 3, 483). 

Sänecblüßen nennt man (in Haufen, - Limburg, 
Selters) das Schimmern dünner, weißer Wolfen im Sommer: 
„Der Schnee blüht.” 

——ã— 8. wt.), ſehr weiß, fo weiß wie 
Een er (Sin 6 J Di 

neffen lenburg), athmen, Dialektform für, 
ſchnaufen, holl. snoeven, FB ſ. fpni * r 
Schneffer m. (Selterd), Naͤſcher Sm. 3, 489. 493 
ſchniffen, ſchnipfen gelinder Ausdrud für entwenden, 
ehlen Dazu fheint aneffer zu gehören. Val. ſchnif⸗ 
en, en gehen. 
chnegel ſ. Sänägel. 
San b £. Crhein. main.), Muth, übertragen. „Do 
- berzu hatt ich .. tab Schneid.“ Streff 96. 


361 


Scäneibbohne, eine Bohuenart zum Giufchnelben, 
aber nicht überall dieſelbe; namentlich wechjeln die Namen 
Scäneidbohne, Spargelbohne und Spedbohne. 

Schneider m., 1, (Wallmerod), Schmetterling; 
2) gelber Sch. (it.)), Name bes Moichs (salamandra 
maeulosa, Laur.). 

Schnejdwein wird durch mehrmaligen Schnitt ber 
Weintreftern mit dem Sedermefjer und frijches Auskeltern 
gewonnen, iſt von geringer Güte, - 

Schneißchen, eiteles Mädchen, dad gefhnapt iſt, 
ſ. ſchnatzen. 

Schneken ſ. ſchnauken. 

Schnel ſ. Schnägel. 

Schnell, in den (mt.) Rda.: den Schnellen, (S.) die 
ſchnelle Katharine haben d..i. Durchfall, Diarrhöe. Die 
ſchnelle Katharine, ſchon im Simpliciffimus Nu 
entftanb als ein verhüllenber Gedanke an das von gricd 
katharos (xaJagng) rein abgeleitete Subft. katharma (xa- 
Hope) Reinigung, Auswurf. 

Schnepp, Schnäpp £ (8. m): 1) das Außerſte 
Ende oder der Rand eines Dinges, daher die Rdar: auf 
der Sch ſtehen, gehen, von Frauen, die bald niederkommen; 
2) gejhwäpiges Mädchen, auch Schnipp, Schnipphen, 
Sähnepper, Bei Stieler Schnappe, Schnapperin f. 
fhneppern. Baier. ift Schnapp auh Schnabel und 
ſchnabelformiges Ding, und di:8 ift Grundbebeutung. 

Säneppen, ſchnaͤppen 1) eig. eine kurze Bewegung 
madyen, daher ein wenig fehlafen, niden, bj. bei der Arbeit 
(Marienberg); 2) Vögel, bj. Tauben mit dem Fallkafig 
fangen ; 3) (fig.), anführen, erwifchen, betrügen. Eine andere 
bei gefühlloſen Buben vorfommende Art Ge Schneppend 
befteht darin, daß fie ein Thierchen (blottes Wögelchen) auf 
das eine Ende eines Holzſtuͤckes, das in der Mitte aufliegt, 

ſetzen, auf das andere Ende ſchlagen und fo das Thierchen 
in bie Luft fehleudern. 

Schneppern (thein.), ſchwaͤtzen, daher die Schnepper, 
N. Schnepp. Stieler hat jbnappern, Im. 3,493 ſchnep⸗ 
pern. Das Wort ift abgeleitet von ſchnappen mit dem 
Munde, Schnabel. 

Schneppig, ſchnippig (8. wt.), nafeweis, vorlaut, 
ſchd. fhntppifch, hol. snippig. 

Schneps (thein.), foa. Tab. ſchnippiſch. 

Schnerch, Schuörch, Schnuͤrch f.«8. wi.) Schnur, 
Schwiegertochter, abd.snora, snore, snur, mhd. snore, snur, 


362 


ige, Andd. fnur, ſchnur, ſnorch, ſnurche, ſnorche, 
— rurg ſchn ürch, wetterau. Schn oͤrch (Die⸗ 
fenbach Gloss. 385). 

— Eunterrhein.), Schnerkel (rhein.ı, Scherz, 
Spaß, Vergnügen, das ſchd. Schnörkel in übertragener Bd. 

Schnerren, anprallen, als ein elaftiicher Gegenſtand 
wiber den Körper; ſchnerren laſſen, db. i. fahren lafien, 
f. ſchnorren. > 

Schnerren ſich (rhein.), fi irren, ſich ſelbſt fangen, 
nad) Sm. 3, 494 vielleicht eim Reft des ahb. ſtarken Vers 
bums snarahjan, snerahan, mhb. snörhen, ſchwed. snärja, 
nieberf. fhnirren ſich in Eine Schlinge verwideln, von ahd. 
snarahha, snarcha, inhd. snar Strid, —E Dafür ſpricht 
auch Borfpnerdes. ala u znerrſ dich.“ Liebe mit 
Hinberniffen, Darmftabt 1859. 

Balearen v fänel 

niden (rhein.), fort, Bf. in bie e ſchnellen 
flendern, fo aud; Baier. (Bm. 3, Ya Habe Täncden, 

Schnickern an Sic), joa. [hlidern. 

Schnickes (rhein.), heißen laͤngiiche Mehlkloöͤße. 

Schnieben, ſchneiben, 1) (weſt., athmen, in weis 
terer Vd. als das ft. Tönieben; 2) Cunterchein. ), ein wenig 
ſchnauben ſ. ſchneffen. 

Schniepe, Schniep, f. (chein. wt.), ein ſpitz aus 
laufendes Stuck am obern (Vruſt⸗) Theil eines Frauenkleides, 
vom nd. Schnibbe Spige, Schnabel 

Schniete ſ. Schnitte 

Schniffeü, ſchniefen (Braubach, Uſingen, inbu 
Idſtein, Runkel), ſchnuf feu er Me wird bi & 
geiagt, wenn Freunde, Geſchwiſter ꝛc. Ghmwaren, Epieljachen 
einander entwenden, Baier. jhnipfen, ſchnipfeln, 
en ſchwaͤb. fehniffen (Bun. 3, 493). ©. 

neffer. 

Sqhnipp, Schnippchen, ſchnippig ſ. Schnepp, 
ſchneppig. 

Schnippel m., 1) (thein.), Abſchnittling von Papier, 
Tuch u. dgl., holl. snippel ; 2) Frack bf. bei den Studierten 
und ben ihnen nadpfprehenden Philiſtern. 

Schuippſen (vhein.), [hnippfern (Wehen), ſchluch⸗ 
zen, auch wetterau., ahd. snophizan, snöphezan, mhb. snü- 

Pen snipfezen, aͤnhd. fnupftzen, ſchnupfftzen, 
— ſchniptzen, ſchnipfezen, ſhuippeſfen, 
nipfen, bei Vater Abraham ſchuopfftzen. - 


363 


Säuitte, Schniete £ (chein.), eine Art Heiner 
Pfaunkuchen, Schnittchen, mhd. snite. 

Sänitted, Schnettes, Sähuip m. (Rheingau), 

in in Sehlkeim © Schnitze iſen, vſ bei Winzern, mhd. aner- 


Schnitz el 5 (rhein.), 1) fva. Schnig, Apfelſchnitz; 


.. 2) Ohr, nad) der Geftalt. 


aen Sniheibüchs (rhein. Kinderſprachen, ſva. Schnaͤtzel⸗ 
en. 

Sqhuoiken „, ſchnauken. 

Er Schnak. 

nokekraut heißt in Schwalbach das Farnkraut, 
ſchd. Schnakenkraut. 

Schnombtuch, Schnopptuch n. weſt.), Halstuch, 
am Rhein Schnupptuch zum Reinigen ber Raſe, wie ſcho. 
Schnupftuch. 

Schuorbelf. ragag Maul, bj. von Hunden und 
Schweinen, .wie Schnut; fk Schnorren, Schnurbel 

Schnöͤrch ſ. Schnerch. 

Schnore ſ. Schnade. 

Schnorren 2 wt.), ſchd ſchn arren u. — 
in —V auf das Geraͤuſch; 2) (B. weft, on müßig herum 
ah 1. beiten gehen; 3) (weit: rhein.), einjhrumpfen, 

. vom Fleiſch, das beim Braten oder en wenigen 
—8 ſcheint. — Die Schuorr 1) ein ſchnarrendes 
Kinberfpielgeug; 2) fehnarrende Perſon, dann Beitlerin; 3, 
Maul; ſchweiz. die Shnorre, Schnörre, nd. Schnurre 
Rüffel, Schnauze der Thiere, Nafe ber Menſchen woher 
Schuurzbart), ſ. Schnorbel. Der Schnorrant, 
Shnurrant berumgiehender Muflfant, Bettelmuftfant, 
dann auch fibh. Bettler, oder wie ein feier, ‚uusiebend, 
Baier. Eommen alle dieje Wörter vor (Sm. 3, 

Sänorres m. (thein. weft.), ua Bart an 
der gan (.-Ihnorren). „Ar trähten Schnorres.“ - 


Leni; 

Gehorum m., Branntwein, bezeichnend, wenn bon: 

tanzen. 
Schnuckeln 1) (8. wt.), Ieden, najhen; 2) (3. an 
der Mutterbruft rrinfen, abgeleitet von fhnaufen (. d.), 
auch baier. (Sn. 3, 483), niederſaächſ. fnöfern. Davon 
die Shuudel Näfcherin, Sänudelhann Kaffee (Salz), 
Schnuckes und Schnudeshen liebfofende Benennung 
einer Perſon, bj. eines Kiudes. In Caub si der Schuudes 
ein Schimpfwort. 


364 





Schnabel, Schnuddel, Schnur, Schnull m. 
(8. wt.), Raſenſchleim, Rotz, holl snot, mh. smude, snuder, 
snudel, von ahd anüdan, inhd. snüden ſchwer athmen, bj. 
durch Die Nafe. 

Schuuff m. (8), I) Wind von einer Sade, ſonſt 
Schnupfen; 2) f. ı8.), Nafe, Baier. Echnuffel, von 
dem allmählicy fd. geworbenen fchnuffeln, fAnüffeln. 

Sähnullen, ſchmutzige Rebensarten führen, Schnul⸗ 
ler; befänullen, Nebenform von Shnubdel.. 

Schnurbel f., Schimpfname für eine Weiböperfon. 
Sm. 3, 496 hat Schnurfling unanfehnlihe Perſon, von 
ſchnurfen, fhnurfeln einfhrumpfen. Schnurbel ſcheint 
hiermit verwandt; vgl. übrigend Schnorbel. 

Schnurren |. ſchnorren. 

Schnüß £. (8 weit.), i) dices Maul, Rüſſel; 2) übh. 
Maul, Nebenform von Schnauz, Schnut. 

. Schnut f. (S. mt), 1) Maul, bi. von Hunden, 
Schweinen; 2) Kuß, nd. Snütjen, aͤnhd. Schnute, hell, 
snuit, Nebenform von Schnauz, Schnüß. „Naun Hot der 
Storch net enein (in den Krug) gekennt met feiner Schnut.“ 
Lennig 30. „Daum hatt ech ſchonn en Schnut (Ruß) von 
meinem lewen Krittchen.“ Firmenich 2, 88. B 

Schodelf., 1) (Idſtein), Wiege, das hochd. Schaufel 
in etwas veränderter Bb.; 2) (unterrhein.), was fonft JZuder. 

Schockel m. (Ufingen), Gensd’arme (Gendarm) Land⸗ 
er. 


ger. 

Schodckeln (thein.), wiegen, fd. ſchaukeln; die 
Schodel Wiege. j 

Schocken, ſchoken (in Mainz), beim Ballfpiel ges 
brandht für zuwerfen; Sm. 3, 320 hat ſchocken, ſchuken 
mit kurzem Schwunge werien, in fchmwingender Bewegung 
fein, ahd. scocan, mhd. schocken, |. |huden. . 

Schofel, ſchaufel (rhein.), ſchlecht, auch bater. hier 
bſ. von Kleidungsftoffen, judiſchdeutſch. 

Schoͤffentenecht Heißt in Dillenburg der Stadtdiener, 
ſ. Kuecht, Sendſchöff. 

Säol, fol! (S.weft.), 1) mager, dürr; 2) troden, 
vom Wind; 3) led, led, von Gefäßen, das jchb. ſchal eig. 
kraftlos in erweiterter Bd. 

Scholl (Hadenburg), Maulwurf, zu Scholle gehörig. 

Schollern — ſtark ſchuͤtteln, ſ. ſchellern. 

Scholles, C hulles,Schälles, Scholtes, Schul⸗ 
tes, Scholz d. i. Schultheiß, ahd. sculdheizo, inhd. 
schultheize, obrigkeitliche Perſon, bie zur Pflicht anhält, die 
SHuld (Schuldigkeit) Leiften heißt. 


365 


Scholpe, Schoͤlp, Schulpch, Scholwe, Schulpe, 
Schülpe f. m. (8. wt.), 13 Schale oder Schuppe auf der 
Haut, auf dem Kopfe; % (and) rhein. unterrhein.), Schup⸗ 
penförmiges, als Eis, Erde Tiinger, Holz. Davon ſchoi⸗ 
ve olpchen. Das Wort ift Die nd. Nebenform von 


elle 

Schön Haräinddhen, Hafä)ndelden if ıit.) bie 
rechte Hand, die Kinder großen Leuten reichen. 

Schönen den Wein, ihn Mar maden, iſt wt. In 
Caub „macht man auch das Korn ſchon“, d. h. reinigt ed. 

- Schons, ſchonſt, [honften, Fhonftens, Dialekt 
form für ſchon, ahd. scöno, mhd. schöne; vgl. anders, 
anberft, anderfter. 

Schoppe (vlt.), mhd. schoube, schope, schopen, Art 
Belleidung des Oberleib beider Geſchlechter· S. Lendener. 

Schoͤppel m., Schoͤpfblech, Waſſerblech. 

Schoppen ſtechen, ſtark trinken; Schoppenſtecher. 

Schöpper d. i. Schöpfer heißt das kleine Netz, mit 
dem die Fiſcher die Fifche aus dem Hebgarn fchöpfen. 

Schor, Schordad |. Schur, Schurdad. 

Schoren, ein feftfigendes Schiff mittelfl eine langen 
Holzes heben und jo wieder flott machen; holl. schoren 
‚Fügen, mit Strebepfeiler verſehen. ” 

Schörbel f. Scherbel. 

Scores f. das häufigere Beſchores. 

Sgorgeln, fhorgen f. ihurgeln, ſchurgen. 

Scoriandel £. fpa. Schmuttel, f. d. 

Schornſtel m. (unterrhein.), Schornftein, mhd. scor- 
stein, änhd. schornstein, holl. schoorsteen, 

Schörrling f. Scherling. 5 

Schoß, Schaf n. (8. Pie, die Schoffe, lauf. 
Schuſſe Schaufel, auf der Brot und Kuchen in den Baı 
ofen geichoben, geſchoſen wird. 

Schoß, Schöß, Schuß, Scoffel, Schuffel, 
Schoßbarthel, Schußbarthel m. (8. we), Menich, 
der blödfinnig, naͤrriſch iſt, oder ſich fo ftellt. . 3, 411 
hat die Schoßel, Geſchoßel allzu lebhafte uud dabei 
gedankenloſe Perſon; ſchoß eln gedankenlos hin⸗ und her⸗ 
zennen; der Schuß, Schußbarthel lebhafter, übereilt 
Hanbetnber Dienfh; bie — B Y übereift hanbelnbe hm 

ußi ußl ußelig) voreilig, übereilt. ieſe 
Vabla lan ve N ſchie ßen liegende Schnelligkeit und 
darum leicht eintretende Voreiligkeit Gedankenloſigkeit zu⸗ 
‚rüdzuführen. Hennebergiſch if ber Bartel eine Müpe, 


366 


Haube, Pelzhaube und ſcheint nad) Im. aus dem alten 
Baretlein (Baretel) zufammengezogen. So erflärt fich 
nad) S. vielleicht aud bie Rba.: „mit der Pelzfappe ge 
föoffen fein.“ Man beachte übrigens, daß manche Vornamen 
zur Bezeichnung menſchlicher igenthimlichkeiten verwendet 
werben. Bol. Barthel, Sparrefajper, Staches, 
Stoffel, Windlipps. 

Schoßbant, f. (8), lange ſchmale Bank in Bauern 
Auben, die man leicht ſchiebt, ſchießt. 

Shöshen, Shäßhen n. (wei.), Wedart, fonft 
Wafferwed, Paarwed genannt. 

Schöfferling (Zoftein, Runfel), Shüßling, Schüf ⸗ 
festing (Limburg ı, Schwein unter einem Jahr, nd. Schött- 

ing, bei Campe ver Schöttling, Schüßling, d. i. eig. 
Shößling. . 

SHokig, eirund, oval, 3. B. Bütte, von Schoß ab- 
geleitet. ‚ 

Schote, Schoute, Schaute m. (8. mt.), Rarr, nur 
in milderem Sinn. „Geh Schotche, ald wann ich der nig 
geſchict Hett.“ Etreff 90. „Der Schaute, ber foh ber aus, 
ald wär er dem Teuwel aus der Kuͤtz gehlibt.“ Firmenich 2, 
89. Das Wort ift jũdiſchdeutſch, chaldäiſch schouteh, schoteh 


Narr. . ” 

Schottel £. (Hachenburg, Selters), Schüffel, "ältere 
nieberrhein und älterniederſächſ ſchottel, ſchotel ſchutel, 
(Diefenbach Gloss. 522), holl. schotel, ahd. scuzisa, 
scuggila, mhb. schüzjel, altn. skutull, agf. scutel, ital. 
seodella. 

Schottel, Schotter (weft), die kleingeſchlagenen 
Kenutkehele; ſchottern damit überſchütten; ſchotten 

ͤtten. 

Schottert, Schätter, Schetter m. (S. rhein. 
unterrhein.ı, 1) Huhn ohne Schwanz; 2 (8.), kurzer Weiber: 
vod, in beiden Bd. von S. gewagt zu ſchaden, beſchädigen 
geftellt; eher darf man an bas ſchweiz. fhitter, mhb. 
tchiter gebrechli von Gefandheit, dünn von Kleidern, Haat, 
ter Gehoͤlz, ſchal von Speifen denken; |. Steif- 

cöhter. 

Schogen (thein.), rüfttg von ftatten gehen: bie Arbeit 
ſchoßzt nicht. Gs {ft das Baier. ſchutzen ergiebig, nachhaltig 
fein, |. sangig, ihüglid. 

Schradeln (weft), ſchrankeln (thetn.. unterrhein.), 
muficher gehen, wegen Schmwächlichkeit ober Betrunkenheit, 
boter. fhradeln, ſchrägeln (Sm. 3, 506. 509). mihd. 


367 


schregen ſchrag d. t. mit verſchraͤnkten (quer uͤbergeſchlagenen 
Beinen) gehen. Ahd. der schrank, mhd. schrane was quer 
iſt, fo auch uͤberſchlagung eines Beines, Schradeln, ſchra⸗ 
teln (fhrageln) und ſchrankeln berühren einander. 

. Schrappen, ſchrappchen (I. wt.), 1) jhaben, Erapen; 
2) Vermögen gierig jammeln. „Er hott e ſchen Bermöge fi 
zefamme geſchrapt.“ Banfrat. 26. Schrapper, Ge— 
Ihrappch, fhrappig, ſchravpchig, fhrapperig. 
Mhd. schraven, schrapfen, nd. fhrapen fragen, ripen. 

Schrau, ſchrauen (8), d. 1. jhrie, fhrieen, f. 
freien. 

Schrautegickel heißt bier und da auf dem Weſter ⸗ 
walb der Truth ahn; in andern Gegenden heißt er Schrut- 
bahn, Sihrunthahn. Der Name ifl,wie Trut woljRadh« 
ahmung des Naturlautes. 

Schraz f. (rhein.), kleines munteres Mädchen; ahd. 
ber scrato, scraz, mihd. schrate, schratze, schraz, schrawaz 

. Walbteufel, Kobold, Poltergeift, bater. Schratt, Sıhrättel, 
Säregel (8m. 3,549. 522). 

Schrecken, abſchrecken (8. rhein.), einen erhigten 

" Körger mäßig mit altem Waſſer beiprengen, 3. B. Milch, 

Erbſen, Klöße, audy Baier. und ſchweiz. (Sm 3, 500. St. 2, 

351)._&8 liegt der urfprümgliche Begriff ſprin gen zu Grunde, 

Scäredenberger m. (xhein.), erbichtete Nachricht, 
die Schreden bewirkt, oder bewirken fol. 

Schreckhorn n., Pfingftroje (paeonia officinalis). 

Säreef (S.), 1) vom Brot, wenn es auf der ange 
fchnittenen Seite eine harte, rauhe Rinde befommen hat, in 
andern Gegenden rüfig; 2) bergabwärts, ein wenig ab⸗ 
ſchuffig, fo daß man eine Sache ber Länge nad; berührt, 
3 BD. er ſchoß ſchreef nadı den Vögeln und erlegte daher 
viele. Bol. ãuhd. Schrofe rauher, zerklüfteter Fels, noch 
Baier. und fehweiz. der Schrof, Schrofen, Schroffen, 
davon [hroffig, ſchrofferig rauh, zerflüftet (Sm. 3, 
508. St. 2, 352); mbb. schruven, schruffen fpalten, teilen; 
ahd. seröfan einſchneiden. Vgl. lat. scrupus, scrupulus feiner 


els. J 
* Schreefen (8), ſchreffen (rhein.), 1) ſchröpfen; 
2) ſtreifen, kaum berühren; 3) (intranſitiv), ein wenig frieren, 
in Ufingen ſchreebgen. 
Schrelben ſich f. heißen. 
Schreibes n. (thein.), das Schreiben, Geichrichene. 
„Weil er ä Schreiwes nobgezaichnet hot.” Lennig 79, 


368 


en bat (weft.) noch die anhd. Formen faran, 
Korean of ſchrauen, f. meine Gram. des 15. — 17. 


Sr ahr (vlt.), deſſen Ablauf ben Beier am But 
hebenbig (f. d.) ma t, iſt in_alten Weisthümern eine Zeit 
von 1 Sahr und 6 Woden. ©: Gr. 559. Br. 673. 

Shreinden n. (Braubach), Nebenlade in der Kifte, 
ſchd. in weiterer Bd. jan Heine Echrein. 

Schroh (8. wt), garftig, häßlich, armfelig, un; vom 
tm Betragen; mhd. schröch, engl. seraggy, holl. 
schraal, nd. ſchraag, Tchrabe, ſchrae, Baier. fhrab, 
fhroh haben alle den Grunbbegriff mager. 

Shröhget, Schröhfel, Saukerl (beide in Monte 
Baur, Seltere), u 84 ee ehörig. 

Schrone f, Ipferft, lingelfog in ber Kirche; 
2) Schragen, ade Schtann e in etwas veränderter Bd. 

Schronne, SC hrunne f. (8. rhein.), Riß an Händen 
und Lippen, ſchd. Schrunde, mhb.schrunde, ah. serunts, . 
von dem immer mehr veraltenden ſchrinden, ſchrand, 
geſchrunden, mbb. schrinden, ahb. ‚scrindan, scrintan. 

Schrot ift mehr männlichen als ſaͤclichen Geförchts. J 

Sqrotamt (vlt.), im 14. Jh. schro‘ Tratmmait serodam- 
bet, wird in alten Urkunden erwähnt, jeboch ohne nähere 
Angabe. ©. Böhmer, cod. dipl. 391. 394 vom I, 1314: 
officium, quod vulgariter nuncupatur 

Schrots, Scährotfel, Schrötſel n. a), ve 
ſchrotene Frucht, Schrotmehl. 

Schrumpen, fhrumpeln (8. ei) Dialektform für 
fhrumpfen; Schrumpel Wunzelfalte; zuſammenge- 
ſchrumpfte Berjon; Perſon, deren Geſicht von Pockenna 
entſtellt iſt; ſchrumpelig. 

Schrupp, Schrupf (8.), zuſammengeſchrumpftes, 
Meines Weſen Kind, Vieh; 2) mntauglicher Menſch; [hrup- 
pig. Pr Kroppfad. 

Saruppeint, gefrorner Gaffenkoth, baier Schrop⸗ 
pen. (Sm. 3, 518), ud. Form für bas obd. Schrofe ſ. 
ſchreef. 

Schruppen, ſchruppchen (8. wi.), 1) den Fußboden 
mit einem Schrupper (Baier. Schrupp, Schropp, 
Schrupper, hol. schrobber) d. i. — mit furzen Schnneind- 
borſten ſcheuern, Hol. schrobben; 2) fi) Fragen, bj. wenn 
man I angezogenen Kleider dabei reihen als & hrupper 
gebraucht. 


369 


Schub m., Fortgang; daher die Mda.: er gibt feinen 
rechten Schub von ſich ia ji J 


ch 

Schucht £., foa. Kraͤnk (j. 
ſtatt Sud. ( 

Schüdelden n., 1) Eleiner Schub; 2) (Selters), 
Zöwenmaul (antirrhinum). 

Schucken (8.), 1) eine zitternde Bewegung machen, 

B. was ſchudft (jchüftelft) du dich ga die Arznei? |. 
Faden, 2) fröfteln, einen fröftelnven Schauder empfinden; 
in beiden ®b. ift Thudern gebraͤuchlicher. Schud! wie 
alt! Schucker Froft, Schauder; Schuderer, ſchuckerig. 
Na; Grimm (Gramm. 3, 298) ift Die Wurzel ein verlornes 
Verbum skakan, scahhan, Prät. scuoh ſchütteln, ſchaudern. 

Schügabel, Schiegabel (S. Ufingen, Hadamar), 
Schürrlgabel (rhein), Schüllgabel «Königftein), 
Schüttgabel (Montabaur, Selters, Limburg), Schüpps 

abel (Softein), große hölzerne zweizinkige Gabel zum Auf 
Pänttein von Stroh u. dgl. 

Schuld (Nafjau), in der Sonnenhipe getrodnet und 
aufgejprungen, ſonſt led; aus fhollig? 

Schuldfrott beißt (unterrhein., jedoch mehr auf ber 
liuken Seite bei Bacharach) die gemeine Kröte, wahrfcheinlich 
für Schildkröte; da das Volk diefe nicht kennt und viel 
leicht diefen Namen doch irgendwo hörte, fo fuchte ed Schild» 
Eröte fi) einigermaßen mundgerecht zu machen duch Schuld» 
Erott ſ. Kree. 

Schulkörner ſ. Schillerkörnerholz. 

Ener Schülpe j. Scholpe. , 

Schummel in ber (rhein, unterrhein. weft.) Rda.: den 
Sch. machen d. i. den niedrigen Knecht machen, baier. und 
ſchleſ. ſchummeln laufen, gehen, ki geihäftig Hin und her 
laufen, nd. fhummeln, hol. schommelen fid) hin und 
her Bewegen, mwadeln, fhütteln. Baier. die Shummel 
(veraͤchtlich) Weibsperjon. - 

Schüppe, Schüpp f. 1) (thein. unterrhein.), Schild 
an einer Müpe, Kappe; 2) im jhdlichen Theil bes Landes 
(im nördlichen meift Scheppſchaufel und Schippſchipp) 
eine eiferne Schaufel mit gebogenem Stiel, zum Abſchürfen, 

Kehrein: Wörterbuch. 24 


370 


Auf · und Einwerfenber Erbe. Das Wort gehort zu ſchuppen, 
ſchupfen, mhd. schuffen, schupfen ſtößen. 

Schüppeln ſ. jhibbeln. 

Schuppen, ſchuppchen (thein.), 1) mit den Schule 
tern zuden, wie einer, den es judtt, oder ber an etwas nicht 
will, |. Shaupern; 2) mit den Kleivern am Leibe reiben, 
um ſich — von Schuppen zu reinigen, ſ. ſchruppchen. 
Davon die Schruppch Schuppe. 

Shüppgabelf. Schügabel. 

Schur, Schor f. (8. rhein.), Qual, Plage, Sche⸗ 
rereiz harte Tagedarbeit. „Das war e hart Schur“, fagt 
der Arbeiter in Rheinheſſen, wenn er aus irgend einer No: 
wenbigfeit an einem Tag mehr gearbeitet hat, als dies fonft 
gewöhnlich ift. 

Schur m. (unterrhein.), Dialektform für Schauer; 
Regenſchur, Ehneefhur, ſchurig Wetter. 

Schurdach, Schor dach n. (S.), wenn man beim 
Mähen die Genje Hinten hebt und fo das Gras auf eine 
elnen Stellen (Placken) ſtehen laͤßt. Baier. iſt Schur 

a8 mäben eines Grasplaßes, auch was ubgemäht wird, 
ſchd. übh. der Grtrag eined Feldes, einer Wiefe ıc. 

Säuren, [hüren, ſchuwren f. ſchauern. 

Scäurgeln, fhorgeln, fhurigeln, [huhriegeln 
& wt.), herumfchieben, hin und ber ftoßen, plagen, quälen, 

f. unnöthiger Weife Mühe und Arbeit machen, gehört zum 
folgenden Wort, Ri 

Schurgen, ſchorgen, (8.), 1) ſchieben, ftoßen, ahd. 
833 acu „aaus scurjan, mh. B 
tn Ober: und Miiteldeutſchland fehr verbreitet; 2) habſuch⸗ 
tig Gelb zuſammenſcharren; Schurger ber dies thut. 

Schurgstahr, Shürgstarın, Schorgların 
m. (8, Schieblarren, Schublarren. 

Schürtucd) heißt in Reihelöhem bie Schürze, wahr 
ſcheinlich verkürzt aus mb. schurztuoch, Anhd. Schurz- 
tuech, Schürztud. 

egehaen f guigen 

Schuß in der Rda.: er hat einen Schuß d. i. ift mit 
Keane geſchoſſen, Hat eine fige Idee, macht fade Späße, 
’ {3} 

Schuſſel f., Dialektform für die Schäffel. 

& Hi el, Sgußbarthel, ante ſ. Schoß. 

Schaßling, Schäfjerling |. Schäfferling. 

Schult m. (rhein.), tuͤchtiger Regenſchauer, wobei es 
gleichſam geſchuttet Hat, welches Verbum auch für ſtark 
regnen gebraucht wird. 


371 


Sagt Kiga kein; d 
Schügen (8. weft), hüge ſein; daher als Feld» 
fhlige ertappen, angeben, pfänben. ’ b 

Schuͤtzlich (S), am Rhein ſchuͤtzlich und fhügi 
fparfam, Haushälterifch; vol Ken 

Sähwabelden, Shwobelhen (weſt.), Schwalbe, 
ahb. swalawa, mhb.swalewe, swalwe, swalme, agj. svaleva, 
altn. svala, Baier. Shwale, Shwalm. 

Schwaddem, Schwadm, Schwarrem, Schwarm, 
Schworm m. (S. wt.), 1) der von heißen ober fiedeuden 
Flüffigkeiten aufwallende dicke Dunft; 2) übermäßige Hitze 
im ber Stube, Stubenbunft, ſchd. Schwaben, ahb. suadum, 
mb. swadem, von ah. suedan, mhb. sweden aufqualmen, 
brennen; ſchwademen, ſchwaͤdemen von zu flark brennen 
dem und darum qualmenbem Licht gefagt. 

Schwaderich m. (S.), 1) offener Leibesſchaden, ber 
oft fo groß und bie iſt, daß er ſchwankend bin und her 
fährt; 2) Sumpf, kommt auch ald Name von Gemarkungse 
theilen vor, 3. B. heißt fo eine Wiefe in Philippftein A. 
Weilburg. Sm. 3, 529 und St. 2, 357 Haben ſchwadern 
ũberſchwanken, überfließen, fonft ſchwappern; die Zunge 
geraͤuſchvoll in Bewegung fepen, viel ſchwatzen, jhwahro» , 
nieren. Stieler hat in dieſen Bd. [hwadern, ſchwedern. 

Shwämden (Idſtein, Wehen, hier und da im Rhein» 
gau), uinherſchweifen, bſ. des Nachts, vom ahd. swiman, 
mb. swimen, sweimen, alt. sveima, agj. svima, noch bater. 
ſchwaimen (Sm. 3, 536); urſpr. ſchweben, fliegen, dann 
umherſchweifen; hol. zwijmen, ohnmächtig werben. 

Schwandt „Und ſey auch der wilbtfangt, ber 
fh wandt unb-bas wiltpandt des grauen Johand.“ Gw. 1, 
582. Es iſt der durch Schwanden db. i. Schwinden machen, 
mh. swenden (Anhauen zc. ber Bäume und fo Abfterben 
derfelben) gewonnene Naum gemeint, ahd. bie suenti, mhd. 
swende, In Manderbadh U, Dillenburg Heißt eine Wieſe 
Shwandwies. . . 

Schwänzelu (8. wt.), beim Gehen mit, dem Hintern 
wadeln und bie Hintertheile des Rodes hin und her bewegen, 
Bf. um fich ein Anfehen zu geben, Baier. ſchwanzen, ſchwan⸗ 
ileren (Sm. 3, 542), Schwänzler, Schwänger, 
Scäwänzelenz, Geſchwänzel, fhwänzelig; ſchon mhd. 

swenzel, swenzelin langes Kleid; üfswenzeln aufpugen; 
swanz Schleppfleid, swanzen ben Leib auf gezierte Weife 
ſchwanken Lafjen, lugerhaft einherſpazieren. 


372 





Schwanzkappe f., meift geftriete ober gewebte Kappe 
mit einer zur Seite herunterhängenden Duafte. 

Shwappeln, [hwappern, ſchwappchen (8. 
wt.), 1) (von Flüffigkeiten) mit Geräuſch hin und ber 
ſchwanken, klatſchend an oder über den Rand des Gefäßes 
hlagen; 2) (von loderem Fleiſch, 5) ſich zitternd bewegen, 
on bei Stieler ſhwappelen un 
faft ganz Deutjchland verbreitet. 

Shwär, meiſt Schwor m, Schwager, ahd. sue- 
hur (EC chwager und Schwiegervater), md. swäger, swaeger. 

Schwart f. (thein.), Geläufigkeit im Sprechen, wahre 
ſcheinlich das unverftandene Iat. suada Medefertigfeit an 
Schwert angelehnt; verftärft: die hot e Maul, wie e 
Schlachtſchwari (ſchneidend wie ein Schlachtſchwert). 

Shwart, Schwort, meiſt Schwartemagen m. 
eben) Art Frauenhaube, dem Schwartenmagen (Sau- 
fat, Wurftart) an Geftalt nicht unähnlih. „Die jept jept 
ihrn Schwortemoge uff.“ Vatterich 68. 

Swarten (a, abprügeln, eig. die Schwarte treffen, 
auch Baier. (Sm. 3, 549), " 

Schwarzbeere (Marienberg), Brombeere; Schwarz 
boll(rhein.), Shwarzpull (St. Goarshauſen), Schwarz. 
woll (Braubah), Nad oder Kuetmehl, auch Grichmehl; 
vgl. ſchd. Bollinehl. 

Schwarzkarn (Heidesheim), ſ. Roßholz unter ben 
Kinderſpielen. 

Säwäg f., in der (Kaub) Rda.: Einem bie Schwaͤt 
halten, d. i. ihm (feinem Geſchwaͤtz) zuhören. 

Schweliwafſer iſt am Rhein das durch Eis geſtaute 
Waſſer, das, wenn es anwaͤchſt, oft bedeutende Ueberſchwem⸗ 
mungen verurſacht. . 

Schweppel m, (Wehen), Bruh, Sumpf; dgl. 
Iewaypeln Cibe . 

wer (rhein.), reich, ſchwer un Vermögen. „Eich 
ſeyn e ſchwerer Mann.“ Lennig 27. 

Schwerhade, —hader, —kränk, —kreuz, 
—Teid, —noth, oft verſtärkt durch Tauſend⸗, Schod:, 
Sähud- bezeichnen zunaͤchſt die fallende Sucht, dienen dann 
als meift ſchwaches Fluch⸗ und Schimpfwort, oft auch als 
bloßer Ausruf, |. Krammenoth, Kränt, Kreuz, Lad. 
Durch Anl jängung von er, fer werben aud Adj. und Subft. 
davon gebilbet. „Mei ſchwernoths korz Bebächtmiß.* 
Datterich 12. „Do unfer Gubbeberg, bei wa e Krenks⸗ 
fhwerneeder.“ Lennig 11. Schwerhade, baier Schwer 


wabbelen, durch 


373 


rad if nach Sm. 3, 547 vielleicht das ruffiihe swerok 
Beine Beftie. . 

Schwerter heißen zwei große ſchwertfoͤrmige Bord- 
flächen zu beiden Seiten des Segeljhiffes, holl. zwaard, 

Säwier (m.), Schwiegervater; (f.) Schwiegermutter; 
goth. ber svaihra, ahb. suchur, sueher, ınhd. sweher, swär; 
goth. Die svaihrö, ahd. auigar, suiger, mhb. swiger. 

Schwilch jhwäl, mhd. swüele, swüclich f. vers 
ſchwelzen. 

Schwingen (8.1t.), 1) mit einer Schwinge abſchlagen, 
17 2. Nüfie; 2) bh. fälagen, Bj. Surhläwingen: 

ı die Kappe, ben Hut ſchwingend, dann übh. abziehen. 
„Wie ich an en vorbei geh ım ſchwing.“ Streff 103. 

Schwippchen (8), vermittelft eines Stoßes jchnell 
und mit Gewalt hin und Her, oder bort hinaus fahren, 
en: ftärker ald ſchwappeln, ſ. ſchwuppchen, 
wippchen. 

Säwirbeln, wirbeln, wirbelnd ſich bewegen, in Mittel-⸗ 
und Oberdeutſchland wt., ahb. susrban, mhb. swörben; 
ab. suarp, suirbil, swirbil, mbb. swarp Wirbel, 

Schwobeln, ſchwoweln (rein. weft.), wie toll im 
Haus umbherlaufen, zanken; ſchwobelig, verfhwobelt 
wie außer fih. Das Wort fommt von einem ftarten Verbum 
ſchweiben, altn. svifa, woher dad ſchwache ahd. sueibön, 
sueben, mhd. schweiben, sweben, baier. ſchweib en und 
ſchd. ſchweb en. 

Schwor ſ. Sähwär. 

Schwuppchen (S. weit), ſyn. mit ſchwippchen; 
vgl. ſchwappeln. Der Schwuppch. „Dat treift uch jo 
off eenen Schwupch“ «im Au). Firmenich 2, 88. 

Se: wird ſehr häufig, Bj. rhein., für zers vor Zeit 
wörter geſetzt, die dann refl. gebraucht werben, eine Ver⸗ 
färtung bed „Berbafbegriffs ausdrüden, aber jchd. nicht alle 
gebräuhlich find, 3. B. ih febeißen, febürften, fes 
drehen, jeflennen, felefen u. a. b. i. fi) mübe beißen 
x Dieſer Partikel ift goth. die, ahd. zier, zir, mhd. zer, 
ze, aͤnhd. zer, Bun u ©. meine Gramm. ded 15. 


Se een. (thein. Taunus) dreieckiger Hut, vieleicht 
Seebed; vgl. Dreimafter. 
Segel m. (8.), Verſtand, jüdiſchdeutſch, hebr. sechel. 
Sedendiern, fidendiern (rhein.), ernähren, durch⸗ 
bringen, franz. seconder beiftehen, jefundieren. 


374 


Seder m., Weinbeeren, bie auf einmal in bie Kelter 
ethan und ausgepreßt werben. Zum Abſchneiden dient das 
— — federn foa. ſabeln (f. d.), lat. secare. 
Seegräber (Limburg), Hanbarbeiter, der nur Erbe 
arbeiten macht, 3. B. Dämme, Gräben, Ufer aus: ober ab- 
ſticht. Welt. und ſchleſ. ift See jeder Teich felbft geringeren 
Umfanges, ſobald er nicht von Menfchenhänden gegraben tft. 
Seelgeräthe, Selgerede (vlt.), mhd. selgeraete, 
Stiftung zum Heile der Seele, Gebet für den Abgeftorbenen, 
Bezahlung an den Geiftlichen für bad Begraben, findet fich 
oft in alten Urkunden. In Mittelheim und Walbernbady 
heißt ein Gemarkungstheil „im Seelgeräth.” 
Segenfpreder (8.), der ſympatheliſche Mittel glaubt 
und anwendet. 
ab Sehen, nichts (S.), die monatliche Reinigung nicht 
en. 


Sehme (Schwalbah), was fonft Simele f. d. 

Sehnen, gejehnen, Dialektform für fegnen; 1) 
fegnen; 2) cfg.), ſtrafen, zuͤchtigen. 

Seit. fie 


Seien f. faihen. 

Seid f. (Schwalbach), Seih en (unterrhein.) m., joa. 
Seif, mh. sihe (Seihe und tiefere Stelle im Feld, wo 
das Wafler zufammenfigt), aͤnhd. sihe, sijhe, Gw. 2, 217, 
von sthen, ahb. sihan, (jeihen). Das Wort kommt oft ald 
ame von en) — 2 ’ für S 

eiel, Seuel (weit), Dialektform für Seule 
Schuſter), ahb. siula, süla, inhd. siule, süle. Oe 

Seif, Seife m. (S. weſt.), 1) Ausfluß einer Quelle, 
bie einen Sumpf ober |. g. Rinne bildet; 2) von abfliefens 
dem QueAmwafjer oder andauernder Näfje durchzogenes fumpf- 
artige8 Gelände; 3) ein beſonderer Theil der Gemarku: 
dl auf dem Wefterwalb), wo nun Aderfelb ift, früher wire 
"Heer Seif war. Ortsnamen: Großfeifen, Langen» 
feifen (Dörfer), Kalkofenfeifen (Bach). Da Selten. 
ader bei Burgſchwalbach wird aus dem J. 1540 angeführt 

‚bet Gw. 1, 588. Mhp. iſt sife Bad) von sffen, agj. sfpan, 
das fid in dem obb. feifern erhalten hat. ©. — 

Sein biegt im Praͤſens folgendermaßen: ich, wir, fle 
Ki finn, fin; du biſt, beft; er iß, eß, felten ift; im 

jartic. Prät. gemeft, felten geweje. 

Seint (vlt.), nachher, mhd. sint, seint, sit. „Der war 
feint ein gewaltiger Lanbgraff.“ Lehr. $. 3, 

Seihen |. Seid. 


375 


Seitches gehen durch eine Thür (Mheingan), b. i. 
mit der einen Seite voran, weil der Körper in ber Schulter 
eitung au Breit ift für die enge Thür; Anhd. feitlingen, 


. lingen. 

Seite f. (8. weſt.), ſva. Barn. 

Seiung, Seihung f. (Gaub) Nahrung. Schweiz. iſt 
bie Sey Benugung. bed Bemeingutes; jeyen, feien ein 
Gemeingut (Alp, Alpenwiefe) nach er Zahl der Kühe — 
Bir “, a einer beftimmten Jahreszeit ernähren kann 
t 

Sekoſch (Montabaur), Iebhafte Unterhaltung, vers 
dorben aus Diskurs (franz. discours), Difchferiern. 

Sekréôt, Sikret n, (Hadamar), Abtritt, loous secre- 
tus d. h. geheimer Ort; vgl. Provet. 

Selbenn n. (thein.), das Bettelende an Geweben, 
baier. Selbend, fd. Sahlband, nd. Selfende, lauf. 
Sahlende. 

Sell, felt, ſelte, ſelten (8. wt.), dort, damals, 
aͤnhd. ſett, baier. ſelb, ſeiben, ſelbt, feld (Sm. 3, 233, 
235), ſchleſ. ſalte, ſelte. „Sell an ber Kapell enuf; bie 
en wor fell mei anzige Plag; Un hun fell mol mei 
Spill angefange.“ Firmenich 2, 73. 82. 83, 

Seller, elle, ſelles (chein.), felbiger, von Salem 
an über Mittel: und Oberdeutſchland verbreitet. Vgl. Wd. 
142. Sm, 3, 232. St. 2, 369. 

Sellmols, fellemol (rhein.), felbigesmal. „Du 
worſch ja jellemol noch e Hab Kind.“ Streff 16. 

Semeleiren ſ. fimelieren. 

Semmel f. m. n. (S.), Hafermehlgebadenes; fonft iſt 
Semmel eine Wedart. In Aſchaffenburg heißt ein Gericht 
aus Mehl und geriebenen Kartoffeln auf ahnliche Weiſe zus 
bereitet Semmet (Sm. 3, 248). 

Sendel m, Stüdchen gejchmiebetes Eifen, dad durch 
Einntetung feiner beiden Seitenffügel als eine Art Klammer 
Die Fugen des Schiffes Zufammenbätt, beiSm. 3,265 Sen» 
beleijen. 

BSendelblätter (Montabaur), Sennesblätter (cassia 


senna). 

Sennjhöff, Sinnfhöff m. (8. wt.), Kirchenvor⸗ 
ſteher, ahb. söntsceppe, mhd. söntscheppe von ahb. sönod, 
mbb. sönet, sönt, sind, aus griech. lat. symodus, eig. Sus 
mode, geiftlicher Gericht. 

Seuf, in der (rhein.) Rba.: feinen Senf zu etwas 
geben d. i. feine Meinung in irgend einer Sache ausſprechen, 
meiſt verächtlich, ſpoͤttiſch: Der muß auch ıc. 





376 


Sengeln f. fingeln. 

Sengneffel, Sengheffel, Sengefel, Singefel 
£. «8. weft), Brennnefjel (urtica urens), von jengen. 

Serbeln (Gaub), Fränfeln, mhd. serwen, serben, 
ahd. serewen, serawen, ſchweiz. jerben, färben, jerbeln 
(St. 2, 371). Dgl. fäbdhen. 

Settfhiffer m. Schiffer, der a oienft und an ber 
Stelle des Eigenthümers dad Schiff fül 

Sepholz, —fidel, ein Hola, rnit die Löcher zum 
Ginfegen der jungen Weinreben gemacht werben. Sepholz 
u som auch diefe Seglinge ſelbſt. 

&. In ſich wird in Heringen (Limburg) häufig ges 
Braun, * wir es hochd. weglaſſen, in Rheinheſſen zuweilen 
an fie hören, bj. wenn einen egenſtanð ein inneres Merk 
mal beigelegt wird, 3. B. Er ift in fi) ein wenig träge; 
das a iſt in ſich ein wenig feucht, 

Sich flatt bes vefegiven uns {ft in — ganz Fr 
woͤhnlich: wir ſetzen ſich, wir Tieben Et . ©. 20, Rr. 211. 
Anhd⸗ ift dieſe go mehr ng jebraͤuchlich. S. ehe e Grm. 
bed 15.—17. 3. 3, 8. 101. 

Si ber 8), d. i. fieh Her, wirb vielfadh in bie 
Rede eingefehoben im Einne von: Gotterſprech, pr ech 
ber, z. 8. Das Kind ſchmeichelt dir, ſich ber, bu ſoufi 
{hm ein Stüd Kudjen geben; er brädte mir die Hand, ſich 
her, er wäre mein Freund. 

Sicher, in ber (rhein. mam.) Rda.: In Numero 
Sicher d. i. In Sicherheit, im Gefängniß. „Heit how fe fe 
erſcht wibder ahn in Numero Sich er gebracht.” Daiterich 82. 

Sichling m.’ (hier und da weft.) fo viel als man auf 
einmal mit der Sichel ſchneidet, mhd. der sicheline, ahd. 
sicheling. „In dem Jahr (1375) war alfo gut Korn und 
Frucht, und galt zu Limburg in ber Ernd unter der Sich⸗ 
ling ein Gulden, und zur Stund zehen Schilling.“ Lehr. 
840 Es iſt dies wahrſcheiulich eine aus dem mhd. ſchwachen 

ativ sicheln verdorbene dem 

Sideln, Urin laſſen; vgl. ſchd. ſickern. 

Sidendiern ſ. ſ feden iern. 

Sie, ſei, die Frau im Haus, f. er, es. 

Sieben fteht (xhein. main.) mit Sache u. a. W. zw 
fammen, um etwas Verächtliches zu bezeichnen. „Awwer wos 
wolle mer dann mit den Siwwefache made?“ 


Der. Siwwejortelumb braucht ahm aach noch zu I“ 
— j u ahm and) noch zu foppe 


377 


Siebenripp (Rheingau), Wegerich (plantago), nach 
bem mittellat. septenerbia, septinaris. 

Siedig (hein.), fievend, abgefürzt von fiebenbig, 
fe glühnig, rafig. 

Siehr (weft.), fehnell, eilig, ſchd. jehr. 

Siewer ſ. Sawer. 

Silzen ſ. Sülz. 

Sille.n. (weſt.), Sillſcheit (thein.), das etwa 2 Fuß 
lange Holz, woran die Zugftränge hinter dem Bugvieh (am 
Wagen, Pflug 2c.) befeftigt find; mt. ver sil, ahb. silo, 
übh. Riemenwerk, Geſchirr für Zugvieh, Baier. der, Die und 
das ei —X 2 je£ i 

imele,Simeze, Simße f. (rhein.), Binfe (juncus), 
änhd. Semde, Sem, Semeß, wetterau. — 
Simße, bei Stieler die Simfe, Semde, mhd. semde, 
ahd. semida, ſ. Sehme. Simezen und Simzen kommt 
auch als Name von Gemarkungstheilen vor. 

Simeltern, femeleiren (8. wt.), bei Sch. ſeme⸗ 
lirn, nadfinnnen, in Gebanfen vertieft fein, auch Baier. 
(Sm. 3, 248). „Bei Dog un Racht jemlir eich ſu.“ Fir 
menich 2, 92. Das franz. simuler, lat. simulare, bebeuten: 
vorſchũtzen, vorwenden, heucheln; daraus laͤßt ſich die Bd. 
vadfannen Dr flaren, als aus dem holl. semmeln zaubern. 

n ſ. fein. 

Simpeiſorium n. (chein.), joa. Sammelſurium. 

Singeln, ſengeln (8. wt.), umperf. in ben Ohren 
Zlingen; in ben Gliedern eine Empfindung Haben, als ob fie 
eingefchlafen wären. B 

Sinnig (S. thein.), langſam, bebächtlih: geh finnig; 
das ift ein finniger Menſch; es regnet finnig; vgl. ſitt ig⸗ 

Sinnihäff ſ. Senunſchöff. 

Sinniheuer, finnhimmeltheuer, ſindetheuer 
(xhein. main.), ſeht theuer. „Alles wor ber Ihne finde: 
deier.“ Datierich 26. Es darf nicht an das ahd. ain, sint 
Kart, andauernd gebacht werben; das erfte Wort ift viel 
mehr Sünde, vgl. Gott, Mutter, Mord, Neids. 

Sint (rhein. unterrhein.), finter (rhein.), zinter, 
denter (weit.), das feht. jeit, ahb. sid, sidör, mh. sit, 
sint, eider, anhd. fint, feint, fiber. ©. meine Bram. 
bes 15.— 17. $h. 3, $. 287. 

. Sitte iſt heute f., mhb. meiſt m., fo aud Lehr. $. 26. 
„Sie hatten den Sitten.” . 

Sittig (8. vhein.), 1) fill, friebliebend, die gute Sitte 

beobadhtend; 2) Iangfam, wie finnig (j. dJ. Auch Sm. 3, 


378 


292 bat fittig unübereilt, langſam, ſachte. Diefenbadh 
Gloss. 368 hat die aͤnhd. Formen jitte, fit«, ſidhafftig, 
fitti, fibdig, fytig, fithig, fiebig, fitfam in ber 
Bd. von langſam. 

Sig (worauf man figt) iſt vielfach f. 

Stallieren (rhein. obb.), ſchmaͤhen, ſchimpfen auf 
etwas, Skandal machen, wol aus jfandalteren verfürzt. 

Sodel, Sotel f. Sabel. 

Sober f. Sutter. 

Spff.n. (3), Molten, Schottens ober Käjewafler, 
wird mit Schrots, Wafler, Kieien ober Kartoffeln vermitcht 
und den Schweinen und bem Rindvieh gegeben, ſchweiz 
Saufft, Saft (8. 2, 304). 

olidus |. Pfund. 

Sollen mit einem andern Zeitwort wird in Montar 
baur ſehr Häufig, und zwar meift betheuernd, bekraͤftigend 
für das einfache Zeitwort gebraucht, 3. B. das foll mir ſchoön 
Wetter fein; das foll mir einmal geregnet Haben. 

Sollerieren, bee, verfollerieren (rhein.), ber 
folben, Sold, bf. Gehalt geben, mhb. solden. 

Solper ſ. Sulper. 

Somber (8.), fonderbar, verdrießlich, duͤſter. 

Sommervogel m. (S. weit.), Heißt jeder Soc 

Sonne, in ber (them.) Rda.: jemanden ſchlagen, d 
die Sonne durch ihn ſcheinen foll, je Rda. ſteht ſchon in 
einer Yin gerichtlichen Verhandlung vom 3. 1511 bei Br. 
7. Die Rva. gieng aus von ber jung einer gehauenen 
Wunde. ©. Gr. 95. ' 

Sonnefocht f. Focht. 

Sonnig (8. weſt.), Dialektform für Sonntag. 

Sörel f. (xhein.), ſchmutzige, Bj. in der Mlleibung un 
ordentliche Weibsperfon; ‚vgl. Sourri, Schluri. 

Sortett (vlt.), mihd. surköt, sorkät, sorket, mittellat. 
sureotium, mnl. sercoet, fang. surcot, seroot, wörtlid Übers 
rod. „Das oberfte Kleid der Frauen (bie an Feſttagen zwei 
Kleider trugen) hieß ein Sorkett, unb war bey ben Seiten 
neben unten auffgejhliffen und gefübert im Winter mit Bund 
ober im Sommer mit Benbel.” Lohr. $. 38. Die Kölner 
Synode von 1260 und die Mainzer von 1316 verboten bie 
sarchoies HET ) f 6 

rklich, faͤrklich, ſerklich eis · ſoͤrgli 
d. i. Sorge habend in verſchiedenem rg an 1) bejorgt, 
daß man feine Sache gut madje, ängfllich, bebenklich; 2) fehr, 
wol allzu fparjam, begierig, eigenufipig;; 3) andern Sorge 


379 


machend, fehredtenerregend, gefährlich; 4) anf fich Sorge ven 
wenbenb, vorzüglich, ausgezeichnet, auch baler. forglich 
fehwierig, bedenklich, gefährlich (Sm. 3, 2831. 

Soft crhein.), ſoß, ſuſt (wefl.), fonft, mhd. sunst, 
sonst, sust, 
Söſtex f. (8), Schwefter, nd. Sufter, ſchwaͤb. Su⸗ 
efter, Softer, goth. svistar, ahd. siestar, suöster, mhb. 
swöster, agj. sveoster, svuster, syster, engl. sister, ſlav. 
sestra. 


Söttern, futtern (8. weft.), Bf. von Kindern, mit 
den übrig gebliebenen Speijen, wenn man fatt ift, ſchweiniſch 
umgehen. Öefötter, vgl. Gefitt, futtern. “ 

Sonrri m. (Königftein), Heiner, fümupiger Knabe, 
doch wol nicht das franz. souris Mans? Bol. Sorel. 

“ Spacer f. 1) (8.), Holzſpan flärkerer Art, wie fle 
3.8. in Zäune, Wandgefacheac. geflochten werben; 2) Space, 
Stüd von Pfählen in Weinbergen, bie zum weitern Ge 
brauch zu kurz oder zu ſchwach find. Sm. 3, 553 hat der, 
die Spachen, Spachten. Spahergerte, woraud Spas 
&ern gemacht werben; |pachern 1) mit Spachern flechten; 
2) Riffe, Spalten befommen, bf. vom Brot, das fpadherig, 
ſchreef (.d.) wirb, Baier. ſpaͤchig. Ahd spahha, spacha, 
spache, mhd. spache, agj. pie, altn. spaekia, holl. spaak, 
Haben ganz die 1. Bd. von Spacer. 

Spachteln (Schreinerfpr.), eine, raue Fläche mit 
Kitt (im der Regel aus Kreide und Leimwafler) überziehen 
und ebnen; vom fd. Subſtantiv Spatel ber-Apotheker, 
Zarbenreiber, baler. Spachtel (Sm. 3, 554), böhm. spachtle, 
mittellat. — 

a 


PA (Wallmerob), knapp, bei Biehoff ſp ak, ſ. ſpäͤh⸗ 
raͤßig. 

Spähfräßig G. geler (f. d.), baier ſpäh, 
geſp — a Aal A an 


an 3 h 
achſt klug, ,d Id. wählı 
2, vi al 1 Ofen hub ar, Ten, md im. 

N. 


en. 
Spahre, Spohre f.. (Mallmerod), Schwaben ge 
mäheten Getreibes; möglich, daß das Wort zum alten ſpor, 
ſpoͤr gehört, f. fporen. - u 
Späller ſ. Speller. “ 
Spänen (8. weft.), 1) groß ziehen, ein Kalb; 2) ent- 
wöhnen, ein Kind; 3) dem Paten das bis etwa zum 14. Jahr 
gain Neufahrögejchent entziehen, ihn davon entwöhnen. 
ihd. spanen, spanjan, spenjan, mhd. spanen, spenen, 





380 





spennen fäugen, entwöhnen; altn. speni, agf. spana Mutter⸗ 
b 


ruft. . 
Spännel f. Spennel. . 
Spannfel n. (8.), ein Eiſen oder Holz, um damit 

die Pferde an ben beiden Vorderfüßen auf der Weide zu 

Jeannen, daß fie nicht laufen Fönnen, in anbern Gegenden 

ient dazu ein Spannftrid. I. Paul hat: „O Leute, ſpon⸗ 

felt doch euer Vieh.“ - . 
Spandmaien, fpons—, fpag—, ſpronz -, ſp. 

gehen (8 weit.), müßig, geſchaͤftslos umbergeben, faulenzen, 

zunächft auf Die rei gehen (lat. sponsa Braut); in letzterer 

Bd. baier. fpönjeln, fpönzeln, änhd. ſponſieren, 

fponzieren; f. noh maien. 

Spargelbohne, Spargebohne, eine Bohnenart, 
aber nicht überall diefelbe, |. Schneibbohne, Spedbohne 

Sparjemente RL. (xhein.), Umftäntlikeiten, ital 
spergimento, von lat. auöftteuen. „Nor kah Spar« 
jemente, die kann ich net riche.“ Streff 96. 

Sparren in ber (wt.) Rda.: einen Sp. zu viel ober 

u wenig haben d. i. geifted» oder gemüthöfran fein, ift ein 
leſt aus der Zeit des alten Ritterweſens. Bei der Prüfung 
ber Rittermäßigkeit und Turnierfähigkeit wurden Schilde und 

Wappen unterſucht, wobei dieſelben etwa wegen eine vers 

ſchraͤnkten Baikens ober Sparrens zu viel oder zu wenig 

mitunter beanftanbet wurben. . 

Sparregides, —gudes, — kaſper m. (S. rhein.), 
ber einen Sparten (ſ. d.) zu viel oder zu wenig hat. Sparr⸗ 
gifen, nieberrhein. Sparrgighen Schwäule, ſieg. 

parfige Narrenpofien; Spatrgidfenmaher, mar 
werig Vsl. Gunkes. 
päßchen (wt.), übh. ein auffallendes Greignig „Mir 

{ft ein ſchoͤn Späßchen paffiert“, erzählte unter vielen Tränen 

ein Bauer bed Wefterwalbes, „meine Frau ift mir heute 

Nacht geſtorben.“ “ 

Spat f. im füblichen Theil des Landes, im nördlichen 
Schaufel (ſ. d.); ahd. der spato, mhd. ber spate, nhd. ber 
Spaten, die Spate. 

Spap ift in der naflau. und heſſ. Volksſprache nur 
weiblich. . 0 

Spauz f. fpeizen. 

Spauzen, jpoizen (8. wt.), 1) fpeien; 2) fein Miß- 
fallen gegen etwas durch Worte kund thun; aͤnhd. ſpeuhen, 
pügen, fpeigen (in bie Fäuſte ſpeitzen Phil. v. Sitten ⸗ 


wald, ©. jpeigen. 








381 





- Spauzemännden, Vutſchmännchen heißt ein 
Haufchen Pulver, das die Anabın zu ihrem Vergnügen meift 
etwaß anfeuchten und dann anzlinden, wobei das Pulver 
einen fpauzenden Ton madıt. 

Species (Montabaur), „Da fol da wol Species em 
Ropp hun“ d. i. Pfiffe, Kniffe, Spefulationsgeift; wahrfcheins 
lich von den 5 Species d. i. den 5 Grundrechnungsarten. 

Sped, in einigen (thein. weft.) Rda.: Der foll mir 
Sped fein d. i. mit dem will ich (wie ein Jude) nichts 
u thun haben; Sped wie Muhre d. t. Eins wie das 

inbere; Sped fihneiden d. i. mit einem Schieferftein 
über die Fläche eines Wafjerd werfen, daß der Stein das 
Wafler nur bin und mieber berührt. Sped kommt aud 
als Name von Gemarkungstheilen vor. 

Spedbohne eine Vohnenart, aber nicht überall dies 
felbe, |. Schneidbohne, Spargelbohne 

Spedmaus f. (8. rhein.),” Fledermaus, die den ges 
räucherten Sped liebt (vespertilio). 

Speer, mhd. n., tft änhd. z. B. in Lehr. noch oft n. 

Speerfhuß, Speerwurf giltin alten Weisthümern - 
als Gränzbeftimmung. S. Hufhammer. 

Spei £ (rein. weft.), Speichel, ah. spia, speie, 
mb. spfe, spige. 

Speichernagel m. (8. rhein.), eine Art eiferner Nägel, 
woahrjcheinlidy jo Benannt, weil damit die Diele auf dem 
Speicher angenagelt werben. Hol. spijker {ft Nagel und 


Speicher. 

Speiz (Gaub), fva. Spauz f. fpetzen. 

Speis £. m (8. rhein.), Speiſe ber Maurer, Mörtel, 
das ſchd. ae das jdhon mh. spise dieſe Doppelte Bd. 
hat. Speifen (vlt.), mit Spetfe, Lebensmitteln ıc. verfehen: 
nba fpeifet er fie cbie Burg)“. Lehr. $. 78, 

Speizen (St. Goardhanfen), ärgern, kraͤnken, von 
fpsten. Einem etwas zum Speiz (rhein. Spauz) thun, 

. 1. zum Ärger. Vgl. Anhd. Speivogel Spötter, Spei⸗ 
wort, Spottwort, Bejpei Geipätt, |. fpauzen. 

Speller, Späller m. (8), gejpaltenes Hol, 
Klafterjcheitholz, eb die spilda, mhd. spelte, baier. die 
Spelten, ber Spelter (Sm. 3, 564); mhb. spellen 
palten. . R 
f Spellerling, Spellerleng m. (8.), der vierte Theil 
von einem gefpaltenen Holzftamın. . 

Spelzerneu (rhein.), ganz nen, wie friſch geſpal⸗ 
tenes Holz, auch funfetjpelgerneu, baier. funtelfpels 


382 


ternagelnen (Sm. 3, 564), nd. fpeldernij, hol 
—8 {von spelde Stednabel), spikspeldernieuw, Bi 

internieuw. ü 

Spendieren (chein. unterrhein.), freigebig mittheilen, 
meift um etwas dagegen zu erhalten. „Er hat die Spen- 
bierhofen, — buxen an“, fagt man von einem, der freigebig 
verſchenlt. 

—— f. (weft. unterrhein.), Stecknadel, mhd. apen- 
gelin, ‚ zunächft Eleine Spange, dann auch Steds 
wabel. Spengelfäßchen Nabelbüche.. 

Spennel, Spännel f. (S.), Ba8 Spengel f. än« 
fpäneln. 

Sperkel ſ. Spörkel 
Sperrweit, ſperrangelweit, ſperrwagenweit 
(thein.) jehr weit aufgefperrt. 

Speß m. (8.), ein fpiger, ſchmaler, magerer Menfch, 
auch ein ſoiches Stuͤck Vleh; ſpeſſig, Baier. ſpiſſig (Sm. 
3, 579). Abb. mit, spiz, bi8ind 17.3. Epiß (zu fpip 
gehörig), in Brat vie Spießbod, Spieped, Spieß⸗ 
zuthe für Spiß— iſt dieſes Speß; ahd. spioz, mb. spiez, 
nbd. Spieß vermengte ſich damit. 

Spettel, Spittel, Spirrl m. Crhein.), vierediger 
Zwidel, Keil von innen oder Tuch, tu die Irmel und Bein 
fügen der Gewandſtücke gefeßt, in Mittel und Oberdeutſch⸗ 
lanb verbreitet (Sm. 3, )), Baier. au Speidel, bei 
Stelr ber Speibel, Speitel Keil zum Spalten bes 

olzes. 

Spicken (vlt.), heimlich erfhauen. Lehr. $.72. Bgl. 
das Abfpiden der Aufgaben bei Schülern. Es ift das 
lat. spicere (fehen). 

Ehe gel in ber (thein. unterrhein.) Rda.: „Das ftedt 
ex (fie) nicht Hinter (zumellen an) den Spiegel”, von Je 
manden gejagt, ber einen Verweis erhalten hat. Der Ands 
drug ift nicht von den neuen (bem Wolke nody unbekannten) 
Rifitenkarten, die an den Spiegel geftedt werben, ſondern 
von dem Gebrauche hergenommen, Kleinigkeiten, Briefe, 
Kämme 2e., hinter den ſchief aufgehängten Spiegel zu fleden, 
wie man bie noch he auf Görfern ſieht. 

Spiegelaug heißt ein Stud Rindvieh, welches einen 
weißen Vorderfopf, um die Augen aber bie übrige Körper 


farbe Bat. 

Spiel, Spill (8. wt.), 1) Mufit, bſ. Tanzmufl 
auch — ne (St. > — Fi Sn En " 
bafted Gebränge Wenge, bier aber immer hinter dem ben 


383 





Inhalt enden Wort ſtehend: Buͤcher·, Dred:, Geld⸗, 
Leut⸗, Menſche⸗, Zeugſpiel u. a., auch baier. (Sm. 3, 562). 
In Spiel und dem folgenben ſpielen Haben ſich zwei 
ältere Wörter vermiſcht. And. mh. altn. spil Spiel, was 
man zu vergnüglicher Zeitfürzung treibt; vergnüglicher Zeit ⸗ 
vertreib mit Erwartung bed Ausgangs, „des ewinnens ober 
Verlierens; eine leichte, von bloßer Willtür abhangende 
Sade, dann Sache übh.; lebhafte Bewegung, Gebräng, 
Menge, daher ahd. spilön, mhd. spiln, altn. spila, agf. spi- 
lian; und das eh. apill, agf. spöll, altn. spiall, altfrief. 
epel, spil, ahd. mhb. spet das, was im mündlichen Vortrage 
vernommen wird, Verkündigung, Rebe, Unterredung (in Bei 
fptel), goth. spillön, alt. spilla, ahd. spellön, mhd. 
spällen erzählen. N 

Spielen, fpillen (S. wt.), 1) Mufit, Bf. Tanzınufif 
machen f. Spiel; 2) Ioßen. 

Spielen, |pillen gehn (8. weft.), Jemanden bes 
ſuchen, — wu plaudern, (f. maien), dann auch freien 
el. 


Spielig, jpielerig (wt.), gerne fpielend. 
1; a Hein, Image, ſchwaͤchlich, von Men⸗ 
minz. 
pie mL), Stridnabel, Stridftod. 
Spießed n. (thein.), ſchiefer Winkel, auch Baier. und 
ſchweiz. (Sm. 3, 580. St. 2, 383), |. Speß. 
Spießmann heißt in manchen Dörfern der Gemeinbes 
Pag weil er einen Spieß trägt ober doch früher getragen 
at. . 
Spinnelopp m. (8. wt.), an einem langen Stabe 
befindliche, Eopfartige Vürfte zum Reinigen der Wände von 
Spinnweben und Staub, boll. spin, spinnekop Spinne, 
Spinnen (rhein. unterrhein.), efjen, bj. mit Appetit. 
Spig if die Milch, die wie jüß ausfieht, aber jauer 
ober doch — iſt. 
grige in ber Rda.: „auf der Spige ſtehen“, va. 
auf der Schnepp ftchen“, |. d. 
Spitzeſchar |. Schmidetſeach. 
Spißgaup, dreiediged Dachfenſter (j. Gaup). 
Spißhabch m. (Nafſau), Sperber, . Habch. 
Spigwer (rhein.), ein an beiden Enden ſpiher Wed; 
fpipwedguden einander anfehen, ohne zu Laden. 
Spienbig Gweft.), vorteefflih, fplendib, franz. 
splendide, lat. splendidus. „Mer hun & fplendig Gfje ges 
hatt.“ Firmenich 2, 77. 


__384 


Spliden (Wallmerod), fpalten, vielleicht -verborben 
ans dem feltenen ſpleißen, holl. splijten. 

Splitternen, fplitterhagelnen, fplitternagel« 
neu er ganz neu, wie ein eben abgetrennter Splitter, 
‚wie frif gefallener Kagel, wie ein neuer Ragel, f. funkel⸗ 
neu, fpelgernen. „ . 

ponsmaien f. Spansmaien. 

Sporen (rhein.), faulen, ſchimmeln; Spor, Spor’ 
flecken (im Weißzeug), fporig, auch baier. (Bm. 3, 575) 
in andern Gegenden Deutſchlands |paren, ſpur en. Grund 
wort tft wahrſcheinlich das ahd. spor mürbe, faul; die Bb- 
iſt [ed nicht ganz filher (Graff 6, 360). Suchenwirt 

bat! paͤtermhd. spüre fehlerhaft troden, hart vor Trodenheit, 

erbe. 
N Sporesraffel m. (rbein. weft.), Dummes Zeug, wol 
fübtfegbentich. 

Spörkel, Sperkel, Spirkel, Spörkelfen, Sper⸗ 
telfen beißt auf dem Wefterwald noch ziemlich allgemein 
ber Sebruar, in ber Lehr. $. 68 die Sporfell, 230 
Spordel; f. „Mytholog.“ in der 2. Abthl. 

Sprad, jpräd, Pre Her (weit. Bier und da), 
foa. ji ber, ſ. d. 

Sprabid, eig. Spreidich, kommt noch hier und da 
als Name von Gemarkungstheilen vor, mhd. das spreidach, 
spreidech Gefträud). 

Sprah, Sprahl (Hachenburg), Sproh (S. weil), 
ſchd. Sprehe Staar (sturnus vulgaris), ahb. mhd. aprä, 
änhd. Spree, Sprehe, Sprew, Sprehn, wetterau. 
Eprien (Diefenbad Gloss. 558). 

Sprauzen ſich (S. wt.), 1) fi) aufblafen aus Stolz; 
2) fi —æe 3) fi ſtämmen, ſtühen, in allen Bp. 
{hb. jpretzen, baler. ſpreuzen, Ipreußen, Nebenform 
von fpreiten, ahd. spreiten, mhb. spreiten, spreizen. 

Spreder (vlt.) d. i. Deklamator, Gelegenheitsdichter. 
„Spielleute, wider, Trommeter, Sprecher und Fahren 
ſchuier. Lehr. 34. j . 

Sprei f., Bettdecke (Nauheim), wol von fpreiten. 

Spreiß ſ. fprießen. 

. Spretingnaden m., größerer Nachen zum Über 
„fahren, Überfprengen von Pferden, Wagen ꝛc. 

Sprenzfrug m., Gefäß von Blech, deſſen man fi 
zum Benetzen bed Bodens vor dem Kehren bedient, von mıhd. 
sprenzen, aͤnhd. (bei Fiſchart) beſprentzen. 


385 


Sprideliäht, fpridelig, gefprideit, geipridels 
tig erben), buntfarbig, bımtgefledt, abd.'spröhhiloht, apr&c- 
chilohtig, mhb. spröc kelaht. sprikelöht, änh. fpredelt, 
fprengledht, fprendledt, Yegeani t, fprüntlict, 
fprentzeledt,. von ahd. sprehl spräcke, sprö- 
ckeltn, spröckel 
fprenzen wurzefvermanbt. - 

Spriehel, Spriel m. „job. Syrtegel, die dunne 
bogenförmige Sihiene ober ein folcher Reif, etwas darüber - 
gu beden; bei Schiffern and) das ‚darüber geſpannte Tuch 
zum Echuß gegen Sonne und Regen. De fiahn eich unnerm 
Sprie heĩ t ſein Fraa.“ Lennig 43 

Sprießen (rhein.), ſtützen; bie Sprieß,- Spreiß 
etügbalten, Stüßflange, bei Sm. 3,593 fprüßen, Eprüß. 
Da ſprießen, ieeen ſgwach biegt, ſo iſt ed nicht das 
ſchd. Iprießen, fonbern davon abgeleitet, ahd. ſchwach 
spriujan, nihd, spriugen, 8 en; bie. springei.spriuze, 
P Spriez £., "ehe Tadıree Wenden, Nebenform von 
Sprieß, wie ma in andern Beziehimgen auch hoͤrt 
Schliwwer, Stede, Stange, Hapfenftange na. 

grring m. eHadenburg), Duelle, ab Sprint, ahd. 
8; mhb. sprino, spruno., Das Wort konunt weh. 
an ald Rame von -Gemarkungstheilen vor. 

FR [prengen (eben. Beate, von tieren 
und Hengften gef 

Springna nf. Sprengnaden. 

"Spriffel, Sprüjjel, "Sproffelm (efein.), Sprofie 
einer Leiter, mid. sprüzzel, von fprießen. 

Spröden (Schwalbach und.hier und da we), ſprechen 
mit Andern ſchwaͤtzen, bſ. im Präfens und Participium 
(fpröde, —*8B Es iſt Das nach ſchwacher Lonju⸗ 
gatlon gehende, vom Jinperfekt —D abgeleitete ſpra⸗ 
Gen, Selena fprochen, ahd. sprähön, inhd. sprächen, 
Super, BR. erh, BL. eprähumt, hd. -eprach,. 
® en. 

Sprod,' fprud (8. wt.), ſproͤde, mürbe, brichig, 
wahrfcheinlic zu. einem verlornen aprikan,. Rebenform von 
Ierinaen gehörig. „Als wie e Spender Atubelbabig.“ 


ne OR f., Windfall, geſeholz, hol. sprok, aprokkel; 
fprodeln- die Sprodeln auflefen (wird in Heides heim zus 
weilen: gehört); anhd. Er dafuͤr Sprodware. 
Sproh, Sprohl Sprab J 
Sprojüpger (Montabaur), Späfle: u 
KRehrein: Wörterbuch. 


Fiecken auf ber Fr mit Ährengen und. 


386 





Sprongmaten f. fpansmaiten. 

Sprojfe an einer Leiter iſt meiſt mtanlic; men fagt 
auch der Sproffel f. Spriffel. 

Sprud f. fprod. 
—* Sprung (Sigeriprace), eine Bereinigung vom mehreren 


Sput, Spud m. Chen), Scherz, Spaß, — 
Spudt, KA ſchd. Spuk, Geſpenſt, mb, spuc, 5 


Spulgen (b en, pflegen, mhd. spulgen, „Zu Walde 
affen (Mieverwalluf). anderfit der bach in dem „arten, ba 
man. fpulget ve anne von —28 gericht zu halben. 
Br. 691-vom 9. 

Spugm. (chein ), Scherz, erah, xielleicht eine Reben, 
form von Spaß, an ital. s} 

Staats, flazids (rheiu. main.), prädtig; herrlich, 
(weſt.), eitel, aatmachend, von Staat. „Sein Balanfeer- 
ſtang is & "Raatfer Fahneſtock.“ Lennig 46. Do hielle 
«hielten & poor Raztdfe Zougkih.“ Firmenich 2, 76. — 
Viele Bf. mit Staat s —. 

Stabelgedig, —nadig (8), gm gedig, A 
ga nadt; auch ftafgedig (Selter6) db. i. ftabge 

ie font foddumm, fo if ſtafgeckig mit Stab 4 


Etaben, ftabeln den Gib kommt in alten Urkunden 
vor, d. i. Die Gibesformel vorfagen, wobei man ſich urfprüng- 
lich einen Richter zu denfen hat, ver feierlidy mit feinem 
"Stab gebärbend die Formel herfagt. Der Abnehmer ee 

Give Sript ber Steber, Sisbii, Stebler. Br. 644. 
es 902. - . 

Stebwein ſ. Ahr. - 

Stades (S.Thein.), Stahilm., blödfinniger Menich, 
‚baier. Staches, Stadt, Stachel, nad) Sm. 3, 606 der 
‚Name 6! 28 vgl —5* ‚ Schohbarthel. „Wie 
id) den enge uls Haus hob zu ſt ach eſe fäh mit feine 
Blattfihs.“ Datterich 49, d. i gehen wie ein Staches. 

Staden m. (vlt.), mhd. Das stat, ahd. ber und das sind. 
„Daß ber Rhein und die Löhne HFehn) über rechten Staden 
in die —— giengen. Lebr. $. 121. 

Staffaſch £ (8.), vom Si, die Au be Geftalt, 
Statur; in ber Runftiprahe Staffage (vom ital, stofiane) 
die Verzierung des Vordergrundes eines Bemälbes mit en 
gelnen Figuren ober Öruppen Wenſchen oder Ahern), bei 

anbfegaften aud) mit Pflanzen. . 


37 





= Eteinche |. #abelpedig. 
Suche 5 (8), gemady, ruhig, kaum beweglich, z.B: 
* ale er Miebt ib, fahr ſtah, am Rhein ftät, ahb. 

m 

. "Stahl, — —— heißt hier und da weh. 
das —2 der Sankuhe, worauf fie Buchſtaben sc. 
‚ber. genäht: haben; das ſchd. Stahl ein Heiner 
* eis: Gargen,. bie Gune dedjeiben. zu erkennen, eine 


roh . 
—X Beirat (Sy je fı afte Sache, wo⸗ 
darqh · eine ‚andere Halt, Din in feit : hefommt, 
Stäge, Stäiden,.. Rieden: 2 fügen; 2). anämmenz 
3): Semimen, awjhöre.marhen..:Rb. ber Staat- Bohnen, 
Bapfenſtange, agl..staoe, altftief. engl.stake, snittellat. staca, 
"woher. Stadet. wg hat ſtakern, ftäfern ſtechen, ſtochern 
mit Stab eder Stange, nm etwas aufzuſuchen; Etaͤcker 
Sid, Slauge und vechnet hierzu ſta icken. 
Stallen mit einem (chein.), einig leben. „Un wann 
„mer manchnwi and) net ganz zefamme falle.” Sennig 46, 
Kal. Anhd. den ſtrieg Hallen d. i. einitellen, Einhalt thun. 
Stallteren abe), feinen Unwlilen Tant- zu extennen 
Bei: t. (Sin. 3, 626), ſchweiz. —— (Be 2, 
16); wol 


Are m..(B.1hein), 1 Didier Brei, Suppe, _ 
PR —— — Pt 2 Baier Dider 
enſch, jonft auch Stempel, don Kanıfen j 
-. GtanbBätte f.: eine guoße Bätte zum Bufbenahren 
e ;gesnafterten Zraiben .6iß Jum Neltern. 
- " Gtanker ıi.,'ber oberſte Aheil be& Mafieß, er iſt von 
Bleq und dient zur Zierde, holl. stander. 
BStanuder, Gtänner.m,; Beuen, Gm öhulih Crhein.), 
ein‘ Stelfaß abb. ‚stanter, mhd. ctondenaoro |. S 
Seantern (8.), überall Reben bleiben, um gu plaudern. 
"Ber. Siandert, Baier. (Sm.. 3 646) Ständer, eine 
Reim, bie Pan Baader; Bas. ‚Bitenbes. Galerte und 
‚Gtamipes; [..Mp 
Stanfu a —e— man in Heidetheim fů 
du Haft dich a b3. — it wol veſeaben aus! 
fr. Foan atterm 
"Stang f., 1) ber obere het: des Dans über kon 
. Kenfen 2) lange Weiböperfon, auch Hopfenkang, Boh⸗ 
enftang. 
J Staͤngsn, in eine.Etange auſſchießen, “ 2 der peter⸗ 
flie ift geftängs d. i: in ‚Samen gelgoflen. 


—— 


Staun, Kaͤſeſtann fi-B.), Stell —— für 
das ot. Stande, ahb. standa,-mbb. f. Ständer“ 

Stännig (8); d. i. Bari, widerſpenſtig, Be. von. 

Bierden gefagt. 
. :&tante pe u Ionen, uf ber Eitelle, das Iat, 
stante. pede (ſtehenden 

Stärk, Sterk —E Remerob), Steinhaufe 

im Feld und Wiefe,:tommt auch ald Name von Gemarlung · 
theilen vor. 
u Stäst, Sterf, Stirt E48; 1) Rind, funge Ru, 
bie noch. nicht ober erft. {einmal getetkeh 9 hat, ſcho. Starte 
amd. Sraͤrke, nd. Sterke; 2). faules Mädchen (Stirk 
Marienberg), die weiblidye.Nebenform ded won Stier (ahd. 
stier) fortgchilbeten agſ. „etyen. 88, engl. > turkx jnuger 
Die and. —* Kuh. 

Statzen a, oben, open, Ram 

Stauben, ftäuben Ehen), 9 —E a ſehr 
dinm regnen, übertragene Bd; 

:Staubwein f. Ahr. 

gi — m. Bd — Kein zu täten 
aut ift, ‚von Menſchen u defagt; 2) (8. wt. 
worin man die Hände ftedt, ah. bie atücha‘, 22 
che; 3 f. (8), Bündel Haber, Haberftanhe, der 
ne Thell einer Garbe, von fhb. ftaudyen etwas an ober 
wider etwas flogen und dadurch auf einen Haufen brüten, 
krumm biegen, kurzer and bider machen. 
“. Gtaudie, änkd; Gtubidh, mhb. stüdach, ahd. atd- 
dahi Geftände, iſt. heute · und in alten Urkunden. oft vortome 
Fran Name von Gemarfungötpeilen, früher Sk ‚als Bräng 
immung. 

Stanfe (oR.). „Die Mänmer trug yen Ermel an Wazıe 
meſern, nnd an ben Schauben, und Anderer Kleidung... Die 
Aasten Staufen, beynahe auf bie Erben.“ Lehr. . 175. 

ABB, ift. eine mehr nieberd, aus hochd. stüche gebildete Forin. 
- - Btauge m: (8.), die:&pige an gemifien fpipgeformten 
BWedarten, in Heideöheim Storze:(f. b.); ‚Baier. (Bun 3, 
:660), Sterz das: Enbſtüdchen von einem Laib Brot, dad 
uerſt abgeſchnitten wird aber zuletzt bleibt. 

Staͤwels d. i. Steinfeld, heil bier mob da en 
Memarkungstheil. 

—S ſtaats. 

Stesbu ſ. oben ©. 23, Nr. 1 

vi j&ted (xhein.), Betzunfen, verftärkt sch Rainolt,- Reh. 
granatevoll, vom Ankegen ded Wein 





3 _ 


Steben; verftehen wirbim nordweſtl. Theil des 
Bandes durchaus geſa t für ſtecken, verfteden, und mar 
— t eier" gorm ct vgeRogen),- nach ud. Deife: Bak 
ecken 
Stechen⸗ cchein ) geben z. B. eine Okrfeige „Ar 
Sure arl eich wer em glei gans ſteche.“ Teunig,21; 
(wi. a um ben; Preis, um ac öben Sarg 


een fine, Zannenhäum . ‚sur. Seile des 
ehes, die Das Anprallen des diohes au das Rand yerhütem 
... &teden meutr. Im: faſt durchwes nach älterer Weiſe 
das flarke Partic. geftoden, ı 
. Steg, Perſonenname: etier · Steege Hofe, ein # 
Caub und der Umgegend.-beliehter Apfel. . 

Steifim. Beutel ſtehen Erika, wid Aenbab 
der Geldbeutel Reif fisht. - 

Steifig (wei.), ehe. ſteif, ſ. ©. 10, Kr. 138. 

Stetifichechter m: (rhein.), 1) ‚odere, undichte — 
wand, die durch Überziehen mit Leim ober Kleifter fteif gr 
macht "iR, baier. Schätter, Schetter, Steiffhetieg 
ER 3, 443); 2) ein fleifer, m Holfener Meng... Dh 

sttert. : 

Steigerant Caub), der Steigende, vsl. Lieferani 
der Liefernde. 

Steilm. bein), ber etwas empstftehende 
(Strunf) eines abgehauenen Reitels, uom Ad} fei 

Stein und Bein di, Tobies und, Lebend: 
inan Bier und,. ba vn, der Kon; es feiert, St uud. D., zu 
fammen; fo falt ift es. j 

Steinbiffer Heißt bier und da ber fo, unfer dem 
Ramen tleines Neun auge ‚(petromyzon Jäneri, BL), 
bekannte Fiſch. 

Steinbußen heißen. in‘ Caub bie Buihen, welche bie‘ 
Schieferſteine zum Einladen in die Schiffe tragen. 68 ver 
binbet fich mit dem Wort Teicht der Begtiff vi Rohheit 
daher das Schimpfwort: Du Steinbub! 

Steines m. (Montabaur), unbeholfener wife, wie 
ein Stein. 

Steinröͤschen n. (thein. imterrhein.),; Meme fur zwei 
wildwachſende Reikenarten: dianthus deltoitlon: ind. ‚edrtho- 
sianorum, 


Steipen (Dillenburg), ſteif riachen — 2 3. v. 


ats en); Ichwab. ſierisfchi Gehen, 
Geräft, rhein. mei verä li ih. 













30 


Stellerigen (Montabausı, Stollert, Stollert- 
Gen € Steulerthen (Selterd), Heiger irbener 
mit drei niebrigen. Füßen, Stollen; dan. Seitwst) 
jeder einer irdener Topf, wenn er auch keine Stoßen hat. 
1 Stempel madhen 1&t. 'Gomrshaufed; Gtämp 
machen (Montabaur), ſchlecht figen,” Üßerfragung nom 
Gtumpf, Stümpel, fänpelm lan J 
Stennbaum wird im Eichelberger —— 
Gw. 1, 565 erwähnt unter ſchauberhaften Umfänden. aa 
pl fein ftennbenm fchelen, und wo Ver begriffen 
ein ſtehenbaum fdhelett, dem ’were gnade nußer San 
tet. Und wan man bem folle recht thun / ſolle man ine 
By feinem nabel ſein bonch uffſchneiden, und ein darm 
daraus thun, denſelben nagein an ‚ben one und mir det 
perſon herumbet zechen, jo lang tr-eih darm ia feinem leibe 
het." Fanlih heißt e8 im Oberurjektr' Weisthum · von 1404 
Gw. B, 489, e (ob, wann) mant einen daume ete, 
wit ber Betteden, fo ſal man jme einen barıne #| finem 
Hße ziehen, vnb den an den baume binden, wuıb, jne om 
den baume furen, fo lange des Darme vpgeet.*- 8 iſt nah 
Gr. 518 ein. „ſtehender“ Baum in der Matk: Gin Wei 
fpiel von ber Rollziehung ſolcher Strafen iſt mag: chem 
nicht aufzuwelfen. 
Stepheslab d. Stephandiei, ſ. bie Ge⸗ 
Brände in at ai. 
Stepp " 
Sterben OR). Fon. erferben, an ferterben 
ae} Bin  granbenburg ‚war an bad Wei , geftorsen.d 


Ad m., 1) Sperber; 2) (Königftein).' Tanger, 
freier Menſch. Spätermbp. kommt ein "Boat Steit dor, 
dem 8 aber nicht weiter ienne. 

tert f. Staͤrk. 

a Stirn m @önighein, Walniaot) Wider, 
ahd. stäro, mi: stör, ſchleſ. Stär. 

Sternpl, “gi en .n. (Herbom), mürßes Weißbrot, wol 
urſpruͤngiich in Geſtalt eines Sternes. 

-&ternpoll, Rerngranatevoll, Rernhagelvolt 
& wt.), ganz Betrunfen ‚ in Mittel und Obe ideũtichland 
ſeht verbreitet. 

Sternstnapp —8 

Re t. (Badenku Gebünddien Hafer, hinter ber 
Senje auf, 5 ‚Sterz Iegeinet Abb. etwas 





391 


ee ku Sterztopr halsſtarriger 
Wenjch oder U Hetötanriges 1 ? 
u rn feite geigt® die rechte Seite des Schiffe. 
- Stentinfih (9.), fich anf etwas fügen, lehuen, um 
fich in die Höhe oder. fortzubewegen, das fhb. fiemern in 
heute Per kteran ra bhe son Schif 
reunerſtu Au te Platz auf dem ober 
Bloß. fire den Steuermatı s 
— Eteltertäen. 
- Steupeln (unterehein.), 1) die Zaäfler- im Keller fi, 
». 5. zwifchen dem Faß und ber Kellerdecke Meitel befeftigen, 
damit, fie von dem etwa eindringenben Waſſer nicht gehoben 
werden Ihnen, Nebenform von fleupern, das in dieſem 
Sinne in einer Würzburger Verordnung von 4789 ftehtr 
ndie Faͤſſer int Keller fteupern und verwahren“ ;' 2) fügen, 
Son Bäumen gejagt, f. freupern. 
"&tenpern (8. we), übh. fapen) und To von weitenet 
Bd. ald ftenpeln und feuern teuper Stäpe, Pfeiler, 
Baier. Steuper, Stüäpper, in Hamburg: Ötiper, Bremen 
Stipel, Soßen, Stipe, alfo nd. Form vom hochd. ſteiſt 
Stich m, (ein pe ), as fd. ber Stieg, ber 
zur Höbe angehende Weg, auf. bem man ftgigen mi E) 
Stichbunkel, Hafer (8. sot.y,ganz bumfel, After, 
obd. ih. und td. (Sm. 3, 608. 611). Daher urn 
weinenb: nicht einen, Eeinen Stich, Stid fehen. Bon goth. 
stiks, ahd. mhb. stic, ‚stick Punft. 

Slichelſeil heißt das Seil, bas an ben Kernfeil 
(fe d.) befeftigt ift und dazu dient, mehrere Pferde auzu⸗ 
ſpannen und. bas Kerufeil-zu ſchonen. Hol: sreöklijnen ji 
Heine Seile, womit auf den Schiffen allerhand Dinge ſeſt⸗ 
gebunden werben. 

Stich erling n, (Caub), Art Keiner Schieferſteine 

Stidel, Stedel m., 1) kurzer Pfahl, Pflock, Heb⸗ 
eifen; 2) tölpelgafter ei in beiven Bo, weit verbreitet, 
auch Baier. (Bm.-3, 6 

‚Stiden, b ae), ſtill Schweigen, font Reden 
bleiben; baler. ftidßen, ſticke zen flettern, iin Reben an⸗ 
ſtoßen (Bm. 8, 612); 2) ebein. witerrhein.), bie Wingertd- 
pfaͤhle im Gehhjage feſt Reden, was vermittelt des Stick⸗ 
eiſens geſchieht. 

Stidjen (8. wt.), aus Mangel an Saft einen mober 
rigen Geruch, auch Geſchinac angenommen haben; tidfern, 
ſtickſig, fidjerig, obd. weit verbreitet, zu Reden, foden 


392 


. _ Stieb f., meift PL Stiebe @. mi.) ; Lranfheitäete 
fall, geitweilige Narrheit, Halsftarrii igfeit,.» von Menden und 
Thieren gefagt; Stiebenarr, ftiebig. Dt. 2, 399 Hat bie 
Mbj..ftiber, über, ftober und die Verba ftobern, flös 
bern verichroben im gone, tappelföyf. S. neh Stupp. 

Stied ſ. Stäid. 

Stiefmütterhen, Name des breifarbigen Veilchens 
(viola tricolor), „wegen des einzelnen Keichblaͤttchens wie 
man e8 ſcherzhaft erflärt, welches Die beiden oberften Blumen» 
Blätter, ftiefmütterlich bedacht, gemeinjchaftlich Haben, waͤh⸗ 
rend die andern Blumenblätter Ars eind oder gar zwei der⸗ 
gleichen haben.“ Gampe, 

Stiel, eig. Etirgel m. (S), Pflod, aieht 

u. dgl. an einem Zaun, einer Mauer, um —ãA 
Steigenden: zur Stufe zu dienen, auch baier. (em. 3, 624 
und ſchweiz. (St. 2, Sog), ab. der stiagil, bie stigilla, mehb. 
die stigele,agf. stigel, engl. stile, zu fieigen gehörig. 

Stieren (Schwalbad), was ſonſt schien. 

Stift geißlihes, tft in ber Lehr. m, ‚ mbD. ſchwaulend 


Sinem in der (weſt.) Rda.: „das in ‚nit Rilem“, 
nicht ſchidlich, eig. nicht Stil, Styl, Int. st 

Stimpert m. (MBiesbaden, eben, kein, Amtöge 
fängniß, an andern Orten Bolles, wahrſcheinlich Stümr 
Sat en ‚Stumpf, wie in gleicher Übertragung 

tod fteht. 
heit Stinkfaul Crhein.), ſehr faul in Bezug auf bad Ars 
ten. 
Stinkkraut n. Cunterrhein.), Schierlin der ger 
fledtte (conium maeulatum). 8 M ® 

Stipigen, fliewigen Eat, , ein urd Lig Ring 

keiten — ſchd. z. Bobei Buͤrger. 
Stippf. Stußp. 
Stippel m. (Braubach, Ufingen), dünner Bios, ſtiel ⸗ 
ahnlich zugeſpitztes Holz, nd. Stipel, Stippel Pfeiler, 
Traͤger in er Stiper, -Stieper. Unterrhein. iſi 
ſtippei ein Abj, leier. 

Stippeln —8 ſo pflügen, daf immer der Raum 
einer Furche liegen bleibt, -baß aljo Stoppeln auf Stop- 
peln kommen. 

Stirt ſ. Stärk. 

Stiweln, ſtiebeln (8.), fortjagen, "u ſtäuben, 
ftieben gehörig, 

Stiwerid, Stiberich, Stüberid m. (8.), der aus 
einem Scheitholz gejpaltene zwei bis brei Zoll reite und 


303 


oben I a Walken uber Sparren,. beren brei dn eine 
hölzerne Wand horizontal geſchlagen werben, um die Spar 
bern (f. d.) quer darüber zu jäunen; offenbar eine Neben 
for aan —— de den Kauflı 8 
tiwich m. Faß, ba$ von ben leuten zum Bers 
paden trodener Gsgenflände gebraucht wird, ‚in Vok. vom 
1618 Stibid. . 
Stochen, Rodern (S. wt), zunaͤchſt durch Stehen, 
dann übh. das Feuer ſchüren; S tocher, Stocherer heißt 
auf den Dampfſchiffen der Knecht, der das ‚Feuer auffticht 
und unterhält. . R b 
Stod (8. wt.) 1) der erfte Stod heißt faft im ganzen 
Lande das Erdgeſchoß eines Haufe; 2) Stod,. dummer 
Wenſch; odig.- Vgl. Straud. 
‚Stodfint wi, Name des Hänflingd (ringilla can 
ina), . I: . 
Stoffel, Stöffel:m. (S. wt.), ungejdidter, einfäls 
tiger Menfeh, nd. Loffel, Löffel ET — 
ſtophorus gebildet, wie ſchleſ. in gleicher Bd. Stenzel 
aus Stanislaus. Das Verbum ſtoffeln einen ſteifen 
und dummen Kerl antreiben iſt m Harheim (Hoͤchſt) gebraͤuch · 
lich; in Swalbach bebeutet. es zuſtußen. Vgl. Barthel, 
Eis, Orſchel. 

Stohngeins find (in Reichelsheim) junge Gaͤnſe aus 
ben Eiern einer zum erftenmale Iegenden Gans. on 
Stoll, Stoul, |. Stuhl. B s 

Stolle m. (St. Goarshauſen), fieifer Menſch, üben 
Ba Ab ahd. stollo, mhd. stolle Geſtell, Pfoften, 
 Stollert, Stollertchen ſ. Stellertchen. 
Stolperjan, —janes m. (S. wi), ungeſchickter, 
überall ſtolperuder Menfch, Bei A. und Sm. 3, 
Etolprian, . B . . 
Stombag, Stompaz.m. (8.), dummer, fteifer Menſch, 
pfaͤlz. Stnmpaz, .öfterr. Stompfaz, zu Stumpf gehörig. 
Stömmel, fiompen, flompieren |. Stümmel,, 
ſtumpen ic Bu . \ 
Stopp, Stupp in der Nda.: „auf einen, in einem 
St.“ di. Knall und Sal, Dinlcktform von Stupf Stoß. 
Stoppel f.(8.), sin Stuhl (f.d.), Kartoffellsaut, wenn 
er ausgerupft worden iſt, In engeren Bd. das ſchd. Stoppel 
Stoppelkalb n. 1) (8), ein angehundenes Kalb, 
welches im Tünftigen. oder ſchon im gegenwärtigen Jahr in 
die Stoppeln getrieben wirb ober getrieben werben ; 
2) (St. Gvaröhaufen), dummer —X 


394 


Stoppelruͤben (rhein. wi.), Rüben, bie auf ımges 
pflügtes Stoppelfeld gefäet werden. Klein hat aus Iulich⸗ 
berg und Württemberg Stuppelrüben, bie auf Brachfeld 
‚gefäet werben. Bu 

&torag, Sturar m., f) (Amburg, Dies), unbehol- 
fener, unlenkſamer, ftorriger Menſch, auch baler.; 2) Brannt« 
wein, der florrig macht? b 

Stöpfel heißt Lin’ Flacht A. Diez) dad Sauerkraut. 

Störjen, Hörgen (Helferskirchen A. Selters), ſtur r⸗ 
fen (Montabaur), mit andern gufammenftehen und jdwägen, 
beſonders heimlich, fonft ſprochen (1.d.). Kam an mhb. 
storie, storje, franz. estor , altfranz. estoire Kampf, Ge⸗ 
dränge, Getüntmel,. Kaͤmpferſchat gedacht werden? 

Storrig (8. wt.), feif, Bart, ſtart; 2) flörrig, hals⸗ 
ſtarrig, widerſpenſtig, don Menjchen und XHieren, Baier. 
ftorig (Sm. 3, 654); mhd. storre Baumſtumpf. Sterr« 
‚gern (bier und ba rhein.), ſtoͤrrig fein. ' 

Storze m. (thein.), 1) das ſpihe Ende einer Sache, 
. Stange; 2) Untertheil bed Hembes; 3) Strunk von 

attich und Kohlpflanzen; 4} Kleiner Menſch; 5) (Schwal-⸗ 
bach) zufatnmengefharrter Haufe, bf. Safer auf dem velde 

“Stop, Stögel, ſtotzelu ſ. Stug m. - 

‚Stoulf. Stupl. 

Sträbeleztern (rhein.), abmühen, von Krabeln 
weiter gebildet. . * J 

Stabeln (rhein.), mit Häͤnden und Fuͤßen zappeln, 
ſtrampeln. obd. tot., vom ſtyeben gebilbet. J 

Strack, (wt.), 1) gerade, ohne Biegung und Krki 3 
2) rechtlich, geradeaus hanbelnd, gehend; 3) quitk, 8, 
— Etwas ftrad belug en (weft.), verftehen, thein. klein 

ringen. ER “ 

i track orſt (önigftein), ein Menſch. ber auf feines 
aufiht behartt; Stradbürftein Menſch mit ſtrackem, rauhem 

* 


Sträden (8.), bie Haare mit dem Kamm ſtrack und 
glatt kämmen. . J 
r WBW (Naftätten), ſpazieren gehen, mei ſtrack⸗ 
enden. 

Srafſtrumpfed. i. Streiffisumpf heißt hier und 
da anf dem ·Weſterwald noch die Gamaſche, eig. uͤberſttumpf 
mit Knoöpfen. Vgl. Streichh oſeu. 

Straähl m. (weſt.), Kamm; Rrählen, ſtriehlen 
(thein. wt.), kammen, ahd. xrahjan, streijan, stralen, mhd. 


308 





Straͤme . Eenen Montabaur), Lime; Strämens 
holz, Srompolz, ‚Gtromer Sineal; Rrämen Linien 
siehen, Fanmli ‚Wildungen son Strieme, ahd. der strime, 
mbb. strim, strieme, holl. bie straam, streein,. striem. „Bis 
weit ber ft tim € ımb Mrbel beß Ianbgeriejtö gehe.“ Gw. 1,555. 
Strämpeln (tBein.), bie Beind wechfeliveife eingezogen 
und’ angefpannt mit jappelnbem Treten bewegen, dur fa 
ganz Deutjchland verbreitet," von Alternhb. a] abs 
eleitet, „’8 hat Mancher wie & BWorm In feiner Wiesg ger 
rampelt.“ Lennig 26. 
Strampeln d. i. ſtottern, zittern, wanten beim Hen 
karm be der oaesförmel, urfte wicht vorlommen Br. 637. 


Eiranein; (Ufin en) ſtranneln ftein), tangefn 
Irhein. im Bweifel, — chluͤſſig fein; der — Steane 
nel, Strangel; ftranelig, Beannelig, rang elig. 
Es find Nebenformgn von bem gleihbb. obd. Arandeln 
Gm, 3, 686); im Vofab. von 1432 ftrandeln wadeln, 
ei Diefenbag Gloss. 604 mehr nd. ftafelen, ſtren⸗ 
elen. 

Strang 19.) wird wie Strid (ee Bezeichnung 
eines gottlofen, leichtfertigen Mengen (' elböbild 
grand; a auch ohne böfe Nebenbeb. mehr, im San, 

|. von großen Belonen. . . 

Shange 1. firatelm. . 

Strangulieren Ehein), wirzen lat. strangulare, 

Strafe‘ n. (thein.), d. i. Streufel, Streuſtroh, bj. 
aber großes in Sümpfen wachfendes, nicht gut zum "Füttern 
geeneies Gras, das im Herbft abgejchnitten und den Winter 

bean Vieh untergeftreut wird. 

Straube Pl 8 jatte ein groß Haupt mit einer 
Straub,“ . strübe Struppkopf. B 
J— rad m m,, —* 8) Situnk von Kohl; 2) A), 
Menſch und Thier, denen Die Haare ſtrauchattig quer ober, 
kergan fchen; 2 (berboru), undeholfener, ungebildeter 


Mu, wi 
trau waclin m, zothpefeifter Apfel; $ Sträme, 

Straußwirt }. Hekenwirt . 

Streich f., 1) langes Ruber bei den Flößen; 2) Steuer 
ruder bei ben Haden und Heinen Sale a) wenn 
die Zeitbenennung dorangeht: War es um ir * "ia, es 
war um die Si b 

Streiche ihs iz a. (oberweſt.), Lineal. 


396 


„Brrsäneten (ok), Welledang der Beine: ſammt ben 
‚Sie. führten an ihren Beinen Streichhofen, und Das 
Kiber gro je weite Lerfen.” "Lehr. 6,38. Vol. Straf⸗ 
Krump; berhoſe. 

Stremmen (hen) )r- Arömmen &, auf der ruf 
Brengen, bei Sm. 3,.685 firemmen, beftgemmen, Bei 
Sch.beftremmt, Befrämmt;. firenmig; von framm 
abgeleitet, alfo eig rämmen zu fchreiben. . 

Strengelieren (xhein.), abmühen, quälen; mbb. 
—E mit einer Forderung beunruhigen, etwas heftig 
jorderm. 

Strengen (bein. 'wt.), heimlich cntwenben, vh Kleinig⸗ 
keiten, Obſt u. dgl.; frank. ‘und pfäiz. ſten zen „Wann ich 
als Bub als Gppel geſtrenzt hob.“ Datterich 46. Das 
Wort iſt abgeleitet 18 ahd. striunan, mhd. striunen, einen 
Gewinn madyen, Baier. ftreunen —X (uten Biſſen, klelnen 
Senuffen und Vortheilen umherſuchen. Vgl ſtronzen. 

Elreppen, ſroppen ſirippen, nen (8. wt.) 
1) freifen, abftteifen; 2) ftark mitnehmen, tißermäßig ans 
firengen, fehleht behandeln, bei Zahlungen überfordern. 
Etrepper Flur- und Walbfgüp Ip, weil. er bie Frevler 
—X Strepp ein beim au be Tiegen gebliebunes’ Stũck⸗ 

ven Feld. Es find Sebeuformen, es von ftreifen gebildeten 
ſchd. jeltenen ſtrupfen, ſtruͤpf 

Strich, in der Ra: einen, "auf dem Strich haben, 
foa. auf dem Korn haben ſ. ' 

Strich e m. (rein. wt.),. Bike’ am Euter der Kuh, ber 
Biege, der beim Meiten geftriien wird, mh: der strich, 
striche. 

Strides n. (Caub), Strickzeug. 

Strier, Strieer m. heißt‘ ze ‚bier und ba en Bund 
Wirtſtroh eig. Streuer. ' 

Strief (rhein.), örgerich, retzbar „Druin fe nor 

ne jo firief.“ Sennig 80 Das Wort {ft waßrfcheinlich 
eine Nebenforin von fira ff. 
r Fe (8. thein.), Dialettform vin Rriegeln und 
tählen. 

Striffel f. ſthein, unterrhein,, Hier und ba weft), 
gefaltete Krauſe an Kinderkleidern, "wol zů Streifen gehörig. 

&Strippen: |. fireppen. 

Strittig (wi), fh. ſtrettis, mbb. ströteo, ahd. 


Strigen (8. sbein), Ir fprigen, BA von hünner Leibes · 
Öffnung und vom Urin bei und Xhieran gebraucht; 


897 








Stramment. firemmen. 
 :&trompäen,' ſtrumpchen Hadamen, "Beine 
beint Gehen wis-Tahin fehleifen, | das folgende‘ Wert. 
EStrom pen; ſtrumpen (8. weſt. Durch Waſſet, Gras, 
Koth x. gehen. :Strumper, firompig, au: Rrampfen, 
Rrampeln gehörig. 

Strom, ein im Main Häufige Fiſch (elburaus bie 

[ecki) «u .: 

Strongen, rungen, i) 8, mößig herumgehen, 
aus einem — ins andere gehen und plaudern, ſchmeicheln; 
2) Chein.) groß thun, ie Stro(u)nz, Stro(u)nzer, 
Seſtro ujng frolu)nzig, baler, ſchwaäbt ſtrangen (Bm. 
3, 687); Stieler hat ſtrun zen und leitet es von ſtrutzen, 
Rrogen: oder Strunt Koch, tal; stxoneo, franz. 'etrori, 
Nah W. ift das Wort verwandt wit dem gleihbb.. ſtreunew, 
das? zugleich „gewinnſlichtig fein“ : Bebrute, j-frenzen und 
gl. nieder). Strüne-Gafjendiene, „or was aach des G*. 
prahls un des np genmig 46° 

Ströppen gift 

Strogeln'(B.), — Blaſen werfen, in. Die obhe 
gahren von ftrogen abgeleitet. 

Strädeln, Pr) etwas - oberflächlich" hun, hudeln; 
der Strudeler, die Strudel, da. ſcho ſtrubeln in 
#bertrügener · Bb.; 2) catare von den Rinbern: das Kind 
hat in die Windel, geftrubelt. . 

Strumpgen firumpen ſ. er nen, Arompen. 

Strungen |. frongen. 

:&tehpp m. (8. rhein. unterrhein), eine Borckhtun; 
an Kleidern, um fie mittelft einer Schnur in eine Art Wal 
gufatnmien Zu ziehen; 2) (G.), Bündel von irgend einer Sache, 

Haare; 37° im: ver ihein. Rda.: „auf den St.“ di. 
Koi angenblietih; ſtruppen das Kleid. Mb. strüpfe, 
nd. sträppe, Schahrlemen, Riemen ati den @ttigbügeln. 7 





398 





©Strüppen ſ. fireppen 
Strut f. ( ein), Strout (u), Beute 
stuot, ſchwed. sto; ah. bad stuot, agl. altı. atöd, 
Müter Egon im Oaienfpigel 33 Hei erüter I nach 
giemann in stuot zu beſſern ih Auch am Untermain ift 
trut gebräuchlich. 
—  Stent, Struth f., ahd. mhb. diestzuot, Geſtraͤuch, 
KR Bufhwalb; Didicht, rrißpeint in alten Weiätjümern 
dft als Grängbegeichnung, kommt auch heute noch als Name 
I Theilen der Gemarkung ‚vor, bſ. am Tanınz und auf 
bem Wefterwald. Auch die Dörfer Strüth mb: Eihen« 
ſtruth find darnach a 
Struweln (8. nt), ig machen, "ab. styopalön, 
mhd. srtobelen, änkd ‚um! ee robeln, ſchweiz. ſtr u⸗ 
bein (Bm. 3, 677. St. 2,410). Struwel, Strawel- 
kopf, ſtruwelig A Unterrhein fagt mon: Wir Sry ws 
welig Wetter, Denn 8 — —* “ ih Anblicher 
trummwel m, . Steeit, m 
Zwiſt, Bank, baier. Struppel di. 3,08 
Stuß f. Stupp 
Siube |. Sammer, 
Stüberich ſ. Stiwerich. 
Stückn. I) Fhein unterthein.), Aderftüd, Wieſen⸗ 
ms; 2) Stüd Wein, 74 Ohm, 00 06 Web. „In wiefen, 
dern, ftüdern, gärten.’ Gw, 1, 606, — Stüder mit 
Dem vorangehenden Zahlwert ein und eigen nechfolgenden 
Bahtiort Heht. aiS ungsfähee Bahlamabe mar alın Cube 
„fantioen im Pl., Die etwas & ihlbares bezeishnen,, 3, B. eig 
Stüder man Äpfel, ein Stüder zehn Wuben.. ©.. oben 
©. 26 No. 19 
Sti ‚giudehores, 1) Junger Ds; 2) Reifer Merſch, 
ide 
Stücelchen vad Berzählcen finh-in her ginder · 
ſpraqe unterhaltende Geſchichtchen, ſonſt etwas Eu 
Ansfooten, meift wit. dem ironiſchen Zuſa —8 öm 
Stüdelden (weit.), % Preuß A Dal Prt⸗ 


Stubid f. Staudid, 
1; Stuffig, Dolie), ‚din Perg ven, mauen 


jagt. 

Stuhl, Stoul, Stoli m. (8. weſt.), büß 
Pflange, B. Berta, Zwergbohnen, m) ii nee 
zahlen Gdaͤpfelſt. Stühlches bohne, — 
Oberpfaltiſch wid ſtallen vom Ynjenen, - Zunehmen ber 
Saat rg 


399 


Stalpchan v. (Gab), —8 ohne Schirm, meiſt 
mit qufgsftülptem Rand, 
Stulpe-f. (unterchein.), Welle, Woge, die fich gleihfam 


‚ af unb-überftülpt? 


Stumm, Stumme em), d. 1. ein Stummer, möh, 
sharame, Stambe. 

Stümmel, Stömmel m. (8. rhein.), Stummel‘ 
{unterrhein.), Reh, mag berjelbe vom Ganzen übrig geblieben 
fein, ober mag er das ganze Maß nicht füllen, 3. B. Milde 
zeft, ein nicht ganz angefüllter Sad, kleines loß, eig. 
Stümpfel,ven Stumpf; 2) Stimmel (unterrhein.) 
ein Meines, aus ‚Borben — Bloß... 

Stumpe m. (thein.), Dialeftform für Stumpf dur 

Abſchnitt, Abſchlagen, Abbruch entflandened Nefiküd vom 
Bänmen. x, auch ein. Heiner, dider Menih, wie-Storge 

Stümmpeln, -Dialektform für das ſchd. ffümmeln; 
daher 3. ®. beim Meffen der Milch, des Weines Rürmpeln 
ſchiecht meflen, zu ivenig geben, ſ. Stümmel. . 

Stumpen,ftompen (8. shein.), 1) Roben; 2) Ming), 
Baß vifieren und fo den Inhaber beöfelben weiter Rumpen; 
Stumper, Stumpert Stoß, Dialektform von ftumpfen. 
„Wanne Zeit ze gewiwe 18, dann willid euch ſchun ſtumpe; 
„Die Alde hun E am Albaer geftummt“ Vennig 65. 71. 

Stumpieren, Bonpieren (8. rhein.), ernſtlich zu⸗ 
rechtweiſen, anhd. ſtumpfieren. 

Stumpfig weſt), ſtumpf, f. ©. 19, Ro. 136. 

Stumpiel n., gef humpfter Rartoffeibrei. * 

Siubp, Stub(Marimberg), Stepp, Stipp (weft), 
Stteb nd )r — Zeit, Augenblid; 2) Staub. 
—F Bd. il supf a in nem Sinn; 

der. 2. das En stabjus, ahd. stuppi, mhd. stüppe, 
Baler. bie Stupp, neben ah. mhb. stoup Staub. - 

Stuppe, Stüppel m. fba. Stumpen, Stämmel. 

Stuppern (Kaub), einen wozu; ihn mit Stößen bazu 
Bringen. ſ. ſtumpen. 

Start ehem) krankes Schaf, welches Waffer im 
Hten hat. W. bat fturen farten, Meran: "Deutet dieſe 
Aranlheit darauf bin? 

tyrrjen.f. fiörjen. 
J "Stun m. ,. 1) (8. shein.), das Unadern 1400 
im Herhſte, fiirgen; 2) (8. thein ), ber unterfte. Theil am 
Detreide wo ihn bie Senfe oder Sichel abgehauen Hat; 
a) (undaschein,)) oufgemauextes Min... 5 


PR rennen" 





200 


Stuß m. (8. rhein.), 1) Natr, Get In Wirflihfeit 
ober aus Verftellung; 2) Spaß, She, Poſſe; Stußred, 
Stufferet, ftuffig, fich finfien. „Io, ſtußt eih met 
de Leit.“ Lennig 59. nn Augen rg if got Zwiſt, Bank, 
Streit; am Rhein Shah, €: 3. 668. 

Stüg e f. (wt.), ein Gefäß ber ie "Heim: Ellen ber 
Fäfler_ ıc., — hie Stügen Sen. 3. 674). 

Stupfop fm. (8.), ein deenſch, der bei allem gleich 
Katie wird, daher unbedachtſam hanpelt und jähzernig it. 

St ügel , Stößel m. (8. shein.), Exhabenheit,.;. B. 
don hart gemorbenem Koth ober- gefrornem Schnee an ben 
Abjägen der Schuhe, ober am ‚Hufe ber Pferde; baien 
Stoßz, Stutz ſteile, abihüffige Stelle, fo ſchem im Bo. 
». 1618. Davon flugeln, ftogeln. hast und unfanft aufs 
‚and nieberfahren im Wagen, auf. den Knieen ın; Stoß, 
Iiztzſarien. Geſtoß, Geſtobel. Das Gmnbwort 

oßen. . 

Süchtig, fätte, 9 Go, ‚fon fiebi 

en Rda.: „der f. Teufel, bi Die- Krdat 
: Sudeln (B. wt.), fangen, bſ. den Heinen Kindern 





jagt. E 
Suder, Sybber |. Sutter. 
Subern, furs (Mingen), Tangjam aufgäßren; gehört 


reinlich, zu. ſuttern. 
wg ET Fl der Hut, den Schiffer und Steuer 


Teute Ba Regenwetter a8 meift aus Süden ober Weiten 
tommt) tragen. 
Süffig (rhein. unterrhein.), iſt der Wein 

[7 Be a an uhuen Geſchmack hat und a fo gut 
jaufen 
. Sül— (oe) Jon font Geſitt. 
Sulch m. 1) (Wehen, Wieshaben), Moraft; 2) übele 
Sup, Be ae Baier. Sul) Salzbrübe, —* aulh, 
t. salsugo, f. 


oben Sulen, fühlen n eAlgerfprade) in Pfügen d. Sulch) 


- Sullen, fürlen, Dialektformen von fudeln. 
Sulper, Splper m. (rhein.), joa. Suld. | 
Sülz £., 1) das gehadte und eingefalzene Eingeweibe 
des Rinbolehes; ubele Tage, ah. sulza,“ wo salze Salze 
brüße |. ° Sutd.' Daher fig. fülzen ni erfen beim 
Singen (Gaub), an andern Orten Bine, niederfalzen. 
Sven H Se terrhein.) Aberklı ird mel 
uperklu in. um r Ing, wir 
fpottweije gebra: n 














401 


nn. 


Suppefräuthen n. (weft.), Küchenkraͤuter, Sellerie ıc. 

Surke, Surte (Hadenburg), Holzapfel, bei Sch. 
Sure, Sürte, „Lo ufjer Suurte, dat was gond« &-i. 
da unfere Surke. das was guts). Firmenich 2, 87. 

Suß (St. Goarshaufen), altes Pferd; für Hup? 

Sustid, fuoslic (olt.), fold, mb. suslich, solich. 

Sujfelich (8. rhein., unterrhein.), wibrig füß, wie er⸗ 
frome Kartoffeln fhmedenb; Baier. füteßeln, fulfeln, 
fufeln ſüßlich jihmeden (Sm. 3, 288). 

Sutter m. 1) (8. wt.), die in ber Tabatspfeife fich 
abſehende Feuchtigkeit; 2) Suber, Süder, Soder, So— 
der m. n f. (weſt. wi.), Drieſchiand, das feiner Unfrucht⸗ 
Barfeit wegen nicht Bebaut und von dem nur etwas Gras 
gewonnen wird, vielfach) Name von Gemarkungstheilen ; 
ahd. söt, mhd. sutte, änhd. Sut, Sutt Pfüße, Kothlache 

Suttern (Königftein), 1) fidern; 2) kraͤnkeln; Sur 
terbippe, futterig. - 

Syred Colt.), feiner Baumtollenftoff aus — 
mhd. sirec, Tat. sorkcanı. „Von Syred geftipt.“ Lehr. 


. T. 

Gegen der unſichern Ausſprache iſt auch D. nachzufehen.) 

Tagſpieß m. (Schwalbach), ſva. ſonſt Spießmann, 
Gemeindediener. 

Taig ſ. Teig. 

Talent ſ. Pfund. 

Talk m. ) das Unausgebackene im Brot ober Kuchen, 
Baier. der Dalten (Sm. 1, 368). Vgl. mb. talgen ben 
Teig kneten. 

Talken (8), prügeln, zu Talk gehörig. 

Tallje, Tallj (8.), franz. taille, wird dem — 

elegt, das ſchoͤn und vollkommen ausgewoͤlbt iſt: Der 

dat u ſchoͤne Tallje. 
Tangern, Summeß Zeug ſchwaͤten; vgl. ah. tan- 
mbb. tantern ire fein, irr reden elirare). 

a Fre n. (Marienberg), Tannenei, Tannenzapfen. 

Tannenfäpchen n. (Marienberg), Eihhörnchen. 

Tapet in ber (rhein.) Rda.: „auf bad T. bringen“ 
d. i. porbringen. „Der hot des Zeig erſcht uffd Dabeet 
gebroocht.“ Lennig 7 Auch Leffing fagt: „Eine Aufgabe, 
welche zu gegegwärtiger Zeit auf dem Tapete ift, iſt nicht 
immer. eine zeitige Aufgabe.” Es in mfp. ſva. die apeie 

Keprein: Wörterbug. 


402 





(lat. tapete, tapetum) Bierbede; dann Tiſchdece im Sißungs ⸗ 
—e— Rathſchlagenden, woher die Rba. Fa 

Tappcheu (8. rhein.), uugeſchickt und ſchwerfaͤllig auf⸗ 
treten, abgeleitet von tappen, Tappe, mhb. tappe 3 
davon bie Tappch Fußſpur; tappchig, —— 

Tappe m., 1) eine Art Überihube, Sode; 2) (8. 
‚thein.), Theil, Antheil, in biefer Wh. nad) Sm. 1, 450 das 
franz. tape, das zunäcft Stapelplah, Regftatt bebeutet, aber 
in Eharpı ion 1708 für Theil, Portion Lebensmittel 
gebraucht wird. 

Tappeln, täppeln (S. rhein.), unruhig auf» und 
niebergehen, Baier. tappeln, täppeln (Sm. 1, 450), bei 
Goͤthe GHochzeitlied) bappeln, von Tappe abgeleitet. 

Tapper, eig. tapfer 1) (8.,, gut, fleißig, jchuel, 

urtig; 2) (rhein.), etwas Berangewadifen ; ſchon aͤnhd. taps 
ern, tapfer werden heranreifen. 

Täppern (Herborn), tanzen, bj. dabei aufftogen, eine 
Nebenform von täppeln, 

Tappert (vlk), ein langes Oberkleid, wahrſcheinlich 
ein rund geſchnittener langer Überwurf, von dem hinten ein 
langer Streifen auf die Grbe fiel. Bereits 1281 wurben ſie 
auf ber Kölner Synode ben Mönchen verboten, 1311 in 
der erfammlung von Cambray den Pfarren Beim Ausgehen 
erlaubt, feit 1370 in Deutſchland gewöhnlich (Lehr. $. 110. 
175), ınhb. tapfert, tapphart, topfert, mittellat. tabardum, 
tabaldas, ſpan · tabardo, ital. tabarro, franz. tabart, tabar, 
engl. tabart J 

Tappes m, ungeieütter Menſch, bald im Sinne ber 
Plumpheit, Bald der Dummheit; tappefig. Stieler hat 
in gleiher Bb. Tapper, Tappert, Tapp ins Muß. 
Der Tappes, Tapps, Baier. Dideltapp (Im. 1,450), 
mbb. dieletäpe, nd. Taps tft faſt durch ganz Deutichland 
bekannt. Das Adj. täppifch, mhb. tapisch fommt bei 
Osthe öfters vor. 

appſchen (thein.), ſva. tappchen, aber minder 
gebraͤuchlich. 

Tarjhe, Tartſche (vlt.), ein langer halbrunder Schild 
Lehr. $, 35. 175. (hier m.), änhd. tarcze, torze, tar» 
fe; mhb. bie tarze, ag. targe, engl. target, altn. ital. 
targa, mittellat. targa, targin. Nah Grimm (Gram. 3, 
4 derbient au mhD. zarge, ahd. zarga (f. Barge) Gr 
wägung. . 

Täfch f. (thein.), 1) eine Art Sad; 2) großes, weites 
Maul; 3) ſchwatzhafte Perſon; das ſcho. Taſche In der 


_403 


3. ®b. möchte W. lieber eine Übertragung von taſchen 
tlatſchend fehlagen fehen, wie in Klatſch, Klatſch. Man 
vgl. noch das ſchleſ. Tefe, das Schachtel und Weibsperſon 
Bezeiäjnet; dgl. oben Schacht el. J 
‚aften, eig. befühlen, bei Schiffern fon. vorfälagen 

(. d.). „Gr tafte (taftete) um Hülff.* Lehr. $. 3. ð. i. 
horchte, ſah fih um. 

Tanbenbiftel, Thaubiftel Heißt vielfach die Gan⸗ 
febiftel (sonchus olerac. u. asper). . 

Taubenſtößer m. Crhein.), Habicht (astur palum- 
jus). - 
Taubenweizen m., Manerpfeffet (sedum acre), 
Taufend Stüder (8), der Tanfend, ei ber 
Zanfend, Koß taufend (rhein.), dienen ald Formen der 
BVerwunberung. 

Zaufend Thaler (8). Warft du nicht in der Stube? 
ei, für, taufend Thaler nicht, d. i. durchaus nicht, nein! 
ewahre ö j s 


e⸗du f. oben ©. 23, No. 174. 

Teich m. (Braubadj), jeder Wiefengraben; ahd. dich 
iſt eine tiefe Stelle im Fluß, mihd. tich, Teich, Wafferleitung, 

tom, Sumpf, altf. die See. 

Teig, taig, teigig (8. unterrhein.), wirb bj. vom 
Obſt gejagt fva. morf?; von Campe als landſchaftlich 
angeführt, Bader. taig, taigig, taiget (Sm. 1, 437), 
hämneig teigg, teiggig (St. 1, 275); goth der daig, 
altn. deig, ab. teig Teig; mid. teio (Genit. teiges) Ei 
Subft. und Adj. 

Tempeleifen n., (8.), Spanne oder Sperrruthe ber 
Leinweber, franz. temple. 

Tenne lautet in einigen Begenben ber Tenn, in 
ben meiften das Tenn, nirgends die Tenne, baler. ber 
ZTenn, Tennen, lauf. bad Tenne, ahd. das tenni, ınhb. 
das und ber tenne. Tenngebü nf &rn. 

Term m. (olt.), Grenze, }. Termen. Termenei. 
„Als weit, ald ber term des hofs iſt.“ Gw. 1, 602. Die 
Zerminey kommt öfters in Lehr. vor. 

Terinen Crhein. main.), beſtimmen, zubenfen, mhd. 
törmen, tirmen, törmenen, törminieren, au$ lat. terminare, 

. terminer, eig. begrenzen. „Gell, id) hobs eich ge« 

ermt? Batterih (het 8 Iat, 
ermenei f. )), Gemarkung, Begrenzung, 
terminus Brenze, |. termen. “ 

Termeniern cıhein.), Betten, zunaͤchſt in den Grenzen 
eines beftimmten Bezirks, weil mit obrigteitlicher Bewilligug 


404 


für einen befttmmten Zweck. „Wie meer im Land hun nor 
e Orjel termeneert.* Leunig 9, f. termen. 

Termenunge, Termunge (vlt.), va. Termenei, 
mbb. termunge. ® 

Teſche f. foa. Narr. 

Thädel m. (unterrhein.), blauer Wegwart (cichorium 
intybus). Die erften zarten Blaͤttchen im. Frühjahr geben 
den am Rhein. fr beliebten Thaͤdel ſalat, ben bie armen 
Kinder zum Verkauf umher tragen. 

Thal ift- bier und da in ben 4. Diez und Limburg 
und in ber Lehr. öfter8 nody m., wie mhd. ©. öfen. 

Thaudiſtel f. Taubendiſtel. 

Theerkleid, Dörrfleid, holl. teerkleid Theertuch, 
ein mit Theer überſtrichenes Tuch, das über die Waren 
gebreitet wird, um fie vor dem Regen zu fehüßen. 

RN ift faft Durdygängig n., ahd. mhd. m. n. 

Theil (8.), fva. Dalles, 5 

Apeiten (urtheilen) auf den Eid, eine richterliche 
Entfebeidung geben, kommt in alten Urkunden vor. 

cher f. Chein), Tiſch, an dem der Kaufmann ver- 
a ai 8 1 

er, Theter n. G. rhein.), 1) das den Hühnern 
nachſtellende Thier, alſo Ei Kun, Wiefel; 2) das 
Weibchen einiger größern. zahmen Thiere, 3. B. Rind, Kuh 
(vgl. das Thier— Hirfchfuh bei den Jaͤgern; 3) der f. g 
Unnlauf ober Fingerwurm, oft auch bö8 Thier genannt; 
4) eine Krankheit am Schweife des Rindviehes, Bj. des 
jungen; 5) ein groß Thier ein vornehmer Herr. 
 Thräne f. (rhein.), Tropfen, bj. Wein: ic) bab noch 
feine Thräne W. getrunken, es ift nur noch ein Thränden 
im Glas. Schweiz. heißt esſe Thrännle Wein, mittelnd!. 
traen vom Weintropfen. 

Thun in verſchledenen Rda.: bie Nothburft verrichten; 
toften, gelten; ſich ftellen, gebärben; fympathetijche Weittel 
aebrandıen. 

iegels kuch en (weft.), fva. Dippefuchen. „On bie 
Kartoffeln, Kraͤnk RAN dat vi uh Diggels— 
ko ochen.“ Firmenich 2, 88." 

Tilg, Tilget, häufiger Betilg, Betilget m. (8), 
Schaden, Nachıtheil, Drangfal, Verbruß. Uhd. ber tolg, 
agf altfrief. dolg ift Verlegung, Wunde. Da biefes Wort 
aber mhb nicht mehr vorfonmt, fo liegt es wol zu weit ab. 
Entweder ift an tilgen ober eher an Entſtellung des gleichbd. 
— ullje ſ. d.) zu denken; doch vgl. auch hol. bedillen 

ein. 


405 


Tiſchkaſten m., Tiſchlade, Schublade. 

Tiſchrücken n. crhein), Rachhochzeit, kleines Feſt 8 
Tage nach der Hochzeit. S. „Bräuche“ in der 2. Abthi. 

Titterihöblume f. (Selters, Mohn. 

Tod, Dud in der (S. rhein.) Rda.: der ift gut zum 
T. ſchicken d. t. er ift fehr langſam, nimmt ſich Zeit. 

Tödten (thein.), den Segen über einen leidenden Theil 
des Körpers, Bj. Brandſchaden Thier ıf. d.) fprechen und 
fo den Schmerz, dad weitere Umfihgreifen töbten. 

Todtenbein (Montabaur), Badwerk; Todtenvol 
(—vul, — vogel) das Kaͤuzchen, auch eine kränkliche Perſon. 

Toffel, Töffel, Töftel Heißt "bier und da weft. 

Toffel aud) in der rhein. Kinderfpr.) Die Kartoffel, 1664 
1. Tartufflen, fpäter Tartuflen, Tartüfflen und 

Zartuffuli, ital. tartufoli. ö - 

Töfen (rhein. weft.,, blind ober im Dunfeln nad 
Etwas fühlen. Vgl. mhb. tokzen fih Hin und Her be 
wegen. 5 
zolges f. Dalles. “ 
Toll (8), 1) luſtig und Herrlich: tolle Hochzeit, tolle 
Predigt; 2) böfe, ungehalten; 3) verwirrt; 4) bunt, 3. B. 
der Kattun it mir zu toll, ich mag ihn darum nicht. 

Tolle n. (unterrhein.), Verweis: „Er bekommt fein 
Tolle,“ das lat. tolle Hebs aufl- 

Tollebohne, Dialeftform (Nauheim) für Tuli« 
pane, Xulpe. 

Tollen m. beißen die Bapfen vorn am Rachen, um 
welche die Seile befeftigt werben; verborben aus Stollen? 

Tollerjan; Tollerjanes (b. t. toller Johann) m. 
(8. weft.), meift etwas ftärker ald Tollpatſch. „Es is 
em zu Ohrn gekumme, daht fi unner euch menſchliche 
Doltpatjäe wierer manche Dollerjanes befinne thäre.* 
Firmeni 2, 89. . 

Tollgerfte (Braubah), Tollkraut Taumelloih 
(lolium temulentum). -. 

Tolpcheu (S), tölgelartig gehen; tolpchig. 

Zölpel, in der (8) Rda.: „einen über den Tölpel 
werfen“ d. i. ihn öffentlich wie einen Toͤlpel behandeln. 

Tommeln j. tummeln. 

Tompchen (8.), „Fumpen, woraus es verborben iſt. 

Tonken (3), derb mit der Fauſt ſtoßen und rg 
der Tont. Ofterreichifch it tunfen mit dem Kopfe niden, 
wenn man ſchlaͤft. . 


IR. 


Dopchen (Wehen, fva. to ken; vgl. bad folgende Wort, 

Xöpert m. (rhein.), langfamer, unbehilfliher Menſch; 
topig. W. hat tapern langſam und unbehilflih fein; Tas 
perartſch, Tapermidel, Bapergeiite, taprig; ſchweiz. 
tapen, dopen, Taper x. (St. 1, 265). 

Toppchen (S rhein.), Tangjam, hart und plump aufe 

treten, noch plumper alö bei tappchen. 

oım (vlt.), „Bereit mit Hobern, mit Tormen.“ Lehr. 
$&61. Hober, franz. haubert Panzer; Torm, torm, 
turme, turmentum, torneamentum Turnier. 

Tormente PL. urhein. weft), Schaden, Quäͤlerei, Tat. 
tormentum. 

Tornsiren d. 1. turnieren (8.), lärmen, herum 
tennen, auch Baier. (Sm. 1, 457), aus ber Ritterzeit er 
halten, wie: aus dem Sattel heben u. a. Rda. 

Tornus, Turnus, Turnes (vlt.), eine Münze von 
Tours, drei Heller, deren zwölf einen Schilling ausmachen, 
wird oft in Gw. unb in Lehr. erwähnt, inhd. tornois, tor- 
nos d. i. grossus turonensis. - 

Tordiſſen (olt.), Fackel, mhd. tortsche, tortitze, torze, 
anhd. tortijs, tortyß, torteyß, eig. gebrehete Kerze 
(von lat. torquere), mittellat. torchia, torticium. „Sie (bie 
abziehenben — liefjen ihre Toroiſſen brennen durch die 
re man meynen folte, fie wären noch alle ba.” 

201 


Torre, Kuchenart in Königähofen, vieleicht vom lat. 
torrere röften ober dem wurgelverwanbten deutſchen dorren, 
ahd. dorren, mb. dorren, altj. ihorron. 

Tort Ehein.), Durt (Dillenburg), Leid, Marter, 
Dual, bt Jortum., ), Sand Sinet ve 

õtſch f. (thein.), Hand, Bj. Link(Ototſch, 
Inte Hand, auch ein linkiſcher Menſch; es it Tape in 
verächtlihem Sinne für Hand. . 

Totteln G. rhein.), flotten; Totteler, Tottel, 
eh a ee: —8 

uttern bb. [hwäßen (Sm. 1, gel totteln hierzu 

Tra, Dialeftform für Trage 

Zrabant m. (rhein.), Kind, von feinen Gltern ober 
in Bezug auf fie jo genannt, wie die Trabanten (Reben 
planeten) bei dem Hauptplaneten. 

Trabel, Traberich £ (S. weſt.), Trage, bie aus 
zwei Stangen befteht, die mit Querhoͤlzern verbunden find, 
verborben aus Traͤgbahte, mhb. trageber, holl. draag- 
baar, draagbarie, ſ. Traufel. \ 


ahpeti 


407 





Zrattieren (ehein.), mißhandeln, lat. tractare bes 


md Wotatſchen (chein. unterrhein.), laut und anhaltend 
plaudern, ſchwaͤßzen; Tralatſch, Traratſch Schwägerin. 
Sm. 3, 171 Hat raͤtſchen in derjelben Bo. 

Tralije m. (8. thein.), Gitter vor dem Fenſter, franz. 
treillis, engl. trellis, holl. tralie. 

Tram, Träm m. (S. rhein.), 1) Lagerbalfen für 
Bea; 2 Balfen, der quer auf bem Aräger liegt, mhd. 
träm, trame, aͤnhd. Trawm, baier. Tram, Traum. 
Daher trämen, mbb. trämen mit Balfen belegen. 

Trampch en (Ufingen), d. i. träumen, ahnen, unperf. 

Zrampeln S. rhein.), plump auftreten, langſam 

gehen, mhb. trampeln, engl. irample von trampen, aitn. 
Fed engl tramp, franz. tramper, vom goth. Karten 
zampel, Trampe thier, Getrampel, 


Fe nbein (8. mt), mit gůgelchen ſpielen (ahd. tren- 
Kreifel, mhd. trendel Kugel, trendeln wirbeln, 
abe. —XE ei Bugeln | fpielen, agl, trendel Rei, engl. 
trendel, trendle Walze, — gewoͤhnlich fi mit 
umnöthigen Kleinigkeiten abgeben und dadurch nicht vorwärts 
kommen (Im. 1, 492, 493), auch ſchd. (Goͤihe), Der 
Tränbler, bie Trandel, trändelig, @eträndel. „Oo 
is er fo dibblig un ſo breublich bebei.” Liebe mit Hinders 
aiflen, Darmftabt 1859. ©. 27. 

Tranſcheln, (chein.), tränfen (8), tranſtern, 
träftern (Ufingen), find verwandte Wörter mit der Grunde 
Bebeutung: „langjam fein“ bf. im Reden, die Worte ziehen, 
mit unnöthigen Abjägen und Zögerungen fprechen, gleichjam 
tropfenweiſe (ſ. Thräne) fallen lafien. Daher der Trans 
fer, Trafterer, dad Trainfchelde die Worte ziehende 
enfältige Perſon; tranferig, trafterig foreben. Trans 

&eln und tranftern wird bf. gebraucht, wenn Perjonen 
einem halbwachen Zuftande, Halbtraume mit einer ges 
wiffen ängflichen Beflommenheit undeutlich reden, bie Worte 
dabei ziehen, im Vokab. von 1482 tranfen, ächzen, ſeufzen. 
Tranjheler, tranfhelig. Vgl. Hierzu ſchweiz. traͤn⸗ 
ſchen trändeln; baier, trenzen tropfenweile fallen, ober 
fallen Lafien, 3. B. Kinder t. beim Effen ober Trinken, wenn 
ie etwas fallen lafjen, oder wenn ihnen ber Geifer vom 
Mund tröpfelt; Thränentropfen-ben Mugen entfallen laſſen; 
die Zeit vertrangen d. i. verträndeln, ie) nicht in 
a Bufammenhang reben, wie oben. ho, (Klara 
Häplerin) ift trensel ein Schimpfwort. 


408 


Trapieren (rhein.), extappen, quellen 'abtrapieren 
und antrapieren, das franz.. attrapeı 

Trappe d. i. Treppe heißt Sqwalbach der ſchd. 
Aufſgugg in einem Kleide. 

aſchaken, treſchaken, traſcheken (G) ab 
an, mißhandeln, eig. Trefſchak, Triſchak (i larien 
fpiel) fpielen. 

Tratſchen, trätſchen (8; rhein.), 1) ſchallend aufs 
—7— ven, klatſchen, wie auf harten Boden fallender Regen; 

2) (fig.) viel und austragend fehwägen, „welnerbreite, auch 
FEN (Wieland, Göthe) Der Tra(ä)tider, bie 
ZTralä)tid, Trawatid, Betra(ä)tih, tras)tichig, 
tralatiäerig, bi traͤtſchnaß. 

TS (Weilburg), trageln (Ufingen), foa. göt- 
tern 
Träßchen n., Kopfbededung der Frauen. 

Traube if "(toie ahd. tro mbd. trübe) meiſt m. 

Traubel, Dialeftform von Traube, ohne den Reben- 
Begeif ber Verkleinerung, mhd. das triubel kleine Kraube, 

raubendrüder m., flarker Nebel mit Retf, ber 
die Trauben drüdt. 

Traubenſchneider iſt Kein Böfewict, „hat er bri 
ober fiere in fine hant gefniden und bie geßen“; wol aber 
iſt er e8, wenn er „in Feinen Buſen, in fine erme, in finen 
100B, sn in fine fogeln (ſ. d.) druben gefniben.” Br. 672, 


Srauerattt heißt in Bornich dad Flenneſſen 
ſ. d. und Olog. 
Traufel £_1) Maurerkelle; 2) Tragbahre zu Mit 
u dgl. |. Trabel. 
Träumen (unperf.), ahnen: das hat mir läng ge 
umt. 


Trau chelig (8), buſchig, von Büſchen und — 
zen gl. hol. tros Büfchel und Troß, ah. throso 


—— 1) it Dänen mb Shen in Be 
weguug fein, um fi) mögliı tell fortzubewegen; 2) geben, 
ſich paden, Baier. traballen fid) abmthen (Sm. 9), 
Kamel, trawallen, travallen fleißig arbeiten (8 1, 

300), franz. travailler; der Travalljer, travalijiſch, 
travallerig. 

Trawatic (Wiesbaden), ſva. Tralatſch. 

Tref, See m. (S.), fiarker Hieb ober Shtog, Baier. 
der Triff (Sm. 1, 479), inhd. der und das träf, 


409 


Treffen ſich an etwas (rhein.), d. i. es recht gut 

ſchmecken laſſen, ſich recht fatt eſſen ober FA) 9 
Treiben gehen ırhein.), verloren, zu Grunde gehen, 

„Eich hatt dran (an der Arznei) treiwe fenne giehn.“ 


kennig 50, 
temel, Tremmel, XTrimmel m. — 
Stangenſtück, das als Hebel dienen kann, Snüttel, Prügel, 
ſchwaͤb. Tremel Balte; 2) berbe, maffive, fette Berlon. fo 
auch in Preußen; feifer, unbeholfener Menſch (Gaub), wie 
man au Bengel, Klotz fagt; tremmeln (Ufingen), 
den Tremel gebrauchen ‚mit Quft abprügeln. Ahd. dremil, 
trömil, mhd. drömel ift Balke, Riegel; vgl. Tram un 
Irumm. 

Temp, Trumpel f. (8.), "Maultrommel. 

Trennel (Montabaur, Selters), Strudel. Vielleicht 
darf ahd: trennila (f. trändeln) verglichen werben. 

Treppling, Zreppleng m. (8.), bie einzelnen 
Stufen, Tritte einer Stiege, Treppe. 

Treſchaken f. teafhaten 

Tretbütte, worin die Trauben getreten werben. 

Teen, troi (8. weſt.), troden; treuen, trojen 
trodnen; getreugt getrodnet; fe drif, trüf, lauf. und 
fhlef. treuge, md. drög, drögen, änhd. treng, treu⸗ 

en, brege, droge, dröd (Biefensad, Gloss.), holl. 

, droogen, in mittelb. Denfmälern des 12. Sb. träge, 
agf. drig, drigg, dryg, drygjan, drugjan, engl. dry, drie. 

Treub d. 1. trüb gehen (Ufingen), in ſchmutzigen 
Kleidern geben. - ö 

Trenbrot n. (8.), 1) ein Menſch, der ernft ift; 2)ber 
troden, d. i. ohne zu lachen, artige Scherze vorbringt, auch 
(8) Trodemuß, Trodebrot. 

Trewel, Tremwel (gerbom), Stachelbeere, wol 
verdorben aus Träublein, Traͤubel. 

Tribelieren, tribulteren (8. vhein.), Beumrubi en, 
quälen; Baier. neden, zum Beſten 5 en, Iat. tribı 
drüden, preſſen. 

Tribjen Ir, (Heib eim), treiben gehen. Bl. 
ſchleſ. der Triebs te, Stoß; auf den Triebs geben d.i. 
den legten Stoß gı 

Trief, Feen Tewange, jũudiſchdeutſch 

Triefterig |; Tröf fterig. 

Trine, Trinchen (8), 1) Katharina; —E 
Tretuch e und Trinch e langſame und dumme Weibsperjon: 

Tripp (mt.), fon. ſchd. Trieb, Trift. 


410 


Trippeln (8. wt.), 2 mit kurzen Fleinen Schritten 
eilfertig gehen, auch ſchi fi öthe 41, 55: „Da trippelt 
ein bie kleine Scart); 2) Dialeftform für tröpfeln, von 
mhd. das tröpfel Zröpflein. Trippeler, trippelig, &e- 
trippel, Trippelregen, trippelnaß. 

Trippfen, troppfen Crhein.), joa. tröpfeln, mhd. 
tropfezen, ahd. tropfazian. 

Trippatriil 1 (thein. weft.), erbihteter Ortsname, 
auch Baier. Sm. 1, 499; am Rhein oft mit dem Zuſatz: 
„Wo die Bänfe Haarbeutel tragen und die Enten Peruͤcken“; 
2: (St. Goarshauſen, weft.), gleichgiltiger, langſamer Menſch; 
3) gerne weinende Perjon; A) (unterrhein.), Kinberfpiels 
zeug, dad aus einer runden Fläche (auch einem Knopf von 
Bein) mit einem in bet Mitte durchgeſtedten Stäbchen be 
keit und durd das Schnellen der Finger in eine branfende 

jewegung gefept wirb, in biefer Bd. auch Trilles und 
Trölles f rill. 
Tripfhen, trüpfchen (8.), 1) geihäftig aufs unb 
nieberlaufen; 2) auskundſchaften und ausjchwäßen. Trips 
fer, Tripfch, Getripfh, tripfähig. &8 if vielieicht 
tippiaen, von trappen. 
tiffeme (Söftein), |. Dwiffen. 

Trodemus, Trockebrot fon. Treubrot f. d. 

Trohfadel f. Drudfadel. 

Troll m., 1) (8.), fieg. Trollch, ſchlechter h 
aufgefodhter Sa; 2) (rhein.) Rda.: etwas übern Troll 
d. eilfertig und darum oberflaͤchlich, ſ. trollen. 

rollen (8. mt. ſchd.), 1) mit kurzen eiligen Schritten 
gi; 2) unficher gehen; 3) fich fortpaden; 4) einen Körper 
urch Umdrehen fortbewegen. 

Tıollern, tröllern (8), 1) dide, grobe Fäden 
fpimmen; 2) (Ufingen), fid) unwohl, unheimlich fühlen, bſ. 
im Unterleib; 3+ Angftlich fein, trollerig. „Als ich bie 
Geſtalt ſah, wurd mirs ganz trollerig.“ In allen Vd. 
iſt das Wort abgeleitet oon trollen drehen. 

Trolles m. (thein.), ein dicker, fetter Menſch, baier. 
der Troll grober, flarfer Kerl, (Bm. 3, 489); mhb. ber 
trolle, altn. tröll gefpenftijches Ungethüm; vgl. Prolles. 

Trölles, Trilles m, (8.) joa. Trippstrill 4. 

Tromm, Trumm crhein. unterrhein.), Trommel, anhd. 
Trumm, bei Stieler Trommel und Trummel. 

Trommelftod m,, die metallene Spipe bed Maſtes, 
woran Flagge und Wimpel befeftigt find. 

Trompel ſ. Trumpel, 


411 


Troppſen f. trippfen 

Troft in der (8.) Rda.: „nicht recht. bei Troft fein“ 
d. i narriſch fein oder ſich naͤrtiſch ſtellen; Troſt bb. zu 
*4. Verirauen auf gluͤcliches Borübergehem einer drohenden 

efahr. 

roſteln, troſtern ſ. droſſen. 

Tröfter und Troſteſſen (St. Goarshauſen), fon 
Slennes, ſ. d. . 

Rröferig, Tröftrig, Trieftrig m. n. (5. Wal, 
mb) foa. Slennefien, |. b. 

rottelnaß (Herborn), fva. trätihnaß, ſ. d. 

Trotteln (chein.), trutteln (Ufingen), 1) büpfenb 
gehen wie Eleine Kinder, daher Trottelhen Heined Mäb- 
en; 2) langſam arbeiten, mit ber Arbeit nicht vorankommen, 
tn beiven Bd. abgeleitet vom ſchd. trotten. Daher unter 
rhein. Trottelfhwanz ein langſamer Menſch. 

Xrub m, ber trübe, auf bem Boden des Faſſes bes 
findliche Wein, . 

ruber (vlt), ſcheinen bie |. g. Ruthen (Stiele) an 

Dreichflegeln zu heißen. „Wer im wald reiffftangen, trudern, 
Banaen, gärten und bergleichen abgeholet®, im Weinährer 
Weisthum von 1658. en. 1, 605. 

tie, Trumelicht (Braubach), d. i. Truglicht, 


Trumm f. Tromm. 

Zrumpel, Trompel, Trumpelchen (S.), kurze, 
dicke, oft auch eine liederliche Weibsperſon, zn trumpel, 
wahrhein ich Nebenform von der Berfleinerungsform Tr üms 

, uihd. el von Trumm. 

Trumpel in der (wt.) Rda.: „etwas für 3 Trumpeln 
geben“ d. i. fehr wohlfell verkaufen. , 

Trumpeln in ber (rhein. main. weft.) Rda.: „einem 
etwas trumpeln® d. i. nichts geben, hört man au) trumpen 
b. i. trumpfen, zunaͤchſt vom Kartenſpiel hergenommen. 

Trutſchel ſ. —8Xc 

Truffelen PE. (unterrhein.), die ſehnigen, uneßbaren 

je des Zleiſches; vielleicht das Baier. ber Drüßel 
(Sm. 1,415), mhd. der drüggel Schlund, Rüffel, Nafenbein, 

Trutteln |. trotteln. E . 

Truwelicht |. Trülli. 

Tubich, fehle. Tobi, Tabak. 

Tu if ar manden Orten m., fehon ahd. und mhd. 
vorherrſchend m. In Gaublift der Tuch von Flachs oder 
Hanf, das Tuch von Wolle. 


412 


Tüchtig, in einigen Rda.: es regnet tüchtig, Cftark); 
er läuft tüchtig (fchnell); er arbeitet tüchtig (gut und vielı; 
einen- tüchtig (Durch und durch) fehlagen. 

Zümmel m. fva. anderwärts Lowe (f. b.). 

Turnes f. Tornes 

Tutmem, tutmemſchos (rhein. weft.), einerlet, gleich» 
giltig, das franz. tout de m&me, tout de m&me chose. 

Zutfmwitt ırhein. weft.), fogleih, ungefäumt! das 
franz. tout de suite! 

Tuuerchnach, d.i. Twerchn acht, mhd. über dwerch 
naht fo daß bloß eine Nacht dazwiſchen liegt, innerhalb 24 
Stunden, kommt oft in alten Urkunden vor, 3.8. Böhmer 
cod dip!. 305 vom J. 1297: „ultra noetem, quod tuuerch- 
nach dicitur.“ (über eine Nacht, was tun. heißt). 

Tuwak (mt.), Tabak. 

Tzuſchen ſ. zuſchen. 


u. 


Ubelgeladen ſ. ſauer. 

ubels (weſt), einigermaßen: „Was übels ebbes is, 
das racht fein Tuwak“; |. eiwels, 

Üben, fich fi) empern, f. d. 

Über f. fagen. i 

Üsberbracht (vlt), übermäßige Lärm und @eichrel, 
Überfehreien, mbd. überbreht. Gw. 1, 550 u. 3. 

Übereds (S. rhein.), eig. über Eee, daun ſchief, von 
ber Seite; daraus falih. Übereks jehen d. i. fihlelen. 
„Daß a (er) net fo iwarids ohngezoge (gekfeibet) is. Molly, 
108 for’en iwarigſa Nohmel” Liebe mit Hinbernifien, Darm 
ſtadt 1859. ©. 6. 9. . 

Überennig (rhein, main. weft.), überflüfftg, übrig, mhd. 
überenzec, bei Geller überenzig. „Der hot imwerren 
fig mit fich zu ſchaffe.“ Datterich 6. „Im Iwwerrenzige 
18 es ellaand der Harr.“ Lennig 26. “ 

Überfahren (vlt), beeinträchtigen, Schaben zufügen. 
Gw. 1, 552 u. 8. 

Überfahrt |. ausfahren. 

_ Überfall (8. wt). Wenn ein Baum fo fteht, dab 
ein Theil des Obfted auf einen fremben Ader fällt, jo be 
kommt der Befiper des Iepter einen Theil bes Obſtes 
(Überfall), weil ja der Baum feinen Ader mehr ober minder 
ſchaͤdlich iſt. Über die Altern Rechtöbeftimmungen f. Gr. 550[- 
. Übergang (8.), Heißt ein Strichregen, der balt vor 
FM iſt; auch ber fänelle Wechſel vom Schneien zum hellen 

etter. - . 


& 


b: 





413 J 





Übergeben (8. wi), wird von hen Eltern gefagt, 
welche den größten Theil ihres Vermögens unter ihre Kinder. 
theilen und zu ihrem eignen Unterhalt fih nur etwas aus⸗ 
halten ı(f. b.). 

Üßergriffen (olt.), übergreifend. „Gr war a ein 
geiöwinb übergriffener Mann geweſen.“ Lehr. 8.212. In 

er 1. Ausg. ſteht vbergreifen, das Partic. Prt. mit 
altiver Bed. . 

Uberhofe, Überhoffef. (weſt.) Gamaſche, |. Hofe. 

Überhuien, überhoien (S. rhein. obd ), übereilen, 
ſchnell und obengin thun, auch übern Hui thun, |. Hui. 

Uberhüppeln (rhein:, überhüpfen, 3. B. beim Lefen 
ein Wort; eine Zeile; beim Haden der Kartoffeln einen Stod. 

Überfnappen, umfnappen (rhein.), mit einem 
Ktnack in der Gegend der Knöchel .ein wenig auf die Seite 
wanken, als wenn ber Fuß in dieſer Gegend mit Geraͤuſch 
entzwei brechen wollte, |. Enappen. 

Überfommen (vlt.), übereintommen über etwas. „Sie 
überfamen eines Landfrieden.“ Lehr. $. 234. 244. 

Überlag f. (Gaub), fva. Überlegung. 

Überlangs (S.), 1) nad) einiger Zeit; 2) übereds, 
3 B. anſehen: änhd. it überlangs —FR 

Übertonzies (8.), obenhin; ich hab bie Rechnung 
fo überlonzies burchgefehen, ſcheint aus überlangs ger 
bildet, 

Übern (unterrhein.), die Exbe, die bei den abhängigen 
Weinbergen heruntergefallen iſt, wieder an Ort und Stelle 
bringen, wol von Uber, Dialektform von Ufer, agſ. öfer, 
altfrieſ. Övira, Övere, mhb. uover, das von ben einzelnen 
Abjägen, Rainen, fonft auch von Hügeln auf Wieſen ge 
braucht wird. Der Dialekt ift gegen eine Ableitung aus 
dem inhd. Afen, ahd. Afön, änhd. aufen in bie Oöbe beten, 
bringen. ö 

ßerzeiten, mbb. uberriten, mit Heeresmacht übers 
ziehen uud beflegen, einigemal iu Lehr. 

Überfhnappen (8. wi), närriſch werben: er ift fiber« 
geſchnappt; bei Mufäus unperfönlih: „Mit dem es über 
geihnappt Haben fol.“ 

. Überft ſ. Oberft. 

Überftrümpfe heißen Hier und da die Gamafchen, |. 
Straffftrumpf. . 

Überftülpen, —ftölpen (8. fig.), tumultariſch be⸗ 
handeln; ſchneli und undermuthet über Jemanden herfallen 
und ihn zu Grunde richten. ‘ 


a4 - 


ÜSerweil (Hochſt), mittlerweile. „Üwermeil 4 
mer mein Kopp fo toth worn, wie eme Gickel.“ Firmenich 2, 77. 

Übermwindlings, Überwinblingsnaht (thein.), 
eine Naht, wo bie Enden zweier Stüde bi chen unb 
mit dem Faden umfchlungen, ummunbeu werben. 

Überwurf m. (Heringen bei Simburg), Borhemb, 
Chemiſetichen. 

Überzwerd, in der rhein. und unterrhein oft ge⸗ 
hörten Rda. „Es geht mir Alles überzwerch“ d. h. ſchief, 
nicht fo, wie ich es wuͤnſche. Vgl. en zwaärſch. ab. {ft 
überzwerdh der Länge entgegengefeßt |. Laͤng de. 

bes |. äwes. 

Übig (8. zhein.), über f. hinnig. 

Ubing f. (thein.), Unruhe, Um) ſchweiz. Ubung, 
Uobig, Tab. in abweichender Bd. Übung 

Ubdebartes hörte ich rhein. von einem Knaben, deſſen 
Bater aber fein Nheinländer war, einmal den Storch nennen. 
Es ift eine Entftellung des fehr alten, vorzüglid nd. Namens 
Abebar, ai: odeboro, odebero, otivaro, udebero, ode- 
bore, mhb. , änhd. Obebare, Obenare, Obber, 
Ödver, Ebebar, Edebeer, Edebere, Adeber, 
Dideber (Diefenbach Gloss. 117), mittelnd. 
adebar, mittelnieberl. odevare, holl. öyevär, nd. &ber, äber, 
stjebar. Bol. I. Grimm d. Myth. 1. A. ©. 638. 

Ufer n. Crhein.), Erdrand eines Feldes, einer Wiefe 
“er ir — is igſtens; dgl. 

ang eilburg), wen ; vgl. organge. 
ubr in der & rhein.) Rda.: „id merkte gleih, wie 
viel Uhr ed war“ b.i. wie es hier ausſah, was zu thun war. 

Uhren f. Ohren. 

Ui (Dilenburg), unfer, 3.8. ich holte ui zwa Rlane 
naue uih; wie Hane Schulmafter ſtaͤch bohiner; von 
utem liebe alte Schulmafter.“ 

Ulag und Ulmerlades m., feines Zulegemeffer, von 
Ulm fo grand wo fie verfertigt werben. 

Ulch, UlE m., 1) Lärm, Iärmende Verfammlung; 2) 
fehein), Spaß. Mðd. ulf tft ein geifterhaftes Weſen; uli- 

eit Krankheit und Muthwille, Ausgelafienheit; in lehterer 
Bd. könnte Ulch daraus verdorben fein. 

Ules, Ulles, Ulwes f. Oles. . 

Ules, Ulles f. (Selterd, Wallmerob), 1) Frauen 
yaube, der Geftalt eines Dippens nicht unähnlich; 2) va. 

es. 


Ullern Dillenburg), obere Stube, Speicher, [. Oles. 


415 





ullig h. ſaure Brühe, beſtehend aus Gffig ober 
Waſſer mit Zwiebeln (ſ. Jllig) und Beier. . 

Ulmerlades ſ. Ulag. 

Ulrichen, dem Ulrich rufen (8. rheln.), fich er⸗ 
brechen, wenn man fid mit geiftigen Getraͤnken übernommen 
bat, nad) dem. Ton bed Erbrechens gebilbet, weit verbreitet. 

Ulmes ſ. Oles. 

Ulfen (unterrhein.), arbeiten. 

Umbringen wird (S.rhein.), von Menfchen, Tieren 
und Sachen gebrauht im Sinne von verderben, zu Grunde 
richten, nicht gerade ums Leben bringen. ö 

Umgehen, 1) (8), von übergebenen (ſ. d.) Eltern, 
die bald bei Diefem, bald bei jenem Kinde efjen und wohnen; 

2) (8. rhein. wt.), ſpuken: es geht um in dem Haufe; vgl. 
graben id (et), 16 it @ris 
mgraben fid (olt.), mit Gräben umgeben. 
„Da hatten fie fih umgraben.“ Lichr. 201. "e 

Umkarchen (xhein.), 1) ben Wagen, ben Karren 
(Karch f. d.) umwerfen; 2) bankerott werben; 3) zu frühe 
zeitig _nieberfommen, gebären. . 

Umtnappen f. überfnappen. 

. Mmlaufm. (8. rhein.), Wurm, 558 Thlier (ſ. b.) 
am Finger, auch pfälz. 

Ummaden d. i. umgraben 3. ®. einen Garten (Gaub), 
in Heibeöheim erummachen. 

Umodfen, umrollen(rhein.), umöch ſen (S.), vom 
Rindvieh, das nicht traͤchtig geblieben if und daher wieder 
Xrieb zum Faſſelochſen hat. B 

Umfämmen (umfäumen), um ein Floß in ber Art 
fahren, daß das Seil des Schiffes unter dem Floße durchgeht. 

Umjälagen das Feld (Caub), ed von Neuem bes 
arbeiten. 

Umftände, in der (rhein. wt.) Rda: „In anbern Um⸗ 
ftänden fein“ d. h. ſchwanger fein. . 

Umwett f. e des Aders, f. Anwett. 

Una, unna-(weft.),. immer: dau haulft jo una d. i. 
du Heulft ja immer, ſcheint bloß aus immer verborben; 
oder follte bei irgend einer Gelegenheit bad lat. una (zus 
fammen) gebraucht und jo in die Volksſprache gebradt 
worden fein? 

Unäßig (hier und da weſt.), ungenießbar, mh. un- 
aczeo, |. äßig: 

Unbadem, Unbabm, Unbarm, Unboare m. 
@&. weft), 1) große Menge von Menjchen, Geld, Frucht et.; 





416 


2) Gewirr, Tumult, Spektakel, unrecht Bosheit (in dieſer 
Bed. rhein. PL. Unborte) Es ift das mhd. bei Herbort 
vorfommenbe unbate Unrecht, |. batten 
* Unbändig wird (rhein. lauf.) tr als Verſtaͤrkung 
vor andere Abj. gefept, wie unbarbarif 

Unbarbartjch |. barbarifc. 

Unborre f. Unbabem. 

Unbufde, Ubulde.n. (8.), eines, merenlchtes ¶ . 
Aulch) und vaduch dumm und einfältig geworbened 
Weibsbild. 

Unerfolgtes Urtheil ſ. Folge. 

Ungebietig, ungeböibig 8} unfolgfam, Brit, 
f- gebtetig; Ungebittchen ein ungebulbiges Ri 
nicht warten, fondern alles ji — haben wil 

ungerahtaiß d. i. Vergeſſenheit, kommt in einer 
ungebrudten Oberlahnfteiner Urkunde von 1638 vor. 

Ungedantfe (Runkel), ungebantjen (Montabaur), 
unbebacht, gedankenlos. Mhd. der ungedanc Abwejenheit 
des Geiftes, Unfinn; unfinniger, übler Gedanke. 

Ungefreundt volt.), Feine Freunde habend. „Ich bin 
ein ungefteuudter Mann.” Lehr. $. 12, mhb. gevriunt, un- 
gerriund, 

Ungehabt und ungeftabt, ane ap ane gehabt 
(mb. gehabede) d. i. ohne ſich an etwas zu halten und 
ohne fich auf einen Stab zu üben: fo geben zu können, 
lt in alten Weisthümern ald Zeichen Manneskraft, 

® ngeheit Taff 8. Ruhe I 
ngebheit laffen (8.), ungeplagt, in e laſſen 
% geheien. „Loß mid vntheite abe id vn —W 
9. Sachs. „Das ſy mit den pfaffen vngeheut jenen.“ 
©. Frant. „Der Neid laͤffet niemand ungeheut; lafjet 

mir den Mann ungeheyet.“ Gimpliciffimus. 

Ungelt, mbb. — Abgabe, ſteht oft in alten Weis⸗ 
thümern. Gw. Fl he eins & 

Ungemad.n e Sudt; 2) Fluchwort; vgl. 
Kränt, Sad, Unglüd. & ° 

Ungeneußig, lauf. ungeneußtih, 1 . geneußig. 

Ungeregnet (vlt.), ja war ein trudener beifjer 
Sommer, aljo, daß es PAAR "ol zwoͤlff Wochen uigeregnet 
war.“ Lehr, $. 140. 

Ungereu 18.), uneben, holperih; vieleicht ungeret, 
mhd. ungereit nicht bereit? 

Ungerüd, Ungeröd n. (S.), Mißlaune, Verbrich- 
lichkeit, von Menfcgen und Thieren geſagt, das Gegentheil 
vom Gerüd und Geſchick. J 


417 


ungeabt ungehabt. 
Ungleich (8.), uneinig: fie find ungleich 
Uuglädn. (8.), 1) falende Sucht, 2, Fluchwort; 
dgl. Rrent, Lad, Ungemad. 
as auaut, wi. Revensart: Rehmts nicht für ungut, nicht 
el auf 
Unk, Onk f.m. heißt auf dem Weſterwald jede Schlange 
518 auf die Blinbfeleidje (anguis fragilis); in ber Sahne 
— heißt Er fo die Ring —* (tropitonodos 
d. der une iſt auch wie lat. anguis jede 
ia e. 


Untentopf heißt eine eigenthümliche "Bildung bes 
ae — ſich derſelbe nicht regelmäßig (in Platten) 

Unmußf., G. unterchein , Unruhe, Mühe, Arbeit (mhd. 
ummunge), Segen enfheil von Muße. 

Unner, Unnern, Onnern, Untern (mt.), goth. 
undaurns, aus undaurnimats Frühftüe geſchloſſen, ahd. un- 
tarn, ‘untorn, undorn, mhd. untarn, ag. undern, aͤnhd. 
Und: ern bb. eg. au ifohengeit (ogl. unter der Zeit eſſen 
d. i. zwifchen den Hauptmahlzeiten), Zeit zwiſchen Auf: und 
Untergang, fteht bj. von ber Beit zwiſchen 11 —4 Uhr; 
bez. die Mittagsruhe von Menſchen und Thieren, bſ. im 
— unter ſchattigen Bäumen; den Ort. wo dad Vieh 
Herder dieſe Mittagsruhe Hält (daher auch Name von Ge 
marfungötheilen); den Dünger, der hier von der Herbe ge 
fammelt wird. Das Verbum unnern, onnern bat alle 
Bed. vom Subftantiv. 

Unner skirch £. (Dahlen U. Wallmerob), Nachmittags. 
gottestienft. 

Unner£leb (Idſtein), Unterband am Flegel, wodurch 
Schlagholz (Külpe) und Nuthe verbunden find. 

Unnerfohlag m (B.), bretlerne Wand, z.B. in einer 
Stube, auf dem Speicher. 
es Unnerfäols m. (8), Gerichtsdiener, Büttel; |. 

olles. 

Unnerftäiden,.. unneiftieden 8), unterftügen, 
ſ. Stäid, ) 

Ynetbane heißen hier und da am Rhein die Beine. 

Unnig (8. rhein.), unter, |. hinnig. „Wand re 
jene (regnen) deht aß unnig ber Haud.“ Firmenich 2, 83. 
„Untig Nifterberg.” Gw. 1, 638. 

A urhein., unterrhein., main ), angezogen, bot» 
laut; vgl. Inig. „Unnigig wolt ehr noch, glab 2 un 
Rehrein: Wörterbud. 


418 


geyer feyn 2" Lennig 55. „Wer haaßt bi) fo unnigig fey?* 
Etreff 3. „Wo ichs nicht mit fan machen gütig, fo will ich 
mid) denn unnüß machen.“ 9. Sad. 

Unrath, Uroth m. (Wehen), große Menge; aͤnhd. 
Verbruß, Übel, Nachteil, mhb. unrät. 

Unſcherig 1) (8.1, oſcherig (unterrhein.), ungeftüm, 
mürrif inte, verbrießli), |. ausfehierig; 2) (rhein.), 
übermäßig groß und did; ſchweiz. un ſchir, unſchi er unge 
ftüm, gl am feine Ordnung haltend. (St. 318). 
Unfdüpig (8. rhein.), verſchwenderiſch, auch Baier. 
(Sm. 3, 423); ſJ. ſchuͤßig. 

Unftete Lolt.), unftät, ſtürmiſch, mb. unsteete. „Sie 
brandten unftete und herricheten gar fehr.“ Lehr. $. 239. 

Unthätchen (S.), 1) eine bie Bollfommenbeit ſtoͤrende 
Stelle von fehlerhafter Beſchaffenheit an einem egenktanbe; 
obd. Unthäterlein, ſchon ahd, mhd. untät; 2) (rbein. 
main.), Klemigkeit. „Rab Undehtche i8 fort.“ Streff 57. 

Untbier n. (8.), 1) mürriſche, unfreundlihe Perſon; 
2) Tieberlihe Weiböperfon; 3) (zuweilen) fva. Bolleder. 

Unthue, unthuen (8. weft), 1) bösartig, Tafterhaft, 
3 B. ein unfhuener Bub; 2) Eränflih, Trank, hart krank, 
3. B. der Kranke & unthuen; 3) von Thieren, bie ſich nicht 
arten wollen, 3. B. ein unthuen Rind; 4) untangli, uns 
geräumig, 3... Stod, Stube. Schweiz. (St. 2,423) unthun 
nicht umgaͤnglich; ſchwaͤb. unthan, mhb. ungetän nicht 
wohl beſchaffen, haͤßlich wibrig. 

Unvergunnt (Montabaur), mißgünftig: 

\ Unverduts ($), unvermuthet, jo auch nieberrhein., 
bofl. onverhoed«; mhb. unverhuot ift unverhütet, durch 
Hüten nicht abgewandt. 

Unvertoren (8. unterrhein.), |. verforen. 

Unverzöwns (8), böfe, erzümt; mhd. verzürnen 
aufhören zu zürnen, 

Unwett-f. Anwett. 

Urbede, Orbede (vlt), mhd. urböte allgemeine 
Steuer, |. Bed. . 

Ureß f. oreß. . 

Urgem heißt ein Feines Wieſenthal bei Willmenrod; 
Urgemdhed eine baran ftoßende Anhöhe mit Bufchwerk. 
Das mhb. urgoume wörden feines Schutzes, feiner Hulb 
verluftig werben, ift noch nicht klar. Ahd. Die gouma, inhd. 
guume ift prüfende8 Aufmerfen, Auffiht, Sorge, Hütung, 
mbd. ergoumen bemerken. Vgl. Sm. 2, 47. 


419 





Urbolz n. tft Bei den Forftleuten das Oberhof, Gipfel 
und Afte. Möb. ift urholz unfruchtbares: Holz; inhd urs 
hol, ürbolz, orholz, utgeholz tft was heute Urholz, 

Obere obme den eigentlichen Stamm. . 1, 524. 
576. 590. 3, 489. 501. . 

Urlab heißt im Rheingau das Laub, weldes man 
beim Laußholen liegen Täßt, weil man es nicht mitnehmen 
Bann ober (ald zu ſchlecht) nicht will, |. Urholz 

Urles f. Olles. 

Urten, Irten, Erde, mit, kommt hier und da weſt. 

Wallmerod, Montabaur, Selters), vor in ber Bed. von 
eit zu Zeit, zuweilen, bier und, ba, 3. B. mit ürten hab 
ich Kopfweh; -der Weg ift mit Ürten ſchlecht. Mh. und 
&nhd. it die Orten, Ürten, Irten, Erten (Im. 1, 114 
St. 2,425), ſchwaͤb. Uerthe bie Rechnung bed Wirtes 
über ba8, was die Gaͤſte verzehrt haben, die Zeche; die 
Zechgeſellſchaft; bei S. Brant der Einfag im Spiel, Die 
obige Bd, laßt fi) daraus erklären, vgl. Allegebot. 

Urwel (Rebe U. Rennerob), Story, ſcheint eine Ente 
ftelung des nd. Adebar f. Udebartes. 

Urze, Orze BL. (8. weft.), Überbleibfel von Speifen, 
bei Menichen und Vieh; urzen das Beſſere auslefen, das 
Schlechtere liegen laſſen, wird nur vom Freſſen der Thiere 

eſagt; ſchleſ. urfchen unnüß verderben; die Urſche Schütte 

Strap mit auögefreffenen Halmen, die in der Raufe gelegen 
Bat; oberd. uraffen, urezen, urauffen, urfen, nd. 
orten, verorten, agſ. orettan, nad) W. auf ein goth. 
usiten, ahd. urezzan, urözan d. 1. auseſſen, beraudefien, 
waͤhleriſch efjen zu leiten. Vgl. or eß. 

us (weſt.) und, unfer; Anhd. iſt uns (für unſer) 
ſehr gebräuchlich. 

fpel j. Ofpel. . 

Utmötdig (S.), traurig, beweglich; ahd. ödmötig, 
Sdmuctig, mi. ötmüetig, Ötmütig, Ötmüdig, Srhmuoiig, 
holl. ootmoedig janftmüthig, demüthig von ahb. ddi, mhb. 
oode mit ber Grundbed. leicht, thunlich, dann Teer, oͤde. 

Uttel, eig. Ottilie; dann (Wiesbaden), einfältiges 
gediges Maͤdchen; vgl. Orſchel. - 

Uzen (8. wt.), fpotten, neden, zum Beften haben, in 
Mitteldeutſchland BIS nady Oberdeuiſchland weit verbreitet; 
Us, User, Ugerei, Uzvogel, Geuz, uzig. „Un bet 
den ah geußt; jept hot die Uhzeret all e End.“ Lennig 30, 
23. dos fu em Uzer a d’ Raf’ geriewe.“ Flrme⸗ 
nid) 2, 93. Vielleicht vom hebr. uz drängen, brüden, betruͤgen d 


420 


. 2. 


Bagteren (rhein. unterrhein.), mit ben Händen hin 
und ber fahren, 3. ®. beim lebhaften Sprechen, offenbar 
das lat. vagari. 

Bajulen, veifolen, violen, viulen (8. rhein.), 
abprügeln; ab. villän, fillen, mhb. villen ift ſhinden, gei- 
fein, lagen, agſ. filian fapen, verfolgen. Das blaue 
Veildyen, Lat. viola, heißt Bajul, Vajol, Biol; viel: 
leicht darf wegen der Länge des Vokals daran gedacht 
werden, alſo eig. blau fchlagen. J 

Vare Wette, Pfandvertrag, wol über fahrende Habe. 

Qui vadium facit coram sculteto, quod-vare wette 
dicitur, solret sculteto quartale- optimi vini et non plus“ 
(wer vor dem Schultheißen einen Pfandvertrag fchließet, 
der vare wette heißt, ſoll dem Schultheißen ein Duart bed 
beften Weines zahlen, und nicht mehr). Böhmer, cod. 
dipl. 305 vom J. 1297. 

Batern fid.(S. -rhein.), dem Vater nachſchlagen; 
dgl. muttern. Mhb. ift veteren ſich ald Vater zeigen. 

Ver — fteht zuweilen für er— und zer —, wie aud 
ſchwaͤb. (Sm, 1, 630)., 

VerallaceJmandieren (weft), verforgen, fertig 
Bringen, verantworten, ift wol abgeleitet von die Allmenbe 
Gemeindeweibe, Trift. 

Berambern ſich (S.), ſich verantworten, |. ambern. 

Veramchen (8.), jhwach und ohnmächtig fein, von 
Menſchen und Thieren gelagt, |. amden. 

Berannern fich (S. weft.), heirathen, Baier. Tanf. 
verändern (Sm. 1, 75) d. t. feinen ‚bisherigen Stand 
veränbern. „Er fei fung oder alt, derfih verandert habe.“ 
Gw. 1, 582 vom J. 1444. 

Veraulchen f. Aulch. 

Verbaͤbeln, verbibeln (8.), verzärteln, 3. B. ein 
Kind; im Elſaß verbihbaͤbeln; vgl. biberlich. 

Verbabelt (8. wi.), verwirtt, rathlos; Werbabe- 
lung Berlegenheit, Rathloſigkeit; vgl. hebr. babal Ber 
wirrung. 

Verbambeln (8. wt.), durch Traͤgheit, Gemaͤchlich⸗ 
keit und Langſamkeit um etwas iommen, verſaumen, ſ. 
bambeln. 

Verbaſelt (8), verbazelt (unterrhein), verwirrt, 
beſtürzt; bei Viehoff verbahft; hol. verbazen in Beſturzung 
Bringen, ſ. Baz. 


421 


Berbaffelt (S.), naͤtriſch, wol verpaffelt; |. Paſſel. 

Berbellen (rhein.), den Fuß, die Hand, fie dur 
einen faljcden- rajchen Tritt, durch einen prallenden — 
taub und unempfindlich machen, wodurch gewöhnlich eine 
—— Geſchwür folgt, auch baier. (Sm. 1, 167); 
vgl. Arſchbells. 

— Berbluten ſich (S.chein.), fich durch Geldausgaben 
allmählich, von allem Geld entblößen. 

Berbörftern (8.), wild, ſcheu und verwirrt machen, 
erſchrecken, |. bieſen. 

Verbomba(rydieren, verbumbedieren, fi ver 
einigen, vertragen, ſcheint irgendwie aus dem franz. bom- 

ler deraͤndert. J 

Verboterames, Boterames, Botraum (thein. 
wi.), wird beim Gluͤckerſpiel gebraucht, um das Wegraͤumen 
eines Hinderniſſes (eines Steinchen u. dgl.) vor dem Glücker 
zu verbieten, zig. aus verbieten, bieten (j. Allegebot), 
räumen (Bollöfpr. ramen, raumen) und es. \ 

Verbrennen, in der (3) Rda.: „Det Möter bot 
dei Fbis verbrannt” zu Sindern aus Scherz, wenn die 
Mutter in den Wochen liegt. \ 

Verbrogeln ırhein.), verbrudeln (S.), Durch zu 
langes Kochen verberben, [. broßeln; vgl. fh. verbrodeln 
als Brobel verfliegen. 

BVerbumfeien f. verfomfeien. 

Verbüpfen, verbipfen (S.), verzärteln, eig. vers 
pipfen ſ. pipfen. 

Verdaft (Naffan), verdarft (8.), verborben, -übel 
daran, Dialektform für vererbt. 

BVerdeffendieren (rhein.), verdiffendieren, ver» 
diffidieren (Wallmerod), verdebendieren (Königftein), 
vertheibigen, franz. defendre, lat. defendere. 

Verdeumen (Herborn), verſchwenden; Dialektform 
für verthun? 

Verditſchen (Wiesbaden), verdutſchen (Idſtein), 
Vogelneſter zerſtören, die brütenden Vögel von ihren Neſtern 
verſcheuchen; Bögelverbiticer ſchweres Schimpfwort; 
ſ. dotzen. J 

erdohren ſich (Caub), Min durch angenehme Uns 
terhaltung irgendwo aufhalten lafen. . | - 
Verdoktern (S. rhein.), auf die Kur, Arznei vers 
wenden, ſ. boftern. J 
Verdonnert (9.), verflucht, böſe. 


422 


Berborben, in der ımterrhein. Nda.: „Gr iſt v.“ 
d. i. er fieht krank aus, 

Berbopen, verdotſchen, 1) burh Dogen.(f. d.) 
einftoßen, Gier; 2) (Braubach), verbogt verkümmert. 

BVerbutfheln, verdütſcheln (8. rhein.), verheim 
lichen, heimlich verkaufen, ſ. dutſcheln. “ 

Berbugen, zuweilen verbogen (thein.), nicht recht 
machen, wird von ungeſchickten Handwerkern gebraucht. 

Verfallen (imnterrhein.), fterben. 

Derfergeln «8.), verloden, durch Schmeicheleien, 
Speife, Trank an ſich Inden, fo daß Das verfergelte Thier, 
—* verſergeune Meunſch ſelten mehr. nach Hauſe kommt; ſ. 
ergeln. 

Verfinzeln (thein.), das Holz, es in zu kleine Stüd- 
hen ſpalten, ſchweiz. (St. 1, 371), finzelig au zart, dunn, 
von Garn und Schrift gebraucht, |. Fin zqh en. 

Berflammt, verfludt (S. rhein.), böfe, auch Bloß 
ſehr, außerordentlich; beherzt, entſchloſſen; vgl. verdonnert. 

Berfolu)mfeien, verbumfeien (8.), lauf. vers 
fumfeien, durch Unbedachtſamkeit, Leichtfinn um etwas 
tommen; dadurch zu nichte machen, verderben; eig. bei Geis 
genfpiel und Tanz vertändeln ober verbringen, auch ſchd. 
verfumfeien (I. Paul). 

Verfreffen ımt.), freßbegierig. 

Berfroren (mt.), Teiht Geierend. 

Verfuhsfhmwänzen ı8.), durch Echmeicheleien (den 
Eunhsiämwanz flreihen), verleumben. 

Verfuſchen fi (8.), fih heimlich wegbegeben, weg. 
fehlen, f. fuſchen. 

Verfutchen (B.), durch Betaſten, Drüden x. ver 
derben, zunaͤchſt Federbieh, daß es die Flügel hängen läßt, 
dann aud Kinder, ſ. futhen. 
tet BVerfutteln (Herborn), fva. verbutfcheln, ſ. fau⸗ 
ein. 

Bergallopieren ſich Crhein.), durch Übereilen einen 
Fehler machen, 

BVergangen (Braubad), unlaͤngſt, vor kurzem, ellip⸗ 
tifche gm; dgl. verwichen. 

ergattenieren (unterrhein.), zwedimäßig vertheilen, 
38. Holz; vol. Batting. Dia 

Vergeden fie und da im Rheingau), vergedfen 
(8. weft.), 1) auf eine kindiſche, einfältige (gedenhafte) 
At un, durchbringen, }. gedig; 2) (Limburg), ſva. 

erbugen. 


423 


‚Bergelftert (8. rhein.), ſva. vergeiftert, von ahb. 
—& altn. gal⸗ inhd. galstern verzaubern, abt ahd. der 
gelstar, kalstar, agj. galdor, altn. galdr, mb. galster Ber 
auberung, von alt. agſ. gelan, ahd. galan? mhd. ga 
Aigen, da bie Bauberworte meift "gefungen wurden (ng 7 
— incantare). 
ergicht, KARER (8. weft. unterrhein.), wild, ſcheu, 
ac und böfe um ſich ſehend, eig. vergichtet, ſ. 
ich er. 

Vergierengen (8.), zwei Schwellen nicht durch Zapfen, 
fondern vermittelft zweier Ginfchnitte mit einander verbinden, 
ober verfreppen (j. d.). Vergierenger eine Schwelle 
der Art. Das Wort seht zu Behren. J 

Vergiften, —— tigen (vlt), vergeben, als Eigen⸗ 
thum a am „So fo it onfer herren bie mark nit ver- 
giftigen noch vereuſſern ober verfaufen.“ Gw.1, 575; mbb. 

loß vsl. Mitgift. 
ergnäg en.n. (8. rhein.), Genüge: „Ich Hab mein 
Bergnögen“ d. 1. ich bin fatt, habe genu; 

Berhambeln (8.), zum Bamberd. d.) maden. 

Berhänfen (Selters), etwas zum Beften geben beim 
Einzug in ein Haus, ober beim Eintritt in eine Geſellſchaft, 
f. hänfeln. 

Berhäubeln (rhein.), verwirren, bſ. im Partic. ver⸗ 
haͤubelt verwirrt, zerſtoͤrt weniger ſtark als vergiät, ſ. 
Haͤubel. 

Verhauen — veriänitten. „Die Stieffeln 
waren verhauen.“ 

Berhaufen u) ), mb. SE erhkfen, in Haufen anſam⸗ 
mein. „Er fol die Echöffen verhauffen.“ Lehr. $. 134, 

Verhauſen (wefl.), durchbringen, verthun. 

Berheften ſich Colt), fich verpflichten. „Und ver 
hafften fi die Maunen.“ Lehr. $ 20. 

Berheit (8. rhein.), 1) unangenehm, unleidlich; 2) böfe, 
falſch; 3) fhlimm, miplih; A) verjeffen auf etwas. Älter— 
nbd. „alfo zornii Fu verheit“ Roſenplut; „ber verheit 
halt.» 9. v. Bol. geheien. 

— "änhe, fehr gebräuchlich, findet ſich noch 
hier und da ftatt des gebräuchlicheren verheeren, 

Verhoppaſſen — rhein.), durch Verzögerung, Nach-⸗ 
laͤffigkeit ac. verfehlen, nicht bekommen, verlieren, vorl peigehen 
dafjen, |. Hoppaß. 

Verhotzein, verhußeln (8. rhein.), zufammens 
ſchrumpfen wie Hapeln df. d.) „Mer worte jhun de ganze 
DOwend uf bic, I Eſſe i8 ganz vahuzzelt.“ Streff MO. 


424 





Bergehen ſich (unterrhein.), im Gehen eiıten falſchen 
Weg einſchlagen, auf unerlaubtem Wege gehen, aͤnhd. mehr 
gebräuchlich ald gegenwärtig. 

Vergeiftert (S. rhein.), verftört ausfehend, in Angft 
und Schreden fid) befindend, ſ. geiftern. 

Verhullt (S.), jva. veraulcht, yon Menſchen und 
Thieren gejagt, bj. wenn es durch Überarbeiten geſchieht, 
wahrjcheinlich für verhudelt. 

Berhünen, verhönen (S.), 1) verfüttern, von Thieren, 
die fo verfnebelt (j. d.), find, daß fie beinahe nicht mehr 
freffen, gehen und ftehen Eönnen; 2) verderben, verichänven; 
mh. verhoenen verhöhnen, entehren, verderben. Noch Geiler 
fagt: „die natur ift durch fünden verhönet worden; fie 
verhönten und verberbten ſich am liecht.“ 

Verhünſchen, verbönjchen (S.), mit Verachtung 
verhößnen, ſchleſ. hien ſchen, Baier. (Sm. 2, 220). hien⸗ 
zen aushöhnen, zum Narren haben; baier. Hienz Dumm 
Topf, wie Heinz (aus Heinrid). 

Verhutchen, verhutihen, verhutfcheln erklären 
fh aus hutchen, hutſchen, hutſcheln. 

Verhuzt, unverhuzt (Wallmerod), verhofft, unver 

t. 


Verjehen, veriehen, mhd. verjöhen, ausdrücklich 
fagen, kommt oft in alten Utkunden vor. 

Verjicht ſ. vergicht. 

Verjucken, verjuckern (rhein. unterrhein.), in luſtigem 
Leben und Treiben verthun, von Jucks. 

Berfämen, verfämden, verfömden (S. rhein.), 
fein rechtes Kortfommen, Gebeihen haben, von Menjchen, 
Thieren und Pflanzen gejagt. „Des Beilde is verfaamt 
un fann ball ner mehr fort.“ Lennig 43. Das Wort ift 
von dem Präteritum verfam (vom äbnlihbeb. verfommen) 
gebildet. - 

: Verkappeln (Limburg, Runfel), verraten; von ver⸗ 
appen. - 

Verkappen (Königft.), verreden, unvorfichtig ſprechen. 

Verfauten (vlt), vertanfchen, mhd. verkiuten, ver- 
küten. „Seiner folte die gutter verfauben, verfauffen ober 
verandern.“ Gw. 1, 840. 

Verkehkeln (Montabaur, Wallmerod, unterrhein.), 
verzärteln, verwöhnen, |. Kehkel. 

Verkerbeln (8. rhein.), 1) verderben, Hintertreiben, 
bei wichtigen wie bei unwichtigen Dingen, terferben; 
2) verferbelt, verfirbelt toll und verwirrt ausſehend; 
gehört zum folgenden Wort. 


425 


Verkerben (8.), durch Ungefchteffichkeit, -Nachl 
keit, üble Aufführung 2. verderben; gleichfam zu rm 
fehneiden, von dem Einjchneiden ind Kerbholz bergenommen, 
mb. körben zeichnen auf dem Kerbholz. Stieler hat ver⸗ 
terben fehlen, irren. Lohenftein jagt: „Hat es bein Goronel 
durch feine Lieb um dich verferbt.“ 

Berkitihen, 1) (8.), den Abfap des Schuhes auf 
einer Seite nach und nach abfchleifen, abtreten; 2) (rhein.), 
heimlich ober unter dem Preis verkaufen, vertaufchen, vers 
ſchwenden, hol. verkwisten, ud. verquafen. gl. ver» 
togeln, verkutſcheln, verquirſchen. 

Verklabaſtern (weſt.), 1) ſich irren, erfolgloſe Vor⸗ 
kehrungen treffen; 2) einen verleumden. Schleſ. Flabuftern 
Kader, Heiftern ſcheint damit verwandt Dal. das folgende 

rt, 


Berklambaftern (Wie baden), durch —S—— it, 
Maläifigteit verſchwenden, gehört ehe 

Verklappen, ausplaubern; f.Elappen, Hlappern 

Verflempern, Geld für unnüße Kleinigkeiten auds 
geben, bei Stieler etwas allgemeiner durchbringen; vgl. 
klimperklein und das ſchd. Elimpern auf einem Bft, 
inftrument. - 

Berklittern (8.), vereinzelnen, Geld in Heinen Summen 
— gewöhnlich anf eine unnüge Art auögeben; vgl. Klitters 

ulben. 

Verklopfen (chein. felten), fon. verkitſchen 2. 

Verknebeln, verfneweln (8.), wird von jungen 
Ofen und Schweinen gejagt, wenn jene in ben erften 2 
Jahren, diefe in den erften 6 Wochen nicht gut gefüttert 
worden find und baher in ber Folge nicht gebeihen und 
aA anfegen wollen, man mag fie füttern, wie man will, 

NE nt das Atnibets ſchwaͤchliches Kind. 
tn verfnüffeln, 1) (S.), Stöße mit der 
jeballten Fauft austheilen, 2) nur verknuffen Crheim.), 
fi im Nähen verderben, |. knuffen. 

Bertnufen, verfnugen (unterrhein., Wallmerob), 
ertragen, leiden; ſchleſ. knuſen Eauen, verfnufen verfauen, 
en (fig.) verbauen, ertragen; nd. knuſeln, vers 
nufeln. 

Berfnuten, verbauen, verftehen: das Tann ich nicht 
er ſchen 8. rh 5 Knutſchen ( b.) 

erknutſchen (8. rhein.), durch Knutſchen (f. d.). 
verderben. 

Verkondermandieren @weft.), rüdgängig machen, 
vereiteln, franz. eontremander @egenbefehl geben, abbeftellen. 


426 





Dad Wort fommt in verwandter Bebentung auch in Fol⸗ 
genbem vor: Bei einer Progeffion wurben mehrere Vater 
unfer in verfchiebenen Anltegen gebetet, bie jedesmal babei 
genannt wurben. Bulept fagte ber Borbetende: „Rum beten 
wir noch drei Bokerunfer, ie kann fi jeder verftonber- 
manbiern, wie er will,“ d. i. dabei kann feber eine ihm 
belichige gute Meinung (Jutenſion) haben, im -Gegenfag zu 
der rt, wie wir bisher allgemein gebetet haben. 

Berkonfo(u)mieren (rhein.), verbraudhen, verar⸗ 
beiten, franz. consumer, lat. consumere verzehren. 

Berkoren (rhein.), in Verbindung mit Wort, böfe, 
nicht beachtet, nicht erforen. 3. B. Er gab ihm fein vers 
toren Wort. Schon in einem Weisthum von 1479: „Er 
fol verpieten alle verforne worte.” tw. 1, 555. 

Berkogeln, verfugeln, 1) heimlich aus dem Haufe 
verkaufen, verfutfheln; 2) unorbentlih in Falten zus 
fammendräden. b 

Verfräffern (B weft.), fehr erſchrecken, ängftigen, ſ. 
kraͤſſern. 

Verkreiſchen (S. rhein.), 1) übermäßig kreiſchen, 
ſchreien, weinen; 2) durch Kreiichen, üble Nachreven in boͤſen 
Auf bringen; 3) von Kühen, die Milch verfreiichen, durch 
übermäßiged Schreien machen, baf die Milch nachlaͤßt; 
4) fi verkr. fich überjchreien, heifer ſchreien; Laut jchreiend 
— kan „ als man wollte; bis zum Berplagen ſchreien, 
. Ereifhen. . 

Berfreppen (8.), vermittelft einer Vorrichtung 
(Krappen) mit einander verbinden, in einander ſchlingen. 

Verkroppchen (8), verfruppchen (rbein.), der 
trüppeln, namentlich von Thieren gefagt, |. Kroppfad. 

Verkrotzen, verfrugen, verfrüßen, berfropeln, 
verfrugeln (8. rhein.), etwas durch Schneiden, Freſſen 
ze. in kleine Stüde zerlegen und dadurch mehr oder weniger 
verderben und unbrauchbar machen, ſ. Krotz, Grop. 

Berfrumpeln f. Krumpel. 

Verkulchen (S. rhein. unterrhein.), 1) aufhören zu 
kulchen, glimmend zu brennen; 2) fig. vom Aufhören eines 
Bantes, Streites ac., |. kulchen. 

Berfümmeln (8. wt.), unter dem Preis verkaufen, 
meift um das Gelb zu verihun. „Ihr habt.gewiß en Zus 
laſt Wein ähm, der mit fpeffeltert, verfimmelt.“ Lennig 50. 
Sm, 2, 99 hat änhd. verfummern in bie Gewalt, Haft 
eined Andern geben, es ſet durch Verkaufen oder Dee 
ober Bertaufchen und fagt dann: „Statt ber veralteten Form 
verfümmern hört man im gemeinen Leben noch zuweilen 


427 





ben Modruck verfümmeln, fein Vermögen verfüms- 
meln, es durch ungefchieten Verkehr in fremde Hände bringen, 
nach und nah verlieren.“ Es ift eher anzunehmen, daß unfer 
verfümmeln fih aus verfümmern entmidelt bat, als 
daß nad) Campe die Grunbbebentung if: in Kümmele 
branntwein vertrinfen. . - " 

Berkuppeln(Ufingen), heimlich verfaufen, verhandeln; 
vgl. Baier kippern wucherlichen Kleinhandel, ober auch 
Schleihhandel treiben, Bf. mit Lebensmitteln und das änhd. 
Münzfippern. " 

Verkutſcheln (rhein. wefl.), verfutteln (Herborn), 
verkutzeln (Braubach), heimlich verkaufen, ſ. kutſcheln. 

Berlab, Berlaf m. (S. rhein.), Erlaubuiß, bſ. wenn 
man einen nicht ganz anſtaͤndigen Ausdruck zu gebrauchen 
fich genöthigt fleht (dad Tat. salva venia); bei Ringwalb; 
nohn fein verleub*; bei Lohenftein: „ohne fein außbrüd- 
liches Verlaub“, ahd. das.urloub, mhb. der, das urloup, 
urlöp, urlöf. :. 

Verlawerteren (rhein. main.), verthun, lat. labo- 
rare (arbeiten). „Er hot ſchunt mehr Gelb verlawerirt.“ 
Streff 09. - i 
. Verlechen (S. rhein. unterrhein.), lech (ſ. d.) werben, 
von hölzernen Gefäßen. . 

Verlehen (S.), vergangen, vor einiger Zeit, 3. B. 
verlehe (unlängft) war ich bei ihm; verlehene Nacht. Es 
Kann nach dem Dialekt wol nur verlegen von verliegen 


fein. 
Berlöifen (8.), verlieren, die alte, nur im Praͤſ. er 
Itene Form, ahb. farliusan, mhd. verliesen, im 15— 16, 
6. noch oft verliejen, fo auch —X 73. 
Verleſchung (vlt.), Trübung, Ausloͤſchung. „Die Ver 
raͤtherey von Judas vorgangen, das war ein Salb und Bew 
leſchung des menſchlichen Kummer.“ Lchr. $. 169. 

Verleſen (S. rhein.), verloren, meht nd. Partic. von 
verleijen, ahd. farloran, inhd. verloren; oder follte es in 
übertragener Bd. verlefen von lefen fein? „Alleweil bin 
ich vahlehſe.“ Liebe mit Hinderniffen, Darmſtadt 1859. ©. 22. 

Berlieren ſich (8. rhein.), 1) ſich heimlich wegftehlen; 
2) verlier dich! pade dich fort. ö 

Verluckeli (unterrhein.), verliederlicht, durch Lieber 

lichkeit herabgekommen; vgl. Ind, Inder, Lodel. 

Vermachen (8. wt.), 1) verkleinern, Fehler aufbürden; 

2) ausſchelten, auspußen. 

Vermatrikuleern (Wiesbaden), bewirken, daß etwas 

geſchieht. 


428 


Bermeinen fid d: i. falſch meinen, fi if feiner 
Meinung irren, hört man bier und da auf dem Weſterwald. 
Bermo(u)mmeln (8. rhein.), einhülen |. mumureln. 

Bermorbeffern (Habamarı, töDtlid vermunden. 

Bermu(ülmpeln und vermampeln (S. rhein.,, 
verblümt, gmeiheutig, täthfelhaft reden, bie Sache gleichlam 
vermummeln. 

Vermuftern ſich (rhein.), fi fo Heiden, daß man 
ein Mufter fein möchte, aber aus Ungefhmad es ſo machen, 
daß man ein Unmufter if. 

Vernähen (8), 1) abprügeln, vgl. verfohlen; 
beſchlafen f. uäben. 

BVernarä)ttert (I. rhein.), verſeſſen, verpicht, verliebt, 
am Rhein und auch ſcho. vernarrt, ahd. irnarren, mhb. 
ernarren, änhd. vernarren zum Karren werben. 

Berneffen, vernäffen (8. Ufingen), von Sachen, 
die beim Machen zu Elein gerathen find, z. B. Kleider, ober 
es von Natur aus find; vgl. verfnuffen: - 

Vernofbamen fidy (S.), 4) den Kopf ſchön aufe 
zuben, auch ſonſt einen nieblichen, präfptigen Anzug haben; 

2) joa. vermuftern. Es fledt irgend eine heute nicht mehr 
verftandene Beziehung, Wiß ıc. auf Nuß baum darin. 

Bernoffen (8), 1) vernehmen, merken; 2) ärgern, 
wenn das Gemerkte unangenehm if; Baier. und aͤnhd. 
gneißen merken, mabrnehmen, mitten, bei Geiler er» 
nöiben, erneifen. © . meine Gram. b. 15.— 17.39. 2, 


erpadern, 8 „verpattchern ſchein N vertteten, 
3 ©. das Gras, .p ern. 

Verpicht The. )ı fü. erpicht, verjefien. Schon 
tn den Hoffmannswaldau. Gedichten 1, 21 fieht: „ih bin 
auff einen ruhm verpicht.“ 

Berplempern fich (tbein,, unterrhen. )» 1) fidy Leicht» 
finnig mit einem Mädchen verfprecen; 2) fi mit ihm vers 

eben. Schon in den Hoffmannswaldau. Gedichten 5, 41 
eißt ed: „Der fih ſchon verplempern (verlieben) fan.“ 
Im Simplic. 6, 8: „Daß er fih mit einer Dame ver⸗ 
piemperte (verging). “ Das Wort, auch ſchd. (Hagebom) 


st wwherpöttern (8.), 1) verfomfeien; 2) ſottern ſ. 
pöttern. 

Verputchen (8. rhein.), wegen fehlerhafter Zucht aih 
zum völligen Wachsthum fommen, bf. von Thieren, bi 
weiten auch von Menichen, |. Putch. 


429 


Berguängt (unterrhein.), Elein, zujammengebrädt, f. 
quängen. 

Berquanteln h quanteln. 

Verquatſchen ſich (unterrhein.), fi) verweichlichen. 

Berquiften (Wallmerod), etwas durch Nachlaͤſſigkeit 
verderben; goth. vistjan, ahd. uistjan, bei Stieler 
— een heißt übh. zu Grunde richten, verderben. Vgl. 
verkitſchen. 

Verquitſcheln, heimlich verkaufen, ſ. verkitſchen. 
verkutſcheln. 

Verrammiſchieren (Limburg, Idſtein), verr am mi⸗ 
fieren (Raſſam, gewaltthätig behandeln, verderben, nieder⸗ 
Jerſtören, ons bem franz. ramasser (mißhaubeln) 
werborben. 

Berrauen ſich (Hadamar, rhein. unterrhein.), uͤber⸗ 
mäßig von Schmerz über etwas ergriffen fein, verzweifeln. 
Das Wort ift gebildet von reuen (im Prät. ahd. mhd. 
rou, änhd. van, ram), welches neben ber unangenehnten 
Empfindung über. etwas Gethanes, Gefchehened auch von 
ber über etwas Gegenwärtiges und Bufünftiges gebraucht wird. 

Berreden (8. rhein.), fierben, bj. von Thieren gejagt, 
wol weil der Tob die Glieder reckt, auch fh. 

Berreihen (Schwalach)orbnen, in Reihen fiellen. 

Berrodeln (rhein.), Jemanden binterftellen, audern 
Sinnes machen, ſ. aufrodeln, 

Berröhren (8.),-wird zunaͤchſt von Rieſeln trodener 
Körner, dann auch dom Ausgeben bed Geldes in Kleinen 
Summen gefagt, tranfitiv ahd. rerjan, mhb. reren, |. röhren. 
Geiler fagt: „ein tropff, ben efus verröret (vergoffen) 
hat.” Agricola jagt: „De en ber vergettet,- bi 
inuoß ſchaden nemen. 

Verrötſchen (8.), verrütſchen (chein. unterrhein.), 
1) durch Rutſchen verderben, z. DB. die Hofen; 2) durch un 
tiefes. Pflügen Das Feld verderben; 3) durch Herumſchweifen 


laden (Gaub), zu. Grunde geben; vieleicht von 
mi. anhd. sacman Räuber, den sacman machen plündern, 


r, mettre & sac? 
isaft — (weft. unterrhein.), verſcheuchen, j. 
af 
errgatten, mhd. verschalten, fommt in alten Weiß- 
thümern vor. Welcher Märker feine ht verfäumte, ber 
wurde aus der Gemeinſchaft geftoßen, d. b. aus ze Mart 
verwieſen, gejagt, verſchalten. S. Gr. 6; 


430 


Berfhammerieren (8. rhein,), 1) zu Schanden 
machen, verderben; ARD ſich verlieben, fo baß man 
leichſam zu imen bat, |. [hammerieren. 
- ns ——— fich (S.), ſich beſchimpfen, verun⸗ 
ehren, bj. durch Vi 
Berfgellern ed, einen Eleinen Sprung baben, 
und darum nicht mehr jo fchallen wie vorher, bſ. im Bartic, 
verfohellert, f. fhellern. 
Berfpennen, verfhönnen (8.), burdy körperliche 
Verlegung verunftalten, das fchb. verfhänden. 
erihefien (Selter8), ploͤßlich befangen, verdußt; 
nad dem Dialekt das Partic. von berjheißen: 
Berfheuffen (Camp A. Braubach) eig. verfheude 
en, verfheuchen. Sm. 3, 339 hat bie unperjöul. Baier. 
eubesen, fheudsen, ſcheüzen bange fein, Bange 
w 
Verſchiß (Verruf), if aus der Studentenfprache hier 
und da aud in die Volksſprache eingebrungen. 
Verſchlampen, verfhlampampen, verfchlap- 
pen erklären fi) aus ben einfachen Verben. 
Verſchleüdern (S. rhein.), durch Sorglsfigteit von 
a glentetn (Ufngen), Lihtfuig verifun, 8 
erfälenteln ingen), le mig verthun, Zeit 
und Gelb, von Schlankel abgeleitet. 
Verſchlickern (8.), wie nichts achten und daher lie 
ae ir . fhlidern 
erfhmäh ſ. Ihmäh. 
Verſchmecken (S.), eig. den Geſchmack pı rüfen, ver⸗ 
ſuchen; dann (fig.) empfinden, 4. B. bie —A 
Verſchmorzen ee ), verſchmurrazen (Lin 
Burg, noͤrbl. Taunus), verifhmurren sie und ba), ver 
faulen, wird bf. von Sämereien gejagt, Die zu lange in der 
GSrde liegen und nicht aufgehen, for Ar; verfporen. "Sm. 3, 
475 bat einjhmorteln, ame, verſchmorren 
eintrocknen, einſchrumpfen. 7 achs jagt: all vnſer Hoffnung 
it verſchmorret.“ ©. ſchmorren 
Verſchnappen 9 (8. thein.), aus Übereilung, Um 
— theit etwas ſagen, mad man nicht ſagen wollte, auch 
Hermes). Verſchnaäppig. „Eich hun meich ans 
I eg euch verfhnäppigem Volk herbemöht.“ 
irmenit 
Verſchnitten Lehr. $. 36. Verhauen 85. Üben 
kleider (Wämmfer, Nöde, ofen, auch Schuhe, Stiefel) 
wurden verſchnitten, verhauen, um dirch zierliche 


431 


a und Oeffnungen bie farbigen Unterfeiber ſpielen 
zu laſſen. 

Verſchnuckeln Ehein.), durch Schnuckeln (ſ. d.) 
verthun. 

Berigoten (8.), austrodnen, |. ſchol. 

Verſchorren, verfhoren gehen (xhein.), übel 
gehen, Partic. von verſcheren, |. ſcheren. 

Verſchrecken Crhein. unterrhein.), erſchrecken. 

Berjhrocn)mpeln (8. rhein.), einſchrumpfen, |. 
fhrumpeln. 

Verſchütten (8.) fig, zu früh gebären. 

Berfhwappeln (B. thein.), verſchwappern (rhein.), 
etwas Flüffiged im Tragen oder beim Aufheben verichütten, 
ſ. ihmwappeln, [hwappern. 

Verſchweizen, verſchwil zen (Herborn), verfengen; 
ahd. suilizön ſchwul werben, suelzan, agſ. svelan (tranfit) 
verbrennen; mhb, swällen erftieten, flerben vor Durft oder 
Hunger; agſ. sveltan, goth. sviltan fterben. 

Berfehen (8. bein. ), 1) einem bie Sterbefatramente 
reichen ; 2) nö verſ. (von Schwangern) durch Sehen auf 
das Kind wirken. 

Berfeibät (Habamar), ausgezehrt, bſ. von einer 
Krankheit, |. ſaͤbch en. 

Berfohlen (8. rhein.), hart mitnehmen, durch Schläge 
im Spiel x. Vgl. ledern, vernähben. 

Berfollerieren f. follerieren. 

Berforgen ſich, verforgt jein iſt unter den mitt 
leren und Höheren Stänben ſehr gebräuchlich für ſich ver⸗ 

eirathen, verheirathet fein, Dabei gilt ber erfte Aus⸗ 
a — dom männlichen, der zweite mehr vom weiblichen 
Berfpielt fein (thein.), 1) verloren, unglücklich fein; 
2) gerne |pielend. 
Berfporen (ehein.), Sporfleden befommen, ver» 
ſchmorzen, f. ſporen 

Verſprechen ſich ir fh no vor — vertheidigen. 
„die Schöffen verſprechten fü 

Berflabern (8. ala 6 R In arte verftas _ 
bert, verwirrt, verlegen, dann vor Schreden erftarrt, wie 
verfeinert fein: Ahd. stabEn, arstab£n, firstabön, mihd. staben, 
erstaben, verstaben, noch ſchweiz. (St. 2,388) ftaben flarr 
fein. „Indem ih nun, wie Stogen Hänfels Kuhe, alfo vers 
ftabert fiunde, vnd .nicht wußte, ob ich Binder ſich oder für 
fich wolte.” Philander v. Sittewald. 


432 


Verſtandesdeckel m. (8.1, artsling, 

Verſtauchen ı8.), Menfchen und Vieh durch allzu 
frühes Anhalten zu übermäßiger Arbeit jo mitnehmen, daß 
& «8 auf Tange Zeit ober auf immer fühlen, ‚übertragene 

d. vom fchb. verftauchen; vgl. verworgen. 
Verſtäunen ſich (meft.), joa. erffaunen. 

Verftedeln ımt.), verfteden - 

Berftriden (thein.), erftiden, |. erftriden. 

Verfirummen (rhein. unterrhein.), verfirumpen 
(Ufingen), erſticken, wird bf. von Pflanzen gejagt; gehört 
wol zu ffremmen. 

Verſtruweln (S. rhein.), ſtruwelig cf. d.) machen. 
„Mit einem verftrubelten Bart.“ Philander v. Sittewald. 

Berthunig, öfter verthuniſch (rhein.), wertäuend, 
verfhmwenberifch, |. glühnig. . 

Vertratſchen (8. rhein.), Plaudereien hinterbringen, 
ſ. tratſchen. 

Vertrinken (unterrhein.), ertrinken. 

Vertrippeln (thein.), vertröppeln (8.), 1) tro 
pfenweiſe verjchätten, Dann auch in weiterem Sinne verlieren, 
j. trippeln; 2) vertrippelt fommen f. verzöppelt 
Tommen, 

Bertröllern (8.), bj. im Partic. vertrölfert 1) zu 
hart gebreht; 2) (fig.), verwirrt, von. Menjchen gelagt, |. 
trollern. 

Bertudeln, verdbudeln (8, rhein.), mit Sorgfalt 
verheimlichen, unterdrüden, damit nichts davon befannt wirb, 
abb. fartuclihan, fertuchelan, fertuchlan überjjätten und 
fo verbergen, in Oberdeutſchland fehr verbreitet. 

Berurzen (8. wefl.), urzend (f.. b.), verberben. 

BVervieft (S.), verſcheucht, ſcheu gemacht, |. wies. 

Verwandt fein mit Jemanden (8. Rheingau), d. i. 
ihm Geld ſchuldig fein, jo auch im Harzgebirg. 

Verwären (8.), 1) vermirren, 3. B. das Gam; 
2) fi verw., ſich gleichſam verftellenb, verwirrend gegen 
etwas ſetzen, etwas abwehren, verhindern, in beiden Vd. 
ſtark biegehd verwor, verworen und verwaren; bad 
Bartic. verwaren iſt auch ſinnverwandt mit vergeiftert, 
vergelftert. 

Berwergeln (rhein.), wirrend durcheinander mengen, 
f. wergeln. . 

Verwichen (8.), neulich, in ber füngft verwichenen 
Beit, auch lauſ.; vgl. vergangen. 

- Berwifhen (zuweilen rhein.), erwiſchen. 


433 





gen (8), fa. verftanden, |. worgen. 

Verwurſteln (thein.), durcheinander wirren, 3 B. 

Garn, |. wurfteln, vgl. verzwerzelt und verwergeln 
Verzaͤhlchen |. Stüdelden. 

Berzählen (8. wt.), erzählen. 

Berzammeln (8), 1) bin und wieber verlieren; 
2) fi verz. fich fajern, verfajern, f. gammeln. - 

Berzaubeln (9.), liederlich durchbringen, f. Baubel - 

Verzeihen (Schwalbach), nachgeben, ſich biegen, Bf. 
mit nicht verbunden, z. B. das Holz verzeiht nicht. 

Berzetten, verzetieln, verzotteln (thein.), hin 
Part wieber verlieren; aͤnhd iſt verzetten fehr gebräuchlich, 
. zetten. - 

Berzimpern, verzippern ſich (9. weft.), fih ge 
siert Laffektiert) ftellen, |. zimper, sippern. „Des Ber 
Fimpern ad mein Sad) nit 18.“ Yirmenich 2, 89. 

Berzolphen (8), durch Unachtſamkeit, Liederlichkeit 
um etwas kommen, |. Zolpch. 

Verzoͤppeln (S.), 1) Hin und wieder verlieren, ver» 
zetten; 2) verzöppelt kommen truppweiſe oder einzeln 
anfommen, von Menjcen und Tieren, die zufammen ges 
hören; vgl. vertrippelt, f. zoppeln. ' 

Berzwapeln, verzwaßern (8. wt.), fich nicht zu 
faſſen Ngwabeln. nMeekt mer do net verzwaz⸗ 
zele.“ Streff 69. ö 

Berzwerbelt, verzwirbelt (xhein.), verkehrt, 
außer fi, |. zwerbeln, zwirbeln. 

Verzwerzelt (weſt.), verworren, burcheinander ; vgl. 
verwergelt und verwurfteln. 

. _ Berzwidt, verzwadt (8. rhein.), 1) ſchlau, liſtig; 
ee auffallend, geziert (affeftiert); 3) böfe, ärger 
ld, f. awiden. 

ne Heißt in Braubach jeder Nachmittagsgottes- 
dienſt an Sonn- und Feiertagen, auderswo nur, wenn bie 
Veſper gefungen wird. 

ielmaul.n. (8. rhein.), Säge. 

Biergebeins n. (8. weft.), 1) Waſſereldechſe, Salas 
mander; 2) übh. Eidechſe, auch gs 

Biering Y, Pfund, 3. ©. Buder, ahd. fiordung, 
mh. vierdunc. 

Biernfel (nit Firnjel), oberd. Vierling, ge 
wohnlich Y, Walter. ö 

Blerfhügig in Lehr. 99: „Run folt du willen bie 
Phyſionomie und wahre Geftalt des Freyen. Der Freye 

Kehrein: Wörterbuch. 28 


434 


war ein vierfchüßiger Mann, mit einer greißen Kroll, ein 
breitlicht Antlig mit einer flachen Nafen“ erklärt Rofſel: 
»(schiuzice — schüwzig) = scheu, entsetzen erregend.“ 
Mir will diefe Erklärung wicht gefallen. Das mhd. schiugie 
(unſer ſcheußlich) heißt in einem Vokab. von 1419 ſchaͤwtzig, 
im 16. Ih. ſcheuzlich, Sheuglich, in einem Vokab von 
1618 fcheuzig, nirgends jhügig. Und was foll vier 
fein? Vierfchützig ift wol oa. dierſchrötig d. i. fehr 
ſtark gebaut. J 

Viertel fva. Barn. ’ 

Bierteldmeifter ftanden an ber Spipe eines Vierteld 
der Stadt, des Dorfes, find heute in ihrem Amte unbe 
deutend. - 
Vies (Hadamar), 9) waͤhleriſch, bſ. im Eſſen, fieg. 
fees, hol. vies; 2) (8.), fehen, von Thieren gejagt. 

Viez f. (Limburg, Mainz), Bits (8.), eine Art mürber 
Wede; in Münden iſt das Fizl rundes, mürbes Gierbrot 
- (Sm. 1, 581). S. rechnet das Wort zu fett und feiſt. 

Viglin heißt hier und da die Violine. 

Virgaß, Virjaß Crhein), Verjaß (Weilburg) pl, 
Schläge, virjaffen Schläge geben, lat. virgas Nuthen. 

Vits |. Viez. 

Bögeln (unterrhein.), wie einen Vogel füttern, von 
kleinen Kindern gebraucht. 

Vogelwicke heißt in Reichelsheim die Wicfenplatterbfe 
(lathyr. prat.). . . 

Volatives, Vofativus m. (S. wt.), pfiffiger, ver- 
ſchlagener Menſch, Schlaukopf; vofativefig. „Daß du ein 
ſolcher Vokativus biſt.“ U. Bäuerle: der Leopoldstag 2, 12. 

Bol, Vul, Dialektform für Vogel; Schalk, ſtaͤrker 
als Vokativus, ahb. fokal, mhd. vogel, engl. fowl, vgl. 
Slel, Nal, Mal. ©. 18, Nr. 1322, - . 

..„®olf.n. (S.), 1) das Gefinde; 2) die ganze Familie; 

3) bös gefinnte Menſchen; 4) Rumpengefindel, 

Bolleul m. f. (rhein.), Trunfenbold. „Komm, loß den 
Volleil gehn“ Hampes 37. 

Volstraube heißt am Rhein der Manerpfeffer (so- 
a 6. hhd. ke 
ot aunhd. vor, ahd. fora, vora, goth. fora) ſteht 
durchgaͤngig für das ſchd. vor und für ai. u A 
geth. faur); hier und da fteht in beiden Bd. für, nirgends 
aber finden fich beide Wörter neben einander in der ſchd. 
Anwendung. 





435 - 


" Bollzinfig (vlt), „Wer den hern ſchuldig tft eynen 
heller Fa] ſchilling bodenzinſch, der heiſſet follenzinffige.” 
4 560. 


Bor mir (rhein. unterrhein.), meinetwegen, id habe 
nichts dagegen, auch lauf. „Das Fannft du vor mir thun.® 
Borbeigraunen (unterrhein. Schifferausbrud), vor 
sel 5 im weit. Dial 
orbeugen, im weh. jet würböie, zuvor⸗ 
Tommen baburdı, daß man von der Seite in einer Frummen 
Linie voraneilt, 3. B. ein Pferd vorbeugen. 

Borhaf n. (Braubach), Gewann. 

Borhag, Vürhag m, (8.), das außerſte ſchmale 
Lederriemchen an einer Peitſche, woran die Schmid (ſ. d.) 
geknüpft wird, rhein. Hag, ſelten Vorhag. 

Vorrath ſ. Handhab. 

Borf Hagen, mittelft einer Stange vom Schiffe aus 
die Tiefe des Waſſers unterſuchen, bj. an feichten Stellen. 

Vorſchmeißen (wt.), ſtaͤrker als vorwerfen, Bor» 
wurf maden. 

orſchnippig, vürſchnäppig (8), etwas ftärker 
als ſchnippig, ſ. Schnepp. 

Vorfſchuß m. (rhein., unterrhein., weft.), feines Mehl. 

Bort, vorte, vorten (8. rhein. main.), vorher, 
vorhin, früher. „Sie howwe vohrt fahn Drumb mehr bes 
kennt.“ Datterih 8. Auhd., baier. und ſchleſ. heißt Dies 
Adv. vor, ahd. fora, fore, mhd. vore, vor. 

Zortheil m. ıwt.), Kımflgriff, bj. bei Hanbwerfen. 

Vorwitzchen, Bürmwigchen n. heißen bier unb da 
Herbftzeitlofe, Primel und andere Frühlingsblümchen, die 
gleiyfam vormigig bald hervorwachſen. 

Vreden (Selters), Dialektform für das ſchd. ver» 


reden. 
W. 


Wabel f., eig. Wald beere, welchen Namen alle in 
Wäldern wachſenden Beeren haben, bj. jedoch bie Heibel- 
Bee (yaccinium myrtillus); vgl. Wolber, Worbel. 

abeln, waweln (rhein.), wimmeln, bater. (Bm. 4, 
4, 8), A A — ——— — 
jierchen gejagt, Würmchen, Läufen, oft vd : es wis 
belt und nahen alles. Das Wort ift abgeleitet von 
weben, |. wibeln. 9. Sad fagt: „In biefer ongeftiun 
tm wabeln.“ ö 
Bad (Idſtein), Talg, zu Wieche gehörig? 


436 





BWahhel, Wahhelertern (8. rhein.), Wadıpol: 
berftrauh, — fern; ahd. wachilter, wechilter, wehalter, 
wechalter, wecholter, wechelter, wechelder, mhb. wechals 
ter, wecholder, wecholter, änhd. Wacholder, Wad- 
holder - 

Wachtel f. (8.), Ohrfeige, Schlag; wadteln durch⸗ 
. prügeln, auch baier. Gm 4, 18). Dabaier. auch wädeln 
gejagt wird, fo leitet Bm. das Wort in fig. Bd. von wädeln 
wehen, faͤcheln. Hol. wafel ift Waffel und Ohrfeige. Nah 
tem Übergang bes nd. ch in obd. f. (z. B. Nichte Neffe, 
Sqlucht Schluft u. a.) dürfte bei Wachtel vielleicht am 
holi. wafel gedacht werben. Vgl. Obrfeige. 
Wadel ift in Caub, was fonft Juder (ſ. b.). 
Wadeln (8. rhein. lauf.), prügeln, wol wadeln machen. 
Badeler, wadelerig, vgl. wideln. 
Wäden (unterrhein.), mit Wadenfteinen pflaftern. 
Waderig (8. wt.), 1) wach; 2) munter, ſchuell, in 
biefer Bd. auch wader, wovon waderig, (auch bei Viehoff) 
abgeleitet ift, ahd. wac, wach, wachar, wahhar, mhd. wacker. 
Abv. wackerliche, 
ei Wabe f. (Salz), kurze Hofe, die bis an bie Wabe 
reicht. 
Waffeln (8.), 1) viel und zwar unnöthige und uns 
überlegte8 Zeug ſchwahen; 2) die Worte durch einander 
werfen und baher unordentlich reden. Waffeler, Waffel» 
maul, waffelerig, Gewaffel. Sm.4, 34 hat wafen, 
waffen, Gewaff; St. 2, 427 wäffelen in gleicher Bp.; 
H. Sache jagt: Schweig nur vud halt dein waffelı Mund) zu. 

Wahl in ber Dehr. . 113 ift ein Welfcher, aus 
Welſchland, mhd. walh, welch. 

Wählwort (8.), in Heidesheim Willwort Bow 
wand, Ausrede, |. Wermwort. ö 

Währ n. (8.), Wert, Wern, Werner m. (thein.), 
Blutgeſchwur am Augenlied, fehweiz. die Wärre, Werre, 
Bater, die Wern (St.2, 435. Sm.4, 156), mh. die werre, 
werne, agſ. vorms; vgl. ſchwed. var, agf. wyr Giter, ungar. 
wark Schwären. 

Wahrhaftig und Gott (chein. wt.), eine verftärkte 
Betheuerung. 

Wahrſchauen ſich, fich vorfehen, in Acht nehmen. 
Wahrſchauer, der bie Ankunft- eines Schiffes, Floßes an 
zeigt, Wahrfehau, der Ort, wo dies geſchieht. 

Währzig, wahrzig (8. weh.,, fürmahr, wahrlich, 
auch fraͤnk. und bei Stieler wärzig, nad Sm. 4, 123 


437 


gu erflären, wie go hig, hunzig d.i. gott8-ig, Hunds- 
ig, obwol ahd. warazian, warezen verfidhern vorkommt. 

Waig, eig. Weihe f.CS), 1)fva. Wautch; 2) Ver 
uf in Handel; 3) einen in die W. legen d. i. wader abs 
prügeln. 

Wake (vom mhd. wäc Wog) Heißt in Reichelsheim 
die Binfe- — lac); Wakenblume die Wafſerviole 
(butomus umbil 

Walt. & Goarshanſen), Wiege, ahd. waga, wire, 
mh. wage, wiege; ahd. PI. die wagele, ſchweiz. Wagele 
(St 4, 427), Ihwäb. Wagle. Daraus Ai Wal gefürzt, 
vgl. glel, Ral, ol. 18, Nr. 132. 

Balbe m. (rhein ), die Einbiegung des Daches ſchief 
herab an der Giebelſeite, ſchd. Walin, ahd. walbo, mhd. 
walbe, wolbe, wulbe. 

N Ghein. S.), malaern (8.), ſchwer und unbes 
Sims gehen, ſich gleichfam wälzend fortbewegen ; Walgerer, 
walgerig, Gewalg. Davon tranfitiv (8. rhein., unter- 
thein.), wälgern wälzen; goth. valugjan, ahd. walagön, 
— Fu woͤlzen und gehen, mh. wal; , wel- 

er Nubelteig wird mit dem Wäigerbor ol ge⸗ 
— ert. 

Baiten (8.) fg, 

Ballefelm. (8.), au ae grober Menfch, wahrſchein⸗ 
U Baldejel. . 

Wallwel, wohlwell (8. weſt.), Dialektform für. 
wohlfeil, woltfel. 

Walpobe, Walbote, Wallbote (vlt), mhd. walt- 
bote, Geſandter, Stellvertreter des Herm, — oft in 
den alten Weisthümern vor, 3. B. Gw. 3, 

Walfebod m. (Wiesbaden), Bede, eh Ratbss 
bock, fonft Hedebod (acarus reduvius). 

Balz m., fva. Efel 4. 

Bammer, Dialektform für wann wir, wann man, 
f. S. 20, Nr. 1 

Wampe, Wamm m. (8. wt.), Bauch, goth. die 
vamba, ahd. wamba, mhd. wampe, wamme, nun auch ſchd. 

Wanfen, wamſchen (8. wt), burchprügeln, eig. 
den (das) Wams, Wamms, aͤnhd. Wammß, Wam- 

meß, mhd. wambeis, "wambis d. i. bad den Wampen ber 
bedeibe Kleid ſchlagen; die Wamſch Schlag, Wamſcher 
der gerne Schläge gibt; wamſ Herig zum Schlagen geneigt, 
weit verbreitet. „Do hoit er mer de Budel fo dorchge⸗ 
—e— Sireff 8. „Wammſche ſollt eich en.” Kir 
meni 


438 





Bande (Gaub, Lord), Wanpfehe(St. Goarshanſen, 
Kiedrich im Rheingau). ſ. g. Fauſthandſchuhe, hol. die want, 
wol das nun verlorene ahd. die wanda, mhd. das want, 
nd. bie Wand Gewebe, wolleneß Zeug. Dal. Leinwand. 

Wandern, wannern ($.), I) wie hochd.; 2) ſpuken; 
vgl. umgehen; 3) (thein. unterrhein.), ven Dienft wehjeln, 
vom Gefinde gebraucht, auch in eine andere Wohnung ziehen. 

Wandlaus, verbreiteter Name für Wanze, ahd. 
mhd. wantlüs, holl. wandluis, Rda.: „So biſſig wie eine 
Wandlaus.“ 

Wankeln (S.rhein.), ſva. ſchrankeln (ſ. d); Wan⸗ 
keler, Gewankel, wanfelig. Ahd. wanchiljan, mhd. 
wankeln vom Adj. ahd. wanchal, mhd. wankel, agf. van- 
col, dies von ahd. wankön, wanchön, mhd. wonken wanken. 

Wann ſteht durchgängig für wann und wenn; bei 
Luther ſteht wenn für beide, mhd. und ahd. ſchwankend 
wanne, wenne in beiden Bd, ©. dann. 

Wann, Wanne f., längli runder Korb. „Wanu 
tft fein Käskorb" fagt der Vollswiß, wenn Jemand das bes 
dingende wann gebraudt. 

Wanneh, wannehr (unterrhein.,, wan ni (8. Weils 
Burg), wannin, wenni (8.), winni (Rennerod, Montas 
baur), wenn, Fragewort, bei Etieler wann ehr, älternb. 
wanne, wannen, wanneen, wanneer, hol. wanneer, 
dgl. bellin, anne. „Wannehe vnd melde zeide ſolche 
ginnf8 vnd lehen betzalbt follen werden?“ Bendorfer Weid- 
tbum von 1621. Gw. 1, 613. Oft in diefem Weisthum. 

f Zennße (Weſt.), d. i. wann du, auch ſchleſ. Wd. 81, 
. € e. 

Want (vlt.), da, weil, ahd. wanta, mhd. wante, am 
längften im Nieberbeutjchen erhalten, findet ſich noch hier 
und da in alten Urkunden. „Want nit ſicher iſt dan ber 
bot“ in einer Urk. von 1336. 

Wanzeln, wänzeln (rhein. weft.), wälgen, wälgern. 
„Wie mer us do im Tred herummengle thäre.“ Kirmes 
nich 2, 90. Iſt an wandezen von wenden zu denfen? 

Wappcheuf. (thein. unterchein.), Wappj (unter 
thein.), unfoͤrmlich dide Weibsperſon, zum folgenden Wort 


EN 
appeln (rbein.), bei Stieler wabbeln fi) zitterud 
bewegen, mb. wappen. 
ar (S.), wohin, ahd. wara, mhd. war, vgl. bar. 
Warf m. (unterrhein.), Rand, Ufer, Damm, nd. 
Warp, mihd. warf, warp. 


439 





Warmde hört man auf dem Wefterwalb hier unb 
da noch für Wärme, mbb. wermede, bei Geiler die wermbde, 
bei Stieler die Waͤrmde neben Wärme. 

Warre, worte, wort, worren, wurre(S. weit), 
nicht wahr, nicht wahr du? Werrt, worrt, wot nicht 
wahr ihr? Für das fragende nicht wahr? Hört man auch 
das dialektiiheniwohr, newohr. Aus newohrde (nicht 
wahr du?) ſcheint worre gefürgt. Sch. hat in berjelben 
Bb äworr,eworr,äwoarnfe,netwoarne (ſe—Sie). 

Wartag f. Wertag. x 

Was, Wis, Wäshen (wt.), Bafe, des Waters 
ober der Mutter Schweſter; jede Verwandte; in Bornich 
bie Herrin im Haufe (vgl. Fungefra); ahd. wasa neben 

basa, base, nıhb. wase, base, nd. wase. - 

Wäfchen, fehwägen, iſt mit feinen Ableitungen wt., 

hd. 


Wäfelich, weſelich, westlich (8. weſt.), freunblid, 
uvorfommend, höflih, nad) Sm. 4, 172 aus ahd. huas- 

0, von hwas, agj. hvaes, hvat, altn. hvass, hvattr, 
inhd. was, wahs, in der Volksſprache Hier und da wild 
raſch, ſchnell. 

Waſem m. —8 wt.), Raſen, ahd. waso, mhd. wase, 
wssme, aͤnhd. waſen, wafem. Gw. 1, 577. 579. 

Waffer,. in der Rda.: „er bat W. geladen“ d. i. 
leidet an der Waſſerſucht (Dillenburg). 

Wäffer n, (Wehen, Hadamar), Kleiner Waflergraben 
in den Wiefen. 

Wafjerhaus f. Barich. . 

Waiferlobe foa. das fd. Waſſerſchoß. 

"Waflern, die Riemen ind Waller ſenken, bei Schiff 


ten. 
" Wafferfpagen heißen (in lacht U. Diez) die Mehls 


Waſſig, Weſſig m. (S. weft.), bei Sch. die Wäste, 
nd. Wad dik, Molten (f. d., Käfemaffer, mhd. wezzich. 

Wit, Wet, Wietf. (rhein.), Weiher, Pferbeſchwemme, 
auhd. Wed, Wetti; ahd. wetti, mhd. wette, holl, wed, 
von waten. 

Watſch f., Obrfeige, durch ganz Mittels und Ober 
deutſchland verbreitet, mh. watze, watsche; orewetzelin 
leichte Obrfeige. 

Batjchar, irgend ein heute nicht mehr näher bekannter 
Antheil an einem Srundftüd, ahd. watscara, wadiscara 
(®raff VI, 529. Sm. 4, 195), wird in alten Weisthümern 


BL 


oft erwähnt: „Einen oberfien herren vnd richter uber wat» 
ſch ar; ober weidſchar.“ Gw. 1, 557, 571. 

Latfheln 1)(B. mt.), geben wie eine Ente, aud) fchb.; 
2) (chein.), ſchwaͤtzen. Watjcheler, Watſchel, Gewat- 
ſchel 


Watz m. 8. rhein.), Eber; Wirrwatz Eber, ber 
noch eine Balle hat. Beide Ausbrüde ſtehen auch als Schimpf⸗ 
name für geile Mannsleute, baier ſchweiz. Waß, Weß; 
altn. hvatz ift übh. Maͤnnchen von Thieren. 

Wapig (weſt), feifig, nicht mehlig; bf. von Kartoffeln 
geſagt; am Kdein hört man wegig, wepfteinig. 
auau m. ıFimburg), fva. Allmein, Wahticpeintic 
der durch diefen Ruf jeden Anbern wegichreden will. 

Wauwau (Idfiein), foa. Bupemann, baier. Wu⸗ 
wu, Wauwau; vgl. Wuwelackes. 

Wawrichen (B.), von einer beftänbigen, aber etwas 
langfamen Bewegung aus Grmübung, Überfpannuug ober 
Unvermögen. ” 

Webern, wabern (thein.), ſich lebhaft hin und her 
bewegen, gejchäftig jein, änhd. webern und wäfern, mhd. 
waberen, weberen, altn. vafra, ift von weben abgeleitet, 

Wed m. (S.), Semmel, an andern Orten allgemeiner 
gem, — Schoͤßchen ꝛc. Wedeplap Kuchen aus 

eizenmel 

Weg f. in der wt. Rda.: „aus ber Weg (We) gehen“; 
mhd. die wer Richtung, Bahn! day ich ibt az der wege 
var. Grlöj. 907. 

Wegbugfen (thein.), wegpußen (thein. S), beim- 
lich und gefehwind entwenden. Grfteres ſteht für bugfieren 
ein größered Schiff von kleineren Fahrzeugen fortziehen 
laſſen; letzteres iſt pußen reinigen in Übertragener BP. 

Wegfertig (ult.), mhd. wögeverteo, eig. auf ber 
Reife begriffen, wirb in alten Urkunden bf. von folchen Uebel⸗ 
Aare gebrauht, die zur Sühne Wallfahrten an heilige 

rte machen mußten; die Wallfahrt war aljo ihre zeit: 
weilige Verbannung. ©. Gr. 737. Br. 618. 

Weggehen (in voller Konjugation), weg fein (mur 
im Prät.), feine Nothdurft verrichten, ift ziemlich wt. 

Begihiljer heißt am Rhein und in der Pfalz der 
Wern, Werner, weil er gernan Perfonen ſich zeigen fol, 
die in den Weg, ins Fahrgleis ſcheißen. 

Wegfteuer f. (thein. 8.), Kraft, ſich von einem Ort 
zum andern zu begeben, zu feuern. 

Weheleib (rhein.), joa. Abweichen, Diarrhöe. 


41 





Behr f. (vlt), , Theil eined Befipthums. Gw. 
523 u. d. Davon der Be ‚ter, Gigenthämer;eines ſolchen 
Theils. ©. Gr. 555. 

Wehren ſich (rhein.), tüchtig arbeiten. 

Weht, Wöht f. (S. wefl.), der vom Winde ſchichten⸗ 
weife zufammengewehete Schnee; mhd. das gewäte, fleierijch 
Schneewete, baier. Schneewande. 

Be thum n. (thein.), Schmerz, mhd. wötuom. 

Wehwehchen n. (8. Kein. .), was Schmerz —E 
(fg) Schulden; ahd. der wo, inhd. wöwe der Schmerz. 
PR W m. (8.), Ehemann, ber feine Frau gut 

andelt. 

Weibermenſch (8. weſt.), Weibsmenſch (rhein.)n., 
Weibsbild, ehrbar; Weibsgefhirr etwas veraͤchtlich. 
mDat Weifsgeſchaͤrr ’lo aus ber Stadt bat eß nor Gans ⸗ 
geſchnarrer.“ Firmenich 2, 88. 

Weiberſcholles m. (Schwalbach), ſcherzhafte Be 
nennung ber Hebamme. 

—— (wet), ein in Branntwein geweichtes 
(getaudhtes) Stüd © 

eich erling (Marienberg), Granbirne. 

Weoid, Wied f. (8), 1) Ieinener Zafen, den man in 
eine Bunde legt, damit fie nicht vor, ber Beit zubelle, se 
drehete Eharpie; 2) Docht in einer Öllampe, in diejer Mb. 
vhein. Die Wich, ahd. ber wioh, mhd. wieche, agj. vöoc, 
75. j "Wiek; Bidegarn, baier. Wichen garn 
Weid und Wonne, ſchon mid. findet ſich oft in 
alten Weisthumern. „&inen oberften berten uber wunne 
ober wat; uber wonne vber wat; bber wonne vber 
wait.“ Gw. 3, 492. 493.495. Whb wünne, wunne, ahd. 
waunnf, goth. A Me bearbeitetes, zum Heuen beſtelltes 


Beitemetu)em m. “8. ), Weibenbohrer, Holzdieb. 
Weien (unterrhein.), pflaftern, holl. plaveijen, 
veijen eig. mit Flurſieinen belegen, bie plavei Slurjeieer, 

engl. to pave. 
Beilfe d. i. weil du, |. wann ſte. 

Wetnächter (vlt). „Wer da wil wyn ſchenken, der 
ſal den wyn laſſen achten von ben bie datzu gefaget worben, 
vnd fen: den wynechtern by ge fagin, wie er ben wyn 
gekauft hait (Bat).“ Gw. 1, 525. 

eingiodenzeit (ik. ), bie Zeit, wo bie Glocke 
läutet wird zum Beiden, daß bie Weinhäuſer gefchlo| en. 
werben follen. Lehr. $. 68. 


- - 442 





Weinſchar wird in alten Weisthümern erwähnt. „Wer 
den bern weinſchar ſchuldig ift zu thun“. Gw, 1, 560. 
Sm, 3, 381 Hat vom 9. 1650 „das Haſelbacher Lehen hat 
den von Deperpaufen eine Weinſchar oder Fahrt Wein 
auf 3 Meilen Wegs Leiften müſſen.“ 

Weismahen, weid werden (thein. wt.), vom ah. 
wisi, mhd. wise meife; ahb. wisi tuon, wis tuon, mhd. 
wise machen jemanden von etwas in Kenntniß fehen, fpäter 
m Pr abweichender Bd. Die Schreibung weiß m ach en 
iſt falſch. 

Weisthum (vlt.), mhd. wistuom, gerichtlicher Aus- 
ſpruch; Verordnung, die in die Gerichtsbuͤcher eingetragen 
iſt, um das Andenken einer Sache auf die Rachtommgu zu 
Bringen, geihntices Dokument. Das Wort ift n., bei Gw. 
1, 581. 841 auch m. 

Weißbönner, — Binder m. (8. wt.), Tünder; das 
Weißgebönn 1) die weiße Tünde an ber Wand; 2) fig. 
die äußere weiße. Haut. 

Weißkraut n., 1) (rhein.), foa. Kappes; 2) (Weil 
burg), Wermut. ! 

Weißpent d. i. Weißpfennig eine ältere Silber 
münze von 2 Kr. Werth. ©. Schilling. 

Weizen (eig. Wäz, Was) iſt im fühl. Theil bes 
Landes meift m., im nörbl. auch f, ahb. der hweizi, mbd. 
ber weize. . 

Weis f. (Selters), die Wulft am Leibchen (ſ. d.) 
ber Frauen, worauf das Unterkleid befeftigt ift. 

Weme, wöme (S.), wie viel? Es ſcheint aus mhd. 
wie m& (wie mehr) gekürzt. 

Wemmer, Dialektform für wenn wir, wenn man. 

Wenden bie Hojen, die Buge (wt.), feine Rothburft 
verrichten. . 

Wendig, windig 1) ıS.), übel, böfe, ſchiecht, bi. 
„von Zermöger&verhältniffen gejagt, mit denen eö beſſer ſtand; 
2) (rhein.), abwendig, änhb. wennig, wönnig, ab. wen- 
äic, zn menden. 5 

engert, Wingert, goth. veinagards, ahd. wine 
ges, wingarto, wingart, mid. wingarte, änbd. Wein⸗ 
garte, —ten. 

Wenn, Wennche heißt in Hacheuburg ein zwiſchen 
Gebäuden, Mauern, Garteneden u. dgl. — ſchmalert 
Gang, Weg, Gäßchen, wol gekürzt aus Wende; vgl. 
Anwann. 

Wennni ſ. Wannep. 


443 





Wenfel f. Winfel. 5 

Wenzelden (Selters), Y, Schoppen. 

Werb, werbe (vlt.), unſer mal, in Zi. mit einem 

ihlwort, 3. ®. eynwerbe, zwywerbe, andetwerbe. 
8 war früher ein Gubft., ahb. hvarba, warba, mhd. wörbe, 
mnd. warf. ©. Grimm, Gram. 3, 232. 

Werh am Roden haben (S. rhein), d. t. etwas 
verbrochen und das Verübte wieder gut zu machen haben, 

Werfen, in der (rhein. weft.) Rda.: „Es hat viel 
Schnee geworfen“ d. i. viel gefchneit. - 

Wergeln (rhein.), wirrend durcheinauder mengen, 
drehen; baier. (Sm. 4, 153) wargeln, walgern, rollen. 

Werte, wirke Tuch (rhein. ımterrhein.), grobes von 
Werd verfertigtes Tuch; ahd. lautet das Abj. Swirchin. 

Werner, Wern, Werr ſ. Währ. 

Werref. wider. 

Werrt |. warre. 

Wertag, Wärtag eben), d. i. Werktag, mhd. 
werctac; Wertes, Werdes (8. weſt.), Werktage; Adj. 
wertags, wartags, wertes: biewertagfe, werteje 
Meider. Vol. Lebda. 

Wörmwolf m. (rhein.), Nimmerfatt; agſ. verevulf, 
engl. werewolf, mhb. werwolf, eig. ein Mann (goth. vair, 
ahd. mh. wer, agj. vör, var, lat. vir), ber ſich in einen 
Wolf verwandeln kann. S. Grimms d. Myth. 1.9. ©. 
1047 f. und meine d. Myth. S 55. 

Werwort (vlt.), bei S. Brant (} 1521) Wörwort, 
mhb. werwort, Willwort, Entſchuldigung. Lehr. $. 108. 

Weſen nennt man bei Montabaur, was ſonſtwo Gichter 


t. 

Weſte iſt Die geftridte Jade da, mo Bruſtlappe 
für Die gewöhnliche Wefte fteht. Weft if durchgehends m. 

- Weftergiebel wwlt.). Im 9. 1566 wird Norbhofen 

jattet „ein freyer markh, welcher anhebt vff den abent 

Ipurgis, vub bie fryheit des marckhs werbt (währt) biß 
in den dritten tag, fo lang daz die fon (Sonne) vnder ben 
weftergiebel geht, welches iſt vngeuerde (ungefähr) biſs vmb 
die 12 uer (Uhr).“ . 1,:836. 

-Wefterbaubf. (8.), eine Art Haube, weldye mandje 
neugeborne Kinder mit auf Die Welt bringen. Die frühere 
Sprache hat wösterbarn, wösterkint Kind im Tauftleid, 
wösterwat, wösterhemede, wösterpfeit Zauffleid, wäster- 
huot Taufhaube, wösterlege Patengeſchenk, auch das einfache 
die wöster für wästerhemede; es ift dad goth. vasti, lat. 
vestis Kleid. — Diefes weiter ift nicht fa. weiß, ift 


—— 


auch gar nicht das in Wefterwald vorkommende Wort, 
wie Vogel u. 9. irrthümlich annehmen. 

Wette (vlt.), Pfandvertrag, Strafe wegen Unterlafiung 
einer Pflicht. Gw. 1, 571 u. 8.; vgl. Bare Wette, Wett- 
machen und ſ. Gr. 601 

Wetter: böfe W., ſchlagende W. die ber Gefund⸗ 
heit ſchaͤdlichen Dunſte in einem Bergwerk, bie bei Wetter» 
Tojung mb Wetterwechfel entfernt werben. 

etterleuchten (wt.), ift verborben aus bem Altern 
wetterleihen (leihen fpielen). Geiler hat: „des blißz 
ober wetter laychs.“ Agricolg bat: „bonnern, bligen vnd 
wetterleuden.“ 

Wettern (wt.), fluchen, donnern und wettern. 

Wettmachen (S. wt.), erwiedern und dadurch aus⸗ 
gleihen, von empfangenem Guten wie Böfen. Goth. das 
vadi, ahd. wetti, mhd wette, wet, agſ. vedd, altn. ved ift 
das Verpflihtungsgeld, Draufgeld; dann Pfand als Gr: 
füllung und Aufhebung einer Nechtöverbinblichkeit, fo wie dieſe 
ung art gerusfäuenbe Aufpebung ſeibſt. Die Rom, 

wt., au . 

Weg £. (8.) ber ſcharf gemachte (geweßte) Theil eines 
Schneidewerfzeuges. 

Wegßen ſich Crhein.), fih durch Reben gegenfeitig zum 
Streit reizen, Wortftreit führen. 

Weßig f. wagig. 

Wibeln, wiebeln, wiweln (8. rhein.), wimmeln, 
in Oberdeutſchland wt. (Sm. 4, 8), mbb. wibelen von 
weben. Davon ber Wibel, ahb. wibil, mhb. wibel im 
Dred:, Korn, Roßwibel. 

Wibeln (thein.), ein Loch im Strumpf, im Kleid ſchlecht 
zunaͤhen, gleichſam verweben, auch baier. (Bm. 4, 8). 

wis f- Veid, Bid. . 

Wichſen (S. wt.ı, prügeln, auch fd. (I. Baul), über- 
tragen vom Wihfen (für wädhfen, ahd. wahsan, mhd. 
wehsen eig. mit Wach beftreichen, glätten, glänzen) ber 
Schuhe, wie gerben, ſchmieren u. a. 

Wide PL, Sarg Bicjer. 

Widelbuge £. (S.), lange Beinkleider, welche wie 
Widelftrümpfe bis an bie Kniee herauf zujammengewidelt 
werben und daher runb herum eine Wulſt Bilden. 

Wideln ırhein.), abprügeln; entweder Rebenform von 
wadeln oder fig. von wideln, einwideln. 

Wilvogel Heißt auf dem Weftermald das Sräuzchen. 
5 (a derbalgen (thein. unterrhein.), widerſprechen |. 

algen. B 


445 





Wider f. fagen. 

Widerböifts (8, 1) von Menfchen und Thieren, 
benen die Haare zum Keil gerade in die Höhe ftehen, ober 
gegen den Kopf zu ‚gefennt find; die Widerbörft, 2) un- 
Fr — 3}widerfpenftig; 4) widrig von Tönen (1 — 3. 
auch rhein. 

tberbaarig (chein.), fva. widerbörftig 3. 

Wivermuth m. unterrhein.), Ekel, Abſcheu, Wider 
wille, mhd. widermuot. 

Widerfang (vlt.), Gegenkronhe „Da machten die 
Meifter neue Lieder, das hiefje —A— mit drey Geſetzen“ 
(ſtatt der früheren 5—6). 76. 

Widmen, mhd. —8 ah. widumjan, ftiften, 
gründen, außftatten, kommt in alten Urfunben oft vor. 

Wi e (thein. a fobald als. 

Biet,b. iege (Hadamar), was fonft Juder. 

Biefel, ai mb. £., anhd. & m. .n., bei Göthe f. 
und n., fehwantt nafjau. dur alle Geſchlechier. 

Bielele ſ. das gebraͤuchlichere wufeln. 

Wiejendeikel, edel (Herborn), eis (al- 
cedo); Wief enfzippes, Mautourfegeie ( illotalpa); 
Wiejenpappel Dotterblume (caltha palustris). 

Wieſte d. i. wie bu, |. ©. 23, Nr. 174, 

Wiei ſ. Wit 

Wildwachs n. (rhein.), ahd. der waltowahso, mhd. 
ber waldenwahs, waltewahse, waltwahse, altfrief. die wal- 
dewaxe, änhb. bei Geiler Eltewachs, fomei | das Alter 
wachs. Waldswachs, auf Ho v weſtfaͤl. 
Wild waß, iſt das ſehnichte Ende des —* Wi Muskels. 
Fohs iſt wol entſtellt aus Wachs. 

Will, woͤll, Dialektform für wild, ſ. S. 17, Nr. 120. 

Willen (chein.), Diatettform für wollen, mbd. 
wällin, wie gelben, mbb. güldin. 

Willin ſ. Bilfin. 

uihengel m., Koͤnigskerze ‘(verbascus thapsus), 


llwort f Wählwort. 
Eins, Diakktform für Winde (oonvolvulus). 
Windblas, Wendblos f. (B. rhein.), trodene Fäul ⸗ 
niß im m Del namentlich in Nußbaum und Eiche. 
Windbläfig (olt.), Windfall; Holz, woburd der 
Wind blafen kann. „En wegen, — sul (vol Holz) ubel 
geladen vnd wintbleſfig.“ Gw. 


448 


Windflügelbieh früher im a — 
wehr hatte, d. {. wer feine fläte oh hatte und nicht 
mit feinem ehelichen Weibe lebte. Br. 

Windig |. wendig. 

Bindfe, winſch G. rhein.), 4) ſchief, verbreht; 
2) falj&, von der Seite, 3) link, linkiſch. Alt. einfach vindr 
ſchief, krumm, dän. ji fepimeb. vind; windſch, zu winden ges 
börig, bei Sm. 4, 108 windifd, bei St. und W. wind ſch, 
iſt abgeleitet, nicht and winbfdief gekürzt. 

indjhiff Heißt bei einer Schiffbrüde das Schiff, 
welches bei Öffnung ber Brüde abgefahren wird. 

Binbfhlag, vom Wind abgefchlagene Aſte, Bäume, 
wird in alten Weisthümern oft angeführt. Gw. 1, 537. 
59. Die alten Rehtöverhältnifje Hiecäber ſ. Gr. 518. 

Wingert f. Bengert. 

Wink (rhein.), mint S. weſt.) wenig; ahd. wenag 
deweinendwerth, unglüdlid; weiug, weng, wönch leider! 
dann ſittlich ſchlecht, daraus ter heurige Begriff, mb. we 
nec, wönic, wönc. 

Winkuff, Winkoff, Wönkoff m., ein Weintrunk 
(Weinkaufı ald Symbol (Zeichen) eingegangenen Kaufe, 
Handels (melde Anwendung zuerft im J. 1245 erwähnt 
wird); daher im Befondern Verlobung und dabei ftattfindenbe 
Mahlzeit, ſchon mh. winkouf, baier. Weinkauf (gesehud 
licher Leitkauf, mhd. Ittkouf, von ah. Hd mbp. It Obfl« 
wein), fränk. Winkoff, wijnkoop, nd. Winkopp, 
äuhd. winfauf Gw. 1, 642. ©. weiter Gr. 191. 

Winn und weh, mwinnemeh (S wt), fehr wehe, 
auch baier. und ſchweiz. (Sm. 409. St.2, 453). „Es werb 
mer allemol winne weh.“ Streff 61. &. Häplerin (15. 
Jahrh.) hat: „von dir fo ift mir wind. und we; fo iſt fm 
wind vnd ant geſchehen.“ Both. agf. vinnan, ab. winnan, 
mbb. winnen {ft Schmerz Ieiben, fi) abmühen; daraus mit 
Mühe erwerben, gewinnen. 

Winneltraum ıweft.), Wendelbohrer; mhd. wintline 
Bohrer. Kann traum aus drehen erklärt werden? Holl. 
drasiboor d. i. Drehbohrer, Wendelbohrer. 

Winnelweicd (then), fehr weich, fo daß man ben 
Qeprügelten gleichfam einwindeln muß; baier. windelweich 
(Sm, 4, 107), mhb..bliweich (bleiweich). „Ic wellt en 
winnelweich dreſche.“ Datterich. 

en Stoff 

infel, Wenfel (weſt.), Strobfeil zum Fruchtbinden; 
es iſt wol Wind ſel von winden. 


447 


Wintergrün m. (Braubach), die ftinfende Nieswurz 
Chelleborus foetidus). 

Winter hauch, —hauchel, — haube (chein. unter 
rhein.). Herbſtzeitloſe (colchicum autumnale). 

Winztg, wunzig, wunnewinzig (8. it.), ſehr Hein, 
mhd. winzie, wönzie, wintzig, weinzig; winzig it jchb., 
wunzig nidt. „E wunzig Elaaner Krotze.“ Lennig. 

Wipp m. (thein. unterrhein.), ein Getraͤuk aud Wein, 
Buder und Gier. . 

Wippen fva. ſchwippchen (f. d.), von dem ſchd. 
wippen. 

Wirkef. werten. 

Wirrwatz f. Watz. J 

Wirſch (8.), von einem kurzen Baume, ber viele Knöpfe 
hat, ober kurz und knoͤpfig ift, Fönnte Das Adj. wirſch böfe, 
ſchlimm fein, goth. vairs, ahd. wirs, mhd. wirs, wirsch, 
würs, würsch, engl. wors. St.2,455 hat wirfchen, wurs 
Isen wirſen befchädigen, zunächſt von einer geringen, 
örperlichen Verwundung oder Zerquetſchung. Alle dieſe 
Wörter fcheinen verwandt. ©. euriäig: 

Wiſch Heißt (in Flacht A. Diez) die Brühe (sauce). 

Wilhtud (weſt.) Sacktuch. 

Wifpeln (8. rhein.), rührig, Hin und ber fahren, in 
einer ftäten Bewegung, Thätigkeit fein, auch ſchweiz. (St. 2, 
455), hol. wispelen, wisperen, ſchwed. vispa; ſchwed. visper, 
ſchweiz· busper (St. 1,248) munter, lebhaft, ruͤhrig; bus⸗ 
pern munter herumfpringen. . 

Wißbauin m (8. wt.), eig. Wiesbaum, ein graber, 
langer, ftarfer Baum, ber über einen mit Heu, Stroh, Ge⸗ 
treide geladenen Wagen ober Karren zum Fefthalten gelegt 
und an beiden Enden angezogen und befeftigt wird. 8. mi 
das Wort durchaus nicht mit Wieſe (ahd. wisa, mhd. wise) 
in Verbindung bringen, jondern zu gewiß feft, ſicher ſtellen; 
allein das Wort gehört zu Wiefe (bad mir meift Wi 
auöfprechen) und lautet mıhd. wiseboum, Anhd. wispaum, 
wijeboum, wißböm, wifböm, an andern Orten Wieds 
baum, Wiejenbaum, Wiefelbaum, nd. Wejeboom. 

M Witch Heißt in Dietharbt A, Naftätten bie Zwerge 
infter. ö 

Witt f. (8. wet.), 1) gebrehete oder geuunbene Ruthe 
(Gerte) von Weiden, Birken, Hafel sc. zum Binden; 2) Orb⸗ 
nung, Weile: „Dat Könd eß ganz aus ber Witt; dat ek 
aus der Witt und aus der Weiß; aus ber Witt (Hant) 
fahren vor Ärger“; 3) ex ift an der Witt fon. an der Latt 


448 


G.t2. „Die Welbsleut ſein daan ganz aus d'r Witt, ſ 
wiſſe daan gor nit, wie daan flrnehin — 3 then ſolie.⸗ 
Sirmenidy 2, 85. Ahd. wit, mhd. wi le, ſchwaͤb. 
Bird, bier. Wid, Widen, (Im. 4, 31,1 aid OBiebe, 
Bicte, ud. Webe. Die 2. Beb. ift eine fig., wie man 
auch fagt: „er ift ganz aus ben Reiſern“ d. i fort. 
Wittzopf f. Bundſparren. 
Witz m. (im nordweftl. Theil bed Landes) Biber 
goth. vithrus, ahd. widar, ag. withar, altn. vedher, mi) 
wider. In einem Weisthum in Gr. 592 ſteht dafür Ben 
Pl Wip kommt das Zeitwort wigen vom Xegatten ber 
fe. 
Wod |. Bad, 
Wodeltg und wohlig (ichs in Ohmalsah, wog ig 
auch 8.), laulich, lauwarm: „Dat Wafler eß wohlig. 
Goͤthe: „Ad wüßte du, "wies Fiſchlein ift N wohlig 
auf dem Grund.” 

Wogm., Wirbel im Rhein, mhd. der wäc in weiterer Bd. 

Wohlmäthig (wei), munter, wohlgemuth, aud 
wollüftig. 

Wohlmwellf. wallwel. 

Wois f. er wöiß. 

Wolber f. (8. Marienberg), bei Sch. Wolver, 
Heibelbeere; vgl. Babel, Worbel. 

Wolfebraft m. (8), Wolkenbruch, mhd. wolkenbrust, 
von brösten, was unfer berften. 

Wonne f. Weib. 
® Worbel f. (Selter8), Heibelbeere; vgl. Wabel, 

olber. 

Worf, Senſenworf m. (thein.), ber Stiel der Senfe, 
baier. (Sm. A, 139) die merk, Warb bie Hanbhabe am 
Stiel ber Senfe, mbb. worp, 

BWörfeln (8) 1 merfeln bi das 28 Getreide; 2) (fig. 
klug, pfiffig machen: „De fall en fun wörfeln, gewör, 
felt made.” Am Rhein Hörte id) nur das Partic gewörs 
felt, gewerfelt. 

Borgen, wurgen (8. rhein.), mit Mühe ſchlingen 
ahd. woragen, mhd. worgen. 

Worre, worren f. warre. 

Boo ſ. wurſchig. 

Worſteln, wurſteln, 1) (chein.), unordentlich drauf 
los arbeiten, durcheinander werfen; 2) (8.), prügeln, gehört 
nad) Sm. 4, 108 wahrfeeinich zund. wurftelen, worftelen, 
agj. vraestlian, engl. wrestle ringen. Da auch wurften in 


449 


biefer Bd. vorkommt, fo fann man vielleicht auch an das 
Wurſt machen beufen., 
Woſe p., Menge von Leuten; vgl. Wuft. 
Woſt, Wöfte (8. wef.), Qud ſt (Wehen) m., Wöfter 
n. 1) Regenſchauer, Hagelfall, Schneegeftöber, von Mind 
‚begleitet; 2) (mweft.) fig., beim Kartenfpiel: „Dot git Woft* 
d. t. ich fürdte das Epiel zu verlieren, |. a 
‚woftig, woften, woftern, Per lang 
wajgewittere, gewajgewiter, änhb. wasse — net 
Sturm, woswitterig Unwetter en eig. jcharfes Wetter, 
von was, ahd. hwas, was, alt. hvattr, ſcharf (woher unfer 
wegen) Dieſes was, wos ımb Woft-gehören zufammen. 
Woul m., bei körperlicher Arbeit nie ermübende Perſon, 
-zu wuhlen abbörig. 
Bowe Finersurg), Dialektform für Papa, Pape. 
Woweling (Ufin Hr mehrere ausgebehnte Geſchaͤfte 
im Haufe, z. B. Wirtfcaft, Diehgerei x. Das Wort ge 
hört zu wabeln, wibeln, wubeln. ö 
Bud f. Bid. 
Wuhle £ (Ufingen), harter Schwamm in der Erbe, 
den die Schweine aufwählen und frefien. 
Wuhlen ırhein.), ſchd. wählen eig. und fig. hab- 
ang zu ar uchen). 

Wuppd thein. main.), ſteht, um das geſchwinde 
Geſchehen PARAT ya „Sie gude fih in die Aage, un 
mwupp dich, do sine, “Liebe mit Hinberniffen, Darmftadt 
1859, ©. 12. Das Wort ift eine Ablautsbilbung von 
wippen. Man fagt aud: „in am (einem) Wupp.“ upp 
big “ aud) einer von den vielen Namen des Branntweind, 

ürfchen ıweft. rhein.), Schlud, auch ein Gläschen 
Branntwein. 

Burgen f. worgen. 
Wurmfrautn., gemeiner Rainfarren (tanacetum vul- 


): 
Wurſchig, worſchig (S.),von — und Thieren, 
bie kraus und verrupft ausſehen, |. mir 

Wurf, Würſtchen in der wt. he: „Dir wird 
eine befondere Wurft Cein bei. W.) gebraten,“ um hoch⸗ 
gehende Forderungen eined Menſchen zu bezeichnen. 

BWürfihen, Wörfihen heißt (thein.) bie männliche 
Blüte der Hafelftaude (corylus avellana). 

Wurſten, wurfteln | worfteln. . 

Würz f. (weR.), Pfeffer; bad Werz (Mürz, Seal. 

„ Kebreiu: Woͤrterbuch. 


448 


G. 82. „Die Weibsleut fein daan ganz aus d'r Witt, f’ 
wiffe daan gor nit, wie j’ daan Fürnehm gnung En — 
dirmenich 2, 85. Ahd. wit, mhd. wit, wid. 

Bicd, baler. Wid, Widen, (Im. 4,31), öl he, 
Biete, nd. Webe. Die 2. Beb. ift eine fig., 

auch fagt: „er ift ganz aus ben Reifern“ d. Ü Pe 

Wittzopf f. Bunbipauzen 

Wi m. (im norbweftl. Theil des Landes), Widder, 
goth. vithrus, ahb. widar, agf. withar, altn. vi ,. mbb. 
wider. In einem Weisthum in Gr. 592 fteht bafür Wedel. 
FH Fa kommt bag Zeitwort wipen vom Begatten der 

Bet om * hlig (eid ei lbach, 

odelig und wohlig ein Schwal „wo 
auch 8.), —8 lauwarm: „Dat Waſſer eß wohlig.“ 9 
Göthe: „Ad wüßteft du, wies Fiſchlein ift 8* wohlig 
auf dem Grund.” - 

Wogm., Wirbel im Rhein, mhd. der wäe in weiterer Bd. 

Wohlmäthig (weil), munter, wohlgemuth, aud) 
wollüftig. 

Wo iweil f. wallwel. 

Bis ſ. Hr wis. 

Wolber f. (8. Wartenberg), bei Sch. Wolver, 
Heibelbeere; vgl. Vabel, Worbel. 

Wolfebraft m. (8), Wolkenbruch, mhd. wolkenbrust, 
von brösten, was unſer berften. 

Wonne f. Weib. 

Pan f. (Selters), Heldelbeere; vgl. Wabel, 
ber. 

Worf, Senſenworf m. (chein.), ber Stiel der Senſe, 
baier. (Sm. 4, 139) die Worb, Warb bie Handhabe am 
Stiel der Senfe; mbb. worp, sönsen' 

BWörfeln (8.) — das 28 Öetreibe; 2) (fig. 
klug, pfiffig machen: „De fall en fun wörfeln, gewörr 
felt made“ Am Rhein hörte ich nur das Hari, gewörs 


ahd. woragen, mi 

Worre, werten, f. warre. 

Worſchig f. wurfhig. 

Worſteln, wurfteln, 1) (rhein.), unordentlich drauf 
108 arbeiten, burdjeinanber werfen; 2) 73 ), prägeln, gehört 
nad) Sm. 4, 158 wahrſcheinlich zu nd. wurftelen, worftelen, 
ag. vreestlian, engl. wrestle ringen. Da auch wurften in 


449 


biefer Bd. vorkommt, fo kann man ‚vieleicht auch au das 
Wurſt machen denken. 

Wofen., Menge von Leuten; vgl. Wuſt. 

Wort, Wöfte (8. weft), Ousft (Wehen) m., Wöfter 
n. 1) Regenfchauer, Hagelfal, Schneegeftöber, von Mind 
‚begleitet; 2) weft.) fig., beim Kartenfpiel: „Dot git Woft“ 
d. i. id) fürdte das Spiel zu verlieren, |. Duäftionieren; 
woftig, woften, woftern, wofen. Mhd. wasgewitere, 
wajgewittere, gewajgewiter, änhb. wasse wetter Unwetter, 
Sturm, woswitterig Unmetter erregend, eig. jeharfes Wetter, 
von was, ahd. hwas, was, alt. hvattr, — (woher unfer 
wegen) Diefes was, wos und Woft-gehören zufammen. 

Woul m., bei förperlicher Arbeit nie ermübende Berfon, 
-zu wuhlen ghhörig. 

Wowe (Dillenburg), Dialektform für Papa, Bape. 

Womeling (Ufingen), mehrere ausgedehnte Geichäfte 
im Haufe, 3. B. Wirtſchafi, Metzgerei x. Das Wort ges 
hört zu wabeln, wibeln, wubeln. 

Wuch ſ. eh j 

Wuhle f. (Üfingen), harter Schwamm in der Erbe, 
den die Schweine aufwühlen und frefjen. 

Wuhlen ırhein.), ſchd. wühlen eig. und fig. (hab« 
Tüchtig zu gewinnen fügen). . 

Wupp dich! (thein. main.), fteht, um das geſchwinde 
Geſchehen auszubrüden.- „Sie gude fih in die Aage, un 
wupp Did, do er Liebe mit Hinderniffen, Darmftabt 
1859, ©. 12. Das Wort ift eine Ablautsbilbung von 
wippen. Man jagt au: „in am deinem) Wupp.“ upp 
did F4 auch einer von den vielen Namen des Branntweind, 

ürfchen ıweft. rhein.), Schlud, auch ein Gläschen 
Branntwein. 
Wurgen f. worgen. 
Wurmfrautn., gemeiner Rainfarren (tanacetum vul- 


N urfhig, worſchig (S.), von Menfchen und Thieren, 
die kraus und verrupft ausſehen, |. wirſch. 

Wurf, Würfthen in der wi. Rda.: „Dir wirb 
eine Befondere Wurft (ein bei. W.) gebraten,“ um body 
gehende Forderungen eines Menſchen zu bezeichnen. 

Würfihen, Wörfichen heißt (chein.) die männliche 
Blüte der Hajelftaude (corylus avellana). 

Wurften, wurfteln f. worfteln. ’ 

Würz f. (weſt.), Pfeffer; das Werz (Würz, Gewürz. 

Kehrein: Worterbuch. 20 


BE. 
„Wuſchtrum (Rheingau), Meier, Sternkraut (alsina 
ia 


—M 
Wuſeln, wuſſeln, wuſcheln (8, rhein.), ſich ſchnell 
bin und her bewegen, fich geſchaͤftig umthun, ſchleſ. wuzeln, 
wozeln, Baier. wuſeln und wuzeln in weiterer Bed. 
(Sm. 4, 188. 208). Wufelden, wufelig, Gewuſel. 
Wuft £. (rhein.), nnbebautes, mit ſchlechtem Gras bes 
wachſenes Feld; (unterrhein.), dad Wuft und Wuftland, 
mhb. Die wüleste, ab. bie wnostt Müfte. 
Wuf m, 1) (Braubach), gemeine Wucherblume (chry- 
santhemum segetum); 2) (xhein.ı, große Menge. 
Wup, Wutzchen, Schwein, hängt mit Wap zu⸗ 
fammen; vol. aud) deu Lodruf wug wagl wutzi wugil 
Wuwelades m. (rhein.), fva. Bupemann; vgl. 
Wauwau. 
Wygande (vlt.), mhd. wigant, Kriegsheld. Lehr. d. 91. 


8. 


Zahänshofen, Zachareſehoſen heißt bier und ba 
im Volksſcherz Die Fahne, welche am Feſte der Kirchweih, 
Kirmes auf dem Kirchthurm ausgeftedt iſt. Rirwezachäus 
heist am Taunus Jeder, der gerne Die Kirchweihen der Rach · 

arſchaft befucht. Am Kirchweihfeſt wird das Evangelium 
Luc. 19, 1—12 verlefen, worin erzählt ift, wie Zachaͤus 
auf einen wilden Feigenbaum flieg, um ben Herrn zu fehen, 
der dann gaftlich bei ihm einfehrte.e Daraus und aus ber 
Sitte, Het feftlichen Gelegenheiten Fahnen auszufteden, er 
klaͤrt hä obige ſcherzhafte Benennung. 

Badel f. (8. rhein.), 1) die etwa einen Zoll Tange 
Warze an ten Kinnlaben der Schweine; 2) Kerbe, Einfchnitt 
an einem Band; 3) Spike eines abgebrochenen Afted. Zadeln, 
zadelig. Das Wort ift abgeleitet von Bade, Baden, 
mb. zacke, da8 einen an einem Körper herborftehenben 
ſpitz auslaufenden Körper bezeichnet: 

. Badern (rhein. wt.), adern, pflügen. Ahd. heißt e8: 
zi achara, achare gän, gen, mhd. ze acker gen, bei Die 
tenberger (1571): Lanftu jm das joch anfnäpffen za ker zu 
gehen. Job. 39, 10. Bei Philander von Sittewalb (1677, 
©. 595): „welche zaderfahren wollen. Bei Bindgref 
(1678. 1, 374): „ein Baur zackerte.“ In einem Weiß 
thum von 1540' bei Gw. 1, : „Welcher märder daräber 
einen ſtreich oder einige forde. zader.“ Otefenbach 
Gloss. 44 hat aus dem Ende bes 15. Ih. zadern neben 
sader gen. 


451 


d. zagel, zagal, oth. agſ. engl. 
—8 eig. aß mac —* ug 3 . 
Schwanz eines Thieres, auch oa. Afterzagel, After- 
Thlag. Bel. Säuzal. 

$ ähbach m. (thein.), Geizhals, 

Bahn f. eig. Bain, Bein trhein.), ein Weidenge 
eht, das auf einen Karren ober Wagen geftellt wird, fonft 
Sledte; goth. tainj6, ahd. zeinja, zeinna, zeina, nö. 
zeine, ital. zana Korb aus Srihen, Rohr, Binfen, von 
goth. tains, ahd. mhd. zein Zweig, Stäbchen. 5 

Bahnt, Bannt, Bann ı m., Dialektform für Zahn, 
goth. tunthus, —8 and, agf. tödh, "dh, engt. —8 teeth, 
altn. tönn, ab. ‚an, mhd. and, zant, 

k ——— Bapmrarfel £ (8. wein), ), Babnlüde, 
affe 

Bahnwiere, Zehnwiere, Zohnwierem (Limburg), 

Bahnfdjmerz, ahd. zandswör, mhb. zanswör, von ahd. sväre, 
mhd. swör Schmerz, auch Schwären. 

Zain Geſt.), ein beftimmtes Maß, bſ. Braunfohlen, 
& iſt Zahn ıf. d.), in etwas geänderter Bo. 

Zammel, Zampel f. (S.), 1) Safer, alter Lappen; 
2) (8. thein.), Weiböperfon, oe % überall aufhält, auch eine 
liederliche Weibsperſon. Bammeln, zampeln, zamm e⸗ 
lig, zampelig. Bgl. Zumpel. 

Zangen Seiten bei ben Säifern die Bindehölger, 

Banfeifen n. (8. thein.), bösartige Bänkerin. Nach 
Sm, 1, 120 if in Gifen vieleicht das ahd. itis, altf. agſ. 
ides (übh. Frau) erhalten. 

ann (Branbadh), |. Bahn. 
apfig (Hadyenburg), verwöhnt, von Kindern gelegt 

Bäppe m. (8.), Zipfel, 3. B. an einem Halstuch, 
iſt bloß Dialektform von Zapfen. 

BZappeln 8). fich überall aufhalten; bie Zappel, 
Nebenform vom jchb. Bammel, Zampel. 

Bappen d.i.zapfen Crbein.), Wirtfäaft (Bapperei) 


Barge f., 1) (Caub), Furche, Gräben; 2 foa. 
Gargel. vpl und änhd. zarge iſt Seiteneinfaffur ae 
Gefaͤßes, Raumes, als Begenfap don Boden und Dedel; 
Gehege, "Befeftigung. 

Barren, Saurien, jarrgen, zärrgen (8. wt.), 
zerren, neden, quälen. Barger, zarrig, gargerig, baier. 
zerrig. Zerren iſt goth. tarjan, altf. terjan, ahd. zerjen, 
wmbhd. zerren, nd. zergen, tergen. 


452 


Zaſen (Wiesbaden, Ufingen, Herborn), zupfen, bf. 


Wovolle, Garn, Bater. galten, 3 zaiſeln (Sm. 4, m, ahd. 


zeisan, mhd. zeisen, agſ. taesan. 

BZaffel f. (rhein. unterrhein. ), Traube mit etwas langen 
Rappen, aber wenigen Beeren, baier. Zafel, Zaffel (i 
4, 286); Gezaſſel, zaffelig. Diele Wörter werben 
mitunter auch von Kartoffeln gebraucht, die lange Keime 
(Wurzelfafern), aber Heine (jedoch meift viele) Knollen haben. 
In älterer Zeit führen verichiedene Bilanzen den Namen 
Beifel, abb. zeisala, mbb. zeisel, bj. bie Karbe, Weber- 
diſtel, von abb. zeisan |. zafen. Daher ift das dialektiſche 
Bafel, Zaffel (f. oben S. 4, No. 7) gebildet. In nafjan. 
Zeitungen ftand (1858) öfters die (ornehmer ein jollende?) 
Form zaufelich, etwa von zaufen? 

Bafjeras |. Safferas. 

Batteln (vlt.). „Die waren verſchnitten und gezattelt.“ 
Lehr. $. 36. Die Räuder der Kleider waren-in Zaden zer⸗ 
ſchnitten, von mhd. zote, ahd. zots, zata Botte, Büſchel 
von Wolle oder Haaren. 

Bag f. (8. wt.), 1) Hündin; 2) Tieberliche Weibs- 
verfon, in beiben Web. auch Baier. (m. 4, 296); Ablautd- 
bildung von Zige, mbb. zitze, ‚meta bloße Dialektform 
bes ahd. zöhä, zohß, zah&, mhd. zohe, zoche Zaufe. 

Bauen, auden ſich ı8.,, fü "ah eilen; goth. taujan, 
al ri. tun, ahd. zawjan, zouwan fu engerer Vd. Bereiten, 

zouwen, zougen hiehen, Anhd. zawen, zauen. 

Zaup, Zaupel f. Crhein.), 1) Hündin; 2) Tieberliche 
Weiböperjon;, zaupeln ein lieberliches Leben führen; ahd. 
zöpa, mbd. z ve czeupin. 

BR ezaug TS, Dialektform für Zeug, Ger 


® "Bannfäläpfer, —ſchlüpferchen (rhein.), Zaun 
nig. 

88anſeln (thein.), drrſtanties zauſen, baier. zau⸗ 
feln, zuiſeln, nd, tufeln. 

Beatrüwe f. Beiterröschen. 

Bed f. (mt.), Name eines blutjaugenden Infektes, mhd. 
zöche, nd. Teke; Benennung eines zubringlichen Menſchen; 
Schimpfname für eine böje Weiböperjon. 

EA m. (Wiesbaden), Branntwein. 

eihenftahl f. Stahl. 

Zeil ift 1) Der allgemeine Name für eine Reihe Weine 
ftöde im Weinberg; aud) vielfach für eine Reihe Kartoffel⸗ 
ſtoͤcke. Daher zeilen d. i. einen neuen Weinberg nach ‚Zeilen 


453 





anlegen: 2) Bere einen Weinberg, Kartoffelacker :c, 
ben Zee us dug Br ) A en 
eit.bieten (8. thein.), jen, guten Morgen! guten 
Tag Pozten Abend! fagen. eröben 5 a 

Keutis «8. thein.), 1) frübe; 20 oft. 

B&lem n. (rhein.), joa. Kat, entf. „Daß 
be bes bitterbeed Zelem krickſt.“ tterich 48. 

endel (vlt.), ahd. zendäl, Br zendäl, " zöndel, zin- 
dal, sindal, sönd&l, mittellat. condalum, cendatum, senda- 
tum, zendadum, provengal. cendal, eendat, ital. zendato, 
franz. cendal, cendau, sendal, sandal, ein leichteres Seiden⸗ 
jeüg, das ion im 9. ® in den verfcjiedenften Garden bet 
und getragen wurde. ©. Gortett. 

Sender ſ. ſinter. 

Zeppedielche (mei), foa. Dunfel, jeboch mit Aus« 
ſchluß von „leichtfertig;“ Baier. iſt Bobel, Bobelein, 
Zo berl verächtlich ſcherzhafte Benennung einer Perſon beis 
derlei, jedoch öfter des weiblichen Geſchlechts (Sm. 4, 217). 
Bol. Zippedieschen, Zimper, Zimſerlimſi. 

Zeiterroͤs, Zeteroͤschen (chein.), Beatrüwe 
@weft.), wetterau. Bitteree ein flechtenartiger trockuer 
Hautausſchlag im Geſicht (lat. sarna, impetigo), mhd. der 
zitter, bie zıterlüs, der ziteroch, ah. eitaroch, citaroc, 
eitroch, zittaroch, eittarouga, cuterlo, couterläs, eittarlüs, 
eiterlös, zitdruos, zitdruss. ©. — I, 279. IV, 368. 
V, 264. 640, Diefenbad Gloss. 288 unter im tige. 

Betten, ‚jehten (8. weſt.) zitten (Rimbur; 3 „Wehen, 
zetteln, einzeln fallen laſſen, ftreuen, das gemähete Gras 
auseinander werfen, damit es leichter troden und bürr wird, 
obb. wi. (Sm. 4, 291), ahd. zatjan, zetjan, nıhb. zeten, 
zetten. 

Bi f. Crhein.), eig. Bieche, ahd. bie ziecha, mb. 
zieche, engl. tick bd. ben fafartigen Äußeren Überzug über 
Kiffen, Vettvede. Das Wort iſt in Mittel- und Oberdeutſch⸗ 
land fehr verbreitet (Sm. 4, 221). 

Bid, Zickel (rhein.), junge Ziege, junges Lamm, ahd. 
zii, ai mhd. zicke, zickeltn, zickel; zidelig Iuftig wie 

ine Bidel, 

Ziden (Wallmerod), einhalten, warten, aus verzie⸗ 
ben gekürzt. ©. zoden. 

iegenbart m., Borſtengras (nardus strieta). 

Bieher (rhein. unterrhein. ), gewöhnlicher Heber, um 
Wein aus dem Faß zu ziehen, |. Pump. 

Biet, Dialektform für Behe . 


454 


Biewid (weſt.), Kiebig, |. Giewick . 

Ziffer ift fat durchgängig männlichen Geſchlechts, ahd. 
und mh. noch nicht vorhanden, and dem fpan. bie cifra, 
mittellat. ciffara, was aus einem angeblich arabiſchen zafara 
— zählen ſtammen fol. 

Bimmer f. Sammer. 

Bimper (8.), 1) nett, fauber; 2) Mein; 3) geziert, 
von Perfonen, die aus Blödigkeit oder Vornehmthuerei (Af⸗ 
feftation) bei andern wenig und fehr langſam efien; weldhe 
boffärtig, mit Heinen, abgemefjenen Schritten oder auf ben 
Zehen gehen, in biefer Bb. rhein., zimperlich, welches letztere 
Wort aud von einem weiblichen, zärtlichen Menfchen gejagt 
wir. Mhb. zimpfer, zimpferlich, baier. zimper, zimpfer, 
ymplen, zimpferlih, zumpferlid (Sm. 4, 263). 

ft.2, 474 führt zimpfer auf ziembar zurüd, übertrieben 
ängftlich in Beziehung auf das fi Ziemende. 

Bimferlimfi £. (Königftein), Heine ſchwaͤchliche Weibs. 
perfon. In ber Wetterau ift bezungen flein und zugleich 
niedlich; mhb. zinzerlich zärtlich, niedlich, zigelen, zöngelen 
zieren, fümüden, koſen, ſchmeichein, änhd. genglen. 

Bingel pie), „Das tft. der zingel ober bezirf der 
vogtei.“ . 1, 637. Auch die wihtelähe Heiben mitunter 
Bash weil fie umzäunt waren. Gr. 810. Br. 617. Myhd. 
ift der zingel die äußere Verſchanzungsmauer einer Stadt 
ober Burg. 

Binfe, ım Reden, am Karft, ift ahd. zinko, mhd. 
zinke und rhein. m., ſchd. f. 

Binnläufe Heißen bier und da ſchwarze Flecken in 
lange ungebrauchtem Binngefchirr. 

Zinndh, zinnöth (S.), niedlich, zärtlich, vielleicht 
zi— a3u— nöth, f. nöthlic. 

Binter f. finter. 

Bippedieshen (Caub), ſchwaͤchliches, affektiertes 
Frame Vgl. Zeppebielde, Zimper, ee 

m j 

Bippel, Dialektform für Zipfel 

Zipper £ (S.), buntgeftreifte Kae, auch bisweilen 
jede Rage; zippern, zipperig (bunt, gefledt); Zipper- 
tage, Zipperbohne 

Bifeln, ziefeln, ziffeln, 1) (8. weſt.), rütteln, 
Mbätteln, 3. B. an den Bäumen; 2) (rhein.), bünn aus- 
ftreuen, das Maß Ioder füllen, 3. B. Körner, Gras, Streu, 
metterau. züjfeln, bei Alberus zuſſeln, fehlef. giffeln. 


—— 


— £. (chein.), Vordeichſel am Wagen, Deiäfet 
ug (j. Lohne), mhb. ber und das zieter, ahd. zeotar, 
vielleicht aus zluhtriu (Biehhoh;). 
u Fre zött feit |. finter. 
Bitten ſ. zeiten. 
itterbrüb, —bröih f. (8.), Gallerte. 
tttern Pi., was Zerterös, 
ittgatt: Das if zittgatt d. i. b inander. 
iwid m. (weſt), Kiebig, |. Giewi 
Biehee £., feherzhafte Benennung eines gezierten, vor⸗ 
uehmthuenden Mädchens; Baier. Zuzibee bez, mehr ein 
luſtiges — (Sm. 4 297). 
gen Sematai), gaben, von ziehen, ſ. aiden, 
au 
2 ar (Saub), Diener des Rheingollants, |. 
ne 


olpdh £. G.), langfame, faule, madläffige Berfon; 
herumzolpchen, vergolpden; ſchleſ. die Zolker, Zuls 
Ber, ae iumpiges Gewand, liederliches Weibsbild; baier. 
ge „ZSolp, Bolpel, Bulp, Zulpel Klotz von einem 
jenjchen, Lümmel (Sm. 4, 255. 256), mhd. in dieſer Bo. 
solch; ſchweiz. Bolg, Beige n "Schimpfname für eine lange 
fame, trändelnde Perſon. „Der mantel hängt mir wunders 
iich und zoldert ſich.“ Ho —E Ged. 6, 23. 
Zomes (Salz), leeres Geſchwaͤß, jariſchdeuſch 
Boppeln (8. wt.), zupfen, bſ. an ben Haaren. - 
Boppen, lektform von zupfen, Geld fordenn, bei 
Tanzmufifen auf manchen Dörfern am Taunus gebräuchlich ; 
Bopper der babei das Gelb für die Muſikanten aufhebt. 
Zores m. (8 thein.), 1) Sa, Spaß, Nederei; 
Berwärfni, Mißgelligfeit; 3) gemeines @efindel, wol jähifche 


—R eidte zůſchig 
eidesheim ber mit Radeln verſehene 
ce y — Sie er Fichte pinus aylvestris). 
ie Nadel der Fichte heißt mhd. zote, lat. seta. Baier. die 
Batten, Botten bie Legföhre, Krummholzkiefer (pinus 
Yen und pumilio). Dieje Wörter gehören offenbar zus 

jammen. 

Botgöthen, Zotpetter find in Heibesheim, was 
Kurt, Ogiottergätti, Scählottergotte d. i. die eig. 
jegleiter und Begleiterinnen des Goͤtchens und Petters, was 
bf. bei unverheiratheten &. und P. vorkommt. Götdyen und 
Botg., wie Vetter und Zotp. haben gewöhnlich Sträuße 


456 


auf der Bruſt, Zotg. und Zotp. jedoch melft minder fehöne. 

Es ift möglich, daß Botg. und Zotp. in 1 eiherer Zeit nur 

Zichtenzweige (Boteln }. b.) hatten. Die Mag, melde 

die Geburt eines Kindes anfagt, trägt in Schaffhaufen zwei 

Sträuße, einen am Bufen, den anbern in ber Hand, wenns 

an vu aber nur einen. Strauß, wenns ein Mädchen ift. 
t. 2, 

Bott, Butt £. (rhein.), Röhre an einer Kanne, Braufe 
an einer Gießkanne, bei Sch. Zutte, baier. Bott, Zutte, 
Züttich (Sm. 4, 296), nd. tote, tugle, tuite. Bote 
iſt gehre an einer Kanne und einem Trinknaͤpfchen, ital. 
ciotola. 

Botteln (rhein.), unnöthig gerfireuen, daß es ver 
kommt, ſ. zetten. 

Bu, zuen wird Crhein.) ald Adjektiv gebraucht: Der 
zuene Garten; ein zues (und zu) Schloß. 

Zucht £ ’8. thein.), 1) Lärm, unzüchtiges Getöfe; 
2) Unangenehmes, in beiden Bd. eher Unzücht in ber 
alten Bb.: „ungebührliches, wildes Betragen, das ber fein 
gebilbeten Sitte zuwider it“ 

Zuch tim ad f., Brautführerin in Bornich, lauſ. Zuch t⸗ 
fran, ſchleſ. Bühtjungfer; baier. „einer zuͤchten“ d. i. 
ihr in Ehren, mit ihr zur Taufe, zur Trauung gehen (Bm. 

7 


h» R 

Zuckeln (rhein.), fudeln, faugen, eig. und fig. „Am 
Enn met dem verdammte Schwuggele bo harr eich Bittere 
beeß ze zngaelet Lennig 62. Stieler hat zudelen für 
bingiehen, aögı 

Bug |. ausfahren. 

Zugebröts, Zugebrötfel (8.), das ſchd. Zubrot, 
was man zum Brot ißt. 

Zufittel (S.), joa. Donnertittel. 

Zulaft £, am Rhein ein Weinfaß und Weinmaß von 
4 Ohm, nit, wie Campe angibt, ein Stüd (f. d.). 

Bumpel, zumpeln (rhein.,, fon. Baupel 2, 

Zurichten (B.), fva. bezahlen 1. 2, 

BZurümpeln (thein. unterrhein.), einen Niß, ein Loch 
oberflächlich zunähen. 

Zufammen thun ſich (weft), fi) heiratheu. 

Züſchig, zoͤſchig, zoͤſche LS. weil), am Rhein zwi⸗ 
ſchig, zwiſche, zwiſchen, älternhd. zwiſchen, awäs 
ſchen, zuſchen, zuſſen, tzuſcheu, taufchenn, mbo. 
enzwischen, zwischen, ahd. in zuisken von ahd. zuisk, 
mhd. zwise, zwisch zweifach, eig. in der Witte von zweien 
Orten ober Perfonen. Vgl. hinnig. 


457 


waufden auffen, Idiujen d. i zwiſchen, ſteht 
oft in alten Urkmben, Kt ig. 
Zuſchuſtern (8. kein), azulommen Faffen, ſ. fort⸗ 


uftern. 
Bufehends (Raflan), gut, gelungen: Das iſt zu: 
fehends gemacht. 

Zwack, Bwadel (chein. unterrhein.), Zweig, bſ. 
Sabelzweig. 

Bwagern, zwaßeln(zhein.), zappeln, verzwaßern 
RG (im Scherz) zu Tod zappeln; smaperig, swagelig 
zappelnd vor Ungebuld; alle auch Baier. (3m. 4, 310). 
mMeekt mer do net verzwazzele.“ Gtreff 69. „Un ih 
bin gauz zwazzelig.“ Datterih 42 „Sept mag’r ah e 
bische zwaßle. Ich mißt zwaglich wern.” Liebe mit Hinder⸗ 
Wi Darmftadt 1859, ©. 18. 27. ©. awipern. 

Bweifherig (Caub), aweigetheilt, 6j. in pwei Par⸗ 

heilt. Vgl. ahd. scerjan in Scharen igeiten, zählen. 

——— ſ. Zwolfbote. 

werchfeld Got.). „Uf an Mol i8 er & gourer 
Gedanke uwerſſch Zwer fenng . t. umverhofft, ploͤtzlich) 
würrrer fumme.“ Firmenich 2, 73. 

Zwerdjferger m., Säiffer eines Sehrzeuges, mit dem 
er mır von dem einen üfer zum andern fährt. 

Zwerchkopf f. Oradfopf. 

—* Zwerſch 8), Dialektform von imer 
ahb dwörh, twärh, agf. dhveorh, mb. twörch, dwäi 

Bweßen (weh. ) 3wöllen 8), ‚ deinen, Garn dop⸗ 
ven, fchlef. zwiften, engl. twist, ön, mhb.zwir- 

nen. Vgl. mbb. zwis, zwir zweimal, 

Awidbart m. (Caub), Bart unter der Unterlippe, 
nicht der am Stinn fich befindende. 

Zwidel m., 1) Zapfen an einem Kaffe oder fonft an 
einem Gefäß an der Stelle bes Krahnens; 2) Cunterchein.), 
ein eingebilbeter Menſch, der ftolz einhergeht und fo fid 
laͤcherlich macht, in diefer Bd. wol von ben Zwiceln in den 
Strümpfen. 

Zwiden 1) heißt ein gewoiffes Rartenfpiel, wobei ges 
wöhnlich Hoch gefpielt, der Verlierende gezwidt wird; 
2) hart mitnehmen, 

Zwiebeln, zwieweln 1) (8. vhein.), hart zufeßen, 
ſchlagen, (daß ihm, wie vom Bwiebeljaft die Thränen in die 
Augen fommen); 2) (8.), fva. wufeln, von Kindern, bie 
nach ihrem Alter fchnell und kraus über die Erbe fortlaufen. 
BZwiebelbonz Heine muntres Mädchen, 


lich von Bäumen, ve je ſchwer voll — 
— d. mhd. —E BL. Büfchel mb beftielter 

ent Beier f., mhd. zwisele, ahd. zuisila 
Daumgabel, erſcheint öfters als Name von Gemarkungd- 


win, zwo, zwa (S.), zwa, zwu und zwo Crhein.), 
swei, anhd. mhd. zwen (zwöne), zwö, zwei. 

Bwirbeln, awörbeln, 9 «8. rhein.), ſchnell und 
oft herum fahren, in einem Wirbel herum fahren, auch lauſ.; 
2) (weft), ein Muflfinftrument fertig fptelen, 3 ®. die Orgel. 

wirbel, Zwoͤrbel Wirbel im Waller, auf Wirbelwind 

ad Wort iſt in Deutichland wt., aud) in änht. Echriften 
oft zu finden, 3. B. bei ©. Münfter: „an biffem ort hat der 
Rhein dil zwörbel.“ bei Hoffmannswaldau: „Zwirbel⸗ 
Wind.“ Schon mhd. ewirben, zwirbein wirbelnd umbrehen, 
zirbelwint. 

Bwirn, Zwoͤrn, auch bluaer Zwörn (S.), Braunt⸗ 
wein; Baier. il brauner Bwirn Bier, Hlauer gZwirn 
Branntwein (m. 4, 309). Die Benennung ift wahrjäein 
lich von bem Doppelbier und Doppelbranntwein auf 
den aus geboppeltem Garn beftehendem Zwirn üben 
tragen. 

Zwiſchen ben Jahren heißt bier ımb ba bie Seit 
zwiſchen Weihnachten und Reujahr. 

Zwiſchen der Beit effen, d. 5. zwiſchen ber vegel- 
mäßig für das Eſſen beftimmten Zeit (dieſe il: Fruhſtich 
Zehnuhrbrot, Mittagefien, Vieruhrbrot, Abendeffen) efien. 

Zwölfbote, Bweifbote, Anl 2. der awetfünt, 
zwelfbote, awolffbobe, mhd. zweii Apoftel, kommi 
oft in alten Urkunden vor. 


Bwiebelfang, as f Bye 





Erſter Anhang. 


Verzeichniß verkärzier Perfonennamen. 


Us — Andreas, 
Anm, Ammi, Amrt— Anna 


, Ammegritt = 
Anna largaren a. 
Ammele — Anna Magbalena. 
Ammergretö = Anna Mars 
nn. 


muegieh, Annegert — = Anna 


Pad = Ama Katharina. 
Annels — Anna Elifabeth. 
Apel, Apelde — Apollonia. 


li Bali 
ale 
Gin, Ohr Daten. ion 
Chreß riſtian. 
eilig: — riſtinchen. 


Cilles ⸗Cornelius. 
Dangel — Daniel. 
Seife —= olfus. 

Deuned — Martinus. 





ag — Daria Katharina. 
er 


= Sophia Katharina. - 


Gmer - = Sophia Marga- 
— ph g 


Gehrd — Gerhard. 

Geion = Georg Anton. 

Görjel = Georg. 

Gräl, Greth, Bit Mar 
naretha. 

Hammbamm — Johann 
Adam. 

Hammbaft = Johann Se 
baftian. 

Hammelamm— Johann Wil 


helm. 
Hammelcher, — hör — Jos 


hann Meichior. 
Hammerrt Johann Martin, 
Hammpe, — peter — Johann 


Peter. 

Hannam, Hannarm = Jos 
hann Man. 

Hanns = Johann Hugo. 
nnsjof = Johann Sata. 

mſam — Johann Adam. 

anntheid = Johann Mat 
thias. 


Hannwilm = Johann Wil⸗ 


Pe — Johann Wilhelm. 





Iweleis — Eva Elifaberh. 
Iweſtein = Eva Ghriftinn. 
Sanne — ol anne, 


Jesmarilche = % us Maria, 
Zesmarjofep — Yejus Maria 


Yeamehilem = Jeſus Maria 
Joſeph. 


460 





58 — Jonas, 
u Juliane, 
Kaard = Konrad. 


Kappe, Rapper = Kaſpar. 

Kathreicn)fefei — Katharina 
Sophia. 

Klos = Nikolaus. 

Kobes — Yacobus. 

Konn = Konrad. 

Kurd = Kourad. 

Lipps, Loͤpps — Philipp. 

Lore — Eleonore. 

Mallin, Malleh, Marleh — 
Magdalena. 

Werker — Melchior. 

Mimel = Wilhelmine. 

Molin, Moline — Mag 
dalena. 

Mrei = Maria. 

Vreileis — Maria Eliſabeth. 

Mreined — Maria Eva. 

Mrekett = Maria Katharina. 

Miekedreng — Maria Kar 
tharina. 

Mremme—, Mremmergreth, 
— gritt = Maria Marga- 


retha. 
Mremmeli — Maria Mag/⸗ 
dalena. 


Mrikedrein = Maria Katha⸗ 
tina. 

Mriteften— Maria Ehriftina. 

Mümmel —= Magbalena. 

Nehlche — Cornelia. 

Nette — Johannette. 

Rickelchen — Friederilchen. 

Rickes — Heinrich, Henricus. 

Roles — Karolus. 

Rolfes, Rolnis — Rudolfus. 

Sanne = Eufanne. 

Schambes NJohann Baptift. 

Seim = Si 

Seppel 

Staͤnzche — Conſtantia 

Stei, Stein, Stine = Chri—⸗ 


en Chriſtoph. 

tophel = Chriſtoph. 

Theis = Matthias. 

Tine = Ghriftina. 

Traud, Tred — Gertrud. 

ZTrein, Trine — Katharina. 
6, Um —= Eva. 

Ute — Ottilie. . 

Brat, Vronche, Vruneger — 
Veronika. 

Walwer — Walburgis. 

Zei — Lucia. 

Zirwes — Servatius. 





Zweiter Anhang. 


Verzeichniß aaturgeſchichtlicher Namen. 


erſt ſtehen die Namen, wie fie in naturgeſchichtlichen Werken ger 
bräudlich find, sinter dem — jtehen die Namen der Boltsfprane, Die 


bloß dialeftifch verfciedenen Ramen der Boltsforace 


ſteben {m Wöoͤrter⸗ 


buch gewohnlich beiſammen unter dem angegebenen Wort.) 


Aderfuöterig— Flöhfraut. 

Aderjenf — Hederich. 

Atelei = Gakelei, Glocken⸗ 
blume. - 

Ale = Maifiſch. 

Ameife — Ameife, Klemm; 
bemmels, Saichmetz. 

Amſel = Hanfpel, Dipel, 
Ufpel. 

Ananas = Glasheer. 

Aprikofe = Malet. 

Aron — Pfingſtblume. 

Aſchlauch = Schalotte. 

Aſter = Himmelftern. 

Augentroft = Donnerkäut 

en. 





Beifuß — Beiwes. 

Bekaſſine = Himmelgas. 

Bingelkraut — Bingerkeil. 

Binſe = Kapending, Sehme, 
Wale. 


Blindſchleiche = Binnſchlaͤ. 
Blutfennich Fluggras. 
Bohnenkraut — Fleilhkraut. 
FH = vn kegenbart. 
orſter = Biegen! 
Befen Giteruchel 


Brennneffel = Sengnefjel. 

Brombeere = Brombel, 
Schwargbeer. 

Bux = Fuß. 

Cichorienwurʒ — Hartmann. 
Dotterblume = Butterblume, 
Pulsber, Wiefenpappel. 

Droſſel = Leifter, 

&er — Wap. 

Eichhörnchen = Kawert, 

. Zannenfägchen. . 

Eidechſe = Eres, Grünotter, 
Heckenſchießer, Meel, 
Schießeltes, Viergebeins, 

Eisvogel = Wieſendeikel. 

Eifter = Apel, He 

Enterich = — 

Erbſe = Arwes. 

Gröbeere = Arber, Chen, 
Irrebel. 

Erdbeerſpinat — Kuhfuß. 

Erdrauch — Rapenferbel, 

Färbeginfter — Brenne, Ou⸗ 
Zuföblume. 

Farrenkraut — Hezeuleiters 
hen, Schnedenfraut. 

Bedernelle = Federröschen, 





Fürwigchen. 
Feldahorn — Snadbaum, 
Knidmeßholz, Kuidmih. . 


Fetthenne = Osfraut. 


462 


gerkraut = — 

lachsſeide — Rang 

lederinaus — Wemaus 
In == Naͤgelchesblume. 


jeberklee — —Froſchkeil. 
er = Botjden. 


Slodenblume — Quäfte. 
lühbime — Klingelbeere. 
auenmantel — Liebfrauen: 
mantel. 

Buttrrbohne —= Saubohne. 
alium = Alebtraut. 

Gaͤnſediſtel = ZTaubenbiftel; 

aubiſtel. 

Gänfefuß = Melde. 

Gartengleije — Hundspeter ⸗ 

lie. 


Gartennelke = Grasblume. 
@eisblatt Judenkirſche. 
Gauchheil = Gaulheil 
Goldammer = Gollmer, Ge 
lert, Geling, Gelinger. 
Goldkaͤfer — Golbwibel. 
Goldlaufkaͤfer ⸗Goldſchmick. 
Grasmuͤcke — Grashiiſchel, 
ðrasmiſch 
Graubirne = Weiderling. 
Grille — Kridfel. 
Bünfel = Bahbul. 
Bun, 
abicht abe, Haͤrweih, 
Sach, Each, Kar 


genden Qentatt, Ripe. 
ageborn — Arſchki, 
er — Krifcher, —— 


icheblunne, 
— I " 


Buff 4 = Derme el. 


ent 
eerholz. 


en 
ertriegel 
jelwurg = Hafenpappel. 
auhechel= Hadorn, Hedorn. 





Hausgrille = Hammelmaus. 
Heerih = Habd), Harald. 
Heibelbeere — Melber, Mol 
Ber, Wabel, Wolber, Won 

el 


„Herhfigeitlofe ⸗ Bub, auh⸗ 


blume, Rackarſch, Winter 
hauch, Winterhaube. 

Seufäpede — Hahepper, Sen 
fpringer, Hippert, Schmil: 

. mehüpfer. 

Hirihkäfer = Baumllemmer, 
Baumfdinner, Eichklamm 
Hirz, Hoͤrnerklamm, Klem 
mer, Patsthier. 
irtentajche—Beutelfehnitter. 
olunder — Holler. 


Fra Horlig, 


Johanniskraut Herrgotts · 
blut. 


Käfer = Powiß. 
Kaninhen — Kreinchen. 
Kaulquappe = Mollekopf. 
Kaͤſemalve — Hafenpappel, 
Kapenkäschen. 
Kellerafjel — Kellereſel. 
Alatſchroſe — Flammeblume, 
Klapperblume, Plapper · 
blume, Grindmagen. 
aäunden = —— 4 
jebif ewig, Bimid, 
Giewick 
noblauch —= Rodenpofle. 
— der en, 


qhmidetſech, Spipelhar. 
Kolkrabe = algenzab. 
Koͤnigskerze — Hammel: 


ſchwanz, Wilftengel, 
een. = Keinfln. 


463 


Kreuzktaut = 
Kröte = Hutch, Kree, Krutt, 
Lurch, Mole. . 
Kukulsblume Fleiſchblume. 
— 
ESdiwwerchen. 
Leindotter — Sutterfämden. 
Lichtnelle = Pechneli 
Lowenmaul = gli, Gänze. 
hen. 


Löwenzahn — Bettpifier, 
Gierblyme, —X Gier⸗ 
pitfchel, Gaͤnszunge, Kaͤs⸗ 
blume Stettenblume, Ringel» 

. „blume. 

Maiblume — Maiſchellchen. 

Maikaͤfer — merklaͤber, 
Maikleber, Maithier. 

Malve = Halörofe, Kaͤsſches⸗ 
keaut. 


Kuadbanm, 


ßholz 
Waßliebchen ⸗Mazeliebchen. 
Mauerpfeffer = Taubenwei⸗ 
zen, Volstraube. 
—E = Molter, Hot⸗ 


werte = Wieſen⸗ 
— .Elsdotter, 


Nußchen, Schmalzkraut, 
Meier Wuſchtrum. 


Kreugwurz. 





Minze = Balfam. 
Mirabelle = Gedimmeldgen. 
Mifkäfer = Mummeltutich. 
Mohn = Kilb, Kodlito, DI, 
Titterichsblume. 
Molch — Schneider. 


N ein 
Rahme = = Le 
= Herrnroſe, Pfeis 


Nele — Steinroöschen. 


Nießwurz Chriſtwurz, 
Wintergrün. 
DObermennig —= Hammel- 


wan⸗. 
Ohrwurm ⸗Ohrlißz. 
Oichis = Gngelcpesteaut, 
Fraublume, Katharinchen. 
Platterbſe = Bogelwide. _ 


Duenbel — Hippelcheöfräut- 
en, Hünkelpolei, Liebfrau⸗ 


bettſtroh. 
Fa = Schreckhorn. 


laumenſchlehe — Krefel. 
Paãonie — Kirchenblume. 
Rainfarren = Wurmiraut, 
ne = Shilerlömen 
olz. 
Reitig = Rebg. 
Ried —= Leid. 


Ropkäfer— Dredwibel, Farz ⸗ 
glock, Bäulsthier, Suse 
wibel. 

Runfelrübe — Aungerſche, 
Ramſche, Range, Raunſch, 
Rammel, Rummel, Rums 
melß. 

Sahlweide — Palmwelbe. 

Salamander = Rehmelker. 

Eumampfer ⸗ = Sauerhans 


Pr alm = Schaft. 


Schafgarl & 
Schelltraut — ka, 





enpflaume — Bilfe. 
ee © Himmelds 
ſchluͤfſelchen. 
Schmetterling— Fledermaus, 
Flimmermaus, Schneiber, 
Sommervogel. 
Schnittlauch = Brislach. 


464 


Schotenklee — Kierblume, 
Hertgottsſchuckelchen, Ka⸗ 
thrinchesblume. 

Schwalbe = Schwabelchen. 

Sennesblaͤtter — Sendel⸗ 
blätter. 

Simfe — Simele. 

Somnenfäfer — Öotteslämm- 
hen, Gotter thierchen, Herr⸗ 
gottsthierchen. 

Specht — Schießhuwwerig 

Sperber = Spiphabd), Ster- 


jer. 
Sperling = Hufpe, Muſch. 
Sprahe = Sprah. 
Staar — Eprab. 
Stadelbeere—Unnefäz, Dru⸗ 
ſchel, Grinſchel, Gruſchel, 
Hahneapfel, Hühnerapfel, 






Kiofterbeere, Ronnenfarz, 
Trewel. 
Sternkraut Wuſchtrum. 
Sternmier Hühnerdorn. 
Stintläfer = Blarrafd. 
Siukeabe eier, 
Storch = Uriel, 


—— Rothbrůſt; 


Sumpiapuanfß — = Bappel. 
wm loich = 


—E = Bettſaicher. 

Traubenholunder ⸗Saͤuotch. 

Treſpe ⸗VODort. 

Troliblume = Kloßzblume. 
Ulme — Ye. 

VeilchenBedenkelchen, Frei⸗ 
ſamkraut, Stiefmuͤtterchen, 
Schnellchen. 


Dort, Tolle.‘ 


Vergißmeinnicht — Ammei⸗ 
chesblume. 

Waldknoblauch = Hal um 
und um. 

Waldmalve — Hafenpappel. 

Waldmeifter — Maiblume. 

Wanze — Wandlaus. 

Veſtchrgte — = Duefteihe. 
galle Bafenblume. 

Wegdorn — Kreuzdorn. 

Wegerich — Leberbuge, Sie 
benripp, Wegbrüt. 

BWegwart = Thäbel. 

Weißfiſch = Mene 

Wermut = Alſchitt, Beiwes, 
Els, Atſch Weißkrant. 

Widder = Wip. 

Wiedehop) pöferi, Eich 
bofferich. 

Be = Blutöfnopf, 
Hartkopf. 

Wieſenſchaumkraut = Dons 
nerblume. 

Wieſenſtorchſchnabel = 
Fieiſchblume. 

Binde — Wind. 

Winterkohl = Dölpel. 

Winterlauch = Borröh, 

Wolgrad — Limmerjcgwanz. 

Wucperblume = Bapentraut, 
Sohannisblume, Landraum, 
Raumland, Wuſt. 

Vſop — Eifenfraut. 

ee Vobarſqh Zum 

Nüpfi 

Bede— Hedebod, Walſebock. 

Böttenblume = Bocskiel. 

Bwergginfter = Witſch. 

Biwiebel = Yllig. 








— 


II 


Voſſßksſprache und Voſksſitte 


Herzogthum Naſſau. 


Ein Beitrag zu deren Keantnik 
bon 


Sofeph Kehrein, 


Direktor des herzogl. naſſauiſchen Schullehrerfeminars zu Montabaur, 
des Vereins zur Erforiäung der rheiniſchen Geſchichte und Alterthümer 
u Mainz forrefpondierendem, der Geſeilſchaft für deutſche Sprache zu 
Bertin auswärtigem, der Töniglichen deutichen @ejenfcraft zu Rönigeberg 
in Preußen orbentlichem und des biftorifchen Vereins für den Niederrhein, 
insbeſondere die alte Ergdlöcefe Köln Ehren» Mitgliede, 


Zweiter Band. 


ET 


Weilburg. 
Druck und Verlag von 2. E. Lan. 
1862. 





” 











Volksfitte 


im 


Herzogthum Naſſau. 


Ein Beitrag zu deren Kenntuik 


bon 


Joſeph Kehrein, 


Direktor des herzogl. naſſauiſchen Schuliehrerfeminard zu Montabaur, 
des Vereins zur CTrforſchung der rheinifchen Geſchichte und Alterthümer 
u Mainz Lorrefpondierendem, der Geſeilichaft für beutfche Sprade zu 
Bertim auswärtige, der koniglichen deutichen Geſellſchaft gu Königsberg 
in Preußen ordentlichen und des hitorifen Bereins für den Riederrhein, 
insbefondere die alte Erzbiörefe Rdln Ehren « Mitgliche. 





Weilburg. 
Drud und Berlag von 8. G. Lanz. 
1862. 





Nachträge und Verbeſſerungen 
zum Wörterbuch. 





(Die mit } bezeichneten Wörter enthalten Berweifungen auf andere, 
wo bie bier fehlenden erklärt find; bie mit * bezeichneten enthalten Rachs 
träge und Verbeſſerungen; die übrigen enthalten neue Artitel, Die zu 
einer Seite gehörenden Artifel mit F Rehen zuerſt. dann die mit *, zulept 
die umbegeichneten.) 

S. Kiſt Hutter ſtatt Hurter zu lefen. Belgufügen find: Rabbiner 
Hohfädter in Ems, Lehrer Hergenbahn tn Villmar, Lehrer Weber 
in Caub, Seminarift Marbner von Bellingen, Gerz in Dernbach, 
Eihmann in Nomborn. Andere haben mich usrüdtie gebeten, ihre 
Namen nicht zu nennen. Allen danfe ich aufrichtig. Ganz befonderen 
Dank ſchulde ih dem fon im erften Verzeichniß genannten Pfarrer Lex 
in Ganb für feine fortwährende Unterftügung, befonders für feine Sanıms 
dung von Ausdrüden aus der Schifferſprache. 


* ©. 10 Rx. 6. 8. I. Iuern. — * ©. 16. Ar. 119 ° 
3. 3. 1. hinter dem d, dd noch. — *S. 24 Nr. 182 3.3. 
1. Leiche flatt Leicht, — * ©. 27. Nr. 197 3. 4. I. ge- 
nz Abhatzen ſ. Hatz. — S.35. + Abfraf 

34. atzen ſ. atz. — raſen 
ſ. kratſchen. 

©. 35. Abmuden (unterrhein.) tödten, holl. afmaken, 
vgl. murkfen. 

©. 35. Abſchneppen, abſchnappen (rhein. wi.), 
durch Senken des Hintertheiles des Wagens, Karrens, einer 
Bank sc heruntergleiten laſſen, ſ. aufſchneppen, ſchneppen. 

ven Abfpiden f. fpiden. — Abtrapieren ſ. tras 
pieren. 

©. 36. Achen m. hört man hier und da für Nahen, 
hol. die aak und naak, das aakje und naakje, flachbodiges 
BT. Vol. Naſt für Aſt und den Perfonennamen Nanne 

anne 

©. 36. Achs, Achſe f. Heißt das Quereiſen des Ankers. 

©. 36. Achtig (weft.) in Bufammenfebungen, 3.8. ges 
witterachtig (gewitterig), if eine Weiterbildung ber ahd. 
mib. Ableitung —oht, uhd. — icht, ſchwaͤb. — echtig 
(Sm. 1, 23) 3. B. ſonnechtig. 

Kebrein: Rachträge. 1 





2: 


* ©. 37. Adel. Stieler überfeßt Tannzapfen durch 
conus pineus, änhb. tannapphel; conus (bie äußere Spitze 
eines Dinged: Knopf, Knauf, Helmfpige 2c.) ift anhd. hu 

haeck. (Diefenbacb Gloss. 149); ſpäterahd. hake, nd. hacke, 
oll. hak ift Ferſe, Abfag, alfo aud) conus. Daraus läßt 
m vieleicht Hadel und Adel befier erflären, als aus 
Adel. 
©. 38. Afferaff m. (Rennerob), Poſſenreißer, d. i. 
Aberaffe, ſ. Afferon. 

©. 38. affig (xhein. —R Ha Affenart, ſchd. aͤffiſch; 
mb. affeclich, affenlich th; 

©. 38. Agnis m, —E für Anis, bekannte 
Ger unvft guze und ihr Same. 

9. Ahme IL. Ahme. 

rt €. 3 Ahnignäct ſ. naht. — Aichelganz ſ. 

eichel anz. 
EN 40. Statt ähnzern hört man auch ähnzen. 

* &, 40. Ahrenwein heißt vielleiht daß Heine Feſt, 
weil gute Dreſcher feine Ähre ungebrojchen Iaffen, waß ber 
Eigenthümer durch das Feft belohnen will. 

©. 41. Allertheuerfte, Allerwerthefte m. (mt.), 
der Hintere, 

©. 41. Almeine erſcheint zuweilen in alten Urkunden 
neben Alman (j.$.) für mhd. almeinde, ſchweiz. Allmein, 
Allmeind, Allmend (St. 1, 96). 

©. 4. Allnichts guts wird gejagt, um eine ſchnelle 
Bewegung auszubrüden, z. B. er * tet, wie U. ſor 

S. 43. Amer. Yme i Ahme |. Ahm. 

+6.4. Anfällig |. einfältig. 

©. 44. Angeraudt, angefoden foa. ſchd. ange» 
trunfen, etwas betrunken. 

S. 44. Anbau ercheint auch in der Form Andaud. 

©. 44. Anderft, anderfter, Dialektform für anders; 
anderft findet fi im 15—17 Jahrh. Häufig. 

©. 45. Anhang m., in ber — Rda. dad 
Mädchen hat einen Anhang, d. i. einen Liebhaber, ift dad 
fat. Anang in engerer Bb. Anh. Heißt Anhang das Kehb 
weib, mhb. der anehanc anhang, Begleitung, Begleiter. 

7.45. Anlepig f. einlegig. 

* ©. 45. Angſtſchöß 3. 4 L Dotterarſch. 

©. 45. Ankern (mt.), d. i. den Kinderſchlitten beim 
Sahren mit den Füßen lenken. 

S. 46. Annefäz I. Nonnenfarzen 


3 


* &. 46. Anſchel ift zunächft aus bem jüdiſchdeutſchen 
Eigennamen Anſchel d. i. Anfelm gebildet, vgl. Barthel. 
&, 47. Antrapieren f. trapieren. 
©. 47. Anfhnabeln 3.2 IL. anfhnauben — 
Anmerben 3. 3 I. äne(ofne)werden, 
S. — Arb’r I Eher. 
S. 48. Arſchbaͤres |. Baͤres. 
©. 48. Appelbrei m. in der derben (wt.) Rba.: Er - 
eh aus wie ein gefchiffener X. d. i. Blaß und Traftloß. 

S. 48. Arbeitsbentel, --fad m., ein Feiner Beutel 
(Sad) aus Seidenzeug x., ben vornehme Frauen und Mad⸗ 
hen am linken Arme häng en haben und worin fie ihr Ar 
beitözeug 2c. bei fi Kragen. Derjelbe ift in neuerer Zeit 
sem „aheefommen, 

Arche f. (main), zum Trodnen aufgefchichtetes 


—8* Fe z. 
S. Be Arſch m. heißt vielfach das dickere Ende einer 
Sade,s . eined Eies, Klotzes ıc. 


3 Aferlich Könnte verkürzt fein aus frafer- 
rat — oder aus mhd. eislich ſ. isli 
rap, —kroß (Rennerod) ſva. irſch⸗ 


* 51. Kim quellen auch bloß fva. Rellerlod. 

* 5.51. Aufdonnern (weiten ein. unterrhein.), 

w Fatterfaft anfleiden, tn ein rauſchendes (donnerndes) 
jemand. 


7 S. 52. Aufladen ſ. laden. — Aufrocheln (uns 
terrhein.), fva. aufrodeln. 

©. 52. —— (unterrhein.), Zen. aufge. 
Nanabt, Aa ri A fänapen, sh Aneish 

firagen Ehein. wt.) ſpa. huffünagen, 

und von ben Haaren gebraucht. 

©. 52. Aufrappeln ſich (rhein. unterrhein.), auf- 
ſtehen, ſich aufmachen, auch ſchd. Bei Gödingk: „Da rappelte 
der Rath vom Mittagsſchlaf fich auf aus ſeinem Bette“, 
nad Beim (d. W.) unhochdeutſch für aufraffeln. ðol 
rappeln. 

S. 53. Aufſchneppen (thein.), aufſchnappen ma— 

in die Hoͤhe IE taflen & len des — 
wichts oder eines Hafies, z. B. einen Karren, Stuhl. 

©. 53. Aug n. heißt Be den Schiffern ein hlupp, 
Knoten im Tau. 





4 


+ ©. 54. Ausfiffemen f. Ziffeme 
©. 54. Ausblamieren (wt.), einen Menſchen durch 
Erzaͤhlung von wahren ober erdichieten Schlechiigkeiten in 
weiten Kreijen blamieren (beſchimpfen) 
©. 54, Ausbleiber, (fhmeichelnd) Ausbleiberchen 
heißt, wer, wenn er erwartet wird, ausbleibt, gar nicht ober 
nic zur 5 pefimmten Zeit fomınt. 
Ausbrehen den Wingert, d. 1. die Fleinen 
Pe per Wurzelfpößlinge von den Weinftöden abbrechen, 
bie keine Gefcheine haben und dem Wachsthum der Haupt- 
fösBlinge hinderlich find. 
. 54. Ausfeuern (rhein. von ben Pferben), hinten 
snsfiage, 


S 55. Austripfchen tft auch unterrhein. 
©. 55. Auslunken (Gaub), fva. auslugfen. 
©. 55. Ausſackeln (Nomborn 4. Wallmerod), foa. 
fadeln 1. 
Auseinander fein (wt.), bie Faſſung verloren haben. 
Auswarten (in der Nähe von Frankfurt), ausgehen, 
um Bärterbienfe zu beforgen. 
S. 57. Bad, Zagfige Baͤch elch e machen (Kin 
derſr) piſſen, — Bachbul 2. 2. I. ajuge. 
Ber N Bablee (Wehen), Dialeftform, foa. Paras 
ele 


©. 58. Bachſchneider m. merod), foa. ſchd. 
Sqzeider, Wafjerjungfer (ibellula 
©. 58. Bad m,, ein großes, blechenes Gefäß auf dem 
ei © Spülen, Wachen u. bgl.; holl. der bak Napf. 
59. Bajes ift das Hebr. bajath, in polnifegjüb. 
Pig bajas, bajıs Baus, Häuschen; auch unſre Voilks⸗ 
ſpracht Au? Häuschen f. b. 
©. 60. Bareml.f. Baderem. 
S. 60. Bankenet, Bankernet n. (wt.) für Bajonet. 
S. 61. Bärenzuder heißt anberwärtd Bären. 
dred. — Baremwell  f. Baberem. — 
S. 62. Barrdul.f.p 
€. 62. Barutſch f. i, ſchlechte Chaife, 
franz barouche. 
. 62. Baſchert, Batſcher m. (hein.), Grasmücke, 
nad, , dem Laut ihres Gefan, es, |. Datſch. 
*©.63. Batters if jariſchoeutch hebr. patteres- 
rechem die bald Gebaͤrende. 
- *&.63. Bauch, vergl. die Rda.: dazu habe ich feinen 
Magen. 


5 


©. 63. Batte en, in ber (unterrhein.) Rba.: bie Taffe, 
der Teller ift nach St. Battchen gereifet, d i zerbrodhen. 

©. 63. Bat m., jherzhafte Benennung eines gemeinen 
Solbaten, von ber Löhnung (Bape) hergenommen. 

S. 63. —— n. (wti), mildere Bezeich⸗ 
nung eines s aeisigen Menfchen. 

IWN uchert m. (Hadamar), dickbauchiger Krug. 

* © gr Baumflemmer, füge bei: Giöklamm, 
Hörnerklamm. 

S. 64. Bäunfh 8.2 1.B3iz, Bunnt, Mäunfd. 
es —* Bauſche if jüdiſchdeutſch, bebr. buscho 

am, Furcht. 

©. 65. Bedippert (unterrhein.), ME verblüfft, 
wie ar den u aufs Dippe (ſ. d.) geichlagen. 

65. Bebran ® (thein. unterrhein.), Drang, 
—8* Bf. in der : einem Bebrang anthun, änhd, 
fer, gebräuchlid,. 

S. 66. Bögern ift jũdiſchdeutſch mit deutſcher Ver⸗ 
balendung, hebt. r Leichnam. 

©. 67. Beheunes, Ds veinhebr. Wort heißt behe- 
mos. — Behler l. f. Böhler. 

76S.68 Betieweln f. feimen. 

*&.68. Beithun einen (Mennerob), ihn übervor⸗ 
theilm. — Beiwes 8. 31. Beypoß flatt Veypoß. — 
Beiz f. flreihe Betze. — Belarmen 3.2 1. karmen. 

€ 68. Beklaben (wefl.), Dialektform für das ſchd. 
feltene befleiben d. t. mit Lehm und Dred befchmieren. 

* ©. 70. Bemokelen 8. 5. I. müchel. — Bequem 
8. 3 L quängen. 

* ©. 71. Befäbeln 8.3.4. 1. Bann... fo biſt de, 

S. 71. —ãA iſt verdorben aus hebr. schikkor, 
schikkur Rauſch, schakalı trinken, |. jhider. 

©. 71. Bergglogn. (wef.), Bergmannsfeft, ſ. Blog: 

S. 71. —Xx n. heißt in Caub ber Eingang 
eine Schiefergrul 

S. 71. — Sud), eine gebe, fpät reifende, 

aber A Img Haltenbe, weiße Traubenart. 
72. Beſchores if vom tabbinifchfebr. peschoro 
—* zum Gewinn beider Parteien. 

S. 73. Beſtanden kommt — hier und da im Sinn 

von in den Jahren vorgerückt vor. 
*6. 3.80 8. 2 1. Iambeet. 

S. 76. Bibswörthen, vgl. pipfen, alfo viel- 

leicht Bibs woͤrtchen eig. Pips woͤrichen. 





6 


©. 76. Bickel m. (rhein., unterrhein.), Salzwaſſer, 

Dialektform für Pokel, Podel, hol. pekel, nd. Bedel, 
im 15. a. Bidel, 1513 Bickel. 

©.T6. Bidemanntommdes. Der Suhendebüdt 

I B währenb die Andern ſich verfteden, mit dem Kopf an 

ie Wand xc., um nicht zu ſehen, wohin fie ſich verfteden. 

18 77. 'Biehen!, bäßen. 
IE 77. Bier f. in der wi. Rda.: wir haben noch 
eine B. miteinander zu ſchaͤlen, d. i. eine Streitfahe aus: 


zumachen. 

* &.77. Bierrimmel I. Bier, worin Brot zerfrümmelt. 

©. 77. Biesangelf. (Caub), Ochſenbremſe (oestrus 
vor), fonft auch Engerling, 'inberenger genannt. 

©. 78. Bietenftein I. an ber Pfalz. 

*6.78. Binnerholl L. ſchnell. 

S. 7. Binnes ſcheint von einem Eigennamen zu 
kommen. 

©. 76. aa „Bieze (Arfurt A. Runkel), Nebenform 


von eis 
— hört man oft ſtatt bigott, franz. 

vise — wol von ſtrengem Charakter“, nach dem ſpan. 
hombre de bigot = Mann eruſten, feſten Charakters, eig. 
ber einen Knebelbart (fpan. bigote) trägt. 

©. 78. Binden, 1) (unterrhein.), on. gerten (j.b.); 
2) er ), jemanden mit etwas, es ihm zum Augebinbe geben. 

Bindheim, in der (thein. unterrhein.) Rda.: 

gm an von ®., eine ſcherzhafte Interjektion, Baier. 9. 

v. Bentheim, (in einem Buch über SJagbabenteuer), 
Die Saint unb der Flecken en), Kae Tiegt in Hannover. 

Binfen (unter! A iinfen holen. 

* — Bitſchl. ſ. 

76©.80. Blaͤkers alas 

* 6.80. Blatt f. iſt die Blatfe, nit das Blatt. 

©. 80. Bläten (wt.), auf dem Blatt pfeifen, einen 
Rehbod Inden durch Nachahmung ber Stimme ber Ride, 
ſchn. mhb. blaten; bad von Grimm und A angeführte 
blatten und blätten ift hier ungebräuchlich. 

S. 81. Blaut. PWetgand G. W.) bat: die Plaute, 
rg nd. Plit, obd. 16. Jahrh. Plotze, Blog, 


S. 82. Bledarjh l. Beibarfäel, 
bi u 83. Blödel. |. blä 
©. 83. Bl5 f. (rhein, enhein), d. i. Bläne 
Blaufarbe, welche die Waͤſcherinnen gebraudyen, um bem 





7 


Dhueng einen etwas ind Blaͤuliche ſpielenden Schein zu 
geben. 

©. 84. Bobog! Bobo mir! rufen die Kinder beim 
Spiel, um fi) einen Plag ıc. zu bewahren, ben, fobald das 
Wort ausgefprochen ift, fein anderes Kind beanfpruchen darf, 
f. Berboterames. 

* ©. 85. Bödterdd füge bei: auch Bidterid, 

8 — Bande each base men 

ohnemche ii mim 
— 

S. 86. Bohnen, füge bei: auch Bohnes raſſel, 
ſ. Sporesraffel. 
* ©. 86. Boiſekaͤs I. Böifekäs. " 
©. 86. Boden m., 1) ein Meines Floß, ein größeres 
befteht aus mehreren Böden, Baumlagen; 2) (hier und ba) 
ganz allgemein für Speicher. 
6.87. Bölles, Belles m. (Selters), Schimpfwort 
für einen groben Deriden, bj. in der Kinderſpr., |. Bolles. 
PING 89. Boͤrdche 3.3 füge bei: in Hadamar Bierd, 
rd, 
*6&.89. Bor % mag jübijcdeutich fein, hebr. 
roscho Auszuſcheidendes. ” 
S. 90. Bounfäeln f. Baunfdeln. 
*&.90. Borzlang, fioe bei: ober Borbölang, 
Bortslang, wie armsbid? 
90. Borzenelle f., Borzenelletaften m. 
Bine), Dialektiorm für Polichinelle, auf ben 
tab unhergiehenbes Buppenfpiel, 

Brand (unterthein.), Brandftätte, fo au 
bei Kan u Gemarkungätheilen, bj. wo der Wald nieber- 
gebrannt wurbe, in biefer Bd. anhd. nicht felten. 

©. 92. Brätärjih m. d. i. Breitarſch, eine Apfele 
art, Baier. Braiting, Braitling, Braitarſch, Braits 
erihling (Bm. 2,869) 
3. Breinde Weigand (d. W.) ſagt: „Praͤum ⸗ 
&en, holl. pruimpje eig. en, denn das Wort ift 
das Dimtnutiv von bie pruim Pflaume, und einem Pflaͤum⸗ 
hen ift jener Biß Kautadak in der Größe ähnlih. Das p 
nad) m ift eingefchoben.“ Hol. Tautet das Zeitwort pruimen. 
Der Heine, lieblihe Mund Heißt Holl. pruimmond, Äer von 
uim Pflaume. Bon der Ähnlichkeit allein möchte ich 
— das Wort nicht deuten. Vielleicht hat irgend ein Wiß 
den Kamen eingeführt. 
* 6.93. Breiten if bloße Dialektform von Breuten. 





8 


S. 93. Bremer m. heißt in Montabaur und Pimburg 
ein ins Hofpital_Aufgenommener. 
©. 94. Brenner iſt übh. ein vollenbeter Becher, 
von —* rotden (gleihfam brennenden) Naſe jo genannt. 
S. 96. Brieweln f. prebeln. 
*&.96. Brinzelih 8.2 I. von brenzeln (j. d.), 
brennen, 
S. 9%. Brodelf. Gunterein), Dicdmilch, in welche 
gewöhnlih Brot eingebrodt wird. 
* 6.97. Broftern 8.2 I. breßeln. 
S. 97. Broirigen (Arfurt A. Runkel), d. i brü⸗ 
tigen, ‚eiten, von brütig bebrätet und Srütend. 
* ©. 97. Brogeln fiellt Weigand (d. W.) zu mhd. 
briegen an anfäinelen Knoſpen treiben. 

Bröthen mit Umftänden (mt.), mit Butter 
wenzae⸗ und mit Schinken ph Braten bele, fegtes Weißbrot. 
©. 97. Browenner m. (wt.), Brabanter Thaler. 

©. 97. Brudn,, ein um ben Maft befeftigted Tuch, 
um das Einfließen bes Negens in das Schiff zu verhüten. 
©. 97. Brücdenjod n., auch bloß u heißen bei 
einer Schiffbrüde je drei aneinanber befeftigte Schiffe. 
*6.9%8. Bruhl l. Brühl. 
& 98. Beitljenmete n. heißt (xhein.) recht 
Rürniiäes Wetter, |. brüllen. 

98. Brummlel)bippen, — eiſen n. (rhein.), 
Brumnenke, zaͤnkiſche Perſon, ſ. brummeln. Brumm- 
ein iſt änkd. nicht felten. 

©. 98. Brummer fva. Bummer —F d.). Daher bie 
Rda.: Den Brummer los laſſen d. h. ſchim— 

S. 98. Brummes befommen Cunterrbein), getabelt 
werben, zunächft durh Brummen. 
17©.99. Bubenrollz f. rollgen. 
S. 99. Brunzkachel m. Nahttopf. 
*6&. 99. Brufem ift we. ud m. 
* 6.99. Budel füge bei: Budelorumm., Budeh 
Gen n. ein Menſch mit einem Höder. 
* 8.99. Buesche ſ. Bonnesche ift zu ftreichen. 
S. 99. Bud herum. Wenn bei der hl. Meffe das 
NMeßbuch von der Gpifteljeite auf die Evangeliumsſelle ges 
a en, und das Evangelium nun gebetet (oder gejungen) 
‚ dann wird an vielen Orten geläutet. Dieje Läuten 
— bier und da im A. Montabaur das Laͤuten zum „Buch 
erum.“ 





9 


©. 99. Buͤchſenranzen (rhein. wt.), ein Tänglicher 
lederner Ranzen für Jäger und Weifende, der zur linken 
Seite an einem über bie rechte Schulter laufenden Riemen 
getragen, Heute aber immer ſeltener wird. 

* ©. 100. Bummes m. Bummerfrug m. iſt ge 
braͤuchlicher als Bambes, Bumbes; es iſt eine Rebenform 
von Bummer ſ. d. 

S. 100. Bund, Bunt oder Veh iſt Pelzwerk von 
den Bauchfellen ber grauen Eichhörnchen und von den Bälgen 
der Bifelmäufe; Grauwerk find bie Rüdenfelle der grauen 
Eichhörnchen. 

. 100. Bugplant. f., au da8 Heepbort, daB 
Schild, heißt an dem Hinterheep bes Echiffes das Bort, 
auf dem ber Name bes Schiffes ſieht. 

©. 100. Bugſtraug m. hält den Anker, was fonft 
Gabelkette. 

©. 100. Bumbeln (wt.), beim Kinderſpiel mit dem 
Plumpſack, ober mit der geballten Fauſt dem Kinde, das 
falſch gerathen, auf den Rüden jhlagen, |. bummen, bomb⸗ 
den; 2) joa. bambeln ſ. d. 

©. 100. Bummer m. Bummerchen n. heißt hier 
und ba ein etwas dickbauchiges Branntweinfläfchhen, Dialekt- 
form ftatt des ſchd. Bumper, engl. bumper ein volles 
Glas, das man aufftößt, |. Bomben. — Bummer m. 
(ehein. wt.), ſchd. Bommer, Hundeart aus Pommern ſtammend. 

* 6. 101. Buffen L f. bauffent. 

©. 101. Burgerredt n., nicht Bürgerrecht (rhein. 
unterrhein.), Hilferuf eines Menfchen, der tn feinem Haufe 
bebroht if und die Bürger anruft, ihn in feinem Hausrecht 
(Bürgerrecht im weitern Sinne) zu fügen. 

©. 101. Buſchexara f. (unterrhein.,), Schimpfwort 
für das weibliche Geſchlecht. 

S. 102. Buich ſ. Putch. 

©. 102. Büßt I. Baſt. 

* ©. 102. Butter 3. 5 füge bei: Butterrahm f. 
(unterrhein.), hol. die boterham. ” - 

* ©. 104. Chriſtkindchen n. 1) die als beſcherendes 
Ghriftfind verfleidete Perſon; 2) bad vom Ghriftfind ber 
ſcherie Weihnachtsgeſchenk. j 

S. 105. Dad I: Dacke. — Dades Lf. Dudes, 
— Dalles 8. 1 fügebei: Tolges. 8.3.1: dallus, dallis. . 

©. 105. Dadfappes m. ıRennerod), Fetthenne (Be- 
dum telephium). 





10 


©. 106. Dampfnudeln (j. Orimms d. W.) find 
auch in Naffau und Heſſen eine beliebte Speife. 
* &. 107. Datſche Heißt bei den fühdeutfchen Juden 
ein teigiger Sabbatkuchen: 
+ ©. 108. Daukes |. Dodes. 
* © 108. Dauzen, Dialektform für das ſchd, duze n. 
—* 108. Datteri m. (Hadamar), das Zittern in 
ben Händen, |. dottern. 
©. 108. Dei k, die Flut, hol. bie deining das Wogen 
ber Wellen. 
+ 68.109. Deiweln |. mummeln. — Deppches⸗ 
girl Dippe. — Derengeln |. bürengeln. — 
erneben f. Daneben. 
&. 110. Deuen f. — Denzelt Deizel. 
Te ii aöibeinsger 1 a 2 finangeies 
. efperät (lat. —8W offnungslos, 
verzweifelt; bavon bie —IRV Melt. ’ i 
S. 110. Deufterig (Gaub), ha.deufer, 791. S.19. 


'*&, 111. Diebern ift das hebr. dabbar, dabar 
ſprechen, in ber Pielform dibber, diber, {ft alſo fübifchbeutich, 
wicht von Dieb gebilbet. 

. 111. eil I. Diel. — Dieteln 1. difteln. 
— Diggel iſt das fd. Tiegel. 

S. 111. Diel (Brett), 9. hiadungangis m., ſchd. bie 
Dielen mbd. der und bie dil, dil 

28 . 112, Difpig, Difperig h. büfp 

112. Dpasen (f. Dippe) —E der Nacht⸗ 


th f, Fr 
2. — m. (Nauheim A. Limburg), zaͤher 
u im von Dippe. 
. 112. Dippeläiffer m. (wi), Schimpfwort für 
einen etwas einfältigen, weichlichen Menfchen, ſ. Dippe- 
+6©. 113. Dodis ift_jübifchbeutih, hebr. tuchos ver» 
hůllte Körperteile. Statt Hintern I. Hintere. 
4 S. 113. Digel |. Dop. 
S. 113.. Diftelblume f. (Rennerob), Natterkopf. 
©. 18, Dobdermit (rhein. unterrhein.), damit, hier« 
mit, ſ. ©. 29 Ro. 215. 


S. 114. Donnerfraut n. (Rennerob), Weibenröschen. 
©. 114. Doppelnuß heißt in Gaub die Pferbenuß, 
die „en Art der ee, 04 
114. Doppfegel,. das Mi. Toppfegel, am 
uptmoß de bem Scähuberfege 
Si, Don m. (Rennerod), Dialeftform für Dong 2. 
. 116. Draht m., 1, eine Verbrehung des Taues, 
ber Gate: 2) (Dillenburg) Etridnabel. 
©. 116. vediäde beißen in Wiesbaden bie Früchte 
des Srieingebauns (sorbus domestica‘ 

Drehbret, Drehbrett, in der (rein. un 
terahein) 2% fein D. nehmen und gehen, d. h. mit einer 
Sadıe einem Simide auf * wegg Schd. 

brett wie Drehbant, Drehtiſch. 
Die Rba.: fi — heimlich davon Be 
&. 116. Dreibort n., ein Heiner Nachen, wi 
beim Zifhen gebraucht. 
+ 8. 117. Orollgaſt f. Drullgaf. 
©. 117. Dreifel n., zwei Dur Ine inanderſlechten 
verbundene Seile. Das Dreiſel dient dazu, die kurze Leine 
zu verlängern, es iſt Drebfel von drehen, holl. drasijen, 
©. 117. Sl rilles m. (mt.), 1) ein Dreh 
ande, Drehkreuz in engen Wegen, das durch Umbrehung 
—— Sale durdläßt, aber feinen Reiter, keinen 
; anhd. der Drilles Umbrehung; 2 
das n$ erh Yahrmärkten. 
118. Drouſchel, Drouſchel ſ. Drunfgel. 
. 118. Druttel m. (Rennerod), Dintenfledi ien. 
he: 119. Dufteln f. diftelm — Duhl ſ. Dohl. 
upp geben fva. Dud t| un 
* 6. 119. Dupfeng, ae nach in 
ttelalter ©. 


a un fi brochenes, ——— 
— franz. tous les jours Calle 
PR B Da 


T 121. Dug, Düpel |. Dog. — Dupen, 
hen iR auch Schtupſwort für das weibl. 
utt iſt au 
ſchlecht. 





12 


©. 124. Eierwies f. heißt in Limburg ein Tänglich 
gformier Kuchen, offenbar verdorben aus Eierweiß, f. 
hröiswdis und Weizen f. 
78.135. Einhoßeln |. Hogel. — Ginquängen 
ſ. quängen. 
©. 125. Einhauen (vpt.), tüchtig efien, fg. Bd. 
©. 125. Einkelchen (Gaub), fatt Enkelchen, mhb. 
eninkel, enikel. 
©. 126. Eiſenbahner, —bähner m., Eiſenbahn⸗ 
arbeiter, ift eine neue Bildung. 
©. 126. Eisfahrt f. (unterrhein.), ſva. jhb. Eis⸗ 


gan 
€. 126. Giterneffel f. (Caub), Bremfe (oestrus), 
von ber ſcharfbrennenden Neſſel auf die ſcharfſtechende Bremfe 
übertragen. 
E S. 127. Elor ſ. Ior. — Embes f. Emmes. 
©. 127. Sf in ber wi. Rda.: Auf feinen elf Augen 
bleiben, d. h. rechthaberiſch auf feiner Anficht beharren. Die 
nad) ben Augen ber geworfenen Würfel gebildete Rda. ift 
—8 Ihe verbreitet, wo 5, 9, 11,12, 18 Augen vorfommen. 
. 138. Emmes if jüdifchbeutfeh, Hebr. emes Wahr 
heit, „st, _e 
12 Gntenagen B. 4. 1. iſt i r⸗ 
beißen 8.2. 1. gnab. Pat ig. = 
. ErnL ärın ſtatt arrn, 
. & 130. Erſt lautet unterrhein, Oft, 
& 130. Erdegefäerre n. ——— eier. 
130, Erdwurm heißt in Gaub der Gngerling, 
and doah der Regenwurm, ber bier Orundwurm 


Heißt. 
. 131. Grainten 3.4.1. Bimperlid. — Eſels⸗ 
lattige i. ——— Huflatti 
. 131. Gfel heißt Hier um da ber Baden, ber 
beim Sep nebenaus fällt. 
©. 131._ Eſelsknaup f. heißt in Gaub eine Art Wein⸗ 
Birne, auh Och ſen birne, anderwärts auch Kühbirne 
s a 13%. Extra wird durchgängig auch als Abj. ger 
ran 
5 hr 132. Fahrſegel n. wird bei ber Thalfahrt ges 
raucht. 
*&.133. Fang 1. bj. im Pl. — Kap 8.6.1. Feu tes. 
*6. 134. ERTET weft. we Federſcheid. 
* ©. 135. Felgen. Uhr. valgen, velgen das Land 
mit dein Karft oder dem Pflug wenden zum zweiten ober 


13 


dritten male pflügen; Baier. falgen, falgnen (Sm. 1,527) 
in berjelben Bb., ſchweiz. falgen (St. 1, 351) dad Erv« 
reich aufheben, ſchottiſch to fe ; mbb. vi jiegen, ums 
wenden; die velge Feige, urfpr. Biegung, gebogenes Ding. 
Mhd. zeigen das Brachfeld beftellen, Bu Dreifelberwirt- 
ſchaft treiben, vonzelge, mittellat. celga Feld zur Dreifelbers 
wiriſchaft; baier. zelgen. (Sm. 4, 255), agſ. tilian, tiligan, 
engl. to till adern, 

©. 135. Feigetanz heißt in Gaub der Veitstanz, 
eine dem Volksmund gerechte Form " 

©. 135. Fend, Find m. (Rennerod), junger, eitler 
Herr, junger Geck; daS mhd. vende, ah. fendo Fußgänger, 
unge, Burſche? 

T 6.136. Feſel |. Fegſel. — Fetter Wein f. 
magerer Wein. 

* &. 136. Fertig machen es Cwt.), abfolut gebraudt: 
eine Verlobung, Heirat, einen Handel, Kauf zu Stande 
bringen. Sertigmader hieß im Rheinhefſ. Kanton Ingels 
heim in meiner Jugend der Gerichtsvollzieher, weil er manche 
Familie fertig machte, zu Grunde richtete. 

©. 136. Ferz d. Fürze, Plur. von Furz, in der 
mt. Rda.: Das koſtet Ferz, d. 5. Mühe, Anftrengung. 

©. 136. Féazeln (unterrhein.), kleinlich tadeln; feze⸗ 
lig, $ezeler, hol. vezelen flüftern. 

©. 136. Fichtenhund Heißt in Ellar A. Habamar der 
Tannenzapfen. Die Heinen Kinder Binden dieſe Zapfen an 
Fäden und fagen dann, auf andere Kinder weiſend: „Beiß 
en cihn).“ Kommt daher der Name? Vgl. den auf bie Blüte 
der Winde, des Hafelftrauch8 2c. übertragenen Namen Käp- 
hen. Im der Schweiz heißt der Tannzapfen Tannkuh, 
anderwärtd Putz elkuh. 

+ ©. 187. Fidckrill ſ. Ficderill. — Finklich ſ. 
fünklich. 

S. 137. Fickerillchen nennen die Bewohner der ſ. g. 
Auſt, d. h. im weſtl. Theile des A. Montabaur die Käpp- 
hen (Kopfbebedung) der Mädchen, die mit denfelben aus 
dem oͤſtl. Theile des A. Montabaur wie aus bem U. Wall- 
merod x. dorthin kommen, Diefe Käppchen Haben binten 
Iange Bänder herunterhängen; bem Ref bewegen, daß biefe 
Bänber flattern, Heißt fiderillen; vgl. fiden. 

*6& 137. Finzchen if Hol. pink, pinkje. 

©. 137. $illerfegeln., Heiner ald dad Schuber» 
fegel (j. d.) wird bei der Vergfahrt gebraucht. 


14 


©. 137. Zirneis m., firneifen, Dialektform für 
Firnis, mhd · vörntz, virmg, vörnie, vörnis, ahd. firnis, 
franz. vernis, mittellat. vernix, vernicium, fernisium. 


Sienien, fernfen (rhein. umterrhein.), wie ſirner Wein 


+©.18. Fizel ſ. Fiffel. 

98.138. Fiffeme 2 4L Triſſeme. — Fite Jl. 
f. Oravitten. 

©. 138, Flagge. Die piationatiia ge" wird am 
Hauptmaſt ober am YHintertheil Shihs aufgehißt. 
Begentwätt, find auf dem Rhein inne Staaten vertreten: 
Naſſau (Flagge quesgefeft, unten Hau, oben orange), 
3 ‚Preußen (1 (unten und oben ſchwarz, in ber Mitte in 
Id ein ſchwarzer Adler), 3 tanffurt, 4) Groß. 
Dim 5) jen (unten und oben roth, in der Mitte 
weiß), 6) Baden (unten gelb, oben roth), 7) Bayern (unten 
Blau, oben weiß), 8) Württemberg Cunten roth, oben ſchwary. 
9) Niederlande (unten blau, oben roth, in ber Mitte weiß), 
10) Frankreih, (bie Fl Sage Mt ift der Länge nach geftreift: 
Blau, weiß, —X Die dl bereinöflagge ift grün, Die Trauers 
jagge fi einem Nachen einem Floß voraus⸗ 
eilende Me sa eine ſchwarz unb voth gem: 


©. lammplag |. Blammpla 
ie 139. ER a "Bieten fie fchen. — 
Slanmehlune 3 
Biantieen (rein, unterrhein.), bin 3 
ir *. mit dem Licht, von Flanke (Seite). Hebel 
bat lantieren Aintranf.) seifen. 
.6. 140. te® I. Slana 


S. 140. f. (Cat 
sine } la _ Fin ſ. flie zen. 


S. 141. — 
2 Iehfeaut lobte 
. en 20), recht fatt 
von den, eine Bilden Ra mt) ) 1 Ba kunde 
141. Sleifchtraube, — Weiner, großer 
Traminer, wird am ganzen RI 
+©. 142. Slönnen f. ne — — ſ. flie. 
S. 152. Fließl Fliß. — Flizen L Heine Flocken. 
©. 142. Flagsfel n. (thein.), die Heinen Schuppen 


. [) 
©. 143. — Fodjegel n. heißt das vorbere Segel 
am Hauptmaft; es iſt dreiedig und zerfällt nach feiner Größe 


15 


in Stag⸗, Mittel:und Kleefod, nd. Fokke, mal. focke, 
holl., dän. fok, ſchwed. fock, altn. foka. 

©. 143 Srabeern d. i. Fraubeeren heißen bei Diez 
bie wild wachſenden jüßen Johannisbeeren (ribes alpinum), 

©. 143. Framenſch d. i. Fraumenſch (bier und da 
weft.) Be Weibermenid. 

145. Freiſen ſ. freefen. — Friet ſ. fred. 
— FR freefen. 

* ©. 145. Frei hat in Dillenburg auch die Bd. viel, 
3: ® gib nur frei, hätt ich nur frei. Die Rda.: aus freier 
Hand verkaufen Heißt, ohne Zwang und ohne Mittelsperſon. 

©. 145. Fretter m. {ft ein eiferner Zapfen in dem 
obern Ring bed Ankers, der beweglich ift, um Verwidelung 
der Anterkette zu verhüten. Dal. boll. 8 fret ein Meiner 
Bohrer, obd. Mretten (Sm. 1, 620) reiben, mhb. vraten, 
vreten reiben, durch Meiben wund machen, abb. fratön vers 
wunden. 

* ©. 146. Fruͤhbirnchen nennt man auch das Kind 
einer Bein, die Mutter ward, ehe fie in die Ehe trat, 

146. Fuder (unterrhein. R ) Beinmap von 6 Ohm, 
als Serrintenaf ſchon mhd das vuoder. 

* ©. 146. Fuih aſen l. vgl. Virgaß. — + Funkeln 
ſ. finkeln. 

©. 146. Fuchs in den Rda.: „bie Füͤchſe kochen“, 
fonft ber Fuchs ober ber Hafe braut (Bei Kl wenn an 
Sommerabeuben plöglih ein bider Nebel nicht hoch über 
den Wiefen in Geftalt eines wallenden Waſſers ſich erhebt; 
nDie Traube hat der Fuchs bepißt“, wenn eine Xraube 
Meine rothe Flecken zeigt. 

. 146. guhsiehr £. nennt das Volt Hier und da 
die Throne Fuchſia. 

©. 146. Fuhrwerken (thein., unterrhein.), mit einem 
Fuhrwerk fahren; anberwärtd: einen f., ihn aus dem Zimmer 
binauswerfen. 

* &. 147, Furchelun heißt au das in ber Furche 
zwiſchen zwei dern Reheibe noch unreife Getreide abſchneiden, 
um es zu füttern m und zugleich um dem Schnitter die Graͤnze 
genau zu bezeichnen. 

iur. Bubtver n.befr her Lueraiten bes Eäifes 

ußfpor.n. heißt der en iffes, 
in dem der Maſt ſteht, holl. das voetspoor die Fußſpur. 
S. 148. Gadeln, fügebei: Gazelig, eitel, bf. von 
jungen Mädchen gejagt. 








16 


A H ©. 149. Bahn f. Jahn. — + Gakeleie I. Ga: 
elei. 
* ©. 150. Galern füge Det: or, galeriſch. 
S. 150. Galgennaͤgel 2. I. carota. — 
maſche I. et B — Gan f. Jahn if ju 
ftreichen. 


S. 151. Su 8.2. l. Weibs perſonen. — Bapp- 
sen, 3.5.1 ip en. 
©. 151. — n. heißt der ſchmale Raum zwiſchen 
dem Oberban und em Rande des Schiffes, verbindet dad 
Vorder⸗ und einierherr $ d.) 
©. 151. Gänschen n. heißt in Caub ein beſonderes 
Etüd vom Hinterviertel eines geſchlachteten Ochfen. 
©. 151. Gärten (Caub), Gartenarbeiten verrichten; 
dgl. Hol. tuin (Garten), tuinen (Gartenarbeit verrichten). 
S. 152. Gaffaten 8.4 1. gaßaten. — Gat i. 
Gate ſtatt Bath. — Gätt |. FEN iR zu feinen 
Gaͤulsdiebe L. PL. flattn. — Gaup &2 L Dub 
verfehen. 

* ©. 153. Geben 8. 6. I. Agrifola, 

©. 153. Gauſch f., eine Art Knopf am Ende eines 
Taues. 

S. 154. Gebroͤcks 3. 2. l. Geſprecks. + Ge 
vet Gethaͤts. 

154. eis n. heißt das Bortwerk an den Seiten 

des Schiffes 

©. 14. Gedimmeldyen heißen in Hillſcheld A. Mon- 
tabaur die Mirabellen. 

©. 154. Gedrickel ich (Montabaur), ſich anſchmiegend, 
zutraulich, umgaͤnglich; gedrüdelich von drucken? 

+ ©. 155. Gefſchnetzig ſ. gebſchnitzig. — Ge 
fuſch, Gefuſchel ſ. fuſchen. — Gegaloͤch ſ. galb- 

en. — Beganz ſ gauzen. 

*6&.155. Gehannsl. Gehannes d.i Johannis, 
ſ. S. 19. No. 142. 

©. 155. Geflaus n. (Rennerod), Bund Wirrſtroh, 
von Flaus Büſchel Wolle. 

I ©. 156. ehich el f. hicheln. 

* ©. 156. Gehirzt. Abd. gahirzjan, mhd. hörzen iſt 
übereinftimmen, unfer ein Herz und eine Seele fein. Kann 
dieſes Wort in fg. Sinne hier verglichen werben? 

©. 156. Gehonke(n) lautet rhein. unterrhein. das 
Bart. Prät. von Hangen. 


17 





©. 156. Beißf. wie ber Bol, ein dreibeiniges Ge- 
ſtell, Bf. ein dreibeiniger Baumaft oder Giebel von einem 
Baͤumchen, ber bei dem Kinderſpiel Geiß werfen als ums» 
zuwerfendes Ziel aufgeftellt wird, auch in Bayern gebraͤuch⸗ 
lich (Sm. 2, 73). 

©. 156. Geißgalgen m. hört man Bier und ba: 
n®eh an Geißgalgen“, wo es fonft Bloß Heißt: Geh an 
Galgen. Zgl. die Gemarkungsnamen Hund und Wolfs- 
galgen. 

©. 157. Belarms f. armen. — Geknoſter 
j. Enoftern. — Geknöttel ſ. Kn öttel. — Gefnotter 
ſ. knottern. — Gelaikel ſ. Tatfeln. 

* ©. 157. Gekrütz 3.2 1. Grotz. — Gelätſch 
3 2. 1. Latſch. 

+& 158. Gemuckſ. mucken. 

*S. 158. Gelze. Äuch das Verbum gelzen kommt 
weſt. vor. 

S. 158. Gemahd. X gemad idest, quam x viri 
una die habent secare et metere sufficientes heißt es in 
einer Eberbacher Urkunde vom Jahr 1208. Gemahd ift 
bier alfo fo viel, als ein Mann in einem Tage mähen kann, 

TS. 159. Genſchier, gefäier ſ. ſchier — Ge— 
orjel f. orgeln und Gethäts. — Gepruttel f. prat- 
teln. — Gerekel f. refeln. 

* ©. 159. Gerab, unterrhein. Ger ab und Geräub, 
Gereib. 

* ©. 159. Geräth 8. 2. l. Geraäͤth, Gräthfal, 
Grähfal, Grehfalb ti. 

©. 159. Gepidt fein, auf im Hirn gepidt fein 
Sein. unterrhein.), im Kopfe verwirrt fein, als wäre das 

ehirn ein wenig verwundet. 

©. 159. Gepriambel, Briambeln. Se wt.) 
langweiliges und unnoͤthiges Geſchwaͤt, im 15. Jahrh. bie 
Briamel, im 14. die und das BreamWel — Vorree, 
Reimfpruch, mittellat. praeambulus, vorangehend. 

7 ©. 160. Gererevoll ſ. geräbevoll. — Ge— 
tollz f. rollzen. — Gerüd ſ. Gerich. — Gerumar 
ſ. Rumor. — Geſahn |. gefehnen. 

©. 160. Gerall iRennerod), Dialektform für Geroöͤll. 

©. 160. Geriß.n. in der Rba.: Das Mädchen Hat 
das Geriß (man reißt fi) um baßfelbe beim Tanz, beim 

len ꝛc.) oft mit dem fpöttifchen Zuſat: wie bie ſcheel 
ab bei Hof. 
Kehren: Rachträge. 2 





18 


©. 160. Gefämß s. Crhein. wt.), das Gefäme, E&- 
merei und das Geſaͤete. 

©. 160. Geſcheids in der wi.) Rda: „nichts, wenig 
©. haben,“ d. i. Werthvolles, Tüchtiged, don Kleidern, 
Büchern, Beräthen, Gartengewächlen ıc. —X fg. Anwen⸗ 
dung des ſonſt auf ben Geiſt fich beziehenden Adjeltivs ge⸗ 


eid. 

+ ©. 161. Geſchmißt ſ. ſchmitzen — Geſchmus 
. ſchmuſen. — Geſchneubel f. Geneubel. — Ges 
chwänzel ſ. ſchwänzeln. — Gefötter ſ. fättern. — 
Geſpei ſ. fpeizen. 

*S. 161. Geſchwabbeltevoll 8.2.1. ſchwap⸗ 
peln, ſchwappern. 

©. 161. Geſchickt (bei Heinen Kindern), fva. artig, 
wohlgezogen im Betragen. 

©. 161. Geſchnaſel v., heißen Hier und ba bie von 
einer Mahlzeit übrig gebliebenen Kleifchtheile, welche, um 
fie nicht verderben ER laffen, in —— gelegt und ſpaͤter mit 
einer Brühe aufge ocht werben, baier. dad Geſchnattel 
Abfaͤlle von Speiſen und andern Dingen (Sm. 3, 497). 

+ ©. 162. Geſt f. gift. — Gefüff |. Geföff. — 
Gefütt ſ. Gefitt. — Geſtotz, Beitogel ſ. Stügel. 
— GBeftrampel ſ. firampeln. — Geftrocu)nz f. 
fironzen. — Geträndel ſ. trändeln. — Geuzf.uzen. 
— Gewaffel |. waffeln. — Gewalg f. walgen. — 
Gewantel | wankeln. — Gewatſchel ſ. watjheln. — 

* &.162. Geweber, Gewew wer, auch Unruhe, die 
aus der Bewegung vieler Menfchen und Thiere entfteht. 

©. 162. Gefprinc, mhd. ahd. gesprine Urfprung, 
Duelle, fteht in einer Urkunde Über die Kirche zu Montes 
baut vom 9. 959. 

©. 162. Geſtocken f. ſtecken. Auch Göthe und Ras 
bener haben noch das Part. geftoden. 

©. 163. Gewuſel f. wufeln. — Bezaffel f. 
Baffel. — Gezaug f. Zaug. 

©. 163. Gewilfener, —ne, — nes hört man hier 
unb da rhein. und unterrhein. für gewiffer. 

S. 163. Gewoͤrfelt, gewärfelt, gewerfelt Crhein. 
anterrhein.), in Geſchaͤften, im Leben gewandt, wie ein oft 
geuper Würfel, wie ein gewandter Würfelſpieler, ſ. 
wörfeln. 

* ©. 164 Gickſen 8. 6.1. Garr. — Giere L 
Giern, Gieren ſ. ehren. 


19 


+6. 165. Gigaden ſ. gaden. — Gilbchen f. 
selbien. — Gilz, Bilze f. Gelze. — Glähm |. 
giehm. 

S. 165. Gipp füge bei: Gibch. — Gift füge bei: 
geeſt. — Glaih 8. 3.1. Hıllid. — GBlasber L. 
Blasbert: 

. .Giftmichel m. (chein. unterrhein.), ein 
zorniger Menſch, vgl. Windlipps unter u) in 
©. 165. Gigad (rhein. unterrhein.), Gans, ſ Gad 
unter gafen. Sprichw.: Schidet man ein Bändchen übern 
Rhein, kommt eine Gigad wieber heim. 

©. 165. Gilt, e8, cd. 5. es iſt fo gut, als wäre es 
geſchehen) ruft man einem zu, der zu ferne figt, um mit ihm 
mit einem Glas Wein anftoßen zu können, wobei man aber 
das Glas in die Höhe hebt. 

©.165. Ginſcht, Ginft m. (Gaub), jhb. der Ginſt, 
üblicher Binfter (genista tinetoria), im 10. Jahrh. genest, 
Anh. Genift, Onift, Genifter, Oynfter. 

©. 165. Glaſener für Glaſer, mhd. glaser, iſt wt.; 
dgl. die Eigennamen Olaſer, Glaßer, Glasner, Glaß⸗ 
ner, Ölaßener. 

©. 165. Glaſig (unterrhein.), von den Kartoffeln ges 
ee u fen füge Bei: ſ. gleitſch 

. . Blitſchen füge Bei: |. gleitſchen. — 
@lög 3. 1 1. Flennes. 

©. 167. Glinnern (wei. hier und da), das hängen 
gebliebene Obft ftoppeln. 

+ ©. 168, Glühm Fglom — Glüng ſ. Gelüng. 
Ps f. geueußig. — Göhren ſ. Gehren. — Got 
a 


*S. 168. Gote, vom hebr. goi der Heide, der Un- 

reine. 
S. 168. Alnasginne £. heißt in Caub der Weber⸗ 

knecht (phalangium opilis), — Goldhammel heißt hier 
und da Der Ooldammer. 

©. 168. Gohker füge Bei: Gohkel. — Der lang 
Gohfert Heißt eine lange bürre Perſon, gehört zu Gal. 

I ©. 169. Gompel ſ. Gumpel — Goſch f. Guſch. 

©. 169. Gorkſen 8 5.1. gaergipen, 

©. 0. Oraal f. Sratel. — Grabfhaufel f. 
Schaufel. 
% ed 170. Gotterſprech, dafür Hört man in Caub 
@ott e8 ſprech. 





20 


* €. 170. Graben füge bei: weft. ift graben ſva. 
anberwärts jpaten. 

S. 170. Gotteshaͤndchen n. (Rennerob) Heißt Die 
Wurzel der Orchis, wenn fie auf dem Waſſer ſchwimmt; 
zen! dstüpgen (Deiwelsfoißcie), wenn fie unterfinft. 

* ©. 171. Graf füge bei: reift. 

©. 171. Granatevoll (rhein.,, wi), ſtark betrunfen, 

doll wie ein mit Granaten (Pulverkörnern) geladenes Geſchoß. 
©. 17% Grauſel f. Griffel. 
©. 172, Gräth I. Gräthſal. — 

76.173. Grid, Grid. Gerich. — Griebs f. 
Grips. — Griefel, griefeln f. Grifjel. 

© 1 Griebes m. (Gaub), Sandboden mit Felfen 
gemiſcht, wahrſcheinlich verdorben aus Grieß (ſ. Ori eß⸗ 
vegegh — — Uferfand. 

Grind ift auch eine Krankheit des Wein⸗ 
Kin * Fe eintretenber Kälte im Frühjahr, wobei die 
inde wie mit einer Krufte (Grind) überzogen ift. 
* 6. 174. Grindmagen 3.2. I. rhoeas, 3.3 füge 
bei: 2% Ma Rogfamen. 
Gröb8 f. Grips. — Groinzeln ſ. 
geifenn. 


+6. 175. Grat, Grot f. Krot. 
* ©. 175. Großen heißen (unterrhein.) die Steine im 
Bergbau, die nit zu Schleferfteinen zu verwenden find. 
©. 175 Grohänschen, d. i. Brauhänschen heißen 
in Coub bie Ruländer Trauben. 
©. 175. Grohlein f. heißt das dünnfte Seil auf dem 
Schiffe, das gleich unter dem Stanber (f. d.) ift unb zum 
Aufhiſſen der Flagge dient; könnte Graulein fein. 
©. 175. Groͤnchen (Eaub) greinen, |. granden. 
ueb Sb 175. Groß (Gaub) fehr, in ber Rba.: ſich groß 
ieb haben. 
7 ©. 176. Grünſeln V Sziffel — Gſie f. Ge⸗ 
ſitt. — Gugel, Gückel ſ. © 
“6. 176. Budell. mei Ri "Qudete. 
©. 176. Grüne Kern (unterrhein.), unreifes Korn 
Roggen), 5 das zu Suppen benußt wirb. 
Grundwurm heißt in Caub der Regenwurm 
(lumbricus terrester). 
©. 176. Grüſel, Beiefel, Grüfper, Grifpel 
(A. Fimburg) foa. Gruſchel. 
S. 177. Guduf 3. 41. teuflifhen. In Gaub 
heißt der Tannzapfen Gugud f. Gohker. — Guduf 
3. 2. füge bei: flos cueuli, 


21 


TS. 178. Häf. he — Halegans f. Halgans 
iſt zu ſtreichen. 
©. 178. Gu Work, Bun Dag, Bun Owend (wt.), 
abgekürzt flatt guten Morgen, Tag, Abend. — Gut und 
gern (unterrhein.), anderswo bloß gut ober bloß gern, 
etheuernbe Verſicherung, 3. B. Lord iſt gut und gern eine 
Stunde von Gaub entfernt. — Die gut Stub heißt bei 
dem Mittelftand, was bei den Vornehmen das Staats- 
simmer, dad Bejuhzimmer. 
+ ©. 179. Habern f. hapern. — Haberftauge 
ſ. Staude. ’ ® Raus 
* &. 179. Haaren J. ſ. barwen und flreiheherfen. 
Fre 3. 2% füge bei: boppen. — Hach 8.9. 1. 
el. 
g ©. 179. Haarer wird bier und da an ber Lahn 
kurz geipr. Harrer. 
* ©. 179. Had in der Rda.: die H. unterftellen, auf 
einer Fleinen Reife auf kurze Zeit einfehren. 
* ©. 180. Hadorn 3.2.1. Hüfdorn.. Hauhechel. 
©. 180. Hag, Hagen (thein., Hier u. da weft.), Han, 
bauen, Schlag, — mb. hou, houwen, ahb. houe, 
houwan, f. oben ©. 18, No. 129. 
+8. 181. Hahnfeln, hähnſeln f. Hanfeln — 
Häbfter f. Heifter. 
©. 181. Hainen (wefl.), das niedere Gebüſch abs 
brennen, ſ. Hauberge und Heieſchmieden. 
* ©. 182. Halfieid, Haͤlftſcheid (weſt.), holl. 
halfscheid fva. das rhein. Halbſcheid. 
©. 182. Halbes. Cine Taffe, bei der die obere und 
untere Schale voll ift, heißt in Gaub ein Bacharacher 
Halbes, in Dillenburg ein Hatgerer Halbes, eine fpöt- 
tifche Anfpielung auf Bacharach und Haiger, wo eine ſolche 
übervolle Taſſe erft eine halbe fein fol. 
©. 182. Halber Gaul Cxhein., unterrhein.) beißen 
verfchiedene Arten bed Ampferd (rumex). Man kocht den» 
felden ab und verwendet die Brühe ald Mittel gegen das 
Abweichen (Diarrhöe) beim Rinbvieh. 
S. 182. Halbwechſig, Dialektform für halbwädhfig, 
d. i. halbgewachſen. 
+ ©. 183. Hamern f. heimern. 
* ©. 183. Hambider (wt.), joa. Heimbudfer. 
* 6.183. Hammeldeinden heißt aud eine beſon⸗ 
dere Apfelart. 





22 


©. 183. Hama in einer Eberbacher Urkunde vom J. 
1178 iſt Iateinifterte Fotm für das ahb. Ama, 6ma, mhb. 
&me, öme Ohm. 

7 ©. 184. Hampel, handvoll, ſ. Hanvel. 

S. 184. Hammelfhwanz heißt in Caub eine Art 
Tanger, moljämedenber Trauben. 

©. Han. f. haben. 

©. —8 "Hämmermans Cunterrhein.), Dialektform 
für gear. 

84. Hamftern 1) einfammeln nad) Art der Hamfter; 
2) 8 * "eitigen Gehen abmühen, ohne recht vorwärts zu 
kommen. 

©. 184. Hamur m. (weft), Art und Weife, Gewohn⸗ 
heit, Tat. humor Gemüthsart, Laune, |. Ramur, und ſ. 
oben ©. 10, No. 67. 

*S. 185. Hangärte 8.4.1. hagen. — Haus 8.2. 
l. Bullochs. 

* ©. 185. Hano iſt judiſchdeutſch, hebr. hannoo Genuß. 

©. 185. Hankeln (Gaub), ſva. hackeln. 

7S.186. Hänſch ſ. Hainſch. — * Hanpell. 
Hanvel. 

+6. 187. Hari f. Hadch. — Härloch ſ. Her- 
Tod. — * Hafenpappel 8. 3, I. rotundifolia. 

©. 187. Hafpel, Haſchpel m. ift Hier und ba fon. 
Sofpen, jedoch ein mehr fpaßhafter Menſch. 

187. Haffert (Rennerod), Haß, Eile. + 

“ ©. 189. Haufte. Südlich vom Taunus werben bie 
10 Roggen- oder Weizengarben ber Ränge nach übereinander 
gelegt, unten 4, dann 3, dann 2, dann 1, dies heißt ein 
Haufe. Bet Gere und Hafer inerden 1ie '5 Garden, auf 
einander gelegt, fo daß fie 2 Haufen, bie mit ben Ahren 
zufammenftoßen, zufammen 1 Haufen von 10 Garben bilden. 
Nördlich vom Taunus (jelten im Rheingau) werben 9 Garben 
in Kreiöform nebeneinander geftelt, de Ahren nach oben, 
die 10. Garbe wird dann, die Ahren nad) unten, ald Hut 
darüber ausgebreitet. Dies beißt Haufte. Hier und ba 
kommen Haufte (wenn Regen zu fürd;ten ift, ober bie Frucht 
nicht Bald nach Haus gefahren werben ann), und Haufe 
(wenn dies geſchehen kann, ober fein Regen zu fürdhten ift) vor. 

©. 189. Häuschen (rhein. Kap) 1) Rame des Clvil⸗ 
eeränanitet 1 en 2 Abtrit j7 L 

0. Hede, Hed-, Hedenflagge heißt hei 
— un befinbet ſich oben am M Sen ase beibt b 


23 


+ ©. 191. Hee ſ. de. — Hegef. Heege. — Hegel 
f. Hägel. 

©. 191. Heepbord f. Bugplant. 

©. 191. Heepchen, Heebhen.n. (unterrhein.) Nacht⸗ 
topf,, ——— pen afen, holl. haven, f. Dippden. 

em far Kopf in der Rba.: er har 

im 5 vi . is Fr 

©. PB Heilig mit ben 9 — 1 Oeim leuchten 
ſ. leuten. 

©. 192. Heim geigen, bi. fi b. g. laſſen (wt.). 
„Vielleicht rührt e8 von ber Sitte Iuftiger Burſche, fi für 
ein guted Trinfgelb aus dem Tanzhauſe mit Muſik nad 
Haufe begleiten zu lafjen, her, daß man Leuten, die etwas 
vornehmen, das weit über ihr Vermögen, Können ober Wiſſen 
a gopſch ben Rath gibt, ſich Haimgaigen ze loßen.“ 


©. u Heimſcheln -(unterrhein.), heimlich ſprechen, 
piſpern 

S. 193. Hember ſ. Amber. 

©. 193. Helm m. heißt jener Theil des Ankers, an 
dem fid) die Arme mit den Pfoten befinden, 

+6S.194. Hent ſ. Heint. — Hep 1. Heb. — Herfen 
ſ. samen 


muntern, 
©. 19. rg m. heißt bier und da weft. ſcherzweiſe 


S. 195. ert ſ hart. — Herumratſcheu ſ. 

ratſchen. — Herwen | harwen. — Heſpe ſ. Haͤſpe. 

S. 195. Herumdauteln (unterrhein.), ohne Beſchaf⸗ 
tigung umhergehen, wahrſcheinlich aus dem holl. dauwelen 
zaudern, träge fein. 

©. 195. Herzhaft (mt) | ſtark: er hat ſich h. gewehrt, 
h. getrunten, es hat h. geregnet. 

©. 195. Herzzapfen m. (unterrhein. hier und ba) 
ſva. ſchd. Herzwurzel, Pfahlwurzel. 

+ S.19%. Heunt f. heint. — Hierb f. Härb. — 

ier t 
9 si he Se ift das Imperf. von Hagen, d. i. 


"S. 196. Hilich f. hellig iſt zu ſhreichen. 


24 


©. 196. Hifte Heißt hier und da bie Hagebutte; eig. 
Htefe, mhb. hiefe, ahb. hiufd. Davon Hiftenfaft bei 
den Zuderbädern. 

he 197. Hin, Hinn ſ. Haus. — Hinfalzen ſ. 


Sü 
* ©. 197. Hinfeln 1. f. Hanfeln. 
° ©. 197. Hinfit. Hiner, hin, bins if nod wet⸗ 
terau. für jener, jene, jenes. 
©. 198. Hinterfüß f. Fuß. — Hiwels f. bes 
bels. — Hoaleß ſ. Horlig. -- Hoben ſ. haus. — 
Hobhammer ſ. Hufhammer. 
78.199. Hohl. Hahl. — Hokemann f. Hake⸗ 
mann. 
S. 199. Hodch 8. 4. füge bei: |. Hadch. 
* ©&.199. Höfferig, Hätten iſt wol Höfferih nach 
Sinjeih, Enterich; holl. der hoppe. 
199. Holf. Hahl ift zu fireichen. 
"©. Sn Hoheit Heißt in Seſſenbach A. Selterd die 
ns ſ. Gerechtigkeit. 

Hohenaſtheimer m., eine aus Frankfurt 
and Sachſenhauſen ind Naſſauiſche vorgedrungene Bezeich- 
nung fuͤr Apfelwein. 

Hoͤhlerjakob heißt in Arfurt A. Runkel eine Apfelart, 
welche Jakob Höhler von Obertiefenbady dahin gebracht hat. 
©. 200. Hongans f. Halgans. 
— 200. Holgans I. j. Halgans. — Holler l. 
Holunber. — Holzwag 8. 3. I. währ. 
©. 200. Holländer Floß, ein nah Holland Be 
fimmtes Floß, 500—600 Fuß lang, hat einen Werth von 
100,000 — 150,000 fl. Die Bemannung befteht aus 200 
— 300 Berfonen. Ein Tau auf demfelben hat nicht felten 
eine Länge von 150— 200 Klafter und einen Werth von 
400 — 500 fl. 
©. 200. Hollerboller m., ein Menſch, der (wie man 
fagt) mit ber Thüre ind Haus "san, ib. Holter die 
Polter, bei I. 9. Voß Hulter pulter, nd. Hulter be 
Bulter, flämijh holder de bolder ; unfer poltern if 
hol. bolderen, bulderen. „Es geht Holler die Boller*, 
d. h. ſehr ſchnell. 
©. 200. Holz n. heißen die Schoͤßlinge des Wein: 
flodes, wenn fie auch noch hart find, 3. B. er Weinſtock 
hat —* Holz. 
©. 200. Holzewaar, Hölzewaar f. mt), für hoͤl⸗ 
gerne, "aus Holz verfertigte W., 3. B. Löffel 


25 


&. 200. Holzhaderm.heißtin Wiesbaden ber Webers 
tnecht (phalangium opilio), anderwaͤrts Haberhauer, von 
der Bewegung der auögerifienen Beine. 

+ ©. 201. Hopperig.f. Höfferig — Hör f. Haar. 
— Hormep, Hoͤrrleß |. Horlig. 

©. 201. Hoppelpoppel m. (hein., unterrhein.), Ge 
traͤnk, das aus Rhum, Eiern und Buder befteht. 

©. 201. Horzig d. i. Barzig (unterrhein, hier und 
da), kamubig, in fg. Bb. vom Charakter gejagt. 

* ©. 202. Hotte foa jr. Butte, hohes Rücken— 
traggefäß aus Dauben. 

er ©. 203, Howelf. Hobel. — Höwwel ſ. Heppel. 
— oo ißer 1. Hochſaicher. 

N . Hühnerapfel 3. 2. füge bei: Hahn- 
apfel. 


*&. 204. Hui füge bei: hoi. — Hui und pfui 
in der Rda.: „oben Hu und unten pfui”, auftänbiger als 
bie gi, „oben begliffen“, |. d. 

. 204. Huitaffe f. (Dillenburg), eine Taffe Kaffee 
mit Rahm. Eine Amme, die auf Kindraufen den Kaffee ein-⸗ 
zuſchenken pflegte, goß fich felbft jebesmal den Rahm in bie 
Zaffe und rief dann, als ob es gegen ıhren Willen geſchehen 
wäre: „Quil wieber den Rahm in der Taſſe!“ Ein Gaft 
bemerkte: „Ach, wer body auch eine ſolche Huitaſſe erhielte!" 
Es gab ein Gelächter, der Name war da und hat ſich bis 
heute erhalten 

TS. 205. Hunne, bunten f. haus. — ® Hüp- 
perich ift wolrichtig, Aber bei Höfferig ſteht Hüpperig. 

*&,.205. Huneſch vinum hunicum in ben Eber⸗ 
bacher Urk. Nr. 237 vom J. 1248. vinum frankonicum, 
Tanconicum, francile daf. Nr. 91. 235. 111 vom. 1219; 


©. 205. Huramche (Irmtraut A. Rennerod), Ameife. 

©. 205. Hurlump £., 1) cwt.), ein Menjch, ber fih 
von jebem zum Beſten Halten läßt; 2) (meft.), bie an einer 
Stange befeftigte Lump zum Reinigen des Badofens, |. Lu mp. 

©. 205. Hurrig und purri (untereb ) auffahrend 
und grob. Myhd. hurren ſich fehnel bewegen, vgl. die In— 
terj. hurrel zur Bezeichnung der Geſchwindigkeit und f. 
porren. „Und Hurre, hurre, hopp, Hopp, hopp giengs fort 
in faufendem Galopp.” „Hurte, hurre, ſchnurre Räbchen, 
fnurrel* Bürger. 

+ ©. 206. Hutzel fe Hotzel. — Huwel f. Hobel. 
— Hüwel, Hümwwel f. Hübel — Hüwels f. hebels. 


26 


* ©. 206. Sutichen 8.3 1.: 2) zu warm halten und 
fo en ſ. hutſchel 
S. 206. Ibbe. Bl. hebr. abod verſchwinden, zu 
nichts werben. 


©. 206. Jan (rhein. mit Halbgefpr. n), IA Cunter 
thein.) Eſel, von feinem Geſchrei, das Böthe ijah fchreibt. 

I ©. aan. & f. Ee. — Ime f. ehmet. 

S. 20 —— unterehein. Der Of, gewoͤhn⸗ 
lid, der — hoil. oosford, |. Er 

*5. Imet, Imels Imez, Ims f Emet.— 

Snteie?, —* en. 
208. ie, hebr. ischo Frau. 

©. ©06. Inventieren (mt), fatt invitieren, ein 
laden, franz. inviter, lat. invitare. 

S. 209. Itrichskraut geht (unterrhein.) das glatte 
Bruchkraut, Harnkraut, Taufendforn (herniaria glabra), dad 
als Heilmittel Thieren, bie nicht itrüchen, eingegeben wird. 

78. 210. Jehken, jeiken f. jaiten. — Jeuns 
zeln ſ. jauneln, 

©. 210. Ja ja Cunterchein), Ausdrud des Gpotied 
und ber Verhoͤhnung, wird allein gebraucht, ober beginnt 
eine Spottrebe. 

©. 210. Jammerlaͤppchen n. nennen fpöttifch bie 
Landmäbchen um Montabaur die ſchmalen Schürzen der 
Stabtmäbdhen. 

+S. 211. Joch ſ. Brüdenjod. 

©. 211. Zödel, Zörel, Jürel m. (rhein.), fon 
"Hurlump 1., bater. Jodel '® i. Jodokus), Tärmenber, 
grober Menſch (Sm. 2, 264). 

©. 111. Joker, jaufer Rennerod), theuer, wol jür 


Biräpeutih, 
©. 211. ones (Bennerob), | Einfaltöpinfel, der Rame 
Jonas, dgl. Barthel und —* l. 
©. 212. Jungfeld n., ein junger, d. h. mit jungen 
Ra er mzter Weinberg. 
N ungferbienden (Rennerod), die Ftucht 
bes rakdond 
8 fer 213. Jüppe ſ. Jip. — Juz ſ. Jude. — 
a 
"6 Ya, Kaf füge Bei: Kewe. 
+S. 214. Kähr |. Kehr. 
S. 214. Kalb anbinden (iwt.), es groß 3 eg 
von der Mutterkuh entfernt —X airß gichen 


27 


* ©. 214. Raljes, vom hebr. kal gering, ſchadhaft, 
vernichtet. 
©. 214. Kahneweiz, auch Kabwaiz wirb in Caub 
der rothe Weizen genannt, von den Kahnen, ſchd. Örannen 
fo genannt. 
©. 214. Rain f, größerer Rachen, bf. auf der Mofel, 
bat einen Werner (f. d.) zum Steuerruber. 
S. 214. Raiferlihen, bie, heißen in Naffau und 
Sehen ſchlechtweg Die öfterreich. Soldaten. 
214. Kalberkern Ehein, wi.) wilde Möhren 
— R 
Kalch (wt.), Dialektform für Kalt, mhd. 
kalc, ahd. calc, chale, chalch. 
©. 214. Kalfinhen n. (tot.) heißt ein Tiſchgeraͤthe 
mit verjehiebenen (Ol: und Eifig:) Fiaſchchen, Genteüale 
und Bfefferbehälter, wahrfcheinlich bie Karaffine, bei — 
Carabien, franz. carafle und _caraffine, ital. 
caraffina, eig. Tafelflafche mit Stöpfel. 
©. 214. Kalt halten ein Haus (Caub), e8 vor Feuer 
bewahren. 
{ S. 215. Raniffeln f. Farniffeln. 
215. Kampern (unterrhein.), reiten, ſtaͤrker als 
taudeh zunaͤchſt aus dem holl. kampen tämpfen. 
©. 215. Kanne. iſt früher au) Krug, daher Kannens 
bäder, Rannenbäderland. 
©. 215. Rapenieren, Fapernieren (rhein., unters 
thein.), töbten, |. kapores. 
©. 216. Kardautſch f. Kartaufe — F S. 217. 
Rarwaidhe x. f. Kawert. — Käfeftann f. Stann. 
*&. 217. Raffemännden tft Yı, Thaler. 
©. 217. Rarmesapfel, hier und da fva. Sträumer- 
ling und Raffelapfel. 
8: 217. Kaſcho n. (Hier und da), Gefaͤngniß, franz. 


®. 217. Kaſſarm, Kafferm £ (wt.), Dialektform 
für Kaferne. 

* ©. 218. Rape 8. 3. I. Heiner. 

S. 218. Kapendred m. in ber Rda.: das if kein 

„da 5. Feine Mleinigkeit. — Katzenritter m. (vlt), eine 
Eu eiopffeiter, die für Gelb mit Thieren fämpften (Bm. 


* N 219. Kehkel Könnte verhärtete Form von Kegel 
“219, Kehr 8. 4. L Reife 





28 


©. 219. Käuzchen n., Kleines Floß. 

©. 219. Kamwaidyen n. (unterrhein.), Stäbchen, Häus⸗ 
hen, Berfleinerungdform vom mitteld. Kove, nd. Kaven, 
fd. Koben, f. Kabesche 

S. 220. Kehr 3. 3. 1. zufammenftellen, 

* 6.220. Keil 8. 2 1. Peilcher. — F Kennig 
ſ. — 

©. 220. Lehrgut n. 1) was nad) dem Ausladen her 
Waren im Schiffe zurüdbleibt, eig. was —J 
Pa was fich über das beftellte Mab ober Gewicht 
vorfindet. 

©. 220. Keil m. oder Stöber, ein Balken, ber-fenfs 
recht am Schiff herabgeht, und an das Eteuerruber befeftigt 
if, bei dem Werner (f. d.) das Maͤunchen genannt. 

©. 220. Keire (weft), Getreivelörner, Plur. von Keit 
(1. d.); davon keirerig (Wehen), Eörnig, bſ. kleink., did. 

78.221. Kermes f. Kirb, — RKerreblume |. 
Kettenblume. 


t. 
©. 221. Rernfeife f. (wt.), die fefte Seife im Gegen 
faß zur Schmierfeife. I 

S. 222. Kettenblume 8. 2. I, taraxacum. 

*6&.222. Reul 3.8. I. carniere. Keul ſcheint in 
der 2. Bd. das ſchd. Keil, alfo ein langes, ‚megr ober weniger 
zugefpigted Stüd Brot, wie auch Wed, mhb. wegge, 
wecke, ahd. weggi, wekki urfpr. Keil, dann feilförmiges 
Weizenbrötchen ft, auch das mittellat. cuneus (Seil) bat 
biefelbe Doppelte Bb., |. Weigand fyn. Wörterb, Ar. 2232. 

S. 222. Kerwes m. (wt.), Dialektjorm für Kürbiß, 
bei Luther Kärbis, mhd. kürbez, ahd. curbig, lat. cu- 
eurbita. 

©. 222. Kefjelblume (Heidesheim), Eſſigroſe, ſ. Pa⸗ 
vet Weinrofe. 

©. 223. Keuwelnſ. kauweln. — Kezen ſ. kopen 

— Kiewen ſ. keiwen. 

S. 223. Kez l. ſ. ötz. — Kiekſen ſ. Köt iſt zu 


ichen. 
+ ©. 224. Kinfraſ. Kindfrau. — Kirmes ſ. Kirb. 
©. 224. Kippkarren m., ein zweiräberiger Karren ber 
Gifenbahnarbeiter 2c. zum Wegfahren des Schuttes, wird 
beim Abladen aufgeſchneppt, von nd. kippen umfchlagen. 
©. 224. Kirchmeifter kommen oft in alten Urkunden 
— find die Vorſteher der oͤkonomiſchen Verhältniſſe ber 
icche. 


29 


©. 224. Kireh m. (unterrhein.), langer, dunkelfarbiger, 
nun feltener Überrod, j. Sarres. 

76.225. Kirreblume ſ. Kettenblume — Kir: 
vem 1 Kerm — Kitſchel, Kitzel ſ. Küpel. 

©. 225. Kirn füge bei: kirnen. — Kiſchen füge 
bei: töjcher. 

©. 225. Kirſchchen n. (Wiesbaden), Krüſtchen, |. 
Korſcht. 

S. 226. Klapperblume Z. 2. I. rhoeas. 

©. 226. Klappeie (Rennerod), dumme Spaͤſſe; holl. 
klappeijen tlatſchen, ſchd. klaffen, Fläffen. 

ege 227. Kleinfrantreid |. Sranfreid. 

* ©. 227. Klei 2. 2. jege ein; hinter clay. Bu dem 
Wortjelöft kann auch griech. glia, gloia (Ale, YAola) Leim 
und gloios (yAoıos) Elebriged DI vergl. werben. 

. 227. Kleinmänndes iefen (unterrhein.), klein⸗ 
Taut, bemüthig fein. 
*&.229. Rlingelbeer I. Fluhbirne. — Klitſchen 
ſ. Heitihen iſt a A — r Mlöftig ſ. Fluftig. 
0. 1. heißen auch die Hoben. Ent 
chlöz, Shoe es — — 


*&. 230. Klumpen heißen unterrhein. die großen 
Sof boll. der klom; 
230. Llunge f. (&. Goarsh.) joa. Kinngel(f.d.). 
&. 2390. Klüngeln. (mt.), Kugel gewidelter Fäden, 
—* klungeltn ahd. elungelin Kndul, Kugel, von ahd. 
eluge, mbd. klunge in derj. Bd. 
. 231. Kluppel. auseinander. 
* 231. Knallage wird aud jemand genannt, der, 
wenn ex gereizt wird, große und weit Bervortretenbe Augen hat. 
*&, 232. Kuäul ift unterrhein. aud) foa. Knaube 3. 
78.233. Kneller ſ. Knöller. — Knerſcheln f. 
knoͤrſcheln. 
76.235. Kniebes ſ. Knibbes. — * Kniſpern 
(Can), eine leichte Arbeit vornehmen. 
7&. 236. Kuöftig ſ. Enüftig. — *Knöre, ſtreiche: 
Bol. noch Borzlang. 
©. 236. Rnopp d. i. Knopf m. heißt in Caub bie 
Dafjelbeule, d. i. bie Geſchwulſt, welde durch das Gierlegen 
Er au oder Ochſenbremſe in der Haut des Rinbviehes 
en 
©. 237. Rnuppert (unterrhein.), etwas Meines Ver⸗ 
wachfenes, theils von Heinen Früchten (Apfeln, Birnen), 
theils fogar ſcherzweiſe von Menjchen gebraucht; bei Campe 


32 





+6©. 249. Kruppert, Lruppfad, Krupp, Krup⸗ 
pichel, Kruppaß |. Kroppfad. — Krut ſ. Krot. — 
Ruaiche f. Kawert. 

* 5.249. Kruſchen I. Stallen. 

€. 249. Kruftelieren (Wiesbaden, auch fonft Hier 
und da), etwas „zwifchen der Zeit eſſen“ (f. d.); vgl. lat. 
erustulam kleines Badwerk. 

©. 250. Kuhquättelf. Quättel. — Kulhop, Kuls 
3333. ſ. Kugelhopf. — Kuimel:, Kümmelkalb ſ. 

ühmelchen — Kummerſchaft ſ. Kommerſchaft. — 
Kummodchen ſ. Kommodchen. — Kümpel füge bei 
Kimpel 

*S. 250. Kulchen in der 1. Bd. gehört wahrſchein⸗ 
lich zu einem ganz andern Etamm, ald kulchen in ber 
2. Bd., doc weiß ich ihn nicht anzugeben. Für Kohle hört 
man bier und ba Kuhle, aber immer mit (unorganifch) 
langeri Vokal, während ich in kulchen immer einen kurzen 
Vokal gehört habe; übrigend möchte ih Bufammenhang 
zwiſchen Kohle und kulchen nicht beftreiten. 

e. Krüßen Beni fva. Gefrüg ſ. d. 

©. 250. Kujon m., Eujonieren (rhein.), grob und 
ſchimpflich behandeln, Hubeln, franz. coion, (Värenhäuter, 
feiger Menſch), coionner. 

©. 250. Kummerſch m., unerlaubte Zufammenfein. 
nDen $t. leide ih nicht“, jagt bie Hausfrau zu ber Magb, 
die mit ihrem Liebhaber zufammenkommt. Vgl. Kommer- 
ſchaft und den Kommerg der Stubenten. 

* 6. 251. Runde füge bei: Konneder. 

S. 251. Kupfernafe haben, mitXupfer handeln 
wird von echten Trinkern gejagt, an deren Naſe ſich roͤth⸗ 
liche Erhöhungen Bilden, f. Brenner. 

S 252. Kuwe ſ. Kowe — Kuweln f. fauweln, 

* 8. 252. Küwelden (unterthein., Montabaur), heißen 
bie meift geräucherten Kinnbaden der Schweine, 

©. 252. Kurzbrüftig (St. Goarsh.), kurzathmig, enge 


Brüftig. 

©.252. Autſchelwarm (unterrhein.), angenehm warn, 
ſ. kutſcheln. 

©. 253. Labett f. (Caub), die zu einer Waſchſchüſſel 
gehörige Kanne, Holl. das lampet, tibh. Gießkanne. 

+ 6'254. Laif. Lei. — Lake |. Lades. — Lär 
Tapp8 f. Lappes. . 

©. 254. Lagerborde ſchließen ſich unmittelbar an den 
Schiffskiel an. 5 


33 


©: 255. Landgänger heißen die Bettler und Dreh 
orgelleute, welche aus verſchiedenen Theilen des Landes im 
Frühjahr nad) Holland, England 2c. ziehen und gegen den 
Winter wieder zurüdfommen. 

©. 255. Lang ift der Wein, wenn er durch falſche 
Behandlung ober Sonnenhige did wird und ſich gleich Faͤden 
in bie vie Länge sieht. 

Langenbacher m. heißt in der Nähe von 
Blur ein ſchwacher Kaffee, Iange, dfinne Brühe, zugleich 
ſcherzhafte Unfpielung auf das Dorf Langenbach. 

©. 255. Lapparſchlumm m. ift in Gaub ein ftärferes 
Schimpfwort, ald das bloße Lapparſch; vgl. holl. bielomp 
Lump und das Adj. lomp roh, ungefchlacht. 

T ©. 256. Läpper ſ. Lepper. \ 

©. 256. Lappen beißen die großen Ruber oben und 
unten am Ende des Floßes. 
* ©. 256. Lappig fein (Dillenburg), ſehr krank fein. 
©. 256. Lappenpritich f. heißen gie hinter den Ru⸗ 
dern des Floßes quer liegenden Borte, auf denen die Rubere 
knechte ftehen. 

7 ©. 257. Latsknecht ſ. Leitsknecht. — 258. Lau: 
tig } lauern. 

*S. 257. Latſche heißt fonft der bei Schuhen und 
Bantoffeln über dem Vorderfuß liegende Theil. 

©. 258. Läusblume f. (Rennerod), Zaunwinde. 

©. 258. Läusfrappe m. (Caub), Schimpfwort, ſ. 
Krappe. 

* 6. 259. Lautern (Gaub), intranf. lauter werben, 
in der Rda.: die Trauben lautern, d. h. werben hell, nähern 
ſich der Reife. 

©. 259. Laufterer heißen in Weilburg die Konfir⸗ 
manden, die erft im folgenden Jahre konfirmiert werben; 
fie laufern (f. d.) nur, während der Geiftliche ſich vor 
zugsweiſe mit denen bejcjäftigt, welche zunächft konfirmiert 
werben jollen. 

r u 8. 260. Leerſchend f. lerſt. — Leelapps |. 
ap 

E Seo, Leder (Hier und da im Amt Selters) gut, 
angenehm, ſchön, hol. lekker; unfer ſchd. Teder iſt auf 
den Geſchmack eingejchränft. 

+ ©. 261. Leikeln laikeln. 

* S. 261. Leich(t) in der (wi.) Rda.: mit ber (mit 
zur) 8. gehen, fagt man, wenn jemand durdy ben Tod des 
Andern um das E einige "ommt, 

Kehrein: Nachträge. 3 


34 


©. 261. Leib m. in der (unterrhein.) Rba.: fi etwas, 
3. B. eine Wurft über den L. ſchlagen, fie eſſen. 
©. 25 261. Leidmuth, leidmüthig (rhein., unters 
thein.), fva. Wehmuth, wehmutbig. 
©. 262. Leinſchnepper m. heißtder Mann, ber Hinter 
bem Saite gt und vötbigenfals bad an Straͤuchen ⁊c. 
hängen gebliebene Seil los madht. 
©. 262. Leiroch (Rennerob), foa. Leintud, f. d. 
©. 202. Leifter £. (Montabaur), Drofiel, Holl. lijster 
fpr. leiser. 
©. 262. Leitnamt hört man oft für das franz. lieu- 
tenant, bem Dentiäen etwad munbgeredht gemacht, Lent⸗ 
nant ift auch fchb. 
S. 262. Leimode (Rennerob), Kofewort für Beine 
Kinder, fva. Schnuckesſche, |. d. 
+ ©. 263. 2eobödelden f. Liwecker. 
T S. 34. Leweckelchen, Liebhedelhen, Lier- 
mechelche f. Limeder. — Liegend ſ. Hangend. 
* ©. 264. Lieher f. Liehr flatt Liehe. — Liehs 
fie, bei: Löhfe. — Lierfhend füge bei: lierſcht. 
©. 264. Leugart f., eine Brettermand, die zum Ab⸗ 
nehmen eingerichtet ift und auf bem Tennebaum ((. $anffipt, 
©. 264. Leute, „unfere Leit“ werben (tt.) ſcherzweiſe 
bie Juden genannt, 
©. 264. Lich terſtock m. (unterrhein.), Leuchter. 
1 ©. 266. Löpper f. Lepper. — Löpps f. Lippe. 
*S. 266. 2ojern ift das holl. luijeren (fpr. leujeren), 
von lui faul; Lo jer ift wol zunächft ein Menſch, der, weil 
er fonft nichts zu thun weiß, bie Beit mit Eſſen hinbringt. 
Dal, ei iſt a ftreichen. 
66. 208 8. 3. l. ſ. Korſcht. 
S. So, Lockig (rhein., unterrhein.), Tumpig {ft ein 
meufe, gehen Anzug in Fetzen um ihn hängt, f. loder. 
6. Löhnernadhen d. i. Lahnnachen, von 
Rohe ni wi biefer Fluß nad) alter Weife bei dem Volke heißt. 
gi Re 266. Lordhiſte (Dillenburg), dort drüben, f. lor, 
er 
S. 266. Lorjeblätter, Dialekiform für Lorbeer 
Blätter. 
©. 266. Löſchen, loſſen ein Schiff, deſſen Ladung, 
d. i. Pr holl. lossen, bän. losse, aus 108 abgeleitet. 
©. 266. Lofi « Balmerod), unverheirathet, ſonſt 
Tebig und 108, ſ. N: 


35 


f 76.267. Löweckerche ſ. Liwecker. — Luern. f. 
auern. 

*S. 267. Lull ift wahrſcheinlich das türfifche loule 
kleine thönerne Pfeife. 

©. 367. Rüden heißen die Borte, welche das Verdeck 
— Säfte (beim Oberbau) fließen, ſchd Luden, Luken, 

of. luik. 

©. 267. Auftı in der (Dillenburger) Rda.: in die 2. 
fommen, groß werben. 

* ©. 268. Luppel füge bei: Iuppeln, Ball fpielen. 

©. 268. Lura (Rennerod), Lockruf für bie Hühner. 

©. 268. Lusches (Rennerod), leiſe, eigentl. loſend, 
laufend. 

76©.269. Mah f. Mapı. 

*S 269. Mades, hebr. makkos. 

©. 269. Magerer Wein wird in einem nicht ober 
ſchlecht gebüngten Weinberg gezogen, e8 fehlt ihm Feuer und 
Seit. ans ift fetter Wein. 

Mannemader, ſetze davor: Mahnes 
ma sr 
©. am. Maldrum, Maltrum in alten Urkunden 
ift Iatinifierte Sorm, mhd. das malder, malter, ahd. maltar 
Malter. 

©. 271. Maͤkes, hebr. mecher, meker Verkauf. 

©. 272. Männden fva. Werner, f. d. 

+78272. Mannemader ſ. Mahnemader (S. 

70). 

S. 2772. Maramme heißt in der Anbngegenb der bei 
Handel oder Bertrag hinterliftig gewonnene Vortheil, wol 
jũdiſchdeutſch. 

©. 273. Marcha d. i. mhd. marche, marke, ahd. 
marcha, marka, marca, wird in einer Eberbecher Urk. vom 
J. 1180 in ber urfpr. Bd. Wald gefaßt, wenn es heißt: in 
locis silvosis, quod vulgato nomine dieitur march a. 

= ©. 274. Maihares, hebr. meschores Diener. 

S. 274. Maſſel ift wahrjdeinlid abgekürzt aus 
—— vom hebr. schelo, (welcher nicht hat) 
massel (©l 

©. — Raftrany m., ein eiferner Ring, in den die 
Quanten (f. d.) befeftigt find, 

©. 275. Mauljen, maulzen ſ. maulen. 
S. 275. Maufel—, Maufeldesbirne (ehein., 
unterrhein.), Name einer Birne. 

S 275. Maut 8.5.1. Maud. 





36 


S. 277. Meingwelde, Meingemwelde in einer Eber- 
Bader Urk. vom 3. 1174 ift eine (Zweien) gemeinfchaftliche 
Duelle. Seb. Brant (+ 1521) hat Gewell, Geiler (} 1510) 
Gewelle für unfer Duelle. ee gw. für qu. vgl. queit. 

+ ©. 278. Mergel j. Märgel. 

©. 278. Menagſch f. komme nur bei den Solbaten 
vor, allgemeine Verpflegung, franz. le menage bie Haus: 
haltung Hauswirtſchaft. 

©. 278. Meping (Rennerod), Dialektform für Mieth- 
pfennig. 


©. IB. Me5 Hört man im nordweſtl. Theil bed Landes 
vielfady für Meffer, holl. mes, in Aachen Mets, nd. 
Meft, ſchon im 12. Jahrh. nieberrhein. mezser aus mezi- 
sahs, mezjisahs, woraus ahd. mezers, mejjeres, mezer, 
mb. mezzer, mezer, alfo eig. Schneibewerkzeug (sahs) zum 
Belegen, der Speife (ma}). 
©. 278. Meife thün, b. i. M. Iefen, hört man noch 
bier und ba weſt, mhb. messe singen, sprechen. 
76.279. Mihn, mi no . mehn. — *Mintfd, 
Bene Mini, gehört auf 
S.279. Milädiftel Chennerob), Löwenzahn (leont. 


). 

+6&.280. Moart ſ. Mart. — Mo ſ. Bach. — 
Modeln f. mabeln. * 

*,©. 280. Minnern iſt vielleicht vom lat. minurire 
zwitſchern; das landſchaftl. mimern ift das holl. mijmeren 
fafeln, träumen, grübeln. 

G. Mittewitcha könnte nach dem Dialekt 
Menuetcher, und von dieſem Tanze (Menuet) Herge 
nommen fein. 

&. 280. Miſchtkiez (thein.), d. i. Miſtkotz, wird 
fg. von einem einfältigen ober ſich einfältig ftellenden Mens 


- {eben gefagt. 


+©. 2831. Moinfd f. Mäunfd. 

*&.281. Morhel 3. 4. füge bei: ſ. Mohre. 

©. 281. Moirede d. i. Dückerden, das zueift ald 
Erarrienis aurüdgelegte‘ Geldftüd. 

281. Mollftein ift folder Eiſenſtein, der fih am 

Po 108, öfter zerfireut, und von feinem Urfprung entfernt, 
va Art der Geſchiebe findet. 

& ©. ar, Morjends, —fents, Aets (wt.), mor⸗ 
gens, mhd. morgenes, morgens, mornd 

ie . 283. Mörtf. Mart. — Weutf. Muhl. — 
Mouriazigelan |. morinzigelan. 


37 


S. 283. Moufoules ift jüdifchdeutih, hebr. mou- 
schobh, geheimer Siztz, Abtritt, Unflat. 
©. en Muhre f. Mohre. — Mulber f. Mel- 
ber. — Mumäder ſ. Mimäder. 
©. 385. Muhken heißt an manchen Orten bas Kraut 
ber Pebtgctife, ehe leptere blüht, vgl. Küh. 
hin 287. Muttern (unterrhein.), an ber Mutter 


"287. Muftern (Wiesbaden), ordentlich anziehen, 
Pub, 5 vermuftern. 
287. Mutterfraut n. (unterrhei. ), Meliffe. 
Se 288. mußt f Munde, Motzen. 
S. 288. Nabel m. (bier und ba unterrhein.), Dias 
Iettform für Rebel, vgl. ©. 3. No. 2, 
©. 288, Nachbarn Corch), 1) bei dem Nachbar leihen; 
2) fiehlen. 
* ©. 289. Nad heißt in Caub jeber Fels. 
S. 289. Näb, vgl. Schiller im Tel: „Mad hurtig, 
Jenni. Zieh die Naue ein.“ 
©. 289. Nahgeilen Cchier und da weft.) einem, d. i. 
feine Stimme nachahmen; mihd. gillen feine Stimme hören 
laffen, woher gellen. 
©. 289. Nahtpeterhen heißt in Wiesbaden das 
Radttich der Kinder. 
. 289. Nadviole f. (Gaub), Lak, Ladviole, gelbe 
Sole (eheiranthus cheiri). Über den Wedel zwiſchen Nad 
und Lad f. ©. 20. Nr. 147. 
7 ©. 290. Nahlich f. nahrlich. — Naͤlchesblume 
ſ. Slageigesstume 
290. Nahrlih 3. 4, eig. ſich kaum, knapp 
nährend ift zu ftreihen. Wüge "ei: vgl. uoch altj._ naru 
euer agſ. reörva engen, griech. neuron (veögov) Sehne, 
erve. 
S. 290. Nankſen (unterrhein.), weinen, bſ. von kleinen 
eindern gebraucht; nankſig weinerlich. 
©. 291. Karrig auf etwas (thein., unterrhein.), 
foa. 5 vernarrt. 
S. 292. Nehlich ſ. naͤhlich. — Neiſcheerig, 
neifälerig I neidſcheerig. 
292. Nedewentnd in einer ungebr. Kirhährer 
Ar. van 3. 1486 ift joa. niebwentig, |. d. 
©. 292. Nebenlabe f. (rhein., unterrhein.), ein Ges 
fach in der Kifte zur Seite, dient zum Aufbewahren Hleinerer 
Gegenftänbe. 


38 


+6©S.293. Neuft f. neifl. — Nibeln f. nebeln. 

S 293. Neun, neunundneunzig in der Rda.: aus 
9, aus 99 Nähten einen hauen, d. i. tüchtig durchprügeln. 

©. 293. Nidel, in Mainz Belzenidel, eineald St. 
Nikolaus verffeidete Perfon am Nikolausabend. 

©. 293. Niderhen, Nuckerch en halten (unterrhein.), 
ein Scyläfchen halten, machen, ſ. niden 

©. 294. Niederrüden ſ. niederheden. — Nies 
derjalzen |. Sülz. — NRierwedelde, Nirweckelche 
ſ. Limeder. — Nifteln ſ. noffeln. — Niffen f. uuffen. 

* ©. 294. Nied wendig ift mhd. nider—, niden—, 
nidewendec. 

+ S. 295. Nohſtopp |. Nachſtopf. — Nölles |. 
Nilles. — Noppe, Noppen |. Raupe — Roß |. 
Nuß. — NRoffen, nöffen f. nufjen. 

* 6. 295. Noftern wird nur von bem gebanfenlofen, 
unandaͤchtigen Beten gefagt. 

©. 296. Notzer ſ. Noſſer. — Nuderden |. 
Rigerhen — Nuppe, Nuppen f. Naupe. 
. 296. Nudels I. Nikolaus flatt Nikolas. 

x 296. Nothzeitigen (unterrhein.), durch Fünftliche 
Mittel das Reifen von Früchten bewirken. 

+ ©. 297. Nydwendig f. niedwendig. 

©. 297, Nußbaum, „Er ift auf dem Nußbaum er- 
trunken“, fagt bier und da im Nafjauifchen ein Mätchen, 
das nad) dem Vater feine unehelihen Kindes gefragt wird. 
Su den linksrhein. Dörfern bei Bacharach „fommen bie 
Kleinen Kindern von den Nußbaͤumen“, wie fonft aus dem 
Pfingſtborn, ſ. d. „Unverkennbar beſtanben uralte Sagen, 
welche die erſten Menſchen, die Ahnherrn einzelner Stämme 
des deutſchen Volkes, aus Baͤumen oder Felſen erwachſen 
ließen, d. h. die Abkunft belebter Weſen aus dem halbwachen 
Reich der Stangen und Steine zu faffen trachteten. Ginen 
folden e quercu aut saxo natum (Homerd Obyfiee 19, 
163), der feinen Vater nicht zu nennen weiß, bezeichnet unfere 
Volksſprache durch die Nebensart: „fein Vater ift auf dem 
Apfelbaum oder Nußbaum ertrunfen.“ Grimm, deutſche 
Mythologie, 2. U, S. 537 f. 

+ ©. 297. Öbendig ſ. obwendig, 3.2.1. Häufig. 
— Oberlawe ſ. Lawe. 

76.298. Ohnignädt f. naͤcht. 

* 6.298. Ohren wird für beten von ben abend» 
ländifchen (nicht von den morgenländ.) Juden gebraudt, 
darum vielleicht von dem lat, orare. 


39 


©. 298, Obernugen eines Aders heißt in Wiesbaden 

ber Sokera eines Ackers im Gegenfag zum Unternupen 
(Vobenertrag $. 

+6&. 299. Diberft f. Oberfl. — Qlig f Ole — 

8 300. Ollwert ſ. Ollbert. — Olmef. Ellme. 

nt ſ. Unk. — Orleß ſ. orep. — * Onnweg L 

ÖOnnweg. 

* &. 302. Palmweide if wi. und Heißt fo, weil 
die Zweige mit ben früh aufbrechenden wolligen Blüten am 
Bio. de pe: je ftatt der echten Palmzweige bienen, mb. 
bloß die 
L "© Fo "Bans, in der 2. Bd. auch Panfl. 8.5. 

panse ftatt pance. 

* ©. 302. Pazen I. paſen. Aus Gießen führt Welse 
gand (deutſch. Wörterb.) unter peifen die Form päfen, 
aus ber Wetterau päfchen, bei Frankfurt paͤſchen, vom 
Bogelöberg päfen, aus Alberus (1540) peygen an. 
die 2. Bd. hat Weigand paſchen und aͤnhd. peſchen, 
pfeſchen, poͤſchen, ahd. pescan durch Lodipeife anloden, 
antödern, vielleicht das lat. pascere füttern, weiden. Unfer 
pafen, pazen, pofen ift wol Damit verwandt. 

©. 302. Bann, Pfanne, in der wi. Rda.: die P. 
pladen, den Schaden tragen. 

©. 302, Pärnern, fonft auch prebigen, lange Er⸗ 
mahnungsreben Halten. 

©. 303. Pazen f. pafen (pazen) S. 302. 
S. 303. Paſſenl. po fen fatt poffon. — Paſtor 
B. 3. 1. Bärner. — Patt 8. 2. I. phettaere, pfetter. 
©. 303, Paffeletant hein, wi.), in ber Rda.: Das 
iſt mir für (vor) P., d mir gieichgiltig, ohne Beh 
zum bloßen Zeitvertreib, das franz. c'est pour passer 
temps, I geſchieht zum Zeitvertreib. 
303. Paſtetenſaum, — ſtuͤck (Caub), ein flei⸗ 
ſchigẽ Stüd vom Hinterviertei eines geſchlachtelen Ochien. 
—8 303. Patanjeroſe, Botanjeroje (Thein.), Eſfig⸗ 
roſe. 

* S. 304. Peiſch ſ. Bauſch. — Belzenidel ſ. 
Nidel. 

©. 304. Pelmultiert (Dillenburg), ſtatt permit⸗ 
tiert, erlaubt. 

S. 304. Peſſig (unterrhein.), eigenſinnig, naͤrriſch; 
er hat die Peß, if fo, wahrſcheinlich Piß, piffig ſ. 
Baumsl. 

©. 304. Peterſilie iſt meiſt m., ſchd. f. 


40 


* &. 305. Pfennig ſteht in alten Urkunden oft übh. 
für Geld, Kaufpreis, z. B. Grimm, Weisthuͤmer 1, 521: 
vmb — ſolichen penningk, als ber Tauff gangen were. 

Pfalzſchwanz m. eb ißt die unterhalb der 
Pfalz Per —* ſich hinziehende Sandbanf, die bei niedrigem 
Maflerionbe offen zu Tage liegt. 
. 305. de jva. Saubohne. 

S. 305. Pfingſtkrügelchen biegen früher in Wies⸗ 
baden grüne Krügeldhen, womit die Kinder beſchenkt wurden 
und womit fie Waſſer aus dem Wicfenbrunnen holten. 

©. 305. Pfote f. heißt die Spige am Arme bes Ankers. 

+ ©. 306. Billn |. pitteln. 

* 6.306. Pfund 2. 5. I. 27, flatt 71. 

S 306. pihl d. i Pfühl (Dillenburg), das Unter: 
bett, alfo in etwas weiterer Bd. als das jchd. Pfahl. 

©. 306. Pimpernuß, Pimpernüßchen wird ſcherz⸗ 
weiſe ein Feines, fein gebautes Kind genannt, fonft heißt 
fo die ri der Piſtazle. 

307. - Birrten f. pitteln. 
— 307. Pittchen, eine kleine, entzündete Erhoͤhung 
der ei wie fie fi) bei einem Ausſchlag findet, |. Potte. 
©. 307. Pinnm. (unterrhein.), Nagel, jhd. bie Pinne, 
Heiner, fpigiger Nagel, nb. bie pinne, pinn, holl pinne, 
pin, ho. pbinne, aus mittellat. pinna. 

©. 307. Pinn (Selterö), Name einer wollenen Müpe. 

©. 307. Binnarfhen war früher fva. Virgäß 
geben, aber auf den ., vgl. pinnaͤlen. 

S. 307. Piunfichſer (Rennerod), foa. Pingſtfüchſer. 

©. 307. Pittem f. (unterrhein.) joa. Fiſſem (f. d.); 
der Sammet ift pittemig geworben. 

©. 307. PBladjhulden (Gaub), fva. Klepper- 
ſchulden, f. Plade. 

©. 308. Pläite f. Bläde. 

* ©. 308. Pläfes kann auch aus der Zeit der Iatei- 
niſchdeutſchen Schulmeifter ftammen und aus plagas (Schläge) 
verborben fein, vgl. Pacem, Virgaß, Tesdras. 

*6©.308. Platſch 3. 4 I. Schwägerin. 

S. 308. Platt. Aus der 2. Bd. erflärt ſich folgender 
Sag: „Herr Pfarrer, Sie haben einen Nefruten platt ge 
fchlagen“, d. 5. derſelbe ıft nicht in die Lifte der Konſtri— 
bierten aufgenommen worben, weil Sie ihn nicht ind Tauf⸗ 
buch der naar eingetragen hatten. 

©. Bläfier f., verftärkt, oft etwas ſpoͤttiſch Pläs 
fierseranägen (bein. u franz. le plaisir. 


41 


I ©. 309. Platte f. Blatt. 
©. 309. Plaurebürd. Plaureftroh, bei Grimm 
Vi Börterb) Blauftroh, im Simplic. 2, 289. 293 die 
Blaue — die Streu, dad Strohlager, welches Wort nad 
Grimm mit Blahe (j.d.) verwandt if, mit ber Grundbed. 
aufgeſchwollenes es) Lager. Das r in Plaure 
deutet auf ein ſchd. D ober £, aljo plodern, plubern: 
Blaue und plodern ſcheinen vermengt. 

S. Pleines iſt mahrfiheintic das burd Juden 

fiber den Elſaß zu und verbreitete franz. plein. 

©. 309. Plattſchlag m. (mt), ein platte, ſchmales 
Gewebe zum Beſatze von Hleidungeftäden u. db 

©. 309. Pläßer m. (unterrhein.), ſva. ara 2. 

+ ©. 310. Ploderſtroh ſ. Plaurebürd. — Plöte 
ſ. plaite, blaͤde. — Rudern, plutern |. pladern. 

"6. 310. BÖLL Pol 

*S. 310. Porpele, Fr Weigand (d. Wörterb.) die 
Purpele, 1482 bie barpel, berpel rothe Blatter; mittellat. 
purpura Kranfeit mit Sleden, die wie Burpur ausfehen. 

* 6. 310. Pofitur ift auch (unterrhein ) aroße Geſtalt. 

+6. 311. Poffetur f. Bofitur. — Potanjerofe 
f. Bantanjerofe. — Potekramp |. Buteramp. — 
Poͤtſchen |. pütſchen. 

- ©. 311. Praͤſenz £ (olt.), geiſtliche Stiftung; daher 
BPräfenzfonds, — metfter, mbd. die present, übh. als 
Beichen der Ehrerbietung dargebrachie Gaben, amfer Bräfent. 

. 31. Bote 8. pözon. 

* ©. 311. Er inte, mit feinen Worten 
ober Werken nicht voranfommen. 

* S. 312. Briambelf. Gepriambel. — Pribeln, 
velppeln T, prebeln. 

©. 312. Preffant 3. 2 I. pressant. B 

S. 312. Pritfch iſt nad Beigand (d. Woͤrterb.), 
wahrſcheinlich aufgenommen aus dem böhm. pryc (fpr. 
pritſch), ehebem prec, poln. precz, (fpr. bretlß), ruf. 
protsch, fort, weg, hin. Davon pritſchen, fortjagen, um 
—* bringen, verſchieden von pritſchen, mit der Pritſche 
plagen. 

T S. 313. PBullnadig f. nadig. 

* ©. 313. Buffert 1) beißt bei Weinand (d. Wör- 
terb.) der Puffer, von puffen, franz. bouffer die Baden 
anfblafen, Ik wie die Luft aus den aufgebläheten Baden 
hörbar ausbrechen laſſen. 

S. 313. Pumbes I, Pumpes. 





42 


©. 313. Puls if in Gaub f., fonft wie fh. m. 
+ 8.314. Burlarfhnadig, purlnadig ſ. nadig. 
— Butfhmännden f. Spaugemännden. — Bütteln 
f. pitteln. — Bug ſ. Bo 
* €. 314. Pur 2 
"6.315. Duaten — (d. Worterb.) Hat aus 
dem Schweizer Joſua Maaler (1561) quagen, quäzen 
unb aus dem J. 1420 quacczen, baier. quadezen. 
©. 315. Qualles (Caub), Schimpfwort, ſ. quellen 3 
S. 317. Quätterih 9. 2. I, quetfcht. 
"©. 317. Quaͤtſchert m. (Rennerod), Markolf, 
Heher, nad) bem Naturlaut feiner Stimme. 
+ ©. 318. Ouingen |. quängen. 
* ©. 318. Quinzeleiern, vieleicht quintfeleiern, 
von Quinte⸗ 
©. 318. Quetſchentraube Heißt in Gaub eine Art 
Fleiſchtraube. 
©. 318. Querkeln (unterrhein.), kraͤnkeln. Sm. 2, 
108% * quergeln ſchreien. 

©. 319. Rachét'f. wird ſcherzweiſe eine lange, ſchmale 
Berfon genannt, nach ber Rakete bei Feuerwerk: 

* ©. 320. Rad ꝛc. dürfte einfaches reit Ratt "Bereit 
fein (ſ. S. 4. Nr. 7), goth. nur garaide, ahb. nur reiti, mhb. 
gereit und bereit, hol. gereed, aber auch res und reed; 

ann fällt: ahd. — altn. hrad weg. 

©. 320. Raffen wird rhein. u. unterrhein. bj. vom 
Auflefen der abgefehnittenen Weinreben, der ausgehauenen 
ober auögepflügten Kartoffeln, aud vom Kufladen gejagt. 

* &, 321. Railicht ift ein Fehler in allen Ausgaben 
der Limburger Chronik ſtatt raibidht. Die Handſchrift Bir 
Chronik in Frankfurt hat die "nieberd, Form ribedt, d. i. 
reificht, d. h. nahezu reif, raiflich, wie Friſch hat: vgl. 
veifig ©. 43 zu ©. 327. 

©. 321. Raif. (Säentelberg A. Selters), Zuſammen⸗ 

kunft ft junger Leute beiberlei Geſchlechtes, wo ed munter zu 
geht; vgl. Feibe holl. rij. 

"©; Ramur, vgl. Hamur. 

©. * "allen — durchprügeln. 

©. 322. Rappſen, nach den Rappen (. d.) 
ſchmecken. 

©. 323. Rareſack m. (Gladbach), ein aus Kordel 
gefnüpfter Reifefad, Dialektform für Reifefad, von mhd · 
reite Reife; vgl reitelachen jva. reiselachen, Tuch, dad 
auf einer Reife gebraucht wird, z. B. zu Zelten. 


43 


©. 323. Raffelapfel, defien Kerne beim Schätteln 
bin und ber fallen, fva. Kermesapfel, Sträumerling. 

©. 323. Raſſelſchwanz m. (Rennerod), flatterhaftes 
Mädchen. 


©. 323. Rateln, vareln (rhein. % ſchaukeln, bſ. auf 
dem halb süchnärts gelegnten Stuhl, f® atel. 


Stadtrechner. 

©. 324. Rattenball m. Heißt in Wiesbaden und 
auch anderwärts ein Ball, zu dem jedermann Zutritt hat, 
und auf dem es darum etwas gemein zugeht. 

©. 324. Rauhlander m. (Rennerod), der Rauh und 
Bloß vertragen kann. 

©. 3 Rawelf. Raul. — Rebben f. reppen. 
©. 325. Rauſcher m. heißt in Wiesbaden der feder⸗ 
weiße (j. b) Wein. 

T ©. 326. Rehren f. röhren. 

* ©. 326. Reff in der Rda.: etwas auf dem R. 
Haben, d. Yo einen Verweis zu erwarten haben. 
Regifter, langes, heißt in Caub eine große 
Weisiyerin. 

* ©. 327. Reiher wird befier erflärt durch folgende 
Ada.: „Er Hat den Duͤnnen, wie ein Reiher,“ d. b. wie 
biefer Vogel, defjeu Leibesöffnung immer fehr dünn ift. 

©. 327. Reifig (hier und da unterrhein.) für reif 
f. ©. 19. Nr. 136. Vgl. railiht. ©. 42 zu ©. 321. 

©. 327. Reiftern (Rennerod), durchpruͤgeln, Dialekt 
form für rieftern, fg. einem die Hofen flicen. 

©. 377. Reiter heißen in ber Kinderſprache Heinges 
ſchnittene Studchen von Brot, Käfe 2c., wenn fie wie Reiter 
nebeneinander ftehen. 

76©. 328. Reren |. reden. — Reuter f. Reiter. 

*&. 328, Riefter 3. 6. füge bei: Reifterer. 

©. 328. Repezei (Rennerod), viel Gerebe — 

©. 328. Reppch m. (thein.) ſpa. ſchd. Rap 

©. 328. Refterad (Rennerod), —E ie bet 
einer Retirade der Soldaten. 

©. 328. Nheinmutter (Canb), ein Weien, das im 
Rhein wohnt und Kinder und Erwachjene in die Tiefe zieht.. 
Bol. den Fifher von Göthe. 

©. 328. Rierkreuzer (Rennerod), das Geld, ba& 
— in der Haushaltung für kleinere Bedürfniſſe brandt, 
. röhren. 





—4 


©. 328. Ries land (Caub), leichtes, aufgeſchüttetes 
Land. Nach dem obd. Riesuhr für Sanduhr iſt Ries das 
neben riefeln uun veralteteriefen, mhb.risen, ahd. risan. 
+76©.329. Rijen |. rüjen. — Riller ſetze vor 
Rilles. 
©. 329. Ringeltaube f. (thein. wt.), Seltenheit, 
feltenes Glück 
©. 329. Rinnen wird von dem Weinſtock gejagt, 
wenn er nah dem Schneiden Tropfen Saft rinnen läßt, 
font ei thränen, weinen. 
331. Rohren, töhren f. rühren. — Roſen 
r *3 ig ſq. — Routfgeti, 
32. Ron au — Routſche 
PER 


*&. 332. Rötfheln LK. f. raͤtſcheln. 

* ©. 332. Roplöffel iſt aud die Vertiefung unter 
der Nafe. Ro glöcher (Die), ein Menfch, dem der Rop 
gleich einem Glodenfeil aus der Nafe herabhängt. 

©. 332. Roßkamm m. Roßhaͤndler, Pferdehaͤndler 
(vom mittellat. cambium Taufchhandel, cambiare Taufd: 
handel treiben), von Gampe ber niebrigen Sprache zu; 
wiefen, auch in Nafjau ruhlh, iſt num aud ſchd. ‚m 
Ehamiffo, Immermann, Frei u. 

+ ©. 333. Ruhe hören Fe "Hören. — Ruhne ſ. 
Rohne. 

*S. 333. Ruf iſt nmaãchſt das holl. roef Schiffs⸗ 
kammer, ber bebedte Theil in ben holl. trekschuiten (Wafſſer⸗ 
poſtſchiffen, Bugfchiffen) im Gegenfag zu dem Raum, wo 
die gewöhnlichen Keen en find; agfe, altfeief. hröf, engl. 
root, in allg. Bd. Dad, Dede. 

* ©. 333. Rumor 8 2. füge bei: ramoren. 

©. 333. Rudjen Heißt das Girren, Gurren ber Tauben, 

von hy Laut, für rufezen; goth. hrukjan, vom Laut bed 


333. Ruderblatt n. heißt der untere breite Theil 
eined Riemens, Handruders und einer Streich. 

+ ©. 334. Rufemrein ſ. Roſemrein. — Rütt- 
hen. Rittchen. 

©. 334. Rüfc f. rief. 

©. 334. Em f. eerbein.), Iinienförmige Bet: 
ttefung in der Haut, die Runnen deuten auf herannahended 
Alter; vgl. mbd. der runs, bie runse Rinne, Rinnfal, wos 
‚ser. unfer slutrünig. 

18.335. Säbern ſ. ſawern. 


45 


. 335. Sader 8. 4. I. Deibhenker. 
. 336. Salz |. Sahl: — Sappd |. Sabch. 
36, „seh fall für ſoll kommt noch weft. vor, 


* ©. 337. Saſſeras, vom WGW sar- 
sor Maller. 

* ©. 337. Sauer 8. 5. füge bei: ein wagen full 
hultz, ſuwer und fule,.. ain wagen mit hol, faul, fauer 
unnd ubel geladen. 

©. 337. Satera heißt hier und da das Bohnenkraut, 
lat. satureia. 

©. 337. Sauerwurm heißt bier und da rhein. ber 
Heuwurm. 

©. 337. Sauflappen m. heißt zuweilen die zur Bes 
zeichnung einer Wirtſchaft aufgeſteckte Fahne, ſ. noh Täppeln. 

©. 337. Säum (unterrhein. Schifferſpr.), Dialektform 
für Saum, äußerfter Rand. 

78.339, Schaf. Schab. 

* ©. 339. Schalmerig I. Tollerjan. 

5 ae Schachtel heu (Lahngegend), fon. Schafte⸗ 
eu, ſ. d. 

©. 339. Schagrille Pl. (wt.), trübfelige Gedanken, 
das franz. chagrin iſt dem deutſchen Volksmunde durch Ans 
lehnung an Brille gerecht gemacht. 

©. 339. Schalm m., Glied einer Schiffskette, holl. 


schalm. 

* ©. 340. Schanzlaufer, lie dafür: Schanze 
lopper. 

* ©. 340. Scharr hat auch Böthe in Werthers Leiben 
27. Mai: „Als er ſich mit Philipfen um die Scharr bes 
Breies zankte.“ 8. 3.1. kocht ſtatt dodt. 

©. 340. Schandeck f., Schandedſel v., der obere 
Rand des Gebörds (j d.), hol. das schandek, schamdek. 

©. 340. Scharbiraut n. (unterrhein.), xömijcher 
Roh, Gartenkohl. 

. 340. Scharn, Schern f. (rhein.), Ort, wo das 
siehe verkauft wird, änhd. schirn, mbb. schern. 

+6&. 341. Schauer f. Scheuer. 

*S. 342. Schamwelenter. Liegt irgend eine Anleh⸗ 

ing an franz. chevalier vor.? 
S. 343. Scherren ſ. jhärren. 





46 


S.343. Schellern füge bei: fhällern. — Sche⸗ 
meln 3. 6. l. ſchmutziger 

©. 343. Scheit 5ñ. Geipt das Holz, das die Seile, 
in _ das Halfterpferd geht, auseinander hält, |. Siel: 


© 343. Scherbe, Blumenfherbe f. (wt.), Blu 
mentopf. 

76. 344. Schern ſ. Scharn. 

©. 344. Schere f. (rhein., unterrhein.), bie aus zwei 
Sägrbäumen beftehende Deichfel für ein Stück Zugvich. 

©. 344. Scherf f. iftin Nieder: und Mitteld. jehr ver- 
breid A enätve, 
Scherren f. Shärren. — Schetter 
ſ. en — Shäibbeln fege vor: Schippeln — 
Schicker f. beſchaßkert. 

S. 345. Schicht machen (hier und da weft.), auf 
hoͤren zu arbeiten. 

* ©. 345. Schiebes ift wahrſcheinlich jüdiſchdeutſch 
schabath, in polniſchjũd. Ausfpr schabas aufhören, entigen, 
schebeth” (schebes) das Aufhören, alſo zu Ende gehen, ver: 
Ioren gehen, wie lat. perire. 

*6&. 345. Schier füge bei: ſcheir. 

©. 345. Schid. (unterrhein. Bergmanngfpr.) m., eine 
von en nad) Oſten ſtreichende —2 Spalte. 

345. Schieps (unterrhein. Bergmannsſpr.) f., 
——— im Schiefer. 
©. 346. Schiewer ſ. Schieber. 

©. 346. Schiffen d. i. piffen, dringt allmählich aus 
ber Stubentenfprache in Die Volksſpr. 

©. 346. Schild, Kappenfhildn. (wt.), der Schirm 
ber Stappe, Müi A rn I De Blech oder feftem Papp⸗ 
bedel, jonft aus 

©. 346. Ein Are die ſchmalen Seiten bed 
Schiffoberbaues. 

S. 347. Syißm. (t.), Angſt, f. Angſtſchöß. 

©. 341. Schlafbegel, —haube ift 1) eine wirk 
liche Schlafhaube; 2) ein —E Menſch. Schlafkopf 
Chein.) ſonſt wie ſchd. Schlafapfel, der Roſenſchwamm, 
moosartiger Auswuchs an der wilden Roſe, fo genannt, 
weil, er, auf ben ee aufgelegt, den Schlaf beförbern fol. 

S. 348. Scählammafjelf. Maffel.— Schlamp 
l. Schmaus. 


S. 349. Schlappern 3. 3.1. ſchneppern. 


47 


©. 348. Schlam pchen n., Nebenvortheil, in ber wt. 
Rda.: jedes Amtchen hat fein ©., f. Schlamp. 

& SB. Schlampes, Shlammes ift hier und da 
im A. Königftein, was anderwärtd Flennes, vom ſchd. 

Schlam p (Schmauferei in Speifefülle), ſchlam pen. 

+6. 350. Sähleats |. Schlides. 

* ©. 350. Schlauder (unterrhein.), eine Art Karufjel 
(Ringelrennen) auf dem zugefrornen Rhein, in Frauffurt 
a. M. Schnorr. 

©. 350. Schlawerjads f. Brühe, Schlawerjuds 
m., ſchlechter Kaffee (beide unterrhein.). 

©. 350. Schlawiger hieß ein Jude, der in ben zwan- 
ziger Su dreißiger Jahren unferes Jahrh. Deutfchland durch⸗ 
309 und Viele mit feinen „jpottwohlfeilen Waren“ anführte. 
Bon ihm ftammen: „Schlawiger Waren“ verfchiedener Art, 
und die Rda.: „Kein bleibt fein, fagt der Schlawiger.* 
©. 350. Schleh (Montabaur), zahnftumpfend, wirb 
gefagt von dem eigenthümlichen Gefühl in ben Zähnen, 
wenn man ſaures Obſt gegefien hat unb dann etwas Anderes 
efien will, mhd. slö, slewe, ahd. sl&o, sl&wo, Baier. ſchle w, 
ſchlewig, ſchleh Gm. 3, 461. 446 , agf. sleav, engl. 
low, hol. slee. 

©. 351. Schleifſchuh m. ee Schlittſchuh. 

©. 351. Schlepper w., Schleppſchiff n. (remor- 
queur) find feit Einführung ber Dampficiffe aufdem Rhein 
(1824) allmählich in Gebrauch gefommen. Vgl. G. Schirges: 
Der Rheinſtrom. Ein Beitrag zur Kenntniß der Geſchichte, 
Sanbelöpatiit und Geſetzgebung des Rheins. 1857. 
BAR; 302. Säliew |. Shlim. — Shlippden ſ. 

—28 

S. 352. Sälidern 3. 5. füge bei: Schlades, 
Taladerig, fhlIoderig. 

* 6.35 Sälinsenfölanten 8-2. 1. ſchlinken⸗ 
fölanten, PATH 
352. Schlink f. (Rennerod), joa. Schlek. 

* ©. 353. Sälödfen |. [hlidjen. — Schlori f. 
Schluri. — Schloͤſſei | Sclüffel. — Schlott |. 
Lott. — Schloufter ſ. Schlufter. — Schluckern ſ. 
ſchlocern. 

S. 354. Schluppchen d. i. Schaluppchen, ein 
Schiffchen, deſſen ſich die Steuerleute, die zu Berg geſteuert 
haben, zur Rüdfahrt bedienen. 

©. 354. Schluppen (wi), Dialektform für ſchlüp⸗ 
fen ‘©. 22. Nr. 163), iihd. slupfen, ahd. slupfan, Holl, 

sluipen. 





Fi a 


+6. 355. Schlurpchen f. ſchlurchen. — Schluße- 

weißt. ſchloß eweiß. 
©. 355. Schmagudes l. ſtatt Schmaguckes. 

—* 355. Schlurfen (unterrhein.), ſchleppend, bie Füße 
über den Boben fchleifenb einhergehen, Baier. fhlarpfen, 
fhlärfen, ſchlärfeln, ſchlerfen, ſchlarpfen (Sm. 3, 
457), im Vokab. von 1618 ſchlarflen, bei Stieler 1691) 
ſchlirpen, ſchlirpſen, ſchlirfen, fehlürfen, mhd. 
slerfen, unſer jhb. ſchluͤrfen auf das Einziehen von Ge 
traͤnk übertragen. 

+ ©. 356. Sämelmehinperf; Scämilmehüpfer. 
— Schmenn, ſchmennen |. Schmant. 

. 356. Schmärze f. (Gaub), Schmeißfliege. 

©. 356. Sämeiße f. (unterrhein.), Schmeißfliege, von 
mbb. smeizen befudeln. 

7 ©. 357. Schmoͤlm ſ. Schmilbe. 

+ ©: 358. amuL —R — ſchmu⸗ 
verig ſchmudig. — Shmu ullf. Shmu 

16.359. Schnaͤl f. Schnägel. — Sgnarenf. 
ſchnaden, 


S. 359. Schnappen, zu 2, ſ. ſchneppen. 

©. 359. Echnas (Rennerod), kleines witziges Mäb- 
chen, vgl. ſchnaſig, Schneißchen. 

+ S. 360. Schneiben ſ. ſchnieben. 

S. 361. Schneppen, vgl. Dazu Könappen. 

* ©. 362. Schnerren 8. 6. I. Botſchnerrches. 
Sähnerren ift vieleicht das voranftehende ſchnerren, 
dgl. ſchd. wiberrennen. 

©. 362. Schneuker m. (Nauheim), der Knabe, welcher 
bei dem Reffen des Flachſes eine Hand voll ungerefften 
Flachſes zum Neffen darreicht; iſt es Schnaufer von 
ſchnauken? 

©. 363. Schnitt m. iſt Bei den Korbmachern an ber 
Lahn ein Wagen voll Weiden, 

©. 363. Scnitter, mhd. snitaere, hat die Volksſpr. 
noch vielfah, wo die Schriftipr. Schneider Hat, 3. 8. 
Sau-, Kraut, Traubenjhnitter. 

7.364 Schnuffen f. ſchniffen. — Schnull, 
Shut] Sänubdel. — Squuppiuch ſ Schnombe 
tuch — Sänürd j. Schnerd. 

S. 364. Schöffentneht 8. 2. 1l. Sennſchöff. 

©. 364. Schnüffchen n. (unterrhein.), Priſe, von 
ſchnuffen, Dialektform von ſchnupfen. 


49 


S. 364. Schnuppen, in der uwt.) Rda.: den S. merfen, 
d. h. bie Ga, die Abjicht 2c. verftehen, ſchd. Schnupfen. 
©. Schnupperböshen (Wiesbaden), ein im 
Scherz —— Schimpfwort, ſonſt naſeweiſes Ding. 
Sähnurre f. (unterrhein.), auf die S. gehen, 
d. ẽ Betteln gehen, |. ſchnorren. 
©. 364. Schodelgebinnde, d. i. Schaufelges 
Pr aA wird weft. etwas genannt, das nicht ordentlich 
B. Heu, Frucht auf dem Wagen; dann foa. 
HT 


©. 364. Schollen in ber (mt.) Rda.: „die ſich ſchollen, 
die fi wollen“, von heirathöfähigen Leuten gejagt, „bie 
fi ſchelten, die ſich wollen.“ Aus Duberftadt hat Mein 
ſcheilen für ſcheüten. 
©. 368. Schollenhipper m. ſchimpfen Schiffer und 
Bergleute den Aderbauer, der auf den Schollen Herumbäpft. 
©. 365. Scoltes, Scholz |. Scholle, — 
Baappesippe f. Dippe. — Schorgkarın 1. Shurgs- 
ahr. 


©. 365. Schoppengäſte find wt. Malß ſchildert 
fie in einer Anmerk. zn feinem Borjer Kappedehn folgenbers 
maßen: „Die Sch. find Leute, bie täglich um eine gewohnte 
Stunde das Weinhaus frequentieren (beſuchen) und ben 
Wein, fie mögen trinken, fo viel fie wollen, anfangs Schoppen- 
dann aber Halbſchoppenweiſe vorgeftellt erhalten. Der echte 
Schoppengaſt fordert gewöhnlich den erſten Schoppen nicht, 
vielmehr wird ihm dieſer, ſobald er ſich auf feinen gewöhns 
lichen Pla niedergelafien hat, ohne Weiteres Bingeftellt, 
wc us Bogleiet von einem: „Wohl befomms 1* 

Säoßbarthel, Schoffei ſSchoß. — 
et Säote 

8 ©. 367. Schreebgen ſ. ſchreefen. 

. 367. Schrämen Cunterrhein. Bergmanngfpr.), den 
eäle ‚Purähpauen, mhd. schramen — ſchraͤg machen. 

t S. Schrunne ſ. Schronne. 

+ ©. 308 Schuhriegelnſ. eutgeln — Schüll⸗ 
gabel ſ. Schügabel. — Schülles, Schultes |. 
Scholles. — — Sch aupen. 

8— 369. Schulch iſt ſchulig, Bildung von ſchol 


369. Schüppe 3. 3.1. Scheppſchipp. 

S. 369. Schub en (rhein., unterrhein.), Dialektfosm 
für ſchieben. 

Kehrein: Rachträge. 4 


©. 3 





50 


©. 369. Schuberſegel n. am Hauptmaft, wirb bei 
ber Bergfahrt benupt. 

©. 369. Schuhe, in der (wi.) Rba.: einem bie ©. 
austreten, d. h. befien Nachfolger werben, oft mit dem Hin 
Fe af dies nicht ganz auf rechtliche Weile ge 
ſchehen ift. 

©. 369. Schulgeſcherr n. (weft, unterrhein.), das 
gefammte Schulgeräthe der Kinder, ſ. Geſcherr. 

©. 369. Schunfen hört man bier und da ſtatt 
Schinken, mhd. der, die schinke, ah. bie seinha, scinca, 
schinca, schincha, der scinho, schincho, S. ©. 10. Rr. 65. 

©. 369. Schüppedam f. (aus ber Karte), verzwidtes 
Frauenzimmer. 

+ ©. 370. Schuppern f. fhaupern — Schürl⸗ 
gabel ſ. Schügabel. 

*6©.370. Schuppen 2. 3. I. Shupph flatt 
Säruppä. 

+ ©. 311. Schuwern f. ſchauern. — Schuwiak 
j. Sähubiaf. — Schwadbern ſ. fhlappern un 
Schwaͤderich. 

7 ©. 372. Schwarm, Schwarrem ſ. Schwaddem. 

©. 372. Swarten I. ſchwarten. 

©. 372. Schwemmler (rhein.), reitet ſchon am Bor 
mittag in die Shwemme, ind Wirtöhaus. 

re. 373._ Schwobelden ſ. Schwahelden — 
Schworm f. Schwaddem. — Schwort |. Ehwart. 

©. 373. Schwimmpohl m., d.i. Shwimmpfaßl, 
vertritt bei Nächen und kleinern Schiffen die Stelle des 
Depperfafjes, ſ. d. 

©. 373. Schwöfen, tanzen, wird aber nicht von allen 
Tanzarten gejagt. 

7 S. 374. Geidig f. fühtig — Geihung |. 
Ti s liche Teil 

. 874. eefang m., ber im Waſſer befindliche Theil 

des Steuerruders. J ah 

©. 374. Seeweiher, d. i. große Weiher, fommen im 
noͤrdl. Theile des Landes vor. 

©. 374. Seihroch n. (Rennerod), Dialektform für 
Seihtud, |. Leirod. 

7 ©. 375. Selgerede f. Seelgeräthe 

*6&. 375. Semmel 8. 4. 1. die Semete. 

©. 375. Selig (rhein.), in der Rba: es iſt (war) fein 
feliger d. 1. gar fein Menfch da. S. Mutterjelig. 


51 


+ ©. 376. Senſenworf f. Worf. — Serklich f. 
ſoͤrtiig — Seuel |. Seiel. 
376. Sisling wird nur vom gem (Roggen) 
gelagt, Sn zwar auch in ber Bd. von Garbe. 
& 3 376. Sefter m. — I, Maß für trodene 
Gegenftände, = 1 Rumpf (. Kump), 4 Sefter = 1 Simmer, 
Simmer = 1 Malter. Sefteriftimbb. sehstaere, sEhter, ahd. 
söhtari, söhtaere, söstar, sẽxtari, agſ. sester, lat. sextarius. 
S._ 376. Scepfeinm. Ro. Nafjau), Gränzftein. 
hi * 377. Sikret ſ. Sekret. — Singeſel ſ. Seng⸗ 
neſſe 
©. 377. Sieme f. Cunterzhein.), foa. Simele 
S. 377. Simmer |. Sefter. 
78.38 Soel ſ. Sabel. — Nah Soder feße 
noch Söber. 
* ©. 378. Somber ift wol das ganz gleichbed. franz. 
sombre. 
* ©. 378. Sorel, if ital. sorella Schweſter zu ver- 


steigen! 
o 7 378. Siwel, Simwel d. i. Sibylla jva. 
rſchel. 
©. 378. Solperfleiſch, —knochen (wt), eingeſal⸗ 
zenes —S—— f. Sulper. 
TS. 380. Spaßmaien ſ. jpansmaien. 
©. 380. Sparge f. wird faft allg. für Spargel ge 
fagt, lat. asparagus, bei Stieler (1691) Spargel und 
Sparen. 
©. 380. Sparlid (Dillenburg), ſparſam. 
©. 380. Epajeln (unterrhein.), feljeln f. Spannfel. 
©. 382. Speraffe Namen find (in Caub) ſchwer aus» 
Quipredhenbe, vgl. Schwerhade. 
76.383. Spillf. Spiel. — Spirkel f. Spör- 
tel. — Spirmt, Spittel f. Spettel. 
©. 383. Spilln., die Anferwinde, Hol. diespil d. i. 
Spindel. 
+6. 384. Spohre f. Spahre — Spoizen f. 
ſpauzen. — Spred her ſ. ſprach. — Sprengen |. 
Ipringen 
* ©. 384. Sporesraffel heißt jeniihbeutie auch 
das Se, f. Bohnesraffel unter Bohnen, 
*6, 33. Sprah füge Bei Sprohl. 
. Sprengen jemanden um etwas (rhein., unters 
Thein. ), ihn darum bringen, betrügen, fg. gleichjam um etwas 
fpringen machen, aber nicht erlangen, nicht behalten laſſen. 


52 


©. 385. Springer heißt ein Spielzeug, dad man ben 
Kindern aus den Bruſtknochen einer Gans verfertigt, durch 
eine face 2 Vorrichtung fpringen die Knochen in die Höhe. 

©. 386. estiflel, Spruffelt Sproffel. 
©. 386. Stades 2. 3.1. Euſtach ius. 

©. 387. Stalislind eift in Wiesbaden) ein Menſch, 

der ohne Erfahrung ins Leben tritt, von ben ftallblinden 
Com Iangen Stehen im bunfeln Stalle blinden) Pferden 
übertragen. 

©. 387. Standerbaum (Scifferipr.), ein aufrecht 
ftehender Baum, unbehauener Balken, Vgl. Stennbaum. 

+ 6. 388. Stänner f. Ständer. 

©. 388. Stand, in der (mt.) Rda.: im andern St. 
in andern Umftänben (j. d.) fein, d. 5. ſchwanger fein. 

©. 388. State m. ee), inderniß. 

©. 388. Staub m. (Caub), Ra 

+ ©. 389. Salaanit, Saat. — Stedel 
f. Stickel. — Steh !. tah. — Steinroffel f. Roffel, 

©. 389. Stein Flachs Cunterrhein.), 4',, auch 5 
Pfund Flachs. Da nur der befte Flachs jeinweife verkauft 
wirb, fo bezeichnet Steinflachs auch guten Flache. 

“eo. 390. Sterjer Heißt audy beim Volt der Aub 
rufer der Marionettenjpiele, woraus die 2. Bd. Har wird: 
Sterjer ift wol Hiftorier, Ausrufer der Hiftorie, (mbb. 
histörje) von ber HI. Genofeva “ 

+ ©. 392. Stieb f. Stupp. — Stiebeln f fi 
weln. — Stiewigen [. flipigen. — Stirn ſ. Stern. 

* 6.392. Stieb 2.5.1. —E—— 

S. 392. Stinker m. heißt in Caub ber Rainfarren 
(tanacetum vulgare) von feinem durchdringenden Geruch. 

* ©. 393. Stoffel 8. 6.1. Schwalbad. 

©. 393. Stöber ſ. Keil und vgl. hol. die stoep bie 
Schwelle 

©. 393. Stoffchen n. Brantwein, angenehmer Trink: 


foff. 

©. 393. Stoffelungstud n., dad Tuch, das über 
das Schiffsdach gebreitet wird, um das Eindringen bed 
Regens zu verhüten. 

S. 394. Storag I. Storaz flat Storar. — 
Rop 1. f. Stügel. — Srafkrumpf. Strafftrumpf: 

76. 395. Stranneln |. firaneln. 

*S. 395. Eträme 8.2. I. Stromholz und füge 
bei: Ström, Strömer. 


53 


©. 395. Stramm arbeiten (Gaub), fleißig, anhaltend, 
das & ſtramm — feft angefpannt. 
395. Strampel heißen hier und da weft die Beine 
ber — vom Kniegelenk bis zum Schenkel. 
©. 395. Strang (unterrhein. Rergmennsfpr.) m, 
eine Schichte von Duarz, Grauwacke und Schiefer, die den 
bauwürbigen Schiefer durchzieht. Nach feiner Befchaffens 
heit ee er Bandftrang und Kettenftrang. 
. 395. Strapeleziern, ftrapliziern (wt.), firas 
—8 
S. 395. Strabieren (bier und da im Rheingau), 
fva. gaffaten f. d. 
©. 395. Strau £ d. i. Streu, bie Borte, welche auf 
dem untern Kreben ruhen, fie Bilden gewiffermaßen den Fuß· 
boden des Schiffes. 
©. 395. Streigbaum (Shifferfpr.), ein liegender 
Baum. 
+ 5. 396. Stridf. Strang. 
©. 3%. Streichen fagt man hier und da ftatt melken, 
f. Stride 
©. 396. Strengel m. bei den Pferden ein mit einem 
Sieber begleiteter Schnupfen, ſchd. die Strenge. 
— d ©. 397. Ström füge bei: Stromholz. — Strout 
. Etrut. 
*6&. 397. Stripgebadenes 8. 2. I. Strügel. 
S. 397. Strohwiſch m. bient an vielen Orten als 
Bezeichnung eined verbotenen Weges. 
©. 397. Strungel £. (unterrhein.) foa. Dunſel, ſ. 
Rrongen. 
* ©. 398. Stuffig d. i. Stoffhabend, fomit Eräftig, 
ihön gewachſen. 
+ ©. 399. Stümp maden ſ. Stempel. — Stupp 
f. Stopp. — Sturaz f. Storag. 
* ©. 399, Stummel, eine Heine Tabakspfeife. 
S. 399. Sturm, im '&t. fein Crhein., unterrhein.), 
betrunken fein. 
©. 399. Sturzebollerm. (unterrhein.), Fall, Sturz, 
nemengich Kindern gegenüber u GSebrauche, ſ. Bollern. 
. Sudeln Z3. 2. füge bei: ſ. zuckeln. — 
Een "fi ie bei: Süder. 
+6&. 401. Surlen f. ſullen. — Surn f. ſudern. 
Pr ſ. ſoſt. — Sütig ſ. fühtig. — Suttern f. 
ern, 


54 


S. 401. Surke 3. 3. 1. Surke, das. — Sutter 
füge bei: Sudder. 

©. 401. Süßholzraſpeler m., ein Menfch, ber 
Immer Au (ſchmeichelnde) Worte im Munde führt. 

402. Tappe m. f.(mt.), ein breiter Winterfchub, 
aus —E— gemacht und mit Wolle gefüttert, über⸗ 
fragen von Tappe — breiter, plumper Fuß. 

* ©. 402. auappert 3 5. 1. Bfarrern. 
©. 402, Rappen m. (thein.), Toppen (unterrhein.), 
bater. Tappen (Sm. 1, 450), Xheil, Portion, bj. Tadel, 
Vorwurf, nach Sm. wol zunähft das franz. Militärwort 
&ape Vorrathsmagazin. 
* &. 403. Termeniern 2. 3. I. vor ſtatt nor. 
©. 403. Temperierter Aufenthalt heißt es hier und 
da Bat temporärer, zeitweiliger. 

. 403. Tennebaum m., ein Balten, welder ber 
Pd nad auf dem Schiff ruht und das Dad; trägt, holl. 
ren —S 7 

Thoͤier hier. — Teufelsfüßchen 
ſ. Gottes haͤndchen. 
©. 404. Teufelskirſche f. (Caub), Wolfskirſche, 
Roitirihe (atropa belladonna), 
©. 404. Thutnicht gut w., Taugenichtd. 
u e. 405. Zollerjan 3.2. 1 Tolpatſch. — Tom: 
meln f. tummeln ift zu ftreichen. 
©. 405. Tobtenlabe, Todtelad f. (mt.), Sarg, 
fo ſchon bei Zinkgraͤf, f. Lade. 
Toppen m. |. Tappen. 
*&. 406. Trabel 8.4. l. Traufel. 
©. 406. Toppen (unterrhein.), Tadel, Verweis, ſonſt 
Zappen,f.d. - 
©. 408. Träftern f. tranſcheln. 
©. 408. Tralſchen 8. 5. flreihe Trawatſch. 
©. 408. Traurig Sa nenuen bie Lanbleute bei 
Montabaur blaßrothes er roſenrothes Band im Begenjah 
zum bedieathen, vos zoth Band heißt. 
T6& Treinde ſ. Trine — Trilles ſ. 
Trölles. — Trimmelf. Tremmel. 
©. 409. Trippen beißen unterrhein. bie Holzſchuhe 
für Frauen, die etwas sierliher als bie Klumpen (j: vd.) 
für Männer find, holl. Die trip. 
7 ©. 410. Troi, trojen f. treu. 
&. 410. Tröbelm. (bier und da) Spaß, fva. Ulch, 
das ſchd. Trödel fon. Trödelmarkt. 


55 


©. 411. Trottelarſch (chein., unterrhein.), fva. 
Trottelfhwang f. trotteln. 

* S. 411. Trüpfhen f. tripfchen. 

* ©. 411. Tröfterig füge bei: Triefterig. 

S. 411. Tuch von Hanf, Flachs und Wolle ift an 
der gm m., Halstuch, Schnupfiuch aber n. 

41. Tröfter m. wird in manden Gegenden bes 
gandes bezeichnend genug ein alte8 Gebet: oder Andachts⸗ 
buch genannt. 

©. 411. Trudeln foa. ſtrudeln 2, 
©. 411. Truwel, Truwwel m., franz. trouble, 
Unube, Verwirrung. 
. 412. Zuntes n. (rhein., unterrhein.), Brühe, in 
bie Ein Kartoffeln, Brot ıc. tunft. 
©. 412. Turbaß m. (unterrhein), Unruhe, Lärm, 
lat. turbas, vgl. Virgaß. 
+ 6.413. Überleudten f. leuten. 
*&.413. Übern I. ubern. — Überftrümpfe 
8. 2. 1. Strafftrumpf. 
u Überhangm. (hier und da) fva. Überfall, 
©. 413. Überhöhifche heißen im Munde der Rheins 
0) Ih die —— welche noͤrdlich vom Taunus (über der 
85) wohn 
©. 413. "üßerlefen (thein., unterthein.), intr., Bei 
der Traubenlefe den zum Leſen beftimmten Bezirk iberſchreiten 
S. 413. Überſchlagen, umladen aus einem Schiff 
ins andere. 
8. PH 4 Udebartes Z. 4. I. odebero. — Ufer 
l 
S. his Ulmwes |. Oles. 
©. 415. Umftandsträmer m. (it.), ein Menſch, der 
viele Umftände macht, ehe er zur eigentlichen Sache fommt. 
©. 415. Ungenade, Ungnade f., mhb. ungenäde, 
Beiämmerung, Unrecht, kommt oft in alten Urkunden vor. 

©. 416. Unberufen ſ. berufen. 

©. 47. Unna ſ. un. — Untennig, unfinnig 


S. 417. Unterfleb 8, 2.1. Ruthe. 
©. 418. Untern f. Unzer. 
©. 418. Unternugen ſ. Obernugen. 
*6&.418. Unverhuts füge Bei: f. verhuzt. — 
Urten i. Ürten, 


TE 
56 


+ ©. 419. vo ſ. Unrath. — Urſchel f. Or 
tel. — Utie f. autid. 
—8 — (unterrhein.) ſpa. autſchen f. 
autſch. 
7 ©. 420. Veijolen ſ. vajulen. 
*S. 420. Vatern (unterrhein.), am Vater haͤngen. 
S 420. Vennehe. De harundineto et pascuali sal- 
sugine, quod dieitur vennehe, Eberbacher Ur. von 1208. 
Es ift cine unbebauete Viehtrift gemeint; vgl. goth. fani, 
ahd. fennt, fenna, unfer Fenn, Sumpfland. 
+6. 421. Berbazelt ſ. verbajelt. — Verbibeln 
f. verbäbeln. — Berbipjen f. verbüpfen. — Bers 
bumbebieren f. verbombarbieren. 
S. 421. Verbellen ift mhd. verbellen und er- 
bellen. 
* ©. 421. Verdeumen, flatt verbäumeln 2 f. 
däumeln. 
©. 421. Verbußbamplieren (Rennerod), fva. ver⸗ 
noßbamen. Da der Buchsbaum (Palme) vielfach zur 
Verzierung angewendet wird (zu Sträußen, Krängen), jo 
ſteht verbußb. und vernoßbamen vielleiht für ver- 
buhsbanmen; vgl. Fußbaum. 
©. 422. Verduckeln f. vertudeln. — Berbut- 
ſchen f. verditſchen. — Verellern ſ. Eller. 
S. 422. Berfahrläffigen Ebein. unterrhein), einen, 
in Teiblicher Rüdfiht vernadläffigen. ven), 
76.423. Bergradeln]. tadel. — Bergraijen, 
vergraigen f. Graif. — Verhönen f. verhünen. — 
Besnlae verhünſchen. 
424. Berpupeln ſ. verbogeln. — Verjaß 
ſ. ira, — Verkalfaktern |. Talfakterm. 
S. 424. Vergehen und vergeiftert gehören auf 
©. 423. — Verhuzt wol ftatt verhutß f. unverhuts. 
S. 424. Berjaftert Blut (Wiesbaden), verhißtes 
Blut, flatt vergaftert, vergeiftert? 
TS. 427. Verkutzeln ſ. verkotzeln. — Vermam— 
peln ſ. vermumpeln. 
*. S. 4268. Verkirbelt ſ. verkerbeln. — Ber 
kömchen ſ. verkamen. 
S. 425. Verkitſchen 3. 5. 1. verquitſcheln. 
S. 426. 8. 7. l. Intention. 
©. 427. Verleiden (unterrhein.), ſtaͤrker als leiden, 
3. B. die Geſchaͤfte verleiden es nicht. 


57 


. 427. Bermangelt (Gaub), durch Mangel an 
Rahrung leiblich herabgefommen. 
S. 428. Bernoßbamen, vgl. verbußbamplieren. 
©. 428. Berpußen ein Haus, eine Wand, d. 5. mit 
Mörtel _bewerfen und denfelben glatt ftreichen. 
+ S. 429. Berquerfhelt [. Querſchel. — Ber- 
rumpeln j. Srumpel. 
©. 429. Berfändern einen Rachen, ihn mit Steinen 
beihweren und fo verfenfen. 


. 429. Verſauen (mt), etwas ſaͤuiſch, ſchmußig 
maı en 


7 ©. 431. gerfäännen f. verfhennen. — Ver⸗ 
iawokelt 3 ſchwob eln. 

1S. Vertranzen ſ. tranſcheln. 

S. 432. Berfiehen die Häute, jagen bie Mepger, 
wenn fie mit einem Gerber einen Vertrag über die ihm zu 
überlafjenden Häute jchließen, ſchd (I. Paul) verftehen, 
a ober Kauf weggeben. — Verftechen (verfteden) 

7 ©. 433, Berzotteln f. verzetten. — Ber: 
magst verzwidt. 

©. 433. Bergaubeln, richtiger verzanpeln ſ. 
Saupel datt Baubel. 
* ©. 433. Berzwerbelt 3.2. I. zwörbeln. 

©. 433, een fi) (unterrhein.), ſich erbrechen 
und verunreinigen, auch fg. 

©. Erzeibnis, Verzeichniß, — nuß f. 
ek), Verzeihung. 

. 433. Bierin, Viering m. (hier und da weft.) 
fon. 2 Biernfel, aud) Viertel, mhd. vierdunc, vierlinc. 
©. 434. Violen, viulen f. vafulen. — Bd» 
geiperbttiger | verbitfgen. 
434. Volstraube iſt Vogelstraube. — 
Vol 8 3.1. Wal, 

©. 434. Bifur, in ber unterrhein. Rda.: in bie V. 
befommen, d. 5 zu Geſicht ins Bifier. 

+ ©. 435. Vorreiber fe Reiber. — Vul ſ. Vol. 
— Bürbag f. Borhag — Bürjhnäppig |. dor 
Köntprie, — Bürwigben ſ. Vorwitzchen. — Vus— 
per j. Par — Wabern ſ. webern. 

Vorhura. pro iusticia, que vulgo dieitur 
voran dimidiam marcam solvant, Eberbacher Urk. 


vom %. 1203; mhb. behüren durch Kauf oder Miethe er⸗ 
werben. 


58 


©. 435. Vorleſen (rhein., unterrhein.) heißt das 
Lefen der Trauben vor der allgemeinen Leje. 
©. 435. Vorſch tag m. 1) et d, Yae Riaenfthdt vom 
geihlachteten Ninbvieh; 2) eine 2 bis 3 Fuß lange, am 
einen Ende mit einem Ring, am andern mit einem Hafen 
verfehene Kette, womit beim Vorjpannen die Zugketten (Zug: 
fringe) an den Wagen (bier und ba auch an bie Egger 
efekigt werben. 

. 435. Vorftellen die Konfirmanden, d. i fie vor 
vr Selm Gemeinde in ihren Religionskenntuiſſen 
prüfen. 

©. 435. Borwod Crhein,, unterrhein.), der erfte Theil 
der Woche. 

©. 436. Wahsbar Wetter (wt.) ift dem Wachſen 
der afanyen förderlich, ſchon bei Stieler (1691). 

. 436. Wadentopf (unterrhein. Bergmannsſpr.) 
m, En Suaraganı der den Schiefer quer durchſchneidet. 

* ©. 4397. Wal. Geiler (+ 1510) fagt: von ber 
waglen a 


©. 437. Walges hier und da weh. foa. Walgerer 


ſ. watgen 
438. Wandſche ſ. Wande. — Wannern ſ. 
warden. 
S. 439. Waͤſelich ift vieleicht von Was, Wäs, 
wie eumus von Freund. 
&.439. Wandläufe heißen in Limburg bie fhwarg 
braunen Stacjelbeeren. 
©. 439. Waſchen, Bf. das Part. gewaſchen, vor 
J in feiner Urt, fg. Anwendung 
h ©. 439, Bailer, aufs W. gehen (Caub), Schiffer 
werben. 
©. 439. Balferkein m. fwt.), Gußſtein in ber Küche. 
©. 439. Wafjerwed (wt.) fon. Paarweck; ber Teig 
wi mit Waſſer ftatt mit Mich angemadht. 
©. 440. Watt f. Batt. — Waweln f. wabeln. 
“oa. Beiberjäeitse, d. i. Weiberſchultheiß, 
weil die Wöchnerinnen ſich den Hebammen anvertrauen und 
ihren Vorfchriften folgen. 
©. 441. Wehrhaftes Tuch (unterrhein.), ſtarkes 
Ru, mbd. wörhaft dauerhaft. 
©. 441. Weingrün if ein Faß, in dem ſchon Wein 
elagert war, das flatt des Holzgeſchmackes einen Weinge⸗ 
—* mitteilt, 
€. 441. Weinrofe (Gaub), Eſſigroſe. 


59 


+ S. 42, Weißarſchel ſ. Bleckarſch — Wenpd- 
5108 j. Windblas. 

S. 442. Welſch lautet dem Volke alles, was es nicht 
verfteht, mag es deutſch oder fremd fein; welfchen unver: 
Kändlich, suräpeinanber ſprechen. Der Truthahn heißt 
der Weiſche, Welſch. 

F S. 448. Werch ſ. Kern. — Werz f. Würz — 
Wegeug westlich ſ. waͤſelich. — Weſfig ſ. Waſſig. 

S. 443. Wernerm., Wernerruder, eine Art Steuer: 
ruber, bei dem ber Keil (hier Männgen genannt) durch 
einen Bügel mit dem Seefang (f. d.) verbunden ift. Die 
Werner finden ſich bf. an Dofk- und Mainſchiffen. 

©. 443. Werrerlinſch (Rennerod), Dialektform für 
wetterlaunijd. 

©. 444. Wet ſ. Wät. 

©. 444. Wichs in der (mt.) Rda.: in der (im) W. 
Be fteden, d. h. gepußt fein, vorzüglich bei dem männl. 

eſchlecht 

— Wiebeln ſ. wibeun. — Wied ſ. Wöick 

©. 445. Billin I. ſ Bellin. — Willſtengel 
1. verbaseum. 

T.©. 446. Windlipps ſ. Lipps. — Winſch ſ. 
wind ſch. 

S. AM6. Winſel iſt wol Windſeil wie Bindſel, 
Bindſeil ſ. benzeln. 

©. 447. Wilfegidel m. Cehein ), ein munteres, kiat 
reizbares Kind, In einer Arnsburger Urk. vom 9. 1241 
bei Bauer No. 31 kommt ein Wigandus Wisegukel vor. 

©. 447. Witſchen, ent—, fortw.— (thein., unter 
thein.), heimlich und ſchnell weggehen, ſchon aͤnhd. entwit- 
ſchen, entwütjchen fva. ſchd entwifchen. 

795.448. Wiwelnf. wibeln. — Wohlig .wode 

Tg. — Wöht f. Weht. — Wöllf. will. — Wont ſ. 
wine — Wönkoff f. Winkuff. — Wöme f. weme — 
Borre fee voran: Worr. 

* 6,448. Wog kommt aud in andern Flüffen und 
Slüßchen des Sande" vor, z. B. Main, Lahn, Elb. 

7 ©. 449. Woͤrſtchen |. Würſtchen. — Wot ſ. 
warre — Wunzig, wunnemwinzig f. winzig. — 
Burre f. warre. 

*&.449. Wöf 3.4. I. Ouäftionen. — Woul 
8. 2. 1. gehörig. 

— Bärfniß m. heißt in St. Goarshauſen der 
&r 6 d.) der Rheinſchiffer. 





60 


f ©. 449. Wurftfupp f. (mt), fon. ſchd. Metzel⸗ 

uppe. 

; * 450. Wuwux m. (Caub), ‚joa. Baͤbes, Butze⸗ 
aͤbel. 

©. 451. Zais m. ein Tau, deſſen beide Enden kunſt⸗ 
voll I ender verſchlungen ſind. 

Zalfaien (Rennerod), umherftreißen. 
r r Ay 152. Behnwiere ſ. Zahnwiere. — Zehten 
. zetten. 

S. 452. Zatz. In; „Heſſiſche Shronica, m anfengtih 
befchrieben durch Wilhelm Dilicy ꝛc.“ Gaffel 1 80 
ſteht: „welcher (Siegwart) zu einer gemahlin ren ein 
böfe zatz vnd ſchantbalck Brünhilden auß Weftgoten.” 

+ 453. Biefeln ſ. zijeln. 

©. 453, Bideln Cunterehei. ), Bidel gebären, mbb. 
ziekeln. 

©. — Zimſerlimſi 8. 31 zingelen ftatt zi- 
gelen. zöngel, 

+©. Fr goͤtt ſ. Zitt. 

S. 455. Zohnwierem ſ. Zahnwiere. 

©. 455. Zopf anf m. if in Gaub ein Gebuͤndchen 
Hanf von etwa Y, Pfund. 

T6©.457. Butt ſ. Bott. 

+©. 458. Zwieweln ha jwiebeln. — Zwiſche, 
zwiſchig |. züfhig. — Zwiffel f. Zwieſel. — Zwör: 
Fan "„awizbein. — Biden f. Zwirn. — Zwöffen 

zweſten. 

©. 458. Zwiefel hoͤrt man hier und da ſtatt Zwiebel. 

©. 458. Zwinkelchen n. (unterrhein.), Biweigeldyen, 
Zweiglein. 


— — — 


Nechtraͤge zum erfien Anhang L 3. 459. 


Die Vornamen werben mitunter fehr verfürgt, wobe 
zu beachten ift, daß bei den deutſchen gewöhnlich ber zweite, 
bei den fremden ber erfte (bei beiden aljo ber unbetonte) 
Theil des Namens verkürzt wird ober ganz wegfällt. Bal. 
Dieg (Dietrih), Erik (Friedrich), Gotz (Gottfrier), 
Heinz (Heinrih), Hannes (Johannes), EA (Sofepb), 





61 


Klas Niklas), Baftian (Sebaftian), Adel, Adelchen 
Adelheid), Bette, Bettchen (Eliſabeth), Bille, Bills 
hen (Sibylle), Dore, Dorchen (Theodore), Guſte, 
Guftel, Guftelden (Augufte). Ganz undeutſch find die 
ſonſt wohllautenden Kürzungen: Line, Mine, Dine, Bine 
(Bine), Lotte, Jette, Kette aus Karoline, Wilhel⸗ 
mine, Bernhardine, Philippine, Charlotte, Hen- 
riette, Antoinette. Katt, Kett, Kattchen fteht für 
Katharina, Babett, Babette für Barbara, Sette für 
Eliſabeth, Mimi für Wilhelmine, Wiſelchen für Luischen, 
Nanne für Anna (f. Naft für Af). 


Verbeſſerungen zum zweiten Anhang 1. 3. 461. 





Aderknöterig I. Aderknöterih. Johannisbeere I. Hexentraube. 


Bekaffine I. Himmelgäß. 
Bug I. Fußbaum, Fußmai. 
Enterich I. Antrach. 
Färbeginfter I. Guckuksblume. 
Zarrenkraut I. Schnofefraut. 
Flühbirne I. Fluhbirne. 
Frauenmantel I. Liebfrau⸗ 
mantel. 
Geishlatt I. Beißblatt. 
Hederich I. Hadch. 
Huflattig l. Huflaitich, Brands 
lattich, Eſelslattich. 


Maikäfer I. Hühnerkieber. 
Maulwurf. Hoddabeia, Hots 
terthier. 
Nießwurz I. Nieswurz. 
Orchis 1. Kathrinchen. 
Rettig l. Rettich. 
Runkelrube I. Rommel. 
Schottenklee l. Kathreinchesbl. 
Stachelbeere l. Hahnapfel. 
Sternmier I. Sternmiere, 
Veilchen I. Schellchen. 


Hadhträge zum zweiten Anhang 1. 8. 461. 





Alburnus bip. — Gtronz. 
Ameife = Huramde. 
Bienenkönigin = Glat. 
Blattlaud — Hadejer. 
Blieca arg. — Mafel. 
Blutegel — Blutöthier. 
Bohne — Schneid —, Spar 
gel—, Spedb. 
Bohnenkraut — Satera. 





Bremſe — Eiterneflel. 
Brombeerhecke — Breme. 
Bruchkraut ⸗Itrichskraut. 
Bruthenne — Gluck. 
Buchfink — Buffink. 
Buchweizen— Ader, Hainſch, 


atſch. 
Bulle — Brüllochs, Brum⸗ 
melochs, Reitochs, Klauer. 





62 


Bux — Palme. 

Cobitis ſoss. = Schlamm: 
beißer. 

Convallaria — Maiblume. 

Eber — Bier. 

Ebereſche = Quitſchbaum. 


Eidechſe — Alter. 

Engeriing = Brodmwurm, 
Erbwurm, Engeleuner. 

Enterih —= Antvogel. 

Eifigrofe = Kefielblume, Pa⸗ 
tanjerofe, Potanferofe, 
Weinrofe. 

Fetthenne = Dahfappes. 





Gänschen illche |. Hill. 

Ginſter — Breme. 

Grasmücke — Baſchert, 
vaiſch 

Gründiing = Grundel. 

Guckuk — Gauch. 

Gucuksblume — Fleiſch⸗ 
blume. 

Haͤher — Quaͤtſchert. 

Hahn — Gickel. 


Haidekraut ⸗Hudch, Roppſel. 
Hamſter — Kornwurm. 
Hartriegel = Roth Beinholz. 
Herbftzeitlofe — Vorwitzchen. 
Heuſchrecke — Heuhipper. 
Himbeere — Amber, Ember, 
Hember. 
Hirihtäfer = Klammer. 


Hübhnerhabiht — Hühner 
frefier, — ſtoͤßer. 
Hund Rittchen. 


Jungemaͤcher, Zatz, 
Baup. 
Iltis = Eltes. 





Frabeere. 

Johanniswurm — Johannes⸗ 
funke. 

Käfer — Käwerz, Käwerig, 


Johannisbeere — 


Kiwig, Käwig. 
Kalb Kühmelchen. 
Ranariennogel—Ranalljevul. 
Kartoffel = Erdbeere, Grum⸗ 
beere 
Raftanie — Kefte 
Katze = Beunk, Bunni, 
äuuſch, Sungemächer. 
Kaulquappe — Dickopp 
Kirſchfink — Kirſchenknaͤpper. 
Kluthuhn = Gimbert, Gum⸗ 
pei, Schottert. 
Kopfkohl = Kappes. 
Kröte Schuldkrott. 
Kuh = Hutſch, Staͤrk. 
Lamm = Hammellamm, id. 
Laus = Kinemche. 
Lerche = Liweder. 
Lilie = Nilje. 
Löwerzafn — Milcppiftel, 
Pfaffenftiel. 
Maifäfer — Kornmoure. 
Waßliebchen — ehlimmen 
Maulwurf = Scholl. 
Mirabelle = Shmneiäen 
Mohn — Magfanıe. 
Möhre, wilde — Kälberkern. 
Mutterfraut — Melifie. 
Natterkopf — Johannesdiftel, 
Diftelblume. 
Neunauge —= Steinbiffer. 
Ochſenbremſe — Biesangel. 
Pferd — Huß, Klepper. 
Pferdenuß —= Doppelnuß. 
Preiſelbeere — Wilder Buz- 





baum. 
Quede = Ducdhe. 
Nabe — Kar. 


Rainfarren — Stinfer. 
Ratte — Rattmaus. 


63 


Rebhuhn — Feldhuhn. 
Regenwurm — Grundwurm. 
Reh — Kih. 
Ringelmatten 
Rohrkolben = nt keiten 
Rosmarin = Rofemrein. 
Rothkehichen — Rothbrüft- 
hen. 
Runtelrübe 
Klumpe. 
Salamander —= Biergebeind. 
Salat = Schlot. 
Sauerampfer — Hampes. 






Dickwurz, 


Schafſchwingel — Kleiner 
Bocsbart. 

Schimmel — Kahne. 

Schluͤſſelblume = Vorwizz 
chen. 


Schmeißfliege ESchmaͤrze, 
Schmaßert, Schmaiße. 

Schnake = Bodhammel, 
Bohreule. 

Schneegans — Halgans, 
Hongans. 

Shmaite - Fe rich 
walbe — Bleckarſch, 
Weißarſchel. 

Schwalbenwurz = Fahrn⸗ 
and 


fand. 

Schwein = Schöfferling, 
Gelze, Barg, Batfche, 
Mude, Hehle, Sau. 

Schwindelkraut = Tollgerfte. 


Specht — Elſterſpecht. 
Spindelbaum = Pfaffenhüts 


hen. 
Stachelbeere — Kridel, Grü⸗ 
ſel, Wandlaus. 
Tannzapfen = Adel, Hackel, 
Gohfer, Guckuk. 
Tollkirſche Teufelskirſche. 
Traubenkirſchbaum — ühl⸗ 
kirſche. 
Truthahn Sdhrautegickel. 
Zulpe — Dollebam, Tolle 
bobne. 


ee) = Wach⸗ 

ee komtraut — Waſſer⸗ 
vogelkraut. 

Weberknecht — Holzhacker, 
Glucksſpinne. 

Weidenbohrer — Weiden⸗ 
worm. 

Weidenroͤschen — Donner 
kraut. 

Weſpe — Hermes. 


Widder — Hetzel, Stern. 

Biefenknopf ⸗ = Großer Bim⸗ 
bernell. 

Wurm — Schlich. 

aunwinde = Laͤusblume. 


Ei 


iege — Bickes, Gaaft, — 


eppel. 
Zimmet — Kanehl. [fraut, 


Zweizahn — Waſſerhanf⸗ 





64 


Lücenbüßer 
zu Deuk- und Sprahäbungen. 





DO hrfeige — bie fazialmanuelapplizierte Manifeftationd 
deflarierungdurfunde eines in Irritation gerathenen Ichs gegen 
das Eontraponierte Nichtich. 


Philoſophie — die Wiſſenſchaft des menschlichen 
@eifted oder der Menſchheit, bei ſich zu fein; das Beifich⸗ 
fein fchließt das Inſichſein und das Außerfichfein und das 
Überfichfein nicht aus, ſondern ein. 


Wir Weftermälber Weiber wollten weiße Wache wachen, 
wenn wir wüßten, wo warmes Wafler wäre. 


Kein kleines Kind Tann keinem Kaiſer Teinen Kalbskopf 
kochen. 

iſqhers Fri frißt friſche Fiſche. 

Der ſtupide Student und ſtumpfſinnige Stuger Stephan 
Stumpf, fteifer Statur, ftieg wie ein flolzger Staatsmann, 
Stod, Strohhut und Strauß bei fi tragend, bie fteilen 
fteinernen Stufen, ſtellenweiſe ſtillſtehend ynb ftolpernd, mit 
ſtatiözem Anftand ſtracks hinan. 


I. 
Sprachproben. 


Kebrein: Volkoſitte. 1 





Bin, Google 


3 


1. Der wandernde Zwerg. 
(Mundart von Heidesheim*). Dafelbft bericht, wie an manden Orten, 
die Siue, daß an den Winterabenden die Mädhen in den Spinnftuben 
jufammentommen, und beim Spinnen fih durch Gefang und Erzählung 
ſchauerlichet und fieblicher, ernfter und komiſcher Geſchichten, Sagen, 
Märchen u. ſ. w. den langen Abend verfärzen) 


’S war fermifch Werre! drauf; der Schnee Hot uff de 
Helfer unn Feller gilee;“ die hungerige Veelercher? fein vor 
der Deer unn uff in Miſcht erumg’hippt, um e bißche Rab: 
ring fe* finne. Amer jelbft do warn je nit fiher, dann do 
Hunn $ die Buwe Stewer uffg’ftellt, um Die Veelercher je fange. 

In de Stumwe hunn Die Leit am Owe g'ſotze,“ dann 
der Owend if immer neher- erbei fumme. Unzelne Stan 


bot mer ſchunn am Himmel blig In dar Beit, una 
warrli! 8 war nit agenehm d 3 e Flaaner Zwarg 
ind Ort kumme. Ar hot aam gı jo hots en gefrom. 
a Klaare? warn bordinaß, | oſe warn bredig bis 
exuf, fein) Henn warn ganz fteif. an e Finfter, Floppt, 
awwer vergewens; bo faat® en ı bort e Maad fort, 
die argerlich iß, weil ehr Borf; bleibt, 


Am Enn vum Ort Iewe zwa alte Leit. 8 Mitterche 
war ewe vum Beere!° uffgeftanne unn fept fih ans Spinne 
rab, um, wie fe feet, no% e Stidche Duch vor zwaa Dore 
bemmer?? fe fpinne. Wann bie fertig fein, will je met ehrem 
Mann garn fterwe, dann fe fein jeß zwaa unn fuffzig Johr vers 

jeirath. ’8 Vetterche figt am Diſch, da e Elaaın) arde?? Veifche, 
im Maul, e Belzkäppche uff'm Kopp unn left eifrig unn uff- 
merkſam in Pater Awerhaam. Efterſch verziht er's Maul 
zum Lache, endlich fee’re!® hart: Gretche, ’8 if doch e ner 
rifher Kauz, dar gut Pater. Ar waaß omblih, was die 
Leit denke, unn ar ſeets en aach orndlich, naa(n)! dar nimmt 
kaa(n) Blatt vors Maul. 

Indem bo kloppts am Finfter umn rieft: Macht uff! 
Gott ſolls eich Iohnel 's Vetierche eilt ſchnell enaus unn 
leßt de klaane Zwarg erin. ’8 Mitterche ſtellt's Spinnerab 
eweg, um bem Flaane Gaſt ebbes je efie fe hole. Se brengt 


*) Heidesheim, mein Geburtsort, liegt in Rheinpefien, Erbach im 
Mheingou gegenüber. Über die Sprache dafelbft j. Vorwort VI f. 
Die Herrn Firmenich von mir mitgetheilte, hier aus feinem inhalt 
zeichen und beiehrenden Buche „Bermaniens Völkerftimmen” 2. Bd. ©. 49 
etwas genauer nad dem Dialeft abgedrudte Sprachprobe wird um fo 
mehr auf Nachfiht hoffen dürfen, als mir nur wenige Sprachproben 
aus dem Rheingau zugegangen find. 

3 Better, ? gelegen. > Vögeldjen. * zu. * haben, * gen. ? Kieider, 
® jagt, ihr. °° Beten, 2 Zodtenhemden. 22 Jieines irdened, ?? jagt er. 


4 


em e paar gequellte * Karboffeln, e bißche Botternbrot unn 
en Deller vol ſiß Milih. Als das Eſſe uffgetraln) war, 
do drinkt dar Bwarg, dar fi eweil am Owe gewermt hat, 
e klaa(n) bißche Milich unn feet: Ich effe zwar funft jo faa(n) 
rauh Koft, doc) jeß will ich e bißche Milich drinke unn dann 
mein) Raas fortſehe. Ich bank eich vun Harze vor eier Uff⸗ 
nahm. — Do fei Gott derbor, daß mer eich in der Naacht, 
unn noch derzu in fo er ſtermiſch Naacht, fortloſſe folle. 
Der! mißt bei uns bleiwe, morge fennt er weire i? raaſe. 
Der Zwarg awwer wollt dorchaus nit Bleiwe. Ich hunn 
drowwe uffm Barg noch allerhand je beforge. Halt eich 
wohl, der wart bald vum mer heern, 

Kaam war bie Naacht vorimwer, do bricht e gewaltig 
‚Gewirre!® 108; ’8 dunnert unn bligt in aam Stick; ber 
Wind reift Beem um, ſchmeißt die Biele'* vum Dach, die 
Finfter rabbele, mer maant, ber jingft Daag wer do. 6 
Waſſer fimmt vum Himmel, ald wammerſch ?° met Kiwwel 
erunnerfchirre*? det. Die Leit Ereifche unn beere unn rufe 
Gott )unn alle Heilige aan). 

Mitte im Waſſer, das die ganz Gaß fillt, fimmt e großer 
Staa(n) ?* gefehtuomme;; owwa bruff ftiht ber Zwarg unn lenkt 
de Staa(n) merrer*® lang Stang unn breibt en be alte Leit 
vor ehr Haus-, die en jo gut uffgenumme harte. Doder⸗ 
dorch wendt ſichs Wafjer, unn das Heische der gure Leit 
Bleibt vum Uglick verjhont. Der Bwarg warb je immer 
greßer unn greßer unn raaicht endlich bis in bie Wolfe unn 
verſchwindt. Die gure** glte Leit falle uff die Knie unn 
danke Gott. 

Oft fahrn die Bote Gottes auß, 

Um fe fiehn, was Die Menfche made; 
Unn was das for en Zwarg geweft, 
Das i nit ſchwer fe roore.?° 


2. Der Bauer vor Amt. 
(Mundart der älteren Bauerdleute in der Stadt Wiesbaden.) 
Sa emol, Berrelbibche, Qumpebibche, * gib emol eriwwer, 
ich muß D’r emol verzehle, wie m’rich legt emol® uffim 


3° abgefotten. Reiſe. 26 I 27 ihr weiter. 2° Gewitter, ?? Siegel. 
. wenn an es. ?* berunterfhütten. * Stein. ” mit einer, ** guten. 
zu rathen 
Betielbubchen und umpenbübchen, find nicht befeidigend, fondern bei 
gemüupticher Laune zu einem näher Bekannten angewendet, ? heräber. 
einmal. 





5 


Juſtizamt gange bot; do Fannfte fihn, wie ſich's Wirreche* 
erausgebiſſe hot, dene Haren > gehenimmer. © 
Do kimmt'r emol en Morjend fu e Karle’ mit eme 
blooeꝰ Rod mit geele Knepp dron, fue Amtsdiener un feht 
D’r: Gurrer" Morfe, Virreche, jahre. Gurte Morjel jahr 
ich aach. Do fahre: Virreche, fahre, en feheene Gruß vum 
Harr Yuftizrath, fahre, un des Virreche meecht Morje frih 
emol uff's Juſtizamt fumme, fahre. Bon, fahr ih D’r do, 
des Virreche werd fumme, '° ber, ſahr ich, Virre, fahr ich, 
was werb D’r dann des Juſtizrathsvirreche met mer wolle, 
fahr ih. — Virre, fahre, des iß „Dienftgeheiimniß.“ Bon, 
fahr id, des 8 je werb kumme. — j 
Jept paß uff, Bertelbibche, wie fi die Sach entwidelt 
bot. De annere !® Worjenb Bun ich mich ewe gepog, * wie 
’3 Sitte iß, warn mr bei bie Harte giht, ih Yun D’r ewe 
all mein plattert Gefcherr"® angetho(n) un jein D'r Hi(n) 
mge. Wie ih D'r do in die Amtöftub enein kumme, bo 
fan ih D’r ganz feft: Gurre Morje, meine Harre, fahr 


jet: „do bein figt’8.“ n, fahr ich, un uns D’renei(n) — 

ie ih D'r do enei(n) fam, do ſaht id 
Harr Juſtizrath, fahr ih. — Gurre Morje, Virreche, fahre. — 
Do faht ih: Harr Juſtizrath, fahr ich, Ste hun mid) Hier - 
bar beftelle loſſe, do wollt ich emol frobe,2° warum? jahr 
ih. Do fahre: Virreche, fahre, des ſollſte gleich hehrn, *° 

- nemm nor erft emol Piatz. Nemlich, fahre, dein Sohln) 
bot e Scheeßhe*! mache loſſe bei dem Sattler fu un ſu, 
an hot's wahrſcheinlich vergeffe zu bezahle, un bo hot bar 
Sattler jet geflaht.** 

Su, fahr ih, Harr Juſtizrath, ſul ’& Bleibt doch all 
mei(n) Lebde?? wohr: Lumpezeig iB Qumpezeig! Wann des 
Berrelſattlerche Faaln) Scheeßche pumpe ** Tann, dann ſoll's 
andy kaa made! Jhrigens,*® Harr Yuftizrath, jahr ich, des 
Berrelbibche foll_bei’8 Virreche kumme, do kann ich's fein 
Paar Bape hohle, un domit faht ih: Gurre Morfe, Harr 


* Better. * Herren. * gegenüber, " Kerl, ° blauen. ? gelb. Andvfe. 
u Quten. ?? Tommen. * anderen, :* gepupt, ** Mlattierted Belchier, 
Shmudgegenftände. 6 Schreibfeder. Anſprache. ?* Einer, ?° fragen. 
* pören. Chaiſe. ?? geflagt. *? Meine Lebetage. * borgen. *Uebrigens. 





6 


Juſtizrath, ſahr ich. Gurre Morje, Virreche, fahre, nix fer 
ungut. Meiln) Lebde, fahr ich. 

Siehfte, Lumpebibche, Berrelbibche, fu tritt unfer Aaner ' 
ber Owrigkeit? geheniwwer uff! 


83. Geſpräch. 
(Mundart von Kiedrich Amts Eltville, mitgetheilt vom Geminarifien J. 
Mardner.) B 


Ds drin 9 8 in der Dippenar, im Grih(n)ewald unn ul 
der Beiln) ſchunn beſſer aus, ich Hunn der aach bo meiln) 
wahre Spaß gehatt. Wann ber nor bie Biel!® nitt fu haufe 
-bere. * Do fummeje der aus dem Dicener unn falle der 


* Einer. ? Obrigkeit. 

Da fagmir einmal, ? weiß. * nicht gedulbin Daheim bfeibew. & gehft. 
® hat dir e8, © Diefer wie fpäterer Name find Namen einzelner Gemar: 
Rungötheite. ? gethan. * Bäume traftiert, ? wieder. id überhaupt, 2" müflen 
fie. 2 66 fönnte. Vögel. ?* haufen täten, 


7 


ſchunn morjens in aller eich driwwer har, mer fäht nitt 
ummefunnft, grab wie bie Staarn. 

Deerefe! der dann andy nor aus ber Usbach bleiwe, do 
frefiefe die paar Rappercher, bie nor do haͤnke, noch vollend 


ym Ganze kann ich bi d , . 
(ug MBere fort ehüe, gihes bes Jahre Darıe © Hacke 
weiln). * 


H. Herremeren® nor ſchunn glicklich im Keller. Ich will 
der nor fahln), wu ich de Morje ſchunn geweft fein). 

Aus ber Grih(n)bach fein ich bie Leitchkaut enuff uff 
des Huchfeld unn hunn am Stanekreiz emol no meine Rime * 
kat, Die We? fein ber awwer in dem waliche Borm 
ja ſchlecht, 8 iß nitt zum fortkumme, bie Bloß? fein ver ſu 
dief, bie Rerre!° falle eninn bis an die Name, 

U. Jeſſes, wie werd merſch do gih(n)? Eich wollt 
dann bie anner Woch Miiht dohi(n) fahrn, unn meiln) 
alter Ochs, dar ſchlodert ſchunn Hinne un vorne. 

9. Ro! derno fein eich enunner immer be Schoß, dorch 
die Arbacher Seit uff's Hinnerfeld. Do huun ich emol no" 
meim ewige Kliader gefih(n). Ich muß iwwerhaabt emol 
nofäpeern, 1° wie's met melm Sure'*® andficht, bann ich will 
die naͤchſte Dah iwwer bie Hih,“ unn will mer e paar 
KRinner hulle. *° 

A. Wann be warte dehſt bis in verzeh Dah, bo gen; 
ich met der; ih brauch ’n — — 29 Deh, bo gen 

’8 iß freilich vor Winter, awwer was kann's barte, '* 
bes alt Dier hält facn) Stand mieln). 


vie 9.9: mol Do ham gehn), ’6 fh, al babe in 


4. Birnlied: 


Mer eſſe Beern, unn trinke Beern, 
Unn hunn aach Beern uffs Brot je fehmeern. 
Bivat Laquari! 


* igäten fie, 2 ir, ® Di ."* Haupfwein, * pätten wi 
im. Br Pi Beiden a HH 
33 nadfpüren, 2° Zutter, 4 Höpe (Taunus), ** Rinder holen. ° hatten, 
heffen. ?” Tänten. 

Dieſe Berfe wurd iedrich Hals es in einem Jahı 
fehr een u dieſelben en den Verſen angegebene 
Art verbraucht wurden. , 


8 


8. Die Seiligkreuzkapelle bei Bordh.! 
(Mundart von Lord A. Rüdesheim, mitgetheilt von 3. Würz m Lord.) 
Es war amol a? Bauer vunn Lorch, dar hot bei ſchlecht 
Wetter aus'm Wald a Waln)® voll Sol; gehuhtt, * unn 
bo iß er met’m gladne Wa(n), wo jept des Heiligkreiz ſteht, 
reck ſteche,“ geblieb. Do Horr’a geflucht unn gerefie 
—* fein) Vieh iß awer amol nit vum Plaß gauge. 
? Horra ſich vorgenumm, wann ar wirri glidlih era us 
PR a Helgeheische an de Platz fe baue, unn bo if er, 
wie er wirre feiln) Vieh angetrieb bot, uff der Stel vum 
Plag kumm. Harnoh 840 dann aach korz druff felcn) 
Verſpreche ausgericht. Später if dann noch — gebaui 
— —— iß es jo groß, wie'ere10 kiane Gemahln) *' 
obrzaidhe fleht noch DS Heiligkrelgbeterdhe 

—E aa in der Mauer vun ber Kapell. 


6. Der Sofheimer Markt. 
(Mundart von. Hofgeim A, Er abgedrudt aus: „Bermaniens Bälter- 
. fimmen" von I. R. Birmenig, 2. 8. ©. 6 fu 

Rätheriae. Gun Owend, Berbel. 

Berbel. Ei, gun Omwend, "pop! was is fie wer ufges 
wichſt! Mer ma, fie wär uf ere Serb! gei 

Katherine. So, uf ebbes der Dort.* Wi N wor uf 
em Hofemer Mork, 

Berbel. Uf em Hofemer Mort? def Bett aich gor nit 
von oich gedocht. Ehr ieh doch funft net*) fo gebichnügig* 
mit dem Kerwer un Morkgehn. Wie is dann dep kumme 7 

Ratherine. No, ehr wißt jo, deß Kticherfch* in Hofem 
fein noch & bit Freind? mit und, Kürgeftern hun fe u 

em eis Bott geſchickt, and® von unfern Leit foll doch nor 

re Anümwer fumme, 's thät diß Mol ganz befonerfch 
föihn wärn. Do bot dann mein Mann gefaht: Alch kann 
nit bingihn, mer? hun fu viel im Feld 36, ſcheffe, daß aich 


Etwa Y, Stunde von Lorch, in dem am Ratıfchönbeiten reichen 
— ſieht die —E wohln an Ref und Mn ie 
4 hau u anderen Beiten, Leute aus der Nähe unt nd ‚Berne — 

die Entftehung dieſer Kapelle geht, tm Bolt die hier mitge⸗ 
Belle Fa, * einmal ein. > Wagen y jebolt. * fleifen. © räfönniert, 
’ ya Fr me. en — —* nde. bg u 
uf einer Kirchwe war. verfömender ie 
ka — ige Ban, ’ NR} f * einer * wir, FI 
auffallen, Daß manche Wörter in verſchiedenen Formen 
orte — fie in dieſer Verſchledenheit im Munde des Volfee ger 
braucht werden. 


net waas, !° wo mer ber Kopp ſteht. Mod; bu dich beret- 
wehe uf, Katherine, un gib enob."! Weil de body no!? net 
do worfcht, werd derſch gewiß Frahd '® mache. Su fein aid 
ufgepadt un hun meich uf De Weg gemoht. Bei dar Ge 
leenheit hun aich ach & Mol den Hofemer Mork erlebt. 
erbel. No, weil mer doch no & Stid Wels zefamme 
bleiwe, verzehlt ebbes dovon. Aich wor doch noch net bort, 
deßwehe fein aich neidſchierig.*“ Wammer Babbelt, gibts 
Be} geſchwinner, un die Zeit gibt deſto befier herim. 
atherine. Wann's vich dann Spoß mecht, fo will 
aich von vorne anfange. Ehr kennts oich merke for warn 
ehr ach aä Mol hinkummt, wie ehr oich do ze ſtelle hobt 
De Morjend um fünf Auer' fein aich ufgeſtiehe, hun 
mer erſcht noch en gure:s Kaffe gekocht, dann mein Mann 
ſaht: Die Newwel fein alleweil bed un brede ahm!? ftork, 
beſonerſch wammer noch nicks im’ Laib hot. Deß hun aid 
mer zu Merk genumme un hun erſcht noch fünf Schole Kaffe 
getrunfe, der hot Hitz gemocht, daß mer no aͤ Mol fo gaut 
marſcheern kunnt. Um fimwe Auer fein aich ennlic in Fi⸗ 
ſcherſch ongelongt, grob wie fe Kaffe tronkte. Se hun mei 
nu glaich eingelode, aich follt meich ebeifege, do ſaht aich 
awer: Ai hun be Morjend, eh aich daham fort fein, ſchun 
etliche Schole Kaffe geſchluckt, derowehe fein aich ſott. No 
korz un gaut, fe humer!® kan Ruh nei geloſſe, bis aich noch 
fauer'® Taſſe mitgetrunke un ach ã tichtig ——e geſſe hun. 
Jept hett aichs awer bis de Mittog aus kenne halle. Wie 
mer bo. ferrig worn, hun fe meich zum Zeitvertreib uf de 
Mork gefihrt, wo fe eewe dran worn, die Kräme und Bu— 
tife un Gott waas, wie mer dei Zeig noch all heßt. ufze— 
ſchlahe. Deß worn zwa bimmellange Reihe Kräme. Fiſcherſch 
Michel, der mer Alles gezeiht hot, faht: Mer wolle uf be 
Voimork gihn, der werb jept abgehalle, Bid de Mittog geht 
ber anner erſcht on. Do fein aich em dann uf de Koi⸗ Soi⸗ 
un Baildmor? nogefchlappt. Do hielle & poor ftagiöfe Zoug⸗ 
tih, aich Elawe,?° wann mein Philipp do geweje wär, der 
heit fe net fopen loffe. Aich hun & Mol zum Spoß geftoht, 
was fe dann devor hawe wollte. Wie fe awer jahte: zwelf 
Karin, do hun aich & Iang Geſicht geſchnirre?i un ein 
borrig®*® aögeft t. Do hun fe mer nochgerufe, aid) ſollt 
dann & Mol &.@ebott thun, dann wollte emer?° ſchun anig 
märn. Do hun aich meich awer erumgewenb un faht: erſch⸗ 


” weiß. =" Hinab, d. h. in bie Ebene, da Hofheim am Fuße des 
Taunus Tiegt. nnd, 2° rende. ** neugierig. 2° Uhr. *® guten, *" eluen, 
3° Haben mir. *° vier. ° glaube. *ĩ gefchnitten. ?? hurtig. ? mir, 





10 


tens, feld er** mer ze theier, zwatend, hun aich nit ſoviel 
Geld bei mer, drittens, waas mein Philipp nicks bevon, un 
vertend, will aich fe ümerhapt nit kafe. „Ei dau dumm 
Amſchel!“ Hot aner von bene Jude gekriſche, „was frebfte 
dann noch em Preis un willſt fe gor nit kafe, bu Heft ge 
ſcheider daham kenne bleiwe.“ 

„„Dau ſchleechter Anfalt!““ ſaht aich dageje, ehr wißt, 
aich fein nit ufs Maul gefalle. „„For was ſteht ehr dann 
do, halt ehr viellaicht Maulaffe faal?22 Deß kennt ehr ach 
wo anerfch thun, ehr braicht De Leit nit herunner ze mache *“ 

Su Kun aid) fe abgefpaft*° bie impertinente Fleel. Es 
hotter awer ad) Taner fa Maul mel after. wie aich 
unnerbefje rouig weirre*? fein — er Michel faht awer“ 
„Ehr hot's en awer & Mol vor drei Batze geſaht, ehr Hot 
en die Lewer mol ferm geſchlelmt.“ „„Ja,“ ſaht aich, „„aich 
fein nit jo bo. ” 

Berbel. Dei mahn?? aich dann. Verzehlt nor weirre, 
aich harn?° oich begeg mu. \ 

Katherine Vom Koimork fein mer uf de Solmork 
erümergeftrihe,2° dann ber Ieiht?! grood neewe dron. Do 
Bett er awer & Mol die Meng Berkel un Mude?* fihn folle, 
’8 wor & wohr Prodt un & Stoot. Werl mer daham noch 
en ganze Stall voll von dem Hane Gezeppel®® hawe, fo 
moht aich meich nit viel donoch erfundige. Soviel aich 

enerkt, daß fe fe recht theier verkaft hun. Vom Soimork 
meich der Michel uf de Gailsmork geſthrt, deß wor ber 

Reite un Springe un Gejader uf dem Kartoffelader, daß 
mer gemahnt hot, alle Ageblid thät and°* ümern Haufe ges 
ritte wärn. Es gob mid) nor Wunner, daß es fu glüdlich 
abgeloffe is. Suviel junge Fillerher?? worn bo Beijamme, 
wie aich mein Lebtag nit ſoviel begeenet fein. Wann aner 
b jaul Faft®® hot gehatt, do hun fe fi alle Babe 
19 in bie Haͤnd geklatſcht, daß mer glabt, bene müfte bie 
Händ mie e Gloß verfpringe. Dann fein fe zefamme in & 
Hauſi gange, wo Auer gefope®® hot, der hot en ebbes uf en 
Wiſch Bapeler gefripelt, / wovor ſem & Sti@ Geld bezohlt hun. 
Der Michel Hot mer ad) geſaht, wie mer deß Ding heßt, 
aich kann mech awer net mehr druf befinne, er hot zwor noch 
dezugeſetzt, wammer vor Amt fäm, um gen* ahn ze zeihe,** 
fregt*® mer jo ebbes vorgelefe. WBar*® der Deumel kann 


> ihr, ®* fett. 26 abgefpeift. ?” weiter. ?° meine. ?% höre ’ herübere 
geftrien, ” fliegt. ®? Gäne. *° d. i. Heinen Thieren. * einer. ?* Yüllen. 
= getauft, “ Beide, ’° gefeflen, 3° ihnen. % gegen. ** zeugen. * 1. 
wer, 


11 


amer all bie lateiniſche Brode Behalle, bie ſe ahm do vor 
made. Es et fih fu, aich glawe, Apotheck. 
—ãña Ehr mahnt vielleicht aͤ Hypethed orre** & 


Bro 
Katherine. Sa, hots gerohre, +5 deß I is ©, 
& Prorrefol, Uns Schulches mechtere*® ach ald*? fo. Aid 
fein dobrin mit erfohrn. Wann A Mepger in u. Haus 
kimmt, dann Ina aich immer zu meim Philipp: gih, mad 
dau’3 mit dem ferrig,** aich verftiin des Hannele nit, ber 
mecht meich funft üwer de Leffel balwiern. Do feht*° dann 
— Philipp: „Ad will ſchun mirem*: ferrig wärn. Ad 
wand, wie mer bie Karles? dron kriet.“ Ne mabne, 
— ach uf dem Gailsmork nit aͤ minf** dron kriet. 
ei mer ham fein kumme, do frohte meich dei Fiſcherſch: 
„Ro, wie hot's oich gefalle" „„Gaut,““ ſaht aich „s 
wor reht ſchihn“ „a,“ fahteſe, „be Mittog werds noch 
ſchihner, do ſollt ex & Mol die hübſche Sache betrochte, die 
m ber Kräm außgeleht warn.” — 

Unnerbefie is Ver he ebeigeritſcht. Mer hun & ſplen⸗ 
big Gfle gebatt, wie har chwanehannes feht, am Mein 
17% net gefehlt. Alle Ageblick hun je mer zugebrocht; warn 

aich mahnt, no jetzt —* fe doch & Mol Ruh haͤrn,“ hot 
wire’ aner ’8 Gloß genomme, eingefientt un ſaht: „Chr 
mißt ach mit mer trinke, Katherine.” Wenn aich nu ä bifl 
dran genippt hawe, fahteje, deß wär hie nit Wore,*® mer 
non nz austrinke. „Deb hun aich no nit gewißt, “ fest 
Kr 18 deham bei und net More wor, fratlich bei 
3 Stapleit lernt mer immer ebbes Noies“ un fu un aich 
ale Schlag des Bloß bis uf de Borrem*? geleert. Üwer- 
weil®° i8 mer mein Kopp fo roth worn, wie eme @idel, *: 
mein Age feimmer vor Schlof bald zugange, daß 73 aͤ 
poor Sperrhelzer hett brauhe kenne. Aich glawe, ’3 muß en 
ach ſo baffirt A dann fe feohte: Katherine, wollt er oich 
* & BR nuf ufs Bett Iche, ehr werd no ſchlaäfrig fein, 
Ir de Morjend fo frih eraus feid. Do faht aich glaich: 
je — —E— ku ar Steg enufgefhth, 
te ai m‘? enn e, ku ‚ cich wand ni 
Find —— er aich enuf in fumme, noch ad), wie ai 
joofe fein. 
ich nu — aich waͤr im rechte Schlof, do rift 
Sicher Lif “ aus Leiweskraͤfte: Gi, Katherine, wollt er dann 
A geatien “ mad t Ährer. * mitunter, 9 Tan ” fertig 


fagt. ** mit Ihm. #2 Kerle. * — wenig,ſagien fie.*“ 
—X ” win. +" Mode, Boden, © mittlerweile. —X allein, 


12 


nit ufſtihn un mit uf de Mork gihn, fe baſſe jo ſchun al 
uf oich. Do froht aich fe: wievel Auer 18 e8 dann? Do 
faht fi ’8 werb glaidy fauer ſchlahn. Do faht aich: mahnt 
mer dann nor, mer kennt in ſu langer Beit nor ſo & biſi 
ſchlofe. Aich fein alfo gefchwinn uf, erunner un mit enaus 
uf de Mork. Verſteht ſich, hun aid) erfcht zevor noch & poor 
Tafle Kaffe un etliche Stier Kauche, der awer beſſer wor, 
wie dar aus unferm Gemahnbades,*® zu mer genomme; 
diesmol bot meich ber Harr Verre** Fiſcher un bie Bra 
Bas des Beglat.°° Uf der Stroß wor & ſolch unmenſch · 
lich Gedraͤng von Meniche aus alle Geende un Dorf: 
ſchafte, daß mer alle Ageblick in Gefahr wor, verbridt ze 
wern. Su ging deß fort, bis mer vor bie Stabt uf de Work 
kame, do hun aich erſcht & Mol tichtig friſch Luft gefchehbt,*? 
dann aich wor zefammegebridt wie aͤ Pannekauche. Vorarſcht 
immer de Mork eruf un enunner fpogiern gange, nochher 
jaht der Harr Verre: „Seht wolle emer‘* jebwed Kram 
näher betrochte un ehr Fennt oich & hübſch Morkſtück aus: 
ſuhe, Katherine, do hobt ehr die Wohl, alle Sorte un Oorte, 
was mer nor ſich wünfcht, i8 do.“ Der allernörberfcht ſaſſe 
& poor Männer un Weiwer mit Spinnrärrer ze be 
Do Hun aich fo Bei mir gedenkt, mein Hanne kennt doch 
ach ans brauhe, wann aid) der de Bläfte made thaͤt un ans 
mitbringe. Aich will & Mol frohe, °° bann’s Frohe ko e 
tan Geld. „He do, was koſt jo ans von bene Dinger ?“ 
ſaht aich zu dem, ber mer am naͤchſte bei ber Hand wor. 
nn En Browenner,“* 7° faht der. Der werb adj noch erunner 
gihn, üwerleht aich Bei mer, aich will & Mol mit dem hau⸗ 
nele; weil mer awer mein Hart Berre daham geſaht bat, 
mer berft dene Karle nit ſoviel biere,”' fo worn aich korz 
reſſolviert un faht: Zwa Koppftid. Do hett er awer ã Mol 
deß Menſch, wo neemer dem Mann geſohe hot, kreiſche ſolle 
gem! Daß fe meich nit ufgefrefie hot, wor Alles; die hot 
ärger Maul gehatt, wie die Sachjeheiffer Hodeweiwer, 
bie bot de ganze Work rewelliſch un uffrühreriich gemacht. 
„Mahnt er’? dann,“ faht fe un hot boßei bie bade Arm 
in bie Seit eneingeftummt, „mahnt er, mehr thät fein Brub 
uf ber Gaß finne,”® daß ehr jo & Spottgebott thut; ſchahmt 
er oich net dor alle Leit, die bo ftehn un Maul un Age 
ümwer eier Unverſchamtheit ufreifje.“ ö 


© Gemeindebachaub.. Vetter. © begleitet, ° Gegenden. Stgefdräsft. 
an ” fragen. b. i. brabant, Aronenthaler. ?* bieten, 7° ihr. 
Inden. ” . 


13 


„„Aich kann beere,’+ was aich will,““ faht aich, „„kan 
Menfch Hot ſich nit dodrüwer ufzehalle. Domit Punktum.““ 
So faht aich. Do worſche awer meififtill. 

Mein Vere bot mich am Aarm Frieht un an ä auner 
ſeraͤm gefihrt, zeglaich Hot er mer hamlich ind Ohr gebliſch⸗ 
pert: „UF & anner Mol will ich vor oich hannele, ſaht mer 
nor; aich verſtihns beſſer, wie ehr, mit dene Leit umzegihn.“ 

Ach hawem Recht gewe un veriproche, aich wollt fo hun. 
zo ſeimmer awer an alle Kräme erumgefirihe un same 
je8 von: hinne un porne begudt, bo worn: Meffer, Ga 

wele, Leffel, Scheern, Nehnobele, Fingerhät, Spige, Frange, 
Hoſetraͤer, Gelbbeirel”® von Parle geftidt, Krege die kosber 
worn, Beiffe, Trummele, Trumpete, Geie⸗ un Baßgeie, 
Schaale un Halsticher, Scherzer? um ganze Klader;? Alles 
u wohlfel. Aich hun Kräme gefehn, wo mer Stid vor 

id for ſechs Kreizer kriehe kunnt und deß die ſchihnſte 
Soche. Gott! aid) kann oich gor nit all verzehle, was for 
ſchihne Soche aich gefihn Bun. 

Wie mer owe worn, do ſoh atıh em gruße Kaſte, ber 
wor bis uf an Loch vorne ganz zugenäht mit grän Tauch. 
In dem Loch hot jo & klaner Hansworſcht wie narrig erums 

jetonzt, der bot alle migliche Kunftftider gemocht ım hot 

Geier geihwäpt als & grußer Mann, eli ex nor halb 
BR gruß wie mein Aarm wor. Wie dar fo & Zeitlang do 
mgehippt is, kam uf an Mol & ferchterlicher Soldat uf 

m —— hotten ?° am Schlaffitche krieht un wollt 
ar arretieren. Der Hansworfeht hot fi) amer gewehrt mit 
B. 68 bot meih Wunner genumme, wie der 

Han a jo flink uf ſchmole Bret Ipringe konnt. Wie 
der Blig wor bar dem 2 ange Soldat dorchgange. Ennlich 
bot dem®! wirre gepackt un gefroht, ob er net ad) Solbat 
wern wollt. Do jaht der awer: „Ran,** aich waas, mein 
Großmurre hot A Wol Salat gejäht un. ber i8 all mintuziges 
manner 2° verborwe. Mir ſolls nit fo gihn.“ Do faht der 
amer wire: „„Ick bin ein franzöfljcher Werber, id will bid 
werben.“ Der Hansworicht froht en: „Sag mer & Mol, 
wann aich meich nu werwe lofje un Soldat wern, was Triebe 
aich dann do?“ „„Du bekommt fünf Kulden Handgeld und 
jo Monat zwanzig Kulben Gage,” fahtber. „Was?“ bot 

Hans worjcht gekriſche, „jeben Monat vor gmanzig Guide 
Naaſch ?* Deß kann aich net brauche, do werd nicks brand; 


bieten. ?® Geldbeutel. ” Gelgen. ?" Schärgen. ?* Kleider, P hat ihn. 
“© fo vielald: Kragen. 9 derihn, 9 nein. *° miteinander, — 


14 


wann mich mein Murre®® nor vor zwa Seller aueſchennt,e 
do haw aich ſchun die ganz Woch genung.“ „„Eſeil⸗⸗ 
der grob Soldat, „„Gage tft Beſoldung.““ „Up, ie 
— Fr De ad as — — aich awer 
m thun ten worſcht. Do ſaht der barſch: 
mn ‚, tanontın, abanckn, reterim“* un Gott waas 
noch was for ten, aich kaun deß nit mehr all behalle, de 
werb ahm be Kopp ganz toll devon. „Zuerſt mußt bu 
ſchwoͤren,““ faht der Karl mit dem ſchreckiiche Schnorrbart 
weirre. 07 „Mas?“ faht der, „aich foll jchmeern, *® was dann, 
mein Maul mit Sped un beins mit Dred,“ un domit hot 
er em an®® ausgezohe, daß bar no d ganz vartel Stann lang 
die Nas geriewe hot. Do hun awer ach MU faſt Bis zum 
Verplatze gelocht, aid) Hummer de Bauch gehalle. Der wälih 
Bnker bot fi awer g net ſtehrn loſſe, nor bot er fo 
ebbes franzöich in de Bort gebrummelt, was aich awer- nit 
verftanne hawe. Dann faht er: „neptfpridft du mir nad, 
was id dir vorfag: Ick ſchwore bei Sonne, Mond ımd 
Stern.““ Dofaht ber Hansworfcht: „id ſchwoͤre bei meiner 
krelzalte Latern.* „„Nit jo Ami,’ faht der Franzus, won 
fiheintid) Hot ber Hans 
ick ſchwöre bei Som; Mei 
veht: „Ick jhwöre bei Sonn, Mond und Stern.” Dann 


" Mutter, auafiit * weiter, ®* fchmieren. ® einen. * Anna 
Maria. ? frengbürren. 92 wieder. ®° rothen. Wetter, 


15 


mit dem fheppe°® Dechfel°° hannele, bar wollt varzeh Tag, 
un ſechs Kreiger un fo Beig mehr. Mein Verre Hot gelodht 
un bot em, — id, en Kreizer gaͤwe. Aich hun ſtill ges 
ſchwihe, aich docht, dau willſt gor Tan Wort mehr bo nein 
redde. — Unnerdeſſe is fo allmählich Die Nocht angeredt un 
mer hun und ham gemocht. Unnerwegs fein uns gor ſchihne, 
gepugte Harrn um Weibsleit begeenet, unner annern ach 
an, die hot fo & ſchworz Rameelche*® angehott. 

Berbel. Was is dep, & Kameelche deß hum aich mein 
Lebtag noch nit sam ” 

Katherine. Deß will aid) oich veregplicien, wie aichs 

ejehn hun um wie merfch mein Boos'oẽ deitlich gemacht 

t. Guct, deß iß fo & Art Krage, wie fe unjer Nocht ⸗ 
wähter daham hawe, Frailich fein ſe net fo didun ’3 hängt 
noch mehr Gefranzel un Befanzel dron. Do faht aich zu meiner 
Geth,!°' Die uf der annern Seit neewe mer ging: Deß is 
& dummer More !°? mit dene Kameelercher, do verfreert mer 
ich jo die Baan, '°° Knie un Wore, !°* korzim Alles. „Ja,“ 
jaht die, ’8 i8 nu anmol jo More, was fammer do bevor.” — 
Wann der anfällig More ach in und Dorf kimmt, aich ver- 
fiehern oich, mein Hanne darf emol fo fan Kameelche trahn. 10% 
Aich welt dee un mein Philipp ach. Uwerhapt hawe 
die junge Madercher fo gruße Stange alleweil im Kopp 
fite yn wolle foviel Stoot un Puß mode, wo unfer and 
ger nit dran gebentt hot. Friher bot de Reile Gretelche 
alle Häumerder'°? im ganze Dorf gewaͤſche, gepupt un ge 
modt; jetzt fahn'°® fe, Die wären 105 ze alt, die thät je zu 
— moche, deßwehe trahn fe fe in die Stodbt2° un 
loſſe je je dort for theier Gelb ufpupe. Aich behapte, deß 
Reile Gritche varſtihis immer nody am Befte, bie hot eher 
genäht, gebiehelt 1" um gepußt, wie all die junge Puſcher 
0, die varſtihts deßwehe ac am Beſte. 

Aich jehn, aich kumme von bene Kameelercher ganz vom 
Hofemer Mork ab; weil mer body glaih daham fein, fo 
si in korz moche. Wo fein aich dann ſtehn geblime im 

erzehle 

Berbel. Ehr wort grod uf em Ham 

Katherine. Richtig. No wie mer in Fücherih ange 
longt fein, do Hummer !'? zu Rocht gefle un zum Abjchieb 
gaure!?> Wein getrunke. Ge hun mer ad noch en ganze 


95 fciefen. * Dachs. 9” eine. * frang camall, % gehört. 20° Bafe, 
ao PR — 303 Beine. 100 haaden. * tragen, 206 —8 
»0° Shubchen, 20° fagen, 1% wäre ihnen. no 0. i. Branffurt, 22 gebügelt. 
222 haben wir. ?"? guten. 


16 


Kauche un Plag''* for mein Philipp un und Mun*** ein 
gepodt. So fein aich fruh un vergnigt dem Thor enaus 
marfcheert un gang murrefeligelahn !'% gange, bis ich oich 
gefunne um bie ganz Raası!? vergehlt hawe. - 

Berbel. Next Johr gihn aich ach emol uf de Hofemer 
Mork un werſch ach nor, um ben boffige*® Hansworfcht 
un fein Narreſtraich zu fihn, dann bo lad} aid) noch act 
Tog brüwer. 


7. Wu de ae te Aa Aral tebldkt’r e 


undart von Münfter A. Hdchſt, mitgetheilt vom Geminarif . 
ee von —X En befonders: ie! 
zu, Hmie, 4.) 

s wor emol e Mann unn e Frah, dt hun ſehr anig ge 
laͤbt. Des hot d'm Deiwel gor net g’falle, unn er hot 
alle Mäl! gewe, Unanigkeit unner bie zwa Ehelsit fe brenge. 
D hot ower alles nig gebatt, Die zwa Lett morn immer anig. 
Do i'm emol e ahl Frah begeent, del wor borwes,“ do 
fat? de Deiwel imerfche:* Don IAfft jo borwes, un 8 iß 
do tust jr ir Nie “ sum Tah(n, an hr Ye 
aady kah(n) kaafe, in oor'm. 5 horre g’faat che, 
bei mir Bannftere? leicht e Poor verbiene. Sich, warn de 
michſt, daß bei un b&i recht unanig weern, dann reäfle . 
€ poor funfelnene Schouh. . 

IR des if mer e Klanigkeit“, hot die ahl Frah g’jat 
un ort, 

Nu’ ife? als dann unn warn emol in bed Haus bei 
dei Leit gange unn baal ‚Hotfe dem Mann vum der Frah 
ebbes in’8 Uhr g’fegt unn baal ber Frah vun dem Mann; 
unn ’8 hot gor net lang gebauert, do fein d&i zwa Gheleit 
dichtig unantg woorn; bie Frah hot Schleh kreaͤt unn am 
Enn ike noch fortg loffe. \ 

Nuln) Hot fid de ahl Frah werre uff be Week gemoodt 
ann wollt ihr'n Luhn huh(n), unn do koom fe grod an en 
Bad) mit dem Deiwel jefamme.?? Ro, hun eich mei(n) Sad) 
gout gemoocht, Hot fe iwer de Deiwel gejaat. Häi’ fein 
ach dei(n) Schouhl 


24 eine Art Kuchen. 925 Kindet. 21% allein. Reiſe. "2° poffierfichen. 
» Müße. * barfuh. 3 fagte, * über fi, u ihr, * fann mir. ° arm. 

Mi dm deren. ® Rriegft di. ?ift fie. 2° Ohr. *" gefriegt. “ zuſammen. 
ler. 





17 


„Nokonun don eriwer!“ bei mich,“ ſaatſe imer'n! Bei 
Dich en! Er ,„des doun' ich net, Dir irau ich net, met 


bie will ich ig fe dom. — Boy biſt iwer mir. Do horre 
die Schon .eM -Ianı gebunne unn hotſer imer 
die — 5* — ge Doch fiat des Sprichwort: 


« Wu. be Deiweil brengt, ; 
Dr — 


(iibart vo Kom. 
Be ee 
zz ei⸗ie und die Vorele e für {und i für 8.) 
>18 worn emol Bonwe, bei kun-em Reid bie Koitz gehoit. 
&. worn woch draus, aib's fe Nosht geloit hot. UF amol 
do deais ſauſe un braufe in. der Luft. Se hirn Geul tray⸗ 
pele, Haun belle un Gaaſele kualle. Des Towe fimmt immer 
eher and werd immer ſterler. s eß d' Salesreiter met 
feine) aunern· Jaͤger. Er fept uff em Woge, ber ganz von 
Sie 2$,. un ſechs Schimmel fin d’vor geſpannt. Der Sale 
veiter fignk.kuosch divuft bed en’& Gates, wu er fi) uff die 
Gib mirte left, um ao immer. bei fe Bleiipe. 
:De Boume ower kreihe ungeheier Forcht un laafe ens 
Dal un die Koih fange ofn) je broͤlle un hebe bie Schwen 
in Die Hih un lacfe hof be net gefehLn) aach ham. 
Dem Saledreiter ſeiln) Hunn awer laafe b’ goih noch. 
her Bet o(n): hei daner noch em Nochtloite des 


Beih geh 


®. Zeitbetraihtungen « eines alten Eeißficcher 


(Mundart von. —A A na, — v. Stac, hier sagudt 
aus: "„Bermaniene HI kommen von J. a 3. Band, 
FA 59 1b BT jan, —* minder Sa —32 m for 


ti And dan Id. ei, wicht 
7 ae —8 Ba he a Be ich) wi Erle It 
Zaat und — 
Eich —* mei(n)* Lewe lang gor vill uff des aalt 
Sprichwort gehaale? „Bel Denke macht Roppiwicht un 
2 rise. 2 an eine. = hat fie ihr gerelät. 
I: —— — Em 


rund bei 
- Das (n) wird wicht —E aber als Raſenlaut vi! dem Votal 
Kehrein: Bolfäfltte, 








hunu's dora)rim met de Gedanke iumer beim: ge 
toffe. Do harr? eich de Dog iwwer weile) : a 
wo(a) des Obenes meib* un huan bie: Noocha 
we e Rap. Cpt owwer leih sich mon Stendt. nen 
Bett ım wache, orrer? fee Hinter Ome,* um bie, Baat® 
werb mer lang, um bo fomme bie: Gedante vo@n) ie. 
Un eich ‚ftelle dann fu ineikn) Betro(achting o(n) um dei 
eß meiln) Baatvertreib, warn eich. meich gleich boberbei!° 
aach aldemol!! ärgern, daß eich aus der Haut fohrn möcht. 
Gich fein !? noch Waner ie Dofn)yde Aale dei werb mer'* 
ſchunt o({n) meiner: Sproch mezfe; ‚bauw- alleweil*. laerue je 
in de Schoule ſchwaͤtze, wei bie Sto(a)btiett redde, un mache 
bene deß fürnehm Gebappel nooch; warn aach gleich der 
Bauer binnebreicn) iwwerall noch groͤwwer craus Mimmt. 
‚Wann fe drei Dog ze Brankfert 1° fei(n) * Aocanvejanfern!! 
orrer norz als Maare?* un komme haam, ‚bar. temam? je 
ſchunt die Rofa)fe, Gott waaß, wei hauch an. maihe für 
nehme Mäller, un wann je fe uffbewgan), wu big, do 
ums Do froot?? ei) emol fu e jung Ding bei er 


: ,„Ro(n), = Rathrine, aach noch heil.?t —: „Ze, sfaat 
fe, I Abend iß e ſcheener Obend, unb werner — 
da iß, muß mer auch noch e bische do Blehne |!’ — Janfer 


derf mer zon Fanım?s oofn) bene junge Maͤrerchet? wihln) 
feafn),?® mer mouß fe Freile Ba fı mache je nam?’ 
Gefi ter, wei dauſend Deppe?° vol Deiwel. Fralich brauche 

do and) net ruuth fe! weern, —— "et 


un wann er aa. Beh) kaan Heren 

De Bauernftand hott mer vu(n) Br eng — 
haaße, weil fe al nonem*s lewe. eil gihn fe uff, 
"Baasberg,?° ftorrere*? do die Saibaertöjce ah is 
de Noome „Bauer“ ze führe um of dannne 






— fein owwer ach fü edig, nl Some, wem 
e, wirter ?® fomme un. be Pio— DD [} ie Ge: in die 
‚gehört, uf welchen es folgt. — Daß (a) ii chen eaut ofen 






ma 

® — xpeit. mũde. aber. * Liege *4 
Sn M gel 4 dabei. a Meer Me Er ein 

eßt. rantfurt.» Lad der nur als IR; 
Ei, = baden wir ed. ——— er Van —— 

Radqhen. ?* mehr ſagen. eitem, °° Täpfe, u. 

er.  Priegt mt. °® von ihm. 3 

Ku biren, * der Pflug. * Egge. 





9 


Perg nemme. — Sonſt wammer wuhin fohrn mollt, bo 
ott mer de Wanfn) geteſt,“ e polajr @ebunn Struh bruff 
geleet vor Sep ** un do -goung’S; alleweil bhäßt’s- gleich: 
Mer giehn zoym Herr Parrer un liehne uns ſeiln) Scheer, * 
Do Eomme je fralich manchmol ſu weifumm, wei e Sau 
in's Zurrehaus.** — Boum Gaaftliche hott aner .ald*. ger 
fast; „Eer Hochwirde Herz Paſtoor!“ un de hott Seele 
jert bedaat; * ept ſaͤat mer: „Herz Parrer“, un ſeit je fu 
haaße, ‚heire*? je bie Parrei Jeiwer, als big Sesle, — 
Aach der Titel „Schoulman(n)fter"*® eß — Beladigung. 
Mer ſiehts owwer aach ofn) de Kenn.‘ Dei weern alle 
weil geliehrter, owwer nad) deſto verfiehrtes; bamı es Fann 
fe kaan Deiwel mih(n) maacn)ftern; * fe-fogen chrn Eerns! 
Tchunt imwer’d Maul, wann je noch seielange Rognola)fe 
hunn. — Die Märercher ®? Ierne Stramin nähe un Sphe 
firedte,  ’8 kann owwer Taaln) ihrm Mann die Hoofe flede, 
orrer ſich en Plade in e Raab orrer e Eden“ fepe. 
Me Aagebleck monß der Aalt / in de-Ead fteihe? un Bape 
eraus rede>° "un mer mächt Neues un jihmelßt des Aalt in 
€ CE. — Un wold)8 & Etofa)t'un e Luxius hertſcht heit, 
Hader Woch traan fe weiße Sand uff Frankfert un hoole 
Holy tm Waald, un Sonntags hunn fe Spehehahbe * uff 
un Hänfdes® orn), daß mer’ die verbrennte Gefichter un 
die fauhe Haͤnn net ſtehln) ſolf. Do meent mer, ‘ed wär'n 
Sto(mJbtnammfellercher, bis fe bie ſtaafer“ Knoche erum 
drehe un's Maul uffdouhn. So, macht Ehr norzle Der 
Bauer laͤßt. fich fu, geſchwind met verteeiwe; er iß, wei e 
biefer 'Gnaft,*' der immer wirrer kimmt un noch zehe anıterh 
metbrengt. — Sonſt, wam's Keirber em Dorf woLa)r um 
mer —RV emol danze, bo hott mer geſaat: „Lisbeth, komm, 
ers made aan!" ** Allewell Bgls: „Seele, *s Pönnt ich 
nit das Bergnäge hawwe, meine! Beine mit be’ Yhrigenad) 
dem "Takt der Mufif in Betvegung du ſetze ?. 
Wann moncher Grußvo(a)trer S fu en Unfinn hore daͤht, 
ebiht jeim Entetöhe Hfnner bit Sohrt flat), baß e8 De 
"Simmel vor e WVaßgek®? ocnygitde Däht,. ' 
Det Sache Fomme owwer all vom Wächerlefe. Wer mog 
Hingude, wis mer hin will, die Zeire°®:fein net mib(n), 
® Wagen geruſtet. d. 1. old “> Gpaife. * jauß, *# gpr 
E wi — *2* Pc inch Adem * — 
bändigen. #2 (Eltern. *2 Mädchen. *° Kleid. Stüne, “ Reigen , d. l. 
“ Ihr nur. 


© Biräwäße, = wir. % ci inte & Grofpaker 
LI , wir, nen. In. . 
© Baßgeige. ® Zeiten. . 





20 


wei fe fonft woLa)ra. Bann — alsemol go Staa(u⸗ 
mep °® fomme, um bie junge Borſch Kola)rt ſpille fehln), 
to maan eich net, baß eich’8 met o(n)ſeh(n) könnt. 

hunn mir? ganz annerſcht affgeſchlaaln), wanmer Trimp 
barret Die Kreiz-Daam im Solo nenne je jetzt bed „Mäbche"; 
mir hunn fe des „Menſch“ un des Aß die „Sau“ gehaaße, 
un be hott ganz annerſcht geflunge. Un wann eich fu. cbbes 
böre un fehın), do ärgern eich meich, giehn haam,?? Iche?* 
ineich uff's Ohr un benfe un ſchwaͤtze kaan Wola)rt mih(a)."* 


10. Die Sage von der Burg Falkenſtein.“ 
Mundart von Faltenftein A. Königftein, abgedrudt aus „Germania 
Völferftinnmen“, von I. M. Sirmenid, 2. Bd. ©. 73 f.) 

Vor veile hunnert Johr bot uf ber Borg, bei Pi 
Mol noch bei Mauern un Therm? un was funft noch bezu 
gehehnt bot, im gourre? Zouſtand hatt, aͤ ahler Rirrer® ge 
jeibt, Namens Kuno. Bum Truft in feine ahle Tot* wor 
em fein anzig Dohter Beate. Weil der Apl flahnreih ım 
fein Dohter & hibſch Madche wor, jo hunn ſech nateerlic 
veil Freier eingefunne, dei de gonze Tok, wie je’s dam 
moche, gout gefreffe, gejoffe un tornehrt hunn. 

Awwer Ahner, un dep wor ber vun. Eſchborn, der Hot 
fe all mininzigenanner® aus em Eottel gehowe, derowehe 
ſollt der ady die Braut hahmfihrn. Doch deß ging net jo 

eſchwinn. Daun Beate hatt unterbefjen an Ag° uf ben 
irrer vun Eiehe? geworfe, un je hunn ſech alle bab fo 
geut gefalle, daß je fa hahinlich mitenanner verfproche Huhn. 

Zeit Iang ging deß fu pafjowel, Be ennlich is es dem 
vun Eſchborn ze lang worn un er wollt fein Vraut hahm⸗ 
füm. Do wor gruß Sommer un Rutg bei ber, haptſachlich 
wie je'8 ehrm Leibhower, dem vun Siehe, melle ſollt. Uf 
ahn Mol is er® & gourrer Gedanke aͤwer ſch Zwergfeld eriwer 
Tumme.® Se bot nemlich e ganz Parthie Falke gehatt, dei 
fe gewihnlich mit uf bie Jogh genomme hot un bei er bei 
Elane Vichel!° hawe fange miffe. Den grifte!! devon, ben 
ex ber vun Siehe hot gelentt gehatt, dt fe uf ber Stell 

® Rome des Wirth zum gofbenen —V in Belßtltchen. haben 


wir 7% Trünnpfe. ”? efwad, "> gehe heim. Nege. ”® mehr. 
* Die alte jerllene Burg — llegt net BE doe oleichen 


Namens ungefähr drei Stunden von Frankfurt entfernt, 
2 Ihürme, ? guten. ’ Ritter. * Tagen. ° mitelrander, eine 
Form © Auge.  Elegen. * ir, ? eine Redensart, foviel ala: pläglic, 


unverhofft gefommen, 1° Bügel, ?? größten. 


21 


noch Siche zu fleihe ia loſſe. Der is richtig dort onkumme, 
mn der Rirrer, ber ſech gleich gedocht hot, ’3 miſſt ebbes 
paffiert fein, feßt ſech uf Fein Gaul sm bringt en fo ſchnell 
wei miglich Falteſtahn zerhd. ‚Dort hot em dann bei 
Fröple geſaht, wie die Sache ftihn. Jeß hunn fe ſech 
lang zeſamme berohre, :* was je doun felle. Ennlich ſein je 
and worn, daß fe alle bad zum able Kuno gihun wollte, um 
dem bei gang Sach ge offrirn. Geſaht, gethaan. Wie ſei 
bin. zu: em kohmte i⸗ um bei ganz Qeibichaft ufgededt hatte, 
do faht er, es wär em freilich vill lerwer gemeft, ihn als 
fein Schwieherfuhn ze fihn ald den vun Eſchborn, er Hätt 
wower,bem ſchun fein Wort druf gewe un deß berft er net 
serüdaomme. Doc wollt er em zwa Bebinginge ftelle, warn 
er bie erfille that, dann wollt er em fein Dohter gewe, er 
that amwer vorausſetze, daß her vun Eſchborn ach druf ahn⸗ 
Se hawe 8 alſu dem ach gefaht un ber worſch zes 
,'s der docht hahmlich bei ſech, deß Bringt ber 
fein Lewetag net fertig. Der vum Siehe nemlich follt dret 
Johr in Krieg gehe!” Die Terke zeihe, wann er uf be Tof'® 
un Stumm wirrefimmt, dann miſſt er mit Roß und Wahn'? 
der ahne Seit vom Beerk, ehr: wißt jo, fell? an der Kapell 
enuf, wo's faft ganz grob enufgibt, in Die Borg eninfohen. 
Deb wor freilich e ſchlimmer Truft, awwer ber Rirte hot 
ſich bahl gefaßt gehatt un faht zu feiner Harzallerleibite: 
„Sei zonhig un flenn ?! net fu veil, veilleicht gelengt merjch, *? 
beit üwer brei Johr fumm eich werre*® un dann humn eich 
dei fer ewig.” Beim Abfchebd faht er: „Ro, warn ich 
werrelumm, an was erfennft de meich dann ?” Do hot fe 
en Ring vum Finger gezuge un eme gewe mit bene Worte: 
„Den trah immer bei ber, un mann be ben anfeihfl, dann 
erinnere deich an mich.“ Dann iS er fort. 

Ya ahm Galopp is er noch Siehe gejprengt, hot fell?* 
fein Leit gerüft un 18 nocher Regenspurg, wu fi be ganz 
Urmee verjammelt hot, um von do noch Jeruſalem ins hei 
lige Land ze zeihe. Bahl fein je ufgebroche noch Afle. Do 
pie awwer bie Schlachte on, fell is ac ber Kaifer im- 

me.2° Ennlich noch viller Merh un Ermet ** fein fe nor 
e gruß befeſtigt Stobt fumme, der hunn fe-belogert. Dobei 
WB umd Rirrer in Gefongenjhaft Tumme un er hot folang 
in em miferobele Loch leihe? mifje, uf eme biſe verfaulte 
Struh, Bis die Chriſte dei Stodi eingenumme huhn. Do 

22 fliegen, ?° Fräulein. * berathen. ?* famen, * qufrieden. #7 gegen- 


A" Tag. 1? Wagen. ?° dort. ?® weine, * mir ed. *° wieder, 2° dort, 
”* umgefommen. *° Arbeit. ”° legen. 





33 


‚ot er die Freiheit wirre wrlängt. Wie er füchima imirre ge 
verpflegt un Gouts gethäau hot nehätt, is er mit dem 
sieh befte Schiff noch Erropa obgefrhelt. Glecklich fe 
Benebig :onfamme. Wie der Nirtet end dv würdo 
Ki “eh gefeaht = un ec hot en Ye Deu 
hahm · ze lunme. S wor atwer' A “ 
er luſtig un gonrrer Dinge mit felm Vaul ——S— 
im Gedanke, noch ze reechter Zeit hahm ze Tırrme. "war 
och ! unnerwegs bot en ſech in eme me ae Zi ven 
et, un es wor: kahn Week an kahn Steeb um eraus ze 
Inmme. Sein Brud 18 em aus gange an ſeit zwietzn Toß* 
bot er kuhn Schluck michne getrunke, eunlich —— 
voll ze mode, dann mer ſeht, ä 8 kimmut Bahn Uebet late, 
ſo is ein treier Gaul: zefanmegefande an kahn · Schittt mıiehn 
weirre®® gange. Su id er dann ellahn noch e pror r@itimm 
ze Fouß gange, do kunat er ach net — Fort: mis im 
mächtig unnerem Bahm nirsegefalle. Wet langer fu gelche® 
dot, waß2? mer net, Wer er uf ahnmol ufmact, fleht « 
weltftemmer Mann bei em, ber em ze Eſſe um ze Trinke 
ohnbeit. Der Wirte hot ſech net lang befunne, fun wader 
augegefe der docht, wann mer Appetit bet, Def mer ſech 
et \chenten, ſunnern muß #eichtig zufreſſe. Als serfoot?® 
— ſaht der-fremm Mann, das:.ber lewennig · Gomferb’ens 
wor: „Ahr wollt geweiß noch weit ? nor fahr ber 
Rirrer. „Wuhin dan 9“. froht ber em wirre. „„Roch Falte⸗ 
ſtahn.“ „Do giht's heit Owend Inftig her,“ faht der Dies, ** 
„bo hält.der von Eſchborn mit der Beate Huhzet.“ „Was 9“ 
kreiſcht des Nirrer un springt uf, dou Ferhft. m. „So, * 
wär geut for auch, *' wann eich letge thaͤt,“ Habt ber Shjweny; 
„awwer ihr.Bennt doh noch hin kumme, warn ihrimergewe 
wollt, was eich fordere.” „„Eraus, wos 7ſroht ber Miern, 
Berfehreißt mer nor eier Seel,“ faht do ber Deuwel. Do 
mertt, erſcht der Rirrer, wen er ver’ hatt. „ih weitl”* 
jahr er, „„mit derr will eich nid® ze bonn Same, lerwer 
eich het*? elennlich imfumıne, ais fellt® üme a in 
der Hell ze fie.“ Ro, der Deimzel bot em awwer kohn 
Rouh: wet gelofe un hot em fu un an Zeug vörgefchwegt, 
bis der Rirrer uf bie: Debinging | ech verſtanne het. . Der 
Deuwel woht en’ je glekh dorch pe Kuft noch "Walteftahe 
Bringe. That ber Rirrer unnerwegs einfchlöfe, dann wär 
er em serfalle, wo net, bo kamt er frei bedimzeihe, — Wie 
?° gefrent. v mehr, * audf. 3 Tape; "* mehr. "’fagt. °* akein. 


* weiter, — fatt, ” Dit = fügfe, Feng. "hi 
‘Port. 


23 





der River deß vn es hob en der Dommel on⸗ 
frau „ Bd — in —8 geflohe. Kaanı** woru 
„drowe, hat bar ‚Dirme en. anferogentlihe.Schlof krieht, 
deß er fedhınet mehurge-helfe wat, ae pi org.er ach ges 
thaen ‚Het, em iB ;— singeichlafe. — Seht worn fe üper dal · 
leſtahn um Des. Rirrer wär cein verlohm geweſt, mann neh 
ande: Mel zu jeim gourre Olüd zwa dalle fumme waͤrn 
Ber fein m als um u een geflohe I hawe em in ahm Stüd 
font. ara epiett un gepkkt, bis er woch Mor; 
bei Age uigel —— hot, Ich: Bolteftahn ver gm un 


wei er 
en ber Denwel uf bie Erd obgejegt. Do 
u der ie daß der. Fre un er ee DR 
m ‚mit eme "Güredtice Sälot* iö er uehmonne un hof 
Fi fechtexliche Geftauf gerkdgsfoffe — Der Kirser awwer 
wor frub,.daß ex dem Dauppl fu engange wor, un er hof 
fe ara un i8 ned Salteahı n Ba eſtiche. Schun 
va weiten hot ber Rirzer die Muſik un wei Ar 


eich lich eninkom, de fräht er ahn von Ha Deiner, was 
daun deß „gruß Wetöp ze bebehre*" haͤtt. „Ei,“ jaht der, 
Pie ihr Dann met, daß Beit, in & poor Stunn, ans Herrn 
fein Dohter kopulert werd.“ „„Mgan, *°*" faht ber Rirxer, 
nnbeß wa⸗ß eich ‚net; dann eich fein A frimmer Pilgerjche 
mans un-bainma alleweil aus em heilige Band, Gich Eenut 
ra e gout Botſchaft yom Rirer vun Siehe bringe. 
Doch eich fein. ganz marore vun dem lange Week un wär 
+ ze frub, wann eich & poor Schluck Wein finnt kriehn. 
gt un ſaht de der Braut un faht er*? ach, eich thät fe 
um en. Trunk Wein, aus ehrm arhene*° Becher awwer, 
birze.s:#u Der Deinerthot fu, un Bringt em be Becher, vu 
bis owe hie, eraus. Wei ex den getrunke hatt, A a ge 
ſchwinn ben Ring, ben fem Bei Feiner Abre 
— enin⸗ v FH ſaht zu dem Deiner, er fol er 
e. druf kom er wirre zerüd un 
a enin auf ei her kimmt, 18 bei Braut, ufger 
ſprunge un em im de Hals gefalle, dann fe bot en wire 
arkennt un je Junn‘® alle hab ’* geflennt°* vor Frahd. °* 
De, hätt der®? awwer ben vun Eſchborn fihn ſolle, der 
18 wei. tal un warrig im Sol erimgeloffe un hot gejchennt‘® 
mn. gefubbeet.*° Ennlich ſaht er zu dem vun Siehe: „Du 
hoſt ſe noh net, Du maß, ‚wei be bich erinnere werjcht, ach 
mob ı mit Roß un Wahn de Veerk enuffohrn. Douſie deß, 


Bu faum. *° betrogen. “Söhlag; bedeuten. *® nein. “ige, *° eigenen. 
» Bitten. #2 Wpreife, °> haben. Mxheide, °* gemeint, *° reude. 9 ihr. 
" geihimpft. 9 gefludht. 


24 





net, mer Im ſawihrer Sr. 16 Iber do 
wei noch · Siehe, um ‚dort Hot ri en An tat, 
Kammer unner ber Erb gefeht un biiwwer-ti u 


ahnmol is bei Kammer — Sauber * 
tab ‚cr em 


ber Rirrer gezeigert, doch deß Mennche hot em Nvuth "zw 
eredt un fir hot er em fein gang Lad verzehit. na 
ht der Klahn, „do will eich bahl geholfe hühn — 
Ki kannſt de mit’ Roß um Wahn ewuffohen. ESchlof bon 
nor ganz rouhig dei Noodt.“ Ddmit is Allles verſchw onne 
an wor wirre ſu dunkel wer vorher: ad ‚De Rirreꝛ 
kunt dei ganz Noocht kahn Ag zoubeum;, ’8: 
em Kopp erim; ob def nor e Trahm worn pwer‘ 
De Morfent ennlich i8 er ufgepadt un en ah -Korej 
noch eh ejogt. Awwer wei graß wor; ſein —— 
un fein Frabi ante der jo Die Borggakfter währen ber 
Noocht de ſchiehnſte Week gebohnt, un em. Eborm iS er 
gleich de Beerk enufgefohm mitte en de Borg, wo fe ger 
het wufte, was fe — jahe ſollte. Dee mem awwer 
Qu fruh, daß es dem Rirrer gelunge wor ing: 
ge erfille. Dann im Grund hattefen UN —* 3 «is ben 
vun Eichhorn. Was awwet erſcht Beate für e Jrabd gehatt 
bot,.beß kennt er eich ehnder denke, als eich's verzehie kaun. 
No korzim, den annern Tok het Beate mit dem vum Siehe 
e dergneigt Hubzet 'gehalle, un bobei is «8 hr luſtig 8 
gange, daß die Frahd un bei Feſtlichteite god Lahn 
nemme wollte. Der vun Eſchborn hot fech * net miehn 
ſihn loſſe. Der Rirrer vun Siehe un ſein Frah hawe noch 
lang geleebt in Fried um Anigkeit un fpähre*? hunn fe.bei 
Bora nei ufbaue Ioffe, um Bo ſe freiher 8 gehe ae hat, 
fo hamefe je zum Andenfe u Fr Er Kalte — 
Hahn“ genennt, — Deß werſt 8 eich vergeht 
wer mer ſche mein FW — or —* verzehlt hot. 
anns eich AH recht gout gefelle bet, Sonn feines u) fruh. 





fi 





© fie abtreten. * Seiten. “ ef It. *" fagen. “ 3 t Zraum. 
“oder, 9° fyäter, bin. u ® 





25 


er. or Sage vom Schloffe Oppficht ih Mans; 
(uadart von ir —* 5 —— ge wie i,Getmihleis 
Bditerſtiuwen⸗ rmenth, Fa) 
wifcheh pieel Banbkenten):. ö 





un. De Did = ss de Kant: u; 


rg. pfta⸗ 
8. Do Nie getto { (J 
Fr ein, do 2 eich 1: vor.6 8 = 
or Ira Pi — Was for Geſqhafie dor om Ki —8 
Frrind beſui 
— m Aare rannte 
tm , N 
noch € Bifi’-v en Dam Wuter! —— 
bot dem feim Bater- feiner Großniutter ihr Schweſter ge 
heirath, derſell is awer noch — um grzohe wo eich/ aach 
ber fein; weil awet num ber Hann Phlipp kan Kirmer nit 
—— 55 ————— 
J iv 
— kan Ruh nit 1 este, eich up yet ut vn an 
e Werre? in de Drediteft laſe; warn eich nor & paar 
tauſend Gulde Friehe, dann mad) ei, mer: fall Sotje mehr, 
ei pi Fi —— — hl fo gut, wie mein 
enne 
*— 


große 
Alte Burg, die Guss vor Eopkoan A 
fol'der kann ſo reich worn ſein, NR jo: any d 
Sprüdwort: „mer ſchwetzt von naut,* un s is aut.“ 


koͤnnt ſchun fehn, wann Ihr hinet ſein Gewkaſte 
unt. Sich will num jetzt noch nids badsüwer ſchwetze. 
acht ht thäte Fr Bertel Gppeiwein bezahle, wam 
eich recht Kal 
Oanus. — eg 3 Ihr de Ham Philip 
est um e hübſch Sämınde Brest, do trink‘ eich v DBertel 
—— urn Sefunbet be im Wblertverth. Schhlat ein ! 
Zörg. Dal So! Eid) fahe:? grad ut; daß Ihr deß 
al uff anmol trinke fett. 12 Kt meintwege: vier ** 


Reife. ” Gppftein, ®wir ed. *Gohann. *bieden. ern. A Wetter. 
. — > nichts. *° etwas, 22 d,5. Dulaten, "7 franz. allons. ?’ ſage. 


20 





doreaiicu· iv Thanrcagpe 

a ment m nicks * dr} 
mich noch emol jeniek — — Wißt er“. 
wober !% vorhin Devon geſaht Hobt? ' ; 

Heunus, . Se, Aid waaß vbbee va eb atmen, als 
mein Großvater rau vergählt; aich map min awen; erſcht 
Werge A Kefinme, bis merſch «einfällt,: Bart poll — — 
Sn ae mar a ne " Zei i ». 

Es wor emol var er, eit, e —— 
Ried im Geberg, deß Bere Kerl, ur. fiebat I 8 
wie eich —— par. Gum, vr hamit 
po € — Bertelftund weit rache; bi 7 Shen, bie Gerich 

wie Meb bot er. mit be Haͤnd ee un,; de ——— 
weil er tum, Beier anmadje Fonnt, geffe. 

Jörg. „Worum, konnt er dann Tan, Fein. imma? 

danzsı. Wart non, do kumme mer. all noch dran. 
Der Lerl wor nämmlic in eme eiſerne Mag gefange un au 
eme Felſe mit. Kette. angeſchmied, da konnt ‚er, nit eraut, ex 
mocht kreiſche un. — wie x wol, Wann-ar en Menfche 
bot teieht, dann hot er'n vhne weiterſch genumme ın gefie- 
&o Hot def Mngeheier e Zeitlang. fein. Antag getriebe, 

Plohlich kam uf anmol e gar- Phäner Her, (mann ner’ 
ve Ibjı ſo hieft der Ritter Eppn,) ind Geberg, ber geh an 

mit dem Web zu Tämpfe un wollt em, weil ’S mit 33 
wit ging, mit Liſt umbringe. In ere in. Recht hot ſich 
der Eppo gang. langſam gem. be Berg Serumgekchli 
un wor ſchon fo uoh, 6 ge dem Ratter dein Hege in ! 

eh venne woßt, do werd ber wach an ‚Rredt.Die.Yaub * 
wm den Gppn in ben ſchrecliche Ahgrund au werfe; Ber 
euer 48 nit Faul un Nee dem Ried, geſchwiun bie, Danb 

ws gehrält wie ã Loͤb, die ag 


umfoffe wollt’, fchlupt er Eee & Baan!? un —ãe 
fein Lpich in de Untrleib Weil nun ber Ried Fan Fir 
wit mehr gehatt hot, fo konnt er'n ſich aach nit beraußziche 
tn bot als uſ —* berumgehtjet, is en der Ka 
wit eme leichte Rund, da er, am Ran lag, in Abgrunb, 

. Drang masht ‚er. die Kette los, we je am velſe 
mern, do ſiel das Rep mitfemmt dem Ried in ben bpttem- 


w Pr wo ihr, von welcher ihr, '° wieder. 1° .eıner.. 3" haut. 




















B 


27 





Iofe-Algumb. Noch eh ige: Reif ho Al 

malen — I ve mn me her ” 
jer Ritter awer e 

die er no feim —S— 3 — wine 


— 8 


12. Gefur äch. 
(Mundart tn der Ge der ainetiräe a. Vchen, Tmltgetfan-bohe 
Lehter ber in Eaub.) 

annes, Wu’wiifle Hin)? °  ° u, 
orL. Gich Din Korn fehnelre om 3 © 
Hannes. Eich det? aady garn fi —* Fr nos 
reifes Bett; meiln) Korn ſtihi all e blßche dinnz eich hun 
b’r do ’nKnägb, ber verſtiht nicks. Annermol mia 
befjer drim befimmerii. 
Eorl. Nan), meins 12 eindre+ ze "pie, als ze Sinn; 





eich hott virigese Johr-mei(n):Korn, dos wot al # Haln)- 
keirerig,“ bo ent fichs nlich ze did, 

Hannes. Dein) Sorn gefellt mer ganz geut;' Teig, 
wollt nor, meiln) Kom wer fü. 

Karl, Meiln) Waaß' ftiht vill Me der u nad 
lengerraus gewodjfe, en?® hott aach fu fehine en 

Hannes. Meiln) Wasß giht aach on). Den‘ ‚hun 
eich aach felber gejeet. 

Kor. Nau, ebbes annerſchtl Wos mecht Bella). Köuh? 
Eße !? wirrer beijer? 
ft Peach 0. D’e Theferorztt® wor geſtern Pe: von 

Rorl. Fi * FA deiln) Ddfe hofte verfaaft? ' ” 

Hannes. %o, do hun eich ’n ſchlaͤgte Hannel —* 

Korl._ Met de Jurten hanneli mer unmer.niddnop. '* 
Mes fol fi ganz voLn) be Furre loffe. 

Hannes. Jo, dos fähftel?* Wannſe kumme, Sareit 
mer doch wirter.meten. '° 

Kork. Eich muß meld) e bißche dummele; us Kut 
fin fhunt?e all fort, fort kumm eich fu 

ganne, Jo, bacı) gih daul Seid nit fo -feipigt - 
I Jo, gourer Nochber Hannes, bau ſtihſt en ſchlümme 

Imftenn!?® warmer *° fich fu uf be Knägb vrläpt en mit 

N J ® tät. ° eher. ® vokiges. * Heintärni 
B a du fanden ‚gehn, wat er ee nn ig: 
’* ung. Mi fagl . " mit hm 27 eifen. ie unfere Bette ſind — 
”° Umptänden, ”° wenn man 





28 


w annelt! gkı ir wit Beffer''ms3® Ten 
F en ſich Br: de are it; ‚ba(ım, * sr 


Exner, ” 








. Sprichwörter und ıd ueitwörtliche Hebent 


¶undart der Kemeler — — mitgetheißt, Dom Eehrer 
1. Dar will ſich mit Klengel dee," 
—9— Br wach net, eh fih Geſchwiſter meh, güafen horn, 
onn. 
nn Mm enn trere be Alteuf de Sqhuß auf vs 


. Gruß Gegeng git? gu Getomm. iX 
5. En Aal Daub. 
6. Der: Appl felt nit weit vom Stanm, € ER Bann 
uf em Rech ftehn, wu e fortſchibbele kennt. 
7. Em Sommer ſohn bie Säwälhater Rangenfchwal- 
Saar, um inter: „Schmalbad.* ® .. \ 
"B. uf Worgiontel’Eeiht bie Kor ei Gonkele" 
9. Dar will aach blofe enn d's Mehl em Maul: halle. 
10. Dar hott meh Stange. wie Bohne.* 
11. Was dic) nit judt, das Frag nit. 
12. 8 18 mr hinne wie uf.bem Ri, ? . 
13. Wem m’r gut is, dem fticht m’r ’n. Mat, 
14. Mit der konn Ih aach en Beer je ſchiele ꝛ· 
En War bleit enn d’r erſt Ih, dar, waaß werre Ach noch 
if, 
—— ver dem verzigſte Johr reit, muß uch be ver: 
i abr 
. ee daau git's ’n Peif; v'rderbt's, dann gits 


Fear 

18. Wu ſich d’r Fuchs welgert, do muß er Hoor loſſe 
19. Morjerehn enn Wlteweiwerbenz dquern nit Ianf. !* 
20. War bie Dochter will, muß fih met d’r Matier halle. 


? Aline, Kuda 51 munter tue way 

üng näuel, d. i. will unhaltbare en. vorhringen. 
® Bei der —8 de& ellerũchen Vermödgeı it E18 ae akt 
liebe. > gibt. * brütet. ® Spott auf die —X jen erhänite in und 
außer der Kurzeit. © Racy Bortiunkala (7. Augai) ‚uinnnt. die: Zahl der 
armen A eren Zwel —5 38 AU — beq⸗ 
mus ie Mittel. ? gan; jene zu jchälen,. etwas ansyn- 
machen. Ehe, u en und —E 


— 


23. Ruhte Hoer, enu Grtereun, ſteche nein. enn mingig 
Deiwel brenn. 
22. Met: den Ohrn, wonet.m’s.’n Unnern heat, heat 
am’: ſich jehwen ’. i 
2 Wann’ 1 aarmer Wann uf’ Scaleo, han samst 
e.Beiliem..: 
24, „Eu nidd i8, ve rein nids“ ſaht die Sp; do 
Dot, A ’n.Garb Komm " Haamgelihte aft.: j 
25 Derıfdwept aam die Botten. vom, Brad; erunurr. A 
26. WMehr pwaa ee aach kann grihn ‚Bohne ”n Ei 
nannet. . B 
27. Wer fein Ho y Spen had, . 2. 
" Eau ſein Brub. [2 Pletz back ’ et 
Enn fein Lerre 3’ Rieme Vit, 
Der werd ball ſein Sa geweiht. 
2. Die Rih; bie d'r wen treiche, gewe bie weniß Kite. 
29. M’rgiht rechter bei n Echmitt, wie bei In Schmiie. 
30. Die Zehn fin ’m. [us '*. 
31. Wann ich⸗ wer de Dond Tome, komm id) aach 
iwwer de Schwanz. 
32.8 Maul Me tft nid8,.’9 muß gepiffe fein. 
33. ’8 Kinnhewe as Ehn. ð micht aam awwer b’ Beirel 
leer.“ 
3. Die Hd) Gollen bie ſich weh." u. 
3. Die warte Tann, beiht nach ’n Dan 


m Sabeie * Darit. 
¶Eine wahre Geſchichte tr der’ Mundart von Caub A. St. eengaeia 
Gaghriel. Wo gehſcht d' hine 7. 
_— * 


» Hüte bie win welche Aber aber — 
Imeien au ya. — fr —— ic Er 
ud — zeige td,” Degen der Patengefgenke,, ' Bas fih 
* Der — Diatet dat das ——— da der Abe 
8* biete Sotter — fe werucch er 
Ingetbeib u Pie ra —5 and am ragen, FR er ein 
N — fräßtren —X a, a — aus De Rand erffärt, 
daß der ber Schiffer am pen ON 'hein umherkommt und fo’ mandes 
Bort — ert bat, FH uͤllch bei Fr nicht Er Haufe iſt. Einige 


rümali tem H 
t I; BER am him Augen. Yen de, dz das 


dab er it. fältt 7 
1 X weg; Per geht oe w“ —XR ‘ 






7. 


10. 
11. 
12. 


13. 


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16..D5 


—— 


® 
— ——— 
Do koone ſe geſonue. 


Bann Gwirre oͤß oͤrn aarker!“ Op, 


SR nah Dinner > > 


9. Wann onn bie Luft e ‚Sauer goͤht, 


fadel 
Se om ne nen hehe 


Woll Aaner nor a Rome’ hpoh(ay re Bu 
Fi kreire on de Kopp gejhlooh(n) " 
nn Farin fig nott mi wäde, ** 


of aamohl & bet Annlies nnd,» 
No Ruth *" Inn hält e aark jene 
Ach Vaumeltzarrj v watt Bouerl‘ 


Don aafn ” mi mött deim Oebähts, 
Dom ruft mr: Dow hoſt fo faaln) abaß, 
Sonfeibder Hintelöträmer! 


Fa mit vorch 9 dm Sträud, 
Brad : 2 wie —— 


fällt do nnelt 


Det Anntieß wor Ren. ‚ii. elati 
Em Licht Inn kom: wäut aus dem Ber — 
nn Wald enönn** off Ralfe. u 


ie lönuslehm,, 
De Sun Sa ia 
Btoßt glauch: wo —* met Annlies 





der, ai 
” nn ” —9 BA ann 


oe 
auf di Aa * — on pa Su mr | 


leliet. 





38 


17. Raafn) fi MWinf wußt nig devoo(a), 
Dep 5 ackel 


ehr 
° u 
Mr glaabt, e dapt ſich hänte, im 


19. Die ad die ginge ſuche baal 
it Pipfeld, Löndert, überaal 
nt Srupruth, Eh oͤnn Maͤuslach. 


20. Sn ganer ging nohm Jommerdahl, 
De Baͤhrk enab,?? de Weht oͤß ſchmahl, 
Do doochte Finnt et leije.°® 


21. & ging e wint?* die Bach enab, 
Do jahte,°® Hatt die Laj erab 
Si ’t Annlied duht gefalle. 


22, Mein) Ahle fat, do fduhft?* et nou(n), 
D’ muft Ömmer nor wat rät 55 thou(n),®” 
us Herrgoit kann's vergölle. 2° 


16. Ein Limburger au feinen abwefenben Freund. 
( Rundart von Limbur⸗ v abgedruct aud: „Bermantens Volkerſtimmen“, 
von J. M. Flruenich, 2. Bd. S 84 f.) 

per — Di one Breien. ui Bi Frag a 

waa , wie als hei? un bo be drette Pingſttog ert 
werb, baß bei Sranfforter all gfomme baan ens ande 
ihn, un bei Kölner ag on’n Ort of d'r annern Seit vom 
go, fohr'n. Hei em Ageblid fällt e* mir nit en, wie e 
haͤſcht. Ob _d’ en ower ag, waaſt, ore* nit, — eich will d’r 
aur domet foh'n,® daß m’r ag itz hei bei und eju ’n Ort 
bot, wu of de Tog Alles enaus maͤcht. Gel, do a4 d ower 
neugierig um benfft, wu werb bot® fein? E of m Dim mer 
Schioß. Drei Aa made P_fchun bohihn on dem 
daan kumme dei Borjh un dei Märercher? aus alle gı 
Städt hei Homme; dau mußt meich ower ag regt — 





= gefoppt, zum Beſten gehabt. "er. ** Leute. *? Berg hinab. *° fönnte 
es liegen. * ein wenig. —9 er. »ſiehſt was tet 4 —— vergelten. 
”eiwas. ? hier. ° er. * oder.* fagen. © das. ” Mädchen. 
Keprein: Bolt 3 





34 





eich mahner aus de Stäbt Hei im* Limborg herim. Kaan ’° 
von bei thouts ’" order Limborg z’für. Dot muß ower ag 
fein, det Stodt verdeints en jerer Beziehing, un wann bot 
Kimborg nit wär, daan müßt’ m’r don bei anern Städt gor 
nid. Alſu, wie g'ſot,» bie Limborjer ſpille di Haptroll 
d'bei. Mr ſchwaͤtzt d'her ſchun veier Woche fürher d'von, 
wie m’r et mache fol, un dei Weibsleut fein daan ganz 
aus d’r Witt, |’ wifle daan gor nit, wie | daan fürnebm 
g'nung thoun folle. Endlich fimmt d’ Tog ebei. Et Teihe?* 
on d’r Lohn zwa gruße Schiff en B’rathihaft. Of d' Schi 
eß noun Alles im man Uhr beifomme, von d’ Reichſte 
of di Oremfte, baan flieht m’r ob un bi Mufit von db’ 
Stodtberjer fingt daan on 3’ fpille Eß m’r no für weit 
Zumme, dag | am?* vom Dirner Schloß feihn inne, daan 
laßt d’ Trumbetter fein Kanone lus, un Allee, mot !® daan 
ſchun von Horemer, Deitz, Runkel un noch mi'n do eß, fimmt 
daan owe ons Schloß im dei Limborjer eronſteukern y 
ſeihn. Eß noun ongeland, daan gihts em ganze Zug enof. 
Hei Hot d’ Trumbetter noun bi ſchienſte Onioge loſſe mache, 
un om befte Pläßche loſſe ſich daan dei Limborjer nierer. 
Während dem firh fu Di Limbotjer orne,“ bloſe di How 
mifche, dei ag met ihrer Muſik do fein, un bei 'n Kabelle 
mafter bohn, !7 bot eß fugor 'n Ohngeftellter, be fihr gont 
bloſe fann. Hohn bei g’blofe, fange dei Limborjer an, un 
eb Dot aus, Daan werd gefunge un met uner ag zour Mufif 
granat un ja fort Ower hei hohn eich body mein Bemer⸗ 
ing g’mogt ümer anige Leut, dei m’r beſuners g'falle Hohn. 
es Koh dei zwa bloutjunge Mannöleut, dei gtanzt hohn 
wie roſend, un wie hohn | fi irſcht met d' MWeiböleut 
‚unerhallel jo wohrhaftig, ſ' fein fi borim nohg’lafe un 
hohn ſich baal bei Klarer?® vom Leib g'reſſe M’r joht do, 
‚m’r hääjche dot pille. Eich hott meich irſcht fimer bei Kerl 
Ei jert, wie eich ower no fro un hiert, deß et Affefote wär'n, 
0 kunt eich meich irſcht W’rouhige, weil bei ald ih mi‘? 
‚eraud nummer‘ wie anere Leut. Eu ging et her, un eich 
wor —2 Of amol g05’8 Lärme, do worn bei Üimborjer 
nie d Dirner Bauern en Streit g’rore.”” Weil m’r niems 
lid) owe em Waͤldche nit fuviel Er un Bärt bot, daß 
Alies ſich fege Fann, {u brenge dei Bauern dei Mewel un 
„grein?* Dann ebbes d’für. No Hott eſu * e Bauer ’m Lim« 
orjer 'n Stouhl g’brogt un wie be ſich drof fee will, 
" meine, ° nm. 70 feine, 22 1hut’®. 2° gejagt. © liegen. ** einem. 
wad. 3 ordnen, 2? haben, 3° sie, BB ee 3 geratben, 
#2 friegen, befommen. ®° fo. 


85 


Brit d’ met d'm Stouhl of bi Erd. Wär d’ Bauer noun 
gange, daan worſch gout, ower de moAt noch Gelb eraus 
kn D’ Rimborjer fot: amol e greit naut un do dei 
kwpꝰe immer zondringliäger wourn, gob's jammerliche 
Schlaͤh un mancher Unfgülliger Hot d'del Schmiß greit, 
mandıem hohn eichs ower “ gigent, wie dem huchmäͤrige 
Acſefiſt, ower?* wot e eb; bau Eennft ’'n jo, de vom feine 
Rummerode ig nicks md wiſſe wil un Kaan ohnfeiht, weil 
e und freier, wie e noch d' Henfelkorb g'trohn *T hot, z’jthlecht 
wor. Od! eich hon d’r ’n Frad g’hott, wie |’ 'n werre'm 
Bam?° horre?? un ’m fein Hout en d’ Kopp ſchluh'n, daß 
e’n en ’r vertel Stunn nit mi erauszeihe Eunnt. Wos 
ower b’t ärjerlihfte wor, dorch d Streit hott d' Spaß ’n 
San un mr ginge werre:° of di Schiff un fuhre eruner. 
Wie m'r noun werte en d'r Neid worn, gob dot d’r of 
amol_e BErtih uner d' Weibsleut un e G'raſſel en de 
Sala, ®' u w’r hätt mehne folle, m'r ginge une. Alles 
uft en die Hih, — um wot worſch? e Wohhalz 2 wor d’ 
aftbam enof g’Elerrert?® un mog noun fein Boſſe en be 
Saler erim. Grod üwer d’ Kipp*+ von d’ Weibsleut wor 
e; wann e jo bo erunner wär g’falle, ei e hätt jo e halb 
dogend tubt g'ſchmeſſe. M’r wor enbtiä genierigt, *° Dem 
Kerl 3’ befiehle, bei Schläy®* eruner z’fteihe. Ib wor Rouh 
un fu kome m'r Schlog zehe Uhr werte en Rimborg ohn. 
Dot wor noun d’t Enn vom Tog un fu veräunert fid) Alles, 
wot mir om mafte hei feiht on b’ Kaflaͤre,“ dei met b’m 
grißte Ofwand irſcht für e poor Johr Fein ohng'lcht wurn 
un ig ſchunt all ohn d’r Ausziehring lawerichra, zoum Thal 
owet ag ſchunt g’ftorwe fein. 


17. Bom Sannes eun vom Lllioche.: 
Mundart von Obertiefeubach A. Runfel, mitgetheilt vom Lehrer Jof. 
Sörle daſelbſt. — Zu beadıten ſind beſonders: ã Se, ai, diie 

D’r Hames enm det Alloche ginge merrenanner Gaͤrſcht 
ſchneire. Wann d’r Hannes Hamm gig, da(n)? Ioogt® fich 
det Alloche off’e Ohr enn ſchidif. Wanne dan) Hamm Eoom 
met feilu) * verfchloofene Mage, wur? d'r Hannes Wejerlich 
eun doocht® bei fich falwer,? wort, Echlooftopp, ai) wid 





2% nichts. ?° Nuplöpfe. ?° oder. *" getragen. * Baum, *° hatten, 
= wicber, ° Seilen, Tauen. ”? Wagehald. geklettert. * Köpfen. 
5° genöthigt. ”° Schlägen. ’” Kaufläden. 

? Bol. „die finge — — in Grimms Märchen. — ? dann. legte. 
* feinen. ® wurde. ® dachte. ? felber, 





36 


d’r bet Faulenze ſcho(n) vertreimel Det nähftmohl wor 
det Alloche richtig wirre e(n)geſchloofe.“ Du ſchleach '° ſich 
d’r Hannes haamlich erbei enn Hunk'm e' Schellche sin). 
Wii et wadrig wur enn faak,!? derr et e’ Schellche hat 
o(n)benke, du glaabt's, et wär det Alloche net meh. ln) 
d’r Angft Iöif et hamm enn fröih:?° Mei, Hannes, eß det 
Aloe do? Du foht d’r Hannes: job. De druff foht det 
Alloche: Dan) jenn '* aich et net, ging fort enn eß haun 
noch wirrergefomme. 


18. Rätbfeil. 
(Diefelbe Mundart.) 

Gt wor Ahr, d5° hot i(n) femm? ganze Leewe naut Beſes 
geboh(n)® net geraabt, net geftuale enn aach foß* naut ge 
drimwe; be bot fugohr uhfim® Sersgtt geddint enn kimmt 
noh femm Dohd doc net in Himm'l — wer wohr bot? 

EHriftus, d’m Hähr® fein) Ehft. 


19. Sannes kommt vom Felde zu feinem Nach 
bar Kowes. 


(Mundart von Billmar A. Runfel, mitgetheilt vom Lehrer Hergenhahn 
daſelbſt. — Bu beachten find befonderd: äl=ie, ae, aa, ou=u) 

Hannes. Gourenoben,! Nochbar Kowes.? 

Kowes. Gourenoben, Nochbar Hannes, Komm e bißche 
ber enn? fe Did. Wu woarjchte da(n)? 

H. Ad woar emol em* Feld. Ach ſain d' Aunklar 
Week enaus gegange enn hun off da Falkehehl matın) Erwes 
mol bejät.® Do hun aid der® Erwes, dät ſai(n) fu hibſch, 
es failn) Tacn) hibſcharn em Feld. Aich Hun awer aach bo 
mai(n) Stüd em Stand, wäi ana.” Viar brai Joahr hun 
aichs ach fu vol Meft gefoahrn, main) Pera? hor’en innar 

jendert. Dear wußt enn goar net innar 3’ brenge. Dear 

det mai(n) junge Gaul ganznaß, bai dem Adern, g’foahrn. 
Vu do jain aid) mohl üwa de Lemberger Week. Do hof 
dau awar Geahricht,° bat iß aach failn) 


au afden. gtaeäeen. °F. "Sing China) Im, "fh. frage, 


Es war einer, der. * in feinem. * nichts Böfes gethan. * fenfl. 
s fear unferm. ® Herrn. 
Guten Abend, * Jafobus, > und. * im, °efehen. * ih dir, ? einer. 
* vor. ? mein Peter. 2° Gerſte. 





87 


8. Doas glawe aich da rät gern Hauned. Däi muß 
Er fai(n). Aich hun viarm Joahr d’ Perch gefteiert,!! do 


% No da brauchſt d’ aach alleweil net mie(n) z’beffern, 
daln) en 3Joahr iß jo Die Lieh '* met d’ Kurferftliche Städa 
aus. Aich hun're aach, dAt wärn net mie(n) gebefjert. Wos 
ee bau — Poodt ou de 5 Sol,'? wu dau däi 


“ . HN naue Mala, * Halb Korn enn Halb Geehrſcht. 
Dofür will aichs net mie(n) Hu(n), Daın) wann mar Die Dar⸗ 
wet, d' Meft enn die Seefrücht rechent, dan) hot mar noar 
Schoare an dem gepoocht Land. 

H. Jo fu gieht mirſch groad, mäi Dir. Ach will äach 
ſu vlel arte Land net mieln). Deß Ioahr, wäi bie 
PVoataftüda, enn waͤi doas Land foft noach haft, verpoocht 

m woarn, bo hun ſie ſich da(n) wirra emol dichtig gefeilt; 

o die Minfte gebe miein) Poocht, als fie off be Stücke 
ung, wann bie Fruͤcht e bißche ſchlecht gereht. 

Jo dau hoſt ganz ea Nochbar Hannes. Woarfchte 
aach — Ide enn dem Berke? 

H. Do woar ich aach. 

K. Hoſte aach mai(n) Katoffel geſai 

H. Daͤl hun aich ad gefäl. Dau hoſt do viel Groas 
drenn. 


8. Sul da ſunn morge mai Leut hiegieh(n) enn dis 
Groas eraus roppe enn batn) wern fe'° geackert. 

H. U do kimmt jo uln)8 Lis gelaafe. — Noh Lis, 
woas git’3? 

Lis. Voata ihr ſollt nn am komme. 

H. 8 woas 63 as etz gem? 


20. Die Weilborger gerb. 

Rundart von Weilburg, abgedruckt aus: „Germaniens BVölterftimmen" 
von J. M. Firmenich. 2. Bd., ©. 82 f. — Das Gepicht erſchien 
früher auf einem ſ. g. flegenden Blatt, der Berf. iſt & Stahl.) 
51H kumm alleweil vun ber Weilborger Kerb; 

18 der e Lewe, 's 18 wohrlich nit herb; 


=» gefteigert, ?? ‚een > Sadel. Gi acht neue Malter, ** dann 
werden —— I —E chi 


38 


Aich worn? recht blefierlich, aach hatt merſch gefalle, 

Su e Kerb herz? gi gleich wiryer* gehalle. 

Do Hun fe gefoffe, gebanzt un gejuzt, ® 

Un all deß Gel aus em Sad raus geluxtz 

&8 hatt maich ‚beim Deiwel e biſſel verbroffe; 

Doch worn aich zefrirre® un macht nor mei Gloſſe. 

Dep erſt deß wor mer e Iumbiger Dag, 

Die Langweil wor fell” mei anzige Plag; . 

8 Schwane do hun fe zwor al ſchunt geſoffe; 

och id der Schnabbs noch nit wadcker geloffe; 

De Middag wor e geherigder Mad;e 

Do ſaße die Jirre“ mit Maaler ié — ſu bratn — 

Un hun im die Wett allzeſamme gekriſche 

Wanns ferdig wor, fonut mer ſei Bell nur uſdiſche. 

Nit weit do ewed!? wor e Difch ufgeftellt, - 

Im! deen flann erim bie ganz Wellborgiſch Welt; 

Uf dem worn Ziffern un Zohle geſchriwe; 

Do 18 mander Bape dran hanfe gebliwe; 

Do hun fe gefpild un Gel druff geſetzt, 

As bett fe der Deiwel derhinner geheßt. 

Ad, fein'* emol an de Groſchediſch gange, 

Un hun fell’® emol mel Spill angefange; 

Mei Groſche wor fort im erſte Schlag, 

Bies ꝛe worn aid, odder!? e8 wor jo Kermesdag. 

@ud, Auneketh, ° was mer nit alles noch fieht, 

Wu herr aich geklabt, dei e Fraa erim gieht 

Un de e Fraa uf em Horn aady kennt blaſe, 

Domit, daht aich, deht fih nur e Mannsbill befaſſe; 

Doc ferdig; deß Horn flann dem Weibsbill ganz gout 

Un geblaje hatt's herrlich un brechdig fein Tout. 

Was fol aich eich noch lang vun dem Mad vyerzehle, 

S wor nidd a8 e Schmuße, 1? Betrije, Krafete, ?° 

Drum ging ai) ind Werthshaus, un leht maich ind Beh, 

Grod wei aich aach hei?! berkam gebahn heit. 


Do lunzt aid) dann aach ganz ohne Sorje 
Un ſchnarcht im Blefer bis zum annern Morje; 
tt baal ?? aach verſchlofe die Middagszeit, 

ochs Stadtmilider hatt's Weke vor beit; 


? war. > hätte, * wieder, ® gejauchzt. ° zufrieden. ? da, * Markt. 
® Juden, *° Mäulern. i breit, 9 tor um, bin. 6 da, der, 
Vdes. *" aber, \* Anna Katharina. *° Schmu machen. 2° hier in der 
Bedeutung: fi brüften. ?* hier, 22 bald. 


39 


Dann kaum Kun des Morjens die 3 Aur lah'n, 
Do kimmt der Werth un duht mer fah'n, Es ö 

+ &8 wer ept Beit, de mer uf deht ſtieh'n — 
Un ufs Schießhaus enuf ſpazire giebn; oa 
Dohin dere?* aach glei die Sulbore?* Fumme; 
Do hun ai) dann aach vum Bett Abſchid genumme 
Un ſchlubb in mei Lumbe,?° un dringt nod en Schluf, 
Dann aidy hatt jo vor heit noch mei Kaffee zeruf. | 
Wie aid nu ufs Schießhaus enuf fei fumme, . 
Harre? Diih un Benf de ganze Blaß ingenumme, 
Un driwer worn ſcheene Dicher gefpannt, . 
Wanns rejene deht ald unnig?® ber Hand. 
Do hun aid) maich uf en Ss enin geſetzt 

- Un mai an em Peifche Tubak ergept. 
ufs Miliver hun aich aach gewarb redlich, 
Doch allzevill warde is dal ſchedlich: 
Drum leht aich maich fleißig ze Baß** in e Eck, 
Un leht unverdroſſe mei. Peifche eweck. 
Do ennelich?° her'n*! aich die Drumme un Peife, 
Un daht nad Stede un Kapp aach gleich greife. . 
De kaine fe herrlich un brechdig marjcherb, J 
Grob wei for e Brivatmilider ſichs gebehrt. 
Die Spig die machde 3 Fellrafjelirer, °? 
Gebutzt un geichniegelt grob wei vum Balmirer; 
Dann kam aach der Haubtmann im goldige Rod, 
Un dann die Sulbore, zum geringfte mg Schock; 
Do Bun fe fih_audgedehnt in lange Glitter, 
Un feßte ze Fuß ihr Flinde aach nirrer,?® 
Dann hun fe fe ufgeftellt, wie, waß°* aich nit, 
Doch korz, je worn wie in de Burrem®® gefitt: 
Dam ſahi da der Haubtmann: „Ept geht fell?‘ and Feßchel⸗ 
Un glei druf bracht andy e jerer ſei Glesche. 
Etzt ennelich fange je an ze ſchieße, 
Un jeresmol hun aich erſchrecke miße; 
Dep daht der en Knall, wie e Maftbaam fu gruß, 
Aich hun der gezerrert®® von Kopp bis ze Fuß. 
Des anzig, was mer beim Schieße gefalle, 
— 68 war nit def kreizdomerwetterſche Knalle — 
Die Inrichding wor derbei hibſch gemacht, 
Der Kapideen ſelhſt Hast merſch ju gejagt; 


m 3° fagen, ”* ihäten, 2® Gofdaten. ** d. 5. Kleldel. 2” hatten. 2° unter. 
bequem, zurecht, in Orbnung. endlich. "höre. ?2 Trommler. ?° nieder, 
weiß, ?* Boden. ’* da, dort. ’" jeder, *® gegittert, 





40 


53Re hun fe fell geichoffe, 

Ba an? Dean Bun fe nur ufs Brettche geloffe; 

Wann dar*° do druf kam, dann fprang do eraus 

& Beiag fu gruß wie meim Michel fein Hans. 

Wei nun ber Belag eraufer iS Tumme, 

Do hun fe been, dar'n eraus daht, in bie Mitt enin genumme 

Un hun bie Glefer all bis zum Rand vollgefillt, 

Un de Muſekande hun hibſch derzu ufgefpilld. 

Un en Straaß“! hun ſem angeftedt in e Knobloch enin, 
Su kemmt kaner uf Frohleichnam in unfer Kar’ enin; 
Do Bun fe gefaht, bar wer ebt ihr Kenig, 

* Un dar hatt fi druf ingebilb wohrlich nit wenig; | 
Dar hatt kriet e Schiffel un e Suppeleffel berzon! | 
Un weil darſch friet hatt, bo ließem die Annern fan Roub, 
Un is vor fei eigebimmlich Gell ſich beſoffe 
Un ſich vor e ganz Woch ganz geherigb gebroffe. 

Dann fein fe, fi voll fe worn, hamgemarſcherd 

Un harte ſich angeſteckt, was je profenbert; 

Der ahn hatt en Sobbel** der anner e Haibche, 

Der ahn Ha en Leffel, der anner e Laibche, *? 

Der ahn hatt e Leuchd un en Beirel** un Schlabbe, ** 
Der anner e Urfurreral* un naue Nemwelkabbe; +7 

Su hun fe fi) langfam ze Weilborg enin gemacht 

Un drin die Schlabbe ihre Weiber mitgebradt. 


Doch Dred wor deß Alles forn Middag dererſt; + 

Aich geb noch en Bape, wann be*? do geweft werſt; 

Deß wor ber von Frembe e Dride un Drenge, 

Mer mant, noch mißt aner uf em Annern henge; 

Do faße bie Hircerhen® voll bis and Enn; 

Mer ſach uf de Diſch nids als Blefer un Henn.” - 

Do bare®? fe welſch un ladeiniſch parlere, 

Maid; jehendes® je, klab aich, body wollt aichs nit here. 

Do Hun je zum Danze en Burrem + gemacht 

Un driwer e ferchderlich Leuchd angebracht, 

Do wollde ſe's Danze mit inleuchdend mache, 

Wann aner nit kenne deht die Saaldenzerſchſache; 

An mir obber*® hun fe iht Glick ſchlecht browerd, 

Su dumm wie aich kumme ſein, ſein aich marſcherd. 

Vum ſchreckliche Renne un Domes un Weſe 

Kriet aich e Bleſer en Schnabbs ze verleſe; 

’° einen. * der, *: Strauß. *? Oberwämmöcen. * Untermänumscen. 
Beutel. *° Bantoffel. *° hrtäftchen. neut Rebellappe. ** erit. *” bu. 
®* sütthen. * Hände, *? thaten. ſchimpften. * Boden, * aber. 
® Toben, #7 d. h. vernichten. “ 





41 


Do hun fe maich angeklotzt wie nit 

Un fare5® beß is nur for fürnehme . 

Do far aid, warn ihr nit wollt, Tat & Ein bleiwe, 
Aich wern mer en funft mei Beit wu vertreiwe. 
Kerzim, Die Kerb hatt mer recht gout gefalle, 

Aich deht eich gleich noch emol fu an°® halle: 

Nor and erlert mer, aich kanns nit verſtiehn, 

Wie je fu friedſam ſelt mitenanner gichn; 

Dann wann bei ber Kerb doch Fan*ı Prii jel falle, 
Darm Maben** aich, is doch bie Bes wi Mile nuß geballe. 


21. Gefpräd. 
(Mundart von Meugerölichen A. Weilburg, mitgeteilt vom Lehrer 
Sein daſelbſt. — Zu — fin befonders: ) sa=a via, ü, 
=e, le; su=u, 


Hannes. Gorre Morfe, Stail 

Stat (Chriftine). Orußdant, Hannes! 

9. Ru wollt dau dan)! MC 

St. E Reiter noch Weilb: 

& 8 Da eihln) m t merrenan®, us hu aach Geſchoͤfte Io.* 

ei wimm? 
H. er elo5 beim Dufter. 

St. Wer e& daln) vu(n)® auch Frank? 

8, Uln)s Gritt? eß nett reecht kanuniſch.“ 

t. Auer Gritt? Ah doas hm eich jo elo noch ehnig⸗ 
oeng gejöih.” Wu Faats!° dan)? 

9 38" horr e wink de Rublaaf, is feet, is wär fu doll 
im Kopp; eich werrn em ebbes verjchreiwe Iore, "? 

St, Doas werb d’ hebig Krankheit Eröte,"® baß emol 
oacht! Eich waaß, woas m’r elo bei leire 2* mouß. Dachtʒeh 
Wuche harr Kr aach. Der Dubvul, ! aut) f mr der 
noh gfaat, Hettm’r ſchu zwamol geroufe. Aid) fei(n) oawwer 
hau’ noch do. Wann doas Gritt nurt verſchunt bleit,“ 
ad e larer] ’® 

9. U(n)8 Herrgott Fan amm hammfoiche. '° 

St. Eich menn.? Mir fo doas gout Kriffeldhe, *ı 
doas gont Boiche, unn drei Wuche dernoh fei Babbe, 


2° fagten, *” eine. “ dort, © feine, © glaube, 

* Dann. ? wenig, ® miteinander, ° da, ® da. von. "Junfere ar. 
° „„tanonifg, wie eb jein fol. ? vorgeftern „pelehen. 2° klagt ed. 2 

2 {afien. 5 friegen. 2 feiden. 3# Zodienwogel (Ränzcheu). 2° heute. 37 * 
zent bleibt. 29 ad) leider, 29 heimfuden. 2 id) meine. „* Chriſtianchen. 





4 


enn bonoh verkdif m’r der Gpepbou meilnz Haus. Woar 
doas net Art? . 
FR Gch mahnt, bau heft ’a nerflant. 

- Gil, komme hau wert ver um Amt; side Iaer 'n 
nelich °° en Betrijer gehafje** uff'm Amt, do ſchwie e momer: 
ſtell enn — 46 

H. Dihaſt reecht. Dau moußt doch fer deiln) Ken fory. 
St. Eich ſeiln) doch geweß mei(n) Sach werth, enn 
mei(n) Keun fein eich fain) Roawemoirer. 
O. Dei(n) Lean oarte ſich allegoar. Dan haft en geſcheide 
Bon; eich huhs oam Sonntoak i(n) der Kercheleht gehort; her 
Paſtur horr’n u(n)gangft märig?® gelobt. D’ ldir ich floreirn. ”" 
‘ St. Io, wann eid fu hir im Boil fteun?® wöi bau. 
8, Selm Voarrer ſchler e auch net noh. 
«Na, ber woar im Leje enn Schrelwe ſchleecht be 
greffe. Su woarn ſeiln) Broirer all. 
9. Un) döi jeiln) froiherhi de Verjas *° g’fpaart worn 
St. Dad), fe Hucn) bije Kepp enn feiln) goar 36 Foppig; met 
ſu Lot fehrt m’r iwwel. Woas macht dah(n) deiln) Grußer pe 
8 Der eß Bei d' Soldoate finter Üſteru. 
t. Wann's als nurt kann Kröik git. 
H. Se ſchwetze Io ſtaͤrk derbu(n). 
St. Der fol di ſchwer Blo krdier Dit Kenn ihr 
Allvorrer woar naͤchſt vuin) d’ Sraufufe imgebroocht worn. 
H. Odi Franfufe woarn als noch e Keltche monnöit 
licher ®° wöi d’ Ruſſe. 
St. Ah Io verzalte fe nelich uff ber Amtöftoh, ®® daß 
di Beiring Krdik gemelt hätt. 
9. %, eich Fulnys aach gehort, de Franfufe enn d’ 
Gnglenner — D’_Ruff aͤrk gehullert.“ 
St. Soll dHi Deuring net vu(n) deim Kroik komme! 
Pr 9. Jo, Kröll! Saa dan vun) d’ Jurre eun yuln) d’ 
ucherer. 

t. 8 doch en Sinn enn en Schann, bei m’r fu € 
Leebche Brut met 22 Kroizer bezoahle moug! — Wu hälft 
d’ dich dan) uff, deß m’r merrenag hamm gihln)? 

5 g Wann ** gift dau Baht) Hamm? 

t. Imm zwo Auern d’ Unnernz;® i L— 's will eih 

dich d'r woarte, haͤrſchte Hannes. 
H. Io, Staidel 


38 yeufidh, = geheißen, 2° Haben: .* 2 tiefe 
Radler = fir {6 Beni Kaserne wir Neal = Air 
Sohn. ” Die fwere Plag (Nränf) triegen. *? mauterlicher. 3° Semtt 
fube. = gefchlagen. *° warn. >° um zwei Uhr Radmittag. 


43 
23. Sage vom Schapgräben 


undart von Ingen 9. Hadamar, mitgetbeilt vom Lehrer Bfa| 
a am ort 
Wu b’r Dem naut fertig brengt, 
Do bringts & valt Fraa fertig. 
Mehrere Leut grouwe noch Geld. Faaner dorſt bobei 
fwäge, fuft! wor d'r Schak fort. D’r Deiwel ſouchte 
nun allerla, daß daͤ Gräber fprääche funn.” Oawer ums " 
for! Do fam & ſechsſpaͤnnig Schaͤs? doher gerannt. Lang 
dornoh kam aach & ftanall* Fraa an Kride doher geſchlep 
un frug, ob die Schaͤs ſchu lang fort wäg. Dawer bie 
Kin als fort. „Ei, ſoat fe, des if m’r vawer & au 
eit, die will {ch Boal® ingeholt Kun!“ Do fät aner: 25 
fonberbar hergih(n), wann dou bie inhoͤlſt· — un ber 
Er ag wor fort! 


3. Der alte Bauer an feinen Sohn. 
(Mundart von Montabaur. Der Di fr dieſer in Montabaur und der 
Umgegend ſeht befannten Parodie al tollbergö fchönes Gedicht If 

nicht befannt.) 

1. Sohn, höl Hofe! möine Gaul; 
Eich fein grobig,* ah? onn faut. 
Nomm* de Bun onn och be Gh, ® 
Adre dan, eich kann net meh. 


2 Sud, er) bonn fchonn groe Hoor, 
Sehen Sate he mn be Sort 
Onn ® re?” wohlgeroth. 


3. O08® Herr Scholtheß hot de Wahln),° 
Me geihentt, eich kann Fa 10 fahen). 
Eich honn ’m!! awwer och met Recht 
Fuffzeh Johr gebehnt?? ald Kneecht. 


4. Rau hahl eich mer enn maim Haus 
Möine Sig onn Wohning aus, 
Omm beß!* ei als ahler Mann 
Mei böim Owe wärme kann. 


3 Sir en. 2 Einf Day. > al > Simme 3 dp. © iR 
u a . a mm. J 

HA Unfer, ? Bagen, °° dir eb. ?* habe ihm. ?? gebiend, + halte. 
m 





4 


5. Mal; kam Hupethek oft’ Haus, 
geh der och et Hußje!e draus, 
m dann drei !? als braver Boh'*, 
Mer omm!? End de Aue zoh. ?° 


M. Die Mombäurer Sturenbefirmen.* 
Mundart vom Kirchſplel Kirhäge A. Montabaur, mitgeteilt vom Lehrer 
Zirvas zu Ufingen.) 

Die grißt Pläfir! en em ganze Johr, 

Die don fe bei 08, et eh? geweß wohr, 

Off die Kirmeß, wonn je beim Spillmah Tonne* fprenge 
Dn juchheeze, on larmſe on Gaflehater* fenge. 

Su en Muſik, fu e Spidafel on Bowe,® 

Dot® Tann eich net leire, dot kann eidy net lowe. 

Wer freilih, wie die Ma(n)fte,? net weirer eß komme, 
Dem gefällt dot, de kann Fahne Oln)ftand droh® nomme. 
Eich ower fenn? ſechs Johr bei de Salbote geweft, 
Drem kann eich beurbele, !° wot mer Muſik heeßt. 

Hr _durft nou net denke, ber Monderkat!! mär eich Feind. 
D Here naln), vo(n) ſchenem Vergnüe '? fenn eich e Kreind. 
Sich, wer zom Exempel ebbes Schens well Hirn on fehtn),). "*, 
De muß off Mombauer, off die Sturenbefirmeß geh(n). 


Det letzt Srelohr wor eich emol en der Stabt, 
Weil eich ſuh allerlah Geſchäfte drenn Kat. 
Onner Mettag bon eich en em Werthshaus gefefe 
On bon Beier getronfe un Wurſchtebrud gefe; 
An eme annern Def '* worn e poor Schullehrer vom Land, 
Die hon geſchwatzt vo(n) ber Lihr on ſoß!? allerhand: 

mer hart en Zehl,s* davoln) horr—e ausgeloogt, 

ot de Nomettag offim Schloß wier gemoodt. ?7 
„Dot kann ſche(n) wern, de Altes!“ hon fe gejoht. 
Do ſpannt eich; eich gong erbei?® on bon fe sieh: 
„Soht emol, '? wot e8 da(n)”° 108, ihr leiwe Heern? 
Mei Neiſcheerigkat wierd mer wol ner veriwelt wern!« 


2 aufs. ** dad Hußchen, d. 1. Gerichtsvollzieher. *” brüd. Bube. 
* Srüfungöfelerlichleit (Aktus Schullehrerſeminar zu Montas 
ge ) am Schullehrerſemirar zi 





fand dran. ? aber bin. 2° beurtheifen. Munterkeit. ?? von fchönem 
mügen, 3 hören und ſehen. '* An einem andern Tiſch. *° Lehr und 
Von a gettet (Programm). *" würde gemacht. 2° gieng herbei. Sagt 


einmal. * Dann. 


— 


Do bon fe geſoht: „Ei leiwer Maln) giht num: emol met; 
Do birt'r?* Ebbed, dot hirt'r v'leicht auer?® Lebdag net.” 
Eich doocht: Ro de Hirjch?* dach fuß fu wen; *s 
Wann och de Dag hau? emol Freit?? die Eränf. 
Eich hon die ganz Zeit off bie Kircheauer gefeh(n), 
Die wur mer lang, et drei daht Matestn). 
Em hakwer drei fenn die Schullehrer ofgerappelt, - 
On ei) fern e noh, de Reweſtochee enoff gebappelt, 
Vir 08 en henner 08*° geng alled vol Lei. 
On och e poor. Sturende, voLn) den hatt’ jerer e et.’ _ 
Offm Schloß de Sool wor voll von) Menfche gefpedt, 
Eid, hon meich ower vorm o(n) e hibſchea Plägche gedredt. 
Gleich droff, wie fu e poor huhe Heeen?? worn komme, ' 
Do hot die Sad) ihr'n Olnyfang genomme. — 
Da irfeht?* hon die Eturende e Ootteölid®s gefonge, 
Dot bot ower det ganz Schloß voll geflonge. 
Die bon wahrhaftig gefonge, wie bie Engel; 
Wot es dot e Geſchwäß gen o(n)8 Gaffebengel? 
Danoch hon zwee off ’m Klavier e Spillwerd gemocht, 
Dot horr en allebaad vill Ihr3° engebrocht. 
Gleich droff ſtellt ſich ahner off ’n Tritt em Sool mette brenn,?? 
On hot e lang Reimche ee gejoht, on hot agirt met de Haͤnn. 
Dot Reimche wor vo(n) eme o(n)zefrierene Maln), 2° 
De glabt, he hätt det grißt Sreiz ganz ellacn) *° 
Su gihret jo ſcho(u) iwig*' off deſſer Welt, 
Det Jerer jei Schedjal Ahr det haͤrtſt hält, 
jenne droff hot den Maln) imerwiele o(n)s Herrgott, 
err—e vo(u) all be Ei det allerfleenft hot. 
Do broff hon Steder dreißig Sturende e Stedelche gegeit, 
Dot Hörr am verzüdt on verfaßt en die hemmliſche Zeit, 
Su Hat nou dot Senge on Spille on Verzähle alt fort gedauert, 
Eich hon awer de Spaß vo(n) Otn)fang bis ont Enn obgelauert, 
Gen’t Enn zou *? es ahner voh de Altfte Sturende raus komme, 


. On bot für feih on ſei Kommerabe Obſchied genomme, 


De Hot waßt dv d Te Lihr, *® 
Sn Yon Mh Yerti Yen srl am 


"nur, %2 hört ihr. ®° vieleicht euer. * du hörft. 2* fonft fo wenig. 
25 peut, 9 = Theil der Stadt, am Fuß de Schloßberges. 
> Bor und und hinter und. °° Leute. ®2 jeder eine Geige. 2 an ein 


ungufriedenen Mann. *° er hätte daB größte Kreuz gany allein, * &o 
geht ed ja ſchon ewig. *? Gegen das Ende gu, * von der erhaltenen Behr, 


46 





Wot b Rech 4 chrocht! 
Do — Pe Edel ur is Yange noch ont“ 


Bot en di Schullehrer für Forerenge wien * 


gemacht. - . 
En meim Herge docht eich: de Mal) Hot zwor J 
Gen die Forerenge eß ower bie Solleriring *? a , 
No vleicht mecht fich "t,*° dihe fü em , 
Derr—et en Kurzem annerſcht wern bäht.*° 
Nou foht mer mol felber, wot fhener jenn mag, 
Die Sirmeß bei o(n)8, ohr de Mombaͤurer Fr DagI“ 
Nacn), für fu Ebbes, do es mer de Bang net ze fouer, 
Dremm gehn eich, wonn Bott weil, jeb Johr off Mombauer. 


233. Gefpräch zweier Bauern über die gegemwär: 
tige Weltlage. 


Mundart von Dernbach A. Montahaur, mitgetheilt von M. Berg dafetft) 


Peter. Ebbes Neues! 

Mattes, No, wot dann? 

P. Se bon der allemeil ower e mol be Sebaſtopol en 
Stalie gefloppt. 

5 m Wen bon fe gefloppt? Don mind! geweß be Ga⸗ 
ribaldi. 

P. Ja, dot es oc wohr! ower wer ˖ ka mir bot em 
Kop nn wie der Statut* haßt; et eß och ein Dohn,* 
wie Bebi t, He Hott Klepp Ericht.* No, Mattes, wot mänfte, 
wol dazu, wot wird woll aus dem Spaß wäre? 

M. Io, wot mänfte dazu? Gt fieht ſchlemm. aus en 
der Welt, un ech gläwe, bet der Franzus och nachemol? 
Herfimmt, wonn de Oftteicher klan gemacht 3; bot — 
mer noh fohn,® det ech bot geſoht hon. Det je be Oft- 
reicher Hoppe, dot eß emol geweß, bann he frieht kä Helf, 
Se lohſen en überall ellaͤn fe tod wie et wirkgmol.® - 
Wonn em du der Preiß geholfe hät, ba wäret anerſcht wore; 
da wär de Napoleon un be anner — wie HAßt e och? eich 
gläwe Victor Emmanuel, die alegmien nout ie werth fein, 
geichlon wure, 2 Ewe bie zwien, die fein von allem Ümel, 





. Dan de Senat. BA Ei ir — wärben. 9 D 

fotdung. °" mar eb. 6 üit für den Nuffanil mi 

— wirtlich viel — geworden. ® halb⸗ ſoen ehraa— 

Pe uns: ® N 3 BE hun, sine . bat Rnfe 
1 gefricgt. $ meinft du. inmal, 

Sic. — u worden WBG Leer 


mer män, fe’ waue bei be Deivel en de Schel eo; die 
don gor ka Ruh em Wei" — daum wollen je de Leut 
immer de Freihät brenge, jahe'? be Fürfchte aus ihre Länner 
un herneh wann fei anol Här fein, ba hiert er, wär et 
nach vill ſchlemmer 08'* früher, da mäfften mien!® 
Steiet gebe, 08 j08.:% Un wie Han fet?? dem Papfi gemacht? 
Tem hon fe fei Land genunune, un Rom, bot bon jem 
an nach gelooße;'*. oiwlccht munnnen fe em bot och nad. 
Dann wolle je ody nad) katholiſche Chriſte fein. Spepbuwe 
fin et, Haluzle. Se gläwe.gor mont. B 
B. Die glaͤwe jo mut, haͤrren fet fu nit gemacht, 
M. Io, wommer ſech dot all ju betracht, ba memer,2 
der Anm rafirt*® ſchun, um ber jüngfte Daach wär nit 
mit . ° 
P. Jo, mer män et babl;?* ower ech maͤn, et ſaͤch nit 
fu Tylemm aus en bet Welt, wor die Dentiche.änig wäre. — 
Wonn bie all bei enanner hiele, bot müßt jo bad) ber 
Senken fein, woun fe nit die Italiener un Franzuſe zum 
eh „ 


jagte. 

M. St män ech of, wonn jet nur thäre,*s ower ech 

Yan det ans dem ganze Spaß nout wierb. Se moge 
uwert mol bei enaner am Gonfrenze, orer wie je dot 
nonne, hahle, je brenge bach nout fertig un ech glaͤwe, bet 
fe do nar gut Affe un trenke, un dann gien fe wirer von 
nanner. Allem Ougzeſtelltuiß?* och wird et hurtig wirer 
drof los gien. 

P. Fi mänf dou? Dam woll ech awer dach, ber?” 
ech nit mie om Lowe wär. 

M. Dot fähft dou, dot eß dir dach nit Ernſt; wonn 
dou fterbe ſolls, da wollfte dad alt?® lieber nach emol en 
Krieg erlebe. 

BP. Ip, dou ſchwaͤt, bon 508 dot nit e fu metgemacht, 
wie ech, dou bed“® alt nach jünger, wornn be bot all fu met- 
gemacht haͤs, wie eh, dann ihre auerſcht ſchwaͤtze. Et ges 
denkt mech nach gang Bi wie ber Feind fohm un wie ſech 
de Leut all and em Dorf mieche; * wie fe vwe der Hih 
heruner kohme, parte mix 08°! de Beudel of de Buckel un 
liefe fu ſihr 08 mer kunnte, noh Sierſche. Wot nad 
10892 em Hous wer, heanmer>* all dehäm muſſe looße. Dot 


2% Boltöfpriwort). *° jagen. ** als. 3° mehr, * als fonfl. 
fe Hi Pr —ã ⸗ — * wenn Bei: 2 meint — 
22 zegiert. 2° mehr. man meint es bald. * wana fe es nur thäten, 
= Aufteisen. * Daß. * als. *° biſt. » machten. ale. ?? Gieröhahn. 
> fonfk, * haben wir. 


— 


W.So mei Vorrer hot och alt davon verzählt, ower 
on et wär fu arig nit. 
Tann ech dech verfechere; de hos jo dach alt 
gehiert, wie ſe de Schuhlhalbes of ber @emi p erſchoſſe 
bon un bet je be Burjemaͤhſter dem Goul on de Schwan 
gebunne bon un bon em boherum geſchlaͤft. Un wie bon fe 
108 gehouft? De Hohre ftien em nad) ze Berg, womer dron 
deut. Wonn e freicher Trupp kohm, mußt de Burjemäh) 
Geld liewere, f08 wollten fe bot Dorf oı je, 2° Die Leut 
oven et, wot wollten fe awerfcht made? Dem Hausjer, 
em bon fe poor?” neue Schub ausgebohn un poor ahle 
Salappe Aingaamte j j 

M. Dem woret ganz recht geſchieht. Wie mer mei 
Vorrer verzählt hot, hät de immer gejoht: Ich woll, bie 
Batriote (Franzoſen) kãĩme, bie mieche Glachhat, hermoder 
ower, wie fem Die neue Schuh aunohme, do ſore: ech wol, 
fe wire all, wu ber Päfer wißt.*® 

P. Ja, Jung! et hot-fchroh** hergange; be Leut fein 
fü orm wure, bet je jibfte, *° um et fein Dörfer, die fchpüren 
et nach. Wonn et nach emol los fell gten, wie ech ſchun ge 
foht bon, dann woll ech, ech wär nit mie om Lewe. 

mM. män alt immer, et wär dach ju arig mit, bot 
Recht muß dach obe hin komme. De, de bie Stil on de 
Kierſche mächt, be wierb et fchunft mache, wie et fein fall, 
un wierb jitjcheränem *" gebe, wie be et verbänt hot. 


25 


26. Die rupprärer Vaueru. 
Gon Johann Eichmann aus Nomborn A, Wallmerod.) 
1. Ruppro? dat lait der? off der äbjche Seit, 
Amer der Hannveid und ber Dried? 
Dat fein* der gar ze brave Leut, 
Dei wärn nemmer net über nanner bies.® 


2. Do feiln) de Bauern, dei thau® ihr Arwet 
Met Schpaf en aach ganz fact; - 
Sein fe morjentö? em fiebe net fertig, 
Dan) fährt? d'r Hannveib doch em acht. 
9 veinfidh, vollftändig. °° anfteden, 9 A 
” garftig. en — angaben raat mist 
3 Ruppentod. ? Jint dir. > Johann Veit und Andreas. * find, * 6d8. 
“ tbun. ? morgens. ® fährt in den Ader. 





49 


3. Su wei jetö ° Bäkt de hr 
Ba rn. 
Un tndt da a fr ga ee De a. 


4. Dob ire'* in de Schtall t De, 
RN 6* 
no nn 
Sinn 1 fa lang of De Be 


5. Dobroff wirb geroufe zum Kruifchtede, '* 
Dat nn Benw’s gout giebt, fu mär?" em halb 


Zur a jan da rdentlidh tonbenerem *? thout led, ? 
5 ers bißche leiblich· en kemmi herflr 
e Sunn. 


6. Der Hannveid fäät,** mer muß doch aach mol no’'m** 
. Verrer Dries 


Beß bätfe?” nu he’* heraf außgefadelt, *° 
Dobet ſech de Anneliß noch kaa(u)beßche derf mudie, 
Säät d’r Dries, nu e härr?! aach noch net gefadelt, 


7. Su fein et’? da em Schloog neu Auern, 
Dat lang waarte gefcheit?? aus lauter Goutherzeglaat,““ 
Weil fe ihr Ohſe gaar ze aarig bau(n)°® bauern, 
Dat ze aariı Stz wezeiern ee der Ohſe daut en gaar 
ze laab.® 


27. Geſchichte eines ungerathenen Sohnes. 
¶ Seſqhichtliche Thatfache in der Mundart von Hundfangen A. Wallmerod, 
miigeihellt vom Seminariften Joh Hohn aus Hundlangen. — Eigen 
tHümfid iſt in. diefer Mundart das a fan r, er und der Gebrauch nich“ 

terer Imperfekta.) 

Via! Beire wor emol e brova Mah,* be hatt zwa Kenna, 
en? Boue en e Madche. Da Bora deh* Alles, worre® nua 
vom ſei Kenna i® goura Zucht ze hahle, ’ Da Sohn aua® 


Sa * By ihnen. ?? Heu auf daß eff. =* e pc ie. 2? Frühe 
ns ” fieblic, RA: * mg dem, = „ dah 


Kehrein: Bolksfitte, « 





50 





wollt ſich nett ſchede. Alles, wot be Leu“ vabroß, bot bere,' 
en de Leu de Fſſtae en, era won? Am. Streit met 
jei Komerode; Get: Vora horren!® daswehe manchmol ima 
de Lafte gezoe.Wie da- Sohn gruß-teee, wällt- e'° fih 
dot net mi gefalle loße en geng foat. Off’n Owed fohme 
duad’n !7 gruße, dicke Wald. Be o ſu jenn Weg font gik,"" 
feire 1° off amol, daͤrre — gange het. Un ?* Aus⸗ 
weg woa net ze_benfe, well e i'bem Wald net belaunt woa 
En ſchwaz Hex Ammt off'n doa en⸗ ſaht zom’m, = e ſoll doch 
merra gib ** i in Haus im Wald, do ima”* Nogb bleiwe; 
de annan Morje kenn e dahn font gih, en ſel woll em de 
Weg weile. Da ugerore Oman ?* hat bah anna Wohl, e 
mußt met. Wie e bei dot Haus kohm feire, det dot e Reu— 
wahohl e8.*” Behe ftarke, ſchwoaze Mena imöf lange, Tange 
Baͤat ſetze bei am?* Rogdaͤße. Oman wua recht well mel 
genomme en mußt fugoa?° met aße. Die Reuwa leiße fi 
merrem inne?° Geſprech en, afuan?! fei Scheckſol en be 
ſchwagten en endlich, bei en ze blelwe. Se fore?" e hätte 
gout Äße en Trenke en ‚brändt nua dann en mann emol 
off de Reuwarei ze zete.”® Mei Oman, de woret endlich 
zefrere, konn ſei Amt bahl fu got, wie ag ſei Mafta en hot 
manchem Raſende et Beulche ꝰ gefeht. “ 
and dea?s Zeit woan zwa Bed°® drei Jua wagange, 
bes endlich fei Leu gewohre wuan, do en bo wäre onna 
de Reuwa. Wie gern härren’n®? fei Leu wirra geheilt, auwa 
et won gefialich. Doch fei Schwefta, die en ima alle Moße 
Br Hat: en ſeithea bahl nog&** net fchlefe konn, mog” 
ch endlich off de Weg zou ſem“ Broura, en Eohm i be 
gefialiche Reumawald, wu fei Braura eremſtrabt.“ Of 
amol feit je en Mahn met a Flint off ſich loskomme. Gleich 
alannt fe bo drenn fan Broura Oman en -ronf*? en merrem 
Nome. Wie afchrod do be, wie e de Stimm vu feine 
Schweſta huat. Bla Schrede feil em fei Flint aus de Henn, 
gs 108, en die Kuhl fuhr'mm duach be Kopp. “Die orm 
hwefta fprong bei en, aua e woa menäbub,* Qu ben 
Zeirn Hiht ma de Wafb, beſonnaſch de Pla as **Ubenfe 
en zua Woaneng fia alle bife Bone „Omanshed.“ 


S Beute, $ tat er. © flug, 42 Genfer. ober. = Hat jhn; #* über 
den Reifteit agpogen d. 1 gene x er. ® durch einen *®.fort geht. 
» fieht er, daß er, "fer. 9 an einen. # fagk zu ihn. ** mit fr 
gi 2* über, ?° ungetathene Omann (Gigennate), ** Daß Zott em 

täuberhöhle ift. ?* Ihrem. * fogar. ® jn or. * erfuhren, °* fle fagten. 
” geben. = das Bentelden. %* während der. 3° ki. 3” Hätnm ib 
> dald machts. ° machte. ** feinem caltertbämtich). °" berumftreift. 
2 rief. ® maustodt, * Zeit an. *° zum. 


5t 


28. Der Weltenwälder. 

Rundaı jen8 Bölkenfihinmen"" 
a ng. 2. 200 67) wen 

Der Waſterwahld dat eß en Gaͤhnd,* 

Su eß keen mihn? ze fennen⸗ J 

On wann et’he* och manchsmohl at s 

Keen bäffer daͤht mer® Kinuem, - . 

Doch fahn? fe an dem Rhein dla, * 

He dähten Im Sehanesdag jo 

Die Schliehne 0 gor erfreeren. 


En himmliſch 14 Spa da Dipehi 
Dat kammer verbuggel 

Dem Deiwel wärt jo Er Mn ste, 

Dröm daͤht hä’? fort is ſchmuggeln. 

‚Kahn hä off den Salzborjet Kopp, 

Dann friegen *® meern’* an da" om, es 
On jagten en zom Delwel. 


Meer fein gefriene 1€ omaner hie 

Der Himm'l eß wärtende klohrer 

Die Waͤller fein voll_ Has on Zn u, 

Die Wiſſe fein vol Fohrer. !7 

He ſtieht en Mannpter! hach det Grand, 
Wie Goold eß he ſu geein der aus, !° 
On Koorn, wie Buhneſtaugen. 


Loꝛo uſſer Suurke,“! hat wat ae " 
Die fall mer nemeg”® A 

On fehn ech gor wi 33elmans, 23 
Dann mee, he gr EN 2 flännen. bi 
Su hät da Parrer?® od Fre 
Droͤm hät & dat ſchihn led gemoocht, 
Di nigrerträgte** Parrer. 


On bie Karloffeln, Kränd Smarnuthi 
Dat goͤtt uch Viggelsloochen,e J 


* Gegeub. ® mehr. *® finden, * bier. rognet. man. 7 fügen. ® da, 
dort. ? um. *° Schleben, ** verbergen. 37 ws 3% friegten, fäßten.” ?* wir 
Äh, 2° Hofe. ?° ee 37 Qutter, 3° gelb, 2? Beigen, *°-hter:—&= eine 
Acı 9 jel. mand. °° fchimpfen, ?” Bemüfe dom ges 
dörzten Birnen. — vweinen. > d I. Pfarrer Schmidt, Weir 
— 5 deö unten ©. 58 folgenden Liedes zum Rob ber Oppeln. >uh 

rablaflende, fewtfelige, gibt. a Aucen aus gerisbenen Kartoffeln 
wit Mehl und Salz vermengt und verdünnt vd Milch. Er Pi " 
einem Ziegel gebaden, baher der Rame. 


52 


Do dran fräß ech meh maufedut, 
Däht mer mech och verſloochen. 
Ech fahn?* uch ohne all Geſchwaß, 
Am bäfte fein be Cowepläg,*? 
Beim Kaffee ſu ze fräßen. 


Fir die Kartoffeln giht mer nid, 

Kartoffeln fein mein Fraͤßen 

Dot anner Zeig eh all Beichlide,** 
Kartoffeln muß ech Aßen; 

Die kummen Morjet aus dem Saalz, °* 
Deß Meitags dann met Speht on Schmaalz, 
Des Dowets?° aus dem Waffer.*? 


On den Rartoffelbrantewein, 

Den boout net fihamereere, ?® 

Ech Ioofen®? mech 30 Beer on Wein 
Mein Lewen net verfehre. 

Ech wär jo nor en dommer Flaps, 
Söff ech keenen Kartoffelſchnaps, 
Su aͤchten Waͤſterwaͤller. 


Off in Waſterwahld waͤdſt alles goout, 

Wat mer ſech nor waͤll daͤnken, 

On Mährercher*° we Mäl’g*' on Bloout, 

Do döt mert Harz dran hänfen; 

Lo imwert Krittche*" gait mer nids, 

Dat eb uch“ wie en Spag fu fig, 

Dat Krittchen eß** mein Mäbchen. \ 


Dat Weifsgefchärr +" "Io aus der Stabt 

Dat eß nor Gaͤnsgeſchnarrer. 

Ech han mein Kritichen an ber Latt, = 

Die Doochter von meim Parrer. 

Tat eo of ooch 83 a“ 
at treift uch jo off eenen wupch *? 

Die Annern aus den Aden. 


22 fage: = fie werd der mit ef " 
a ST — 


53 


On wann der Schniih * ach ®* he 
Dat maãcht uß keenen Pie) am, 
En Waͤlſchland, dat waiß alle Waͤlt, 

Lait haͤ jo noch em Goummer. . 
Gm Wänter®® warn ber Schnith huch lait, 
Dann wärt** an Krittche nor gefrait, 

Dann wärn®® ech ganz pläfferlic, *° 


Meer fepen en ber Spennftuff ’Io, 

Do wärt off praß geiponnen, 

On manchen Kuß bonn ech ſchonn do 

Vom Kritiche mer gewonnen. 

Ging em der Farrem °7 nor kaput, *° 

gu , flatich, dann Hatt ech jhonn en Schnut °* 
ion meinem lewen Krittchen. 


Bom Waͤſterwahld do gihn ech net, 
On gihn net von Kartoffel, 

Gudt, wie fein he de Köh fu fätt, 
Beng ech, ech wär en Sioffel. 
Geng ech vom goore‘® Beerewein, 
Vom göllegate*! Brantewein, 

Dann fall mech Hol’n der Deiwel, 


Wat ſchaͤrt mech all der Len** Gi ? 
Dat fein jo domme Fittche.*? eqwah 
He honn ech Kaͤß on Oweplaͤtz, 
On meinen Schatz, bet Krittche. 
8 han ech Muhrn on Sauerkraut, 

et Anner ſchaͤrt mech alles naut. ** 
Tch fein®s € Waſterwäller. 


9. Die Bet. 
(Mundart des unteren Thells vom SKıraipiel Marienberg, mitgetheitt 
EI BET Era 1 EEE 
v ” bald mehr dem o fih mäpert.) r * 
Qür e paor hunnert Jaohr dao waor in beaffer Gehning! 
di Peaſt, en de Ki fiurwe* wie de Schnieflocke. Dao kam 


” Gänse. 52 auch, ®2 liegt. * inter, * wird. ## werde, ®% froh, 
munter, & n. 99 entzwei. 9° Kuß; wenn des gaben bricht, fo nimmt 
gleich der „Dorf“ des Mäddens den Moden In Beſchlag, und diefer 
muß dann wit einem Kup jelöft werden. © guten, ©* defifaten 
© Reute © Ginfaltspinjel, * nichts. ** bin. 

” Diefer Gegend. ? Xeute farben. 


>4 


emaol en Unnern® en ahler Velleintah * in e Hausen for: 
werte fi) e Stödeldhe Beut. - Im: dem. Haus waor nur en 
abl Frauw, di Eatmi nett ned gatt forkkinmne es Faß vom 
off em®Beätt en heulte. „Wertam .freticht exr ‚fu ?" fraot de 
Bellelmah. „Achi“ fast’ bi Frauw, „mei Mah is mer vin 
er Stunn geftorwe um ber Bedft,: en dort off dee Bant 
Teicht e off em Schaaf;“ mei zwi Junge, us Hammertche 
un Hannthelsche, fein in de Breeſer Haord* gelaafe, da’ 
ümwer de Wäfchebaah® kaa be Peäft nett Tumme. 
Seht emaol, wie mei Mah ſchu fu ſchwaorz S, fü 
[Hrn wie Kehrauch.“ Mu fen eich mitrerigalfd:'"C Sleiwi 
ao Hoi?! en — minn Mah begraowe.“ — „Daott 
weall eich thu,“ ſaot de Vellelmab, „aower eich fein hunge· 
rig, da eich hao hon ·e noch nig krett @- Horrernig je eaſa 9%" 
„Jao,“ ſaot di Frauw,“ off em Die Fiß naoch Eabirn“ 
en Salaott. Schneid auch och Stöck Brut im Auszug” 
De Bellelmah aß düchtig, en, mie e ſu aß, dao Fan dur 
det Feſter e ſchwaorz Deanf,° mie cn Mau fu gruß un 
ubr in en Näwerslaad"? in ber Ward: Off: enau „{prant 
e ahl Mah off en nahm en Penn’® en don beun in 
daot Laach en faot: „Bott fei Low em Dank!' daot eich 
deich maol hao. Daot waor be Peäft. Eich hadn fe eh ver 
naͤhit. Ep kunnt ihr on Junge wirrer roffe.“ Ch ging 
di raum newig bet Haus en peaff off em feauges”' m 
bahl fame ihr unge, en di Mamıme verzallte Tun, “inie et 
de Bellelmah mit der et —** Bett, Et waorn Hi 
zwi Junge fruh en be Bellelmah mößte bj, Raocht das 
bleiwe en ſich off det Hai leh. En vunpg ber Shin ach 







ſaag en Hubrte?® nerr nig mi vun der Pe 





30. Die Falfehmünzer. 

(Bahre Geſchichte aus dem I. 4850 in der Fyındart von Bellingen 8. 

Marienberg, mitgetpeit dem Scyinariften ®, Marpner von Bebingen 

SR. 29 Aber ao und 09) 

Seume Hannes, waot waor daot geftemn jür.e' Ep 
tafel bet Franze Hans? : 

Hannes, Vaßt de :dwot naoch net? Waort eich well 

de et .anölch, Der Franz kant enmer Blavſe voll Geld; 


> im Redmittag, * after Bartel Shhab “Bu 
7 pe. ® Bad, ° — Ei} mentimalen. 22 Gier, ?2 Fa Er 
el ——— 
”* pi auf dem Binger #2 {ah und Härte: jemer Page, lu 

’ ein. 


56 


fa Menſch hast weht, wu e? et her haot kricht. Se 
daore,® e Eeun falſch Geld made. D'r Verdoogt waor khont 
fang dan. D’r Franz waor aͤower gefceickt, * en® 
net erweſche. Bao Berk waor e grußer Mah bao; fe hefie 
en glaw'n ih be Dunfer; aower e haot naout gefonne. 
En wie bed waor ber Schloſſer vao Dellebung dust aower 
be konn naout ausrechte. E haot ſugar de Bowe Gelb ver⸗ 
ſpraoche, wermfe be Minz e* Franze Stabruch feune dere? 
Aower et waor naout, en e afelliger Schandaorin vao Maom⸗ 
baur waor geſcheichter, wle je all. De haott feine Schnaorres 
eraonner gemacht, der® e paor Metzgerkamaſche ao en’ geng 
aoff de Faſſenicht e Franze Hans. Dan hoh⸗ fe da d’r 
Kaort geipillt. D'r Franz haott de Mebger gefrangt, mu e 
inne welle. De piffig Kerl faot: et" Hacheburger, Hemmel 
faafe. D'r Franı waor e Deppchesipifler! enbaodht: waort, 
den Weßger well ich d’r emel ümer e Uhr haue, berz'? et 
’n Aort haott, en. legt bem Mepger kaa Roh, e fol daoch 
metipille. Der —7— ſpillt aoch met en jelft" Wranntes 
wei, wie e Laoch. Eidlich fängt d'r Mepger ao en ſchwetzt 
vom Gelbhannel. D'r Franz. well aower nuowt. b’rvonn 
wefle, bei em daa endlich b’r. Mepger beſchwezt. — De 
annern Dag femmt d'r Schandaorm en horzert* hand) fenef!* 
bei ſich ie e-Gewirrer fprenge fe b’r für Franze Haus 
en laofje Nehmes’s erand en erenn. D’r Franz haot naoch 
all die gure boppele Dahler, die em’? d’r Schandaorm ver- 
annelt Hapt; der Schandaorm aower auch Die falſche fenuef 
jahlerjhhei, die d’r Franz gemacht hat. Die gune Dahler 
fei aower all gezeidinet; en meme Franz em feine "Jong 
haon je ei lofle en daa nao Delleburg zeführt. E Diez 
fei je, wie de waßt, alle zwie gefiorwe.. — Yu @tade!® 
waorn aoch e fu Kerle; en durch "ie ſei will faljehe.Ade '° 
eſchwaorn wurn; aower fe b0*° d’r die Kerlcher all Ericht. 
je waßt daoch, waot fe für e Reimche aoff je gemacht ho. 
nStader Prades en Peſcher Witze 
Hao ze Dellebnrg en Diez ihre Sig." 


2 er. > fie ſagten. gefheid. * und. ® in. " finden thäten, * dhät. 
9 gabe. ?° ind. der Andere beim Gpiel überworibeilt, daß. "> jäuft. 
” hat ihre. *° fünf, ?6 niemand. Y ifm. ’* Gtodum. *° Eide, *° haben. 
= Die Beizügerei won Stodum und die Wipe' von Püſchen. Dieſe zwei 
Dörfer liegen nahe bei Bellingen. 





56 





81. Das Sopelmonslieb. 
Mundart von Zeiterburg 9. Rennerod, al as Ehmints 
weftewäld. oiotiton, S. 345 f. — Das Lieb ſteht als „Dollstieb- 
and bei Firmenich Bd. 2, S. 86 f., aber in der Schreibweiſe viel ⸗ 
fach abweichend.) 

Nu han’! eich all mei(n) Lebelang 

Rant beſſers aß Hoßeln gäfe, 

Wann’ ber kaln) hätt’, bahn) wär eich Eranl, 

Bann ihr ett regt wollt weſſe. 

Gefchabte Muhr'n en? Sauerkraut 

Eß ag nache ebbes gous. 

Dach agt n’ eich dat fra wöi naut, 

Cu aͤſe Hotzelmous. 


Waht Vahter ſchafft, waht Moͤuter kacht, 
Daht aͤſe n’ eich wahl garn; 

Mein) Harz em Laib dach allzeit lacht, 
Wenn't Hogeln fit valn) Farn.“ 

On wenn fhuln) Körmeh eb de ham, 
Seilnı Hoßeln göllelat; ® 

Der Hoßeln weren n’ eich nöt fram, 

Eu Bei mohl Hopeln faht! 


Gevahter Jolen Habt ihr’tS ag, 

Gun ihr Gevahter Bey, 

Zou gröiln)” Fahſch, daht gebärt® em Rag, 
Thon m’ eich mich nött herbei? 

Mett Hopeln mouß et fein) bebedt, 

Soß? hätt’ de Bröih deva(n); 

Ihr Habtet nött, wöl gout ett ſchmedt, 

Su föiß'® wöl Rabberba(n). 


Ds Bahm, dd mir döi Hopeln bröngt, 
Do hale n’ eich in Ehren, 

Au Galge fol dö wer'n gehentt, 

Dõ mir dd Bahm will ftöhrn! 

Döi Hopeln feiin) mir werth en Löib, 
Si feiln) dett beſt G'frös; 

Wer daht nött faht, 18itd"? wii e Diib, 
Sei(n) über Botter 'n Ks, 


das m’ wird allemal nahe an das vorhergehende Verbum geſprochen. 
2en, on und. In mac, dad, Pacht, wat wird faft ao gefprachen. 
. ht von Zern. * belifat, © ihr ed, ? grüm, ® gebörtt. 9 fon, 1° Ki 
2. fügt, 


57. 


& Oerſqhebrel eß ag wahl gont, 
En a e Koih⸗ Beleng; 

En Worft, geföllt mött Kälwerblont 
Eß warzig!* nött gereng; 

Mir aber ſchmedt naut off der Welt 
Daht fah n’ eich ohne Schoi, 

En wer mer’t ag für übel hält) 

Aß Hogeln mött der Bröihl " 


A meiln)! waht kahln) a; gputen!® fein), 
Daht ſaht mer dach e mohl 

En wenn eich wöft ’n Obrt am Rheiln), 
Jo waiter aß '* Tirol, 

Wu naut aß Hogeln wafe mi(n) '® 

Kafn) Brut, ka(n) Flahſch, Faln) Kraut, '° 
Dei meiner Blol eich göng bohun) 

Deh Agebled, nach haut! 


En wenn eich fomme außem 7 Wald, 

En a) van) Harze möt, 

Seien) Hopeln off dd Doͤſch geftallt, 
Daht bröngt e froͤſch Gebidi. 

Meiln) Frah, doi macht, bei meiner Sex! 
Baln) Hopeln woi feihe hört, 
Kaſtete, Kahrte, gout Gebaͤx, 

Se hot et ehrft gelährt. !* 


O, wer, nor hätt’ der Hopeln vill, 
Bit ir vie fein) babe terſtill, 
inn, ° ſei(n) dobei mouterſtill, 
En blaͤren ?e em kaln) Brut; 
Ag ſpart mer domdött Botter 'n Kös, 
Dahi Salz, dett Schmalz, bett Fett, 
Der G'ſondhat feiln) je “8 gemöß; 
Wer nor vill Hoßeln hätt 


Wer Kraut?! garn frößt, bö fleht?? ze fahln): 
Meich hot'n Raup gemagt; 

En Hopeln, zweifle nött dara(n), 

Hab(n) meich zer Welt gebragt. 


"wahrlich. *> beffer. »* ale, ** wachfen mehr. *Latwerge. *’ aus 
dem. 3* gefetnt. 2? Kinder, ® fehreien, = Kappes. 2° pflegt. 


x 36 


Meiln) Leu, *° dölwar'n wöt hoͤtze Lan, 
AB wöl nom Hopelftamm, . B 

Dröm feiln) rich ag von dem Gehldi,; 
Mei(n)! froht e mohl dep Ammi 


Eich wahß ett wahl, ihr lacht meich aus, 

Waht leit mir aber drac)y )·) 

Eich mach' auch?“ waht off didern* Schmaus, : 

Wenn eich nor Hotzeln halu)! 

Zou Hotzoͤla, ng(n) zou kaͤr Ralkouh 

En n) a regt deck ze Sa, B B 
ah(u ert ſai(n), woͤi Vahters Bou 

Der Hogeln fräßt ’n Laſt! s 


Gevahter Fritt, waht ſaht er lo, 

tt wör ’n Säu: Geipdul? 

Kotz Blig, ihr kommt mer viel zu noh, 

Bal greif ih zoum Geftöuhl! 

Schmedt auch daht nött, verbammter Gehf! , 
Su fräßt ’n Bidel- Schäß! 

Brommt mir noͤtt lang, baht eß mer Speht! 
Soß kroͤit er ant?® offs Fräßl 


En wenn mein) Mab( n) verdorben eh, 
En eich döi Schnelle: bonn) 
Dab(n) fraͤſe n’ eich !lım tonnefreß, 

MWöi annern Menfhe town); 8 
Dahn) gin eich off de öberſt Bühl), 

En &f meich Hopeln zond, 

Daht eb de Hefte Mellezin! 

En made meich gefimb. 1 


Korzem, daht Hört er Mober *- Fritt, 
Womm mir as ſei(n) gonte Leu: !- 
Su fehlt mer nor doi Hopeln nit, 
Mein Seel! ſoß eß't vorbeil- \ 
Der gusta non es dantebus, ®* 

So faht mer off -Rateiln), 

Di Hopeln fein) mer quantebus, 
Ett ka(n) naut defider feilm:  - ' 


=> Beute, Gitern. * Gute Zröpfe, 2* euch, 2° jeden. ?° holt. ?" eine. 
”* Magen. ° Diarchör, °* Stube in zweiten Stocwerk. ?? Radar. 
’ mollen wir. * De gusiu nom est dieputandum. . 


0 
84, Das Seine En 


(Bofföfage In der Mundart von Rennerod, mitgetheitt vom Gemtnariften 
3. Behuhäufer ms aa) arten 





Zwiſche Rennero en! Walbmilln, do eß e? bißche rechter 
gan du der Schoſſee ao® e Hippel, de Häßt mer de Houp. 
o eß en* gruß Hohl, en frafterfich Hohl. Gt nieht nu 
die Sao dehamerim, i.ber Hohl hät vir uraler Belt e 
Hanſelminnche gewuhnt. Daot Hanfelminnhe waor e fu 
Ela wie e Kend vu zwa aor* drei Johr, aoiver ganz ſchi,“ 
en fu hibſch ugebao,? wie e fu e Ulmer Bring. Baot faom 
weht det® no Rennero, aower emmer Owens en braocht 
de aorme Leu Brut en May, ad) detes® Gelb, bet? fe ſich 
fü zimmlich halfe kunne. Aower nur fu asrme Leu röfre ° 
aut, die ſchi brav en rechſchaffe en flaißlg waorn. Die Faule 
krsire nant. En wenn er’? Aowend ausm Wertshaus kaom, 
en ze teif int Glaos gefel?? Hat, da krölre auwer a u!" de 
Ropp, berre (mern Haf ſchmeß en e wußt gaor net, wu fe 
dann faom, Huffärtige en fhnadlere!* Warercher wouerni⸗ 
1 der Spinnfto aor off'm Dany ganz ſchwaorz gemaocht, 
det fe ſich richtig fchomme!s mußte. En wenn der Boume 
er e mol tihtig isien wol, aor foß ant maocht, wart 
urecht waor, da Fräite a offet'" Maul, derem bet Lache 
verging en ſai Laͤwetaog faoche net, von daot herfaom. Aower 
det Hanfelminnche kunn fich ach uſichtbaor made en döl Leu, 
böi net reecht bere,?° en Schauwernak ubau.?? : 
Beſonners hat de gout Gaſt, wie be Leu det Hanfel» 
minndje ach heiße, nern met de junge Leu ze dou, dei ſich 
beftaore wolle. Wenn bei i de Kerch ginge em wolle ſich 
Eoppelöiern Ioße, ba krölt jeberant?: un be Brautleu fu e 
Ma Ringelche ou feheier*® Guld. De blieb e ſu lang ganz 
blank, affe*® hibſch anig waorn. Wenn de Vhleu aower 
unanig wouern, ba wouer ach de Renk roſtig, en wenn ant 
dem annern utreu wour, ba waor be Renk fort, en mer 
kun gaor net föt, wa e hikomme waor. Daot gaob aower 
en Foarcht inner de Fhleu, dadt ka** fa Minſch glawe. Se 
naohme fi all fu e naocht, det jederaut Dont; "want reecht 
waor, bamet be Reuk net roſtig woler.° De dilenk wouer 


* Über die Heingelmäunden f. die Abtheilung Mythatsgiices. 
Die vielen reellen ve Mundarten 1% Amte — find 
oben in der Lautlehre angeführt, . 

"und. a ft ein. "ab. “eine. * oder. * fchön. ? mugelhan. * oft. 
9 Da. © Hefamen. 2 einer. 12 gefehen. ?° eine an. '* fholg. *°.iomeden, 
0 fhämen. "’ fügen. ?° auf dad. '? thäten. * anthum. 2: -jebereind. 
22 reinen, 2’ als fie. * kann ?* würde. 


60 





aower ad) off Kermefer, Huchzaire en Kendafe ugedo; en 
wenn aner be Renk verlaoın hat, de ging geweß off fa 
Kermed mi, aor ju off'n Platz. De junge en de ahle Leu 
gewinte ?* fih daorem all fu orblid en rechſchaffe ze fei, 
affet?? nur miglich waor. Det Hanſelminnche eß auer im 
ſchwediſche Krieg verfchwunne, en et waaß fa Minſch, wu et 
bifomme ep. 


33. Gründonnerstagsei. 

(Mundart von Gmmerihenhain A. Rennerod, mitgetbeilt vom Bchrer 
Geiler in Rebe. — Zu beachten find befonders: ei—ie; ea Ze, iz 
sizen, Ü, 0; va=u.) 

Wenn mer! e Hoinerai,? dot off be Broibunnerfchtig® 
geloogt eaß wuren,* enn Woll injpedt? enn bot Ai ſu 
unnigs beatt® enn de Kerch nümmt, da faln)? mer, wemm 
mer de Srfchte® enn der Kerch eaß, fihln), wei de Heze 
enn be Kerch fumme. Dei ab(n) kümmt off emm Befe, bei 
anner off er Gowwel, dei anner off emm Schaad Holz, 
dei anner off emm Kirenftempel® u. |. w. eun be Kerch fe 
floihe. ° Dot fein?’ omwer bei annern Leu’? net. Nu 
made fich bei Hexe emmer off dei Frah loos, bei bot Ai bei 
fi) hott, röde emmer dichter enn dichter o(n) je enn füche 
fe fu ge dröde, dat dot Ai ennzwaa gibt. Dei Frah, bei 
Dot Ai bei fi hott, moß et desholwe enn ber Hand emm 
Neipert hahle, '® da, wonn dot Ai ennzwaa gibt, gibt aoch 
derr Frah bot Harz Faput. 


31. Die Orgel. 
Rundart von_Herbornfeelbah A. Herbom, nerftorbenen Lehrer 
laas dafelbft. Abgedrudt aus dem Allgem. Naflau. Schuiblatt 1859, 
Ro. 3. Diefe beiden Gedichte wurden im J. 1840 Im Dillenburger Bodens 
blatt abgedrudt; das jeeite folgte, weil das erſte auf gewiſſe Leute nad 
Orte bezogen wurde, die es aber nicht treffen follte. Beide Gedichte find 
als ein Ganzes auch abgedrudt bei Sirmenid 2.30. ©. 02 f.) 
I 
R. Mei, fat! e mol, Hot Kaner was vernomme? 
’S murte? Peife aus d’r Orgel raus fei Eomme! 
Suball der verig? Schulmafter nur afing brof 3* greife, 
Da hört’ m’r gleich fu Mahne, Fahne Peife; 


* gendhnten, 2 ald es 

* Denn man. ? ein Hühnerel. ° Grüudonnerätag. * ift worden. 
ei . © mit. ? fann. bei den Erften. ? Butter 2 geflogen. 
"2 fehen. ?? Beute, ?° Halten. 

* Mein, fagt, ? Es müflen. * vorig. 


6 ‘ 


Dei Zeit der ower fort iS Fomme, 
Do hört m’r immer biete bromme. 
MR Eid ho* gehört, der hätt dei klahne metg'nomme. 
R. Do müßt m’r gleich nohſeh,“ un müßt d’ Löcher zaͤhl'n, 
Do fäh wre jo, wei viel ber klahne fehl’n. . 
Dos wär,nod prächtig vaus 3’ brenge. 
W. Ei loßl dei dide Hört m'r jo noch beſſer unner'm Senge.” 
R. Wos braͤucht m’r ower unner'm Senge dos [3 bör’n? 
Wer tüchtig fenge kann, der werd fih doch «8° Spiel’n 
net Tehr'n. 
Der Spieler fpielt noh feine Rote, ganz firad aus, 
In ahner Selb? feng ei d'r ower breimol nof un 
. 'nob, '° un fechömol nebenaus. . 
Wann eich d’r Techt i im Schuß fei merrem!! Genge, 
Do könn zwölf Orgeln meid) vo meiner Weis net brenge, 
zum Senge braͤucht mir gor ka Orgel, 
o richt't m'r ſich noch feiner aig'ne Gorgel. '* 
Wer kann dos aach verlange vonem !® Bauern, 
Doß der do of dos Spiel’'n noch erſcht foll lauern! 
Beim Ofang un beim Ausgang do hörn ich’8_ower gern, 
Wann nur recht tolle Stickelcherrob g’orgelt wern. 
Spiel’ nurz ’* d’r Schulmafter & anzigmol v Rehraus, 
Ich weite — * ‚mög ta Menſch d’r erfcht z’r Ther 


Doch weil m edor ta Srageftüd, wei froi’r'° mauch⸗ 


Drim laͤft m : et st "Thür naus, fo hurtig wei geſchmeert. 

W. ai mad} dich bei g’cheide Leu!” nur net zum Ladhe, 
D’ Orgeln bot m’r jo doch net, um Poſſe drof 3’ made. 

8. Dau Hoft ganz recht! Su 18 d’r mir e Fall b'kannt, 

(Mei Ellern ho '* mır aach d’ Pla emol g’namt), 

Do bott der Sigelif d’ Schnaps fü gern — g'roche, 

Do man Ahr Berner in’ dr Prerig briwer 

ott g'ſpri 

Mei Orgeliß, bei ber ſich emol g’troffe hatt ei 

Der hatt fid) kurz bejonn’ un Burtig brof g’fpielt: 

„Ber niemals einen Rauſch gehabt, uf fi fein braver 


ann.“ 
Dergleiche Sache fein jo doch 'n Sinn un aach'n Schaun! 


* gabe, * nachiehen. *manes. ? unterm Singen. ® ans. ® einer Silbe. 
» hinauf und hinab. *% mit dem, 3% eignen Gurgel. *° von einem, ?* nur. 
» Thür hinaus. ?° früher, ? Leuten. ?® @itern haben. 


62 


IL . 
A. Do wor id hau!* Herwen?e in ’m Keͤmerſchhaus, 
Do laͤg d's Dilluſchei Wucheblot, bo leie?? ich ebbes 


draus, 
Dos wor d’r grob rad, ’8 wei d Bauern ſchwaͤtze; 
Ich mahnt, ich pe mich grob fer”® lauter Born zeipläpe. 
’S mögen 'c?* wol fei, det driwer ho g’lacht, 
Mir Hat deſch ower haut, wer Atgerniß Miacht. 
Su: Faulenzer, bei ſolche Sache ſchreiwe 
Dei Einnte fi) ihr Zeit aach annerfchter vertreiwe. 
Wos bon je nur d’roo??* Wos bringt'n dos da en? 
Zus A aach ſicherlich Yan Man met ‘Ya un Kenn, 
müßr fich annetſchtet beſtrewe, 
Er "laufe Tann für —* jo doch doc net lewel — 
B. Dan kimmſt do gleich barwariſch in D’ Hetz, 
Su mach eichs net, eich wern aach felwer ſpetz, 
Wann Annern vo d°-Vauern ſchwaͤtze, 
Do muß mer'n aach als an's dr'gege ſehze, 
Un muß im Spaß fi tüchtig merren*® wetze. 
Do wahß ih Stietelcher, bei fein dir vill a’ toll, 
Der wahß ic grod 'n ganze Ranze voll. 
Ich will dr asẽe verzaͤhl'n, d' kannſt d'rſch mol b'halle, 
Ich glawe ganz g'weß, '8 wird d't aach g’falle: 
S worn een, Fra, dei hat!'n Gluck met Hinkel, 
Bus wor, m Bi out naut zor Sach', meittwege en Kraͤh · 
w 
Dei Klahne worn ber Ahle. innern gti kroche, 
Do — T glei bei Fra zou ihre —* g'ſproche: 
„Seht ba! ihr braucht den Kiahlein Nichts zu geben, 
Die füße Muttermilch erhält ihr ſunges Leben.” 
a. Hahal — dei hot g glabi dei ſoͤffe a d'r Gluck, 
Wei klahne Fertel dr Muck. — 
Dos wird m'r hau noch aumer  olatäriwe, 
Un ſu'm Uger! ad’ Naſ' g 
8. O ſcham dich Doch! fu mußt 3 ir net denke, 
Dei met dem Wucheblot, dei mon?? Farm Menjche kraͤnke. 
Des Blehtche werd vo Vornehme un Bauersleut gelefe, 
Un 18 geweß uf gar Fan Menſchee Stich geweſe. 


' geut, ”° Herborn. * Das Dillenburgiſch. ?? fefe. *° vor " e6 
mögen ihrer. ?° davon. ?° mit ihnen. 2° wei. ?" eind. 2° wo 1 war. 
* ju ihren Kindenn. »ſo einem Gpötter. *? wollen. 


63 


35: Das Gefecht im Sochwald Kalteiche. 
AMandart von Feilerdilin A. Bittenbnrg,; witgetheilt done Lehrer Joh. 
. Beder in Eronberg.) oo. 
Borerinnerung.” „Ib gebe das — aue treuer Erinnerung. 
Das Gehpräh.grändet;fich: af eine Schlacht, die tu der Mühe: (etwa %%, 
Stunpen auifernt) von -Felterbilln in dem gehpalb Kalteige im 
Mai 1796 War dem frangößfhen General Kleber und dem äftere 
lm belera Eiemik derflef. Gtfterer führte Jowtdand finfen 
Flügel ,: vertrieb dle Ofterzeicher von ber Gieg und fhlng fit wiedertoht 
bet Altenktichen 3’: lefsterer kommaudierte unter Erzherzgag--Rarl, der. die 
Ks fen gm 8. Juni 1796 bei Weplar befiegte, — Im nördlichen Ant 
leuburg herrſchi allgemein der Glaube an’ Deuteroffchie. Bon vielen 
Gewmetndegilebern murde mir es von Hdrzeugen verfidert, daß die Er— 
sählung bes reife Wahrheit entgalte" Beder.. “ . 
Knaben (am "Abend Bei einem Greis verfinmelt): 
Verzehlt und 8 emol wörter, wöt de Sonnig je Omenb.? 
Greis. No wuvo da?* . 
E. Ei vo de Franzufe dm de Kaͤferliche i der Kallache. 
Dott mölktet err jo thou, warm mör wörter kaͤme. 
©, No, da Biert® aach hebſch mich oh,“ ech will uch 
andy nad) aut faa,® wott vörher Yaffeierte, wöi be ’Len? im 
Waalb worrn, oͤnn wolle Laab® Hole zum Strage.? Ch 
worr aach berbei bett meim Kartn Im meim Ochſe. Woi 
wmör im — Thou worrn, do hurten alle Leu vo der Ser 
getlenner Hy '" her bett Kanune ſchdiffe Ann bett Flinte. 
Dott dauerte dmm Piertefftunn, do kom der Laärme, wei vo 
err'* Batallje immer näger, dat all de Sen furt liffe önn 
liſſe dett Fourwerk im Stöch. Dwer beit Laafe hakf aut, 
baal worrn mör mötte i der Schlacht; ſeih ie Tonne mir 
ar naut, ower bett Schdiſſe bett Kanune Inh Flinte wort 
u flärk, dat mm + Hiern oͤnn Seh verging, boß et verbei 
— Do ging ett de Stommicher Strouth enunner, noh 
gera® Hu 
R. Et wott worr dott dah? 
G. Dott worr e Voͤrſpill Warm aut paſſetern ie 
da zägt fich don vörher ob. Watın fmeg ?* Baal ftörht, daß 
ött et? Bew, bat füih de Lacye:® vhrher oh ber Hausthot 
, Inn wann baal Fauer auste, don fett?® gach vorhet 
e ze, wei warın et broit.2° Wammer ſu aut be Roorge 
kai 1,2! ba paffetert et Baal; jeut mert*? vwer Omwenbs, 
dab dauert ett länger, böß ett gefcheußt. "> 


> Eionntag zu. Abend. * Run wovon dann. * härt. * an Me; °noh 
was fagen. ” wie die Leute. ® wollten Laub, *Strenen. 2° mit 2 Sie⸗ 
gerländer Höhe. ?? einer. ** fehen. ®* einen ?° die Steinbachet Strutb 
Hinter nad) Hager. *%" jemand. 7 gibts, ** Reiche, *° fies. ®° brennt, 
= fieht, ?? wenn ed, * gejchieht. - 





64 


8. Oß** dah aach del Batallje baal benoh Fame? 
Gr. Hott err nött i der Kallaͤche als emol Holz geholt, 
— ß her Plaß teh** gruße 

R dott dB e ß wu gar keh gruf 
Beem mi ftib, der oß Dil grißer, weil dett Soon. 

Gr. Do ho de Käferliche alle8 abgehaue, oͤnn Ho vo 
be Beem Schanze gemacht. Der Generol, de fe hatte, ber 
hiß Glöntg. Der Orzherzog Karl worr ber Haaptgenercl; 
ber woor ower nett berbei, foft** hett ett nett ſu gange, 
ber hätt de Franzuſe gejaat, wei der aale Yrig vo Pl 
wei yus als fröiher erzählt Img Ower de Sranzufe ſaͤl enn 
i be Seite komme, vo Seege ber, (deh ir Generol hi Kleber) 
datt fe fich nett lang haale Tonne, dnn bo fäi fegrab doher 
aut wu be Leu vierzeh Taak vörher dot Voͤrſpill 
gehürt bo. 

8. Sai aach vill Sälonte dub blime? 

Gr. Gudt emol off de Ahr,“ wann oͤrr emol i be Vers 
haak kommt. Höi her zou immer? be klene Heppel, do ho 
mör be dure Sälbote hi begraabe, als emol ſechs i ch Loch, 
änn off der annern Seite inner be gabe Heppel do leige 
dd dure Gäul. Wann oͤrr emol wörter bei mid, Fummt, 
will ich ud) and) en Saͤwel weile oͤnn e Piftol, bei ich do 
funne hoh. Mei Saaf haarn?° id off err Kanunekugel, bä 
ich aa inne bob, bei hott er dach al gefeh. 

Wei de Schlocht vörhel wort, ginge moͤr K Off m ganze 
Week loge dure Saͤldote, döi geſchoſſe dun gehaue worrn, 
emm2! worr ber Kopp geſpaale, dem annern der Orm ab— 
gehaue, woͤrrer emm it Knei gan, monchmol look aach 
e Kirafjierer inner feim Paard dud. Ower, wöi mör irft 

i kome, de Zee, wei foof et do aus! Mieh, »ꝛ wie zwa⸗ 
unert fäi do begrame worrn, ower vill mieh Käjerliche, 
mwöi Franzufe. De Käferlihe Bleſſitte riffe: J. M. 3.°* 
önn de Franzufe: Montje, Montjel®® Alle Gemeene borimm 
mißte de Bleffirte off Karrn hole enn ſe verfoorge, Böß fe 
wörter bähl?° worrn. Hei off der Schul Ioof eener, ber 
bi Hauitſch, eener vo de Kaͤſerliche, der worr elf Bode 

o. De Leu broochten emm off ber Reih fei Affe.” Mai 
fenn <® furt ho gefahrn bur bet Doorf, dou hott 8 fich gch 
alle Leu vernaigt Inn hott ſich bedanki. 


* 28 feine, 26 . 3° find ihnen. » Erde. ?° 3* 
Senſe en dengle) de Pin — * mehr, Er us Er 
— Mon Dieu (Mein Gott). »bis fie wieder hell. Nſein Then. 

ie 


65 


NR. Gh ſaͤl emol allee om Verhaak verbei gange, ett 
hott mech ogeheuer gekreſſelt — mei fein ich gelaafe- 

Gr. E paar Johr jpäter hon id) emol net weit dervo 

At. Woi ett ſu zwölf Auern fäi Eonnt i der Naichtes® 
inn et worr hebſch fternhell, fu geh de Herveft, do bon ich 
lauter Lichter off dem Verhaak hi enn ber fahrn feh oͤnn 
immer bott ett vo —* eruffe: huhuhu! 

8. Der Schulmäfter hott emol geſaht, dott waͤrr'n Irre 
liter, oͤnn dott Ruffe thäte de Anele. *° 

Gr. Ech ho ver auerm Schulmäfter alle Reſpekt, ower 
maͤch maͤcht be bott nett weiß. 

8. ‚ählt aach ep emol di Geſchichte vo döm Mann,“ 
der om Salzburn giht Sun hot de Kopp innerm Arm. 

Gr. we hott ett zeh geſchlaa, drim gibt ek noh Hamm, 
ech will mich aach leeh,“ Hau“? worr ich 38 Dellmerk*® 
önn ech fät recht moi.“ Moon ergähln ich uch weiter. 

Ein Knabe. Ech traue nett elleh,““ hamm ze gih, 
et 55 fu dunkel, mär ſeut keh Hand ver de Äage. 

. Gfäliger Jung, de Franzuſe önn de Käſerliche ſäi 
nett mieh do, dun der Mann ohne Kopp frößt dich nett. 
Hoſt dau nett mieh Kurafcht . 

Anderer Knabe. Kömm, ech gib bett bör, böß oh 
auer Haus. Ech ho Fee Forcht ver naut. 

Alle Gaure Naicht. 


38, Ein Bauer nach dem Veſuch in der Stadt. 
(Mundart aud der Umgegend von Dillenburg, abgedrudt aus dem Dillen ⸗ 
burger Wochenblatt 1839, {4 November ) 

No Hannes, herr emol, ag komme aus ber Stadt. 
Was bonn fe der do etz Se bonn e Wocheblatt. 
& Beiring i8 der doß, fü von em halme Boge, 
Do ſchreiwe der fe nin, wos Kr bot geloge, 
No Life, wii gebrudt. Doß lohs ich mer nod) gelle, 
Do duhn fe der drin vom Amt Befehle melle, 
Bann ahn's im Kinnbett leiht, warın zwa fich copelirn, 
Dei duhn fe der barrdu ins Wocheblehtche ſchmiern, 
Un, wad mer net gefellt, wer Montahis tudt geweſe, 
Der kann's de Samſtahk druff im Blehtche der ſchun leſe. 
& wann e Rafenber emol Bleibt ünver Nacht, 

Felt fi, wöi e will, e werd ind Blaht gebracht. 


> Racht. * @ulen. * degen. *2 heute. *' Dillenburg, ** müde. 
“allein. 


Kehrein: Volksfitte. 5 





66 


Ag glaab, der Deuwel trau, fe duhn's noch weizer dreiwe, 
In duhn am Enn, gem’ Acht, nody Uhzerei nin föpreiie. 

Es: ſein er in der Stadt, d&i fein der net gehuwwelt, 

Wann dei en Uhz nur ger, bahn werb fer Frahd gehe 

Wann zwa mi nanner 'mol ſpaigirn im 

Wann ahns nohch ahm nurz? guckt, gleich werdis im Bette 


ftihn. 

Wann Dwenbs funge Burſch der nı loß duhn renne, 
Un ſahn, fe wollte bai —E Eh “ 
Un werb’8 en bo fu ſchwach vom Bude un vom — Schlucke, 
Doß ahner hahm je draht, — duhn fe des doß brucke 
Gihn zwa der Schoſſeh nuff, bei Nacht mit er Latern, 

Un ſein's ahch feine Leut, mer douts im Blehtche herm. 
Un warn der Wein emol bei Wafler nur verfucht, 
Gleich drude fe, ber Wert, ber bett de Waſſerſuchi. 
Verftihöte, ſis nur Uhz, vdahn wãrn v net lauter Lije, 
Schwaͤr Krenkl wu well! mer bahn bei Dokter all her krije 
ergreift ſich mol der Wert, un gibt ahm Markebronner 
For Geäepn- Reeugers Bein, nin kimint's ahch, hol's der 

onner. 

Wann gar e Mahdche — No, mer ſchweit am beſte ſtill, 
Doch ſahn ag's grad, fe ſein all narrig ahn der DIN, 


78. Ohn alle Dee Zarercher, dei noch 


(Rundart von Dillendurg, abgerun aus dem Dillenburger Wochen aau 

1854, 1. Rovember,) 

Wann d’r Mat, dr leibliche Mat, 

Wann der doch amol do thet fei, 

Da wer aich herzlich fruh. — 

Dr Wenter er e fehlemmer Gaft, 

Do hot mer d’r fei Herzens Laſt, 

Ach Gott! do frirt ahm ful 


Kimmt omwer erfcht der jonge Mai 
Met hellem, blankem Sonneſchai, 
Er gih mer of de Schett! 
Do yent mer d'r be ganze Doak 
ercheſang, de Finkeſchloak, 
FR bische fritis ahm nett. 
Behobelt, fein. ? Nur. 


"Auf der Schütte, einem mit Bäumen bepflauzten Plage in der 
Nähe ded Sätefe, wird die Kichweihe gehalten. 


67 


On bort erfcht, of d'r Adolfshih,“ 

Wei 18 d'rſch do fu heil um jchi, 

Dos 18 e wahre Freud! 

u Vislcheſucht ſich ſei Braut, 
s Reſtche werd d'r Ig baut 

En Wald on of d’r Haid. 


E Schägche, Taufend allement! 

€ Teiwes, fchlnes, goured Kenb, 

Dos fimmt mer ehe en Sinn! 

Herr aich met Neſtche egt gebaut, 

Ach meh e Madche gleich zour Braut. 
On zeg ens Reſtche ninn. 


Da peff* aich d’r de Doat, 
Voll Seligkait, de Snde "Salon 

On feng d’rbei Juchhail 

Wann Wenters da b’r Schnöt har fans, 
Da ſpirt aich werrer Froſt noch 8 

Da wer merſch immer Mail 


Su ower fep aich ii tt, 
18 e Jammer on e Durt,“ 
Ela ® en mai vöir Wenn, 
Behr Bangerweil thout's Herz mer wih, - 
FAR Froſt aich's gor net aus Tann ſtih, 
Waibche fi mer en!” — 


Drim herrt {hr Mabier, jong on fai, 
WIN and vo Euch mei Schägdhe fai, 
Dem will aich eppes fa: 

Mat Neſtche werd ept ſchi gebaut, 

Vich mady’ e Madchẽ giaich zour Braut, 
On Eourz b’moh zour Frah. 


Mai Fra werb of de Henn getrost, 
Se kreit e ganz ſchi faire Mad, 
an 1 Nenft noch alleß fei. — 
El now ans b’zou verftih, 
'anır bei’'n Herr Jezpi⸗ gih, 
Pr fär em'°, wer aid fel. 


= Die Moifsböge (mit einem Hütten), ein beflchter Spazieegan; 
* Bögelchen. * A ct, Sein. © allein, ? fü rt mir cin (an 
mie warm, im eigentlichen —— Siam. ſeidenes. Hr. Jasobı, 
der derieger des Wogenblatted, 7° fagt ihm. 


68 - 


3. Lieb. 
(Mundart in den Dörfern bei Dillenburg und Herborn, abgebrudt amd 
„Germaniend Bölferftimmen“ von 3. M. Birmenid 2.8. 6.91 f) 
Meiln)! Schatz de eß? fu lsib un gont, 
Hot Vädelder vuſn) Milh un Blout, 
Bwa Augelder, jhworz wei dei Naocht, 
Womit fe aam? en’t Harz ’neitn) laocht. 


Io, en bet Harz, ’n’t* Harz enei(n)! 

Eich meecht manchmol vur Fraad * offichrei(n) 
Un flenne® aach pur Braſt zeglaich, 

Un fei(n)® doch ſunſt net gaor ze waich. 


Un wat meich ſu zom Kreiſche zwengt, 
Wat meer de Brdih? 'uſt Aage brengt: 
Sit laocht net meer allaanig '° zou, 

Na, aach em’! fchine, '? ſchworze Bon. !? 


Dürengle, "* wammfche ſollt eich en," 
Dog) heilt villaicht dot [eibe Känn, ° 
Gt bot en leiber wuhl, aß mei, — 

Drom gih nor, Bon, eich ſchune deich. 


Bei Dog un Naocht fem’lix eich *? fu; 

Meiln) Lebbog vwohir’ eid) net mih *° fruß, 
Wann f&i om mei 'mol Kommer bett, — 
Gott ftih mer beil — eich kah(n) et net! 


89. Erzählung 
eines alten Bergmann während des chtaeſſens* der Bergleute bei 
dem Steiger Nidel zu Nanzenbach bei ee — (Abgedrudt and: 
„Germaniens Bölferftimmen“ von J. M. Zirmenig, 2.88. 6.895.) 


Meine liebe Harın! Do ihr meich quäle thut, daht eich 
ebbes verzähle ſollt, en's DVerzimbern! ach mein Sad nit 


* Diefes eingeMammerte „n« wird nur ganz leife gehört und der vor 

gespehenbe Votal mit einem leichten Nafenlaute ausgeiprochen. * 

einem. * in?s. ® rende. © weinen. ? Kummer, Herzeleid. ° bin. ? Brühe, 
d. i. Thraäne. ?° alleinig, allein. ?? einem, ?? jchönen. =° „Bou" Bub, 
Durſch. ** ftark ſchlagen, gehörig durchpruͤgeln; ein Wort. wi nicht 
bios auf dem Weiterwald, jondern auch fonft in Rafjan üblih iR; man 
will dad Wort geiöjichtlih erklären, indem man ed aus der Zeit des 
Kampfes Adolyh's von Raffau um die thüringifchen Länder berleitet. 
Pr der Bat, f. dagegen das Wörterbuch, »* Ihn. 36 Kind, °7 finme ich 
nad. ?* mehr. 

* 8 if in dieſer Gegend Gebrauch, daß am Faſtvachtatage die Bergr 
leute fih zu einem eier beim Steiger (Aufjeher des Bergwerk) ver 
einigen, wozu die Gewerfichaft ihnen gewöhnlic, einen Taglohn zufept. 

ĩ und das Zimperlichthun. 


69 


18, dahn will eich ach, do mer doch ipend Faßnoͤcht Bun, ? 
ebbed Spaßiges° uftiſche. Do felli mer der nu grad bie 
Geſchicht in, wie meer's ergange e8,* als mer noch noh 
uferer able Weiß fe Halle thäre.° Zu dare Zeit bo fein de 
jun Borſch, die vür’n Orts hun fumme wolle, noch net 
0 ımgejhabt en ungefchreeft?” welgefumme, wie ihend,“ do 
hot's ald hübſch noch e biſſel gefoßt em ach manchen Zug? 
hot's do noch abgefaßt. !° 

Doch, befeer!! eich ze verzähle anfange, muß eich erſt 
noch birre, '? nit ungebüllig ze wern en’® meich ach nit ze 
unnerbreche, weil eich, obwohl eich's Kaufele'* nit treibe, 
doch gor leidht err thun wern, befunnerd wenn mer Jemand 
in mein Kram thut machen. Doch dovun nu genung. 

Am Faßnochtstaͤg, ald mer beim Steier!® Az feelig ufer 
Traktement geballe hotte, wo die Mepeler ach wierer ihr 
ſchoͤn Geldche derbei gewunne hun, thäte der de Spielleut 
dorch's Ort ziehe en vor de Steier ihre Häufer ebbes uf 
fpiele, en ſo bie Derglent Iange, '° de mer '” ber bahn in 
Reih en Glierer für dem Scholihes fein Haus fein ufge 
marjchert. Born uf thät der unbarbarifche'® Kerl, der garftig 
Schiorches: von Balwirer, ziehe, dar us junge Kerls fu 
mitjpille thät. Er war der angethon mit e Paar weiße, 
weire, 2° unne zugebunne Hofe, en e Jack hot er ber ange 
bot, ber wor der rieruth un um be Leib zugebunne, al 
fo weit, wie eich noch niemals fein gejehn hun, en über en 
über wor er mit Iaurer Lappe behängt. Uf dem Kopp bo 
hott er'n fpige grobe Mütſch wie e Zuderhut, en bobruf 
war e barwahriich Gidelöferrer?! angeprocht, en unnerm 
Arm do hot er dahn fein Geſcherr gehot, womit he*? us 
Hot drangefrieht. Korzüm, der Schaute *® der foh der aus, 
als wär er dem Teuwel aus ber Küß gehübt, en Spring 
kunnt er mache, daht mers doch e biſſel vor em graule** thät, 

Für'm Schüles’s feim Haus do thäte mer fill halle, 
en wie be Spielleut wierer e Stüdelche ufgejpielt Horre,2° 
en e folder Schlammafjel?” von Leut do war, daht mer ſich 
faft nit rühre funnt, do ſtellt ſich ufer Krenksſchwernöther 





® haben. ? das „a“ ſchwankt zwiſchen g und o. * if. * Halten taten. 
© in der Bergmannefprache die Stelle im Bergwerke, wo gearbeitet wird, 
1 ungeldheöpft, d.h ohne Koften, ® jept. > Scherz. '° abgefept. ** bevor. 

bitten, 2° ad, + die Unmwahrbeit fon * Steiger, lufſeher. 26 d. h. 
Sad vlnpe Kimme, "eten, " Sahnfbn. er. "ar > gen, 
graufen. * Schuftheiß. ?° hatten. * d. i. Menge; das Wort bedeutet 
and: Streit, Handel, Geſchaͤft. 


70 


uf en Stuhl en fängt ber do an, en würige:e Sprach zu 


m 
n&idy fein,” faat er, „ber Hofbaltwirer feiner Maajeftät, 

der arzſchillernde Koboldcher owerſchter Harr en Harrſchet 
tm Geberg. Gich fein der nu hernierergeſtiehe von dem Fuß 
meines Harın ſeim Thron zu euch owehutchige,?° imißeartigeꝰ. 
Duante,?? en hun meich, dos mein Harr ſu hot hawe wolle, 
purinzigellahn?® aus laurer Gutheit zu euch verjchnäppigem 
Bolt herbemöht. Es is em nehmlih zu Ohrn gelomme en 
ach gemeld worn dorch fein Spiune, daht fi unner euch 
menſchliche Dollpatſche wierer manche Doßerjaned befinme 

- thäre, Die gegen fein bejunnere en ausdrückliche Befehl ſich 
vermefje wollte, in fein unendlich dunkel Land, ungepugt en 
unbalmwert dorch mein Hand, inzubringe. Do nu fein gut 
Harz nit zugebe will, daht er Die verwohene”* Kerls uf em 
Neft erwiſche en vernichte thät, jo thut er weich, feinen all- 
mächtige Hofbalwirer, Leibmellizinart en Hofrath, hieher jenne, 
um euch fein allergnäbigfte Wille fund zu thun en zu offe 


em. 

En druf tät er foen able Papierjchnigel aus be wüthige 
Hofe en fing der an, mit er fuͤrchterliche Brill uf der Raas 
gu verlefe, oder befier, herzuſaan, bahn fo mie mer’s yür- 
tom, konnt he gor nit Iefe, weil he üinner bare Zeit ach 
immer noh de Weibsleut gude thät. 

Do drin do that nu fo umgefehr dasſelbe ftehn, wie er 
ach geſchwaßte· gehobt hot. Druffaat er aber winber: „Eich, 
ber weltberühmte Hofbalwiter, fein alfo Bieher fumme, um 
euch vun eure Tredbärt zu erlöfe en euch dorch mein ferfcht- 
liches®° Meſſer zu de Berge kumme zu loſſe, en drum be 
gebt euch gedillig brünner, en fummt herbei, daht eich 
wierer hamkumme thun, bahn bie bo fröift?” es mich unbaunig.* 

Do Hot der meich dahn das Glüd emol nit ber allererſt 
Betzufe, dahn eich ließ die Annern hübſch vür meich kumme. 
Bei dene do wor ber die Geſchicht ſchnell abgethon, bahn 
die de hattem?® all recht hübſch die Gurgel geichwentt,” 
doch bei mer, bo ließ er dad Tummele aber hübfch feia 
bleibe, en bo eich em nit gebrodt Hot,“ fo thät er meich 
aber ach glei fein ganze Zorn fühle loſſe. 

Do war der bahn fo e aller" Stuhl, uf den eich mei 


?® wütpenden. *? erzbewachenden. ° ofeuhitenden. ** ameifemartigen. 
” „Quant“, ein nirps. Babe, au: Echelm, loſer Bogel. *° d.i. ganz 
allein. °* vermegenten. geſchwaht. ’* fürftlices, ’ friert. ’* 
N PH wu trinten gegeben. *° d. h. nichts zum Beflen gegeben hatte. 
. 








21 


fafle*? mußt, en ſtatt em weiße Lappe thät er mer e Stift 
von em able Salzſack vürhänge, en flatt ber Saaf*? do 
thaͤre er mir, wie e echter Pingftfüchfer,‘* mit enem Stüdel- 
hen Eis umner der Naas erüm fuͤtſchele, ſo wie ers ad) grob 
bei de Annern gethon hät. Dät, daͤt ließ eich der mer noch 
gem gefalle, wie de ber aber mit ſeim hoͤlzern Balmwirmeffer 
imme thät, en mir aus alle Leibeskräfte über mein kitzlich 
Haut ftreiche that, daht Fein Keitches· mehn*s dervon 
hänge bleibe thät, do wurd eich der aber emol Erappicht, 
aber eich mußt fill halle, eich tHät ja unner feim Me| 
ſthe. Doc wie er der noch fo an mer ſchabt en Fragt, 
immt dem Rehs Lip8*” fein Rübche*® en beißt der beftännig 
noh dem Rarrn do feine Hofe. Ei, der eich dad Ding 
ſchon laͤngſtens moͤd war, ftellemelh an, ald wollt eich dem 
Hunnche e tichtiges verfeße, en trerre*? der dem Kerl der in 
die Bein, daht?° de ungeſchlacht Geftalt do uf meich fällt 
en mer! allegween mit dem Stuhl zuſammebreche en mit 
famme in de Purrel’? kollern. Do Höt er*® aber erſt emol 
de Speftafel hoͤrn folle, den's do gefeßt hot, wie mer us 
do im Treck herumwenßle thäre. Doch eich, eich Kot de 
Scharm** dervun, mein Montirung wor ganz tredlih en 
Zaput,°® em mei Beurel®* trag doch noch dörch de Balwirer 
SOhrer °” geloffe, dahn, um mer'n nit zum Feind zu marke, 


‚mußt eich em dod die Burgel noch —X —— 
x 


en ach mein Bade thate meich nit appig"® brenne. 
des war einerlei, eich war jo Bergmann worn en hatt mein 
Biel erreicht. 


40. D's Läibche. vo(n) d’r Wearreran. 
(Ale Probe der Mundart im Amt Feichelsheim und in der Umgegend,“ 
abgedrudt aus: „Germanieut EN von J. M Pirmenid. 


Die Wearreraa, bie Wearreran, 
Däi eaß vom deutſche Raid) die Aa,“ 
Doo wii! d'r Waas* eann Geerſcht eaun Koarn, 
Eann aady die Ruus oom Headedvarn, 





Das Gediht (pon 3. 2. 8. Beigand in Giehen aus Unterflor⸗ 
Nadt an der @r des &. Reichelöheim) gehört zunächft der heſſi 
Betterau am, zeigt aber auch wie die folgende Ro. 41 die Eprade im 
Amt Meihelöyelm, aus dem mic keine beiendere Spradpprobe zu Gebote 
fleht. ? Au. ' mächft; * Baljen. 


72 


ann uff de Appilbeem d'r Walın),' 
Su gout, aß wäi es kimmt vom Rhailn). 
ie Wearreraa fol leawel 


Die Wearreran, die Wearreraa, 
Doo bloikt' die Wiß eann dofft d's Haa,“ 
Don flaͤißt d's Waller heall eann freaſch, 
Eann heappe? ean d’r!° Bach die Feajch,'' 
Gann vorn) de Aſt enm'? groine Waald 
Doo paife Vifil’® junf eann aalt. 

Die Wearreran fo leawe! 


Die Beerje ean d'r Wearreraa, 
Wät gleapern d&i eam Moarrjedaal!“ 
Eann wann fealt!® aach kaa(n) Draub!* mit(n)'? witft, 
Eann doofir mir Die Ducatjche'® Tüft,'° Ban 
Se?° deankt, fuu gibrs nouln) ean d'r Wealt, 
D’E_Nau?! dans Fimmt, d's Walt daos feallt — 

Die Wearrera fol leawel " 


Se Frimwrig*” ean d'r Wearreraa, . 
Doo kraͤit m'r Sache allerlaa, 
Doo treankt m'r voln) d'm beaſte Wailn), 
Eann eaßt mir, waͤrrlich! daos eaß faiun); 
Jao, ua bie Kaafer?? Bulnn) gefaat?* 
Sealt?® voln) d'r goure*° Schnaowwilwaad. 
Die Wearreran fol leawel 


Aoch Treu eann Ehrlichkaat, daͤi zwaa 
Daͤi waohfe ean d'r Wearreraa. 
Uufn)s Fuͤrſchte ſaiſn) '8?° laͤib eann gout, 
Eann kimmt d’r Fai(n)d, fe hummer?* Mout; 
Jao, komm nuurtd wirrer her, Branzuus! 
Die Wearreraa gibt uff daich luus — 

Die Wearreran foll leawel 


* 


d. h. Apfelwein.er blũuht.duftet das Heu.hin * 
wird weiblich gebraucht. *? Aifche. ?? im. ir hr —E a 
36 Traube; aud: „Dranbel” 37 mehr. 2? ven. 1° diefit. > fo. 
m Neue. 7? zu Zriedberg. * Kaifer. ?* Haben gejagt. ** dort. 2% guten, 
” Scmabelweide; Johann Yuft Winkelmann in feiner grkabliäen Be 
foreibung der Yürftenthümer Heffen und Heräfeld rühmt (&. 177) in 
Hin fruchtbaren Gegend von Friedberg, Die Kaifer hätten fi oft 
hier aufgebaften der herrlichen Schnabelweide wegen, 2° und. * haben wir. 


Die Wearreran, bie Wearreraa, 
Doo leabt m’r aach näit zou genaa,*° 
Doo hott m’r nooch d'r Grwet Fraade 
Eann uff d’r Kirber ſai(n) Loßberkaat, 
Doo graifn)t die Bat? eann brommt d'r Baß, 
Eann danzt ſaich Borſch eann Maadche nah! 


Die Wearrera ſoll leawel 


Gann giihtre· aus eann ſucht e Fraa, 
Ser Fr —ã — a ara ai 
taohtömaar: , geihaid eann n 
Diät feandt 'r doo, waoh8®? wollt 'r — - 
Waß Goatt!l aaln) Keaßmaulee nuurts voin / nam, 
Ihr Mt oc nooch dem?? eann wairer Taamt — 
Wearreraa fol leawel 


Al. Sagen aus ber Umgegenb son Staden in 


Gand’r BEE. lair*’ e Schtäbtche uff 'm gaor ſchilne 
Blägi oo(n) d’r Naid,“ daos haaßt Schtaore,*? daos waor firr 
Aalerſch * e’gruß Schtaoßbt, fäl eaß aorrer*® can be Krije 
zoamm grißte Daalts innergange. Gapt vo(n) dem Sch 
verzehlt m'r allerlaa. Wann ’r bruff Baß bulnn)*” woht, 
fun will aich uc** e paohr Schteadilcher —E 

Wammer ſe Schtaore d'm Innerdoar· erausgilht eann 
immwe®? de Broil, fe kimmt m’r iwwige 'n Eat chteah® 
ean bie oegeßr wammer nou(n) wairer gliht de Mudfchter®” 
Weahf?" d’r Nachehtwand‘? enuff t twwe de Meattilgraomer® 
ean de Haane Bruch, fe kimmt m’r deleatzte ean de. Wiffe 
af mn ver ,6? dai failn) de Schtenrer,*® jAi Tate anrrer** € 

elfehtenn vo(n) Schtaore, eann mir haaßt fe be Yan) 
boob.°® Don, faa(n) die Leut, doo hätt firr Aalerſch e Kluufter 
geſchtanne. Wr maa(n)t aorrer näit, aß mülich** wädr', dann 
wann's Waſſer mwiift‘” eann geb wird, doo eaß fealtee 
alles iwwer eann diwwer.““ N6 genunk! vom Amthaus ean 


mau. ®* mad, ber Arbeit greude. 2 Rirdweiße. > “il 
and Ana was, —S————— sr 
Mi —R en den Bieten I it, *? an der 
5 aber, *% Theil, 9 bt Haben, = en, 
in zu. Untertgor. *2 und über. ®° Brüßl, eine 
iR Eumpfftelen. * über. *° Eteg. *s Dchfengafle. *" Modhäpter 
. #9 Rachtweibe. “° Mittelgraben. "acht u © Gtabener. 
* wi legen un 6 Tinhof. °° möglich. ® port, über md 
über. 





74 


Schtaore, daos oo(n) d’r Brende lait, wunm’r eun's aalt 
Schloaß giiht, doo glihr”! e Bank innig b’r Gare,?* ber, 
faatn)?? fe, geang {4 can be Aaln)hoob, eann wanumer b’6 
Naohchts die Naohchtwaad eaun be klaaue Brad) enuffer’* 
giiht, je giihr alls· e groo Mennche mearr anm.?* Saft?” 
ea ndit;?® eapk hiirt nuurts oo! ’& waor emool, doo 
— *— fe eam Aa(n)hoob, eann doo gräib aach e Man 
s Schteack voln) irer Herrſchaft Waos geſchiht⸗ Wii fe 
ſuu grübt, eann aan Echeappe®! voll Gare nooch d't aumern 
erimmer®® wirft, doo Blait?® ’r uff aaln)mol die Scheappe 
heaufe, eann fäi boodt‘* ean ivem Seauu, jäl wädr’ ‚boo 
innig e Raid oarrer innig € Baammorzin"* geroore.** Roula) 
Heahht ſai eann heahbt, af müßt ’r d’r Hergbeannil®? krache 
ee aach e Bijſi can die Hih, aoinmwer ’8 waor aan) 
Gedanke, aß? ſal ir Scheappe eraufer hreecht Gagt hott 
fäl geboodht: N6, be mußt doach emolche geſeah(n), waos 
doo fir e Uln)gleadöbeant?? innig d’r Gare lait. Wäi ſäi 
Aorta? -guct, ſe mächt fäl e Paohr Aage, wii e Boad 
wanus Aililt; ;°* dann doo honk ir Scheappe vo(n) ’m Hean: 
a pe n) ’m are gruuße Keaffil, eann der waor g 
d. Wann füi empet?‘ > Gemein” ge 
ſchweeje hätt eann hätt al ir © mean" 
ö fee eaun gerafft, “ hätt je Re Leawedaohl genunk huum)e 
ſuu hoit ſe aorrer gemaa(n)t, fi müßt den Keaſfil 
eruff beawercs ann kraͤit wirter ir Schenppe eaun baoht 
gene = aß fe kreaſt. Gäi broocht ’n aowwer kaaln⸗ 
AR milln) + , eann doo kreaſch je ee 
Annern zon, dai alt erimm gräiwe: „Ir Leut, healjtl“ 
Doo dabhrt's uff aaln)mol 'n Rappil, eaum N Keaſſil meatt · 
kommt d’m, Geald waor innergeſunke eann je horrioou ix 
Reabhte?0? naut!°® mii(n) geſeah(n); nuurts oo dr Fr 
waor doo gebleawwe, ben hatt jäi oo(n) d'r Scheappe heanle. 
Gapt wammer vocn) Schtaore nooch Bioowildeno — 
de muß mr ean d'r aale!!! Daohrmſteerer Tirgenait!! 


ing n geht. ?* unter der Erde. 7 tagen, Imauf. ** immer, 
Be ne —— — 
“= oder unter eine Bummel, = r“ pen. 9 


. 9 Serzbendel, 2 
“geht. * Da. ”° bräct „ ® Unglüdsbing (verwünfdgenber Ruß 
” Der nn 3 Br —— —— — 
»s berli je 20% hat. 37 Sehtage: 208 sicht, nichts. '°° wur. Bie⸗ 
feld, ein heim Stande von Staden. ?' altem. » Greuze, Grecz⸗ 

















25 


towig be Wiln)giiößeerf.'"" ¶ Den Weaht' gibt aach emol 
e Mann can Dr. Ra: eann wät heeln) on(n)’8714 eerſcht 
Sqhteack ovom Wiln)gtti kimmt, fin breannt doo e Faner⸗ 
Gets. uff b’m Ader, dass Breannt ſuu gaalnz ſchteall eann 
ðflatje gobr kaa(n ffin’’° deuofn) uff. Heeln) hott ſai(n) 
Bebraohchling driwwer eann nimmt ſain Schteadenn eamı 
ſchaͤrrt e Bf Kohn!ae devo(n) eann giitt fort. Witte 
nvuln) de annern Moarıje wirrer feread "4° kimmt, ſe deankt 
e 730 doach⸗ ¶ Dern wiuſt moiche fen), waohe a8 fie 
e Fauerche waor,“ eann gilht oo(n) d°8 Blaͤtzi. Ooo finbt 
e aomwiwer kah(n) Kohn eann naut, aß Wann -goat naut Dev 
geweaft wädr’; wii hee(n) aswwer nooch deene Kohn gudt, 
Fr © eweackgeſchaͤrtt hott, bob laie !** don laurer ſchilne 
ucaote. — a a 
Iwwig den Wiln)gilsbeert zäfkt!?° aach d'r weall'* 
Jajer. E Mann aus Taathentert® eann e Säußergeieal 
aus Edhtaore meatt ſaim Schap, tät hulnn) ean d’r Nacht 
uff d’m Bioowiüuer Weahl bie Randkendet Danne’*° uff 
.. m Wiln)gilsbeer? ean aam Yaner!?”.gefsah(n), eamn ·uff 
aaln)mol eaß fun e Lärme eann e Weanb?re geweaft, aß!?* 
m’r gemaafn)t Hott, die Beem'>° eann alles beeht innerſch⸗ 
dreewerſcht gewoarfe wäärn eann b’r met Daohk wäär 
aam 


doo, eann bat dem all hott ſaich kaaln ereelt.re 
ae⸗ wonn?®® frolerhilnn) annerir Leut gehcah hu(nn), 
aß bai ſuu ’m Lärme, den b’r weall Jaͤjer maͤcht, dus in 


aobgeſchoaſſene Thoarn i2 ean’®® d’m aale Schlaf fe 
Scähtaore,!?° der beneefft!?? d’m Meattilgraowe eaß, e lank 
Schtang eraus komme wär meatt ’c gruuße gruuße healle 
Leuchte, eann daͤi hätt doo gehonke, biß d'r Zukk v’rbat!?* 
eweaſt wäär”. Daos eaß aowwer wuur,ae aß b’r aalt 

annheanneridh"** emol ean d'r Naohcht vo(n) Bloowild 
komme eaß, eann doo eaß e Herr fir 'm hergange ean'm 
reaheruuren· Mantil, dem eaß ® noochgange, eann uff aaln)- 
mol waor ber Herr naut'*? miiln) boo eann d'r Hannheanne· 
rich hott innigem'*? Gallje geſeaſſe. Doo kreaſch e benood'** 


„> Weingartenberg, ein Berg bei Staben in altheffiicher Greuze, weir 
cher noch im vorigen hundert mit Heben bepflanzt war. 2° mud wie 
er an's. ?2# geuerchen. 23° Kunfen. 327 Gteden, 12° Kohlen. zurück 
220 eg, 320 du, Uegen. sieht, ®°* wilde. ꝛ Leidheden. ein Dorf. 
eine halbe Stuude von Staben. ?*° Tannen. '?? inehuem feuer. ?*° Wind. 
729 daß. 2° Bäume. *’" unterft zu ober. ?°° geregt. 2°" wollen. *°* Thurm. 
»# in. 336 zu Gtaden. 2° zunäcft. *'* Zug worbei, » wahr. '% Jos 
her Oeinrich. *%? grellrothen. '*? nicht, nidte, 29° umter dem, 2 Date 
nad. 


76 


eaun boo hürt ’'n e Fleefchter!** Mann, der koom aus di 
Sahtemer Minn'** meatt Meahl eann hott de Hannheanne 
dich innigem Galle efirgezoue'*” eaun hore!** °’n uff faim 
Saul meattgenomme. Eann noady waaß fan) Meanfch, wii 
d’r Hannheannerih graorean’* bie Schteahk imwig die Gre 
ame so gefonne hott eann bie Breade iwwig die Rälb,'" 
aß hee(n)'®* ean e ganz anner Feald innig be Ballje komme 
eaß. — Bann aadyemol horr e Manu aan!*® zweerch immig 
be Beerk komme geſeah(n) eann hott fire ſaich geboodt: 
MN6, wuu will deer bilnn) zweerch imwiges'** Fahr Bi 
hee(n)’n aowwer ficht komme vo(n) Die Laadheader Hoh(n),'" 
boo jchtrait'*° e graohb brimwig'°" ewead eann eaß alls fort 
gange. Don hott faich aowwer d’r Wann faa(n) Haan) Viſſ 
gefeedht'** eann hott ſaich haam gemaohcht. 


43. Weitere Sprachproben 
enthalten bie Rubriken: Kinderliedchen, Spruche beim Lohr 
und Sinderfpiele. 


* ter; Florſtadt (in der Mundart: „f Ra 
Be ee her Mühle ve Teen? ya 
 geradein, genan, juſt. Stege über die Gräben. de, "en 
=> einen, jemanden. 1 über Das. °*# Sohlweg. *9% führeitet. 397 dark. 
» gefürdpiet, 


Kinderliedchen.. 








9 


ie genden ii Ind ni R räutt, viel 
wit ei a ie —* Ai, a —A— 83 
und tiefen Sinn darf man bier nicht erwarten: die Kinder fingen das 
tollſte Et bei dem fle nichtö oder wenig denfen, weun nur jı) 073 
— EL ET 

Säriften von 3. Fölfing in Darmfant über die Reinfinderfcute. 

1. 

Heio, NRopeto! 

Schlags Gicelchen tobt! 

Es legt mir kein Eier 

Und frißt mir mein Brot. 


2. 

Schlaf, Kindchen, ſchlaf! 
Dein Vater hüt die Schaf, 
Dein Mutter hät die Lämmelein, 

Schlaf, mein liebes Engelein! 


3. 
Sa, Kindchen, ſchlafl 
in Garten gehn die Schaf, 
te ſchwarzen und bie weißen 
Die wollen das Kindchen beißen, 
Die blauen und die gehlen (gelben), 
Die wollen das Kindchen fehlen. 


4 
Schlaf, Kindchen! Nünnercher (Noͤnnchen 
Br em Shen —E nahen) 
Brechen ihm ein Körbchen voll, 
Daß das Kindchen ſchlafen fol. 
5 
eio, Popeio, 
PN Yappelt im Steht 
Die Gaͤnschen gehen barfuß 
Und haben feine Schub. 
Der Schuſter hat Reber, 
Keinen Leiften dazu. 


80 





6. 

Schlaf, Kindchen, fchlaf! 
Dein Vater ift ein Graf, 
Deine Mutter ift ein Edelfrau, 
Du aber — eine Dredjau. 


7. 

Schlaf, Kindche, wohle! 
Uufer Herrgott will dich hole 
In einem goldne Kulſchelche, 
Schlaf, mein liebes Trutſchelche! 


8 
Schlof, Kinche, ſchlof, 
Im Gorde gihn die Schof: 
Drei rure un drei gehle, 
De wolle mei Kinche fehle. 


9. 
Schlof, Kinche, fchlof ! 
Im Borde gihn die Schof, 
im Gorde gihn die Lämmerdyer. 
ie breche meim Kinche Blümercher. 
Brecht bot Koͤrbche nit zou voll, 
Weil mei Kinche ſchlofe fol. 
10. 
Heio, bumbeio, ſchlags Gickelche bu: 
Let m’r kaln) Aier un Geist m'r — Brut. 
11. 
Schlof, Kinche, balde! 
Et lafe drei Rehcher im Walde, 
Se lafe em Laf! un grene Gros 
Un brenge dem Kinche e ſuͤße Schlof. 
12. 
Schlof, Kinche, füßel 
Eppel, Bire un Nüſſe, 
Ben! Rofeine un Mandelkern 
je die klane Kinnerher gern. * 


1 Laub und inet Grad, 2 Diefe 12 Liedchen find mit einzefuen 
Abweichuugen welt verbreitet in Deutichlaud; No. 8—10 find in der 
Mandart von Limburg, Ro. 10 u. 11 in der von Montabaur. , 


81 


13. 

Sunnde, Sunnde, komm eriwwer! 
Vendche, Wenbehe, bleib driwwe, 
Driwwe flier e' Gotteshaus, " 
©ude drei ſchene Boppe eraus. 
Det aln) widelt Weire, 

el anmer fpennt Seire, 

Dei britt, dei gieht ohn* Bronne, 
Horte Kennche funne, 

Wer ſolls bene? 

nDei Mahd aus ’em Lewe.“ 
Wie ſolls hafe? 

mMedele, medele Gaſe.“ 

Wer fol dei Wennele weiche? 
Del Mahb met ber Klapperbejche.? 
14. 

Putſche, Putſche, Schoͤßchen, 
Fahr übers Röschen, 

Er übers Glodenhaus, 
uden brei fhöne Puppen heraus. 
Die eine fpinnt Seide, 
Die andre widelt Deibe, 
Die dritte geht an Brunnen, 
Die Kr ein Kindlein funden; 
Wie jol das Kindlein heißen? 
Ameline Beijel“ . 
Wer ſolls heben? 
wDie- Tochter aus dem Löwen.“ + 
15. ” 
Storch, Storch, Steine, 
lieg über Haine, 
lieg übers Baͤckerhaus, 
le da drei Wed heraus; 
Mir einen, 
Dir einen, 
Nachbars Peter auch einen. 


16. 


& ,S 2 2 
Er ahei he. ſqenne 


1 Steht ein. 2 an. 3 Das Lied if in der Mundart vom Königde 
hofen A. Idſtein. 4 Go wird dies Liebchen in Caub gefungen. &s if 
mit Meinen Abweidjungen weit verbreitet. j 

Kehrein: Voltoſitte. 6 


82 





Fahr übers Baͤckerhaus, 
Bring e Mahn! vol Wed eraus: 
Mir einen, 
Dir einen, 
Andern Schelmen gar feinen. u 
17. 
Meine Mutter ſchickt mich her, 
Ob ber Kaffee fertig wär. 
Wenn er nod nicht fertig wär. 
Solt er bleiben, wo er wär. 
18. 
Wo wohnt die Frau Bot 
Hinter mir. 
Ich bin fie ſelbſt. 
Sch moͤcht gern ein Dippchen. 
Ich hab nur noch ſechs; 
Ich kann Feind hergeben. 
Das ift mir einerlei. 
Da ſteck ih das Haus an 
Und blas e8 wieber aus. ‘ 
Die Frau Ros hat mir ein Dippchen graeben, 
Darin fol ich kochen 
Sauerkraut und Knochen. 
Dreimal genidt (ohne gelacht); 
Ein Mal; 
Zwei Mal; en 
Drei Mal. 
(Wer lacht, ift ein Teufel; wer ef bleibt, 
ein Engel.)* 
19. 
Wenn ber Schäfer ftehlen wil, 
Schleicht er in die Hede, © 
Schert dem Schaf die Wolle ab, 
Stedt fie in die Säde; 
Fängt dann an zu pringen, 
Fängt dann an zu fin, 
Stimmt dann ſeinen Birein: 
Lieber Nachbar, ſieh mir zul® 
"7 Gine Manne, einen Korb. 2 Das Lied if; wittleinen Abmeldung 
weit verbreitet. 3 Wird am Rhein und hier und da auf. dem 


gem: 4 Aus Taub. 5 Die zwei legten Berje kommen auderswo in 2 
erer Fafſung vor. 





8 





Die Atı 
re a WBG 
ottsthierchen, le het ort, 
PR; ——— der —RX un —F dich fort. 


itsn 
Pi Dkter — Era Beh, 
Und will dich todtſtechen. 


errgottöthierchen flieg hinweg, 
Das en Fand, g hinweg 
Die Kinderchen ſchrein. 


gottsthi⸗ weit weg, 
Pr Rufen —S ao 
Bufainmen tobt. 


a. 
” Die Kinderfegen einen’ Rail le id fingen nı 
Liedchen, bis ar Fanta. ebene 

Maitäfer ſtie 

Dein Vater fit im Klie 

Dein Bater 18 nit Hie), 
ein Mutter figt im Heffenland, 

Heſſeland ift abgebrannt. * 


22. 


Die Kinder femmmein een, dieſelben uud 
fingen nase abe en a det — En 


deuge fehen I 
B Schnedh, Schued, komm berans, 
cn Stred deine vielen Hörner heraus! 


Ra, ra, reppche, 

Es rahnt mir auf mein Koͤppche. 

Do ging ih hamm? und faatd mein Pappe, 

Der warf mid, mit dem Eahlappe; ° _ 

Do fant ichs meiner Mamme, 

Det gab miv ein paar Bramme.* 

Do faat ichs unfer Mad, 

Die faat, 08 wär ie dab; * . 

4 fm a Er verkreiteten Liedchen bier und da 

PR an 2 68 gikt no nen Beinere Abweichun, 100 ade 
slemıih Pe verbreiteten Liedchen. I Heim. 4 Pflaumen. 5 u Teiß, 


RL 


Do ſaat ichs unferm Knecht, 

Der faat, e8 wär mir recht; 

* Do faat ichs unferm Hund, 
Der faat, e8 wär mir gefund; 
Do ſaat ichs unfer Kap, 
Die faat, ich wär en Platz; 
Do faat ichs unfer Maus, 
Die jagt mid zum Haus hinaus. 


. 24. 
Die Kui* kumme, die Kui kumme, 
Schellen brumme; 
Milch in de Deppe,? 
Grad in de Rreppe,* 
Gier in der Pann, 
Gibt en gute Ackersmann.“ 


25. 
's fit ein Kägchen auf dem Dach, . 
Weiß Kar, was es eſſen fol: . 
Ein Stüdelhen Käfebrot, 
Ein Stüdelhen Butterbrot. 
Schlaget alle Engelchen todt! 
Kikritil Kifeitile 


26. 
Der Bater fept fein Meines Kind auf die Anie und fingt: 
Reiter, Reiter übern Graben, 
‚Alt er ’nein, 
o muß ers haben, 
Plumps! liegt er brein. ö 
Bei dem legten Wort läßt er das Kind ſcheinbar fallen und beginnt 
dann von neuem. . 
27. 
Reiter zu Pferd, 
Wo kommen fie ber? 
Aus Sichfen, aus Sachſen, . 
Wo die jhönen Mädchen wachen, 
Hätt ich dran gedacht, 
Hätt ich mir eind mitgebracht. 


1 eine Schwägerin. 2 Kühe. 3 in den Dippen. 4 In den Kripyen. 
3 Beide aa m aus Burg A. en. 4 hörte Id auch 
am Rhein. 6 Wird in Caub gejungen. 





85 





2. 
Reiter zu Pferd, 
Die Stiefel geſchmeert, 
Die Kugeln gegoflen, 
Die Reiter geſchoſſen, 
Piff, paff, puffle 
29. 
recht u elı ige Kinder mit der Dı nn 
en a —— nachfolgendes em! fe 
Die Mutter wolt mid; bauge, 
Sie Fr mic, in die Bütt geftoch, 
Ich fein dem Bapplod "raus gekroch. 


30, 
Die Mutter läpt die flache Hand ihres Kindes geben, st 
wit ipter Hand Fr an dr. s wen, fe ſquus 
, Da haft du ’nen Thaler, 
Geh auf den Markt, 
Kauf bir ein Kühchen, 
Das Kühchen hat ein Kälbchen, 
Das Kälbchen ein Schwaͤnzchen, 
Dir, dirilänzchen! 
(Griwwele, griwwele Wänzchen!) * 
Und ft bei den lehten Worten das in Laden ausbrechende Kind in 
die flache Hand. 
31. 


Die Finger 
beißen, vom Meinen angefangen: 1) der Spipbubz 2) der Goldigz 3) der 
lang Matıhes (auch Länghe nueden); 4) der Dippenleter; 5) der Läuse 
er. 


Kleine Kinder ergreifen Andern (auch Erwachjenen) die Hand und ers 
sählen ihnen, mit dem Daumen beginnend, von einem Finger nach dem 
andern: 


Der ift ins Waſſer gefallen, 
Der bat ihn herausgezogen, 
Der bat Fi ind Bett gelegt, 
Der bat ihn zugebedt, 
Und ber Hein Sribbub hats verrathen, 
oder: 
Der Hein Spigbub hat gefagt: 
Wart, wart, ib wills dem Vater Tagen! 


1 Die Liedchen 26, 27, 28 find mit einander verwandt und mit ein 
denen Bhnei (ungen weit verbreitet. 2 Mit Meinen Abweichungen weit 
eitel 





86 


Bo kelu größeres Waffer if, Heißt es auch: 
Das ift der Daumen, 
Der ift gern Braumen, 
Der hat fie gefhüttelt, . x 
Der hat fie gefrefien, 
Der bat gejagt: 
Wart, wart, ich will dem Vater fagen!' 


ur 32, Re 
In der Gegend von Wiesbaden fingen bie Kinder, wenn ed ſchneit: 
Der Müller und der Bäder, 
- Die Eloppen fi. 9 
In andern Gegenden ſagen die Kinder: 
Die Engelcher ſchütteln ihre Bettchen aus! 


33, 
Bet, Kinbehen, bet, “ 
" Morgen kommt der Schwed, 
Morgen kommt der Dgenfterne, 
Sol die Kindercher beten lerne. * 


. 3. 
A. Hannes, Tramannds, 
BE Bafler er Haut. 
B. Eich mag nit, eich mag nit, 
Die Säu iafe ’rauß.® " 


35. 
Heile, heile Sege, 
Morge kommt der Rege, 
Übermorge fommt der Schnee, 
Thuts meim Kindche nicht mehr weh.* 


36. 

Schaͤfers Dorchen iſt gejund, - 
Pi pe PR ha weh. 
Wumnwul fo belt ıpe Hund, + 
Ihr Schäfchen blödt mäh, mäh! 


1 Mit ‚Meinen Abweichungen ziemlich weit verbreitet, 2 Diefee hiſto⸗ 
tifchwichtige Liedchen wird noch heute am Mdein vielfach gehört. 3 Aus 
Gaub. 4 Aus Dopheim bei Wiesbaden, wird gefagt, wenn die Kinder 

ſich geitoßen oder leicht verlegt haben und mau fie tröften will, wobel 
men bie Stele ſtteichelnd berührt, Es findet fi hier nud damit kieluen 
Abweichungen. B J 


87 


3. 
Hannes, Popannes, 
Was machen die Gaͤns? 
Ste figen im Waſſer 
Und puddeln die Schwänz. ! 


38, 
Pantoͤffelchen, Pantöffeldhent 
Ach Mutter, ich hab kein Schuhl 
Dann zieh des Vaters Schlappen an, 
Und tanz nur immer zul 


39. 
Anne Gretchen, 
Schotengretchen, 
Leg dich in die Bohnen, 
Wenn der Herr von Wefel kommt, 
Wird er dich belohnen. 


40. 
Hannphilippche, Kerſcheknippche, 
Leh dich in dei Buhne, 
Wann der Mann v9 Rambach kemmt, 
Werd e dich beluhne.* 


4. 

Ich und Du 
Und Müllers Kuh 
Und Pfarrers Stier, 
Das find ihrer vier. 


ch und Du, ° 
Und Müllers Kuh, 
Und VBäderd Thier, 
Das fein ere dvier.® 


Linſe, 
Wo find fe (fie)? 
a 6, dern Drten mit Meinen A 
un 3 


Hiegt om Mhein, Rambad, bei Königöbofen. 3 Die erfte Faſſung it aus 
Gaub, die zweite aus Hadamar; es gibt noch andere. 





88 


Im Dippe, . 
Sie Hippe Wivlem— 
Sie koche 
Drei Woche, 


Sind hart noch, 
Wie Knoche. 


43. 
Sauerkraut und Rüben, 
Die haben mic) vertrieben. 
ätt meine Mutter Fleiſch gekocht, 
0 wär ich Bei ihr geblieben. * 


4. 
Es 7 e Jud ind Waſſer gefalle, 
Ich hab e8 höre plumpe, 
Wär ich nicht dazu gefomme, 
So wär der Schelm ertrunfe.* 


4. 
Die da Dintenfaß, 
Geh in die Schul und lerne was 
Kommft du Ham und fagft mird nicht, 
Nehm ich die Ruth und ſchlage bich. * 
46. 
Amen, Amen! 
Die Geiß geht im Samen; 
Samen geht die Geiß; 
te Suppe bie ift heiß; 
eiß ift Die Suppe; 
ie Kuh hat den Schnuppe; 
Den Schnuppe hat die Kuh; 
Bettelmaun, ſchließ zul 
Zu ſchließt der Bettelmann, 
Hat ein Sad von Leber an; 
Von Leber macht man Schub; 
Schuh macht man von Leber; 
Die Gans hat eine Feder; 
Eine Feder hat die Gans; 
Der Fuchs hat einen Schwanz; 
1 Welt verbreitet. 2 Weit verbreitet, hier und da mit Abı 


wei m 
tm 1. und 3. Ders. 3 Aus Caub. 4 Weit verbreitet, bier und — 
tleinen Abweichungen. 


-89 


Einen Schwanz hat der Fuchs; 

Ein paar Augen hat der —* 

Der Luchs hat ein paar Augen, 
Meine Mutter einen ſchoͤnen Stauchen.! 


A. 

Das budelig Männchen. 
Als ich in mein Gärtchen gieng, 
Und wollt mein Gärthen gießen, 
Da fland ein budlig Männchen da, 
Das fieng recht an zu nießen. 


2. Und als ich in mein Gärthen kam, 
Und wollt mein Gärtchen pflanzen, 
Da ftand das budlig Männchen ba, 
Und fieng gar an zu tanzen. 


3. Und ald ic} in mein Küchlein kam, 
Und wollt mein Süppdyen kochen, 
Da ftand das budlig Männchen da, . 
Und warf mic als mit Knochen. 


Und als ich an mein Tiſchchen Fam, 
Und wollt mein Bißchen efjen, 

Da ftand das bucklig Männchen da, 
Und hats ſchon aufgefrefjen. 


Und als ich in die Kirche gieng, 
Unb wollt ein bißchen beten, 

Da ftand das Budlig Männchen da, 
Und fieng mid) an zu treten. 


6. Und als ich in mein Stübchen Fam, 
Und wollt ein bißchen ſchlafen, 
Da fand das bucklich Männchen da, 
Und macht mir viel zu fchaffen.? 


48. 
Chriſtkindchen komm in unfer Haus, 
Pad dein goldig Kiftchen aus, 


"18 gibt von — weit verbreiteten Liedchen Variationen, die bis 
* 5 Zellen groß find, 2 Aus Eaub, auch in Heibeöpeim bei Mainz 
fann 


1 


4, 


5. 





® 


v0 


Stel dein Eſelchen auf den Mift, 
Daß es Heu und Haber frißt. 


49. 
en Pa r 

ng_bal auf did gewartet), . 
Du folft mir Iegen ein, j . 
Was dein guter Wille fel: 

Ein Baͤumchen mit Apfeln, 
Mit allerlei guten Sachen. 
. Darüber werde id) laden. 
9a, ha, ha, hal 
50. 

Nikolaus, du Heiliger Mann! 
Du haft einen goldigen Rod an. 
Viel folft du geben, 

Lang ſoliſt du leben, 
Selig folft du fterben, 
Den Himmel folft du erben. 


. 51. 
Hannappel, Hann, 
Die Faſſenacht geht an, . . 
Da baden wir gute Schnieden (Schnitten), 
Und find recht wohl zufrieden. 
Luftig ift die Faſſenacht, 
Wenn die Mutter Kräppeln mat! 


52. 

Huf, huſch, huſch! der Wind geht kalt, 
Schud, ſchuck, ſchuck! der Wind ift alt), 
Bauer flid die Hofe bald! 

Wenn die Hofe verriffe fein), 
Geht der Wind zum Loc hinei(n).* 


53. 

Diefed Lied_(aus Königögofen A. Idſtein) wird im Mrübjahr beim 
Zeilen» und Scalmaienmahen gefungen. Bet jeder Soide folgt ein 
Schlag auf die Weide, bis ſich die Rinde mit dem Baſt ausdrehen läßt 

Motter geb mer ’n Kroiger! 
"Was wilte met dem Kroiger bou(n) 9” - 


1 Dit einigen Mbmeichungen weit verbreitet. Mer Vatet fingt et 
gerne dem ihm auf den Kuieen figeuden Kinde. 





Yı 





Noole kaafaa 

„Was willſt de met de Noole dont?“ 
Seckelche flide. 

Was willfte met dem get Bonn) 9" 
Staln)che leſe. 

„Bad ee met them © Einln)ce bou(u) 9“ 


ö Biel 
Was wilft de met dem Vieiche dou(nyr⸗ 
Brore, ſore.“ 


Daß mil) Veiſche ſoll gout gerne 


54. 
, (BeRewälder gaffung von Ro 
Saft, Saft, Seire (Seide) 
Im Korn en (und) in be Weire Weiden). 
Der Bäder dat en (einen) junge off, 
Wirf ihn in de Grabe, : 
Freſſen ihn die Rabe. 
Mutter, gemmer (ei: :änie) einen st Pfennig). 
Was wiſiſtde zit dem Benring © 
— aa — kaafe.., . 
de. Rpala han? : 


2 le mit dem Shääe tun? 
Stanne (Steine) raffe 
—S ih. he Gigne tun? 


B8 
Bi wiliſt⸗ mit.de Bögel, hun 5 
Sore, brore. : 
Seih be bau Geh Bud ind) leib Seite 5 gerome. 
ga Philidy he, ſpiel e mal, 
e will e mal tanze, 


Ss das Sonntagsjhärzche an 
Rund herum mit range! . 


56. 


Wanns Kırmes if, wanns Kirmes iß, 
Dann ſchlacht mein Vater 'n Bod; 
. Dann tanzt mei Mutter rundeneruin, 
Dann flatichert er (ihr) der Rod. 


4 Radeln faufen. 2 Vogelchen. 3 Braten, fieden. 4 Gerathen, 





— 


67. 
Sophle, Frau Bas, 
Geh mit mir ins Gras, 
Bas pfeifen bie Vögel, 
Was Happert der Hasl 
Bas baktn die Bäder bie MWede fo 
Was laufen die Buben ben Mädchen bod nad. 


58. 
an arlotichen, Charlotichen, 

PH ra 

Was pfeifen die Vögel, 

Fr er a 

ie er mel 

Die glipern die Sternl 

Wie haben die Buben 

Die Mädchen fo gernt® 

89. 

° ; Der Hanfel unb bie Grethel, 

—S— 

er war ni 

Die Örethel nicht gefiel. 

- 60. 

Der Zit kummt i 
Die Fe (Zeitung ya Sand: 
Der Harrgott will und ftrafe, 

Die Cholera ift im Land! 


1 Mlnfer Defen beiden Baffungen gibt e8 noch andere Aiweidup. 


III. 
Märchen und Sagen. 


— 


“ua 


mn A, 
R 


, @an neehrhl" 


95 





Küchen, age, Geſchichte 


Märhen, Sage und Geſchichte ftreben und nach einander Die 
Vorzeit ald einen friſchen und febendigen Geift nahe zu bringen, uns 
einzuweiben in dad Denken und Handeln der Vorzeit. Der Gefchichte 

Märchen und Sage gegenüber, infofern fle das Giunlicnatärtihe 
und Begreiflihe ſtats nut dem Unbegreifi ichen milden, während die Ger 
kai es nur mit dem Begreiflihen, Tratfächlihen zu thun bat. Das 

ar chen ift überall zu Haufe, wie die Kinderwelt, und fucht den reinen 
Gedanken der kindlichen Weltbetrahtung zu faffen und uns vorzuführen, 
mag es und erzählen von Riefen und Bivergen, von verganberten Prinzen 
und Pringeffinen, vom Meinen Däumerling oder vom liftigen Wißen⸗ 
foigel, vom Brüderhen und Schwefterhen, oder vom geftiefelten Kater, 
vom Büblen, das überall hat wollen mitgenommen fein, oder vom Bäums 
miein, das andere Blätter hat gewollt. Nähert fi das Märchen etwas 
der Geſchichte, fo greift es zurüd in Die urdeuiſche Geldenfage, in die 
‚Beit der -Riefen und Zwerge, der Feen und Glfen 2. — Die Sage ſteht 
der Giefdrichte näher und haftet Immer an Befanntem und Bemußtem, a 
einem Orte oder einem durch die Geſchichte geficherten Namen. Die ge 
fehichetiche Tbatjahe iſt mit der Ortlichtelt,, mit eifen, Burgen, Green, 
Bäumen ac. in Verbindung getreten, hat, ald Gekhichte des Volles von 
diefem mündlich fortgepflangt, einen dichteriſchen Schmud angenommen 
und erfcheint nun, halb Gejcidite halb Wunder, als Kichling des Volkes, 
während das Kind an die Wirklichkeit des Märchens glaubt. J 

Das Wort Maͤrchen (Mähren) iſt im 18. Jahrhundert ie 
fonmen und ift die Verkleinerungsform von Märe (Mähre), mbd, 
das (felten die) maere, ahd. da® (felten bie) märi, die märida, goth, 
die möritha. Das goth Wort bedeutet Kunde, Gerüdt; das abo. hal 
eine etwas weitere Bedeutung: Kunde, Gerücht, Ruhm; das mhd. met 
1) im weiteiten Sinne Alles, was Giner dem Andern_ mitteilt, -f 
mündlich oder ſchriftlich, unmittelbar oder durch einen Dritten, einfeitig 
oder im Geſpraͤche, alfo: Nachricht oder Nachrichten Über ein einzelnes 
Ereigniß z Antwort auf eine Frage; eine Irrlehre, die fich verbreitet; 
etwas Erdichtetet; 2 im engen Eimne das, was man allenthalben hört: 
Geruͤcht, Ruf, in weldem Jemand fteht; 3) (das maere oder Plural) 
die meiftene vhptbmilc ai faßte Erzählung ehuer_denfwärdigen {wahren 











96 





1. Der Unfang der Kindermärchen 
lautet fehr oft: 
Ich erzähl ein Märchen 
Vom Dippel Dappel Därchen, 
Von der Dippel Dappel Fledermaus; 
Blas der Kap das Schwaͤnzchen aus!“ 
IR das Märchen erzählt, und die Kinder ſihen noch ſtill und Rannend 
da, dann fehließt der Erzähler mit den Worten: 
Run ift das Märchen aus, 
Da broben läuft die Maus; 
ang fie und mad) bir en Belztapp drausi® 





2. Klimperklein. 

u der Gegend von Wiesbaden erzäplt man ben Kindern: 

Es war einmal ein Elimperflein Häuschen. In bem 
limperfleinen Häuschen wohnte ein Elimperflein Frauchen. 
Das Hlimperflein Frauchen hatte ein klimperklein Kägchen. 
Das Elimperklein Küchen frrang auf das Elimperklein Herb: 
hen in dem Elimperfleinen Kuͤchelchen und ſoff, aus bem 
Mlimperkleinen Dipphen die Milch, die fih das klimperklein 
Frauchen am klimperkleinen Feuerchen wärmte. Da kam 
das flimperfleine Frauchen in das Elimperkleine Kuͤchelchen 
and rief: Kap, du Hexl“ 

Die drei fegten Worte werden heftig und faut ausgeſprochen. daß die 
Rinder erfhı aufammenfaßren. Irog ihres jebesmaligen Schredens 
laffen die Kinder ed ſich doch gar gerne erzäplen. 


8. Das Nothkäppchen. 

Die Großmutter wohnte im Walde. Ihre Enkelin mußte 

r täglich das Eſſen bringen. Einftmald begegnete dem Mävd- 
en auf dem Wege nad) dem Walde ber Wolf. Der ſprach 
vu ihm: „Wo willft du Hin?“ Das Mädchen antwortete: 
Ir meiner Großmutter im Walde.” Da fante der Wolf: 
„Öehe bu biefen Weg, ich will jenen Bun wir wollen 
dann fehen, wer zuerft da iſt.“ Der Wolf fm zuerſt bei 
dem Haus an und Hopfte. Die Großmutter fragte: „Mer 
iſt da y Der Wolf antwortete: „Das Rothkaͤppchen.“ „Bieh 


1 Ro. 3—8 find mitgethellt von Lehrer Kuh. Ro. 8—5 hat er 
fich cheils von Andern erzäblen laſſen, theils aus eigener Jugenderinuerung 
[R 3 No. 6—8 hat er von einem Korrettionshausjchuler anfertig: 

, der fie „aus anderer Leute Mund gehört hat.” Bol. zu Ro. 3. 
Kinder» und Hausmärden von Grimm, $ a. 1843. Ro. ey 





97 


an ber. Sähaim; fo wirds aufgehen,” fagte die Großmutter: 
Der Wolf zug, und bie Thüre gieng auf. Die Großmutter 
ſah fih nicht um, wer «8 fei fagte: „Leg dich zu mir 
ind Bett.“ Der Wolf thats und fraß fie auf. Nach eines 
Weile kam das Rothkaͤppchen und Hopfte. Der Wolf ſagte: 
nBieh an der Schnur, jo wirds aufgehen.” Das Roth) 
hen that alſo unb trat in die Stube. Der Wolf ſprach: 
mLeg.bidh zu mir.“ Rothkaͤppchen legte ſich zu ihm und fagte: 
mie. haft du große Armel! Der Wolf: „Um dich beſſer 
padin zu können.” Das Mäbchen: „Wie haft bu große 
Ohren!” Der Wolf: „Um befier hören zu koͤnnen.“ Das 
Mädchen: „Wie haft du ein großes Maul!“ Der Wolf: 
„Um Dich befier frefien zu Zönnen.” Gr fraß ed auf. Kommt 
Rex: Jäger mb. töbtet den Wolf und fehnitt ihm den Bauch 
a a Großmutter Rothkaͤppchen wieder leben⸗ 
eraus. 


F A. Der lange Lenz. 

Ein ſparſamer Mann hatte eine verſchwenderiſche Frau. 
Zu diefer fagte er: „Du mußt Alles auf den langen Lenz 
auffparen, damit wir nicht darben.“ Die Frau verfprach dies 
zu thun.. Einft Fam ein Handwerksburſche ins Dorf und 
bettelte. Als er zu ber ——— au kam, fragte 
fie ihn: „Seid Ihr der lange Lenz?” Der Handwerksburſche 

gleich Etwas und fagte Ja. „Ad,“ fagte die Frau, 

wie. lange hab ich auf Euch gewartet !“ Sie holte dem langen 
Benz alles Griparte herbei und gab es ihm. Diefer machte 
fi vergnügt aus dem Staub. Bald darauf kam der Mann, 
und bie rau gieng ihm entgegen und ſprach: „Der lange 
Lenz ift bier geweſen, und ich habe ihm alles Griparte ges 
geben. Freu did mit mir; denn num brauche ich mir Darüber 
feine Gedanken mehr zu machen.“ Des Mannes Gefiht 
jieht fi in Kalten, und er fpricht: „Sept gehe ih im Dorf 
zum, unb finde ich eine Frau, bie jchlechter ift als du, 
jo ſoll dir nichts aihen; finde ich aber feine ſchlechtere, 
0 ſchneide ich dir den Hald ab.” Hierauf geht er fort. Ju 
ihrer Angft lief die Frau zu ihrer Nachbarin und erzählte 
ihr die Geſchichte. Die Nachbarin war aber eine kluge Frau 
und fagte: „Seid unbeforgt! Ich will Euch retten.“ Die 
Fi gieng getröftet nach Dans“ hr Mann Fam auf feiner 
janberuing auch ind Haus ber Nachbarin, welche aber im 
Begriffe war, eine Kuh die Treppe hinauf zu leiten. Der 


1 Siehe das Wort im Wörterbuch. 
Kehrein: Boltafitte. 7 


a 


Mann. ftannte: Darüber: und fragte und; "der Lirfahe: Da 
entiwortete Die Frau: „Droben unten der Bodentreppe habe 
Weir Neſt yoll Hichnereier. Ich babe wir bie:Sarhe über · 
legt / und gefunden, daß das Huhn die Gier nicht ganz ber 
beden Tann, weshalb id) «B. für befier Jake, die an 
die Gier. zu-fegen: Diefe kan biejelben befſer bebedien. Ich 
bitte Such Darum, mir. bet der: ſchweren Arbeit: beizuſtehen.“ 
Da Fagte der. Mann: „Das wäre eine Schande, wenn ih 
meiner Frau. din Haar frümmen wollte;. denn du biſt noch 
ſchlechter als fie” Mit. diefen Worten giemg..er. nad) Haus 
und war. mit. feinem Schidſal zufrieden. T _. 





5 Wie der Bock bie Geiß und das Lammchen 
1 A Beffenland find Zus 
Der Bol, die Geiß und das Lämmchen wollten ins 
Hefjenland. Das Läͤmmchen Tief horn, darnach Fam die Geiß 
und zuleßt der Bock. Der Bin fagte zum Laͤmmchen: „Wenn 
der Wolf korunt, ſo jage: da hinten. kommt · auch noch Jemand 
her,“ „Der: Wolf kam und fragte dag Lämmchen, wohin es 
wolle. Das Laͤmmchen jagte: Ins Hefienland. Da hinten 
kommt auch · noch Jemand,“ .Der Wolfigieng. fort... Es ber 
gegnete ihm Die Geiß. Gr. fragte fie, wohin ſie wolle. Sie 
gab dieſelbe Antwort. Sept: kam der Bod. Der Wokf:fragte 
gu ihn, wohin er wolle. Er gab zur Antwort: „Ins Hefien- 
nd.“ Der Wolf. fragte weiter, was au wbtn..auf Dem’Kopf 
habe... Der, Bod antwortete; „Das find meine Flinten.” Der 
Wolf lief jn den Wald, und ſo kamen die drei ind. Heffenland. 
... u Nm Dan I. B — 


6. Det arme Schneider. ’ 
In einem Orte Ichte ein Ecmeiver;"' dem waren alle 
Reute Feind, und fle. fürchten ihn zu bertiggen: Eines Nachts 
ö fe man ihm die Kuh todt und glaubte- itlan, er werde 
götvegen fortzichen. Aber der Schneider zog feine Knh ab 
And trug Die Haut zum Gerber. ‘Unterweg8® fetid’ er ſo viel 
Gelb, daß er ſich Hundert andere Kühe kaufen konnte. Als 
die Leute ihn fragten, wo er das Geld her'habe, fagte er: 
„Ich habe es Für meine Kuhhaut befommen.? -Nut lad» 
teten alle Bauern ihr Vieh und trugen bie Haut in bie 
Stadt. Allen fie erhielten nur ein paar Guĩden dafür 
Ergrimmt darüber, fehlugen fte dem Schreiber beit Badofen 
ein und machten untereinander aus, es dürfe Eeiner ihm Brot 


ul 


baden, danm müßte er verhungern. Der Schneider nahm ſich 
einen Sad vol Badofenerde und hing ihn in die Stadt. 
Zn dem Wirtöhanfe, wo er übernachtete,. jagte er, als ex 
ſchlafen gieng" „Nehmt mix nur feine von meiner Golderde I” 
Als ber Schneiber einſchlafen wollte, brachten Die Leute einen 
Sad vol Geld, .leerten die Badofenerde aus uud thaten 
dad Gelb hinein. Der Schneider lachte heimlich darüber 
und machte fih am andern Morgen fröhlih davon. Das 
Geld war ihm zu ſchwer, und deshalb Faufte er ſich Kühe 
und Ochfen dafür. Bei der Ankunft in feinem Dorf wurde 
er gefragt, wo er das Bieh her babe und er antwortete: 
„Da vor unferm Ort, in dem Fluß, habe id) fie gefangen, 
da find. noch viele.“ Nun gieng Alles an den Fluß, wo. ar 
rabe cin Schwarm Vieh .weibete, deflen Bild man in dem 
Waſſer fah. „Seht,“ fagte der Schneider, „daneben geht 
ein Ochs, der paßt bei meinen, ich will hinein fpringen .unb 
ihn holen“ „U,“ fagte die Bürgermeifterstochter, „mein 
Vater if Birgermeifen, der muß bei Allem vorn fein, aljg 
and) hier.“ er Vürgermeifter jagte: „Wenn ich rufe, 
komnitl dann find recht viele da, dann fpringt auch Hinein.* 
Wie der Vürgermeifter hinein ger, machte ed plumps, 
da glaubten die Bauern, er habe gerufen kommt! und fie 
fprangen.alle nach. Wenn fie noch nicht alle drin find, dann 
fpringen fie heute noch hinein. 


71. Das Süßefte, Fettefte und Gefchwindefte. 
Gin Bauer gaderte dem König von feinen Felde zu viel 
binweg und wurde deshalb vor den Stönig' geladen. Der 
stönig gab ihm drei Fragen auf und fpradh: „Wenn bu dieſe 
1öfeft, jo follft du frei fein, wo nicht, fo koſtet e8 dich das 
Leber. 15 mußt du rathen, was am N 2) was am 
fetteften und 3) was am geſchwindeſten ift. Der König gab 
dem Baner Zeit bis den andern Motgen, und biefer gieng 
betrübt nad Haus. Die Tochter Des Vauers fragte ihren 
ater, warum er fo traurig ei, und er erzählte es feiner 
Tochter. Diefe fagte zu ihrem Vater: „Darüber made dir 
keine Gebanfen, ich Tann das Raͤthſel Löfen. Am jlieften 
iſt der Schlaf, am fetreften die Erde, und am gefchminbeiten 
die Gedanken.” "Nun gieng der Bauer zum König und: fagte 
es ihm. Der König antwortete: „Bauer, das Haft bu nicht 


1 Bol. „Kinders und Hausmärchen“ von Grimm, Ar. 94 „Ble nge 
Banerntodhter“ und „SKinder- und Hausmärchen“ von Zingerle: „Was 
ift. das Schönfte, Stärkite und Neichfte? - . 





100 





aus dir, fag mir ed, wer e8 bir gefagt hat, fonft mußt tu 
flerben.“ Der Bauer fagte dem König, feine Tochter habe 
& ihm gejagt. Nun Ind ber König das Mädchen ein, ımb 
es erjehlen mit großer Furcht. Die Fragen, bie der König 
demfelben auflegte, beantwortete es jo richtig, Daß ber König 
beſchloß, fie zur Frau zu nehmen, unter der Bedingung, 
daß fie nichts von Töniglihen Sachen ſprechen dürfte. Gin- 
mal kam ein Prozeß an den Hof bed Könige. Der eine 
Theil hatte ein Faßchen voll DI gegeben, daß er Recht be- 
kommen follte, und ber andere ein fettes Schwein. Als dem, 
der daß fette Schwein gegeben hatte, Recht & eben wurde, 
ſprach der andere, warum denn er fein Recht bekommen habe, 
da: er doch ein Fäßchen Ol gegeben Habe. „Ei,“ erwieberte 
bie Königin, „das Schwein hat das Fahchen vol DI ums 
geworfen.“ Wie biefes der König inne wurbe, gab er feiner 
Frau den Abſchied, und erlaubte ihr nichts mehr, als noch 
den Mittag mit ihm zu fpeifen, und was. ihr am liebften 
wäre, bürfte fie fi) mitnehmen. Der Königin war nichts 
lieber ald der König, und darum gab fie ihim des Mittags 
Schlaftrank ein, Ind ihn in eine Kutfche und fuhr zu ihrem 
Vater. Bel ihrem Vater angelangt, machte fie ein Lager von 
Stroh und legte den König drauf. Als dieſer ermachte, jah 
er ſich um und mußte nicht, wo er war, baß er auf Stroh 
liege. Wie er erfuhr, was feine Frau gethan hatte, fagte 
er: „Weil du mich am liebſten hatteft, % fonft du wieder 
Königin fein.“ i 


8. Der Müllerburfch und die Müllerin. 
Ein Müller wohnte in einer Stabt und hatte nicht weit 
davon eine Mühle, in welder ihm ſchon mehrere Knechte 
umgebracht wurden. Einmal kam ein Burſche zu ihm und 
agte, ob ber Müller feinen Knecht brauche. „Fa,“ antwortete 
er Müller, „ich brauche einen, aber es find in meiner Mühle 
ſchon viele Burſche umgekommen.“ „Ach,“ fagte der Burfche, 
„es ift mir Feine Angft." Er aß zu Nacht, fhüttete auf und 
legte fi ſchlafen, nahm ſich aber ein Beil mit ind Bett. 
Als er einige Zeit im Bette lag, gieng die Ihüre auf, und 
es Tamen zwei Katzen herein; die eine fagte: „er ſchlaͤft,“ 
die andere fagte: „er jehläft nicht.” „Wart,“ dachie ter 
Burſche, „ic will dich beſchiafen,“ und er nahm fein Beil 
und warf der einen Kae bie Vorberpfote ab, nahm fie in 
ein Tuch und jagte die Kape fort. AS er die Pfote ber 
trachtete, war es der Arm von der Mülerin, und ihr Ring 
mit ihrem Namen war an ber Hand. Der Müllerburſch 


101 


gab die Hand feinem Herrn, und diefer verlangte des Morgens, 
feine Frau folle aufftehn, allein fie entſchuldigte ſich und ſagte, 
fie fei trank. „Dann zeig mir deine gab, ſprach der Müller, 
und als fie ſich weigerte, nahm er den rechten Arm und fah, 
daß die Hand ab war. Hierauf ließ er feine Frau ſammi 
ber anberen Hexe auf einem Scheiterhaufen verbrennen. : 





®. Der Seidenftein. 

(Boltöfage, Erinnerung aus meiner Zugend, von’. Müller, Lehrer 
in Ransbach. Mit geringen Veränderungen abgebrudt ans dem „Allgem 

nafau. Schufblatt 1861, Ro. 15.) - 

Der Seibenftein (auch Seitenftein) liegt etwas Hoch, gang 
von Walb verbedt, auf der linken Seite des Weges von 
Wefterburg aus in der Gemarkung Hellenhahn, und ift eine 
aufgethürmte, zerflüftete Steinmafje, von dem die Sage aller 
lei Abentenerliches erzählt. Nach Einigen ſoll es ein altes 
verwünfchtes Schloß fein, wo eine weiße Jungfrau auf Grs 
löfung harrt. Man will auf ihm ein unergrändliches Loch 
entdedt haben, welches für einen Brunnen gehalten wird, 
auch fol der gepflafterte Thorweg gejehen worben fein. In 
meiner Kindheit bin ich oft mit meinen Kameraden bort ger 
wefen, aber immer näherten wir und mit großer Furcht, 
und daher kam e8 au, daß wir den Seibenftein nie aufs 
merkſani bejahen; und ich kann auch jetzt, da ich ihn fiber AO 
Jahre nicht mehr gefehen habe, Eein beftimmtes UrtHeil fällen. 

Von den vielen Märchen, welche dad Volk vom Seibens 
fein und feinen Bewohnern, den Kobolden oder Gnomen, 
erzählt, will ih nur eins nacherzählen. Gin Mann von 
Bottum (nahe bei Hellenhahn), Namens Heinrich Doll, ſoll 
einmal in die Nähe gekommen fein, da gerade die Berge 

jeifter ihre Schäge offen liegen hatten. Siaunend bleibt er 
tehen und ſchaut biejelben ftilfehweigend an. Ein Zwerg 
aber ruft ihm zu: „Henri Doll, pad al Täjhen und Hänn 
(Hände) vol!* Der aber denkt: Auf nach Haufe und Hol 
dir einen Sad, findet aber bei feiner Rüdkehr weber Berg- 
geifter noch Schäpe. 

Einem Anderen ‚follen die Verggeiſter jede Nacht eine 
Dickedonne (Raubthaler) auf den Feuerherd gelegt Haben. 
Im Ganzen zeigten fie fi) gegen die Bewohner der Gegend 
wohlthätig, wenn auch zuweilen fhalkhaft. ") 





1 Die Sage enthält aichts Beſonderes, die Zwerge offenbaren darin 
ihren fonft befanuten Charakter. 


102 


10. Frau Solle, der Solleabend.’ _ 
Gom obern Wefterwald, mitgetheilt won Lehrer Geiler in Rebe.) 

Es war einmal eine Frau, welche ben größten Theil des 
Tages und fogar die halbe Nacht hindurch fleißig ſpann. 
gu derfelben kam eines Abends — e8 war am legten 

onnerdtag vor dem heiligen Chriftfefte — eine 
„Hol“, brachte 12 Ieere Spulen mit und gab mit bebeut- 
famer Miene der Hleißigen Spinnerin auf: diefe 12 Spulen 
bis um 12 Uhr desfelben Abends voll zu fpinnen; wid⸗ 
rigenfalls fre ihr den Hals umdrehen würde. 

Lächeld entfernte fi die „Doll.“ — Die durch jo barte 
Drohung beängftigte Frau wußte ſich nicht Zu rathen und 
zu helfen. Sie gieng daher zu ihrer Nachbarin und erzählte 
diefer den Vorfall. Diefe fagte: „pie 12 Spulen bis um 
12 Uhr voll zu fpinnen, iſt für dich allein ein Ding ber 
Unmöglichkeit. Spinne deshalb Aber jede Spule nur 
einmall“ 

Dieſes wurde befolgt. 

Puͤnktlich 12 Uhr Nachts kam die „Holl“ wieder und 
verlangte ihre 12 Spulen. Bitternd reichte die Frau ihr 
ſolche hin. Als die „Holl“ biefelben beſeben hatte, fragte 
fie heftig: „wer hat Did) das gelehrt? und als bie erjcredte 
Bra uichts darauf erwieberte, fagte die „Holl:“ „das hat 
ir der Teufel gejagt!" und jogleich verſchwand fie bei 
zugemachter“ Thüre. BR . 

Deshalb Heißt dieſer Abend (Donnerätag vor Weihnachten) 
bis auf dieſen Tag der „Holle: Abend,” u viele alte Frauen 
hüten fi) gar wohl, an demfelben iht Radchen zu drehen — 
und zwar aus Furcht vor der „Holl.“ 





11. Die Lurlei und der Teufel.“ 


Als Bott das fehöne Rheiuthal geichaffen, Ar, ben 
Teufel der Lurleifelfen. Er — ten und 


- 16. unten die Aubrit „Mutbolegle.” 2 Eine ſehr nähtbare nnd 

fhäpte Stebzigjährige verfiherte mich in Diefen Tagen; daß fle früher 
bei ihren Eltern und Großeltern an dem „HolleMbende nic hahe joinnen 
dürfen, und auch diefe hätten um feinen Preis ihr Epinnrad an dem 
begeichneten Abend angerührt, weil ihnen foldes von Mutter uud Groß 
mutter aufs Strengfte unterfagt worden fei.— 3 Derjelbe. Gedante vom 
gan “ aan keprt oft wieder. Bol, Grimms d. Mythologie 


103 

Iegte fi; mit bem ganzen Gewichte feines Mörperd wider 
den Felſen, inbem er ihn umzubrüden gebachte. Sein Bes 
můhen war vergeblich; aber bie in bem noch ‘weichen Felfen 
gurüdgebliebenen Spuren belehren Steben, der darauf achten 
will, daß bie Macht des Böfen gegeh die Macht des Guten 
nimmermehr Etwas vermag. —S. „Der. Teufel und die 
Lorelei“ von Simrod. . 


12. Der Mann ohne Kopf. 

Am Tiergarten bei Weilburg reitet um Die Mitternachts« 
ſtunde ein Mann ohne Kopf. Die Pferde, wenn fie ihm be- 
gegnen, feheuen und werden unruhig. Nicht Ale fehen ihn; 
gar oft aber wird der Ungläubige dadurch geftraft, daß fich 
das gefpenftifche Weſen ihm auf den Rüden hängt und fi 
tragen läßt. Alte Weilburger wiflen von gar Manchem zu 
erzählen, ber den Mann ohne Kopf bis an das „Landthor“ 
bat tragen müflen. 

Ähnliches hörte ich in andern Gegenden erzählen. Vgl. 
TH. Vernaleken: Mythennnd Bräude, ©. 47, Nr. 23f, 


13. Die Aungfernbuche im Sonig, 
einem Wald zwiſchen Lahr und Ellar. 


An diefe Buche knuͤpfen ſich folgende Sagen: 

1. Unter dieſer Buche faß zu gewiſſen Zeiten eine weiße 
Sungfrau. Als jpäter Die Buche gefällt wurde, hörte man 
an Biefem Orte noch einige Beit lang bie Jungfrau weh- 
Hagen. J 

2. Einige Buben giengen im Frühjahr in den Wald, 
um Holz zu ſuchen. In der Naͤhe der Zungfernbuge kani 
ihnen ein kleines Hundchen entgegen, das ein Bund Schlüſſel 
im Maul trug. Es gieng ſchmeichelnd um die Buben herum, 
als wollte es ihnen % en, fie ſollten ihm die Schlüffel ab» 
nehmen. Die Buben aber verftanden das Hündchen nicht. — 
Da kam aus der Buche eine weiße Jungfer mit einem Körbchen 
und hielts den Buben dar. Die Buben nahmen das Körh- 
hen nicht, ſondern liefen eiligft fort. 

3. Ein Mann gieng einft an biefer Buche vorbei und 
fand unter derjelben ein Körbchen mit Rabnägeln. Weil er 





104 


noch auf den Markt gehen wollte und das Körbchen nicht 
gut mitnehmen konnte, fo verftedte er es in einen Buſch, 
nahm fi) aber einige Nägel mit. Als er auf ben Markt 
kam und in ben Sad Fi hatte er ftatt ber el Lauter 
Goldftüde. Er eilte fehnell zurüd, — aber das Körbchen mıt 
den Nägeln war verſchwunden. 


J 


IV. . 
Näthfel, Sprichwörter, 
Volkswitze. 


-7u 


eier WATT 


Räthfel, Sprihmwörter und VBolfswipe enthalten die eigent- 
liche Bolfewelöheit, die meift aus dem Lehen geihöpft, der Religion, und 
dem Gelege gegenüber freitt nicht immer Tlühhaltig ift: Wenn die 
Mätbjel int nügemeinen mehr für das Ingendalter ‚find, fo-find Epri 
mörtgr und 'awige, ebeu weil fie vorzugsweiſe aus dem Leben neichöi 
find, mehr Sache des erfahrenen Mannesaltere. Daß die Srriämprter 
und Boltwige oft etwas der& find, liegt in der Natur--der Sad. — 
Da die deutihen Sprichwörter kon Sailer, Adrte und Simrod 
gefammelt find, fo mußte ih mich hier nur;nnf ‚wenige bejchränten. 

RätHfeL ift ahd. die rätieen, rätussa, räkisca, mfß. raetisch, raet- 
sche, raoters, raetelnipse, zaetsal, abi, rätzel, angels 
fädl. raedels, raedelse, engl. reddle, Heländ. rädael, — Gprihmort 
ungut Sprüdwort) fehlt abb., uhd. sprichwort, Holiud.npeekword, 
R ein Bort, Eap mit einer umd kräftig ausgedrüdten Xehre, das 
unter dem Volte gäng mid gebe Ey alfo allgemein unter dem volie ges 
hört wird. — Wip, abd. Die wizzi, das wizel, mÄd. witze, wize, ift 
eigentlich das freie geiftige Bewußtfein won etwas; dann das Vermdgen, 
aus Gründen abzuleiten, zu fihließenz Die gewandte erfinderiiepe Gel 
anlage und Geiftesteichaiigkit: ervöhnlid) die gefhwinde, in uner⸗ 
warteten Apnlickeiten erſinderiſche Geiftesthätigfeit. 


1. Wer ift: zuerſt in der Kirche? — (Der Bart 'am 
Schlöfje.) ron 


2. Wieviel Wege gehen In bie Kirche? — (Keiner.) 
3. Born Leben, Hinten Leben, in ber Mitte Holz und 
Eiſen ? — (Pllus.— 
4. Es ſteht ebbes (etwas) am Haus, brennt und brennt 
und brennt doch Fein Haus ab? — (Brenmeſſel.) 
5. 68 geht ebbes, geht und geht und kömmt doch nicht 
vom Pla? — (Mühle,) ri 
6. Es fleht ebbes am Weg, hat ein roth Röckelchen an 
und ein ſchwarz Hütshen auf? — ‚(Hogebutte.) 
7. Es liegt ebbes ufm Dach, hundert Betttucher Lännen 
ees uicht zudecken — (Sonne.) * 
B.. Ich keun einen. Mann von Hippertibib, hat. ein Kleid 
» von taufenderlei Stüd und einen levemen Bart? — 
(Habn.) 
9 Warum ſchabt man bie Käͤſe? — (Hätten fie Febern, 
würde man fis rupfen.) . 
10. Was haben bie zwoͤlf Apoſtel Aber Rhein gemacht? — 
(Sin Dugend.) 





11. 
12. 
13. 


14. 
15. 
16. 


17. 


19. 


21. 


108 


Es kringelt ſich und kraͤuſelt fi und wirft bad 
Schwänzchen hinter fih, e8 hat neun Häut und beißt 
all die Leut? — (Bwiebel.) 
Wer Hat den Iauteften Ruf gethan, den man auf ber 
janzen Erde hörte, ald Noe die Arche verließ? — 
{de &fel.) 
Ein Here hat fi ein Schloß gebaut und in dem 
felben. eine Menge Zimmer, und ein jedes Zimmer 
hat feinen eigenen Bewohner. — (Die Kornähre.) 
Welches Waſſer ift ohne Sand? 
Und welder aönig, ie ohne Land? — 
(Das Waffer im Ange ift ohne Sand, 
Der König auf ber Spielkarte ift ohne Land.) 
Welches Mädchen ift ohne Witz? 
Welcher Degen ohne Spig? — 

(a. das Mädchen in der Wiege; 

b. der abgebrochene Degen.) 
Welche Straß ift ohne Staub? 
Welcher Wald ift ohne Laub? 

(a. die Straße über die Donan; 

b. der Tannenwald.) 
Es find drei Dinge. Das erfte jagt: „Ich wollt, 
es wäre Tag, dann würbe ich wieder warm." Das 
gweite eg: „Ich wollt, es würde Nacht, bann be 
Täme ih Ruh.” as dritte jagt: „Was wollt ihr 
alle beide Elagen; ih muß Tag und Nacht die Laſten 
tragen.“ — (1. Dfen, 2. Thuͤre, 3. Träger.) 
Wenn fie kommen, dann kommen fie nicht; und fommen 
fe nich, dann kommen fie — (Tauben und gefäete 

en. 


&8 fpielten brei Herrn in einer Nacht biß zum Morgen ; 
und am Morgen hatte jeder gewonnen. — (Die 
Spielleute, Kirmeömuftfanten.) : 


. IH Bin der Mann von Bohnenguß mit einem gelben 


Mantel. Bon da reif’ ich nach Brandenburg, von 

Brandenburg nad Muͤhlheim, von Mühlheim nad 

gefaheht, von Keſſelſtadt nach Leibzig. — (Kaffee 
ohne. . 

Es tft etwas fo get als ein Schneckenhaus und Hat 
fo viele Fenſter als ein Königshaus. — ‚ (Fingerhut.) 


. Wo hat Adamı den erflen Nagel hin: gefchlagen? — 


(Auf den Kopf.) 


23. 


. Große Prahler, Heine Bezahler. 
. Wie der Mann, fo die Wurſt. 
. Mit großen Herren iſt nicht gut Kirſchen efien, fie 


109 


Es if in der Frau und nicht im Man; 
Es ift in dem Bier und nicht in der Kann; 
Es ift im Bäder und nicht im Wed; 

Es iſt im Ferkel und nicht im Sped. — . 

Der Bucjftabe r.) " 
Niemand und Keiner giengen in ein Haus. Niemand 
gu heraus, Keiner gieng heraus; wer blieb im 

ans? — (Und blieb dein.) 


. Der wirft (ſchießt) mit einer Bratwurft nad) einem 


Schinken (ift gefällig aus Gigennug) . 
Lieber ein bißchen zu viel gegeſſen, als ein bißchen 
au wel geſchwaͤtt. 


Du Hunger iR. ein guter Koch, ex lehrt Setgäjfer 


Tauen. 


Wer fein Geld will los werben, und weiß nit wie, 
der kaufe alte Häufer und baue fie. 


. Der hats im Griff, wie ber Bettelmam di Raus, 
. Wenn man ben Hund trifft, dann belt er. : . 
. Das ift auch nicht auf deinem Mift emaden Ic; 


unehrlich gewonnen, geftohlen). 


‘ 


werfen einen mit ben Stielen (Kernen). 


. Verſehen ift auch verfpielt. 
. Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil (auf 


einen groben Keil gehört ein grober Schlägel). 
ine gute Ausrede iſt drei Bagen werth. 
Unverfucht ſchmedt nichts. 

Zu ſcharf ſchneidet nicht, zu ſpiß ſticht nicht, 


. Better hin, Vetter her, bleib mir von meinem Kirſch⸗ 


baum. 


. Man Fann den Eſel zur Tränfe zwingen, aber nicht 


zum Saufen. 


. Ein Stüd Brot im Sad ift befier ald eine Feder 


auf dem Hut. - 


. Die Nüß find ihm in die Schuh gefallen, auch: das 


Herz iſt ihm in die Hofen (Buchſen) gefallen. Die 
Angft hat ihn überwältigt.) 


. Ginem mit dem Scheuerthor winken. 











In Caub ich, da ber Beh! * rden gelaͤutet. 
Di Cab 
Dieſes —— Ma een Kr tm a 





sm 


.0P. Es if ei Zubıvenplaht. —— 


D wuxiertg atindin. dat 
ro —ã— — * * 


Es iſt ein Jud verplapti 


70. "Sprichwörter in der Botke ſorach⸗ 
ſ. Sinchinin ©. ai . 














rer na, SO 








nz ha. Due re 


v. 
Sprüche beim Loßen oder 
Auszählen. 


Rebrein: Voltofitte. s 





115 





Die nachfol⸗ Sprüche und Liedchen werden aebrauft, w um bet 
Epielen zu beftimmen, (gu loßen?, sei wer anfangen, wer 
diefes oder jenes thun ſoll. Die Kinder ich —eY— in einen 
Kreis, und eins geht herum, berührt bei jedem betonten Wort, oder bei 
jeder betonten Epibe, aumellen auch bei jeder eye ein Kind, und auf 
weldyed dann das lehte Wort zc. kommt, das r aus ageählt. Die 
meiſien der nachfolgenden Sprüde und Lledchen mit größern oder 
Heinern Abweihungen weit verbreitet. 


1. 
Hidle, hadle Diftel, Dom, 
Der Miller hot fei(n) Frah werlorn, 
’8 Hensche hot fe fimne; 
Dei Rage ſchlahn dei Drumme; 
Dei Moiſercher kehrn bei Stumwe aus; 
Dei Ratte trahn de Dred enaus; 
Sitzt e Vielche unnerm Dach, ' 
Hot fih krumm um ſchepp geladht.! 
2. 
‚Hopp, bopp, Hopp, Zepeh ſopp, 
Wieviel Herner bot ber Wo 
Eins, zwei, drei; 
Mahh holi Weih(n). 
Knecht ſchenk ei(n). 
Herr ſauf aus, 
Don biſt draus, * . 


3. 


Veter, 
Wu fteht er? 
Im Stall. 
Was thut er 
Er gibt dem Veul Fuder Butte) 


1 Man findet Rod, Loos, Looß, hiſtoriſch richtig it Loß mhd. 
das 1dz, abd. Das und der 162, hiös, goth. der hlduts, ag. der hiöt== 
Mittel (eig. mit einem Beiden verfehenes, auf den Zufall ee 
und wieber aufgenommenes, fpäter nur gezogenes Stäbchen) zu 
befragung, Erforfcpung des @ötterwillend, der Zufunft; Dann Durch —8 
—— au jallenes, en Augetbelieh Bein, 2 Im bike Ba 

m dieſer Zaflung aus Königähofen in. jn diefer jung 
aus Kduigöhofen 9. fein. “ 3 e 


116 


Was nor 
Er pupt em bed Loc. 
Stickt e gebrorener Appel brein.. 
Wem foll er fein)? 
Deiln) oder mei(n)? 
Deiln) fol er fein). * 
4. 

Kathrenche nemm dei(n) Miztzche mit! 
Mer waaß nit, was fir Werre git; 
Ich ſcheele der ad) dei(n) Appel nit, 
Un gehn nit met ber ham. 
Bauer-benn bein Pudel ah(n), 
Daß er mich nit beiße kann; 

Beißt er mich, verflag ich Dich, 
Daufet Dahler Eoft es bi. * 
5. 

Ine mine Tulweblad 
Geſchte mit and heilig Grab? 
Selig Grab iß angeihloß, 

Und der Riel (Riegel) iß abgebroch. 
Vatter, binn den Bummer an, 
Daß er mich nit beiße ann; 

Beißt er mich, dann kreiſch ich 
Hunnert Thaler dreißig. 

Aus, maus, tobt, du biſt aus. 


6. 
Eins, zwei, brei, vier, fünf, ſechs, fieben, 
Wo finb ie Sranzofen geblieben? 
Bor Moskau in dem tifen Schnee, 
Sie rufen: O weh, o wehl 
Aus, maus, tobt, du biſt auß. 


7. 
1,2, 3, 4, 5, 6,7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 

Geh hin Hol Weizen, 

Geh hin hol Korn, \ 

Bleib hinne orre (ober) ‚vorn. 

Aus, maus, tobt, du biſt aus. 

diefer Kaflung zu Rönigspofen A. von Stuaben gebraucht. 
un ande Eric Mattes mit hen Apebn gen, wi aber a 


als Roplieh gebraudt. 2) Ja diefer Faffung zu Königepofen A. Idneiu 
von Mälfgen gebraucht. 


117 


8. 

Ine mine Tulweblad, 
Unſer Mad hat angejät, 
Sieben Gaße un e Kuh, 
Peter, fhlieh die Thüre zu, 
Werf den Schläffel in.den Rhein, ' 
Morgen ſolls Ichön Better fein. 
Aus, maus, tobt, du biſt aus. ! 


9. 
Ine mine, fuder fine, 
— ge Ag Rind, 
jebe, bu ere, - 
WB, Bol. 


10. 
Es ging ein Männchen über bie Brüd, 
Des hat e Sackelchen off em Rüd; 
Gr hiegs wieder ’n Poſte, . 
Der Pofte Fracht, das Männchen lacht, 
Tipp, tapp, teul aus. 


11. 
—8 ad art 
er Jäger 
Ram ber — mit der Gabel, 
Stach das Käpchen in den Schnabel, 
Miau, mian, - 
Ich wills mein Lebtag nicht mehr bom (thun).“ 


12. 

teng einmal nach Buſchlabeh, 
PR [4 ie an ein a au 
Da ſahen drei alte Hexen heraus; 
Die erfte ſprach: Komm, if mit mir! 
Die zweite ſprach: Komm, trink mit mir! 
Die . en ein Fa 

w m an mein 

O web, o weh, o Be) 
Sch geh nicht mehr nach Buſchlabeh.⸗ 


Ar. 5-8 in dieſer Bafıma „am Unterrhein verbreitet. 2. Rr, 9 


- J aus Li A. Beilburg. 3. 
es jengeröficchen eilburg. Ju diefer 


118 


13. 


Enbelte, wenbelte, witteldewei, 
Obern, bobern, dumbernei, 
Funke, fanke, ſilbern Schranke, 
Krone, Mai, Buch, Tuch, toul aus. 


14... 


Entel, Mentel, Bidel, Zahl, 
Roͤpche, Runde, „gret. 


er: 
Entel, Mentel, Dibbelbei, 
Boige, Roige, Knoll. ! 


15. 


Ein — Shlof — fer — wollt — ein — Schloß — 
be — ſchlagen — wie — viel — Nägel — muß — er — 
haben? — Eins — Zwei — Drei — Magd — Hol — 
Wein — ned — ſchenk — ein — Herr — fauf — aus 
— du — biſt — aus.⸗ J 


1 Konrad Schwend bat in feiner „Mythologie der Germanen” 
Brautfurt 1851, ©. 351 f. aus ber Wetterau: 
ne, Mene, Dunte, Funke. Rewe, Echneme, 
Dippedappe, Käfenappe, Belle, Bube, Ruh. . 
Er faßt diefe Zeilen ald den Anfang eined Gedichte von der Welt 
FHörfung und überfept: 
Ricfen, Mann, Eterne, Regen, ©: 
Ziefe Tiefe, Käfenapf, Wilde Buben, Ruße. 
@ne iſt mach ihm aus Enten verderbt, welches Wort Riefen und 
Enten bezeichnet, da beide dem Wafler angehören, Mene bezeichnet 
die Ranen. Dunke fteht für Tange d. 1. Zunge, und Zungen, 
Himmelöjungen heißen die Sterne. unten bezeidnet die Funten 
and Mufpellheim, weiche Sterne geworben find. Rewe’ ift des folgenten 
Scänewe halb aus Regen verderbt, fall ed nicht alte Rebenform if. 
Divpedappe it Bolfödialeft für Tiefe-Tafe, was nichts anderes 
bedeuten fann, als eine ſeht bedeutende Tiefe. Käfenappe ift Aäfer 
mapf und bedeutet die wlaıtttarfihe Sabſtanz der Erde (vgl. die Welttuh 
Audhumla das Weltall Ginnungagap) Der Sim bis dahin it: 
erft waren Rieſen und Baneu (Geifter.der Verftorbenen), dann funtte 
tufpellpeim Sterne, Regen urd Schnee flürzte In die tiefe Tiefe des 
Erdenraums. Die folgenden Worte feinen den Refrain jeder Sirophe 
Bes großen fosmo; — Gedichtet gebildet zu haben: Me Atbalten einen 
warnenden Ausruf, deu jur B— Ideuheit und Giitfamfeit während des’ 
Aufenthaltes auf dem fosmogonijden Weltfäfe ermahnt und den wilden 
Buben wit dem Ruß droht, deſſen Zuchtrurhe fie fühlen werden. 
So weit Schwend, dem ſchwerlich jeder Leſer beiftimmen wird. 
2 Weit verbreitet. 


119 


186. 

Ene — dene — bide — bades — wer — nit — kimmt 
— ber — wird — gemadeft — über — de — Rhein — 
wo — bie — fünf — Ka —-nallje — fein. — Fünf — 
Ka — nallje — frei — fe — Brut — ſchlon — de — 
befte — Bauern — tud. . 

17. 

Ene — dene, bigele — mei — Mame — de(i) — kocht 
Scnipele — wollte — bißche — lede — kom'ſe — met 
— dem — Stecke. 

In Montabaur wird zugefept: 

Gieng — eich — bei — die — Magd — die — hot — 
meich — ausgelacht — Bieng — eich — bei — de — Knecht 
— Hot — ge — ſot — wer — recht. 
.. 18% 
1, 3, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12,13, 
14, 15, 16, 17, 18, 19, zwanzig, 
Die Solbaten ritten nach Danzig. 
Danzig fieng an zu brennen, 
Die Soldaten fiengen an zu rennen. 
Sie rennten nad Polen, 
Der Teufel ſoll fie holen. 
Ibche, bibche, knoͤllche ab! 
19. 
1, 2, 3, vier, 
In dem Klavier 
Sf ein Ding, 
Das geht King fling. 
Jbche, bibche, knoͤllche ab! 
20. 
1,2434 . 
Was wilft du, Wein ober Bier? 


Zept werden dem. betreffenden Kinde die Augen zugehalten, ſagt es 
Bein, fo wird bis auf neun, fagt es Bier, fo wird bie auf vier weiter 
geräplt. Auf wen bie lehie Syibe ober das lehte Wort kommt, der ift aus. 


21. 


Iſſi, diffi, dor, 
Komplimenti, nor, 


4 Rr. 16 u. 17 im diefer Faſſuug aus Limburg, 


129 
fanterit; bento, 
a Bi vo. 
22. 

Abraham und fat 
Schlugen ——— 
Zwiebad brach entzwei 
Abraham bekam das Theil. 





Re. ZU und 22 aus Montabaur, 


VL 


Kiuderfpiele und dabei 
vorkommende ſiedchen. 


123 





1 


Die nachfolgenden Kinderfpiele find mit verfchiedenen Abweichungen 
meift weit verbreitet. Schöne Jugeudſpiele find gefammelt von %. & 
Sehride, und in: Auswahl vaterländifger Kieder und Jugendipiele, 
wom Gymnafialdirektor Schwarp in Hadamar) Wiesbaden (1861). 


Weine Kinder bilden einen Kreis, gehen herum und fingen: 
Giaſe, grafe, kringe, 
Die Frau hat ſieben Kinner (Kinder), 
Gläschen Wein, 
Buder brein, 
Buz! 
Dabel neigen ſich die Kleinen. 


am Ss — fireden beide Anne aus und fingen, fi beftändig 
Dolle, Dolel J 


Micke angel? 
bis fie, vom Schwindel ergriffen, zur Erde fallen. 
j 3. 

Ein mmtered Kind ſtellt ih mit umgebundener Schürze (auch ohne 
dieſelbe) auf einen u a um Saire (and ob 
Lickrili — Hahn! 

Meine Prebigt geht an; 
Mein Rab und mein Wirtel, 
Meine Predigt iſt Viertel; 
Meine Kuh und mein Kalb, 
Meine Prebigt ift Halb; 
Meine Kap und meine Maus, 
Meine Predigt ift aus! 
4. 


Bel einem in manchen heilen des Herzogthums Naffau beliehten 
Spiele faßt ein, Kind mit. der techten Hand die linke und mit der liuken 
Hand die rechte eined andern Kindes und geht fo mit demielben voran 


und fingt: 
Dreimal Buttermilch, 
Und dreimal Wurft, 
Unb wer den Wein im Keller Hat, 
Der leidt fein Durft! 
Bei den lepten Worten wendet ed fich um und geht, ohne die Hände 
des Kindes [08 zu laflen, mit denfelben Worten fingend wieder zurüd. 
4 Bol: Tolle, tolle! Müden fange Ci drehe mid, bis ich toll, taus 
melig werde, und ſuche Müden in der Ruft zu fangen). J 


124 


5 
Mehrere Kinder nehmen einander bei den Händen, fchlichen einem Kreis 
und fingen, indem fie herum gehen. Die vierte Zeile wechfelt, indem ver- 
feleoene Handwerfer genannt und nach dem orte, „die fo machten“, 
eren Gebärden yantomimifch nachgemacht werben. Bel Herren und 
Damen werden bie Komplimente und Grußformen denfelben nachgemacht, 
Gloria, 
Liktoria, 
Und als ich auf die Berge kam, 
Begegneten mir zwei Herm, 
Die jo machten. 


Begegneten mir zwet Schneiber, 
Die A machten ıc. 


6. Säschen fchläft. 
— en ae 
Bitte ft, und fingen vabıle Ats geſchlefe 
Häschen in der Grube 
Saß am Baum (au: Saß da) und hätt, 
Haöchen, Häschen (au: Armes H.) bift du krank, 
Daß du nicht mehr hüpfen Fannft? 
Has hipp (büpf)! 
Has Hipp! 

Bei deu lehten Worten hüpft das in der Mitte figende Mädchen auf 
einem Bein auf ein andered Mädchen im Kreife zu, das danı “an bie 
Veipe kommt, das ſchlafende Häschen vorzuftelen. 

7. 
Kinder, befonderd Mädchen, bilden einen Kreis, gehen herum und 


fra: Ringele, Ringele, Reih 
ingele, ingele, e, 
Kinberchen — j 
Sigen auf dem Hollerbufch, 
Machen alle: huſch, huſch, huſch! 
Pen Sin, ie an un tn 
8. 


Sep did in die Welbe, 

. Spinn mir ein bißchen Seide, 
Haffelnüßchen, 
Senrebeinübhen, 

eß dich nieder, 
Zungfer Lischen. 
Veſpielt wie das vorhergehende Spiel. 


125 





9. 
Die Mädden bilden einen Kreis. Ein Mädchen, Keffel genannt, 
ſteht im der Mitte, den Oberrod über den Kopf geichlagen. 
Alle: Was ift in dieſem Kefjel? \ 
Keffel: Samen, Samen. 
Alle: Was wollen wir morgen efjen? 
Keſſel: Brot, Brot. 
Ale: Da Fam der Doktor Portius 
Mit feinem golbnen Wagen; 
Da gieng er dreimal um ben Kranz: 
Du, folge mir nach! 
Eins: Wann wird der König begraben? 
Kefiel: Um 12 Uhr. (Die Stunde ift Beliebig.) 
Pe Kinder verſtecken ſichz Keſſel ſucht fie, das gefundene iſt nun 
deſſel. 


10. 
an, Aeht A har — mit — Stock in der Sand an 
em immten 
ginen beftimm ee anl inder machen ſich unterdefien am 
„Lieber alter Großvater, 
Was ſchmedt der Wein jo Aut!“ 
Mr Das den — —5 A| — — nun derbe und ſucht 
a , pr 
Kane dh uk Epitl ber Grofpater fe 7 Des Buofene 


11. 

J then t . 
en — 
erſcheint ein anderes Mädchen (Habicht genannt). Auf dem Tiſche liegen 
mehrere Sölgchen, und es entfieht folgendes Geſpräch: 

Habicht: Was wilft du mit dem Hölzchen machen? 

Altmütterchen: Feuerchen machen. 

. Was willft du mit dem Feuerchen machen? 
Waffer Heiß machen, 
Was wilft du mit dem Wafler machen? 
"Meflerchen weßen. 
Was winkt du mit dem Meſſerchen machen? 
Gertchen ſchneiden. 
Was willſt du mit dem Gertchen machen? 
. Hübner aus dem Garten jagen. 

Habicht fucht eins der Hühner (Mädchen) zu erhafchen. Altmütterchen 
wehrt mit den Händen, während fie ruft. 

Hühnerchen, wehrt euch! 

Diefe ſuchen dem ſich näbernden Habicht antzuweihen. Die er err 

en allein "m, — Ins vie er — Pi Jit died ger 


1-7. 7-727.7.7.3 


126 ° 


ſchehen, fo jest er fie am Sinn. Jedes muß dreimal hüpfen. Wer lacht. 
if ein Teufel, wer nicht lacht, ein Engel. Die Engel bilden dann eine 
jaffe, Die Teufel müflen durchlaufen und befommen dabel Schläge. 


12. 

Kinder, befonders Mädchen, bilden einen Arels. Ein Mädchen ficht 
in der Mitte und fragt: 

Ein Kind: Ihr Engelcer kohmtl 
Ale: Mer derfe! net. 

Ein Kind: Warum bafn) net? 
Alle: De ruthe Fuchs läßt und net. 
Ein Kind: Wot bot er geffe? 
Alle: Grene, grene Gr ? 

Sin Kind: Wot hot er getrunfe? 
Alle: Geite- Getie- Bunfe.® 

Ein Kind: Wu bot er d’ Läffele? 
Ale: En der Eſchekaut.“ i 
Ein Kind: Wu bot er d' Gawele? 
Ale: Em Haj.® 1 

Ein Kind: Wu Hot er d' Meffere? 
Ale: Em Strieh.* 

Ein Kind: Tut tut tutl* 

Alle laufen num auf das fragende Mädchen zu, „wer t Font 
muß bie ein at in dat te en 3 wi n 
13. 

Dei Zunfer, dei muß knie, 

Dei Junfer,: dei muß auferftehn, 
Det Junfer, dei muß ftille ftehn, 
Dei Junfer, dei muß danfe 
Mer ihrm rure Ranfe. 

Aue Mädchen ftellen fih (in Königöhofen A. in) im Kreis um 
ein anbere®. pre — — im Rreife um 
dasfelbe berumdrehen, muß dieſes die entfprechenden Bewegungen machen. 

14. 
Die Rinder geben fich die Hände und bilden fo einen Kranz. um 
aehen fie und fingen: “ 
Aierkranz, wot gilt ber Kranz? 
Diele, dide Doler. 
Gloͤckelche of der Mauer, 
Schlit zwelf Auer, 


4 Bir dürfen. 2 gelie Graͤſer. 3 Ein Wort, das beim Geigenfpiel 
gelagt wird. 4 Aſchenfaut. 5 Heu. 6 Stroh, Streu. 
Mundart von Montabaur. Mit wenigen Abweichungen hat die 
erften 8 Zeilen aus Coblenz Firmenich 1, 526. 


127 


Mafter loß meich fh: , 
—— eg 
Hille Dieche. 


e, 


15. 
Ein Mädchen fipt in der Mitte, alle übrigen aben ven Saum feines 
Reides — —* eines geht rundum und 
‚ding, batrian, 


Bea er in diefem Zhurm? 
Ein ee — 
Das wollt ich mal beſchauen. 
Allein ber Thurm iſt viel zu hoch, 
Dan muß ein Stein abbrechen. 
Stein brech ab. 
Das berübrte Rind muß nun die Hand 108 Laffen, und fo wird alfo 
das Mädchen frei. 
16. 
"Kinder bilden m Area einen Kreis. Einem (dem Dieb) werben die 
augen zugebunden, es fommt in die Mitte. Die Ainder halten fich 
gehen im Kreife und fingen: 
Hier figt der Gaͤnſedieb, 
Der die Gans geftohlen hat. 
Hier figt der Dieb. 
Wer die Gans mir wieder gibt, 
Den Hab ich lieb. 
Ale bfeiben ſtehen. Der Dieb geht auf die Kinder zu, faßt eins an 
und fagt: 5 


Gib eine Stimme von bir. 


Das gefaßte Kind gibt eine unkenntliche Stimme, Mäth darauf der 
Dieb den Ramen des gefaßten Kindes, fo iſt diefed unn der Dieb; im 
andern Falle muß er ed noch bleiben. 


17. 


Ein Mädchen fegt ſich hin, die mitfplelenden umgeben es und berühren 
mit der dechten Hand defien Rod. Das erfte läßt den Mod los, geht um 
den Kreis herum und fingt: 

Alara, Klara, 
Mit dem golbnen Haaral 
Klara wollt nicht Achtung geben, 
Achtung geben, 
Adna ge ven dem Lehrer. 
Da figt die Königstochter, 
Die hat das Haar geflochten. 


1 Mundart von Limburg, das Spiel ift weit verbreitet, 


128 


All wer {ft ba? 
AU wer ift da? 
Die legte muß berumgehen! 
Statt dieſer Berfe wird auch bißwellen gefungen: 
Ringle, Ringke, Dahle! 
Ber fipt auf diefem Mahle? 
Ein fchönes, ſchoͤnes Töchterlein, 
Ach nein, ach nein! 
Das kann nicht fein! 
Der Thurm ber ift zu hoch gebaut, 
6 muß ein Stein gebrochen fein! 


es dad —5— Minden, dab es nun gi fo mad, bis kei, = 
te 


Klara ift vierteld todtl 
Klara ift halb tobt! 
Klara ift ganz tobt! 


der die lmmt der Mädchenkreis eim 

an, % 193 —— auf Burg: Pre — 

—— a 
u ’ 

FAN Spiel die Klara vorftellen. ’ 


18. 
Ein Ring wird verftedt, während dad Kind fucht, fingt es: 
Trauer, Trauer über Trauer, 
Hab verloren meinen Ring. 
IH muß kriegen, 
Ih muß fiegen, 
Bis ich finde meinen Ring. 
Sat es ihn gefunden, dann fingt es: 
reude, Freude, über Freubel 
Hab gefunden meinen Ring. 
Ich muß fpringen, 
Ich muß fingen, 
Hab gefunden meinen Ring. 


19. 


Die Möd tet; der Hand und bilden ei 
Area. Su Me Date Teen pain Snbogen uno umtngen c4, tab 


fingen: . 
Schöner, blauer Fingerhutl 
Haͤtt' man Geld, das wär’ wol gut. 
Kränzevolle Tagel 


‚129 


Jungfrau, fie muß ftille fichn, 
Kann man dreimal um fie gehn! 
Und der ganze Kreis bewegt fih drei Mal um es herum und fpricht? 





mei Mal, 
Drei Mall 


Jungfrau, fie muß tanzen 
Zu dem großen Kranzel 
woranf ſich das Mädchen in der Mitte ein anderes ausſucht und mehr ⸗ 
mals mit ihm hetumtangt. . 


and dann: 


20. J 
Die Mädchen ſteben wie bei Ro. 19 und fingen: 
Rother, blauer Fingerhut! 
Hätt’ ih Geld, das wär ja gut. 
Jungfrau, fie muß tanzen 
& on sahen Sr “ tanzt). 
ungfrau, fie muß ftille ftchen (Gs ficht), 
Muß fi eine wählen. 
Das gewählte Vadchen muß nun, mit dem Gefihte aus dem Krelfe 
RER mit dem Kreis umgehen. Diefed Spiel Dauer I fange, bis alle 
jädchen mit dem Rüden nad) dem Mittelpunkt des Rreifes ‚getehrt find. 


21. 

ine Reihe Kind it 3 iber ſteht ein einzelnes 
At. 
Frage und Antwort gejungen und bei dem von beiden Selten gefungenen: 
uAde, Ade, Ade“ wieder zurüdgehüpft. Jedesmal aber beiden Worten: 
Rphilippine, Karoline u. ſ. w foll die Braut’ fein, tritt das 
Be RE SELLER 
nun gelungen: 4. omme mi zant 7 el 77 
Bis fein Sn mehr übrig ift. ME min vier Jen 
Sch komme mit 2 Pantoffeln herein! Ade, Ade, Abel 
Was kommſt du mit 2 Bantoffeln herein? Abe, Abe, Adel 
ft denn. der Vater nicht zu Haus? Ade, Abe, Abel 
Was fol er denn zu Haufe fein? Abe Ude, Abel 
Ich möcht ihm gern ein Briefchen ſchreiben Abe, Abe, Adel 
Was foll denn in bem Brieflein ſtehen ? Abe, Abe, Adel 
Philippine foll die Braut fein! 


22, 
Rumlepott, Rumlepott! 
Mein Vater hat 'nen Garten Fauft, 
In dem Garten fteht ein Baum, 
In dem Baume ift ein Neft, 
Rehrein: Bolköftte, 


Pump 


130 





In dem Neft ift ein Has, 
Der macht der Frau Bas 
Auf die Ras, J 
Bel den lehten Werten wird dem gegenüberſtehenden Kiude auf die 
Rafe gekiopft. 


3. Siwele, bitwele, bere!: 
Ein Knabe greift in die Haare eined andern und dreht, indem er Re 
um die Hand flingt, den Kopf desfelben Hin und ber und fingt: 
“ Hiwele, hiwele herel 
Wer nicht will zur Hiwel fomme, 
Der foll gehimwelt were (werden)! 
Kupp oder Hahn? 
Antwortet der Behiwelte: Rupp! fo erhält er einen antwortet 
Sat Ve He der Amelie fr 7 eis 
Dann geht die Himel wieber an. 
Biwel x. 
24. 
Hiwele, Htwele, here! 
Wer nicht will zur Hiwel komme, 
Der foll gehimwelt were. 
Gluck oder Hahn? 
Sagt das Kind: Hahn! fo fährt das erſtere fort: 
So geht die Hiwel wieder an. 
Hiwele, Hiwele, here 
Wer nicht will zur Hiwel komme, 
Der fol gehimelt were, 
Glud oder Hahn? 
Sagt das Kind jept: Bud! fo fährt das erfle Kind fort: 
Flupp, flupp, flupp! 
‚wobel ed das Kind auf den Kopf fchlägt. 


25. 

Mehrere Kinder Segen die Hände übereinander, ziehen die untere heran 
uud legen fie oben drauf, Dabei fprechen fie die nachfolgenden Worte mb 
Schlagen bei der legten Seite elnanber auf die Hände, 

. Maus, Maus! 
Wo ift die Maus? 
Im alten Haus. 
Wo ift das alte Haus? 
Abgebrannt. 
Womit? 


® Hiwel, richtiger Hüwel, iit ſo viel als Häubel. 


131 





Mit Feuer. B 
Wo ift dad Feuer? 
- Ausgelöjcht. 

Womit? 

Mit Waſſer. 
Wo 8 das MWafler? 
Der Ochs ss gghofen. 
Au atım Beh, 

m en Wald. 
Wo if ber grüne Walb? 
Abgehauen. 
Di dr.Agt 

it der Art. 
Wo iſt bie Art 
Beim Schmied. " 
Was fagt der Schmied ẽ 
Schmied druf, ſchmled druf, ſchmied drufl 


26. 
Geb mir eine Erbs! 
ab keine. 
Geh an den Bach 
Und ſuche dir eine. 
Ich ‚finde Feine. 
Sch zum Müller 
Und lehn dir eine. 
Dex Iehut dir Feine. 
Da blas ih Dil 
Dawehr id mid. 
Bei I Eonn wird geblaſen und das Mind, das geblaſen wird 


27. . 
Kauf mir 'ne Band bl: 
=. Wie theuer . 
‚ Drei Dreier. 


en fie Bet 
ern hat on 
Wie geht ‚fie? 
icle, wackle. 
Wie ſchreit ſie? 
Schnitter Schuatter, 
Gigat i 


132 
28. Durch den ehlupf. 


29. Blindekubfpiel. 

Ich geh in mein alt Vaterhaus 
Und Flopfe all die Tauben heraus, 
Unb wen ic} Friege, 

Der ift dran. 


. 30. Rreiöfpiel. 
Rundum im Kreife 

Singt in froher Weiſe: 
Was eſſen wir? 

Was trinken wir? 

Nothen Wein 

Mit Breßeln brein, 

Gideridit, Gidericitl 


31. Nachlaufefpiel. 
Ihr Sisäfäen, Tommt! 
„Wir wollen wicht.“ 

Warum denn nicht? 
„Der Wolf ift da.“ 
Dann lauft! 


32. 
ie Kinder in einer Reihe, anderes 
PR hat ce 
„Es wird und doch fein Wolf begegnen I“ 
m der den sl 3 J —E wo Dam de elf eng oem font 
v —A alle —X fe —e— hi — 
wie men angeht. 
33. 
Li: inter dem Rüden des Andern ein in 
die un EHE “ J wat Dinger 
Klopp, klopp, Klingelſtock! 
——— Hörner hat der Bock 
——ãe he ausgefteten lage: erraih en fo fomat ber Ara 
RE —— en. 16 er de Zahl der audger 


er mit den | 


138 


Hätt’ft du recht geratken, - 

So haͤtt's dir nicht geſchaden, 

© lange gefragt, bis er das Richtige trifft. 

34 
den in einen Kreis 

a nee m fat: m eben vor 06 hin 
Sam dich nicht herum, 
Der Fuchs geht herum! 
und indem er dieſes fpricht, unverfehens einem der Daftcheuden einen 
Blumpfat in die Hände drüdt, den biefer benupt, um feinen Rebenmanı 
um den ganzen Kreis zu verfolgen, bis dieſer wieder eintreten Tann, und 

das Spiel von neuem beginnt. R 
35. 


Kinder geben en Namen von Bögeln. Gie fiehen in einer Meiher 
eine vor der Fre. Es Mlopft an, kommt herein und wird.dann gefragt 
Das Vorderſte: Wer ift da? . 
Das Eingetretene: Ein Engel. 
Das Borb.: Was will er Gaben? 
Das Eing.: Einen Vogel. 
Das Bord.: Was für einen? 

Das Cing. nennt nun irgend einen Bogel und berührt dabei ein 
Kind. Hat eb ben Vogel erratpen, fo läuft der Vogel um bie andern 
Kinder, der Engel ihnen nach; ebafäht er den Bogel, fo Rent diefer fig 
auf die Seite des Engels, ſouſt Auf die Eeite des Vorderſien. 

86. Amtmann und Hläger. 

Die Wollen werben in der Megef durch das Loß verteilt. 

Kläger: Herr Amtmann, bu klage. 

Amtmann: Was klagt Ihr? 

KL Es iſt mir a —* Uhr, geſtohlen worden. 

A. Wer iſt der Di 

Kl. Diefer dal 
(&r führt einen Knaben an der.Rafe berbel) 

a. Habt Ihr Zeugen? 

KL. Ja, Here Amtmann! Hier iſt "einer. 5 
(&r führt einen andern Knaben .an der Naſe herbei.) 

&. Was zeuget pr? 

Beuge: Ih Hab den Dieh einfeigen um bie Uhr 
nehmen jehen. 

A Der Dieb ift überführt, 

(Zu den übrigen Kindern, welche die Boffeverfammfung Due, gewendet: 

Welche Strafe.foll_er erhalten? 

Kinder: Drei (Schläge) aus dem Sp und drei. aus 
bem Pfeffer. 


134 


a. Büttel, vollzieh bein Amt. 

Und der Büttel gibt dem Deltnquenten unter dem Gelächter der Bollde 
verfammlung die zugeſprochenen Schläge. 

Das exe, in welchem verihjedene — auf aͤhnliche ar 


, R fi 1, m 
Fu iR fm MR nl mc volphutig, ae ie In Ye Sol 
37. 


Bwei der ößten "Rinder haften einander bei den Händen, die andern 
8 dann, % hinten an den Kleidern fafjenb, unter Den emporgehobenen 
Iren jener beiben durch, wobei folgende Worte geſprochen werben: 
Alle: Wir wollen durch bie goldne Brüde fahren. 
Zwei: Sie iſt zerbrochen. 
Alle: Mir wollen fie wieder machen laſſen. 
wet: Wovon? 
Alle: Bon Gold, Silber und Edelftein. 
Bwei: Fahren fe, fahren fie, das leyte maß bezahlen. 
a — —RãA und Beat on ken 9 HH 
Da Ent geht fort, bis alle Kinder fefigehalten und vertheilt find. Die 
ki Kinder nennen nun Die auf. der einen Seite Stependen „Ungelden“, 
te auf der andern „Zeufelhen.” Nun werben die Engelien won der 
genannten gwei Kindern fanft auf den Armen gemiegt, Teuſ 
7b gelchautelt, wobei Hotgende Beiten gefungen — 
Engelche, Bengelche, Zuckerſtengelche 
—* —* —Se—— 


38. ° 
Die Kinder bilden einen Kreis, ‚feffen ſih en den Gdäben, gen 


herum und fingen: 
Adam‘ Batte den Söhne, 
Sieben Söhne — Bon. g 
Sie aßen nicht, 
Sie trauken nicht, 
Ste machten alle for 
dabel verbengen fid) Die Kader und fingen von.nenem: 
Adam hatte fieben Söhne u. f. m, 
worauf fich alle, wie zum Sitzen niederlaſſen. Bu bristen Made fingen fe: 
Adam hatte fieben Söhne u. kw, 
und halten dann die beiden Hände, die — aut 
R 
ElERmTEREER 
89. Hab, Wab, richt euch! 


Mehrere Knaben ), einant 
en been fh der an den Sünden feffenb, im einer 


135 


Gin Knabe lauft wit dem Rufe: 

Rab, Rab, richt euch, 

Der Teufel Tommt und frißt euchl 
von eimem Male aus und fuct einen Ditiplelenden zu fangen. Der⸗ 
fent , den er berührt, kehri mit ihm zucüd, and — nun zufanımen 

ben Rufe ans, um Audere zu fegen dies fo 

ven bis Ale mgen find, Sobald ein abe Ind iR, TOR Ach die 
Kette auf und werden von dem Teufel (den zeufein) mit Schlägen 
nach dem Male verfolgt. — In Wiesbaden unter Diefem, am nudern Ortew 
unter andern Ramen befanırt, auch hier und da mit einzelnen Abweichungen, 


40. Reiter, Reiter, Nittera! 

Mebrere Anaben bilden einen Kreis, und jeder nimmt elnen Kame - 
vaden auf den Rüden. Der Reiter wirft feinem Nachbar einen Ball 
der zu fangen iſt. Ant der Ball et die Erde, fo fyringen alle Belle 
ab, und jeder greift nach dem Ball, um den, der ihn hat fallen laffen, 
[In werfen. Mag er ihn treffen oder nicht, das Spiel iſt beendigt und 
egiunt von neuem. — In andern Gegenden tafft einer der sur dm 
Hal anf und wirft auf einen der „eiter“; teift er ihn, fo find 
«Gäule” beim neuen Spiele „Reiter ;" KH e nicht, fo mäffen die ante 
tm nenen Spiel noch einmal — „Gänle« bleiben. 


a1. Sank⸗Gwehr (St. Gvar.) 

Die Kinder folelen im ganzen Herzogthum Naffau ein Spiel, bei dem 
von einem Theile derfelben ein Sandwerf pantomlmifc dargefteilt wird, 
das der andere Thelt der Kinder errathen muß. Wenn die einen Schaus 
ſpieler kommen, werden fie gefragt: 

Wo kommt Ihr her? 
Antwort: Bon Sant-Gewehr. 
Aufforderung: Macht einmal Euer Kunftftüd Her! 


wre“ jinut die pantomimijche Vorſtell St, Goat iſt offenbar 
—X eifen- eins {ehr ee Sa 


42. Noliches (in Gaub). 
ben werfen mit einem Glüder auf einen. eſtellten 
—E daß der Glüder mit Gewalt zurüchpringt. 8 Em Hr des 
Spieles beiteht darin, den Glüder fo zu werfen, dag er im Zurüdipringen 
einen andern Glüder trifft. Wem IM gelingt, der hat das Gpiel vu 
wonnen und nimmt die ausgeworfenen Blüder ald Gewinn. 


a3. Noßholz 
Dieſes Spiel kann nur von Kindern gefpielt werden, wollen aber 
an Tpeil nehmen, fo Er abgewechſeit werden. Es wird zuerſt 
ein Hölgden von etwa Fuß Länge an beiden Enden geſpiht, (in Seidel 
helm Schwarzkorn, in Renteröhaufen Zeig, am andern Orten anders 
gran), ein etwa 1%, —2 Zuß großer Ste geignitten und a: ein 
tels auf dem Boden gezogen, deflen Radius 4 —1/%, Fuß I 
Thlägt das eine Kind, das vorher durch Loßen dazu bejtinmt ui, mits 
telft des. Gtodes das Hölgchen fort und das andere — muf pas jelbe 
von der Stelle, mo es hingefallen ift, nad) dem Kreife —X m 
— —— 


136 


bewirkte Kortforingen (man kann es andy fortfhlagen, wenn es fyringt, 
und man geſchict dazu ift) aus der Nähe des Kreiſes zu bringen, damit 
8 dem anderen Kinde erſchwert wird, dad Kölgchen, welches es nun in 
den Kreis zu werfen hat, in denfelben zu bringen. Kommt ed mun bei 
dem Wurfe nicht in den Kreis zu liegen, fo fchlägt bas erſte Mimb mit 
dem Etode dreimal darauf und mißt nun von dem Fallorie des Hölg 
Gens an bis an den Kreis feine Ellen mit dem Gtode, und jept fchlägt 
6 dem andern Kinde wieder zum erften Mate das Sohzchen fort, dieſes 
muß dad andere Kind holen, au ben Kreis werfen, befommt wieber drei 
Mal darauf geichlagen, muß es nun in ben Kreis werfen, es werden 
Ellen gemeflen, wenn das Solzchen nicht in denfelben fällt, und fo geht 
es fort, bi6 das Kind endlich das Holz in den Kreis gebradt bat, und 
nun ans Fortſchlagen fommt. Wirft es fo, daß die FM des Hölgchent, 
oder dasfelbe ganz in die Peripherie des Kreifes zu liegen fommt (e6 if 
dann Preis geworfen, wie man jagt), jo darf dad Hölgchen noch einmal, 
und liegt e& wieder Preis, zum dritten Male geworfen werden. 

eines der Kinder die dorher beitimmte Anzahl Ellen erreicht, fo Hat e# 
gewonnen; ed fchlägt nun das Hölgden fort, legt den Stod in den Kreis 
und läuft rüdwärts weg. Das andere Kind mug nun das Hölzchen holen, 
in den Kreis legen und dem eriten Kinde vorwärts nachlaufen. Bon der 
Etelle an, wo nun das erfte Aind eingeholt wird, wird eb von dem 
awelten, welches verloren hat, auf dem Rüden bi6 zum Kreife getragen. 


44. Sanfpiel, Rlötebengel, Bollijes. 

Auf einer ebenen Flaͤche von wenigftens 150 Schritten werden zwei 
Endpuntte durch Striche bezeichnet. Eine zahl von Knaben teilt fh 
in zwei Theile, die, mit Stöden (Sauftehlen weſt. Klögebengel 
main., Bolliteden in Heidedheim), die unten etwas gebogen fiid und 
meift am Ende einen Knopf haben, verſehen, fich einander gegenüber ſtellen 
Der tärfite und gemandtefte Anabe Ihlägt das Key hölzerne Kugel 
von der Dice eined mäßigen Apfels, in Nenterehaufen Sauleig), von 
dem einen Gudwunfte an nad) dem entgeaenpeipten hin. Seine Partie 
fucht mit ihm das op über das andere Mal (Strich) binauszutreiben, 
möbrend bie andere Partie dasfelbe nach dem entgegengefekten Neie bin« 
treibt. Welche Partie ibren Zmed erreicht, die hat das Spiel gewonnen. — 
Wie heute wurde der Ball (daher Bolltjes)- auf früher mit Stöden 
und Scheiten gefhlagen um ihn recht weit zu treiben. S. altdeutii 
Blätter 1,54. ein hold: Die deutschen Fauen im mittelalter. S. 371 


215. Sui San. 

An diefem Spiel fünnen fih 5—10 Knaben betheiligen. Es wire 
ein Grübchen in die Erde gemacht und um dasjelbeiin einem Kreife, defen 
Centrum (das Grübchen) 6— 7 Buß ven ter Perivherie liegt, fo viele 
Grübchen in gleicher Entfernung von einander, ats die Zahl der Evi 
lenden beträgt, weniger eins. Run fieflen fich bie Kinder an die Grüb: 
hen umd halten die bieten langen Gtöde, die fie haben, hinein. Das 
Kind, für das feines da ift, weil das mittlere Grübchen frei bieiben 
muß, bekommt eine hölgerne Kugel (die Eau) ober, fonit ehras Rundes 
iu feinenm Stock und heißt Treiber. Nun wird die’anf die Erde geiegie 

gel von einem mit dem Stode fortgeidylagen, und jet ſucht der Treiber 
die Kugel durch Forttreiben mit feinen Stode in das mittlere Grübden 
3 bringen Iſt die Kugel einem fo nahe gefommen, daß er mit dem 

tode fie fertfchlagen ann, fo wird er es fhnn amp aber, wenn der 
Treiber feinen Stod fewell in das freigemorbene Grähdjen Redt, che Der 





137 


desfelben ben fetnigen bineingehatten hat, felbſt Treiber fein und 
rüberen das Seiten — So wird der betreffende Treiber 
darnach trachten, die Kugel in das mittlere Grübchen zu bringen, 
oder wenigftens ein anderes Grübchen zu erhalten, wenn es frei wird, 
um um I in Amt an den, defien —R er erlangt hat, abgeben zu konnen. 
er fo glüdlich und bat die el ins mittlere Gruͤbchen gebracht. 
= iſt er frei, befommt jept ein —X ben und ein anderer trut durch 
an feine Stelle, wenn die Kinder weiter ſplelen wollen. 


a8. Sodelhen! 
Jodelche, Jockelche, Bire (Birnen) ſqattlel 
Bire wolle nit falle. 


Da ſchickt der Herr das Hündche aus, 
Es ſoll das Jockelche beiße. 
Das Huͤndche beißt das Jogelche nit, 
Das Jodelche ſchuͤttelt die Bire nit, 
Die Bire wolle nit falle. 
Da jhidt der Herr das Stödde aus, 
Es joll das Hündche ſchlage. 
Das Stoͤdche ſchlaͤgt das Huͤndche nit, 
Das Hündche beißt das Jocelche nit, 
Das Jockelche fehüttelt die Bire nit, 
Die Bire wolle nit falle, 


Da jhidt der Herr das Feuer aus, 
Es foll das Stödde brenne. 
Das Feuer brennt dad Stoͤdche nit, 
Das Stödche ſchlaͤgt das Hünddhe nit, 
Das Huͤndche beißt dad Jodeldhe nit, 
Das — ſchuͤttelt die Bire nit, 
Die Vire wolle nit falle. 


Da fhidt der Herr das Wafſer eis, 
Es foll das Fener loͤſche. 
Das Waſſer loͤſcht das Feuer nit, 
Das Feuer brennt das Stöddhe. nit, — 
Das Stödche ſchläͤgt dad Hände nit, - 
Das Hündche beißt dad Jockelche nit, 
Das Jodelche jhüttelt die Bire nit, 
Die Bire wolle nit falle. 


Da ſchickt der Herr das Ochsche aus, 
68 ſoll das Waſſer faufe. 


1 Das weitverbreitete Lied iſt eine Gymnaſtik der Zunge. In nenerer 
und neuefter Zeit find in Naffau einige Parodien gemacht worden, die 
aber nicht gedrudt find, —* weil fie zu viele jonen namentlich ein« 
führen, ſchwerlich gebrudt werden. 


138 


Das Ochsche ſauft das Waffer nit, 
Das Waffer loͤſcht das Feuer nit, 
Das Feuer brennt das Stöddhe nit, 
Das Stödche ſchlaͤgt dad Hünddhe nit, 
Das Hünddre beist das Jogeiche nit, 
Das Jockelche fehüttelt die Bire nit, 
Die Bire wolle nit falle. 


Da fhidt ber Herr den Mepger aus, 
Gr foll das Ochsche ſchlachte. 
Der Mepger ſchlachtt dad Ocheche nit, 
Das oche jäuft Das Wafler nit, 
Das Waſſer loͤſcht das Feuer nit, 

Das Feuer brennt dad Stoͤcche nit, 
Das Stödde ſchlaͤgt das Hündche nit, 
Das Hündche beißt das Jockelche nit, 
Das Yodeldye ſchuͤttelt die Bire nit, 
Die Bire wolle nit falle. 

Da fhidt der Herr den Denker aus, 
Er foll ben Mepger hente. 

Der Henker henft den Mebger nit, , 
Der Mepaer ſchlacht't das Ggäte nit, 
Das Ochöche fäuft dad Wafler nit, 
Das Waſſer löſcht das Feuer nit, 

Das Feuer brennt das Stöddye nit, 
Das Stoͤcche fchlägt dad Hüntche mit, 
Das Huͤndche beißt dad Jockelche nit, 
Das Jodelche ſchuͤttelt die Bire nit, 
Die Bire wolle nit falle. 


Da fhidt der Herr den Teufel aus, 
Er foll den Henker hole 
Der Teufel thut den Genfer Hole, 
Der Henker thut den Mepger henke, 
Der Mepger thnt das Ochöche jchiachte, 
Das öche ihnt das Waſſer faufe, 
Das Waffer thut das Feuer Iöfche, 
Das Feuer thut daB Stoͤckche brenne, 
Das Stödche thut das Handche ſchlage, 
Das Huͤndche thut das Jockelche beiße, 
Das Jockelche thut bie Bire fchüttele, 
Die Bire bie thun falle. 


— — — 


vo. 
Bräude. 


141 








. Braug, ahd. jelten (prüb), mhd. gar nicht erfdeinend, altnord. 
brük, {Swed.'bruk, dän. brug, hol. nur gebruik, {fl 1}-die Amperrbung, 
Berwendung einet Sache zu ihrem Zwed, wofür heute Bebraud, Ber- 
braud vorgejpgen wird; 2) au Slanger, wiederholter Übung entfprungene 
Gewohnheit, Sitte und Weile, wofür auch Gebrand fichen kann, das 
einfache Brand Mingt aber edles. 


Beihwörungsformeln behandeln das Feuer ald ein höheres 
feindliches Wefen, dem man mit aller Gewalt entgegentreten 
muß. ‚Für undienſam zu heiligem Gefchäfte galt dad Feuer, 
das eine. Zeit lang unter Meufchen gebraucht worden war, 
fich von Brand zu Brand fortgepflanzt haite. Wie Heil: 
mmafier friſch an der Duelle geihöpft.werden mußte, fo kam 
es daranf an, ftatt ber gleihjam abgenutzten Flamme eine 
neue zu berivenden, Diele hieß das wilde Feuer, gegei- 
über dem zahmen. Hauptfächlic gab es eine feierliche Wertung 
ber Flamme aus Holzreibung,: wofür von Alterd her der 
Name Nothfeuer befannt ift Iſt das Nothfeuer in Brand, 

jo wird das Franke Vieh durchgetrieben, um es zu heilen, 
dad gefunde, um es vor Seuchen zu bewahren. Bei dem 
Nofhfeuer werben Eihenpfähle, Böllerne Winden, Lumpen, 
neunerlei Holz, Seile, Stroh, Wagenräder (ald Bild der 
Sonde) unter mancheriei Gebraͤuchen angewendet. _ 

VWar das Nothfeuer im Allgemeinen auf beftimmte Er 
elgniſſe eingefchräuft, fo gab es auch Feuer, bie zu beſtimmten 
Tagen bed Jahres wieberfehrten, und zwar zur Zeit ber 
Spunenwenden. m nörbligen Deutſchland haben ſich 
Dfterfeuer, im ſüdlichen Johanntsfener bis auf heute 
unter dem Volt erhalten, mehr zur Luft als aus Aberglauben. 
_ "Der Beginn des Maimonatd war unjern heidnifchen 
Vorfahren eine Hohe Feſtzelt, auf die man noch heute die 
Berfammlung ber gem d. h. dor Alters ber weilen Frauen 
um Feen anfeßt. An dieſem QTage loderten gewiß Beibnifche 


pfer. 

Die Oſterfeuer am Abend des 1., zuweilen bes 3. 
Oſtertages bezeichnen des Fruͤhjahrs Eintritt und fallen mit 
den alten-Maifeuern zufammen; bie Johannisfeuer 
bezeichnen die Mitte ded Sommers (Sonnemwende), in 
weldyer Beit das Altertbum große Volköverfammlungen hielt. 


142 


Die Ofterfeuer und Jobannisfeuer fu einander 
ähnlich und unterſcheiden fih nur in Ginzelheiten. \ 

Wie auf Oftern und Johannis, fo werben auch zu 
der dem Sommer entgegenftehenben Winterzeit, auf Weih- 
yahten und in ben Faften Feuer angezündet, Iektere 
heißen auch Zanlene lee © Meter Srimms 
bet Diikeenie, Ex ©; 567 f. und meine beutjce 
Mythologie ©. Ai 


2. ——— am Karſamstag. 
Nach der Vorſchrift dex katholiſchen Kirche wird an Biefem 
Tage das Feuer geweiht, das an Feinem andern 
gezimbet, fondern neu aus einein Steine gefchlagen it, 
weil am Karfreitag das Iepte Licht in ber Kirche ausge 

Teig worden iſt. Wenn das neue Feuer unter Gebet unb 
Eepnungen geweiht ift, werben von ihm alle Lichter in ber 
ſtirche —E und bie Rauchfafſer mit brennenden Kohlen 
efült. Rachdem am Grünbonnerdtag das hl. DI vom 
iso neu geweiht und an bie verſchiedenen Gemeinden 
verjhidt worden if, wirb nun dasjenige, was vom verfloffenen 
FR in ben einzelnen Kirchen übrig geblieben iſt, in bad 

fterfeuer geſchüttet. An vielen Orten nimmt man von ben 
außgeglühten Bränden und Kohlen mit nah Haus, thut 
fleine Stüchen dem Vieh ind Getränk, legt fie Ind Weihe 
wafler, — fle Bei Pa Gewittern an, macht am Wal 
purgisabend die drei Krenze n. f. m. 
iefe Weihe deö neuen Feuers heißt an vielen Orten: 
‚den Zubas verbrennen“, in Heibesheim: „ben Jaules ver 
Pe “Der eıfte Ausorn wird erklärt: je das alte 
Hl. Ol vom Feuer geraehrt wird, jo brennt Judas, ber Ber 
räther Chrifti, in der tar “ Der zweite Ausdrud erinnert 
an bad guifemer ſJ. Halefeuer). — Was Grimm 
—8 Mytholo ) von einer Fener- und Schel- 
ermeihe auf En als etwas Selteneß’ aufährt, 
iſt allgemeiner Gebrauch } der katholiſchen Rice, 


. 3. Salefeuer jut Bafinachtszeit. 
L In Heidesheim. " 
In meinem. —— Heidesheim in Rheinheſſen wurde 
dieſe Beier bis zum I. 1829. folgendermaßen begsugen; 
Am Faflna —** giengen die Buben — von 
Haus zu Vveus ram - . 


Morgen haben wir Feiertag, 











143 


Es wohnt ein veiher Herr im Hans, 
Gebt und ein Boßen Stroh heraus. 
Bum Halefeuer, zum Halefeuer! 
Wo bie Buben eine Babe (Stroh, Reifi, enwelle 
bekamen, fangen ſie: u sn I 
Der Here hat uns eine Gabe geben, 
Drum fol er auch mit Freuden leben, 
J Er und feine Kinder! 
Bekamen bie Buben nichts, fo fangen fie: 
“Du haft und feine Gabe geben, 
Der Stuhl fol dir am Arſch ankleben, 
s Dir und deinen Kindern, 
Du Lump, du Lumpl 
Die größeren Buben giengen dann in den herrſchaftlichen 
Domänen:) Wald und fällten dort nach den 
Recht drei Fichtenbäume, fo groß, als fie fie forttragen 
-Tonnten. Diefe Bäume wurden auf einen Sanbhügel „Schinns 
kaut“ (Scyindanger) gebracht, dort von unten bis oben Dicht 
mit Stroh ummwidelt und dann in einem Dreieck aufgeftellt, | 
fo daß fie oben mit ben äftigen Gipfeln einander berührten. 
Ganz oben wurde gewöhnlich ein verfchloffener Korb mit 
einer lebenden Katze ald „Brandopfer“ bingehängt. Das 
Qulammengebrachte Stroh und Reifig wurde nun unten zwiſchen 
en drei Bäumen Hoch aufgefchichtet. Am Dienstag mit ein⸗ 
tretender Nacht giengen die Buben (in früheren Jahren alfe 
Schulkinder mit dem Lehrer, Pfarrer, Bürgermeifter und 
den Gemeinbevorftehern) um bie Bäume und beteten: brei 
Baterunfer, worauf dann das Stroh angezündet und von 
den Buben, bie mit Strohfadeln verjehen waren und gegen 
einander liefen, mancherlei Unfug verübt wurde. War das 
Stroh und Neifig etwas niedergebrannt, fo fprangen bie 
Buben über und durch das Feuer. Aus dem gerade in bie 
Hoͤhe fteigenden ober ſeitwaͤrts getriebenen Raudy wurde auf 
ein fruchtbares oder unfruchtbares Jahr geſchloſſen. Die 
Obfibäume, durch deren Afte der Rauch zog, follten jeben- 
fand im Lanfenden Jahre viel‘ Obft bringen. 


2. In Obergladdnd A. Laugenſchwalbach. 
(Rad den Rittheilungen des . Afarrormmaltas Betry aus Dber⸗ 
. L\ » 


Seit unvordenklichen Beiten bis in bie dreißiger Jahre 
unſers Jahrhunderts wurde amFaſtnachtsdienstag jedenJahres 


144 


auf der hoͤchſten Spiße bes bem Dorfe Oberglabbadh gegen« 
über liegenden Berges, des |. g: Haalberges, nad dem 
Abendläuten ein Feuer angezündet. 

Zu dieſem Bwede fammelten die Erhulfnaben des Mor- 
gend von jebem Haufe Stroh, Ginftern, Wellen und fangen 


Dabei: 
Es wohnt ein reicher Herr im Hauß, 
Langt einen Boßen Stroh heraus 
Zum Halefeuer, zum Halefeuer, zum Halefeuer! 
Für das Erhaltene dankten fie mit folgenden Verſen: 
Wir danken für die Gaben, 
Die wir empfangen haben; 
Gott fol e8 euch belohnen, 
, ‚Was ihr und Heut gegeben! 

Auf dem Gipfel des Berges wurde nun das Stroh, 
Reifig 2c. Eunftgerecht zufammengeftellt, wobei ein barin er- 
fahrner Mann oder Burſche den Schulknaben half. Obenauf 
wurde ein Strohmann geftelt. Am Abend wurbe ber Haufe 
angezündet. Beim wagfenben Umfichpreifen und Prafſeln 
bed Feuers wurde gebetet und ein Kirchenlied gelungen, zu⸗ 
letzt das herrliche Ved: „Großer Gott, wir loben Dich!“ 

Die Erwachſenen waren in früherer Zeit auch auf dem 
Berge anwejend, in fpäterer Zeit ſahen ſie von den Straßen 
des Dorfes auf den Berg hinüber und beobachteten die Richtung 
bed Nauches: der nad) Süden getriebene Rauch bebeutete 
ein gutes Hanfjahr. 

In früherer Beit foll au von Frauen an dem Feuer 
geiponnen und das Garn zur Heilung des Franfen Viehes 
gebraucht worden fein. 


Feuerrad daſeſbſt. 

Am Faftnahtsfonnteg (Sonntag quinguagesima) nad 
dem Morgengottesdienft jammelten dis größten Knaben alte 
Wagenräber, Pflugräder, Spinuräder ıc. Bon den Wagen 
rädern wurben einige mit Stroh umwidelt, angezündet und 
den Berg hinunter laufen gelafien; andere wurden fo, wie 
fie waren, jo Tange gerollt, bis fie entzwei giergen. (Beim 
Halefeuer ließ man Heinere mit Streh ummidelte und aus 
gezundete Räder den Berg hinunter laufen.) War das Spiel 
3u Ende, dann begann ber Nachmittagsgottesdienſt. 


145 


ı 
Ahnliche Feuer ſah ich in meiner Kindheit kurz vor ımd 
nad 1820 an demfelben Faſtnachtsdienstag von Heibesheim 
aus vor mehreren Dörfern und Flecken im Rheingau. Spätet 
hörten fie almfhlich auf. In Ranfel A. Rüdesheim machen 
noch jeßt bie Buben am Faſtnachtabend auf bem freien Felbe 
ein Feuer an, ſtechen und fhlagen mit Stangen in baßjelbe 
nd jagen: „Wir verbrennen ben Hal.” — In Lorch haben- 
ich auch noch manche Refte der alten Feier erhalten. u 
> Das Ganze iſt offenbar eine Art des Johannisfeuers. 
Der Name ift ſchwet zu erflären. Grimm führt S. 594 
aus dem Rheingau dad Hallfeuer an, id} habe immer mur 
Halefeuer (mit gebehntem a) gehört. An heil’, alt: und 
mittelhochd. heil, angeljächih hal ift ſchwerlich zu denken, 
obwol heilawäc, heilwäc (Wog, Waſſer, zu Heiliger Zeit, 
mitternacht8 vor Sonnenaufgang, in feterlicher Weiſe gejeböpft) 
dafür zu ſprechen ſcheint &n anbern Gegenden fol ein’ an 
liches Feuer Hagelfeuer heißen. Älterneuhochd (15— 16. 
Jahrh) ſteht Hail, auh Hat für Hagel (mie Nail, 
Nat für Nagel). Vieleicht verbient Beachtung eine Stelle 
tm „Catholiſch Eantual*, Meyng 1605, wo der 5. Theil 
ber Gefänge bie Überfägrift hat: „Die Proceffion Gefing; 
im ber Creuhwochen, Hagelfeyr, Kir und MWälfahrten, 
auch andern Bittagen.“ " 
Ein anderes Feuer hieß früher Jul feuer, von hothiſch 
jiuleis (November oder Dezember), älterangelfschtie giuli, 
Tpäterangeljäcfiig geolo (Dezember und, Januar); ”. ..> 


' — De 


. 4.Maifeuer . \ 

Der erfte Mai gibt. heute noch zu verſchiebenen Feſtlich ⸗ 
keiten Beranlaffung, wie er auch unfern heidniſchen Vorfahren; 
eine hohe Feſtzeit war. . h 
.  Maifeuer find üßrigens heute jehr felten. J 

Zu Dilhaufen im Ainte Weilburg fammeln ſeit alter: 
Zeit die Knaben am legten April im Dorfe Stroh und Hal, 
und verbrennen es auf einem nahen Berge in der Meinung 
und Abſicht, fie verbrenneten jo die Hegen, die nach dem, 
Vollsglauben in ber folgenden Nacht auf den Wlodäberg, 
fahren. u . a 


.ıh 





5. Martinifener. : 

Das des hi. Martins, Biſchofs von Tour, 4 

am * FA wird rat Pr aber ſchon va: 
Keprein: Voitöftte, 10 


146 


wurbe der 11. Nov. auch ein Tag für weltliche Feſte. An 
biefem Tage empfieng die Geiftlihkeit von ben Gläubigen 
die Pflichthühner und Gänfe. Die Märteägänfe fpielen 
heute noch wie ſchon in ben Volksliedern bes 17. Jahrh. 
eine wichtige Rolle. 
Ju ben zwanziger. Jahren unfers Jahrhunderts giengen 
iu Montabaur die Spuiftaben vor Martini durch die Stabt 
und fangen: „Steuert und etwas zum Martinifeuer, Apfel 
und Birnen wollen gebraten fein! XBerft und ein groß Stüd 
Holz oder eine Chang (Welle) oder ein Gebund Streh 
raus“ Das fo gelammelte Stroh und Holz brachten bie 
aben auf den Simmelberg vor ber Stadt, wo es am 
Abend in Anwefenbeit vieler Bewohner ber Stadt verbrannt 
wurde. Ein Heiner Reſt der alten Seien Befteht heute noch 
darin, daß bie Senaben am Abend vor Martini auf dem 
Himmelberg ein euer anzünden, wozu fie ben wenigen 
Brennuſtoff and der nächften Umgegenb zufammentragen. 
In den, Dorfihafter im Amte Braubach und in ben 
jenüberliegenden linksrheiniſchen Ortſchaften Haben dieſe 
artinifeuer noch etwas mehr den alten Character bewahrt: 
die Feuer find größer, die Anweſenden zahlreicher. Überall 
iR noch mehr oder minder ber Aberglaube Iebendig, fo weit 
das Feuer feinen Schein werfe oder der Rauch getrieben 
werde, fei das Feld im naͤchſten Jahre fruchtbar. 


6. Die drei Weifen aus dem Morgentand. 
Am Seftage ber bl. drei Könige (6. Januar) gehen an 
verfdiebenen Orten des Hergogthums krei Knaben von 12 
— 14 Jahren, gewöhnlich arm, die HI. drei Könige vorftellend, 
von Hand zu Haus im Ort herum. Seber biefer Knaben 
bat über feinen gewöhnlichen Atagsfletbern ein weißes Hemb _ 
an; um ben Leib oder bie Lenden einen ledernen Gürtel 
„ber irgend ein Band; auf bem Kopf eine Mütze, bie einer 
Biſchofoͤkappe ähnlich fieht, von fleifem Papier oder Papp⸗ 
bedel gemacht und phantaftifch bepappt und gegiert iſt. Der 
eine: dieſer Knaben iſt entweber jhwarz Bemalt, oder hat 
einen ſchwarzen Flor vor dem Geficht; der andere Hat eine 
bölgerne Maſchine in der Hand, tie den Stern anbenten fol; 
der britte hat ftatt der Opferjchale eine Bettelbüchfe. Die 
Knaben fingen vor den Häufern folgendes Lieb: 
ier find die drei Weiſen aus Morgenland, 
ie Gott der Vater hat geſandt. . 
Wo wot ihr Hin, wo kommt ihr her? 


ur 


Bon Bethlehenss Stadt, 
Wo Chrißus des Herr "geboren m warb. 
Wir wünfchen bem Germ einen golbenen x, 
Auf jeder GE einen gebratenen Fiſch, 
Und is der, Mitt ein Täubchein, 
Das wird ben Herrn wohl angenehın fein: 
Wenn fie etwas erhalten, dauu ngen fen weitet: 
Wie danken für Gare 
Die wir empfangen haben ; 
Gott wirds Cuch wiebergeben: 
Und gibt ers wicht in dieſer Welt/ 
©s ers doch In ‚ber anderer Wek 
Bir müffen den Stem nochmal vum brechen, 
Wir mülten fa heute nisch weiter gehen. - 
Wir müffen ja heute noch weiter gehen 
So wird das Lieb im Harheim und in ber Udtge 


gefängen. ‘An andern Orten, beſonders in ben intern 


7 


merod umb Hadamar, ift folgendes Lieb, boch auch wieder 
* 4 


mit einigen geb: 


4. 
Auf, auf, iht Lieben Shrten, auf 
‚Fröhlich zu Bent Rrippfein kauf, 
Eee 
, hier M 
er Bem Ei ui beit Rn, 
Ft verftößen überall. . 


. B 2. J 
Die Hirken anf dem geld 


Sie verließen ihr Zelt, 

Sie konnten nicht ſchlafen 

Bor Saufen und Jagen 

Dem Kineiein. den, . 
Das geboren war. 


—— 
iu tomuten bie Brei Weiſen aus Morgenland, 
er liebe Gott hat fie hieher geſäubt. 
Bir kamen vor Herodes Thür, 
—8 ſprach: Was wollt ihr Kar 

o wollt ihr Heiligen drei Weiferi Hm? 
Nach Bethlehem fieht unſer Siun, 


148 


Nach Bethlehem tn Davids Stadt, 
Wo unfer Herr Jeſus geboren ward. 


. 4 

Maria zu Heben iſt allzeit mein Gtm, » 
Iqh Hab mich verſchrieben, ihr Diener-ih bin. 
Mein Herz, o Maria, brennt ewig zu Dir 
Voll Liebe und Freude, bu himmlifhe Bier! 

5 

Ihr Habt uns eine Verehrung gegeben, 
Der liebe Bott wirds euch doppelt beſcheren; 
In Bried und Freude ſtets immerdar 
Das wünfchen wir euch zum neuen Jahr. 

Der meift weitverbreitete Brauch nimmt immer mehr ab, 
was barum nicht au. bebauern if, weil der ganze Aufzug 
alles Echöne, alles Poetiſche, alles Ehriftlichgemüthliche ver 
Toren ‚hat unh zu einer bloßen Bettelei geworben iſt. 


ö 7. Die Lichtmeßfeler. 

In den katholiſchen Dörfern der Amter Montabaur und 
Selter8 war (ift hier und da noch) folgender Brauch. Am 
gie Maris Lichtmeß (2. Gebr.) laͤßt jede Familie eine Feine 

erze ober einen Wachsſtoc weihen, wie dies auch ander⸗ 
wärtd frommer Brauch iſt. Am Abend wirb bie Kerze ans 
gezünbet und babei der Roſenkranz gebetet, was auch hier 
und da an andern Orten vorkommt. Dann macht ber Haus 
—* mit ber Kerze ein Kreuz über die Ihüre und brennt 
jedem der Anweſenden einige Haare am Kopfe ab, was mir 
and andern Gegenden nicht bekannt ift. 


8. Faftnachtöfeier.! : _ 
(Mitgetheilt von Pfarrer Stirn ia Harbelm) 
L In $arheim. 


4 töbienstag, ald am Iegten Te di 
— Rnabet 


* Faftnaht ift eig. die Nacht vor der AOtägl ftengelt, Die 
mit N Ahermittmoc beginnt; A weiterer ee Tag oder 
aud die nachſten Tage vor der Fafte; kirchlich im en Einne di 
drei Zage ver dem Achermittwoch, im weiteren die ZA vom 3, Febt. 
Blafiustag) bis zum Afcermittwoch. Apd. kommt das Port wit vor, 


149 


Alters, beſonders aber arme Linder, fm ihren fogenannten 
Sonntagsfleidern in. dem Ort von Haus zu Haus, : Auf 
bem Kopfe haben fie ihr mit Bändern gegierted Sonntage 
kappchen, ‚auf der linken Bruſtſeite ein ‚grüne? Straͤußchen; 
in ‚her, einen Hand. tragen ſie entweder ein Fichtenbaͤumchen, 
oder eiue Stange, die mit Bändern. veyzierf., und .oben mij 
einem grünen Kranzchen verſehen iſt; in ber anberen Hay 
tragen fie ein Körbchen, worin. fie bie erhaltenen Gaben legen. 
Sie fingen folgendes Liedchen, deſſen einfache, ergreifende 
Melodie dem Inh \ 


39 E72 








Bleik 


Am ganzen Leib zerriſſen, } 2211214 





Ja, ja, die 
Jeſum and Kreuze Bind’tt- 

- „Seht Jeſum in legten Bögen; winman vv 
Der Kräfte ganz beraubt]; 
Dem zo FF Fr isn a 
neiget jhon fein Ar 

Die Som > end en 

erfinftern ſich fe on. 

O Jeſu mit ER b 
Am Garten Breuehanf', 


ı & 





HArzDeeN704 











a 








wbd: Yamsabt, varnaht, pi Indht} 

5 a A Sailer bei ae ‚(aus dem Enpe des 
af, 

im Be. th. Ka ch 39. 9 


150 


Den, jede nd tet wurde; ve zweite trug 
einen Korb, um die = Gr aifzuhehen. Babel fangen 
bie — folgende Verf 
Erſter: Hin An Heiner DB 
ER 3 “ —— 


Rehm ad m Stüdden Sped, 
amt gehn wir nicht von ber Thur hinweg. 
Bweiter: + und feaut im Hubrigune 
yo en Röıhöim Ber Hera 
ſechs — 
Si mein — vol fein. 
Dritter: Droben in der Firft 
9 e Winſt, 
Er bie Jangen geben; 
ers — ihun wir auf Me Fırzen nehmen. 
Bitrter: sie Birnen, Braten, 


Säueib't die Gtüder elenlang; 
Schneid't fie von den iangen, 
Lat die kurzen bangen ..: 
Beim Kommen an bie Thüre fangen alle, Kmaken zufammen: 
Bir ah Jpringen auf das Gef, 


Dehen neh — —W 
man da 
Beim Abzug: 


en den B die I 3 
wir empfangen ‚haben 
Gott foll es em — 
Was Ihr uns heut gethan! 
Bon ben Gaben wurbe bann eine Iuftige Mahlzeit ges 
, gen — Anf mehr aber minder abipeuhende Weife wurde 
an andern Orten begangen. — Die Masken⸗ 
— waren und find due nod) auf dem Lande ziem- 


— — 


151 


8. Softnachtsumzug der Echutinaben ja Vommersheim. 
(Abgedrudt aus dem „Allgem. Naffau. Echulblatt“ 1861. Ro. 11, mit 
getgeilt vom Lehrer I. 3: Inater in Bommersheim.) 

Als ein Überreft aus Alterer Bert hat ſich die Sitte da⸗ 
hier erhalten, daß die Alteften — Un Buchsbqum 
und Siraͤußen verziert und alle init blanken Saͤbeln bewaffnet 
in die Hänfer des Dorfeß ziehen, um Gaben einzufammeln 
(Geld, Bier, Sped xc.). Bet dieſem Relhengange fingen fie 
beim Eintritte ein altes veligiöjes Lied, 3. B.: „Ihr Kinder 
kommt gegangen“, und barauf ſagt jedes einen gereimten auf 
feine Berfon Hezäglichen Spruch Het. Die Reimſprüche werben 
nad) Namen und Berjönlichkeiten, auch fortgefchrittenen An- 
ſchauungen verändert, behalten aber der Mehrzahl nad) ihre 
Grundform bei. Als Beiſpiel wi ich Freunden der Kul⸗ 
turgeſchichte die in dieſem Jahre zum Beiten gegebenen 
Sprüche mit Bezug ‚auf bie Ramen hierher ſetzen. Sie 
ftammen, wie gefagt, aus alter Zeit, werben aber jedes Jahr 
mit Beihülfe von Alt und Jung auf's Neue für den Runde 
gänger qugeftupt, Kenner ber deutſchen Sprade und Sitte 
werden da8 Woberne baran bald auszufiheidtn wiſſen. Mir 
ift beſonders der Spruch No. 9 durch feine Tchöne und tiefe 
Wahrheit aufgefallen und er allein wird ſchon hinreichend 
bie Spreu rechtfertigen, welche zumellen mit unterlaͤuft. 

i Martin Shmtdt_ 
Ich will den Anfang machen, I 
68 darf aber Niemand darüber lachen. 
Zu dieſer Faſtnachtszit 
IR und erlaubt eine Meine dreud " 
Der Herr in dem Has 0} 
Wird und wohl geben eine Babe heraus; 
I denke wohl, ich habe recht, 
So Bin ich euer eigner Rukdjt, 


I der klein, — 

©o koft er aine halb Maß Wein, -.- 

IM er groß, 9 

So koſt er eine ganze Maß... 7 
2) 3. $rammid, ro 

Heute if Fame, + - 


Da wirb mancher Zug gmadt, : 
Aber, wer einen leeren Beutel hat, 
Der bekommt des Lehans jatt, 

Drum, ihr Leute, bitt' ich auch, 
Most und dem reichen Moanne gleich, 


152 


GSebt niät zu und nicht ji 
Hier Pe iR fein ee. 
3) Peter Beh. 
Ih Heiße. Beter Bei, 
Und nehme die Gelber hente ini, 
Gebet und nur ſchoͤnes und gutes Geld, 
Denn biefed braucht man et in ber Belt. 
Wir haben ein Dutzend ile zu machen, 
Darüber werbet ihr Alle ladyen, 
Seht einem Jeden zwölf Kreuzer nah unferm Gelb, 
So find wir mit einem Fünffrankenthaler ziemli— 
zufrieden geſtellt. 

a) Nitelaus Mag.. 
Nikolaus Mag in ber Ed, , 
Hat keine Eier und keinen Sped; - 
Wenn bie Kartoffeln nicht gerathen, 
Hat er nichts zu fieden und zu braten. 
5) Jakob Gebhart. ' " 


war einmal im Lande Oſterreich, 
& macht ich fieben Meiſter veich,, 
Der erfte ift geftorben, 
. Der zweite m verborben, 
Der dritte hat Nichts überall, 
Der vierte liegt im Hofpital, . 
Der fünfte Tieß Haus und Gut verkaufen, ° 
Der fechöte iſt bavongelanfen, 
Der fiebente figt auf dem Krautgaiten, 
Und will bie andern abwarten. . 
9) Johann Me vn: 
Demuth und Beſcheid un 
Iſt ein lieblich ne 
&8 ziert das Kind, es * den Wann, 
Wohl Dem, der & ſich angethan. : 
D Iofeph Röglic, B 
Ihr Herren, Flaͤuen und Jungfrauen, 
Und Alle, die da find, uns zu beſchauen, 
Meinen Sprud zu hören an, 


Des Seinen — nicht net md. 


BVor Alters war: ſchon fo Gebrauch 


153 


Ich bin der junge Herr. Möglich genamit, 
Bu Bommerdheim.gar wohl bekannt. 
Behör’ zum deutſchen Dollverhaud, 

war bin ib. ‚nicht von Adelſtand, 

Au) bring’ ih Kaffan feine Gehand, . 
‚Wenn's: gilt, fo Bin ich bei der Hand, , ., 

Für unſern beine. und für's San, , Fu 

Bunktum Streufand! 

S) Georg Robrmann. 

Geoig Rohrmann bin ich genamml, 

Naffau ift mein Väterland, 

Bu Bommersheim bin ich geboren, 
. 3 en en & . 
B muf affen Tag und Naı t, 2 

Daß mir Fon Budel kracht. ‚ *5 
9) Adam Koh. : 

Demuth Hat mich lieb gemacht, 
-Liebe — Chr et 

Ehre wird mir Reichthum geben, 

Reichthum wird nach Hoffart ffreben, 

Hoffart ftürzt in's Elend niedert, 

Elend bringt die. Demuth wieder. 

10) Jakob Heninger. 








327 


Die Faſtnachtsjungen kommen auch, 
nd brachten euch ein ſchones Liedchen dar, 

Was ſchon lange Landes Sitte war, 
is fie ein ſchones Trinfgelb. hatten Setommn 
Haben ſie den Weg ‚weiter genommen, Zt 


' Wir machen ed Henke grabe fo, Bea 


Bekommen wir Viel, jo find wir fh. ee 
11) Zohann Rohrnann. B 
ch komm’ herein geftiegen, a 
ö gi td“ ein Hindi hr: ich herein gen, 

\ ab’ ich aber fein: Pferd, 1 
Da iſt es nicht vi Sagens werth, 
Ich ſielle mich hinter Die Thur, 
Gucde neben: herfur, 

ꝛWenn ihr mich ihut lachen a, ı Te T 
B 0 ich fort die Thür hinaus... 

12) Johann Spud. — :. J 

i bin ein guter Baier, ER: 

trage gem die Gier, 


was 








154 


© PA br @ameraben - ‚ol, ” 
Zum Schluffe wird abermals bie Strophe eines Lirchen⸗ 
lledes agerern und bie Schar marſchiert wit gehobenen 
j * gr a a — een: * late 
jam mi ‚en XV 
fertigt man ſie Aingender Münze a ® 


Foſtnachtsbtauch der Schuffinder in Caub. 

Auf Faftnacht erſcheinen bie. Schulkinder in Caub bei 
dem Pfarrer und ben Lehrern, um mit Ihnen gu ziehen, 
d. 5. ſie reichen eine Faftenbregel dar, ein Kind Häft am einen, 
ber Pfarrer, der Lehrer am andern Eide und ziehen biefelbe 
0 in Stüde. Das Stüd, das ber Pfarrer, ber Lehrer, in 
* Hand behält, iſt fein Eigentum, u dem dann nody eine 

mze Baftenbregel gelegt wird. (68 w diefe Feſtlichkeit ein 
Fi es Vergnügen fhe vi die liebe te liebe Zugen 


8. Walpregienache. 
PR ift bekannt, da allgemein in Deutjchtand el 
Ar — he De auf le — = 
fept rg Über ee Heyenfahst . Gvim ms beutiche Miy« 
ea ZU. 3002 f und meine deurjche Mythologie, 


Um deus und Hausbewohner bar ben u dam in biefer 
Radıt zu jchügen, werben. auf den Mift drei einjährl; u 9% 
linge gefterft und’ auf alle .Xhiren mit Kreide 
ve mit einer Kohle vom Bubasfener (ſ. euerweihe am 
gerfamatag) drei Kreuze gemacht, baräber.C. M. B. (b t 
Caspar, Welchior, Balthafar) .gefchrisben. 
Diefer Brauch war früher gang allgemein, iſt aber als 
maͤhlich ee Mac 
‚bielen. Nacıt machen fi, wie bad Wolf’ her und da 
— — nehme alaibt, di va Bemiie aus ber 





10. — 

Den Tag vor Pflngſten richten Se Burſchen in 
mehreren —ES —E [2 kill Siar 
ober Tanne auf, um banz ben. dienstag um biejelbe 
au tanzen. Diefer Maibaum, auch bhloß Mad! genannt, 


4 Witteipod. iſt der mei 1) der Monat Mai and 2) Hi Birkenreid. 


455 


oben mit Bandern geziert ift,- wehhe bie jungfern 
— ſchenlen, bleibt — bis zum ande Jahre 
Reben, wo er ben Donneröbeg vor Pfingften vmgeworſen 
wi 
In ‚meinem Gehurtöorte Heidesheim in oeheinheſſen und 
auch in einigen‘ naflautfehen Orten Fein ‚ie Bimfehen ihwen 
Seibebten (Scägen) am Abend wer dem erſten Mai ſolche 
Bäume vor das Haus; fie haben: in m Regel keine weitere 
Verzierung, nur find eben unter den erſten Aften-hrei Ringe 
gemacht, d.h. die Rinde. ift ab —F —F dem Burichen, 
der —* Aufmertjamkeit unter! Seine Schone wird ihm 
in den a ein bäles Star machen — Bag 
m’r gut em ſticht m'r n es zu in im 
——— —— 3 Zu 


: 2. Vengifeier. Bei 
L Pfingftrecht, Pfingftreiten in gacheim. Lau; 
(Mitgetheilt von Pfarrer Stern in Harheim.) .. 
Sn friiheren Beiten beftand zwiſchen Suchetm ei Hochſt) 
und Riedererlenbach (im Frankfurtiſchen, deren Semarkungen 
aneinander gränzen), Die Gewohnheit, daß alle 3 3 — 
in den Gemarkungen Brachfeld wer, am Pfingſtmonta 
Side beiden genannten Drten nesenietig bie großlährigen 
aut gepußten Aierben and jelbft mit- _ 
nalen under: ‚bey Leitung eineß Burſchen, welcher der 
Be hieß, von. einem. Orte gum auhern ritten, ‚bei 
em Dirtäusefhand ‚abfktegen und. folgenden Syruch fat: 
" „Da kommen die armen Agerstmech t, 
Verlangen ihr altes Pt Kur J 
Sie wimfchen nur Di m Bein, — 
Damit wollen fie zufrieden 
Darauß bekamen bie Burſchen da * von bem Orte: 
vörftand einen Thaler (t fl. 30 kr.); damit ritten fe heim, 
und waren ſeelenvergnugt. 


— 0u Hr ice 
Pesch en vor en hauen bie ven in einigen 
g Beten (Bela) mb aa fe um den 


tageß ftellen ind die Sean m Saeife mn den Brunnen, 
die Madchen kommen mit Schöpfgefäßen iu den Kreis, um 


150 _ 


den Brumen auszufchöpfen. ‚Unter m ie Torten 


von beiden. Seiten wird dies Geſchaft ‚oh Midı 
chen ſchütten babei Waffer nach jenem Du welchen fie 
gerne ſehen. 


HM das Beunnengefchäft beendigt, jo machen bie Mäb- 
den einen Bug buch das Dorf..und :erbitten fih Gelb für 
Branntwein, dann Gier und Speck, erſtere thun ſie in einen 
Korb, letzteren ſtecken ſie an eine ſpitze Stange. 

Am Abend kommen Burſche und adden in einem Haufe 
zuſammen :und verbringen einen Iuftigen Abend bei Speck 
und Gier und- Branntwein, wobei jeder Burſche neben feinem 
Mädchen figt,. das ihm am Brunnen durch Waſſerſchũtten 
ſeine Zuneigung offenbart hat. 

Im anderen Dörfern reinigen bie Burſchen am Sambtag 
vor Pfingften den Brunnen und ſchmücken ihn mit Maien 
und erbitten fi) dann am zweiten Pfingfitag Sped,. Eier 
and Geld und feiern einen frößlichen Abend. Die Mäbchen 
find nicht Betheili; 

In Meudt gel # heute noch am zweiten Pingfttage eine 
feieliße Prozeſſion an den ſ. g. St. Gangelöbrunneg, 


3. Die Eubpuppe - 
cum —8 in Weſterfeld A. ee mitgetheilt vom Sinn a 


Am Tage nad) ingften ziehen die Schullinder — nad 
dem Geſchlechte gef — a die Shut Kun bei dem 
heftigſten ——e und fingen: achtehenben Sieh ner 
der größern Knaben ift in Laub :gehiillt und. 
des Singens allerlei Iuftige Sprünge... Er ſtellt die Br 
puppe vor. Gin zweiter trägt einen Kork zum, Aufbewahren 
der Gier, ein dritter häft: eineu Säbel in ber Hand, darein 
bie Sud Sped great „werben. ; ir Set Hy Fr hen fehlt 

Zaubpuppe. Morgens in, afler e jchen, men 
* ihren Rundgang, Yen den Zorrang al — 
Rad 9 Beenbigtem Bart laſſen fie ſich — wieder gefonhgrt — 
— und — —E baden und ſind feelenvergnügt. 
Lied. 
Gagele; Gackele, Geie! 
Die Quiner lege die Eie. 
‚Dort droben indem Hinkelhaus 
ein Korb voll Gier rans u. 
Mit lauter gelben Blum. 
Die Maͤdcher liewe die Buwe 






157 





Auf der Gap, 
Führ'n fe (fie) in den Keller 
Bei das Faß. 
Wenn der Wein nit füßr iß, 
Trink ihn nit, 
Wenn der Birſch nit ſchoͤn if, 
Nemm (nehme) ihn nit. 
Bwei Gier und ein Stud Spedl 





4. Der Shnak.! 
(In Laufenfelden A, Langenſchwalbach.) 

Es wird am 2. Pfingfttag ein Schnaf gemacht. Die Buben 
und Mädchen, welche die nachfolgenden Oftern aus ber 
Schule entlaffen werben (naͤmlich das 13, Jahr zurüdgelegt 
haben) ‚gehen 6— 7 Wochen. vor Pfingften im Wald herum 
und fehen fich Schnakenkraut (Farenkraut) aus. 8 Tage vor 
Nfingften wird gejpielt, welches Mädchen dem Buben einen 
Strauß (Schnafenftrauß) machen fol, da jedes Mädchen einen 
Strauß macht und jeder Bube einen folden erhält. Sind «8 
mehr Mädchen als Buben, fo werben einige Maͤdchen ausgeloßt; 
find es mehr Vuben, fo müſſen diefe fi den Strauß felbft 
machen. Den Samdtag vor Pfingften gehen bie Buben in ben 
Wald und Holen das außgefuchte Schnafenkraut. Den 2. Pfingſt · 
tag rotten ſich die Schnafenbuben zufammen in eine Schener: 
Hier wird der Schnaf gemacht. Sie ſuchen fi) nämlich einen 
Burfchen aus, welcher den Schnaf vorftellen fol, ber aber 
vorher · Niemchiden bekannt ſein darf. Diefer wird an Händen, 
Füßen, überhaupt am ganzen Körper mit biefem Kraut ber 
widelt.: Auf ben Kopf wird ihm ein Srenz gebunden, das 
mit „Herrgottöichüdelchen” ? geziert if. Au das rechte Bein 
wird ihm eine Schelle gebunden, die er auf ber Erde ſchleift 
und in bie rechte Hand. bekommt er einen. Diden Knotenſtoc. 
Sowie nun die Nachmittagskirche aus ift, wird der „Schuaf* 
zur Schau im. Ort herum getrieben. Die Buben, welche 
theit8 mit. langen Ruthen, theils mit Saͤbeln, Geldbüͤchſen ac. 
verfehen find, laufen von Haus, zu. Haus und fammeln Gier, 
Kreuzer, Sped, We x. Das Gefammelte wirb hernach 
unter bie Buben vertheilt, wovon der Schnaf einen guten Theil 
belommt.. Den Tag darauf ift Kemeler Markt. Hier werten bie 
Mädchen von den Buben für die geleifteten Dienfte belohnt, 
Sie kaufen ihnen nämlich hier ein Heined Andenken. . 


1 So heißt der gehörnte gemeine Schotenklee (lotus oorniculatus). 
2 Das datrenttaut Heißt fonft and Schnatenkrant. 


138 


19. Der Gang zur Leichweichoͤhle. 
"ER abeine umetſabei 
„Wo fich ein kleines Seitenſhal mit dem Nerothale ver 
einigt, thurmen ſich Weljengrenpen malexiſch über einer ver⸗ 
ſchiuteten Höhle auf, die dem berucheigten Wilderer Leich · 
weis von Dotzheim laͤngere Zeit jum Verſtede gebient und 
von ihm den Namen erhakten har Rings: erheben ſich fteile 
Berghöhen mit ſchattigen Bucheuwaldern, wid in der Tiefe 
murmelt ein Farer Walbbad; -über abgerifiene Felöplöde 
hinab in die blumenreichen Wiefen. deg Rerothals, und bie 
Ratur bildet hier eine höchſt anmuthige unb romantiſche 
Stätte, wohin Wiesbabens heitere Welt am Tage ber Him⸗ 
melfahrt des Seren auszufiegen pflegt.” A. Senminger. 
Geburt und weitere Schidjale des Wilddiebes Leichweis 
find_nicht befannt. 
In neuerer Zeit ſind es beſonders bie Geſangveretne 
welche an ber Leichweishöhle einen ſchönen Tag feiern. Zwei 
‚ Wege werben gewöhnlich eingeſchlagen: vom ber Stabt aus 
auf der Schwalbacher Chauſſee an das Holzhackethäuschen 
(wo etwas Halt gemacht und gegefien ımb getrunken wird), 
don hier durch die Leihweishöhle duf den Neroberg, von 
da zurüd; von der Stadt aus nach dem Neroberg (wo etwas 
Halt gemacht und gegefien und getrunfen wird), von Bier 
durch die Leichweishoͤhle zum Holzhackerhauschen, von bazurüd. 
Der Hauptpunkt iſt bei beiden Wegen bie Leihweishägle 


‚18, Empfang eines neu eintretenden Behrens. 
“ ° (Mitgerheiit vom Behr Geller in Rehe) 

Der in eine Gemeinde auf dem Wefterwalb: neu ein⸗ 
tretende Lehrer wirb won bes. gefammten . mad 
Der Mehrzahl der Ortöbewohnes vos Deut Orte feſtlich em» 
pfangen. Buweilen: wird ehr. Geil, eine Kette, oft: auch ein 
Band. quer über ben Weg geipannt und ber Ginzug des 
Fe Ar —8 Aber an Kommt der. neue 

rer iner. jugmb, ober bei jenem ange 
brachten „Hemmniß“ am, forfugt einer non ben oberen. Schülers 
einen. ausweudig geleruten, gewöhnlich. in Reimen abgefaßten 
nEmpfaugegruß" und fest dem Behrer einen „Strauß“ an 
bie Bruſt. Diejes iſt in der Regel ein huates Stack Papier, 
in Form eines Herzens, worauf Bänder und „gebackene 
Straͤuße“ in allerlei Farben geftedt find. — Der Lehrer. 
entgegnet hierauf ben „Empfangsgruß“ und fpenbet ber 
Schuljugend eine eine Erfrijchung, welche zuweilen mit 


159 


Tanzmaſik verbunden tft. Oft. gibt er einige Thaler 
baares Geld. Mitunter befommt auch ber Lehrer noch nebens 
Bei eine Pfeife oder ein ſchones Trinkgias oder eine Kaffee 
tafje zum Geſchenke j u oo 
Oft werben auch bie. umverheiratiheten Lehrer von 
erwachſenen Mäbchen, die verheiratheten Lehrer von Frauen 
maufgebunben.” — Sr beiden Fällen müfjen die Lehrer 
für dieſe Ehre „tüchtig blechen,“ (b. i. Biel bezahlen.) 


14. Tesdras, Pacem. . 

In Kleinſchwalbach (A. Königftein) hatte ber Lehrer Peter 
folgende Gintichtung. Wer ſich durch gutes Betragen und 
Fleiß auszeichnete, erhielt einen Belobungszettel (Tesbrad ). 
Für eine Unart wurbe ein Riß, für eine Ungezogenheit wurben 
mehrere Riſſe hinein gemacht; wer keinen Tesdras Hatte, 
eihielt Törperliche Strafe. Ain Ende eines Halbjahres wurde 
‚ein Gittengericht gehalten, wobei zu oberft Fam, wer bie 
meiften Tesdras Hatte. Daher jagt man Bier no: „Du 
haft einen Tesdras verdient.” 

So ſchrelbt mir Lehrer Gauſchemann. Diefe Schul⸗ 
fitte war früher ziemlich verbreitet. In meinem Geburtsort 
Heidesheim in Rheinhefien beſtand fie auch, ber fragllche 

jettel Hieß dort Pacem.? Sinder, welche im Beflge ſolcher 

ettel waren, Eonftten fie duch für andere, die eben beftraft 
werben fpllten, dem Lehrer hingeben und. fo ein Werk der 
chriſtlichen Naͤchſtenllebe ausüben, 


18. Das Äpfelweinholen in Harheim. 

Gs iſt in Harheim (A. Hoͤchſt) der Brauch, daß am 
eiten Feiertagabend (Weihnachten, Oftern, Pfingfteu) das 
aͤdchen, wenn fein Schaß es beſucht, Kaffee kocht :und zu» 

Lett auch deu Apfeiwein perſönlich holen muß. Dies wird 
nun immer ſo eingerichtet, daß ber Burſch das. Mädchen 
begleitet. It kein Spfelwein im Dorf zu haben, fo ‚holen 
beider ihn in einem benachbarten Dorfe. ı ö 


16. Frei, Verlobung, Sochzeit.' 
Verlobung und Hochzeit werben üͤberall als bebeutende 
Feſte gefeiert; bie Art Der Feier war und, if, bei aller Ähn-⸗ 
1 Tesdras iſt verdorben and dem latein. tesseras- d. i. Marten, 
geichen 2 Rat. pacem d. t. Grieden. J 
1 Freien, d. $ ju ehelicher Verbindung werben, mhd. vrien um 
ein Frauendimmer aus Riebe werben, iſt unfpr. (got. Irijdm) Lieben. 





166 





lichkeit im Allgemeinen, doch im Ginzelnen wieder fehr abe 
weichend. Die alten Braͤuche, bie mehr ober minder ent 
fich noch vielfach erhalten haben, hat Karl Weinhold 
feinem Iehrreichen Buche: „Die deutschen Frauen in 
in mittelaiter, Wien 1861.“ S. 190 — 274 zuſammen⸗ 
geſtellt. 


17. Freierei und Verlobung auf dem Wefterwalb. 
(Mitgetgeilt vom Lehrer Kuh in Eberbach.) 


Das Leben bes Volkes, orzugemelfe des Vauernvolfes, 
laͤßt ſich gang gut in brei Haupiaðſchnitte eintheilen: in bie 
Schulzeit, in die Zeit des Freiend und in die der Che. Die 
Schulzeit verläuft gewöhnlich: bie armen Snäben, bie ba 
lieber mit dem Vieh und den Wdergeräthen umgehen, weil 
fie beides kluglich zu regieren, mit Fleiß erlernen möchten, 
und die Mäbden, die gern Stridftod und Spindel zu führen, 
Küche und Zimmer fein ſäuberlich in der Reihe zu halten, 
Spaten und Sichel ju handhaben ſich befleißigten und alle: 
fammt lieber draußen. auf grüner Flur lebten, müflen des 
Tages ſechs Stunden auf harten Schulbänfen fipen und 
werden von dem genann Herrn Schuluieifter geplagt mit 
Leſen, Rechnen und Schreiben, mit Katchismus, Geſangbuch 
und Bibel, Gar zu langjam vergeht ihnen dieſe „Zeit ber 
ESklaverei.“ Sie helfen nebenbei im Haus und auf dem 
Felde wader unb etlernen unter der Hand das Abc ber 
Vandwirthſchaſt. Sept wird endlich das „Dienſthaus“ ver⸗ 
laſſen. Sie gelangen zur Freiheit. Gin ganz gnderer Geiſt 
Scheint fie anzuwehen. Sie tühlen ihre erwachende Selbf ⸗ 
Rändigkeit. Zugleich regt ſich ein biß dahin ziemlich unbe 
kanutes Gefühl: fie empfinden jenen geheimen Bug, ber in 
ihnen die Sehnfucht erwedt, fi) zu vereinigen mit. einem 

ejen, das in gleicher Sehnſucht ihnen entgegen fommt. 
Ss iſt bie. Liebe, welde ihr ganzes Weſen magiſch ver 
ändert. :In ‚der Schule ſchon har fich. bei manchen dieſes 
füße Gefühl einer heimlich ſtillen Liebe, „von ber ‚niemand 
etwad weiß“, geregt. Sind und doch Beifpiele befannt, daß 


Davon der Freier (mbd. vrier), die $reierin (uhd. vrierinne), Die 
Brei (mhd. wrie), aud die $reite (bei Böthe 28, 93) und De Breierei 
— Berloben, mbd. verloben, ift ſich dur ein @elübde verpfligten, 
dann ſich einem Andern verfprechen, zuſagen. — Hochzeit, mhd. höch- 
. Kant fe Shen RC HE —P Zeit), nament« 
ibnachten hr I, en, dann auch weitli 
Beh; enplid, insbejondere Berchllgungfei. ” 4 weitet 





1 


ſich ſolche Liebende ſchon hier verſtanden und einen Bund 
auf Lebenszeit geſchloſſen — nicht minder, daß größere Bur- 
ſchen zu Schulmäbchen auf „bie Freie” giengen, ja auch 
Schulknaben zu ihren Schulfamerädinnen und wenn biefe 
Burſchen reicher Eltern Söhne waren, von den Alten gem 
gejehen und von eiteln Müttern auf alle mögliche «ek 
geköbert wurden. Landesart, Lanbesfittel *) Pas der Schule 
zeit haben diefe Bauernjungen ihren Geiſt mit etwas Ans 
ſtrengendem wol nicht zu befchäftigen, ba ihr Lebensberuf, 
die Landwirtſchaft, ihnen fo von felbft in die Hände fällt. 
Sie haben fomit alle Muße, ihres Herzens geheimſtem Zuge 
zu folgen. Die Alten fehen es in der Regel ungern, wenn 
ihre Jungen nicht ſchon frühzeitig „Ipielen gehen“, d. h. bie 
Mädchen befuchen, um ſich bei ihnen zu infinuieren. Selten 
werben ſich dieſe Bürjchchen abjchließen; fie gruppieren fich, 
häufig um einen Reicheren Armere, und fucht man ſich folde 
heraus, bie eine beredte Zunge haben und gehörig Späfle 
zu machen wiflen.- Nach eingenommenem Abenbbrote verei- 
nigt man fi, man poftiert ſich anfangs in der Nähe der 
Wohnung des Mädchens und unterſucht das Terrain. Sehr 
laut und auffällig Dürfen fie gerade noch nicht operieren, 
dba fie leicht älteren Burfchen ind Gehege gehen könnten und 
vielleicht auf eine nicht jehr feine Art zuruckgeſchlagen werben 
dürften. Wenn fie nun ziemlich fiheren Boden gefaßt haben und 
von ihren erwwachjeneren Kommilitonen unbeläftigt bleiben, 
treten fie allmaͤhlich breifter auf. Sie bringen ber Auserſehenen 
ein Stänbhen, fingen etliche Lieber, und bamit ift bie Sache 
abgemadt. Sie find zufrieden, wenn bie Angefungene fi 
am Fenfter zeigt und nad ihren Verehrern Hinfieht. Wit 
den Jahren waͤchſt auch der Muth. Es dauert nicht lange, 
fo geht man ins Haus hinein, um ba feine Aufwartung zu 
machen. Hierzu eignet ſich am beften der Samstagabend. 
Da find die Mädchen in der Küche länger beſchaͤftigt. Die 
Woche über hatten fie feine Zeit, im Haufe Alles in ber 
ſchoͤnſten Ordnung zu erhalten. Bimmer werben gepußt, 
Sparherd und Töpfe gerieben, die Küche wird game, 
der Hausflur gereinigt. Küche und Hausflur find die Apar- 


1 Fi Landesart, Landeöfitte! Michtiger Unart und Unfitte! Solche früpe 
Ziebelelen kannten unfere fräftigen Vorfahren nicht. Bor dem zwangigften 
z mit einem Weibe zu thun zu haben, galt ihnen für die hoͤchſte 

hande. Auch die Mädchen eilten nicht zur Ehe. Die Sitte jpäten 
Heirathens bat fich fange bei unferm Bolfe erhalten und ift erft, wie es 
ſcheint, um das 13. Jahrhundert aumaͤhlich verfommen. — Und die Chen, 
deren Band ein Morgen Aderland ift! 

Kehrein: Voltefitte, 1 


162 


tements der Mäbdien, wo fie Cour empfangen. An manchen 
Orten ift es üblich, daß nach dem Abendefien Thorfchluß 
emacht wird, um unliebfame Gäfte braufen zu halten. 
er herein will, muß fid) melben. Unfere Burihen fliehen 
vor ber Thüre mb Flopfen an. Ein Mäbdjenfopf zeigt 
fich am Fenfter und fragt: “Ber ift draußen?“ Antwort: 
Ih. „Wer Fi der IH“ N. N. If diefer A. X. ein 
angenehmer Beſuch, jo wird aufgemacht; wenn nicht, fo 
heißt es: „Es wird nicht aufgemacht, wir legen und fehlafen.“ 
Mit diefem Schlafengehen eilts übrigens jo fehr nicht, ba 
nady Stunden oft noch Licht gejehen, und wenn genehmere 
Geſellſchaft kommt, Thor und Thüre geöffnet wird. Im 
glüdlichen Falle alſo wirb beides erichloffen. Das ift ein 
uted Omen. Man tritt in die Küche. Die Uni tung 
Breit ſich um die gegenwärtige Beihäftigung, ums Better, 
um bie Dorfnenigfeiten u. dgl., berührt aber keineswegs ben 
Bwed des Beſuchs. Das wäre dumm. Es verfteht von 
ſelbſt. So geht geraume Zeit fort. Endlich ift e8 an ber 
Beit, einen beutlicheren, einen Satjälihen Beweis ber 
immer noch ftummen Liebe zu & en. Mittlerweile ift ein 
hohes Feft herangenaht, des Mädchens Geburtstag vielleicht 
auch; denn biefe Tage find durchs Herkommen gleichſam 
dazu beftimmt, daß an ihnen „zum Beſten“ gegeben wirb. 
Der Burſche gibt dem Mädchen Gelb (harte Münze), „zum 
Beſten-zu ·holen,“ d. i. Branntwein und Buder. Allein 
— ſtraͤubt fi. Indeſſen wird ihm zugeſprochen und fo 
entſchließt es ſich, dad Verlangte zu holen. Sie nimmt eine 
u dieſem Zwecke rejervierte Flaſche aus dem rein und 
chidt fih an. Der Burfche ift natürlich ihr Begleiter. 
Interwegs ſucht er ihr durch Hänbebrud eine bee von 
feiner heißen Liebe beizubringen, weiß ihr auch mandes 
Schöne und Liebenswürdige ind Ohr zu jagen. Sie bleiben 
lange aus; fie müfjen Wıdtigee zu veben haben. Das Ende 
vom Lied iſt, fie verftehen ſich. Endlich kommen fie zuräd. 
Eine blanke zinnene Schüfjel wird herbeigeholt, benebft dem 
Reibeifen. Der Buder wird fein gerieben, Branntwein in 
ein Glas gejchenkt, mit jenem verfüßt, beides mit einem 
Löffelchen umgerührt und fo die Süßigkeit geſchlürft. Die 
Maͤdchen genießen wenig davon. Sie if and) weniger zum 
Trinken, als vielmehr ein Beweis der Liebe. So kommt 
Mitternacht, zuweilen der Morgen heran, Bis die Sache zu 
Ende geht. Des andern Tages wifjen ale Mäbchen im 
Dorfe dieſe Nachtneuigkeit; koͤnnens ja bie Betheiligten felbft 
nicht verſchweigen, und müfjens ihren @efreundinnen erzählen, 


163 





daß fle „zum Beſten gehabt." Dieſes „zum Beſten geben“ 
erlebt viele Auflagen. Allermittelſt hat ſich der Burſche ver- 
ggrifet, daß ihm „Hebewarm ein Herz entgegenjchlägt.“ 
ie jungen Leutchen Haben ſich bald „verſprochen“ d. i. 
verlobt. Wenn man weiß, wie Die Alten gefinnet find, geht 
die Sache ſchon öffentlicher her. Da rückt man an ben oben 
bezeichneten Zeitpunkten Fahnen Muthes ins Haus, in die 
 irömeihe naht fern. Der Dur 
e weihe naht heran. Der Burfche Hilft fie aufe 
führen. Er trägts dem Mädchen an, feine Tanzmagb zu 
fein, mit andern Worten fich and öffentlich als die Seine 
zu befennen. Mit Freuden willigts ein, und felbfiverftänds 
üch hat ihm den Hut zu pugen. Gleichwol ift dad Maͤd⸗ 
hen in dieſer Sache allein nicht Herr. Der Vater muß um 
Erlaubniß gefragt werden. Died bat der Burſche zu thun. 
Wenn er ein angenehmer Freier ift, fo gibts der Alte zu, 
„Jitternd, doch voll fanfter Freude.” Wie es bie Kirchweih 
über geht, haben wir oben gehört. Es muß inbeß noch man: 
ches Jahr „Ipielen gegangen“ werben, bis aus diefem „Spiel* 
des Lebens erufiefted Spiel wird. Die Aktien bleiben gerabe 
nicht immer ganz günftig für den Burfchen. Ein anderer 
Hat auch Luft zu Peiner Mädchen; ber gefällt den Alten 
vielleicht befjer, hat mehr Schollen im elde liegen, und was 
dergleichen Rüdfichten find. Der Erftere ift feiner Sache 
gewiß. Früher wurbe die Freierei weniger ftreng aufs Biel 
losgeführt; jetzt Drängen bie Umftänbe. & wird ein Freiers⸗ 
mann auserjehen. Selbiger muß vor bes Mädchen Alten 
und fragt an. Der Freiersmann ift der Sache kundig; er 
hat ſchon mehr dergleichen Miſſionen erfüllt: er if eine 
ende Figur. Der Alte wendet ſich und dreht fi), fagt, 
feine Tochter fei noch zu jung — wenn fie auch auf ber 
Höhe des jungfräulichen Alters ſteht — , fie fei in der Haus« 
haltung nicht zu entbehren, wiewol fie zu entbehren wäre, 
wenn der bevorzugte Burſche käme. Klarer Wein wird nicht 
eingefchenkt, wie dies bei dieſen Affairen felten geſchieht. 
Der Freiersmann Bringt bei aller feiner Beredſamkeit Nichts 
fertig. Dem Wuftraggeber ift dies eine harte Hiobspoſt; 
allein er weiß, wie er mit ber Tochter ficht, und die läßt 
den Muth nicht finfen, fo lange fie noch die Mutter auf 
ihrer Seite hat, Und diefe mifjen ja die eijenharten Köpfe 
nachgiebig zu machen. Die Mutter fucht aljo die Verbins 
dung der Toter mit dem Burſchen dem Alten von einer 
ganz anbern, viel vortheilhafteren Seite darzuſtellen. Es 
halt ſchwer, den Alten davon zu überzeugen, Schollen und 


—— 


Geld find Bei ihm ultima ratio; triftigere Gründe gibts für 
ihm nicht. Weiber aber find liſtig. Und wenns drauf an 
kommt, find fie ſehr erfindungsreic, in Anlegung der Minen. 
Bei dem Alten ſcheint ſich das Blättchen etwas zu wenden. 
Vettern, Bafen, gute Freunde fprechen auch für unfern Bur ⸗ 
ſchen. Zum zweiten Male drauf geht ber Freiersmann vor, 
und diesmal nicht unverrichteter Sache weg. Oft aber (und 
find viele Beifpiele der Art bekannt) ift ber Alte hartherzig 
genug, feine Torhter ber Verbindung mit einem Burfchen 
u opfern, ber zwar ein ganz ſtattliches Vermögen hat und 
b im Außern dad Glüd einer Frau gründen fann; aber ber 
von ferner Zufünftigen nicht? weniger als geliebt, vielmehr 
gehaßt wird. Die jungen Leute fegen Alled in Bewegung, 
es bilft Alles nichts, der Alte bleibt auf feinen elf Augen. 
Das Mädchen muß mit dem oftroierten Burfchen die 
eingehen. „Das thuts ja nicht!“ wurbe einſtmals geurtheilt, 
als von einer foldyen Heirath die Rebe war. Was wurbe 
drauf erwiebert?_ „Cs ihuts doch.“ Eine für fehr viele Fälle 
der Urt ganz pafjende Antwort. Und die Erfahrung lehrt, 
daß es gar häufig geräth; benn wo nach ſolchen Grunbjäpen 
verfahren wird, da hat man ſchon von Jugend auf die 
riffe von Reichthum und was damit zufammenhängt, zu 
Pat dem heranwachfenden Geſchlechte eingeprägt und das 
Gleichgewichtsſyſtem zu vortheilhaft dargeftellt, als daß biefe 
Grundjäge über „das alberne Zeug“, Liebe genannt, nicht 
den Sieg davontrügen. Wenn auch anfangs „alte Liebe nicht 
roſtet“, fo vermögen doch „Schollen und Ochſen und gelbe 
Dulaten“ fie mit ber Zeit wol roſten zu machen. Wir 
tennen viele Beifpiele der Art, wo Herzen gewaltjam von 
einander gerifien und an andere giömicet worben find; 
gleihwol geriethen ſolche Ehen. d und auch ſolche 
befannt, wenn auch nur wenige, wo bie Verbindung nicht 
gelungen, wo Eheftreit, Ehebruch und Ehefcheibung bie Folge 
w 


aren. 
Die Freierei beſchließt endlich bie öffentliche Verlobung, 
bier Verſpruch, Winkoff genannt, wiewol derſelbe nicht 
bei Wein, fonbern bei Branntwein abgemacht wird. Sie 
findet in vielen Gegenden auf Kirchweihe ſtatt. Iſt die Sache 
bis bahin noch nicht im Reinen, fo bauertd, wenn fein 
brängenber Umftanb in ben Weg tritt, noch wenigftens ein 
Jahr. Zwiſchen Jungen und Alten ift aljo bie Angelegens 
Ki geordnet. Wie ein Lauffeuer gehts durchs Dorf, daß 
ohannes und Magdalena Vrautleute find. Gines ſchönen 
Abends hört man heftiges Peitſchengeknall. Burfchen, denen 


165 





kaum Flaum am Kinn ſich zeigt, Haben fi in Reih uud 
Glied vor des Mädchens Haus poftiert und feßen ihre Peit- 
ſchen in Bewegung. In Iuftzerreißendem Knallen machen 
fie das ganze Dorf aufrühriih. Wer allenfalld bie frohe 
Kunde noch nicht weiß, erfährt fie jetzt. Anfangs gehts fein 
der Reihe nach; dann gibt8 ein Pelotongeknall, fo ein Knallen, 
„das Stein erweichen, Menſchen vafend machen kann.“ Ob: 
glei nun dadurch die öffentlige Ruhe und Sicherheit be: 

eutend geftört ift, wird von Drtöpoligel wegen doch nicht 
eingejehritten; es ift einmal fo Sitte. Als Honorar erhalten 
die „Winkoffsknaller· Branntwein und Kuchen. Die Winkoffs⸗ 
gr find auf Einladung des Freiersmannes verfammelt. 

ie find Die Paten und Goten, Vettern und Bafen, Freunde 
und Freundinnen der Verlobten. Der Redner des Tages 
ober vielmehr des Abends, der Freierdmann, fehlt natürlich 
nicht. Zuerſt wird Kaffee aufgetragen mit Kuchen, dann 
Branntwein mit Buder und Butterweden. Letztere find aber 
feine Wede, darinnen über die Maßen viel Butter befind⸗ 
lich, fondern bide, laͤnglich geformte Butterflumpen, mit 
allerlei ſchoͤnen Figuren verziert. Nach eingenommenenn Kaffee 
ergreift der Frelersmann bad Wort und — „Wir find 
fo hübſch beifammen, was iſt denn hier eigentlich zu thun ?* 
Darauf entfpinnt ſich ein Geſpraͤch, das in ziemlicher Ord⸗ 
nung bis zum Zwede der Zufammenfunft fi breit. Am 
Ende fragt er bie Verlobten, ob fie ſich wirklich heirathen 
wollten, Auf ihre Antwort bin fragt er bie Beiberfeitigen 
Eltern um ee, und wenn biefes erfolgt ift, hält er noch 
eine gemüthliche Anſprache an das funge Paar. Da er in 
dieſer Rede ziemlich gewandt ift und Wie und Spaͤſſe ein 
zufiechten verfteht, jo gibts des Lachenswerthen genug. Die 
Burſchen flimmen ein Lied an, die Alten fingen mit und 
im Chorus erſchallt freudiger Geſang im frohen Kreiſe. 
Süher Branntwein munbet föftlih, und in gemüthlicher 
Munterfeit gene oft Ei bis zum hellen Morgen. — Die 
Hochzeit wird jet nicht mehr Tange Sinausgefäoben. Das 
Aufgebot erfolgt an drei aufeinander folgenden Sonntagen. 
An mandyen Orten beſuchen die Brautleute an feinem dieſer 
Sonntage die Kirche; an andern dagegen wohnen fie, am 
weiten dem Aufgebot bei. Es wird alddann ba ein gewiſſer 
Aufzug veranftaltet. Bräutigam und Braut gehen gemeins 
ſchaftlich ins Gotteshaus, von Freunden und Freundinnen 
begleitet, 


u 2 


166 


18. Verlobung auf dem obern Wefterwalbd. 
(Ritgethellt vom Lehrer Seller in Rebe). 

Wenn e Bon eat met dem Maͤdche rahn hott enn feich 
beſtohre will“ d. 5. wenn ein Bube (Burſche) e8 mit dem Mäb- 
hen rein (Fertig) hat und ſich verheirathen will, fo ſchickt er 
einen Bertrauten in das Haus feiner Gelichten, nöthigenfalld 
auch in dad Haus feiner Eltern und läßt durch dieſen „ſpe⸗ 
keleirn“ und nachfragen, ob die Eltern mit der betreffenden 
Beirat zufrieden find. „Schlägt biefen Freiersmaun der 

ſel nicht” (d. h. befommt er fein Körbchen), fo wirb in ber 
Regel der Verſpruch auf denfelben Abend feftgefegt, und bie 
naͤchſten Anverwandten von beiden Seiten, jowie Freunde 
und Sreundinnen der betreffenden Geliebten von dem Burſchen 
ſelbſt eingeladen. Die Zufammenkunft der Geſellſchaft findet 
im Haufe der (künftigen) Braut ftatt. Sobald die Bela 
denen angekommen find, werben fiemit „Schnapps“ traktiert. 
Oft iſt von Seiten des Bräutigamd ober der Braut ein 
„Parlamentair“ beftellt. Diefer muß aber „ſchwaͤtze Eunn“ 
(iprechen koͤnnen). Wenn alle Erwarteten angefommen find, 
wird nach der Urfache des Zuſammenkommens gefragt. Dieſes 
thut gewöhnlich der Redner der Braut. Derjelbe fragt nach 
"dem Brunde des fpäten Beſuches u. |. w., und wenn bann 
nad) langen Hin» und Herreden endlich ber Redner bed 
Bräutigams fagt, daß der oder ber fich hier aus dem Haufe 
ein Mädchen zur Tünftigen Frau holen wolle, wirb zuweilen 
geantwortet, daß in dem ganzen Haus Fein Maͤdchen fet, 
welches ſich verehelichen wolle. Oft ift die (zu hoffende) 
Braut gar nicht anweſend; man hat fie verftedt. Wenn nun 
der Rebner des Bräutigams verfichert, daß dennoch ein fol 
ches Mädchen im Haufe fei, fo geht Einer von der Geſell⸗ 
ſchaft Hinaus, dasſelbe aufzufuchen. Bald fommt er, eine 
alte Frau ꝛc. am Arme haltend, gr herein, und ruft: 
„Eich hunn eat gefunne*, (ich Habe es gefunden). Alles 
Tacht ob foldyen Spaffes, und der Bräutigam wirb befragt, 
ob dieſes dad rechte Mädchen fei. Auf Verneinen wirb zus 
weilen ber Scherz wieberholt.* Endlich erfcheint der Suchende 
mit dem rechten Maͤdchen, und der Bräutigam wird befragt, 


1 Der Brauch, das Brauthaus erft verfchloffen zu haften und bie 
Braut zu verläugnen, iſt eine ziemlich allgemeine alte Sitte, welche durch 
den Irennungöfchmerz der Eltern, die Scham und Sprödigteit des Mäds 
Gens und die Kujt der Gäfte, den Bräutigam aufzuhalten und zu neden, 
gewiffermaßen geboten ift. Zaft gang wie hier ült der Brauch im vol« 
nifchen Döefäleten, ©. ®eingold: Die deutschen Frauen in dem 
Mittelalter. S. 252. 


167 


ob dieſes daS rechte fei. Auf Bejahen wirb das Mädchen 
neben ben Bräutigam gefept, und auf bie Gejundheit der 
Beiben Liebenben gelrunfen. Jehzt wird ber betreffende Burſche 
befragt, ob er die und bie zur Ehe nehmen wolle ıc.; eben 
ß wird das betreffende Mädchen angerebet, ob es den und 
ven als Fünftigen Gemahl (Mann) anerkennen wolle. Auch 
die betreffenden Eltern beiderfeitd werden um ihre Eins 
willigung befragt. Auf Bejahen geben ſich der Aufforderung 
aufolge die Brautleute Die Hände, und man wünjcht ihnen 
Glüd zu der Verbindung. Der nunmehrige Bräutigam über⸗ 
reicht nun feiner Gelichten dad „Treugeld“, „Handgeld“, 
etwa 2—6 Pr. Thlr. oder Kronenihaler, in ein Papier 
eingewidelt. . 
Nach diefem Akt wird nun Kaffee getrunken, danach ges 
jubelt, von den anweſenden Burſchen und Mädchen getanzt 
und Schuapps getrunken. 

Wenn nun auch dieſer „Winkoff“ noch fo geheim ges 
halten wird, fo_find doch kaum einige Stunden verflofien, 
und das ganze Dorf weiß_trog ber Nacht davon. Somie 
aber nur ein Burſche im Orte davon Kunde erhält, bringt 
er in kurzer Zeit alle „Bouwe* zufammen. Jeder von biefen 
Bringt num feine „Baafel“ (Peitſche), und Jept erſchallt um 
das betreffende Haus ein wahrer Höllenlärm durch Peitſchen⸗ 

eklatſch. Diefem unausftehlichen Klatſchen kann nur der 

raͤutigam daburch abhelfen, daß er den „Elatjchenden Bou⸗ 
wen“ einige Maß Branntwein, ober 1—5 Pr. Xhlr. Geld 
„zum Verſaufen“ gibt. 

In Folge des langen Stubenfipene finden e8 endlich bie 
Säfte für rathſam, einmal in das Dorf zu gehen. Sept 
müffen natürlich Die „Buttelcher“ gefüllt werben, und unter 
Sang und Scherz tritt der größere Theil der Geſellſchaft 
mins Dorf." Natürlich müffen die Freunde und Freundinnen, 
Brüder und Schweftern, Schwäger und Schmwägerinnen ıc. 
auch einmal trinfen. Spät fommt gewöhnlich bie entlafjene 

ellſchaft zurid und oft hungerig. Dafür haben aber die 
betreffenden Schwiegermätter ſchon geforgt, und entweber 
ein (zweiter) Kaffee ober ein anbered Nachtefien befriediget 
die Mögen; ftelt daher wieder Alles ins rechte Geleije. 
Mit Kagesanbru begibt ſich in der Regel die Geſellſchaft 
auseinander. 

Bräutigam und Braut gehen aber, nachdem fie gefrüh- 
Müdt, zum Abholen bes. Treureanks“ (Xreurings) nad 
Dillenburg. Die Braut befommt borten nämlih einen 
ſũ bernen, zuweilen (von Wohlhabenden gefchieht dieſes) einen 





168 


flbernen und einen goldenen Ring vom Bräutigam anger 
Tauft, in welchen befien und ihr Name eingraviert werben. 
Ein „Tuch“ ꝛc. für die Braut, ein „Präfent“ für die Fünfs 
tigen Schwäger und Schwägerinnen und ein Geſchenk für 
die Eltern darf nicht fehlen, — 

Ermũdet kommen die Brautlente abends zuruck, eſſen 
zu Abend im Haufe der Braut, und von ber Zeit an wird 
der neue „Ahre“ (Eidam) als Mitglied der betreffenden 
Familie angejehen. Doc; gebietet allgemein hier herrihende 
Ehrbarkeit noch Einfhräntung! 

Bei dem zweiten, oft auch erſt bei dem britten „Offtoff” 
(Aufruf, Aufgebot) gehen bie Brautleute in Begleitung don 
beliebten Genofjen zur Kirche. Nach der Kirche geht die ge= 
ſchloſſene Geſeliſchaft ins Wirtshaus; hier wird Schnapps, 
‚Bier ıc. getrunken, gefungen, getane und jubelnd fommt 
die Gefelfchaft gegen Abend im te an. Kaffee, im fünfs 
tigen Wohnhaufe der Brautleute genoſſen, endet, wenn nicht 
noch eine neue „Sauferei“ aus dieſer Geſellſchaft entſteht, 
Biefen ai, und fröhlich geht abends bie ganze Geſellſchaft 
audeinander. 


19. Verlobung in Sarheim. 

In Harheim (U. Höchft) iſt e8 Sitte, daß, wenn in einem 
Haufe eine Verlobung (Verſpruch) gefeiert wirb, vor bem 
Haufe ſich einige Pur, Burſchen — und mit Peit⸗ 
ſchen knallen, j” in ber Nähe des Hauſes, bald entfernt 
von demfelben. Je mehr jo gefnalt wird, zu befto größerer 
Ehre und Freude gereicht es den Verlobten. — ©. die vor⸗ 
hergehenben Schilverungen. Dieje Sitte des Peitſchenknallens 
kennt man im Rheingau nicht. 


20. Sochzeit auf dem obern Weſterwald. 
(Mitgetheitt vom Lehrer Seiler in Rebe) 

Bräutigam und Braut verfügen ih Sonntags in Ge 
fellihaft von mehreren Freunden und Freundinnen (gewöhn 
lid) unverheiratheten Verwandten des Brautpaard) nad) dem 
Vfarrborfe, wo entweder in der Kircherfeläft, ober in bem 
Pfarrbauſe bie Kopulation ftattfindet. Vor und befonders 
nad) der Sopulation ber neuen Ehegatten wird in ber Regel 
viel und ſtark „Schnapp8“ getrunken, und fingend und jubelnd 
kommt gegen Abend der Hochzeits zug zurüd. Im Hochzeits- 
hauſe angelangt, ‘werben bie @äfte mit Branntwein und 


169 


Kaffee nebft Bugehör reichlich bewirtet, und oft fehr fpät 
in der Nacht fucyen bie Hochzeitögäfte, — berauſcht, 
ihr Lager auf. Kür bie Bewirtung wird jept gewoͤhnlich 
feine Entſchaͤdigung mehr geleiftet; nur bie am Schmauſe 
theilnehmenben Burfchen geben Beiträge zum Getraͤuke. 
Früher aber (vor 30 bis 40 Zabren) foftete es jeden er⸗ 
wachfenen —ABA maͤnnlichen und weiblichen Geſchlechts 
zuweilen 5 bis J Gulden. Damals aber dauerte auch eine 
Hochzeit oft drei Tage. Muſit durfte hierbei nicht fehlen, 
und ber Herr Geiſtliche fehlte auch felten als Gaft. 
Diefer verfügte ſich doch bald nady Haufe und zahlte auch 
Teinen Beitrag.- 

Beim — resp. beim Rückzug ber Hochzeitöleute ins 
Dorf werben biefelben, beſonders das junge Ehepaar, oft 
„gehemmt“ und „aufgebunden“,* wofür der junge Ehemann 
zen Trinkgeld“ zahlen muß, welches in der Regel „verſoffen“ 
wird. 

Bei diefer „Hemmung“ muß „ein Spruch gefat wern.“ 
Solche „Sprüche“ Haben gewöhnlich ähnlichen Sıpatt, 

Mein (nunmehr verftorbener) Vater, ein fhlichter Land⸗ 
mann, verfaßte im J. 1816 unferm Lehrer Auguf Herr 
(gegenwärtig Profeffor in Weplar), welcher mit feiner jungen 
Vraut unter Jubel und Klintenichüffen feinen Ginzug in 
mein Geburtsort Stangenroth hielt, zu Ehren folgendes 
Gedichtchen, welches ich zu fagen die Ehre hatte: 

„Willkommen, Braut und Braͤutigam! 
Wir kommen Eud; entgegen; 
Wir warteten mit Jubelſchall 
Auf diefen Einzugäwegen! 
Hier ftehn wir alle, groß und Hein: 
Kommt, zieht bei und in Frieden ein 
Durch Goties reichen Segen! 

Gum Herrn Lehrer befonders): 

Sodann wunſch ich Euch zulegt, 
Daß Gottes reicher Segen 
Sich auf Euch und Eure Braut 
Tauſendfaͤltig moge legen! — 

err! beſchere; Herr, verleihe 

iefem neuen Ehepaar 
Deine Güte, Deine Treue, 
Deinen Segen immerbar. Amen!“ 


"1 & wird nämlid) ein Seit über den Weg gefpanut, 








170 _ 


21. Sochzeit am Unuterrbein. 
(Mitgeteilt vom Pfarrer Leg In Gaub.) 

Die Hochzeiten auf dem Lande haben fi) wol. noch Die 
meiſte Eigenthümlichfeit unter den Volföfeften bewahrt. 

Wo noch auf Sitte und Zucht gehalten wirb, läßt es 
bie Familie nicht zu, daß ein „gefallenes“ Mädchen „in 
Kranz und Band“ topuliert wird. Rohe Menſchen beftteuen 
der Unglüdlichen wol auch naͤchtlicher Weile den Wen zur 
Kirche mit Hädfel und werfen ihr Scherben vor die Thüre, 

Hat fih das Mädchen einen guten Ruf bewahrt, fo 
wird bie Verlobung feſtlich begangen. Die Verwandten 
werben zu dem Feſte eingelaben und verlafien erft am Morgen, 
nicht felten mit ſchwerem Kopfe, bad Haus. 

Der Glanzpunkt if aber natürli die Hodzeit, woran 
ſich an manchen Orten noch das ganze Dorf betheiligt und 
mit Geld beiftenert. Es gibt dann ein Zeft, das an Froh⸗ 
lichkeit und Luft ber Kirchweihe nicht nachſteht. 

Die Braut if an manchen Orten auf eine ſchauerlich 
ſchoͤne Weife geputzt. Das Haar hängt ihr nicht felten Biß 
auf die Hüften ungeflochten herab, und auf dem Kopfe hat 

je einen wahren Blumenwalb, aber nur von „gebadenen 
lumen“ und Rosmarin, 

In die Kirche zur Kopulation bewegen ſich die zunächſt 
Vetheiligten im feierlichen Zuge, bie Braut, von den „Braut: 
jungfern“ begleitet, voran, der Bräutigam im Geleite PH 
Kameraden Hinten drein. Bei dem Merlaffen ber Ki 
aber geht der „Mann“ voran ımb die Frau folgt. „Er fol 
bein Herr fein! (1 Mof. 3, 16). 

Bei dem Eintritte in das Hochzeitshaus ftehen die jungen 
Verheiratheten an der Thüre und nehmen die Stüchsänfie 
ber Bäfte in Empfang. Bei der darauf folgenden Feſtlich⸗ 
keit (jegt find die Hochzeiten gewähntih Rahmittagd) wird 
vor allen Dingen ein über Die Maßen ſtarker Kaffee (ein 
Hochzeitskaffee) getrunken und Kuchen mannigfacher Art da 

u gegefien, in deſſen Bereitung die Landleute Hin und wieder | 
Rn eine große Virtuofität erlangt Haben. | 

Zwiſchen dem Kaffee und ber gegen Abend flattfindenden 
Mahlzeit zieht die A ihr Hochzeitskleid aus (das zu 
allen, namentlich kirchlichen Feierlichkeiten, gefchont werben 
muß) und begibt fih „in den Ort, um aufzuheben.“ Bon 
allen Seiten wirb fle da mit „Hauöftener“ bebacht, die nad 
Vermögen und Geidhmad ber Einzelnen ſehr verſchieden aud- 
fallen. Die Bermögenderen geben Binn, Andere Porzellan 


171 


oder irbened Geſchirr, wieder Andere Flachs, Hanf und 
Lebens mittel. 

Iſt dieſer Rundgang beendigt, ſo ſammelt man ſich zum 
feſtlichen Mahle, bei dem eine kraͤftige Suppe und Rind⸗ 
fleiſch, dürr Fleiſch und getrodnetes Obſt, auch wol Schweines 

eifch und Sauerkraut, feine Rolle fpielt. Jeder Gaft nimmt 
ich dann foviel, als ihm beliebt, ja ſchneidet ſich auch in 
er Regel jelbft fein Stüd Fleiſch ab. Wil er feine Vers 
ehrung vor ben Anweſenden kundgeben, fo figt er wenigſtens 
einen Schuh von dem Tifche entfernt und fügrt Die Speifen 
ſehr langſam und bebächtig zum Munde. 

Zur Verherrlihung des Tages wird dann auch fleißig 
geieofien, nicht felten unvermuthet fogar im Haufe, daß bie 

jeiber dor Schreden zum Gelächter der Anmefenden von 
den Baͤnken, und bie Fenſterſcheiben Elirrend zur Erbe fallen. 
Die firenge Polizei drüdt in ſolchem Kalle ein Auge zu, 
obwoi ſich nicht ſelten ſchon Unglüdsfäle ereignet haben. 

Sind die Leute durch Die genoſſenen Getraͤnke recht munter 
geworden, jo befommt Die Braut von den Frauen unter 
vielem Widerftreben eine Haube aufgejeßt; ja bisweilen geht 
die tolle Luft fo weit, daß die Burſchen unverfehend ber 
jungen Zrau einen Schuh auszichen, ber dann, mit Wein 
oder Brauntwein gefüllt, die Runde macht. 

Iſt e8 aber fo weit gefommen, dann naht auch das Feſt 
feinem Ende. Die noch Fönnen, ſchleichen ſich fill ober ziehen 
laut laͤrmend nad Haus, um ſich nach einigen Stunden 
Schlaf von nenem „zum Knochenſchaben“ in das Hochzeits-⸗ 
haus zu begeben. 

Unter Grinnerung an ben verlebten Tag werben bann 
die Überrefte des Hochzeitsmahles verzehrt. An manchen 
Orten findet fpäter in der Wohnung ber Verheiratheten 
„das Tiſchrücken“ ftatt, eine Feftlichkeit, woburd bie Woh- 
mung und Haudhaltung eingeweiht wird. (S. Nr. 23.) 

u8 leicht erſichtlichen Gründen mannigfacher Art vers 
ſchwinden die angegebenen Hochzeitsfeierlichkeiten von Tag 
zu Tag immer mehr. 


22. Die Brautfchuhe. 

In meinem Geburt3ort Heidesheim bei Mainz befteht 
folgender Brauch. Während des Hochzeitsmahles figen die 
zwei Brautführerinuen zu beiden. Seiten ber Braut. Wenn 
nun alle vedht heiter find, ſcherzen, fingen und laden, dann 
kriecht ein Kleines Mädchen unter den Tiſch und zieht der 





172 


Braut, bie dabei ruhig, ja noch behilflich iſt, die Schuhe 
aus, ohne daß die Brautführerinnen e8 bemerken; oft ftellen 
fie fich auch nur fo, als bemerkten fie es nicht, ober bemerften 
es zu ſpaͤt uud fuchten vergebens, es zu berhindern. Sept 
werben die Brautſchuhe unter den Anweſenden öffentlich zur 
Verſteigerung ausgeboten: mag ber Preis auch Hoch fommen, 
die Brautführerinnen müſſen die Schuhe erfteigern und der 
Braut zurüdgeben. Der Steigerung®preis (dad Gelb) wirb 
dann der Braut eingehänbigt, um das Kinderzeug (Wickel⸗ 
ſchuur, Hemdchen, Haͤubchen ze.) für das erfte Kind zu kaufen. 

Das erinnert an ein alte8 Sinnbild der Aufnahme ber 
Frau in die Mumbfchaft (den Schuh) des Mannes, nämlich 
an bie Überrei ung eines Schuhes nad) der Beringung und 
dem Ruß. S. Weinhold: Die deutschen Frauen in dem 
Mittelalter. ©. 228. 


23. Tifchrücen. 

Acht Tage nad) der Hodyzeit wirb am Rhein eine Beine 
Rachhochzeit gefeiert, daß |. g. Tiſchruͤcken (S. Nr. 21.) 
An dieſem Tage werben bie Seäpetspeichente jegeben. In 
Heidesheim ziehen Die Neuvermählten mit den jingern Hoch⸗ 
eitsgaͤſten dutch das Dorf, Einer trägt dabei einen Heinen 

ih mit. Das Ganze hat ſymboliſche Bedeutung, denn 
don mın an wohnen bie „jungen Leute“ in ber Regel allein, 
fern gerüdt vom Tiſche ber Eltern. 


- 24. Kindtaufe. 

An manchen Orten heben nur Eheleute ober einzeln 
ftehenbe Perfonen männlichen ober weiblichen Geſchlechts 
Kinder aus der Taufe. — Heben zwei junge Leute verſchiedenen 
Geſchlechts ein Kind, fo find fie verlobt oder werben es bald. — 
An andern Orten find immer ein Pate unb eine Got, 
wobei auf ledigen ober verheiratheten Stand nicht genau 
gejehen wirb, obwol man, wenn es angeht, gerne zwei ledige 
ober zwei verheirathete Berfonen wählt. — Wieder an andern 
Orten (befonders in einzelnen Dörfern Rheinheſſens) hat 
der ledige Pate ober die ledige Bot mehrere (meift zwei) 

otpetter ober Botgätchen, auch Henjhepetter und 
enjnegötnen (Hanbihuhp.) genannt, bei gi. — Au 
manchen Drten erhält der Täufling nur den Namen des 
eigentlichen Paten, ber eigentlichen Bot; an andern, wo 
Pate und Bot zufammen das Kind heben, erhält ber Käufe 


173 





ling beide Namen. Die Namen felbft find an manchen Orten 
die bibliſchen ober bie altfirchlihen, an andern Orten (bes 
ſonders in Stäbten) find es fogenannte „moberne ſchoͤne“ 
Namen, die aber oft gar wenig Sriflicen lang haben. 


25. Kindtaufe auf dem obern Weſterwald. 
Mitgetheilt vom Lehrer Seiler in Rebe) 

Wenn eine Frau „gemacht“ (geboren) hat, fo wirb ſchon 
in den erften Tagen Samilienrath über Name, Taufe und 
die zu wählenden „Bevatterleute” gehalten. Sind die be 
treffenden Eheleute arm, ober haben fie ſchon viele Kinder, 
ſo „hebt“ entweder ber Vater des Neugebornen! oder eind 
von ben ertwachjenen Gejchwiftern, ober ein Anverwanbter 
oder Bekannter das Kind „aus ber Taufe”, und ein ein 
facher Kaffee nebft „Weckebrot“ (Labenbrot) mit Butter if 
das ganze Traktement der Kindtaufe“ Der Gevatter ober 
die Gevatterin (infofern er ober fie nicht zur Familie gehört), 
„ſchenkt“ ber Stinbbetterin für das Genofjene 3 oder 4 Stüdelr 
her“ (preuß. Sechsthalerſtückh). 

Gewöhnlich aber werben 2, 3, A, 6, ja oft noch mehr 
Gevatterleute genommen. Diefe werden, wenn die Kindtaufe 
Sonntags gehalten wird, welches faft immer gefchieht, Frei- 
tags vor ber Kinbtaufe von dem betreffenden Vater einges 
laden. Dem „Kindtaufsvater“ wirb ein guter Kaffee gekocht 
und für Die geſchenkte Ehre und Einladung gedankt, auch 
wird berjelbe don ben Gevattern befragt, ob es eine „halbe 
ober „ganze Kindtaufe“ geben folle. einer halben Kiud⸗ 
taufe „Fällt“ nur Branntwein und Kaffee und Zuder mit Wed 
brot und Butter und Gierfäfe, fie dauert auch nur einige 
Stunden. Gine ganze Kindtaufe aber bauert von Sonntag 
mittag bis zum Anbruche des nächften- Morgens, und es 
wird wenigftend zweimal Kaffee getrunfen, und außerdem 
werben noch mehrere Mahlzeiten gehalten. Mehrere Sorten 
Fleiſch, Reid oder Hirfebrei, mehrere beliebte Gemüfe, Neide 
fuppe, gebämpfter Wed ıc. werben zugerichtet, Die Gevatter⸗ 
leute „ichenken“ für eine halbe Kindtaufe in der Regel 4 bis 
6 „Stüdeldyer*, für eine ganze Kindtaufe 7 bis 10, 

Die Gevatterleute finden fih am Sonntag mittag bei 
Beiten ein, und Jeder bringt entweber eine „Bregel“, ober 
einen „Weizenkuchen“, ober mehrere Brote, ober einige Dugend 


1 Bas aber bei Ratpoliten nicht der Fall iſt. 





174 


Gier oder einen „Butterwed* mit. Sind die Gevatterleute 
verheitathet, fo Bringen biefelben ihren Ehegatten, auch oft 
ndch eind ober zwei der Fleinften Kinder mit. Sind die Ge 
vatterlente ledigen Standes oder Dienftboten, fo werben fie 
von Vater und Mutter oder Herr und Hausfrau begleitet. 
Daß die Hebamme bei der Kinbtaufe nicht fehlt, verfteht 
fi von felbf. Doch hört ber Beſuch berjelben bei ber Kind- 
betterin in der Regel nad) beendigter Kinbtaufe auf. Nice 
felten fommen auf einer ſolchen „ganzen Kinbtaufe* 30 Bis 
50 Berfonen zufammen. — 

Das Erfte, was ihnen vorgefegt wirb, iſt Schnapps unb 
Butterbrot. Wirb die Taufe nun in bem betreffenden Haufe 
vorgenommen, fo wartet man mit Sehnfucht ben „Herrn 

farrer“ ab, weil vor der Taufe kein Kaffee getrunken wirb. 
te Haustaufen ſind jedod in hiefiger Gegend die gewöhn- 
lichften, weil die haften in der Regel weit vom Pfarr 
dorfe entfernt liegen. Der Herr Pfarrer darf es nicht ver- 
fchmähen, einige Taſſen Kaffee mitzutrinfen; man würde es 
ae größte Beleidigung halten, wenn er den Kaffee aus · 
luge.“ 
uß aber das Kind zum Pfarrdorfe getragen werben, 
fo ziehen Hebamme, eine fäugende Frau und fämmtliche Ges 
datterleute im bunten Zuge, die gefüllten Flaäͤſchchen in ber 
Hand oder „im Sade“ tragend, fingenb durchs Dorf und 
tommen nad) langen 2 bis 3 Stunden erft jubelnd wieder. 
Vor und nad dem Abendeſſen gehen bie Bevatterleute mit 
ihren gefüllten Flaſchen „ind Dorf", d. i. in Bekannte ober 
befreundete Häufer. 

Daß es bei folchen Kinbtaufen oft beraufchte Köpfe gibt, 
Hegt in bee Natur der Sache. Nicht felten werden bei fol- 
hen Gelegenheiten. Liebſchafien angefnüpft oder Verlöpnifie 
geftiftet. Zu Gevattern wählt man gerne ſolche ledige Leute, 
welche einander lieben, d. i. Liebſchaft miteinander haben. 
Iſt Feine Haustrquer vorhanden, jo wirb tüchtig getanzt und 
gelungen. Obſchon die Geldbeutel der Gevatterleute nad 
der Kindtaufe beträchtlich leichter find, als fie vor ber Kinds 
taufe waren, fo freut man fi) Doch oft noch Jahre Lang 
ob des genofjenen „Spafjed." 


26. Das erſte Ausı n eines Kindes in Dok: 
beim bei Wiesbaden. 

Wenn ein Kind zum erflenmale ausgetragen wird, 3. B. 

Ind Nachbarhaus, zum Retter, zur Got ıc., fo befommt es 





175 


(resp. wer e8 Sein) zwei ober mehr Gier, bamit das Kind 
Meister zahne.“ Das Giergeben gefchieht unfehlbar, und 
ſollten fi) die Leute Gier kaufen ober Ieihen. — Auch in 
meinem Geburtsort Heidesheim in Rheinheſſen war . biefe 
Sitte, fie it aber abgefommen. 


27. Spänen eines Kindes auf dem Wefterwald. 

Bis ungefähr ins 14. Jahr erhalten bie Kinder von ihren 
Zaufpaten und Taufgsten jedesmal auf den Neujahrstag 
eineng regel ober großen Wed zum Geſchenke, und zwar 
fo ziemlich in allen Gegenden. Bei dem letzten Neujahrs⸗ 
geſchenk wird in einigen Gegenden bed Weſterwaldes ein 
Holzipan auf den Wed ge zum Zeichen, daß dies Ge 
ſchenk das Iegte fei. Und dann heißt es: „Ich habe meinen 
Paten (Batt) geipänt.” Diefe Sitte mit dem Holzfpan 
ſcheint aus Mißverftändniß des Wortes [pänen (ſ. d.) all« 
mählich aufgefommen zu fein. 


28, Beim Zunageln des Sarges. 

In Helferöfirhen A. Selterd herrſcht ein ſchöuer relis 
giefer Brauch. Wenn der Schreiner den Sarg zunagelt, fo 
etet ex die j. fen Wunden und jehlägt bei den Worten: 
„durch die Bl. Wunden deiner rechten Hand“ den Nagel an 
ber rechten Hand ber Leiche eın und fo bie übrigen. Da 
aber ſechs Nägel eingejchlagen werben; fo wird das ſechste 
Vaterunſer für das Seelenheil desjenigen gebetet, ber zu 
naͤchſt ſterben wird. 


29. Leichenfeier. 
(Mitgetpeitt vom Pfarrer Ley in Caub.) 

Das Begräbniß wurde früher auch mit Effen und Trinken 
gefeiert und dad Befte, was Küche und Seller vermochte, 
zur Ehre des Verftorbenen aufgetiſcht. Ja es Fam vor, daß 
man bei Beerbigungen junger Leute, deren Hochzeit man, 
wie man fi) ausbrüdte, bei biejer Gelegenheit feftlich be⸗ 
gehen müfje, muntere Lieder fang und am Ende gar zu tanzen 
anfieng. Da aber im ganzen Lande mit Recht gegen ſolche 
Trauerfeierlichfeit von oben her eingejchritten wurde, fo finden 
fie gegenwärtig zur Freude aller Wohldenkenden nirgends 
mehr in ber alten Weiſe ftait. 


176 


Als Eigenthümlichteit bei den Beerbigungen möchte nur 
au erwähnen fein, daß, auf dem Lande wenigftend, die ben 
Leichenzug Bildenden einzeln Hinter einander gehen (wahr: 
cheinlich um ben Zug recht Tange zu maden) und nit 
elten durch übermäßig lauted Weinen und Klagen ihren 
Schmerz glauben an den Tag legen zu müffen. 

Anmerkung. Bie in unferer Gegend, foger in einer Gtabt wie 
Kranffurt die Begräbuisfeetiätet audarten onnte, geht aus dem das 
Doltöleben fo treu ſch den „ranfforter BorjersGapitän hervor. 
Wörtli wahr mußte e8 genannt werden, wenn Mitlerchen fagt, daß 
beim Drebnemahl be\onnerfh dann orndlih & eiprode 
werd, wenn mer dem Berftiorbenen feelig fein @ejunppeit 


trinkt! — 
es ıdern, wenn fi De Boffeit mit voller Überggugäing 
ven Ber —e Fr net. Gott ob, Rorje 
e Le ı 


30. Leichenfeier auf dem Weſterwald. 
. (Mitgetpeilt vom Lehrer Seiler in Rebe.) 

Die „Leichengelage* beftehen jetzt auf bem ganzen Weſter⸗ 
walde nur aus Kaffee mit Zucker, wozu „Wedebrot” mit 
Butter und Girrkäfe gegefien wird. Buweilen wirb aud 
etwas Brantwein gereicht. — Früher aber (vor 30 — 40 
Jahren) wurden zu ben Leichengelagen folgende Speifen zu 
bereitet: mehrere Sorten Fieiſch, Hirjebrei, Suppe, mehrere 
Sorten Bemüfe (gekernte Bohnen, Zwetſchen, Echnigen, 
Sauerkraut); Dazu wurde Branntwein und Bier häufig_ge 
noffen. — Alle Anverwandten bis zu den „Annergefchwefter: 
tinner“ (Geſchwiſterenkel), ja oft noch weiter hinaus, fowie 
alle Freunde und Nachbarn wurden früher, und werben noch 
jegt zu ben Leichenbegängnifjen eingelaben. Nur Krankheit 
Tann von dem Nichtbefuche ber „Leichgloge“ abhalten. — Ein 
ſolches 8 date foftet jept an 10 — 20 fl., früher aber 
an 40 — t. Natürlich findet bei großer Armut eine 
Einſchraͤnkung ſtatt. — Im unteren Theile des Kirchſpiels 
Marienberg trinken oft weit über 100 Perfonen bei einem 
Leichengelage Kaffee. 





81. Kirb, Kirmes, Kirchweihe. 
(Mitgetheift vom Lehrer Kuh in Cberbach.) 
Es war eine gewiß fehr loöbliche Sitte unferer Altver · 
dern, den Tag ber Einweihung der Kirche feftlich zu begehen. 
Der Charakter diefer Feftlichkeit war ein durchaus religiöfer; 


1 Über die Wörter |. das Wörterbuch. 


177 


allein, wie es fo geht mit dem menſchlichen Thum und Treiben, 
mit ber Zeit artet es aus und nimmt oft einen ganz andern 
und wie es bei dem in Rebe ſtehenden Gegenflanbe ber 
Ball tft, einen entgegengefegten an: Wie died gekommen, 
dürfte nicht fchwer fein; darzuſtellen. Die altehrwuͤrdige 
Sitte, Die Zeier als Förderung des religiös chriſtlichen Lebens 
zu benugen, bat ſich freilich noch erhalten; aber alleiniger 
Zweck iſt Died nicht / wenn fie auch am Sonntag ftattfindet 
unb durch einen Gotteöbienft verherrlicht wirb: fie äft vers 
weitlicht. Wenn jegt von einer Kirchweihe bie Rebe ift, benft 
man hauptfählih an Tanzbeluftigung. Indeſſen if die Art 
biejet” Feier fehr verſchieden. Eine Art der Kirchweihe auf 
dem Wefterwald ift eine fogenannte „Hauptkirmes“, wol bie 
urſpruͤngliche Form de genannten Feſtes. In früheren Zeiten 
hat man das Feſt der Kirchweihe durch großartige Bepränge 
verperrlicht. Die ganze Gemeinde bildete eine Progeffion, 
die Geiſtlichkeit erfchien in vollem Glanze, Chorknaben tru, 
liegende Fahnen, das Ganze erhöhte eine geiftliche Mufik. 
Die Hänfer waren feſtlich geichmüct, in ben Straßen Altäre 
errichtet. So: wurde bie Kirchweihe „aufgeführt. Diefes 
nAufführen“ findet heutigen Tages aud an nichtkatholiſchen 
Orten ſtait, aber etwas anders. In Städten ziehen am Vor⸗ 
abend bie Kirchweihburſchen, Die Muſik an ber Spige, durch 
die Hauptfiraße: die Kirchweihe wird „angefpielt“ ober „ans 
jeblafen.” Rach dem Nachmittagsgottesdienſte bed andern 
Gage begeben fih Burſchen und Mädchen aufs Rathhaus; 
hier findet fi) die Muſik ein. Der Tanz findet bei Tage 
im Freien flatt auf einem mit ber beutichen Linde bepflangten 
Plage. Bevor s bie aufführende Geſellſchaft dorthin begibt, 
wird ein Zug durch die Stadt gemacht: voran Die Muflt, 
darauf ein Burſche mit ber Fahne inmitten zweier anbern, 
zum Schluffe die andern Burfhen und Madchen. Mit 
einigem Unierſchiede wird auch In Dörfern mancher Gegenden 
Die Rirehorihe „aufgeführt.“ Während dort ſich Die Burfchen 
bloß Keim Aufzug und beim Tanze um bie Kahne fcharen, 
ohne fonft @emeinfchaft miteinander zu haben, als daß fie 
noch hoͤchſtens Bei Einem Wirte Gäfte find, wo .jeber auf 
eigene Rechnung geht, ift hier bie Gefellfhaft eine geſchloſſene, 
leihjam eine Korporation. Schon einige Wochen vor der 
irchweihe wird die Kirmesfrage verhandelt. „Gibts eine 
Kirmes ober keine?” Den erften Anftoß geben Die Mädchen. 
Man Eennt ja das Iuftige Bölfchen. In der Regel nur eine 
mal im Jahre ift es onen vergönnt, nad) Herzensluſt au 
tanzen. Bei Zufammenkünften mit Burſchen wird aljo bie 
Keh rein: Bolköftte, 12 


178 





Frage angeregt. Sie wiſſen viel zu fprechen von ber „Pl 
und dem „Spaß“, den fie vorige Jahr gehabt; ein 
weiß nebefonbers feinen „Schag* mit Ginzelheiten zu ers 
freuen und zw föbern. Ihre Zungen werden berebt; fie 
machen ben Hof, fie wiſſen gar Frembtid und liebreid) zu 
thun. Das tft nöthig, da vie janze Geſchichte für die FR 
ſchen eine Ruh Toftfpielige & und ber Bentel gar man 
her Burfchen über Kraft in Auſpruch genommen mich. u 
deſſen iſt jene Frage eine Lebensfrage, eine e für 
den Einzelnen. Die Auserwählte Tönnte leicht ſchmollen 
— rollen und das Band ber Liebe lockerer werben. Alſo in 
img namentlich des Teptern Umſtandes Kalten die Bur⸗ 
iv he der Schuh drüdt, Vorberathungen. Man 
—*— Mn iefem und jenem, von ſchlechten Zeiten; von 
einer Seite wird geltend gemacht, man habe Trauer, von 
der andern, die Berbienfte ie ſchlecht und was dergleichen 
mehr if. Es will nicht ori eh ziehen, man geht unver 
vihteter Sache auseinander. Die Mädchen hören von biefen 
enklichen Debatten. Das Herz thut ihnen weh, weil der 
ae leicht verborben werben könnte. Sie ruhen und 
zaften nicht. Die Eine und bie Andere weiß ihren Herzallen 
liebften für die Sache zu gewinnen. Die Burfchen befprechen 
in Ausſchufſen. Hier endlich gt die Frage durch. Die 
wichenjchaft wirb einberufen und nachdem alle Bebenfen 
bejeitigt, wirb beichloffen, „bie Kirhweihe aufguführen, # 2.8. 
‚eine Hauptlirmed zu halten.“ Bu dem Ende medien Ka 1] 
die Zpeilnepmer dureh Unterfehrift dazu verbindlich. — 
etwas länger hierbei verweilt, weil dieſes Thun ab 
eiben ein Städ Volksleben iſt. 


Gine Deputation ber „Kirchweihburfchen* verfügt fich zum 
Bürgermeifter und frägt um bie Grlaubniß an. Wenn biefer 
einen großen Sohn oder eine erwachjene Tochter hat, konnen 
fie terjelben im Voraus gewiß fein. Er macht ihnen ‚Hoffe 
nung, will aber zuvor ben Gemeinberath darüber vernehmen. 

Die verfammelt fi in corpore. Wenn auch ber Eine ober 
Di Andere biejer Hochwohlweiſen bed Gemeindewohls ober 
Gewiſſens wegen. etwas dagegen ſpricht, fo wird am Gube 
doch einmüthiglich — dem Geſuche der Burſchen zu 
willfahren. Aus Freude darüber liefern die Burſchen einen 
nSoff." Rum ift Die Sache zu arrangieren. Zuvörberft dreht 
ſichs bier um ein geeignetes Tanzlofal. Da find zwei Fälle 
möglich, entweber Üibernimmt ein Wirt dad Sherkamt ‚ober 
bie Burſchenſchaft. Im erfteren Kalle gehts einfach fo zu, 


179 


daß deſſen Hand der Mittelpunkt der Kirchweihe ift und 
jeber Burſche eigne Kauft trinkt und bezahlt. Da dies 
aber weniger in dem Begriffe einer „gemeinſchaftlichen Bur⸗ 
irmes“ legt und bem allgemeinen Spaß Eintrag thut, 
überträgt ınan einem vn nicht gern bie Wiriſchaft, 
ſondern beiorgt fie felber. Zu biefem Behufe miethen ſich 
diefe entweber ein Privathaus oder erwirken beim Orts⸗ 
—c8* die Erlaubniß, die Gemeindeſtube benupen zu 
jen. Mittlerweile Bietet fi , Muſik“ an. Es wird Aftord 
gemacht. Die „Muſik“ erhält aus der gemeinfchaftlichen Kaſſe 
eine beftimmte Summe. Dafür tanzen bie Burfe und 
alle Bäfte frei. Das iſt „freier Tanz." Nun werben bie 
Getränke angeſchafft. Diefe find Bier und Branntwein. Ein 
Ausſchuß bejorgt den Ankauf. Geholt wirb beibes erft Furz 
vor dem Feſte. Endlich werben ein Tuch und ein Hammel 
getauft. Weide dürfen nicht fehlen; benn fie machen wol 
den Mittelpunkt ber Kirmes aus: fie find die Embleme, um 
welche ſich Alles ſchart. Wie aͤrmlich, wie klaͤglich fahr & 
wol aus, wenn ber Kirmeszug audy mit der auögefuchteften 
Muſik im Dorfe herumzoͤge, und zu Häupten ber Burſchen 
wehte nicht die Fahne! Sie verleiht ihnen die wahre Würbe. 
Ja nody mehr: fie flempelt fle zu etwas ganz Anderem, als 
Kirmeöburfchen, zu ſtolzen Kriegern. Haben fie fih ja, um 
ein recht martialifches Ausfehen zu gewinnen, wilbe „Schnurte 
bärte gezogen“, ſich mit alten aus der Rumpelfammer hervor⸗ 
geholten Säbeln, Degen und Gewehren bewaffnet, mit Bona⸗ 
partöhüten die Fühnen Häupter kriegeriſch herausgepußt! 
Wie ſtolz fehreitet der Fahnenjunfer dem Zuge voran, wie 
tühnlich ſchreiten die Eräftigen Jünglinge daher, als wollten 
fie die Welt erobern! Und unter ihrem Banner von ihren 
Seliebten gefehen zu werben, ift der größte Stolz diefer 
Bauern « Leonidas. ' 


Und der Hammel, wozu ben Hammel 9 wird man fragen. 

Ei nun, der Hammel ift ein Schaf und Schafe fpielen be: 
Tonntlich in der Belt feine große Role. Doch unfer Hammel 
macht eine Ausnahme. Fürs Exfte ift er ein Haupthammel, 
ber ſchoͤnſte und größte von der Herde; fürs Zweite wird er 
don den Mädchen fiber und über mit feivenen Bändern 
erausgeputzt, und fürs Dritte befommt er, ber früher Leit: 

ammel war, und alfo eine Herde Schafe regierte, einen Leiter, 

nHammelleiter“ genannt, und genießt jo bie Ehre, eine Herbe 
Menſchen zu führen. Am allerintereilanteften aber wird er 
dadurch, daß er ein Gegenftand allgemeiner Wünfche ift. 





186 


Befagter Hammel wird nämlich „heraußgeipielt." Bu biefem 
Bchufe machen die Burſchen eine fehr große Anzahl Loße, 
welche in einer fehweinsblafenen Urne zum Berfaufe herums 
jetragen werben. Wer num Lufl Hat, greift ein Lob und 
bat für. 6 Kreuzer die Hoffnung, den Hammel zu gewinnen. 
Am erften Tage nun, wo in ber Regel viele Fremde anweſend 
find , gehen je zwei Kirmesburſchen herum und „Ichmigen,“ ! 
wie fie dieſes Verkaufen der Glüdönummern nennen. Ehrens 
halber müfjen dieſe für fi und für ihre Mäpcen Loße 
nehmen, Tönnen aber feft überzeugt fein, daß fie den Hammel 
nicht gewinnen, ba in ber Regel auf eine nicht gerade feine 
Weife dafür geforgt wird, daß berjelbe im Dorfe bei ben 
übrigen Schafen Bleibts- ” 

Wir müflen um Entjchulbigung bitten, daß wir nothge ⸗ 
drungen, durch die einzelnen Attribute dieſer Art Kirchweihe 
vera, etwas weit vorangeeiltfind. Holen wir bad Andere 
nah. 
Die Burſchen Haben alfo ihren Theil ber Kirchweihe 
arrangiert; nun kommt bie Reihe an die Hausfrauen unb 
Mädchen. Was in Städten Frühjahr und Herbft find in 
Betreff der Kleiveranfchaffung, das tft auf dem Lande bie 
Kirchweihzeit. Die Kinder bekommen in der Regel neue Kleiber. 
Die Burfchen und Mädchen als bie Hauptperfonen wiffen das 
Eine oder das Anbere in ihrem „Staate” zu vernollftänbigen 
und bier iſt es am Orte, irgend etwas Neumodiſches ein- 
zuführen. Um feine „Tanzmaad“, bie Auserwählte feines 
Herzens, recht herauszupuhen, kauft der Burſche ihr ein 
ſchoön ſeidenes Halstuch, eine eben ſolche Schürze u. Bol. 

Größere und umfichtigere Anftrengungen erheiſchen die 
Bäustigen ah Ba ift Alles wohl zu ſcheuern. Das 

ufwalchen, das auf dem Lande fo arg nicht getrieben wird, 
traftiert man in forgfältiger. Zinnenes Geſchirr holt man 
herbei, ſelbſt folches, welches von voriger Kirmes her noch 
ungebraudt im Schrein g tanden, und reibt es ſpiegelhell 
Fenſterſcheiben, Sparherde, Schlöffer, Xhürklinten: Alles 
im. Haufe wird blank gemacht, dem Kaufe, wo möglich, 
innerlich und äußerlich ein neuer Anſtrich perliehen, im Ge 
höfte Ale geordnet, das Vieh fogar gepußt, ja daf in der 

janzen Mirtfchaft Die größte Sauberfeit und Ordnung 

ertſcht. Der Viktualien nicht zu vergeſſen, badt man Kuchen, 
ſchaffi Fleiſch herbei, Kraut wol gar auch Bier. Selbft die 





1d8 5. ſchnihen an, ſtreichen an, {reiben auf, 1. d. Edriab. 


’ 181 


ärmften Leute forgen reichlich für Küche und Keller, um an 
dieſem Fefte ſich guͤtlich thun zu können. Unter der Hand 
werden die Verwandten und guten Freunde eingeladen, die 
fich dann auch des Sonntags morgens einfinden. 

Endlich iſt dieſe „Schanzwoche” abgelaufen. Des Abends 
vor der Kirchweihe wird das Feſt „angeſpielt.“ Dem Herrn 
Bürgermeifter, dem Herrn Pfarrer und dem Herrn Schul⸗ 
lehrer bringt man Ständehen, und ald Nachſpiel verzehrt 
man bei Zafelmufit in Bier und Branntwein, was dieſe 
um Beften gigeben. In aller Frühe ſchon ftelen ſich Scharen 
Pier ein, bie heute ihre Ernte halten wollen. Die milde 
‚Hand thut fich bereitwilliger als jonft auf; man will die 
Armen an diefem allgemeinen Freudentage doch auch froh 
"machen. In Filialgemeinden wird der Gottesbienft auf ben 
Nachmittag verlegt, dies unter Anberm wol aus dem Grunde, 
damit der Beginn der Tanzmuſik eine beftimmte Zeit habe. 
Zum Kirchengange erſcheint Alles, namentlich Burſchen und 
Mäpchen, im größten Staate. Die Mädchen bejonderd brennen 
‚vor Neugierde, einander beſchauen zu laſſen und zu befchauen. 
Neid und Scheelfucht vergällen gar manchem ben Spaß. 
Die Burfchen begnügen ſich damit, Herz und Auge an ihrer 
Geliebten zu laben. Bor Beginn der Kirche verfammeln ſich 
jene in ihrem Tanzlokale. Gines Jeglichen Hut ift von der 
mRanzmagd“ aufs Schönfte mit Bändern und Sträußen ge 
ſchmückt. So ziehen fie, die Muſik voran, mit fliegender 
Sahne, unter einem Friegerifchen Marſche der Kirche zu, fo 
wieder zurüd. Che jedoch der Tanz beginnt, wird ber Kaffee 

etrunken. Darauf holt jeder feine Tanzmagd ab und ver 
fie fh zum Tanze. Bei ſchoͤnem Wetter 34 wird am 
Tage im Kirmeslokale nicht getanzt. Da iſt in ber Wieſe 
vder auf fonftigem freien Finde ein aufs Stattlihfte heraus⸗ 
gepugter. Tannenbaum als Maibaum, Kirmesbaum aufge 
Pflanzt, an welchem bie Fahne flattert. Um dieſen herum 
tanzt man. ‚Die Wirtſchaft verjehen die Burfchen, wie oben 
angebeutet, felbft. Ginige find mit der Aufwartung betraut. 
Gäfte dürfen natürlich auch tanzen. Getränfe für fie ſchenkt 
ein Wirt, da fie bei den Burſchen wicht „Ihmarogen“ wollen. 
Bel Tage tanzen legtere wenig; fie haben Nothwendigeres 
zu tun: fie müfjen die Zope unterbringen. Sie gehen in 
Gruppen je zwei und zwei. Der Eine hat bie Loße und 
die Fiaſche mit Brauntwein, der Andere nimmt bad Geld 
ein und führt bie Lifte. Aus ber Flaſche trinkt man ben 
Abnehmern zu, nachdem man jelbft zuvor brand getrunfen 
(808 gehört nothwendig zum Kirines anſtand) und fie mit 


182 


„Proſit“ bargereidht. Wohl oder fibel m die Etiquette bes 
Beſcheidthuns beobachtet werden. Der Loße find viele, fie 
möüfjen alle an Mann gebracht werben. Je mehr man berem 
verkauft, deſto beſſer ſtellt fi) Die Rechnung für die Burſchen 
heraus; benn- ed ergibt ſich da ein bebeutender Überfchuß, 
wenn bie Koſten für Hammel, Fahne und Muſik abgezogen 
find, in der Regel beftreiten fie hiervon nod) die Ausgaben 
für das Getränk. 

Mit Anbruc der Nacht zieht die ganze Gefellichaft Arm 
in Arm dem ZTanzlofale zu. Eine jede Tanzmagd nimmt 
ihren „Tanzburjchen“ mit nach Haufe und bewirthet ihm mit 
einem frugalen Übenbefien. Nachdem dies eingenommen, 
gebe? wieber zum Tanz. Hier ift Alles geftopft voll und 

och wird weiter getanzt. Wer das aber „Wläflr nennen 
will, der muß ſehr genügfam fein und gerne tanzen, wo 
man geigt. Da tft der Tanzkreis fo eng, kaum ein paar 
Säritte im Durchmeſſer, das Bebränge jo groß, ber Tam 
gen en find fo viele, daß Kopf an Kopf Alles ein Knänel 
fl. Tanzen kann mans nicht nennen: es ift ein Getappel 
und Oetrappel, zumeif- auf berfelben Stelle. Thut indeß 
nichts zur Sache; das unge Volk hat Spaf genug, es judft 
and jubeliert, wie nie. Der Kellermeifter hat vollauf zw 
un, das Verlangen nach erquidenbem Trank zu befriedigen. 
Im. Mitternacht gehts zum Kaffee, wieber in der Tanzmagd 
Haus, wie denn überhaupt dieſe ihren Burichen die Kirmes 
über zur Entſchaͤdigung für die „Tanzpläfir”, die er ihr 
madt — zum ftändigen Gafte Fr Rach dieſem Intermezzo 
wieder Tanz bis zum hellen arg. Bis Mittag wirb 
jeruht. Nah dem Efien gehts wieder „and Vergnügen“; 
)0 den ganzen Montag. Am Dienstag rubiber Tanz. Diele 
Tag ift zum Beften ber Muſik befiimmt. Saum daß ſich 
Burſchen und Mädchen einigermaßen von ben Strapazen 
be vorigen Tages ausgeruht, holen jene dieſe ab, um wieder 
einen Zug durchs Dorf zu machen. Vor jedem Haufe nun 
macht bie Geſellſchaft Halt; drei Tänze werben 
unterdeſſen bie Burſchen ben Hausgenoſſen Branutwein zu 
trinken und fie „ſchmitzen.“ Das eine und das andere Par 
chen führt gelegentli einen Tanz auf. Kür dieſes Staͤnd⸗ 
hen behändigt der Hausherr der Mufif ein Trinfgeld. Mitte 
und Donnerötag geht ber Tanz wieber los. Am Freis 
tag endlich werben Hammel und Fahnentuch herausgeloßt, 
jedes Stüd extra. Die auf auswärtigen Namen ftehenben 
he nehmen in der Regel nicht Theil. Der Gewinner des 
Tuches kommt mit einem geringen Geſchenke in Geld ober 





183 


Getränk weg. Da e8 aber fo gefügt wirb, daß eines ber 
Maͤdchen es erhält; fo Bewirtet dieſes die ganze Geſell⸗ 
ſchaft mit Kaffee und Kuchen. Der Glückliche, ber den Hammel 
ewinnt, gibt entweber ein paar Thaler zum Vertrinfen oder 
jept eine Mahlzeit. Der Hammel felbft genießt ſchließlich 
die Ehre, daß er mit Muſik und in Begleitung der ganzen 
Kirmesgeſellſchaft in feines neuen Herrn Haufe geführt wird. 
Der Tauz dauert fort bis zum Abende, wo man wieber 
ins gemeinſchaftliche Lokal zieht und bie Nacht hindurch tanzt. 

Am andern Morgen endlich wird die Kirmes begraben. 
Die game Burſchenſchaft zieht an einen beftimmten Ort vor 
dem Dorfe. rgend ein Gegenſtand wird in die Erbe ver- 
ſcharrt. Ein Scart hält die Grabrede. Die Muſik fpielt 
einen Trauermarſch. Nach geenbigter Zeremonie Löft fi die 
Geſellſchaft auf. Die Muſik zieht ihre Straße, Burſchen 
und Mädchen wandern heimwaͤrts. Den Sonntag drauf 
findet die Nachkirmes ftatt und zwar bei einem Wirte. Da 
die Embleme ber Hauptfirmes nicht mehr in der Burſchen 

änbe find, fo ift dieſe weiter Nichts, als ein gewöhnlicher 

3. " 

In manchen Gegenden, namentli an der Lahn, findet 
alljaͤhrlich eine To beſchriebene Kirchweihe flatt; in andern 

9 tens alle ſieben, wol gar alle dreizehn Jahre. In der 
Fi zeit. gehen bie jungen Leute indeß doch nicht Ieer 
aus. Jedes ehr im Sehe iſt „Muſik.“ Diefe bejorgen 
die Wirte. Die Beranftaltungen hinſichtlich ber verfchiedenen 
Häustichen Arbeiten und Anſchaffungen find biefelben, wie 
‚ei der Hauptkirchweihe. 

Was die Zeit dieſes Vollsfeſtes Betrifft, fo £ fie in 
den wmeiften Gegenden des hohen Weſterwaldes im Sommer; 
Dagegen Auf der unterften Terraffe, in der Lahngegend und 
in den übrigen Theilen des Herzogthums im Nachſommer, 
befonbers im Herbfte. Dieſer Ieptere Beitpunkt türfte wol 
der paſſendſte fein. Die meiften Feldfruchte find eingeerntet, 
Küche und Keller beſtellt und bie nöthigen Gelder vorhanden. 
In den Orten Eibach, Oberſcheld, Ranzenbach, Donsbach 
und Sechshelden Amts Dillenburg, wo ber Bergbau in leb⸗ 
haftem Betriebe fteht, feiert man ſchon Rirhweihe auf Fafl- 
nacht; daher hier vorzugsweiſe „Faſtnacht“ genannt. Die 
Seftlichkeit geht aber Fi den Faftendienstag 108. Gleiche 
wol wird fie Durch einen Gotteöbienft erhöht. Außer Tanz, 
wohlbeftellten Mahlzeiten u. dgl. bieten fie nichts beſonders 
Mertwürbiges dar, wenn man eben bie eigenthämliche, ſehr 





184 


koſtbare Tracht der Eibacher, die fih nameutlich durch viel 
Roth auszeichnet und den Umſtand, daß jeder Tanzende 
fein Flaͤſchchen mit Branntwein ftäts bei führt, nit 
interefjant finden dürfte. Die Bergbeamten und bie ver 
ſchiedenen Grubenbefiger werden jebeönal eingelaben. 

An andern Orten find bie Rirchweihen geſchwunden mb 
Märkte an ihre Stelle getreten. Manche von jenen Hat 
fich auf dieſe übergetragen, 3. B. das „Aufführen.“ Im 
neuerer Zeit derfchwinbet auch dies allmählich. Wo es noch 
geliebt, wird am Sonntag nad) bem Markte ver Rad 
markt gehalten, bei mldher Gelegenheit das 
herausgelogt wird. Ein Burfchenforps führt ben Markt 
auf: Birke errichten ihre Zelte und an 4—-6 Plägen wirb 
wader getanzt. Verzapft wird nur Wein, für die weiblichen 
Zungen füßer, extra gefertigte. Feinduftende Bratwürfte 
und mürbe Brötchen laden gar freundlich ein, Zunge unb 
Gaumen zu Iaben. Korpulente Männer und behäbige Weiber 
fühlen fi) gar wohlig unter dem fehügenden Linnendache 
‚und fprechen fleißig zu. Nicht felten erreicht die Gemüth- 
lichkeit dann einen hohen Grad. Gar Mancher, der nicht 
ſonderlicher Freund vom Wein zu fein ſcheint, fann es nicht 
üiber8 Herz bringen, ein Bratwürftchen und Brötchen ex 
faustibus auf dem grünen Teppich der Natur wanbelnd, zu 
berzehren und alle Reize einer frugalen Mahlzeit, ber Aus: 
fit auf eine veich gefegnete Landſchaft, des Anblicks einer 

tüdlihen Jugend und der Erinnerung an feine eigenen 
Jugendtage zu genießen, und fo das Angenehme mit bem 
Nüglichen harmoniſch zu verbinden. 


82%. Die Sinner Miſtfabrt. 
(Mitgeteilt vom Lehrer Kuh in Eberbach.) 

Roh müflen wir eined Kirchweihbre: Grwähnung 
thun, der wol einzig in feiner Art ift und bloß auf «in 
Dorf befchräntte: es ift diesdie „Sinner Miftfahrt“, 
von dem Dorfe Sinn an der Dil im Amte Herborn, allwo 
fie gäng und gäbe war, fo benannt. Vor nicht gar Langer 
Zeit noch war die Sinner Kirchweih durch diefe Miſtfahrt 
weit und breit berühmt, und kamen dorthin Gaͤſie aus dreier 
Herren Länder: aus Naſſau, Preußen und Heſſen. Es Iohute 
fid) aber auch ber Mühe, dieſe feltene Fahrt mitanzufehen. 
Sie fand ftatt am Kirhweihmontag und zwar bed Nad: 
mittags. Zuvor wurde der fogenannte „Räubertang” gehörig 


185 


traftiert. Bei dieſem zählten die Mädchen eines weniger 
als die Burfchen. Letzteie flanden in einer Reihe; Ins 
war zwifchen zwei Nachbarn eine füde. Die Mäbchen dur 
ſchritten dieſe in ſchlangenartigem Maͤrſchieren, jedem die Hanl 
reichend; wer nun beim Aufhoren des Ganges kein Mädchen 
um Tanzen hatte, war „Räuber“ und mußte ber Muſik 
Nas Kreuzer bezahlen. Darauf tanzte man eine kurze Tour, 
und der Gang mieberholte fi. Daß die Touren kurz und 
der Sechſer viele wurden, läßt fich Leicht denken. Gegen 
Abend nun begann der hoͤchſie Spaß. Man ſtellte fih in 
Neid und Glied. Einer der Burjchen- war der Vorläufer, 
darauf folgten bie Mufitanten, Burſchen und Mäbchen, junge 
Weiber und Männer, als Nachtrab die Kinder. Jept begann 
auf ein gegebenes Zeichen die Miftfahrt. Der. Vorläufer lief 
in Die Kreuz und Quer, zumeift durch Koth, über Miftftätten, 
durch Zauchepfügen, Bund Heden, über Mauern, durch Bäche, 
durch Hänfer, kurz durch Älles, was offen fand und wohin 
m fein Muthwille trieb. Ihm nad) die ganze Gejellichaft. 
och fuhr der Koth und fpripte zu Häupten die faubere 
Brühe, fo daß bie Geſellſchaft vor Schmug kaum noch kennt ⸗ 
lid) war. Bu Haufe zog man ſich anders an, und ber Tanz 
im Wirtöhaufe ging von neuem ios. . 
Das war die „Sinner Miftfahrt.” Später hat man fie 
in bie Rumpeltammer ber Kirchweihbräudge eingehen laſſen 
Wir aber haben fie hiermit in bie -„Raflauifchen Sitten® 
einregiſtrieri. 


38. Der Hahnen⸗ oder Gickelſchlag zu Sarheim. 
(Mitgerpeilt vom Lehrer Meurer im Herheim) 

Die Kirchweil Harl bietet ſchon feit ben ſten 
Beiten a den jan; intereſſantes ee 
dar. Ich meine naͤmlich den Hahnen- ober jogenannten @idel« 
flag. Sobald am genannten Tage der Mor; ienft 
beendet ift, ziehen bie Kirchweihburſche mit ihrer Mufit froh 
und laut jubelnd an allen Häufern bed Ortes vorbei, en 
diterd Halt und laden die Bewohner durch einen Tanz ober 
Marie, oft au durch ein munteres Lied zum Gideljchlage 
ein. Gegen elf Uhr ift dieſes abgemacht, und bie. Iuftige 
Geſellſchaft bewegt ſich zurüd nady dem Wirtähaufe. In 
den Wohnungen tft es noch ziemlich ftille, da fih der Fa⸗ 
millenkreis mit Sreunden und Velannten in traulichen 
ſpraͤchen unterhält. Für heute wird das Mittagsmahl etwas 
früher bereitet, auch ber Kaffee ausnahmsweiſe gleich ober 


186 





doch Halb nad) demſelben getrunfen;. denn gegen ein Uhr 
wollen Alle bereit fein, dem Gidelſchlage beizuwohnen. 
Tanzmufit und ftürmifcher Jubel der Burſche begrüßen jept 
vor dem Wirthsbauſe den Anfang desjelben. Aus allen 
Säufern firömen Neugierige herzu, denn ba iſt im ganzen 
orfe Fein Knecht und Feine Magd, welche daheim blieben. 
Die noch eben menſcheuleere Stk fünt fi) mit Zuſchauern 
‚jeden Alters. Vergnügt nimmt die Mutter den fhön ge 
pußten Säugling auf den Arm, um fie her fpringen muntere 
‚Knaben und emfige Mädchen, ſich freuend auf das ihnen 
fhon längft Vorerzählte. Alt und Yung, Groß und Klein, 
Nachbarn und Verwandte, Vater und Mutter, Greife und 
Kinder, Zünglinge und Jungfrauen fieht man hier im bun- 
‚seften Bewühle beifammen. "der und da tauchen auch Frank⸗ 
furter Herren, Damen und Kinder aus ber wogenden Menge 
hervor. Voran wehet bie Fahne (das Kirchweihtuch), rechts 
ſchreitet ein froͤhlicher Knabe, der auf einem Rechen einen 
mit..Bänbern gezierten lebendigen Hahn trägt; neben biejem 
jeht ein anderer, ber einen Hreſchflegel in die Höhe hält. 
Sir Linken des Fahnenträgers jehen wir zwei andere Jungen. 
er eine hat einen Spaten, ber andere einen leeren Topf. 
Hinter ihnen folgt die Muſik und die Kirchweihburſche. Ihnen 
ſchließt fich munter ſcherzend ber oben genannte Haufen großer 
und kleiner Zuſchauer an. Sp bewegt fi bie Menge vor 
das Dorf auf die Gemeinbebleiche, Wer indefien nicht Luſt 
da fi unter dem Haufen einem unfanften Stoße ober 
jeine Füße einem plumpen Tritte außzufegen, der begibt ſich 
wol auch ſchon im Voraus auf die Bleiche, ober auf die 
nahe Brüde ober ben etwas weiter gelegenen Vizinalweg. 
Sobald die Geſellſchaft auf der. Bleiche angelangt ft, treten 
bie Zuſchauer etwas zuräd und umjchließen. Die Kirchweih⸗ 
burſche und ihre Muſik in Form eined Halbkreiſes, während 
fi) diefe bis etwa zum Mitte ber Bleiche fo en uub 
alla ftehen bleiben. Die Muſik verſtummt und: Alles wird 
— Einer der Burſchen macht mit dem Spaten ein Loch 
die Erde und fegt den oben erwähnten leeren Topf um 
elehrt hinein. Einige Schritte links wird von einem Knaben 
er auf dem Rechen Abende Hahn hoch in die Höhe gehalten. 
Etwa 25 Schritte von bem eingejepten Topf weht bie Sahne. 
Hierauf nimmt einer der Burfche den Dreſchflegel. Den- 
felben mit beiden Händen in die Höhe haltend, wird er mit 
verbimbenen Augen breimal um bie Fahne gebreht und 
[ir dann Halb. Hüpfend halb tanzend unter allerlei poſ⸗ 
hen Bewegungen mit gejhwungenem Flegel nach bem 





187 


Topfe zu. Glaubt er in der Nähe deöfelben zu fein, fo haut 
ex mit ganzer Kraft nad) demfelben. Allein flatt das Biel 
getroffen zu Haben, ift er oft zu weit rechts oder links oder 
auch gar über den Topf hinausgekommen, und ber täufchende 
Schlag, verurfacht die Menge zu einem lauten Gelächter. 
Hierauf werben einem andern Burſchen die Augen verbunden, 
und er wieberholt dasſelbe, wie fein Vorgänger, welches 
denn fo lange fortgejegt wird, bis endlich von irgend einem 
ber Topf getroffen wird. Dem Treffer gehört der Hahn, 
wofür er 24 Kreuzer zu entrichten hat. Sn Jubel, muns 
teres Gelächter, Händeklatfhen und Hüpfen der Kinder, 
jeitere Bewegungen ac. verkünden ben Kerueftehenden dad 
ibe des Gidelſchlages. Die Maſil beginnt einen munteren 
Tanz und emfig fieht man die Burfche fich unter die Menge 
drängen; jeber fucht nach feinem Mädchen, das er ſchon im 
Voraus zum Gigelſchlage eingeladen Hatte. Hochbeglüdt 
treten die Findenden in den Kreis zurlick und nach echt 
deutſcher Sitte beginnen jept fröhliche Tänze im Angefichte 
ber-Anwefenden. Da wird ſelbſt das alte Mütterchen wieder 
auf — es redt und ſtredt ſich und moͤchte gern zwei 
Schuh höher fein; denn fröhliche Enkel find es ja, die fie 
alle betrachten und uberſchauen möchte, und durch die fie an 
Ähre Jugend und ihre ganze Vergangenheit erinnert, wird. 
‚Hier werben bie Belanntjchaften der jungen Leute zur Öffent- 
lichkeit gebracht. Die Eltern und Nadbarn, die. Verwandten 
und die örtliche Obrigfeit ſehen und beuitheilen. die Paare, 
und fomit werben bie eingegangenen Wahlen durch die öffent» 
liche Meinung gleihfam — — ober verworfen. Den oft 
fo gefährlichen geheimen Verbindungen wird ftp entgegen 
gearbeitet ander Leichtſinnige befehrt und zur inſicht ger 
racht. Vieleig mag er noch frühe genug erfennen, daß 
ruhige und glüdlicdhe Kay nur felten Beeren Perſonen 
verliehen werben, welche eine ehellche Verbindung ganz go 
den wohlmeinenben Willen ihrer Eltern, ober gar mit völliger 
irſebung des ehrwürbigen vaͤterlichen Anſehens geſchloffen 
—* oo: 


Und follen wir weiter noch von dem Guten und Näj 
Uchen unſeres erwähnten Feſtes reden; fo ſei nur noch fehli 
lich gefagt, daß ſich hier in froher Gemüthsſtimmung oft 
exbitterte Feinde brüberlih die Hände zur Berföhnung ges 
reiht haben. Darum alle Achtung vor ſolchen alth tie 
lien Gebraͤuchen. 





188 


31. Bergmannöfeft. 

Auf die Faſtnacht wird dieſes Feft im nörblichen Theile 
bes Herzogthums von ben Vergleuten gefeiert. Es bauert 
mehrere Tage und beginnt mit einem feierlichen Gottesdienſt, 
u dem die Bergleute in ihrer Bergmannstradht im feier: 
lichen Zuge fich begeben. Nach demſelben ift gemeinschaft 
liches Eſſen bei den Dergnerwaltern und Steigern, worauf 
Mufit und Tanz die Feftliczfeit befäjließt. Die Koften werben 
von den Gewertſchaften getragen. 


35. Das Schifferfeft zu Saub. 
(Ritgetpeitt vom Pfarrer Leg in Eanb.) 


Bei der Aufzählung Raſſauiſcher Volksfeſte darf auf 
das Cauber Echifferfeft nicht fehlen, wern es auch zunaͤchſt 
nur Schiffer und Sieuerleute angeht, 

Dasjelbe beginnt jährlich am 6. Januar (am Dreifönige- 
tage), und dauert mehrere Tage. Da Schiffer und Steuer- 
Teute guten Verdienſt haben,’ geht es hoch dabei her. An 
bemfelben nahmen früherhin alle zur Zunft Behärige auch 
aus den benachbarten Rheinorten Theil. Jetzt wird es zwar 
nur mehr von Caubern gefeiert, aber doch eine gewifle Ahnen⸗ 
probe gefordert. Nur der, deſſen nächte Vorfahren ſchon 
dem Stande der Schiffer und Steuerleute angehörten, if 
zur Theilnahme am Feſte berechtigt. Den Schluß des Feſtes, 
dem in der neueren Beit ber Ball nicht fehlt, machen nicht 
felten pantomimifche Darftellungen Berfleibeter, die bisweilen 
auch auf gelegten ſchmalen Brettern einherfhreiten, um an: 

udeuten, daß fie fo Alles verjubelt Hätten, daß fie „auf 
en Latten gehen müßten“, 


86. Steffeslab, Stepbanslaib. 

Knehte und Mägde „wandern“, d. 5. verändern ihre 
Herrſchaften auf dem Weiterwalb, wenn fie das Jahr aus- 
halten, allemal auf St. Stephandtag (26. De.) Zum Ab: 
ſchied bekommen fie einen Laib Brot, der eine länglide 
Form haben muß, mit auf den Weg. Gegen Abend werben 
fie aum von ihren Bekannten aus ber alten und neuen Rad 
barfchaft abgeholt und bis in die neue Wohnung unter 
Jubeigeſchrei und Piftolenfchüffen, zumal wenn es über Land 
geht, begleitet. Dieſe alle, und wer ihnen fonft noch von 


2 
189 


Yen Freunden aufftößt, belommen ein Stheden von jenen 
teffeslab. Wer davon ißt, befommt das ganze Jahr 
fein Zahnweh. B . or 

Der feſtliche Überzug kommt faft in allen @egenben des 
Landes vor, der Steffeslab und ber aberglaͤubiſche Schup 
vor Zahnweh ift aber nur ber einzelnen Gegend eigen. 

In Firffingen geht Die zu einer andern Herrfchaft wars 
dernde Dienftmagd mit einem Laib Brot, in bem ein Meſſer 
ftedt, zu ben Bauerslenten und ſpricht: „Schneid Euch 
Stewwesbrot, dann thut Euch der Rüd nit wieh beim Fruchts 
ſchneide !“ Daranf erhält fie eine-Hand vol Flach. ö 


31. Schweinfchlachten. 
Wenn ein Privatmann .ein Schwein ſchlachtet, 
er es mi dem ker Degen bie hand Teller ein A 
fo Hängt ex e8, wie gewößnlic, ben Leib nach anhen 
Sitte ift ziemlich weit verbreitet, 


88. Vergeben. .. 

Wenn. ein Fremder in Caub an einer Bauftelle ſich vers 
geht, d. h. an einen Ort kommt, wo er die Arbeit ftört; 
treten ihm die Arbeiter entgegen und halten ihm eine Schnur 
vor mit den Worten: 

Sie haben fi vergangen, 

Die Schnur hält fe Gefangen. 

Site werben ſich bequemen, 

Und jegt ‘den Beutel: nehmen, 

Und geben und ein Trinkgeldl - 

Der fo Gefangene muß fih wit einer Kleinigkeit an 
Gelb löfen. " 


89. Viertel and Nachbarfchaften. 
(Zum Theil entiehnt auß'der Mittelrheinifcgen Zeitung 1860. Ro. 48.) 
eingau beftehen, mehr oder minder bie ere 
PR en Pi od Pr aus alter Zeit Bann 
Viertel oder Nachbarſchaften, am Vollkommenſten in Lord) 
und Bornig. Die Bewohner dh in mehrere Nachbar 
ſchaften getheilt, jede Nachbarſchaft bildet eine in ſich ver⸗ 


190 





bindene Gemeinde. Durch Alter und Herkommen geheiligte, 
von den vier aͤlteſten Nachbarn ſiberbrachte Statuten regeln 
den Berband, und zwei jedes Jahr neu zu wählende Rach 
Barmeifter forgen für Aufrehthaltung ber beſtehenden Drb- 
mung und Regelung ber zu leiftenden Nachbardienſte. Diefe 
Iepteren Beftehen in Anorbnung ber Dienfte bei gemeinfchafts 
ſchaftlichen Angelegenheiten, ald bei Leichenbegängniſſen, Rein- 
geitung der gemeinfamen Brunnen, Inftanbhaltung ber Lotten 

ei zugefeorenem Rheine, Hilfeleiſtung bei Feuer ımdb Waſſer⸗ 
noth, in neuerer Zeit auch bei len zur Erzielung der 
nöthigen Übereinftimmung, bei Adrefien u. ſ. w.. u. |. m. 
Seber Bürger ift Nachbar und bezahlt bei feiner Aufnahme 
ein gewiſſes Gintrittögeld; Junggejellen können erſt mit dem 
25. eöensjaht Nachbar werben. Bu den Jahreöverfamm- 
lungen, die in ber Regel in einem geeigneten Privathaufe 
—R an bie —Se 3 einem We 

a8 mmen immten je (Neu er Faſtnacht 
Fämmtliche Nachbarn ein. 


Nachdem der im verflofjenen Jahre Verftorbenen in einem 
frommen Gebete gedacht, neue Nachbarmeiſter gewählt, et⸗ 
waige Abänderungen in den Statuten berathen, bejonbers 
wichtige Borfäle in das Nahbarbud aufgezeichnet, neue 
Mitglieder aufgenommen, bie obrigkeitlichen Bekanntmachungen 
des legten Jahres mitgetheilt und beſprochen worben n. |. w., 
dann bleiben die Berfammelten bei Wein und Bregeln bis 
zum fpäten Abenb beijammen. Das Geld Hierzu wirb ans 
der Kaffe ber Nahbarjhaft genommen, in welde das Gin- 
trittögelb, bie während des Jahres bei Begräbnifien zu ent ⸗ 
richtenden Gebühren, die Auflagen, Abgaben und era fen 
fliegen. Die Augen beleben, die Herzen erweitern fi, man 
fühlt das Erhebende eines nachbarlichen Zufammenhaltens, 
die Geftraften fepen ſich in einer halb ernften, halb um 
riſtiſchen Lage, improvifierte Vorträge erheben das Ganze. 


Nach einer Korrefpondenz in. ber „neuen evangelifchen 
Kirchenzeitung,” herauögegeben han: & Mepuer 1859, 
Be 47 beftehen unter den Deutſ (Sädfen) in Sieben 

üirgen, die im Jahre 1142 vom Nieterrhein bort eingewan⸗ 

dert ind, auch ſoiche Nachbarſchaften, welche gejellig und 
auch fonft zufammenhalten. Ein Beugniß für das Hohe Alter 
ber Nachbarkhaften im Rheingau. 


191 


° 30: Der Eauber.' “ 
(Ein Earakterbild, entworfen vom Pfarrer A Lex in Caub.) 


Den Belı Sad bewohnen 
efünde, eherhfeohe Den an wer unter 
a na dr be ft em 

Flede haben.” I 


„Schifflſche“ (Schiffer und Steuerleute*) und Laien⸗ 
brecher“ (Bergleute in den Schiefergruben) Bilden vor⸗ 
zugsweiſe die Benölterung von Caub. Beide Bolksklafien 
find nad) Lebensweiſe und — wie Biele wollen — auch nach 
Abſtammung weſenilich verföneben. 

Die Schiffifchen haben einen guten, nicht felten auss 

jegeichneten Verdienſt, Ginzelne jährlich an 3000 bis 4000 
Sildın Sie führen ein gutes, oft auch üppiges Leben und 
geigen einen Xuzus in Kleidern und Geräthen, ber ihre Ver: 
haltniffe weit Äberfeint, Ihre Frauen und Töchter tragen 
nicht felten Kleider im Werthe von 70 bis 80 Bulben. Sie 
Tommen am ganzen Rheinftrome, von Strafburg bis Rotter⸗ 
dam umher und Iernen dadurch andere’ Menfchen, Sitten 
und Gebräuche mehr ober weniger kennen. Nichts defto 
weniger, und obwohl fie während ber guten reszeit faſt 
ſtaͤts vom Hauſe entfernt find, lieben [A doch von Herzen 


1 „Der Gäuwer” nad, dem Gauber Dialekte. 
2 Im Raſſe ‚en (Canb) beſtehet „Stenermannezwang", d. h. 
ohne Unterſchied muß einen Steuermann an Bord —8 vs 
bei der Gefährlichkeit der Rheinfahrt von Bingen bis Goblenz (bie aber 
durch das Sprengen ber Felſen immer mehr minder, fich vollfommen 
rechtfertigt. Dee Cauber Steuermann bat eine doppelte Fahrt. „an Berg« 
bi6 Bingen, md „zu Thal” bie Goblenz. Die Yahrt erträgt gegen 
wärtig 3 preußiſche ker, Mann aber an den langen Gommertagen 
dfter gemacht werden. Den Rüdweg mußte er dase Fuß zurädiegen, 
jept bedient er fi der Dampfichiffe oder der iienbahn. Beer aid der 
jöhnliche Steuermann wird der Floßenſteuermann bezahlt, ſchon deie 
Ib, weil deren uur wenige ſind Die Zahl aller Stenerleute beitägt 
jenwärtig elliche und vierz a, Ihre gung müffen fie von einer 
— Schifferu und einem ih Inzolamtöbeamten gebiibeten) Kommiſfion 
erweiſen · Ihren Dienft beginnen fie als Schif Hungen (8 Zahre), 
werden dann Matrofen (3 Jahre), bis ſie zum Kandidaten (3 Jahre) 
fortfägreiten und nach beftandener Brüfung und erlangtem Batente in die 
Zahl der Stewerlente einrüden. Auch die i per md Räcler Haben 
eine Prüfung zu beftehen. Der Stand der „Halfer“ (Fuhrleute, welche 
mit Pferden he Schiffe zu Berg ziehen, „pferden“), der früher ſehr ftark 
vertreten war, iſt jeht Tat gang oh mundens Die Schlepper” (Schlepyr 
dampffchiffe, remorqueurs) find an deren Stelle getreten. Vgl. Ra} —— 
tung (EWilh. ichs Berlag) 1857, No. ober Didastalla, 
tt zum Frantfurter Journal, 1857, Ro. 258. 





192 





ihre von hohen ’ umgebene Heimat.“ Gelten hört 
man von Schiffen, he zur Eee gegangen, und —* es 
einmal geſchah, dann ergriff fie bald das innigfte Heim- 

web ud führte fie bald wieber in die „traute Heimat” 
zurick.“ Aus biejer Heimatsliebe moͤchte fi auch ber 
Patriotismus erflären, den fie während ber Napoleoniſchen 
Zwingherrſchaft an ben Tag legten, und ber ihnen, naments 
lich hei Bluͤchers Rheinübergang einen Plag in ber Ge 
ſchichte ſiche ſichert. 

J 73 Eine © Lin Salwenmg se Gegend at per Anffop: „Die Adolyhehehe 


uf. 
der Sage dad Helm 
Benuß nad der Sage das Hei och ei 


PD 
—* ve A Ereigni 
— Derte 





Sehe 
* 
ugs von 1814, und —5 xhein. Antiquarius, ſowie 
ie —— Blätter“ von Beiden AP 1846, Ro. 9. Yür den, 
der nur Imterhaltung ſucht, ſei noch ®. DO. Horns (deö genannten 
Dertels) Voltsſchrift ger ers Shüpling“ (Wiekbaden, Kreidel und 
Riemer) —*88 das die ſchtlichen En hat achen Eee Ye 
dert, och das fchöne Bild des Berliner Malers Burger, Bü 
Rpeinül ang bei Caub darftellend, eine Kopie uebft Erklärung — der 
„Aufte. Zeitung“ von Hadl mer 1861, Ro. 35. 
zn neueſter Zeit iſ jenfeits ——— id Ben 
eingefügte eijerne Platte der Ort De ned be bezeichnet, leider aber 
Mh gen. Die Blatt träge Die Snfgnlt: fm dr den Heil 1695 
am 31. December um Mitternacht zog reich an dieser Stelle 
Fürst Blücher von Wahlstadt, Feldmarschall, genannt Vorwärts, 
mit seinen Tapfern tiber den Rhein sur Wiedergebart Preussens und 
des deutschen Vaterlandes. Errichtet im November 1853 durch Ferd. 
Diepenbrock und C. Densin.“ Bel. Rafi, Jeit. 1857, Ro. 189. 
Die ältere Geſchichte Canbs, fowie die te ber ganzen Pfalz 
Coon der das Unteramt Taub — die Stadt mit den Dörfern Gauers 
that, Weifel und Doͤrſcheid unter dem Oberamt Baharad — ein 
„Brad eher vnfänneen. generphehihen Behrihen 
imer nolftändigen in_der 
— FEN von Johan Godwin Widder.“ Frankfurt 
8 
ichte der — ten — ihren volitiſchen, kirchlichen und 
literariſchen Berhäftuiffen, von Dr. Lı ———— tl. Brof. 
an der Univerfität Veidelber en She — 2 Büı 
des verdieuftvollen G. Beſchreibung des 
Naſſan · (Wiesbaden 1843) ir vide —e Auffchlüfle. 
Die ——8 der. —A— des Volles“ verweiſe ich auf die 
Sarit unferes geniolen ®. 9, Miehl: „die Pfälger, ein vheinüches 
Boltsbild" (Stutigart und Augaburg 18, die theilweiie hierher gehört, 


193 


Der Laienbrecher ift ihnen gegenfiber cin glebac ad- 
seriptus (an der Scholle Haftender) und wird mit Hochmuth 
behandelt, dennoch verbient er die vollſte Achtung. 

Der Schieferbau, ber früher nur Läffig betrieben wurde, 
bat fi) in neuefter Zeit durch den Aufſchwung der Gewerbe 
und den Fortſchritt der Wiſſenſchaft bedeutend gehoben, zus 
mal das Produft des Cauber Bergbaues fi duch Güte, 
Farbe und Haltbarkeit vortheilhaft auszeichnet.* Der Cauber 
Schieferbau beihäftigt gegenwärtig (1859) über 300 Berg: 
leute. Bei allem dem belebt den Cauber Laienbrecher nicht 
der an andern Orten (z. B. im Erzgebirge und jelbft in 
einzelnen Theilen unfered Herzogthums) herrſchende Berg- 
mannögeift. Die Cauber Bergleute haben Feine eigene Tracht, 
feine Knappſchaftskaſſe, Feine Bergfefte, wenig von der berg- 
männijchen Sprache, und ihre Arbeit („Schicht“) ift auf die 
Zeit des Tages beſchraͤnkt. Ihr Lohn tft jehr gering; 5 Gulden 
wöchentlich und oft noch weniger. Dabei müllen fie ſich 
Licht, Pulver und Bandiwertögefäjirre ftellen. Und dennoch 
find fie genügfam und heiter und freuen ſich nach des Tages 
Laft und Hige im Kreife der Ihrigen — fowie auf Faſt— 
nacht und an den Kirmestagen ” bei ihrem Stiherlingögelde  — 
auf das Herzlichfte. Man fieht bei dem Gauber Bergmanne, 
wie wenig der Menſch bedarf, um zufrieden und heiter zu fein. 


6 Vielleicht ift es Manchem nicht unintereffant, zu erfahren, daß Ras 
voleons III Echlößhen zu Arenenberg (im Kanton Thurgau) mit 
Cauber Schiefer gededt * in neuefter Zeit hat man den Gauber Schiefer 
woltert, wodurd; er dad njehen des fchönften Marmors erhält. Der 
neue Altar in der Cauber evangelifcgen Kirche liefert dafür den Beweis, 
Softe der neue Juduftriegweig in die rechten Kände gerathen; fo gen 
dem Gauber Bergbau eine bedeutende Zukunft bevor, zumal der fonft 
werthlofe Abfall noch zu gutem Dünger verwendbar ift. 

7 Kicmes werden bie beiden (am Diendtage nah Trinitatis und 
am Dienstage nad Martini in Gaub flattfindenten) Märkte genannt, 
Vielleicht mag der erfte Markt in alter Zeit in der That eine „Sirmes 
(Rircmeibfef) gewefen fein, da die Kirche in Caub in alter Zeit der h. 
Dreifaltigteit gemeihet war. 

8 Sticerlingsgeld heißt in Gaub das Geld (in der Regel 3 
oder 4 preupiiche Thaler), das die Grubenbefiger jährlich drei oder vier 
Mal an ihre Arbeiter autzahlen. Da in alter Zeit die nicht beachteten 
Sticperlinge (ein Eticherling tft gleich einem Biertel des Rormalfteines) 
den Arbeitern zufielen, fo { jept dad Geld gemiffermaßen ala eine Abe 
findungsfumme anzufehen. Es wird gewöhnlich zum Vergnügen verwendet. 
Ahnlich verhält es fich mit den „Achtelchen“ (dad „Achtelhen“ gleich einem 
halben Sticherling) und den zum Schieferverbrande Umgeelgneten Platten 
4 Adstelögeld, Plattengeld“). (ine 8 Fuß lange von Schieferfteinen ger 
bildete Reihe heißt ein Reis. Der Schiefervertauf findet „nach Reis“ 
Gtatt. Gegenwärtig (1859) wird 1 Reis guter Rormalfchieferiteine mit 
24 Gulden bezahlt. 


Kebrein: Doltöfitte, 13 


194 


Beide Volksklaſſen find aud im Äußern verjchiehen. 
Während der Laienbreher im Allgemeinen blaß und weniger 
ſicher in feinem Auftreten ift, tritt der Schiffiiche felbfibe 
wußt und nicht felten elegant (befonders in Weißzeuge) auf, 
hat eine gejunde, blühende Gefichtöfarbe, eine laute, etwas 
fingende Sprache und fügt, wenn er fteht, das Gewicht des 
Körperd (eine Folge der Schwankungen des Schiffes) auf 
beide Füße. Den Matrofen läßt außerdem die Kleidung 
erkennen. Er trägt in der Regel eine lange, hochrothe ober 
hellblaue wollene Jade mit beinenen Rudy, den Kopf mit 
einem breitrandigen Hute oder einer leichten Müße bedeckt. 
Dabei führt er, wie jeder Schiffer, das Scifermeiiers 
das er in einer hoͤlzernen Scheide in ber Weite feiner Hoſen 
birgt. Bei_einzelnen Gelegenheiten, namentlich an dem jährs 
lich am Dreifönigstage wiederkehrenden Schifferfefte 
(dem alten Zunftfefte der Schiffer) verausgabt der Schiffiiche 
Viel und hält fireng darauf, daß nur von Schiffiſchen 
abftammende Schiffer und Steuerleute an dem Fefte Theil 
nchmen.:° Wie in den höchſten Kreiſen der Geſellſchaft 
muß jeder Schiffiihe feine Ahnenprobe beftehen. 

Daß es bei diefer im innerſten Weſen - beider Volkes 
klaſſen begründeten Verſchiedenheit bisweilen zu gegenfeitigen 
Neibereien und felbft Streitigkeiten kommt, ift erflärli, und 
wenn der Schiffiſche ben Laienbrecher eine „Landratte” nennt, 
fo erinnert dieſer fpöttifch an den Steuermann, der, ald er 
das Taſchentuch vergefjen, feiner Frau durch das Sprach⸗ 
rohr: „Nummer — zurufen ließ. 

Beide finden jedoch auf neutralem Gebiete, in dem Wein⸗ 
baue! ihre Vereinigung. Wie die Gegend um Gaub durch 


9 Das „Schiffermefier“, in der Regel 1 Schub fang, ift nit felten 
amı Griffe koftbar eingelegt und hat die Defimmung, dem Schiffer bei 
feinen mannigfachen Verrihtungen auf der Reife zu dienen. 

10 Sier noch ein Wort über den Rhein. Der Lauf des Rheins von 
der Sandeögränge oberhalb Biebrich dis zur Randesgränge zwifchen Rieder« 
Nahnftein und Horchheim bat (nad) Vogels Beidhr. des Herzoyth. Rafjanı 
©. 18) eine Länge von 277,692 Zuß. Bei Geifenheim erreicht der 
Strom feine gröhte Breite (mern id nicht irre an 1300 Fuß.) IR 
feine Breite bei Caub auch nicht fo bedeutend; fo ift fie doch immer mod 
geile, ale zn. bei der go ber Berge auf den erften ai win 

nad) einer Vermeſſung errn Rechnungsrathes von Bonp: ifchen 
800 bis 900 Zub). Am tiefften möchte er bei Caub an dem fi —2 
„Biebenjteine” fein (nad; Angabe der Schiffer do bis 100 Sup) Seine 
matürliche Zarbe ift grün. Ch Die grüne Farbe in dem Umftande ihre 
Erklärung findet, af der Mhein aus Kalkfteinformationen jtrömt, lafle 
Ad) umentfgjieden. 

411 Ju Übereinftimmung mit der Bedeutung des Ramens Caub, wenn 
anders deſſen Herleitung von cupa vini oder aud von cula (ber 





195 


den Mangel an Bäumen und die überall dem Ange entgegen 
tretenden Reben auf den erften Blick auffällt, jo bezieht ng 
auch alles Denken und Streben der Bewohner ber Gegen! 

auf bie Pflege des Weinftods, der fie jeden berufsfreien 
Augenblid widmen. iꝛ Es ift wahrhaft ergreifend, zu fehen, 
wie im Fruͤhjahre die Menfchen, mit ſchweren Düngerlaften 
beladen, die fteilen Dee hinanklimmen, um ifren Lieblingen 
Nahrung zu bringen, Das Wetter des ganzen Jahres (vom 
erften Januar bis zum legten Dezember) wird allein auf 
den Weinftod bezogen. Er wird im Hand und auf der 
Straße, in engem und weitern Kreifen beiprochen, und ein 
paar Sonnenblide bei trübem Wetter find oft hinreichend, 
die Hoffnung des Winzerd ebenfo zu heben, wie fie nicht 
felten nur einige Regentage banieber zu drücken vermögen. 
Es laßt fih darum denken, wie nieberichlagend die Iepten 
Mißjahre auf die Stimmung einwirken mußten, wie aber 
audy das Jahr 1857 eine Freude hervorrief, die ſich überall 
in heitern Mienen und nicht jelten fogar im Ianteften Jubel 
äußerte. Bei dieſer Liebe zum Weinftode iſt es erflärlich, 
wie Jeder, auch der Armfte, feinen tunigeren Wunſch begt, 
als in den Befip eines eigenen „Wingerts“ zu kommen. 
Und mag e8 auch fein, daß der Wein, den er erntet, Längft 
im Befige vermögenderer Leute ift, er freut ſich body, wenn 
die „Leſe“ kommt, und Bringt mit dem reichen Mitbürger 
gern feine Gabe an Trauben Geiftlichen, Lehrern und Freunden 
dar. Denn das ift ein | höner Zug im Charakter des Caubers, 
daß er gern, wen Gott ihm einen reichen „Herbſt“ beichert, 
nad) allen Seiten hin mittheilt unb fi von Herzen freut, 
wenn er Andere frod und heiter erblidt. 

Es ift dieſes Folge feiner natürlichen Gutmüthigkeit, aber 
auch feine® frommen religiöfen Sinnes, der zu der 
Eigenthuͤmlichkeit feines Wen gehört. Fern von aller 
Kopfhängerei (bie überhaupt dem Nheinländer fern Liegt) 
wohnt er fleißig dem Gottesdienſte bei, und der Schiffer 
ſtoͤßt nicht vom Lande, der Bergmann tritt nicht in die 
Grube, ohne vorher zu beten. Ja kein Haus wird getroffen, 


des b, Theoneft, des erften Nebenpflangerd in Gaub) ihre Aistigtet 
hat. fiber den Urfprungdes Namens vergl. „Weidenbahs Rhelngaulſche 
Zlätter" , 1856 ©. 4. und Naſſauiſe eitung 1858. Ro. 132, fowie 
das Schöne Gediht Simrods: „Ihr Männer Caubs, warum vergeßt 
hr eures Heilgen, Theoneit?” u, |. w. 

12 Die einzelnen Beihhäftigungen des Winzers haben Ihe befonderen 
echniſchen) Bezeichnungen, 4 8 „ber BWeinftod wird gegraben, gelantert, 
gerüht, es wird gebunden, geheftet, genbert u. a. Gishe das Woͤrterbuch. 


196 


in dem ſich nicht ein gutes Gebetbuch (In ber Regel ein 
„Stark“ oder „äenitofer) Aue 2 
Körperlid, ift der Cauber wohlgebilbet und kräftig, 
was bie jährlichen Konfkriptionen bezeugen.?* Bei_allem 
dem erreicht er Fein Hohes Alter. Achtzigjährige, wie fie auf 
dem Weſterwalde häufig gefunden, werden, find in Gaub eine 
Seltenheit; aber man darf ber Überzeugung Ieben, daß ber 
Branntweingenuß nicht die Urſache der früheren Sterblich⸗ 
keit iſt. Der Branntwein ; beinahe gar nicht in Caub bes 
kannt, und ſelbſt das Bier findet geringe Teilnahme. Biers 
wirtichaften, bie zeitweife auftauchten, find allmählich wieder 
verſchwunden. Dagegen floriert der Wein. Zum größten 
Theile aus „Rleinberger“ Trauben gezogen, iſt er jehr „ſüffig“, 
wenn er aud) feine lange Haltbarkeit hat.’ Sein Genuß 
gibt dem Gauber den Deilern Sinn, der den Rheinländer 
- auszeichnet, aber nicht felten auch zum Leichtfinne führt. 


13 Die Bevöfferung in Gaub tft übermiegenb enangelifch (mie fie 
früher, in Folge ihrer Verbindung mit Kurpfalz, das reformierte Bekennt- 
niß hatte). Bei der im Auguit 1858 vorgenommenen Zählung waren 
unter 401 garten 273 ewanglifge, A2 fatholifche und 64 gemifhte 
Ehen. — 1e genannten Gebetbücher find bei der evangelifcher Bevölkerung 
Ganbs fehr beliebt. „Starts tägliches Handbuch im guten und bäfen 
Tagen," Frankfurt a. M., wenn id nicht tree, 1728 zum erſten Male 
erfienen, hat bis jet etliche und dreißig Auflagen erlebt, und „Joh. 
aulitoters Br. in Herijau) new eröffnet Bimmiticher Belbraudr 

hap oder vollftändiges Gebetbud u. f w. Bajel 1691” ift noch m 
unferm Jahrhundert neu aufgelegt worden. 

14 Jedenfalls trägt die Rage des Stadtchens zur Geſundheit bei. 
Seit dem 3. 1814, wo in Folge der Ariegserelgnifie das Lazaretfieher 
in Gaub wüthete, war der Drt von jeder verheerenden Kranfheit derſchont. 
Es fei noch erwähnt, daß in Gaub der Genuß des Rheinwaflers für 
ſSaͤdiich gehalten wird. Im wiefern diefe Annahme begründet iſt, mögen 
Kundige entfcpeiden; mir genügt eö, anzufübten, daß in Paris dem Seiner 
wafjer diefelbe Wirkung, wie in Caub dem Rpeinwafjer zugeſchrieben wird. 

15 Auch das Cauber Geläute (durd 5 Gloden gebildet, von denen 
die größte „Sufanna” 80 Gentner wiegt) tönt — nad der befannten 
Aneldote — „vinum bonum, vinum bonum,“ und nicht: „Rlemberwein, 
Piemberwein.“ Da die ip „untern Rheingau‘ vorzugemwelje gepflangten 
Meinbergere, Ruländerr, Oftreicher-, Traminer-Tranben frühe reifen; fo 
Tann es vorfommen, daß der untere Rheingau einen guten „derbit” macht, 

. während der „obere Rheingau" (im dem amentilh Rieslinge gezogen 
werden) gar nichts erntet. librigend fommt dieſes doch wenig wor. umd 
wahr bleibt das Sprichwort des Rheinländers: 

„Kleiner Rhein, guter Wein, 
Großer Rhein, ſchlechter Bein!" 

Im Amte St. Goaröhaufen hat der Weinbau nicht abgenommen, 

FA die giguete Fr ae, —S — I den Amtern 
eund Brauba in lehterem,. nach der Mittelrheinifchen Zeit 
felt 1855 über 400 Morgen) —E ließ. WGW 


197 





In geiftiger Rüdficht ift der Cauber gewedt und 
bereit zum Guten. Das Wahre und Edle ergreift er mit 
beter Begeifterung, nicht jeiten aber erfaltet Fein feuriger 

ifer wieder und ſiukt auf das gewöhnliche Maß herab. Er 
brauſt leicht auf, ohne e8 im Herzen böfe zu meinen. Er 
Tommt daher oft wegen Wortftreitigfeiten vor Amt und ift 
nicht felten wegen Vergehen, Die er in ber erften Hite be- 
gangen, in üiblerem Lichte erjdyienen, als er in ber That 
verdiente. In feinem Benehmen gegen Andere ift er bieder 
und herzlich und kennt Feine Tücke. Nach einem Streite ift 
er fchnell zur Verföhnung bereit. Dabet ift er vol Lebens⸗ 
luſt, Wig und Schalfheit, und wer ihn von diefer Site 
auffaßt, wird gewiß auf das Freundlichſte mit ihm verfehren. 

Nimmt man dazu, daß in feinem Haufe eine faft Hollän- 
diſche Reinlichkeit Herrfcht, daß er in hohem Grade thätig 
und fleißig ift, fo daß im Sommer ſchon um 2 Uhr Morgend 
die Urbeit beginnt,?° dann wird man gewiß feine Achtung 
einem Volksftamme nicht verfagen, der mit franzöftjcher Leben« 
bigfeit deutſchen Fleiß, deutſches Gemüth und deuiſche Bie— 
derkeit eirigt, und um fo lieber und mit vollem Herzen in 
die Worte des Dichter einflimmen: 

„Bieh gern an ben Rhein, zieh.gern an ben Rhein, 
Mein Freund, ich rathe dir gutl® 17 


16 Der Fleiß wird aber auch dem Arbeiter in Caub gelohnt! Der 
Taglohn Serrägt dafelbft (1850) 1 Gulden und feigt in einzelnen Fälleu 
noch höher. Selbft Schulkinder verdienen durch nur mehrftundige 
Arbeit, 24 bis 30 Kreuzer. Bei dem — allerdings nur danı und wann 
vortommenden — „Richten der Schiffe" Tann ein fleißiger Arbeiter — 
oft nur duch die Arbeit weniger Stunden — mehrere Thaler verdienen. 

17 Es bedarf wol faum der Bemerkung, daß der Charakter des Caubers 
durch die frühere 500jährige Regierung von Kurpfalz (Caub ift erft feit 
dem 3. 1802 naſſauiſch geworden, vgl. Naffauifche Zeitung 1857, Ro. 
284 und 1858, No. 131), fowie —8 gen veformiertes Belenntniß, das 
es von dem benachbarten Trier und Mainz fcied, nicht unweſentlich 
beftimmt worden ift. Auffclüffe über die Einführung der Reformation 
gint das vor Kurzem erjchienene leſenswerthe Schriftchen von dem Schufs 
inipeftor ©. W. Röder zu Hanau (einem gebornen Cauber): Beiträge 
u Drtde und Kirchengeſchichte der Stadt Taub. Hanau 1860. Dal. 

(gem. Naſſau. Schulblatt von Dr. Geebode, 1860, No. 32. — Wie 
fich in neuelter Zeit die Eigenthümlidhkeit des Caubers mebr oder weniger 
verwifcht hat und ſich fm Verlaufe der Zeit, befonders durch Dampfichiffe 
und Eifenbahnen inmer mehr verwiſchen wird, bedarf nur einer Andeutuug, 
da die Folgen diefer neuen Rommunifationsmittel überall in gleicher 
Weiſe zu Tage treten. Sollte nun nod, wie vermuthet wird, die beabs 
fhtigte Aufgebung des Rhelnzols wirklich erfolgen, fo würde diejed auf 
die Geftaltung der Phyfiognomie von Eaub in materieller und geiftiger 
Aüdfiht vorausfihtlich nicht ohne bedeutende Einwirkung bleiben, 





198 


41. Der Rheingau und der Nheinganer. 
Guheorad and „Land und Leute” von B. . Riebl, 5. verbefferte 
Auflage, Stuttgart 1861. ©. 163 f. — Iqh habe nur einige Anm⸗ 
nuder dem Tegte beigefügt und der @leihförmigfeit wegen die Oril 

‚graphie hier und da geändert.) 

Bwei der derbſten Gegenfäpe deutſcher Volksperſoͤnlich⸗ 
keit jollen hier al8 ein Exempel aller verwandten Bolfögruppen 
neben einander geftellt werben: bie Rheingauer als echte 
Vertreter des zeriplitterten mitteldeutſchen Foirstebens und 
die Sübbayern ald echte Stammhalter des nach breiten Waſſen 
entfalteten ſüddeutſchen Volksthumes. Ein armed Volk und 
ein reiches. Aber in dem Bilde des armen Volkes wird ein 
heiterer, ein humoriſtiſcher Grundzug überall hervorlugen, 
wie in dem Konterfei des reichen ein melancholiſchet. Und 
das arme Bolt wohnt in dem reichen Winkel der alten go 
denen Pfaffengafje am Rheinftrom, und das reihe auf ben 
armen öden Hochflaͤchen und Vorbergen Rhätiend! Treten 
wir zuerft zu dem armen Volk im reichen Lande, 


68 {ft ein altes Lieb, daß der Rheingau franfe an ein 
feitiger Überfultur, denn es wirb bereits jeit dem 15. Jahr: 
Hundert gefungen. Schon damals ftanden Gewerbe, Aderban 
und Biehzucht in feinem Verhaͤltniß mehr zu dem Übermaß 
der Weingärten, ſchon damald war der Weinbau eıne Sucht 
geworben, und das Volk verarmte und verbarb, weil ed 
von ber figen Idee nicht laſſen konnte, daß aus jeder Scholle 
Landes ein Weinbrunnen rinnen müſſe. 


Wir haben hier eine ganze Bevölkerung vor und, welche 
ke foziale Elend, das und ein modernes bünft, bereits 
jeit Jahrhunderten ansftubiert hat, ein Bauernland, welches 
ſchon feit vielen Menfchenaltern gerade den Fluch) am ſchwerſten 
trägt, den man fonft von den bäuerlidien Gegenden am 
meiften weggenommen wähnt, den Fluch des Mifverhält: 
niſſes zwifchen der Rente des Kapitald und dem Lohn ber 
Arbeit. Wie jept der rheingauifche Winzer nach Norbamerifa 
und Auftralien auswandert, um zu verſuchen, ob er bort 
leichteren Herzens die Frucht feines Weinftodes brechen Fönne, 
fo iſt er fhon im 12. und 13. Jahrhundert nach Sachſen 
und Heffen, ja nad) Brandenburg und Pommern Binausge- 
zogen, wo er Weinbaufolonien gründete, die freilich längft 
zu Grunde gegangen find. Aber beftehen blieb der Weltruf, 
welchen Diele Auswanderer den Produkten ihres Heimat: 
lichen Bodens gewannen und bie Abſatzwege, welche durch 
fie denfelben geöffnet wurden. 


199 


Die Überkultur bebrängt ſchon feit unvordenklichen Tagen 
dieſen Landftrih. Doc erft in neuefter Zeit ließen ſich die 
Bewohner durch die bitterfte Noth zwingen, hier und da zu 
einfacheren, gröberen Formen des Anbaues zurückzukehren 
und zu dem Weine fih auch ein Stück Brot zu ſuchen. Im 
Namen der höheren Kultur rodet man Weinberge zu Kars 
toffelädern und Kornfeldern um, und freut fi) des Gcwinnes, 
als ob man eine Wüftenei gerobet hätte. Wenn man ſonſi 
im Rheingau einen Mann als recht nachläfjigen lüderlichen 
Wirtſchafter bezeichnen wollte, fo fagte man von ihm: „Gr 
pflügt feinen Weinberg“. Jetzt bat das Pflügen des Wein- 
berges aufgehört Barbarei zu fein, denn aus den Furchen 
des Pfluged wächft doch vielfach da ein gewiſſes Stüd Brot, 
wo vordem aus dem mühfeligen Haͤufelwerk der Weinberg: 
baue nur ber gewiſſe Banferott aufgejproßt war. Der Vieh: 
ftanb ber meiften Weinbauern war Bisher viel zu Elein — 
nicht erſt feit geftern, fondern bereits feit Jahrhunderten — 
und doch beginnt man jept erft ben Zauberkreis der Wein⸗ 
berge zu durchbrechen und profaijche Kleeäder und Wieſen⸗ 
gründe anzulegen. 

Gleich Hinter dem Johannisberg wurde im Spätfommer 
1850 der Wanderer durdy den Anblid eines weitgebehnten 
Berghanges überrafcht, auf welchem ſich taufende von kleinen 
qualmenden Feuern aneinander reiheten, zur Nachtzeit anzu⸗ 
ſchauen, als habe hier ein Kriegsheer fein Lager aufgefchlagen, 
während fie bei Tag dem von ber Höhe Herabfteigenden 
das ganze Rheinthal in die dichteſte Rauchhülle verſenkten. 
Es war bie ein großartiges Rodungsfeuer, welches die auf 
eine Pyramiden gehäuften Rajenftüde fammt dem endlofen 
Wurzelwerk eines bujchigen Waldbodens verzehren und jo 
die Fläche zum erften Umbruch fruchtbar machen follte, ein 
NRodungsfeuer, nicht, wie in Amerifa, wider die uralte Wilb- 
niß gerichtet, jonbern wiber das Elend ber Üßerfultur, wie 
es in den angränzenden koͤniglichen Debenbügeln des Johans 
nisberges unter golbgleißender Hülle ſich verbirgt. Die alten 
Rheingauer würden ſich allefammt im Grabe unibrehen, 
wenn fie erführen, daß man Anno 1850 an den Graͤnzfurchen 
des Johanuisberges neue — Kartoffeläder angelegt. Und 
doch ift es wirklich fo gejchehen! 

Drei weiland geiftliche Fürftenthüimer ftießen am Mittel: 
heine zufammen: Würzburg, Kurmainz und Kurtrier. Im 
Rhein⸗, Maine und Mofelthale fielen die köftlihen Wein: 
lagen in ihre Gebiete. Diefer von Südoft nah Nordweſt 
weithin geftrectte Laudſtrich bildet den eigentlichen Kern des 


200 


weftlichen Mitteldeutſchlands. Hier iſt ſeit Jahrhunderten 
der Aderbau ſelbſt eine Luxusinduſtrie geworben; der Winzer 
fpefulierte im Mittelalter ſchon auf die Schwelgerei der zahl 
zeichen Fürften und Edeln, die ſich bier ringsum zu Dutzenden 
angefiebelt hatten, und auf die aurfigen gehlen in ben reichen 
norbdeutjchen Handelöftädten. Kam die Zeit der Noth, dann 
brauchte Niemand mehr feinen Rheinwein zu trinken, und 
der Weinbauer trank fih an feinem eigenen Gewächs zum 
Lumpen. Reiche und arme Leute gibts in diefen gejegneten 
Gauen des Mittelrheind und feiner Seitenthäler feit uralten 
Tagen, aber feinen feften Mittelftand. „Hier ift für Deutſch⸗ 
Iand eine der Stammburgen des vierten Standes. Der 
Weinbau fepte bereit3 dad ganze Elend des induftriellen 
Proletariated in die Welt, ald ed noch gar feine moberne 
Induſtrie gab. Dem traubenreihen Maingrund zur Seite 
aber liegt auf würzburgiſchem und kurmainziſchem Gebiete 
Rhön und Spefjart mit ihrem verfümmernden Volfe, dem 
üppigen Rheingau zur Seite im Taunus ber ‚Dungerbegiet 
des ehemaligen kurmainziſchen Amtes Königftein, und an bie 
Weinthäler Kurtriers grängt der arme Trier ſche Antheil bed 
Wefterwalbes und bie noch viel ärmere Eifel und der Hund 
rück. So haben wir hier in den Thälern den Humor und 
auf den Bergen die Tragif des Elendes beifammen. Der eigent- 
liche Mittel: und Knotenpunkt biejer merkwürdigen Länder 
gruppe {ft unfer Rheingau. 

Kein dem Luzus dienender Induſtriezweig erholte ſich 
langſamer von den Erfhütterungen des Jahres 1848 als 
die höhere Weinkultur. Bei der nafjauifchen Domanialweins 
verfteigerung von 1850 fiel ber hoͤchſte Preis einem Stüd 
Hochheimer Domdechantei 1846ger zu, welches nur mit 
5000 fl. bezahlt wurde. Drei Jahre früher wären für ein 
Stüd ſolchen Weines vieleicht 12 bis 14,000 fl. gegeben 
worden! Seltene, ganz alte Kabinetsweine aus den — 
Jahrgangen des 18. Jahrhunderts, die man vordem zu un⸗ 
par Preiſen verkaufte, ſinken immer tiefer im 

enn jegt fo viele Hunderte für derlei Seltenheiten gelöft 
werben, als wol Taujende im Laufe der Zeit für fie aufge 
wandt wurden, dann ift der Handel am Ende noch nicht 
ſchlecht geweſen. Merkwüͤrdig ſchnell ift die frühere Vorliebe 
für den alten Wein geihwunden und ber junge gleich ein» 
feitig in Mode gefommen. Tiefer Wandel im Weingefhmad 
{ft dem des geiftigen Geſchmackes nicht nnaͤhnlich. Die alten 
Weine find ſchwer, Fräftig, aber auch herb, rauh und ohne 
ben prickelnden Reiz des feinen mobernen Äromas; es ſteckt 


201 


nicht To feine Kunſt der Behandlung in ihnen, wie in den 
jungen. Nur in dem ariftokratifchen england erfreut ſich der 
alte Rheinwein in Flaſchen, die mit Kellerſand bebedt und 
mit Spinnweben verziert find, noch des überlieferten Vorzugs. 
Der 42ger Wein galt am Rheine Anno fünfzig ſchon fir 
malten Wein.” dem echten Becher war er bereits „eine Arznei,” 
fein „fühfiger Trunk“ mehr, und nur in den wenigften Pri⸗ 
vatkellern lagerten noch Vorräthe desſelben. Auch ber 184öger 
würde wol gar gleichfall® nicht mehr jung fein, wenn das 
zwiſchen ein anderer auögezeichneter Jahrgang dageweſen 
wäre. Der Abt würde fid) bei einer neuen Theilung der 
Erde nicht mehr wie zu Schillers: Zeit den „edlen Firne⸗ 
wein” wählen, fondern einen recht jungen, ber gerade bis 
dahin aufgetrunfen fein müßte, wo er firn geworden wäre. 

Wie aber der Weinpreis im Anfange ber fünfziger Jahre 
gefallen war, fo reißend flieg er auch wieder gegen Die Mitte 
des Jahrzehntes. Nun ward Gelb bie Fülle geboten, allein 
die Bauern hatten einen Wein. Es flutet der feine Wein⸗ 
bau wie ein Bergfirom, ber Heute überläuft und morgen 
vertrodnet. 

Dieſe Abhängigkeit der Erwerbsverhaͤltniſſe eines ganzen 
Landftriched von der Mode, von ber Laune einer guten ober 
ſchlechten Beit unterwühlt alle Feſten bes fozialen Lebens, 
Der Heine Weinzapf waͤchſt in dem Grade, ald der größere 
Handel zuſammenſchrumpft; darum fehoffen in jener kurzen 
Friſt der Fülle, da ich Dies ſchrieb, die fogenannten Strauß⸗ 
und Hedenwirtiaften? im Rheingau überall wie Pilze empor. 
Schier jeder Eleine Bauer wollte Wirtſchaft halten. Der 
Wein ward folchergeftalt im -Tröbelhanbel verſchleudert, im 
Ausverkauf unter dem Kabrifpreije, damit nur etwas baares 
Gelb herbeikomme. Es Iugte ein furchtbares Elend hinter 
jenen zahllojen Straußwirtſchaften. 

Auf dem jenfeitigen Rheinufer fam es vor, baf ber ge 
ringe Wein nicht mehr nad dem Maße, fondern nach der 
Trinkzeit außgejchenft wurde: „Eine Stunde zu triufen 
toftet 6 Kreuzer, die angefangene Stunde gilt Hr voll“ 
Die Mode wandte ſich von ben geringeren Weinen des eigent» 
lichen Rheingaues immer mehr ab; bie leichten Pfälzerweine, 
die minder Betten, aber audy matteren Weine des unteren 
Rheinthales hatten bie geringen Rheingauer Sorten vielfach 
aus ben Eipoppenwirtfenften ber Nachbarländer verdrängt, 





1 Zn dem Gedicht: „Die Thellung der Erde.“ 
. Hedenwirt im Birtrbug. 


202 


und dies begann auf bie Gziftenz der Meinen Weinbauern 
den traurigften Einfluß zu fiben. Zudem hatte Preußen 
feinen Weinbau durch einen foͤrmlichen Schutzzoll vor ber 
gefäbefiäen Nebenbuhlerichaft der Rheingauer Weine gefichert, 
indem e8 von Diefen eine Weinübergangsfteuer erhob, welche bei 
den geringeren Sorten einem Ginfuhrverbot gleihfam, und 
den diesfeitigen Produzenten, Die ſich feines ſolchen Schuges 
erfrenten, den empfindlichften Nachtheil brachte. 

Der Häuferwerth war felbiger Zeit in den meiften rhein- 
gauiſchen Ortſchaften unglaublich tief geſunken. Häufer, deren 
bloße Bautoften fi) wol auf 12 bis 14,000 @ulben belaufen 
haben mögen, find, obgleich im beften Zuſtande, hie und ba 
zu 3 bis 4000 Gulden wieber verkauft worden. Aus ftatt- 
Li alten Herrenhäufern, deren Portale mit Wappen und 
andern Bilpwerfen geihmüdt find, ſchauten proletariſche In- 
ſaſſen Hinter zerbrochenen ober mit Papier verklehten Fenfter- 
ſcheiben hervor. 

Man hat nad einem zweihundertjäßrigen Durchſchnitt 
ausgerechnet, daß im Rheingau — Jahre 11 geringe 
Weinfahre kommen — für den größeren Gutsbeſitzer; für 
den Eleinen Bauer find das 11 Noth- und Hungerjahre! 
An den 9000 Morgen Weingelände bes Rheingaues, bie 
dem auf dem Dampfichiffe vorüberjagenben Touriften im 
Nebengrün fo Iuftig entgegenfchimmern, wird gar mandye 
bange Hoffnung in jedem Frühling mühjelig eingegraben, 
und im Herbft Ha ſichs doch, daß I ge wur Yunger 
und Kummer barinnen aufgewacjen ſei. Mehr als fieben 
und eine Halbe Million Flaſchen großentheild vortrefflichen 
Weines erzeugt ein guter Rheingauer Herbft, aber es fügen 
viele Bittere Thränen in dem füßen Wein. Das Würfelfpiel 
der „BBeinjahre“ ift Die Angftfrage des Rheingauers. Der 
tomme Glaube hat nicht umſonſt jo viele Herrgottsbilder 
in die Weinberge geftellt; er läßt fi den Johanniswein in 
ber Kirche fegnen, und fehüttet ihn als den legten Aufguß 
zu dem jungen Wein ind Faß, damit gleihjam ein Segen 
das Faß ſchließe und den ebein Stoff behüte. Der Bolkss 
aberglaube ift in taufend Formen gefchäftig, er fragt bie 
geheimnigvolle Blüte des Epheus um Ku über bie 
naͤchſte Weinernte, und fucht in den Blumenfeldyen der 
Jerichorofe die Zukunft bes Herbftes zu leſen. Die Wiſſen⸗ 
ſchaft hat auögerechnet, daß man bie Zahl ber Wärmegrade 
einer Sommerperiode in die Zahl der darin gefalenen Regen» 
menge nad) Kubıfzollen auf den Duabratfuß dividieren müfje, 
um bie auf das Moftgewicht zurüdgeführte Weingüte dar⸗ 


203 


nad mit Sicherheit zu beftimmen, und Jeder kann ſich fo 
von ber Zeit bed Verblühens des Weinftodes an alltäglich 
in feinem Kalender notieren, um wie viel Grade er zum reicyen 
Beſiß höher aufgefiegen ‚ ober um wie viel Kubikzoll ex 
tiefer in Noth und Elend zurüdgefallen ift. 

Alle diefe Vorausbeſtimmungen haben ihren unverfiege 
baren Reiz in einem gemeinfamen Punkt — in ihrer Unzus 
verläffigkeit. Selbft wenn der Moft aus ber Kelter rinnt, 
weiß der Winzer noch nicht ganz, was er an ihm hat. 
Mancher ſcheinbar geiftlofe Moft ift ſchon mit der Zeit zu 
einem wahren Genie von einem firnen Wein herangemachjen 
— fo gieng es z. B. vielfach mit dem 1848er — und um- 
gekehrt offenbart mancher vielverſprechende „febermeiße“ 3 
erft dann feine Flachheit und Mattheit, wenn er audgegoren. 
Das ift dad Geheimniß des Geiftigen im Wein, feines 
Duftes, feiner Würzen, die fid) mit der Moftwage nicht 
wägen laflen, fo wenig als eines Menſchen Genius feiner 
mÖäre ,“ bie ſich nicht vorherbeftimmen laßt, fo wenig als 
eines Menfchen innerer ——— Ein Spielball 
aber für dieſe dunkle Myſtik der Naturkräfte iſt des armen 
Weinbauern ganze Exiftenz. 

Die alten Rheingauer Mofterbrüder, welche bie Beiben 
uebeneulerfchen Großmaͤchte des Rheingaues ſchufen, den 
Steinberg und den Johannisberg, erzielten feine jo feinen 
Weine als wir, aberihre Weinbaupolitit war viel feiner 
als die unfere. Wo bie Eberbacher Bernhardinermoͤnche in 
ihrer bewunbernswerthen Kolontjationsweisheit Weinberge 
anrodeten, ba gründeten fie Höfe, Feine Dörfer, ba rundeten 
fie das Weingut zu_großen geſchioſſenen Maſſen ab, ja fie 
Tauften beftehende Dörfer an, um ale Bewohner auszu⸗ 
tauſchen und zum Frommen einer großartigen Weinfultur 
das Dorf in einen Hof zu verwandeln. Sp haben fie binnen 
60 Jahren wohldurchdacht und allmählich das Dorf Reichards⸗ 
haufen wieder zu einem Hofe zurüdtgefchnitten.* Wenn man 
aber ſchon vor 700 Jahren nur durch ahgerundete go 
Hofgüter den Weinbau fördern Eonnte, wie will dann vollends 
jegt der Kleine Weinbauer gegenüber dem ungehener geReinerten 
Wettjagen, gegenüber ber zum Außerſten getriebenen Ver- 
feinerung der Weinkultur mit feinen paar Laͤppchen zerftüdten 

anbes zurechttommen ? 





3 ©. das Wort im Wörterbud. 
4 Das Eberbacher Kiofter wurde gefitet im 3, 1131, Reichards⸗ 
haufen iſt als Dorf bereits im I. 1211 ausgegangen. 


204 


Der Rheingauer Herbft ift nicht mehr das farbenbunte 
Feſt, wie es in Büchern beſchrieben, in Liebern befungen if, 
auch in den beften Jahren nicht, wo ber_plögliche Teiche 
winn das Volk felber noch zu feftlicher Stimmung berauſchen 
mag. In Hleineren Weingütern wird in fhlechten Jahren wol 
der ganze Traubenwuchs gegen ein Spottgelb anden Stöden 
verkauft, weil der Beſitzer fich nicht getraut, dad Kapital der 
Erntekoften Hineinzufteden. Wenn ınan dann mit den Wein- 
beeren der rauheren angen, wie der örtliche Kunftausdrud 
ift, „Spapen hießen“ Tann, mag man wol dad Pulver zu 
den fonftigen herbſtlichen Freubenfotffen fparen. Das „Spät: 
herbſten“ ift ein großer techniſcher Fortſchritt; aber es hat 
den Novemberreif auf das Volföfeft der Weinlefe geworfen. 
In Taublofen Weinbergen mit durchweichtem oder halbge 
frorenem Boden, den afchgrauen Himmel des Vorwinters 
über 7 vor Kälte zitternd, kann man fein Volksfeſt im 
Freien begehen. Als eine halbverklungene Mär aus ſchönerer 
Beit Hat fi) das Andenken an 1811 erhalten, wo, wie bie 
Überlieferung alter Winzer lautet, die Behenterheber in Hemd⸗ 
ärmeln unter freiem Himmel den ganzen Tag an ben Zehnt⸗ 
bütten ftanden, weil die Oftoberfonne noch jo glutheiß fach, 
daß man den Oberrod jelbft ruhig ftehend und im Freien 
nicht ertragen konnte. 

Dieſes durchtriebene Kunftftüd des Spaͤtherbſtens bezeichnet 
einen merkwürbigen Gegenſahz zwiſchen den Weinbauern im 
Rheingau, wol auch auf der Moſel und ber Ahr und ben 
Winzern von Württemberg und dem badiſchen Oberlante. 
Hier zieht man noch vorwiegend einen „Landwein,“ einen 
Haustrunk,“ während der Rheingauer feinen Wein faft nur 
für den Handel baut. Im badiſchen Oberland braucht der 
Winzer Geld zu den Kirmefjen, die meift in den Dftober 
falen. Alfo muß im September geherbftet werben. Bekommt 
er wenig für feinen ſchlechten Wein, aber das Wenige früh 
genug, dann ift ihm dies im Augenblid Tieber, als ob cr 
nach dem Feſte das Doppelte löfte. Zubem würbe ber 
Kirmes der [hönfte Schmud fehlen, wenn man feinen „Neuen“ 
zu trinken hätte. Auf biefe Art aber Tann bie Weinernte 
nur dann einmal recht aut ausfallen, wenn ber liebe Gott 
und bie Kirmes ſich zufällig in gleicher Zeitrechnung begegnen. 
Da nun der Menſch eher über bie Kirmes gebieten kann 
als über Regen und Sonuenſchein; fo wäre es vieleicht gut, 
wenn man bie erftere tiefer in den Spätherbft Hineinrüdte. 
Beim warmen Ofen tanzt ſichs auch fo übel nicht. Man 
fieht aber aus diejem einzigen Zug, wie die Oberländer noch 











205 


den Weinbau als Nebengefhäft zu ihrer Luft und nach ihrem 
Behagen betreiben. Im Rheingau ift dieſes Behagen und 
mit ihm die Poeſie des Herbſtes jener andern Poeſie gen) 
fert worben, welche fich im kommenden Jahre auf dem & 
grund eine aufs hoͤchſte verebelten Weines wiberfpiegelt 
und jener Proſa, weldye bei dem Moft, der aus ber Kelter 
rauſcht, nur noch die Muſik der Thaler hört, Die in den zu— 
ſammengeſchrumpften Beutel fallen werben. 
Auch die alten finnigen Herbftbräuche find im Rheingau 
in gleihem Grabe ſchlafen gegangen, ald das Spätherbften 
überhand nahm. Faſt am längften no Hat ſich das uralte 
Schlußſtück diefer Volksfeſte erhalten, die fogenannte „Herbſt⸗ 
mude," indem nad vollendeter Leſe das fchönfte Mädchen 
und der ſchmuckſte Burfche der Gemeinde in buntem Masfen- 
putze zufammen auf das zum letztenmal gefüllte Ladefaß ges 
fegt und unter Gefang und Mufit, von allen Winzern ber 
gleitet, inv Dorf gefahren werben. 
Das alles findet raſch fein Ende. Iſt man doch ſelbſt 
jener ergöglichen Satire auf die Weinbereitung, die unter 
er Firma des „Binsweines im ganzen Rheingau durchges 
wurde und gleihjam den Humor in ber Kelter dar⸗ 
ellte, durch landſtaͤndiſchen Beſchluß zu Leibe gerüdt. Der 
Binswein ift eine altübliche Naturalabgabe des Weinbauern 
an ben Klerus. Es ift aber nur das zu liefernde Maß vor 
gejährieben, nicht die Güte. Und Hierin ftedt eben der Humor 
bed Zinsweins. Wenn man mit dem Außfeltern bed wirt 
Tichen Weines fertig ift, dann wird der Binswein gemacht. 
Den bereit8 ausgepreßten Treftern fucht man durch einen 
Aufguß gefärbten Waſſers, einer nicht bloß bildlichen, ſondern 
natürlichen Xehmbrühe, oder wenn man recht anftändig fein 
will, alten fauern Weines, und durch abermaliges Zerquet⸗ 
fehen den legten Reſt weinartiger Subftanz zu entloden, 
Das gibt den „Zindwein.“ Kein Menſch Hielt feit unvor⸗ 
denklicher Zeit dieſes Verfahren für eine Sätfhung; die chr= 
barften Leute erzeugten den Binswein auf bie befchriebene 
Weife, und die Pfarrer erwarteten nichts beſſeres. Jede 
fiehende Naturalbefoldung erhöht fi) von felber mit dem 
finfenden Geltwerth. Dies hatte man ausgeglichen, indem 
man den Zinswein immer um fo viel ſchlechtet machte, als 
das Gelb wohlfeiler und alſo ber wirkliche Wein theurer 
jeroorden war. Die Naturalbejoldung war Kader auf ihrem 
Äiftungemäßigen mittelaltrigen Nominalwerth ftehen geblieben, 
denn der Preis des Zinsweines im 19. Jahrhundert ſtimmte 
aufs intereffantefte mit den rheinifchen Weinpreijen des 14. 


206 


Jahrhunderts, wo zu Beiten das Fuder Wein zwei bis drei 
Bulden galt. Der Binswein war eine zur Sitte geworbene 
Unfitte, eine Fälſchung, die durch ihren hiſtoriſchen Boden 
ehrlich) gemacht, ein Berug, bei dem Betrüger und Betrogene 
einverftanden waren, fo daß ſchließlich nur ber Spradge 
brauch der Betrüger war, indem er biefe Flüfjigkeit „Bein“ 


taufte. 

Das Elend des Weinbaues hat aber doc die Fülle der 
Lebensluſt nicht vertilgen koͤnnen, die dem rheingauifchen Volks⸗ 
charakter innewohnt. Die Leute vertrinken ihre Roth; denn 
je weniger Geld der Weinbauer hat, um jo mehr hat er ja 
zu trinken. Den im Weine ftätS neu erblühenden Lebend- 
muth des Rheingauerd Hat der Volksmund gar ergöplich in 
einer Fleinen launigen Hiftorie gefeiert. Nirgenbs, jo erzählt 
man, legt feltener ein Mann Hand an fich felbft als im 
Rheingau, beſonders aber ift e8 in ber ganzen Chronik bes 
Gaues unerhört, daß ein Lebensfatter je die der düſterſten 
Melancholie eigenthümliche Todesart des Erhenkens gewählt 

jätte. Nur einmal war ein Rheingauer Mann, ber ſich er- 

ingen wollte. AU fein Hab und Gut war zerronnen; das 
legte Hausgeräthe hatten fie ihm gepfänbet. Bloß eine halbe 
Zulafts Wein hatten die Gläubiger noch im Keller Liegen 
Iaffen. Da gieng der Mann auf den Speicher, nahm einen 
neuen Sie, frid) ihn mit ÖL, damit er beffer rutjche, 
drehte eine kunſtvolle Schlinge und ftellte ſich unter einen 
Querbalken. Er wollte eben die verhaͤngnißvolle Reife an« 
treten, ald ihm das halbe Zuläftchen einfiel, das noch im 
Keller lag. Nur noch einen einzigen Schluck auf den Wegi 
Gr befann ſich lange; aber er ſchlich Hinunter, nahm ben 
Stechheber und ftedte ihn zum Spundioch ein, wo man immer 
den beften Trunk, fo recht das ebelfte Herzblut des Faſſes, 
herauszieht, und füllte ſich einen singen Shoppen. Und 
als er den geleert, fand er, daß ber Wein gut fei und fepte 
den zweiten darauf. Beim britten Fam ihm der Gebante, 
wie es boch gar thöricht wäre, noch einen jo großen Reſi 
des guten Weind lachenden Erben zu laflen; darum holte 
er auch noch den vierten dazu. Als er aber beim fiebenten 
Shoppen angelommen war, lupfte er ganz facht den Spunben, 
nahm den neuen geölten Strid, warf ihn zum Spunblod 
binein und rief: fo ertränf dich felbft, verbammter Strid! 


5 5. unten den Anhang aus der Limburger Chronik ‚zum Jahr 1387. 

6 „Zulaft in den heine Gegenden ein Stüdfaß", fagt Campe 
in feinem Wörterbuch, was im, Rheingau nicht zutrifft, wo die Zulaſt 
320 Ma, das Stüd 600 Map Hält. 





207 


Erſt will ich das ganze Faß bis auf den Grund leeren, dann 
wollen wir jehen, ob du noch zu brauchen biſt. Ais ber 
Mann aber nad) einiger Zeit das ganze Faß wirklich aus- 
jetrunten, fand er, daß der Strid nicht mehr zu brauchen 
ſei. Das war ber einzige Rheingauer Mann, ber fidh er» 
benfen wollte, 

Seit taufend Jahren ift das Rheingauer Leben gleichjam 
in Wein getränft, e8 ift_„meingrän“ geworben wie bie guten 
alten Käfer. Dies ſchaffi ibm Peine Eigenart. Denn es gibt 
vielerlei Weinland in Deutſchland, aber feines, wo der Wein 
fo eind und alles wäre wie im Rheingau. Vier zeigt ſichs, 
wie „Land und Lente* zufammenhängen. Der Wein ift aller» 
wege das Glaubensbekenntniß des Rheingauerd. Wie man 
zu Cromwells? Beit in England die Royaliften an der Fleiſch⸗ 
paftete, Die Papiften an der Rofinenfuppe, den Atheiften am 
Roaftbeef erkannte, jo erfennt man feit unvorbenklicher Zeit 
ben Rheingauer an der Weinflaſche. 

Man erzählt ſich im Rheingau von Müttern, bie ihren 
neugeborenen Kindern als erfte Nahrung ein Löffelhen guten 
alten Weines einfhütteten, um ihr Blut gleich in der Wiege 
zum rechten Pulsſchlag der Heimat zu befeuern. Ein tüch⸗ 
tiger „Brenner,“ wie man am Rhein ben vollendeten Becher 
nennt, trinkt alltäglich feine fieben Flaſchen, wird fteinalt 
Dabei, {ft ſehr felten betrunken und höchftens durch eine rothe 
Raſe ausgezeichnet. Die Charakterföpfe der gepichten Trinfer, 
ber haarjpaltenden Weingelehiten und Weinfenner, die übrigend 
doch gemeinhin mit verbundenen Augen durch bie bloße Zunge 
noch nicht den rothen Wein vom weißen unterſcheiden koͤnnen, 
der Weinpropheten, der Probenfahrer, die von einer Weins 
verfteigerung zur andern bummeln, um fi) an den Proben 

ratis ſatt zu trinken, finden fi) wol nirgends anders in 
& friſcher Eigenart ald im Rheingau. Alle diefe Charakter⸗ 
Töpfe in ihren unzähligen Spielarten zu Gruppen von „Wein⸗ 
proben“ u. dgl. zufammengefaßt, feinen, gleich den Ma- 
trofenfneipen bei den alten Holländern, ein ftehendes Thema 
in unfrer mobernen ©enremalerei werben zu wollen. 

Das Zeitbuch des Rheingauers theilt ſich nicht ab nad) 

jewöhnlichen Kalenderjahren, ſondern nach Weinjahren. Leider 
fine die übliche Beitsechmung „ welche von einem audgegeich« 
neten gubrgangaun andern zählt, fo ziemlich mit der griechiſchen 
nad Olynıpiaden® zufanımen. 


7 Dliver Cromwell, Protektor der vereinigten Republik von Große 
britannien und Irland, geb. 24. April 1599, geft, 3. Sept. 1658. 
8 Eive Olympiade umfaßte 4 Jahre, 


208 





Die ganze Rebeweife des Rheingauers iſt gefpickt mit 
urjprünglichen Ausdrüden, die auf den Weinbau zurüdweifen. 
Man Eönnte ein Kleines Lexikon mit denfelben füllen. Webrere 
der lanbesüblichen ſchmuckenden Veimörter des Weines find 
ein Gedicht aus dem Volksmunde, in ein einziges Wort 
zufammengebrängt. So fagt man gar fchön von einem recht 
harmonisch edlen firnen Trank: „es ift Mufik in dem Wein;” 
ein guter alter Wein ift ein „Chriſam,“ ein geweihetes 
Salböl. DieyBlume," das „Bouquet“ des Weines find 
aus urfprünglihen örtlichen Ausdrüden Bereit? allgemein 
beutfche geworben. Un ſolch praͤchtigem pnetiihem Wort- 
ihmud für feinen Wein ift der Rheingauer fo reich wie ber 
Araber an dichteriſchen Beiwörtern für fein edles Roß. 

Aber nicht minderen Überfluß hat des Rheingauers Wort- 
ſchatz an fpöttifchen Geiſelworten für den ſchlechten aus ber 
Art geichlagenen Wein, in denen fi ber rheiniſche Humor 
x Iuftig jpiegelt. Im Mittelalter ift der ſchlechte, ſaure 

ein, „davon bie Duart nicht ganz Drei Heller galt,“ am 
Rhein „Rathsmann“ geheißen worben®, aber wol ſchwerlich 
aus dem unſchuldigen Grunde, den ein jpäterer Chroniſt an- 
gibt, wenn er meint: „benn wie viel man beffen tranf, ließ 
er buch den Mann bei Verftand, gleichwie alle Rathsleut 
verftändig fein follen.” Maleriſch anſchaulich ift die neuere 
rheingauiſche Bezeichnung ald „Dreimännerwein,“ welcher 
aut dergeftalt getrunfen werben kann, daß zwei Männer ben 
Xrinker fefthalten, damit ihm ein Dritter das edle Naß in 
die Kehle gießen könne. Muſikaliſch anſchaulich Elingt ber 
dröhnende „Rambap“ für den groben, rohen Polterer unter 
den Weinen. Des Dreimännerweines leiblicher Bruder ift 
der „Strumpfwein,“ ein Gefell von fo fauren Mienen, daß 
bei feinem bloßen Anblid die größten Löcher in den Strümpfen 
fi) von felber zufammenziehen. Der leichte, flaue, milde, 
charalterloſe Wein, der Philifter unter den Weinen, den man 
täglich wie Waſſer trinkt, läuft ald „Slöhpeter“ mit. Dem ober- 
deutjchen „Bapenwein“ entjpricht der rheingauifche „Groſchen⸗ 
Burger,“ als der Chorführer ſaͤmmtlicher „Kutjcherweine,* 

Der Mpeingan bat befanntlich auch feine eigenen. Wein- 
heiligen. Vorab den heiligen Goar, deſſen von Kaifer Karl 
geſchenktes Faß fich immer von felbft füllte und der beſonders 
rei die @äfte beichenkte, weiche, wofern fie vorher die 
Wafjertaufe empfangen, bei ihm nun auch noch die Wein- 
taufe begehrten. Die Sage vom heiligen Theoneft, der fein 





9 ©. unten den Anhang aus der Limburger Chronik zum I. 1392. 





209 





Maͤrthyrthum beftand, indem er in lecker Weinkufe längs 
dem ganzen Rheingau den Rhein hinabſchwamm und dann 
bei Caub landete, wo er bie erften Reben pflanzte, ſchließt 
eine finnige Vilberreihe von al ben Martern in ſich, welche 
die Zraube zu beſtehen hat, bis fie, erftanden „aus ben 
Zobesbanben ber Kufe,“ zum goldenen Weine fi verklärt. 

Wenn der norbbeutfche Laftträger mit einer ſchweren Laft 
nicht recht vorwaͤrts kommt und in Heinen Pauſen immer 
von neuem wieber anfegen muß, dann kräftigt er fi zu 
jedem neuen Anfag durch einen herzhaften Fluch, und ber 
hilft allemal, Wenn die Rheingauer füfer ein recht ſchweres 
Faß aus dem Keller heraufſchroten, daß fie in Paufen immer 
von neuem wieder anfepen müflen, dann Träftigen fie fich zu 
jedem neuen Anſatze durch einen herzhaften Trunk Wein, 
unb ber Hilft auch allemal. 

Nicht minder unerfehöpflich als die Poefte des Weinberge, 
aber noch viel weniger ergrünbet ift die Poeſie des rhein- 
gauichen Kellers. Fit Sslop Sohannisberg und Klofter 

berbach allein haben igen Wein in prachtvollen Kreuzge⸗ 
wölben lagern, wo der Doppelſchein bes gebrochenen Taged- 
Lichts und des Sampenfchimmerd fo magiſch an den Wöl— 
bungen wiberftrahlt, während ſchwer laſtende Mauerpfeiler 
die rieflg ausgeredten Schatten dazwiſchen werfen. Das 
wiederholt fih im Kleinen in Hunderten von alten Privat- 
kellern — flolge unterirdiſche Prachtbauten in ihrer Art, 
Füllen fi im Vorwinter bie Kellerräume mit den toͤdlich 
betäußenden Dünften des gährenden fungen Weines, dann 
werben, wenn man binuntergehen muß, ®euerbrände von 
einem Abſaß ber Kellertreppe zum andern norgelihoben, und 
während bie dunkle Tiefe von dem grellen Scheine durch 
zuet wird, fleigt man unter dem Schup und der Vorhut 
der reinigenden Flamme allmählich zu den Faͤſſern hinab. 
Dringt Im Frühjahr unverfehend die Rheinflut in Die wein 
gefüuen Keller, dann fahren die Küfer nicht felten gleich 
em heiligen Theoneft in Weinkufen drunten herum, um bie 
Bäffer zu Iprießen und foldyergeftalt am Boden zu befefligen. 
Aber nicht immer wiffen fie ſich fo geſchidt über dem Waſſer 
zu halten wie jener Heilige, was dann manche nafle Aben⸗ 
teuer berbeiführt. 

Sp hat ſich überall der Golbfaden ber Voefle in das 
Elend der Rheingauer gewebt. Überall, wo eine Überkultur 
des Bodens ftattfindet, wird der Volksſchlag nüchtern, mehr 
noch, wo ber proletarifche Geiſt im Gefolge Diefer Überfultur 
einzieht. Beide Vorbedingungen find im Rheingau in hohem 

Kehrein: Volleſitle. 14 


210 





Grad vorhanden, und body ift bie eigenthämliche Poeſie -des 
Volkscharakters hier gerettet, lediglich Durch den göttliden 
Humor des Weines, der all die Broja der mageren Jahre 
im Volksleben noch immer mit magijhem Goldſchein durch 
leuchtet hat. 

Der Einfluß der Rebe auf den Mann, ber Weincharakter 
bes Einzelnen, wiederholt ſich in den größeren Gruppen des 
Volkes. Es figt auch Politik im Wein. Die Rheingauer 
verfichern wenigftend, daß 1848 ihre ganze Märzrevolution 
dur den Wein gemacht worben ſei. Die effigfaure Gähre 
des Siebenundvierzigers begünftigte die politiiche Gahrung 
außerordentlih. Nicht daß er die Leute durch Verzweiflung 
zur Revolution getrieben hätte. Uber weiler fo ſchlecht war, 
daß man ihn nicht Faufen konnte, ſchenkte man ihn weg, 
man ließ ihn laufen, und in der Richtung, in welcher man 
ihn Taufen ließ, durchſaͤuerte er als ein rechter politischer 
Sauerteig auch das üßefte Gemuͤth. Der Siebenunbvier- 
iger führt bis auf diefen Tag den Namen „Revolutiond- 
wein.“ Obgleich er fo ſehr fauer geweſen, obgleich er in 
Strömen des Überfluffes ausgefeltert war, und feine Läufer 
ſich einfanden, war er body alsbald faft ganz verſchwunden 
aus den Rheingauer Kellern. Die Revolution hat ihn auf- 
getrunfen — bezahlt hat fie ihn freilid nicht; er war aber 
auch nichts werth. Wenn der reiche XWBeinariftofrat baum 
und warn eine Biertelohm dem „Volke“ opferte, fo war da 
mit jedes kommuniſtiſche Gelüften eingelullt. Daß der Spenber 
dabei mit „bourgeoismäßigen“ Hintergebanfen nur ben pro- 
letariſchen Siehenundvierziger dem gemeinen Beften weihete, 
den vornehmen Sechöundvierziger aber für ſich behielt, ſah 
ihm die rheiniſche Gutmuͤthigkeit gerne nach. 

Der Revolutionswein erzeugte namentlich eine außeror⸗ 
dentliche Vorliebe für alle Arten von Wahlhandlungen. Man 

ieng bier und ba fo weit, bie heute gewählten Bürgerwehr- 
Benptente und ähnliche volfsthümliche Würbeträger nach 14 
agen wieber abzuſetzen, und jo immer weiter, lebiglich auf 
daß es einen früchen Wahlaft gehe, da doch jeder Reuge 
— feinen Wählern aͤnſtandshalber ein Fäßchen feßen 
mußte. Das gab dann immer wieder ein allgemeines Bo 
feft. Die Fäßchen wurden hinausgerollt auf die Uferwiefen 
unter bie alten Linden- und und Ulmengruppen, wie fie jo 
häufig bei ben Rheingauer Dörfern ſtehen, zu bem Linden, 
in deren Schatten ſchon bie Vorväter angefiäte des großen 
Stromes voiksfeſtlich verfammelt gewejen waren, unb beren 
fluͤſternde Blätter nun ſchon feit Jahrhunderten feinen Becher» 


211 


Hang mehr belanfcht hatten. Dort zechte dann alles zufammen 
und jubelte, Vornehm und Gering, Männer und Weiber 
und Rinder, und wenn am Abend die ganze Gemeinde bis 
u den Schulbuben abwärtd angetrunfen war; fo ftimmte 
a8 vollkommen zu dem deal der Gleichheit und Brüder 
lichkeit. Es war doch noch Humor in dieſer Art Revolution 
zu machen, und ift wenigſtens eine anmutölge Grinnerung 
daran übrig geblieben. Wann wieber einmal Die Kunde einer 
neuen Welterjhütterung von ber Seine herüberhallt, dann 
werben alle Weinfäffer in den Rheingauer Kellern vor Schred 
erzittern. 

Als die naſſauiſchen Soldaten im Sommer 1848 in den 
ſchleswig⸗ holſteiniſchen Krieg zogen, und die Maunſchaft auf 
Dampfern den Rheingau entlang ſchwamm, zogen von allen 
Ortfhaften Nachen mit Wein beladen nach den Schiffen 
Binüber und brachten den Söhnen des Weinlandes — nicht 
in armfeligen Oläfern, fondern in Achtelohmfaͤſſern und wuch⸗ 
tigen Krügen — den Balettrunf aufs Ded. Bon dem Ufer 
zu den Nahen, von den Nachen zu den Dampfichiffen trank 
man ſich herüber und Hinüber zu, und das hielt an, bis bie 
gögernden Dampfboote die Gränzlinie der echten Weinregion 
überjchritten Hatten. -&8 war dies ein echt rheingauiſches 
Bild, das man hätte malen können. 

Die Rheingauer find ein Volksſchlag, der zuerft in der 
Säule der Üppigfeit und des Wohllebens, fpäter aber in 
der allzuftrengen Zucht des Unglüds verdorben worden iſt, 
dem man aber nur ein paar Feſttage zu geben braucht, um 
den warmen Lichtglanz feines Charakter wieder hervorzu⸗ 
Inden. Ein Volk bildet und verebelt ſich überhaupt immer 
noch eher als der Einzelne im Jubel der Feſtesfreude; wer 
das erproben will, der fubiere bie Einzelzuge des Rhein⸗ 

auffchen Volkscharakters. Man fagt, der fühliche Thalhang 
dee Rheingauer Gebirgd habe die höchſte mittlere Jahres- 
wärme in ganz Deutſchland; man vergleicht den hier breit 
eftauten, infelgejhmüdten Aheinftrom gern mit den italieni- 
hen Seen, und die alten Bopfdichter haben den Rheingau 
ſtandhaft das „deutſche Italien” genannt. Man muß hin 
zufügen, daß auch die Nheingauer Leute berjentge deutſche 
Volksſchlag find, deſſen Charakter wol am meiften Wahl: 
verwandtſchaft mit dem italienifchen Hat. Als vor einiger 
Beit ein Rheingauiſches Dorf fait zur Hälfte niederbrannte, 
half bie Danniäaft des nächftgelegenen Stäbtchens mit fo 
muthigem Eifer löjhen, daß die abgebrannten Bauern in 
ber aufwallenden Rübrung ded Danfes den Nachbarn die 


212 





Spripe zurühielten und deren Wafferfaften mit Wein füllten. 
Und nım Tagerten fi) die beiden Gemeinden auf ber rauchenden 
Brandftätte, fangen und zechten brüberlih, Arm in Arm, 
und müheten ſich, in bie Wette die Sprige andzutrinfen. 
Da ftimmten die Stabtleute in aller Unjchuld das Lied an: 
„Wir ſitzen fo fröhlich beifammen 2c.,*.deffen Verfe befannts 
li mit dent Rundreim fhließen: „ach wenn e8 doch immer 
fo blieb l“ 2° Diefer Rundreim wurmteden Bauern, ſie ſchauten 
umher auf bie Ajchen- und Trümmerhaufen, darunter ihre 
Habe begraben lag, und geboten ihren Gäften einzuhalten 
mit dem Liebe, da fie keineswegs wollten, daß e8 immer fo 
bleiben folle. Diefe aber meinten, es fet ein gutes Lieb und 
fei nicht fo gemeint, und fangen weiter. Als aber der Rund» 
reim wieder fam, ſchlugen die Bauern mit Fäuften brein, 
bie Stäbter gaben es zurüd, und ehe noch bie Sprige halb⸗ 
leer getrunfen war, mußten bie großmüthigen Wirte unb 
bie aufopferungsvollen @äfte ſchon mit blutigen Köpfen aus 
einander gerifjen werben. 

Wäre dieſe Geſchichte nicht wirklich geweſen, fo bliebe 
fie doch wahr: fie hat fo echt rheingauiſe Lolalton, daß 
man jagen Tann, fie müfle ſich in Zukunft noch zutragen, 
wenn fie ſich nicht bereitö zugeiragen hätte. Aber mit ihrer 
aus ber edelmüthigften Rührung plöglic um nichts unb wieber 


10 Das Lied (von Kopebue) lautet volftändig: 
Bir lich bei 
De 
Ach won C} v0 — ſo blieb! 


&8 wechſeln im irdiſchen Reben 
Die Tage der Freude und Kufl, 
Und Tage der Sorgen und Schmerzen 
Bewegen die menſchliche Bruft, 


Nichte Ewges beftehet Hlenieden, 
Drum _paltet den Augenblid feft, 
Geniepet des Rüctigen Lebend, 
&o lang e8 Die @oitheit euch läßt, 


Gedentet der früher Geſchiednen 

Und deuft au den eigenen Zod, 

Und da euch die Freude noch winfet, 
Denkt menſchlich an Anderer Ruth. 


Das Leben eilt flüchtig von bannen, 
Nur Eins überlebt ſelbſt die Zeit: 
Das Beflere, was wir erringen, 
It, was uns noch jenfeits erfreut, 





213 


nichts jäh zum wilbeften Groll überfpringenden Kataftrophe 
Tönnte fie eben fo gut unter Stalienern gejchehen fein wie 
unter Rheingauern. Nur müßte man dann den einzigen du 
herauswiſchen, daß bie Leute eine ganze Yenerjprige vol 
Wein auf einen Sig austeinfen wollten, benn derſelbe if 
jedenfalls rein germaniſch. 

Der Rheingauer iſt leicht empfaͤnglich für jede Art von 
Anregung und Aufregung, namentlich für politifche; allein 
bisher konnte man wahrnehmen, daß biefelbe immer eben fo 
raſch wieder verflog. Der gemeine Mann, der hier durch⸗ 
ſchnittlich eher einem verbauerten Stäbter als einem wirk⸗ 
iichen Bauern ähnlich fieht, Hat ein ungleich lebhafteres Tem⸗ 
perament als bie ſchwerfaͤlligen Kornbauern in feiner Nach · 
vᷣarſchaſt, ein raſcheres Urtheil, ein höheres Gelb| gefaßt unb 
einen gewifien Schliff allgemeiner Bildung. Der Wein ſchmei⸗ 
Digt den Volksgeiſt. Aber die Begeiſterung biejes Volkes 
gleicht darum auch oft einem Weinraufche. Als bie Leute 
merkten, daß ſichs in der Revolution zwar recht luſtig gratis 
gehen lafle, daß aber die zahlenden Becher von außen aus— 
blieben, wurben fte, bie kleinen Weindauern vorab, praktiſch 
febr realtionaͤr; theoretiſch gehört — die Oppoſitions· 

uſt zu ben ſtehenden Zügen bes rhelngauiſchen Charakters. 

Aus fe allen politifchen Bewegungen, von benen bie Ge 
fchichte bes Rheingaues berichtet, redit Teichtblätige, gutherzige 
Schalkheit das Geficht hervor. In dem wilden Bauernkriege 
vergoffen die rheingauifhen Bauern nur Rebenblut und Tiefen 
ich gleihfam beim Faſſe todtſchlagen. Als fpäter einmal 

ie Freitäaren Bürger von Rauenthal ihrem Landesherrn, 

dem Kurfürften von Mainz, grollten, weil er nicht erfüllte, 
was er ihnen verheißen, kamen fie viele Jahre lang allabend» 
lid; Beim Glaſe zufammen, um ihrem Zorn in recht fürchter⸗ 
Trinken Luft zu machen, und bie Sage bezeichnet 

heute noch die Stube, worin fie geſeſſen, als die „Krawall- 
fube.” Das war ihre ganze Empörung. Im ber erften Ver: 
wirrung des Jahres 1848 fürdhtete man für die großen Keller 
in Sohannisberg und Eberbach, worin für Millionen flüffiges 
Gold lagert, und ſchickte Vürgerwehrleute hin, um dieſe 
Schäße vor räuberifchen Händen zu bewahren. Der Schuß 
erwies ſich als ganz überflüffig. Denn ba, wie Die Volksſage 
berichtet, wenigftend an einem biefer Pläge ber Geift des 
Ortes dergeftalt auf die Beſatzung gewirkt haben foll, daß 
die Wachen, die mit dem Gewehr in dem einen and dem 
Weinfrug in dem andern Arm vor. ben Kellerthüren ſchil- 
derten, mitunter ‚nicht bloß abgelöft, ſondern auch abgetragen 





214 


werben mußten;-jo kann e8 mit ben Angriffen theilung®fäd- 
tiger Umftürzler wol nicht fehr ernfthaft gemeint geweſen fein. 
:  &8 gibt ganze Bibliothefen von Reifehandbüchern über 
den Rheingau, davon gemeiniglich eine8 dem andern biefelben 
breitgetretenen Hiftorien nachſchreibt. Man notiert jede fteinerne 
und hölzerne Staffage der Landſchaft, aber die Herrlichte 
und eigenfte Staffage, die ſcharf geprägte Gharafterfigur 
dieſes Volksſchlages ſtellt Feines dieſer Wücher in den Vor⸗ 
dergrund. Hier zeigt ſich recht die Neuheit des Studiums 
von „Land und Leulen:“ das „Ranb“ iſt topographiſch jo 
ausgebeutet, wie kaum ein anderer Strich in Guropa, bie 
„keute“ überfieht man, Es liegt aber eine gene Beruhigung 
far den grünblicheren Beobachter in dem Umftand, daß für 
die allergrößte Mehrzahl von frivolen Touriften, welche all- 
jährlich, Tommen, um die Reize des Rheingaued abzugrafen, 
gerabe der feinfte Reiz des Genuſſes, ber in dem Zauber 
Id eines originellen Volkslebens liegt, doch eig be ſchloſſen 
bleibt. So iſt es überhaupt in Deutſchland. Die jo wun⸗ 
derbar mannigfaltig abgeſtufte Phyſiognomik unſeres Volkes 
lebens harret in ihren Feinheiten und in ihren Heinen Gin 
elzügen faſt überall noch. des Ausdeuters und Zeichners. 
ir treiben fo eifrig Die Zahlenſtatiſtik des materiellen Volks: 
beftanded; die geiftige Statiftif ber Nation liegt zum 
beiten Theile noch brach. In den zahllofen Ginzelgruppen, 
worin ſich unfere Volksſtaͤnme wieber fpalten, webt eine 
ſprudelnde Fülle des frifcheften Lebens, Die ſich ald der banf- 
barfte Stoff jedem Beobachter von ſelbſt barbietet, ber fich 
in liebevoller Hingabe dem Volfeleben zu nähern weiß. Die 
meiften Neifejchriftfteller ftolpern über dieſen Stoff und merken 
doch noch nicht einmal, daß er ihnen im Wege gelegen habe. 
Der heutige Rheingau hat feine echten Städte und feine 
echten Dörfer. Ale Ortfchaften find Mitteldinge zwiſchen 
beibem. So iſt auch der rheingauifche Winzer fein eigent 
licher Bauer mehr, ob er gleich das Land baut, Anderer: 
Ks iſt er aber zum. ganzen Bürger auch noch nicht fertii 
ieſe Vermiſchung der natürlichen fozialen Gegenfäge läßt 
allemal auf ein Volk fehließen, das feine beſte Kraft bereits 
in früheren Zeitläuften ausgelebt hat. Auch in dem geſchaͤft⸗ 
lichen Beruf des NhHeingauer Weinproduzenten Freugen und 
verjchmelzen fi) drei Hauptgruppen der Arbeit: Aderbau, 
Induftrie und Handel. Man kann aber jagen, daß hier weder 
im Aderbau, noch in der Induſtrie, noch im Handel ein 
echter Segen wohne, obgleich faſt alle Einwohner Ackerbau, 
Subuftiie und Handel zugleich betreiben. Es gibt far nur 


215 


ganz reiche und ganz arme Leute, ſehr große Gäter, die aber 
größtentheil® auswärtigen Befigern gehören, neben einem 
aufs Außerfte zerftüdten Boden. 5 
Gleich allen ausgelebten Volksfchlägen hat ver rhein⸗ 
auiſche längft feine eigene Tracht mehr. Der Bauer kleidet 
ich wie ein verlumpter Bürger. Auch die Volksſprache hat 
ihre ſchaͤrfſte Eigenart Vängte abgeſchliffen. Schon im 16. 
Jahrhundert war fie durch Die verfehlebenften Sprachen: und 
Dialekt-&lemente, welche ſich ihr vermengt hatten, ausge ⸗ 
zeichnet, Aber e8 war nicht der feit uralter Zeit ſehr ſtarke 
Fremdenverkehr allein gewejen, welcher die Bejonderheiten 
der Volksſprache verwiſcht hatte. In dem genaen politiſch 
und fozial individualiſierten Mitteldeutſchlanb find die felbs 
fländigen Dialekte aufgelöft. Nur Nord» und Süddeutſch- 
land zeigen noch bie ſtrengen Gegenfäge abgeſchloſſener und 
annähernd reiner Volksmundarten, in ben mittleren Bauen 
herrſchen auch ſprachlich zerjplitterte, buntſchedige Übergangs- 
bildungen. Hat der Rheingauer aber auch keine ſtreng geſon⸗ 
derte mdart, fo beſitzt er wenigſtens noch eine Fülle derb 
kräftiger Bilder und ſinnlich greifbarer Redeweiſen und 
Sprüche, Zeugniſſe der Poeſie und Friſche des Volksgeiſtes, 
und in ergoͤtzlicher Genialitaͤt gangbarer Spott: und Schimpfs 
reden thun es ihm nicht einmal die Pfälzer zuvor. 

Die Geſchichte des Nheingaues feit dem Husgange des 
Mittelalters zeigt, wie trügeriich ber allgemeine Gap iſt, 
als müfje die Einwanderung reicher Leute in ein Land und 
das Einftrömen eines großen Verkehrs nothwendig auch Wachs⸗ 

um und Grftarten des Volkswohlſtandes zur Folge Haben. 

it der Mitte des 15. Jahrhunderts Hatte ſich eine bes 
deutende Zahl von Mainzer Patriziern nach dem Rheingau 
gegen, eine Schar reicher Forenfen brachte Luzus uub 

ohlleben dorthin, die Mainzer Erzbiichöfe betrachteten den 
Sau als iht Tofbarftes Vefigthum, als bie vergnüglichfte 
Wohnftätte in guten und den ficherften Zufluchtsort in böfen 
Zeitläuften, fie flatteten ihn deshalb mit allen möglichen 
Freiheiten und Vergünftigungen aus, — und doch erwuchs 
aus all diefen ſcheinbar jo glüdlichen Umftänden gerade der 
foztale Ruin ber Bewohner, welchem überall auch der 
materielle Ruin auf dem Fuße folgt. Die Bevölkerung war 
au flein und zu unfelbftändtg, um ſich vor dem Eindringen 
diefer fremden Elemente zu jchüßen, das ganze Land, über 
deckt mit Fürftene und Mdelsfigen, ward gleichſam ein großes 
Hoflager. Damit wurden allmählich alle natürlichen Grund⸗ 
lagen der Geſellſchaft erjhüttert; die Bauern wurben bürger- 








__216 





lich, die Bürger fahen aus wie nornehme.2ente, bie alten 
Sitten wurden zerbrochen, es fam namentlich damals eine 
funtide Revolution über das vordem ſehr firenge und eim- 
jache Hausweſen ber Rheingauer. Dieje Buftände, bie fi 
zu jener Zeit in verſchiedenen mittelbeutihen Landftrichen 
wiederholten, finden ihr ſchlagendes modernes Gegenbild in 
den Gegenden, wo jept die Bäderinduftrie blüht. fihs 
ein ganzes Gebiet zum ausſchließlichen Berufsgeihäfte macht, 
auf die Vergnuͤgungsſucht und die Verſchwenderlaune reicher 
Leute zu fpelulieren, dann wird zuleßt des Volkes ganze 
Sinnesart ſich veräußerlichen, die Leute werben das Auf 
fleigen zu immer mehr verfeinerten Genüſſen als letztes Biel 
aller Arbeit anfehen, und tüdtige Bürger verwandeln fich 
in ſervile Bedieniennaturen und vornehmchueriſches Gefinbel. 
Zur Bewahrung gejunder Geſellſchafiszuſtaäͤnde ift es nicht 
genug, daß das Volt arbeite und ben nationalen Wohlſtand 
mehre: es kommt auch Darauf an, was und warum es 
arbeitet. Gar mandyer moberne Arbeitöverdienft, der dem 
zeinen Finanzmann eine Mehrung des Volkswohles düntt, 
iſt ein Blutgelb, ein Beutel voll elender Silberlinge, um 
welche ber freie und ehrenfefte Sinn der Bürger verkauft 
und verrathen wirb. 
Abgeſchloſſenheit eines Landes fchafft ein in feinen Sitten 
efeſtetes, am überlieferten Staatsleben feftyaltendes BolE. 
ie8 gilt aber nur, wo die Beſchloſſenheit bes Landes eine 
nattırliche, wo das Volk groß genug ift, um in feinen gefell- 
ſchaftlichen Gebilden fidy ſelbſt genügen zu können. Die 
willfürliche Abſchließung eines Landes, das von Natur Fein 
felbftftändiges Ganzes bildet, erzeugt den Partifularismus. 
Diejer loͤſt die Sitte des Volkes. und tilgt in ihm den Sinn 
für eine in ftätiger Gemefjenheit fortfchreitende politiſche Ent- 
widlu a8 Unruhige, Unfertige in dem Staatsleben eines 
allzufleinen Landes prägt ſich auch dem Vollscharakter ein. 
Es geht hier mit den Gauen, wie mit ben Ständen. Das 
fefte förperjhaftlihe Zufammenhalten der echten Stände 
gibt der natürlichen fozialen Gliederung exft Kraft und Halt, 
während Die Übertragung der naͤmlichen Eorporativen Be 
ſchloſſenheit auf die unechten Stände die ganze Geſellſchaft 
auseinanderjprengt. 
Die mittelalterige Landesverfaſſung des Rheingaues gibt 
das anfhaulichfte Bild eines ſolchen falſchen Abjchluffes. ** 


11 Sierüber iſt weiter u vergleichen %. 3. Bodmannd Werk: 
„Rheinganifche Altertpümer,“ Mainz 1819, 2 Bände. 


217 


Der Ban, obgleich viel zu klein, um ſich felbft genügen zu 
können, war geſchloſſen glei einer Burg. Im Süden und 
Weften fperrte der breite Graͤnzgraben des Rheinftromes das 
Sand’ ab; längs der Oftgränge erhob fi vom Rheine Bi 
zum Gebirg Hinauf ein —* Bollwerk von Mauern und 
Thürmen, und wo biefe Landesmauer aufhoͤrte, da zog fich 
nördlich über das ganze Waldgebirg bi wieder zur Weſt⸗ 
wänge des Rheines hinüber eine Gränzwehre ber eigenften 

xt, das fogenannte Rheingauer Lanbgebüd. Hier war ber 
Wald ſelbſt zur Feſtung gemacht, indem Banmzweige unb 
Buſchwerk auf Meilen weit zu dem fefteften Zaun in einander 
geflochten und im Laufe der Jahrhunderte jo dicht zufammen 
verwachſen waren, daß fie das Land beſſer als eine Mauer 
abfperrien. Man Eönnte ben ganzen Gau wie ein Haus zu 
ſchließen. Diefer territorialen Beſchloſſenheit entſprach bie 
ſoziale und politiſche Abſchließung des Volkes. Der Landes 
a ſchloß den Ban politiſch duͤrch feine Vogtei, und bie 

ewohner felbft güreften ſich ſozial ab durch die Außerften 
Schwierigkeiten bei der Aufnahme eines Fremben in ihre 
Genoſſenſchaft. Allein auch pofitiv ſprach fi das fozials 
politiſche Sondertfum aus in dem Höchft merkwürdigen ur⸗ 
alten Marfverein der „rheingauiſchen Heimgeraide.“ Im 
urfpränglichen Geiſte dieſes Martvereind find alle Landes⸗ 
infafien als eine große Familie gedacht. Die Heimgeratde 
bildete das gemeinjame Cigentyum dieſer Familie, die Als 
mende des Landes. „Wald, Weide, Wafler, Weg und Steg“ 
find die Rutzungen, auf welche jeder Rheingauer ein ange 
borenes Recht hatte, aber nur im Sinne ber Gütergemeins 
haft, denn feiner durfte fich von dieſen Stücken etwas zum 

rivatbefig aneignen. Dieſer urvaͤterliche Kommunismus, 
der eine ganze Gaubevoͤlkerung zur engverbundenen fozialen 
Familie zufammenrüdte, war außer dem Rheingau gerabe 
in ſolchen "Gegenden ganz beſonders ausgebildet wo heute 
n ine ſtarke politifche Zerſtückelung und Kleinſtaaterei 
eriſcht, in der ſüdweſideutſchen Staatengruppe. - In der 

teften Zeit ein mächtiger Hebel ER Förderung der Kultur, 
politiſchen Gemeingeift wedend im Volke; wurden biefe Mark 
vereine und Waldgenoſſenſchaften fpäter die Stügen eines 
falſchen Sondergeiftes. Seibſt die immer Fräftiger heraus⸗ 
gebildete landesherrliche Gewalt vermochte Lange nicht, ben 
im Volksleben gewurzelten Partikularis mus z 
bemeiſtern. Die Graͤngen ber Markvereine durchkreuzten mit- 
unter die Graͤnzen ber fürftlichen Territorien und trugen fo 
noch eine foziale geographiſche Zerfplitterung in bie politiſche 


218 


hinein. Die wetterauifche „hohe Mark von Oberurfel® 5.8. 
riff in Mainzer, Hanauer, Solmfer, Frankfurter und ander- 
— Gebiet hinüber. Umgekehrt ſchloß daun die ıhein 
gauer Mark wieder einen Xheil rein mainzichen Gebietes 
als jelbftftändiges Ganzes ab. Die beutjche Kleinftaaterei ıft 
Beine Schoͤpfung ber Fürften, fie gründet ſich auf den Par⸗ 
tifularismus des Volkslebeus, der alterägrau ift neben bem 
noch ſehr jungen Inſtitute der fürftlichen Landeshoheit. 

Der Bürgerftolz, biefem ae Bau anzuges 
hören, und bie Eiferſucht, daß Fein Unberufener einbringen 
möge, fpricht ſich in der alten rheingautfchen Landeöverfaffung 
aufs Fräftigfte aus. Wer ben Charakter eined Gaugenofjen 
hatte, dem fielen bie Anfprüche auf Theilnahme an ben Frei⸗ 
heiten und Nupungen zu, wenn er auch nur ſoviel Grund 
eigenthum bejaß, „daß man einen breibeinigen Stuhl darauf 
ftellen Eonnte,” während ein Anderer, der, ohne jenen Gha- 
takter, ‚bie größten Liegenfchaften im Bau fein eigen genannt 
hätte, dennoch davon würde außgefchloffen geweſen fein. Hier 
liegt der Vergleich mit den alten Reiheftäbten nahe. Aus ihrer 
früher fo heilſamen Abſchließung entwidelte ſich bei vielen 
Diefer Städte |päter ein verfteifte und verfnöchertes Gemein» 
weſen, berart, daß fie im Wettftreit mit dem entfeflelten mo: 
dernen Stäbteleben volfändig in bie Ede gejchoben wurben; 
bei andern aber, namentlich den Fleineren, trat das gegen 
theilige Uebel ein: fie verloren alle Eigenart, und der ganze 
Charakter ihres Buͤrgerthums Löfte ſich grünblicher als irgend⸗ 
wo in;ber fozialen Ausgleihung der Gegenwart auf." Das 
Letztere gilt au vom Rheingau. Im Mittelalter hat er fein 
Volfsleben aufs individueliſte entfaltet und — ausgelebt. 
Das Übermaß der Abſchliehung ſchlug in fein Gegentheil 
um, in bie Verflüchtigung alles Beſonderen. Der Gau, 
welcher früher fo fpröbe that bei der Aufnahme von Fremden, 
war in unferm Jahrhundert, wie zur Strafe, einmal geraume 
Beit eine wahre Freiftätte für Fahtendes Geſindel geworben. 

Allein obgleich faft alle die früheren fozialen Charakter 
züge des rheingauifchen Volkes erlofchen find, fo war doch 
ein einziger nit au vertilgen: der Rheingauer if ber Mann 
des beutjchen Weinlandes, des Weinbaued und des Wein 
teinfend als folder. Das ift bie wunderbare natürliche Wahle 
verwandtſchaft zwiſchen „Land und Leuten,“ die durch feine 
politifche Umwälzung zerftört werden kann. 

Der oberfte Kanon der alten Sbeingauifihen Landesrechte 
hieß: „Im Rheingau macht bie Luft frei.“ Dieſes 
große Privileg bes Faifpen freien Landſtrichs Hat laͤngſt 


219 





feinen politiſchen Stun verloren, Aber ein tiefer poetifcher 
Sinn iſt dem wunderlich klingenden mittelalterigen Rechtös 
grundſatze geliehen, Die Luft iſt es in der That, die das 
inoderne, den Banden einer eben fo unreifen als fiber 
relfen Zivilifation gefangene rheingauiſche Volksleben einzig 
noch ‚frei macht, die milde, Gesperifige Luft, in ganz Deutſch⸗ 
Iand fonber @leichen, melde die Traube des Steinbergs 
und Johannisbergs reift, damit ber Wein wenigitens das 
arme Volk im reichften Gau mit einem Strahl Boefie 
verklaͤre, und ihm das Koͤſtlichſte nicht am, verloren fein 
laſſe, was ben einzelnen Menſchen wie Volksgruppen uud 
Nationen außzeichnet: eigenartige Perſonlichkeit. 


43. Der Wefterwald und der Welterwälder. 

Abgedruct aus „Rand uud Leuter von W. 9. Kiehl, 5. verbefierte 
Auflage, Stuttgart 1860., ©. 224 f., mit Auslaſſung derjenigen Stellen, 

welche fich auf den Bogelöberg und die Mhön beziehen.) 

Der Hohe Wefterwalb ift ein ins Rheinfranten« und 
Heſſenland vorgeſchobenes Stud Weftfalend; er bildet ben 
vorberften Wall des weftlichen Norddeutſchlands, ja er zeigt 
in Bolfsart und Sitte bereits Büge norddeutſchen Charakters, 
wie fie viel weiter nörblich im Rheinthale noch nicht her⸗ 
vortreten. Frantiſche und ſachfiſche, oberbeutiche und mittel» 
deutſche Natur ftößt hier auf einander, vermittelt und vers 
bündet fi. Diefe able, arme, faft nur mit dem grünen 
Sammt ber Heidevegetation gefhmüdte Hochfläche, auf welcher 
zahlloſe Bajaltblöde zerftreut liegen, als habe der Himmel 
in feinem Born Felſen gehagelt, bildet darum ſchon in rein 
ethnographiſchem Betracht eine der merkwürbigften Weber 
gangslinien Deutſchlands. 

Nicht am Main, nicht am Taunus, nicht an der Lahn, 
fonbern erft auf den füblichen Höhevorjprüngen des Weſter⸗ 
waldes beginnt bie oberdeutſche Mundart ſich von ber nieder« 
beutfchen u ſcheiden; Hier aber auch jo ſchroff und plößlich, 
daß man die Öränzlinie oft bis auf eine Stunde Wegs aude 
rechnen Tann. Der weſtfäliſche und koͤlniſche Dialekt des 
Weſterwaͤlders ſchließt ſich äußerft fpröbe ab, wie alles auf 
dieſem Gebirgszug in Gigenheit und Gigenfinn ſich abſchließt. 

Mit den Vorhöhen des Wefterwalbes heben die natürs 
lihen Sympathien für bie norddeutſche Großmacht, für 
Preußen an. Der Wefterwälber des Sübabhanges wohnt 
noch im Guldenlande, er rechnet aber trotzdem nach Thalern; 


220 


feine Flüßchen und Bäche ziehen nah Süden ind 

biet, aber er folgt nicht dieſem natürlichen Zuge. Eine Meile 
füdwärts ins Thal hinab ift ihm weiter ald drei Meilen 
norbwärtd über den Kamm bes Gebirged. Nach Norben 
sieht ihn fein ganzes Intereffe; nach dem Kölner Lande führt 
ex feine Produkte aus, und aus den gewerbfleißigen Thälern 
der Sieg, der Wupper und der Ruhr firdmt ihm das im 
buftrielle Leben zurüd. 

So wird and) der jühliche Wefterwald zu einer moralifchen 
Provinz Preußens, obgleich übe Bergköpfe und Wafjerjcheiven 
den mitten über die Hochfläche laufenden preußiſchen Gräng 
graben nicht nur als Staatögränge, fondern auch als Ratur- 
gränge bezeichnen. Der Weſterwald weiß fi ald ein Ganzes 
troß ber politifchen Theilung, well er fozial zufammenges 
bört. Sowie man hier bie preußiſche Graͤnze auch nur um 
ein paar Stunden überfchreitet, ftößt man auf eine blühende 
Induſtrie, während auf ber zafauigen Seite ein armes 
Bauernland iſt, in welchem fih Die Keime gewerblicher Bes 
triebſamkeit erft mühfelig durchzuringen beginnen; aber In 
buftrieland und Bauernland fühlt Ya hier verbunden und 
einig, weil beides Wefterwälberland ift. 

Auf dem Wefterwald, wo die Kriege jo wenig auf bie 
Bufammenziehung der Siebelungen einwirkten, daß jept noch 
ein großer Theil auf ber Übergangsftufe von einer bloßen 
Hofgemeinde zur Dorfgemeinbe fteht, giengen im 18. Jahre 
Hundert noch einzelne Dörfer ans, fie giengen von felber aus, 
wie ein Licht ausgeht, weil ihm die Nahrung fehlt. Das 
wird ſich im übrigen Deutfchland in diefer Zeit felten finden. 

Auf dem Weiterwald lag im 14. Jahrhundert eine Bu 
Rohrbruch, inmitten eines Kleinen Sees. Sie ſoll über Rudi 
Spuntos tn den See verfunfen fein. An dieſe melancholiſche 

age gemahnten mich immer Die ausgegangenen Weſterwaͤlder 
Deren Sie verſanken ſpurlos, weil der Boben ber Kultur, 
der fie tragen follte, zu dünn war, weil er immer mürber 
geworben; fie find nicht vertilgt worben, fie find verloren 
jegangen, verfunfen über Nacht, man weiß nicht, wo fie 
Fingelommen find. 

Der Wefterwalb hat kaum eine eigene politiſche Geſchichte, 
er hat nur eine Kulturgefhichte, die ſeltſamer Weiſe durch 
ihre unendlich Iangjame Entwidlung das höchfte In- 
tereffe gewinnt. Gr zeigt kaum ein paar bürftige Baudenk⸗ 
male aus alter Zeit; aber dieſe Dörfer ſelbſt, — meiſt 
nur and zehn bis zwanzig ſtrohgedeckten Lehmbütten beſtehend, 
find hiſtoriſche Denkmale. Sie find großentheils uralt, und 


221 


eldhes fie bieten, malt dem Ar eine ichtli 
a * noch ie vor Hunde ie re 


fein Häuschen; die Arbeit ber eigenen Hänbe, die er in den 
Bau ftedt, ıft ber bebeutendfte Theil feines Anlagefapitald, 


auch hier noch jo Häufig, wie in alten Zeiten, verlaflene, in 
fi zufammenfallende Häufer, namentlih auf einjameren 
Punkien. Denn der hypothelariſche Werth, der Werth bed 
Rohſtoffs, der Arbeit, der Lage if da oft fo gering, daß 
nar keine andere Wahl bleibt, als das Haus verfallen zu 
lafien, wenn der Bewohner verborben iſt und ein Anderer 
ſich nicht fofort einfindet. Die Koften bes Abbruchs würben 
FH Bat bes —e — Ken ibn 
gen. Man reißt heraus, was an Lu 
bᷣrauchbar tft; den Reſt mag dann der Nordweſtwind zur 
fammenblafen. 

Die Leute von dem fühlichen Halbſcheid ber Wefterwälber 
Hochfläche ſchlafen und ruhen ſchier das halbe Jahr. Ihr 
einziger Erwerbs zweig in dem langen Wefterwälder Winter 
tft mehrentheils das Schneeichaufeln! Dem armen Seen 
wälber fagt man nad): er bete an jedem Winterabend, daß 
ihm Gott über Nacht einen tüchtigen Schneefturm bejcheren 
möge. Dann hat er bei den gewaltigen Schneemaſſen, die 
ba droben fallen, und von dem dort faft nimmer raftenden 
Sturm oft haushoch aufammengeagt werben, wenigftens 
ein nahrhafted Gelchäft, das ihm in Staats- und Bemeindes 
Zagelohn 24 Kreuzer täglich abwirft. Und das ift oft die 

anze Winterblüte des Erwerbs auf bem inbuftrielojen hohen 
& ald! Viele Hundert Hände werben jo in jedem Winter 
Beii igt, viel taufend Gulden von flaatöwegen in ben 
Schnee geworfen, und doch preifen ſich bie armen Leute 
gina, wenigftend dieſe Schneeinduftrie zu haben, die ber 

ind in ein paar Tagen wieber wegbläft, Die der erfte Fruh⸗ 
lingsſonnenſchein jedenfalls in Waſſer zerrinnen laſſen wird. 

Es iſt, als ob Gewerbe und Induſtrie förmlich zuruͤck⸗ 

eſchaudert ſeien vor dem „eigentlichen“ Weſterwald, waͤhrend 
je am Saume desſelben, in ben Vorbergen überall, wenn 
auch nur fchlichtern, Hereinlugen. So haben einft ftattliche 
Wollmanufakturen am Oftrande des Weſterwaldes geblüht; 
die Feuerfäulen des Hochöfen gruppieren ſich wie zu einem 
Etrahlendiabem rings um den Saum der Hochflaͤchen, aber 





222 


fie meiden das Hochland felber; aud das Land ber Krug ⸗ 
und Kannenbäder liegt hart an der Graͤnze des Gebirge; 
reiche Silber⸗ und Kupferbergwerke fangen juft da an, wo 
der hohe Weſterwald aufhört, während dieſer nur bie viel 
ärmere Ausbeute der Braunkohlenlager dagegen fepen kann. 
Die verfümmernde Wefterwälder Eiſenindufirie war bis auf 
die neuefte Zeit großentheils in den Händen von Ansläubern, 
von Engländern und Franzoſen, und ber arme Weſterwaͤlder 
mußte in frembem Solde taglöhnern auf feinem eigenften 


Befip. 
tft ein ſeltſames Ding um biefen oͤden „eigentlichen“ 
Weſterwald. 

Wenn man den Südabhang der Bergkette hinaufſteigt 
und bei den Bewohnern Umfrage hält, wo deun nun ber 
meigentliche* Wefterwald beginne, jo wirb man immer weiter 
nordwaͤrts gewieſen; hat man aber enblich ben hoͤchſten Kamm 
des Gebirges erreicht und fteigt bie nördlichen Thalgefenke 
hinab, fo weifen einen die Leute wieder nach dem Sübabhang 
zurück. Kein Menſch will auf dem „eigentlichen® Weſterwald 
wohnen. Und doc tft das Heimatögefühl und der Heimatd- 
ſtolz des echten Weſterwaͤlders mächtig genug. Auch ber 
heimwehſelige Jung Stiling war ein Wefterwälber. Nur 
den Namen möchte man meiden. Daraus läßt fich folgen, 
ba Me Wefterwalb beſſer fei, als fein Ruf. Und fo * & 

er That. 

Gerade ber Theil des Wefterwaldes, der Feine inbuftrielle 
Geſchichte Tennt, Hat eine inbuftriele Zukunft, weil Hier bie 
Naturfchäge nicht „mefterweiß“ Liegen, wie auf ber Rhön, 
fondern in großen Mafjen und Gruppen beifammen, und 
weil fie eine harte, mager lohnende Betriebſamkeit, dem Cha⸗ 
after von Land und Leuten entſprechend, -vorausfepen. Gin 
merkwürbigeß Beifpiel von raſchem und fegenverheißenbem 
Aufblühen eines neuen Gewerbes erlebten wir hier in ben 
legten Jahren, und, es zeigte ſich dabei, was bei unfern Ge 
birgsbauern eine gut geleitete gewerbliche Aneiferung vermag, 
wenn fie auch nur noch ein Hein Stüd alten Bodens vor 
findet. Es galt einen ganz eigenthümlichen Induſtriezweig 
wieber zu erweden, welcher der fühmefticjen Ede des Weller: 
waldes geradezu geſchenkt ift durch die unerjyöpflichen Lager 
des trefflihen plaſtiſchen Thones, aus denen man das foge 
nannte „fteinerne Geſchirr,“ die Mineralwafjerkrüge u. bal. 
fertigt. Die ſaͤmmtlichen Mineralquellen des Taunus und der 
Zahn hängen in diefem Stud ab von ben Wefterwälber 
Rrugbädereien. Der Verbrauch iſt außerordentlich. GSelters 


223 


und Fachingen allein brauchen jaͤhrlich über zwei: Millionen 
Stüd folder Krüge. Bid in weite Gerne werben Weſter⸗ 
wälber Gefäße feit alter Beit verführt Im Wittelalter 
mußten an biefen Thonlagern gelegene Gehoͤfte ihre Abgaben 
nicht in Geld, fondern in Schäffeln an den Kurfürften von 
Trier zahlen. Ein ganzer Hof zahlte 600 Schäffeln und 
ein Halber 300. Xiefen bie Abgaben dem Kurfürften richtig 
ein, dann konnte er alljährlich einen ganz anftändigen Schäffel- 
markt in Trier abhalten. Aber troß dem vielhundertjährigen 
Stammbaum dieſes Inbuftriegweiges ließ man ihn verfümmern 
bis auf bie neuefte Zeit. Die rohen Thonblöde wanderten 
woßentheild ind ferne Ausland, nad Belgien, Holland und 
rankreich, um bort verarbeitet zu werben! Den Fuhrlohn, 
den man erhielt, bie Blöde zur Berlabung an den Rhein 
zu Schaffen, nahmen Biele als den pöcften für die Gegend 
ans bem edlen Rohſtoff zu erzielenden Gewinn. Als vor 
Sahren von Stantöwegen eine Mufteranftalt für bie Ver 
arbeitung des Thones, namentlich für die mehr kunſtleriſche 
u feineren Gefäßen, errichtet werben follte, ſtraͤubte man 
ich Dagegen, weil man ben Frachtgewinn für die rohen Blöde 
einzubüßen fürchtetel 
Erſt als zuletzt der rechte Mann Fam und dem Leuten aus 
dem Srugbäderlande faft täglich ind Gewiſſen Hinein prebigte, 
daß nicht in der Ausfuhr bed Robftoffes, ſondern in 
möglichft verfeinerten Verarbeitung desjelben ber _befte Ge 
winn für die Gegend liege, raffte man fi auf. Die Krug- 
bäder einten fich zu freien Innungen, die fröhlich gebeihen, 
warfen fich auf feinere, Tunfimäßigere Arbeiten, bie fich zus 
fehens einen immer größeren Markt erobern, fo daß man 
jeßt dieſes Handwerk nur noch kuͤnſtleriſch etwas reicher bes 
hten müßte, um bie alte rohe wefterwälber Krugbäderei 
in eine Kunſtinduſtrie zu verwandeln, bie für den Weſter⸗ 
walb ebenfo bebeutjam werben Fönnte, wie bie Ubrmacheret 
für den Schwarzwald. 





Auf dem hohen Weſterwald brauchen bie Kirchen zwei 
Jahre Beit, um reif zu werben. Im erften Jahre nämlich 
wird bie Frucht auf dem einen Baden roth und im folgenden 
auf dem andern. Mit diefem Fleinen Zug hat der Volfswig 
die ganze Obftkultur des Landſtrichs meifterhaft gezeichnet. 
Man kann in runder Durchſchnittsfumme redjnen, daß hier 
auf 4000 Morgen Landes etwa brei Morgen Gartenland 
kommen. Dem Ange des Rheinlänberd macht es einen fibirtfchen 


224 


Eindrud, daß laͤngs der Landſtraßen Eberefhen und in ben 
Gärten wol gar Tannen flatt der Obſtbaͤume ſtehen. Der 
Boden ift großentheil® ausgezeichnet, aber ber jähe Wind⸗ 
from, welder durchs ganze Jahr die kahle Hochebene fegt, 
Täßt keinen Obftban auffommen, und die Naͤſſe dieſes Rebel- 
und Regenlandes hat jelbft die ebleren Getreibenrten ver⸗ 
Bannt, „rorbwehfturm und alter Weiber Gegreine Hat ninımer 
ude. 

Das Regiſter der vornehmſten IB. er Aderpflangen 

laßt ſich Teicht auswendig behalten: Kartoffeln, Hafer uud 
Gerſte. Gejottene Kartoffeln, Kartoffelbrot und Kartoffel 
branntwein find der tägliche Küchenzettel gar manches Haus: 
alt. Dazu Freift morgens, mittags und abends der Kaffee 
eſſel, der hier ganz in die haͤuslich gemüthlichen Rechte des 
Theekeſſels der Küftenlänber eingetreten ift. 

Man könnte den Volkscharalter unferer Bafaltgebirgd- 

pe unter bem Geſichtspunkte des Kartoffelbaues bar: 
Kim, wie ben rheingauijchen unter dem Geſichtspunlte des 

einbaues. Die Kartoffel übt vieleicht in feinem andern 
Strihe Deutſchlands fo zwingende Alleinherrſchaft, wie bier. 
Der Brotbaum des Sübfee-nfulaners und Die Kartoffel: 
ſtaude Diefer Berge gäbe keine unpaffende Parallele. Als 
vor zweihunbert Jahren bie erften Kartoffeln auf den Weſter⸗ 
wald famen, hat eine Braut in dem Weiterwälber Städten 
Herborn beim hochzeitlichen Kirchgang ihren Bufen mit den 
Blüten der Kartoffel ftatt mit Myrten und Rofen geihmüdt. 
So ift dieſes Gewächs, das man fonft als den —ã ]? unter 
feinen Geſchwiſtern anfieht, bier zu ben Ehren der Poeſie 
jelommen. Und Wefterwälder Poeten haben auch in ber 
Spar die Kartoffel in Liedern beſungen. Die erfle ihrer Art, 
e auf dieſes blumenarme Gebirg gebracht murbe, ea 
ein Apotheker ald Zierpflange und ftellte das blühende Kraut 
in einem Blumentopfe aus. 

Die edelfte Sorte der Wefterwälber Kartoffel, bei ben 
Samen und Pflangenhänblern weitberühmt, führt den be 
deutfamen Namen: „ber Preid vom Wefterwalb.” Wenn 
man inne wird, wie faft alle bäuerlichen Gziftenzen ber weiten 
Hochflaͤche in bem Bau der Kartoffeln wurzeln, dann erhält 
bie Weihe, mit ber dieſe Pflanze hrer au dem Chrentage 
einer Braut eingeführt warb, wol ihren tiefen Sinn. Dem 
Anbau des trügerijchen Gewaͤchſes Eönnte Hier fogar fein 
proletarifcher Gharafter genommen werben. In trodenen 
Jahren migräth die Kartoffel in den angrängenden Thal 
gegenden, fie gedeiht dann aber um fo beſſer auf dem waſſer⸗ 


225 


reichen Gebirg. Man Lönnte hierauf fußend bie fonft nur 
am Orte haftende Frucht auf die Ausfuhr bauen, wenn ber 
Blick des Kleinen Weſterwaͤlder Bauern überhaupt weiter 
reichte, ald der heimatliche Nebel zu fehen erlaubt. 

Die Bauern vom hohen Wefterwald — und Städte 
gibt es hier feine — find arm, aber fie find rei) im ihrer 
Sitteneinfalt. Gelb brauhen fie oft nur zum Zinſen⸗ und 
Steuerzahlen. Durch ihr ererbtes Adergut ſtehen fs beim 
lieben Gott in freier Koft und Wohnung. Leute, die ihre 
Schuhe mit Weidengerten zufammenbinden, weil fie Fein Geld 
Haben, um eine Schnur ober ein Riemchen zu Faufen, und 
Die dennoch durchaus nicht zum Proletariat zählen, find hier 
nicht felten. Kür die fozialen Irrlehren, welche die halbe . 
Welt berüden, ift ein ſoiches Geſchlecht noch nicht geboren. 
Demagogiſche Wühlereien find wol an wenigen Gegenden 
fo wirkungsios vorübergegangen, wie am Wefterwald. Dede 
und von Natur arme Genenden find meift in Treue feit. 
Mübhſal und Noth übernimmt Geſchlecht von Geſchlecht als 
einen Ausflug von Gottes unerforſchlichem Rathſchluß. Wo 
das Erbrecht des Elends fo tief im Hiftorifchen Boden wur⸗ 
zelt, da zweifelt man auch nicht, daß das Erbrecht des Über- 
flufjes eine Hiftorifche Nothwendigkeit ſei. Nur wo die Are 
mut im Gefolge ber verfeinerten Sitte einzieht, wird fie 
ee 

Der Heine Wefterwälber Bauer treibt nicht unbebeutende 
Viehzucht, aber_er ift fein Fleiſch. Und wenn ja an hohen 
Feſttagen ein Stück auf feinen Tiſch kommt, dann bat er 
es in der Stabt gefauft. Verbrechen gegen das Eigentbum 
find felten. Ginzeln gelegene Gehöfte und Mühlen find faft 
nirgends mit Mauern umgeben oder von Kettenhunden bes 
wacht. Das Eigenthum hat zu wenig allgemeinen Werth, 
als daß ed der Mühe Iohnte, zu rauben und zu morben. 
Stehlen würde Eoftipieliger fein als faufen, und hier, wo 
Obdach fo billig ift, wäre das Zuchthaus eine theure Her: 
berge. Je höher die Bebürfniffe fleigen, um jo wohlfeiler 
erſcheint gegentheild das Quartier im ZuchtHaufe. In Paris 
und London fucht ed bekanntlich der arme Teufel freiwillig 
auf, wenn ihm die gewöhnlichen Miethpreife zu hoch werben. 

Die umliegenden Thalbewohner ſchildern die hohen Weſter⸗ 
wälber nicht jelten ald roh und grob. Ich habe dieſe Grob⸗ 

eit immer fehr liebenswürbig gefunden, denn fie ift eine 
Yan natürliche Grobheit. Man fieht nicht ab, von wo 
den Leuten bei ihrem Schnee, ihrem Nchel und ihren Kar 
toffeln Die Zeinheit kommen folte. Der Schwurgerichtshof 
Kehrein: Voltsfitte, 15 


en 2 


226 


des füblichen und hohen Wefterwalbes Hat in mandyen Jahren 
durchſchuiitlich faft nur fo viele Tage nöthig gehabt, um die 
Triminellen Folgen der Wefterwälber Rohheit adzuurtheilen, 
ald die Affifen der angränzenden Rhein: und Waingegend 
Wochen brauchten, um mit den flrafrechtlichen Früchten der 
dortigen Feinheit fertig zu werben. 

ie Armut, wo fie von einer fargen Natur aufgedrungen 
wird, erhält bis zu rn Grade dad Volt hart und 
kraftvoll; die Armut der Ziviliſation macht das Geſchlecht 
fichh und elend. Der Wefterwälber, ob er gleich wenig Fleiſch 
iſſei, iſt doch ein flarker Mann. Die Weiber find meift map 
fiver von Knochen und Muskeln, als der Begriff weiblicher 
Schönheit verträgt. Die Wucht einer Wefterwälber Fauſt, 
wenn fie Schläge austheilt, hat Hiftorifchen Ruf. Jene deut- 
ſchen Heerſcharen, deren Blut ben alten Draniern die Kreis 
heit ber Nieberlande erobern half, beftanden wol großen: 
theild aus Wefterwälbern. Ja bie alten Fraftvollen oranifcyen 
Fürften felber mögen zu den efterwäldern gezählt werben; 
ihre Burg fand auf den Vorbergen unferes Gebirges, und 
die heimatlicye Linde, worunter Witgem der Verſchwie 
mit ben holländifhen Geſandten Raths geflogen haben Gen, 
ift ein Wefterwälder Baum. Und unvergefjen ift noch immer 
die Stunde der glorreichen oranifchen Vorzeit auf dem Weſter⸗ 
wald. Es gibt heute noch alt oraniſch gefinnte Wefterwälber 
genug, denen das Herz aufgeht, wenn fie die Volkslieder 
don den Heldenthaten in Holland hören. Wer fi überzeugen 
will, daß die Geſchichte Hollands ein Stüd deutſcher Ge 
ſchichte ift, der möge die Überlieferungen des ehemald orani⸗ 
Ichen Wefterwalded ausforſchen. Holland hat ein Fürzeres 
Gedaͤchtniß gehabt, ald das deutſche Volk. Die Linde des 
Dranierd auf den Vorbergen des Wefterwalbes hat länger 
Stand gehalten, ald die Grfenntlichkeit Riederlands gegen 
Deutſchlaud. 

Wer den Weſterwald, den Vogelsberg und bie Rhön in 
ihrer fehärfften Gigenart beobachtet, wer den Ginbrud von 
dieſen Höhen ald „dem Leib des Volksgeiſtes“ mitnehmen 
will, ber muß fie im Winter durchwandern, im inter, wo 
ber Eieg ber fpröden, unwirtlihen Natur bier am vol» 
tommenften erfeheint, und das Ringen und die Noth bed 
Menſcheudaſeins am ſchneidendſten fi) Dagegen abhebt. Kein 
andere deutſches Gebtrg von gleich mäßiger Höhe wie ber 
Wefterwald fammelt eine folche Unmafje von Schnee auf 
feinem Rüden. An den Häufern, beren Strohdach auf ber 
Wetterfeite faft bis zur Erde herabgeht, wird ber Schnee 


227 


vom Sturm oft dergeftalt zufammengefegt, daß man, von 
der Wetterfeite kommend, einen ‚Bügel, nicht ein Haus zu 
ſehen glaubt. Der ſcharfe, weithin die Luft durchdringende 
Geruch des aus den Schornfteinen qualmenden Braunfohlens 
rauches macht, daß der Wanderer Die verfchneiten, in Nebel 
gehüllten Dörfer oft Leichter auffindet, wenn er ber Nafe, 
als wenn er dem Auge nachgebt. j 

Der Fall, daß Einer ein Dorf in der Ferne fucht, wäh- 
rend er — auf ber Wetterfeite — unmittelbar vor ben Häufern 
fteht, ift in harten Wintern auf dem Hohen Wefterwalde nichts 
Seltenes. Oft genug werben die niedern Hütten derart ver» 
fchneit, daß den Inſaſſen das Tageslicht ausgeht, und daß 
Stollen und Gewölbe durch den Schnee von einer Hause 
tür zur andern gegraßen werben müflen, um ben Verkehr 
mit ben Nadjbarn wieder herzuftellen. Wird der Arzt auf 
ein Dorf gerufen, dann muß er nicht felten vorerft Manns 
ſchaft aufbieten, die vor ihm ber ben Weg aufichaufelt 
Würde der Wald in noch größeren Maflen gehegt, dann 
wäre a die Zwingherrſchaft der Schneeftürme zur Hälfte 
gebrochen. 

Die vereinzelten Wälder erſcheinen bier oben in ihrer 
fhönften Bedeutung: als die Schuphegen ber Lan— 
desfultur, als die Wälle und Borburgen ber 
Sefittung. Man fühlt da erſt, was ber Wald werth iſt, 
wenn man ftunbenlang vom Winde gezauft, plöglich in feinen 
heiligen Frieden eintritt. Auf dem hohen Weſterwalde hat 
man die Kirhhöfe faft überall am Waldſaume angelegt, 
ſelbſt wenn man fie darum über die Gebühr vom Orte ent 
fernen mußte. Es ruht eine dichterifye Weihe auf dem Ges 
danken, daß die Leute ihre Tobten vor dem Streit der Ele 
— in den ſchirmenden Burgfrieden des Waldes geborgen 

aben. 

Der gewaltige Schneefall mit ſeinem Gefolge von Un⸗ 
fällen und Abenteuern hat für Rhön, Wefterwald und Vogels⸗ 
berg zu einem ganz eigenen volfsthümlichen Geſchichten · und 
Sagenfreife den reichen Stoff gegeben. 

Es liegt aber eine tiefe Berjöhnung mit dem Geſchick in 
dem Umftanbe, daß faft alle bieje Sömeegeihichten, wie 
man fie ſich bier in den Bauernftuben am Kachelofen, ber 
„Hitze fpeien“ muß, erzählt, einen humoriſtiſchen Grundzug 

aben. Der Schnee ift recht eigentlich der böfe Dämon des 
andes, und body faßt ihn ber Vollswig am liebſten ald den 
Inftigen Stobolb, der die Zeute nedt und anführt. Über nichts 
wird dem Freinden jo viel vorgelogen und aufgejchnitten, 





228 


als über den ungeheuren Echnee. Es ift vor Zeiten ben 
Schwaben nachgeſagt worben, daß fie den Schnee zu röften 
verfucht Hätten, um ihn in Salz zu verwandeln. Die Rhöner 
und Mefterwälber aber wiffen das Salz im Schnee zu finben, 
auch ohne daß fie ihn zum Nöften auf den Ofen firemen. 
Münchhanfens Abenteuer vom verirrten Reiter, ber bes Nachts 
fein Pferd an ein aus dem Echneefeld einſam aufragentes 
Kreuz bindei, und bes andern Morgens bei eintretenbem 
Thauwetter entdedt, daß er es an das Kirchthurmkreuz eines 
eingefäpneiten Dorfes gebunden habe, ift auf diefen Bafalt- 
bergen gewachlen, unb längft volfsthümlich geweien, ehe es 
in das Anefpotenbud) Fam. Im Schnee liegt die Poeſie dieſer 
Gegenden, der liebe Gott bat fie nun einmal als Winter 
landſchaften angelegt, und ber Schnee verleiht ihnen ten 
Silberſchein des Abjonderlichen, ded Romantiſchen und Aben 
tenerlien. Das ahnen bie armen Leute, die in ihrer Art 
auch willen, was Romantik heißt, und erzählen und barum 
ihre Schneegeſchichten mit demſelben ſtolzen Behagen, mit 
weldyem der Matrofe die Faͤhrlichkeiten des Meeres jdpilbert, 
und Einer wil immer tiefer im Schnee geftedt haben als 
ber Andere, 


43. Charafterzüge ber Wefterwälber. 
(Mütgetpeilt vom Lehrer Ax in Draisbad.) 

Wolte man in frühern Zeiten einen recht biebern, offenen, 
treuberzigen, underwöhnten, ungefünftelten, natürlichen Cha— 
zafter bezeichnen, fo ſagte man ganz kurz: „Gr iſt ein Weſter⸗ 
waͤlder.“ 

Aber dieſer Charalter hat ſich mit ber Zeit bei ſehr 
Vielen verändert. Durch bie allzu häufige Berührung mit 
ben Juden, welche hier einen bedeutenden Fiehhander treiben, 
hat ein großer Theil die Verfchlagenheit, Verſchmigtheit ber 
erfteren augenommen. Auch gungen dur bie vielen Wan⸗ 
derungen nad England, Holland ꝛc. die alten Sitten und 
Gebraͤuche an, immermehr zu verſchwinden. Die allgemeinften, 
—* Peſterwalder Charakter fo recht kennzeichnenden find 
folgende: 

1..Hat im Srühjahre ein armer, Fein Geſpann Befipender 
Mann feine paar Laͤppchen Land mit Kartoffeln oder Sommer 
frucht zu beftellen, aljo auch Dung zu fahren, fo weiß er 
Nic) gleich Raths. Gr beftcht feine Nachbarn, Freunde und 
Verwandten, welche Ochfen im Wagen fahren, zur Dungfahr. 
Dieje kommen mit allen notwendigen @eräthichaften, Inden 





229 





felbft auf, fahren den Dung an Ort und Stelle fo Tange, 
bis der Dunghaufe verſchwunden ift. Die bereitwilligen 
Nachbarn ꝛc. verlangen für biefen Dienft feine Belohnum, 
in Baarer Münze; fie werben mit ‚Kaffee und Haßermehlr 
kuchen bewirtet, und das ift Alles. 

2. Wenn im Herbft der Flachs gerupft, von feinen Samen 
knoten befreit, gefpreitet und gehörig zeitig ift, dann wird er 
gebörrt, gebrecht und geſchwungen, und dieſes gejchieht all in 
einem Tage. Gin wahres Feſt für Die jungen Leute. Söhne 
und Töchter der Nachbarn, Freunde und Verwandte werben 
geladen, welche gemeinjdaftlih Hand and Werk legen, und 
unter Belang und Scherz geht die Arbeit luftig von Statten. 

Des Abends kommen bie Schwingerinnen mit ihren 
Schwingen und Schwingftöden: jede muß „ein Dreißig* 
Cpreißig Gebüundchen) fauber und ordentlich auf den Platz 
bringen. Natürlich bleiben die Jungen nicht aus, welche ben 
Zungfrauen durch Späffe und Singen die Arbeit zu würzen 
fuchen. If die Schwingerei zu Ende, dann wird Kaffee und 
Kuchen aufgetragen und — die Quittung ift gegeben. 

3. Den Abend vor Faſtnacht gehen die armen Kinder 
von Haus zu Haus, Elopfen an die Fenfter und rufen: 
Fa ſtnachtsbraten in den Spieß; was ich hier befomm, deß bin 
ich gewiß." Nie gehen fte leer fort; immer bekommen fie fo 
viel, daß die ganze Familie mehrere Tage reichlic, leben kann. 

4, Der Sylvefterabend ift Allen ein angenehmer Abend. 
Alles, was über 16 Jahre alt ift, beſucht alddann das Wirts- 
Haus zum letenmale für den ganzen Winter. 

5. Für die langen Winterabende beftehen hie und da 
Spinnftuben, die aber, weil fie zu vielen Unordnungen und 
Unfittlichfeiten Veraulaſſung geben, nah und nad in Abs 
gang kommen. 

6. Gemeinfchaftlihe Spaziergänge an Sonntagen im 
Frühjahre und Sommer von Seiten junger Leutchen beiderlei 
Geſchlechts find hier nicht felten. Oft find fie ſehr unters 
haltend, befonderd dann, wann fie ihre langjam getragenen, 
mehrftimmigen Volks- und Kirchenlieder anftimmen. 

7. Sat jeder arme Mann im ganzen Amte Marienberg 
Bat eine Kuh, wenn er nur ein Ställhen für dieſelbe befipt. 

ann er eine ſolche nicht Laufen, fo leiht er fid eine, von 
welcher er jährlich fünf Gulden Pacht an den Cigenthlimer 
abgibt. Gewöhnlich Teihen fich die armen Leute das Vieh, 
wenn es noch jung ift, und behalten es unentgeltlich in 
ihrem Futter, fo lange in ihrem Nußen, als auch im Unnutzen. 


230 


34. Der Flachs und deſſen Bereitung in der Hm: 
gegend von — 

Eitgetheilt vom Seminariſten Lehnhäufer aus Menneed) 

Es gibt wol fein Gryengnip des Bodens anf dem Wefter- 
walbe, defien Bebauung und Bearbeitung fo in allen Jahres- 
und Tagedzeiten vorgenommen würbe, ais ber Flachs. Bom 
Anbruche des neuen Jahres bit zum Verſchwinden desſelben 
in das Meer der Vergangenheit, vom erſten Morgenftrahl 
bis zum freundlichen Hernieberbliden bes Abendfternes, ja 
im Winter bis 10— 11 Uhr Nachts, ift man mit der Bes 
zeitung bed anal beſchaͤftigt, und die Freuben dabei find 
größer, als Mancher denken wird. 

Am Lichtmeßmorgen (2. Februar) fieht der Landmann 
nad) dem Himmestaut, und wie freut e8 ihn, wenn bie Königin 
des Tages Elar und freundlich herniederſchaut. Denn einge 
den? des Sprichwortes: 

nLichtmeß Hell und Elar 
Gibt ein gutes Flachsjahr.“ 
hofft er, daß der Herr ihm eine gute Flachsernte geben werbe. 
nWenn das Buchen Laub kommt zum Schein, 
Dann fäet ber Bauer den Lein.” 

An einem warmen Abend, wenn die ſchwüle Luft und 
die blutroth untergehende Sonne baldigen Regen prophe 
zeien, dann gehen Bater und Kinder aufs Feld. Doch nicht 
ein jeder Abend ift Dem Landmann zum Ausjäen feines Leines 
erwänfht. Denn, wie die Hausfrau gern Die Bartenfämereien 
am Gründonnerötage fäet, wie der Landmann die Grbjen 
FR auf Georgitag fäet, jo hat auch die Volfsfitte für bie 

usſaat bes Leined beftimmte Tage feftgefeßt. Die hierauf 
Bezug habende Bauernregel heißt: 

„Wer am 10. ober 23. April feinen Leinſamen fäet, 
bekommt große Hemden.” Der Ader, welder das Jahr zu 
vor Triefchland, Wieswachs ober ein Kleeader war, ift ſchon 
einige Tage vorher mit Sorgfalt geadert und tüchtig geeggt 
worden. Hier ift e8 wieder ein altherfömmlicdhes, voltöthüm- 
liches Sprichwort, das ihn dazu antreibt. Es heißt: 

nWenn der Lein tft gefäet, 

Und wird dann fein geet (geeggt), 
Und gibt dann wenig Regen, 

Das gibt dem Flachs den Segen.“ 

Der Vater fireut nun den Samen mit großer Borfidt 
aus, damit ja fein Korn verloren gehe. Während biejer Zeit 


231 


leſen die Kinder Steinchen, Wurzeln, Raſen und Unkraut 
weg, die dem Pflänzchen ſpaͤter Hinderlic fein würden. Nach 
vollendeter Ausſaat gehen die Arbeiter dem bampfenden Here 
au, nachdem fie vorher noch einen flehenden Blick und viels 
leicht auch ein Fein Gebetchen zum Himmel gefenbet Haben. 

Bald aber zeigt ſich auch Unkraut in der jungen Saat, 
und wenn dieſelde ungefähr 2— 3 Zoll body ift, wirb das 
Untraut Herausgegätet. Die Magb und bie Tochter des 
Hanſes erfüllen dieſes Geihäft mit Freuden. 

Iſt der Flachs nun von allem Unkraut befreit, und haben 
ber warme Süb und Iaue Weft eine Beit lang recht mohl« 
thuend auf ihn gewirkt; fo ſteht er Bald in voller Blüte, 
Ein ſchoͤneres Schaufpiel kann e8 in der Natur nicht, geben, 
als wenn ber hohe Fiachs mit den fhönen blauen Auglein 
zwilhen den Korn⸗ und Gerftenfeldern hervorblickt. Ja ſelbſt 
der Dichter (Rrummacher) fühlte ſich veranlaßt, die Leute 
zur Betrachtung dieſes Wunders ber Natur aufzuforbern, 
indem er ſpricht: 

‚Auf, kommt in die Felder und blühenden Aun 
Das liebliche Pflaͤnzchen der Mädchen zu ſchaun! 
Es waͤchſet und grünet fo lieblich und zart, 
Jungfraͤulich beſcheiden in eigener Art. ! 

Wenn num der Flachs die ſchoͤnen Blüten verloren hat, und 
man vermuthen kann, daß er nicht mehr größer wird, dann 
iſt wol feine Mutter fo jaumfelig, daß fie nicht vor ihre 
Xhüre die Proben ihres Flachſes aufhängte, und ich wette: 
Sonntags drauf weiß Jedermann, wer ben ſchoͤnſten Flachs 
im Dorfe hat. 

Endlich ift auch die Zeit gefommen, baf der Flachs die‘ 
nötige Reife hat, um auögerupft zu werben. Diefes ift bes 
ſonbers das Gefchäft der Knaben und Mädchen. Jede Hands 
voll wird beſonders gebunden und 10 ſolcher Handvoll jedes⸗ 
mal zu einem Häuschen zufammengeftellt. 

Nach ungefähr 3 Tagen werben die Häuschen umgewendet, 
damit auch Sie inneren Handvoll trodnen. Iſt Alles troden, 
fo wird ber Flachs nach Haufe gebracht und noch wo möge 
lich an jelbigem Abend gerefft. Die Nachbarsmaädchen unl 
Birſche find zu diefer Arbeit ſchon Mittags eingeladen, und 
nady dem Eſſen wird angefangen. Unter luſtigen Liedern 
und Gejprächen verftreicht die Zeit, und tanzend und hüpfend 


1 Das Gedicht fteht im Naffan. Leſebuch für die oberen Maffen der 
Giementarfäule I. ©. 235. (in anderes ſchoͤnes Lobgedicht auf den Flachs 
haben wir von J. A. Kerner. 


232 


ſuchen ſich bie abgeftreiften Knotten? bei den Fußen ber 
Reffer ein Plägchen. 

Nun ift das naͤchſte Geſchaͤft, den Flachs auf das Brechen 
vorzubereiten, d. h. ihn dahin zu bringen, daß er eine ge 
wiſſe Sprödtgfeit und weiße Farbe erlange, ober, wie man 
zu fagen pflegt, daß er zeitig werbe. Bu biefem Zwecke hat 
FH ein zweifaches Verfahren, nämlich die Thau⸗ und 

‚aflerröfte. 

oll der Flachs durch die Thauröfte zeitig gemacht werben, 
ſo geichieht es auf folgende Weife: Man legt den Flachs | 
an einem fumpfigen Ort ganz bünn auseinander, läßt ihn | 
daſelbſt 14 Tage oder 3 Wochen liegen, je nachdem bie 
Witterung mehr ober weniger günftig ift. 

Will man die Waflerröfte anwenden, fo legt man ben ' 
Flachs 8 Tage lang ins Waffer und eben fo ange auf bie 
Wieſe, wo er dann ebenfall3 zeitig wird. | 

Hat er nun eine ſolche Spröbigfeit erlangt, daß ſich ber 
Baft vom eigentlichen Kern trennt, fobald man den Stengel | 
— wird er gelichtet und Tags nachher nach Haufe 
gebracht. 

Nun werben die noͤthigen Anſtalten zur Brecherei gemacht. 
Der Brechplatz ıft aber außerhalb des Dorfes beim nahen | 
Waͤldchen, und oft ficht man 10— 15 ſolcher Plaͤtze im Kreis 
ober in einer Reihe. Der Eine geht an den beftimmten Plap, 
und macht ein Zeichen, damit fein Anderer fi) daſelbſt nieders 
laffe. Der Andere trägt Brechbaͤnkelchen und ſonſtige Bedürf⸗ 
niſſe herbei. In der Küche werben Kartoffeln gejhält und 

erieben, damit ja Die Kuchen auf den Dreitag nicht fehlen. 

der ganzen Nachbarſchaft find fon die Mädchen und | 
Burfche eingeladen, welche ſich an dem beftimmten Tage be 
theiligen follen. 

Des folgenden Tages gegen 8— 9 Uhr bewegt fidh ber 
ganze Zug zur Brechhuͤtte. Eine alte Frau, die Dörrin? 
genannt, fteht ſchon bei derfelben, Hat mit thränenden Augen 
ein Feuer angemacht, ſchon die ganze Brechhürde mit Flachs 
bebedt, welcher beinahe ganz dürr ift, und fieht mit zornigen 
Blicken dem Dorfe zu, ob noch Feine Hilfe kommt. 

Doch ip: find fie ale da. Auch die übrigen Brechplaͤße 
werben nad) und nach beſetzt. Inbeſſen Hat die Alte ſchöu 
Hi Ha den rauchenden Schornfteinen und der Mittagsjuppe 
gefehen. 





1 ©. das Wort im Wörterbuch. 
2 Cine Frau, die das Feuer unter der Flachedörre unterhält. 


233 





Endlich fommit eine Perfon ganz langfam, faſt keuchend 
unter der ſchweren Laſt des Mittaggmahles aus dem Dorfe 
gegangen. Die Alte hat fie nicht überjehen. Schnell müſſen 
äwei Mädchen der Perfon zueilen, ihr bie Laft abnehmen 
und zur Hütte bringen. Auch die übrigen Geſellſchaften haben 
das Eſſen bekommen, und nun beginnt das allgemeine Mit 
tagsmahl, bei dem der Hirfenbrei gewiß nicht Per. 

Nach dem Gfien wird eine Heine Vauſe gemacht, und 
dann geht es wieder wacker an bie Arbeit. Der gebörrte 
Flachs wird von den Burſchen erft auf der —X 
quetſcht und hierauf von den Maͤdchen auf den gewöhnlichen 
Brechbaͤnkchen worecht Hierbei Löft fich das Außere des 
Stengeld von dem eigentlichen Flachſe los und fällt als 
Schewe, welche man aud Ahnen nennt, unter bie Brechbauk. 
Doch, was jeh ich! Die ganze Dörre mit Flachs brennt 
lichterioh! Aus Unvorfichtigkeit der Dörrin iſt ein Stengel 
Flachs auf die Olut gefallen und hat das Ganze entzündet. 
Aucs eilt herbei, und bad Feuer ift ſchnell gelöfht. Die 
Dörrin aber wird zur Strafe tüchtig ausgelacht. Der Flachs 
wird theild nad) Kloben?, theild nad) Dreißig gezählt. 

Sieber Kloben befteht aus zwei Gebündchen, deren jedes 
40 Handvoll zählt. Dreifig Handvoll bilden ein Dreißig. 
In der Regel wird ber Flachs noch am Tage ber Brecherei 
gefehwungen. Jede Handvoll wird erft rauh abgeſchwungen, 
was man raufchen nennt, und wobei bie beim Bieen vers 
ſchont gebliebenen Ahnen und fonftiger Dred ꝛc. entfernt 
werben. Dann wirb er fo fauber als möglich gemacht. Diejed 

eſchieht in der Regel von den Mägden in regnerifcen 
erbttagen. Die ſchlechteſten Theile des Flachſes fallen 
beim Schwingen unter den Schwingftod und heißen Hobche®. 
ft der Flachs num von den Mägden tüchtig durchge⸗ 
peitjcht und ordentlich fauber gemacht, dann fommt er unter 
die Hechel der Hausfrau. 

Jede Handvoll wird zweimal gehechelt. Das erftemal 
faͤllt der fchlechtefte Theil als Abkrag * entweber ganz weg, 
— wird bloß zu ſehr rauhen Zeugen, als Säcken ıc. vers 
wendet; 


en! 
Beim zweiten Hecheln wird ber Kern vom Werd) unters 
ſchieden. Man halbiert jede Handvoll, und dann wird ger 
hechelt. Der ſchlechteſte Theil jält herunter und heißt Wer, 


1 Ein Brehbänk das größer und ſchwerer ift, ald bie gewöhnlichen. 
© PET en a SR 2 lan Bort im, eben. 
3 ©. Hd im Wörterbud. — 4 Dberdeutjch heißt dieſet Äbſall 
Kfäwinge, weiteran. Urſchwunge. 


je’ zer · 








234 


der beffere Theil bleibt in den Händen ber Hausfrau und 
heißt Kern. Jeder diefer Theile wird, wenn er die Hälfte 
einer Handvoll von bem Kern ift, Geſpleß! genannt. 12 
ſolcher Geſpleß werben recht Fünftlich zu Knauren ? zufammen- 
efügt, und jebes Kind ſucht eine Ehre darin, dem Hera 
ar den fehönften Knauren zu bringen. 

Sind 6 Handvoll gehechelt, daß man aljo 12 Geſpleß 
ober einen Knauren hat; jo iſt auch ſoviel Werch außgefchieden, 
daß es einen Roden gibt, den das Eunftliebende Märchen 
Bat rother Schnur und Bändern recht nett und zierlih aus 

taffiert. 


Wenn nun ber Segen Gottes all eingefammelt if, wenn 
der rauhe Nord faufend über bie leeren Etoppelfelber ftreift 
and man ſich recht behaglich beim warmen Ofen fühlt, Daun 
fucht man allenthalben auch Die Spinnräbchen wieder hervor. 
Bejahrte Frauen machen ſich ſchon früher an die Arbeit, weil 
fie nicht mehr fo rüftig ſchaffen können, aber doch gern bem 
Sprichwort entipredyen möchten, das ba heißt: 

„Et es fa Fra fu faul und frank, 
&e hot de Mertestag ihren Strank.“ 

Zunge Mädchen kommen aber felten vor Martini and 
Spinnen, weil fie anderer Arbeiten wegen noch verhinbert 
waren. Dann aber Iafjen fie ſich nicht mehr abhalten, ein- 
gedenk bed Sprichwortes: 

nSanft Martin 

euer im Kamin. 
ann o Mädel 

Greif zum Rädel.? 

Traulich figen fie Abends bald in diefem, bald in jenem 
Haufe im fröhlichen Kreis und drehen den Faden gar ziers 
üd) und fein. Doch ploͤtzlich, da bricht das feine Geſpinſt, 
und fchnell, ehe die Spinnerin ſichs verfieht, hat ihr ein 
Verehrer ben Roden verftedt. Jept kann fie nicht fpinnen, 
jet muß fie wol flehn: 

„D gieb mir doch wieder den Roden fein, 
Ich will auch künftig recht achtſam fein.“ 

Lautes Gelächter erſchallt nun in ber Runde, und bie 
Betreffende wird roth vor Scham; dann geht e8 aber wieber 
Auftig zur Arbeit, indem fie ſich wechfelfeitig zur Aufmunterung 
den Spruch zurufen: 

1 6. das Bort im Wöorterbuch. — 2 d. i. Knoten. — 3 Gen 


kommt diefe Derkleinerungsform ftatt Mädchen, Räbchem nicht nk 
auch in Rennerod fügt man font Mädche, Rädde. 


235 


„Iſt der Spinner" fleißig und mag, 
Spinnt er einen Strang ben Tag.“ 

Und jede Spinnerin ſucht eine Ehre darin, die zweite Spule 
vol und fomit feinen Roden abgeiponnen zu haben. * 

Oft fommt e8 auch vor, daß die eine ober die anbere 
Epinnerin nit immer an das ſoeben genannte Sprichwort 
denkt, und auch nicht an das folgende: 

"Wenn Hande geht, muß Fude gehn.*® 
fonbern verlegen am Roden zupft ımb — ſchlaͤft. Da bat 
man nun ein probates Mittel, die Schläferin zu weden. Man 
ki nämlich ganz unvermerkt ben Roden an. Sobald ber 
jelbe brennt, wird bie Schlafende von ber hellen Flamme, 
der ungewöhnlichen Hitze und dem lauten Gelächter der übrigen 
jewedt. Das Feuer ift wieber bald unterbrüdt, und bie 
jefoppte ſchlaft den ganzen Winter nicht mehr. 

Unter folden Späfien, unter Iuftigen Geſpraͤchen und 
trauten Liedern verſchwinden die Stunden recht angenehm. 
Aber Alles geht fittlich und ehrbar her und: 

Mit Glockenſchlag zehn, 
Dann nimmt nun troß Schnee, 
Trog Winden und Wehn 
Gin jebes Abe.“ 
Iſt nun die Zeit gekommen, wo es heißt: 
„Lichtmeß — bei Tag ef, 
Spinner ben Roden vergeß,“ 
dann if in der Regel Alles gefponnen. Nun wird das Garn 
in Afchenlauge tuͤchtig abgekocht, dem Froſte ausgefeßt, 
getrodnet, und jegt probiert ber Leinweber feine Kunſt. Es 
wirb nun nad) der Qualität des Garns rauhes Tuch, Werke 
tuch und flaͤchſenes Tuch gemacht. 

Wenn aber bie Schlüffelblümdhen blühen, und der Guckuk 
aus dem Walde ruft, dann ift das Tuch gewoben. Dann 
fpringen bie Kinder zum Vater und Bitten fih aus, das 
Tuch zu bleichen. Auch holen fie fich ſchöne Bücher und leſen 
in ber Zwiſchenzeit Iehrreiche und unterhaltende Geſchichtchen. 

Kun tft dad Tuch weiß. Frigchen und Hannchen erhalten 
num gleich ihren Lohn, Fritzchen ein Kittelchen, Haunchen ein 
Rödhen. So oh und glädli wie fie, {ft nun Niemand. 
Jept kommt auch die Reihe an die Erwachſenen; auch fie 





1.68 fpinnen Hier nur Mädchen und rauen, do hört man nie 
Spinnerin. — 2 Jeder Moden liefert einen Etrang. — 3 Bern die 
Hand geht, muß auch der Fuß gehn. 





236 


erhalten ihren Lohn fürs Säen, Zäten, Neffen, Brechen unb 
Spinnen. Das Tuch wird blau gefärbt, und nun erhalten 
Kleider die Maͤdchen und Burſche, Vater unn Mutter. Unb 
ein Burſche glaubt fich auf der Kirmes am ſchoͤnſten gefleibet, 
wenn ber blaue Kittel vorn mit zwei Reihen weißer Knoͤpfe 
bejept und die beiden Achſeln mit ſchwarzer Seide recht zier- 
lich verbrämt find. Denn er ift ſtolz auf das Sprihwort: 

„Selbft geiponnen, felbft gemacht, 

Iſt die beſte Bauerntracht.⸗ 

Ein großer Theil des Tuches oder beſſer der Leinwand 
wird zu Hemden, Betttüchern, Handtüchern 2c. verienbet. 
Das Übrige wird zum Krämer gebracht, welcher bebeutenden 
Handel damit treibt. . 


45. Baterländifches Volksleben. 
(Abgedrudt aus dem „Allgem. Rafjau. Schulblatt" 1861 Ro. 12 m. 13. 
mitgetheilt dom Lehrer Seibert in Efiershaufen.) 

Riep!,* der befannte Kulturhiftorifer, hat mit Ber 
mügen wahrgenommen, wie in Norbbentfchland die Dörfer 
fa gegenfeitig mit allerlei Witz- und Spignamen belegen. 
Dort ift noch Cigenartigkeit, Übermuth, Lachluft, überhaupt 
Volkskraft. Die Mittelftanten dagegen befigen nicht mehr 
fo viel Humor, um einander foppen und ſpotten zu können. 
Ganz rihtig! Die Mitteldeutſchen find verwiſchte Menfchen, 
haben Köpfe einer wie ber andere, Hörner einer wie ber 
andere, zerrißne und zerfplißne Klauen einer wie ber andere. 
Doc) geiftreicher Landsmann, wir haben uns unterwunden, 
mit Dir zu reden. Es möchten auch unter und etliche muth: 
willige Dörfchen fein, zehn, zwanzig, vielleicht ein ganz blau 
Ländchen vol; fol man nicht Notiz von ihnen nehmen? 
Ja doch! Aber man falle die Aufgabe weiter, ziehe lieber 
aus jämmtlicher Vollkspoeſie das Nedifche, Naive und Wigige 
heran; wo bliebe fonft die Geiftreidhigkeit ? Schön — 


1) Thaten und Fohrten des Fr Heffen, von ihm feläft 
erzãhlt. 

„Ich Bin der blinde Heß, geboren im blauen Laͤndchen, alt 

eworden in Heffend Schietfalen, oft dabei geweſen, wo ber Lepte 


ichts kriegt hat. Kaum, dag wir in Amerika den. Was- 
hington (jpr. Uaſchingt'n) Hinter und breingefprengt und in 


41 Zn: Sand und Keute, 5. Aufl. 1861, ©. 148 f. 


237 


Europa geholfen, Qugemburg verfpielen; fo kamen wir in bie 
fung St. Goar. Et. Goar? OD wie fer! Überall 
chanzen, Wäle und Mauerwerk! Gräben und Minen bis tief 

in den Hungrüd hinein und Alles vol Pulver. Sieben Bonas 

parte hätten und nicht vertrieben Ein Eoplag Bunker, und's 
linke Rheinufer wär in die Luft geflogen! Doch wir über 
gaben und bezogen ein Lager vor Mainz. Dort erblidten 
wir einft im Morgennebel fürdpterliche Geftalten. Was ift 

Das? Sind die Franzofen ausgebrochen? Mit gefälten 

Bejonette giengen wir blind drauf ios. Hurrahl — es waren 

Mifthaufen, die eben ein Bauer zittete. Guter Mann, wenn 

bu ein Sranzofegewefen! — Darnady bejertierten wir ehrlich, 

fort heim ins blaue Läntchen. Das war aber nicht leicht, 

War man ben Fleifhmännern entgangen, fo ſtand bort am 

Wald ein Zigeuner mit gefpannter Flinte. So ein Schwer⸗ 

nöther war Fapabel für ſechs Flüchtlinge, nahm ihnen Alles 

ab. Bubem trugen die Unfern Bebenken, und aufzunehmen. 

Mit Ab und Krach erreichten wir Hilgert. Die Hils 

gerter Brüder mit den langen Steden find fonft 

ar frieblih und fromm; aber wenn man fie in Verlegen 
eit fegt, wird ihr Zom groß und fürchterlich, ja, fürdhters 
lich und groß. Kaum, daß fie ihr Dorflind aufnahmen! 

Sie ftedten es ind Heu und ung jagten fie über Die Graͤnze. 

Wir famen gen Wisper. Ihr Wisperer, ’8 Thor 

uff! Doc die machten die Thore zu. Ich kommandierte 

Sturm, und wir Brangen in die Stadt. Nun waren bie Haus⸗ 

thüren verſchloſſen. Wir griffen zu den Echornfteinen hinein 

und öffneten fie. Badt und die Gier! Man Eu die Pfannen 
auf, aber da reichten Die Stiele weit zur Hausthür hinaus. 

Kam ein Windftoß, flau! Tag bie ganz’ Vefcheerung im Feuer. 

Da fanden wir Boften an den Thüren, bis die Gier gebaden 

waren, aßen und zogen ab. Ich nahnı mir noch für einen 

Kreuzer Zunder mit, heil was Lappen! Ich hätt’ mir koͤnnen 

den Hals abſchneiden und Zunder drauf Iogen! — Wo hinaus? 

Kamerad Bud) wollte rechts, Kamerad Wallmenad links, 

Nach Buch geht fein Weg! Alfo nah Wallmenach! 

Die Kaffler Straß’, auf die wir Famen, füßrte dahin, zus 

naͤchſt nach La uter i. Diefes Dörfchen fanden wir in ober 

Aufregung. Es betraf einen fetten Hammel, ber gejchlachtet 

werben follte. Man wußte nicht, follte man ihn guiden 

oder ſchaͤchten. Der Ortövorfland entſchied endlich für bie 

Trummjäge. Da haben die Lauterter dem Hammel 

deu Hals abgejpnitten mit der Trummjäge — 

In Wallmenady blieben wir mehrere Tage. Man ſchnitt 


238 


Rom. Zum Seitvertreib und bem Bieruhreffen zu Gefallen 
iengen wir flundenweil’ mit; aber das fuhr Ginem ums 
auf wie lauter Richts. ALS wir nämlid im Kranz faßen 
und die Was (Hausfrau) das Sädchen öffnete, um Brot 
und Branntwein berauszulangen, was fam zum Vorfchein? 
Sauerteig! Sie hatte aus Verſehn den Sauerteigsbeutel 
mitgenommen. Und wißt Ihr was ? Den andern Tag giengs 
gm wieder fol Ei, ihr allerweltfen Sauerteigs« 
eutel! — Auf dem Feld nahmen wir Abſchied und ſchlugen 
und in den Bachheimer Grund. ALS wir fo bahingiengen, 
befiel und eine merfwärbige Mübigfeit. Wir wurden fo faul, 
fo malat, fo kaput . . . am Hefienländer Weg konnten wir 
nicht mehr fort. Da lagen wir. O wie wehl Des Pfades 
kamen zwei Mebger. Sie befahen ung, befühlten und und 
fagten: Ihr babt’8 Ölsberger Thier! '8 Oisberger 
hier? Was ift das? Jal das regiert hier, drei Stunden 
um —— herum, Sommers in der Hipe, brüdt bie Leute 
im Kreuz, hängt ihnen in den Knochen wie Blei und fliegt 
erft gegen Abend wieber fort. — Wunderbarlih! Aser ea 
traf zu. Schon um Sechs wurb’ es und leicht und wir 
brachen auf; nun fpfürten wir bald, daß wir alle etwas Ab⸗ 
weichen hätten. Mir ſchluͤpften ins Ufergebüjch eined Wache, 
der von einem Dörfchen oben herabkam. Kaum, wir 
faßen, horch! da erſcholl ein Rufen und Schreien: He! hei 
Wir rafften und zufammen, ui der Fuld! das ganze Dörfe 
chen kam gezogen, der Schultheiß an der Spitze. Er redete 
und an: Wir haben's nicht gern, daß Jemand hier unten 
feine Nothburft verrichtet. Die Miehler find reich ge, 
Wir thun's oberhalb des. Dorfes, damit bie Abfälle auf 
unſre Wieſe fließen, unfer Ort heißt: Piß-hie⸗ho we (Bir 
fiahofen) — Gut! Wir erfühten den Wortlaut und fepten 
anfre Reife fort, Ramerad Braubach voran. Gr belehrte und: 
Sn Dahfenhaufen 
ft nicht viel zu maufen, 
ort geh’n bie Kaßen ſchnauſen! 
Aber: 
gu Braubach in ber Kellerei, 
ort ftehn drei Echüffeln vol Herſchebrei 
In aner Reih | 

Als wir hinfamen, was meint Jhr? Prost tie Mahlzeit! 

In die Stoßkarren haben fie und geipannt. Wir 
Ramfcheblätter fahren und Schauzen (Holzwellen), 
alle Kehr e ganz Vaͤrtel (24 Stüd). In Braubady bringt 


230 


jed Bübchen ein Stoßkarrnchen mit auf die Welt, fpielt bar 
mit, ſchlaft darin, wird mit ihm groß. Was ein echter Brau⸗ 
bacher ift, kann ohne Stoßfarren gar nicht gehen, er befommt 
den Schwindel. Die Braubacher haben au den Stoß 
karren weſentlich verbefjert, wie man das Alles im Lahn 
feiner Stoßkarrnliedchen befungen findet. — Nun fieng der 
Kriegsrath Wind von und. Hätten wir Seiner Frau ’nen 
Büchfenrangen voll Brabänter auf die Keffelmauer butjcheln 
Lönnen! Wir flohen, noch zu Zweit, Kamerad Buch und ich. 
Su Becheln war es ftill, wie auögeftorben. Wir fragten 
ein Eleines Mädchen: Wo ift denn dein Vater? „Uff'm 
Morhelftüdl“ gab's zur Antwort. Am Ende ded Dorfes 
fragten wir ein Buͤbchen: Wo ift deine Mutter? „Uff'm 
Morchelſtück!“ — Spät in der Nacht erreichten wir einen 
und unbefannten Ort. Wir klopften an ein Fenfter: Bft! 
Habt ihr friſch Wafler? Jo! ’8 if’ erft vorgeftern ges 
holt! Abm, dasift Singhofen! Wirtranfen und ſchlichen 
fort. Fruͤhmorgens begegneten und Frauen, weiße Mahnen 
auf dem Kopf, ald giengen fie zu Markt. Wo feid ihr her? 
Bon Bremberg! Was tragt ihe feil? Diebern! Bald 
tam noch ein Trupp, dann noch einer. Nichts als Himmel 
und Didbern. — Dahinten in Birlenbach verbingten wir 
und. Wir faßen ſchon, um ben Miethpfennig zu vertrinfen; 
da ſprach mein Kamerad: Ihr Birlenbacher habt fo ein jhön 
groß Dorf; wo if denn Euer’ Kirch’? Doc war ihm 
kaum das Wort entfahren ... . Was? Ihr wollt und uzen, 
weil wir fein’ Kirch’ haben? Euch fol! Wir nahmen Reife 
dus und die Birlenbacher hinter uns drein mit Agten, Scufen 
and Miftgabeln. Wir liefen in einem Rannt bis weit in 
die Fuchſenhoͤhl'. Ohnmaͤchtig fanfen wir Hin. Als wir ers 
wachten, hörten wir line im Wald ein Glöclein. Wie Hingt 
aus? Bringt ben —— heraus! Bringt den 
Hirfenbrei heraus! Wir dachten faft an Engelchen, die 
ung jpeifen follten; aber e8 war das Lohrheimer Bim« 
beiden. — Vorwärts! Bei der Klingelbader Fran 
ließen wir und gegen ben jähen Reihthum brau— 
den; denn wir waren ſehr heruntergefommen. Unfre ganze 
Baarſchaft war ein Reun-Kreuger- Stüd Algerter Geld, 
d. 5. gut Geld, den Thaler zu 105 gerechnet. — Weiter! Jept 
bieß es, in Acht genommen; denn wenn bie Tiefen bach er aus 
ihrem heißen Thäldhen herauf in die Bergluft kommen. kriegen 
fie den Schnupfen und werben Frappig. Sonft find fie ruhig, 
weich, etwas fpät, doch wenn andre Leute ihre Thüren 
aufgließen, ihließen fie bie ihrigen auch au. — 





Zen 
240 


Ein fuͤrchterlich Gewittter verſchlug uns nad Bud. "Dal 
Nun war ich allein. Bor dem Dörfchen fand ich einen jungen 
Mann, der unter einem Baume lag und jämmerlich weinte. 
Dabei Erümmte und baͤumte er wie ein Wurni. Mein 
Gott, was iſt? Haft du ein Bein gebrochen? Ad, wenn 
Das wäre! Nein, ih Hab ein Weib von Raſtätten! 
— In Raftätten hätt’ ih können mitefjen, wenn 
id ein Elein wenig eher gefommen wär‘. Die Hum 
perter Kerb war aud aus und bad Ärgerlichfte, benft 
einmal an! in dieſem Huppert mußt’ id über Nacht 
bleiben! 

„Damals hat man Häufer gezeugt und Kinder gebaut, 

Die nicht geftorben find, leben noch, 

Und bie nicht mehr Ieben, Liegen im Loch.“ — 


2) Eine geographifche Lektion 
Hier ift die Karte vom blauen Laͤndchen. Eine Furze Rad: 
leſe haltend, rutfehen wir mit dem Finger von Dörfchen zu 
Dorfſchen, um zu vernehmen, was Eins vom Anbern weiß 
und erzählt. Auch früher ſchon Dageweſenes Iaffen wir weg 
und führen an zum Erſten einige runde Rebensarten: 


Wer durch Diethardt geht und wirb nicht gefoppt 
Und durd) Naftätten und wirb nicht gezoppt 
Und durch Miehlen und wirb nicht geſchlon, 
Der kommt glücklich an bie Lohn. — 
Mündert Aiindenreh) ift bas Butterloch, 
Al gert (Algerod) iſt der Deckel droff. — 
Wißt Ihr nicht, wo Bornich liegt? 

Bornich liegt aufm Gleichen, 

Wo bie jhönen Mädchen find, 

Aber wenig reichen | 

Wenn fie norgens früh auffteh’n, 

Gucken fie nad) den Wolfen, 

Treiben fie die- Küh’ hinaus, 

Die noch nicht gemolfen! — 

Gehſt du mit nad Klingelbach 
Geißelaͤmmchen Faufen? 

Mäddyen mad) das Etällhen zu, 

Daß fie nicht fortlaufen. — 

Der FKürft von Bieberich, 

Der bat fan Kreuzer üiberig. — 


In Bornich geht Fein Wind. — Der Bachheimer 
Kirchengeſang geht nach dem Michler Gewannenbuch, bed 





241 





ämlich in Unorb: iſt. W 10 db 
Tonne Ihe jovon Sopnfihter (Bafıfen) = Bun Huber 
Lied Dr. Eiſenbart: 


nach 


1. Der Weg von Caub nach Sauernthal 
Iſt unten breit und oben |chmal; ! 

Und kommt man weiter auf bie Hoͤh', 
Sieht man die alte Burg da ſteh'. 


. Ste haben eine Kirche dort, 
Das ift das ſchoͤnſte Haus im Ort; 
Die Orgel if ein wenig Elein, 
Doc fingt und pfeift fie ganz allein. 


Auch, Haben fie 'nen Brunnen brein, 
Das iſt der Sauernthäler Wein; 
Und wer davon nicht trinken Tann, 
Der ift fein Sauernthäler Mann, 


. Auch haben fie ’ne Mühle bort, 
Die geist fich einer Kaffebott; 
Die Räder, Wände und das Dad, 
Die ganze Mühle hat den Krach. 


. Auch leben fremde el dort, 
Selen, 
en thu ol in: 
Bde kann man Spapen fehn! 


. Die ſchoͤnſten Jungfern an dem Rhein, 
Die find in Sauernthal daheim; 
Das macht die edle Kirſchenfrucht, 
Sie wirb in Sauernthal geſucht. 


. Wer noch nicht war in Sauernthal, 
Der geh doch hin und ſeh's einmal; 
Denn wer noch nig gefihn dervon, 
Der kann noch nit vun Wunner fon (Jagen). — 


Noch einige Verzählchen: 
Hier iſt Saufenfelden! Daſelbſt wohnen hauptmaͤßige 
Samen; fü Taufen felten. — Dopenkein hat ber 


Teufel gegründet. Er brachte das Dorf 


in einem Querſack. 


1 _Beiter verbreitet, aber weniger richtig if der Anfang: Der Beg 
auernthal mach Gaub, der tft begränzt mit Grad und Laub, — 
i tigen iſt Das Lied ſehr gelungen, heiter, leicht, muthwilig, echt 


Rehrein: Volkoſitte. 16 





242 


Der Hintertheil entfiel ihm und blieb im Thal liegen; ben 
Vorbertheil brachte er auf die Höhe. — Beim Kirchban 
in Patersberg erſchien der Teufel und fragte, was das 
jeben follte. Die Leute fagten ihm: En Wirtshaus! Da 
alf er fleißig Steine tragen. Als aber hernady das helle 
Kreuzlein auf ber Kirche prangte, fehleuberte er ein Felsftüd 
darnach, warf jedoch zu kurz und der Teufelöftein liegt im 
Hafenberg. — Ald Outenader erbaut war, Tagen auf 
dem Bimmerplage noch allerlei Abfälle, würfelige und rund: 
liche Klöger. Ein Blinder, der Darüber ftolperte, — hielt dies 
felben für Krautföpfe und meinte, hier müfje ein guter Ader 
fein. — Die befannte Erzählung von der Stiftung Born» 
gofens ift dahin zu berichten, daß das Haus anfänglich 
obenzober:Klofter hieß. — Als Becheln fertig war, 
bemerften bie Leute, daß ein Bach fehlte. Sie Tamentierten: 
Ah, ein Bäcelchen! Umfonft! Der Ort befam nichts als 
den Namen.* — Hier ift Schweighaufen! Am Spripen: 
haufe daſelbſt verjammeln ſich aljährlid im Frühjahr die 
Kesihe bes blauen Ländchens. Es ift fo ein altes Lommher. 
ber Nacht find fieda, zu Tanfenden, auf Straßen, in Küchen, 
Kellern und Wiefen. Alles Tobtfchlagen Hilft nichts. Wenn 
fie fih fatt gequaft und berathen, find fie ebenſo plößlich 
wieder verſchwunden. 
3) Alletlei Äberfegungen. 

Der Volkswitz hat ein beſonderes Wohlgefallen baran, 
Xhierfiimmen und andere Naturlaute zu überfegen, ihnen 
einen pafjenden Gebanfen unterzulegen. Ungeſucht, maß 
haltenb, nur das poetifche Element Furz herausnehmend, find 
Die Erzeugniffe diefer Art nicht viel beſſer, als die Fünftlichen, 
weit auögemalten Schwalben» und Wachtellieder und der 
gleichen Poetififationen. — Im „bl. Laͤndchen“ gibt es z. V. 
gute und fchlechte Mühlen. Die erften mahlen nur unter 
der ftolgen Bedingung: Drei Sefter vom Malter! Drei 
Sefter vom Malrer! Den andern geht zuweilen das Waſſer 

"aus, fie ermatten und garren: Ich kann nit mihl Ih 
bleibe ſtihl Füllen ſich unterbefien die Schaufeln, fo gehts 





1 918 der Gründer Braunfchmweigs zum erflenmal durd fein 
Etäptfein ritt, wieherte fein Pferd vor Mreude; er aber rief ihm zu: 
Braun f we — Barum das Wort Sad in allen fichen 
Spraden? Es kommt vom Thurmbau zu Babel! In der Spradver 
wirrung verftanden die Leute einander nit mehr. Rur beim Namen 
Brotfad dachte jeder an das rechte Ding, Jeder lief nad) feinem Ead, 
ad fo fam mit diefem aud das Wort in ale Zungen. 


243 


wieder ſchneller und c8 klappert: Doch noch nit! Doch 
noch nit! — Daß bi. L. hat fo keine ſchwere Glocken wie 
Der Rheingau, die da dröhnen: vinum bonum! vinum 
bonem! fondern helle Iuftige Olödlein: Schufterd Andres! 
Schuſters Andresi Das Naurother Gloͤdlein Elingt: 
Hiebs Hemb uff, Elopp hinne druffl Hiebs Henb 
uff, fopp hinne bruffl und bie Bornicher Dorfiele: 
Bring Geld! Bring Geld! — Am Weihnachtsmorgen 
verfündet der Hahn: Chrift ift geborn! Dann fragt die 
Kuh: Wu? und das Geißchen antwortet: Zu Betlehem! 
Zu Betlehem! — Die Biege eined armen Mannes bes 
Schwerte fih: 's geht ſchmal heri Da tröftete fie Nach 
bar Wupcden: Gewohns! Gewohns — Im Winter 
nennt ber Sperling den Bauer: Birrel Birrel im 
Sommer ſchimpft er ihn: Diebl Dieb! Den Knecht weckt 
er Morgend: Phil'ppl Phil'ppl — Das Hungrige Käps 
hen brüdt fi) an Die Hausfrau und miaunt: Rahm! Rahm! 
und ber verlichte Kater ruft der Käpin zu: Komm mol 
raus! — Der Buchfink pfeift: Michelche, Miele, 
ich fomme in dein Haus! Ich komme in dein Haus, 
— Wenn der Förfter zu Walde geht, ruft der Rabe dem 
Holzleſer ſchnell zu: Lafl Lafl — Die Henne, wenn fie ein 
Ei gelegt, ſchreit: Badts de Mittak! Badts, badts 
de Miltaki — Der neumodifche Hahn, durchaus unzufrieden, 
Magt in langem Ton: Alles verloren! Dann entgegnet 
ihm der einheimifche frifch weg: ’8 if’ jo nit wohr! Die 
jungen Hähnchen fingen Quartette; eins ruft: Ich will 
ih Brut! das andere: Ich bin hübſch rurhl ein 
rittes: Ich gih’n in die Ähr’n! das vierte: ’8 wird 
nit Tang währ’n! — Ein Dieb fuhr aus, Rüben zu ftehlen. 
Sein Roßkarrn, nicht —— — beftändig: Rüme 
hollel Rüwe bollel Das hört der Schüg, fchleicht nach 
und fommt in bie Nähe, als ber Dieb eben geladen hatte. 
Und diefer ftülpt feinen Karın ſchnell um, flieht, und das 
ungejhmierte Rab fchreit nun: Will fa Rümwel Will fa 
Rümwel — Ein Megger Holt ein Kalb, ohne es glei zu 
bezahlen. Damit num der uͤbliche Lärm unterbleibe, legt er 
feinem Hunde den Maulforb an. Der aber drollt ärgerlid 
hinterher und gauzt Durch die Naslöcher: Geborgt! Ges 
borgt! — Schon ftehen die Hochzeitsmuſikanten an ber 
Kirchenthure, um den Heimzug zu eröffnen. Aber, o Herzes 
leid! die Braut drinnen fagt: Nein! Da fragt die Violin: 
Was hun m’r dann nu’ ausgeriht’t? Was hun 
m’r bann nu’ außgericht't? Und die Baßgeige brummt: 





244 


Ka Hundsfott! Ka Hundsfottl — Wenn_bie alten 
Halbmonbbläfer bliefen, fo hieß das: Ich bin Bei Schäfers 
Grith geweft, id bin bei Schäfers Grith geweſt, 
fie war awer nit dehaml! ober ein anbered Signal Hang 
gar wie Siegeslied: 
. Kaft ihr weiche Hahne? 

Tra rattatta tal 

Die Ruffe komme vu’ Rhane! 

Tra rattatta tal — 

Kaft ihr welſche Gidel? 

Die Franzoſe fumme gehidelt! 

Kaft ihr weiſche Raweẽ 

Die Ftanzoſe krieje die Schawel — 

Die heutigen Horniften blafen: Kaffee, Kaffee und 

Bude bazul Kaffee, Kaffee und BZuder dazul 

affee, Kaffee, Kaffee! Die alte Zeit war überhaupt 

berber und fräftiger. Damals gieng auch der Volksgeſang: 

To tollollorol To tollollorol Während das heutige 

Geſiug fo lautet: Zim zimzerlim! Zim zimgerlim! — 
. A) Aus dem gewädsteide, 

Wie über feine Hausthiere, fo fabuliert der Landmann 
auch über feine Gewächle. Die Dichtungen biefer Art find 
meift vol finnlicher Friſche und zutreffender Bilblichkeit, da 
bei aber überaus zahlreich, jo daß wir ihr Vorkommen im 
Volkslied, in der ——— in der Blumenſprache x. 
übergehen und tm Übrigen ebenfalls nur Ciniges anführen. 

ir3 Erſte die Namen der Pflanzen. Sie enthalten einen 
Schaß von Poeſie. In Dietharbt heißt z. B. ber Rain 
farren Hegenleiterhen. Sehr gut Hezen, Elfen u. dgl 
eigen an biefem Kraut auf und ab, reiteln fi darauf, 
wideln fid hinein. Dadurch erhält es geheime Kräfte. Son 
fEribierte, die fi davon in Die Schuhelegen, ziehen ein Frei⸗ 
loß. Das Stiefmütterhen heißt Bedertelden: denn das 
Blümchen ficht aus, wie ein alt Weibergefichtchen, bedenllich, 
zahnlos, dazu mit einem blauen Beizehen mit blauen Bind- 
bänbern gejhmüdt. Wie fchön ift die heilige Familie bebadhtt 
Es gibt ein Jehovahblümchen, ein du lein Ghrifi, 
Blutötropfen Ehrifti, ein Marienröschen, eine Mar 
tienbiftel und ein Marienträutchen, auf dem bie 
Mutter Gottes die Windeln getrodnet. — Naiv laßt fih 
die Einbildungskraft zuweilen irre führen. Der Wegerich 
keit auch Kahchen, Kapenfchwänzen ober Kapenftielden. 
ie Kinder, das Wort für Kapenftühlchen nehmend, flechten 


245 


num von ben Stielen ein Stühlen, mit einem Sizzchen, 
einem Lehnchen und zwei Löcheldhen, eins, woburd das Stätchen 
pißt und eins, wodurch es Tadt. Überhaupt Ieben und weben 
die Kinder den Sommer über ganz in ber Pflanzenwelt. 
Sie verfertigen Kränze, Sträuße, Ketten, Kreilen, Befen, 
Raſſelchen, Sonnenſchirmchen, Ohrringe, Spangen, Körbchen, 
Pfeifen und Farzen; fe affortieren vollftändige Kranıläden, 
Bauernwirtſchaften u. dgl. Alles aus Pflanzen und Pflanzen» 
theilen! Knaben uniformieren ſich zu Soldaten; ein Geflechte 
von Kapenftielhen gibt den Helm, ein Moosbüfchel den 
Schnurrbart, Schneidgras den Säbel, eine Kette von Loͤwen⸗ 
geh das Banbdelier, von Kletten werben Knopfreihen und 

hnüren angejegt und mit dem rothen Saft irgend einer 
Beere Wunden und Bleſſuren gemalt. 

Opftbäume folft du nicht mit Wadelfteinen werfen, noch 
mit Backesſtangen Hineinfchlagen; wirft du fie werfen, fo 
follen fie verdorren und ihr Segen aus deinem Keller weichen! 

Doppelte Kornähren ſollſt du an deinen Spiegel feden, 
bamit der Bligengel an deinem Haufe vorlibergeht! 

Auf Himmelfahrt folft du Schürzen -voll_ Gras holen, 
Nefieln, Waflerwnrz, Sanikel und Xhee für dich und 
bein Vieh; denn an biefem Tage ift Alles, was grün iſt, 
Gekraͤutl 

Deine Bohnen ſollſt du ſetzen auf Bonifazius; denn das 
tft der allgemeine Bohnentagl 

Im Heumadhen follen deine Söhne neue Kamföler tragen, 
und beine Töchter ihre Sonntag-Nahmittags-Halstüchelhen 
anlegen; denn es ift des Jahres erfte Erntel 

Apfel ſollſt du nicht anrühren, noch eſſen, bis fie St. 
Sakobus gefälgt hat! 

Wenn ein Baum zweimal blüht im Jahre, folft bu dich 
auf einen Sterbfall unter den Deinen bereit halten! 

Fünffingerkraut ſollſt bu in beine Ställe Hängen, denn 
e& iR da& Kraut ber Enthegung. Deögleidsen fol du tun 
mit Blutfraut in deinen Hühnerftällen! 

Wenn deine Töchter unreinen Herzens find und fie ſäen 
BVeterfilienfamen, fo ſoll er ihnen nicht aufgehen! 

Doppelte Zwetſchen foll deine Frau nicht efjen, fie möchte 
fonft Zwillinge gebären und eine große af über dich 
bringen! — — 





246 





5) Sur Leßte des Herens. 
„Abel, Babel, Babe! — 

Der Hexenkultus ift eine Geheimwiſſenſchaft höheren 
Gredes. Bum Brauchen verhält er fich etwa wie das Märchen 
zur Sage. Die Geze Tann ſich in jedes Thier verwandeln, 
am liebſten in eine Katze, nicht aber in ein Lamm ober in 
eine Taube. Als Menſch hat fie irgend ein Abzeichen, rothe 
Augen, triefende Augen, zweierlei Augen, einen Kropf, eine 
Warze auf dem Kopfe, zufammengewachjene Augenbraunen. 
Sie kann Einen nicht recht anfehen. Sie fohreitet nie über 
einen Bejen, hebt ihn auf und geht drum herum. Um fie 
ſicher zu erkennen, hänge man einen Kranz von Hegenfraut 
am Durchzuge wagrecht in bie Schwebe; berjelbe macht 
allerlei Teife Drrhhewegungen, eht aber plöglich ftill, wenn 
eine Hexe ind Zimmer tritt. Verdaͤchtig find alle Weiber, 
die gern Feuer leihen, glühende Kohlen; man werfe ihnen 
jedesmal eine nach. Wenn ihre Stunde jEhlägt, Tann fie nicht 
twiberftchen; fie verläßt ihre Familie, die Epinnftube, das 
Ehebett. Sie lehrt ihre Kunft nie Einen, der es vorher aud 
ſpricht, mittelft derfelben fehaden zu wollen. Das Behexen 
gain durch Anbliden, Anhauchen, Anfpuden, Beloben, 

eſchenken. Man kann einigermaßen vorbeugen durch Kreuz ⸗ 
zeichen, Gebet, brennende Lichter; oder man trage zweierlei 
Strümpfe oder Gamaſchen ober nur einen, ben einen aͤbſch; 
man hänge das Leichentüchlein eines ungetauft verftorbenen 
Kindes in feinen Stälen auf; man fpude, wenn man Gier 
ausichlägt, in die Schalen; man melfe die Kühe uͤbers Kreuz, 
d. 5. die gegenüberftehenden Striche zufammen; Gier ober 
Milk), die man aus den Ställen trägt, decke man zu x. 


Im untern Theile des bl. Laͤndchens ift die Hegerei all» 
jemein. Hexen unb Hegenmeifter gibts genug. Iſt einem 
jaufe ein Leid geſchehen, jo verfammeln fi) des Abends die 

Genoffen, nebft Verwandten und Nachbaren, alle mit Haſel⸗ 
fieden, bie in Säden heimgeholt worben, wohl verjehen. 
Ein Bitierer ſchlaͤgt die Erb: Bibel auf, legt einen Erbſchlüͤſſel 
darauf und bejhwört die Hexe. Ein anderer Iegt einen eifernen 
Keil ind Feuer; ein dritter dreht ein Wagenrab den umge 
Tehrten Weg. Nun muß fie kommen! er Schlüffel vegt 
fich, er zittert... fie iſt dal Aber wo? Sept wird Alles in 
Haufe geflopft, Wände, Böden, Deden, Eden, Schränfe 
u en, innen und aufen, deögleichen Kamin und Rau: 
fang, jowie alle Geräthe und Gefäße in Küche, Keller und 
Speicher, Wo foll fie hin? In den glühnigen Keill Draufl 








247 


Sept wird fie wol ihre Schläge haben. Wichtig! Am andern 
Tage hat diefe oder jene rau blaue Mäler in Menge x. 
3 gibt Dörfchen, wo zuweilen aller Hafel in der Gemar« 
Tung bis aufs legte Stämmen weggefchnitten iſt. 

Der Erzhegenmeifter aber wohnte bisher an der Wisper, 
der weitberühmte Hegenmüller. Seine tägliche Praxis ers 
ſtreckte fich auf den Hunsrück, Wefterwald, Rhein» und Lahn« 
gau, nebſt Wiesbaden und Frankfurt, auf Leute mit Hut 
und Schleier; feine außerordentliche gieng — wie weit reicht 
Doch der mittelbeutihe Humor! — nad Norb» und Süte 
deutſchland und durch kurortliche Wermittelung nach Frank⸗ 
land und Rußreich. Nahte ein Bote feiner Hütte, fo ließ er 
ihn an ber ſchloßloſen, zugeftippelten Thüre lange poltern, 
Endlich, öffnete ſich am papierverflebten Fenfter ein Schieber, 
und die Frage fuhr Heraus: Was wilft du? Der Thür 
büter flammelte fein Anliegen. Uber noch ehe er außgeredet, 
fuhr der Schieber zu: Bin fa Dofter!! Dann Fam bie 
Haudhälterin und leitete eine abermalige Katedhifation ein, 
die dann fo lange dauerte, bis man furz ausfagte, man 
wünfdhe einen guten Rath. Das gefchah aber, um 
den Schein ber Gewerbmäßigkeit vom Geſchaͤfie abzuwenden. 
— Oft giengs auch fo: Der Vote Hopfte, bafl lag bie Thür 
im Hausgang! Und drinnen erſcholl ein Fluchen, Hundeges 
bell und Ei empfen der Haushälterin, das den arımen Sünder 
erſt recht in die gewünfchte Gemüthsſtimmung verjegte. Nun 
erſchien der Meifter, bartverwachſen, Gefichter ſchneidend, 
ein rothes Tuch in Hörnergeftalt um den Kopf gebunden. 
Gr vernahm die Sache. Unter heftigen Vorwürfen, daß 
man immer zu ſpaͤt Rath bei ihm fuche, ftelte ex den Gaft 
an eine Arbeit, ließ ihn fiundenlang graben, oder Holz jägen, 
Miſt tragen u. dgl. Darnach rief er ihn herein und Diftierte 
ihm, fortwährend ggntenb und. habernd, ein Rezept, etwa in 
folgender Weife: Du nimmf emol 9 Stängel Bach⸗ 
Blätter... . No! Gelt, deß kannſte nit jchreime? Wu 
biſte in die Schul gonge? 0. Dunimmft ah 7 Blätter 
Brenneffel.. . No? Jo, es wär fa Wunner, m'r naͤhm 
de Stede... Deß kochſte und nimmſt's in al — 
Seine Mittel giengen entweber auf den Leib ober in ben 
Leib, und fo fuhr die Krankheit aus bem Leib. — ag 
eine Behezung vor, jo fadieete er mit dem Degen an ben 
Wänden umher: Abek, Wabek, Fabekl und trieb die 


1 Gary Ähnlich machte es Meifter Goldmann in Großenlinden; 
er ſchlug die Thüren zu, daß fie faft aus den Angeln fuhren. 





— r 


248 


x in einen Eimer voll Wafler: Siehfte fe bo drin Pie 
ich fie durchſteche? Dann fiel ihm ber Geän; 
bie Waffen: Nein! DO Herr nein! — Die Glorie — 
Daſeius war die Zeit, als er auf höheren Befehl neubauen 
mußte. Da je er eine Hütte in bes Waldes düſtern 
Gründen. — Der Mann aß und trank gut und viel. Richt 
fehr en aber handfeſt, hat er einige Raubanfälle wohl 
Wenn er auögieng, waren zwei gut breifierte 
Abe feine Begleiter. 0 er einkehrte, fehten fie ſich 
neben ihn und fahen ibm beflänbig nad) ben en ax ea 
fragte fie proforſch: Was fangen wir an? Hal dann 
lee die Leute eistalt; denn ein Hünbchen war ber zer 
das anbere feine Großmutter. 


VIII. 
Aberglaube. 


251 


Aberglaube, holländifh overgeldt, atetntf ‚superstitio, alfo eigents 
Hd © berglande, Überglauber, ift ein Hlnansfchreiten des Giau-⸗ 
bens aus den ihm geftedten Grängen; Glaube, daß gewiſſe Dinge eine 
jebeime feltfame Kraft hätten, die fie weder natürlicher Weile, noch nach 
fatholifcper Kchre) durd das Gebet der Kirche oder vermöge gättlicer 
las haben können. Der Glaube au das Übernatürliche uud Übers 
innliche, an das unmittelbare Eingreifen in die Angelegenheiten der Mens 
ſchen ift fein Aberglaube, wenn er and von Mauchen fo genannt wird. 
Grimm hat in feiner deutfhen Mythologie (2. 9. S. 1059 f.) dem 
Aberglauben ein großes Kapitel gewidmet und fagt in der Ginleitung 
dazu: „Es gibt zwei Arten des Aberglaubens, einen tbätigen und leis 
denden, jener mehr das angurium, sortilegium (Weifagung), 
diefer mehr dad omen (Borbedeutung) der alten Vditer. Wenn dem 
Menſchen, ohne fein Zuthun, von höherer Hand ein auffalendes dm 
gegeben wird, folgert er daraus Heil oder Unheil. Entipringt das Zeichen 
aber nicht von felbft, lot er es erſt dur, feine Verrichtung hervor, fo 
beſteht ein pofitiver Aberglaube. Das Ehriftentbum hat natürlich dem 
vofitiven, der mit heiduifcyen Bräuchen verniiſcht war, eher & feuern 
vermocht, ald dem ſchuldlofen negativen Aberglauben, der wie Geipenitere 
furcht auf das menfchliche Herz wirkte. Gebräuche des thätigen Abers 
nlaubens haben immer praftifche Zwede: Der Menſch will fid won einem 
—* ſibel frei machen, 3. ®. ein Sſechthüm entfernen, feinen 
km zehn) fen, oder er will ſein Tüuftiges Glüd wiffen oder fihern.* 
darf igt werben, daß auch mande Sittens und Klugheitöregel, 
auch manches Gebor und Gefek im Gewande des Aberglaubend in ms 
lauf gelegt wurde, um ihnen mehr Geltung zu verfchaffen. 
den nachfolgenden Aubriten hi das Verwandte zufamsmengeftellt, 
der Drt jedoch — angegeben, weil die meiſten Nummern an vielen 
Orten vorkommen, and nichts aufgenommen iſt, was fid nicht Irgendwo 
du Rofjan findet. 





® Das Ober iſt, dem super In superstitio nadhgebifdet; ahd. upar 
(ab) fengida % an: 4 einer Schrift a 1483 eberglanb, 
bei Luther Abergleube, niederd. Biglove 1Bolglaube), bähm. po- 
wärs (Beiglaube). 





252 


Vorbedeutungen. 


Außer den Vorbedeutungen in Ro. 1. f. enthalten auch die Rubrifen An» 
Hänge, Tränme, Tage, Schwangere, Kinder, Breier, Ber- 


1. 


2 
3. 


4. 
6. 
6. 


17. 


lobte, Tod maucherlei Borbedeutungen. 
Wer als Kind rauhes, ſtruppiges Haar hat, wird einſt 


reich. 
Wer kleine Ohren hat, bekommt einſt viel Geld. 
Weiße Flecken auf den Naͤgeln deuten Gluck, gelbe Flecken 
in der Hand beuten Geld an. 
Gelbe Fleden in der Waſche zeigen eine Krankheit, ſchwarze 
einen Tob an. 
Kitzelt e8 einen in der Nafe, jo befommt er ein Geſchenk; 
judt e8 ihn im Innern der Hand, fo bekommt er Gelb. 


. Singelt e8 einem im rechten Ohr, jo wirb er in bem 


Augenblid an einem anbern Orte gelobt; fingelt es ihm 
im linken, fo wird er getabelt. 

Wer oft hinter einanber nieft, bekommt an dem Tage 
einen Rauſch, oder Geld, oder auch Schläge. 
Wenn zwei Perfonen zu gleicher Beit auf benfelben 
Gedanken Tommen, fo leben beide noch Tange. 


I. Die f. g. Glücksſpinne bringt dem Glück, an den fe 


tom. "Dan hütet fich fehr, fie zu töbten. 


. Eine Spinne am Morgen bedeutet Glück, am Abend 


Unglüg, 


. Si d Schwalben Bringen b 
che und Sc ben Bringen em Haufe Segen, 


auf (an) bem fie fich 
Wenn der Kohl im Garten von ben Raupen gefrefien 
ift, fo gibt es eime Hochzeit in ber Familie. 


. Wer ein vierbl; es Aleeblatt von ungefähr findet,. 


wirb bereinft glüdt 

Werben die Erben beim Kochen dunkel, fo Haben bie 

en be n Buff beim Aus ſchaͤumt, fo bebentet 
er ii o 

Das Sc gießen ji ’ 


. Wer bie erchdefechet ber Monate eined kommenden 


aufgeftellte Zwiebeljchalen Salz thun. Schmilt 
Mn einer Schale, jo bedeutet es, daß ber durch 
bie Side bezeichnete Monat feucht, bleibt es unver 
fehrt, daß er troden fein werde, 
Aus dem Bruftbein (dem Springer) einer Gans erfieht 
man, je nachdem dasſelbe weiß oder roth ift, ob ber 
Winter kalt ober gelind fein wirb. 


RX) 


en: jahren will, muß in der Neujahrsnacht in 


253 


Krähende Hühner deuten Streit an, oberTbringen Un, 
lüd ins Haus. 

egt ſich eine weiße Taube auf eine Kirche, fo wirb 
jemand ohnmädhtig. 

er fünf Gulden im Haufe hat, dem verredt feine Geiß. 


. Findet fi in einem Käfe nur Ein Wurm, fo hat man 


Unglüd. 

Wenn in fieben aufeinander folgenden Jahren fein Regen» 

bogen am Himmel erjcheint, jo geht die Welt unter. 

Ban Benten auf Unglüd, Krieg, Peſtilenz, theure 
eit u. ſ. w. 


. Fallt einem bei einem Gange der Stod aus der Hand, 


jo beutet das einen Unfall an. 


an. 
. Wenn etwas Zerbrechliches fällt (Taſſe, Teller, Glas 


u. dgl.), ohne zu zerbreden, fo deutet died auf ein 
nahes Unglüd; zerbricht es, fo wirb ein Unglüd abs 
jewenbet. 
erbricht ein Teller, eine Tafje u. dgl. mitten entzwei, 
fo deutet dies ben Tod einer geliebten Perſon an. 
Wenn es bei einem Wohnungẽwechſel regnet, jo bleibt 
man in der neuen Wobnung nicht lange. 


28. Wenn jemand einen Fleden in der Hand hat, ben er 


ER RER E 83 


acht mit dem Daumen bebeden fann, fo Bekommt er 
treit. 

Das Verſchutten bes Salzes deutet Streit an. 

Wenn das Feuer auf dem Herde Eniftert ober im Ofen 
brummt, fo gibt e8 Streit im Haus. 


+ Kommen in einem Jahre viele Knaben zur Welt, fo 


deutet dies Krieg an. 


. Viele Mäufe im Selbe deuten Krieg an. 
. Eine Kape, die ſich pugt, zeigt Bud, in andern Ge 


enden Regen an.! 

leibt ein Meffer, eine Gabel, eine Schere Beim allen 
mit ber Srig im Boden fteden, fo ift bald ein meift 
‚angenehmer Beſuch zu erwarten. 


. Wenn ein Licht einen Bupen hat, fo bebeutet dies einen 


Brief, ben die Perfon in Kürze erhält, welche dem 
Bugen zunächft fißt. 

Wird bei einer Mahlzeit alles aufgegefien, fo gibt es 
den nächften Tag gutes Wetter. 


Uud feht, wie die Kap auf dem Tritte des Tiſches 


Schnurri und ihr Pfoͤtchen ledı und Bart und Naden fi pupet! 
Das bedeutet ja Freinde nad) aller Bernünftigen N 26 
9. Bo 





254 


37. Hat jemand die Strümpfe nachläffig Herabhängen, fo 
jest man: 68 gıbt bald Regen. 

38. Wein der Bürftenbinber, in andern Gegenden ber Kefjel: 

iider ins Dorf kommt, fo gibt e8 Regen. 

39. Wenn bie Hunde, in andern Gegenben bie Kapen Gras 
freſſeu, fo gibt es Regen. 

40. Wer, wenn ber Guduf ruft, Gelb im Sad hat, Bat 
das ganze Jahr Geld. 

41. Was man ſich während eines fogenannten Sternfchuffes 
wünfcht, geht in Erfüllung. 

42. So oft man an einem Haare ziehen kann, ohne ed zu 
erreißen, fo viele Jahre lebt man noch. 

4. Wen die Zähne weit auseinander ftehen, ber. kommt 
meit in ber Welt herum. 


Angänge, Begegnungen. 

„Keine Art von Aberglauben hat dur dad ganze Mittelafter tiefere 
Wurzel gefchlagen, ald Die Borbrdritungen, die man unter den Bencumungen 
anegang, widergang, widerlouf verftanb. Thier, Bei, Sage, auf 
die man frübmorgens, wenn der Tag noch frifch ift, beim erften Aus · 
gene oder Unternehmen einer Reife unerwartet fließ, bezeichneten Heil oder 

inheil und mahnten dad Begonnene fortanfeen oder wieder aufzugeben.“ 
Grimm, deutſche Mythologie, 2. U. S. 1072 f. 


44. Das Begegnen eines alten Weibes deutet auf Unglüd. 

45. Wem eine Geiß begegnet, der hat Unglüd. 

46. Läuft bir ein Haſe quer über den Weg, fo fei eines 
Unglüde8 gewärtig. \ 

AT. Das Begegnen eines Schweines beutet auf Mißlingen 
deines Gejchäftes, auch auf unfreundlihen Empfang. 

48. Das Begeguen von Schafen deutet auf Gelingen deines 
Geſchaͤftes, auch auf freundlichen Empfang. 


Tranıme 
„Die Tränme find Vorzeichen des Künftigen, aus Bilbern und Gin 
drüden des Vergangenen aufiteigend. Es fonmt darauf an, au weldem 
tt, & welcher Zeit die Träume geträumt werden: nad Mitternacht 
geaen jorgen find fie am wahrhafteften.” Grimm, deutſche Mythologie. 
u ©.-1008 f. 
49. Was man in der erflen Nacht am einem neuen Aufent- 
haltsort, ober am 2. Weihnachtstag oder dreimal hinter: 
einander träumt, geht in Erfüllung. 


255 


. Wer träumt, daß er einen Bahn verliere, hat bald den 


Tod eines geliebten Angehörigen zu beklagen. 


. Wer von ſchwarzen Trauben träumt, Hat bald einen 


Todesfall, wer von weißen, bald Gelb zu erwarten. 
Duntele Zwetſchen im Traum deuten auf einen Sterbfal. 
Wenn man träumt, man tanze ober fei auf einer Hoch 
eit, fo deutet das auf einen baldigen Todesfall. 

er don einem Haare träumt, hat einen Gruß, ein 
Kompliment zu erwarten. 


. Wer von Verftorbenen träumt, hat Glüd zu erwarten, 
. Wer von Läufen träumt, bekommt Geld. 


Wer vog Molden träumt, hat Gelb zu erwarten. 

Wer von Gelb träumt, befommt Verbruß. 

Wer von (faulen) Giern träumt, bekommt Streit. 

— vom Pfarrer ober von ber Kirche träumt, bekommt 
treit. 


Sitten: und Rlugbeitsregeln, Mittel, Böfes zu 
en. 


61. 
62, 


63. 


72. 


23. 


ver! 
Wer Iügt, befommt eine fchiefe Nafe. 
Wer am Tiſche mit den Beinen ugruhig it, flört bie 
Ruhe der Engel im Himmel, 
Wer in die Suppe trinkt, muß nad dem Tode huften. 


. Wer an einem Kleide nähet, das er eben an hat, nähet 


den Berftand an. 


dh 
. B Geld ausleihet, ben ftechen Bienen und Müden. 
. Fällt jemanden ein guter Biſſen zur Erde, fo war er 


{hm nicht gegönnt. 

Wenn ein Kind mit Feuer fpielt, jo pißt es ind Bett. 
Wer beim Kämmen die heraßgefämmten Läufe zählt, 
bekommt noch einmal jo viele. 


. Wer Sand auf dem Kopfe trägt, befommt Läufe. - 
. Stednadeln, Scheren, Mefjer, Überhaupt ſchneidende 


und ſtechende Werkzeuge darf man nur mit freundlichen 
Geſichte verſchenken, fonft zerſchneidet (zevfticht) das 
Geſchenk die Freundſchaft. 


. Gin Meſſer, eine Gabel, die am Abend auf dem Tiſche 


liegen bleiben, ftören die Nachtruhe befien, der fie hat 
liegen lafjen. 

Das vom Blig verurfachte Feuer kann nicht gelöfcht 
werben, in anbern Gegenden nur mit Buttermildy oder 
Miftjauche. 

Auf den Megenbogen darf man nicht deuten. 





256 


74. Bel einer Sonnenfinfternig muß man bie Brunnen zus 
beden, weil da Gift vom Himmel fällt. 

75. Kröten und Froͤſche find in einem Brunnen nöthig, fie 
halten das Waſſer gefund. 

76. not buchen je beim Gehen knarren, fo find fie noch 
nicht bezahlt. 

77. Aa boch Reihfaben an einem Xleibe iſt, fo ift ed noch 
nicht bezahlt. 

78. Ein Tiih im Haufe, ber nicht feft fleht, deutet an, 
daß bie Frau das Regiment hat. 

79. Ein Hund, der Menſchenblut Iedt, wirb toll, 

80. Die Bienen gedeihen nur bei armen Leuten. 

81. Geftohlene Bienen halten id nicht bei dem Diebe, 

82. Gine geftohlene Kae maufet gut. 

83. Sol eine Katze nicht fortlaufen, jo muß man ihr bie 
Haare auf dem Rüden abſchneiden und fie zum Fenfter 
Hinausfpringen laſſen. 

84. Soll eine FR e nicht fortlaufen, jo muß man ſie in 
den drei hoͤchſten Namen über den Zeuerherb heben und 
fie dreimal in einen Spiegel fehen laflen. 

85. Wer ein Glüd, das er genießt, beſonders Geſundheit, 
beruft, d. i. ſich deſſen rühmt, ber verliert ed: baber 
die Beifügung der Worte uuberufen, zur guten 
Stunde gejagt. 

86. Wenn man einem Jäger GIüd zur Jagd wänfcht, e 
wird er grabe unglüdli fein; man muß ihm Weib⸗ 

mannsheil wünfgen, 

Ein Stüdchen Brot von Haus in die Taſche geftedt, 

fügt vor dem Heimweh. 

88. Im Herbft muß man wenigftend einen Apfel auf bem 
Baume lafjen, fonft trägtber Baum im nächften Jahre nicht. 


2 


Tage. 

„Tagwählerei herrſchte bei den Juden, Griechen und wahrſcheinlich 
allen Heiden, Die alten Deutſchen ſcheinen vorzüglich den Mittwoch und 
Donnerstag gehelligt zu haben, nad; ihren größten Göttern, Buotan 
und Donar, Gpäterhin finde id) feinen Wochentag abergtäubifh mehr 
geehrt, als den Donnerstag Dagegen gelten Mittmod und freitag für 
verworfene Hegentage. Sch den Hegenaften erfcheinen die Teufel gem 
Donnerstags und Dienstags. Aber auch Montag gilt für unglüdlic ju 
neuem Beginn. Am Dienstag foll man ausreifen, an ihm Ehen fäjlichen. 
Unter den Ehriften wurden eine Meuge Tage im Jahr ausgeaeicuet, außer 
den hohen Feſten, zumal Johannistag, und faft jeder heilige Tag hatte 
feinen eigenen Bezug auf Säen, Pflanzen, Viehtreiben, Mberlaffen m. dgL“ 
Grimm, deutſche Ahpthologie 2.4 & 1091 f. 





257 





89. Auf dem Wefterwalb find ber Sonntag, Dienstag und 
Donnerdtag, in andern Gegenden bed ande8 der Sonn: 
tag, Dienstag und Freitag Glückstage und beſonders 
zum Schließen von Ehen günftig. 

90. Wenn es am Sonntag regnet, fo regnets die ganze Woche. 

Rehnts dem Parre ufs Bus: von 
Rehnts die ganz Wuch. 

91. Wenn fi eine Krankheit auf ben geomntag beſſert, fo 
wirb ber Patient kraͤnker oder ſtirbt. 

92. Bekommt man am Montag Beſuch, fo wieberholt ſich 
berfelbe jeden Tag der Woche. 

93. Wird man am Montag um Geld angefprochen, fo ger 
ſchieht es an jevem Tage ber Woche. 

94. Wird bei einem Kaufmann, Mepger, Bäder ı. der erfte 
Verkauf am Monta; ag nicht — ſo nich Fi Kirn 
Woche über alle Waare gebo: ftlicher 
Kaufmann macht in einer Bu tee Sea, 
an F% erfte Käufer, ber ſich bei ihm einfinbet, eit 

ude 

95. Wer am Donnerstag ga el ober Garten arbeitet, 


Befommt 1 Ungeziefer, Mäufe, Maulwürfe u. ſ. w. in 
96. Regnet es am Freitag, fo regnet es auch am folgenden 
Sonntag. 


9. Wer am freitag die Nägel ſchneidet, Bleibt vom 
Sms verſchont. 

8. Was am Samdtag Abend gejponnen oder geftridt wird, 
das frefien die Mäufe. 

9. Wer am er krank wird, ſteht nicht mehr von 
der Krankheit auf. 

100. Beim Aveläuten am Neujahrsabend fol man auf Ge 
rathewohl Holzſcheite vom Haufen nehmen und fie bann 
zählen. Die gerade Bahl jagt, daß man wieber auf 

Jahr an dem gegenwärtigen Orte bleibe, bie un- 
grade zeigt einen Wechſel an. 

101. In der Reujahrsnacht Iegen fi) manche Leute ein Kir 
chengeſangbuch unter dab Kopftifen und ſchlafen barauf. 
Am Morgen nehmen fie eine Stecknadel und ſtechen in 
den Schnitt des Buches, Den Vers des Liebes, ben 
fie auf foldhe Weife berühren, fehen fe, as eine Weißa 
gung auf die Begegniſſe des Jahres 

102. Wer auf Nenjahrstag ober Weibnasten Weißkraut 
(Kappes) ißt, hat das ganze Jahr hindurch Ge. 

Rebreln: Bofkäfitte, 





8 _ 


103. Wer am Neujahrstag Apfel ißt ober. bie Leibwäſche 
wechſelt, befommt Echwären an ben Leib. 

104. In der Karwoche ift unfreundliches Wetter (Karwoche- 
weiter), wenn ed auch Die Tage vorher ſchoͤn war. 
105. Auf Grundonnerstag muß man grünes Gemüfe efien, 

ionft Iaufen einem die Geißen nad. 

106. Ein auf Karfreitag gelegtes Ei gibt ein buntes Hühnchen, 

107. Die auf Chriſti Himmelfahrt gefammelten Kräuter (be 
ſonders die Aaronswurzel) haben bejondere Heilfräfte. 

108. Hühner aus Eiern, die auf Grundonnerstag gelegt find, 
änbern jedes Jahr bie Farbe. 

109. Der 29. Februar ift ein Unglüddtag, an dem beſonders 
Verehlichungen vermieden werben. 

110. Vor der erſten Mainacht (Walpurgisnacht), in weldger 
die Hegen den Blocksberg befuchen, macht man zum Schuß, 
beſonders der BViehftälle, drei Kreuze an die Thüre. In 
manchen Gegenden werben auch drei Holunberfprößlinge 
auf den Mift geftedt; in andern werben bie Befen ver 
kehrt in Die Gele geftelt, mit dem untern Theile nad) oben. 

111. Die Kinder, die in der Nacht dei Dreifaltigkeitsfonn- 
tages, in andern Gegenden in ber Mitternachtöftunde 
des MWeihnachtötaged, oder in der Nacht des weißen 
AA geboren werben (Fronfonntagsfinber), ſehen 

ie Geifter. 

112. Auf Andreastag (30. Nov.) gießen bie ale 
Maͤdchen geſchmolzenes Blei in das Waſſer und ſchließen 
aus den mannigfachen Geſtalten, welchem Stande ihr 
kunftiger Mann angehören werde. Sie ſprechen dabei: 

Heiliger Sankt Anderes, 
Beſcheer mir Einen, ber nicht 658." 

113. Am Unterrhein kommt es vor, daß heirathsluſtige Mädchen 
in der Weihnachtsnacht in pe ein 
Glas mit Rheinwafler füllen, ein Gi hineinſchlagen und 
es bis zum Morgen ftehen Iaffen. Je nachdem nım 
die Miſchung am Morgen einen Berg ober ein Schiff 
art, befommen fie einen Laienbrecher oder Schiffer zum 

ann. 

114. Am Andreastag und am Sylveftertag werfen bie Mäbdyen 


1 In Gothes Kauft J. Theil fagt ein Bürgermäbchen: 
Agathe fors! ich nehme mic, in Acht 
Mit folgen Hegen Öffentlich zu gehen; 
Ste ließ mich zwar in Santı Andreas Rat 
Den künftgen Hiebften leiblich ſehen. 





259 


rücklings einen Schuh nach der Thüre: fteht die Spike 
nad außen, jo befommt fie Bald einen Mann. . 

115. In der Ghriftwacht fließt zwifchen 11—12 Uhr aus 
allen Brunnen Wein, und die Thiere im Stalle haben 
Verftand und reben wie Menſchen. 

116. Wenn man in der Chriſtnacht Brot vor das Fenfter 
legt, fo wird es gefegnet und Hält ſich jahrelang uns 
verändert. 

. 117. Wenn man in der Chriſtnacht Die Zwiebeln umfchüttelt, 
fo wachſen fie nicht aus. 

118. Schönes Wetter am Kopulationdtage bedeutet Glück, 
unfchönes dagegen Unglüd in der 

119. Wenn man während des Unläutens des Neujahrstages 
die Obfibäume mit Strohfeilen umbinbet, werben fie 
reichlich tragen. 

120. Bohnen muß man zur Mittagöftunde ſetzen; je öfter 
die Glocke ſchlaͤgt, defto mehr Bohnen gibt ed. 

121. Beterfilie muß man mit freundlichem Geſichte ſaͤen, 
fonft geht der Same nicht auf. 

122. Peterfilie, auf Johannistag gefäet, ſteht drei Jahre, 
ohne zu fhießen. 

123. Der_auf Karfreitag und Fronleichnamstag gefäete Salat 
ſchießt nicht. 

124. Zwiebeln darf man nicht im zunehmenden Lichte fteden, 
ſonſt ſchießen fie. 

125. Sollen Zwiebeln nicht ſchießen, fo wählt man ſie auf 
Martini aus und bedeck fie in ber Weihnachtsnacht 
zwiſchen 11—12 Uhr mit einem umgekehrten Sad, 

126. Wenn die Zwetichenbäume bei abnehmendem Monblichte 
blühen, fo fallen die Zwetſchen ab. 

127. Blumenfamen, bei Vollmond gefäet, erzeugt volle (ge- 
ng) Blumen. 

128. Die Haare müffen bei zunehmendem Lichte gefchnitten 
werden, fonft fallen fie aus. 


Teufel und Segen.‘ 

Dem Teufel und den Hegen hat Grimm in feiner dentſchen Mythos 
fogte 2, A. ©. 936 f. eine umfaffende Unterfuhung gewidmet, natürlich 
vom Standpunkt der Mythologie aus; denn vom Standpunkte des ges 
en vofitiven Thriſtenihums aus muß das Ergebniß ein vielfach 


4 Der Rame Teufel ift undeutfch, das lat, diabolns, grlech. dia- 
bolus (Juößolos), goth. diabatlus, ahd. diuval, diufal, tiubil, Haval, 


| 
I 
r 








260 


129. Wer hinter ſich (rückwaͤrts) geht, erblidt den Teufel. 

130. Speiet man auf die Erbe, fo thut Einem ber Teufel 
etwas an. 

131. Hört man des Nachts feinen Ramen rufen, jo darf 
man nit Antwort geben, benn ber Teufel ruft. 

132. Wenn fi) jemand beim Beten krumm (alfo unchrers 
bietig) jeßt, fo kommt der Teufel. 

133. — das Vaterunſer ruckwaͤrts, fo erſcheint der 

eufel. 
134. Wer ungewaſchen das Haus verläßt, dem ſchaden Die Hexen. 
135. Wer mit weißem Kaͤſe auf die Straße geht, dem ſchaden 


die Hegen. 

136. Dem, der zweierlei Strümpfe, 3. B. einen weißen unb 
einen blauen, oder auch einen Strumpf auf ber linken 
Seite (verkehrt) anhat, können die Hegen nicht ſchaden. 

137. Eine Ziege im Rindviehftalle ſchutzt das Rindvieh vor 


Hexen. 

138. Boſe alte Weiber behexen die Kühe, „thun es ihnen an,” 
daß fie feine ober Blutige Milch geben. Iſt Lepteres ber 
Fall, fo ftellt man die Milh an das Feuer, und wenn 
fie anfängt zu Eochen, fo entweicht die Behezung; oder 
man ſchlaͤgt mit einer Ruthe dreimal in den drei höchften 
Namen in die Mil, fo muß die Hege kommen und den 
Zauber löfen, der auf bem Vieh ruht. 

139. Hegen tönnen an einer Schürze, an einem Handtuch 
u. dgl. die Kuh ober Ziege eines Rachbarn melfen. 
140. Wer eine Hexe zur Freundin Hat, ift glüdlich auf der 
Jagd; wen eine Hexe übel will, der trifft nichts, und 

wenn er ber befte Schüge iſt. 

141. Hegen koͤnnen einen Feind durch das Schlagen eines 
demfelben gehörigen Kleikungsftüdes prügeln. 

142. Die Hegen züchtigt man, indem man fi} ein Kleidungs- 
ick von ihnen verſchafft und basfelbe durchprügelt. 
ie Hexen empfinden dann Schmerzen, als würben fie 

ſelbſt geprügelt. 


mi. —* dere, RZ, 0 Ah bass, hasın, hasse, im edter 
voller, m Ih 
Bagaia (aut Bag und aft. ide, atfädf, ddl, Les 2 Bian)ı fh 
tesse, hägesse, mut, hagetisse, haghedisse, mittelhochbeutichniederd. basg- 
tis, ımbd. hegxse, hexse, hecse, änhd. häge, Hechfe, bei Geller 
«+ 1510) Segin, ſchweiz Sasid, Haagid, eis: Hagwelb, Bald 
weib, zum Hag (Wald) fahrendes Weib. Und die „Unholdinnen varı so 
nn 
ie € vorgezogen, Die eigent eufele ; 
en. ıh 3. gewann Yale Hexe Algemeinpeit. 





261 


143. Man muß in die Gierfchalen fpuden, um fie zum Ges 
brauche für Hegen untauglich zu machen. 

144. Eine an das Scheuerthor genagelte Eule ſchutzt das 
Getreide vor Behezung. 


Schwangere Frauen. 

Gleich der Erforfchung des Bräutigams war es wichtiges Anliegen, 
das Geſchlecht des Kindes voraus zu willen, das eine Mutter zur 
Belt bringen wird. Man weißagte es aus der Begegnung beim Kirche 
gang, aus früheren Kindern, aus demRiefen. 3. Grimm, deutiche Myr 
thologle 2. 9. ©. 1072. 

145. Die Runzeln auf der Stirne einer jungen Frau beuten 
die Zahl der Kinder an, die fie erhalten wird. 

146. Wenn eine ſchwangere Frau zu Gevatter fteht, fo ger 
biert fie ein todtes Kind; in andern Gegenden wird ihr 
Kind, oder der Täufling nicht alt, 

147. Wenn eine ſchwangere Frau zwei Ähren an einem Halm 
von ungefähr findet, fo gebiert fie Zwillinge. 

148. Das Sodbrennen einer ſchwangeren Frau bedeutet ſtarken 
Haarwuchs des Kindes. 

149. Eine ſchwangere Frau, bie ftiehlt oder nafcht, Hängt 
dieſe Fehler ihrem Kinde an, bie ihm dann anges 
boren find. 

150. Eine ſchwangere Frau muß ſich Hüten, unter einem Seile 
durchzukriechen, fonft kommt das Kind, das fie gebiert, 
mit der Nabelſchnur um den Hals zur Welt, 





Rinder 


151. Wefterhaube heißt eine Art Kappe, welche neuges 
borne Kinder mit auf die Welt briugen. Es iſt eine 
Haut, worin gewöhnlich blos der Kopf, mandjmal aber 
auch ber ganze Körper des Kindes ftedt. Die Hebammen 
ſtehen dieſen Hauben fehr nach, indem allerlei Aber⸗ 
glauben damit getrieben wird. Wenn fie aber ehrlich 
denen, fo entwenben fie dieſe Hauben den Kindern nicht, 
Denn dergleichen Kinder follen, zumal wenn fie das 

etrocknete Häubchen beftändig mit ſich führen, wahre 
Kunftgenie werben und zu einem großen Giticke gelangen.“ 
Schmidt. In meiner Heimat (Heidesheim bei Mainz) 
erinnere ich mich aud gehört zu haben, daß folche Kinder 





262 


geigeide Kinder wurden; ob fonft noch Aberglaube 
amit verbunden war, weiß ich nicht. In andern Ges 
. genben heißt dieſe Wefterhaube Helm. 

152. Ein Kind, das zwei Wirbel mit zur Welt bringt, miß- 
räth; in andern Gegenden wirb es gejcheib. 

153. Geſcheide (frühreife) Kinder werden nicht alt. 

154. Bei einem Kinde muß, fo lange es nicht getauft iſt, 
Licht brennen, fonft ſchiebt ber Sale einen jelbalg 
unter. ? 

155. Wer einen Wechfelbalg im Haufe hat, muß, um ihn 
108 zu werben, Alles mit Eierſchalen Tochen. 

156. Die Eigenſchaften der Paten und Goten gehen anf Die 
Kinder über. 

157. Dem Finde, dad zum erſten Male in ein fremdes Haus 
getragen wird, muß man daſelbſt ein friſches Gi (ober 
auch drei) ſchenken, wenn e8 gut zahnen fol. 

158. Wenn jemand, der ein Kind zur Taufe trägt, unter 
wegs pißt, jo kann das Kind während feines Lebens 
namentlich in der Nacht das Waſſer nicht halten. Im 
anbern Gegenden zieht der Pate ober die Bote vor 
der Taufe ein friſches Hemd an und darf nun vor 
Vollendung der Taufe nicht mehr piffen, fonft tritt der 
genannte Hall bei dem Kinde ein. 

159. So Tange ein Kind gefäugt wird, darf befien Mutter, 
wofern jie bad Kind nicht unglädlich machen will, nichts 
aus dem Haufe verleihen. 

160. Iſt ein Kind Frank, fo darf man an niemanden Feuer 
oder Licht abgeben, fonft ſtitbt es. 

161. Die erften ausgefallenen Zähne eines Kindes werben 
in ein Mausloch geworfen, bamit die naͤchſten ſchoͤn 
und gerabe wachſen. 

162. Wer eine Wiege in Bewegung ſetzt, ohne ba ein Kind 
darin liegt, gibt Veranlafjung zu deſſen Tode; in andern 


1 — und Elbe entwenden wohlgeſtaltete Kinder der Renſchen 
ans der Wiege und legen ihre eigenen häßlichen oder gar ſich ſeibſi an 
deren Stelle. Diefe untergeihobenen Geſchöpfe heißen 4 
Amittellat. cambiare — taufden) , ahd. wihselinge, mhd. *5* 
unbd. Wech ſelb älge, auch Kieltröpfe, Didfönfe von ihren di 
üiſen und Adpfen, gwea des Wechfels ſcheinmt, daß die Eide bemübı 
md, ihre Art durch das entwendete menſchliche Kind größer zu zichm, 
welches fie uun bei fi zu behalten meinen und wofür fie ihr eigeneh 
Kiud anaeben. Segen die Austauſchung fihert, daß man einen Schlüffel, 
oder eind von des Vaterd Kleidern, oder Stahl und Nähnadeln In die 
Biege lege. I. Grimm deutfhe Mythologie 2. U, S. 436 f. 


latein. cambiones 


263 


Gegenden zu befien Kranfwerben; wieder in andern zu 
einem unrubigen Schlafe. 

163 Kinder, die im Schlafe Lächeln, fptelen mit den Engeln, 

164. Wenn ſich zwei unmünbige Kinder küffen, fo wirb das 
eine berjelben ftumm. 

165. Wenn die Kinder in den Spiegel fehen und Geſichtet 
jenen; fo bleibt ihnen, wenn grabe die Uhr fchlägt, 

a8 Gefiht in feiner Verzerrung ftehen. 
166. Man darf Kinder nicht unter einem Tiſche durchgehen 
laſſen, fonft wachſen fie nicht mehr. 

167. Wenn man zur Beit des jungen Lichts den Meinen 
Maͤdchen bie Haare ftämpft, jo wachſen Die Haare üppig. 

168. Wenn man Fleinen Kindern die Nägel ſchneidet, fo macht 
man fie zu Dieben. 


Erforfchen künftiger Freier oder Liebhaber. 
Unverwandt römifhem oder grlechiſchem Aberglauben, fo viel ich fehe, 
en die mannigfalten Beifen, künftige Freier oder Riebhaber zu ere 
forfcheu. Das Mädchen laufcht dem Gadern des Hahn, oder fie wirft 
den Blumentranz, oder zieht in beftimmter Nacht ein Schett aus 
dem Holzhaufen, einen Steden aus dem Zaun, und zwar rüds 
Ling® binzugehend; oder bei dunteier Racht greift fie in die Herde, um 
einen Widder herauszuziehen. Auch wirft fie das Hemd, nadend, 
& Thür hinaus, oder greift rÄdlings aus der Thür nad; des Liebſten 
ar, oder Bent ihm Van e an oem Ei au a einen br 
. I. rimm, deutſche jol 2 . ©. jr wo mi 
— — angeführt find. ’ ® 
169. Das Mädchen, das fein Strumpfband verliert, hat an 
feinen Schag gedacht. 
170. Köcinnen, welche die Suppe verjalzen, find verliebt. 
171. So oft es fnadt, wenn jemand an ben Fingern zieht, 
fo viele Schäge hat er. 
172. Liebende ziehen aus der Ylüte des Maßliebchens (bellis 
perennis) ein Blütenblätthen nad) dem andern mit 
en Worten: „er (fie) liebt mich, er (fie) liebt mid 
nicht." Das Wort, welches auf das Ausziehen des Iepten 
Blaͤttchens trifft, gibt Antwort auf Die Frage." 
173. Drei zu gleicher Zeit, aber zufällig in einem Zimmer 
brennende Lichter deuten eine Braut an. 
174. Wenn ein Mädchen wiſſen will, wie lange es noch —— 
bleibt, jo ruft ed im Frühjahr dem Guduf zu: Guckuk, 


1 ©. Gothes Zauft, I. Tpeil, Garten. 


262 


geiheibe Kinder würden; ob fonft noch Aberglaube 
amit verbunden war, weiß ich nicht. In andern Ge 
. genden heißt biefe Wefterhaube Helm. 
152. Ein Kind, das zwei Wirbel mit zur Welt bringt, miß⸗ 
räth; in andern Gegenden wird es geicheib. 
153. Geſcheide (frühreife) Kinder werden nicht alt. | 
154. Bei einem Kinde muß, fo lange es nicht getauft if, 
Licht brennen, ſonſt ſchiebt der Boͤſe einen Werhjelbalg 


unter. 

155. Wer einen Wechfelbalg im Haufe hat, muß, um ihn 
108 zu werben, Alles mit Eierſchalen Tochen. 

156. Die Eigenſchaften der Paten und Goten gehen auf bie 
Kinder über. 

157. Dem Kine, das zum erften Male in ein fremdes Haus 
getragen wird, muß man bafelbft ein friſches Gi (ober 
aud drei) ſchenken, wenn es gut zahnen joll. 

158. Wenn jemand, ber ein Kind zur Taufe trägt, unter 
wege pißt, fo kann das Kind mährend feine Lebens 
namentlich in ber Nacht das Waſſer nicht halten. In 
andern Gegenden zieht der Pate ober die Gote vor 
der Taufe ein friſches Hemd an und darf nun vor 
Vollendung der Taufe nicht mehr piffen, fonft tritt der 
genannte Fat bei dem Kinde ein. 

159. So Tange ein Kind gefäugt wird, darf deſſen Mutter, 
wofern he das Kind nicht unglüdlich machen will, nichts 
aus dem Haufe verleihen. 

160. If ein Kind krank, fo barf man an niemanden Feuer 
oder Licht abgeben, fonft ftirbt es. 

161. Die erften ausgefallenen Zähne eines Kindes werben 
in ein Mausloch geworfen, damit bie nächften ſchoͤn 
und gerade wachen. 

162. Wer eine Wiege in Bewegung febt, ohne daß ein Kind 
darin liegt, gibt Veranlafjung zu defjen Tobe; in andern 

1 Bwerge und Elbe entwenden wohlgeftaltete Rinder der Menfchen 
and ber Wiege und legen ihre eigenen häplichen oder gar fich felbft an 
deren Stelle. Diefe untergeihobenen Geſchöpfe heißen Latein. cambiones 

(mitteat. cambiare = taufgen) , ahd. wihselinge, mhd. wihseli 

nd, Wechfelbälge, aud Kieltrövfe, Didfönfe von ihren di 

Häfen und Köpfen, Zwert des Wechjjels ſchemt, daß die Cide bemüht 

ind, ihre Art durch das entwendete menſchliche Kind größer zu ziehen, 

welches fie uun bei ſich zu behalten meinen und wofür fie ihr eigenes 

Kiud nassen. Segen die Austauſchung fihert, daß man einen sa iffel, 

oder eins von des Baterd Kleidern, oder Stahl und Rähnadeln in die 

Biege lege. I. Grimm deutſche Mythologie 2. A. S. 436 f. 


zıın 


263 


Gegenden zu deſſen Krankwerden; wieder in andern zu 
einem unruhigen Schlafe. 

163 Kinder, die im Schlafe Lächeln, fyielen mit den Engeln. 

164. Wenn ſich zwei unmünbige Kinder küffen, fo wirb das 
eine derſelben ſtumm. 

165. Wenn die Kinder in den Spiegel ſehen und Geſichtet 
ſchneiden; fo bleibt ihnen, wenn grade die Uhr fchlägt, 
das Geſicht in feiner Verzerrung ftehen. 

166. Man darf Kinder nicht unter einem Tiſche durchgehen 

laſſen, fonft wachſen fie nicht mehr. 

167. Wenn man zur Beit des jungen Lichts den Heinen 
Mädchen die Haare ftümpft, jo wachfen Die Haare üppig. 

168. Wenn man Heinen Kindern die Nägel ſchneidet, jo macht 
man fie zu Dieben. 


Erforfchen ünftiger Freier oder Liebhaber. 


Unverwandt römifchem oder griechiſchem Aberglauben, N viel ich ſehe, 
ind bie mannigfalten Weiſen. künftige Freier oͤder Liebhaber zu ers 
Posen, Das Gröden lauft dem Gadern des Hahns, oder fie wirft 
den Blumentrang, oder zieht in beftimmter Madıt ein Scheit aus 
dem Holahanfen, einen Steden aus dem Zaun, und zwar ruͤck⸗ 
Lings hinzugehend; oder bei dunkeler Nacht greift fie in die Herde, um 
einen Bidder herausgugieben. Auh wirft fie das Hemd, nadend, 
Fr Thür, hinaus, oder greift rüdlings aus der Thür mach bes Liebſten 
war, oder dedt ihm den Tifh, an dem er nachts erfcheinen und 
efien muß. 3. Grimm, deutſche Mythologie 2. A. ©. 1071 f. wo noch 
weitere Arten angeführt find. 
169. Das Mädchen, das fein Strumpfband verliert, hat an 
feinen Schatz gedacht. 
170. Köchinnen, weiche die Suppe verſalzen, find verliebt. 
171. So oft e8 knackt, wenn jemand an ben Fingern zieht, 
[0 viele Schäße hat er. 
172. Liebende ziehen aus ber Vlüte des Maßliebchens (bellis 
rennis) ein Blütenblättjen nad dem andern mit 
en Worten: „er (fie) liebt mich, er (fie) liebt mid 
nicht." Das Wort, welches auf dad Ausziehen bes legten 
Blaͤttchens trifft, gibt Antwort auf Die Frage.! 
173. Drei zu gleicher Zeit, aber zufällig in einem Bimmer 
brennende Lichter deuten eine Braut an. 
174. Wenn ein Mädchen wiſſen will, wie lange es noch ledig 
bleibt, jo ruft ed im Srühjahr dem Guduf zu: Guduf, 


16. Gothes Fauſt, I. Theil, Garten. 





264 


wie lang bleib id) noch ledig? So oft nun der Guduf 
ruft, fo viele Jahre bleibt es noch ledig. 
175. Wenn das and Feuer geftelte Spülwaffer einem Mad⸗ 
Sen anfängt zu kochen, jo bleibt es noch fieben Jahre 
ii 


febig. 

176. Gin enden, das die Spinnengewebe wegfegt, Befeitigt 
ie Freier. 

177. Begegnet einem Mäbchen Abends ein Efel, jo befommt 
es einen Wittmann. 

178. Hängt fi einem Mädchen ein Dom an bas Kleid, fo 
befommt e8 einen Wittmann. 





180. Wenn man ißt, und es kommt zufällig ein Rüge 
bazu, fo bekommt dasſelbe einen Wittmann. 


Berlobte, Getraute. 

181. Fällt eine Verlobungskarte vom Spiegel, fo geht bie 
Verlobung zurüd; wird fie ſchwarz, fo wartet ber Ber» 
einten Unglüd.! 

182. Wenn zwei Verlobte ein Kind aus ber Taufe heben, 
fo Tommt ihte Ehe nicht zu Stande. Anders ift es in 
anbern Gegenden. 

183. Verlobte müfen ſich wenigftend einmal in ber Kirde 
aufrufen hören, fonft haben fie fein @lüd in der Ehe. 
In andern Gegenden vermeiden ed die Verlobten, bei 
ihrem Aufruf in der Kirche zu fein. 

184. Wer lacht bei der Kopulation, ber weint in der Ehe. 

Die Handlung ift zu ernftl) 

185. Es bebeutet Glück für ein verlobted Paar, wenn es der 
Braut in den Brautkranz regnet. In andern Gegenden 
deutet ein regneriſcher Tag auf eine trübe Ehe. 

186. Wer in der Trauerzeit für einen geliebten Angehörigen 
Hochzeit Hält, hat bald einen Trauerfall zu beklagen. 

187. Verlobte müflen ſich bei der Kopulation fo dicht an 
einander ftellen, daß fie ſich berühren, fonft drängt 
eine dritte Perſon zwiſchen fie und flört dem ehelichen 


Frieden. 





1 Diefer Aberglaube iſt erſt in mexerer Zeit mit den Verlobung 
tarten entitanden. 


265 


188. Wenn Bei ber Trauung etwas zerreißt ober zerbricht, 
fo wird bie Ehe unglüdlic. aemeß 

189. Das Zerbrechen ober Verlieren des Traurings bedeutet 
Ungläd, meiſt frühen Tod. 

190. Wenn zwei Paare an Ginem Tage kopuliert werben, 
0 bat das eine Paar Unglück. 

191. Eine Braut, bie ein % anniswürmchen findet, muß 
fterben, wenn dasſelbe feinen Glanz verliert. B 

192, Auf weſſen Seite bie Kerze bei ber Trauung am hellſten 
brennt, der lebt am laͤngſten. 


Krankheiten. 
J Krankheit ge⸗ 
Mor ned e e I Girl 
war es, die Suätfür Shlaung Gottes, Heibnif, fle für Einwirkung 
der Geifter und eiwas Elbijches zu halten. Diele Ramen von Krante 
beiten laſſen erfeunen, wie dad Bolt in früherer geit mythifche Vorftelungen 
mit dem Urfprung der Krankheiten und fo auch mit den Heilmitteln were 
band. Das Fieber wird wie ein Alb betrachtet, der den Menfchen 
reitet, rüttelt und fhüttelt. Die Gicht, früher das Gicht, (mie nod 
heute in der Voltsſproche), bezeichnet allgemein das Gehen, Wenden und 
eigen ded Schmetzens im Leib. ine brennende Geſchwuiſt am Siam 
nagel heißt der Wurm, der umlaufende Wurm, das böfe Ding, 
das böfe Thier. Die fallende Sucht hat eine ganze Reihe von 
Namen. 3. Grimm, deutſche Mythologie 2. 9. &. 1105 f. führt eine 
HE ann The dur Gate, eher mp Guuberer vrhkngt mob 
berurfacht, ja felbft Iebenbige, feinbfelige Wejen geworben, 
193. Die Kinder, die von ihren Eltern aus ber Taufe ges 
geben werben (was bei Katholiken nicht geſchehen darf), 
efommen bie Bohrung. 
194. Wenn man die Kägel an ben Fingern abbeißt, fo bes 
kommt man bie Behrung. 
195. Wer an den Füßen die Nägel fühneibet, darf nicht auf 
das Abgeſchnittene treten, fonft befommt er bie Zehrung. 
196, Wer am Leibe ſich felbft etwas nähet ober nähen laͤßi, 
befommt bie gehrung. 
197. Wenn man Peterfilie mit ber Wurzel ausreißt und 
wieder fegt, fo befommt man die Zehrung. 
198. Wer feinem e ſchaden will, muß in beffen Fuß⸗ 
ftapfen einen Ragel ſchiagen, fo bekommt ber Feind bie 


ehrung. 
100.8 PH einem Gefäß über den Henkel trinkt, ober aus 
einem Pe etwas über den Henkel ausgießt, bekommt 
er. ° 





266 


200. Bon genoffenen Eiern muß man die Echale zerbrechen, 
fonft bekommen die, welche es unterlafien, das Fieber. 

201. Wer die ausgefämmten Haare auf die Strafe wirft, 
befommt Kopfweh. 

202. Bei dem Kirchengeläute barf man nicht eſſen, fonft fallen 
einem die Zähne aus. 

203. Beh Vudraeqhen (Anemone) riecht, bekommt eine 
wehe Naſe. 

204. Kommt ein Kind, ehe es ein Jahr alt iſt, in den Regen, 
fo befommt es Sommerfleden. 


Seilmittel‘ 

Wie die Kranfgeiten vielfach mit mythiſchen Vorſtellungen verbunden 
find, fo find e8 aud die Heilmittel. Die Arzneitunde des Heidenıhums 
war halb priefterlich Halb zauberiſch. Prieftern verſchaffte Erfahrung nnd 
höheres Wiffen Kenntniß der natürlichen Heilträfte, von der Weihe ihres 
Standes giengen hilfreiche Segensfprühe aus. Drfer ſchloſſen fi au 
Heilmittel, ja große Heilungen und Abwehr der Seuchen gelangen nur 
duch Opfer. Ei das ganze Mittelalter hindurch fahen wir auch Arife 
Uche Geiftliche vorzugsmele im Vefig der Arzneien umd ber Babe ifter 
Anwendung. Ein Theil jener yeifihen Xehre gieng aber auf die welfen 
Männer und Franen über, die fi dur Beibehaltung abergläubifcher 
Sebräude und Mißbrauch wirklicher Heilmittel den Ruf, der 
angezogen." I. Grimm, deutfhe Mythologie 2. A. ©. 1101 f. 

205. Kinder, welche: des Nachts das Waſſer nicht halten 
tönnen, heilt man dadurch, daß man fie in ein offenes 
Grab piffen laͤßt. 

206. Der ausgefallene Zahn eine Kindes muß in ein Maus 

loch gethan werben, jonft befommt es feinen neuen. 
‚Wird ein ungetauftes Kind begraben, fo legt man feine 
Windel überd Grab; wer fs diefelbe in der Nacht Holt, 
hat daran ein Schugmittel gegen Rothlauf, Schnupfen 
u. tgl. Grlältungsübel. 

208. Wer den Schnupfen hat, muß die Naſe dreimal in fein 
Hemd (bad von ikm getragen, aber feitbem nicht wieder 

iſchen ift), oder much in die Schürze der Nachbarin 
ſchneuzen, und des Schnupfen hört auf. 

209. Wem die Naſe blutet, der widele ein Band, auch einen 
Bindfaden um ben Tleinen Finger, ober laſſe das Blut 
auf zwei in Kreugform zufammengelegte Strohalme 
fallen, und das Bluten hört auf. 

210. Wer fi) an irgend einem Theile bed Körpers, beſonders 
des Geſichtes geftoßen, der muß, um eine Beule zu ver- 


267 


hüten, die Stelle mit einer Mefferflinge dreimal in Form 
eined Kreuzes unter Nennung der drei höchften Namen 
drüden, und zur Verhinderung des f. g. blauen Males 
die Stelle mit einem blauen Linnenlappen feft Drüden: 

211. Zahnfchmerzen vergehen, wenn man das Zahnfleif mit 
einem Nagel aus einem Sarge rigt. 

212. Wer an Zahnſchmerzen leidet, begibt fih vor Sonnen» 
aufgang zu einem Amelfenhaufen, kaut eine Brotrinde 
mit den ſchmerzhaften Zähnen und fpeit dann dieſelbe 
in den drei höchſten Namen in den Ameifenhaufen, und 
die Bahnfchmerzen hören auf. 

213. Ringe, aus den Nägeln eined Sarges verfertigt, heilen 
die Gicht. 

214. Eine Linfe im linten Strumpf getragen, ſchutzt vor der 

icht. 


Sicht 

215. Wer ſich mit einem ſchneidenden Werkzeug (Meſſer, 
Axt ꝛc.) verlegt, muß dasſelbe wohl verbinden, oder In 
Sped fteden, die Wunde heilt danı um ſo beſſer. 

216. Iſt jemanden, die Hand (der Fuß) eingefchlafen, fo 
vergeht das Übel, wenn man mit Speichel ein Kreuz 
auf die Hand (den Fuß) macht. 

217. Hat jemand die Hand verflaucht (ſich vergriffen), fo 
winde er die Schnur,. womit einem Tobten bie Hände 
aufammengebunden waren, um biejelbe, 

218. Der Nahelbruch eines Kindes wird geheilt, wenn man 
ihn mit der Hand eined Todten zurüddrüdt. 

219. Gin heiferer Hals vergeht, wenn man ben Strumpf 
vom linken Fuß ummendet und um ben Hals widelt. 

220. Die Gichter werben vertrieben, wenn man eine Zwiebel 
in den drei höchften Namen auf der Thüͤrſchwelie zer 
tritt und fie dem mit den Gichtern behafteten Kind unter 
die Nafe haͤlt. J 

221. Wenn eine Frau Seitenſtechen hat, ſo vergeht es, wenn 
fie die Schürze (nach Art der Metzger) zur Hälfte aufſteckt. 

222. Wer an Setenftedten leidet, muß auf die Erde fpeien 
und einen Stein darauf legen, fo verſchwinden bie 
Schmerzen. . 

223. Warzen vergehen, wenn man fie mit dem Ole eines: 
Lichtes beſtreicht, das bei einem Tobten gebrannt hat. 

1 Einem ſolchen Kinde eine zerſchnittene Zwiebel unter Die Nafe zu 


halten, wirb-von Arzten gebilligt; der Aberglaube liegt in dem Zertrete 
auf der —S o ® ’ s ° dene 





268 


224. Wer von einer Warze befreit fein will, umbinde fie 
mit einem Faden und lege benjelben dann "einem Zobten 
in den Sarg; wie ber Kaben fault, ‚fällt bie Warze ab. 

225. Warzen vergehen, wenn man fie bei einem @rabge 
Iäute in fließendem Wafjer und zwar ſtromaufwaͤrts 
waͤſcht und babei fpricht: 

Man läutet dem Todten ind Grab, 
Ich wafche mir die Warzen ab. 

226. Warzen vertreibt man, indem man fo viele Knöpfe, als 
man Warzen bat, in einen Faden macht ‚md Diefen 
unter einer Dachtraufe vergräbt: verweſt ber Faden, 
fo feuen die Warzen ab. 

227. Wer von Warzen befreit fein will, zerſchneide einen 
Apfel in den drei hoͤchſten Namen in drei Theile, be 
gebe bi die Schalen unter bie Dachtraufe und bete brei 


cunfer. 

228. Hat jemand das Schluchzen (ben sargie), fo 
verliert er es, wenn er ben Schlüfſel Stubenthüre 
‚im Schloffe herumdreht, ober einen: —* Brot auf die 
linke (obere) Seite legt. 

229. Wil man von ber Gelbſucht befreit fein, jo muß man 
einem gelben Schneiver (salamander terrestris) ben 
Kopf abbeipen, ober fi) ein Stüd der Gelbwurz (cur- 
cuma longa auch Gelbfuchtwurzel) in den rechten Schub 
legen und dasſelbe weich treten, bei Auwendun— 
leßtern Mittels aber vor Sonnenaufgang auf 
neſſeln pifjen. 

230. Wer von Wanzen befreit fein will, muß ber Leiche 
eines Hausbewohners einige Wangen in ungeraber Zahl 
mit in den Sarg geben. 


or, bei, nach dem Tod. 

Dem Alterthum war der Tod fein tödtendes Weſen, bloß ein tm bie 
Unterwelt abholendes, geleitendes. Der Tod naht urglöplih, — die 
Seele und führt fie weg; die Todten gehen wie dan fangene in Banden. 
De der Gterbende aber oft nicht gerne und Pa) gt, fo seit 
162 1 den —& die Idee eines Armtigen wfes und Fin 

” weiter grtum, —J Mythologie 2. A. A 
* F die ni © 1 
231. Das Kind, das der — tauft, wenn er vom Kirch⸗ 
bofe kommt, ftirbt bald. 
232. Wenn zwei Kinder aus demſelben Waſſer getauft werben, 
fo ſtirbt bald eins davon. 


269 


233. Gin Kind, das den Vornamen eined früher verftorbenen 
Kindes feiner Eltern erhält, flirbt bald. 

234. Der ältefte Sohn, der nicht den Namen des Vater 
exält, fticht bald. 

235. Speifen ehn nen an einem SCH io t 
* — j# Sea. far, ſo Ri 

236. Wer ſich am Abend im Spiegel beficht, erblidt den Tod 


Hinter fi. 

237. Wem beim Bluten ber Nafe ein Tropfen Blut auf die 
Hand fällt, der Iebt nicht mehr Tange. 

238. Laßt jemand ein Krümchen Brot aus dem Munde fallen, 
fo muß er bald fterben. 

239. Wenn man einen Laib Brot auf die linke Cobere) Seite 
legt, fo ertrinkt Bald jemand. 

240. Wenn bei einem Kranken das Arzneiglas zerbricht, fo 


ſtirbt er. 

41. Wenn und die Augen thränen, haben wir bald in der 
Familie einen Sterbfall. 

242. Dad Krachen ter Möbel in ber Stube emes ſchwer 
Erkrankten deutet defjen Tob an. 

243, Salt ein Bild, ein Spiegel, ein Fenftervorhang herab, 
oder zerbricht ohne bemerkbare Urfache ein Glas, fo 
deutet das auf einen baldigen Todesfall. 

244. Wenn bei bededtem Himmel plöglic ein Sonnenſtrahl 
auf ein Haus fällt, fo flirbt bald jemand darin, 

245. Schlägt beim Aveläuten oder Halbmeßläuten bie hr, 
fo flirbt bald jemand. 

246. Bei ber Nachricht vom Tode einer Perſon flirbt bald 
wieber eine, und zwar vom Geſchlecht ber zuerſt Bes 


jegnenben. 
Au. en die Hunde in der Nacht Heulen, fo bedeutet es, 
eben fie den Kopf in die Höhe, einen Brand, ſenken 
k ihn, einen Todesfall; in andern Gegenden immer 
28.006 Tel bes Puyfens (stri ina) auf el 
reien ix passerina) auf einem 
Haufe — in deſſen Naͤhe deutet Huf einen Todesfall, 
249. Sliegt eine frembe weiße Taube auf das Haus, fo ſtirbt 
bald jemand darin. 
250. Wo die Raupen Alles abfrefien, ftirbt Bald jemand in 
der Familie. (gl. No. 12). 
251. Wenn fi die Hammelmäuschen (Hausgrillen) in einem 
Haufe — lafien, fo firbt-bald jemand. 


en 


270 





. 252. Blhht ein Baum mehrmals im Jahr, fo flirbt jemand 


aus ber Familie. 

253. Wer eine Todtenblume (chrysanthemum segetum) an 
jemanden verſchenkt, gibt Veranlaffung zu beffen balbigem 
Er 

254. Geht der gefäete Peterfilienfamen nicht auf, fo flirbt 
jemand aus der Familie. 

255. Wenn ber Kohl im Garten blüht, ftirht jemand aus 
der Familie. 

256. Wenn bie Kinder im Spiel ein Begraͤbniß barftellen, 
fo flirht bald jemand. 


257. In_verfchiedenen Gegenden des Landes iſt es Brauch, 
daß bei Sterbefälen, beſonders wenn der Hausherr 
flirbt, alsbald alle Gefäße, in denen ſich Wein, Gifig 
ze. befindet, von einer dem Verflorbenen nahe verwandten 

Perſon etwas .gefchüttelt werben, zuweilen mit ben 
Worten: Euer Herr (die Hausfrau) ift geftorben. Unter 
bleibt diefes, fo fteht der Wein ıc. a Hier und da 
werden auch die VBienenftöde gerüdt; anderwaͤrts wirb 
ber Sterbfall auch dem Rindvieh angefagt. 

258. Wenn ein Tobter im Sarge lächelt, fo — bald wieder 
jemand aus der Familie. 

259. Wenn bei einem Leichenzuge gelacht wird, fo ſtirbt bald 
wieber jemand. 

260. Wenn ſich bei einer Leiche die gejchloffenen Augen von 
elbſt öffnen, fo ſtirbt bald jemand aus der Familie, 

261. Wenn das bei einem Tobten brennende Licht Hell Temchtet, j 

0 ftirbt bald jemand aus ber Familie. 

ißt jemand eine Thräne auf eine Leiche fallen, fo 

irbt bald jemand aus der Familie. 

263. Einem Todten barf man nicht Hemd ober Strümpfe 
eine® Lebenden anziehen, well biefer font bald flirt. 
Namenszüge müfen aus Allem, was der Tobte mit in 
den Sarg befommt, außgetrennt werben, weil fonft bald 
andere Familienglieder nachſterben. Bekommt bie Leiche 
im Sarge etwad von Leinen ober Band in den Mund, 

0 ftirht bald die ganze Familie nad. 

264. Kt dem Rhein (Caub gegenüber) wirb das Gtroh, 
auf dem ein Tobter aeg gen (Schab) verbrannt. Je 
nachdem man nun in der Aſche ben Fußſtapfen eines 
Mannes, einer Frau, eines Kindes zu erbliden glaubt, 
ſtirbt zunaͤchſt ein Mann, eine Frau, ein Kind, 


271 


265. Wenn ber Geiftlihe vor dem Haufe warten muß, oder 
wenn der Sarg auf ber Bahre nicht feſt ſteht, fo ſtirbt 
bald wieder jemand and der Familie. . 

266. Wenn einem Leichenzuge ein Mann x. begegnet, fo 
ftirht bald wieber ein Mann x., und zwar gewöhnlich 
der Begegnende ſelbſt. R 

267. Wenn ber, welcher bie Leiche eines Kindes zum Fried⸗ 
ui urägt, zurüdblickt, jo ſtirbt bald jemanb aus ber 

amilie. " 

268. Bei Beerbigungen muß ber Sarg mit den Worten „in 
Gotte8 Namen” aufgehoben werden; unterbleibt dieſes, 
fo wird der Sarg fo ſchwer, daß ihn die Träger kaum 
fortbringen Zönnen. Diefes hat feinen Grund darin, 
weil fr der Geift des zunaͤchſt Sterbenden auf den 
Sarg wirft und ihn mit Gewalt darnieder drüdt. 

269. Ergreift der Todtengräber bei der Beerbigung zuerft 
den Karft, fo ftirbt zunächft eine männliche, die Schüppe 
(Schaufel), eine weibliche Perſon. 

270. Wenn es bei einer Beerdigung regnet, fo wird ber 
Todte felig. 

271. Die Träger eines Sarges dürfen nicht fagen, er ſei 
leicht, ſonſt wird er jo ſchwer, daß fie ihn nicht fort 
tragen koͤnnen. 


272. Wenn ein Kind ftirbt, jo verlängert man das Tiſchtuch 
und bald ift das verftorhene Kind durch ein anderes 

273. a aeth Verftorbenen nicht zurůckwünſchen, f 

. Man darf den torbenen nicht 3 infehen, fonf 
hat er im Grabe feine Ruhe. ? 

274. Läͤßt man bei einer Leiche kein Licht brennen, fo hat 
der Todte im Grabe feine Ruhe. 

275. Unmittelbar vor ber Beerdigung werben (in Caub) bie 
Stühle, worauf ber Sarg geftanden, umgelegt, ebenfo 
die Stühle, auf welde auf dem Wege zum Kirchhofe 
der Sarg niebergeftellt worben ift; wirb es unterlafjen, 
fo Hat der Tote im Grabe feine Ruhe, 

276. Wenn der legte Wille eines Verftorbenen nicht erfüllt 
wird, fo fommt ber Todte wieder. 

277. Eine Wöchnerin, die ftırbt, beſucht jede Nacht ihr zu⸗ 
rüdgelafienes Kind. 

278. Gin dreimaliges Rufen des Namens eines Verftorbenen 
in ben Schornftein läßt ben Verſtorbenen erſcheinen; 


272 


3 ‚nieberfoftes dreimaliges Rufen läßt ihn wieber ver 

wiuden. 

279. Wer Blumen von einem Grabe bricht, erhält Beſuch 
von bem Lobten. j 


2. Ein Selbſtmoͤrder muß auf Erben bis zu der Zeit wanbeln, 
wo er eines natürlichen Todes geftorben wäre. 

31. Ein Mörder muß nad) feinem Tode anf dem Plage 
umgehen, wo er die Morbthat vollbracht hat. 

282. Wer einen Graͤnzſtein verfeßt, muß nach feinem Tode 
—— bis jemand zu ihm ſagt: Trage ben Stein an 
einen 

283. In ‘haften am Rhein herrſcht der Aberglaube, 
% H Leiche eines Fr werbe gelänbet werben, 
wenn man in feinem Ramen mit allen @loden Iäuten Iaffe. 


IX. . 
Mythologifches. 


KRebrein: Volkoſitte. 18 


Schon in der vorhergehenden Rubrit Aberglauben, wie auch unter 
ben Spradproben Kader fih manches, was mehr oder weniger auf 
urfpränglig jologifcher haunng ruht; hier folgt nun anderes, 
was gang der gie anheimfällt. 


1. Seimelmännchen. 

Heinze, Heinzelmann, Heinzelmännden, Hins 
zelmann, Hinzemännden find Namen eine? Hausgeiſtes. 
Heinze ift die Verfleinerungsform von Heinrich. Die 
Hausgeifter der deutſchen Mythologie erfcheinen immer als 
männliche Wefen, dabei unter fehr verfchiedenen Namen (vgl. 
Apmann, Bupemann u.a.). In Geſtalt, Ausſehen und 
Macht kommen fie den Elfen und Zwergen glei. Sie 
wohnen gern in Stall, Scheune ober Keller des Menjchen, 
dem fie 5 zugeſellen. In den Hausgefchäften erzeigt ſich 
der Hauögeift freundlich und zuthätig, vorzüglich in Küche 
und Stall. Reben der Hilfeleiftung führt er auch Aufſicht, 
daß alles im Haushalt ordentlich hergehe; fauled und fahr 
laͤffiges Gefinde bat von ihm zu leiden. Dt in den Sprache 
proben dad Heinzelmaͤnnchen mit einigen Gigenthlms 
lichkeiten, wie fie an Ort und Stelle im Vollsmunde leben. 
Dil weiter J. Orimms deutſche Mythologie 2. 4. S. 468 f. 
und meine deutſche Mythologie ©. 39 f. 


2. Amann, Butemann, Salemanı, WBantvan, 
Wuwn, Wuwelar, Wurvelades, Wullewackes, 
Wullewatz. 


Dies ſind Namen eines Geſpenſtes, Hausgeiſtes, um 
damit die Kinder zu ſchrecken. Mythologiſche Beziehungen 
Tiegen zu Grunde, 

3. Grimm (deutfche Mythol. 2. A. S. 1045) führt 
den Apmann bei der Zauberei mit Wachsbilbern an. 
Dad Wachsbild (dev Amann) wird in die Luft gehängt 
ober ins Waſſer getaucht, oder am euer gebäht, ober mit 
Nadeln durchſtochen unter die Thürſchwelle vergraben; ber 
Abwefenbe, auf welchen es abgefehen tft, empfindet alle 


276 


Qualen des Bilde. — Bei Gaub, wo ber Apmann auch 

bekannt iſt, heißt eine Felskuppe Apmann. Echon im 9. 

Jahrh. erjheint ber Gigenname Azaman von Aro, einer 

Verfleinerungsform von Atto, Ato. Apmannsborf, Atz⸗ 

mannshaufen, Atzmanns ried find brei noch — 
hörfer. 

Der aus Bupemann, Bupelmann iſt faſt in ganz 
Deutihland bekannt, ein vermummter, unreiner Hauögeift, 
der bie Kinder ſchreckt. Als ſolcher findet er ſich ſchon im 
12.— 13. Jahrh. (f. Grimms d. Myth. ©. 474). Buge 
bezeichnet einen pochenben, Flopfenden @eift, von bözen, butzen 
= podhen, Hopfen, ſ. Boße im Wörterbuch). 

Der Halemann! zieht ba, wo ein großes Waſſer iſt 
das unartige Lind mit einem Hafen in dasſelbe. Gr bient 
aber auch in Gegenden, wo fein derartiges Waſſer ift, z. ©. 
Yan und da im Amt Nafjau, als kinderſchreckendes Geſpenſt. 

ielleicht ift jened Hinabziehen mit dem Hafen neueren Ur 
fprungs, und der Hakemann, vermanbt mit dem weitfälifchen 
wilden Jäger Hadelbärend, Hadelbernd, Hadel: 
Berg Hadelblod, über den Grimm ©. 873 f. weitere 
Auskunft gibt. 

Der Wauwau, Wuwu iſt in einem großen heile 
Mitttele und Süddeutſchlands und ber Schweiz bekanut 
Der Wuwelaz, Wumelades, bier und da auch Wulle⸗ 
wades, Wullewag, ift in Raffau und Heſſen ziemlich 
gleichbehentenb mit Bupemann, vielleicht verwandt mit 

em böhmijchen Poltergeift Bubak. 

Zu Wullewag mag noch verglihen werben: mhd. 
waller, ahb. wullön = Wiberwillen haben und der alte 
BVerfonennamen Wazo, eine Verfleinerungsform von Wato 
und bie Grwähnung des arzneifunbigen Wate im Gubrunlieb. 


8. Bollecker, Pollecker, Phol. 
Bolleder iſt in dem mittlern Theil des Weſterwaldes 
Limt Rennerob) gleihbebeutend mit bem ſouſt vorfommenden 
ugemann. In dieſem Bollecker und Polleder iſt eine 
unverſtandene Erinnerung an ben altheidniſchen Gott Phole 


Ro. 200. 
jäch! X Sri eine Gottheit 
Kane tete Pen FA rg ae 


277 


ober Balder? erhalten, ber unter dem Namen Phol von 
den Thüringern und Balern, von den Sachſen und Meft- 
falen unter dem Namen Baldag, Bäldäg als Licht- oder 
Taggott gefeiert wurbe und in einem leuchtenden, aus Gold 
und Silber gebaueten Saale wohnte. Mit der Verbreitung 
des hg trat bier wie bei der Holda ber alte 
Begriff einer Gottheit in den eines gefpenfterhaften Weſens 
über. I. weiter Grimms Dentihe Mythologie 2. A. 
S. 201 f. und meine deutſche Mythologie S. 18 f. 


4. Salesreiter. 


Diefer Reiter ift offenbar der Führer der wilden Jagd, 
welche in hohes Alterthum Hinaufreicht und im mittlern Sale 
land weit verbreitet if. Bufammenhang mit dem Heiden⸗ 
tum ift Darin nicht zu verfennen. Siehe unter ben Sprach⸗ 
proben den Sales reiter unb vgl. weiter über bie wilde 
Jagd und das wüthende Heer I. Grimms beutiche 
ne 2.9. 5.870 f. und meine deutſche Mythologie 


5 Mubkalb. 

Mubhkalb if ein geipenftiges Wein, das fürchterlich 
große, meiſt feurige Augen (Augen wie „Plucsräder“ ober 
wie „Teller") bat. Man Hört e8 im ganzen Lande, 
aud) in Rheinheffen erwähnen, au ala Schimpfwort, bes 
onders um Häßlichkeit ober ungeſchlachtes Weſen eines Men» 
ſchen zu bezeichnen. Schwerlich iſt das Muhkalb bloß bas 
ärztlihe Mondkalb; Dagsgen ſpricht ſchon Die Ausſprache, 
ae —* a at ni —E Muh, Mu 
pricht. int eine mythologiſche ung borhanden, 

die ih — nicht näher angeben kann. 


6. Wirbelwind, Windsbraut, Sauarſch, Säufis, 
Samal, Mudennd. 

Windsbraut heißt heute und früher eine Art bes Sturm- 
winbes, ahb. wintes brüt, windis prüt, mb. windes brüt, 
älternhb. und in ber heutigen Volksſprache windesprout, 


1 Balder, Baldr, Paltar fimmt gu agf. bealdor = Herr, 
König. 


278 


wintspraut, windbraus windsprauch, win 

'ew, windsprauz. Die Namen ded X es im ber der 
Braut find nirgends mehr zu finden. Auf dem Weſterwald 
heißt bier Wirbel mind Sauarſch und Mudenarfd, 
nweil er, wie ein Schwein, Heu und Früchte, kurz alle leichte 
Sachen, welche er anf feinem Wege vorfindet, Frans durch⸗ 
einander wirft,“ fagt Schmidt. Am Rhön, in ber Wetterau 
in Reichelsheim heißt ber Wirbelwind Sänzal d. i. Säw 
zagel (Sauſchwanz), am Unterrhein Säufis (Sauſchwanz), 
mvermuthlich, weil dieſer ſich ringelt,“ fagt Weiganb (ſyn 
Woͤrterb. No. 2276). Beide Erklärungen jagen mir nicht 
u; ich vermuthe eine alte mötpolosifhe Beziehung, kann fie 
— nicht näher angeben. Beachtung verdient wol, daß in 
alten @eifterbefhwörungen beim Shapgraben der Teufel 
auf einer Mude rüdwärts figend und den Schwanz berfelben 
“in ber Hand haltend, vorbeireitet, um bie Schaggräber zum 
Neben zu verleiten. 


7. Spörkel,. Spörkelfen, Sartmond. 

Der Februar heißt im Anfang bes 14. Jahrh. spurkel, 
welcher Name gewöhnlih auf die roͤmiſchen Spurkalien 
rg wird. Grimm (Gefchichte der deutſchen Sprache 

848 ©. 90) findet, da im guten Satein spurcalia nicht 
vorkommt, und bie 'Tömifche Eie aud keine fo benannte 
Feier hatte, in dem Wort die Spur eines fehr alten deutfchen 
Volksfeſtes und vg: „Seltſam bleibt immer bie Herkunft 
des volfömäßigen Monatnamend aus dem firchenlateinif 
spurcalis (bad Mittellateinifchen einen heibnilchen Brand 
Beyeicnet), und ſehr möglich, daß eine deutjche Wurzel 
unterliegt, und bie Geiſtlichteit den Namen M jentli fr 

spurcals "entftellte, um fo das heidniſche —X von dem 
riftlichen Boden zu entfernen. 

Der Januar Heißt auch hier und ba auf dem Weſter⸗ 
wald Hartmann, Hartmond, mhd. hartmänöt, hartmänet, 
hartmonet, fpäter hartmon, hartman, von yore welches 
gefrornen Schnee bebeutet. 

Nach der Sage wird ber Spirkel (fo Heißt er in Fuſſin 
A. Hadamar) von böfen Weibern regiert; wegen feiner — 
heit iſt er abgekürzt und hat nur 28 Tage. 

Auf Lichtmeß findet in ber Kirche zu Herſchbach (A. Selters 
während ber HL Meſſe zur Entrichtung pa Sn ) 
allgemeiner Umgang aller Anweſenben um ben Altar Rast 


279 


Die Lepte weibliche Perſon in diefem Zuge wirb gleich mit 
bem Namen Eperkelfen begrüßt. Schüttelt Diefelbe noch 
ſtark den Rod, jo gibts noch viel Schnee. Die Iepte maͤnn⸗ 
liche Berfon in dieſem Zuge heißt Hartmond. on biefem 
hängt bie nody folgende größere ober geringere Kälte ab. 

Bil. hiermit, wa8 Grimm (deutſche Mythologie 2. A. 
©. 749) fagt: „I traue jelbft Sprüchen, die ſich unter 
dem Bolf von einzelnen Monaten fortgepflangt haben, mt» 
thifchen Gehalt zu”, fo heißt e8 von dem Februar: „Die 
Spörkelfin hat fieben Kittel an, immer einen länger ald den 
andern, bie fehüttelt fie, d. h. erregt Wind damit.“ 


8. Frau Solle, Kornmutter. 

In der Götterlehre unferer heidniſchen Vorfahren iſt 
Holda! bie freundliche, milde, gnäbige Göttin und Frau. 
Sie beweifet den Menſchen freundliche, Hilfreiche Gefinnung 
und zürnt nur bann, wenn fie Unordnung im Haushalt wahr 
nimmt. Sie wird ald fpiunenbe Bra dargeftelt, der Flachs⸗ 
Bau if ihr angelegen; fleißigen Mädchen jhenkt fie Spindeln 
und fpinnt nachts bie Spulen voll; faulen Spinnerinnen 
zündet fie den Roden an-ober beſudelt ihn. Sie wird ferner 
als ein himmliſches, die Erde umfpannendes Weſen darges 
ſtellt: wenn es ſchneit, fo macht fie ihr Bett, deſſen Federn 
Fiese, Sie fährt auf einem Wagen umber und Begünftigt 

en Aderbau. Sie fährt aber auch fhredenhaft durch bie 

Lüfte und gehört darum, ald das Chriſtenthum die heidniſche 
Sötterverehrung verbrängt hatte, zu dem wüthenden Heer. 
Sept nimmt fie das Anjehen einer häßlichen, Tangnafigen, 
großzahnigen Alten mit firuppigem Haare an, fie erſcheini 
als eine Heze, und Hexen find In ihrem Gefolge. 

Aus dem Geſagten erklären ſich leicht folgende Redens⸗ 
arten: 


1) Mött (mit) de Holle fapsenbt eine Hegenfahrt 
machen, nachtwandeln. (Befterwald). 

2) Hollezopp 1) von Haaren, die b in Verwirrung ges 
tommen find, daß fie ordentliche Knöpfe bilden; 2) yon einer 
ähnlichen Verwirrung auf ben Bäumen, wo bie Afte fehr 
kraus in und durcheinander laufen. (Weſterwald). 


@en Hold, goth. hulcha, ahd. hold, mhd. holt, agf, huld, hald, 
alta. bolle. 





280 


3) Frau Holle mat ihr Bett d. i. es ſchneit (zu 
Haufen im Amte Wehen gebraucht), woflr in andern & 
genben gefagt wird: „Die Engelchen machen ihr « 

4) Kornmutter. Wenn ber Wind über ein Kornfelb 
sieht, fo fagt man von dem wellenartigen Wiegen bes Komes: 
nDie Kornmutter zieht überd Korn." Mit dem Ausruf: 
„Die Kornmutter kommt“ ſchreckt man die Kinder, inbem 
man auf dieſes wellenartige Wiegen hinweiſt, mit dem Aus 
fait, daß bie Kinder, wenn bie Kornmutter fie erwilcht, 
;eren „hölzerne Menmen* faugen müflen. (Im fühlichen und 
norbiorflichen a des Wefterwalbed.) Dieſe Korumutter 
ſcheint von ber Kornmuhme und ber Tremfemutter bei 
Grimm (d. Mythol 2. A. ©. 445) etwas verſchieden, ob⸗ 
wol bamit verwandt. 


8. Das Ehriftophelögebet. 
Im Anfang des 19. Jahrhunderts war das phels· 
jebet weit verbreitet, wenigſtens in Naffau und Rheinhefien. 

& wurbe allgemein angewanbt bei ©: aperäbereien, wobei 
der Betende ed vorwärts und rüdwärt® beten mußte, ohne 
an einem Worte anzuftoßen. Irrte er fi im Beten, ober 
ſprachen Die Anweſenden ein Wort, jo war das Graben ver» 
gebens, ja der beſchworene „Böfe Feind“ (ber Teufel) fügte 
oft den Schaßgräbern großen Schaden zu. 

Neben biefem allgemeinen Charakter zeigte ſich hier und 
da manche Beſonderheit, wie bie nachfolgende Geſchichte ans 
einem Dorf im Amt Montabaur beweiſet. 

Die Leute glaubten, wenn fie das Chriftophelögebet in 
ber Nacht beteten, jo wärben fie durch den Schornftein nad 
Marofto gebrai, Sie kamen nun zufammen, unter ihnen 
auch eine Magd. Der Familienvater würde, fo glaubten fie, 
König in Maroflo, die Magd bafelbft bie reine Jungfrau 
werben, 


Die im Haufe Berfammelten beteten num und fahen babei, 
wie ihnen vorgejchrieben war, bie Wände hinauf, fprachen 
aud kein Wort. Die erfte Nacht beteten fie ganz Durch, aber 
es Tam niemand, ber fie durch den Schornftein geholt hätte. 
Die zweite Nacht gine «8 ebenfo.’ In der dritten 
gab €3 unter bem Gebet um Mitternacht ein Gerappel, und 

te Betenden glaubten, nun würden fie durch ben Schorn 
ftein geholt. Der Lärın hörte bald auf, aber niemanb wagte 
binandgugehen und nach der Urſache des Gerappels zu for- 


281 





Shen. Am andern Morgen ſahen fie, daf ein Stüd Holz 
die Treppe herunter gefallen war. Als die Leute fo drei 
Nädyte, und zwar vergebens gebetet hatten, glaubten fie, es 
wäre Einer unter ihnen geweſen, ber nicht an bie Kraft bed 
Chriſtophelsgebetes geglaubt hätte, darum feien fie nicht ges 
hört tunb nah den aehe en ent des Chriſophen 

en von allen geheim gehaltenen es ophels⸗ 
gebetes habe ich nicht erhalten Tonnen. 





Anhang 


aus der Simburge Chronik, welche mit dem Jahr 1336 beginnt und 

mit dem Jahr 1398 ſchließt. Rach der erften Ausgabe von 1617 nen 

herausgegeben von Dr. K. Rofjel, Wieöbaden 1860. 8. Die Angabe der 

Seiten bezieht id) auf diefe, Die der Paragraphen auf die mod in vielen 
Bamilien vorhandene Weplarer- Ausgabe von 1720. 


1. Witterung. 
(&. 9. 8.1) 

Da man zahlet! von Ghrifti Geburt Taufendt brey 

Hunbert dreiffig Sechs Jahr auff bad Feſt Simonis Zubä, 
a was ber groffe wind der grofen ſchaden thete. Der warff 
groſſe heufer, gezimmer* und thuͤrn, vnd grofe beum in ben 
wälden vmb. 
(8. 13. 8.11) 

In derfelbigen zeit und jahr vf ©. Jacobs tag bed 
heiligen Apofteln, gelegen in der Erndt, da was groſe flut 
und waſſer auff Erden, daß grofer vnſeglicher jamer vnd 
ſchaden geſchach von ber flut, und Hatte nit fehr geregnet 
oder waſſer gefallen zu ber zeit, aljo daß e8 von wunder 
licher Gottes gewalt wa, und fam, daß die waſſer alfo 
gs waren. Auch mit Namen? zu Limpurg, ba ginge bie 

ohne biß ober die Schupe,* daſſ man mit nahen allent- 
Balben darüber fuhr. Vnd iſt diß bie erſte waflerflut, bie 
ven alten leuten eingedencklich iſt. 

GS. 33. $. 68) 

Demnach ein jar in dem monat Februario (das iſt ge 
nant die Sporkell) da geſchahen gar große greuliche Donner 
ſchlaͤg vnd wunderlich grofje bliden, und Dad war vmb wein 
gloden zeit, und was wunderlih. Dann e8 was kalt, bazu 
im winter. 

(S. 46. $. 101.) 

In demfelben jahr, da warb das grofje wetter von 

Donner und bligen, zwiſchen den zweyen vnſer Frauwen tag,° 


1 zaͤhlte. — 2 Gebäude zuſammen, wie unten Gehäus. — 3 Rament- 
us, gan ee Fi Live mit, nabelnnte Priatt Fr Di 

ei Tage unferer auen find Mariä Himmelfahrt (15. Aug, 
jarlä Geburt (6. September). “ 





283 


als man vor langer zeit je hatte gefehen, vnd das was eins 
nachts, vnd in der terminey® zu Meng vnd zu Franckurt. 
Vnd vnſer Fraumen Münfter zu Meng verbrand zu mahl, 
was daran was von holgwerd mit einem ger hohen Thurn, 
Das verging gehlingen, vnd war großer verberblidher ſchaden 
vnd geſchach auch mehr ſchaden in berjelben terminey herumb 
in dem land. 
(©. 55. $. 121.) 

Anno 1373. Donnerftags vor Faßnacht ba war ein 
groß Flut auf erbreidh und gofie noth von Waſſers wegen, 
alfo daß der Nein vnd bie Lohn vber rechten Staben? in 
bie höhe gingen mehr dann Sechs vnd zwanpig füß hoch. 
Bnd Fam die Flut von einem grofien fehnee ber gefallen 
mas, Der fhmolg vnd verging gar balt, vnd war ber gröffeft 
ſchnee ber je gefallen war in hundert Jahren. Vnd die Flut 
weret mehr dann fünf tag vnd nacht uff vnd ab, und war 
groß betrübnus von den Leuten. Vnd das geuögels in ben 
heuſern, als haan und büner, fangen auf betrüßlichen. * 
Vnd die Lahne vor Limpurg warf jhnen die gärten all vmb 
und vmb, und manche Ramen mit gewanb,® vnd furten bie 
Obermülen zu füden enweg,’° auch furten Sie pinwe die 
Waldmuln, vnd bie Lohemühln, vnd bie Brüd zu Dietz 
die war hölgern, das fuhr alles Hinweg. Auch fo war ein 
fut zuuor geweft, auff den zwölften tag nach Weihenachten, 

ie nechft war, und bie flut war biffer nit gleich, dann diefje 
gröfer war. 
(S. 66. $. 140.) 

Anno 1375. ba war zumahl ein trudener heiſer Sommer, 

alfo daß es mehr ald zwoͤlf wochen ungeregnet was. 
(&. 86. $. 197.) 

Eodem (1392) war wein genug an ben flöden, vnd kam 
ein grofjer Reiff vnd froſt vf. S. Matthei tag des Euangeliften 
in dem Herbft, vnd zwifchen bemfelbigen und S. Michaelis 
des Ertzengels tag, da erfror der wein an ben flöden, auf 
dem Rein, ber Mofel, vnd allenthalben in Teutſchen Ianben, 
alfo, daß man bie trauben mufte ftoffen mit grofen ftöffeln, 
aljo hart waren Sie, vnd bie wein wurden jo faur, daß 
Sie wurden ſchmeden als faft von holgöpfeln. Der wein 
biefe Ragman,’! vnd bie quart’* wolt nit gar brey heller 
gelten. in dem anbern jahr warb gut wein, und galt 

6 Umgrängtes Gebiet. — 7. Geflade, Ufer. — 8. Betrübt. — Rahmen 
mit baranhängendem Meidergeug. — 10 Dinweg. — 11 ©. oben &. 208. 
— 12 Der vierte Theil nicht näher unten Ylüjfigteitgmaßes 





284 


die quart zwen Englifh,"® und war ber Sommer alfo heiß, 
daß ber Rein vnd alle fliefende waſſer jo Hein wurben, als 
in viergehen jahren niemand gefehen hatte. Vnd ben ned. 
fen winter, der hernach kam, fiel fo ein grofer Schne umb 
©. Gathareinen tag, als in awankig jahren in biffem land 
je nit gefallen, alfo baß viel _leut die vber felbt folten wars 
eln, die verborben in dem Schne. Die wurden funben, ba 
ber Schne verging. 
(8. 92. $. 214) 

In demfelben jahr (1395) acht tag in bem May, bad war 
auf ein Sontag, da fame ein groß Wei, Donner vnd Hagel, 
vnd thete grofien ſchaden an ben früdhten in vielen Ianden, 
vnd in den weingaͤrien. Vnd mit fonberheit bie weingärten 
zu Oberivefel vff dem Rein wurben gar ſehr nibergefchlagen, 
df der Löhne zu Kaldofen, zu Limpurg, zu Kramperg, zu 
an Der, Sommer ie Yale (haben Donner 
vnd grofem gewitter, vnd geſchach gro en em 
jahr an früchten, wein, vnd geheuß.'* 

(S. 94. $. 221.) 

In felben jahr (1396) im Februario, war ein groffe be 
ſcheldenliche flut vnd geweſſer, alfo, daß man zu Gobleng 
mit ſchiffen fuhr in S. Gonftantin firafen, auf den Kornmard 
an die Bruce, ba man gehet ober ben graben zu ©. Florian, 
und ging in die Kirche und Glofter, in bie Barfuffen, vnd 
durch ben Greuggang. Vnd zu Limpurg ging bie Lähn 
[1 dem gewelb an ber Trendpforten, die war Sechzehen 
ſchuch hoch. 

(S. 97. $. 230.) 


Anno 1397, secundum calendarium Romanorum, vf 
den Sechtzehenben tag genant Spurdel,?* da war ein Regen» 
wetter, vnd ſonderlich vf den vorgenannten tag zur Veſper⸗ 
zeit erhub ſich ein groffer ſturmwind, und dazu groffer bonner, 
geofler Regen, groffer pliz,“ vnd werete Die ganpe nacht 

iß auf den tag, vnd geſchach viel ſchaden von bem wind 

an bem gebeuw, dechern und heufern, und bie wafler wurden 
oß zufehendt, alſo daß bie Lohn bey Limpurg ging uber 
Ihren gemeinen fluß bierzehen füß Hoch. Vnd verbrandt zu 
Strahburgt mehr dann Sechshundert geheuffe zu berfelbigen 
zeit, 





18 d. h. Heller. — 14. Gehäns, d. h. mehrere Häufer, Gebäude, wie 
*1 „au mmer, — 150. i. Februar, |. d. Rubrik, Mythologtfcet.“ — 


285 


(6. 99. $. 238.) 
In demfelbigen jahr und May verbranten zu Grbfurt 
von eigenem fewr?? mehr bann dauſend heuſſer, vnd geſchach 
von Früchten und von wetter gar grofer ſchaden. 





2. Wein und Frucht. 
16. 20. $. 32.) 

In difien (1349, 1350) jaren was gute zeit von Früchten 
vnd wein; 

(&. 33. $. 66.) 

So galt das korn vnd bie frucht fein gelt, daß es an 
manchem land gar hertiglich vnd gar fümmerlich ftund, fon 
derlich in Hefien vnd Weſtphalen und barumb:® und ans 
derswo. Item der Wein galt groß gelt: Mit namen galt 
ein quart weind von Elſaſſen vnd zu Limpurgk fünf Eng- 
liſch: das ift war. Vnd der landwein und vom Rein galt 
einen ſchilling pfennig. ?° 

G. 41. 8. 89) 

In demfelbigen (1364) jahr galt ein quart weins zw 
Limpurg ein fehilling Blenig, vnd ein heller, und folglich 
anberöwo fein gelt. Das werete bey nahe ein Jahr. 

(8. 4. $. 97) 

In diſſer (1367) zeit war Harte zeit vnd teuwre jahr, alfo 
daß ein Malter korns Limpurger maaß galt fünf pfundt und 
aween Turnes, vnd das malter habern galt drey pfund heller. 
Vnd Hatten arme leut grofen gebrechen und mangel. Die 
quart weind galt zwentzig alt Bellen. 

(S. 66. $. 140.) 

Bud in dem jahr (1375) war alfo gut korn und frucht, 
daß man da bey viergig jahren desgieichen je mocht gejehen. 
Vnd galt zu Limpurg in der Ernd vnder der Sigling?° 
ein gülben, und zu fund zchen fehilling. Vnd war gut wein 
in ber zeit, vnd befien war gar viel worden. Dann bie 
Sonn hatte jhn verbrant und verherget, vnd get die befte 
maaß wein zu Limpurg acht alte heller.?: Vnd dad werete 
ein jahr nad) einander. 


17 Im Gegenfag zu Brandfiftung. — 18. da herum — 19. Siehe 
im Birerbud Pfennig un Schtliing — 20 Sigling, Gihling 
iR fo viel, als mar auf einmal mit der Sichel abfcpneidet, jo noch heute 
bier und da auf dem Wefterwald, — 21 Der Werth der Heller war nad 
Zeit und Ort verfhteden; doch giengen auf den Pfennig jedes Ortes 
gewöhnlich zwei Heller. Augefüprt werden In naſſauiſchen Aktenjtücden 
alte und junge Heller. 





286 


. (©. 76. $. 171) 

Anno 1387. da waren gute Jahr. Da Faufte man auf 
bem Rein ein gut fuber** wein vmb acht gülben, ober Sechs 
auch vmb vier, redlich gut wein: ben ein jeglih man wol 
mocht trinden vber ber taffel, ein fuber vmb brey gülben, 
vnd etlich vmb zwen gülden. Vnd Fauft Biſchof Abolf 
von Per hundert fuber weins vmb acht gülben, vnd gab 
Er bie faß zu den weinen. 

(S. 81. $. 183.) 

Eodem (1390) in dem Herbft da was alfo viel weind 
auf der Lohn gewachfen, als jemand auf der Lohne gebenden 
mogte, alfo baß ein fuber Frendijch wein galt zu Nafſauw 
vnd in ber termine acht gulden, vnd in ber majen. 

(&. 86. 8. 107. fiche oben S. 284.) 
(&. 91. $. 209.) 

In biffem jahr (1394) und zeit vorgefchrieben war 
wachſen gar faur wein. Dann ber Froſt vberfiel Den wein 5 
ben ftödten, ehe dann er reiff ward. Vnd kaufte der vorgenannte 
Werner, Biſchof zu Trier, Hunbert fuder weins mit den 
faffen vor vierhnndert gülben, Das was das fuder umb vier 

ulden. Vnd ber wurd fo lauter vf der hefen, daß man 
fin drand vor Weihenachten auß ben gläfern. 
(S. 9. $. 236.) j 
Sn diſſer zeit (1397) in dem borgenanten May, ſtund 
er Wein vnd Korn in einer gemeinen bluet, und das korn in 
diffen landen verblüete zu mahl, vnd warb in dem May railicht, 
vnd ſchneid man reif korn zu brot in ben neiten  heitigen 
tagen zu Pfingften, zu Bopparben, Gobleng und anderöwo 
an vielen enden. Das malter tom blieb an ein gülden. Vnd 
ber Wein der beft galt vier heller, zween vnd ein heller. 
Der war reblich zu teinden. Das werete ein jahr. 


8. Sterben. 
(&. 16. 8. 19.) 

Anno 1349. Da kam ein groſſes fterben in Teuſch⸗ 
landt. Das ift genant das Groſſe fterben, und das erſte. 
Vnd ftarben an ber Drüfen. Vnd men das anging, der 
farb an bem tritten tag. Vnd in der maſen flurben bie 
Teut in den grofen ftätten, zu Goln, zu Meing x. vnd alfo 
meinſtlich alle tage mehr dann 100. menfchen, ober in ber 


22 Das Zuder (Wagenlaft) war zu verſchiedenen Zeiten verſchieden. 





287 


mafe, in ben Heinen ftetten fturben teglid 20. 24. ober 30. 
alfo in der weiſſe. Das mwerete in jeglicher Stat und Land 
mehr dann ein viertel Jahrs. Vnd fturben zu Limpurg mehr 
dann 2400. menſchen, auögenommen bie find. 

(S. 32. $. 66.) 

In demfelben (1356) Jahr erhub ſich groffer jammer, und 
Tame das zweit grofe erben, aljo daß die leut an ben enben 
—* in Teutſchen landen mit groſen haufen an derſelben 

euchte,» als fie ſturben im erſten ſterben, vnd wo es nit 
hinkam in diſſem jahr, da kam es hin in dem andern jahr, 
vnd ging auch alſo. 

G. 8. $. 92. 

Anno 1365. da was daß dritte groſſe flerben, und was 
mäßlicher als Die zwey _erften, alfo baf gehen ober 12. menfchen 
des tags fiurben in Stetten ais Limpurg, vnd dergleichen. 

(&. 73. $. 159.) 

Sn biffer zeit (1384) da was daß dritte fterben, in ber 
mafjen, als die erften fterben waren, das bann doch maͤß⸗ 
licher waß. 

(8. 93. $. 217.) 


In folder zeit (1395) war grofjed fterben in Teutſchen 
landen. Vnd deren groffen Peftileng hab ich wol vier ge: 
ſehen vnd erlebet. 


A. Qleider. 
S. 22. $. 36. 37. 38.) 

Die Kleibung von ben Leuten in Teutſchen landen was 
alſo gethan. Die alte leut mit namen, trugen lange vnd 
weite Kleider, vnd hatten nit fnauf, ſondern an ben 
hatten fie vier oder fünf Enäuf.* Die ermel waren beſchei⸗ 
denlich weit. Diefelben röd waren vmb bie bruft ober ges 
mügert?® vnd geflüßert, * vnd waren vornen aufgeſchlitzt [1 
an ben gürtel. Die junge menner trugen kurtze Hleider, bie 
waren abgejähnitten auf den Lenden, vnd gentüßert vnd ges 
falten mit engen armen. Die fogeln?? waren.groß. Dar 
nad) zu hand** trugen fie Roͤck mit vier vnd zwenpig ober 
dreiffig geren,*° und Tange hoiden,?° bie waren gefnauft 
vornen nieder biß auff die füß. Vnd trugen flumpe ſchuch. 


23 Sende, veftartige Krantheit. — 24 Knopf, Knoten. — 25 d. 1. 
tabgefcpnitten, tert, dgl. unfer aufmugen d. I. aufpupen. — 26. 1. 
n Yalten Pal lagen. — 27 Kapuzen an den NRöden und Mänteln, bie 
über den Kopf A en werden fonnten. — 2 d. 1. ſogleich. — 29 Schoß 
am Kleid. — 30 Gine Art langen Mantels. 





288 


Etliche trugen Kugeln, die hatten vornen ein Iappen amb 
Binden ein lappen, die waren verjchnitten®* vnd gezattelt. »ꝛ 
a8 manches jahr geweret. 

Herrn, Ritter vnd Knecht, warn f hoffarten, 2? fo hatten 
fie Tange lappen an jhren armen biß auf die erben, gefüdert 
mit cleinfpalt** ober mit bunb,** ald den Herrn vnd Rittern 
zugehört, vnd die Knecht als jhnen zugehört. 

ie Frauwen gingen gekleidet zu 90 vnd Dengen mit 
par Fleibern,?* vnd ben vnderrock mit engen armen. Das 
oberfte kleid heife ein Sorkett,°” und war bey ben feiten 
neben vndenauf geſchliſſen, vnd gefübert im winter mit bund, 
oder im fommer mit zenbel,®® as da zimlich eim jglichen 
weib was. Auch trugen die Frauwen bie Burgerfen®* in 
den Stetten gar zirliche Kae, bie nente man Pollen, 
vnd was das Mein gefpenje*" von bifjelfet,** krauß ond eng 
beyfammen gefalten mit einem fame*® bey nahe einer fpannen 
breit, deren foftet einer Neun oder Zehen gulben. 

(6. 2. $. 46) 

Darnach da dad Sterben, die Geiſelfarth, Romerfarkh, 
Judenſchlacht,“ ald vorgeſchrieben ftehet, ein end hatte, da 
hub die welt wider an zu leben vnd fröhlich zu fein, vnd 
machten die mann neuwe Kleidung. Dieröd waren vnden 
ohne neren, vnd waren auch abgefchnitten vmb bie Ienben, 
vnd waren bie röd einer fpannen nahe uber die nie. Dar- 
nach machten fie die röck alfo furg, eine ſpann vnder ben 
gürtel. Auch trugen Sie hoiden, die waren al vmb rund 
vnd gang. a8 biefe mann Glocken, die waren weit lang 
vnd aud kurtz. Da gingen Iange ſchnebel an ben ſchuhen 
Die frauwen trugen weite hembe ausgeſchnitten, alfo Daß 
mann jhnen bie bruft bey nahe halb fahe. 

G. 40. $. 85.) 

In diffem Jahr (1362) vergingen Die groffe weitte Ploder · 

bofen** vnd ftifeln. Die hatten oben rot leder, Und waren vers 


31 Tiberffeider, Bämmfer, Röde, Hofen, Schuhe, Stiefel wurden ver» 
fänitsen (Cauch verhanen), um durch Bere Se und Offnws, 
ie farbigen Unterfleider fpielen zu Saffen. — 82 Batteln d. 5. die Räni 
der Kleider in Zaden jerſchneiden — 33 An den Hof fuhren. — 34 Herr 
melin. — 35 Feines Pelzwert. 36 Mit Aleidern, die vornen von ber 
Brut aufwärts offen (bar = unbededt) waren. — 87 Überrod. — 
38 Reichteres Seidenzeug. — 39 Bürgerinnen. — 40 Gine Art lan; 
ranenmanteld. — 41 Geipinft. — 42 Cine Art Gewebe, vieleicht 
eſſeltuch, Diſteltuch. — 43 Saum. — 44 Bonder Geifelfahrt, der 
PER BR id! De vefofeung) Yabr 
pricht der . ©. . fehr aus| . den. — 
46 Bon plodern raufhende alten werfen. “ dern 








289 


hauwen, vnd Die lange Iederjen *” mit langen fehnäbeln gingen 
an. Diefelben hatten frappen*® einen bey dem andern, von der 
groſſen zehen biß obenauß, vnd hinden aufgeneftelt halb biß 
auf den rüden. Da ginge auch an, daß fi Die menner 
binden, vornen vnd neben zuneflelten, vnd gingenb hart ges 
fpant. Vnd die junge menner trugen meiſtlich alle gefnaufte 
Tugeln, als die frauwen. Vnd diſſe- fugeln wereten mehr 
dann dreiffig Jahr, da vergingen Sie. 
G. 50. $. 110) 

Darnach zu Hand gingen gemeinli die Tappert an, 
Die trugen man vnd frauwen. Yu trugen die man kurtze 
Houden und weit vf beyden feiten gefneuft. Vnd das en 
werete nit lang in bifjen landen. . 

(&. 53. 8. 115.) 

In derfelbigen zeit (1371) da gingen an die Weftpfälifche 
Xenbener,*° die waren alſo, daß Ritter, Knecht und reifige Ient, 
führeten Lendener, vnd gingen an ber bruft an binden auf 
dem rüd hart zugeipant, vnd waren alfo fern als bie [hoppen*° 
lang war, hart geftept bey nahe eines fingerd did. Vnd 
kame dad auß Weftphalen land. 

GS. 71. 8. 155. 

In der zeit (1380) ward der ſitt von der Kleidung ver⸗ 
wandelt, alſo, wer heür ein Meiſter war von den Schneldern, 
der war vber ein Jahr ein Knecht, als man das hernach 
geſchrieben ſind. 

S. 73. $. 159.) 

Im jelbigen (1384) Jahr ging an, daß Herrn, Ritter und 
Knete, drugen kurtze haar vnd frollen vber bie ohren ab- 
geſchnitien ‚gleich den Gonverfen Brüdern. Vnd thaten das 
die vorgenante Maynleut vnd gebaurn alle hernach. 

(S. 77. $. 175) 

In derfelbigen (1389) zeit gingen Frauwen vnd Junge 
franwen, Edel vnd unebel, mit Tapperten, vnd hatten bie mitten 
gegürtet. Die gürtel Hiefe man Dupfeng.*' Vnd die menner 
trugen fie lang und kurtz, wie Sie wolten, und machten 
daran grofe weite duch eins theild auf die erben. Du junger 





47 Zußbelleidung, aus lederhose ufammengegngenes Hort, — 48 Langes 
Obertleid, wahrfcheinlich ein rund geſchnittener lauger Überwurf, von dem 
binten ein langer Streifen auf die Erde fiel. — 49 Kendengürtel, ein 
befondered Sieidungsftäd. — 50 ine Art Belleidung des Dberleibes 
beider Geſchlechter. — 51 Eine Art Gürtel, vgl. alihochd. gatopfot ges 
tupft, verihiedenfarbig. 

Aehrein: Volkeſitte. 19 





290 


man, ber noch fol geboren werben vber hundert jahr, du 
gt wifien, daß die kleidung vnd bie manirung ber kleider 
iſſer gegenwertigen welt nichts an ſich genommen hat von 

;obheit ober von herrligkeit. Dann Sie diſſe kleidung vud 
Eh von groffer hoffart erfunden vnd gemacht hant. Wiewol 
man findet, daß diefelbe Fleidung vor vier Hundert jahren 
auch etlicher maſſen geweſen feind, als man wol fiehet in 
den alten fiften vnd firchen, ba man find ſolche flein vnd 
bild gekleidet. Auch furten Nitter, Knecht vnd Burger, 
Scheden vnd Schedenröd‘? gefligert hinden vnd neben mit 
grofen weiten armen, vnd bie Preiſgen? an den armen hatten 
ein Halb elen ober mehr. Das hinge den leuten über bie 
ende. Wann man wolte, jhlug man Sie auf. Die hunds 

geln furthen Ritter und Knecht, Burger und reifige leut, 
Bruft: vnd glattbeingewand zu florm und zu flreitten, vnd 
teinen tartichen noch ſchilt, aljo daß man vnder himdert 
Rittern vnd Knechten nit einen fand, ber einen tartſchen oder 
ſchilt hette. Vorther trugen Die menner ermel an wambſern, 
vnd an ben fehauben, und an anderer kleidung. Die hatten 
ftaufen, bey nahe auf die Erben. Vnd wer ben allerlengften 
trug, ber was ber man. Die Frauwen trugen Behemilde 
Togeln, bie gingen da an in biffen Ianden. Die SKogelu 
florgt ein Frauw auf jhr haubt, vnd flunden ihnen vornen 
auf zu berg vber dad Haubt, ald man die Heiligen mahlet 
mit den Diademen. 


5. Waffen und Waffenrüſtung 
(&. 21. $. 3.) 

In derſelbigen zeit (1351) vnd manch Jahr zuvor, da waren 
die Wafen als hernach gefchrieben ftehet. Ein jglich gut 
man, Fürft, Graf, Herr, Ritter und Knecht, die waren ge 
wapnet mit platten, ®* und auch die Burger mit jhren wapen⸗ 
röden darüber, zu ftürmen und zu ftveiten, mit ſchoſſen und 
lipeiſen,“ das zu der platten hörte, mit ihren gefrönten‘“ 
helmen, darunter hatten fie kleine bundhauben.““ Vnd furthe 
man jhnen jhr fehilt vnd jhre tarfchen *® nad) und glene.’ 
Vnd den gefrönten helm furth man ihnen nach vff einem 


52 Eng anfchließendes, didgefühtes und durchſtepptes Leiblleid, — 
58 Ginfaffung an den Ärmeln. — 54 Bruftharniig. — 55 Schoß if 
ber bie Hüften, Zipeijen ber die Rippe, den Mund dedende Theil Dei 
Harnifhes. — 56 Mit Aronen geihuüdt. — 57 Hauben mit einem 
Sams. — 58 Langer, halbrunder Child”. — 59 Kloben, gefpaltener 








291 


globen.*° Vnd furthen Sie an ihren beinen flreichhofen, °* 
vnd darüber groje weitte Ierjen.*? Auch furten fie beinges 
wand, das war vornen von Ieber gemacht, alfo armbleber 
ober alfo von fyred*® geftipt vnd eifen bodlein®* vor ben 
knien. Da wurden bie reifige leut geacht an Hundert, zwey 
Bunbert ꝛc. gefrönter helm. 

(6. 25. 8. 47) 

In diſſer zeit vergingen bie Platten in biffen Landen, 
vud bie reifigen leut, Herrn, Ritter, Knecht und Burger, bie 
furten alle ſchupen* panger vnd hauben. Da achteie man 
reifige leut alfo, an hundert ober zwey ıc. mann mit hauben. 
Die mainirung‘® von ben ſchaupen hatten beſcheiden eng, 
vnd die arm waren eins theild einer fpannen von ber achſen 
oder jeher ſpann, ond eins theils hatte nit mehr dann ba 
man die arm auftojet, vnd hatte feidene quaften binden niber 
hengen, Das was freudig.” Die Vnterwammes hatten enge 
arm, vnd in bem gewerb waren fie benehet und behaft mit 
ftüden von panger, das nante man Muselfen. *° 

G. 87. $. 200.) 

Eodem (1393) joge das Reich und der Biſchof von Men 
vor Hapftein, bad lagen acht tag bavor, vnd die Statt 
von Srandfurt, und zogen wider davon. Da hatten die Stett 
groffe Büchſen, deren ſchoß eine Sieben oder Acht Gentener 
ſchwer. Vnd ba gingen die groffe Bügen an, beren man 
is mebr gefehen hatte auf Erdreich von folder gröfe vnd 

were. 


60 Lanze. — 61 Beinbefieidung. — 62 Hohe Stiefel. — 63 Peiner 
Bannwollenftoff. — 64. Budeln, — 65 Längerer Dberrod. — 66 Manier, 
Art und Beife. — 67 Wohlgemuth, übermärhig, te. — 68 Giferne 
Belteidung der Armmusteln. — Siehe die meiften der angeführten Wörter 
im Börterbud. 





Erläuternder Nachtrag zu ©. 63. 


(Mitgetheilt von Heren Pfarrer Keg in Eaub.) 





Die Auferung de Hrn. Beder (5.63), daß im Amte 
Dillenburg der Glaube an Deuteroſtkopie herriche, veranlaßt 
mich zur nachfolgenden Mittheilung: 

In der Nähe Dillenburgd Iebte noch zu Anfang biejes 
Zahrhunderts ein Mann, von dem allgemein geglaubt wurde, 
er befige die Gabe, Bufünftiges, namentlich Todesfälle und 
Brände, Borandgufchen. 

Wenn ein Todesfall bevorftand, empfand er, wie erzählt 
wird, eine Unruhe, die ihn antrieb — und wenn e8 aud 
mitten in der Nacht war — das Haus aufzufuchen, in dem 
ber Sterbfall eintreten follte. 

Er gieng dann vor dem Haufe auf und ab und fehaute 
das Haus an. Bald darauf flarb jemand in dem Haufe. 
Daß er deshalb gefürdhtet war, Täßt ſich leicht benfen, und 
es wird verfichert, er felbſt Habe öfter geäußert, wie unan 
genehm ihm dieſe Babe fei, aber ein unerflärliches Etwas, 
dem hi nicht wiberftehen Eönne, dränge ihn, dem Triebe Kolge 
zu leiften. 

Alis in neuefter Beit die Chauſſee von Dillenburg in das 
Heffiiche angelegt wurde, erinnerte man fi in Dillenburg 
allgemein, daß er dieſes voraus gejagt hätte. Seine Weihe: 
gung, daß die Türken ihre Pferde in der Dil tränten 
wöirbden, ift vor der Hand noch nicht in Erfüllung gegangen 

Als bejondere Merkwürbigfeit wird noch Folgendes er 
zähle: 

Zu jener Beit wurde bekanntlich das Dillenburg nahe 
gelegene Haiger öfter von Bränden heimgeſucht. Einen biefer 
Brände ſoll er voransgefagt und namentlid) angegeben haben, 
der damalige Beamte in Dillenburg werde auf einem Schimmel 
in Schuhen und feidenen Strümpfen zu dem Brande reiten. 
Auch dem Beamten kam biefe Äußerung zu Ohren, ber no 
türlich darüber lachte. 

Bald darauf brannte es in Haiger. Der Beamte, ber 
fich zufällige Weife in Schuhen und ſeidenen Strümpfen 





293 


an ber Tafel ded damals in Dillenburg meilenden Prinzen 
von Oranien befand, follte zur Brandftätte eilen. Er ver- 
langte nad) einem Pferde. Es waren aber nur zwei — in 
dem Marftale befindliche, ein Rappen und ein Schimmel 
zu befonmen. Der Beamte, bem die Weißagung einfiel, 
befahl: „Bringt mir eins ber Pferde, aber nicht den 
Schimmel!“ Da aber mittlerweile der Rappen erkrankt war, 
mußte er wider feinen Willen den Schimmel nehmen. 

Als er auf demfelben in Schuhen und feidenen Strümpfen, 
wie er von der Tafel aufgeftanden, nach Haiger eilte, fland 
der Prophet am Thore und begrüßte ihn, fpöttifch Tächelnd: 

‚Guten Morgen, Herr Juſtizrath 1* 

So wird der Vorfall erzäplt und theilweife noch bis auf 
HR. Stunde geglaubt. 





Nachträge 


zu den Kinderliedchen S. 77 f. und zu den Sprüden 


beim Auszählen ©. 113 f 


mitgeteilt aus Caub. 





1. 


Ine Mine Tigelcher, 
Meine Mutter kocht mir Schnipelcher, 
Da wollt id) dran lecken, 
Da Fam fe mit dem Steden; 
Da gteng ich zu der Magd, 
Die hat mich ausgelacht. 
Da gieng ich zu dem Knecht 
Der fagt, es geihäh mir Recht; 
Da gieng ih zu dem Hund, 
Der fagt: es {ft bir gelund ; 
Da gieng ich zu der Kap, 
Die Kap hat mich gefragt; 
Da gieng ih zu der Maus — — 
Die ganz Geſchicht if aus! 


2. 


Inge Gebinnde Beierholz! 
Unfer Vater ift jo ftolg. 
Er bat ’nen Garten, 
In dem Garten ift ein Baum, 
In dem Baum ift ein Reſt, 
In dem Neft ift ein Gi, 
In dem Ei ift ein Dotter, 
dem Dotter iſt ein Haas, 
er fpringt der Frau Baas 
Auf die lange Ray’. 


Mumerk.: Bei den legten Worten wird die Rafe des Kindes leicht 


295 


3. 
Grethel, mad} de Lade zu, 
Suft (ſouſt) kommt der ſchwarze Herrebu' (Herr Bub), 


Krieht dich an der rechten Hand 
Und führt dich in das Engeland. 


4. 
18, 19, 20, 
Die Franzoſen reiten nach Danzig, 
Ohne Bantoffeln, ohne Schuh 
Neiten die Franzoſen nad) Danzig zu. 
5 
Endle, Mendle, Bier die Miene, 
Ame, Dame, Dame, diene, 
Ladebrot 
In der Noth 
Bi, Paff, 
Seligtobt. 
6. 
Annche, 
Sannche, 
Siglami, 


Feche, 
Wauſetodt! 
7. 


Herum dibus, 
RAin dibus, 
che 
Do! 
Rappermänn bi mo,- 
Kappermänn bi zitter je, 
An, dan, dol 
Meinft’, ich Eönnt’ Fein’ 20 zähle, 
20 ſteht ſchon dol 


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Eins, zwei, dreil 
Schieferbederei. ” 
Scyieferdeder: Gompagniel 
O, du bift ein dummes Vieh! 
Warum bift du fortgelaufen? 
Warum bift du wieder da? 
Darum mußt du Strafe leiden 
Fünf und zwanzig Jahr. 

Um wad wollen wir wetten? 

Um drei goldene Ketten? 

Um eine Flaſche Wein! 

Du ſollſt der dide Schiffmann fein.“ 





Er 


onen, Google 
8 


Bin, Google 





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